Chapter I
Chapter I
„Hey Prongs, kannst du mir mal bitte die Kanne da geben oder bist du zu beschäftigt damit Evans anzustarren?“ Sirius Black stieß seinem Kumpel unsanft den Ellenbogen in die Seite.
„Immer sachte, Pad. Ich bin noch nicht ganz wach. Du müsstest doch mittlerweile auch mitbekommen haben, dass man mich morgens am besten in Ruhe lassen sollte.“ James Potter, seines Zeichens Schulsprecher von Hogwarts und Quidditchkäptan der Löwen schob seinem besten Freund die Kanne mit Kaffe zu, bevor er es sich wieder den Kopf auf seine Arme gebetet auf dem Tisch gemütlich machte.
„Ach, erzähl doch nichts. Du und noch nicht wach? Wohl kaum, außer…“ Sirius schnappte sich sicherheitshalber schon mal die Kanne bevor sein Freund sie aufgrund seiner nächsten Worte wieder außerhalb seiner Reichweite stellen konnte, „außer natürlich in deinem momentanen Tagtraum geht es um unsere heiße Schulsprecherin.“
James hob den Kopf und grinste den offiziellen Playboy der Schule schelmisch an. „Wer sagt, dass es ein Traum ist an das ich gerade denke? Vielleicht ist ja gestern Abend etwas bahnbrechendes zwischen mir und Evans passiert…“
Sirius Augenbrauen zogen sich zusammen. „Prongs…du möchtest mir nicht zufälligerweise etwas sagen?“
„Zufälligerweise nicht, nein.“ James machte es sich wieder auf seinen Armen bequem und schloss die Augen um wenigsten ein bisschen ausruhen zu können, bevor der Unterricht begann, doch Sirius war an diesem Morgen viel zu gut gelaunt, als ob er seinem Freund seine Ruhe gelassen hätte.
Leise rutschte er näher an den Schulsprecher heran und beugte sich zu dessen Ohr hinunter. „Langsam zog Evans sich ihr Seidenunterhemd aus und warf es neben sich. Stöhnend fuhr sie sich durch ihre lange, rote Mähne und bog sich…“
„Okay Pad, okay.“ James richtete sich wieder zu seiner vollen Größe auf. „Du hast gewonnen.“
„Was denn? Ist es groß? Kann man es essen?“Sirius nahm einen Schluck Kaffee und verbrannte sich die Zunge. Fluchend landete der weiße Becher wieder auf dem Gryffindor-Tisch.
„Leider ist der Gewinn weder groß noch essbar. Aber du hast erreicht, dass dieses schöne Ereignis, das sich gerade vor meinem inneren Auge abgespielt hat, spurlos verschwunden ist.“
„Was? Wieso? War ich dir nicht gut genug?“ Sirius lehnte sich wieder etwas zurück und zwinkerte einer vorbeilaufenden Ravenclaw zu, die daraufhin prompt die Gesichtsfarbe wechselte. „Keine Angst, Prongs. Morgen werde ich mich mehr anstrengen.“
„Das will ich auch hoffen, Pad. Die Vorstellung vorhin war nicht unbedingt deine Spitzenleistung. Was sagt uns das Buch, Moony? Scheint ja echt spannend zu sein. Du liest jetzt schon seit fünfzehn Minuten ein und dieselbe Seite.“
Remus blickte auf. Sein braunes Haar war ordentlich aus der Stirn gekämmt und seine hellbraunen Augen waren wie immer wachsam. „Wenn dich Kräuter interessieren, die man am besten zur Heilung von Fleischwunden verwendet, kann ich das Buch nur empfehlen. Aber ich an deiner Stelle würde mich zu erst einmal Lily zuwenden. Sieht so aus, als würde sie gleich zu dir kommen.“ Remus nickte in Richtung Ende des langen Gryffindor-Tisches an dem eine rothaarige Hexe eifrig mit ein paar anderen Mädchen diskutierte und immer mal wieder zu den Rumtreibern herübersah.
Der Schulsprecher grinste und begann wie wild zu winken als sie das nächste mal in seine Richtung blickte, das Ergebnis war, dass sie sich schnaubend ganz abwandte.
„Hattest du nicht gesagt, sie würde zu mir kommen, Remus?“
„Wird sie auch noch. Vertrau mir.“ Der Vertrauensschüler blätterte eine Seite in seinem dicken Buch um, dass er vor sich auf dem Tisch liegen hatte.
Sirius, der das Mädchen, das vorhin an ihm vorbei gegangen war nicht aus den Augen gelassen hatte, wandte sich nun Hilfe suchend an seinen Freund. „Sag mal, James. Du weißt nicht zufällig wie die da heißt? Braune, leicht gelockte Haare? Süßes Lächeln, ansprechende Figur?“
James war Sirius Blick gefolgt und zog eine Augenbraue skeptisch in die Höhe. „Mary Ann Whittal?“
„Mir ist schleierhaft, wie du dir die ganzen Namen merken kannst, Prongsie. Aber es hat auf jeden Fall seine positiven Seiten, ich bin gleich wieder zurück.“ Der Playboy schlechthin in Hogwarts erhob sich von seinem Platz und schlenderte zu dem Ravenclaw-Tisch hinüber, wo sogleich aufgeregtes Geflüster ausbrach.
James fuhr sich mit der Hand durch die ohnehin schon unordentlichen Haare und begann an seinem Brötchen rumzuknabbern, immer den hinteren Teil des Tisches im Augenwinkel behaltend. „Sagtest du nicht, sie würde herkommen? Vielleicht sollte ich zu ihr gehen…“
„Untersteh dich, James. Du wirst wohl noch fünf Minuten warten können bis sie…okay ich korrigiere mich,“ sagte Remus, als er bemerkte, dass Lily aufgestanden war und auf die beiden Rumtreiber zukam, „dreißig Sekunden warten können, bis sie zu dir kommt, oder?“
Kaum hatte Remus den Satz beendet stand die Schulsprecherin auch schon neben ihrem Kollegen. „Potter, wir müssen reden. Kann ich mich da kurz hinsetzen?“ Sie zeigte auf den Platz, den Sirius vor gar nicht allzu langer Zeit in Beschlag genommen hatte.
„Klar.“ Mit ihrem Kumpel war in den nächsten fünf Minuten sowieso nicht zu rechnen.
Lily nickte und lies sich auf den Platz fallen. „Wegen den Nachtgängen…“
„Scheint ja, als könntest du es gar nicht aushalten, mit mir nachts durch Hogwarts zu streifen, Evans.“ Remus versteckte sich sicherheitshalber schon mal hinter seinem Wälzer.
„Oh ja, Potter. Jede Minute, die ich nicht mit dir verbringe ist eine vergeudete.“ Lilys grüne Augen blitzten kurz auf und die Ironie, die aus diesem Satz förmlich tropfte, konnte auch nur ein James Potter gezielt überhören. „Aber jetzt mal ernsthaft: Wann geht’s los? McGonagall hat mich vorhin schon gefragt, wann wir den nächsten geplant haben…“
„Wie wär’s mit heute? Ich habe heute nichts vor…nichts woran ich mich erinnern könnte.“ Der Dunkelhaarige fuhr sich erneut mit der Hand durchs Haar was ihm eine hochgezogene Augenbraue einbrachte.
„Gut. Heute Abend…“ Lily erhob sich wieder. „Punkt halb elf geht’s los, Potter.“ Und damit wandte sie sich zum Gehen, doch James Hand hielt sie an ihrem Arm fest.
„Hey Evans, geht’s du mit mir aus? Hogsmeade wartet nur auf uns beide.“
„Potter.“ Lily legte eine kurze Pause ein. „Ich gehe erst dann mit dir aus, wenn die Erde sich aufhört zu drehen. Ich denke, das ist eine ziemlich genau Zeitangabe, meinst du nicht auch?“
Kaum hatte sich die Rothaarige wieder zu ihren Freundinnen gesellt, tauchte auch Remus wieder hinter seinen Buch hervor.
„Habe ich das gerade richtig mitbekommen und Lily Evans saß hier? Auf meinem Platz?“ Sirius lies sich auf besagten Sitzplatz fallen und schaute zwischen seinen beiden Freunden hin und her. „Wollte sie eine Zugabe von gestern?“
„Nein, aber so was ähnliches.“ James widmete sich wieder seinem Brötchen.
„Uhu. Sagt mir wann ihr wo seid und ich werde da Bild des Jahres schießen.“ Fröhlich begann Sirius ein Lied zu pfeifen, brach aber mitten in der Mitte ab.
„Was ist los, Pad? Weißte nicht mehr, wie’s weiter geht?“
„Prongs…Prongs, schau dir die an!“ Sirius nickte Richtung Flügeltüren, in der ein langbeiniges, blondes Mädchen stand. „Was für Beine. Was für ein Gang. Warum geht die denn zu den Slys? So eine Schönheit muss hier sitzen! Am besten direkt neben mir. James, du bist Schulsprecher, du musst was machen!“
„Ich denke, dass sie morgen neben dir sitzt, dazu brauchst du mich nicht extra.“
„Auch wieder wahr…“
*~*~*
Beatrice Campbell sah sich um. Sowohl die bewundernden Blicke der Mädchen als auch die anerkennenden der Jungs lagen auf ihr.
Ein Lächeln huschte über ihr makelloses Gesicht.
Sie liebte den großen Auftritt.
Vorhin war sie bei Professor Dumbledore gewesen und hatte sich für eines der Häuser einteilen lassen. Slytherin. Nun, das war okay. Sie wäre zwar lieber in Ravenclaw gewesen, dem nachgesagt wurde, es würde die schlauesten Schüler beherbergen, aber Slytherin war immerhin besser als Huffelpuff.
Zwei Jungs fielen ihr ins Auge, als sie zu ihrem Haustisch hinüberging. Beide in Gryffindor, beide groß und breitschultrig, beide gutaussehend und beide sahen in ihre Richtung. Na, die Zeit hier in Hogwarts versprach doch hochinteressant zu werden.
Beatrice lies sich auf einen freien Platz am Ende des Haustisches der Schlangen sinken und strich sich die Haare hinters Ohr.
Sie wusste nicht, warum sich ihre Eltern plötzlich dafür entschieden hatten, sie auf eine ‚allgemeine‘ Schule zu schicken, noch dazu mitten im Jahr, wo sie doch seit sie zehn war Privatunterricht bekam, aber so wie sie ihre Eltern kannte, hatten diese Hintergedanken.
Welche, das würde sie noch herausfinden.
„Hey, du musst Beatrice Campbell sein.“ Ein Sechstklässler stand vor ihr. Aus ihrem eigenem Haus, wie sie an der Krawatte erkannte.
Sie lehnte sich zurück und begann erst einmal mit einer eingehenden Musterung. Schwarzes Haar, grau-blaue Augen. Oh ja, an Typen schien Hogwarts richtig was bieten zu können. „Ja. Die bin ich…“
„Ich bin Regulus Black. Vertrauensschüler von Slytherin. Meine Aufgabe ist es…“
Mit dir in einer dunklen Ecke zu verschwinden und Sachen anzustellen, die man nicht als anständig bezeichnet?, beendete Beatrice im Kopf seinen Satz.
„…dir hier alles zu zeigen.“
Schade aber auch. War wohl nichts. Könnte man ja bestimmt noch ändern. Beatrice schenkte ihrem Gegenüber ein Lächeln.
*~*~*
Sirius hatte beobachtet wie sein kleiner Bruder zu der Neuen hinübergegangen war und nun mit ihr sprach. Verdammt, warum war die denn in Slytherin?
Egal. Nur weil Slytherin das Haus war, das er am wenigsten leiden konnte, hieß das noch lange nicht, dass es dort nicht das ein oder andere hübsche Mädchen gab.
„Blond.“
„Groß.“ James legte den Kopf leicht schief, während er zusammen mit seinem Kumpel die Slytherin-Schülerin musterte.
„Makellose Haut.“ Sirius griff nach seiner Tasse und trank ein paar Schlucke.
„Blauäugig.“
„Ehrlich?“ Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen schossen in die Höhe und er warf dem Schulsprecher neben sich einen erstaunten Blick zu. „Das kannst du auf die Entfernung sehen?“
„Nein. Das war geraten.“
„Ach so. Hervorragende Beine.“
„Das ist mir auch schon aufgefallen.“ James nickte bestätigend. „Körbchengröße?“
„B oder C.“ Der Gryffindor begann mit seinen Fingerkuppen auf dem Holztisch herum zutrommeln, während er die neue Mitschülerin beobachtete.
„Jungs,“ Remus begann mit seiner Hand vor James und Sirius Augen hin und her zu wedeln. „Ich unterbreche eure Analyse des Körperbaus der neuen Slytherin ja wirklich nur ungern, aber wir haben jetzt Unterricht. Bei Professor McGonagall.“
„Moony. Du verstehst es echt, alles Schöne mit ein paar aneinander gereihten Wörtern zunichte zu machen.“ James und Sirius wandten sich wieder ihrem Freund zu.
„Tja, tut mir ja echt Leid, Leute. Aber was sein muss, muss eben sein.“
„Du hörst dich an wie Slughorn.“
Dennoch standen James und Sirius auf und zusammen mit ihrem Freund verließen sie die große Halle.
