Zum Inhalt der Seite

Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zurück in die Höhle des Löwen

Ich bin zurück mit einem neuen Kapitel. Obwohl ich diese FF absichtlich unregelmäßig hochlade, um mich selbst nicht zu stressen, wollte ich den Abstand zwischen den Updates niemals so groß werden lassen. Jetzt habe ich dank Schreibflash ein paar Kapitel in petto, die ich in naher Zeit auch hochladen werde.

Ich hoffe, dass sich mein Schreibstil nicht allzu sehr geändert hat. Deswegen ist es mir vor allem bei diesem Kapitel wichtig, eure Meinung zu hören :)
 

Zurück in die Höhle des Löwen
 

Remus wachte früh auf. Das musste er auch, denn heute war der Tag, an dem die Sommerferien vorbei waren und sie zurück nach Hogwarts fahren würden. Sein Vater hatte ihn nicht geweckt. Er hatte darauf vertraut, dass Remus‘ innere Uhr ihn wie immer pünktlich aufstehen ließ. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hatte und vollständig wach war. Rasch strampelte er sich von der viel zu warmen Bettdecke frei und warf einen Blick auf Black, der immer noch tief und fest schlief.
 

Im nächsten Augenblick schoss ihm die Erinnerung an die vergangene Nacht durch den Kopf und für einen schockierenden Moment war er sich nicht mehr sicher, ob sie miteinander geschlafen hatten oder nicht. Dann fiel ihm wieder alles ein und erleichtert atmete er aus.
 

Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihm, dass es Zeit war aufzustehen und so weckte er Black mit einem sanften Stupser seines Fußes. Black brummte nur, wälzte sich auf die andere Seite, sodass er sich in seiner Decke eindrehte. Der unerwartete Widerstand ließ ihn wohl aufwachen, denn kurz darauf blinzelte er verschlafen zu Remus auf.
 

„Wasn?“
 

„Aufstehen.“
 

„Oh nein …“
 

Flugs drehte er sich wieder um und drückte diesmal seinen Kopf in das Kissen. Remus ließ sich davon nicht beeindrucken.
 

„Dann fahr ich eben allein nach Hogwarts, bis dann!“
 

Mit aufgerissenen Augen kam Black hoch und wollte aufstehen, verhedderte sich dabei aber wieder in seiner Decke. Remus ging voraus, während er noch auf der Treppe dem Kampf zwischen Magier und Wolllaken lauschte.
 

In der Küche wurde er vom Duft von Eiern und Speck empfangen. Sein Vater stand am Herd und drehte sich lächelnd zu ihm um.
 

„Guten Morgen, Großer. Hunger?“
 

„Immer.“ Er nahm sich einen Teller und sein Vater tat ihm auf. „Was meinst du damit – mit ‚Großer‘?“ Er setzte sich. „So nennst du mich doch sonst nie.“
 

Black stolperte die Treppe hinunter, seine Haare sahen wüst aus.
 

„Morgen …“ Seine Nasenflügel blähten sich, während er den Duft in sich einsog. „Mann, riecht das lecker!“ Hastig holte er sich auch seine Portion ab.
 

Sein Vater setzte sich zu ihnen. „Um deine Frage zu beantworten, Großer.“ Er grinste, scheinbar hatte er richtig gute Laune. „Ich hab einfach das Gefühl, dass das jetzt angebracht ist.“
 

Nun, das half ihm auch nicht weiter, sondern verwirrte ihn nur weiter. Was auch nicht half, war, dass Black unter dem Tisch seine Füße nach seinen Beinen ausstreckte. Er sandte ihm einen warnenden Blick. Black schob schmollend die Unterlippe hervor.
 

„Und, schon aufgeregt? Schließlich bricht jetzt euer letztes Jahr an.“, fragte sein Vater plötzlich. „Sirius, weißt du schon, was du danach machen willst?“
 

Remus spitzte seine Ohren. Was er selbst gerne machen würde, wusste er, auch wenn er genauso gut wusste, dass das nur ein Traum war. Mit den Träumen von anderen hatte er sich bisher noch nie beschäftigt, zu gefangen war er dafür in seiner eigenen Welt. Schließlich hatte er genug eigene Probleme. Und sollte er nicht wissen, welches Blacks Ziel war, jetzt wo sie doch …
 

„Ich will Auror werden.“
 

„Auror?“ Sein Vater klang überrascht. „Das ist ein ganz schön hohes Ziel, hast du denn die Noten dafür?“
 

„Er hätte sie, wenn er sich mehr anstrengen- autsch!“ Black hatte ihn getreten und fuhr dann fort, an seinem Bein entlangzustreichen.
 

„Noten sind kein Problem. Außerdem ist es mir wirklich wichtig.“
 

Er war überrascht. Diesen Ernst hatte er in Blacks Stimme noch nie gehört. Und auch sein Gesichtsausdruck verhieß nur, dass es ihm völlig ernst damit war. So etwas hätte er ihm bisher nicht zugetraut.
 

Oder wollte er nur Auror werden, um vor den Mädels anzugeben? Das traute er ihm viel eher zu. Seine Bewunderung sank.
 

„Remus, was willst du denn später werden?“ Neugier lag in Blacks Stimme, während Remus‘ Herz panisch zu klopfen begann. Merlin, Blacks Berufswünsche waren so cool, während seine eigenen so langweilig klangen. Und letzten Endes vertraute er ihm doch noch nicht so ganz – was, wenn er es Potter weitererzählen würde? Aber lügen konnte er nicht. Sein Vater wusste Bescheid. Und er hatte keine Lust auf noch ein Vater-Sohn-Gespräch mit ihm.
 

„Ich … öhm, ich möchte Lehrer werden.“ Blacks Fuß an seinem Bein hielt inne.
 

„Was? Echt?“
 

„Ja …“ Er sandte ihm einen giftigen Blick. „Wag es ja nicht, dich darüber lustig zu machen!“
 

„Was? Nein! Würde ich nie!“ Er sah ihn ehrlich empört an. „Ich find’s echt cool. Du konntest schon immer gut erklären, warum solltest du also kein Lehrer werden?“
 

Ja, warum nicht. Das wusste er verdammt genau. Remus senkte den Blick. Sein Vater schwieg betrübt.
 

„Oh …“ Black hatte es wohl auch verstanden. „Deswegen.“ Unter dem Tisch senkte sich sein Fuß auf Remus‘ eigenen, als würde er ihm die Hand auf die Schulter legen. „Sorry.“
 

„Schon gut.“, entgegnete Remus schnell. „Ist eh nur ein dummer Traum. Man kann eben nicht alles haben.“ Er stand auf. „Ich hol schonmal die Koffer.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Die Autofahrt nach London verlief nicht ruhig. Sein Vater fragte Black aus: Über Hogwarts, darüber, wie sich Remus machte und tatsächlich auch darüber, ob sich sein Sohn denn auch mal mit Mädchen treffen würde. An diesem Punkt musste Remus eingreifen:
 

„Ich hab dir doch gesagt, ich hab keine Freundin!“
 

Aus dem Augenwinkel sah er Black schmunzeln.
 

„Ach, wer weiß, ob du mir immer die Wahrheit sagst.“ Sein Vater zwinkerte ihm zu.
 

„Also, was Offizielles weiß ich zwar nicht, aber …“ Remus‘ Kopf schnellte zu ihm herum. Was hatte er denn jetzt vor? „Manchmal wird unser kleiner Remus mit einer Schwarzhaarigen gesehen.“
 

Jetzt hatte er die Aufmerksamkeit seines Vaters voll für sich. Da Remus auf der Rückbank saß, konnte er nicht viel gegen Blacks Streich unternehmen.
 

„Eine Schwarzhaarige? Soso … und weiter?“
 

„Hmmm … also, sie ist echt gut aussehend. Echt heiß.“
 

Sich selbst Komplimente machen konnte er also schon. Sein Kopf glühte schon. Aber das wollte er nicht auf sich sitzen lassen.
 

„Das Mädchen, das du meinst, ist nicht meine Freundin.“ Black sah ihn erstaunt an. Dass er darauf eingehen würde, hatte er wohl nicht erwartet. „Sie nimmt Nachhilfe bei mir, weil sie in der Schule sonst nicht durchkommt. Abgesehen davon find ich sie überhaupt nicht gut aussehend. Und heiß schonmal gar nicht!“
 

Leider konnte er Black nicht die gewünschte Reaktion entlocken, er wurde weder rot noch zeigte er sonst eine große Reaktion. Nur seine Augenbraue wanderte ein Stück nach oben und Remus, der ihn inzwischen ganz gut lesen konnte, wusste, dass Black sich auf seine Weise rächen würde.
 

~~~~~*~~~~~
 

„In London ist wie immer Verkehrschaos.“ Sein Vater fuhr das Auto an den Rand. „Ich lass euch hier raus. Ich würde dich gerne noch richtig verabschieden, aber hier bekomme ich ja noch nicht einmal einen richtigen Parkplatz.“
 

Black hob ihr Gepäck aus dem Kofferraum und stellte es auf dem Bürgersteig ab. Währenddessen verabschiedete sich Remus von seinem Vater wie immer mit gemischten Gefühlen. Er liebte sein Zuhause und er liebte Hogwarts, doch an beiden Orten hatte er Angst. Trotzdem würde er seinen Vater in den nächsten Monaten vermissen, genauso wie er Hogwarts vermisst hatte.
 

„Also dann, mach’s gut.“ Sein Vater umarmte ihn fest. „Und grüß deine Schwarzhaarige von mir.“
 

„Papa! Ich hab dir doch gesagt-“
 

„Schon gut, du musst mir nichts erklären.“ Dann sah er zu Black herüber und während einer Schrecksekunde dachte Remus, dass er es wusste. Doch der Augenblick ging vorüber und Remus schalt sich einen Angsthasen. Woher sollte er es wissen? Sie waren diskret genug. Und eigentlich gab es nicht viel zu verbergen. Sie hatten nichts Besonderes getan. Na ja, fast.
 

„Wir sollten uns beeilen. Der Hogwarts-Express fährt in zehn Minuten.“
 

Beladen mit ihren Koffern drängten sie sich durch die Menschenmenge, die sich immer genau in die entgegengesetzte Richtung wie sie bewegte. Am Gleis 9 ¾ angekommen blieben sie keuchend und mit Seitenstichen stehen, während der Hogwarts-Express schnaufend andeutete, dass er bald losfahren würde.
 

„Komm, sonst verpassen wir den Zug noch.“ Remus stieg ein und Black kam ihm hinterher.
 

Gemeinsam suchten sie das Abteil, in dem sich Potter und Pettigrew aufhalten würden. Am Bahnsteig hatten sie keinen der zwei gesehen. Durch den Hogwarts-Express ging ein scharfer Ruck, dann ging es los. Black, der hinter Remus hergestiefelt war, rempelte ihn leicht an.
 

„Hey, pass auf.“
 

„Sorry.“ Aus Blacks Stimme war deutlich ein Grinsen herauszuhören. Empört drehte Remus sich um.
 

„Das hast du absichtlich gemacht!“, stellte er fest.
 

„Würde mir im Traum nicht einfallen.“ Black grinste tatsächlich. Remus‘ Gesicht verdüsterte sich.
 

„Hör mal, Black … ich will wirklich, dass du den anderen nichts verrätst. Weder Potter, noch Pettigrew. Keinen von beiden. Auch keine Andeutungen, wie eben im Wagen. Bitte.“
 

Black lächelte ihn an, tätschelte kurz seine Wange, was Remus wirklich aufregte, und nickte.
 

„Klar, kein Problem.“
 

Remus war sich nicht so sicher.
 

Schließlich hörten sie aus einem Abteil lautes Lachen, das eindeutig der Stimme James Potters zuzuordnen war. Blacks Gesicht leuchtete auf, während Remus‘ Stimmung sank. Während Black ganz erträglich sein konnte, besonders wenn sie zwei allein waren, war Potter für ihn das personifizierte Übel. Er hoffte, dass Black sein Versprechen halten würde.
 

Er hatte Angst.
 

Mit dem gewissen Hauch an Dramatik, den Black so liebte, riss dieser die Tür zu besagten Abteil auf und rief: „Tata! Da bin ich wieder!“ Er stürmte zu Potter, der beim Aufreißen der Türe erschrocken aufgesprungen war und umarmte ihn kräftig. „Krone, altes Haus! Wie geht es dir?“
 

„Bei Merlin, Sirius! Du lebst ja!“ Potter klang glücklich, aber da war noch etwas anderes in seiner Stimme, das vielleicht Black, nicht aber Remus entging.
 

Just in diesem Moment wurde er auch entdeckt, wie er immer noch in der offenen Tür des Abteils stand. Pettigrew, der Potter gegenüber saß, starrte ihn an, als hätte er ihn noch nie gesehen. Dann verfinsterte sich sein Gesicht und er wandte sich ab. Black jedoch hatte sich endlich von seinem besten Kumpel gelöst und zog Remus in das Abteil.
 

„Ihr habt doch nichts dagegen, wenn Remus bei uns sitzt, oder?“ Black wartete die Antwort gar nicht ab, sondern scheuchte Pettigrew von seinem Platz, sodass er und Remus nebeneinander sitzen konnten.
 

Potter bemerkte nichts dazu, aber es war ihm nicht entgangen. Stattdessen versuchte er Remus zu ignorieren und fragte Black aus.
 

„Wie waren deine Ferien?“
 

Black grinste verlegen.
 

„Super, und deine?“
 

Potter starrte ihn verblüfft an, während Remus sich auf die Unterlippe biss.
 

„Super?“, echote er. „Du hasst deine Familie und fandest deine Ferien super?“
 

Black stockte. „Na ja …“
 

Potter hob eine Augenbraue. „Schon gut, Sirius. Ich weiß es eh. Oder ich kann’s mir zusammenreimen.“ Er seufzte. „Weißt du, wer kurz nach Ferienbeginn vor meiner Haustür stand?“ Black schüttelte den Kopf. „Dein Bruder, Regulus. Wollte wissen, ob du bei mir bist. Eigentlich war er sich dabei sogar ziemlich sicher, ich bin ihn nämlich fast nicht losgeworden.“ Er schaute ihn vorwurfsvoll an, dann schweifte sein Blick zu Remus, der versuchte, möglichst unschuldig auszusehen. "Und, wo warst du, wenn nicht bei mir?“, fragte er, den Blick immer noch auf Remus gerichtet.
 

Black öffnete den Mund, schloss ihn dann aber wieder. Zum ersten Mal sah Remus ihn sprachlos vor Potter. Er wusste, dass er etwas sagen musste.
 

„Er war bei mir.“
 

Die Worte hingen bedeutungsschwanger in der Luft, gerade wenn er sie mit seinen eigenen Erinnerungen mischte. Aber er wusste, dass es dumm war, nie würde Potter aus dieser Aussage heraus davon ausgehen, dass da mehr lief.
 

Trotzdem schien er verletzt zu sein.
 

„Irgendwie hab ich es mir gedacht.“ Seine Stimme war kalt, dann kramte er etwas aus seiner Tasche heraus. Es war ein Kartenspiel. „Lass uns ‚Slughorn explodiert‘ spielen.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Die Stimmung im Abteil war, um es mild auszudrücken, angekratzt. Potter sagte nichts mehr dazu, dass Black die Ferien offensichtlich bei Remus und nicht bei ihm verbracht hatte, Pettigrew ging ganz im Kartenspielen auf und ignorierte Remus geflissentlich, bis auf ab und zu, wenn er ihm einen düsteren Blick sandte. Black versuchte, Remus‘ Versprechen einzuhalten und keinen Verdacht aufkommen zu lassen, dass Remus und ihn mehr verband als die keimende Freundschaft, die Potter vermutete. Remus vergrub sich in den Karten, versuchte auch schneller im Ablegen zu sein, sodass vor allem Potter keinen Grund zum Murren hatte, und ansonsten hielt er den Blick gesenkt. Er hatte sich die Fahrt schlimm vorgestellt und das war sie auch.
 

Irgendwann wurde das Kartenspiel jedoch langweilig und Potter legte es zurück in seine Tasche, dann starrte er aus dem Fenster. So untypisch wie dieses Verhalten für ihn war, so sehr fürchtete Remus sich davor, wenn er wieder in alte Muster zurückfallen würde. So tat er das, was er immer tat, wenn er alles um sich herum ausblenden wollte: Er las ein Buch.
 

„Krone?“
 

Blacks Stimme schnitt wie ein Eindringling durch das Abteil. Sein Tonfall war jedoch ungewöhnlich sanft, beinahe bittend. Potter blickte auf.
 

„Es tut mir Leid. Ich war … irgendwie durcheinander.“
 

Potter musterte ihn. „Schon gut.“, sagte er dann, aber es war klar, dass er es nicht so meinte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus hatte noch nie so eine anstrengende Fahrt nach Hogwarts erlebt. Als sie sich aus dem Abteil und dem Zug drängten, war er vollkommen ausgelaugt und wünschte sich nichts sehnlicher als ein leckeres Essen und dann sein Bett.
 

Draußen war es dunkel geworden und die Lichter von Hogwarts strahlten hell über den See, über den die Erstklässler der Tradition nach fahren würden. Er erinnerte sich noch gut daran, wie er selber in eins der Boote gestiegen war, voller Glück und Vorfreude darauf, dass er die Schule besuchen durfte. Doch er hatte zwar vieles gelernt, mehr als die meisten Schüler vielleicht, aber alles andere war ein Desaster.
 

Aber Black hatte sein Versprechen gehalten. Er hatte keine Andeutungen gemacht, ihn nicht berührt, ihm noch nicht einmal einen besonderen Blick geschenkt. Er war so davon erfüllt gewesen sein Versprechen zu halten, dass er ihn beinahe vollkommen ignoriert hatte. Jedenfalls hoffte er das. Insgeheim hatte er jedoch die Vermutung, dass dieses Verhalten nicht nur auf sein Versprechen zurückzuführen war.
 

Zu viert stiegen sie in die Kutsche, die, wie Remus wusste, von Thestralen gezogen wurde. Als er im zweiten Jahr das erste Mal mit so einer Kutsche gefahren war, hatte er mitbekommen, wie einige Mitschüler darüber geflüstert hatten, von was sie wohl gezogen würde. Er hatte sie aufgeklärt, dass sie von toten Pferden gezogen wurde, doch er wurde nur angestarrt. Dann hatten sie über ihn geflüstert.
 

Inzwischen hatte er mehr gelernt und wusste, dass es keine toten Pferde waren, sondern Thestrale, und dass man sie nur sehen konnte, wenn man einen Menschen hatte sterben sehen. Bei der Erinnerung schloss er kurz die Augen. Niemand sollte Thestrale sehen können. Er hoffte, dass Black es nicht konnte.
 

Die Kutsche kam ruckelnd in Fahrt und schon bald waren sie angekommen.
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus langte ordentlich zu. Einen gesunden Appetit hatte er immer, auch wenn davon nicht viel an ihm hängen blieb. Er nahm sich ein paar Hühnerbeine, schaufelte sich eine dicke Portion Kartoffelauflauf auf den Teller und ging danach zu Kürbispastete und später zu Kürbiskuchen über. Pappsatt und hundemüde schob er schließlich den Teller von sich und wollte aufstehen.
 

„Warte, ich komm mit.“
 

Black hielt ihn am Handgelenk fest, eine Geste, die seltsamerweise einen Schauder seinen Rücken hinunterjagte. Zusammen verließen sie die Große Halle. Dass Potter ihnen nachsah, entging beiden.
 

Remus war davon ausgegangen, dass sie zum Gryffindorturm gehen würden, doch er hatte sich getäuscht. Unvermittelt zog Black ihn in ein leeres Klassenzimmer.
 

„Was-“
 

Er kam nicht weiter, denn Black zog ihn unvermittelt in eine heftige Umarmung.
 

„Das wollte ich schon die ganze Zeit tun.“, nuschelte er gegen seine Schulter. Zögerlich erwiderte Remus seine Umarmung. Sollte er ihm danken dafür, dass er sein Versprechen gehalten hatte? Er wusste nicht, ob es dafür nicht noch zu früh war.
 

Blacks Hände blieben nicht dort wo sie waren. Stattdessen wanderten sie über seine Schultern seinen Rücken hinunter und langsam wieder hinauf, jedoch jedes Mal tiefer gleitend. Remus erschauerte, unfähig, sich zu rühren. Er vergrub seinen Kopf in seiner Schulterbeuge, als Blacks Hände sanft auf seinem Hintern zu ruhen kamen. Der winzige Teil seines Verstandes, der noch nicht von Nebel umhüllt war, schob Panik, und sein Bauch machte Purzelbäume, aber er zwang sich still zu bleiben und zu genießen. Es war viel zu aufregend zum Aufhören.
 

Als Black den Druck seiner Hände auf seinem Hintern verstärkte, wurde ihm schwindelig. Black küsste ihn, küsste seinen Hals, sein Ohr, ein kurzer Schmatzer auf die Wange, dann auf den Mund. Der Kuss wurde schnell tiefer, leidenschaftlicher und Remus warf all seine Hemmungen über Bord und küsste ihn heftig zurück, presste sich an ihn. Blacks Hände taten verbotene Dinge, wanderten unter seine Robe, unter sein Hemd und auf seine nackte Haut. Merlin, er wurde verrückt. Er wurde wirklich verrückt.
 

Black grinste in den Kuss hinein und für einen kurzen Moment musste Remus auch lächeln, egal was sonst war, in diesem Moment, in diesem verdammten, verstaubten und verlassenen Klassenraum war er glücklich.
 

Seine Hand wurde gepackt, sanft, aber doch forsch, und unter Blacks eigene Roben geschoben. Noch trennte sie eine störende Kleidungsschicht und Remus zögerte einen Moment, dann küsste Black ihn einfach so gut, dass er nicht anders konnte, ihm das Hemd aus der Hose zupfte und endlich seine glühende Haut berührte.
 

Er erforschte alles, an das er herankam. Die schlanke Seite, die er mit seinen kleinen Händen gar nicht richtig umfassen konnte, der flache, muskulöse Bauch, der sich unter seiner Hand bewegte, der Rücken, die Brust, die sich stark hob und senkte.
 

Remus wusste, wenn er nicht aufhörte, würde er sein erstes Mal auf einem der Tische verlieren, doch er konnte sich nicht losreißen. Black spürte wohl, dass er sich versteifte, denn er drückte ihn plötzlich ein Stück von sich, ein Gefühl, wie mit eisigem Wasser übergossen zu werden. Er atmete schwer, auch ihn hatte es nicht kalt gelassen. Ihre Hüften waren noch aneinander gedrückt und Remus spürte nur allzu deutlich, wie erregt er war.
 

„Keine Angst.“ Blacks Stimme klang heiser und er leckte sich über die Lippen, eine Geste, bei der Remus beinahe wieder schwach geworden wäre. „Ich fall schon nicht über dich her. Nicht hier. Und auch nicht jetzt.“ Er lächelte unwiderstehlich, dann küsste er ihn vorsichtig und ließ ihn los.
 

Remus wusste nicht, ob er erleichtert sein oder es bedauern sollte.
 

~~~~~*~~~~~
 

Es dauerte eine Weile, bis sie sich wieder so beruhigt und ihre Kleidung geordnet hatten, dass sie sich wieder in die Gänge trauten. Black grinste ihn schelmisch an und Remus erwiderte das Lächeln. Auf dem Rückweg in den Gryffindorturm kamen seine Sorgen nur langsam zurück an die Oberfläche, doch der glückselige Nebel, in den er versetzt war, legte sich nicht.
 

Als sie im Gemeinschaftsraum ankamen, war dieser schon gut gefüllt mir plaudernden Schülern. Black hatte wie immer eine gewisse Aufmerksamkeit, doch Remus versuchte diese zu ignorieren. Stattdessen ging er schnurstracks in den Schlafsaal, den er sich mit den drei Rumtreibern teilte, zog sich seinen Schlafanzug an, putzte sich die Zähne und sank in die Federn.
 

Es mochte keine halbe Stunde vergangen sein, da ging die Tür erneut auf und besagte Rumtreiber kamen laut schwatzend herein. Natürlich hatten sie ihn bemerkt, doch Rücksicht auf seinen Schlaf hatten sie eh nie genommen und eigentlich war er ja auch noch hellwach. Was Black mit ihm angestellt hatte, ließ ihm keine Ruhe. Jetzt, wo er sich wieder beruhigt hatte, konnte er halbwegs rational über die Sache nachdenken und er wusste, dass Black diese Dinge schon hunderte Male mit ebenso vielen Mädchen getan hatte. Er wollte ihm glauben, wollte glauben, dass da mehr war und dass er – ihn liebte. So wie er selber befürchtete es zu tun. Er wusste, dass er ein großes Risiko einging. Das Risiko, verraten zu werden. Nicht nur sein Geheimnis.
 

Es war die furchtbare Angst, verletzt zu werden.
 

Pettigrew zog sich gerade einen etwas zu klein gewordenen Pyjama an, während Potter und Black schwatzend im Bad verschwanden. Remus konnte nicht anders, als heimlich auf seinen Rücken zu starren, die Bettdecke hochgezogen bis unter das Kinn. Er hatte eine Kostprobe bekommen. Und was für eine! Wie sich sein Körper wohl gegen Blacks anfühlen würde?
 

Die beiden kamen wieder aus dem Bad, zogen sich aus und legten sich in ihre Betten, doch Remus wusste, dass sie noch stundenlang miteinander reden würden, vor allem, wenn sie annahmen, dass Pettigrew und er schliefen. Nun, Pettigrew tat dies nach einer weiteren halben Stunde wirklich; sein leises Schnarchen war unüberhörbar.
 

„James?“
 

Black flüsterte.
 

„Ja“, kam es zurück.
 

„Bist du sauer?“
 

Schweigen. Dann:
 

„Ja.“ Wieder Schweigen, dann fügte Potter hinzu: „Ein bisschen. Aber eher verwirrt. Sirius, was ist los?“ Black antwortete nicht. Remus hatte die Augen geschlossen, weil er so tat, als würde er schlafen, doch er hätte viel darum gegeben, jetzt Blacks Gesicht zu sehen. Zu wissen, was er dachte. „Ich mache mir Sorgen um dich, Sirius. Du warst schon vor den Ferien so komisch. Und jetzt haust du von zu Hause ab und kommst nicht zu mir – dabei hab ich’s dir doch angeboten! Und stattdessen versteckst du dich bei Lupin. Was soll ich da denken?“
 

Endlich sprach Black.
 

„Ja … es tut mir auch Leid, Mann. Weiß auch nicht, was mich da geritten hat. Aber ich bin einfach los und – Mann, du weißt gar nicht, was bei mir los war! Meine Mutter dreht voll durch. Faselt die ganze Zeit was von so ‘nem Lord und Regulus ist ganz heiß darauf, bei diesem Verein mitzumachen. Keine Ahnung, was das soll. Halt so ein Reinblüterquatsch. Aber schau dir Peter an, der ist Reinblüter, und mit Sicherheit nicht so toll wie Linda aus Ravenclaw.“ Potter stimmte zu. „Jedenfalls hab ich’s nicht mehr ausgehalten. Und … ach scheiße, James, ich weiß nicht, wie ich’s erklären soll, aber auf einmal war ich halt in der Nähe. Ich weiß kaum, wie ich dahingekommen bin oder wann ich den Entschluss dazu gefasst habe. Und da hat Remus mich schon gefunden.“
 

„Du nennst ihn also schon Remus?“
 

„Klar … ich nenn dich doch auch nicht Potter.“
 

„Und er dich Sirius?“
 

„Ähm … nein. Ist ein bisschen verschlossen.“
 

„Scheint ja wirklich was Ernstes zu sein. Deine Freundschaft zu ihm.“
 

Black schwieg und Remus hatte kurz das Gefühl, als würde Potter mehr sagen wollen als nur das.
 

„Ja … denk bitte nichts Falsches! Du bist und bleibst mein allerallerbester Freund! Remus ist … was anderes. Ein anderer Freund. Bei ihm – ach, ich weiß auch nicht.“
 

Remus wusste nicht warum, aber irgendwie fühlte er bei diesen Worten ein Stechen in der Brust.
 

Eine ganze Weile lang sprachen die beiden gar nicht und er dachte schon, sie wären eingeschlafen. Dann sprach Potter jedoch wieder.
 

„Ganze sechs Wochen, Mann. War dir nicht langweilig?“
 

„Doch, manchmal.“ Rascheln, dann ein Händeschlag. „Ich hab dich vermisst, Krone.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Allen-Walker
2012-09-26T18:31:14+00:00 26.09.2012 20:31
Ich finde dein Schreibstil ist wirklich sehr angenehm zu lesen. So einen großen unterschied zu den älteren kapitel konnte ich jetzt nicht erkennen, aber das es eine verbesserung gibt das sieht man schon.
Was ich extrem gut finde ist die tatsache, dass man Remus Veränderung ziemlich gut mitbekommt. Anfangs war er viel verschlossener, ich hoffe bloß das er nicht enttäuscht wird.

Und jetzt zum inhalt des Kapitels:
Ich finde das sehr gemein das Sirius so etwas sagt. Also das ihm langweilig war. Remus hat ihn ja nicht gezwungen bei ihm zu bleiben.
Und hoffentlich ist James bald nicht mehr eifersüchtig auf Remus.

Abschliessend muss ich noch sagen:
Ich freu mich schon auf das neue Kapitel <3
Von:  YoungBlood
2012-09-26T11:49:36+00:00 26.09.2012 13:49
Als ich die FF vor ein paar Wochen zu meinen Favoriten hinzugefügt habe, war ich echt betrübt, dass sie anscheinend nicht weiter gechrieben wird, da das letzte Chap ja etwas her ist - umso mehr freue ich mich jetzt über ein neues Kapitel! Damit hab ich nie gerechnet und umso schöner ist es :D
Und es war ein tolles Kapitel :D da ich dir noch nie einen Kommi geschrieben habe, wird der hier jetzt etwas allgemeiner XD:
Also die Idee, dass Remus nie zu den Rumtreibern gehört hat it wirklich mal was anderes und erfrischend zu lesen. Auch das Spiel zwischen James und Sirius ist schön, ebenso wie die Anfeindung von James gegenüber Remus. Dein Schreibstil lässt sich super lesen und ist nicht so mit Details überfüllt, dass man sich schon nach drei Zeilen frägt, ob noch Handlung kommt XD
Bitte lass nicht wieder 8 Monate vergehen *fleh* :D
lg
Ally


Zurück