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Das Rudel des Wolfes

RL / SB
von

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Es ist Sommer

Es ist Sommer
 

Sie kamen erst spät nach Hause. Remus zog es vor, bei Einbruch der Dunkelheit zu Hause zu sein, doch es war Sommer, und so ließ der Abend lange auf sich warten. Dass es so spät war, hatte er überhaupt erst daran gemerkt, dass er die Seiten des Buches immer schlechter lesen konnte.
 

Black hatte nicht die ganze Zeit mitgelesen – natürlich. Er hatte auch gar nicht erwartet, dass ein Draufgänger wie er sich stundenlang auf eine Sache konzentrieren konnte. Black hatte irgendwann ausprobiert, wie weit er die Weide erklimmen konnte und Remus, der ihn heimlich dabei beobachtet hatte, hatte sich gefragt, was wohl passieren würde, wenn dieser Baum die Eigenschaften der Peitschenden Weide besäße.
 

Letztendlich hatte Remus das Buch zugeklappt – natürlich mit seinem Lesezeichen dazwischen – und zu Black emporgeblickt, der immer noch in der Baumkrone hockte, als wäre das das Spannendste auf der Welt.
 

Remus war dankbar dafür, dass er ihm kein Unterhaltungsprogramm bieten musste. Darin war er ungeübt.
 

Da sie mittags nichts gegessen und dementsprechend hungrig waren, hatte sein Vater ihnen etwas Warmes zu essen gemacht. Black war wie ein hungriger Wolf darüber hergefallen, Remus auch, wollte aber bei sich nicht diesen Vergleich ziehen.
 

Und sein Vater starrte ihn an. Undurchdringlich. Remus aß absichtlich langsam; er fürchtete sich nicht vor einer Unterhaltung mit seinem Vater, aber vor einem Gespräch, in dem er wie immer einsehen würde, dass sein Vater Recht hatte und er selbst dumm gehandelt hatte. Und es war unangenehm, sich das einstehen zu müssen.
 

Während er Black schonmal zum Zähneputzen nach oben schickte, räumte Remus die Teller ab. Sein Vater lehnte sich an die Theke.
 

„Und, was macht ihr morgen?“, fragte er in neutralem Ton.
 

„Weiß noch nicht.“
 

„Was habt ihr denn heute gemacht?“
 

„Gelesen. Und so, nichts Besonderes.“
 

Sein Vater beobachtete ihn noch eine Weile.
 

„Gib dich nicht anders, als du bist, Remus.“, sagte er dann. „Das nützt nichts und wird dich nur blamieren. Oder schämst du dich dafür, wie du bist?“
 

Remus ließ sich Zeit, bis er den letzten Teller in die Spülmaschine gelegt hatte, dann drehte er sich zu seinem Vater um.
 

„Ich hab selber schon eingesehen, dass es dumm war. Du musst es mir nicht mehr sagen.“
 

Sein Vater lächelte leicht.
 

„Mach dir keine Sorgen, Remus. Er wird dich auch so mögen, glaub mir.“
 

„Ja ja ...“
 

Wie gesagt, unangenehm. Remus räumte das Besteck in den Besteckkorb.
 

„Gute Nacht.“
 

„Nacht.“
 

~~~~~*~~~~~
 

Remus wurde von einem Tritt in sein Gesicht geweckt. Als er erschrocken aus dem Schlaf auffuhr, fiel Blacks Fuß von seiner Schulter und rollte auf seine Matratze. Remus rieb sich grummelnd das Gesicht, seufzte dann jedoch nur. Es war keine Absicht gewesen, stellte er fest, als er die Müdigkeit einigermaßen abgeschüttelt hatte, Black schlief noch. Und wie – in der Nacht hatte er es irgendwie geschafft, seine Decke komplett um sich herum zu wickeln, seine Beine stachen jedoch entblößt aus ihr heraus und eines – eben jenes, zu dem der Fuß gehörte – lag nun halb auf Remus' Bett. Remus starrte einen Moment darauf, doch Black schnarchte nur zufrieden und murmelte im Schlaf vor sich hin.
 

Remus, der auf einmal hellwach war, beschloss sich anzuziehen, nach unten zu gehen und schon mal zu frühstücken. Wenn man so geweckt worden war, konnte man nicht mehr so leicht einschlafen.
 

Als Remus nach einem kurzen Abstecher ins Badezimmer in den Essraum kam, stellte er fest, dass sein Vater wohl schon bei der Arbeit war. Ein Blick an die große, alte Wanduhr zeigte ihm warum. Es war verdammt nochmal spät. Remus starrte noch einen kurzen Augenblick auf die Uhr. Normalerweise stand er nie so spät auf und konnte immer zusammen mit seinem Vater frühstücken. Wieso hatte er so lange geschlafen?
 

Ein Geräusch ließ ihn sich umdrehen.
 

Black war anscheinend aufgestanden, mit schlurfenden Schritten kam er die Treppe hinunter und rieb sich verschlafen durch die Haare und das Gesicht.
 

„Auch schon wach?“, fragte Remus zur Begrüßung.
 

„Hm ...“ Black war wohl noch nicht ansprechbar. „Was gibt’s zum Frühstück?“, nuschelte er.
 

„Weiß noch nicht. Mein Vater ist schon weg.“
 

Remus sah sich in der Küche um und entschloss sich zu simplen Toast. Irgendwie hatte er keinen Hunger mehr. Black lehnte sich derweil an den Küchentisch und beobachtete ihn aus halb geöffneten Augen. Remus fiel auf, dass er immer noch seine Schlafkleidung trug.
 

„Willst du dich nicht schon mal umziehen gehen? Ich kümmere mich um das Frühstück.“
 

Remus war erleichtert, als diese Aufforderung tatsächlich in Blacks Kopf reinzugehen schien. Als er nach oben verschwunden war, fiel eine gewisse Anspannung von seinen Schultern ab, die er erst bemerkte, als sie von ihm abließ. Remus blickte auf die Tischkante, an der Black gelehnt hatte. Sofort schien es ihm, als stände er immer noch dort, in dem schluffigen Hemd, dass er von Remus' Vater geliehen bekommen hatte und den kurzen Shorts.
 

Die kurzen Shorts. Auf einmal dachte Remus an die Beine, die Beine, die daraus hervorstachen, dünn und trotzdem muskulös, Remus wusste, dass das vom Quidditchtraining kam. Ein seltsames, beengendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit und er sah zum Treppenaufgang, fühlte sich auf einmal ertappt.
 

Und dann auf einmal dieser Gedanke. Das Spiel. Dieses eine Spiel, das alles verändert hatte, so fühlte es Remus zumindest, auch wenn es für Black nur ein Kuss von vielen gewesen war.
 

Bei Merlin. Remus konnte dieses eine Gefühl noch genauso herbeirufen, als sei es gestern gewesen.
 

Mit einem Klack schossen die Brotscheiben aus dem Toaster und lenkten Remus gerade so sehr ab, dass er es schaffte, die Gedanken ein wenig beiseite zu schieben. Gerade so viel, dass er Black wieder unter die Augen treten könnte.
 

~~~~~*~~~~~
 

„Und, was machen wir heute?“
 

Es war erstaunlich, wie schnell Black wach werden konnte. Hatte er vor einer halben Stunde noch müde und verschlafen ausgesehen, so war er jetzt fit wie ein frisch verzauberter Besen: Mit erwartungsvollem Blick sah er Remus über seinen Toast hinweg an.
 

„Äh ...“
 

Remus war nicht gut darin, andere Leute zu beschäftigen. Vor allem nicht so, dass es unterhaltend war. Dabei hatte er gehofft, dass Black wenigstens noch bis nach dem Frühstück damit warten würde. Fehlanzeige.
 

„Ähm … also ...“ Remus seufzte. Er gab auf. „Keine Ahnung. Was möchtest du machen?“
 

Anstatt der erwarteten Enttäuschung sah Remus jedoch plötzlich ein freudiges Glitzern in den Augen seines Gegenübers.
 

„Gibt es hier zufällig einen Fluss oder einen See?“
 

~~~~~*~~~~~
 

Black war definitiv die Sorte Mensch, die nicht nur zu fröhlich war, sondern auch ständig versuchte, andere Menschen damit anzustecken. Remus fand es ein bisschen seltsam, dass er damit sogar bei ihm Erfolg zu haben schien.
 

Es gab tatsächlich einen See in der Nähe. Und auch einen Fluss, der in den See mündete und wieder herausfloss. Remus war selten dort.
 

Sie hatten einen Korb mit Proviant gepackt und waren aufgebrochen. Black hatte ihm den Korb abgenommen und tänzelte fröhlich voraus, auch wenn er natürlich keine Ahnung hatte, wo es lang ging, und so hüpfte er alle paar Minuten wieder zurück, einmal um ihn herum und fragte nach dem Weg und wenn Remus ihm darauf eine Antwort gegeben oder mit dem Finger in die entsprechende Richtung gezeigt hatte, war er wieder davongerannt, aber nie zu weit. Er blickte sich immer wieder zu ihm um. Wie ein Hund, dachte Remus, der sicher gehen will, dass sein Herrchen noch bei ihm ist.
 

Zuerst kam der Fluss in Sichtweite. Black ließ einen lauten Freudenschrei aus, wegen dem Remus froh war, dass die Felder hier schon längst aufgehört und unberührter Natur Platz gemacht hatten und somit niemand in der Nähe war (gut, nicht nur deshalb war er froh).
 

Black rannte zu ihm zurück und drückte ihm den Korb in die Hand.
 

„Halt mal“, sagte er überflüssigerweise, als er den Korb schon längst losgelassen hatte und war schon wieder in Richtung Fluss davongesaust. Remus seufzte ergeben und folgte ihm langsamer. Er beobachtete, wie Black sich am Flussufer die Schuhe und Socken auszog, seine Hose bis zu den Knien hochkrempelte und in das Wasser watete. Remus fröstelte. Er konnte sich nicht vorstellen, dass das Wasser besonders warm war.
 

„Lupin!“ Black winkte ihm zu. „Komm doch rein!“
 

Remus schüttelte nur den Kopf. Natürlich waren sie zum Schwimmen hergekommen, aber er zog dann doch lieber den stillen See dem Fluss vor, der mit seinen glitschigen Steinen, die von der ständigen Strömung glatt geworden waren, geradezu zum Ausrutschen einlud. Genau das wollte er Black auch sagen, da war es auch schon passiert.
 

Gerade noch hatte Black ihn grinsend zu sich winken wollen, da wurde ebenjenes Grinsen binnen einer Sekunde aus seinem Gesicht gewischt. Im gleichen Augenblick sah Remus, wie Black kippte: Sein Fuß hing plötzlich lose in der Luft und sein Gesicht trug einen seltsam überraschten Ausdruck – dann platschte es und Black lag strampelnd und prustend im Wasser.
 

Remus wartete still, bis er sich wieder aufgerappelt hatte. Irgendwie fand er es schade, dass Blacks gute Laune nun verflogen sein würde.
 

Doch Black lachte. Remus stand verdattert am Ufer. Black lachte und strich sich die nassen schwarzen Strähnen aus dem Gesicht, lachte und prustete, schüttelte sich wie ein nasser Hund, auch wenn es nichts half, das Wasser klebte ihm seine Kleidung an den Körper und so zog er sein Hemd, aus dem Fluss watend, ohne zu zögern aus. Remus hielt sich die Hand schützend vor das Gesicht, um nicht allzu viel Wasser abzubekommen, und lugte anschließend durch zwei seiner Finger hindurch. Schnell wandte er den Blick wieder ab.
 

„Hey, Lupin!“ Black hatte den Korb schon wieder genommen und packte ihn am Arm. „Los, komm!“ Seine Hand rutschte runter, zu seiner eigenen, und ehe Remus sich versah, zog Black ihn ohne Rücksicht hinter sich her. Remus musste sich beeilen, um Schritt halten zu können und nicht zu stolpern.
 

~~~~~*~~~~~
 

Black war wohl wirklich ein Stadtkind, wenn man bedachte, wie sehr er sich über den Anblick eines simplen Sees freute. Aber Remus wollte ihm nicht die Laune verderben und ließ Blacks aufgeregtes Gejubel über sich ergehen.
 

„Gehen wir direkt schwimmen?“ Black hatte den Korb ein paar Meter weit entfernt vom Ufer abgesetzt und sich Remus zugewandt.
 

„Von mir aus ...“
 

„Yes!“
 

Ohne Umschweife zog sich Black auch noch seine Hose aus, schmiss sie hinter sich und rannte nur mit Boxershorts bekleidet und ohne Rücksicht auf Verluste zum Wasser. Remus beobachtete, wie er am Ufer etwas langsamer wurde, wohl darauf bedacht, dieses Mal nicht auszurutschen, und sich dann, als er ein paar Meter weit drin war, hineinfallen zu lassen. Er selbst ging das Ganze etwas ruhiger an. Er war noch nie sonderlich begeistert von Wasser gewesen, aber es war Blacks Idee gewesen, und da er selbst keinen besseren Vorschlag gehabt hatte, hatte er dem seinen zugestimmt.
 

„Lupin! Wo bleibst du?“
 

Remus seufzte und zog sich aus, ehe er ebenfalls zum Ufer ging. Black hockte im Wasser wie ein Frosch und sah ihn aus ebenso großen Augen an. Kaum hatte Remus jedoch den ersten Fuß ins Wasser gesetzt, bekam er eine große Ladung Wasser ab.
 

„Hey!“, beschwerte er sich bei Black, der der Übeltäter war.
 

Dieser grinste jedoch nur. „Ist doch nur Wasser!“
 

„Aha.“
 

Black ließ sich jedoch von nichts die Laune verderben. Rückwärts ließ er sich ins Wasser fallen und paddelte so ein paar Meter weiter hinaus, indem er mit den Beinen Schiffschraube spielte. Dass Remus dabei noch nasser wurde, schien ihn nicht zu stören. Zeit, einfach unterzutauchen, dachte sich Remus, dann hatte er auch keinen Grund mehr ihn nass zu machen. Als das Wasser ihm bis über die Hüfte reichte, beschloss Remus es dabei zu belassen. Zu weit hinaus wollte er nicht. Leicht frierend – es war vielleicht heiß um diese Jahreszeit, aber der See würde sich wohl nie aufwärmen – blieb er im Wasser an einer Stelle stehen, an der er guten Halt hatte und hielt nach Black Ausschau.
 

Er fand ihn nicht.
 

Gut, hier und da hatte der See ein paar Windungen, hinter denen Black verschwunden sein mochte aber die waren viel zu weit entfernt, als dass dieser sie so schnell erreicht haben konnte. Tauchte er vielleicht?
 

Remus hatte den Blick in die Ferne gerichtet, auf der Suche nach einem schwarzen Haarschopf, der an irgendeiner Stelle des Sees wieder auftauchen musste. Er wusste, dass Black lange die Luft anhalten konnte, schließlich war er so verrückt, selbst im See bei Hogwarts ziemlich weit und tief hinauszuschwimmen.
 

Eine Bewegung neben ihm lenkte ihn ab. Erst erschrak er sich, aber dann erkannte er Black, der tatsächlich tauchte, aber direkt neben ihm. In der nächsten Sekunde packte ihn etwas am Bein und plötzlich rutschte der Boden unter seinen Füßen weg. Er schrie auf, etwas zu hell, um nicht peinlich zu wirken, dann bekam er Wasser in den Mund. Er verschluckte sich und hustete, wollte einatmen, aber da war nur noch mehr Wasser und er schlug um sich. Dann waren seine Beine wieder frei und er wurde hochgezogen. Keuchend rang er nach Luft.
 

Black stand hinter ihm, halb grinsend, halb besorgt, das sah er in seinen Augen. Trotzdem motzte er ihn an.
 

„Du Idiot! Willst du, dass ich ertrinke?“
 

Black hob abwehrend die Hände. „Hey, ist doch kein Problem, hier ist es doch nicht tief.“
 

Das wusste Remus selbst. Wenn es tiefer gewesen wäre, wäre Black auch nicht so glimpflich davon gekommen.
 

„Ach, geh doch allein schwimmen.“ Er drehte sich um und tapste aus dem Wasser.
 

„Lupin?“
 

Remus konnte den Ton in seiner Stimme nicht genau einordnen – Wut, Verwirrung, Enttäuschung? War ja auch egal.
 

Black kam ihm nicht hinterher. Kein Wunder. Remus breitete ihre mitgebrachte Decke aus und legte sich darauf. Sie waren ja auch keine Freunde. Black hatte zwar Andeutungen gemacht, dass er ihm wichtig war, aber was bedeutete das schon? Als ob irgendjemand dieser Idioten eine Ahnung hatte, was Freundschaft wirklich bedeutete. Remus legte sich die Hand auf die Stirn, schloss die Augen. Gut, er hatte überreagiert, er wusste das. Er wusste auch warum. Er sah zum Himmel auf. Fast keine Wolken. Sah richtig unschuldig aus, aber Remus hasste dieses Wetter am meisten. Es machte jede mögliche Verzögerung zunichte.
 

Er richtete sich auf und sah, sich auf seine Ellbogen stützend, zum See hinaus. Black drehte ein paar Runden im Wasser, ein heller und ein dunkler Fleck, direkt nebeneinander. Irgendwie verschwommen. Hoffentlich brauchte er keine Brille, dann hätte er das Streber-Image perfektioniert.
 

Er hatte gerade die Augen geschlossen und die bunten Lichtflecke hinter seinen Lidern beobachtet, als ihn ein Schrei in die Senkrechte riss. Verwirrt sah er sich um, bis er Black bemerkte, der wohl inzwischen wieder ans Ufer gekommen war und nun fluchend auf einem Bein hin und her hüpfte, während er sich den Fuß vom anderen hielt. War da etwas Rotes?
 

Remus stand auf, halb besorgt, halb immer noch wütend auf ihn.
 

„Was hast du gemacht?“, fragte er, als er bei ihm angekommen war.
 

„Gar nichts, Mann!“ Blacks Gehüpfe sah inzwischen ziemlich dämlich aus. „Von wegen unberührte Natur! In eine gottverdammte Glasscherbe bin ich getreten!“
 

Erst jetzt erkannte Remus das kleine, aber offensichtlich sehr scharfe Stück Glas, das immer noch in Blacks Sohle steckte.
 

„Aber auf die Idee, es rauszuziehen, bist du noch nicht gekommen, ja?“
 

„Aber das tut doch weh!“
 

Remus seufzte. Black hatte ja gar keine Ahnung, was wirklich weh tat.
 

Dieser setzte sich gerade an Ort und Stelle hin und hielt Remus seinen Fuß hin.
 

„Bitte“, er sah ihn schon wieder aus Hundeaugen an, „kannst du das nicht machen?“
 

Genau in jenem Moment passierte das, was Remus befürchtet hatte. Der Geruch des Blutes stieg ihm in die Nase. Schnell drehte er sich weg. Nicht, dass er Black angefallen hätte oder etwas in der Art, aber es wäre schon etwas seltsam gewesen, wenn ihm beim Anblick von Blacks Fuß gleichzeitig der Magen geknurrt hätte und er sich übergeben musste.
 

„S-Sei kein Frosch!“, wiederholte er Blacks Worte. „Das kannst du doch auch selber.“ Er drehte sich weg.
 

Black war sicher enttäuscht, aber das war ihm jetzt auch egal. Ihm wurde wirklich schlecht.
 

Ein unterdrücktes Zischen bedeutete ihm, dass Black die Scherbe wohl doch selbst aus seinem Fuß gezogen hatte. Erleichtert ließ auch er die Luft aus seinen Lungen entweichen.
 

„Komm, wir schauen mal, mit was wir deinen Fuß verbinden können.“ Remus eilte wieder zur Decke, nur um dem Blutgeruch für eine Weile entkommen zu können. Black folgte ihm humpelnd.
 

Remus hatte tatsächlich etwas zum Verbinden dabei, auch wenn es nur Servietten waren.
 

„Hier.“ Er hielt ihm die Servietten hin.
 

Black sah ihn forschend an.
 

„Hast du irgendwie Angst vor Blut oder so?“
 

Volltreffer. Remus zögerte eine Sekunde zu lange, als dass er seine Antwort noch glaubhaft hätte rüberbringen können, also beschloss er gar nichts mehr zu sagen.
 

Jetzt war auch Black verstimmt, das sah er ihm an. Ohne Kommentar nahm er die Servietten an und begann, sich mehr schlecht als recht den Fuß zu verbinden. Er sah dabei alles andere als konzentriert aus. Remus sah eine Weile lang zu, wie er versuchte den Pseudoverband um seinen Fuß zu wickeln und irgendwie einen Knoten zu machen.
 

„Du machst das falsch, weißt du das?“, sagte er jedoch irgendwann genervt.
 

„Dann mach es doch besser.“
 

Ein Stich. Remus fühlte so etwas oft, direkt in seiner Brust. Normalerweise passierte es immer dann, wenn ihm die Leute auswichen für das, was er war. Aber da war das Gefühl schon längst abgestumpft und es überraschte ihn, es an diesem Ort wiederzufinden. Unwillkürlich fasste er sich an die Brust.
 

„Ach, gib schon her.“ Er stieß Blacks Hand beiseite.
 

Remus versuchte, möglichst nicht durch die Nase zu atmen, während er Black verband und war erleichtert, als er fertig war. Black sah ihn etwas besorgt an.
 

„Alles in Ordnung mit dir? Du siehst irgendwie … grün aus.“
 

„Nein, nein, alles klar.“ Remus wandte sich ab und streckte sich auf der Decke aus. Langsam wich der Blutgeruch aus seiner Nase. Black hatte ihm wohl seine seltsamen Anwandlungen verziehen und legte sich neben ihn.
 

„Keinen Bock zu schwimmen?“, fragte er dann.
 

„Nicht wirklich.“
 

„Na dann bleib ich bei dir.“
 

„Wieso, kannst doch schwimmen gehen!“
 

„Nene, lass mal.“ Black nahm sich einen Schokoladenriegel aus dem Korb, der neben ihnen lag, streckte sich und schloss die Augen. „Ist doch ganz gemütlich hier.“
 

Remus wusste ganz genau, dass Black, Wasserratte wie er war, nichts lieber getan hätte, als in den See zu hüpfen. Und trotzdem blieb er bei ihm. Unbegreiflich.
 

Weil schließlich keiner von beiden mehr ein Wort sprach und jeder von ihnen seinen eigenen Gedanken nachhing, konnte Remus nicht verhindern, dass sich die seinen bald auf eine bestimmte Sache konzentrierten. Egal wie sehr er es versuchte, sie drängte sich immer wieder in den Vordergrund.
 

Es war Sommer, aber irgendwie befand er sich nicht in der Stimmung dafür. Das lag wohl daran, dass es selbst im Sommer diese eiskalten Nächte gab.
 

-
 

Bin nicht so wirklich zufrieden mit diesem Kapitel. Hab eine Ewigkeit dran gesessen. Was Remus und Sirius angeht, keine Sorge, die beiden bändeln noch miteinander an, aber das braucht seine Zeit.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2010-07-25T19:41:06+00:00 25.07.2010 21:41
Cool, dass du ein neues Kapitel hochgeladen hast. Hab mich sehr darüber gefreut :)
Ich finde das Kapitel sehr schön. Toll geschrieben und es ist auch schön, wie sich die beiden ganz langsam aber sicher näher kommen. Ist so ja auch viel realistischer, als wenn sie sich gleich ihre endlose Liebe füreinander gestehen und übereinander herfallen ;D

Freu mich schon aufs nächste Kapitel !!

LG

Mad-Penguin
Von:  Raviel
2010-07-25T12:12:29+00:00 25.07.2010 14:12
Yay, überraschend ein neues Kapi! *freu*
na, also, langsam kommen die zwie sich ja näher. und dass sie nicht von einem moment auf den anderen in die kiste hüpfen find ich gut. ^___^

-Raviell


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