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Es ist, was es ist....

von

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Ein neuer Bekannter?

Oh weh, das hat lange gedauert. >.< An alle treuen Leserlein: Es tut mir leid! T-T

Viel Spaß beim Weiterlesen.
 

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Ein neuer Bekannter?
 

Meitoku war zusammengezuckt als er bemerkte, dass sich die Tür geöffnet hatte. Er blieb ruhig liegen, das Gesicht in die entgegengesetzte Richtung gerichtet. Horchte wessen Schritte es sein konnten. Dann hörte er die leise Bemerkung des Hausverwalters. Ein dicker Kloß setzte sich in seinem Hals fest. Konnte es sein, dass Bucho hierhergekommen war? Aber warum? War die Mission fehlgeschlagen? Der junge Mann traute sich nicht sich nur einen Millimeter zu rühren. Die Schritte blieben an der Stelle, wo sie gehalten hatten. Keine drei und sein Kamerad würde direkt hinter ihm stehen. Und kurz darauf setzten sie sich tatsächlich in Bewegung. Die Dunkelheit über Meitoku schien noch düsterer zu werden als Bucho hinter ihm stand. Oder täuschten ihn da seine Augen? Er vernahm ein leises Ausatmen, das sich beinahe wie ein Seufzer anhörte. Danach spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Groß und warm. Zärtlich und schützend zugleich. Auch wenn er sonst keine guten Erfahrung mit Buchos Hand gemacht hatte, hatte er solche Berührungen erahnen können.

„Meitoku?“ Buchos Stimme war weniger als ein Flüstern. Ein Säuseln, dass in einer heftigen Böe sicher untergegangen wäre. Doch das Nieseln des Regens außerhalb konnte es nicht übertönen. Langsam wandte sich der Jüngere zu ihm um. Ein erleichtertes Lächeln legte sich auf Buchos Lippen. Wissend, dass Meitoku es nie sehen würde. „Bucho?“, kam es etwas lauter und ein wenig heiser von dem Angesprochenen zurück. Er konnte erkennen, dass sich der andere aufrichtete. Langsam und etwas unsicher. Bucho hatte den Drang ihm helfen zu wollen, unterließ es jedoch. Er wollte den Jungen nicht zu viel verwöhnen. Das tat der Palast und seine Angestellten schon zu genüge. Stattdessen tastete er nach einer Öllampe, die er beim Hineinkommen gesehen hatte. Vorsichtig suchten seine Finger über den Boden und stießen auch bald auf das kühle Metall der Lampe. Dann umfuhr er diese um den Anzünder zu betätigen. Kurz darauf erleuchtete eine schwache Flamme den Raum. Meitoku wandte kurz den Blick um sich an das Licht gewöhnen zu können ehe er sich wieder zu dem Älteren umwandte. Ein fragender Blick lag auf dem Gesicht des Jüngeren. Scheinbar hatte er nicht erwartet den anderen hier zu sehen.

Bucho betrachtete sein Gegenüber genauer. Dieser sah nicht so wie hellhäutige Menschen blass aus, sondern eher grau, doch die Wangen waren leicht gerötet. Seine Augen leuchteten unnatürlich glasig. Die Haare zerzaust vom Liegen. Meitokus Kleider waren unordentlich und klebten regelrecht an dessen Körper. Für den jungen Adligen war völlig klar, dass es keine Schau war, die Meitoku unter Yakos Blick abgezogen hatte. Er war wirklich ohnmächtig geworden. Und er, Bucho, hatte so lange gezögert. Meitoku hätte in diesem Zustand zu viel passieren könne, was sich der Ältere nie verziehen hätte.

„Was tust du hier?“, fragte Meitoku mit müder Stimme nach. „Ist irgendetwas passiert? Was ist mit den anderen?“ Bucho überlegte einen Moment was er dem Jüngeren darauf antworten sollte. Sollte er ihm wirklich sagen, dass er nachdem Yako solche frechen Reden geschwungen hatte, losgelaufen war um Meitoku zurück zuholen? Oder sollte er etwas anderes behaupten? Die Mission war eindeutig ein voller Erfolg gewesen. Doch dem Adligen lag es fern seinen Kameraden zurück zu lassen. „Die Mission war erfolgreich. Liling-Po passt auf die Schätze im Moment auf.“ Er wusste, dass es eigentlich absurd klang dass er dem Dieb indirekt Vertrauen einräumte nicht mit den Schätzen durchzubrennen. An Meitokus zurückhaltendem Lächeln sah er, dass dieser seine Gedanken wohl erraten haben musste. Ich bin nur hier, um zu sehen, dass es dir gut geht, lag ihm auf der Zunge, doch zum Schluss entschied er sich für die eher neutralere Variante: „Ich bin nur hier um zu sehen, ob wir weiter ziehen können.“

Der Jüngere nickte verständig und versuchte aufzustehen, musste aber schnell feststellen, dass sein Körper noch nicht so wollte wie er es gerne gehabt hätte. Denn kurz nachdem er sich aufgerichtet hatte, fiel er wie ein vom Wind angehauchtes Kartenhaus zusammen. Im letzten Moment hatte ihn der Größere aufgefangen. „Entschuldige...“, flüsterte Meitoku betreten. Vorsichtig wurde er von Bucho auf den Futon zurückgesetzt. „Du solltest dich noch einen Augenblick ausruhen.“ Die Stimme des Älteren klang ruhig. Er spürte die warmen großen Hände des anderen an seinem Rücken. Draußen regnete es noch immer und Meitoku fragte sich, ob sie überhaupt ihre Reise bei solch einem Wetter fortsetzen konnten. Unwillkürlich lehnte sich der junge Hofbeamte nach hinten bis er auf etwas warmes weiches traf. Erst da bemerkte er, dass Bucho direkt hinter ihm saß. Wieder stammelte er eine Entschuldigung und richtete sich auf. Doch diesmal wurde er von zwei starken Händen zurückgezogen. Nun lag er direkt an Buchos Brust gelehnt. Die großen Hände des anderen wanderten weiter seine Arme hinunter zu seinen Händen. Dort fuhren die Finger über die seinen. Er leichter Schauer durchfuhr ihn. Er hatte sich schon lange nach zärtlichen Brührungen seitens des Älteren gesehnt. Doch hätte er sich nie erträumt, jemals eine solche zu erfahren.

Bucho konnte sich nicht erklären, warum er den Jüngeren zurückgezogen hatte. Er wusste nur, dass es äußerst angenehm war, den anderen an sich zu spüren. Die flüchtige Berührung mit Meitokus Finger jagte ihm leichte Schauer durch den Körper. Ein warmes Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus.

Eine geraume Weile saßen sie so beieinander. Der Regen trommelte rhythmisch auf das Vordach der Terrasse. Meitoku schloss entspannt die Augen. Atmete die kühle Luft, die zwischen den Türen hindurch drang tief ein. Es schienen Ewigkeiten zu vergehen bis sie sich endlich wieder regten. Ein Geräusch außerhalb der Papierwände hatte sie aufgeschreckt. Bucho griff reflexartig nach seinem Schwert. Meitoku richtete sich auf. Angestrengt blickte er auf die Tür, die zur Terrasse hinausführte. Ein Schatten wurde im Kerzenschein sichtbar. Erleichtert atmete der junge Hofbeamte aus. Bucho erhob sich von seinem Platz und ging auf die Wand zu. Mit einem Ruck zog er sie zurück. Vor ihm stand Liling-Po. Durch den Regen klebte seine Kleidung an ihm. Das Wasser lief ihm in Strömen Gesicht und Hals entlang. „Was, zum Teufel, tust du hier?“, zischte der Größere deutlich erbost. Er hatte dem anderem wohl nicht deutlich genug gesagt, dass er auf die Schätze und ihr wenigen Habseligkeiten aufpassen sollte. Im Blick des Diebes konnte der Ältere nur Ehrlichkeit entdecken als dieser erwiderte: „Ich hab` mir Sorgen gemacht.“ Dann sah er in das dämmrige Zimmer hinein und entdeckte Meitoku. Seine Sorge schien zu wachsen. Bevor er allerdings etwas sagen konnte, drängte ihn Bucho zurück. „Verschwinde von hier. Wenn dich hier jemand entdeckt, sind wir geliefert.“ Der Blick des Älteren sagte deutlich, dass er keinen weiteren Widerspruch duldete. Schulterzuckend wandte sich der Dieb ab. „Dann beeilt euch. Ich hab` keine Lust noch ewig zu warten.“ Damit verschwand er mit einem eleganten Satz in der Dunkelheit. Bucho schnalzte verächtlich mit der Zunge. „Dieser Dieb...“, murmelte er. „Liling-Po hat Recht. Wir müssen weiter.“, entgegnete Meitoku leise. Der Adlige drehte sich zu dem anderen um. Er sagte nichts weiter, da er genau wusste, dass die beiden anderen Recht hatten. Sie hatten schon lang genug in dieser Stadt verbracht. Doch auf der anderen Seite wollte Bucho sicher gehen, dass Meitoku sich nicht übernahm. Schließlich mussten sie noch weiter Reisen.

Meitoku unterbrach ihn in seinen Gedankengängen als er sich erneut an diesem Abend erhob. Noch immer schwankend, aber durchaus in der Lage auch allein gehen zu können. Mit wenigen großen Schritten war Bucho an dem Jüngeren heran, um ihn notfalls zu stützen. Ein mildes Lächeln umspielte die Lippen des anderen. Ein schwaches, aber durchaus dankbares Lächeln. Bucho musste sich eingestehen, dass er Meitokus Lächeln sehr gerne sah. Auch wenn es manchmal, so wie dieses gerade, recht gezwungen aussah. Es wirkte auf unwissende Betrachter noch immer liebenswert und echt. Aber der Adlige kannte den Jüngeren schon lange genug um zu wissen, dass es im Moment nur aufgesetzt war. Um sich abzulenken, wandte sich der Ältere ab und suchte ein paar Habseligkeiten Meitokus, die dieser zur Tarnung mitgeführt hatte, zusammen.

Als er sich erhob, blickte er direkt in Meitokus helle Augen. Manchmal war es wirklich erschreckend wie mütterlich der Kleinere wirkt. Wenn man ihn so sah, konnte man fast glauben, dass eine Mutter ihr Kind ansah. Aber das konnte man bei dem Jüngeren schlecht sagen. Bucho überlegte kurz wie man diesen Blick noch deuten konnte. Aber ein anderes Attribut als Liebe fiel ihm nicht ein. Ein anderes Bild schon. Als würde jemand einen geliebten Menschen betrachten. Keinen Verwandten, sondern jemanden sehr spezielles. Jemand, der einem wirklich sehr am Herzen lag. Bucho schüttelte diese Gedanken ab. Er hatte sich auf Wichtigeres zu konzentrieren als auf die Deutung von Meitokus Mimik.

Bucho wollte sich gerade entschlossen zum Gehen umwenden, als er eine Hand an der seinen spürte. Diese zuckte allerdings schnell wieder zurück. Der Größere wandte sich wieder um. Unsicher blickte Meitoku zur Seite. Seine Hand noch halb ausgestreckt in Richtung Buchos. Dieser schenkte dem anderen nur einen irritierten Blick. Doch dann erkannte er, dass er noch immer Meitokus Beutel mit dessen Habseligkeiten in der Hand hatte. Scheinbar wollte der andere ihm diese lediglich abnehmen. Stumm schüttelte Bucho den Kopf. Dann wandte er sich um und schritt auf den Flur.

Meitoku blickte dem jungen Adligen überrascht hinterher. Er hatte eigentlich erwartet, dass Bucho ihm seine Sachen geben würde. Stattdessen trug er diese bereitwillig mit sich. Langsam folgte der kleinere Hofbeamte seinem Reisegefährten. Noch immer war er etwas wackelig auf den Beinen. Ab und an verschwamm sein Blickfeld und er musste inne halten. Wenn er dies tat, spürte er kurze Zeit später Buchos Blick auf sich. Doch wenn er aufsah, hatte sich der andere bereits abgewandt, blieb aber immer wieder stehen und wartete auf den Jüngeren. Unwillkürlich lächelte Meitoku. Auch wenn Bucho nie besonders gerne in irgendeiner Form seine Gefühle und Gedanken zeigte, hatte er die Ahnung, dass der andere ab und an doch ihm gegenüber wohl gesonnen war.
 

Die beiden Hofbeamten gingen den Gang entlang. Im Haus war es totenstill. Nichts rührte sich. Selbst das Holz der Dielen war wohl verstummt. Die meisten Räume, an denen sie vorbei kamen waren, dunkel. Auf dem Gang schienen nur wenige Windlichter, wobei einige davon bald erlöschen würde. Am Ende des Flurs erkannten sie dann das Empfangszimmer des Hausverwalters. Es brannte noch Licht und eine laute, aber undeutliche, Stimme war zu vernehmen. Bucho konnte sich vorstellen, dass der Alte seinen Alkoholpegel noch einmal gesteigert hatte und nun fröhlich unzüchtige Lieder sang. So, wie es der junge Adlige von den älteren Beamten im Palast gewohnt war. Eigentlich hatte er den Drang an dem Zimmer vorbei zu gehen, doch gebot es der Anstand sich noch einmal für die Gastfreundschaft zu bedanken und zu verabschieden. Mit einem kurzen Blick auf Meitoku klopfte er an das Holz der Papiertür. Ein lallendes „Herein!“ war zu vernehmen. Bucho zog die Tür beiseite und blickten dem hochroten Gesicht des Hausverwalters entgegen. Die beiden Hofbeamten knieten förmlich in der Tür und verbeugten sich. „Ah! Wie ich sehe, ist Ihr Reisegefährte wieder wohlauf. Das freut mich, das freut mich.“, grinste der Mann. Meitoku musste sich ein höfliches Lächeln abringen, aber vermutlich würde der Mann dies in seinem Zustand nicht wirklich merken. „Wir möchten uns verabschieden und Ihnen danken, dass Sie sich um unseren Gefährten gekümmert haben.“ Bucho hatte das Wort ergriffen und nun verbeugte er sich noch einmal etwas tiefer. Der Jüngere tat es ihm nach. „Nun lassen Sie das ganze Verbeugen bleiben. Kommen Sie, kommen Sie!“, forderte er sie auf. „Ich möchte Sie jemandem vorstellen." Erst jetzt bemerkten sie etwas weiter entfernt von dem Tisch eine weitere Gestalt. Der hünenhafte Mann, der dort saß, hatte seine langen dunklen Haare zu einem ähnlichen Zopf gebunden, wie ihn Bucho trug. Ein dunkler Kimono ließ ihn noch ein wenig mehr mit den Schatten verschmelzen. Meitoku blickte neugierig durch seinen Pony hindurch um den Mann noch näher zu mustern. Dieser schien ein wenig älter zu sein als sein grimmiger Vorgesetzter, strahlte aber dieselbe innere Ruhe aus. Er hatte sein Sakebecher auf den Tisch vor sich abgestellt, lehnte allerdings einige Schritte weiter hinten an der Papierwand. Mit einem finsteren Blick musterte er Bucho, dann wanderte der Blick langsam zu dem Jüngeren. Danach sah er den Hausverwalter an. „Dies, junger Herr“, und deutete auf Meitoku, „ist der junge Mann, den wir kurz beherbergt hatten. Er hatte sich in dem Sturm draußen verirrt.“ Der Mann sah Meitoku kritisch an als würde er versuchen eine Lüge herauszufiltern oder gar ihren Einbruch von ihm ablesen können. „Ihnen scheint es ja nun besser zu gehen.“, bemerkte er kühl. Meitoku fröstelte es. Diese Stimme war deutlich anders als Buchos. Sie war kalt und distanziert, nicht warm und reserviert. Er nickte zurückhaltend. „Ja... ja, vielen Dank.“, antwortete er leise. Der Hausverwalter begann laut zu lachen, verstummte aber recht schnell als er merkte, dass niemand seine Freude teilte. Der Hausherr starrte Bucho unverhohlen an. Nach einer Weile sagte er: „Sie kommen mir sehr bekannt vor. Haben wir uns nicht schon irgendwo einmal gesehen?“ Auch Bucho blickte den jungen Mann intensiv an. Dann setzte er ein recht unverschämtes Lächeln auf. „Vielleicht haben sie uns mal an einem unserer Stände in einer entfernten Stadt schon mal beehrt. Wir verkaufen verschiedene Dinge, die sie sicherlich für Ihr Heim gebrauchen könnten.“ Der Mann sah ihn abfällig an. „Ich gehe nicht auf Märkte. Das erledigt mein Personal.“, wobei er den Hausverwalter aus dem Augenwinkel musterte, der soeben zusammengezuckt war. Meitoku beobachtete die Szene aufmerksam. Auch ihm kam der Mann recht bekannt vor, allerdings wusste er nicht vorher. Vermutlich hatte Bucho ihn schon längst erkannt, er musste ihn später danach fragen. Buchos Lächeln wurde nachsichtiger. „Dann könnte es sein, dass wir uns auf einem Fest des Kaiser begegnet sind. Seine Majestät hält große Stücke auf unsere Waren müssen Sie wissen. Alles vom Feinsten.“ Das Gesicht des anderen glätte sich. Scheinbar stimmte dies mit seiner Erinnerung überein, denn er nickte bedächtig. „Das kann schon möglich sein.“ Der Jüngere schien einen überlegenden Unterton in dessen Stimme zu vernehmen, dann stand ihr Gegenüber von seinem Platz auf. „Ich denke, dass wir sie nicht länger aufhalten sollten. Im Moment ist das Wetter ruhig, allerdings ist es spät und ich denke, dass Ihr Weg nicht sehr nahe liegt. Und auch wir werden sobald zu Bett gehen.“ Noch einmal wanderte sein Blick zu seinem Verwalter und dann wieder zu den beiden Hofbeamten. Bucho nickte zustimmend. „So ist es. Wir haben eine Herberge etwas außerhalb der Stadt gefunden. Zudem sollten wir Sie nicht von Ihrem Schlaf abhalten, mein Herr. Wie wir vernommen haben, werden Sie wohl morgen sehr früh zu ihrer neuen Bleibe aufbrechen und auch wir müssen weiterreisen. Noch einmal vielen Dank für Ihre Gastfreundschaft.“ Bucho verbeugte sich nochmals und auch Meitoku tat es ihm gleich. Der verunsicherte Shidouki gab nur ein zweifelhaftes Fiepen von sich. Worauf allerdings niemand reagierte. Nun erhob sich Bucho und verbeugte sich noch einmal zum Abschied. Der Jüngere ahmte ihn erneut nach. Er hatte noch nie großartig an den Einbrüchen von Liling-Po teilgenommen. Bucho allerdings schon. Schließlich war er ein Mann der Tat und hatte dementsprechend dem Dieb immer wieder Anweisungen gegeben sich schnellst möglich um die Kostbarkeiten zu kümmern. Doch diesmal war auch er in eines dieser Verbrechen verwickelt und zwar so sehr, dass er nicht unbedingt dabei sein wollte, wenn es irgendwann aufgedeckt werden sollte. Und er hoffte inständig, dass Bucho dafür sorgen würde. Zumindest machte er den ersten Schritt in diese Richtung. Der junge Hausherr schritt an ihnen vorbei und musterte zuerst Bucho und danach Meitoku. Als er auf dessen Höhe war, beugte er sich kaum merklich zu diesem hinunter und flüsterte ihm zu: „Sollten Sie noch einmal erkranken, hoffe ich nicht, dass Sie dann nicht in Begleitung von solch zwielichtigen Gestalten sind.“ Ein wenig irritiert wandte sich Meitoku zu dem Größeren um, doch war dieser bereits um die nächste Ecke verschwunden. Dann sah er erneut zu Bucho, doch dieser schien davon nichts mitbekommen zu haben. Oder ignorierte die Szene gekonnt.
 

Als sie endlich ins Freie traten schienen beide auszuatmen. Der Hausverwalter hatte sie noch einige Minuten festgehalten mit seinen Lobpreisungen über seinen Herren und dessen Manieren. Meitoku war nicht entgangen, dass diese Manieren alles andere als freundlicher Natur waren und bei weitem nur auf dem guten Ton gegenüber Gästen beruhte. Ansonsten schien die Höflichkeit nicht seine Natur zu sein. Bucho schwieg den Rest des Weges. Er schien ins Grübeln verfallen zu sein. Meitoku störte ihn nicht dabei und hing dagegen seinen eigenen Gedanken nach.

Sie kamen früh am Morgen an ihrer provisorischen Unterkunft an. Liling-Po erwartete sie in dem kleinen Wohnraum. Er hatte es sich auf einem der abgenutzten Sessel gemütlich gemacht. Nun blickte er sie direkt an. „Ihr kommt spät. Ich dachte schon, dass ich auch noch losziehen muss und nach euch suchen muss.“, sagte er mit einem breiten Grinsen. Dann stand er auf und ging wortlos davon. Man hörte ihn die Treppe hinaufsteigen und kurz darauf eine Tür auf und zu gehen.

Bucho und Meitoku standen noch einige Sekunden bewegungslos im Türrahmen. Dann gab der Ältere ein verächtliches Schnauben von sich. „Dieser Dieb...“, sagte er nur und drehte sich dann um, um ebenfalls die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer zu gehen. Meitoku blickte ihm hinterher. Dann ging er in die kleine Küche des Hauses. Als er dort die Gaslampe aufdrehte überkam ihn der Schreck. Der Anblick erinnerte ihn daran, wie eine Horde Schweine einmal in das Haus eines Nachbars von ihm eingedrungen ist und dort nach etwas essbarem gesucht hatte. Und vermutlich war hier in etwa dasselbe geschehen, nur war es keine Horde Schweine. Meitoku seufzte ergeben und machte sich daran die Sauerei wegzuräumen.
 

Mit schweren Schritten schleppte er sich die Treppe hinauf. Der Morgen graute bereits und er fragte sich, ob es überhaupt noch Sinn machte noch zu schlafen. Eigentlich nicht, aber er brauchte ihn dringend. Die letzten Stunden waren nicht sehr erholsam verlaufen und er spürte noch immer ein leichtes Zerren der Krankheit an seinen Gliedern. Meitoku öffnete die alte Tür vorsichtig, wobei diese ein leises Knarren von sich gab. Er blickte sich in dem dunklen Zimmer um und sah mit erstaunen, dass Bucho bereits wieder wach war. Er saß an einem kleinen Tisch in der Ecke des Zimmers auf einem Stuhl und schrieb etwas. Er schien bereits eine ganze Weile damit beschäftigt zu sein, da schon einige Seite auf dem Tisch lagen. Als Meitoku eintrat sah er auf. Unauffällig ließ er eine Hand das Geschriebene bedecken. Der Jüngere fragte nicht nach. Nickte nur und machte sich daran die Tür zu schließen und in Richtung seines Bettes zu gehen und sich seiner Sachen zu entledigen. Wobei er das starke Gefühl hatte von dem anderen beobachtet zu werden. Doch als er langsam den Kopf in dessen Richtung wandte, hatte dieser bereits die Arbeit an seinem Brief, für das Meitoku das Schriftstück hielt, fortgesetzt. Eigentlich wollte er ihn fragen, was er da tue, aber er hatte keine Kraft mehr und legte sich daher in sein Bett. Er brauchte nicht lange um einzuschlafen.



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