~One~
Jetzt sitz ich hier. Hab dich rausgeschmissen. Du wolltest nicht gehen. Wolltest bei mir bleiben. Wolltest mich zurück haben.
Aber ich kann nicht zu dir zurück kommen. Ich bin so ein Monster. Ich habe einfach mit Ruki und Reita geschlafen. Als Uruha es mit dir machen wollte, bist du gegangen. Du hast ihn nicht an dich rangelassen. Bist nicht schwach geworden. Und was mache ich? Ficke einfach mit jedem, der mir zu nahe kommt. Ich habe Gefühle für Reita entwickelt. Das ist mir in der letzten Nacht mit ihm klar geworden. Zwar sind meine Gefühle für dich stärker, aber trotzdem.
Du hast gesagt, dass du mit mir nicht zusammen sein kannst, wenn ich auch Gefühle für Reita habe. Plötzlich ist es dir egal. Du sagst mir, dass du mich zurück haben willst. Sagst, dass du mir für alles verzeihst, was ich gemacht habe. Ich versteh dich nicht. Wieso hast du deine Meinung auf einmal so schnell geändert? Aber ich bleibe dabei. Du sollst nicht mit mir zusammen sein, wenn ich auch Reita liebe.
Denn so werde ich dir nur immer wieder weh tun. Werde noch öfter bei ihm schwach werden. Und dann bist du verletzt und trennst dich wieder von mir oder gehst noch auf Reita los. Aber das alles will ich nicht. Es soll harmonisch bleiben.
Außerdem hast du so einen wie mich doch gar nicht verdient. Ich bin eine Schlampe. Igendwann würde ich es vielleicht noch mit der ganzen PSC treiben. Dabei will ich doch nur dich.
Ich stehe auf und gehe ins Bad mit einer Shorts in der Hand. Diese lege ich aufs Waschbecken und steige unter die Dusche. Lasse das warme Wasser einfach eine Weile nur auf mich niederprasseln, bis ich mich wasche. Ich wasche den Schmutz von mir. Die letzte Nacht mit Reita. Alle Erinnerungen und Gefühle. Es schmerzt. Immer wieder kommen die Bilder hoch. Immer wieder der Schmerz in meiner Seele. Der Schmerz, den du wegen mir fühlst.
Um nicht mehr dran zu denken, schalte ich das Wasser ab und steige aus der Dusche. Ich bind mir erstmal einfach ein Handtuch um die Hüfte. So geh ich zum Waschbecken.
Dort seh ich in den Spiegel. In diesem erkenne ich ein Monster. Ein Monster, das mit Gefühlen anderer spielt. Oder zumindest diese verletzt. Das ist mein wahres Ich. Wie kann man so was nur lieben? Ich versteh das nicht. Ich versteh Kai nicht. Er weiß doch, wie ich bin. Wieso hält er dann immer noch zu mir?
Aber ich habe nicht nur Kai verletzt. Ich habe alle verletzt. Wieso bin ich nur in diese Band eingestiegen? Wieso habe ich eine Freundschaft zu alle aufgebaut? Ohne mich wären alle besser dran. Dann hätten sie nicht solche Probleme untereinander.
Mit einem schweren Seufzer reiß ich mein Handtuch vom Leib und zieh meine Boxer an. So setze ich mich aufs Bett. Mein Blick zum Boden gerichtet.
Wie kann ich nur? Immer wieder habe ich diese Schuldgedanken. Immer wieder stell ich fest, dass ich schrecklich bin.
Nach kurzer Zeit wandert mein Blick zu meiner Tasche. Ohne Zögern steh ich auf. Meine Hände suchen. Hier müsste es drin sein. Ich weiß es. Denn ich habe es nie rausgenommen. In den letzten Jahren habe ich auch nicht mehr dran gedacht. Ich hatte ja auch keinen Grund dafür. Bis jetzt.
Einmal habe ich sie eingesetzt. Und das ist schon Jahre her. Nach kurzem Suchen finde ich, was ich gesucht habe.
Intensiv betrachte ich sie. Vorsichtig fahr ich mit einem Finger drüber. Mein einziger, treuer Freund.
MIt ihm in der Hand geh ich zurück zum Bett und setz mich drauf. Wieder betrachte ich sie. Ich atme langsam und tief ein. Ein wenig zögere ich schon. Ich versuch mich, an den Schmerz zu erinnern. Wie ich es gemacht hab. Was ich dabei gefühlt habe. Was der Grund war. Vor meinen Augen spielt sich ab, wie ich es benutzt habe. Wie der Strich sich gebildet hat. Jetzt wird es wieder so sein. Ich werde es wieder machen. Aber diesmal endgültig.
Ich nehme sie in die rechte Hand. Meinen linken Arm dreh ich so, dass ich mein Handgelenk sehen kann. Immer wieder kommt die Frage, ob ich es wirklich machen soll. Aber es hindert mich nichts dran. Ohne mich sind sie alle besser dran.
Ich setze an und ziehe langsam einen Strich über das Gelenk. Dabei drücke ich auf, damit es auch hilft. Sofort bilden sich kleine Bluttröpfchen, die immer größer werden. Bald sind sie so groß, dass sie zerlaufen.
Meinen Freund lasse ich auf den Boden fallen. Er hat seine Arbeit gemacht.
Meine letzten Gedanken sind Kai. Er wird mich schnell vergessen. Schnell einen anderen gefunden haben. Auch die Jungs haben bestimmt schnell einen Ersatz für mich in der Band gefunden. Schließlich gibt es viele gute Gitarristen.
Meine Augen werden schwerer und meine Sicht immer schlechter. Da ich keine Kraft mehr habe, lass ich mich einfach fallen. Mit dem Rücken liege ich auf dem Bett. Mein Blick zur Decke gerichtet. Langsam bilden sich auch Tränen in meine Augen. Ich sehe Kai vor mir. Wie er lacht. Mich liebevoll ansieht. Mein Kai ...
Meine Augen fallen zu. Ich habe die Kraft nicht mehr, sie noch offen zu halten. Mein Atem wird langsamer. Auch mein Herz pumpt immer weniger. Ich spüre es kaum noch. Trotzdem kann ich meinen Mund noch öffnen. Ein Wort schafft es noch über meine Lippen. Aber auch nur leise. Mit diesem Wort ich alles vorbei.
"Kai ... "
