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Traum-Fänger

von

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Mehr als nur Zufall

Traumfänger
 

„Ein Traumfänger fängt die bösen Träume in seinem Netz ein und lässt die guten zum Schlafenden kommen.“ So lautet es in den alten Traditionen der Indianer.
 

Als ich sie damals das erste Mal sah, glaubte ich noch nicht an solche Dinge. Für mich war das nichts weiter als Hirngespinste von Leuten, die an etwas glauben wollten um eine Ausrede für das Schlechte in ihrem Leben zu haben. Manche glaubten wohl, dass sie durch bestimmte Dinge ihr Leben verbessern könnten, doch meist fügten sie sich für diesen Glauben nur noch mehr Schmerzen zu oder verloren sich darin, statt zu Leben und selbst etwas an ihrem Zustand zu ändern.
 

Ich hingegen war Wissenschaftlerin, ich untersuchte die Natur und ihre Physik. Für mich war Wind einfach Wind und Regen einfach Wetter.

Natürlich hatte auch ich Träume, ich wollte eines Tages Leiterin der Forschung werden um genug Auskommen zu haben, damit ich mir ein Haus bauen konnte. Doch noch ein Wunsch keimte immer wieder in mir auf. Ein Wunsch, der sich leider nicht so wissenschaftlich erklären ließ, wie ich es gerne gehabt hätte.

Es war der Wunsch nach Liebe, den einen Menschen zu finden, welcher sein Leben mit mir teilen würde, mit dem ich für immer zusammen leben würde. Immer wenn ich sah wie meine Kollegen von ihrer Frau oder ihrem Freund abgeholt wurden, wurde es mir bewusst. Auch wenn ich mich kühl gab, war dort etwas, dass ich vermisste. Seufzend stürzte ich mich dann immer wieder in die Arbeit, bis einer meiner Kollegen einmal sagte.
 

„Samantha, geh nach Hause, gönn dir ein wenig Pause, du siehst erschöpft aus.“ Ich wusste, dass Kurt recht hatte, er machte sich immer um alle Sorgen, immerhin war er der führende Wissenschaftler in unserem Institut, also willigte ich ein und begab mich schon in der Dämmerung nach Hause.
 

Es war ein Herbsttag, wie kein Zweiter, dass weiß ich noch heute sehr genau. Der Wind wehte wild über durch sie Straßen und wirbelte Blätter auf, die wie kleine Kinder um einen herumtanzten, ehe sie wieder zu Boden glitten.

Kurz sog ich die frische Luft an, als mir plötzlich etwas vor die Brust flog. Es auffangend, als es hinuntersegeln wollte, erkannte ich einen kleinen Traumfänger. Verwundert betrachtete ich ihn einen Augenblick und sah mich dann um, wo er hergekommen sein mochte.
 

„Entschuldigen sie vielmals.“ Sagte dann eine junge Frau, die noch einige mehr dieses Indianerschmucks dabei hatte und lächelte freundlich.

„Mir scheint der gehört ihnen.“ Sagte ich und wollte ihn ihr reichen.

„Nein, nein, nehmen sie ihn nur, er hat sie ausgewählt. Ich wünsche ihnen angenehme Träume.“ Meinte sie noch und wandte sich auch schon ab, um die restlichen Traumfänger, die wohl von der kleinen Decke geflogen waren in einen Karton zu verlegen.
 

Erst hatte ich widersprechen wollen und ihr sagen wollen, dass ich damit ohnehin nichts anfangen könnte, doch irgendwie hatte ich es nicht übers Herz bringen können. Die junge Frau schien sehr an diese Dinge zu glauben, alleine durch ihre Kleidung und das lange schwarze Haar hätte man sie wirklich für eine Indianerin halten können, die aus ihrer Zeit gefallen war und nun auf der Straße verkaufen musste, was sie selbst herstellen konnte. Doch schien sie nicht verbittert darüber, denn die rehbraunen Augen schauten zuversichtlich und fröhlich in die Welt hinaus.
 

Die nächsten Tage verliefen seltsam, noch mehr die Nächte. Den Traumfänger hatte ich tatsächlich aufgehängt und dass ich schlecht geschlafen hatte, konnte ich wirklich nicht behaupten. Doch ich träumte kaum noch von der Arbeit, nicht von Formeln und dem was mich am Tage oder in den nächsten Wochen beschäftigen sollte.
 

Oft fand ich mich auf einer grünen Wiese wieder. Der Wind wehte leicht, doch war er nicht so unangenehm, wie es im Herbst der Fall gewesen wäre. Zudem schien die Sonne. Ich saß im warmen Gras und schloss die Augen um dem Rauschen des Grases zuhören zu können. Es flüsterte etwas, doch noch ehe ich es verstehen konnte hörte ich wie sich jemand vor mich kniet. Jedes Mal wenn ich die Augen öffnete erwachte ich. Sehr oft wiederholte sich dieser Traum und jedes Mal fühlte ich mich danach glücklich und geborgen.

Irgendwann es war wohl schon die fünfte Nacht in folge, da verstand ich was das Rauschen des Windes mir zuflüsterte. „~Tabika~“ ein einfacher Name, von dem ich nicht wusste, wem er gehörte und bei dem ich doch damals schon geahnt hatte, wem er gehören könnte. Meine Augen versuchte ich dieses mal nicht zu öffnen um den Traum weiter anhalten zu können. Sanft spürte ich da eine Hand auf meiner Wange, die mich zärtlich streichelte. *Wer ruft mich* wollte ich Fragen, doch der Wind hatte mich die Antwort schon gegeben.
 

Als ich erwachte wusste ich nach wem ich suchen müsste, wer die Frau in meinen Träumen war, dessen Name der Wind mir zuflüsterte. Doch was sollte ich tun. Noch fand ich die Träume zwar schön, aber ich verstand nicht, dass sie mehr bedeuteten. Aber langsam begann ich zu begreifen. Bei jedem Gedanken der mich zurück zu dem kurzen Augenblick führte in dem ich der jungen Indianerin gegenüberstand, konnte ich spüren wie mein Herz schneller schlug. Mehr und mehr wurde mir dadurch meine Sehsucht bewusst, die schon so lange in meiner Brust schwellte und als ich nun die Ehefrauen und Freunde sah, die meine Kollegen abholten, dachte ich an sie. Sie musste Tabika sein und ich musste sie wiedersehen, und wenn es nur war um zu verstehen was alles bedeutete.
 

An jenem Tag machte ich das erste Mal freiwillig pünktlich Feierabend und begab mich in die Straße in der ich ihr vor einer Woche begegnet war. Zu meiner großen Enttäuschung war sie nicht da. Aber ich wusste ja, dass solche wie sie nicht lange an einem Ort blieben, vermutlich war sie weitergezogen. Erst hatte ich überlegt, ob ich einfach nach Hause gehen sollte, doch dann schüttelte ich innerlich den Kopf. Ich steckte immer so viel Energie in die Arbeit, gerade wenn etwas nicht nach Plan lief, blieb ich dran und brachte es zu Ende bis das Ergebnis stimmte und jetzt sollte ich einfach weglaufen. *Das passt nicht zu dir* sagte ich mir selbst und blickte mich auf der Straße um. Einige wenige Passanten befanden sich noch zu dieser Zeit auf der Straße, eingewickelt in Tücher und versteckt unter Regenmänteln und Kapuzen, suchte sie Heim zu kommen um dem tristen grau des verregneten Tages zu entfliehen.
 

Einige sprach ich an, doch keiner hatte eine Ahnung, wo die junge Frau heute stehen könnte, interessierte es die meisten doch auch gar nicht. Erst eine ältere Dame, welche schon gebeugt an einem Stock ging und soeben Schutz unter einem kleinen Vordach gefunden hatte, half mir weiter.

„Ja ja, die junge Dame war vor einer Woche das letzte Mal hier. Gehe hier jeden Tag um diese Zeit spazieren. Schlimme Sache das mit ihr. Ist nicht schön gewesen. Das arme Mädchen.“

Was denn geschehen sei, fragte ich sie und spürte schon wie mein Körper zu zittern begann, denn so wie die Dame es sagte, war etwas Schreckliches vorgefallen.

„War ja so windig an dem Tag, da hat’s glatt die Ziegel von den Dächern gerissen. Hat sie nicht gesehen, das arme Ding. Sie war zu sehr damit beschäftigt ihren Schmuck einzusammeln und machte gerade die Kiste zu, da war’s auch schon geschehen. Hat sie direkt am Kopf getroffen. Der junge Mann hat zum Glück gleich den Krankenwagen gerufen, als er es sah. Aber seit dem war sie nimmer da.“
 

Samantha schluckte und bedankte sich brav. Verwirrt und selbst völlig durch den Wind lief sie durch die regennassen Straßen. Erst als ihre Gedanken ein wenig geordnet waren, wusste sie, was sie tun konnte. Das Krankenhaus. Schwer war es nicht herauszufinden, wo das nächste Krankenhaus war und schnell hatte sie auch herausgefunden, wo das Zimmer der jungen Frau war.

„Warten sie, werte Frau. Sie sollten da noch etwas wissen.“ Merkte die Schwester an, nachdem sie ihr schon abgekauft hatte, dass sie die beste Freundin der Indianerin war und sie sogar den Namen des Anrufers herausfinden konnte. Wenn alles gut ginge, würde sie sich bei ihm bedanken, das wäre das mindeste. Immer wieder kam ihr in den Sinn, dass sie ihr hätte helfen können, wenn sie nicht so schnell wieder gegangen wäre, wenn sie sich einen Augenblick nur geduldet hätte um mit ihr zu sprechen.
 

Kaum nahm sie daher die Worte der Schwester wahr.

„Sie… ist noch nicht aufgewacht, seit dem Unfall. Es müsste alles in Ordnung sein, aber noch liegt sie im Koma, also … wir wissen nicht wann sie wieder aufwacht und… ob.“ meinte die Schwester bedrückt und einfühlsam und sah die Wissenschaftlerin an.

„Ähm… ok…“ antwortete diese nur immer noch halb in Gedanken und nicht wissend, wie sie sonst drauf reagieren könnte und setzte den Weg zum Zimmer fort.

Dort lag sie, genau so wie sie sie in Erinnerung hatte. Bis auf den Verband den sie um den Kopf trug, sah es sogar beinahe so aus, als würde sie schlafen. Vorsichtig näherte sie sich dem Bett und hockte sich leicht neben sie. Eine Weile saß Samantha einfach nur da, betrachtete die Frau und schwieg. Ihr Kopf war nun leer und kein Gedanke wollte zu ihr durchdringen.

„Ich hab dein Rufen gehört.“ flüsterte sie ihr leise zu und nahm die Hand der eigentlich Fremden, die ihr doch so vertraut erschien. Zärtlich strich sie mit ihrem Daumen über den Handrücken doch die Indianerin zeigte keine Reaktion.

Den Blick senkend Bittete sie innerlich darum, dass sie aufwachen möge. Beinahe den halben Abend saß sie nun schon einfach so an ihrem Bett und schon bald würden die Ärzte kommen und sie bitten zu gehen.

„Wach auf, Tabika~ .“ sprach sie leise und beugte sich über sie. Zärtlich berührten ihre Lippen, die der Schlafenden.
 

Als sie die Lippen auf ihren spürte öffnete Tabika die Augen und ein glückliches Lächeln lag in ihnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sharanna
2010-05-17T18:41:02+00:00 17.05.2010 20:41
Story-mäßig muss ich schon sagen, dass sie mich ein wenig überrascht hat. Ich dachte zunächst nicht, dass es um zwei Kontraste ging, die letztendlich zueinander finden, sondern eher an eine einfache Liebesgeschichte, die sich zunächst als Traum entpuppt und dann doch "eingefangen" wird.
Es hat mich aber auf eine angenehme Art und Weise überrascht, was in dieser Story passiert ist. Es wirkt natürlich unrealistisch, das Tabika genau in dem Moment wo sich die Lippen beider einander berühren sie just in dem Moment die Augen aufschlägt, aber es passt einfach zu der Story, die du geschrieben hast. Es war angenehm zu lesen, wie Samatha Tabika über ihre Träume kennenlernt. Natürlich nicht deren Charakter oder so, sondern einfach nur die Liebe kennenlernt, die Tabika empfindet. Und es lässt den Leser schmunzeln, wie du deine OS hast ändern lassen. Es hat bereits darauf hingedeutet, dass es mit einem Happy End schließt, aber trotzdem auf eine Weise, die dem Leser erlaubt den Rest sich weiter zu denken.

Ein paar Fehler sind mir beim Durchlesen allerdings aufgefallen:

"Meinte sie noch und wandte sich auch schon ab, um die restlichen Traumfänger, die wohl von der kleinen Decke geflogen waren in einen Karton zu verlegen."
Hast du geschrieben.Allerdings müsste es folgendermaßen lauten:
"Meinte sie noch und wandte sich auch schon ab, um die restlichen Traumfänger, die wohl von der kleinen Decke geflogen waren [,] in einen Karton zu [...-]legen."
Sie verlegt ja nichts, sondern sie legt etwas hinein. Du hättest wahlweise auch packen oder zu verstauen benutzen können, anstelle von legen.

"[...] vor mich kniet." sollte in der Vergangenheit geschrieben werden - also "kniete"

"Irgendwann es war wohl schon die fünfte Nacht in folge, da verstand ich was das Rauschen des Windes mir zuflüsterte."
Das müsste "Irgendwann [,] es war wohl schon die fünfte Nacht in [F]olge, [...] verstand ich was das Rauschen des Windes mir zuflüsterte."

"[...]doch der Wind hatte mich die Antwort schon gegeben."
Und hier sollte das "mich" gegen ein "mir" ausgetauscht werden :]

Es hat mich ehrlich gefreut deine OS zu lesen! Mach weiter so oder werde noch besser!

Lg,
Sha


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