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Hassliebe

Denn du bist verrückt wie ich.
von

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ohne oder miteinander, beiden geht’s nicht wirklich gut.

Sie hatte nur auf das Geräusch der sich öffnenden Tür gewartet, war schneller bei ihm angelangt, als ihr Freund sich auch nur die Jacke hätte ausziehen können.

Statt sich zu entschuldigen, wieder nicht pünktlich gekommen zu sein, wie er es versprochen hatte, verdrehte er die Augen angesichts der wütenden Frau vor ihm.

„Adriana …“, murmelte er müde, doch sie ließ ihn nicht weiter zu Wort kommen.

„Was ist es dieses Mal? Sag mir doch, warum du schon wieder nicht pünktlich bist!“

Die Lüge glitt ihm so selbstverständlich und souverän über die Lippen, dass er sich selbst fragte, seit wann Wahrheit und Lüge in seinem Leben so verschmolzen waren, dass er es fast selbst nicht unterscheiden konnte.

„Da war ein Stau und-“ Die gleichgültige, fast gelangweilte Stimme machte sie so rasend, dass Adriana sich selbst nicht mehr unter Kontrolle hatte. Die laut widerhallende Ohrfeige riss seinen Kopf herum.

„Du bist so ein elender Lügner, Kilian!“ Da er den Blick immer noch abwandte, schlug sie ihn ein zweites Mal, ehe sie an ihm vorbei ins Wohnzimmer lief.

Er folgte ihr in einigem Abstand und sah ein liebevoll zubereitetes, schon auf einem Teller angerichtetes Abendessen auf seiner bevorzugten Seite des Tisches stehen; den zweiten Teller stellte sie gerade gegenüber des ersten ab.

„Es wird jetzt kalt sein.“ Er bemerkte den frostigen Ton ihrer Stimme, zuckte jedoch nur mit den Schultern.

„Ich habe keinen Hunger.“ Kilian hatte seine Stimme besser im Griff, er ließ sie desinteressiert klingen, wollte er doch innerlich am liebsten toben. Er sah den Ausdruck ungläubiger Wut in Adrianas Gesicht, doch es interessierte ihn nicht.

„Wenn du dein gottverdammtes Leben nicht mit mir verbringen willst, dann geh doch! Was kommst du denn zurück, wenn du eh am liebsten woanders wärst?“

Sie eilte auf den Tisch zu, nahm die Teller und warf sie beide komplett in den Mülleimer.

„Gut, dann essen wir eben nicht! Verreck doch an Hungernot! Dem Mann, den ich mal gekannt habe, hat mein Essen immer geschmeckt!“

Er wusste ganz genau, dass er sie noch wütender machte, indem er schwieg, doch auch das interessierte ihn nicht.

Er bemerkte ihren Blick, starr auf die Vase vor ihm auf dem Tisch gerichtet und er wusste, dass Adriana den Gegenstand mitsamt den enthaltenen Blumen werfen würde, als sie ihn in die Hand nahm.
 

Du sagst, ich bin nicht mehr der Mann, den du von früher kennst.

Du schlägst mich 2 mal ins Gesicht als du mich Lügner nennst,

schreist mich an, greifst mich an, weil ich nicht mit dir essen will,

nimmst die Vase, schmeißt sie und ich weiß, dass du mich treffen willst.
 

Als die Vase hinter Kilian an der Wand zerschellte, hob er nur milde überrascht eine Augenbraue und beobachtete, wie sie zu ihm lief. Sie stoppte erst ein paar Zentimeter vor ihm, sodass sich ihre Gesichter fast berührten.

„Wir sollten das jetzt regeln, nicht?“ Sie hatte die Arme verschränkt, wollte wirklich etwas an ihrem Zustand ändern, doch er konnte nicht aus seinem Verhaltensmuster heraus. Sein Stolz war ihm im Weg, denn wie könnte eine Frau mehr Macht in einer Beziehung haben, als ein Mann?

„Sollte ich nicht eben noch gehen, wenn ich am liebsten woanders wäre? Da bringt doch klären nicht mehr viel.“ Er wusste, dass sie diese Beziehung beenden sollten, doch, so krank Außenstehende dies auch finden mochten, gehen lassen konnte er sie ohnehin nicht; er brauchte Adriana. Sie sah ihn schockiert an; so schlimm wie heute hatte sie ihn schon lange nicht mehr erlebt, doch dann sah Kilian, wie sich ihre Empörung wieder in Wut verwandelte.

„Gott, kein Wunder, dass du so ein Mistkerl bist, bei der Hure, die du Mutter nennst!“ Sie wollte sich umdrehen, so weit weg von ihm, wie nur irgend möglich, doch er hielt sie grob am Oberarm fest. Zum ersten Mal am heutigen Tag sah Adriana auch in seinem Gesicht ohnmächtige Wut, als er sie mit eiskalten Augen anstarrte. Sie bemerkte sein Zittern und wusste ganz genau, dass er sich zusammenriss, um nicht gegen die Prinzipien zu verstoßen, an die er vor Jahren einmal geglaubt hatte, doch wenn es sich um seine Mutter handelte, dann ging sie zu weit. Adriana starrte ebenso zurück, bis Kilian sie von sich stieß und fast aus dem Wohnzimmer rannte.
 

Ich duck' mich weg, du spuckst mich an als wär' ich jedermann.

Mein Stolz sagt ‚geh’, obwohl ich weiß, dass ich ohne dich nicht leben kann.

(nicht ohne dich, Baby)

Jetzt stehen wir Kopf an Kopf, du sagst, dass du das regeln willst.

Du sagst was über Mama und ich schwör, dass du gleich Schläge kriegst.
 

Sie lief ihm langsam hinterher ins Badezimmer, wo er schon den Spiegelschrank aufgerissen und darin herumgewühlt hatte, bis er endlich fand wonach er suchte. Mit fahrigen Fingern versuchte er die Dose aufzubekommen, während sie sich an den Türrahmen lehnte und spöttisch lachte.

„Merkst du eigentlich noch, wie bekloppt du bist? Süchtig nach Valium und Antidepressiva; wie erbärmlich.“ Sie lief auf Kilian zu und er riss seinen Kopf herum. Adriana wusste genau, dass er gerade Entzugserscheinungen hatte und sich die erneute Gleichgültigkeit wünschte, die seine Tabletten ihm geben konnten, doch sie wusste ebenso, dass das nicht ewig so weiter gehen konnte.

„Du gottverdammte Fotze!“ Er stieß sie von sich, doch Adriana war egal, dass sie gegen die Fliesen geschleudert wurde, ignorierte den Schmerz in ihrer rechten Schulter, hatte sie doch, was sie wollte. Sie hatte ihm seine Tabletten entreißen können, lächelte ihn spöttisch, ja, fast etwas verrückt an, während sie die Hand über die geöffnete Toilettenschüssel hielt. Sie sah die Angst, den Unglauben in Kilians Augen, als er knurrte: „Ich warne dich. Wenn du das machst…“

Doch sie ließ sich davon nicht beirren; als Adriana die Dose quälend langsam immer weiter drehte, bis sie irgendwann leer war und alle der weißlichen Tabletten im Wasser der Toilette schwammen, gab Kilian ein wütendes Geräusch von sich, doch Adriana ließ sich auch davon nicht beeindrucken.

„Ich hasse dich so sehr, für das, was du mir antust! Du bist so ein kindischer Idiot, wenn du glaubst, mit deiner Rapmusik auch nur einen Preis abräumen zu können!“ Sie sah ihn an, ihre Augen schwammen in Tränen, weil sie es einfach nicht mehr aushielt. „Mach nur weiter so.“ Sie rauschte aus dem Bad und ließ Kilian allein zurück.
 

Du lachst mich aus und fragst: „Merkst du noch, wie bekloppt du bist?“

Ich schubs dich weg und schrei, dass du ’ne gottverdammte Fotze bist!

Du sagst: „Das war’s für dich!“

Ich schreie: „Nein, das war’s für mich!“

Du nimmst meine Tablettenpackung, ich sag noch: „Ich warne dich!“

Du kippst sie einfach, so gemein, wie du bist, rein ins Klo.

Du sagst: „Ich hasse dich so sehr, du bist so ein Idiot!

Mach deine Rapmusik und träum, dass du ein Echo kriegst!“

Dir komm' die Tränen und ich kann sehen, dass du mich echt noch liebst.
 

Ihm wurde plötzlich klar, dass einiges falsch gelaufen war. So ein Mädchen, eines, das ihn trotz all seiner Fehler liebte, würde er nie wieder finden. Kilian warf einen letzten Blick auf die Tabletten, betätigte die Spülung und trat aus ihrem Badezimmer in den angrenzenden Flur. Adriana, die gerade beim letzten Knopf ihres Mantels angelangt war, wollte an Kilian vorbei gehen, doch er legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie zu sich heran. Er strich mit den Lippen sanft über die ihren, doch sie wandte sich in seinen Armen ab.

„Das musst du nicht. Ich weiß doch, dass du das alles eigentlich nicht so meinst.“ Sie löste sich von ihm, wickelte sich einen Schal um den nackten Hals und wollte die Wohnung verlassen, doch als sie die Hand auf die Türkklinke gelegt hatte, wandte sie sich noch einmal um.

„Ich liebe dich, Kilian.“ Adriana sah ihn so ernst und traurig an, dass er seufzte und sie zu sich heran winkte. Sie warf sich in seine Arme und während er das Gesicht in ihren Haaren vergrub, murmelte er: „Ich liebe dich auch.“

Als sie sich löste, sah er ihr direkt in die verweinten blauen Augen und wusste wieder, warum er überhaupt erst eine Beziehung zu Adriana angefangen hatte.

Sie lächelte unter Tränen, versuchte einen Scherz zu machen.

„Wir beide könnten uns doch niemals trennen. So kaputt wie wir sind, würde uns doch nie jemand anderes wollen.“ Sie küsste Kilian noch einmal, ehe sie die Wohnung verließ.

Er sah ihr nach, ließ sie gehen und war sich dabei so sicher wie nie zuvor, dass sich ihre Wege nicht trennen würden, mochten da auch noch so viele Streitereien kommen. Sie war viel zu sehr verliebt und er zu abhängig, als dass sie ihre Beziehung aufgeben könnten.

Kaputter, als sie sowieso schon waren, konnten sie ja sowieso nicht mehr werden.
 

Ich Küsse dich,

du drehst dich weg und sagst; „Das musst du nicht.“

Ich lieb’ dich auch, mein Schatz, denn du bist so kaputt wie ich!

Wir sind allein auf dieser Welt, denn wir sind beide durch.

Ich schau in deine Augen und weiß, dass ich bei dir bleiben muss.
 

Wir beide lieben und wir hassen uns,

wir küssen und wir schlagen uns,

egal was alle anderen sagen, Babe, wir haben uns.

Du bist verrückt wie ich, ich bin so verrückt wie du,

ohne oder miteinander, beiden geht’s nicht wirklich gut.
 

Er hatte selbst gehofft, dass ab jetzt alles besser werden würde; dass sie sich nie mehr streiten würden, doch der fehlende Schlaf, seiner schlechten Gedanken wegen und die Abwesenheit des Valiums in seinem Blut, taten alles, um ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen. Kilian warf sich unruhig auf seiner Seite des Bettes umher, doch die erwünschte Müdigkeit stellte sich nicht ein. Auch seine Laune sank immer weiter; er verfluchte Adriana, dass er überhaupt erst mit den Tabletten angefangen hatte, die er nun so dringend brauchte und die ganze Welt an sich. Als er endlich das gedämpfte Zuschlagen der Tür vernahm, ein Geräusch, nach dem sich seine Sinne die ganze Zeit unmerklich gesehnt hatten, entspannte er sich augenblicklich, doch kurz darauf übernahm die Wut erneut sein Denken. Als sie einige Minuten später leise die Tür des Schlafzimmers öffnete, in der Hoffnung, ihn nicht zu wecken, erschrak Adriana, als sie ihn im Licht der hellen Nachttischlampe sah; das Gesicht vor Wut verzogen.

„Wo zur Hölle bist du so lange gewesen?“, schrie er sie an, doch sie ließ sich nicht weiter von ihm beeindrucken.

„Frag mich nicht“, murmelte sie abwesend, während sie sich mit routinierten Bewegungen ihr glänzendes, dunkles Haar bürstete. Ihr war klar, dass ihn diese Antwort niemals zufrieden stellen konnte, doch es war ihr gleichgültig. Adriana legte die Bürste weg, erhob sich und ließ sich neben Kilian in das Bett gleiten. Er folgte jeder ihrer Bewegungen, versuchte sich zusammen zu reißen, doch letztendlich konnte er sich doch nicht mehr beherrschen.

„Wie meinst du das? Wer denkst du denn, dass du bist?“ Er konnte nicht verhindern, dass all die Angst, sie könnte ihn betrogen haben, heute, in dieser Nacht, aus ihm heraus brach, war dieser Gedanke doch schon in all den schlaflosen Stunden nicht aus seinem Kopf verschwunden. Und als sie nicht antwortete, sondern sich stattdessen zu der Nachttischlampe beugte, um sie auszuschalten, wusste er sich nicht anders zu helfen, als diese Angst in Form von Gewalt abzubauen und gab ihr einen Stoß, nur damit sie antwortete. Sie gab einen erschreckten Laut von sich, als sie des gewaltigen Kraftaufwandes wegen direkt aus dem Bett und auf den Boden fiel. Er ignorierte den kleinen Stich, den ihm dieses Geräusch gab und war schneller bei ihr, als sie überhaupt aufstehen konnte.
 

Du kommst nach Haus’, ich konnt’ nicht schlafen und ich frage dich,

wo zur Hölle du so lange warst, du sagst nur: „Frag mich nicht!“

Ich sag: „Wie meinst du das? Wer denkt du, dass du bist?“

Du drehst dich von mir weg, während du die Nachttischlampe ausknipst.

Ich krieg jetzt Angst, dass du mich heute Nacht betrogen hast,

ich schubs dich so doll aus dem Bett, dass du voll auf den Boden krachst.
 

Er konnte nicht verstehen, wie sie es auch nur wagen konnte, ihn zu betrügen und genau das war auch der Grund, dass er sie nun an den Haaren packte und ihr Gesicht somit zu seinem zog.

„Du verwöhntes, kleines Miststück! Denkst du, alle Männer liegen dir zu Füßen?“ Adriana versuchte nicht einmal, sich zu befreien, wartete nur ruhig ab, bis er sie wieder freigeben würde und sah ihn an, während er sie beleidigte. „Nur für diesen einen Moment, wenn sie dich ficken können! Länger hält es doch niemand mit dir aus; noch nicht mal deine Eltern!“ Er schrie sie an, konnte seine Wut nicht zügeln; so schrecklich weh tat die Vorstellung in seinem Herzen, sie könnte heute Nacht bei einem anderen Mann gewesen sein.

„Geh doch! Geh, du miese, kleine Schlampe, fick wen anders, aber komm nie wieder!“ Er stieß sie von sich, doch trotz des Schmerzes, den er ihr zugefügt hatte, lachte sie nur und sah ihn verächtlich an. Sie wusste ganz genau, dass sie ihn damit rasend machte und genau deshalb tat sie es. Es tat ihr gut, ihn provozieren zu können; es gab ihr ein Gefühl von Macht, über ihn.

Kilian unterdessen lief zu dem großen Kleiderschrank, den sie sich teilten, riss wahllos einige ihrer Kleidungsstücke heraus und lief damit zum Fenster. Er öffnete es und bevor Adriana irgendetwas tun oder sagen konnte, hatte Kilian alles aus dem fünften Stockwerk geworfen. Die Kleidungsstücke landeten auf dem Asphalt, gut sichtbare Farbtupfer in der sonst so grauen, dunklen Nacht, doch Kilian achtete nicht weiter darauf, er schrie: „Hier, ich helfe dir schon mal beim Ausziehen!“ und warf einzelne ihrer Schuhe hinterher, die mit lautem Poltern teilweise auf der Straße und teilweise im Gebüsch landeten. Adriana verfolgte seine Bewegungen sprachlos, sah noch zu, wie er Fotos, Bücher und sogar die ihm so verhasste Nachttischlampe samt herausgerissenem Stecker wütend aus dem Fenster schleuderte, bis Leben in sie kam.

Sie packte wahllos alle Dinge von ihm, die sie finden konnte; sie riss die Tastatur seines PC’s heraus, nahm sein Handy, einige CD’s und die neu geschriebenen Songtexte, die auf dem Tisch lagen und warf sie zu ihren Sachen auf die Straße, bevor sie sich auf die Knie fallen ließ, einen Karton unter dem Bett hervor holte und das Mikro, das sich eingepackt darin befand, heraus riss. Er sah sie mit großen Augen an, als sie damit wedelte und ihre Augen Blitze schossen. „Dein Weihnachtsgeschenk!“, fauchte sie, ehe sie es ebenfalls aus dem Fenster warf.
 

Pack dich bei den Haaren und nenn dich Wörter, die dir wehtun,

ich schrei: „Du miese Schlampe, fick wen anders, aber geh nun!“

Du lachst mich wieder aus, du weißt, das macht mich nur noch kränker,

ich werfe wahllos deine ganzen Sachen aus dem Fenster.

Du wirfst meine hinterher, unsere Streite sind pervers,

in solchen Situationen hass’ ich dich, als wenn’s für immer wär'.
 

Es verwirrte Kilian, dass sie plötzlich aus dem Raum rannte, doch er war zu stolz und zu wütend, als dass er ihr hinterher gehen könnte. Er wartete ab, ob sie wieder kommen würde und bedauerte unterdessen, dass nicht einmal ein Streit bei ihnen normal ablaufen konnte.

Es dauerte auch nicht lange, bis Adriana erneut das Schlafzimmer betrat, doch Kilian fesselte nicht ihr blindwütiger Blick, sondern das Messer in ihrer Hand.

„Adriana …“, murmelte er beschwichtigend und ging langsam auf sie zu, wusste er doch, dass das jetzt wirklich schwerwiegende Folgen haben würde. Adrianas Jähzorn war schon immer schlimm gewesen, doch nun überstieg es alles bisher da gewesene. Und doch wusste Kilian, es war seine Schuld, wie sie geworden war.

Er war bei ihr angelangt, streckte die Hand nach dem Messer aus und für ein paar Sekunden sah es wirklich so aus, als würde sie es ihm geben, doch als er erschöpft ‚So ist es brav; mach nicht immer so einen Stress’ murmelte, verzog sich ihr Gesicht erneut vor Wut. Er konnte dem Stich des Messers gerade noch so weit ausweichen, dass sie nur seinen Arm ritzte, anstatt das Messer direkt zwischen seine Rippen zu bohren.

Als sie dann allerdings das Rot seines Blutes sah, bildeten sich Tränen in ihren Augen. Sie starrte einen Moment ungläubig auf seinen Arm, fassungslos, dass sie ihn wirklich verletzt hatte, wollte sie doch eigentlich nur etwas Abstand zwischen sie bringen, doch dann ließ sie das Messer fallen und rannte erneut aus dem Raum.

Kilian ließ sich auf den Boden sinken und lehnte sich an einen Bettpfosten, erleichtert, dass nichts Schlimmeres passiert war, während Adriana mit Desinfektionsmittel und Bandagen im Arm zurückkehrte. Sie ließ sich neben ihn auf den Boden fallen und nahm seinen Arm, doch Kilian sah sie nur an.

„Es ist okay, das musst du nicht“, murmelte er, doch sie störte sich nicht weiter an seinen Worten, ließ seinen Arm nicht los und sprühte das Desinfektionsmittel auf die Wunde. Während er ob des Brennens den Mund verzog und die Augen schloss, erwiderte sie, immer noch mit Tränen in den Augen und ohne ihn anzusehen: „Es tut mir leid, das wollt’ ich nicht. Ich liebe dich, mein Schatz, weil du kaputt bist, genau wie ich.“ Sie lachte leise, doch er nickte nur, hatte sie doch Recht.
 

Du holst ein Messer aus der Küche und ich duck’ mich,

ich weiß, das ist gefährlich, weil du wirklich sehr kaputt bist.

Ich weiß. du willst nicht wirklich, dass ich mich verletze,

doch ein Streit zwischen uns beiden hat ganz eigene Gesetze.

In der Hitze des Gefechts, Baby, ritzt du mich dann echt,

du siehst mein Blut, dir kommen die Tränen und dann pflegst du mich zu Recht.

Ich sag: „Es ist okay, das musst du nicht.“

Du sagst: „Mein Schatz, ich liebe dich, du bist kaputt wie ich!“
 

Wir beide lieben und wir hassen uns,

wir küssen und wir schlagen uns,

egal was alle anderen sagen, Babe, wir haben uns.

Du bist verrückt wie ich, ich bin so verrückt wie du,

ohne oder miteinander, beiden geht’s nicht wirklich gut.
 

Nachdem Adriana seinen Arm fertig mit der Binde umwickelt hatte, zog Kilian sie auf seinen Schoß. Unwillkürlich schmiegte sie sich an ihn, während beiden bewusst wurde, warum sie so gut zusammen passten. Es mochte sein, dass man nicht sagen konnte, wer von ihnen das kränkere Wesen, die verrückteren Gedanken oder das schlimmere Problem hatte, doch in manchen Momenten, in den ruhigen, liebevollen Momenten waren sie sich näher, als es jemals zwei Menschen sein könnten; weil eine Hassliebe wohl die stärkste Bindung zwischen zwei Menschen sein konnte.
 

„Egal, was alle anderen sagen, Babe, wir haben uns“, flüsterte Kilian, ehe er Adriana küsste.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2009-11-02T17:50:38+00:00 02.11.2009 18:50
Au Weia.
Ich möchte bei dem herzigen Pärchen nicht der Nachbar sein.
Aber ein Paartherapeut könnte sich mit den beiden ein Einfamilienhaus finanzieren... *g*
Die brauchen Hilfe... ganz viel Hilfe.
Wenn jetzt noch einer von denen getrunken hätte, dann wäre das böse ausgegangen...
Das gruselige dabei ist, solche Beziehungen gibt's wirklich...


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