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Wider Willen und Plan

Pokémon-Geschichte mit eigenen Charakteren.
von

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Valto

Lohgocks Arme waren nahezu rabenschwarz von den Handgelenken aufwärts, Haut und Federn trugen die Spuren zahlloser Kämpfe und hell auflodernder Flammen. Das Pokémon stand allein in der Mitte der abgeriegelten Arena und ein letzter heiserer Schrei entwich seiner trockenen Kehle. Es war geschwächt, doch zu stolz und verzweifelt um aufzugeben.

Ein Zittern ging durch seinen Körper und die letzten Flammen an seinen Händen erloschen. Lohgock war sichtbar erschöpft, absolut verausgabt und am Ende seiner Kraft. Einen Gegner nach dem anderen hatte es in den Staub der Arena geschickt, Befehlen folgend die es in der Vergangenheit so oft gehört hatte.

Doch dieses Mal führte ihn kein Trainer in den Kampf, und der Verlust war ein nicht unwesentlicher Nachteil für Lohgock. Es war ein Wunder, dass es sich noch aufrecht halten konnte, was nicht zuletzt damit zu tun hatte, dass Lohgock instinktiv auf die Kraftreserven seines jungen Trainers zurück griff. Der Kanal zwischen ihnen war weit offen und weder Mikko noch Lohgock konnten etwas dagegen tun.

Mit einem dumpfen Knarren öffneten sich zum wiederholten Male die Tore am gegenüber liegenden Ende des Kampffeldes und Lohgock hob trotzig den Kopf um sich auch diesem Gegner zu stellen. Und dann nahm es unwillkürlich einen Schritt zurück, als es erkannte wer ihm da entgegen trat.

Den Trainer hätte es vielleicht nicht erkannt. Seit ihrer letzten Begegnung waren Jahre vergangen und Valto hatte sich verändert, war erwachsen geworden. Die militärische Austrahlung hätte ihn vielleicht verraten können, doch Lohgocks Aufmerksamkeit galt allein seinem Pokémon, einem Glurak, das ihm auf unangenehmste Weise vertraut war.

Es war kaum in der Arena erschienen als es sich auch schon vom Boden abstieß und in die Luft erhob, kraftvoll und ungebremst, ungeduldig darauf wartend seinen Vorteil gegen Lohgock auszuspielen. Und als wenn all das nicht gereicht hätte, hing um Valtos Hals eine Kette mit eben jenem schwarzen Ring, den Eljas so lange mit sich getragen hatte, und den Lohgock selbst an Mikko weiter gegeben hatte.

Lohgock musste wissen, dass es gegen Glurak und Valto keine Chance hatte, nicht allein und gezeichnet von den gerade erst bestandenen Kämpfen, und trotzdem nahm es die Herausforderung an, denn ein Rückzug war keine Option. Valto hätte es niemals zugelassen.

Valto hatte die Kampfsituation sofort erfasst und selbst ein Trainer ohne seine Erfahrung hätte keine Probleme gehabt zu erkennen, dass Lohgock keinen ernst zu nehmenden Gegner mehr darstellte. Aber entweder hatte er trotzdem nicht vor, das Pokémon zu unterschätzen, oder der Grad seiner Überlegenheit war ihm gleichgültig. In jedem Fall zögerte er nicht, und seine Stimme erklang deutlich über den Kampfschrei seines Gluraks hinweg.

Valto hatte die Kampfsituation sofort erfasst und selbst ein Trainer ohne seine Erfahrung hätte keine Probleme gehabt zu erkennen, dass Lohgock keinen ernst zu nehmenden Gegner mehr darstellte. Aber entweder hatte er trotzdem nicht vor, das Pokémon zu unterschätzen, oder der Grad seiner Überlegenheit war ihm gleichgültig. In jedem Fall zögerte er nicht, und seine Stimme erklang deutlich über den Kampfschrei seines Gluraks hinweg.

In dem Moment in dem Gluraks feuriger Atem erlosch richtete sich das Pokémon wieder auf, denn es wusste genau, dass es keine Zeit zu verlieren hatte. Wenn es einen Gegenangriff starten wollte, musste es sofort handeln.

Doch Valto war nicht nur ein erfahrener Trainer, sondern hatte Lohgocks Kämpfe lange in dem Wissen studiert, dass sie sich früher oder später wieder im Kampf begegnen würden, und er hatte den Himmelhieb kommen sehen bevor Lohgock ihn ausführen konnte. Siegesgewissheit stand in sein Gesicht geschrieben als er seinen finalen Befehl gab: „Flügelschlag!“

Es war ihr dritter Kampf und der zweite aus dem Valto als Sieger hervor ging. Doch es war ein unvollkommener Sieg, dachte er noch während Gluraks Schwingen Lohgock zu Boden schmetterten, wo es regungslos liegen blieb. Ein Pokémon-Kampf fand nicht nur zwischen Pokémon, sondern auch zwischen ihren Trainern statt, und die Revanche gegen Eljas würde ihm für immer verwehrt bleiben.

Glurak landete neben ihm und Valto strich ihm kurz anerkennend über den Kopf, bevor er es in seinen Pokéball zurück rief.

Binnen Sekunden waren uniformierte Helfer in der Arena, die Lohgock auf eine Trage hoben und fort trugen, höchstwahrscheinlich um seine Verletzungen zu behandeln. Die Männer – oder Frauen, es war nicht deutlich zu erkennen – trugen schwarze Anzüge mit blauen Markierungen, jedoch weder Rangabzeichen noch Namensschilder. Sie wurden von zwei flinken Geradachs begleitet, die Valto misstrauisch beäugten, ihn aber ansonsten in Ruhe ließen.

Eine Stimme hallte über die Lautsprecheranlage durch die Arena, kaum dass Lohgock sie verlassen hatte: „Du kannst gehen.“

Valto sah auf zu einer Reihe verspiegelter Glasscheiben kurz unter der Decke der Arena. „Kann ich den Jungen sehen?“

Eine kurze Pause, dann kam die knappe Antwort: „Ja.“

Er nickte in Richtung der Spiegel, die sicher mehr als einen Beobachter hinter sich verbargen, und verließ die Arena durch das gleiche Tor, durch das er sie betreten hatte. Zeit für einen Krankenbesuch.
 

Mikko erwachte und war zum ersten Mal nicht allein. Er lag immer noch im Bett und musste, als er versuchte sich auf zu setzen, feststellen, dass er zwar bei Bewusstsein, ansonsten aber noch nicht so wirklich auf der Höhe war. Er sackte fast sofort wieder zurück in eine liegende Position, doch immerhin war sein Wächter auf ihn aufmerksam geworden.

'Wächter' war die einzig zutreffende Beschreibung: die schwarze Uniform wirkte formell und insgesamt eher abschreckend. Obendrein schien er nicht geneigt, von sich aus irgendeine Erklärung für Mikkos Situation abgeben zu wollen.

Aber immerhin war er nicht mehr gefesselt (auch wenn seine Handgelenke von den Fesseln wund gescheuert waren), und seine Körpertemperatur schwankte nicht mehr zwischen kochend und eisig, was schon mal ein Fortschritt war. Das Zimmer schien jedoch das selbe zu sein und die Einrichtung war seit seiner letzten wachen Phase nicht weniger spartanisch geworden.

Gerade wollte Mikko Antworten auf einige zunehmend dringende Fragen verlangen ('wo' und 'warum' standen ganz oben auf der Liste), als es an der Tür klopfte und ein junger Mann ohne länger zu warten eintrat.

„Ich hab Erlaubnis.“, erklärte er dem uniformierten Mann, der die Aussage anscheinend erst validieren musste – er betätigte ein kleines Funkgerät an seinem Ohr – bevor er den Raum wortlos verließ.

Das erste was Mikko auffiel, war der Geruch von Rauch und Asche, den der Neuankömmling mit sich brachte: ein Feuer-Pokémon-Trainer! Er war nicht sehr groß, aber ein gutes Stück älter als Mikko, bestimmt an die zwanzig oder so. Er trug uniform-ähnliche Kleidung in oliv und Tarnfarben, sein braunes Haar war kurz und unauffällig.

„Hey Mikko. Ich bin Valto. Und nur damit wir uns gleich richtig verstehn...“, er öffnete den Reisverschluss seiner Jacke und Mikko sah mit Schrecken was er um seinen Hals trug: den schwarzen Anhänger, den Lohgock ihm gegeben hatte. Eljas' Anhänger! „Das ist meine, klar? Ich nehme mal an, dass du nicht mal genau weißt, was das ist, oder?“

Mikko schluckte, sein Hals fühlte sich trocken an. „Das ist–“, er hustete und Valto rollte mit den Augen. „Idioten...“, murmelte er und zog aus den Tiefen seiner offenbar geräumigen Hosentaschen eine Wasserflasche, die er Mikko reichte. „Hier. Trink.“, ordnete er an und Mikko war durstig genug, die Umstände zu ignorieren und das Angebot anzunehmen.

Er versuchte erneut sich aufzurichten, und dies mal gelang es ihm. „Es hat Eljas gehört.“, antwortete er endlich.

Valto lächelte grimmig. „Es gehört mir. Eljas hat es mir abgenommen, aber es war nie für ihn bestimmt. Und für dich auch nicht.“

Mikko fühlte sich nicht stark genug um mit Valto darüber zu streiten, auch wenn er es gern getan hätte. Der Anhänger war wichtig für Lohgock, darum konnte Mikko ihn unmöglich aufgeben.

Valto zumindest schien für den Moment zufrieden mit Mikkos Reaktion. Der düstere Ausdruck wich aus seinem Gesicht und er trat näher ans Bett und streckte Mikko seine Hand entgegen. Der folgende Händedruck war nicht nur plötzlicher und fester als von Mikko erwartet, er kam mit einer ganzen Reihe von Sinneseindrücken – Hitze, Kampf, das Gefühl zu fliegen – die ihn seine Hand erschrocken zurück ziehen ließen, doch Valtos Griff war fest und alles was er erreichte war, dass der ältere Trainer sich ein Stück über ihn beugte.

Valto hielt ihn einen Augenblick länger fest, lang genug, dass Mikko das Bild eines Gluraks vor Augen hatte, das er mit Stärke und Überlegenheit assoziierte, dann erst ließ Valto ihn los und ein kaltes Zittern ging durch Mikkos Körper. Im ersten Moment sehnte er sich beinahe nach der vertrauten Wärme zurück, bevor er sich wieder unter Kontrolle hatte.

„Was war das?“, fragte er noch während er die dünne Decke enger um sich zog.

Valto sah nicht so aus, als hätte er viel Lust Mikkos fraglos zahlreiche Fragen zu beantworten, aber zumindest für den Moment tat er ihm den Gefallen. „Deine... unsere Typverbindung.“

Mikko hatte das dumpfe Gefühl, dass ihm das schon einmal jemand erklärt hatte. Genau genommen kam ihm auch der Name Valto seltsam bekannt vor. Der nächste Gedanke kam plötzlich und verdrängte alle anderen Fragen. Galagladi und Lohgock! „Wo sind meine Pokémon?“

Als hätten sie den kurzen Austausch zwischen Valto und Mikko belauscht und nur auf ein Signal gewartet, stürmten zwei uniformierte Männer das Zimmer und Valto konnte gerade noch zur Seite treten, als sie Mikko gewaltsam auf sein Bett drückten und begannen, ihn erneut in Fesseln zu legen. Dieses Mal war er bei Bewusstsein und kämpfte so gut er konnte dagegen an, doch die beiden hatten nicht nur den Überraschungsmoment, sondern auch schiere Körperkraft auf ihrer Seite.

„Lasst mich los!“, rief er ohne ernsthafte Hoffnungen in der Richtung, „Galgladi! Lohgock!“, sein immer noch heiserer Hals machte sich bemerkbar und seine Stimme verstummte mit einem jämmerlichen Krächzen.

Die beiden Uniformierten sahen ausdruckslos auf ihn herab bis er sich beruhigt hatte. Valto hatte dem Ganzen zugesehen, anscheinend ohne ein Eingreifen auch nur in Betracht zu ziehen. Für Mikko war damit klar, dass er zu den schwarz gekleideten Männern gehörte und auf keinen Fall auf Mikkos Seite stand.

„Geht es ihnen gut?“, fragte er schließlich, wobei jedes Wort in seiner Kehle schmerzte. Sein Blick suchte Valtos, denn sonst hatte bisher niemand mit ihm gesprochen.

Valto zögerte einen Moment bevor er antwortete: „Nein.“, sagte er und verließ das Zimmer ohne eine weitere Erklärung.
 

Der Raum, in dem Galagladi und Guardevoir sich gegenüber saßen, war gänzlich leer. Die Wände waren weiß gestrichen und absolut schmucklos, es gab keinerlei Fenster und die einzige Tür war kaum mehr als eine Vertiefung in der Wand, denn sie besaß auf der Innenseite nicht einmal eine Türklinke.

Ahto stand außerhalb dieser Tür. Er musste nicht sehen können, was im Inneren des Zimmers geschah, um darüber informiert zu sein. Seine Verbindung zu Guardevoir war absolut ausreichend. Sie war außerdem notwendig, und der Grund für seine zunehmend starken Kopfschmerzen, denn allein hätte Guardevoir Mikkos Galagladi wohl nicht so lange in Schach halten können.

Äußerlich mochten die Pokémon sich nicht rühren, doch ihre Psychen bekriegten sich unablässig. In einer physischen Konfrontation hätte Ahto Galagladis Überlegenheit gefürchtet, aber auf rein geistiger Ebene waren sie stärker. Das ganze erforderte allerdings ein hohes Maß an Konzentration und Ahto war alles andere als geneigt, diese für Valto zu unterbrechen.

Ahtos Augen waren geschlossen, doch er hatte die Schritte des anderen gehört und den vertraut verbrannten Geruch bemerkt, den der Feuer-Pokémon-Trainer stets mit sich brachte.

„Was willst du?“, fragte er trotzdem und ohne auch nur zu versuchen, den genervten Ton in seiner Stimme zu unterdrücken.

„Du weißt, dass sie ihm Galagladi zurück geben werden. Früher oder später.“

Ahto schwieg für einen Moment bevor er Valto ansah. „Lohgock ist außer Gefecht gesetzt?“

Valto nickte und kam nicht umhin dabei ausgesprochen zufrieden mit sich auszusehen. „Für eine Weile auf jeden Fall.“

„Und Mikko?“

„Hat keine Ahnung von gar nichts. Noch weniger, als ich dachte. Und, ich weiß nicht, aber...“, Valto warf der verschlossenen Tür zum Psy-Raum einen viel sagenden Blick zu, „Der Status Quo ist nicht akzeptabel, und das weißt du auch.“

„Willst du einen Kampf, Valto?“, fragte Ahto mit kaum zurück gehaltener Rage.

Valto schüttelte den Kopf und hob abwehrend die Hände. „Lass deinen Frust nicht an mir aus!“, gab er neckend lächelnd zurück.

„Hm.“, machte Ahto und schloss erneut die Augen. Die Spannung begann langsam aus seinen Schultern zu weichen, auch wenn sie ihn nicht gänzlich verließ. „Ich werde ihn mir ansehen.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  fahnm
2012-06-19T20:35:03+00:00 19.06.2012 22:35
Hammer Kapi^^


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