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Wider Willen und Plan

Pokémon-Geschichte mit eigenen Charakteren.
von

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Feuer im Innern - Eljas

Wenn in den Medien später über den Beginn von Eljas' Reise berichtet wurde, klang es immer etwas mysteriös, wie Magie. Er selbst konnte darüber nur lächelnd den Kopf schütteln. Es hatte nichts übernatürliches an sich, wenn ein Junge sich mit seinem ersten Pokémon allein in den Wald aufmachte und wenige Monate später mit einem Lohgock wieder auftauchte. Aber für die meisten war es ein Rätsel.

Eljas zuckte, wenn ihn Reporter nach dieser Zeit fragten, etwas hilflos mit den Schultern. „Da ist nichts weiter dabei“, erklärte er dann, „als gesunder Menschenverstand und der Wille, etwas zu erreichen.“

Er war schließlich nicht blind und ohne Plan aufgebrochen. Er hatte die Vorzüge und Eigenschaften aller drei Starter, Geckarbor, Flemmli und Hydropi, früh genaustens studiert und sich dann ganz bewusst für Flemmli entschieden. Dann hatte er, lange bevor er aufgebrochen war, Informationen über die Umgebung eingeholt und einen Trainingsplan für sich und sein Pokémon erstellt. Er wusste was er wollte und wie er es erreichen konnte.

Seine Freunde lobten später oft sein unglaubliches Improvisationstalent, doch Eljas hatte dieser Aussage nie zugestimmt. Er plante einfach besser voraus als die meisten, bestrebt auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Wie sonst wollte man erfolgreich Kämpfe bestreiten, wenn einen jeder Akt des Gegners überraschte und aus der Bahn warf?

„Eljas will kämpfen, und er will gewinnen.“, hatte ein Freund von ihm in einem Interview kurz vor der Meisterschaft gesagt, in der Eljas den Titel eines Pokémon-Meisters erlangen sollte.
 

*
 

Der kampfeslustige Blick in Flemmlis Augen hatte ihm gleich gefallen. Ein mutiges Pokémon, das den nötigen Ehrgeiz mitbrachte passte zu ihm, fand er. Er wollte nicht einfach ein Trainer werden, er wollte an die Spitze.

Zunächst konzentrierte er sich auf die simpleren Feuer-Attacken, vor allem aber stärkte er Flemmlis Gefühl für Kampfsituationen, wann ein Angriff geblockt, wann ihm ausgewichen werden musste und wann es vielleicht sogar besser war, ihn einfach hinzunehmen, wenn man dann in einer besseren Position für einen Gegenangriff war. Die aggressiven Schwalbinis, denen sie im Wald begegneten, waren schnelle und unablässige Gegner, die Fehler und Lücken in der Verteidigung sofort ausnutzten.

Nach seiner Entwicklung zu Jungglut begann Eljas das Training von Kampf-Attacken. Nicht umsonst hatte er schon zwei Jahre zuvor begonnen, selbst Kampfsport zu betreiben und von diesem Wissen profitierte nun auch sein Pokémon. Er brachte ihm bei, dass ein Sieg im Kopf begann, nicht mit den Fäusten. Jede Attacke hatte neben einem physischen auch einen geistigen Aspekt; erst als Jungglut das verstanden hatte schritt Eljas im Training fort – und sein Pokémon in der Entwicklung.

Seine neuen Fähigkeiten erprobte der junge Trainer im Kampf mit wandernen Trainern, die ebenfalls die Tiefen der bergischen Wälder aufgesucht hatten. Oft traf er so auf Gesteins-Pokémon, die für Lohgock in vielerlei Hinsicht ein Problem darstellten. Aber jeder Fels hatte einen Schwachpunkt und auch wenn sie hier selten Siege davon trugen lernten sie doch, mit diesem harten Gegner umzugehen.
 

*
 

Eljas wollte ein Schwalbini. Es waren zähe kleine Pokémon, geschickt und erfinderisch – alles gute Eigenschaften für einen Kämpfer. Er stieß jedoch schnell an die Grenzen dieser Tugenden. Das Schwalbini, das er gefangen hatte, war unwillig sich seinen Trainingsplänen zu unterwerfen und neue Dinge zu lernen, sondern wollte lieber bei den altbewährten Methoden bleiben. Diese mochten zwar für ein wildes Schwalbini ausreichend sein, für Pokémon-Kämpfe aber brauchte es mehr als einen Dickschädel.

Schlussendlich musste der junge Trainer das Handtuch werfen. Doch Schwalbini verließ ihn nicht gern. Es schätzte seinen Trainer, es genoss seine Zuwendung, denn wenn sie nicht trainierten ging er durchaus zärtlich und fürsorglich mit ihnen um. Er war streng, aber nicht ungerecht.

„Flieg.“, sagte er traurig und ein bisschen resigniert, „Du bist noch nicht soweit, und ich auch nicht.“, es schrie widersprechend und schlug mit den Flügeln gegen seine Beine. Eljas kniete sich hin und strich über den hellen Bauch des Vogel-Pokémons. „Lass uns uns wieder treffen, wenn wir beide etwas gewachsen sind.“

Mitunter dank Eljas' Training entwickelte es sich bald zu Schwalboss weiter und sammelte einen eigenen Schwarm um sich – aber Eljas ist es nie wieder begegnet.
 

*
 

„Ich bin Jaska.“, stellte der Rothaarige sich vor, seine Haltung strotzte vor Selbstbewusstsein und Überlegenheit, obwohl er fast einen Kopf kleiner als Eljas war. Aber das waren die meisten; Eljas kam äußerlich stark nach seinem Vater, der beinahe die zwei Meter Marke erreicht hatte. Trotzdem wirkte er mit seinem hellbrauen bis dunkelblonden Haar und auch ansonsten eher durchschnittlichen Aussehen eher unscheinbar neben Jaska.

Er hatte ebenfalls vorgehabt, den Arena-Leiter Malvenfrohs heraus zu fordern, aber Eljas war ihm zuvor gekommen und nach seinem Sieg würde die Arena frühestens morgen wieder für Herausforderungen geöffnet sein. Der Zufall wollte es, dass die beiden den gleichen Schlafsaal im Pokémon-Center belegten; Eljas war dabei gewesen seine Ausrüstung zu sortieren, als Jaska herein gekommen war; nun lehnte er gelassen im Türrahmen und musterte den anderen Trainer.

„Ich heiße Eljas.“, stellte er sich ebenfalls vor.

Jaska nickte. „Gratulation zu deinem Orden.“

„Danke.“, erwiderte er, auch wenn er Gratulation in diesem Fall unangebracht fand; der Kampf war bei weitem zu einfach gewesen und hatte keinerlei Herausforderung dargestellt. Er war, ehrlich gesagt, etwas enttäuscht. Der Kampf gegen Walter, der Elektro-Pokémon eingesetzt hatte, war am Morgen gewesen und er hatte sich den ganzen Tag über rastlos gefühlt. Jetzt dämmerte es und er überlegte, sich einen anderen Gegner zu suchen.

„Lust auf einen Kampf?“, fragte Jaska gerade in diesem Moment und ein Grinsen breitete sich auf Eljas' Gesicht aus. Er hatte ihn gefunden.
 

*
 

Jaska und Eljas beobachteten einen Kampf, der sich interessant zu entwickeln versprach. Ein Trainer mit einem Reptain schien im Vorteil zu sein, hatte er doch soeben das Bisaknosp seines Gegners in den Staub geschickt. Doch der Junge, er mochte um die vierzehn Jahre alt sein, schien davon wenig beunruhigt oder beeindruckt.

„Nicht schlecht soweit.“, gab er zu während er einen neuen Pokéball von seinem Gürtel wählte. „Los, Geowaz!“

Die Umstehenden brachen ihn missbilligendes Getuschel bishin zu lauten Kommentaren aus. Wer setzte denn ein Gesteins-Pokémon gegen einen Pflanzen-Typ ein!? Jaska dachte eben das und tat es auch laut kund, aber Eljas schüttelte leicht den Kopf. „Er weiß das auch.“, meinte er, und dann: „Ich denke, er weiß was er tut.“

Das Geowaz hatte eine rabenschwarze, glänzende Gesteinshaut, was das Publikum zu neuen Ausrufen anstachelte.

„Was ist mit ihm los?“, überlegte Jaska, „Hast du so was schon mal gesehen?“

Eljas schüttelte den Kopf. „Nicht bei einem Geowaz. Aber bei einem Onix; wenn sie älter und erfahren werden, wird ihre Haut schwarz und so hart wie Diamant. Manchmal.“

Jaskas Augen weiteten sich mit neuem Interesse für den Trainer, der es wagte Gestein gegen Pflanze einzusetzen. „Trotzdem – eine gute Attacke von Reptain und das war's.“, prognostizierte er.

„Reptain, Laubklinge!“, befahl der Trainer des Pflanzen-Pokémons siegesgewiss, und wer würde ihm diese Einstellung verübeln?

„Walzer!“, kündigte der andere Trainer an, doch sein eher schwerfällig wirkendes Pokémon griff nicht an, sondern warf sich blitzschnell aus der Bahn der gegnerischen Attacke, rollte sich wie zu einer Kugel und umrundete den Kampfzirkel. Bevor sein Gegner viel unternehmen konnte ertönte der nächste Befehl: „Hitzewelle!“, und spätestens jetzt wurde seine Strategie offenbar: Der sich rasend schnell drehende Körper des Geowaz schien wie Lava zu glühen als er das noch unvorbereitete Reptain rammte. Flammen leckten am Körper des Pflanzen-Pokémons empor und es schreckte zurück, bevor es schließlich zusammen brach.

Da Bisaknosp zuvor Kecleon besiegt hatte ging der Trainer des Geowaz als Sieger aus ihrem Kampf hervor.

„Hm.“, machte Jaska, „Das war unerwartet.“

Für einen Großteil des Publikums mochte dies zutreffen, aber Eljas musterte den Trainer mit einem berechnenden Blick, der von vielem, aber nicht Überraschung sprach.
 

*
 

„Das war unter aller Sau! Ganz ehrlich, den Orden hätte ich dir für die Leistung gleich wieder aberkannt.“, ließ sich Tuomo von einem der anderen Tische im Pokémon-Center vernehmen. Sein kurzes flachsblondes Haar stand in alle Richtungen ab, so oft hatte er es selbst mit den Händen verwuschelt – eine nervöse Geste seinerseits.

Eljas lehnte sich in seinem Stuhl zurück um zu Tuomo hinüber sehen zu können. „Ah ja? Immerhin musste ich gegen Letarking kein Unentschieden kassieren, im Gegensatz zu anderen Trainern, die ich kenne.“, konterte er. Sein Kampf gegen Norman, den Arena-Leiter von Blütenburg City, hatte in der Tat länger gedauert, als ihm normalerweise Recht war, aber schlussendlich hatte er gewonnen. Einfach war es nicht gewesen, das bestritt er ja gar nicht...

„Besagte andere Trainer haben aber nicht mit mehr Glück als Verstand gewonnen.“, gab der andere zurück, „Hätte Lohgock nicht kurz vorher Hammerarm gelernt–“

„Was ich ihm beigebracht habe!“, unterbrach Eljas Tuomo, „Zufall und Glück haben damit nichts zu tun. Kampf ist nun mal effektiv gegen Normal-Pokémon. Glück ist da schon eher, dass Normal-Attacken gegen Gestein nicht viel ausrichten und Geowaz damit klar im Vorteil war. Wie hast du es nur trotzdem geschafft, Geowaz noch vor Letarking verlieren zu lassen?“

„Da könnte ich auch fragen, wieso dein heiß geliebtes Lohgock gegen eben jenes Letarking so lange gebraucht hat, wenn Kampf-Attacken doch, wie du sagst, so toll sind?“, gab Tuomo sofort zurück.

Jaska hatte es aufgegeben, die Antipathie zwischen den zwei Trainern verstehen zu wollen. Obwohl beide, in Abwesenheit des jeweils anderen, offen zugaben, viel von einander zu halten, würden sie sich das wohl nie ins Gesicht sagen. Beide waren unglaublich ehrgeizig und, das war Jaskas Vermutung, kämpften zu gerne miteinander, um sich anzufreunden.

Dabei hatten sie nicht einmal direkt gegeneinander gekämpft, in Form eines Pokémon-Kampfes. Sie verglichen stets ihre Leistungen gegen andere Trainer und Arena-Leiter, aber bisher hatten sie einander noch nicht herausgefordert. Warum das so war, darauf konnte Jaska sich auch keinen Reim machen.

Über seinen Kopf hinweg ging der Streit weiter. Einzelne Trainer begannen, den Tisch zu wechseln. Jaska wartete nur noch auf den Tag, an dem es endlich zu Handgreiflichkeiten kam. Dabei hätten die zwei sicher gute Freunde abgegeben; Jaska hatte sich nach einem der ersten Streits der beiden am Abend danach abwertend über Tuomo geäußert und war von Eljas scharf zurecht gewiesen worden. „Tuomo ist einer der talentiertesten Trainer, die ich kenne.“, hatte er erklärt, „Und was er sagt hat, in der Quintessenz, Hand und Fuß. Man kann eine Menge lernen, wenn man ihm zuhört.“

Vielleicht musste das zwischen Rivalen so sein; Tuomo und Eljas würden nicht ruhen, bis sie einander übertrumpft hatten. Sie wuchsen aneinander und so wurden sie stärker.



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