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Elaine & Ivory

accursed sisterhood
von

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Der Schatz und die Rache

Der Fund des Schatzes
 


 

Ich hob mich mühsam auf meine Beine und presste meine Hand gegen die Wunde. Es schmerzte wie tausend Peitschenhiebe, während mein Blut warm an mir hinab lief und ich mich dennoch in den Raum vor mir hetzte.

Als ich eintrat, erhellte eine seltsame Ansammlung von Pflanzen den Raum.

Es leuchtete in einem hellen Blau, ein Licht, welches ich noch nie zuvor gesehen hatte oder vergleichen konnte.

Die Behausung glich einem Zimmer, welches für den niedrigsten Diener noch zu schäbig gewesen wäre. Es war ein Holztisch, zwei Stühle und ein paar vergammelte Essensreste in der Mitte des Raumes.

Zwei weitere morsche Holztüren und eine mit einem Vorhang verdeckte Nische in den Fels eingearbeitet.

Als ich darauf zuging konnte ich nur ein leises Stöhnen ausmachen.

„Wer da?“, sprach ich strauchelnd.

„Du bist nicht gekommen um mich zu töten, oder?“, sagte eine junge Frauenstimme.

„Nein, das bin ich nicht.“, antwortete ich ruhig und stützte mich mittlerweile mit dem Schwert beim gehen.

Dann wurde der Vorhang zur Seite geschoben und ein hageres Mädchen stand vor mir und trat mir entgegen.

„Wer bist du?“, sagte sie.

Im blauen Licht der magischen Pflanzen sah sie aus wie ein Engel, aber sie war keiner, denn ihre Augen waren schwarz wie die Nacht und verschluckten jegliches Licht. Der in Lumpen gehüllte Körper zitterte, vermutlich vor Angst.

„Ich bin Ivory, die Tochter des Aviar Tothbringer. Und ich bin hier um dich hier herauszuholen.“

Als sie das hörte lief sie auf eine der beiden Türen zu.

„Komm mit.“, sagte sie geheimnisvoll.

„Nein, du kommst mit mir, nicht ich mit dir.“, herrschte ich sie an.

Ihr Gesichtsausdruck wurde trübe, nein, meine Augen wurden trübe und als ich den vollen Schmerz der letzten Attacke zu spüren begann, fiel ich vorwärts auf den Fels.

Die Nixe in Menschengestalt kam zu mir herangeeilt, hielt eine der blauen Pflanzen in ihren Händen und träufelte mir dessen Blättersaft auf die Lippen.

„Trink das, dann geht es dir besser. Es heilt die Menschen.“

Ich wischte das blaue Zeug von meinen Lippen und fuhr mit der Hand an die Kehle der jungen Frau.

„Glaubst du denn, ich traue einem Wesen wie dir? Wer sagt mir denn, dass du mich nicht vergiften willst?“

Ihr Röcheln wurde immer lauter und die matten, schwarzen Augen begannen wehleidig zu glänzen.

Dass sie so schwach sein wird, dachte ich nicht. Unter einer Meerjungfrau stellte ich mir ein wahnsinnig, kräftiges Monster vor. Immerhin berichten die Legenden von solchen Menschen fressenden Geschöpften.

„Du kannst hier verbluten, oder es wagen mir zu trauen.“, sprach sie unter gewaltiger Atemnot.

So ließ ich ihre Kehle los und trank den blauen Saft der Pflanze. Sofort spürte ich, wie sich die Hitze an der verwundeten Stelle ausbreitete.

Ich dachte schon, sie hätte mich belogen, was ich für ein solches Magiewesen als natürlichen Charakterzug betrachtete, aber die Hitze schien die Schmerzen zu verbrennen.

Schon bald fühlte ich mich, als sei nie etwas geschehen. Ich stand auf und blickte an mir hinab.

Der lederne Harnisch war zerstört und durchbohrt, aber die Haut darunter war geheilt.

Dann hörte ich Geschrei und Gepolter über die Treppe von der ich gekommen war. Die Meerjungrau griff nach meinem Arm, aber ich zuckte nur zurück.
 

„Bitte, komm mit mir, ich helfe dir vor den Menschen zu entkommen.“, sagte sie.

Ob sie wusste, dass Feinde auf uns zustürmten?

Ich ließ mich von ihr geleiten, riss sie aber jedes Mal, wenn sie Anstalten machte mich zu berühren, unliebsam herum.

„Fass mich ja nicht an du Monster, oder ich schlachte dich ab!“
 

Sie ging mit mir auf die Tür zu und öffnete sie.

Vor mir erschloss sich eine Rutsche ins Dunkle.

„Du erwartest nicht, dass ich da…“, aber zum aussprechen kam ich nicht mehr, denn sie stieß mich von hinten durch die Tür.

„Du Monster! Du verdammtes, verlogenes Monster!“, schrie ich voll Zorn die Rutsche hinauf, als ich merkte, dass sie ebenfalls die Rutsche hinabsegelte.

„Bitte verzeih mir und hole tief Luft.“, sprach sie so ruhig, als wäre keine Emotion in ihrer Seele.
 

Am Ende meiner Rutschfahrt verstand ich, was sie mit Luft holen meinte, denn ich segelte geradewegs durch die Luft und in die Seegrotte unter mir.

Mit einem tölpischen Plumpsen landete ich im schwarzen Wasser. Die Nixe kam nur kurz nach mir unter die Wasseroberfläche geeilt und verwandelte sich vor meinen Augen in das Wesen, welches sie eigentlich war.

Kurzzeitig glühte auch ihr Innerstes in diesem blauen Leuchten und strahlte eine gewaltige Kälte aus.

Da krümmte sich ihr Rückgrad und anstelle ihrer Beine wuchs eine kräftige Flosse. Ihr Rücken wölbte sich weiter und eine Rückenflosse formte sich. Dann verschwamm das Antlitz des Wesens, denn ich trieb immer weiter ins Dunkle hinab. Schwimmen war etwas, was ich nie gelernt hatte, denn Seen und Flüsse waren in dieser Welt nicht mehr.

Die wenigen Brunnen die trinkbares Wasser zu Tage förderten, waren wie ein Goldschatz zu behandeln und sehr teuer.

Ich sah nichts mehr, spürte nur noch, wie etwas oder jemand nach mir griff.

Ob es die Meerjungfrau war?

Ich konnte es so lange nicht einschätzen ob wir überhaupt nach unten oder nach oben schwammen, bis ich das Licht der blauen Pflanzen durch die Wasseroberfläche sah.

Gerade als ich begann das Bewusstsein zu verlieren, zerrte sie mich an die Luft.

Ich japste und spuckte so heftig beim Luftholen, dass ich schon vergas, wer mich überhaupt gerettet hatte.

„Geht es dir gut?“, sagte sie und blickte mich aus ihren dunklen Augen an.

Ihre Haare waren lang und schwarz, so wie die der dunklen Hexen aus dem Dörrwald.

„Ja, ja.“, keuchte ich.

„Du kannst nicht schwimmen?“, stellte sie fragend fest.

„Sieht wohl so aus.“

„Es tut mir leid, dass ich dich doch anfassen musste. Tochter von Aviar Tothbringer.“

Ich blickte sie kurz stillschweigend an und zwischen uns schien eine merkwürdige Verbindung zu entstehen.

Sie lachte nicht, sie weinte nicht. Sie zeigte überhaupt keine Regung, dennoch fühlte ich eine wahnsinnige Angst von ihr ausgehen.

Dann schwamm sie mit mir an das steinerne Ufer eines kleinen Landstriches und setzte mich darauf ab.

„Hier bist du sicher.“, sagte sie und schwamm weg.

„Warte! Ich bin nicht hier um sicher zu sein.“, schrie ich ihr nach.

„Sondern um dich von hier weg zu bringen.“, sagte ich mehr mir selber.

Was hatte dieses Geschöpf bloß vor? Sie war überhaupt nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Und noch dazu saß ich hier in dieser Grotte fest, während mein Vater und die Männer da oben ihre Schlacht auszukämpfen hatten.

Ich wollte ihnen helfen!

„Fisch! Hey Fisch! Bring mich wieder zurück.“, rief ich ins blanke Nichts einer dunklen Grotte.

Der Wasserspiegel war ruhig, als dann ein Büschel Haare vor mir auftauchte und kurz darauf der Kopf der Nixe.

„Mein Name ist Elaine.“, sagte sie ruhig.

„So? Du bist für mich nicht mit einem Menschen gleich zu setzen. Und darum bleibst du für einfach nur ein Fisch. Nicht mehr und nicht weniger.“

Wieder schwappte eine Welle Angst über mich.

Aber es war nicht meine.

„Die Menschen sind hier, die mit dir kamen.“, ignorierte sie meine Aussage.

„Dann bring mich zu ihnen!“

„Gehe den Landstrich entlang, bis du an die Tür ankommst.“, verschwand sie anschließend wieder unter Wasser.

Also kletterte ich über die Felsen und rutschigen Steine des schmalen Landganges bis ich an eine steinerne Platte ankam die zu einer Tür führte. Dort stand ein Mann, den ich zuerst noch nicht erkannte.
 


 

Die Entstehung der Rache
 


 

„Lethor!“, lief ich auf ihn zu.

„Wir haben also gewonnen, du bist hier um mir mit der Festnahme der Nixe zu helfen?“

Aber sein Blick war starr.

„Nein, Ivory. Wir haben nicht gewonnen. Ich bin hier, weil ich dir im Namen deines Vaters etwas sagen muss. Und das, bevor sie selbst diese verbotene Höhle stürmen.“

„Was? Was meinst du? Was ist mit Aviar?“

Ich spürte noch, wie sich die Tränen in meinen Augen stauten.

„Der König hatte eine Armee von Menschenfressern auf uns gehetzt. Die Ghoule überrollten uns gerade nachdem du in diesen Gang geflüchtet bist. Aber eines, eines musst du noch wissen, bevor selbst ich Opfer werde.“

Verstört blickte ich ihn an, als ich bemerkte, dass eine riesige Speerspitze durch seinen Bauch ragte.

„Nein!! Nein Lethor, nein!“, flossen meine Tränen nun.

Er fiel auf die Knie und rutschte an den Rand der Steinplatte, bis er das Wasser berührte.

„Das…“, sagte er schwach. „…ist deine Schwester.“

Elaine tauchte vor uns im Wasser auf und blickte abwechselnd kühl, wie schon die ganze Zeit über, zu ihm und mir.

„Eure Mutter war eine Nixe, die Magiefresser haben sie getötet, nachdem sie den König um Schutz bat. Aber er hat sie nur ausgebeutet. Ihr gesagt, sie würde Schutz erhalten und währenddessen immer mehr Magiefresser auf seine Feste und in das Land geholt um sie dort gefangen zu halten.“

„Nein, Lethor! Das kann nicht sein. Sieh sie dir doch an. Sie ist ein Magiewesen. Sie ist irgendein Monster! Wie können wir dieselbe Mutter haben?“

Ich blickte streng zu der Nixe und diese aber weiterhin auf Lethor.

Dann sagte sie: „Mutter hat nach Aviar gesucht.“

„Ja.“, sagte Lethor bloß wortkarg.

„Aber sie kam nie wieder zurück.“

„Sie ist tot, getötet von den Gefolgsleuten des König’s Schwarzfels. Den Magiefressern.“

Der Kräutermeister hustete heftig und sackte nun völlig in sich zusammen.

Sein ehrenwertes Gewand war blutgetränkt und zerschunden.

„Lethor…“

„Geht ins Königreich Lebaya. Dort lebt ein Kräutermeister an der Küste des Eismeeres, mein Bruder.“

Er holte tief Luft und sprach seine letzten Worte: „Er fügt euch in das Schicksal…“

Dann wurde sein Blick leer.

Mich überkam eine gewaltige Welle Zorn, so groß, dass ich mich hingerissen fühlte, der Meerjungfrau den Kopf abzuschlagen, nach draußen zugehen und zu jubeln, dass ich dem König seinen größten Schatz genommen hatte.

Aber dann verstand ich, was die Männer gestern sprachen.

Was Lethor gestern Nacht meinte, als er sagte, wir würden einen Schatz bekommen, wenn wir die Nixe befreiten.

Ich wollte es nicht wahrhaben, aber es schien, als sei dieses Geschöpf tatsächlich meine Schwester. Als seinen größten Schatz bezeichnete Aviar immer… mich.
 

Ich hörte weitere Schritte durch die offene Holztür dringen, als ich gedankenverloren vor dem toten Kräutermeister saß.

Meinen Waffenbruder.

Einen Freund seit meiner Kindheit.

„Verdammt!“, schlug ich auf den Fels ein.

„Ivory. Ich kenne einen Weg aus der Grotte. Wir sollten jetzt…“

„WIR sollten gar nichts! ICH werde gegen diese Horde von Menschenfressern alleine fertig und diesen verdammten König zur Strecke bringen! Und was DU tust, soll in den Abgründen der Sturmschlucht verschwinden!“, schrie ich sie barsch an.

„Du wirst sterben.“, antwortete sie einsilbig.

„Dann wäre das ein Tod, der mir gerecht wird.“

„Nein. Dein Tod wäre niemandes Hilfe. Du könntest unseren Vater nicht…“

„MEIN Vater! Hörst du! MEIN Vater!“
 

Meine Tränen verhinderten, dass ich die Angreifer rechtzeitig sah. Denn als ich sie mir aus den Augen wischte, fielen bereits drei tot um.

Genauso, wie es Graia tat.

Aus ihren Augen quoll literweise Blut und sofort begriff ich, dass nur die Meerjungfrau dahinter stecken konnte.

Ich schlug auf die ein, die noch lebendig zur Tür stürmten, als ich mich für einen Moment zu der Meerjungfrau umdrehte, sah ich, dass sie mit jedem Angriff an Stärke verlor. Sie lehnte ausgezehrt am Ufer und vollführte Handbewegungen aus denen immer wieder bläuliche Blitze traten und die Gegner einfach umwarfen.

Dann kam die größte Salve Feinde zur Tür herein.

So viele ich nie hätte alleine besiegen können.

Die Ghoule kletterten die Wände hoch, spuckten und zischten mit ihren abnormen Mäulern auf mich herab, da blieb mir nichts anderes übrig als umzudrehen und einen Hechtsprung in die dunkle Grotte zu wagen.
 


 

Die Nixe kam sofort herangeeilt und zog mich tiefer ins Wasser. Ich weiß nicht wie, denn sie sagte nichts, aber ich spürte, dass es gut war tiefer zu schwimmen. Irgendwann sah ich ein schwaches weißes Glimmen am Ende der Dunkelheit. Und als wir dem Licht immer näher kamen, verstand ich, dass es sich um die Wasseroberfläche handeln musste.

Sie stieß mit mir ins Freie und sagte nur: „Es tut mir leid, dass ich dich wieder berühren musste. Tochter von…“

„Halte einfach nur dein Maul.“, schnitt ich ihr das Wort ab.
 

Dann überrollte mich wieder diese Angst und es war mir, als würde sie innerlich weinen vor Schmerz.

Ich ignorierte es und sah mich erst einmal um. Wir waren weit geschwommen und in einem großen Teich hinter der Schwarzfelsgrotte wieder rausgekommen.

Als ich ans Ufer ankam, blieb ich erst einmal für einen Moment sitzen. Das Wasser zehrte ganz schön an meinen Kraftreserven.

Die Nixe sah mich bloß stillschweigend an, als sie sich schließlich auch an Land robbte um dort, etwas weiter entfernt von mir, liegen zu bleiben.

Das patschen ihres Fischschweifes löste in mir nur noch mehr Ekel aus.

Wie konnte mein Vater nur…

Wie konnte er es mir verschweigen?
 

Meine Mutter war wie dieses Monster neben mir.

Ein verstoßenes und gejagtes Magiewesen. Ihre abartige Form ließ mich nur schnell aufstehen und die Reise nach Lebaya zu Lethors Bruder aufzunehmen.

„Bitte, warte!“, rief sie mir nach.

„Warum sollte ich?“, sagte ich nur, als ich mich vom Teich entfernte.

„Ich war noch nie außerhalb der Grotte.“

„Und was soll ich jetzt tun? Deine Amme spielen? Schwimm halt wieder zurück.“, drehte ich mich schließlich um und bemerkte, wie sie sich abmühte sich in menschliche Gestalt zu formen.

„Beim Propheten, das ist ja widerlich.“, gaffte ich sie nur an.

Ihre Mimik verriet wieder einmal keine Gefühlsregung, doch als ich mir vor Augen hielt, dass sie meine Schwester ist, dieses körperlich unterentwickelte Etwas, wurde mir flau im Magen.

Vielleicht sollte ich ihr eine Chance geben.

Aviar sage immer, jedes Wesen hätte es verdient in Frieden und ohne Angst zu leben. Also drehte ich mich um und meinte nur: „Wenn du damit fertig bist, gehen wir.“

Kurz darauf stand sie in ihrem Fetzenkleid neben mir und flüsterte mir ein „Danke“ entgegen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sira
2009-08-23T15:04:04+00:00 23.08.2009 17:04
Achja, ich wollt noch sagen ich finde du hast dir sehr schöne Namen für deine Charaktere ausgedacht, gefallen mir alle sehr gut^^
Von:  Sira
2009-08-23T14:57:19+00:00 23.08.2009 16:57
Cool, das Kapi fand ich sogar noch besser als das erste^^ (obwohl das natürlilch auch nicht schlecht war!)! Ich finds genial wie Ivory Elaine behandelt, das is mal nicht sone Eierkuchengeschichte wo alle nett zueinander sind, find ich echt cool!
Schreib schnell weiter, möcht wissen wies weitergeht^^

Liebe Grüße, Sira


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