Titel: Killertomaten
Autor: somali77
Rating: PG12
Pairing: kein besonderes
Warnings: auch keine(?)
Kommentar: Leider nicht mehr fristgerecht fertig gewordener Beitrag zu einer 120-Minuten-Challenge
mit dem Thema: "tödliches Obst/Gemüse". Wieder mal eine kleine, nicht tödlich ernst
gemeinte Geschichte über eine gewisse Killer-WG und ihre Bewohner...
Story: Immer auf die Fußballer...
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Ken stand in der Küche und schnippelte Tomaten. Es war Mittagspause, und ein Versuch seinen Magen
vom ständigen Knurren abzuhalten, außer Kaffee hatte er heute noch kein Frühstück gehabt.
Als er so an der Theke stand und die Tomatenscheiben symmetrisch anordnete, kam Yohji durch die Tür
und stieß einen Schrei aus.
“Ken!”, heulte er, und sein Hechtsprung zur Theke fegte die Dose mit schwarzem Tee zu Boden, deren Inhalt
sich klein und krümelig auf den Fliesen verteilte.
“Yohji!”, Ken ging automatisch in Verteidigungsstellung, und zog dann erst die Hand mit dem Gemüsemesser
zurück, “Bist du lebensmüde?”
“Das gleiche könnte ich dich fragen! Tomaten, Mann, bist du irre? Tomaten?”
Ken zuckte die Schultern und zog eine defensiv- trotzige Schnute.
“Die mag ich halt?”
“Hast du etwa noch nichts von...”, Yohjis Augen wurden groß und unheilverkündend, während er seinen
langen Zeigefinger unter die Nase seines Mitbewohners fuchtelte, “...der Tomatenseuche gehört?”
Ken blinzelte verwirrt.
“Mann Yohji, das war doch die Schweinepest? Oder warte mal-...”
“Mein Lieber, sei mal froh dass du so einen Freund wie mich hast”, Yohji stützte die Hände in die Hüften
und machte ein wichtiges Gesicht, “Was du nämlich meinst, ist die Schweinegrippe, und die ist ja schon
lange wieder out.”
“Eh”, Ken zuckte die Schultern, “Ich komm da echt nicht mehr mit, eben war´s noch die Vogelgrippe, davor
Maul und Klauenseuche... davor BSE... oder Tuberkulose?”
Yohji stützte sich rücklings an die Theke und versuchte seine Hände in die Taschen der viel zu engen Hose
zu quetschen.
“Ja, das liegt alles an der Globalisierung!”, erklärte er, und fingerte süchtelnd eine Zigarette aus der Schachtel
in der Brusttasche, “Freie Marktwirtschaft, Ken!”
“Hä?”
“Eigentlich ist das alles ganz einfach! Siehst du”, Yohji steckte sich die Zigarette in den Mundwinkel ohne
sie anzuzünden, wohl wissend dass er in der Küche nicht rauchen durfte, aber nicht weniger in Versuchung
es doch zu tun, “Die Engländer haben Japan zur Globalisierung gezwungen und Tuberkulose eingeschleppt.”
“Ähm, ja.”
“Und diese aggressiven Bazillen haben sich in mutierter Form in Rinderhirnen eingenistet... dadurch entstand
BSE... die Knochen von den verseuchten Rindern wurden zu Tiermehl verarbeitet und anderen Tieren als
Futter gegeben... und dann war da die Maul- und Klauenseuche...! Du hast doch schon davon gehört, dass
solche Bazillen öfter ihren genetischen Code verändern, wenn sie es einmal getan haben? So wie bei HIV?”
“Ähm... ja...?”, Ken blinzelte langsam.
Yohji hob einen Zeigefinger.
“Und genau so war es-... die Regierung wollte natürlich den Verdacht vertuschen, anstatt allen die Wahrheit
zu sagen- aber durch die Globalisierung haben die ganzen Vorsichtsmaßnahmen nichts gebracht und durch
die Desinfektionsmittel, die großflächig eingesetzt worden sind, sind die Bazillen wieder mutiert-... und haben
Hühner angefallen!”
Ken hatte eine Augenbraue weit Richtung Haaransatz gezogen und legte verstört den Kopf schief.
“Und!”, ereiferte Yohji sich wild gestikulierend weiter, “Die Asche von den toten Hühnern wurde als
Mineralstoffzusatz unter Schweinefutter gemischt, du kannst dir sicher vorstellen, wie die Geschichte
weitergeht-... und JETZT überleg mal, was sie als billigen Dünger für deine Tomaten benutzt haben...!”
Kens Gesicht verzog sich zu einem durchaus angewiderten Ausdruck.
Er warf einen bedröppelten Blick auf seinen Teller.
Yohji spielte schulterzuckend mit seinem Feuerzeug.
“Wenn ich du wäre, wäre ich vorsichtig... es laufen gerade noch Untersuchungen, ob die mutierten
Tomaten auch für den plötzlichen Anstieg dieser ganzen Psychopathen in Europa verantwortlich sind...”
Die Stille zog sich.
“Du verarschst mich doch, oder?”
Über Yohjis Gesicht zog sich ein breites Grinsen, er stieß sich vom Küchentresen ab und strebte dem nicht von
Rauchverbot betroffenen Hof zu, “April April...!”, trällerte er.
“Idiot, es ist Juni!”
“Monate ändern sich, der Spaß bleibt...!”
Ken starrte seine plötzlich unsympathisch gewordenen Tomaten mürrisch an, und krönte sie dann in wilder
Entschlossenheit mit Mayonaisekringeln.
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