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Der Ewige Prinz

von

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Der Alte Mann

Ein eisigkalter Wind jagte durch die Schlucht, sodass Duncan den Umhang enger um sich zog. Hier oben, so nahe dem einzigen Pass nach Nordwind, spürte man den Wind, der dem Dorf seinen Namen gab, mehr als deutlich und auch wenn im Mondnachtdorf der Winter viel länger andauerte, als in jedem anderen Land dieses Kontinentes, so war das Dorf doch wenigstens vor dem Wind geschützt, der hier einfach nur erbarmungslos durch jedes Kleidungsstück biss.

»Frierst du nicht, Azra?«, fragte er und blickte zu dem Wolf hinab, der mit eingezogenem Kopf dasaß und darauf wartete, dass Duncan weiterging.

Nein. Mein Fell ist um einiges dicker, als deines, antwortete der Wolf, sah dabei jedoch nicht so aus, als ob er das Gesprochene wirklich so meinte.

»Du warst schon einmal hier, mit meinem Vater, stimmt’s?«, fragte der junge Dämon, während er sich in Bewegung setzte.

Nicht nur einmal. Faris war in seiner Jugend so oft hier, das sein Vater ihm schon den Vorschlag gemacht hat, gleich hier zu bleiben, er wolle ja doch nicht wieder zurück ins Dämonenreich. Azra lachte leise. Schon merkwürdig, das jetzt ausgerechnet er als größter Menschenjäger bekannt ist. Immerhin war in jungen Jahren sein bester Freund ein Mensch.

»Was ist passiert, dass Vater nicht mehr hierher kam?«, fragte Duncan leise.

Er hat sich geweigert, das Erbe seiner Familie anzutreten, er wollte viel lieber hier bleiben, als einfacher Dämon in den Bergen lebend, doch das passte deinem Großvater natürlich herzlich wenig. Er drohte Faris, seinen Freund zu töten, würde er ihn nicht freiwillig aufgeben, erklärte der schwarze Wolf.

»Und warum bringen wir das Buch nun zu ihm, wenn die beiden schon seid Jahren keinen Kontakt mehr haben?«, fragte Duncan weiter.

Oh, den Kontakt haben sie behalten. Über Postfalken. Dein Großvater hat das niemals erfahren und das ist glaub ich auch gut so, er hätte es niemals gebilligt. Und Faris hat recht, hier wird das Buch wahrlich niemand suchen. Azra sprang auf einen Stein und Duncan folgte ihm kletternd.

»Warum hat Vater den Kontakt nicht später wieder aufgenommen? Nach dem Tod meines Großvaters?«, erkundigte sich der junge Dämon weiter.

Weil er ab da der Dämonenkönig war. Mehr sagte Azra nicht, doch Duncan verstand trotzdem, was er meinte. Der Dämonenkönig hatte keine Freunde zu haben.

Eine ganze Weile liefen sie noch weiter, diesmal stillschweigend, bis sie die andere Seite der Schlucht, die den Pass darstellte, erreicht hatten. Ein großer Felsen markierte das Gebiet von Nordwind.

»Wann hat Vater noch einmal gesagt, kommt sein Freund um es in Empfang zu nehmen?« Fragend blickte er den Wolf an.

Oh, ich weiß nicht. Hat er überhaupt etwas gesagt, wann er kommt? Ebenso fragend blickte der zu dem Dämon hoch.

»Ich weiß es auch nicht mehr.« Mit einem gewaltigen Satz sprang er auf den Felsen hinauf. »Das heißt, jetzt müssen wir warten.«

Der Wolf nickte und versuchte, zu ihm hinauf zu klettern, musste aber einsehen, dass es nichts brachte. Stattdessen lief er also einmal um den Stein herum, versuchte es von der anderen Seite noch einmal, doch als das ebenfalls keinen gewünschten Erfolg brachte, legte er sich also zu Füßen des Steines nieder und blickte enttäuscht zu Duncan hinauf.

Sie mussten eine ganze Weile warten, Mitternacht war schon vorbei, da sah der junge Dämon von seinem erhabenen Platz aus eine Gestalt des Weges kommen. Sie war in einen schwarzen Mantel gehüllt, hob sich aber trotzdem gut von dem Weg ab, da dieser mit weißen Kieseln bestreut war.

»Er kommt«, sagte er zu Azra und sprang von dem Felsen hinab.

Ich weiß, meinte das schwarze Tier und schien zu grinsen. Duncan fragte erst gar nicht woher, der Wolf hatte noch nie seine kleinen oder auch großen Tricks dieser Art verraten. Es war unwahrscheinlich, dass er es ausgerechnet heute ändern würde. Still standen sie da und warteten auf die Gestalt. Die blieb nur ein paar Schritte vor Duncan stehen.

»Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich wirklich meinen, Faris steht vor mir. Du siehst im wirklich erstaunlich ähnlich. Selbst der Wolf sieht so aus, wie der damals«, sprach er und schob die Kapuze hinunter.

»Das könnte daran liegen, dass es der Wolf von damals ist. Aber wenn sie meinten, es würde mich freuen, dass sie mich mit meinem Vater vergleichen, dann haben sie sich getäuscht. Wir beide verstehen uns nicht gerade besonders gut«, meinte Duncan und wühlte in seiner Tasche herum.

»Ja, Faris hatte erwähnt, das er nicht an seinen Sohn heran kommt, dass sie sich beide langsam entzweien und ich nehme an, dass er dich damit meinte«, nickte der alte Mann und schaute dann zu Azra hinab. »Wirklich, bist du der gleiche Wolf, wie damals? Bist du es, Azra?«

So viele Dämonenwölfe gibt es auch im Dämonenreich nicht und Faris hat dir doch erzählt, das ich älter bin, als ihr beide zusammen. Ich werde auch noch eine ganze Weile länger leben, antwortete der Wolf in einem gleichgültigen Tonfall.

»Ja, du hast recht. Das hatte ich vergessen.« Der alte Mann wandte sich wieder Duncan zu. »Du musst wissen, ich vergesse immer mehr. Und immer schneller. Ihr Dämonen lebt länger, dein Vater wird noch nicht so sehr abgebaut haben, wie ich. Grüß ihn von mir, wenn du ihn wieder siehst.«

Duncan nickte und gab dem alten Mann das wertvolle Buch. »Passen sie gut drauf auf, es ist nicht nur sehr wertvoll, sondern auch sehr wichtig.«

»Oh ja, das weiß ich wohl. Ich werde es gut aufbewahren und solltest du es jemals wieder haben wollen, dann lass dich von deinem Wolf führen.« Er wandte sich Azra zu. »Du kennst noch den Ort, an dem wir uns damals getroffen haben? Dort werde ich es verstecken, nur du wirst es finden.«

Ja, ich weiß wo. Der Wolf nickte.

»Dann geht wieder. Auch in Nordwind sieht man euer Volk nicht gerne. Aber wann immer du Hilfe brauchst, hier wirst du sie finden, auch wenn ich irgendwann nicht mehr hier sein werde. Einer hilfebedürftigen Seele wurde hier noch nie selbiges verweigert, auch nicht, wenn es sich um einen Dämonen handelte«, sagte der alte Mann und zog sich wieder die Kapuze über das weiße Haar.

»Ich werde daran denken«, antwortete Duncan und ging, Azra nahe auf den Fersen.



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