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Pein

Sein Ziel, ihr Schmerz
von

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Gut und Böse

Es tat weh, so weh, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch. Doch sie verdrängte es, verdrängte es immer wieder und versuchte, das Gute darin zu sehen. Doch eben das war ein Widerspruch in sich und ließ sie jedes Mal erschaudern, denn eben das Visuelle war so fürchterlich. Sie kämpfte mit sich und schien immer mehr ein Stück von ihrer Standfestigkeit zu verlieren. Doch allein der Glaube, dass 'er' an sie glaubte, schenkte ihr noch Kraft, Kraft, die sie wiederum mit ihm teilen wollte.
 

Sein Körper, ausgemergelt und dürr, abgezehrt, als wäre er nur noch Haut und Knochen. Er war fahl, atmete nur noch flach, war auch geistig oft kaum zugegen. Man sah seine Rippen, seine Schulterblätter, seine Schlüsselbeine, seine Wangenknochen, alles, einfach alles hob sich unter seiner pergamentartigen Haut ab. Sein Rücken war gekrümmt, sein Gesicht ausdruckslos, die Lippen rissig und ohne Regung. Und er steckte in dieser Maschine. Diese hässliche Maschine, mit all den Schläuchen, die aus seinem Körper führten und ihm die Kraft entzogen. Das Ding war groß und sperrig, sodass sie ihn nicht mal erreichen konnte, so hoch oben, wie er thronte. Er konnte sich auch nicht mehr bewegen, wie auch, wenn sie Apparatur seine Arme und Beine fest umschlungen hielt, damit er nicht wegknickte und sich seine wohl spröden Knochen brach. Es war der reinste Horror. Wenigstens übertönte das leise Summen der Maschine seinen schwachen, kranken, rasselnden Atem.
 

Und doch stand sie hier, immer, wenn sie nur konnte, und nicht mit seinem anderen Ich, welches ihr in Gedanken ebenso viele Schmerzen bereitete, unterwegs war. Doch sie tat es, ohne ein Wort, denn die Augen, die Augen waren wie die von 'ihm' und immer wenn sie sie ansahen, dann wollte sie sich weiß machen, dass es sein wohlwollender Blick war, der ihr sagte, dass sie das Richtige tat - und den sie schon seit so langer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ja, sie hatte Hoffnung, denn sie war dem Mädchen, welches sie früher einmal gewesen war, doch nicht so weit entfernt, wie mancher vielleicht glauben mochte. Er jedoch - Nein, kein Wort mehr darüber. Es tat wieder so weh.
 

Ja, die Sorge zerriss sie. Sie wusste nicht, was sie tun sollte, seine Aufträge zu befolgen oder sich ihm zu widersetzen und dafür zu sorgen, dass er es nicht zu weit trieb mit der Kraft, die ihm noch verblieben war. Sie sah den Schweiß auf seiner Stirn und das dünne Rinnsal Blut, welches aus seinem Mundwinkel hervorquoll und sein Kinn herunter floss. Obwohl er selber nicht kämpfte, war der Kampf für ihn am Größten. Doch wofür tat er dies? Wofür? Ja, er hatte es ihr schon so oft erklärt und sie war auch diejenige gewesen, die seit dem Beginn der Entwicklung seiner Idee dabei gewesen war, doch langsam zweifelte sie, obwohl sie ihm doch so viel Rückhalt geben wollte, wie sie nur konnte.
 

Heute hatte er einen seiner guten Tage, das merkte sie sofort. Sie konnte es seiner Stimme entnehmen und seinen Augen. So viel wie jetzt hatte er schon lange nicht mehr gesprochen und das er es noch konnte war wie ein kleines Wunder, denn er redete nie viel, wenn es nicht unbedingt sein musste. Und doch erklärte er nun, erklärte so viel. Denn er wollte Frieden, Frieden, doch er hatte erkannt, dass es ihn nicht gab, wenn noch ein Mensch auf der Welt existierte, der davon getrieben war, seinen eigenen Gedanken nach Gerechtigkeit zu folgen. Denn des Einen Recht, war des Anderen Unrecht, dies war wie ein ungeschriebenes Gesetz. Ein menschliches Wesen dachte durch die Kraft seines Verstandes und der Fähigkeit, ein Gefühl der Moral zu entwickeln, es könnte etwas tun, was Gut war. Doch was war die Definition von 'Gut'? Wo existierte die Grenze zwischen etwas, was man für Gut empfand, und dem, was schon wieder Böse sein konnte, für einen Anderen? Es war ein reiner Teufelskreis, in dem Hass immer mehr geschürt wurde. Der Wunsch nach Rache konnte einen Menschen zu Entscheidungen treiben, welche er nur noch auf sich selber bezog und ihn völlig ignorant machte. Jeder gute Mensch war Böse, wenn er einen Anderen tötete, auch wenn das nur des Friedens Willen geschah. Niemand hatte in dieser Hinsicht absolut reine Gedanken, denn der menschliche Verstand war so unterschiedlich gestrickt, dass es hunderte ethnische Grundlagen gab, nach denen man sich richten und auch urteilen konnte. Doch gab es ein universelles Urteil, welches verbindlich für alle war und mit deutlicher Aussage jedem sagte, dass hier Schluss war, ein für alle Mal? Dass alles moralische Denken eine einzige Richtung einschlug und somit niemand mehr so handelte, dass ein Anderer es ihm übel nehmen konnte?
 

Ja, er hatte sie entdeckt, die einzige Möglichkeit, die es schaffen konnte, der Welt Frieden zu geben. Und Frieden hieß Pein. Die Welt musste Pein, Schmerz, Qualen erfahren, um zu verstehen, worum es eigentlich immer ging. Jeder wollte es vermeiden, jeder war nur auf sein eigenes Wohl aus, die Menschen waren wie blind für die Probleme, die sich immer und immer mehr anhäuften. Doch er wollte sie alle beseitigen, er hatte beschlossen, es in die Hand zu nehmen, und den Krieg ein für alle Mal zu beenden, wie ein großes selbstloses Opfer. Denn der Krieg, dieses riesige Aufgebot an Kämpfern und Waffen, das war das Schlimmste, denn hier endete jede Vorsicht und Zurückhaltung.
 

Und wer litt darunter? Die Schwachen. Die Armen. Die Menschen, die keine Stimme hatten, keinen Einfluss, die, die gar nicht wussten, um was es bei den Kämpfen überhaupt ging! So war es mit ihrem Land geschehen. Der Krieg hatte sie überrollt, wie ein Tsunami, das kleine Land, welches sich mitten zwischen den Fronten befand. Die verfeindeten Staaten, die schon gar nicht mehr den wirklichen Grund dafür wussten, warum sie sich abschlachten wollten, hatten jedes Fleckchen Erde zwischen ihnen zu ihrem Kampfplatz gemacht. Sie hatten nichts übrig gelassen. Nichts hatten sie wiedererkannt, außer sich selber, drei Kinder, plötzlich völlig allein, in einer Welt, die eigentlich keinen Platz für sie hatte, da nur der Stärkere gewinnen konnte, wenn dies auch sein Ziel war. Wusste jemand, was Pein ist? Ja, sie wussten es, sie waren damit aufgewachsen und es tat immer noch schrecklich weh, ihr jedenfalls. Doch sie hatten Glück gehabt. Es hatte sich ihnen jemand angenommen und sie gelehrt, wie sie überleben konnten. Doch auch er war nur einer von vielen gewesen, die letztendlich ihrem Ziel in Weg standen.
 

Ja, bald war es geschafft, bald, sie waren dem Frieden nun schon so nahe, dass er bereits wie greifbar war. Verstärkte dass ihre Hoffnung und ihren Glauben nicht, sodass sie bei ihm sein konnte und nur noch darauf warten müsste, bis alles wirklich gut war? Die ultimative Waffe war kurz vor der Vollendung. Sie würde die ganze Welt auslöschen, sie würde den Menschen zeigen, was Pein war, sie würde sie das Fürchten lehren und niemand, niemand würde mehr die Macht oder auch nur die Kraft haben, wieder aufzubegehren, weil Angst eines der Dinge war, die einen Menschen kontrollieren konnten, jeden auf genau die selbe Weise. Denn dies war Gerechtigkeit. Alle und niemand hatten es verdient, doch es musste getan werden. Denn dann würden alle auf die gleiche Weise denken und niemand würde mehr kämpfen. Dann, genau dann würde Frieden herrschen.
 

Sie waren stolz darauf gewesen, stolz, dass sie dies alles erkannt hatten und einen Plan daraus schmieden konnten, dem niemand etwas entgegenzusetzen haben würde. Es gab die Voraussetzungen dafür draußen in der Welt, sie mussten nur beschafft werden und das war alleine kein Hindernis. Dafür hatten sie all die fähigen Männer um sich gesammelt, die sich für das große Ziel geopfert hatten. Doch das war gut so, denn es würde noch viel mehr davon geben.
 

„Das ist mein Wunsch.“, sagte er und sie fühlte, wie es ihr kalt den Rücken herunter lief. Sie spürte, dass er immer schwächer wurde, weil er sich dieses Mal sehr verausgabt hatte und auch sie selber war schwach, denn ihre seelische Verfassung wurde immer schlimmer. Sie spürte, wie sich auf ihrer Stirn der Schweiß bildete – und plötzlich war sie sich gar nicht mehr sicher, ob sie das alles überhaupt wollte. Sie hörte seine Stimme nicht mehr, als sie dachte, was dieser Frieden für 'sie' eigentlich wert war. Ja, sie wollte es, sie wollte, dass der Krieg endlich aufhörte, das kleine Mädchen in ihr flehte laut danach, doch was würde sie dann tun, wenn die Welt in ihrem verschreckten Schlaf lag, der Kampflärm vertönte und eine Stille hinterließ, die noch nie so tief gewesen war? Mit wem könnte sie ihren Triumph genießen und die Zeit danach verbringen? Mit 'ihm'? Sie wollte laut lachen und weinen zugleich, sie wollte schreien, verzweifelt, wütend, traurig. Bitter stieß es ihr auf, bei diesem Gedanken. Wo war der Junge geblieben, zu dem sie immer so bewundernd aufgesehen hatte? Wo war er bloß hin? Das was von ihm übrig war, war ein verabscheuungswürdiges Monster, denn seine Gedanken wichen kein Stück mehr davon ab, was er sich vorgenommen hatte. Er achtete nicht mehr auf sich selber, geschweige denn auf Andere. Sie hatte gedacht, wenn alles vorbei war, denn könnten sie zusammen leben und glücklich sein! Er hatte sich kaputt gemacht und damit hatte er auch sie kaputt gemacht. Manchmal wollte sie aufgeben, denn der Frieden hatte für sie so keinen Wert, weil alles, was sie sich immer gewünscht hatte, nie in Erfüllung gehen würde! Denn wie so oft erkannte sie, sie hatte immer alles für ihn getan und so wenig für sich selber.
 

Und doch stand sie hier. Sie hatte auch keinen Ort, zu dem sie sonst gehen konnte. Ihr Zuhause war bei ihm, sie hatten ihr ganzes Leben zusammen verbracht und so viele Situationen gemeinsam gemeistert, gute und schlechte. Er war der Einzige, der ihr in dieser auch so schrecklichen Welt etwas bedeutete und davon konnte sie sich nicht so einfach losreißen, egal, wie er sie behandelte, ob er sie ansah, oder nicht, ob er auf ihre besorgten Worte hörte, oder nicht. Und er würde seinen Plan auch ohne sie durchführen, weswegen sie hier am sichersten war. Doch dann, vielleicht konnte sie dann seine Freude teilen, die er verspüren würde, vielleicht würde sie dann noch einmal erleben, dass er wieder der Junge von damals war, der ihr scheue Blicke aus diesen besonderen Augen schenkte. Ja, nur das war es manchmal noch wert, zu bleiben und geduldig zu sein. Und so stand sie hier und wartete darauf, was weiter passieren würde.
 

Auch, wenn es so schrecklich weh tat.
 

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Lest hier ein paar Gedanken dazu:

http://animexx.onlinewelten.com/weblog/12380/338009/



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Kakashi_Angel
2011-10-22T21:20:50+00:00 22.10.2011 23:20
Mal wieder eine geniale ff von dir :)
ich kann den anderen nur zustimmen... wiederholen muss ich mich nicht schätzungsweise^^

ich liebe deine os <3
lg
Von:  NiQiYolo
2009-05-20T22:21:16+00:00 21.05.2009 00:21
Ich finde du hast Recht in Konan muss ein Konflikt sein, man folgt jemanden nicht ohne weiteres.
Sie folgt ihm so lange und irgendwo ist das alles weg.
Sie genießt wirklich die Zeit mit ihm.
Sprich nur seine Nähe.
Weswegen auch ihre schweigende Art sich weiter ausgeprägt hat. jetzt meiner meinung nach udn villeicht gibt das ihr den Kick und sie denkt weiter nach ^^°
ich finde du hast es super interpretiert
Von: abgemeldet
2009-02-22T15:57:15+00:00 22.02.2009 16:57
Gute Arbeit, du hast die Gefühle der Personen ziemlich gut wiedergespiegelt!!!
(Aber ich versteh nicht ganz, worum es in der FF geht!!!

Von:  Kendrix
2009-02-21T19:29:47+00:00 21.02.2009 20:29
Alle achtung. Zwar nicht wirklich das, was ich in Konans hübschen Köpfchen vermuten wrde, aber wirklich eine ginieale FF, man sieht, das du dir wirklich gedanken gemacht hast. Nagato ist schon ein Anblick, der das Hirn zum denken anregt.
Von: abgemeldet
2009-02-21T19:17:19+00:00 21.02.2009 20:17
Ja das spiegelt wohl Konan´s Gedanken ganz gut wieder.

Bin beeindruckt - das ist super.
Von:  Nabiri
2009-02-21T19:17:14+00:00 21.02.2009 20:17
das passt ja mal wie die faust aufs auge würd ich meinen ^.^
wie schaffst du es nur immer die gefühle der charas so originalgetreu hinzukriegen, ich find das bewundernswert XD
ich kann nicht genug von deinen stories kriegen und freu mich schon auf mehr
glg deine yami
Von:  Visul
2009-02-21T10:17:19+00:00 21.02.2009 11:17
Also treffender geht es nicht.
Durch diese vielleicht 3 Seiten im neuen Naruto kapitel hast du so eine geile FF geschrieben alle Achtung.
Es ist wirklich beeindruckend wie du dich in Konan und die Situation hineinversetzt, außerdem trifft diese FF den Nagel auf den kopf, besser hätte man ds nicht machen können.
Ich bin sowieso der Meinung das du eine der besten FF Schreiberinnen bist die es gibt.

Lg Miu


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