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Assoziatives Schreiben

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Satz 12 - Das Teufelskind

Er packte sie mit beiden Händen um die Kehle und schüttelte sie wie ein tollwütiger Hund.

„Hör auf!“, schrie er dabei, blickte ihr in ihre leeren Augen, doch sie kicherte weiter. Er wusste nicht was er tun sollte, blickte in seiner Panik nach links und nach rechts, dann wieder in diese abscheulichen leeren Augen. Sein Griff verstärkte sich, doch sie schien es nicht zu stören. Kein Hecheln, kein Flehen und kein Betteln.

Hinter sich knarzte die Tür und auf einmal rissen ihn zwei Hände auf den Boden.

„Werner spinnst du?“, schrie ihn seine Frau an und zerkratzte ihm dabei das Gesicht. Als sie genug gewütet hatte, sprang sie schnell auf und packte ihre Tochter, zog sie an ihre Brust und wog sie sanft umher.

„Keine Angst mein Schatz“, flüsterte sie dabei schnurrend, „Mama ist jetzt hier. Ich werde die Polizei holen, damit er dir nichts mehr tun kann.“

Mit tränenden Augen blickte er vom Boden auf. Sah seine Frau, wie sie den kleinen Teufel hin und her wiegte. Sah sie denn nicht den Schwanz und die Hörner?

Seine Tochter allerdings blickte ihn weiterhin mit ihren toten Augen an und sagte schließlich:

„Siehst du. Ich habe es dir gesagt.“ Sie fing wieder an zu kichern. In diesem Moment stand die Mutter auf und rannte mit ihrer Tochter aus dem Zimmer, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Werner stand auf und wollte hinter her. Wollte seiner Frau erklären was vorgefallen war, doch er hörte nur wie die Tür verriegelt wurden. Irgendetwas wurde verschüttet und ein widerlicher Geruch stieg ihm in die Nase. Dann begann das Knistern und Knacken. Die Tür wurde warm. Feuer!

War es etwa so? Hatte seine Tochter recht gehabt? Er sah sich um. Die Fenster waren verriegelt und dies hier war der fünfte Stock. Viel tun konnte er nicht mehr. Ein Telefon gab es nicht, aber das Kichern des kleinen Monsters blieb ihm in den Ohren.

Mutter und Tochter standen draußen vor dem brennenden Haus. Die Feuerwehr war noch nicht eingetroffen, aber ihre Wohnung brannte bereits voll aus und Werners Schreie waren verklungen. Die anderen Nachbarn versammelten sich um sie herum. Alle waren bestürzt.

„Gabi, wo ist dein Mann?“, fragte eine ältere Nachbarin.

„Er kam nicht mehr raus“, sagte die Mutter monoton, „ich habe nur das Kind retten können. Das Feuer hatte uns abgetrennt.“

„Oh je, die Ärmste steht unter Schock“, flüsterte die Alte einer anderen Frau zu.

Gabi nahm ihre Tochter auf den Arm und flüsterte ihr ins Ohr:

„So, jetzt gibt es nur noch dich und mich, mein Engel. Wir können jetzt tun lassen was wir wollen.“

„Ich weiß“, antwortete ihre Tochter mit tonloser Stimme.

Gabi freute sich diesen Irren endlich losgeworden zu sein, doch eine Sache störte sie noch.

„Engelchen, was meintest du vorhin damit, als du zu Papa gesagt hattest ‚Siehst du, ich habe es dir ja gesagt‘?“

„Ach das“, die Kleine begann wieder zu kichern, „ich hatte Papa erzählt, dass du nie zu Freundinnen Kaffee trinken gegangen warst, sondern dich für andere Männer ausgezogen hast. Ich habe Papa gesagt, dass du dich bei ihm langweilst, aber ihn nicht verlassen wirst, bis du genug Geld zusammen hast. Und ich habe Papa gesagt, dass wenn es soweit ist, bringst du ihn um. War alles wahr.“

Die Mutter ließ entsetzt ihr Kind fallen, das mit dem Kopf auf einem Stein aufschlug und sofort tot war. Doch sie hätte schwören können, dass ihre Tochter während dem Fallen gekichert hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2010-08-03T01:02:35+00:00 03.08.2010 03:02
Wow...ich bin geschockt. Zu solch später stunde und kurz vor dem Schlafen sollte man sowas DEFINITIV nicht lesen...aber es hat mich gepackt und ich konnte nicht aufhören, obwohl ich schon nach den ersten Sätzen wusste, dass es nicht gut sein würde O.o

Zuerst dachte ich, dass die Tochter wirklich etwas hat- epilepsie oder so etwas, das den Vater denken lassen könnte, sie sei vom Teufel besessen. Aber da hast du mich ja gründlich an der NAse rumgeführt. Heftig.
Also eigentlich weiß ich bis jetzt nicht wirklich, was du mir mit dieser Geschichte sagen willst oder was nun "wirklich" oder "wahr" ist, aber vielleicht musst du das gar nicht. Wie ein Vorredner von mir schon gesagt hat: es ist wie eine Lagerfeuergeschichte. Und was muss da "wirklich" und "wahr" sein?
Den Vater, den Angreifer, als Opfer darzustellen, schöner Schachzug!

Ich frag mich nur die ganze zeit, wie alt das kind ist...es spricht ja so klar und deutlich, also so gute Sätze, sodass ich annahm, dass es älter sei. Aber die Mutter trägt es ja auch den Arm und als es fällt, ist es sofort tot...ein älteres kind, 12 oder so, kann man zwar auch noch tragen, aber wenn das auf den Boden fällt, ist es nicht zwangsläufig sofort tot...daher....naja das hat mich nur sehr verwundert. Für ein kleinkind ist mir die wörtliche Rede zu "erwachsen"
(und ja das kind ist psychopatisch, aber das hat mich trotzdem gestört^^)

eine....nette geschichte (schön kann ich einfach nicht sagen, nicht bei solch einer geschichte xD); schön gruselig. Gänsehautfaktor pur!

Liebe Grüße
Lichti
Von:  Trollfrau
2010-04-17T11:49:20+00:00 17.04.2010 13:49
Sehr schaurig. Ich mag solche Geschichten. Sie erinnern mich immer irgendwie an Stephen King und X-Faktor.
Als WB-Beitrag habe ich mich für dieses Kapitel entschieden.
Ich denke, als Lagerfeuergeschichte kann man diese mit gutem Gewissen gelten lassen. Wenn man in der Nähe einer derartigen Häuslichkeit sitzt. Warum nicht... ;c)
Herzlichen Glückwunsch! Platz 3!
Von: abgemeldet
2010-04-05T17:08:13+00:00 05.04.2010 19:08
Huhu.
Also ich habe mir gedacht, da ich dich unter den neuen "Lies mich"-Autoren gefunden habe, lese ich mal etwas von dir. Also ich muss sagen, ich war nicht von dieser Geschichte begeistert, wie die anderen Leser. Die Sätze am Anfang sind mir zu abgehackt. "Blickte ihr in die leeren Augen...": Dies ist für mich kein Satz. Da fehlt eindeutig das Personalpronomen. Entweder hätte man das durch ein Kommata mit dem vorherigen Satz verbinden müssen oder einfach das Personalpronomen dazusetzen müssen. Dies kommt leider öfters vor. Aber die Grundidee der Story finde ich nicht schlecht, auch wenn alles etwas kurz und abrupt ist, so ohne Beschreibung.
Also insgesamt: Nicht schlecht, Grundideen sind definitiv vorhanden, aber dennoch ausbaufähig.
Lg,
Koike
Von:  DoctorMcCoy
2010-04-05T16:49:04+00:00 05.04.2010 18:49
Wow, wirklich sehr psychopathisch. Aber eine wirklich coole Geschichte. Genau mein Geschmack^^
Dieses Kind war wirklich sehr unheimlich, besonders konnte ich mir das Kichern richtig gut vorstellen. Und was ist bitte schön unheimlicher, als irgendwelche gestörten Kinder, die ja eigentlich unschuldig und lieb sein sollten.
Gabi tut mir aber irgendwie leid. Ich kann mir gut vorstellen, wenn sie danach in einer Anstalt gelandet ist. Erst bringt sie ihren Mann um und dann erfährt oder glaubt zu erfahren, dass ihr Kind das alles geplant hat und dann tötet sie auch noch ihr Kind. Oh mein Gott, die arme Frau.
Auf jeden Fall eine sehr gelungene Geschichte, die einem Gänsehaut verspricht.
LG Lady_Sharif
Von: abgemeldet
2009-02-17T14:57:05+00:00 17.02.2009 15:57
Ich schließe mich Sydney an ;D
"Psychopathisch" ist genau das richtige Wort, hat mir gefallen.
Irgendwie unheimlich *schüttel* die Geschichte ...
Dein Schreibstil ist sehr geradelinig, also nicht verschörkelt o.ä., ist mir eigentlich schon etwas zu sehr reduziert^^'
Was den Inhalt betrifft bin ich über die Beschreibung des Kindes gestolpert - das kam mir doch ein wenig klischeehaft vor und stört in dem ansonsten runden Bild, das die Geschichte malt.
Ist eine sehr interessante Umsetzung, dass der Angreifer eigentlich das Opfer ist^^

Liebe Grüße,
schattenwolf
Von:  Sydney
2009-02-16T19:35:37+00:00 16.02.2009 20:35
Hm...
Schön psychopathisch^^

Man kann schnell in die Story eintauchen. Es gibt keine großen, ausschweifenden Erklärungen, aber die sind auch nicht notwendig. Kurz und knapp passiert das Wichtige - gefällt mir.

Was mich allerdings beim Lesen gestört hat:
"Das Feuer hatte uns abgetrennt"
Klingt meiner Meinung nach nicht nach wörtlicher Rede, die wirklich jemand im Alltag benutzen würde.


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