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Agonie

Eine Kurzgeschichte
von

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Agonie
 

Gefangen im Strudel. Unbeabsichtigt hineingeraten in einen endlosen Wirbel der Farben und Formen.

In einen Zwiespalt zwischen Ästhetik und Ekel.

In eine Agonie von Wahnsinn und Genie.

Dabei so wach wie ein Schlafwandelnder Mensch, wie ein ruhender Geist.

Wenn die Augen dann geöffnet sind und wohl wissend in den Himmel sehen, erblicken sie kein Blau, sondern Rot, keine weißen, bauschigen Wolken sondern eckige, graue Formen.

Die Hand fährt durch schwarzes, hartes Gras um an gelben Steinen vorbeizukommen und ein totes Tier zu streicheln.

Wir haben nicht geahnt, dass das tatsächlich passieren könnte. Sieht doch die Welt nun nicht anders aus als eine abstruse Kinderzeichnung oder das Werk eines Genies. Manchmal kann man dazwischen keinen Unterschied erkennen. Wir waren ohnehin schon immer der Meinung gewesen, dass die Kinder die wahren Genies sind.

Unreife, unwissende Genies, deren unüberlegte Handlungen ein falsches Licht auf sie wirft. Doch gerade diese sind die wahren intelligenten Taten. Fragen stellen, die wirklich interessieren um Antworten zu erhalten aus denen man tatsächlich noch was lernen kann. Völlig nebensächlich die Tatsache ob es dem anderen schwerfällt, langweilt oder weh tut. Einfach lernen wollen. Du siehst mich an, stellst die Frage nicht, die dir durch den Kopf geht, doch ich sehe dich an und erkenne sie.

Meine Antwort… gibt es nicht. Ich weiß sie nicht. Ich habe keine.

Du lächelst. Verstehst, das habe ich schon immer an dir zu schätzen gewusst.

Wir bewundern den endlosen Kreislauf, der um uns entstanden ist, aus Formen und Farben die einst nicht zusammengepasst haben, nun aber langsam… wie alles… gewöhnlich erscheinen und während du zu lachen beginnst rinnen mir Tränen die Wange hinab.

Ich wünschte, ich könnte schlafen.
 

Meine Träume ähneln seit einiger Zeit einer Realität, die wir einst unsere Wirklichkeit nannten und die mir ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit vermittelt. Eine Art der Flucht, wie ich sehr wohl weis, die mir aber mehr als recht wäre. Ich habe dir davon erzählt und du hast mich verstanden. Es ist schließlich nicht so, dass ich nicht gern an deiner Seite wäre, doch während für dich dieser Strudel, diese Agonie, wahre Freude bedeutet - bereitet - ist sie für mich ein Spiegel. Es gleicht zu sehr meinen eigenen Kämpfen…

zwischen ‘ja’ und ‘nein‘, Traum und Wirklichkeit, Hass und Liebe und Wahnsinn und Genie.

Aber du verstehst das und lachst mich an.

Ich beobachte deine Hand, während sie sich meinem Gesicht nähert und schließlich in meine Nase kneift. Empört rümpfe ich diese und grinse dir zu als es zu regnen beginnt. Jetzt bist du an der Reihe betrübt zu wirken.

Der Regen ist wie die Antwort auf meine Tränen.
 

Du hasst den Regen. Hast ihn noch nie gemocht, selbst als er noch blau und durchscheinend war.

Ja, er hat bei dir noch nie Freudenstürme ausgelöst. Lieber sahst du mir unter dem neongelben Regenschirm dabei zu wie ich im Nass tanzte, Pirouetten drehte und lachte. Darin waren wir auch schon immer uneinig gewesen. Doch ich habe es so akzeptiert und für dich versuchte ich den Regen etwas angenehmer zu machen.

Jetzt jedoch ist der neongelbe Regenschirm nicht griff bereit. Überhaupt ist kein einziger in der Nähe, den ich dir reichen könnte, daher sehe ich dabei zu wie die Tropfen sich in deinem Haar treffen, zusammenschließen und schließlich, wie Tau am Halm, herab rinnen. Einige schaffen es in dein Gesicht,

auf deine Nasenspitze…

Dass die Tropfen nun grün und undurchsichtig sind macht es einfacher ihnen zu folgen, doch du siehst mit jeder Sekunde unheimlicher aus.

Auch ich spüre wie auf meine, noch von meinen Tränen feuchten Wangen, die Tropfen fallen.

Ich muss lachen und es tut mir unendlich leid.
 

Wir hatten es bemerkt als wir zur selben Zeit auf dem Balkon standen und kleine Paperschnipsel hinab fallen ließen. Es hatte recht harmlos und beinah unauffällig angefangen. Einzelne Papierteile wurden mit einem Mal rund und dreidimensional. Sie leuchteten in den verschiedensten Farben auf, während sie fielen und das taten sie immer schneller. Anfangs hatten wir ja noch an eine Sinnestäuschung geglaubt, denn die ersten verwandelten sich erst recht weit unten, doch spätestens, wirklich aller spätestens dann, als wir runter gingen und all die Murmeln sahen, statt dem weißen Papier, wurde uns unser Fehler bewusst.

Dann hatte sich der Himmel Rot verfärbt.

Ein interessanter Effekt, da man anfänglich noch an einen Sonnenuntergang dachte, denn während er sich verfärbte machte er die Zwischenstufen durch: Rosa… Lila…

Farben die wir einstimmig ablehnten. Unsere Lieblingsfarbe ist Grün…

War es gewesen.
 

Ich weis Weiß nun viel besser zu schätzen als ich es getan hatte bevor um uns herum die Welt in einem Strudel verschwunden war. Leider vergesse ich immer dich zu fragen wie du das siehst. Aber es ist vielleicht auch besser so, denn wenn ich mir meine Hände so betrachte frage ich mich, warum sie so weiß sind und ob mein Gesicht auch so aussieht.

Du dagegen bist Orange. Eine Tatsache die mir anfänglich einen Lachkrampf beschert hatte, mir nun aber Angst machst. Doch auch das sage ich dir besser nicht.

Haben wir uns nicht mal alles gesagt?

Wie schnell man sich doch selbst verändert wenn sich alles verändert.

Schon wieder muss ich grinsen.

Du siehst mich wütend an.

“HÖR AUF DAMIT!”
 

Wir haben uns wortlos verstanden und während wir nun stumm nebeneinander auf der wolkenweichen violetten Straße liegen wird dir klar, das du schmelzen möchtest. Wie das Eis das du so gern isst. Du sagst es mir und ich frage mich, verwundert über mein Unwissen, welches Eis du so gern gegessen hast.

Hattest du Eis denn je gemocht? Frage ich mich und du Antwortest. “Wie die Eiswürfel die ich immer in die Cola getan habe.” wir beginnen gleichzeitig nach einigen Sekunden zu lachen. Erst leise kichernd bis es in wiehernde Hysterie gipfelt und wir von Bauchkrämpfen geschüttelt uns aufrichten.

Während es abklingt sehen wir uns um und fragen uns wo eigentlich die anderen Menschen hin sind, in dieser Agonie zwischen Vernunft und Fantasie.

Der Regen hört auf und aus den Tropfen wachsen überall lange, dünne, grellgrüne Gebilde…. Als würde Farbe eine Leinwand hinab laufen, nur entgegen der Schwerkraft.

Wir stehen auf und versuchen unsere Gesichter zu reinigen.

Es gelingt uns nicht.

Irgendwann beginnen wir aufzusteigen
 

Du hattest fast immer Lust gehabt Drachensteigen zu lassen, wenn auch nur das zarteste Lüftchen durch dein Haar gefahren ist.

Ich dagegen mochte es nur, wenn halbe Orkane durch die Stadt brausten.

Dort wo wir lebten gab es nur einen ordentlichen Platz zum Drachensteigen lassen. Der Hügel im Park und dort konnte ich dich an windigen Tagen immer finden, wenn wir nicht ohnehin zusammen waren.

Ein Drache zu sein, vielleicht wie in den tollen dicken Romanen die du manchmal liest, das wäre was. Oder überhaupt zu fliegen…

Wolltest du das? Hattest du das damit ausgedrückt, wenn du auf dem Hügel einen deiner zahlreichen von uns gebastelten Flugobjekte losgelassen hast?

Ich hatte dich nie danach gefragt, aber vielleicht lag das daran, dass es der geheime Wunsch fast jeden Menschen ist, irgendwann zu fliegen.
 

Das was wir erleben ist kein fliegen. Wir werden gezogen, nach oben. Oder wir fallen entgegen der Schwerkraft. Es ist schwer zu sagen.

Du siehst mich traurig an; ich stelle fest das mein Mund offensteht… dass ich schreie. Doch der Versuch ihn zu schließen - aufzuhören - gelingt mir nicht, ich schreie und nun höre ich es sogar, es gellt in meinen Ohren wider, es dröhnt, als wolle mein Kopf platzen, der auf einmal so groß wirkt und so unförmig.

Aus meinen Ohren fallen Steine. Sie sehen aus wie Menschen und haben alle verschiedene Farben wie ein Regenbogen. Ich fühle mich auf einmal viel leichter. Doch dann sehe ich wie du weggezogen wirst - weg von mir und plötzlich….

Ist alles schwarz…
 

Wer hat gewonnen?
 

18.09.2008 Sonnhild Weirauch



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Sariei
2010-04-18T12:58:49+00:00 18.04.2010 14:58
Surrealistisches Schreiben. Dude stell dir vor wie des als Bild aussehen würde. ( ach, ich hab vorher die Beschreibung nicht gelesen, ich bi selber draufgekommen^^)

Ich bin immer relativ langsam wenn es darum geht den Kern einer Sache zu finden. Deswegen werden ich zu ggegebener Zeit den Kommentar um eine Intrepretation erweitern.

Der esrte Absatz die Einleitung verwirrt mich zutiefst. Aber so wie ich es bist jetzt verstanden habe, haben die zwei das wetter verändert? Und sie sind total gegensaätzlich? Aber verstehe sich?
Die bilder dazwischen sind okay... da steig ich zuminderst dahinter. Aber die Wende im Schluss is auch nochmal ... verwirrend. Ging es um ein Spiel? Mit Farbe`?
vllt weil das dazwischen so optimistishc wirkt und Schluss und Einleitung so Pessimistisch. außerdem gfehlt mir ein wenig der zusammenhang.

Ansonsten mag ich sie und glaub, dass ich mal eins der Bilder umsetzte^^




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