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Blutige Lilie

Der See des Vergessens
von

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Dein anderes Ich

“Warte, Atemu!”, rief Seto panisch. “Ich weiß, dass du noch da bist! Tu das nicht, lass dein anderes Ich nicht gewinnen!” Seto bemerkte, wie Yami zögerte und da wusste er, dass er noch eine Chance hatte. “Bitte, ich liebe dich”, flehte er.
 

“Unsinn!”, fuhr Yami auf und hielt ihm das Messer an die Kehle. Seto zuckte zusammen, als seine Haut eingeritzt wurde. Hatte er Yami eben so verärgert, dass dieser ihn gleich töten würde? Würde er jetzt sterben? In Erwartung des nahen Todes begann er stärker zu zittern und Tränen liefen ihm über die Wangen. Doch Yami beherrschte sich und zog das Messer wieder zurück. “Nein, du sollst lange leiden, so wie ich gelitten habe”, erklärte er bestimmt. “Du wirst mich nicht dazu bringen, dich schneller zu töten, auch wenn du noch so oft sagst, dass du Atemu liebst. Das stimmt ja sowieso nicht, wie wir gesehen haben.”
 

“Wie kommst du darauf, dass das nicht stimmt?”, wollte Seto verwundert wissen.
 

“Ach, muss ich dich noch extra daran erinnern? Aber na ja, du denkst wahrscheinlich, ich hätte nichts mitgekriegt, was? Da täuscht du dich aber, mein Lieber.” Irrte Seto sich, oder war da plötzlich eine Veränderung in der Stimme seines Freundes aufgetreten?
 

“Wovon sprichst du?”, fragte Seto weiter.
 

“Ich rede natürlich von diesem silberhaarigen Typen, den du abgeknutscht hast!”, rief Yami wütend und packte Seto am Hals, um ihn zu würgen. “Ich hasse dich!” Seto versuchte, nach Luft zu schnappen und spürte schon, wie ihm die Sinne schwanden, als er endlich losgelassen wurde. Keuchend und hustend holte er Luft. Sein Hals schmerzte fürchterlich. Als er endlich wieder einen klaren Gedanken fassen konnte, wurde ihm bewusst, dass Yami eifersüchtig war! Und das, obwohl er behauptet hatte, dass nur sein anderes Ich, Atemu, ihn lieben würde. Seto sollte einen silberhaarigen Typen geknutscht haben? Aber ja, es gab nur einen Typ mit silbernen Haaren, der ihn geküsst hatte - Pegasus. Er verzog schmerzlich das Gesicht, als er daran dachte.
 

“Glaubst du, das hätte ich freiwillig getan? Dieser Mann mit den silbernen Haaren, dieser Pegasus, wir sollten Leibwache für ihn spielen und dabei…”
 

“Darunter hast du natürlich verstanden, seinen Leib auch mal ein bisschen näher zu erkunden”, unterbrach Yami und es sah so aus, als wolle er ihn gleich allein durch seine Blicke erdolchen. “Aber das kann mir ja egal sein”, sagte er mehr zu sich selbst als zu Seto, “ich hatte sowieso vor, dich zu töten.”
 

“Nein”, erwiderte Seto, ohne sich ablenken zu lassen. “Pegasus hat mich angemacht. Obwohl ich ihm deutlich zu verstehen gegeben habe, dass ich nichts von ihm wollte, hat er mich plötzlich überrascht und geküsst”, erklärte er unter mehrfachem Husten.
 

“Ach ja, und weil du es so schrecklich fandest, hast du das natürlich mehrere Sekunden über dich ergehen lassen”, stellte Yami sarkastisch fest und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

“Ich war nur geschockt, das ist alles. Bevor ich in der Lage war, mich zu rühren, sind ein paar Sekunden vergangen. Aber wenn du es genau wissen willst - ich fand es total eklig und wärest du dagewesen und hättest mir zugehört, statt wegzulaufen, dann hätte ich dir das auch erzählt. Aber du willst mich ja sowieso töten, also bringen wir es hinter uns”, meinte Seto und blickte zur Seite. Dabei wirkte er so verloren, als hätte er aufgegeben. Die Worte und dieser Anblick bewegten irgendetwas in Yami.
 

“Scheiße!”, rief Yami und hielt sich den Kopf, wobei sein Messer klirrend zu Boden fiel. Er wollte nicht, dass sich Atemu wieder dazwischen drängte, ihn wieder verdrängte. Er wollte diesen Kaiba endlich loswerden und diesmal würde sein anderes Ich ihn nicht davon abhalten! Seto bemerkte den inneren Kampf und beschloss, noch etwas nachzuhelfen.
 

“Ich liebe dich, Atemu!”, erklärte er bestimmt und mit offenem Blick.
 

“Nein!”, heulte Yami und bäumte sich wie unter Schmerzen auf. “Halt’ s Maul! Du weißt ja gar nicht…” Er zuckte zusammen, drehte die Augen nach hinten und fiel kraftlos auf Seto. Dieser blickte ihn besorgt an. Was sollte er jetzt machen? Er kam hier nicht los, seine Hand schmerzte wie die Hölle, Atemu war bewusstlos und wer wusste schon, ob er oder Yami die Kontrolle haben würde, wenn er wieder aufwachte? Und was war mit Jonouchi, dem er Bescheid gesagt hatte? Wo blieb der Kerl bloß, wenn man ihn brauchte? Oder hatte er seine Spur gar verloren?
 

Nach etlichen Minuten begann sich der reglose Körper auf Seto zu bewegen. Beinahe wäre er selbst in die Bewusstlosigkeit abgedriftet. Als er nun die sich rührende Wärmequelle auf sich spürte, zwang er sich, die Augen zu öffnen. Ein lang gezogener Schrei hallte durch die Hütte. Atemu hatte die Hände vor den Mund geschlagen und blickte entsetzt auf seinen Freund hinab.
 

“W-was ist passiert?”, fragte er schließlich, sichtlich verwirrt. “Wo sind wir und warum bist du gefesselt?” Offensichtlich hatte Atemu mal wieder nichts mitbekommen. “Ich hatte so einen schrecklichen Traum, der war fast so, wie das hier… Oder bin ich noch gar nicht aufgewacht?”
 

“Nein, Atemu. Du bist leider wach”, erklärte Seto. “Bitte, sei so gut, und mach mich los!”, forderte er seinen Freund auf.
 

“Aber wie?”, blickte Atemu ihn offensichtlich verwirrt an.
 

“Der Schlüssel ist in deiner Jackentasche”, klärte Seto ihn auf.
 

“Oh”, machte Atemu ahnungslos und griff in seine rechte Jackentasche. “Diese Kleidung…”, bemerkte er dabei irritiert. Schließlich hatte er Seto von den Handschellen befreit, der dabei einen unterdrückten Schmerzenslaut von sich gab. “Was ist? Was ist denn mit deiner Hand passiert?”, fragte Atemu entsetzt.
 

“Das willst du nicht wissen”, meinte Seto.
 

“Habe ich etwa…?”, rief Atemu schockiert. Seto blickte ihn überrascht an. Hatte er etwa doch etwas mitbekommen? “Ich habe geträumt, dass jemand sich in meinem Körper bewegt und deine Hand mit einem Hammer zertrümmert hat”, erklärte sein Lebensgefährte.
 

“Ich fürchte, das war kein Traum”, erklärte Seto und versuchte, sich aufzurichten, woraufhin Atemu sich ein wenig zur Seite bewegte, um ihm Platz zu machen.
 

“Wie meinst du das?”, wollte sein Freund mit schreckgeweiteten Augen wissen. “Was ist wirklich passiert?”
 

Seto fragte sich, ob er Atemu sagen sollte, was er erfahren hatte. Aber wenn jener sowieso alles wie im Traum erlebt hatte, dann wusste er es vielleicht schon und wollte es nur nicht wahrhaben. Schließlich entschloss er sich dazu, Atemu die ganze Wahrheit zu sagen. Nur so konnte er vielleicht erreichen, dass Yami nicht wieder die Oberhand gewann. Vielleicht schlug seine Maßnahme aber auch ins Gegenteil um. Und trotzdem, Seto fand es wichtig, dass Atemu erfuhr, was wirklich mit ihm los war. Also fragte er erstmal vorsichtig:
 

“Wie ging dein Traum weiter?” Seto lehnte sich an die Wand hinter dem Bett und versuchte, sich ein wenig zu erholen. Seine Hand spürte er mittlerweile fast gar nicht mehr. Atemu erzählte es ihm ungefähr so, wie es tatsächlich passiert war, nur dass seine traumhaften Erinnerungen einige Lücken aufwiesen, zum Beispiel da, wo es um die Existenz Yamis als seiner zweiten Persönlichkeit ging. Daraufhin seufzte Seto und erklärte, dass das alles wirklich passiert war. Sein Lebensgefährte schaute ihn wiederum nur geschockt an.
 

“Dann bin ich…so was wie ein Schlafwandler? Und hätte dich dabei beinahe umgebracht?”, schlussfolgerte er entsetzt.
 

“Nein”, schüttelte Seto den Kopf. “Es ist leider viel mehr als das. Du bist… Du hast noch ein anderes Ich in dir, sozusagen. Vielleicht hast du schon mal davon gehört, man nennt es Multiple Persönlichkeit. Er, der andere in dir, nennt sich Yami. Er weiß von dir, kann sich an alles erinnern, was du erlebst, aber du… du hast immer nur geglaubt, du träumtest, nicht wahr?”, fragte Seto sanft.
 

Atemu schluckte krampfhaft. Ihm kamen plötzlich wieder die vielen Blackouts in den Sinn, die er sich nie hatte erklären können. Und die Nächte, in denen er glaubte, durchgeschlafen zu haben und trotzdem todmüde war. Ebenso wie die wirren Träume, die so real erschienen waren, diese blutigen, grausamen Träume, die Stimmen… Atemu riss entsetzt die Augen auf.
 

“W-was habe ich getan?”, fragte er mit zitternder Stimme. “Ich meine, was habe ich getan, während ich glaubte, zu träumen? Oder in den Zeiten, an die ich mich nicht erinnern kann? Ich habe oft von Leichenbergen und Seen aus Blut geträumt, alles so ein grausamer Kram. Aber das kann doch nicht wirklich passiert sein?” Atemu blickte ihn aus seinen violetten Augen flehend an, so als wolle er ausdrücken: bitte sag mir, dass das nicht wahr ist!
 

“Nein, natürlich nicht. Aber es war vielleicht eine Allegorie auf das, was wirklich passiert ist. Nun, wie auch immer, wir sollten sehen, dass wir von hier verschwinden”, lenkte Seto ein, da er vollkommen fertig war und außerdem Atemu die letzte Wahrheit vielleicht doch besser ersparen sollte, bis sie wieder sicher zu Hause und erholt waren. Aber was hieß schon sicher, solange Yami - Violette - existierte?
 

Atemu nickte - er wollte auch einfach nur weg von hier. Er verstand das alles nicht. Was hatte er nur getan? Trug er wirklich eine andere Persönlichkeit in sich?
 

“Stillgestanden und Hände über den Kopf!”, schrie es plötzlich von der Tür her und die beiden erschraken ziemlich.
 

“Jonouchi!”, stellte Kaiba im nächsten Moment grimmig fest. Sein Kollege stand dort mit der Waffe im Anschlag und zielte auf sie. Doch als er bemerkte, dass dort nur er und Atemu auf dem Bett saßen und sonst niemand da war, ließ er verwirrt die Waffe wieder sinken.
 

“Nanu? Ich hätte schwören können, Violette wäre hier”, stellte er fest. “Wo hat sich dieser Dreckskerl verkrochen?”
 

“Keine Ahnung. Er hat sich plötzlich aus dem Staub gemacht, ohne sich weiter um uns zu kümmern. Wahrscheinlich hat er die Annäherung deiner Dinosaurierfüße bereits bemerkt und ist geflohen”, log Kaiba ungeniert. Er wusste zwar selbst noch nicht, wie er mit der Tatsache zurechtkommen sollte, dass sein Lebensgefährte der Auftragskiller war, doch war ihm ganz klar, dass er die Sache zunächst selbst regeln wollte. All die Jahre, die er mit Atemu zusammengewesen war… Er konnte doch nicht einfach alles aufgeben. Und außerdem war Atemu krank, er konnte nichts dafür, oder doch? Wollte Seto sich das alles nur schönreden? Er stellte frustriert fest, dass er nicht mehr klar denken konnte. Das alles war im Moment einfach zu viel und kam ihm vor, wie ein böser Alptraum.
 

“Na schönen Dank auch! Da macht man sich die Mühe und versucht, deinen arroganten Arsch zu retten und was bekommt man dafür?”, regte sich Jonouchi auf.
 

“Entschuldige, Jonouchi, das hat er bestimmt nicht so gemeint, er ist nur müde und gereizt”, verteidigte Atemu seinen Lebensgefährten. “Nicht wahr, Seto?” Doch statt einer Antwort, fiel der plötzlich kraftlos auf das Bett zurück und rührte sich nicht mehr. “Oh, nein! Seto, was ist mit dir? Sag doch was?”, beugte sich Atemu panisch über ihn und versuchte, ihn wachzuschütteln. “Schnell, Jonouchi, ruf einen Krankenwagen!”, befahl er.
 

“Klar”, erwiderte der und zückte sein Handy.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  jyorie
2013-02-12T16:15:06+00:00 12.02.2013 17:15
Hey ^_^

wie jetzt?? Seto ist einfach umgekippt, oh nein das gibt es doch nicht. Okay ich bin jetzt erstmal froh, das Atemu wieder da ist und er wohl hatte Yami verbannen können, aber ich bin mir nicht sicher, wie es weiter geht und ob Seto jetzt aus dem Schneider ist, weil er Violette gedeckt hat, weil er ist ja jetzt eine noch größere Gefahr. Also deine Kapitel haben ganzschön dramatik!! :)

CuCu Jyorie

Von:  Kassia
2009-04-13T21:26:47+00:00 13.04.2009 23:26
In Anbetracht der Uhrzeit und meiner Müdigkeit wird dieser Kommentar wohl wenig geistreich, aber bevor ich komplett vergesse, zu kommentieren, musst du jetzt mit meinem Gebrabbel vorlieb nehmen.
Alsooo, endlich weiß Atemu über seine zweite Persönlichkeit Bescheid und hat es geschafft, Yami (vorläufig?) zurückzudrängen. Und Jounouchi ist auch mit Verspätung endlich aufgetaucht.
Tja, da steckt der gute Seto aber in einer ganz schönen Zwickmühle. Sein Freund ist ein Mörder, aber dann wiederum auch nicht. Ich kann verstehen, dass er Atemu nicht einfach an Jounouchi verraten hat. Hauptsache, er kriegt Yami unter Kontrolle, den weitere Morde will Kaiba (geschweige denn Atemu) sicher nicht zu verantworten haben.
Von: Karma
2009-04-12T16:49:31+00:00 12.04.2009 18:49
O.O
Oha, es geht ja immer runder bei Dir! Ich weiss gar nicht, wie ich das jetzt vernünftig kommentieren soll. Dafür bin ich viel zu durcheinander. Mir tut Seto leid, mir tun Atemu und Yami (ja, der auch) leid und ich kann so gut verstehen, warum Seto Jounouchi anlügt. Ich glaube, ich an seiner Stelle hätte es auch nicht anders gemacht. Ich weiss nicht, ob ich den Menschen, den ich liebe, einfach so ans Messer liefern könnte. Obwohl, wenn ich es genau betrachte...
*zu meinem Mann schiel*
Nein, ich könnte es nicht. Ich würde es für mich behalten. Definitiv. Davon würde niemals jemand erfahren. Ich würde ihm Hilfe besorgen, einen Therapieplatz vielleicht, aber ich würde kein einziges Wort über das alles verlieren. Zu niemandem.
...
*auf mein Geschreibsel schiel*
Oh Mann, Deine Story reisst echt mit. Ich habe jetzt tatsächlich überlegt, wie es möglich wäre, so etwas im realen Leben geheimzuhalten. Au weia, jetzt geht's aber los! Hilfe!
@___@

Nya, ich denke, da gibt's nur eins, was ich noch dazu sagen kann: Klasse gemacht! Bin schon ganz gespannt, wie es weitergehen wird.

Karma

P.S.: Frohe Ostern!
Von:  silver_bullet
2009-04-11T20:25:17+00:00 11.04.2009 22:25
T__T
Setiii...

omg...ich bin so aufgeregt wies weiter geht^^°°...weiss garned was ich da jz schreiben soll...^^°°
..freu mi auf morgen...
*an Seti denk*
T__T
<3


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