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Harry Christmas Everyone

Weihnachts-One-Shot-Sammlung
von

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Vom Kriege

Pairing: Blaise Zabini/Fred Weasley gewünscht von Kijadra
 

14. Vom Kriege
 

Die dunkle Gestalt unter dem schweren, wollenen Umhang stand am ersten Ferientag vor der Tür von Weasleys Zauberhafte Zauberscherze, noch bevor die Sonne aufgegangen war, noch bevor die aufgeregten Schulkinder am ersten Tag ihrer Weihnachtsferien trotz der Gefahr durch die Gasse strömten, um sich Scherzartikel zu kaufen.

Ein verschlafener Fred Weasley spähte zuerst durch das Fenster der Wohnung im zweiten Stock hinunter, bevor er die Treppe hinabeilte und durch die in die Tür eingelassene Scheibe lugte: „Wer ist da?“
 

Die Person unter dem Umhang zuckte bei dem lauten Ruf sichtlich zusammen und machte zwei kleine Schritte nach vorne, bis ihre Nase fast gegen das kalte, angelaufene Glas drückte: „Nicht so laut!“ Für einen Moment lüpfte sie ihre Kapuze, zeigte Fred ihr Gesicht, doch das schien ihn nicht zu überzeugen, denn er schnaubte nur. „Und was, bei Merlin, hast du hier verloren? Solltest du nicht eher bei einer Soiree deiner Mutter sein oder dich bei deinen reinblütigen Todesserfreunden herumtreiben?“
 

Der Mann unter dem Umhang blickte die Winkelgasse entlang, so als ob er Angst hätte, gesehen zu werden, doch abgesehen von einer verirrten Katze, die in den Mülltonnen hinter dem Laden nach Futter suchte, konnte er kein lebendes Wesen erkennen und er wandte sich wieder seinem Gesprächspartner zu. „Hör zu, Weasley, ich bin nicht zu meinem Vergnügen hier. Du kannst mich hereinlassen und erfahren, was ich zu sagen habe, oder nicht, und dann gehe ich wieder. Aber wenn ich nicht glauben würde, dass den Orden interessiert, was ich zu sagen habe, hätte ich deine – und vor allem meine – Zeit gespart!“
 

Sein eindringlicher Zischton ließ Fred aufhorchen, und nach einem kurzen Moment des Zögerns entriegelte er die Ladentür und ließ den Fremden herein, führte ihn ohne zu zögern in den hinteren Teil des Ladens, der nicht von der Winkelgasse her eingesehen werden konnte. Nun nahm sein Gast seine Kapuze ab und enthüllte schwarzes Haar und dunkle Haut, während Fred mit einem Schlenker seines Zauberstabes die Kerzen entfachte.
 

„Spucks aus, Zabini“, bemerkte er in einem fast gelangweilten Tonfall und lehnte sich an einen der Tische, die überquollen vor Scherzartikeln in allen Farben, Formen und Größen – eine Umgebung, die keinen größeren Kontrast zu Blaise Zabinis düsterem Gesichtsausdruck hätte bilden können.
 

„Luna Lovegood wurde nach der Ankunft des Hogwarts-Expresses in London von Todessern entführt.“ Er sprach die Worte emotionslos und kühl aus und trotzdem schien etwas in seinen Augen zu funkeln, das Fred zweifeln ließ an seiner gespielten Ruhe.
 

„Und woher weißt du das?“
 

„Ich hab es gesehen.“
 

„Ach.“ Fred schnaubte. „Und was machst du dann hier, zu dieser gottlosen Uhrzeit, in dieser lächerlichen Verkleidung? Hättest du ihnen nicht eher den Mantel halten und zujubeln sollen?“ Er legte all seine Abneigung, all seine Verbitterung, all seine Wut in die wenigen Worte und konnte den kleinen Triumph auskosten, Zabini wenigstens zusammenzucken zu sehen, wenn auch nur ein bisschen.
 

Für einen Moment schien der Slytherin um seine Beherrschung zu ringen, zeigte seinen eigenen Zorn, doch dann glitt sein Gesicht wieder zurück in die überhebliche, ausdruckslose Maske, die die Mitglieder seines Hauses anscheinend vom Sprechenden Hut angehext bekamen, wenn er über ihre Augen rutschte. „Du hast keine Ahnung, Weasley. Von mir, von meiner Mutter, von den Dingen, an die ich glaube. Also sei ein braver kleiner Blutsverräter und erzähl weiterhin dumme Gerüchte, die du gehört hast – zu mehr reichen deine Gehirnzellen ohnehin nicht.“
 

Zabini wollte sich zum Gehen wenden, doch Fred hatte ihn am Kragen gepackt, bevor er selbst überhaupt bemerkte, dass er einen Muskel gerührt hatte. „Wen nennst du hier Blutsverräter? Wenn ich mir deine Mami ansehe, die jeden Mann heiratet, der nur genügend Galleonen hat...“
 

Einen Herzschlag, nachdem das letzte Wort über Freds Lippen geschlüpft war, spürte er, wie sich Blaises Zauberstab in die weiche Haut an seinem Hals bohrte. Die Spannung zwischen ihnen schien als eigene Entität im Raum zu stehen und ihre Zähne zu fletschen, bis Fred begriff, das seine Faust nur ein unzureichender Schutz gegen einen Fluch war und sein Verstand begann, nach etwas – irgendetwas – zu suchen, das Blaise ablenken würde.
 

„Wieso bist du überhaupt hier?“, zischte er, weit entfernt von dem beruhigenden Tonfall, den er eigentlich hatte verwenden wollen, und doch schien Blaise für einen Moment zu zögern und sogar ernsthaft über die Frage nachzudenken. „Was auch immer ich von Blutsverrätern und Schlammblütern halten mag, niemand – absolut niemand – verdient es, von diesen verdammten Sadisten gefoltert zu werden!“
 

Ein intensiver Blick aus dunklen Augen, der Fred erschauern ließ, dann riss sich Blaise von ihm loß und steckte seinen Zauberstab in einer fast widerwilligen Geste in seinen Umhang. „Also tut verdammt noch mal was dagegen!“
 

War das ein Schatten von Verzweiflung an dem sonst so kontrollierten, kühlen Jungen? Fred wusste es nicht – aber die Aura von Dringlichkeit, das Gefühl der Intensität, das den Slytherin umwaberte wie eine Wolke... Fred seufzte. Jemand, der sich in so große Gefahr brachte, um Informationen an Hexen und Zauberer zu überbringen, die er nicht einmal mochte oder auch nur respektierte, verdiente Ehrlichkeit, so sehr sie auch schmerzen mochte. „Ich glaube nicht, dass wir das können.“
 

Für einige Herzschläge starrte Blaise ihn an, ohne einen Muskel zu rühren, schien unwillig, das Gehörte zu verstehen, doch dann, langsam, sickerte der Sinn der Worte in seinen Geist und der Junge versteifte sich. „Was meinst du damit, ihr könnt nicht! Ihr seid doch Mitglieder des Ordens, oder nicht? Ihr kämpft gegen ihn, ihr leistet ihm doch Widerstand! Oder... oder zumindest kennt ihr jemanden!“
 

Der Ausbruch dauerte nur Momente und so schnell, wie er sie verloren hatte, gewann der Slytherin seine Selbstkontrolle zurück. „Du willst mir doch nicht erzählen, dass dein Bruder sein Ohr bei einem verdammten Unfall verloren hat!“ Sein Tonfall klang noch immer abschätzig genug, war aber kein Vergleich zu ihrer gemeinsamen Zeit auf Hogwarts oder selbst dem Beginn ihres Gespräches.
 

Fred seufzte erneut. „Ich werde nicht deine Intelligenz beleidigen, Blaise, indem ich das behaupte – sie ist immerhin die einzige deiner Qualitäten, für die ich die Hand ins Feuer legen würde.“ Die Beleidigung kam automatisch über seine Lippen, so wie eine einstudierte Bewegung eines Tanzes, doch der Slytherin reagierte kaum, machte nur eine wegwerfende Geste, bevor Fred weitersprach. „Aber du musst doch sehen, wie vollkommen irrsinnig es ist, das Hauptquartier von Du-weißt-schon-wem anzugreifen, während es bis zur letzten Dachkammer vollgestopft ist mit verdammten Sadisten, wie du sie so eloquent genannt hast.“
 

Er hielt einen Moment inne, während sich ein Verdacht in seinen Kopf schlich, doch er unterdrückte den Gedanken als zu absurd, um ihn weiterzuverfolgen. Blaise und Luna? Eher würde Bellatrix Lestrange die Ordensmitglieder zum Kaffeekränzchen einladen!
 

„Verdammt, wenn sogar ich als hitzköpfiger Gryffindor verstehe, dass manche Dinge nicht funktionieren, dann solltest du das als berechnende Schlange doch erst recht können!“
 

Blaise antwortete nicht, blickte sich stattdessen wie hilfesuchend in dem Verkaufsraum um, an dessen Regalen Girlanden aus Stechpalmen hingen, ergänzt von einigen Mistelzweigen und Christbaumkugeln, die unter der Decke herumschwebten. Auf Anhieb konnte Fred sich keine Umgebung ausdenken, die einen stärkeren Kontrast zu dem Gespräch gebildet hätte, das sie hier führten, doch bevor er noch Zeit hatte, dem Gedanken zu folgen, seufzte Blaise – eine merkwürdig verwundbare Geste für einen Slytherin.

„Ein Mal, ein einziges Mal nur, will man das Richtige tun, und dann findet man heraus, dass es nicht einmal etwas ändern wird.“ Er klang, als ob er mit sich selbst sprechen würde, und in Fred breitete sich dieses merkwürdige Gefühl aus, dass er gerade in einen privaten Moment eindrang, den Blaise lieber für sich behalten hätte. „Verdammt.“
 

„Ich bin mir sicher, für Luna ändert es etwas“, entgegnete Fred leise, unsicher, ob er überhaupt etwas sagen sollte – eine beeindruckende Leistung für jemanden mit seinem Mundwerk.
 

„Sie wird es doch nicht einmal erfahren! Sie wird in diesem beschissenen Keller sterben, und wessen Schuld wird es sein? Natürlich meine!“
 

„Halt die Klappe und hör auf, solchen Mist zu reden!“ Fred klang harsch und rau, während er auf Blaise zuging und seine Schultern packte. „Wenn sie stirbt, dann ist es die Schuld der verdammten Sadisten, die sie getötet haben, aber nicht deine. Du willst etwas ändern? Schön! Dann hör auf, dich für Dinge zu zerfleischen, an denen du nicht schuld bist, und tu etwas!“
 

Blaise starrte ihn aus diesen großen, exotischen Augen an und Fred sah den Schmerz und die Angst, die direkt hinter ihnen lauerten, nur unzureichend verborgen durch eine Fassade aus Wut und Arroganz.
 

„Wir können sie nicht alle retten“, erklärte er schließlich fast sanft, nach endlosen Momenten, in denen sie sich einfach nur angesehen hatten, und Blaise schluckte. „Wir können sie nicht alle retten – es wird immer jemanden geben, der leidet, der gefoltert oder sogar getötet wird, weil wir nicht schnell genug, nicht stark genug, nicht mutig genug waren. Aber das bedeutet nicht, dass wir nicht alles tun müssen, was in unserer Macht steht, damit wir auch morgen früh noch in den Spiegel sehen können.“
 

Er hielt einen Moment inne, betrachtete den Slytherin vor ihm, bevor er vorsichtig seine Schulter drückte und einen Schritt zurücktrat. „Unsere Tür steht dir offen, Blaise. Es liegt an dir, ob du auch hindurchgehen möchtest.“
 

Ein Nicken – oder war es nur ein Rucken des Kopfes? Fred wusste es nicht – und er begleitete den Slytherin durch den Laden nach hinten, öffnete mit einem Wink seines Zauberstabes den Lieferanteneingang, der auf den Hof hinausführte. „Aber tu mir einen Gefallen und nimm beim nächsten Mal die Hintertür, ja?“
 

Ein heiserer Laut der Belustigung, der tief aus Blaises Kehle zu kommen schien, drang zu Fred hindurch, bevor der Slytherin seine schwere Kapuze wieder aufsetzte und zwischen den prall gefüllten Mülltonnen disapparierte.



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