Naked
Prolog – Naked – Unverhüllt
Hermine atmete schwer, als sie auf einem riesigen Bett im Raum der Wünsche lag, Draco Malfoy neben sich.
Sie starrte ihn an, als könne sie nicht ganz verstehen, was gerade geschehen war.
Auch sein Gesichtsausdruck war nicht weniger verwirrt, keiner von beiden verstand, warum sich hier gerade ein Geschlechtsakt abgespielt hatte.
Ja, Draco Malfoy und Hermine Granger hatten miteinander geschlafen, doch es hätte nicht passieren dürfen.
Sie waren sich zufällig in einem Gang begegnet, einen niveaulosen Kommentar seitens Draco hatte Hermine kühl erwidert, aber als sie weitergehen wollte, hatte er sie am Handgelenk gepackt und gemein angegrinst. Sie wollte ihre Hand losreißen, scheiterte jedoch. Im Eifer des kleinen Gefechts war Dracos Tasche gerissen, die am selben Arm hing wie die Hand, die die Gryffindor festhielt und Pergamente sowie Federkiele und Tintenfässer fielen auf den Boden.
„Hervorragend, Granger“, hatte Malfoy geschnarrt, als er sich bückte, um seine Sachen aufzuheben.
„Es ist alles deine Schuld, Malfoy, also spiel dich nicht so auf“, war Hermines wütende Antwort gewesen, dennoch ging auch sie in die Hocke, um dem Blonden zu helfen.
Als sie ihm die Dinge gereicht hatte, die sie aufgehoben hatte, hatte er sie differenziert gemustert und geflüstert: „Das wäre nicht nötig gewesen.“
Mit diesen Worten war alles aus dem Ruder gelaufen, das Nächste, was Hermine zur Kenntnis nahm, war Draco nackt auf ihr und sie genauso nackt unter ihm.
„Das wäre nicht nötig gewesen“, murmelte Malfoy wiederholt, diesmal aber wusste sie, dass es sich auf das eben Geschehene bezog und sie stimmte ihm zu: „Es kommt ja auch nicht wieder vor.“
„Was denkst du denn?“, zischte er, als er sich hektisch anzog: „Der böse ehemalige Todesser, der ein Verhältnis mit seiner Erzfeindin, der heiligen Schulsprecherin hat? Nein, danke!“
„Ha, frag mich mal! Die Gryffindorprinzessin mit dem Schulsprecher aus Slytherin? Harry Potters beste Freundin und sein ewiger Rivale? Darauf kann ich verzichten!“
Mit diesen Worten schnappte sie sich ihren Rock und ihre Bluse und zog sie hektisch an, noch bevor sie nach ihrer Unterwäsche griff. Nur nicht weiter nackt sein.
Als Draco angezogen war, rannte er förmlich aus dem Raum der Wünsche und meinte noch drohend: „Das bleibt unter uns.“
„Mir ist es genauso peinlich wie dir!“, informierte sie ihn würdevoll und schmiss ihre Tasche über die Schulter, als sie so schnell wie möglich das Zimmer verließ.
*
Drei Tage später war Hermine immer noch unangenehm, was passiert war, aber sie hatte niemandem davon erzählt. Malfoy hatte augenscheinlich dasselbe getan, denn er sah zwar irgendwie erledigt aus, aber sie wurde von niemandem schlimmer geärgert als sonst.
Die Gryffindor ließ gerade ihre Umhängetasche auf den Boden im Kerker von Professor Slughorn fallen, als ihr schwindelig wurde und ein unerklärlicher Würgereiz sie dazu brachte, in ihren Kessel vor sich zu brechen.
Gestört von den Würgegeräuschen drehte sich die ganze Klasse zu der Schulsprecherin um und beobachtete angewidert, wie sie in den Kessel erbrach.
„Hermine, ist alles in Ordnung mit dir?“, wollte Harry verstört wissen und sie schüttelte den Kopf: „Entschuldigt mich bitte – Ratzeputz – bei Professor Slughorn, ich denke, ich werde in den Krankenflügel gehen ...“
Mit diesen Worten schwang sie ihren Zauberstab und das Erbrochene verschwand, Hermine jedoch blieb bleich.
Stumm starrte ihr der Fortgeschrittenenkurs in Zaubertränke hinterher, als sie den Raum verließ.
*
Die Tür zum Krankenflügel flog auf und Minerva McGonagall, die neue Schulleiterin von Hogwarts, trat herein, gefolgt von Draco Malfoy, der meckerte: „Was soll das hier? Mir geht es gut und ich habe niemandem etwas getan!“
Mit ernstem Blick sah Professor McGonagall in an und sagte zögernd: „Das mag sein, aber dennoch haben sie etwas verursacht.“
Sie deutete ans Fenster, an dem ein Mädchen mit buschigem Haar im Nachthemd stand und hinausstarrte.
Hinter ihr stand Madam Pomfrey und musterte abwechselnd den Schulsprecher und die Schulsprecherin.
„Was ist denn passiert?“, fragte Draco argwöhnisch und die Schulleiterin bedeutete der Krankenschwester, mit ihr zusammen den Raum zu verlassen.
Als die Tür hinter den beiden zuging, drehte sich Hermine zum komplett überforderten Slytherin um und flüsterte: „Ich bin schwanger.“