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Synthetic romance

Toda x Sharaku story
von

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Kapitel 13: everything

„Sharaku! Sharaku!“

Das ist das erste, was Kobayashi wieder vernehmen kann. Wer ruft ihn? Und wieso? Was ist los?

Sharaku merkt, dass er die Augen geschlossen hat und öffnet sie langsam. Er liegt auf dem Boden, wie es ihm scheint und die Member von Shinjuku Gewalt und einige Roadies schauen auf ihn herab. Was ist passiert?

Kobayashi will sich aufrichten, doch plötzlich schreit Kikaida mit einem Krächzen: „Nein! Bleib liegen! Sonst verlierst du wieder das Bewusstsein!“ Sharaku staunt nicht schlecht. „Ich hab… das Bewusstsein verloren? Was?“, murmelt der Blondschopf vor sich hin und hält sich am Kopf fest, weil es so brummt und weh tut. Er befindet sich im Gruppenraum, wo sich alle getroffen haben nach dem Konzert. Langsam sieht er auch, dass Hiromu auf der Couch liegt, und man ihm eine Spritze in eine Vene injiziert.

Jetzt erinnert er sich wieder: Hiromu ist bewusstlos in der Toilette aufgefunden worden und vor Sorgen ist Sharaku ohnmächtig geworden. Aber was los ist, weiß er noch immer nicht und am liebsten würde er nun losweinen. Alle sehen es Sharaku an und wissen nicht so recht, wieso es ihn so berührt, dass Toda bewusstlos geworden ist.

Dumm ist natürlich, dass noch keiner weiß, was mit Toda los ist. Nur der Arzt scheint zu wissen, was Sache ist und versorgt Toda sorgfältig. Aber niemanden scheint es so wichtig zu sein, was los ist, wie Sharaku. Natürlich sind alle besorgt. Ittsumii setzt sich zu Sharaku auf den Boden und flüstert ihm zu: „Keine Sorge, das wird schon!“ und umarmt ihn. Allerdings ist Kobayashi noch immer den Tränen nah, will sich das aber krampfhaft unterbinden, weil es doch sehr auffällig wäre für die Anderen.
 

„Es wird ihm in einigen Stunden besser gehen.“, sagt der Arzt ohne irgendjemanden anzuschauen. Panisch und aufgelöst steht Sharaku hektisch auf und schreit: „Was ist mit ihm los? Sagen Sie schon! Wir haben das Anrecht, es zu wissen! Wir sind seine besten Freunde und sorgen uns um unseren Hiromu!“ Von Kobayashis Ansprache überrascht, gaffen die Member ihn entsetzt an und wissen nicht, wie sie seine Reaktion einzuordnen haben. Was ist nur mit Sharaku los?

„Toda-san hat Amphetamine zu sich genommen. Sie verursachen gute Laune und Ausdauer. Höchstwahrscheinlich wollte er sich aufputschen vor dem Konzert, aus welchen Gründen auch immer. Allerdings ist er ein so dünner und groß gewachsener Mensch, dass die Dosis viel zu schnell und intensiv in seinem Blutkreislauf zirkuliert ist, was zur Bewusstlosigkeit geführt hat. Allerdings hat unser werter Herr Glück gehabt – er hätte auch einen Herzstillstand haben können.“, erklärt der Arzt während er seine Notfalltasche wieder einpackt und schließt.

Ein Entsetzen macht sich breit unter den Freunden – was hat Toda nur dazu geritten?
 

„Das kann nicht sein! Sie lügen!“, schreit Kobayashi wütend auf den Arzt ein und kann nun seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Tajima ist total verwirrt von Sharakus Reaktion und will schon fragen, was denn in ihn gefahren ist, doch Ittsumii schnappt diesen und deutet mit einem warnenden Blick darauf hin, dass er ruhig sein soll. Kikaida kratzt sich am Kopf und fragt empört: „Wieso sollte ein Arzt uns anlügen, Koba-chan?“ Sharaku merkt, dass er überreagiert hat und dass niemand ihn versteht, dass keiner weiß, was in ihm vorgeht und wieso er sich so schlecht fühlt. Daraufhin schaut der Arzt Sharaku wütend an und fragt ihn, wieso er denn lügen sollte. Der Arzt geht und es herrscht eine Stille.
 

Kobayashi würde am liebsten zu Toda hingehen und ihn in die Arme schließen. Aber nicht vor den Anderen. Die würden sich dann ihren Teil denken und Hiromu verabscheuen. Genauso Sharaku. Wenn man sie nun raus bitten würde, wäre das auch auffällig. Sharaku kann nicht mehr – er rennt aus dem Zimmer und versteckt sich in einer Kammer. Er hört, wie die anderen nach ihm rufen und wollen, dass er zurückkommt. „Du bist noch nicht fit, Sharaku, komm her!“

Er will nicht. Warum hat Hiromu das nur getan? Will er ihm nochmals das Herz brechen? Warum tut er ihm das an? Sharaku kann es nicht fassen. Er schluchzt und er kann die Tränen nicht mehr zurückhalten. Was hat sich Toda dabei gedacht, was nur? Anscheinend war sein Schluchzen zu laut, denn plötzlich reißt irgendwer die Tür auf von der Kammer, in der sich Sharaku befindet und guckt auf Sharaku herab. Es ist Kikaida. „Leute, hier ist er!“, ruft er dann den anderen zu und geht ein paar Schritte zurück, weil er peinlich berührt ist von Sharakus verheultem Gesichtsausdruck.

Ittsumii rennt auf Sharaku zu und schreit zu den anderen: „Lasst ihn doch in Ruhe, verdammt! Er und ich sind die besten Freunde von Hiromu, versteht doch, dass es uns schockiert hat! Und Sharaku ist nun mal etwas sensibel!“

„Seit wann ist der sensibel?“, meckert Tajima und macht sich lustig über Sharakus Reaktion. Man kann die Wut und den Zorn in Sharakus Brust nicht mit Worten fassen. Was sind das nur für Idioten? Haben sie keine Menschlichkeit? Haben sie kein Mitgefühl? Haben sie Stolz? Nichts von alledem.

Ittsumii richtet sich auf und packt Tajima am Kragen: „Halt’s Maul, du Wichser! Wieso musst du immer auf anderen rumhacken? Verschwinde wo auch immer du hin willst, aber lass Sharaku in Ruhe, ist das klar genug ausgedrückt worden?“ Kikaida und die anderen sind recht schockiert von Shimizus Reaktion – auch Sharaku hätte ihm das nicht zugetraut. Vor allem nicht, weil es doch um Sharaku geht…

„Was soll der Lärm?“, ruft jemand, der sich gerade angeschlichen hat. Es ist Toda, der sich ohne Erlaubnis vom Sofa entfernt hat. Und der auch noch so schnell wieder auf den Beinen ist. Sharaku weiß nicht, ob er nun aufstehen soll und ihn anschreien soll, ihn umarmen soll oder einfach nur sitzen bleiben soll in der Kammer und nichts tun. Bei so vielen Menschen weiß er nicht, was Toda nun lieber wäre…

„Oh verdammt, Hiromu! Was machst du hier? Du solltest liegen bleiben!“, meckert Ittsu auf Toda ein und hetzt zu ihm, „Du könntest wieder umkippen!“ Er packt Toda an die Schultern und will ihn zurück auf die Couch befördern. „Nichts da!“, schreit Hiromu wütend und zornig. Er geht mit stampfenden Schritten auf die Kammer zu und sieht, dass Sharaku eingekauert und verheult dasitzt und nicht weiß, was zu tun ist. Hiromu weiß, dass es wegen ihm ist und er weiß auch, dass Sharaku sich zusammennimmt, nur damit die anderen nichts Falsches denken könnten. Es tut ihm weh zu sehen, was sie seinem kleinen Sha-chan antun. Ittsumii sieht, dass Toda schier vor Wut platzt und versucht ihn zu beruhigen, weiß aber nicht, wie er das vor den ganzen Member anstellen soll.

„Hiromu, bitte, ruh dich aus, ja?“, schluchzt Sharaku und vergräbt sein Gesicht in seinen verschränkten Armen. Niemand hätte eine solche sanfte Ansprache vom Voicecorder erwartet. Auch Toda nicht. Mit traurigem Blick beugt er sich zu Sharaku und sagt: „Na komm! Beruhig dich wieder!“ Dabei berührt er seine blonden Haare und richtet sich wieder auf. Es tut so weh, wenn man sich verstellen muss. Es ist so schmerzhaft, wie tausende Messer, die einem das Herz zerreißen.
 

„Ich denke, dass ich euch beide nach Hause fahre!“, posiert Shimizu dann rum. Alle verstehen nicht, was er damit meint, daraufhin erklärt Ittsu: „Toda geht es nicht gut, er kann ja nicht alleine mit der Bahn nach Hause gehen – das wäre zu gefährlich. Und Sharaku ist auch ohnmächtig geworden und total aufgelöst, er sollte sich auch in sein Bett legen und schlafen. Und ihr, ihr könnt die Sachen von der Bühne zusammen mit den Roadies abbauen. Dann bringt ihr alles zu Kikaida nach Hause!“

Entsetzt schreit Kikaida: „Was zum Geier? Wieso zu mir?“ Alle lachen los und können sich vorstellen, dass Kikaida nur keine Lust hat, alles bei sich zu deponieren. „Weil ich das so sage!“, befiehlt Ittsumii und schnappt das Pärchen, um sie nach Hause zu bringen. Sharaku nimmt noch seine und Todas Sachen, dann machen sie sich bereits auf dem Weg.

„Seit wann bist du mit dem Auto unterwegs?“, staunt Hiromu und schaut sich nach Sharaku um. „Es ist manchmal praktisch.“, antwortet Ittsumii und schließt das Auto auf.

Als alle eingestiegen sind, fragt Shimizu: „Wo soll ich euch denn abliefern?“. Hämisch grinst er in den Rückspiegel, damit die Gäste auf der hinteren Bank sehen können, wie er das gemeint hat. Sharaku wird sauer und errötet. „Wieso machst du immer so unpassende Anspielungen?“, motzt Sharaku auf ihn ein. Toda will das wieder in Ordnung bringen und sagt: „Ach komm, Ittsu hat das sicherlich nicht so gemeint!“ Lachend lässt Ittsumii den Motor anspringen und fragt nochmals: „Wollt ihr wirklich, dass jeder in seiner Wohnung schläft?“

Eine Stille macht sich breit und daraufhin sagt Sharaku: „Eigentlich will ich Hiromu nicht alleine lassen, nachdem es ihm so schlecht gegangen ist…“ Shimizu wusste, dass der Blondschopf das sagen würde und macht sich auf dem Weg zu Todas Wohnung.

„Du musst aber nicht bei mir sein, wenn du nicht willst!“, entgegnet Hiromu sanft und will Sharakus Hand halten, doch dann zögert er. „Wenn ich es nicht will, wieso hätte ich das gesagt?“, pariert Sharaku und schaut aus dem Fenster.

Shimizu merkt, dass eine Spannung in der Luft liegt. Einerseits weiß er, dass Sharaku sich nicht sicher ist, was Toda denn nun will und andererseits weiß er auch, dass die Amphetamingeschichte für Sharaku ein Schock ist. Auch Hiromu hat Gewissensbisse, weil er weiß, dass er wieder mal alles verbockt hat und er die Schuld aufbürgen muss. Genau das denkt auch Sharaku, denn seiner Meinung nach würde Hiromu die Amphetamine nicht nehmen, wenn Sharaku nicht so eine Last wäre.

Plötzlich platzt es auch Sharaku raus; er kann nicht mehr. Kobayashi hat einen fürchterlichen Heulkrampf und lehnt sich gegen das Fenster an.

Er ist schuld. An allem ist nur er schuld.
 

„Was ist los?“, fragt Hiromu besorgt und will Sharaku umarmen, doch dieser blockt ab und will nicht von Toda angefasst werden. Shimizu kann sich das nicht mit ansehen und sagt: „Sharaku, bitte, was ist denn los? Wein doch nicht! Sag, was los ist!“ Kobayashi nuschelt verheult vor sich hin: „Ich bin an allem schuld und ihr wisst das! Also tut nicht so, als wäre alles in Ordnung – nichts ist in Ordnung, verdammt, nichts! Sonst würde es Hiromu nicht so schlecht gehen!“

Hiromu verletzt es zutiefst, dass Sharaku das denkt. „Wieso solltest du schuld sein? Es geht mir doch gut!“, ruft er und will Sharaku in seine Arme nehmen.

„Wenn es dir so gut geht, wieso musst du diese Drogen nehmen? Sag es mir!“, kreischt Sharaku und lässt es endlich zu, dass Hiromu ihn umarmt und beruhigt. Sharaku hat es die ganze Zeit gewollt, aber er wusste nicht, was er von Toda halten sollte. Es ist ihm gerade egal, ob Hiromu ihn nur für Sex haben will, er will nur, dass Toda endlich aufhört, seinen Körper zu zerstören.

Eine Zeit lang hört man nur noch, wie Sharaku schluchzt und seufzt. Shimizu würde gerne mit den beiden reden, aber er weiß nicht, ob dann noch einmal so ein Streit eskalieren würde. Deshalb hält er lieber den Rand und fährt weiterhin in Richtung Todas Wohnung.
 

Nach einigen Minuten sind sie schon angekommen. „Gute Nacht und ruht euch beide aus!“, ruft Ittsumii den beiden auf den hinteren Plätzen zu. Als sie ausgestiegen sind, ergänzt Shimizu noch: „Und bitte, streitet nicht! Das kostet euch nur zuviel Kraft und es macht mich wütend!“ Sharaku winkt Shimizu noch hinterher, als er sich wieder auf den Weg macht und Toda kramt der weilst nach seinem Schlüssel. Kobayashi stützt Hiromu etwas, als sie die Treppen hoch laufen und es sieht so aus, als wäre Hiromu betrunken. „Dabei solltest du gestützt werden!“, jammert Hiromu, weil er weiß, dass Sharaku in Ohnmacht gefallen ist. In der Wohnung angekommen, lässt sich Sharaku auf die Couch fallen. Die Couch erinnert ihn daran, dass er Toda nur an sich rangelassen hat, weil er ihm einen Gefallen tun wollte. Ein Unwohlsein macht sich in Sharakus Magengegend breit. Hiromu schlendert auf die Couch zu und positioniert Sharakus Kopf auf seinen Schoß.

„Weißt du… ich nehme die Drogen, weil ich vor Konzerten immer in Stimmung kommen will. Heute war es besonders schlimm. Nachdem du mir gesagt hast, dass du mir nicht vertrauen kannst und dass du mir mit Sex einen Gefallen tun wolltest, war ich einfach nur noch verletzt und gekränkt.“, säuselt Hiromu sehr leise und streichelt dabei Sharaku über den Kopf, „Ich hab zu viel eingenommen, das weiß ich. Ich hab es nicht getan, um euch Sorgen zu bereiten, denn ich dachte, dass ich das aushalte. Ich wollte einfach…“

Er stockt. Sharaku wartet nervös auf weitere Worte, aber die Zeit, in der Toda nichts sagt, ist wie eine niemals endende Qual. Was ist? Was wollte Hiromu?

„Wenn ich auf der Bühne bin, ist es eine Art Flucht für mich. Ich fühle mich gelassen und frei. Ich habe Spaß und ich freue mich! Aber seit einiger Zeit wird es immer mehr zum Stress für mich, Konzerte zu geben. Ich merke den Spaß nicht mehr, den ich mit Ittsumii zusammen früher immer auf der Bühne hatte. Wir haben diese ganzen Bands gegründet, um Spaß zu haben. Um vom Alltag davon zu fliehen. Aber seit Ittsumii immer mehr plant, befiehlt und Regeln aufstellt, ist es nicht mehr so wie früher. Ich hab mit den Drogen angefangen, um wieder diesen Spaß zu empfinden – aber es ist nicht das Selbe. Das ist es nicht.“, fährt Toda fort und schließt die Augen. Es scheint, als mache er sich Vorwürfe. Sharaku sagt noch immer nichts, denn er weiß, dass Hiromu noch nicht fertig ist mit dem, was er sagen wollte.

„Ich weiß, dass ich durch Amphetamine nicht das Gefühl erzwingen kann, was ich sonst hatte. Aber ich kann vor Konzerten nicht anders. Ich weiß, dass ich nicht süchtig bin, denn wenn wir einmal einige Monate keine Konzerte geben, nehm ich auch keine Drogen. Sharaku, du darfst nicht denken, dass es wegen dir ist! Ich weiß nur, dass es mir weh tut, dass du so ein falsches Bild von mir hast und dass meine heutige Überdosis nur meine Schuld war. Hätte ich dir nicht das Gefühl gegeben, dass du nur Mittel zum Zweck bist, wäre es nicht soweit gekommen.“, sagt Toda mit zitternden Stimme und lässt endlich den Tränen freien Lauf, die er sich seit dem Konzert verkneifen musste. Einige Tränen fallen auf Sharakus Gesicht und es sieht aus, als würde Sharaku ebenfalls weinen. Der Voicecorder richtet sich auf und umarmt Hiromu innig. Es war so dumm von ihm, zu denken, dass Hiromu ihn nur ausnutzen würde.

Zwar spürt Sharaku, wie die Traurigkeit und die Schuldgefühle in ihm hochsteigen, aber er kann nicht weinen. Dieses Mal nicht. Es ist eigenartig, Hiromu weinen zu sehen und selber ist man dann so kalt und gefühlsleer. Kobayashi streichelt dem Schwarzhaarigen über den Nacken und besänftigt ihn. „Es tut mir leid, Hiromu.“, flüstert der Voicecorder mit zittriger Stimme und stützt seinen Kopf an Todas Schulter.

Sharaku weiß, dass er nun etwas tun müsste, um sicher zu stellen, dass Hiromu nicht süchtig nach Amphetaminen ist – aber wie stellt er das an? Er kann Toda nicht dazu zwingen. Und dieser würde sicherlich sich nicht untersuchen lassen wollen. Aber er kann doch nicht seinem Körper schaden.

Kaum will Sharaku ein Wort mit Hiromu wechseln, sieht er, dass dieser eingeschlafen ist. Das muss eine Nebenwirkung der Drogen gewesen sein. Auch Sharaku nickt kurze Zeit später ein.
 

„Was macht ihr da?“, schreit Ittsumii auf, als er wieder zum Backstagebereich zurückgekehrt ist. Er hatte ein unwohles Gefühl, als er die Tollpatsche allein gelassen hat mit dem ganzen Hightech. Und seine Ängste scheinen begründet gewesen zu sein. Kikaida schleppt die Kabel so schlampig, dass er fast auf sie tritt und sie eventuell beschädigt. Tajima lässt die bunten Lampen fast auf den Boden krachen, weil er sie ohne Handschuhe versucht anzufassen und die Roadies wissen nicht ein nicht aus, weil die Autoritätspersonen noch unnützlicher sind als sie selbst.

„Was sollen wir schon machen? Aufräumen! Weil du dich davon gemacht hast!“, schreit Kikaida sauer den gutaussehenden Japaner an, weil er sich mit dieser Aufgabe nicht zufrieden geben kann. Auch Tajima flucht irgendwas in Ittsumiis Richtung, doch man kann es kaum wahrnehmen, weil Kikaida gegen eine Box geknallt ist und diese ein fürchterliches Geräusch von sich gibt. Shimizu kümmert es nicht, was sie meckern; er kann es sich nicht mehr mit ansehen, wie faul und unnütz doch all seine Bandmember sind. Irgendwie tut ihm Hiromu leid. Immer muss er gerade stehen für alles, denn erst vor kurzem hat man eine rote Lampe auf den Boden aufprallen lassen und wer musste sie ersetzen? Toda und nicht der Roadie, der sie hat fallen lassen. Immer ist Toda der Mann für alles. Und Ittsumii scheucht ihn dazu überall rum, weil er doch der Chairman ist. „Ich hätte vielleicht doch mehr abwägen sollen…“, denkt sich Ittsumii und verfällt in Rage auf sich selbst.

„Wieso könnt ihr nicht einmal etwas richtig machen?“, schreit Shimizu auf die Anwesenden ein, „Ihr seid Member! Ihr solltet doch wissen, wie und was zu tun ist! Verdammt, schaut nicht so belämmert, macht endlich etwas!“ Das hat gesessen, denn alle verstummen und wundern sich ein zweites Mal, wieso Ittsu so in Rage ist. Erst packt er Tajima am Kragen und dann schreit er um sich. Was ist mit ihm? Stillschweigend machen sich alle an die Arbeit; auch Ittsumii, denn er will nicht, dass allzu viel zu Schaden kommt und Hiromu dann diese Dinge ersetzen muss.
 

Es ist allen aufgefallen, dass sich das Trio verändert hat. Sharaku ist viel stiller und introvertierter als zuvor und er lacht auch kaum noch. Toda ist geistig immer abwesend, obwohl er früher immer alles im Überblick hatte und der Planer schlecht hin war. Ittsumii ist zur Furie mutiert, die immer wieder ihre Kühle verliert und ausrastet, weil etwas nicht so läuft, wie es sollte. Warum? Natürlich denken sie nicht, dass es mit einer Änderung zwischen Sharakus und Todas Beziehung zueinander zusammen hängen könnte, aber sie wissen nicht, was sie vermuten sollten. Gibt es Streit zwischen ihnen? Wenn das so wäre, hätten sie sich ja nicht so um Hiromu gesorgt, als er von den Drogen bewusstlos geworden ist. Ist Sharaku krank? Immerhin ist er ohnmächtig geworden. Aber was ist mit Toda und Ittsumii? Was nur? Vor allem Kikaida macht sich Sorgen, weil er doch weiß, dass Ittsumii und Toda beste Freunde seit eh und je sind. Außerdem ist ihm aufgefallen, dass Sharaku und Fukusuke auch komisch zueinander sind. Fukusuke bemuttert Sharaku viel mehr und Sharaku ärgert es regelrecht – auch ist er oft abweisend Fuku gegenüber. Wie kann man das alles nur verstehen?

Fukusuke und Ittsumii haben geschworen, dass sie kein Sterbenswörtchen verlieren würden darüber, was zwischen Toda und Sharaku passiert. Und das haben sie nicht gebrochen.

Shimizu sieht einen Schatten über sich; es ist Kikaida, der sich ihm angenähert hat und ihn abrupt fragt: „Weißt du, was mit Sharaku und Hiromu los ist?“
 

Zuerst rührt sich Ittsumii nicht, denn er weiß, dass er nichts sagen darf. Doch dann wird Kikaida ungeduldig und fragt erneut im ermahnenden Ton, was mit ihnen los sei. Shimizu weiß, dass er es nicht sagen kann. Er muss lügen. Nur was?

Nach einer Weile sagt er dann: „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass Toda gestresst ist. Aber was mit Sharaku ist, das weiß ich nicht – das musst du ihn selber fragen. Ich mag es nicht, über Abwesende zu reden. Das ist falsch und gehört sich nicht.“ Nach einer kleinen Pause, sagt Kikaida nur: „Fein, das werde ich tun!“ und geht zurück zu seinem Platz.

Shimizu weiß, dass es nicht richtig ist, alle anzulügen. Aber nichts zu sagen, ist besser, als eine Lüge zu erfinden – oder?

Tajima hat die Nerven endgültig verloren und verkündet, dass er nach Hause geht. Es kümmert Ittsumii nicht weiter, denn auf den kann er derzeitig gewiss verzichten. Wieso haben sich alle so verändert? Oder ist Ittsumii anders geworden? Es ist schier unerträglich, was in seinem Kopf vor sich geht. Kopfschmerzen überkommen ihn. Ihm wird es schwindelig und er setzt sich hin. Besorgt ruft ein Roadie ihm zu, ob alles ok sei und Ittsumii nickt nur. Nach einer Weile steht er auf und sagt, dass er sich auf den Heimweg machen wird, weil er sich unwohl fühlt. Zwar wollte Kikaida ihn begleiten, aber er dankt ab. „Du musst noch alles zu dir nach Hause bringen“, schmunzelt Ittsumii etwas gequält und geht mit einem Winken ab. Schmollend steht Kikaida noch immer mit den Kabel da und weiß nicht, wohin mit dem Kram.
 

Ittsumii setzt sich ins Auto und fährt zu sich nach Hause. Er wohnt am Rande von Shinjuku, nördlich. Er muss also 10 Minuten reisen. Eigentlich geht es ihm gut; es sind nur diese Kopfschmerzen. So was hatte er noch nie zuvor. Ihm ist es wohl bewusst, dass sie nur da sind, weil er sich so einen Kopf macht – dabei hat er Sharaku doch gesagt, dass er sich keine Sorgen machen soll. Wie einfach das doch gesagt ist.

Er denkt zurück an die Zeit, als Toda noch sehr unbeholfen war mit Frauen. Toda wusste damals nicht, dass sie sehr empfindlich reagieren, wenn der Liebste nur seinem Hobby nachgeht und sie total vernachlässigt. Aber jetzt, wo er jemanden hat, der genau so unbeholfen ist, braucht Hiromu Ittsumii wohl gar nicht. Sonst war er immer derjenige, der Toda gesagt hat, dass er schon noch jemanden finden wird, der all seine Macke und Marotten akzeptieren wird. Und er hat auch gerne mit ihm die Zeit in diversen Otaku-Shops vertrieben. Es war schön. Doch dass Toda so schnell schon den Richtigen finden würde, damit hat Ittsu nicht gerechnet. Es ist nicht so, dass er sich nicht für seinen Freund freut, aber er vermisst es schon jetzt.

Auch weiß er, dass Sharaku nicht sonderlich viel von ihm hält, dass er sogar eifersüchtig ist. Er hat es gemerkt. Aber er versteht es irgendwie. Nur irgendwie auch nicht. Wenn er doch nur wüsste, was zu tun ist.

Als Ittsumii dann vor seiner Haustür parkt, sieht er, wie jemand auf der Treppe sitzt und anscheinend wartet. Nachdem Shimizu aussteigt, will er sehen, ob er demjenigen helfen kann und fragt ihn, ob er auf jemanden wartet, der im Haus wohnt. „Ja, du Hanswurst, ich warte auf dich!“, nörgelt derjenige Ittsu an und dieser weiß sofort, dass es Fukusuke ist. Während die Hanswurst nach dem Hausschlüssel sucht, fragt er: „Was bringt dich so spät noch zu mir?“ Sie laufen beide in Ittsumiis Wohnung und ziehen sich erstmal die Schuhe aus.

„Ich bin sauer auf Sharaku!“, meckert Fukusuke rum und weiß nicht, wie er sich beruhigen soll. Ittsumii, der noch immer Kopfschmerzen hat, will sich nichts anmerken lassen und sagt: „Und was ist der Grund?“ Freundlich lächelt der Schönling Fuku an und bittet ihn doch ins Wohnzimmer zu gehen. „Ihr hattet doch heute ein Konzert, nicht wahr?“, fragt Fukuda-san harsch, „Und Sharaku war doch auch da, richtig?“ Jetzt versteht Ittsumii nichts mehr. Er schüttelt mit dem Kopf und sagt: „Ja, klar, er war da – wieso? Was ist denn los?“

„Ha! Sha hat gemeint, dass er mich mitnehmen würde! Aber als ich ihn angerufen hab heute Mittag, ist er nicht ran gegangen! Und er ist da gewesen, ohne mir was zu sagen. Ich dachte ja zuerst, dass er nicht hingeht, weil er einen Termin hat – aber so was find ich einfach sehr unfreundlich!“

Natürlich weiß Ittsumii nicht, was los ist oder besser, was los war. Aber dass Fukusuke sauer ist, kann er irgendwie verstehen. Zumal sie sich sehr selten sehen, soweit Ittsu das mitbekommen hat. Shimizu seufzt auf und sagt: „Wieso hast du ihm keine SMS geschrieben? Du weißt ja nicht, was vorgefallen ist. Sharaku ist recht spät zu uns gekommen – aber wieso, weiß ich nicht.“ Auch versteht Ittsumii nicht so recht, wieso Fukusuke bei ihm ist – er sollte das mit Sharaku klären!

„Ich…“, stottert Fukusuke dann und weiß nicht so recht, was er sagen soll. Er schaut Ittsumii nicht an. Und dieser merkt, dass es Fuku wohl um etwas Besonderes geht, aber es nicht gerne sagen will. Deshalb ergreift Ittsu die Initiative und sagt: „Na komm, sag’s. Wird schon nicht so schlimm sein!“ und legt seine Hand väterlich auf dessen Schulter. Fukusuke nimmt sich zusammen und sagt: „Ich will Sharaku nicht auf die Nerven gehen. Ich hab gemerkt, dass er mich immer öfters abweist und ich wusste noch nicht einmal, ob er mich mit Absicht versetzt hat… wenn das so ist, dann wäre es falsch gewesen ihn zu fragen. Und genau deswegen bin ich auch jetzt hier, bei dir und nicht bei Sha! Wer weiß, vielleicht würde ich grad eh stören“ und er seufzt auf. Mit einer Hand hält sich Fukusuke an der Stirn und weiß nicht, was er sagen soll. Er fühlt sich leer und voller Gedanken zugleich. Es ist einfach unbeschreiblich – unbeschreiblich schlimm für Fukusuke und Ittsumii. Wie sie alles totschweigen müssen. Ittsumii versteht, was in Fukusuke vorgeht – dasselbe macht er mehr oder minder auch mit Toda mit. Zwar weist Toda ihn nicht so sehr ab, wie Fukusuke es von Sharaku wird, aber es tut dennoch weh. „Vielleicht sind beide gerade einfach überfordert? Ich denke, dass sie eh gerade ein paar Probleme haben…“, nuschelt Ittsumii vor sich hin, als würde er es unbedingt sagen wollen, um eine Last vom Herzen loszuwerden, aber sich nicht traut, weil er zu viel gesagt haben könnte.

Daraufhin schaut Fukusuke empört auf: „Probleme?“ Natürlich weiß er noch nichts von dem Drogenvorfall und vom aufgelösten Sharaku vor dem Konzert, weil er nicht weiß, ob Toda ihn liebt. Das alles erzählt Ittsu kurz und knapp; Fukusuke hört gespannt zu und ist zugleich fassungslos. Hiromu scheint wohl einiges zu verbergen, was auch immer es sein mag.

Fukusuke ist nicht sonderlich erleichtert nach dem Gespräch; er macht sich noch mehr Sorgen und fühlt sich schlecht, weil er so viele Vorwürfe hatte, dabei wusste er gar nicht, wie schlecht es seinem Bandkollegen und Freund geht. Betreten bedankt er sich dann bei Ittsumii, entschuldigt sich für die Unannehmlichkeiten und wünscht ihm eine ruhige Nacht. „Kein Ding, Fuku, dafür sind Freunde da!“, entgegnet Ittsumii und lächelt sanft, aber etwas gekünstelt – Traurigkeit erfüllt seine Augen, man muss blind sein, um das nicht zu sehen. Fukusuke drückt Shimizu mit einem Arm an sich und sagt nur: „Das wird schon!“. Daraufhin muss er auch gehen, weil er mit dem Auto ans andere Ende Tokyos muss.

Ittsumii setzt sich vorerst auf die Couch um sich zu sammeln – heute ist einfach zu viel passiert. Erst Sharaku, dann Toda, dann wieder Sharaku, jetzt Fukusuke – und seine Gefühle und Gedanken muss er für sich behalten, tief in ihm gären sie und quälen ihn. Zum ersten Mal hat er einen Heulkrampf in seinem Leben, noch nie musste er so schrecklich weinen; aber irgendwie muss er das alles doch nun rauslassen. Tränen benetzen sein schönes, weiches, helles Antlitz und es scheint, als würden sich Flüsse aus seinen Augen bilden und nicht aufhören wollen zu fließen. „Beruhige dich…“, denkt er sich dann, „beruhige dich, es wird schon, das wird schon wieder…“ aber insgeheim ist da noch ein Gedanke: „Niemals wird es so sein, wie es einst war, du Dummkopf!“
 

Währenddessen ist Kikaida endlich fertig mit den Aufräumarbeiten und geht nach Hause. Er hat sich von Tajima und den anderen verabschiedet und geht in Richtung Heimat. Er wird zu Fuß gehen. Gedankenversunken fragt er sich immer und immer wieder, was mit Toda los ist. Was ist mit Sha los? Er versteht die Welt nicht mehr… aber sonderlich nachdenken will Kikaida auch nicht. Wieso nachdenken? Er will Antworten, die ihm die Augen öffnen. Aber die wird er wohl nicht bekommen. Leider. In allertiefster Dunkelheit schlendert der kleine Kreischer Kikaida umher, und genießt die Ruhe.

Auch Fukusuke ist angekommen. Er allerdings will nur noch ins Bett. Zwar hat er mit dem Gedanken gespielt, Sharaku anzurufen, oder ihm eine SMS zukommen zu lassen, aber er traut sich nicht recht. Er will nicht, dass Toda und Sha noch mehr Streitereien haben und er will nicht, dass Sharaku sich bedrängt fühlt. Er will nur das Beste für seinen Sharaku – den er schon so lange kennt und gern hat.

Ohne die Kleider auszuziehen, legt er sich ins Bett und schläft sofort an. Diese Entspannung braucht er jetzt dringend.
 

Sharaku wacht mitten in der Nacht auf. Noch immer sitzt er auf der Couch und noch immer schläft Toda an Sharaku angelehnt; nur hat er sich etwas mehr an ihn gedrückt. Trotz allem ist Sharaku noch immer etwas mulmig zu mute, denn es wurmt ihn, dass Ittsumii heute so einfühlsam war. Ob das nur ein Trick war, um ihm seine Freundlichkeit anzudrehen? Wer weiß. Er will Shimizu nicht so recht trauen, zumal er viel hübscher und begehrenswerter zu sein scheint als Sharaku. Zumindest in Sharakus Augen. Aber dann wiederum sieht er Toda und spürt, dass er ihm nicht fremdgehen würde, nicht er. Nur woher kommt diese Angst? Langsam weicht Sharaku von Todas Seite, um aus seinem Zimmer eine Decke und ein Kissen zu holen und legt Toda auf das Kissen und deckt ihn zu. Heute will er nicht neben ihm einschlafen; er will Toda etwas alleine lassen und auch Sharaku möchte ein wenig Luft haben, um nachzudenken. Wie sich alles in eine falsche Richtung bewegt, unkontrollierbar; Sharaku kann es nicht. Dafür fehlen ihm die Kraft und der Mut. Die Türe von seinem Zimmer will er nicht ganz schließen, falls es Toda schlecht gehen sollte oder wenn er sonst was haben sollte. Im Bett kann er nicht groß nachdenken, er schläft sofort wieder ein. Es war zuviel für den Blondschopf, denn fast wäre es um Toda geschehen und dann hätte er das verloren, was er am liebsten hat – seinen schwarzhaarigen, brummigen und doch sehr liebenswerten Hiromu.
 

„Bzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzzz“

Das ist das Erste, was Toda wahrnimmt. Sein Handy vibriert auf dem Wohnzimmertisch und schlaftrunken meldet er sich mit: „Hm?“.

„Oi! Ich bin’s – Masatoshi!“, röhrt es aus dem Hörer. Yoshikawa Masatoshi ist der Sänger von Taiheiyou Belt und unterstützt Toda bei Muchi Muchi Anago. Verwundert fragt Toda, was denn sein Grund für diesen Anruf ist und Masa sagt nur: „Ach, ich wollt wissen, ob wir bald wieder etwas mit Muchi machen werden!? Ich würd gern wieder mit dir und Kikaida auftreten! Was sagst du, Toda-san?“

Natürlich hat Toda nicht groß über Anago nachgedacht, zumal er eh überfordert war mit Shinjuku Gewalt. Ehrlich antwortet Toda im Halbschlaf: „Also, mir geht’s zur Zeit eh nicht so gut, Masa. Es tut mir leid, aber ich denke nicht, dass wir das so schnell hinbekommen mit Anago.“ Etwas Reumut ergreift Todas Tonfall und Masatoshi ist aufmerksam genug, um so was zu erkennen. Allerdings ist er auch gerissen genug, um nicht zu sehr zu fragen. Deshalb fragt er Hiromu, ob sie sich heute nicht treffen könnten. Zwar will Toda nicht, weil er noch nicht so auf den Beinen ist, um sich das zuzumuten, aber er schlägt vor, dass die beiden sich mit Sharaku treffen und zwar in einem Park nicht weit von Hiromus Wohnsitz. „Das geht klar, Großer! Dann machen wir das so! Ich bin um 15Uhr da!“, lacht Aniki (so nennt man ihn auch), ins Telefon und verabschiedet sich von Hiromu. Unser Knochengerüst ist nun also aufgewacht und versucht, etwas klarer zu werden. Noch immer wirken die Medikamente, die der Arzt ihm eingeflößt hat und die Drogen sind natürlich auch noch in seinem Körper. Das alles macht ihn müde und er fühlt sich, als hätte er 3 Nächte durchgemacht. Nach und nach wird er wacher und er erinnert sich, dass Sharaku bei ihm war, als er eingeschlafen ist. Erschrocken guckt er um sich, aber kein Sha ist zu sehen. Plötzlich sieht er etwas in Sharakus Bett liegen, er steht also auf und geht langsam aber stetig auf das Schlafzimmer zu. Und tatsächlich – es ist Sharaku.

Wie ein Lamm schläft er, nichts kann ihn wecken. Hiromu legt sich zu ihm auf das Bett, aber er nähert sich ihm nicht. Wer weiß, ob Sharaku das möchte, denn er hat sich auch weggeschlichen, als Hiromu geschlafen hat. Es könnte sein, dass er einfach etwas Abstand will. Vor allem nachdem er das mit den Amphetaminen erlebt hat. So was strapaziert einen, vor allem, wenn es eine geliebte Person ist.

Hiromu weiß, dass er Mist gebaut hat, ja, er hasst sich dafür. Aber was soll er denn machen? Es ist bereits passiert. Er kann nur Reue zeigen, aber der Schmerz bleibt. Noch immer ist sich Toda unsicher, ob er sich heute mit Aniki treffen soll, aber er hat es ihm versprochen – und es tut ihm auch leid, dass er kaum etwas für seine andere Projekte tut. Jedermann weiß, dass Hiromu nicht sonderlich zielstrebig ist; zwar verfolgt er seine Träume und Vorstellungen und schafft es auch, sie mit seinem starken Willen und seiner Hingabe zu diesen Träumen zu erreichen, aber er langweilt sich genauso schnell von einem Projekt, dass er schnell ein Neues herzaubert. Beeindruckend, dass er das so standhält! Man muss wissen, dass all seine Freunde ihm auch hin und wieder aufhelfen müssen, damit er sich aufrappelt und doch für die anderen Projekte ein wenig Zeit investiert – das ist der Grund für Anikis Anruf, den Toda nicht wahr haben will. Aber es ist auch schön zu wissen, dass man Freunde hat, die einem immer versuchen eine helfende Hand zu reichen, um weiter zu gehen und nicht stehen zu bleiben.

Plötzlich wird Sharaku unruhig im Schlaf und dreht sich; kurz darauf öffnet er auch langsam die Augen und fühlt sich miserabel, denn sein Kreislauf will immer noch nicht so recht mitmachen. Er richtet sich langsam auf und seufzt laut auf. „Ich fühl mich wie gerädert!“, denkt sich Sha und räkelt sich etwas im Sitzen. Er hat Toda nicht bemerkt, aber als er sich dann umdreht, erschreckt er, weil er dessen Anwesenheit nicht erwartet hätte. „Oh, Hiromu…!“, jammert Sharaku auf, weil es ihn doch sichtlich erschrocken hat und Toda doch auch etwas sagen könnte wie „Guten Morgen“.

Verdutzt schaut Hiromu ihn an und sagt: „Hm? Ich hab doch nichts gemacht, Sha! Ich saß nur hier rum…!“. Daraufhin lacht Sharaku, robbt sich zu ihm und entgegnet: „Genau das ist es, was mich erschrocken hat, du Dummerchen!“ hinzu klopft er Toda gegen die Schulter. Lächelnd antwortet Hiromu: „Dann tut es mir leid, Koba!“ und hat leere und gefühlslose Augen, als Sharaku ihm endlich in die Augen schaut.

Die Situation ist einfach viel zu fragil, als dass man von heute auf morgen mit einem Sonnenschein im Gesicht alle anstrahlen kann; leider hat es alle getroffen, was Toda getan hat und er weiß es. Nicht nur, dass alle schockiert sind und sich auch zum Teil die Schuld geben, weil er doch nicht einfach so seinen Körper zerstören würde, nein, auch er gibt sich die Schuld, dass alle nun in tiefster Rage und Fassungslosigkeit auf ihn nieder blicken und ihm das Gefühl geben, dass er hätte anders handeln sollen. Vielleicht irrt sich Toda ja auch nur, denn weit und breit sieht man nur Traurigkeit, Besorgtheit und Melancholie; vor allem an Sharaku und Ittsumii sieht man, wie sehr es sie doch getroffen hat. Das Einzige, was Toda im Moment sieht, ist, ein schmerzverzerrtes, trauriges und gequältes Gesicht, dass doch so schön ist, dass man sich nicht vorstellen kann, was er dem armen Sharaku angetan hat. Es ist alles Todas Schuld. Aber auch Todas Mime ist mehr tot als lebendig und fahl und kalt.

„Es muss dir nicht leid tun“, lächelt Sharaku leicht gekünstelt und fasst Toda kurz an seinen Kopf, „Du kannst nichts dafür.“
 

Masatoshi ist bereits unterwegs zum Treffpunkt. Erst gestern hatte er eine kleine Fete mit seinen Kumpels aus Taiheiyou Belt und sein Alkoholpegel scheint noch nicht bei 0 angekommen zu sein. Tränensäcke, starke Blässe und dunkle Augenringe beschreiben sein Aussehen momentan sehr gut. Zwar ist Masa früh dran, aber was soll’s, er hat momentan eh nichts zu tun. „Ich werde sicherlich warten müssen… Toda kommt nie pünktlich.“, denkt sich Aniki und schlendert mit den Händen in der Hosentasche durch die Straßen Tokyos. Eigentlich ist Masatoshi ein recht lustiger und heiterer Mensch – eigentlich genauso wie Kikaida, nur, dass er um einiges verträglicher ist. Er scheint immer gute Laune zu haben, was eigentlich unmöglich sein sollte, vor allem, wenn man solche Freunde hat, aber er scheint es doch hinzubekommen. Er ist mit vielen aus der Szene befreundet, gerade weil er so herzlich und freundlich ist. Blödsinn hat er ebenfalls im Kopf, aber seine Späße sind leicht zu verdauen. Alles in allem muss man Aniki gern haben!

Nach einiger Zeit kommt er also beim Park an, der eigentlich um die Ecke von Todas Wohnung ist, aber da sie ja den Park als Treffpunkt abgemacht haben, wird Masa nicht zu Hiromu nach Hause gehen – es wäre auch unhöflich.
 

Es klingelt ein Wecker. Shimizu wacht auf und merkt erst sonderlich spät, dass er auf der Couch eingeschlafen ist, wo er sich zu letzt hingesetzt hat. Total fertig und am Ende, so fühlt er sich. Er schlendert den Flur entlang zum Schlafzimmer, um dort den Wecker abzuschalten. Noch immer dröhnt sein Kopf und er würde am liebsten wieder weiter schlafen. Aber er hat noch einiges zu tun; er wollte noch einiges für weitere Konzerte planen, die nun ins Wasser fallen vorerst, weil es Toda so mies geht. Deshalb wird er wohl erst recht was zu tun haben, um alles auf Eis zu legen. „Das wird ein Stress werden“, murmelt Shimizu vor sich hin und torkelt belämmert in die Küche, um erstmal einen Kaffee zu trinken. Er möchte abschalten und das von gestern erstmal verdrängen, aber es fällt ihm schwer, zumal er gerne Hiromu anrufen will, um ihn zu fragen, wie es ihm und Sharaku denn geht. Kaum hat er die Kaffeemaschine angeschaltet, tappt er zum Telefon und wählt Todas Nummer.

Es klingelt eine Weile, doch dann meldet sich Hiromu. „Ich bin’s, Ittsu.“, lächelt der Schönling und ergänzt, „wie geht es dir und Sharaku heute? Ich hoffe doch besser…“ Hiromu lächelt und sagt: „Sharaku geht es besser, aber ich kümmere mich noch um ihn. Und mir geht es ganz gut, bin nur sehr müde.“ „Das sind wir alle…“, nuschelt Shimizu dann und ist erleichtert, dass es den beiden doch gut geht. Toda erzählt noch schnell von Anikis Anruf und dass sie sich heute treffen werden. Ittsumii findet, dass das eine gute Idee ist. „Dann kann er sich endlich etwas ablenken…“, denkt er sich und hört Hiromu zu. Kurz darauf war schon alles gesagt und sie verabschieden sich. Nun kann sich Ittsumii voll und ganz seinem Kaffee widmen.
 

Sharaku macht sich fertig, weil er zum Treffen mitkommen wird. Da es heute sehr sonnig zu sein schein, zieht er eine knielange Hose von Toda an und ein T-Shirt. Er selbst hat ja nichts dabei, außer das, was er gestern an hatte. Nebenbei fällt Sharaku auf, dass Hiromu mal wieder bei sich aufräumen könnte, weil überall auf dem Boden Pizzaschachteln, getragene Klamotten und CDs liegen. Aber er wird es nachher wohl für Toda übernehmen, damit dieser sich ausruhen kann. „Bist du fertig?“, fragt Hiromu und steckt seinen Kopf ins Zimmer rein. „Ja, ich muss nur noch mein Gesicht waschen!“, entgegnet Sharaku und lächelt Toda an. Beide haben ein wenig Abstand zueinander genommen seit gestern, es ist wie eine Spannung, die nicht aufhören will. Insgeheim wollen sie sich näher sein und wollen sich wieder in die Arme schließen, aber irgendwas steht zwischen ihnen, wie ein Magnet, das beide abstößt und eben die besagte Spannung erzeugt. Aber dagegen ankämpfen können sie nicht, dafür fehlt ihnen beide derzeit die Kraft. Sie können sich kaum auf den Beinen halten, wie sollen sie gegen so eine „Spannung“ ankämpfen? Hiromu vermisst es, einfach nur Sharakus Kopf zu streicheln, aber er will es nicht erzwingen. Nur wer soll anfangen?
 

Kurz darauf gehen sie beide aus Todas Wohnung raus und machen sich auf dem Weg zum Park. Es dauert auch nicht lang, bis sie Aniki finden. Stürmisch rast er auf unsere FLOPPY Jungs zu und brüllt: „SHARAKU! TODA!“ Etwas betreten von Masatoshis Hitzköpfigkeit lächeln sie ihn an und versuchen ihm mit Gestiken klar zu machen, dass noch andere Leute da sind. Aber er lässt sich nicht so schnell abstellen. „Wie geht’s euch?“, krakelt er und packt beide mit seinen Armen und behält sie im Schwitzkasten, „Ich hoffe doch, dass ihr gute Laune habt!“

Sharaku entgegnet keuchend: „Mehr oder minder, Aniki, wir sind sehr müde und total fertig wegen gestern!“ Toda zischt etwas Sharaku zu, um ihm klar zu machen, dass Masa nichts von alle dem weiß, allerdings war Aniki klar, dass Toda es nicht sagen möchte, deswegen will er ihn nachher ausquetschen und alles aus ihm herauskitzeln. Doch nicht jetzt! Man muss taktisch vorgehen…

Deshalb tut Aniki so, als hätte er nichts gehört, lässt beide los und sagt: „Nun ja, wir sind nun hier! Und weiter?“

Genau und weiter? Das fragen sich Sharaku und Toda auch Schultern zuckend. Doch Aniki hat natürlich schon alles bedacht. „Wir können uns doch ins Gras setzen und etwas reden – ich hab schon so lange nicht mir euch reden können, weil Muchi so inaktiv ist“, schlägt der schmollende und zuckersüße Aniki vor. Die anderen nicken und folgen Aniki, der wohl eine schöne Stelle ausgemacht hat. Mit einem strengen Blick flüstert Kobayashi zu Hiromu: „Da stimmt was nicht, der heckt was aus!“ und Hiromu entgegnet gleichgültig: „Und wenn? Dann werde ich’s eh merken…“ Da sollte sich Toda nur nicht so sicher sein.

Sie setzen sich also an einem sonnigen Platz im Gras des Parks. Toda gefällt es zwar nicht, der Sonne so ausgesetzt zu sein, aber er wird das wohl hinnehmen müssen. Sharaku gefällt es, etwas Sonne zu tanken. „Also, was macht ihr so?“, grinst Aniki beide an und will langsam aber stetig ausfragen, was denn war. Toda und Sharaku wissen nicht so recht, was sie antworten sollen – sie wollen Aniki ja nicht einweihen. Deshalb sagt Hiromu kurz und freundlich: „Wir haben ein neues Lied für FLOPPY geschrieben und ich war sehr mit Shinjuku Gewalt beschäftigt.“ Sharaku nutzt diese Chance und sagt: „Ja, und ich hab ein bisschen geholfen, weil Ittsumii und Hiromu sonst in Arbeit ertrunken wären!“ Erstaunt und sehr interessiert antwortet Masatoshi: „Kling plausibel! Und sonst, habt ihr noch Zeit zum Feiern?“ Kichernd entgegnet Sharaku: „Nein, aber du scheinst ja sehr gefeiert zu haben!“ und deutet an, dass er einen sehr wachen Eindruck macht und zudem seine Gesichtsfarbe fahl und bleich ist. Aniki winkt ab: „Ach, das war doch nichts! Ich war nur sehr angetrunken!“ Hiromu lacht und sagt: „Haben sie dich wieder abgefüllt?“ Masatoshi merkt, dass beide in eine andere Richtung lenken wollen in dieser Konversation, deshalb pariert er mit der Frage: „Was habt ihr gestern gemacht? Ich hab gehört, dass es ein Konzert gab!“

Nickend antwortet Hiromu: „Ja, gab es, Shinjuku Gewalt. Es war sehr anstrengend.“ „Und strapazierend!“, ergänzt Sharaku. Aniki antwortet verwundert: „So? Du warst dort? Dabei bist du doch nicht bei Shinjuku Gewalt dabei!“ Hiromu erklärt: „Ach, Aniki, er hat doch gesagt, dass er mir zur Zeit sehr hilft! Da hat er mir gestern auch sehr geholfen!“ Zustimmend schaut Aniki beide an und sagt: „Verstehe.“

„Toda meinte aber, dass es ihm nicht gut ginge!“, ergänzt Aniki und schaut Sharaku intensiv an. Dieser antwortet: „Ja, gestern ging es uns beiden sehr schlecht.“ Besorgt fragt er: „Wart ihr krank oder was war los?“ Hiromu weiß, dass Aniki nicht aufhören wird, Löcher in seinen und Shas Bauch zu fragen, bis sie es sagen würden, also gibt er nach und antwortet: „Es war so – ich hab ein paar Amphetamine zu mir genommen und die waren wohl zuviel. Mich hat es im Klo weg gehauen und Sharaku ist umgekippt, als man dachte, ich würde abkratzen. Hab Gegenmittel bekommen und mir geht es gut, ich bin nur angeschlagen. Und Sharaku auch, nervlich. Ittsumii geht es auch nicht besser, der war gestern und heute Morgen total fertig mit der Welt! Zufrieden, Aniki?“

Zwar hat Aniki nicht mit so was gerechnet, aber er ist zufrieden, dass es endlich gesagt wurde. „Das ist ja schrecklich, Hiromu, aber… wieso hast du das nicht gesagt? Dann hättest du dich ausruhen können bei dir!“, nuschelt Aniki besorgt. Toda wird sauer und sagt: „Wieso? Nur weil es mir gestern nicht gut ging? Also bitte…!“ Kurze Zeit schweigen alle, doch dann sagt Masatoshi: „Irgendwie benehmt ihr euch komisch!“ und mustert sowohl Sharaku als auch Toda. „Wir haben etwas Zoff“, meinte Sharaku dann und ist dem Engpass gut ausgewichen. Sie erzählen dann von Meinungsunterschiede bezüglich der Musik von FLOPPY und anderen Problemen, die natürlich so nicht existieren, aber so gehen sie der Unannehmlichkeit aus dem Weg, dass andere von ihrer Beziehung erfahren würden.

Aniki lächelt und sagt: „Leute… ihr kennt euch schon so lange! Und ich weiß, dass ihr euch sehr gerne habt, weil ihr euch einfach versteht! Also macht mir keine Dummheiten – das wird alles wieder gut werden! Vielleicht solltet ihr euch mal ausreden und alles klären. Das würde sicherlich helfen. Aber ich bin mir sicher, dass alles wieder gut wird!“ und legt seine Hände auf ihre Schultern. Irgendwie haben Masatoshis Worte etwas Beruhigendes an sich. Sofort fühlen sich Toda und Sharaku etwas wohler und wissen, was er meint. Auch wenn Masa das nicht so gemeint hat, wie sie es aufgefasst haben, denn er kann ja nichts von ihrer Beziehung wissen. Nun haben sie endlich das Gefühl, dass es doch noch einen Lichtstrahl gibt, der sie erreichen wird. Sie müssen nur wissen, wie sie alles klären. Aber wie Aniki sagte – da müssen sie sich aussprechen, so gut es geht.

Sharaku lächelt Aniki an und haucht leise: „Danke, Masa, das war echt nett von dir!“ und Toda nickt dem nur zu. Masatoshi weiß zwar nicht genau, was er bewirkt hat, aber er ist glücklich, dass er die beiden so glücklich sieht. Es ist schön, wenn man andere zum Lachen bringen kann – viel schöner, als wenn man sich selber anlächeln muss.



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