Süchtig
6. Süchtig
Er hatte das Gefühl, gerade erst eingeschlafen zu sein, als er auch schon wieder aufwachte. Aoi murrte, drehte sich um und wollte wieder einschlafen, aber jemand hastete geschäftig durchs Zimmer.
„Aoi? Bist du wach?“
„Nein.“
Kais Lachen erfüllte den Raum. „Es tut mir echt leid, dass du deine wohlverdiente Ruhe nicht bekommst, aber wir mussten kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumen.“
Aoi fuhr hoch, bereute das aber sofort, da ihm sofort schwindelig wurde. Als er wieder sehen konnte, saß Kai vor ihm auf der Bettkante und sah ihn besorgt an. Der Schlagzeuger trug schon sein Bühnenoutfit und Make-up, nur die Haare waren noch nicht gemacht.
„Ist was Schlimmes passiert?“ fragte Aoi, wie immer höchst positiv eingestellt.
Kai lächelte. „Ach, gar nicht. Es ist auch nicht so wichtig, sie wollen nur, dass alle dabei sind. Aber du musst nichts sagen oder tun, also halb so wild.“
Jemand klopfte an der Tür.
„Oh, die Stylistin ist schon da! Heute geht alles so schnell. Hier ich habe dir ein paar Klamotten hingelegt, hatte leider keine Zeit, um deine zu holen.“ Er deutete zum Bad, während er schon dabei war, die Tür zu öffnen. Aoi grüßte die Frau höflich und verkrümelte sich dann ins Badezimmer, wo er sich fertig machte so schnell es ging und dann zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage die Sachen eines anderen Bandmitglieds anzog. Kais passten ihm wenigstens, Uruhas waren ja eine Nummer zu groß gewesen.
*
Aoi hatte sich in einen Innenhof des Hotels verzogen, wo er wie ein armer Sünder am einzigen Aschenbecher weit und breit stand und eine nach der anderen rauchte. Dämliche Nichtrauchervorschriften.
Es war seltsam, wie er längere Strecken ganz ohne Glimmstängel auskommen konnte und dann wieder so viel auf einmal brauchte. Die Nervosität machte das aus, aber Aoi wusste nicht einmal, ob er jetzt wegen der Pressekonferenz, von der er noch immer nicht wusste, worum es eigentlich ging, wohlgemerkt, so aufgeregt war, oder wegen dem Gespräch mit Uruha, das er in nächster Zukunft führen musste.
Schließlich war die Packung leer und er machte sich auf den Weg zu den anderen Jungs. Eigentlich komisch, dass ihm keiner Gesellschaft geleistet hatte, sonst rauchten sie oft zusammen. Wahrscheinlich war außer Kai, der schon lange nicht mehr rauchte, im Moment keiner gut auf Aoi zu sprechen. Er seufzte.
Kaum, dass er die Tür zu dem kleinen Seminarraum, in dem sie sich zur Vorbereitung eingenistet hatten, öffnete, wurde er von Ninjas angegriffen. Aoi konnte seine Abwehrmaßnahmen – laut schreien – gerade noch abfangen, da ihn der Angreifer ansprach und die Stimme verdächtig nach Ruki klang.
„Hast du geraucht? Du hast geraucht! Hauch mich an! Nein, küss mich!“
Okay, also die Stimme klang schon wie Ruki, aber die Worte… Aoi blieb keine Zeit zum nachdenken, der kleine Sänger versuchte doch tatsächlich seine Worte wahr zu machen und zog Aoi an seinem Kragen nach unten, um seine Lippen erreichen zu können. Irgendwo im Hintergrund lachte Reita. Der dunkelhaarige Gitarrist war viel zu perplex um sich zu wehren, der Kuss wurde dennoch verhindert und zwar von Uruha, der Ruki plötzlich von Aoi zog und ihn unter heftiger Gegenwehr ans andere Ende des Raumes schleppte.
„Nein, verdammt! Du hast gesagt, wir hören auf!“ schimpfte Uruha.
„Ich hab’s mir anders überlegt“, heulte Ruki lautstark. „Ich halte das nicht mehr aus! Tötet mich! Gebt mir ne Zigarette! Aber schickt mich nicht ohne Kick da raus! Bitte“, er wandte sich flehend an Kai, „Hilf mir! Ich kann so nicht arbeiten.“
Kai zuckte nur mit den Achseln. „Das musst du dir mit Uruha ausmachen. Wie ich es verstanden habe, habt ihr einen Pakt geschlossen.“
„Genau! Wir hören gemeinsam auf und stehen uns bei, also tun wir das auch. Ich kann es aushalten, also wird es ja nicht so schlimm sein.“ Uruha schien schwer beleidigt.
„Das nennst du Beistand?“ schrie der Sänger. „Du hast ja deine blöde Ersatztherapie!“
„Oh, und sie wirkt wunderbar!“ grinste Uruha. „Ich bin sicher, Reita wird ein echter Freund sein und dir aushelfen, solltest du es auch versuchen wollen.“
„Hey!“ protestierte der Bassist.
Aoi konnte dem Schauspiel vor ihn nur stumm zusehen. Wie kam es, dass ständig Sachen in der Band abliefen, von denen alle wussten, nur er nicht? Er sah zu Kai, der auf Uruha deutete und dann eine wegscheuchende Bewegung machte.
„Ah, Uruha? Kann ich dich kurz sprechen?“ fragte Aoi daher. So schnell konnte er gar nicht blinzeln, wie der Angesprochene ihn auch schon aus dem Raum gezogen hatte. Uruha öffnete die nächstbeste Tür und schob Aoi hinein.
„Danke, das hab ich jetzt echt nötig“, sagte er, sank auf die Knie und machte sich an Aois Hosenstall zu schaffen.
„Ich meinte eigentlich wirklich reden…“
„Ich höre“, meinte Uruha, machte jedoch weiter. Da fasste Aoi nach dessen Handgelenken und hielt sie fest, während er ebenso auf die Knie sank, um mit dem anderen auf einer Höhe zu sein.
„Uruha… Kouyou. Bist du in Ruki verliebt, mit ihm zusammen, hast du Sex mit ihm oder willst du in Zukunft etwas von ihm?“ Aoi versuchte so umfassend wie möglich zu formulieren, um Missverständnisse auszuschließen.
Der andere Gitarrist sah ihm fest in die Augen und antwortete: „Nein.“
Aoi entspannte sich. Er lächelte Uruha erleichtert an, doch der sah traurig aus. Warum war er unglücklich über die Situation, wenn er doch nichts von ihrem Sänger wollte?
„Und will er was von dir?“ Das könnte es doch sein, dass Uruha Rukis Annäherungsversuche in Wirklichkeit unangenehm waren?
„Ich denke nicht.“
„Dann…“ Aoi gingen die Ideen aus.
„Wir sind enge Freunde und haben gute Bühnenchemie, das ist alles. Und das mit dem Rauchen… ich dachte echt, er wollte das durchziehen.“
„Aber vorgestern hast du doch noch… oh! Das Gespräch im Probenraum?“
Uruha nickte. „Von da an war er ein wenig säuerlich auf dich zu sprechen, weil du so oft nach Tabak riechst. Aber mich stört das gar nicht. Ich glaube, ich kann das hinkriegen. Glaubst du, dass ich es schaffe?“
„Ganz bestimmt!“ Aoi war überwältigt. Hatte er je so viele Worte mit Uruha gewechselt? Nur, wenn es um Songs ging.
„Leute!“ Kais Stimme. „Seid ihr fertig da drin? Sorry, wir müssen jetzt echt mal anfangen.“
So erleichtert Aoi auch war, dass die Sache mit Ruki sich als harmlos herausgestellt hatte, er hatte noch nicht einmal angefangen, nach Reita zu fragen. Oder warum Uruha bedrückt war.
„Wir reden später weiter, okay? Versprich mir, dass wir reden!“ verlangte er. Uruha nickte stumm, dann gingen sie hinaus zu den anderen.
*
joa, das wars für heute. sorry, dass es so kurz ist, ich hab s in der mitte geteilt. immerhin wisst ihr jetzt mehr über Ruki, ne?
kommischreiber kriegen... kriegen... hm. ah, genau! Kommischreiber kriegen im Paradies 72 jrocker! XD
