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Chibifluch II - Die Chaosprinzen

Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]
von

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Nachwuchsvereinigung

Titel: Der Chibifluch II – Die Chaosprinzen

Autoren: Jei & wildest_angel

Pairing: Schuldig/Ken (natürlich) und...

Rating: MA

Genre: Comedy

Warnungen: alles dabei *grinz*
 

Disclaimer: Die Jungs gehören uns nicht. Bis auf Daisuke (von Jei) und Robin (an der Leine von wildest_angel). Wir wollen keine Rechte verletzen, sondern nur ein wenig Spaß haben. Und Geld bekommen wir dafür auch nicht. Schön wär’s.
 

~+~
 

Vorwort
 

Erwachsen sein ist ziemlich schwer. Erwachsen werden noch viel mehr.

wildest_angel und ich werden diese Behauptung mit Hilfe von Daisuke in der folgenden FF bestätigen. Sie ist der Nachfolger unserer geliebten Romantik-Komödie und wer mit Schuldigs Sohn noch keine Bekanntschaft gemacht hat, sollte dies schnellstens ändern und sich ‚Chibifluch’ zu Gemüte führen bevor er sich an diesem Werk vergnügt.
 

Inzwischen ist Dai 16 Jahre alt. Aus moralischen Gründen und um unsere lieben Leser nicht vollkommen abzuschrecken, wird das erreichte Alter der beliebten Weiß Kreuz Charaktere nicht genannt. Auch empfehlen wir es sich nicht auszurechnen, da das Ergebnis zu unerwünschten Gedankengängen und schauderhaften Vorstellungen führen kann.

Viel wichtiger ist der eigentliche Hintergrund dieser Story:
 

Das Heranwachsen eines Teenies ist nie leicht. Erstrecht nicht, wenn unser Bursche es mit zwei Vätern zu tun hat. Noch viel weniger leicht ist es, wenn man von seinem leiblichen Vater die Fähigkeit der Telepathie vererbt bekommen hat. Daisuke hat es also absolut nicht leicht. Ebenso wenig wie sein Vater, der offenbar immer genau das Gegenteil von ihm will, und Ken, der in die Rolle des Diplomaten zu schlüpfen hat, damit die Situation nicht eskaliert.
 

Und was gehört noch zum Heranwachsen dazu? Ganz genau. Die erste große Liebe, ein Haufen Liebeskummer und Herzschmerz, sowie eine Handvoll Missverständnisse und Provokationen vom Feinsten.
 

Ihr seht: Mit dieser Fortsetzung erwartet euch mal wieder eine ganze Menge Chaos. Und Außerdem ein zweiter Charakter den angel ihr Eigen nennen kann. Sein Name ist Robin und das einzige, was wir an dieser Stelle von ihm offenbaren wollen, ist die Tatsache, dass er ein knappes Jahr nach Dai geboren worden ist und zur Schlüsselfigur so wie zum Chaoshelden dieser Geschichte gekürt worden ist.
 

Lange Rede kurzer Sinn. Wir wünschen euch viel Spaß mit den folgenden Seiten und hoffen, dass es euch ebenso gefällt wie alleine uns schon die Planung ^-^
 

Mata ne

Jei & wildest_angel
 


 


 


 

1. Kapitel – Nachwuchsvereinigung
 

Mit einem breiten Grinsen auf dem schlanken Gesicht schloss Daisuke die Tür zu der großen Wohnung auf. Dass er viel zu früh wieder nach Hause kam, war vor allem für Ken eine große Überraschung, der sich grade um die Pflanzen auf dem Balkon kümmerte. Etwas verwundert lugte er ins Wohnzimmer, als Dai es durchschritt.

„Dai... Hast du keine Schule heute?“, fragte er verwundert und lenkte die Aufmerksamkeit seines 16-jährigen Ziehsohnes nun auf sich. Der schüttelte nur den Kopf ohne sein Grinsen zu verlieren.
 

"Was hat du gesagt?" Kens Stimme hatte Schuldig aus dem Arbeitszimmer gelockt, das sie sich unter anderem eingerichtet hatten, um Fälle zu untersuchen, in denen möglicherweise Verbrecher durch die Maschen des Gesetzes geschlüpft waren. Sofort fiel das Augenmerk des Telepathen auf die hochgewachsene Gestalt seines Sohnes und er warf einen vielsagenden Blick auf die Uhr. "Dai?", sprach er ihn von hinten an. "Du willst uns aber nicht erzählen, dass ihr schon wieder sieben Freistunden habt, oder?"
 

„Aber Dad... Wie kommst du denn darauf?“ Dais Grinsen wurde noch eine Spur breiter. Er warf seinen Rucksack auf die Couch und ließ sich elegant daneben fallen. „Die letzte Vergleichsarbeit ist so überraschend gut ausgefallen, dass der Direx beschlossen hat, dass unser Jahrgang den Rest der Woche frei bekommt...“ Er zog ein paar Papiere hervor und wedelte damit herum. Ken klopfte sich die Hände sauber und betrachtete die Arbeit. Skeptisch musterte er Dai, doch der Junge grinste nur weiter frech vor sich hin und streckte sich demonstrativ. „Klasse, oder? Er sagte, dass das Wetter viel zu schön ist, um Mathegenies wie uns in der Schule festzuhalten...“
 

Bei jedem Wort seines Sohnes verzog sich das Gesicht des Deutschen ungläubiger. Ihm war vollkommen klar, dass hinter dieser freien Woche einzig und allein sein Sprössling steckte. "Erzähl hier keinen Müll!", knurrte er und seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. Ein winziger Blick in das Gedächtnis des Jungen reichte ihm aus, um wie ein Stier loszubrüllen: "Sag mal, bist du völlig übergeschnappt? Wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du das nicht machen kannst! Geh mir aus den Augen und bleib in deinem Zimmer, ich will dich erst wiedersehen, wenn du das nächste Mal in die Schule gehst!" Brodelnd vor Zorn drehte Schuldig sich um, den heftigen Wunsch unterdrückend, seinen Sohn einfach zu erwürgen.
 

Dai verdrehte die Augen und richtete sich erbost auf. „Für dich bin ich wohl immer an allem Schuld! Entschuldige bitte, dass ich nicht bereit bin, den ganzen Tag in einem Raum voller Schüler zu hocken, wenn ich stattdessen draußen meinen Spaß haben kann!“, fauchte er und mit einem Ruck seiner Hand fegte er seine Schultasche durchs Zimmer, wobei seine Hefte und Bücher sich überall verteilten. „Ich bin nun mal Telepath und stolz drauf und es ist ja nicht grade so, dass ich mich mit meiner Gabe strafbar machen!“

Zornig stapfte Dai davon. Er wusste, dass sein letzter Satz unter die Gürtellinie gegangen war, doch es war ihm egal. Er konnte schließlich nichts dafür, dass sein Vater so uneinsichtig und verklemmt war. Daisuke sah es gar nicht ein, sich in seinem Zimmer zu verschanzen. Stattdessen stürmte er aus der Wohnung und knallte die Tür hinter sich zu.
 

Wütend starrte Schuldig seinem Sohn hinterher, legte aber dann, bei dem Knall der Tür, stöhnend seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen. "Wieso will er nicht begreifen, dass er sowas nicht bringen kann?", fragte er in dieser Haltung seinen Liebsten. "Es ist doch nicht so, dass ich ihn nicht verstehe..." Damit sah er Ken direkt an. "Aber das geht einfach nicht!"
 

Ken lächelte und nickte. „Ich weiß. Und ich bin sicher, dass er das auch noch einsehen wird. Aber was willst du machen? Er kommt nun mal voll und ganz nach dir, wie es scheint...“ Ken musste leicht schmunzeln und küsste Schuldig dann kurz. „Er ist 16, Schu. Sei lieber froh, dass er beliebt und hinreißend ist und kein Außenseiter weil er so anders ist...“

Er strich dem Mann eine Strähne aus der Stirn und lächelte sanft. Wie oft hatte er schon versucht Schuldig zu beschwichtigen? Und immer wenn er es schaffte, dauerte es nicht lange bis Dai seinen Vater wieder auf die Palme brachte. „Schlimmer als damals in der Vorschule kann es nicht mehr kommen...“
 

Ernst schaute der Telepath seinem Schatz in die Augen. Sicher, auf der einen Seite hatte Ken voll und ganz recht. Auf der anderen aber... Schwer plumpste Schuldig auf den Couchplatz, auf dem nur wenige Sekunden zuvor noch sein Sprössling gesessen hatte. "Weißt du", setzte er zu einer Erklärung an. "Ich würde ja gar nicht so einen Zirkus darum machen. Ich war in der Schule auch nicht anders als Dai ." Er zuckte leicht die Schultern. "Allerdings hat mich dieser Übermut eine ganze Menge gekostet... Und das will ich ihm ersparen." Es war grausam für den Deutschen, zusehen zu müssen, wie Daisuke jetzt genau das gleiche Verhalten an den Tag legte wie er damals. Das Verhalten, das ihn letztendlich zu Schwarz gebracht hatte...
 

Langsam ließ sich Ken neben dem Mann nieder und lächelte wieder. „Ich weiß, Schatz. Aber du hattest damals auch niemanden, der auf dich aufgepasst hat... Dai hat uns. Wir wissen Bescheid und egal wie sauer du manchmal auf ihn bist, du wirst immer ein Auge auf ihn haben...“ Er seufzte leise und küsste Schuldig auf die Wange. „Und jetzt entspann dich... setz dich ein Weilchen zu mir auf den Balkon oder geh ein Bad nehmen... Das mit Dai wird sich schon alles zurecht biegen. In seinem Alter muss man eben selber auf die Nase fallen bevor man den ‚Unsinn’ glaubt, den einen die Eltern auftischen...“
 

"Solang er nur auf die Nase fällt...", grummelte der Telepath, allerdings war er schon wesentlich friedlicher als noch vor einigen Minuten. Diese Wirkung hatte Ken immer auf ihn. Was war denn falsch daran, wenn er sich um sein Kind Sorgen machte? Aber natürlich war Dai gerade in einem Alter, in dem er dachte, die Welt würde nur ihm allein gehören. "Ich glaub, ich werde alt...", seufzte Schuldig kaum hörbar, stemmte sich dann aber doch in die Höhe, um mit Ken auf den geräumigen Balkon zu gehen.
 

Ken musste lachen. „Natürlich wirst du das. Aber damit musst du dich abfinden...“ Ken zwinkerte und goss Schuldig eine Tasse Kaffee ein, stellte sie ihm hin, als er sich gesetzt hatte und machte sich dann wieder an die Arbeit mit den Blumen. Jetzt wo der Sommer wiederkam konnte er sich wieder den Pflanzen hier widmen und er liebte es. Seit er nicht mehr im Koneko arbeitete, hatte er die Arbeit mit Blumen sehr vermisst und so hatten sie sich darauf geeinigt, dass Ken sich hier austoben konnte. „Hast du was dagegen, wenn ich Omi morgen zum Kaffee einlade? Ich habe neulich mit ihm telefoniert und wir haben uns lange nicht gesehen...“, fragte er schließlich, während er das Efeu an der Hauswand wieder etwas unter Kontrolle brachte.
 

Überrascht schüttelte Schuldig den Kopf: "Nein, mach nur", meinte er lächelnd. Seit aus Omi Mamoru geworden war und Weiß sich - zumindest in der bestehenden Form - aufgelöst hatten, hatte der Deutsche so etwas wie eine verquere Art von Freundschaft zu dem kleinen Blonden geschlossen. Wie so oft sah er interessiert zu, was sein Schatz mit den Pflanzen anstellte, und verzog dabei schmerzlich das Gesicht. "Ääh... Schatz? Bist du dir sicher mit dem, was du da tust? Das sieht jetzt nicht danach aus, als würde es dem Grünzeug gefallen..."
 

Ken musste lachen und bewarf Schuldig frech mit einem Zweig, den er grade entfernt hatte. „Glaub mir. Das gefällt ihm ebenso wie dir die Vorstellung, mal wieder nach dem Joggen mit mir unter die Dusche zu hüpfen...“ Er schmunzelte und legte die Gartenschere schließlich bei Seite, setzte sich auf einen anderen freien Stuhl und betrachtete das Ergebnis von zwei Stunden Arbeit auf dem Balkon. „Habe ich je versagt, was diese Pflanzen angeht?“
 

"Na, ich weiß ja nicht...", konnte es sich Schuldig nicht verkneifen, zwinkerte aber neckend zu Ken. Im Innersten war er noch immer nicht so vergnügt und entspannt, wie er sich gerade zeigte, aber Ken konnte nichts dafür, dass Dai so ein Wildfang war, und deswegen riss sich Schuldig auch zusammen. "Was meinst du? Sollten wir die freie Zeit noch ein wenig ausnützen?", wollte er rauchig wissen, das Grün seiner Augen verdunkelte sich dabei verführerisch.
 

Ken musste grinsen. Er saß Schuldig gegenüber und so war es ihm ein leichtes, den Fuß zu heben und ihn sanft und neckisch zwischen Schuldigs Beine zu schieben und leicht zu bewegen. „Mit einer Runde joggen? Oder willst du den Part vielleicht doch lieber auslassen?“ Er leckte sich leicht über die Lippen und leerte seine eigene Kaffeetasse, ohne den Fuß zurückzuziehen oder auch nur still zu halten.
 

~+~
 

Entnervt hatte sich Dai auf sein Fahrrad geschwungen. Von wegen auf sein Zimmer gehen. Soweit würde er es nicht kommen lassen. Von so was wie Hausarrest wollte der Teenie absolut nichts wissen und sein vermaledeiter Vater sollte gar nicht erst damit anfangen.

Nun bog er im Hochgeschwindigkeitstempo um die Kurve und hatte sein Ziel endlich erreicht. Der See war zwar überfüllt, aber das machte ihm ganz und gar nichts. Er hielt sein Fahrrad neben einer Gruppe Schüler an und grinste breit. Wenn das nicht die Hälfte seiner Klasse war. „Na Leute...“ Er ließ sein Fahrrad zur Seite fallen und sank mit zu den nassen und lachenden auf den Boden. „Hab ich was verpasst?“
 

Robin gehörte nicht zu Dais Klasse, war aber durch die Großzügigkeit des Rektors auch in den Genuss einer freien Woche gekommen. Er war ein Jahr jünger als die Anderen, wurde jedoch durch seine Lässigkeit und Coolness widerstandslos von seinen Mitschülern anerkannt. Nur die Gruppe um den Orangehaarigen herum hatte den schwarzhaarigen Jungen noch nicht wirklich beachtet - ein Umstand, der Robin nicht so ganz gefiel. Jetzt allerdings sah er seine Chance gekommen, das zu ändern. Er setzte sich in dem warmen Gras auf und betrachtete den Orangehaarigen heimlich eine kleine Weile. Auf dessen ausgelassene Frage hin meinte er, bevor einer der Anderen antworten konnte, mit einem gelangweilten Gähnen: "Nicht wirklich."
 

Dai wandte den Kopf und sah den Schwarzhaarigen an, der soeben gesprochen hatte. Es dauerte nicht lange und ein leichtes Grinsen zog sich wieder über sein Gesicht. Wenn das nicht...

„Na da bin aber froh...“ Er warf sein Haar nach hinten, das er inzwischen so lang trug wie sein Vater, und besah sich den Jungen genauer, der da in Badehose ein paar Meter von ihm entfernt saß. Kein Zweifel. Daisuke hatte schon eine Menge von Robin gehört und wusste auch inzwischen um wen es sich hier handelte. Allerdings wusste er auch, dass der Junge keine Ahnung hatte, wer genau er war. Er richtete sich auf und zog sein Shirt aus. Seine Hose folgte schamlos. Er war froh, dass er schon am Morgen das Schwimmen gehen geplant hatte und so seine Badehose schon trug. „Robin B. Crawford, richtig? Ich hab viel von dir gehört. Das kleine Genie, das letztes Jahr eine Klasse übersprungen hat. Und trotzdem kein Streber...“
 

Beiläufig winkte Robin ab. Er war zwar stolz auf das, was er geschafft hatte, doch das ließ er sich ganz sicher nicht anmerken. Das hätte ja sein ganzes Image versaut... So grinste er den Orangehaarigen nur schief an und zuckte leicht die Schultern. "Und du bist Daisuke, nicht wahr?", erkundigte er sich völlig überflüssiger Weise, aber er wollte das Gespräch am Laufen halten.
 

„Ganz genau...“ Dai ließ sich von einem Freund eine Zigarette anstecken und nahm sie dann entgegen. Natürlich hatte auch Robin schon von ihm gehört. Jeder hatte von ihm gehört. Der berühmtberüchtigte Kerl, der das Unmögliche wahr machte und jeden Lehrer zu was auch immer überreden konnte – na ja, überreden konnte man es vielleicht nicht nennen, aber Dai hörte zumindest in dem einen Punkt auf seinen Vater. Er erzählte nicht jedem, wozu er in der Lage war, sondern tat das alles klammheimlich.
 

Ein kleines, arrogantes Lächeln, das er sich bei seinem Vater abgeschaut hatte, spielte über Robins Züge. Er fixierte Dai immer noch intensiv. Aus der Nähe betrachtet war der Andere wirklich unglaublich hübsch, wirkte dabei aber nicht ganz so unnahbar wie Robin selbst.
 

Dai hatte sich inzwischen wieder seinen Freunden gewidmet und unterhielt sich mit ihnen ausgelassen darüber, dass sie den Rest der Woche frei hatten. Hin und wieder warf er allerdings einen Blick zu Robin hinüber, um festzustellen, dass er ihn immer noch beobachtete. Er nahm das mit großem Vergnügen zur Kenntnis. In seinem Kopf baute sich ein kleiner Plan zusammen. Ein Plan, der in den Folgetagen große Veränderung an der Schule und zu Hause mit sich bringen würde.

Als Dai seine Kippe ausgedrückt hatte, erhob er sich und trank ein paar Züge aus einer Wasserflasche. „Ich weiß ja nicht was mit euch ist, aber ich geh schwimmen...“, grinste er und war auch schon auf dem Weg ins Wasser, warf dabei noch einen letzten neugierigen Blick in Richtung Robin und verschwand dann auf dem Steg. Im nächsten Moment sah man ihn einen Delfinsprung ins kühle Nass machen.
 

Nachdem auch Dais Freunde geschlossen ins Wasser gingen, wollte Robin nicht der einzige sein, der zurück blieb. Elegant stand er auf, blies sich eine lange, schwarze Strähne aus dem Gesicht und sprang mit Anlauf ebenfalls vom Steg in das kalte Wasser. Nach einem kleinen Tauchgang kam er zielsicher knapp neben Dai wieder an die Oberfläche und kräuselte vergnügt die Nase. "Wie geil!", verkündete er lachend. "Und das können wir jetzt eine ganze Woche lang genießen!"
 

Dai wandte den Kopf und strich sich das lange nasse Haar nach hinten. „Ohja... wer weiß. Vielleicht werden die baldigen Sommerferien auch noch verlängert...“ Er lachte herzhaft bei dem Gedanken und tauchte wieder unter, schwamm ein paar Züge und fasste dann einen Entschluss. Er streckte seine Fühler aus und klinkte sich problemlos bei Robin ein. //Komm mit...// Er selber schwamm inzwischen auf dem Rücken einfach weiter ins Zentrum des tiefen Sees, wo es nicht mehr so voll war. //Na komm schon. Worauf wartest du, Robin?//
 

Vor Schreck schluckte Robin erst mal eine gehörige Portion Wasser. Doch er wäre nicht der Sohn seines Vaters, wenn ihn das wirklich lange aus der Bahn geworfen hätte. /Daisuke?/, fragte er allerdings vorsichtig und ein wenig skeptisch gedanklich nach. /Bist du das?/ Sichergehen, ob er keine Illusionen wegen der Hitze hatte, wollte er dann doch.
 

Der junge Mann lachte nur und beobachtete den verwirrten Schwarzhaarigen. //Na sicher... wer denn sonst? Meine Stimme ist doch wohl unverkennbar hinreißend, oder?// Er ließ auch in Robins Kopf sein leises Gelächter vernehmen, hatte endlich eine Stelle erreicht, wo er ungestört war, und trieb dort nun vor sich hin. //Ich weiß nicht, was dein Vater dir erzählt hat... aber du bist auf keinen Fall alleine... Jetzt komm schon her. Ich will mit dir reden...//
 

Robin beeilte sich und schwamm hinter Dai her. Er wusste schon, dass er mit seiner Kraft nicht alleine war - immerhin hatte er Nagi als Halbbruder und Farfarello als eine Art Onkel. Doch dass es außer ihnen noch andere in seiner unmittelbaren Umgebung gab, war ihm neu. Vor neugierigen Blicken versteckt, kam auch er in dem jetzt seichten Wasser zum Stehen und grinste den Orangehaarigen verschwörerisch an. "Du bist also ein Telepath", stellte er ohne jede Spur von Angst fest. "Das erklärt natürlich einiges..." Sein Grinsen wurde noch breiter und reichlich wissend. Er hielt dem Anderen die erhobene Hand hin, damit der einschlagen konnte.
 

Daisuke grinste zurück und schlug in die angebotene Hand ein. Er wusste, dass sein Plan aufgehen würde, denn wenn Robin auch nur ein wenig mehr als seine Fähigkeit von seinem Vater hatte, dann würde er sich sicher nicht so was wie ihn entgehen lassen.

„Oracle, richtig, Crawford?“, grinste er und ließ die Arme weiterhin leicht durchs Wasser gleiten. Kurz sah er sich um, führte Robin dann mit in eine Art kleine Bucht, die ziemlich zugewachsen aber doch gemütlich war.
 

Diese Anrede überraschte den Schwarzhaarigen jetzt doch und er legte fragend den Kopf schief. Doch bevor er weiter nachhaken konnte, zog sich Daisuke weiter zurück und Robin war gezwungen, ihm zu folgen. Das alles konnte der Andere doch nicht durch die kurze Verbindung zwischen ihnen wissen. "Woher weißt du das?", erkundigte er sich also, als sie sich wieder gegenüber standen.
 

Dai grinste wieder breit und ließ sich rückwärts an der strandähnlichen Bucht treiben, besah sich Robin dabei eingehend. „Du bist deinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. In der Schule noch viel mehr, wenn du die Schuluniform trägst und deine Brille aufhast...“ Er schmunzelte bei dem verdatterten Gesicht, dass der Jüngere machte. „Ich muss zugeben, dass ich Brad lange nicht mehr gesehen habe, aber man erkennt ihn durchaus in dir wieder...“

Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und schmunzelte leicht. „Du hast keine Ahnung wer ich bin, oder?“
 

Okay, im Moment sprach Daisuke in Rätseln. Robin konnte nichts anderes machen, als verwirrt den Kopf zu schütteln und ratlos zu gucken. "Nein", antwortete er endlich. "Sollte ich dich denn kennen?"
 

Wieder musste Dai lachen. Das war ja wieder so typisch. „Dein Vater hat dir nie was von mir erzählt? Unglaublich...“ Das hieß allerdings auch... Er grübelte kurz und nickte dann. „Aber Nagi kennst du? Und... hier.. na, sag schon. Farfarello! Den kennst du auch, oder?“
 

Wow, das waren Informationen, die der Orangehaarige eigentlich gar nicht haben dürfte... Äußerlich gelassen, innerlich allerdings schlagartig angespannt, nickte Robin nur stumm. Wieder besah er sich Daisuke ganz genau und sehr aufmerksam. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht und für einen kleinen Augenblick war Robin sich nicht sicher, ob er wissen wollte, was das war. Dann aber siegte seine Neugier. "Na, spuck’s schon aus... Woher kennst du sie?"
 

Das Grinsen auf Dais Gesicht konnte nur noch von Robins Neugier übertroffen werden. Langsam begann er um den anderen herumzuschwimmen, ließ ihn dabei nicht aus den Augen. „Lass mich raten, der Name ‚Schuldig’ sagt dir absolut nichts...“ Das Gesicht Robins beantwortete seine Frage von ganz alleine. „Naja... Ich weiß ja nicht was dein Vater dir noch so alles vorenthalten hat, aber er war damals der Chef von meinem Vater. Bis ich aufgetaucht bin.“ Er lachte leise und hielt direkt vor Robin an. „Dann hat er ihn rausgeschmissen, weil er keinen kleinen rothaarigen Quälgeist unter seinem Dach haben wollte...“ Er schmunzelte wieder und betrachtete das hübsche Gesicht vor sich. Es war wirklich unglaublich, wie ähnlich Robin seinem Vater sah.
 

Na, wenn das mal keine Neuigkeiten waren! Und auf einmal taten sich für Robin ungeahnte Möglichkeiten auf. Sein Grinsen machte dem Daisukes enorme Konkurrenz. "Mein Vater hat mir das tatsächlich nicht erzählt" gestand er. Allein sein Tonfall ließ schon darauf schließen, dass etwas in seinem Kopf vor ging, was seinem Dad nicht gefallen würde. "Auf gute Freundschaft und eine tolle Zeit zusammen!" Er zwinkerte er dem Anderen zu. Denn das sie das haben würden, stand für ihn völlig außer Frage.
 

Dai schaffte es nicht mehr, das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen. „Ich sehe, wir verstehen uns...“ Er lachte leise in sich hinein und ließ sich wieder nach hinten ins Wasser fallen. „Du bist ein Satansbraten. Gefällt mir. Das gute Aussehen von deinem Vater und doch ein Rebell, wie? Ich denke, wir werden viel Spaß gemeinsam haben...“
 

"Das will ich doch schwer hoffen!" lächelte der Jüngere teuflisch. Zusammen konnten sie sich wirklich ein schönes Leben machen, soviel stand für ihn schon mal fest. Robin paddelte an den Rand, drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf die Ellbogen, das Gesicht der strahlenden Sonne zugewandt. Genießerisch schloss er die Augen. Eindeutig, so sollte das Leben immer sein! "Wie ist er so, dein Vater?", erkundigte er sich nach einer Minute absoluter Ruhe und schaute dabei Daisuke fragend an.
 

„Mein Vater? Eine Nervensäge, wie sie im Buche steht. Telepath, selbstverständlich. Aber ich war schon im Alter von 5 Jahren deutlich besser als er.“ Dai schmunzelte wieder und lehnte sich schließlich neben Robin, legte den Kopf nach hinten und schloss die Augen. Er ließ die Beine im Wasser treiben und genoss die warme Sonne. „Aber ich habe gehört, dass er mir mal sehr ähnlich gewesen sein soll. Wahrscheinlich ist das der Grund, wieso Brad dir nie von ihm oder gar von mir erzählt hat...“
 

Nur mit viel Mühe konnte Robin ein lautes Auflachen unterdrücken. Das kam ihm sowas von bekannt vor! Interessiert linste er zu seinem Begleiter und seufzte leise. "Das kenn ich..." nuschelte er augenverdrehend. "Tu dies nicht, mach das nicht, und DAS geht ja schon gleich gar nicht... Ich lass ihn reden und zieh mein Ding durch. Er bekommt's ja sowieso nicht mit."
 

Dai drehte den Kopf und sah in die dunklen Augen neben ihm. „Er bekommt’s nicht mit? Bist du dir da so sicher?“, lachte er und nickte dann. „Vielleicht sollte er das. Kann manchmal ganz lustig sein.“ Dai schloss die Augen wieder und seufzte entspannt. „Aber vielleicht ist das auch ne ganz gute Taktik, die du da anwendest. Nur hätte ich da mit einem Telepathen-Vater keine Chance mit. Soll er doch wissen, was ich mache. Ich verstoße gegen kein Gesetz und leg auch keine Leute um, also soll er sich nicht so anstellen.“
 

Lachend schüttelte Robin den Kopf. "Nein, ganz sicher, er kriegt's nicht mit. Denn im Gegensatz zu mir sieht er nichts, was für ihn persönlich nicht von großer Bedeutung ist." Womit er gleich klarstellte, dass auch er ein wenig mehr Kraft hatte als sein Erzeuger. "Und ich kann meine Fähigkeit willkürlich einsetzen." Ein weiterer Unterschied zu seinem Dad, der sich überraschen lassen musste, ob er eine Vision hatte oder nicht. Robin setzte sich auf und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Eine leichte Brise wehte über seinen Oberkörper und verursachte eine rasche Gänsehaut. Er schlang die Arme um die Knie und legte seinen Kopf darauf ab. Gleich darauf durchzuckte ihm ein bekanntes Gefühl und er lachte laut auf. "Wir sollten zurück. Deine Freund fangen an, sich ernste Sorgen zu machen."
 

„Ach was... tatsächlich?“ Dai grinste und streckte sich etwas, löste sich dann aber aus seiner gemütlichen Haltung und glitt abermals durchs Wasser. „Weißt du was? Ich habe mal nachgeforscht. Kennst du den Unterschied zwischen uns und unseren Vätern?“ Er grinste wieder und schwamm gemächlich weiter, sodass sie sich in Ruhe unterhalten konnten. „Bei ihnen war die Fähigkeit praktisch nichts weiter als ein Gen-Defekt. Wir hingegen haben sie geerbt. Die beiden werden uns nie das Wasser reichen können...“
 

Robin, der zum selben Schluss gelangt war, nickte, während er sich ebenfalls auf den Rückweg machte. Nach nur wenigen Schwimmzügen hatte er Daisuke eingeholt. "Ich weiß" meinte er leichthin, doch dann verzog er das Gesicht. "Ich frage mich dabei nur, was UNSERE Kinder einmal sein werden..." Gut, sein Kind wohl weniger, denn wenn er weiter so mit den weiblichen Wesen umgehen würde wie bisher, würde er wohl kaum in die Verlegenheit kommen, jemals Nachwuchs zu haben. Aber das war seiner bescheidenen Ansicht nach auch gar nicht nötig.
 

„Ich will gar nicht wissen, wie weit unsere Kinder gehen könnten...“ Dai grinste in sich hinein. Ganz davon abgesehen, dass er sich gar nicht vorstellen konnte je ein eigenes Kind in den Armen zu halten. Er tauchte unter und drehte sich ein wenig, begutachtete dabei immer wieder Mal Robins geschmeidigen Körper, der neben ihm durchs Wasser glitt. Als er wieder auftauchte, war um sie herum schon wieder viel mehr Getümmel und er stieg wieder auf die mentale Art der Unterhaltung um. //Was würdest du davon halten, wenn wir ganz plötzlich in der selben Klasse wären? Wäre das Durcheinander dann nicht noch besser?//
 

Wieder erschien das breite Grinsen auf Robins schön geschwungenen Lippen und er ließ sich die Idee genüsslich durch den Kopf gehen. Ja, doch, das war durchaus eine nette Vorstellung... /Gefällt mir gut/, teilte er dem Orangehaarigen auf dem gleichen Weg mit. Vor allem, da sie sich unbemerkt austauschen konnten und somit sicher ein gutes Gespann abgaben...
 

//Wunderbar. Ich werde das gleich nächste Woche in die Wege leiten, noch bevor am Montag der Unterricht beginnt...// Daisuke grinste frech und schließlich traten sie wieder aus dem Wasser. Das würde ein Spaß werden. Doch bis dahin hieß es noch die freie Zeit genießen.

„Daisuke! Da bist du ja. Wo hast du denn gesteckt?!“ Der Orangehaarige zuckte nur mit den Achseln. „Seit wann muss ich mich rechtfertigen? Wollt ihr mir einen Babysitter auf den Hals jagen?“ Er grinste und legte einen Arm um Robins Schulter, um klar zu machen, dass die anderen ihn nicht mehr außen vorlassen sollten.
 

Robin konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht überrascht laut nach Luft zu schnappen und zurück zu zucken, als Daisuke den Arm um ihn legte. Ein wilder Schauer, der ebenso schnell ging wie er gekommen war, jagte über seine nasse Haut. Sein Image verbot es ihm, sich aus der vertraulichen Umarmung zu winden. Als Dai endlich den Arm wegzog, atmete Robin erleichtert auf. Was war denn das eben gewesen? Der Schwarzhaarige schüttelte minimal den Kopf über sich selbst. Seit wann war es denn angenehm, von einem anderen Kerl angefasst zu werden???
 

~*~*~tbc~*~*~

Höhenflug

2. Kapitel - Höhenflug
 

Dai drehte sich mit einem Stöhnen auf die andere Seite und schon schien ihm die Sonne ins Gesicht. „Hmm...“ Er grummelte leise und blinzelte gegen das Licht. Da hatte er ja mal wieder schön lange geschlafen. Er grinste triumphierend und drehte sich auf den Rücken. Wie konnte ein Werktag besser beginnen? Er lauschte, doch zu hören war nur leises Gerumpel aus dem Schlafzimmer. Wahrscheinlich Ken, der sich fürs Fußball fertig machte. So. Und was würde diesen Tag noch perfekter machen als lange schlafen?

Auf dem Gesicht des Telepathen breitete sich wieder ein Grinsen aus. Robin natürlich. Langsam streckte er die Fühler aus und wollte Robin gerade ansprechen, da bemerkte er, dass der Junge sich in einem Gespräch mit seinem Vater befand. Kein guter Moment, um einfach loszulabern.
 

Gelangweilt lümmelte Robin auf dem Sessel in dem großen Kühlschrank, den sein Vater Arbeitszimmer nannte. Kühlschrank deshalb, weil der ganze Raum eine Atmosphäre ausstrahlte, die einen frösteln ließ. Kalt, unpersönlich, steril. Wie ein Leichenkeller. In sich hineingrinsend stellte Robin diese Gedankengänge ein und widmete seine Aufmerksamkeit gezwungenermaßen wieder seinem Dad. Der Redefluss des Amerikaners war größtenteils an ihm vorbeigezogen, doch Robin hatte schon Übung darin, trotz allem zumindest das Wesentlichste mitzubekommen. Es war glasklar, dass dem Älteren nicht gefiel, dass sein Sohn _schon wieder_ eine freie Woche hatte, und so hatte Brad beschlossen, dass es nicht schaden konnte, wenn Robin in der Zeit etwas lernte, was ihm in Zukunft auch nützen würde. "Du fährst also zu diesem Broker und lässt dir die Entwicklung der Fonds über die letzten sechs Monate zeigen. Sind sie stabil oder zeigen eine leichte Tendenz nach oben, kaufst du sie. Hast du das verstanden?" In sich hineinseufzend nickte Robin gehorsam. Was sollte das denn für ein Auftrag sein? Konnte der Alte das nicht wie üblich per Telefon erledigen? Mit einem unverbindlichen Lächeln erhob sich Robin, drehte sich wortlos um und verließ das Büro - nicht ohne aufreizend über die Schulter hinweg seinem Vater zu zu winken.
 

Na, das war ja sehr interessant. Dai kämpfte sich aus dem Bett und begann schon sich anzuziehen. Es war beschlossene Sache. Er konnte Robin so einen langweiligen Tag nicht alleine durchmachen lassen. Die ganze Zeit hielt er unbemerkt eine Verbindung zu dem Jüngeren, um immer zu wissen, was er gerade tat und wo er hinging. Ein zufälliges Treffen mit ihm würde Robins Laune sicher auch anheben.

Im Bad unterzog sich der Orangehaarige einer intensiven Katzenwäsche, dann war er auch schon so gut wie verschwunden, rief nur noch ein flüchtiges ‚Ich bin weg’ und peste die Treppen hinunter. Wenn er jetzt auf den Fahrstuhl wartete, würde er nicht rechtzeitig da sein, um Robin ‚zufällig’ zu treffen.

Und tatsächlich. Nur zehn Minuten später saß Dai in einem Eiscafe und löffelte seinen Eisbecher vor sich hin, während er die Straße im Auge behielt, aus der Robin gleich kommen würde.
 

Gewissenhaft und doch gelangweilt hatte Robin seine Aufgabe erledigt - nicht ohne sich zu vergewissern, dass die Aktien, die er soeben erstanden hatte, auch weiterhin so wunderbar steigen würden. Als er aus dem Bankgebäude trat, blinzelte er gegen die helle Sonne und schob sich mit dem Mittelfinger die Brille auf dem Nasenrücken wieder nach oben. Eine Geste, die ihn noch mehr wie seinen Vater aussehen ließ. Allerdings sah er keinen Grund, jetzt sofort wieder nach Hause zu gehen. Sein alter Herr hatte schließlich nichts davon gesagt, dass er gleich wieder zurück kommen müsste. Also schlenderte Robin langsam über die breite, belebte Strasse und sah sich dabei die Auslagen in den überladen dekorierten Schaufenstern an.
 

Dai musste schmunzeln, als er zusah wie Robin langsam immer weiter auf ihn zukam.

„Hey...“ Er streckte den Arm aus und hielt Robin am Handgelenk fest. „Bin ich unsichtbar oder bist du so tief in Gedanken versunken, dass du einfach an mir vorbeilaufen willst?“ Er grinste und ließ den Jüngeren wieder los, lehnte sich lässig zurück und deutete auf den freien Stuhl gegenüber. „Du siehst so aus, als hättest du nichts besonderes vor. Setz dich...“
 

So rabiat aus seinen Gedanken gerissen starrte Robin erschrocken den "Angreifer" an, dann verzogen sich seine Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. "Hey!", begrüßte er Daisuke freudig überrascht. "Das ist ja ein Ding! Wo kommst du denn her?" Er ließ sich auf den angebotenen Stuhl fallen und lachte dem Älteren offen ins Gesicht. "Bist du allein hier?"
 

Dai grinste nur und aß sein Eis weiter. „Alleine? Jetzt nicht mehr...“ Er schmunzelte und betrachtete sein Gegenüber wieder. Jetzt war die Ähnlichkeit wieder deutlich zu sehen. Die Brille, die trockenen Haare und die Anzughose in Kombination mit einem weißen Hemd. „Du hast dich ja ganz schön rausgeputzt. Oder hat dein Vater dich in diese Sachen gesteckt?“

Immerhin war es Sommer und Dai konnte sich nur schwer vorstellen, dass ein Kerl wie Robin bei so einem Wetter freiwillig so rumlief.
 

Genervt verdrehte der Schwarzhaarige die Augen. "Ich musste bei einer Bank was erledigen...", erklärte er vage. "Oder meinst du, dass ich mir sowas zum Spaß anziehe?" Allem Rebellentum zum Trotz hatte Robin allerdings begriffen, dass es manchmal vernünftiger und für einen selber einfacher war, wenn man sich ab und an gewissen Spielregeln unterwarf. Wenigstens dann, wenn es einem in dem Kram passte . Er zwinkerte dem Orangehaarigen fröhlich zu. "Und was stellen wir jetzt mit dem angebrochenen Tag an?"
 

„Ich weiß nicht. Ich schlage vor, wir genießen ihn in gemütlicher Zweisamkeit und lassen uns von niemandem die freien Tage vermiesen...“ Er lachte leise und führte den letzten Löffel Eis zu seinen Lippen, beobachtete Robin dabei allerdings weiterhin. „Wozu hast du Lust? Schwimmen gehen? Faul in der Sonne rumliegen? Kleinen Kindern Lollis wegnehmen?“ Dai grinste und schob den leeren Becher bei Seite, winkte der Kellnerin, dass er zahlen wollte.
 

Über den letzten Vorschlag verzog Robin genervt das Gesicht. "Idiot!", knurrte er durch zusammengebissene Zähne und schüttelte tadelnd den Kopf. Dann allerdings hellte sich seine Miene wieder auf. In der Sonne liegen oder schwimmen gehen konnten sie immer noch. Aber nachdem sie schon mal nur zu zweit waren... "Was hältst du von einem kleinen Abenteuer?", erkundigte er sich verschmitzt.
 

Dai warf sein Haar nach hinten und sah Robin dann interessiert an. „Auch ein großes, wenn es auf unsere Zusammenarbeit hinausläuft...“, grinste er und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, wobei sein Shirt hoch rutschte und seine Bauchmuskeln freilegte. Die Neugier war ihm anzusehen, denn einmal mehr blitzten seine grünen Augen auf. „Was schwebt dir da so vor?“
 

"Lass dich überraschen", erklärte der Jüngere geheimnisvoll. "Oder hast du Angst?" Klar war das die größte Provokation von allen, doch das vergnügte Grinsen, das über seine Lippen spielte, machte diese Frechheit wieder wett. Musternd wanderten seine Augen über den Körper des Anderen und blieben einen Moment zu lange an dem freigelegten Stückchen Haut zwischen Shirt und Jeans hängen. Nur mit jeder Menge Willenskraft schaffte Robin es, seinen Blick wieder in höhere Regionen wandern zu lassen - und versank auf der Stelle in den übermütig blitzenden Augen. Dass seine eigenen dabei aufleuchteten, bekam er gar nicht mit.
 

Das kurze, fast schon lüsterne Funkeln in Robins Augen war dem Orangehead nicht entgangen und er grinste ein wenig anzüglicher als sonst vor sich hin. „Angst? Gibt es nicht in meiner Gefühlswelt...“ Er strich sich demonstrativ das Haar nach hinten, wobei sein Shirt noch ein Stück mehr Haut entblößte. Dann ließ er die Arme wieder sinken und zahlte endlich sein Eis. „Na dann los... Überrasch mich...“ Er richtete sich auf und setzte die Sonnenbrille auf, die bis eben noch auf dem Tisch gelegen hatte.
 

Wieder überzog ein anregendes Prickeln Robins Haut bei diesem Anblick. Doch er hatte keine Zeit, sich darüber zu wundern, sondern sprang ebenfalls auf, nachdem Daisuke aufgestanden war. Er pfiff auf den Fingern lautstark nach einem Taxi, das auch prompt vor ihnen anhielt. Mit einer einladenden Handbewegung hielt er dem Orangehaarigen gentlemanlike die Tür auf und kicherte dabei leise. Kaum hatte sich die Wagentür hinter ihnen geschlossen, nannte er dem Fahrer die Adresse, zu der er gebracht werden wollte, lehnte sich dann gemütlich zurück und strahlte Daisuke, der neben ihm auf der Rückbank saß, freudig an. "Ich bin gespannt, ob es dir gefallen wird. Ich jedenfalls liebe es!"
 

„Na dann ist die Chance nicht groß, dass ich es nicht lieben werde...“

Dai leckte sich leicht über die Lippen und musterte Robin einen Moment. Es war keine Täuschung. Der Kleine interessierte sich offenbar mit jeder Minute mehr für ihn. Vielleicht würde sich der Plan ja noch vertiefen lassen. Er grinste noch eine Spur mehr und lenkte unauffällig Robins Gedanken wieder zurück zum Tisch, wo er ihn mit fast gierigen Blicken bedacht hatte. Daran sollte der Schwarzhaarige ruhig noch ein wenig denken.
 

Mit viel Mühe unterdrückte Robin das leise Ächzen, das sich bei der plötzlichen Erinnerung unbedingt über seine Lippen schleichen wollte. Nein, das ging ja gar nicht an, den Anderen wissen zu lassen, dass er ihn eventuell... nur ganz vielleicht... möglicherweise... attraktiv finden könnte. Angestrengt drehte Robin den Kopf auf die andere Seite und starrte aus dem Fenster, wenigstens so lange, bis er sich wieder völlig unter Kontrolle hatte. Ihm war für den Augenblick entfallen, was er gerade hatte sagen wollen, und ein seltsames Kribbeln machte sich in seinem Bauch breit. Wütend über sich selbst zog er die Augenbrauen zusammen. Sowas war ihm ja noch nie passiert, was sollte also dieser Unsinn? Doch dann, schlagartig, hatte er sich wieder in der Gewalt und konnte sich mit einem strahlenden Lächeln wieder Daisuke zuwenden. "Warts ab!", meinte er nur vielsagend. "Das ist nichts, was jeder mag...."
 

Es kitzelte Dai in den Fingerspitzen. Robins Reaktion auf sein kleines Spiel war eindeutig und kurz überfiel Dai das Verlangen die Finger auszustrecken und sie hauchzart über das schlanke Bein neben seinem gleiten zu lassen. Doch nun zog er sich langsam wieder aus dem Kopf Robins zurück. Die weiteren Gedankengänge des Schwarzhaarigen würden sich von ganz alleine entwickeln und nun war es an ihm, sich selber wieder auf das Folgende zu konzentrieren und sich nichts anmerken zu lassen. Die Worte des Jungen verwirrten ihn etwas. Robin war nichts, was jeder mochte? Na aber hallo! Er schon. Doch dann fand er den Faden wieder und musste schmunzeln. „Wie gesagt. Ich lass mich überraschen und bin gespannt, was du mit mir vor hast...“
 

Es dauerte auch gar nicht lange, bis das Taxi endlich stoppte, Robin den Fahrer bezahlte und fast schon hibbelig aus dem Wagen sprang. "Nun komm schon!", rief er seinem Begleiter lachend zu. "Guck nicht wie ein Bus, sondern beweg dich!" Es war schon klar, dass Daisuke wohl noch nie auf einem kleinen, exklusiven Privatflugplatz gewesen war. Aber irgendwann war immer das erste Mal, sagte sich Robin. Ungeduldig stieg er von einem Fuß auf den anderen, bis sich der Orangehaarige endlich in Bewegung setzte. "Das da", damit deutete der Schwarzhaarige auf eine silbrig glänzende Sportmaschine "ist mein Flugzeug. Und wir gehen jetzt Fallschirmspringen!", lüftete er endlich seinen grandiosen Plan.
 

Ziemlich verdattert sah sich Daisuke um. Doch er konnte sich noch immer nicht denken was Robin hier mit ihm wollte. Er sah sich um und betrachtete dann das Flugzeug, hob anerkennend die Brauen und schob die Sonnenbrille in sein Haar. Dann blieb ihm fast die Luft im Halse stecken. „Fallschirmspringen?“, fragte er und dachte im ersten Moment, dass Robin ihn verarschen wollte. Doch dann grinste er und nickte. „Fallschirmspringen!“ Er folgte dem Jüngeren und musterte das glänzende Schmuckstück. „Dann weise mich mal ein. Ich hab so was noch nie gemacht.“
 

Ganz automatisch und unbewusst packte Robin Daisukes Hand und zog ihn hinter sich her, während er ihm im Laufen erklärte, was gleich ablaufen würde. "Nachdem du das noch nicht gemacht hast, werden wir zusammen springen, damit du dich an das Gefühl gewöhnst. Ich nehm dich quasi Huckepack!" Dass das eigentlich einschloss, dass sie beide _sehr_ auf Tuchfühlung gehen würden, realisierte Robin in dem Moment noch nicht.
 

Dai hingegen war das auf der Stelle klar und er grinste triumphierend. Seine Finger griffen etwas fester die Hand des Anderen und er leckte sich ungesehen über die Lippen. „Okay... Und wer fliegt die Maschine?“, fragte er dann und sah sich das Prachtexemplar nun aus nächster Nähe an. Es war echt klasse. Und das gehörte Robin? Na da hatte Brad seinen Vater entweder nicht ausreichend bezahlt, oder Schuldig verschwieg ihm irgendwas. Denn SOWAS war bei ihm Geschenketechnisch noch nie drin gewesen. Nicht mal annähernd.
 

Was war denn das für eine Frage? "Ein Pilot natürlich, was dachtest du denn?", erwiderte Robin stirnrunzelnd. Für weitere Ausführungen hatte er keine Zeit mehr, denn sie hatten das Flughafengebäude erreicht und er musste die Befehle für den Start der kleinen Maschine geben. Gleichzeitig zog er Daisuke weiter mit sich in einen kleinen Raum, in dem sie die allzeit bereit liegenden Overalls anlegen konnten. Robin freute sich wie ein kleines Kind auf das Bevorstehende und das sah man ihm auch ganz deutlich an. Er hoffte nur, dass Daisuke nicht im letzten Moment einen Rückzieher machen würde. Eine solche Reaktion wäre zwar verständlich gewesen, denn vom Flugzeug aus sah das alles ganz anders aus. Aber Robin schätzte seinen Begleiter nicht so ein.
 

„Natürlich mache ich keinen Rückzieher, du Clown...“ Er lachte leise und zwinkerte Robin frech zu. Er konnte nichts dafür. Die Gedankengänge des Anderen waren ihm geradezu entgegengesprungen. Als sie den Raum dann erreicht hatten und Robin ihm alles gezeigt hatte, blieb es nur noch an ihm hängen, sich umzuziehen. „Lässt du meine Hand denn auch wieder los? Sonst wird es schwer mit dem Umziehen...“, grinste Daisuke und streckte dem Jüngeren die Zunge raus, als der ganz plötzlich seine Hand losließ. Körperkontakt würden sie gleich wohl noch ne ganze Menge haben. Verbunden mit Adrenalin bis zum Abwinken... Was konnte es Schöneres geben?
 

Erst bei Daisukes Hinweis war es Robin aufgefallen, dass er immer noch dessen Hand fest in seiner hielt, und ließ ihn los, als hätte er sich daran verbrannt. Zum Glück war er nicht der Typ, der rot wurde, denn sonst hätte er jetzt wohl einer Ampel ernste Konkurrenz gemacht... Es dauerte nicht lange, bis Robin den seidigen Overall an hatte, der seine schlanke Gestalt noch mehr hervor hob. Rasch holte er den sorgfältig zusammengelegten Fallschirm aus seinem Schrank, überprüfte ihn kurz und sah den Orangehead dann auffordernd an. "Fertig?" erkundigte er sich knapp, wobei ihm anzumerken war, wie sehr es ihn nach oben in die Freiheit drängte.
 

Daisuke hatte sichtbar mehr Probleme sich fertig anzuziehen und erst recht alles zu überprüfen. Allerdings würde er sich spätestens im Flugzeug noch mal von Robin durchchecken lassen. Nicht dass er doch irgendwas falsch gemacht hatte und nicht heil ankam. Er wusste nämlich nicht, wie es nun weiter gehen würde. „Jopps... fertig.“ Seine Aufregung war ihm nicht wirklich anzusehen. Die Fähigkeit, Gefühle mit einem lässigen Grinsen zu überspielen, hatte er ebenfalls von seinem Vater übernommen, das hatte Ken ihm schon oft belustigt vorgeworfen. „Also dann. Von mir aus kann’s losgehen.“
 

Robin nickte zufrieden und ging gelassen aus der Umkleide, das Fallschirmpaket munter in einer Hand schwingend. Sie stiegen in das kleine Flugzeug und nur wenige Minuten später befanden sie sich in der Luft. "Ich werde mir nachher den Schirm anlegen", erklärte er Daisuke ruhig. "Dann werde ich mich hinter dich stellen und dir die Gurte umlegen. Die Höhe wird enorm sein, aber du brauchst dir nichts denken, ich hab das schon oft gemacht. Ich würde dir raten, beim Ausstieg die Augen zu zu machen. Das hilft."
 

Dai musste grinsen und nickte. „Schon klar. Aber was hab ich denn davon, wenn ich die Augen zu mache?“ Er zwinkerte und sah zu, wie die Maschine immer höher stieg. Komischer Weise konnte er nicht behaupten, dass er Angst hatte. Ihm war ein bisschen mulmig in der Magengegend, aber das war auch alles. Ob es nun daran lag, dass er noch nie wirklich Angst vor irgendwas gehabt hatte, oder eher daran, dass er mit Robin zusammen springen würde, wusste er nicht. Aber es war egal. Alleine der Gedanke, dass der Andere gleich dicht bei ihm war, ließ die Wärme in seinem Inneren wieder aufbrodeln.
 

Es dauerte ein wenig, bis die Maschine die Höhe hatte, die Robin für den Sprung wollte. Doch als der Pilot endlich das Zeichen gab, schnaufte der Schwarzhaarige zufrieden auf. "Na dann steh mal auf", wies er den Anderen ganz professionell an, schnallte den Fallschirm auf seinen Rücken und stellte sich so hinter Daisuke, dass der mit dem Rücken zu ihm stand.
 

Leicht drehte Dai den Kopf, sah zu Robin und lächelte leicht. „Muss ich irgendwas machen? Oder vertrau ich einfach drauf, dass du mich heil runterbringst?“, grinste er und sprach dabei laut genug, damit Robin ihn hören konnte, der Pilot davon aber nichts mitbekam. Das Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht, auch wenn sich ein aufgeregtes Kribbeln in seinem Inneren breit machte.
 

"Du musst nichts machen außer still halten und genießen..." Robin wunderte sich, warum seine Stimme sich auf einmal so merkwürdig dunkel anhörte und er sich vorkam, als hätten seine Worte eine völlig andere Bedeutung... Schnell wischte er diese Gedanken weg und konzentrierte sich darauf, die Gurte um Daisuke zu legen und sie geschickt vor dessen Brust und Bauch zu schließen. Dazu musste er den Älteren mehr oder weniger umarmen - was eine akute und ungewohnte Trockenheit in seinem Mund auslöste.
 

Kurz schloss Dai die Augen, als er diese Nähe spürte – fast als wenn er befürchtete, dass er dazu nie wieder Gelegenheit haben würde. „In Ordnung. Still halten und...genießen“, wiederholte er rauchig und ließ es sich nicht nehmen, einmal über die schlanken Arme zu streicheln, die ihn grade sicher festgurteten. Wie um alles in der Welt kam er eigentlich auf die Idee, diesem Jungen von Anfang an so vertrauen zu können? Immerhin war Robin der Sohn eines Mannes, den er eigentlich absolut nicht mochte – noch nie gemocht hatte. Dai öffnete die Augen wieder und sah hinab in die Tiefe. Der Boden sah wirklich verdammt weit weg aus. „Kurze Interessefrage: wie hoch sind wir hier?!“
 

Das Grinsen, das bei dieser Frage auf Robins Gesicht erschien, war sogar in seiner Stimme zu hören. Und die Beantwortung lenkte ihn von anderen Dingen ab, die bei der kurzen Berührung in ihm aufgekommen waren. "5500 Meter", teilte er Daisuke also in einem Ton mit, als sei das gar nichts besonderes, und schob dabei die Schutzbrille über Daisukes Kopf. Gut, für ihn war es das auch nicht. Ohne Vorwarnung und bevor der Andere noch etwas sagen konnte, drehte Robin sich und damit auch Daisuke um und ließ sich rückwärts aus dem Flugzeug fallen wie ein Taucher aus einem Boot.
 

Ein lauter Schrei entfuhr Daisuke. Doch schnell wurde er zu einem Freuderuf, der dem Tarzans glich. Er streckte unfreiwillig alle viere von sich und merkte wie ihm der eisige Wind ins Gesicht blies. Doch aus dem Lachen kam der Telepath jetzt nicht mehr raus. Das Gefühl des freien Falls war unglaublich. Das Adrenalin pumpte durch seinen Körper, der Leib dicht hinter ihm gab ihm die nötige Sicherheit, und sein Herz schlug Purzelbäume. Wahnsinn. Leicht bewegte er die Finger, spürte, dass er sie nicht zusammenmachen konnte, sondern jede Kontrolle über seinen Körper einfach dem Fallwind überlassen musste.
 

Der Wind zerrte an den dünnen Anzügen und ließ sie wie Segel flattern, während die Gravitation sie unbarmherzig nach unten zog. Robin genoss den freien Fall, solange er es verantworten konnte. "Das gibt jetzt einen mächtigen Ruck, wenn ich die Reißleine ziehe!" versuchte er das Brüllen des Windes zu übertönen, wusste aber nicht, ob Daisuke ihn tatsächlich verstand. Ein kurzer Zug an der Leine, der Fallschirm öffnete sich mit einem flappenden Geräusch und riss die beiden jungen Männer mit Wucht nach oben.
 

„Wohooow~“, ließ Dai seine Überraschung bemerken und grinste dann schwer atmend. Er wandte den Kopf, als er sich wieder etwas gefangen hatte, und sah nach unten. Langsam segelten sie nun auf den noch immer weit entfernten Boden zu. „Es ist unglaublich...“, grinste er und drehte den Kopf ein Stück nach hinten, um Robin ansehen zu können. Noch immer raste sein Herz unglaublich schnell und er hatte das Gefühl, dass seine Beine ihn nie wieder würden tragen müssen, dass er sie einfach nicht mehr brauchte – nie wieder. Er sah Robin an, seine zerzauste Mähne, und wusste, dass er wohl nicht besser aussah, obwohl er sich für den Sprung einen festen Zopf gemacht hatte. Genießend legte er den Kopf nach hinten auf die Schulter des Jüngeren und schloss einen Moment die Augen. Langsam griff er nach Robins Hand und legte sie an seine Brust, sodass er Dais schnellen Herzschlag spüren konnte.
 

Welcher Teufel ihn ritt, konnte Robin nicht genauer definieren, doch er ließ seine Hand genau da, wo Daisuke sie platziert hatte, auch nachdem der ihn wieder los gelassen hatte. Langsam und kaum spürbar strich er über das seidige Material, das sich über Daisukes Brust und Bauch spannte.
 

Ein Schauer überlief Daisuke und er lächelte unbewusst. Nur sehr schwer konnte er die Augen wieder öffnen. Und noch viel schwerer war es für ihn, darauf zu verzichten, seine Wange gegen die Robins zu schmiegen, als er den Kopf wieder hob, um sich die näherkommende Landschaft ansehen zu können. Immer wenn er glaubte, dass Robin gleich die Hand wegnehmen würde, legte er seine wieder darauf, als wenn er Robins Aufmerksamkeit wollte, und deutete auf irgendwas tief unter ihnen.
 

Tatsächlich wurde Robin auf diese Art ein paarmal davon abgehalten, seine Hand zurück zu ziehen. Doch er konnte nicht wirklich behaupten, dass ihn das störte. Er legte sein Kinn auf Daisukes Schulter und betrachtete den näher kommenden Boden. "Wo willst du landen?" erkundigte er sich laut bei dem Anderen. Die Vorschrift, dass er eigentlich nur an bestimmten Punkten landen durfte, hatte er noch nie beachtet - sie existierte schlicht und ergreifend für ihn nicht.
 

Dai grinste und deutete auf eine Rasenfläche ganz in der Nähe eines Sees. „Da drüben!“ Er konnte seine eigene Hand nicht länger zurückhalten und legte sie nun langsam hinter sich auf Robins Hüfte. Doch mehr ließ er sich nicht anmerken. „Wie um alles in der Welt willst du dieses Ding eigentlich steuern?“ Darüber hatte er sich noch keine Gedanken gemacht. Und die Fallschirme, die er aus dem Fernsehen kannte und die man lenken konnte, sahen irgendwie anders aus.
 

Und doch war Robins Schirm gar nicht so verschieden zu normalen Schirmen. Allerdings musste er jetzt wohl oder übel seine Hände vom Anderen nehmen. Doch gleich darauf kam ihm eine spontane Idee. Er griff nach Daisukes Händen, legte sie an die beiden Steuerungsleinen und schloss seine eigenen Finger darum. So konnte er dem Orangehaarigen gleich zeigen, wie man dieses Ding lenkte...
 

Daisuke lächelte wieder unverschämt. Robin war genau wie er. Er ergriff offenbar liebend gerne jede Gelegenheit. Er hatte nur einmal wachgerüttelt werden müssen. „Yeha~ Das geht ja richtig gut...“, lachte Dai und sah zu, wie sie der Wiese immer näher kamen. Allerdings kamen sie viel zu schnell unten an, wenn es nach ihm ging, denn schon bald fühlte er den Boden unter den Füßen und schaffte grade mal ein paar Schritte, bevor er einfach nach vorne wegkippte und Robin wohl oder übel mit sich zog. Lachend blieb er auf dem Bauch liegen, seine Hände immer noch mit denen Robins verschlungen. „Klasse... Das war super.“
 

Kaum hatte Daisuke zu Ende gesprochen, fühlte Robin, wie sich der Fallschirm sanft über sie legte und alles andere ausschloss. Geschickt öffnete er die Gurte und befreite sie beide so von dem Material, das sie zusammen gehalten hatte. Ein leichtes Bedauern stellte sich bei ihm ein, das er allerdings der Tatsache zuschob, wieder auf der Erde zu sein.
 

Dai drehte sich auf den Rücken und lachte wieder leise, öffnete die Augen und sah zu Robin auf. Sein Lachen verhallte und ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er hob die Arme rechts und links von Robins Kopf an und hob so den Fallschirm etwas an. Lächelnd sah er zu ihm auf. „Danke... Das war wirklich klasse... Es hat Spaß gemacht...“, sagte er leise. Einen Moment versank er in den schönen braunen Augen und kurz ballte er die Hände zu Fäusten, damit er sie nicht nach Robin ausstreckte und ihn einfach wieder dichter zu sich zog.
 

Ganz plötzlich schlug dem Schwarzhaarigen das Herz im Hals und er wünschte sich, einen Grund zu finden, um weiter so auf dem Anderen liegen bleiben zu können. "Bitte", erwiderte er rau, "Wir können das jederzeit wiederholen. Gar kein Problem." Ein wenig schwerfällig rappelte er sich in die Höhe und raffte den Fallschirm hastig zusammen. Das Zittern seiner Hände konnte er sich dabei aber nicht erklären, ebenso wenig wie den schweren Seufzer, der ihm unwillkürlich entkam.
 

Ein wenig zittrig atmete Dai durch und schloss kurz die Augen. Dann richtete auch er sich langsam auf und half Robin mit dem Fallschirm. „Gerne. Jeder Zeit...“ Langsam fasste sich Dai wieder und das übliche Grinsen legte sich auf seine Lippen. Auch wenn er nicht umhin kam, Robin ab und zu einen anzüglichen Blick zuzuwerfen oder ihn ganz zufällig zu berühren. „Und... Wie kommen wir hier wieder weg? Wir sind irgendwo im Nirgendwo gelandet...“
 

"Du wolltest doch hierher" grinste Robin unverschämt, zückte dann aber sein Handy und hielt es dem Orangehaarigen vor die Nase. "Das nennt sich Handy" tat er so, als hätte der Andere noch nie so ein Gerät gesehen. "Ist manchmal ganz nützlich, die moderne Technik, weißt du." Er konnte nicht anders, als Daisuke frech die Zunge heraus zu strecken und hämisch zu grinsen.
 

Grade wollte Robin seinen Anruf tätigen, da griff ihm Daisuke dazwischen. Seine Hand schloss sich um das dünne Handgelenk und er hielt Robin davon ab, zu telefonieren. Allerdings hatte er gehandelt, ohne sich darüber im Klaren zu sein, wieso. „Nicht...“, sagte er nach einem Moment des Schweigens. Sein Denken ratterte. „Es... würde viel zu schnell gehen und sie wären schon hier...“, wisperte er noch leise und nahm ihm das Handy aus der Hand, schob es wieder in Robins Tasche und sah ihm tief in die Augen. „Ich will hier noch nicht weg...“
 

Wortlos und wie ferngesteuert ließ Robin das alles geschehen. Eine unbekannte Aufregung brandete durch seinen Körper und es fiel ihm urplötzlich unwahrscheinlich schwer, normal zu atmen. Rasch packte er Daisukes Hand, bevor der sie zurück ziehen konnte, und hielt sie fest. In den braunen Augen zeichnete sich ganz deutlich eine Frage ab: Und was jetzt?
 

Dai hatte das selbe Atmungsproblem wie auch Robin, nur dass er es ein wenig besser unter Kontrolle halten konnte. Langsam glitt sein Blick an dem schlanken Körper entlang und er trat noch einen kleinen Schritt näher, hob auch die zweite Hand. Er sah wieder auf in die hübschen Augen und ließ die freie Hand über Robins Brust fahren, öffnete dann langsam den Reißverschluss des Overalls. „Jetzt... gehen wir schwimmen...“, grinste er und löste sich dann urplötzlich. Er öffnete seine eigene Kleidung und ließ alles zu Boden fallen bis auf die Shorts, packte Dai bei der Hand und zog ihn mit sich Richtung See. Erst an dem steilen Ufer ließ er die Hand des Anderen wieder los. Er zögerte nicht lange und zog sich einfach auch die Shorts aus. Kurz drehte er sich noch mal zu Robin und musterte ihn, ließ sich dann einfach rückwärts ins Wasser fallen.
 

Nein, das konnte jetzt nicht wahr sein! Das war alles viel zu schnell gegangen, als dass Robin in irgendeiner Weise hätte reagieren können. Fassungslos starrte er den Orangehead an, drehte sich dann ein wenig verschämt um und entledigte sich ebenfalls seiner Kleidung. Wieder schlug sein Herz hart gegen die Rippen und wieder konnte er nicht sagen, wo ein Schauer endete und der Nächste anfing. Doch dann ballte er die Hände zu festen Fäusten, schalt sich selbst einen Idioten und sprang hinter Daisuke her in das kalte Wasser, in der Hoffnung, es würde ihn ein wenig abkühlen und den Kopf frei spülen.
 

Dai tauchte unter und schwamm ein paar Züge. Überall herrschte ein Kribbeln in seinem Inneren, das er sich nicht erklären konnte. Es war nicht das erste Mal, dass er sich zu jemandem hingezogen fühlte. Auch nicht, dass er einen Mann so attraktiv fand. Aber in solchen Situationen hatte er sich immer anders verhalten. Langsam schlichen sich seine Fühler wieder vor und tasteten nach Robin. Auch wenn Dai gut fünf Meter von dem Schwarzhaarigen entfernt war, ließ Dai nun mental seine Finger über der den schlanken Leib gleiten – als wenn das Wasser ihn so umspielen würde.
 

Es war Glück für Robin, dass er sich über Wasser befand, denn als er Daisukes "Attacke" spürte, konnte er sich ein tiefes Aufstöhnen nicht verkneifen. Auf der Stelle wünschte er sich, den Anderen auch so berühren zu können und ihm zu zeigen, was für eine Aufregung er damit auslöste.
 

Dai glitt auf dem Rücken an einen Felsen und lehnte sich entspannt daran, spielte sein kleines Spielchen aber weiter. Er schluckte hart, bevor er noch einen Schritt weiterging, mental seine Lippen an Robins Nacken legte und ihn dort mit unsichtbaren Küssen zu verwöhnen. Das Stöhnen war ihm nicht entgangen und es löste eine Hitze in ihm aus, die er nur selten zuvor gespürt hatte.
 

Robin schnappte verzweifelt nach Luft und sah zu, dass er festen Boden unter die Füße bekam - sonst hätte er gewettet, einfach kraftlos unter zu gehen. Kaum hatte er sicheren Stand, schloss er die Augen und genoss die zarten Liebkosungen, von denen es wusste, dass sie nur gut gemachte Illusionen waren. Reglos stand er da und kostete das Feuer aus, das sie in seinem Körper auslösten.
 

Die Illusionen verfestigten sich mehr und mehr, geschürt von Dais eigenem Verlangen und der Fantasie seines Opfers. So konnte Robin im ersten Moment gar nicht merken, dass die Lippen, die sich in diesem Moment auf seine pressten, gar kein gut gemeisterter Trick mehr waren, sondern eine leidenschaftliche Verbindung mit Dai. Der Orangehaarige hatte sich lautlos auf Robin zu bewegt und war vor ihm zum Stehen gekommen. Er konnte einfach nicht mehr anders, er musste diesen Jungen küssen, ihn berühren.
 

Erst als sich die Arme des Anderen real um ihn schlangen, zuckte Robin zusammen und schlug überrascht die Augen auf. Aber nur, um sie sofort wieder zu schließen und sich in die angenehme Umarmung fallen zu lassen. Automatisch presste er sich gegen Daisuke und bekam ihn so mit seinem ganzen Körper zu spüren. Es war nicht das erste Mal, dass er solchen Körperkontakt hatte. Allerdings war es das erste Mal mit einem anderen Kerl. Noch dazu waren sie beide nackt und das war etwas, was Robin bisher in Gegenwart anderer Jungs auch immer vermieden hatte. Trotzdem fand er es bei Dai gar nicht so übel. Im Gegenteil. Es... machte ihn unwahrscheinlich an.
 

Es war der schiere Wahnsinn. Die Nähe fühlte sich so unglaublich gut und berauschend an, wie Dai es sich nicht mal hätte vorstellen können. Immer intensiver ließ er den Kuss werden und seine Hände strichen über den schmalen Rücken, die weichen Seiten und die schlanken Arme. Die Augen musste er zwischendurch immer wieder einen Spalt öffnen, um sich zu vergewissern, dass es auch wirklich wahr war, dass er es sich nicht einbildete.
 

Zuerst erwiderte Robin nur zaghaft Daisukes Kuss, doch nachdem er sich gesagt hatte, dass es doch völlig egal war, mit dem Anderen jetzt hier ein wenig zu knutschen, begann er, ihn leidenschaftlich zurück zu geben. Seine Hände verfingen sich in den langen orangen Haaren und zogen den Älteren noch näher. Immer wieder versuchte er, Dai die Kontrolle über den Kuss abzunehmen und schaffte es sogar, nur um sie gleich wieder abzugeben. Ihre Zungen duellierten sich, während Robin sich daran machte, nun seinerseits den Anderen mit sanften Streicheleinheiten zu verwöhnen. Sein leises Stöhnen wurde dabei von dem noch immer andauernden Kuss gedämpft.
 

Ein leises Keuchen entfloh Dai. Der kleine Kampf, der zwischen ihnen ausgetragen wurde, war mehr als Erregung. Er drängte Robin weiter zurück, bis der Junge den glatten Felsen im Rücken hatte, an dem Dai eben noch gelehnt hatte. Sein Bein schob sich zwischen die Robins und er krallte sich nun ebenfalls mit einer Hand in das schwarze Haar, übernahm von neuem die Kontrolle – über den Kuss, über ihre leichten Bewegungen, vielleicht sogar über Robin selbst.
 

Atemlos zog Robin den Kopf soweit zurück, dass er ihren Kuss unterbrechen konnte, und sah den Orangehaarigen nach Luft ringend und mit glasigen Augen an. Kurz fragte er sich, was das hier noch werden, wohin es sie führen sollte - doch sofort darauf war diese Überlegung schon wieder gleichgültig. Er spürte das Brennen in seinen Lenden, das von Dais Berührungen und ihrem Kuss ausgelöst worden war.
 

Schwer atmend und mit verschleiertem Blick sah Dai auf den Kleineren hinab, während er erneut auf den Kampf einging, und strich ihm das Haar nach hinten. Nach einer Weile beendete er auch diesen Kuss – aus dem er als Sieger herausgegangen war - und seine Finger drückten den Kopf noch ein Stück weiter zurück, sodass seine Zunge über den schwach ausgeprägten Adamsapfel fahren konnte. Seine Hände hingegen begaben sich schon wieder auf Wanderschaft, während sein Bein sich weiter leicht zwischen denen Robins bewegte und die wachsende Erregung deutlich zu spüren bekam. Sanfte Küsse wurden auf der zarten Haut verteilt und schließlich erreichte Dais rechte Hand ihr Ziel. Er zog sein Bein zurück und schloss die Finger um das harte Glied, grinste leicht gegen den feuchten Hals und sah dann wieder in das lustverschleierte Gesicht.
 

Ein leiser Schrei drang aus Robins Kehle, als er Daisukes Hand auf seiner pulsierenden Härte fühlte und er drängte sich ihr unwillkürlich entgegen. Vor unterdrückter Lust schon fast keuchend legte er den Kopf in den Nacken, während sich seine Hand ebenfalls selbstständig machte und zielsicher Dais Erregung zu fassen bekam. Sanft drückte er zu, bis er spürte, dass sich Dais Glied noch einmal versteifte und er das Stöhnen des Älteren hören konnte. Erst da fing er an, seine Hand an der harten Größe sanft zu bewegen.
 

Nun konnte auch Dai das leise Stöhnen und stetige Keuchen nicht mehr unterdrücken. Seine Lippen fanden zu Robins Ohr und sanft leckte er darüber. Beständig massierte er das harte Glied in seinen Fingern, drängte sich dann dichter und umfasste zusammen mit Robin beide Glieder, drückte sie dicht aneinander. „Du bist... wunderschön...“ Dais rauchige Stimme drang ohne Umwege in Robins Ohr, bevor er leicht an dem zarten Ohrläppchen knabberte. Seine freie Hand krallte sich leicht in Robins Hüfte, suchte den nötigen Halt.
 

Wieder schrie Robin lusterfüllt auf, einmal wegen der ungewohnten Stellung, in der er sich nun befand, und zweitens weil ihm Daisukes Worte direkt in den Unterleib schossen und dort den herrschenden Brand nur noch anfachten. Er legte seine Hand über die des Älteren und fing an, sie zu bewegen. Schon lange war er zu keinem vernünftigen Gedanken mehr fähig, bestand nur noch aus Verlangen nach mehr. Warum hatte es noch keins der vielen Mädchen, die ihn ähnlich angefasst hatten, geschafft, ihn so zu erregen? Egal... "Du bist der helle Wahnsinn!" brachte er rau und abgehackt über die Lippen, ehe er sich wieder daran machte, den Mund des Anderen zu erobern.
 

„Haa... ich weiß...“ Dai grinste leicht gegen die wohlschmeckenden Lippen, seine Atmung wurde von Sekunde zu Sekunde flacher. „Robin... ich will dich hören... Komm schon...“, raunte er. Seine Hand löste sich, überließ die Arbeit in den unteren Regionen nun dem Schwarzhaarigen. Stattdessen fuhren seine Finger wieder den Körper nach oben und reizten die empfindlichen Brustwarzen, die grade so aus dem Wasser hervorlugten. Seine andere Hand glitt von der Hüfte aus nach hinten, legte sich an Robins Hintern und massierte ihn aufreizend, drückte ihn gleichzeitig noch dichter an sich.
 

Mit Mühe und Not konnte sich Robin auf den Beinen halten, die sich auf einmal anfühlten, als wären sie aus Pudding. Ungewollt drückte er aus Reflex fester zu und entlockte damit sich und auch Dai ein weiteres, lautes Aufstöhnen. Nachdem die Geräuschbarriere bei ihm gebrochen war, gab er dem Orangehead das, was der wollte: ungehemmte Laute vollkommener Lust. Mit jedem einzelnen Geräusch, das er von sich gab oder auch zu hören bekam, ballte sich die heiße Erregung immer weiter in seinem Unterleib zusammen, bis er schließlich zitternd an Daisuke hing und nur mit eisernem Willen seinen Orgasmus unterdrückte.
 

Dai merkte ganz deutlich, dass es für Robin schon bald vorbei sein würde und er lächelte wieder, bewegte seine Hüfte instinktiv gegen den Jungen vor sich und küsste ihn abermals gierig. „Ha... zusammen... komm schon...“, keuchte er, ließ im gleichen Moment überraschend seinen Finger durch den engen Eingang brechen. Das Wasser würde kaum Schmerz zulassen und die Gefühlswellen, die Robin nur Sekunden später überfielen, würden für den Rest sorgen, denn sein Finger fand sofort die empfindliche Prostata und drückte beständig dagegen. Gierig nahm Daisuke das laute Stöhnen zur Kenntnis und spannte sich ebenfalls immer mehr an.
 

Auf der Stellte wurde Robin schwarz vor Augen. Er warf den Kopf in den Nacken und stieß einen lauten Schrei aus, der sämtliche Luft aus den Lungen presste, als sein Inneres explodierte und er sich in das kalte Wasser ergoss. Sein ganzer Körper bebte durch die Heftigkeit dieses Höhepunktes und für einen Moment hatte er wieder das Gefühl, noch gar nicht auf der Erde gelandet zu sein, sondern sich immer noch im freien Fall zu befinden.
 

Dai ging es nicht anders. Noch nie hatte er so einen Orgasmus erlebt. Sein Schrei hallte durch die Luft, dann stockte sein Atem und setzte vollkommen aus, als er sich hart gegen Robin presste und schließlich erschöpft zusammensank. Nur schwer konnte er sich und Robin auf den Beinen halten. Doch er zog seinen Finger wieder aus dem Jungen heraus und hauchte zarte Küsse auf dessen Hals und Gesicht, streichelte ihn beruhigend und lächelte sanft. „Wahnsinn...“
 

Dem konnte der Jüngere nur voll und ganz beipflichten. Er brachte gerade noch ein schwaches Nicken zustande, zu mehr war er nicht mehr fähig. Seine Augen fielen kraftlos zu und er wünschte sich nur noch ein stilles, einsames Plätzchen, an dem er das eben Erlebte in aller Ruhe verdauen konnte. Bei allen Göttern - niemand hatte ihn darauf vorbereitet, wie vernichtend ein Orgasmus sein konnte! Schwach lehnte er sich gegen Daisuke und begann wieder zu zittern, diesmal allerdings, weil sein im Augenblick sehr sensitiver Körper ihm meldete, in welch kalter Umgebung er sich eigentlich befand.
 

Dai hob überrascht die Brauen, als er seine Fühler ausstreckte, um sicher zu gehen, dass es dem Schwarzhaarigen gut ging. Nicht nur, dass Robin grade das erste Mal einem Mann so nah gewesen war, nein. Offenbar erreichte dieses Erlebnis in seiner Erlösungsskala die Nummer eins. Dai grinste zufrieden und küsste den Jungen noch einmal sanft, drehte ihn dann um und zog ihn wie einen Ohnmächtigen mit Richtung Ufer. Behutsam schaffte er ihn an Land und legte sich neben ihn ins warme Gras. Er seufzte genießend und schloss die Augen, ließ seinen Körper von der Sonne wärmen und lächelte leicht vor sich hin.
 

Robin kuschelte sich vertrauensvoll an den Älteren und seufzte leise in sich hinein. Auf dieses Erlebnis würde er jetzt, im Nachhinein, auf gar keinen Fall verzichten wollen. Auch wenn das Ganze nur eine einmalige Sache zwischen ihnen bleiben musste. Er streckte sich ein wenig und legte seinen Arm quer über Daisukes Brust, als wenn er ihn vollständig in Besitz nehmen wollte.
 

Dai hob eine Braue hoch, als er das Ankuscheln bemerkte, und lächelte dann wieder sanft. Er zog Robin noch ein Stück näher zu sich und strich ihm das feuchte Haar aus dem Gesicht. „Und diesen Höhenflug konntest du nicht voraussehen?“, fragte er mit leiser und dunkler Stimme, während er Robin mit kleinen Streicheleinheiten verwöhnte. Tatsächlich hatte er gedacht, dass der Kleine einen Rückzieher machen würde. Da hatte er sich wohl geirrt – zum Glück.
 

Beiläufig zuckte Robin die Schultern und bettete sein Gesicht auf Daisukes Brust. "Hätte ich können, wenn ich den Tag heute hätte wissen wollen, ja. Aber da ich der Meinung war, es würde nichts besonderes passieren, hab ich auch nicht nachgesehen." Seine Stimme wurde gegen Ende immer leiser und zeigte an, dass er wohl kurz vor dem Einschlafen stand. Dass er das in Gegenwart des Orangehaarigen tat, war ein Vertrauensbeweis, den der Anderen wohl nicht einmal erahnen konnte.
 

~+~ tbc ~+~

Gedankenspiele

3. Kapitel - Gedankenspiele
 

Der restliche Tag war noch wunderbar gewesen, gefüllt mit einer unglaublichen, allumfassenden Zärtlichkeit, doch er war viel zu schnell vergangen. Am späten Nachmittag hatte Robin das Taxi für sie beide gerufen und in der Nähe ihrer Schule hatten sie sich getrennt.
 

Jetzt lag der Schwarzhaarige in seinem Bett und dachte an die vergangenen Stunden zurück. Ein ihm völlig unbekanntes Glückgefühl und eine kaum vorzustellende Wärme flutete durch seinen Körper, wenn er nur an Daisuke dachte. Robin schloss die Augen und versuchte, diese seltsamen Gefühle zu analysieren.
 

Vor zwei Tagen noch hatte er den Orangehaarigen nur aus der Ferne betrachtet und sich gewünscht, zu dessen Freundeskreis zu gehören. Nicht, weil er ihn mochte – dafür kannte er ihn ja zu wenig – sondern weil der Andere in seiner Klasse ebenso ein Star zu sein schien wie er selbst in seiner eigenen. Und solche beliebten Anführertypen sollten sich Robins Meinung nach zusammenschließen.
 

Dieser Zusammenschluss war schneller gegangen, als es sich der Schwarzhaarige vorgestellt hatte. Gut, sicher hätte er es wissen können, aber er war zu dem Schluss gelangt, dass das Leben doch keinen Spaß machte, wenn man restlos alles schon im Vorhinein wusste.
 

Wahrscheinlich waren sie sich tatsächlich zu ähnlich, um sich lange ignorieren zu können, überlegte Robin weiter. Immerhin hatten sie ja doch gewisse Gemeinsamkeiten, die verbanden.
 

Doch das alles erklärte nicht das Chaos, das gerade in ihm vorherrschte. Das war eindeutig nicht normal. Okay, das, was heute zwischen ihnen geschehen war, hätte nie passieren dürfen, soviel stand fest . Eine Wiederholung würde es auch nicht geben. Das war zumindest seine Meinung, obwohl er allein bei dem Gedanken daran schon wieder die Hände des Anderen auf sich zu spüren glaubte.
 

Entnervt ächzte Robin auf. Nein, so ging das nicht! Er sehnte sich NICHT nach Daisukes Gegenwart und seiner Umarmung. Auf gar keinen Fall! Auch wenn sein Körper ihm hier gerade etwas ganz Gegenteiliges weiß machen wollte... Missbilligend verzog Robin das Gesicht und zwang sich, das Kribbeln in seinem Inneren zu ignorieren und sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch je länger er über den orangehaarigen Telepathen nachdachte, desto schlimmer wurde es. Mittendrin fühlte es sich an, als würde in seinem Magen eine ganze Horde Schmetterlinge eine wilde Party feiern, und sein Herz raste wieder einmal in beängstigendem Stakkato dahin. So etwas hatte er noch nie zuvor erlebt.
 

Bisher hatte er zwar mit einigen Jungs geflirtet, weil er nichts dabei gefunden hatte. An sich herangelassen hatte er aber nur Mädchen. Doch selbst die schönste und geschickteste hatte es nicht drauf gehabt, in ihm so eine Verwirrung auszulösen, wie es Daisuke offenbar tat. Hätte ein Freund ihm so etwas erzählt, hätte Robin wohl geantwortet: „Du bist ganz offensichtlich verliebt!“
 

Entsetzt schlug Robin die Augen auf. Nein! Nein, das konnte doch gar nicht sein! Mit einem Ruck setzte er sich auf und schlug die Hand vor den Mund, bevor er panisch aufschreien konnte. Kalter Schweiß trat ihm auf die Stirn, als er bei dieser Erkenntnis vor Schreck hyperventilierte. Wieder fing er zu zittern an. Nein, er war nicht schwul und auf gar keinen Fall konnte er sich in den Älteren verliebt haben! Das konnte er ebenso wenig brauchen wie einen Pickel auf der Nase! Wenn es sich doch nicht nur so gut anfühlen würde...
 

~+~
 

Dai war noch lange durch die Gegend gelaufen, nachdem er sich von Robin verabschiedet hatte. Wieso er nicht nach Hause wollte, wusste er nicht, aber wahrscheinlich lag es daran, dass die nahende Abenddämmerung einfach zu schön war, um sie zu verpassen. Er hatte sich an einen seiner Lieblingsplätze zurückgezogen, einer versteckten Lichtung in mitten von Sträuchern. Ohne Brennnesselstiche und eine Menge Kratzer auf sich zu nehmen, konnte man diesen Platz nicht erreichen, und so kam hier fast niemand hin außer ihm.
 

In der Nähe war das Plätschern eines Baches zu hören und man hatte eine schöne Aussicht, da dieser geheimnisvolle Ort am Rand der Stadt lag. Schon früher war Dai gerne hier hergekommen. Immer dann, wenn er sich mit seinem Vater gestritten hatte. Oder wenn er alleine sein wollte um nachzudenken.
 

Als er sich nun auf den großen Baum schwang und es sich dort auf einem Ast gemütlich machte, wurde Dai klar, dass der Grund für sein Hiersein nicht das Wetter war oder die frische Luft. Sondern die Tatsache, dass er einfach ein wenig Zeit für sich wollte. Ganz alleine. Um über den Tag nachdenken zu können. Zu Hause würde er dazu nicht in der Lage sein, da war er sich sicher. Viel eher würde er sich wieder mit seinem Vater streiten oder bei irgendwas helfen müssen, was noch zu tun war.
 

Dai streckte ein Bein aus und legte es auf dem Ast ab, zog das andere an sich. Das Holz unter ihm war dick genug, sodass er nicht so schnell das Gleichgewicht verlieren würde. Langsam lehnte er den Kopf nach hinten an den Stamm und strich sich das Haar aus dem Gesicht.
 

Vor seinem inneren Auge zeichneten sich wieder die schönen Züge des Schwarzhaarigen ab. „Robin...“, wisperte er, ohne es selber mitzubekommen, und ein Lächeln spielte um seine Lippen. Der Junge war wirklich ein Volltreffer. Wieso war er noch nicht früher auf die Idee gekommen sich mit ihm zu ‚verbünden’? Er hatte schon oft von ihm gehört und doch eigentlich schon seit einer ganzen Weile gewusst, um wen es sich bei dem Kleinen handelte.
 

Er seufzte lautlos und ließ den Blick wieder über die Dächer der Villen gleiten, die sich friedlich vor ihm erstreckten. Doch seine Gedanken blieben bei Robin und er ließ sich den ganzen Tag noch einmal durch den Kopf gehen. Ja... Robin war perfekt. Dai fand nichts, was er an ihm auszusetzen hatte, wie er es sonst so oft tat.
 

Der Junge war frech, gerissen und intelligent, genau wie er. Er sah gut aus, war ganz offensichtlich schwul UND er war der Sohn von Brad. Wen konnte er besseres finden, um seinen Vater in den Wahnsinn zu treiben und ein wenig Spaß zu haben? Niemanden. Außerdem sah Dai seinen neuen Freund als eine Art Trophäe, die er schon direkt vor sich hatte, aber noch nicht in Händen hielt.
 

Leicht leckte er sich über die Lippen. Er brauchte doch nur noch zugreifen. So wie Robin sich den Rest des Tages noch gelockert hatte und wie gerne er in seiner Nähe gewesen war, war es doch ganz offensichtlich, dass Dai sich nicht noch einmal Sorgen um eine Zurückweisung machen musste.
 

Mit einem zufriedenen Grinsen blieb Dai sitzen und streckte sich schließlich einmal kräftig. Die Sonne sank langsam aber sicher immer tiefer und da es Sommer war, wusste Dai, dass es schon sehr spät sein musste. Doch es war ihm egal. Sein Vater wollte ihn eh nicht sehen und von Ken würde er wahrscheinlich nur einen tadelnden Blick und höchstens eine kleine Standpauke erhalten. Und damit konnte er leben. Zumindest wenn er dafür gedankenverloren dem Sonnenuntergang zusehen konnte.
 

Kurz wünschte er sich, dass Robin hier bei ihm wäre. Dass er sich wieder an ihn lehnen und mit den hübschen braunen Augen ansehen würde. Dai schloss die Augen und sah das junge Gesicht wieder vor sich, das kecke Grinsen und die blitzenden Augen, hörte das schöne Lachen. Eine Gänsehaut überfiel ihn. Noch nie hatte er sich so sehr danach verzehrt jemanden zu bekommen, jemanden bei sich zu haben. Noch nie hatte er überhaupt zwei Mal etwas mit einer Person gehabt.
 

Ein wenig verdattert öffnete Dai die Augen. Doch im nächsten Moment zuckte er mit den Schultern. Er würde Robin sicher noch bekommen. Er würde ihn halten und spüren können, würde ihn wieder hören können und ihm noch mehr Lust verschaffen, wie er es noch niemandem gegönnt hatte.
 

Mit diesen Gedanken entspannte sich Dai immer mehr und spürte, wie die Hitze in ihm hoch wallte. Das entstehende Kopfkino war dabei keine Hilfe. Nach zehn Minuten war die Sonne vollständig weg und Dais Handgelenk schmerzte ein wenig. Er grinste noch eine Spur breiter als sonst und schüttelte über sich selber den Kopf. „Erbärmlich, Daisuke... Du bist erbärmlich...“, murmelte er zu sich selbst und schloss seine Hose wieder.
 

Noch einen Moment blieb er sitzen. Doch bald wurde es ihm zu kalt und er sprang von seinem ‚Thron’ hinunter und machte sich allmählich auf den Heimweg.
 

Alle Laternen waren an, ein paar Sterne blinkten am Himmel und hier und da konnte man aus der Innenstadt bunte Lichter aufblitzen sehen, als Daisuke durchs Treppenhaus hochkam und die Wohnungstür aufschloss. Er hatte gerade absolut keine Lust, sich mit seinem Vater zu streiten und so schlich er sich möglichst leise durch den Flur und durchs Wohnzimmer.
 

Fast hatte er sein Zimmer erreicht, da kam Ken aus dem Bad. „Dai! Da bist du ja endlich. Wir haben uns Sorgen gemacht. Wo hast du gesteckt?“
 

Dai seufzte nur und drehte sich zu Ken um. Jetzt war es nur noch eine Frage von Sekunden und sein Vater würde ebenfalls auf der Matte stehen und ihn zur Rede stellen wollen. „Hab’ mich mit nem Freund getroffen und war noch ein bisschen spazieren. Sorry. Ich hätte Bescheid sagen sollen.“ Er redete den Text so monoton runter, als wenn er ihn auswendiggelernt hätte. Verdammt, er war 16 Jahre alt. Wieso musste er sich überhaupt vor irgendwem rechtfertigen? „Kann ich jetzt gehen? Ich bin ziemlich erschöpft.“
 

"Du hättest gar nicht weg sein sollen!" tönte es als Antwort aus dem Wohnzimmer. "Wie kommst du auf die Idee, tun und lassen zu können, wonach dir gerade ist?" Schuldig war von der Couch aufgestanden und blitzte seinen Sohn wütend an.
 

„Wie ich auf...“ Dai lachte kurz leise und sah seinen Vater an wie ein Lehrer, der einem kleinen Jungen erklärte, dass eins und eins zwei sind. „Ich bin dein Sohn, oder nicht?“, sagte er fachmännisch und gähnte dann provokativ. Super. Er hatte keinen Streit gewollt und nun ging das schon wieder los.
 

Es war immer noch sehr schwer, den Deutschen sprachlos zu machen, aber Daisuke schaffte das ohne Schwierigkeiten. Für einen Moment klappte Schuldig bei dieser Antwort tatsächlich der Unterkiefer nach unten und er blinzelte ungläubig. Kurz sah er Ken an, als wollte er den fragen, was nun das eine mit dem anderen zu tun hatte. Dieser Logik konnte nicht mal er folgen. Doch er fing sich rasch wieder und bemühte sich, ruhig zu bleiben. In einem Ton, hinter dem man die brodelnde Wut aber trotzdem durchaus hören konnte, erwiderte er: "Richtig. Du bist mein Sohn. Und damit hab ich die Verantwortung für dich. Du wirst also, wie ich es dir eigentlich schon gestern gesagt hatte, den Rest der Woche hier in der Wohnung verbringen. Und zwar ohne Widerrede!" Dass das nicht so einfach werden würde, war ihm bereits klar, als er es aussprach.
 

Daisuke schüttelte verständnislos den Kopf. „Du weißt genau, dass ich mich nicht von dir einsperren lasse. Erst recht nicht aus deinen Gründen.“ Auch Dais Stimme war ruhig. Er war nicht sauer und das wunderte ihn am meisten. Er war nur erschöpft und glücklich. Nicht mal sein Vater konnte ihn jetzt noch aus der Fassung bringen und ihm die Laune verderben. Mit einem weiteren verständnislosen Blick an seinen Vater wandte er sich ab und ging einfach in sein Zimmer.
 

Es dauerte etwa drei Sekunden, bis Schuldig verstanden hatte, dass sein Sohn ihn eiskalt abgefertigt hatte, und er hinter ihm her in dessen Zimmer schoss. Mit viel zu viel Schwung riss er die Tür auf, dass sie gegen die Wand prallte und die Klinke einen Abdruck im Putz hinterließ. "Du bist selbst schuld!", fauchte er aufgebracht. "Lass den Blödsinn in der Schule und du kannst tun und lassen was du willst." Denn Daisukes Noten waren hervorragend, auch wenn sich Schuldig darüber klar war, dass das sicher nicht am Fleiß seines Sohnes lag.
 

Okay. Das reichte. Dai drehte sich um und starrte seinen Vater aus blitzenden Augen an. „So ein Unsinn. Was ich in der Schule mache, ist doch nur ein Bruchteil von dem, was dich stört! In deinen Augen kann ich machen, was ich will: Es ist immer falsch! Oh Dad... entschuldige bitte, dass ich nicht das bin, was du dir unter einem guten Sohn vorstellst! Aber so bin ich nun mal. Und wenn du dich jetzt nur so aufführst, weil du der ‚Ältere’ und der ‚Weisere’ bist, dann kannst du mich mal kreuzweise! Ich genieße mein Leben, verdammt noch mal! Du hast es nie anders gemacht und du tust es auch heute noch! Ich lasse mich nicht von dir einsperren, nur weil ich nicht so sein will wie du mich gerne hättest!!!“ Dai war immer lauter geworden, steigerte sich in seine Wut hinein und musste sich stark zurückhalten, seinen Vater nicht einfach anzugreifen. Er ballte die Hände zu Fäusten und starrte seinen Vater wütend an. „Und jetzt verschwinde! Verschwinde aus meinem Zimmer und tu nicht so, als wenn du nur mein Bestes wolltest! Das kotzt mich an!!“
 

"Du bist so bescheuert!", wurde jetzt auch Schuldig schlagartig laut. "Du kommst dir so schlau vor und hast von absolut nichts eine Ahnung!" Er musste sich schon sehr zusammennehmen, um Daisuke nicht einfach eine kräftige Ohrfeige zu verpassen, vorsichtshalber ballte vergrub er seine Hände in den Hosentaschen. "Ich will nicht dein Bestes? Wie dämlich bist du eigentlich? Wenn ich das nicht wollen würde, wäre mir doch völlig egal, was du treibst! Schon mal darüber nachgedacht, du kleines Genie?"
 

„Ach... Jetzt bin ich auch noch dämlich, ja?!“ Dai schnaubte abfällig. Das war ja bestens. „Sag mal, wie lange ist es her, dass du mal stolz auf mich warst? Dass du mich mal angelächelt hast und deinen Sohn in mir gesehen hast und keinen Störfaktor?“, brüllte er, sodass es im ganzen Haus zu hören sein musste. „Du hast doch keine Ahnung, was das beste für mich ist! Stattdessen führst du dich jedes Mal, wenn wir uns gegenüberstehen, auf, als wäre ich ein Insekt, das du loswerden willst!“
 

"Dann verhalte dich zur Abwechslung mal so, dass ich stolz auf dich sein kann!", schrie Schuldig zurück. "Oder glaubst du, du imponierst mir, wenn du dir alles nur erschummelst? Was denkst du denn, was für dich das beste wäre? Wenn ich mich zurücklehne und dich dafür lobe, dass du in einer Tour nur Scheiß baust? Denkst du wirklich, es macht mir Spaß, mich dauernd mit dir streiten zu müssen, nur weil du meinst, dich wie ein verwöhnter Prinz verhalten zu müssen?"
 

Dai hielt es einfach nicht mehr aus. Es war doch zum Kotzen. Er ließ ein entnervtes Knurren vernehmen und stieß seinen Vater bei Seite. „Woher soll ich wissen, was gut für mich ist, wenn du es nicht mal weißt?! Ich habe meine Fähigkeit und ich bin stolz drauf!“, fauchte er und stürmte wieder aus dem Zimmer und quer durch die Wohnung. Doch Ken versperrte ihm den Weg aus der Wohnung. Also blieb Dai wieder stehen und funkelte abermals seinen Vater an, der ihm _natürlich_ gefolgt war. „Du bist doch nur eifersüchtig, dass ich schlichtweg besser bin als du! Dass ich der richtige Telepath von uns beiden bin und du... du... du nur eine Missgeburt von verkorksten Eltern, die es genauso wenig geschafft haben, aus dir einen vernünftigen Mann zu machen, wie du es bei mi...“ KNALL! Dais Kopf wirbelte zur Seite und er stürzte gegen den Sessel. Doch es war nicht Schuldig gewesen, der ihm diese schallende Ohrfeige verpasst hatte, sondern Ken.
 

„Ganz vorsichtig, Daisuke! Pass auf, wie du mit deinem Vater redest! – Und Du bist jetzt auch still!“, herrschte Ken urplötzlich auch Schuldig an. Dann wandte er sich wieder Dai zu. „Wir lieben dich und das weißt du ganz genau! Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, was du dir hier soeben erlaubt hast!“ Er starrte auf Dai hinab, der halb vor und halb auf dem Sessel saß und sich die glühende Wange hielt.
 

Langsam erhob sich Daisuke. Noch nie hatte er Ken so aufgebracht gesehen, doch sein Stolz verbot es ihm, die Hand weiter auf der schmerzenden Wange ruhen zu lassen. Er warf seinem Vater noch einen kurzen Blick zu und stürmte dann zwischen den Männern hindurch in sein Zimmer. Doch er knallte die Tür nicht zu, wie man es hätte meinen können, sondern schloss sie ganz leise. Dann war kein Mucks mehr von ihm zu hören. Er ließ sich nur auf der Fensterbank nieder und sah hinaus, schwieg und dachte über das nach, was grade passiert war.
 

Schuldig sah Ken an und sein Blick drückte dabei Verständnislosigkeit, Bewunderung, Vorwurf und noch vieles mehr zugleich aus. Er wusste auch nicht so wirklich, was er zu seinem Liebsten jetzt sagen sollte. Sicher war er dankbar für die spontane Hilfe, andererseits ahnte er, dass diese Aktion die Beziehung zwischen den Beiden belasten würde. Und er war eigentlich schon immer froh darüber gewesen, dass sein eigensinniger Sohn wenigstens zu Ken einen guten Draht gehabt hatte. Schweigend setzte er sich auf die Couch und schüttelte fassungslos darüber, was gerade geschehen war, den Kopf. Wie hatte es nur soweit kommen können? Nach einer halben Ewigkeit, die er so gesessen war, erhob er sich wieder, ging wortlos an Ken vorbei und öffnete so vorsichtig Dais Zimmertür, als könnte sie beim Berühren auseinanderfallen. "Hey", fragte er leise in das dunkle Zimmer hinein, "kann ich mit dir reden?"
 

Die ganze Zeit hatte Dai kein Wort aus dem Wohnzimmer gehört und ihm war klar, dass Ken sich mit seiner Aktion auch bei seinem Vater einen Minuspunkt eingesackt hatte. Allerdings war Dai anderer Meinung. Er hatte die letzten Stunden – oder waren es Wochen gewesen? – über das Vergangene nachgedacht und wusste, dass er sich diesmal zu viel rausgenommen hatte.

Als der Mann, der ihm so verdammt ähnlich sah, nun vor ihm stand und ihn von der Tür her ansah, nickte er nur leicht und erhob sich vom Fensterbrett. Er ging zu seinem Bett hinüber und setzte sich auf die Bettkante, wartete darauf, dass Schuldig die Tür schließen und sich zu ihm setzen würde.
 

Genau das machte der Telepath auch, auch wenn er keine Ahnung hatte, was er anfangen oder was er überhaupt sagen sollte. Er wollte seinem Sohn soviel sagen, erklären warum er sich so streng und übertrieben spießig verhielt, dass ihm selber schon manchmal schlecht davon wurde. Aber das war jetzt wohl der falsche Zeitpunkt. Und außerdem wollte er Daisuke diese Geschichte eigentlich lieber doch ersparen. "Tut’s noch weh?", war das Einzige, was ihm auf die Schnelle einfiel, und er kam sich dabei mehr als nur dumm vor.
 

Dai schüttelte nur den Kopf. Seine Wange fühlte sich inzwischen nur noch ein wenig flau an. Aber zu sehen war nichts mehr. „Geht schon...“, murmelte er leise und schloss kurz die Augen. Jetzt war es ganz offensichtlich an ihm, über seinen Schatten zu springen. Er seufzte leise und starrte auf den Boden zwischen seinen Füßen, stützte sich mit den Ellenbogen auf die Knie und ließ die Hände hängen. „Es tut mir leid, Dad...“, brachte er dann endlich leise hervor, sah dabei aber nicht auf. Er konnte einfach nicht.
 

"Ist schon okay", antwortete der Ältere ebenso leise, lehnte sich nach hinten, stützte sich auf der Matratze auf, legte den Kopf in den Nacken und seufzte leise. "Weißt du, ich verstehe dich besser als du glaubst", fuhr er fort. "Nur habe ich meine Gründe dafür, dir nicht alles durchgehen zu lassen. Aber du kannst dir über eines sicher sein, Daisuke: Ich liebe dich und ich bin verdammt stolz auf dich."
 

Daisuke konnte nicht umhin zu lächeln. Er verbarg es erfolgreich vor seinem Vater und drehte den Kopf erst, als er das Lächeln wieder losgeworden war. „Ich weiß“, sagte er und musterte seinen Vater dabei einen Moment. „Trotzdem tut es mir leid. Ich hätte das eben nicht sagen sollen. Dass ich meine Kräfte im Griff habe, habe ich nur dir zu verdanken...“ Nun zeigte er dem Mann sein Lächeln und knuffte ihn leicht. „Und so manches andere auch...“
 

Schuldig lachte leise, wie meistens, wenn ihn etwas wirklich amüsierte. "Dafür sind Väter doch da!", meinte er versöhnlich und knuffte nun seinerseits seinen Sprössling. "Verrätst du mir, was so verdammt wichtig ist, dass du morgen nicht zu hause bleiben kannst?" Vielleicht, dachte er, gelang es ihm so, zu seinem Sohn vorzudringen. Klar, Daisuke machte viel unnötigen Unsinn, aber für manches hatte er doch einen sehr guten Grund.
 

Etwas aus der Bahn geworfen, sah sich Dai um. Dann fasste er sich wieder und grinste etwas. „Ich will bei diesem geilen Wetter einfach nicht in der Wohnung vergammeln. Und wenn du mir jetzt mit dem Balkon ankommst: Da muss ich befürchten, dass ich mich runter stürze, wenn ich nicht aus der Wohnung komme...“ Wehleidig sah er seinen Vater an. „Dad.... Du weißt, dass man mich nicht einsperren kann. Das kann man mit dir auch nicht. Also musst du das verstehen.“
 

Schuldigs Lächeln nahm einen traurigen Zug an, der aber dem Jüngeren wohl nicht auffallen würde. Man konnte ihn _ nicht mehr_ einsperren..."Ich weiß, wie du dich fühlst. Aber sei doch mal ganz ehrlich. Du kannst dir nicht eine Woche Schulfrei erzwingen und dann denken, du würdest damit einfach durchkommen und Dolce Vita machen. Dai, ich habe versucht, dir zu lehren, dass du den freien Willen der Menschen respektieren musst. Es gibt nichts schlimmeres, als andere zu deinen Zwecken zu versklaven. Und genau das tust du. Es tut mir leid, aber das ist etwas, das ich dir nicht einfach durchgehen lassen kann."
 

Dai seufzte resigniert und wandte den Blick wieder von seinem Vater ab. „Jaja... Ich weiß. Aber dann denk dir was anderes aus. Denn festhalten wirst du mich hier nicht. Und wenn ich die Regenrinne runterklettern muss...“, grummelte er und starrte aus dem Fenster. Er erinnerte stark an ein schmollendes Kleinkind. So wie damals. Sein Dickkopf hatte sich doch bis jetzt immer durchgesetzt. Und jetzt sollte das aufhören? Jetzt wo er endlich Gesellschaft haben konnte, die ihn nicht zu Tode langweilte? Nein. Auf keinen Fall. Er wollte mehr Zeit mit Robin verbringen und würde sie sich nicht von seinem Vater nehmen lassen.
 

"Dir gefällt es also auch nicht, wenn du dich meinem Willen beugen sollst", fasste der Ältere zusammen. "Ich glaube, das ist eine ganz gute Lektion für dich, auch wenn es dir ganz und gar nicht in den Kram passt. Ich habe zwar keine Ahnung, warum du tatsächlich so unbedingt raus willst, aber das wird wohl bis nächste Woche warten müssen." Ein liebevolles Lächeln huschte über seine Lippen. "Auch wenn du es mir nicht glaubst, es läuft dir nichts davon. Das alles wird auch in ein paar Tagen noch da sein. Und du stirbst nicht, nur weil du mal nicht machen kannst, was dir in den Sinn kommt."
 

„Du vergisst, dass es da noch gewisse kleine Unterschiede gibt! Erstens bemerkt mein Direx nicht, dass er sich meinem Willen beugt, und zweitens _muss_ ich mich nicht deinem beugen.“ Daisuke knurrte leise und erhob sich; um aus der Reichweite seines Vaters zu verschwinden. „Und wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe jemanden kennen gelernt. Jemanden, bei dem ich mich nicht so verdammt einsam und schrecklich fühle wie bei den anderen Jungs.“ Gut. Nun war es raus. Daisuke hatte ein Problem damit, diese Worte aus seinem Mund zu hören, doch er konnte abermals nicht aufhören zu sprechen und verfiel wieder seinem Redeschwall, auch wenn er diesmal nicht laut wurde: „Er ist wundervoll. Intelligent, hübsch und abenteuerlustig. Genau wie ich!“ Daisukes bockige Miene ließ nach und wurde langsam sanfter, als er sich wieder auf dem Fensterbrett niederließ. „Ich kenne ihn noch nicht sonderlich lange... aber das erste Mal habe ich das Gefühl, dass ich mich wirklich mit jemandem verbunden fühle. ... . Mit jemandem aus meiner Altersklasse meine ich... Kennst du das Gefühl, wenn du jemanden ansiehst und er lächelt einfach nur, oder lacht sogar, und du fühlst dich einfach unglaublich stark, als wenn nichts auf der Welt dir was anhaben könnte und... alles andere wird egal. Weil du endlich merkst...dass du nicht so alleine bist wie du dich manchmal fühlst?“
 

Überrascht hob der Deutsche beide Augenbrauen und sah den Jüngeren sprachlos an. Es war nicht nur das erste Mal, dass Daisuke ganz offen zugab, Probleme zu haben, sondern auch, dass er ihm wohl ganz unbewusst sagte, verliebt zu sein. In diesem Moment fühlte sich Schuldig uralt und ganz jung zugleich. "Ich kenne die Gefühle. Die einen als auch die anderen. Aus den einen Gründen... Egal. Aus den anderen bin ich mit Ken zusammen." Nachdenklich blickte er zu Boden. Das änderte die Sachlage natürlich wesentlich. Er konnte und wollte Daisuke die schönen und starken Emotionen weder nehmen noch vermiesen. "Was hältst du von einem Kompromiss. Morgen ist Donnerstag. Du kannst morgen und am Wochenende weg und bleibst dafür am Sonntag ohne Gemaule zu Hause. Was meinst du?"
 

Verbittert blickte er zu seinem Vater. Doch er hielt es für besser, heute einfach mal der Sohn zu sein und nicht der Störfaktor. Also nickte er knapp. „In Ordnung... Wenn es dich glücklich macht...“, meinte er mit vor Ironie triefender Stimme. Er wusste genau, dass er, wenn er zuhause blieb, eh nur den ganzen Tag in seinem Zimmer hocken und sich durchs Fernsehprogramm schalten würde. Was sollte er auch sonst machen? Ken hatte Sonntag ein Spiel und Schuldig... Der würde sicher wieder arbeiten oder Ken zum Spiel begleiten oder was auch immer. Träge blickte er aus dem Fenster und dachte über seine Worte von eben nach. Und über die Antwort seines Vaters. ‚Aus den anderen bin ich mit Ken zusammen.’ Dai wusste nicht genau, was sein Vater ihm damit sagen wollte, aber er war sich sicher, dass er es nicht genauer wissen wollte.
 

Nur zu genau spürte Schuldig, dass auch dieser Vorschlag seinem Kleinen nicht gefiel. Aber darauf konnte und wollte er keine Rücksicht nehmen. "Naja, immer noch besser, als vier Tage zuhause zu bleiben, oder?", versuchte er ihn aufzumuntern. "So kannst du dich immerhin drei Tage mit... wie heißt er... sie eigentlich? ...treffen."
 

Dai hob die Brauen. Hatte sein Vater ihm nicht zugehört? Hatte er nicht die ganze Zeit von einem Kerl gesprochen? Skeptisch sah er den Mann an. „Sie ist ein Er. Und sein Name ist Robin“, sagte er, als wäre es selbstverständlich. „Hörst du mir eigentlich zu?“

Er schüttelte leicht den Kopf und zog die Beine an den Körper, stupste das Fenster auf und steckte sich eine Zigarette an, warf seinem Vater die Schachtel hin. Er wusste, dass Schuldig es nicht gerne sah, wenn er rauchte, auch wenn er es selten tat. Aber jetzt grade war das nur ein Grund mehr dafür, den Rauch tief in die Lunge zu ziehen.
 

Also hatte er sich doch nicht verhört. Das war eine weitere Überraschung für Schuldig, auch wenn er es sich nicht anmerken ließ. "Ich habe dir sehr wohl zugehört", lächelte er. "Ich dachte nur, du würdest einen Scherz machen." Was ja offensichtlich so gar nicht der Fall war. Der Ältere konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. Ob Daisuke eigentlich klar war, WIE er über diesen Robin gesprochen hatte? Wahrscheinlich nicht, und deswegen wollte er jetzt auch nicht nachbohren. Sollte sich der Junge erst einmal über das, was er wirklich fühlte, klar werden. Dann würde man weitersehen.
 

„Natürlich weiß ich das. Mach dich jetzt nicht auch noch über mich lustig, Dad....“, grummelte er und schielte zu seinem Vater. „Ich weiß genau wie ich von wem rede und WAS ich mir dabei denke. Und wenn du weiterhin Teil haben willst an solchen Sachen, gewöhn es dir gar nicht erst an, dich darüber lustig zu machen oder über mich zu denken, als wäre ich ein kleiner Junge...“

Er nahm wieder einen Zug und ließ den Blick über die Dächer gleiten. Jetzt wurde er schon wieder patzig und konnte absolut nichts dagegen tun.
 

Mühsam zwang sich Schuldig, nicht auch schon wieder die Beherrschung zu verlieren. Betont ruhig wies er Daisuke zurecht: "Du sollst aus meinem Bewusstsein heraus bleiben. Ebenso wie aus Kens. Es gibt Sachen, die dich absolut nichts angehen!" Auch wenn Daisuke an diese Informationen wohl niemals herankommen würde, denn _alles_ brachte der ehemalige Schwarz seinem Telepathensohn nun auch wieder nicht bei... "Ich hole mir ja auch nicht das, was mich interessiert, aus deinem Kopf!" Das war der erste und schwierigere Teil der Antwort gewesen, und Schuldig war froh, ihn gelassen hinter sich gebracht zu haben, wenn er innerlich auch schon wieder zu kochen anfing. "Und zweitens mache ich mich ganz sicher nicht über dich lustig. Du bist alt genug, um zu wissen, für wen du dich interessierst. Und das ist ausnahmsweise etwas, über das ich nicht im Geringsten Einfluss oder Vetorecht haben will...." Das letzte hatte er mit einem deutlichen Lächeln in der Stimme gesagt und hoffte, dass Daisuke das auch so verstand, wie es gemeint war.
 

„Wieso bist du dir so sicher, dass ich nicht schon lange alles über euch weiß?“ Dais Stimme war wieder ruhig und klang fast gelangweilt. „Du weißt genau, dass du mir als Telepath nicht das Wasser reichen kannst. Du kannst genauso wenig alles vor mir verbergen, was du versteckt haben willst, wie du irgendwas aus meinem Kopf bekommen kannst, wenn ich es nicht will. Also tu nicht so... Und du weißt auch, dass ich dich schon lange nicht mehr als Lehrer brauche, um weiter zu kommen...“ Er zog an der Zigarette und warf sie achtlos aus dem Fenster, nachdem er sie an der Hauswand ausgedrückt hatte. „Du... solltest jetzt gehen, Dad...“
 

Mit einem süffisanten Lächeln erhob sich Schuldig, warf einen letzten Blick auf seinen Sohn und verließ dann das Zimmer. Daisuke hatte nicht in allem Recht. Sicher, er war als Telepath besser, stärker, als er selbst. Aber Schuldig war erfahrener und geschulter. Von ihm hätte Dai noch jede Menge lernen können - wenn er, Schuldig, denn gewollt hätte. So wusste er auch, dass der Junge niemals hinter die Geheimnisse kommen würde, die sein Vater hatte. Oder dass er jederzeit sich alles aus dem Kopf seines Sohnes holen könnte, ohne dass der etwas dagegen tun konnte. In diesem Fall siegte Erfahrung über Stärke und aus einem undefinierbaren Grund war der Deutsche sehr froh darüber.
 

In grader Linie flog ein Glas durchs Zimmer und zerschellte an der eben geschlossenen Tür. Doch nur wenige Sekunden später war Dai aufgestanden und hatte die Tür abgeschlossen, um jeder weiteren Konfrontation aus dem Weg gehen zu können. Nicht mal eine halbe Stunde konnte er mit seinem Vater in einem Raum bleiben, ohne dass er den Drang verspürte, dem Mann die schlimmsten Kopfschmerzens seines Lebens zu verpassen. Er warf sich aufs Bett und starrte an die Decke. Je wütender und abgeneigter er bei dem Gedanken an seinen Vater wurde, desto mehr wünschte er sich mit Robin sprechen zu können. Oder viel mehr einfach bei ihm zu sein.
 

Robin lag immer noch wach in seinem Bett, hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt und sah in die Dunkelheit hinaus, die sich vor dem großen Fenster seines Zimmers breitgemacht hatte. Das Haus in dem er lebte lag in einem parkähnlichen Grundstück, kein Geräusch drang von den Straßen hierher. Es war also so ruhig um ihn herum, dass er nur seinen eigenen Atem und sogar seinen Herzschlag hören konnte. Und seine Gedanken, die sich unablässig in seinem Kopf drehten und wiederholten. Daisuke... Was sollte er denn jetzt nur machen? Mitten in dieser für ihn völlig irrealen Situation hatte er plötzlich das Gefühl, als würde auch der Orangehaarige an ihn denken.
 

Daisuke lag ebenso da wie Robin. Auf dem Rücken und die Arme hinterm Kopf. Er hatte die Augen allerdings geschlossen, dachte weiter über Robin nach und lächelte leicht. Er wusste wie er von Leuten sprach. Ja sicher wusste er das. Und sein Vater würde durchdrehen, wenn er erfuhr von _wem_ er da so gesprochen hatte. Dais Lächeln wurde zu einem Grinsen, das die Ähnlichkeit zu Schuldig noch unterstrich. Und trotzdem wünschte er sich diesen Jungen jetzt zu sich. Denn trotz seines Planes wusste er, dass Robin etwas Besonderes war, denn er fühlte sich in seiner Nähe tatsächlich wohler als bei seinen anderen Freunden. Nicht zuletzt, weil er seine Telepathie das erste Mal nicht geheim halten musste.
 

Dieses Gefühl, das wahrscheinlich ein reines Hirngespinst war - so sagte sich Robin jedenfalls - wurde immer stärker und löste in dem Jüngeren eine Welle heißen Glücks aus. Wenn Daisuke auch an ihn dachte, dann... dann... ging es ihm vielleicht ähnlich! Und wenn er ebenso empfand, dann... Nein, würde doch niemals gehen. Sie würden sich ja vor der ganzen Schule lächerlich machen. Und außerdem kam es gar nicht in Frage, dass sich die Begebenheit vom Nachmittag irgendwann mal wiederholte! Aber es war so schön gewesen, dass Robin dachte, er hätte noch nie so etwas wundervolles erlebt - oder würde es jemals wieder mit einer anderen Person erleben. Das Wechselbad der Gefühle, in dem er sich befand, sorgte dafür, dass er langsam aber sicher unruhig wurde.
 

Und Dai entging das nicht. Er runzelte leicht die Stirn und richtete sich auf. Nein... Das konnte jetzt nicht wahr sein. //Robin...?// Konnte es sein, dass er die ganze Zeit unbemerkt eine schmale Verbindung zu dem Schwarzhaarigen gehabt hatte, ohne es zu merken? Anders konnte er sich diesen Moment nicht erklären, in dem er die Gedanken nicht von dem Jungen lösen konnte und das Gefühl hatte, dass er genau wusste, was grade in Robin vor sich ging.
 

Der Schwarzhaarige riss überrascht die Augen auf und sein Unterkiefer klappte herunter. Hatte Dai die ganze Zeit über seine Überlegungen mitbekommen? Oh fuck, war das peinlich! /Dai?/, fragte er vorsichtshalber zurück, obwohl das eigentlich total überflüssig war. Wer sonst konnte ihn schon auf mentaler Ebene ansprechen?
 

//Oh man...// Dai fuhr sich übers Gesicht und baute die Verbindung zu Robin nun vollständig auf. So ein Mist! /Ja... Wer denn sonst?/ Mental ließ er ein leises Lachen verlauten, auch wenn ihm eigentlich gerade gar nicht danach war. /Sorry... Ich habe nicht mitbekommen, dass ich.../ Er unterbrach sich selber. Wie kam er denn jetzt auf die Idee, seine erste Schwäche Preis zu geben? /Stör ich?/
 

Also doch. Oh Gott! Robin lief knallrot an, setzte sich kerzengerade auf und raffte seine Bettdecke um sich, als könnte der Andere mental in dieser Dunkelheit auch nur ein Stückchen Haut von ihm sehen. /Nein, du störst nicht/ erklärte er, wobei seine Aufregung ins Unermessliche wuchs. /Wieso schläfst du noch nicht?/
 

Dai schmunzelte als er das mitbekam. /Stell dich nicht so an. Ich habe dich schon wesentlich nackter gesehen.../ Er entspannte sich wieder mehr und legte sich wieder hin, schloss die Augen. /Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung mit meinem Dad... Und bin momentan ziemlich nachdenklich.../ Unbemerkt tastete sich Dai durch das Denken von Robin und musste leicht lächeln. Den Kleinen hatte es ja schwer erwischt...
 

Klar hatte Dai ihn schon wesentlich weniger bekleidet gesehen. Aber da war es noch nicht SO gewesen... Robin wickelte sich noch fester in seine Decke. /Autsch, das ist ja ziemlich übel/, versuchte er den Älteren ein wenig unbeholfen zu trösten. /Kann ich dir irgendwie helfen?/ Alles war ihm jetzt eigentlich recht, nur um nicht schon wieder die Verbindung zu Daisuke zu verlieren.
 

/Sicher kannst du das... Lenk mich ab./ Nun musste Dai tatsächlich wieder schmunzeln und strich sich das Haar auf dem Gesicht. /Hast du morgen Zeit? Ich würde dich gerne sehen.../ So bald würde er die Schule nicht mehr für mehrere Tage ausfallen lassen. Immerhin würde er bald mit Robin in eine Klasse gehen und dann mussten sie nicht frei haben, um Zeit miteinander verbringen zu können.
 

Zittrig schnappte Robin nach Luft, während sein Herz übermütige Purzelbäume machte. /Klar hab ich Zeit/ meinte er ein wenig verspätet und so gelassen wie möglich. /Willst du irgendwas bestimmtes machen?/ Die Planung des morgigen Tages war sicherlich Ablenkung genug. Für Daisuke ebenso wie für ihn - wenn auch die Gründe andere waren.
 

Dai lächelte weiterhin und musste sich eingestehen, dass er es durchaus niedlich fand wie Robin sich benahm. /Nein... Mir ist es egal. Hauptsache ich kann dich sehen. Lass uns irgendwo in Ruhe hingehen.../ Er konnte es einfach nicht lassen. Robins Gefühlswellen und Gedanken waren einfach das gefundene Fressen für jemanden, der gerne flirtete.
 

Wieder jagte ein gewaltiger Schauer über Robins Haut. Himmel, er musste sich wieder unter Kontrolle bringen, koste es was es wolle. So ging das jedenfalls nicht, er fühlte sich ja wie ein kleines Kind kurz vor Weihnachten! /Naja, uns wird schon was einfallen/ erwiderte er also lapidar und hätte sich im gleichen Moment für diese dämliche Antwort selbst ohrfeigen können. Vielleicht wäre es besser, sich nicht mit Daisuke zu treffen, jedenfalls so lange, bis er sich beruhigt und seine wirre Gefühlswelt und vor allem die überschäumenden Hormone wieder im Griff hatte... /Ab wann hast du denn Zeit?/
 

Dai musste noch breiter grinsen. Robin spielte also mit dem Gedanken, sich wieder von ihm zu entfernen. Es gefiel dem Jungen offenbar gar nicht, dass er es diesmal war, der jemandem verfiel. /Jederzeit... Hauptsache ich komme hier raus./ er streckte sich leicht und vermied es dabei nicht, dass Robin es mitbekam. /Am liebsten hätte ich dich schon jetzt hier... auf der Stelle.../, raunte er leise und schloss wieder die Augen. /Deine Nähe fehlt mir, wenn ich ehrlich sein soll.../
 

Kami-sama! Es war aber sowas von unfair von Daisuke, ihm auch diese Bilder zu zeigen! Fast augenblicklich spürte Robin, wie sein Körper reagierte und er schnaufte gefrustet auf. Bei allem was recht war - so hatte er sich noch bei niemandem aufgeführt. Verzweifelt biss sich der Schwarzhaarige auf die Lippe, um ein sehnsüchtiges Seufzen zu unterdrücken. Gequält schloss er die Augen, um zu verhindern, dass er sich vorstellte, was sie jetzt zusammen machen könnten... /Okay..../ murmelte er ein wenig atemlos /Ich werde wohl so gegen neun hier verschwinden, bevor meinem Alten ne Menge Zeug einfällt, das ich unbedingt erledigen soll./ Gut, das war sehr gut. Wenn er von anderen Sachen sprach als von einem trauten Zusammensein, würde sich wohl auch sein verräterischer Körper wieder beruhigen.
 

Allerdings hatte er Dai dabei nicht bedacht. Der Telepath hatte nicht vor, Robins Körper so schnell wieder zur Ruhe kommen zu lassen. Viel mehr wollte er die Sehnsucht des Jüngeren weiter schüren und am liebsten der Grund für feuchte Träume sein. /In Ordnung... Soll ich dich morgen wecken?/, wisperte er – fast als wenn er neben Robin liegen würde und leise sein musste, damit niemand seine Anwesenheit bemerkte.
 

Diesmal gelang es Robin nicht, das erregte und sehr sehnsüchtige Aufschnaufen zu verhindern. Was Daisuke da machte, war aber auch unfair! Er spürte, wie in seinen unteren Regionen allmählich das bekannte Ziehen einsetzte und sein Herz wieder einmal doppelt so schnell wie üblich schlug. Seine Hände krampften sich schon vorsichtshalber so fest in die Bettdecke, dass die Knöchel weiß hervortraten. / Ich habe mir den Wecker gestellt/, versuchte er schwach, den Anderen davon abzuhalten, ihm noch weiter solche unmoralischen Angebote zu machen. Wäre ja noch schöner, wenn Dai dann mitbekommen würde, wie er mit seiner morgendlichen Erektion zu kämpfen hatte....
 

Dai seufzte leise und lächelte. /Wer weiß. Vielleicht wecke ich dich trotzdem.../ Sanft glitt er noch ein Stück tiefer in das Bewusstsein des Schwarzhaarigen. /Entspann dich, Robin... Du tust ja so, als wenn ich dir was antun würde.../ Unsichtbare Hände griffen nach den verkrampften von Robin und lösten sie aus der Decke. Langsam schienen sich Dais Finger mit denen von Robin zu verknoten und drängten die Hände langsam neben Robins Kopf auf die Matratze.
 

Mit jeder Sekunde fiel es Robin schwerer, normal zu atmen und fast schon verzweifelt fühlte er, wie er wieder zu zittern begann. Sanft drückte er seine Finger zusammen, als wenn er so tatsächlich Dais Berührung erwidern könnte. Sein Atem beschleunigte sich noch einmal und wurde tiefer, das Brennen in seinen Lenden heftiger. /Denkst du nicht... Wir sollten langsam schlafen?/ machte er einen letzten Versuch, Dai zum aufhören zu bewegen und sich selbst vor einer bestimmt peinlichen Situation zu beschützen.
 

/Du glaubst tatsächlich, du könntest jetzt schlafen?/ Dais rauchige Stimme hallte in Robins Kopf wieder und der Orangehead ließ seine Hand langsam in den eigenen Schritt gleiten. Er schob sein Shirt hoch und begann abermals sich selber zu berühren. Seine mentalen Liebkosungen wurden dadurch nur noch intensiver. Unsichtbare Lippen verwöhnten die weiche Haut und eine der Hände löste sich von Robins. /Schieb die Decke runter, Hübscher... Sonst tu ich es.../
 

/Nein!/ Standhaft weigerte sich Robin, sich selbst vor Dai Erlösung zu verschaffen - denn auf nichts anderes würde es hinauslaufen. Doch er hatte schon so eine Ahnung, dass er wohl nicht allzu lange widerstehen können würde. Dafür war er viel zu scharf auf den Orangehaarigen. Insgeheim wünschte er sich ja nichts sehnlicher, als von dem Älteren angefasst und befriedigt zu werden. /Dai, nicht.../ Doch diese Bitte klang sogar für seine eigenen Ohren so sexy, als würde er eigentlich etwas ganz Gegenteiliges meinen.
 

Dai richtete sich auf und befreite sich selbst von seinen Klamotten. Dann legte er sich wieder hin, hatte die Decke zum Fußende geschoben und lag vollkommen frei auf dem Bett. Genau diese Bilder übermittelte er nun Robin, lauschte dem überraschten Keuchen und grinste. /Red kein Unsinn.../, raunte er und strich sich selbst mit der einen Hand über die Brust, mit der anderen über das härter werdende Glied. /Ich weiß genau... dass du mich willst. Genauso sehr wie ich dich will.../
 

Diese Worte waren geeignet, wirklich jeden dahinschmelzen zu lassen. Und Robin machte da keine Ausnahme. /Ja... Ja, ich will dich.../ murmelte er, schob dabei auch seine Decke nach unten und ließ Dai so sehen, dass auch er nackt und erregt im Bett lag. /Ich will dich spüren, deine Hände, deine Lippen.../ Der Rest ging in einem lauten, verlangenden Stöhnen unter.
 

/Ein Wort von dir... und ich mache mich gleich auf den Weg.../, raunte er. Seine Hände verwöhnten seinen eigenen nackten Körper, während die mentalen auf Robins Leib den selben Weg einschlugen und den Jungen ebenso verwöhnten. Seine Finger kniffen leicht in die eigenen Brustwarzen und die unsichtbaren bei Robin taten es ihm gleich.
 

Mit viel Mühe und Selbstbeherrschung konnte Robin sich soweit zusammenreißen, um ein kraftloses /Das wäre jetzt genau das, was ich brauche - aber es geht nicht.../ herauszubringen. Dais Hände, auch wenn sie nicht real waren, fühlten sich zusätzlich zu seinen eigenen so fantastisch an. Glitzernder Schweiß bedeckte inzwischen seinen Oberkörper, wie eine Schlange wand er sich auf seinem weichen Laken.
 

Schnell merkte Dai, dass er sich mit seiner Aktion ins eigene Fleisch geschnitten hatte. Denn je mehr er die Sehnsucht in Robin schürte, desto stärker wurde auch sein eigenes Verlangen danach, den Jüngeren richtig zu berühren. Und der ‚Anblick’, den Robin ihm bot, war schon ziemlich heftig. Der junge Körper wand sich intensiv und Dai wünschte sich nichts mehr, als seinen Körper an den Robins zu pressen. /Wieso geht es nicht...? Ich will dich... küssen.../, raunte er schwer atmend, umfasste ungeduldig sein eigenes Glied und versuchte sich jedes Stöhnen zu verkneifen.
 

Als ob es dabei bleiben würde... In der Verfassung, in der sich Robin gerade befand, war das mehr als unwahrscheinlich. Seine Erregung stieg in berauschenden Wellen an, seine Hand fand den Weg in seine Haare und krallte sich dort fest, die andere legte sich fordernd um seine bebende Härte. /Weil.. ich... mehr will.../ antwortete er ein wenig unzusammenhängend. Aber er hatte sowieso gerade keine Ahnung, um was es eigentlich ging. Seine unvorstellbare Lust hatte sein vernünftiges Denken ausgelöscht.
 

/Mehr...?/, hechelte Dai und warf leicht den Kopf hin und her. Nun entfloh auch ihm ein leises Stöhnen. /Du bekommst... alles... was ich dir geben kann.../ Sein Denken setzte aus, seine Hand wurde fester und mental pressten seine Lippen sich auf die Robins. Er wand sich auf dem Bett und hatte nichts an sich mehr unter Kontrolle, sodass er sich und auch Robin in seiner Ekstase immer höher trieb.
 

Dais Stöhnen trieb die Flammen in Robin noch höher, er japste schon verzweifelt nach Luft, hob sein Becken seiner massierenden Hand entgegen. /Dai, ich... kann gleich nicht mehr... Du machst... mich wahnsinnig!/ brachte er gedanklich noch zusammen, bevor auch das nicht mehr möglich war und er dem Anderen nur noch die brodelnden Gefühle übertrug. Wilde Blitze sammelten sich in seinen Lenden, laut rauschte das Blut in seinen Ohren, seine Hand zwischen seinen Beinen wurde immer schneller.
 

Dai stöhnte dunkel auf. Schuldig und Ken waren vergessen und ein Grollen entfloh seiner Kehle, wie nicht von dieser Welt. „Ah... Robin....“, keuchte er und bäumte sich auf. Nun war es vorbei. Auch der Telepath konnte sich nicht mehr halten und mit stockendem Atem ergoss er sich endlich in die eigene Hand, krallte die anderen Finger dabei fest in die eigene Brust und warf den Kopf nach hinten.
 

Nach Luft japsend lag Robin da und versuchte krampfhaft, die Nachbeben zu unterdrücken, die ihn durchschüttelten, oder zumindest sie so zu halten, dass Dai davon nicht allzu viel mitbekam. Jetzt hatte er sich also schon wieder von dem Älteren in so eine Lage bringen lassen... War das eigentlich noch normal? Eindeutig nicht, lautete Robins Urteil. Ebenso wenig wie normal war, dass er sich immer noch und mehr als zuvor nach dem Orangehaarigen sehnte.
 

Dai atmete schwer und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bekommen. Das war gut gewesen. Auf jeden Fall besser als das kleine Erlebnis auf dem Baum. Er leckte sich über die trockenen Lippen und ließ nach einer Weile seine mentalen Finger über Robins Wange gleiten. /Jetzt... kannst du schlafen, Hübscher.../, wisperte er und lächelte leicht in die Dunkelheit hinein. Er leckte sich die Finger ab und entzog seine Bilder dem Kopf Robins erst, als er damit fertig war.
 

Das letzte Bild, das Dai ihm übertrug, würde ihn wieder ein paar Stunden Schlaf kosten, mutmaßte Robin seufzend. Er wischte sich seine Finger und den Bauch mit dem Shirt ab, das er einfach nur neben sein Bett geworfen hatte, als er sich hingelegt hatte. Mit noch immer nicht sicheren Bewegungen zog er die Decke wieder über und kuschelte sich in sein Kissen. Von was er heute träumen würde, wenn er denn endlich eingeschlafen war, wusste er auch ohne seine Fähigkeit. Tatsächlich dauerte es ungewöhnlich lange, bis er endlich so ruhig war und seine rotierenden Gedanken so unter Kontrolle hatte, dass er einschlief.
 

Dai hatte noch eine ganze Weile in Robins Kopf verharrt, sich dann aber rechtzeitig zurückgezogen, bevor auch er einschlief. Sein Vater hatte ihm oft genug erklärt, dass es für ihn kaum etwas gefährlicheres gab, als sich noch im Schlaf in irgendeinem Kopf eingeklinkt zu haben. Und auch das hatte er sich zu Herzen genommen...
 

~*~tbc~*~

Date

4. Kapitel - Date
 

Am nächsten Morgen wachte Robin unverhältnismäßig früh auf. Kaum hatten seine Gehirnzellen ihre Arbeit aufgenommen, verspürte er schon wieder eine aufgeregte Unruhe in sich. Wie lange würde es dauern, bis sich Dai bei ihm meldete? Robin musste gar nicht lange warten und eine knappe Stunde später war er auf dem Weg in die Innenstadt, um sich dort mit dem Orangehaarigen zu treffen. Nur mühsam konnte er die Nervosität verstecken, als er den Älteren am vereinbarten Treffpunkt stehen sah. Kurz stockte er. Sollte er das wirklich durchziehen? Es würde ihn doch nur tiefer in dieses Gefühlschaos treiben...
 

Dai stand da, an eine Wand gelehnt. Noch immer hatte er die kleine Verbindung zu Robin aufrecht gehalten, seit er ihn vorhin kontaktiert hatte. Und so merkte er jetzt auch, dass der Junge in der Nähe war und zögerte. Dai wollte aufsehen und ihm winken, doch er ließ es bleiben, tat weiter so, als wenn er ihn nicht sehen würde und hoffte, dass Robin auf sein Herz hörte und zu ihm kam.
 

Zum wiederholten Mal atmete Robin tief durch und setzte sich dann in Bewegung. Eigentlich wollte er sich umdrehen und nach hause gehen, aber seine Füße machten ihm einen Strich durch die Rechnung, indem sie ihn direkt auf Dai zu trugen. „Hi!“ lächelte er schüchtern, als er vor dem Älteren stand und seinen Blick krampfhaft auf dessen Schulter richtete, um nicht in die schönen grünen Augen zu sehen.
 

„Hey...“ Dai lächelte und beugte sich vor. Er drückte Robin ungefragt einen sanften Kuss auf die Wange und stieß sich von der Mauer ab. Nun zog er sich widerwillig aus dem verwirrten Geist zurück. Musternd sah er Robin an, der es gründlich vermied, ihm in die Augen zu blicken. „Alles okay? Du siehst ein wenig betrübt aus, wenn ich es so sagen kann...“
 

Nun sah Robin doch überrascht auf und schüttelte den Kopf. „Nein, wie kommst du darauf? Es ist... nichts.“ Nun hätte er sich zu allem Überfluss auch beinahe noch verplappert. Er musste sich unbedingt zusammen nehmen, damit ihm das heute nicht noch öfter passierte... „Was machen wir jetzt?" erkundigte er sich und vollbrachte damit einen geschickten Themenwechsel.
 

„Ich weiß nicht... Lass uns einfach ein paar Schritte gehen...“ Dai lächelte und ruckte mit dem Kopf. Kurz fragte er sich, ob sie vielleicht ein Eis essen gehen sollten, denn es war schon wieder relativ warm, doch dann sah er einige Meter weiter ein Schild stehen. „Sieh mal. Da ist Neueröffnung. Sie sind endlich mit dem neuen Einkaufszentrum fertig geworden… Lass uns mal nen Blick reinwerfen.“
 

Okay, damit würden sie heute wohl mitten in der Menschenmenge bleiben. Robin wusste im Moment nicht, ob er darüber traurig oder doch besser froh sein sollte. Lässig schlenderte er neben Daisuke her und betrachtete vor allem die Leute um sich herum. Das war immer noch besser, als nur Daisuke anzusehen und sich dabei alles Mögliche vorzustellen. Leise seufzte Robin in sich hinein. Es war eigentlich nicht seine Art, immer und ständig nur an Sex zu denken. Aber der Orangehaarige schien seine Fantasie einfach nur anzustacheln.
 

Robins Schweigen gefiel Dai absolut nicht. Immer wieder warf er dem Jungen einen Blick zu und schließlich blieb er einfach stehen und hielt ihn am Arm fest. „Okay... Was ist los?“ Der verwirrte Blick, den Robin aufsetzte, überzeugte ihn ganz und gar nicht. „Du redest kaum, du siehst mich nicht an. Entweder du sagst mir, was mit dir los ist oder ich hol’s mir selber...“

Bittend sah er Robin an. Doch er ließ ihn nicht los, sah ihm nur fest in die Augen und zog ihn noch ein Stück näher, damit sie nicht von den Menschen getrennt werden konnten. „Bin ich gestern zu weit gegangen?“
 

„Nein. Es ist nichts, wirklich!“ versicherte Robin wenig überzeugend. Er wusste doch selbst nicht, wie er das, was ihm gerade so alles durch den Kopf ging, definieren sollte. Die ganze Situation war einfach ungewohnt für ihn und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie er damit umgehen sollte... Nach einer kleinen Schweigepause setzte er ein munteres Lächeln auf, mit dem er Daisuke anstrahlte. „Lass uns weitergehen, sonst kommen wir nur mitten in den Hausfrauenansturm“, schlug er vor, um den Anderen von sich abzulenken.
 

Dai grummelte wenig überzeugt. Er schob die Finger in die hinteren Taschen seiner engen Jeans und ging einfach weiter. Doch er machte seine Drohung war und schlich sich einmal mehr unbemerkt in Robins Kopf. Etwas überfordert versuchte er, den Wirrwarr dort zu entziffern und zu deuten. Und wieder wurde ihm klar, dass man als Telepath aufgeschmissen war, wenn man keine Menschenkenntnis besaß. Es dauerte eine Weile, bis ihm allmählich vollständig klar wurde, was in Robin vorging. Doch er war sich nicht so ganz sicher, was er davon halten sollte.
 

Robin, der sich langsam an das Gefühl gewöhnte, den Telepathen in seinem Kopf zu haben, bemerkte Daisukes Anwesenheit sofort und verzog das Gesicht. Gleich wurde er wieder unsicher. Wie würde Dai auf das, was er zweifellos finden würde, reagieren? Es war schließlich etwas anderes, ob sich nun ein Mädchen oder ein Junge in einen verliebte... Unbewusst seufzte er noch einmal. Es gab keinen Zweifel mehr: Er hatte sich Hals über Kopf in den Älteren verknallt - mit allen Konsequenzen.
 

Dai schluckte leicht und zog sich wieder zurück, als er gefunden hatte, wonach er gesucht hatte. Okay. SO war es nun bestimmt nicht geplant gewesen. Ein wenig Spaß miteinander haben war eine Sache. Und auch wenn Dai den Jüngeren wirklich mochte und gerne in seiner Nähe war, von Liebe war doch nie die Rede gewesen. Schweigend traten sie in das volle Einkaufszentrum. Eindeutig der falsche Ort, um über so etwas zu sprechen. Aber was hätte er auch dazu sagen sollen? War es nicht klar gewesen, dass es so hatte kommen müssen? War es nicht allzu oft so gekommen? Dai fuhr sich durchs Haar und sah sich um, auch wenn er seine Umgebung nicht wirklich wahrnehmen konnte.
 

Schlagartig wurde Robin unsicher. Hatte Dai nichts über seine Gefühle gefunden oder waren sie ihm schlichtweg egal? Etwas anderes ließ die ausbleibende Reaktion nicht zu. Betrübt trottete er hinter dem Älteren her. Der ganze Spaß, die Freude über das Treffen, war urplötzlich verflogen und machte einer unvermuteten Traurigkeit Platz.
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis sie eine Stelle gefunden hatten, wo nicht ganz so viel los war. Allerdings hatte sich Dai doch etwas anderes vorgestellt. Dennoch packte er Robin einfach am Oberarm und zog ihn ungesehen in eine leere Umkleidekabine hinein. Rasch hatte er den Vorhang zugerissen und sich wieder zu Robin gewandt. Doch was sollte er sagen? Was sollte er machen? Seine grünen Augen blickten tief in die Robins und sein Denken raste. Wenn er das Falsche tat, dann würde Robin wahrscheinlich nie wieder ein Wort mit ihm sprechen und der Traum von einem Freund, der ihm ebenbürtig war, wäre erloschen. Doch das konnte Dai nicht zulassen. Er atmete tief durch und schloss kurz die Augen, dann sah er Robin wieder an. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder und öffnete ihn erneut. Nur um wieder schweigend dazustehen. //Ach verdammt... Scheiß drauf.// schoss es ihm durch den Kopf und er packte Robin im Nacken und zog ihn zu einem leidenschaftlichen Kuss zu sich heran.
 

Wenn es möglich gewesen wäre, hätte Robin vor Freude laut gejubelt. Doch er hatte den Mund voll und so wurde aus dem erfreuten Geheul ein ersticktes Gurgeln. Dafür schlang er die Arme fest um den Älteren und zog ihn fest an sich heran, er drängte sich mit seinem ganzen Körper an den Orangehaarigen und hätte am liebsten auch noch die Beine um ihn geschlungen, um nur ja diesen Kontakt nicht abbrechen zu lassen. Er fühlte sich wie im Traum, trunken vor Glück.
 

Kurze Zeit später hatte Robin auch schon die Wand im Rücken und Dais Hände fuhren über das hübsche Gesicht, durch das weiche Haar und die schlanken Arme. Überall wollte er diesen Jungen jetzt berühren, nur um ihn weiter bei sich haben zu können, um ihn nicht zu verlieren, wenn er ihm sagte...

Er seufzte leise in den Kuss. Wie sollte er das tun? Wie sollte er Robin sagen, was nun mal eine Tatsache war? Nach einer halben Ewigkeit löste er sich wieder langsam von dem Kleineren und sah in das glückliche Gesicht, in die funkelnden Augen. Mit dem Daumen strich er sanft über die leicht geschwollenen Lippen und er lächelte sanft.
 

Robin brachte bei diesen Zärtlichkeiten kein Wort über die Lippen; es war seiner Ansicht nach auch völlig unnötig, etwas zu sagen. Zwischen ihnen war alles klar. Sanft schmiegte er sein Gesicht in die streichelnde Hand, unterbrach dabei aber in keiner Sekunde den Blickkontakt in die leuchtenden grünen Augen und genoss das Prickeln, das sie ihm über die Haut jagten. Seine Hände legten sich locker auf die Hüften des Größeren und dirigierten Daisuke kaum spürbar näher an ihn heran. Natürlich war ihm bewusst, dass sie sich in einer Umkleide befanden und früher oder später durch die lange Anwesenheit Aufsehen erregen würden. Doch das war gerade sowas von gleichgültig. Sie würden sicher merken, wenn jemand kommen würde.
 

Dai lächelte unablässig. Seine Gedanken knacksten in seinem Hirn und ihm war als wenn heiße Nadeln sich in sein Herz bohrten. Doch er ließ sich nichts anmerken. Robin war glücklich und an seiner Seite. Und das war alles was in diesem Augenblick für ihn zählte. Doch die trüben Gedanken wurden verscheucht, als Robin ihn ein Stück näher an sich zog. Kurz blickte Dai zwischen ihnen hinab. Dann blickte er wieder in die blitzenden Augen und trat noch einen kleinen Schritt näher, sodass seine Hüfte sich nun leicht gegen die Robins drückte. Langsam schob er wieder ein Bein zwischen die des Schwarzhaarigen und hauchte ihm Küsse auf die Wange bis hin zum Ohr. „Hier...? Du bist ja... schlimmer als ich...“, flüsterte er leise und leckte sich über die Lippen, fuhr mit den Fingern Robins Seiten auf und ab.
 

Im ersten Moment blinzelte Robin seinen Begleiter verständnislos an, dann ging ihm ein Licht auf, was der Andere meinte und er lachte leise. "Nein, sicher nicht hier!", widersprach er entschieden. Ging es vielleicht noch unromantischer? Auch wenn er unbegreiflicher Weise schon wieder auf diese Nähe reagierte und nachher bestimmt Probleme haben würde, halbwegs normal zu gehen. Aber das letzte, was er wollte, war ein Quickie in einer Umkleidekabine.
 

Dai musste schmunzeln. Er zog sein Bein wieder zurück und hauchte Robin einen Kuss auf die Lippen, bevor er sich ganz von ihm löste. Langsam nahm er die Hand des Jüngeren und sah ihm noch mal in die Augen. „Komm mit...“, flüsterte er und zog ihn dann sanft mit sich. Er wusste, heute würde er Robin mit Leib und Seele vollkommen erobern. Aber nicht so und nicht jetzt. Er wollte Robin aus irgendeinem Grund erst mal einen wundervollen Tag schenken, bevor er ihm die erwünschte Romantik zukommen ließ. Allerdings hatte Dai nun absolut keine Lust mehr auf das volle Kaufhaus...
 

Vertrauensvoll griff Robin nach Dais Hand und verschränkte ihre Finger. Seltsamerweise fühlte es sich gar nicht so schlimm an, sich mit einem anderen Jungen Händchenhaltend in der Öffentlichkeit zu zeigen. Ein ausgesprochen dämliches Grinsen schlich sich auf Robins Lippen und blieb dort hartnäckig kleben. Er fragte nicht nach, wo der Telepath hin wollte, sondern ging einfach mit ihm mit. Alles war ihm recht, solange sie nur zusammen waren.
 

Tatsächlich schaffte Dai es den Rest des Tages lachend mit Robin zu verbringen. Sie gingen Eisessen, im Park spazieren, sogar kurz schwimmen. Und Dai vergaß die trüben Gedanken, die Robin ihm am Morgen so unfreiwillig verpasst hatte. Lachend zog er Robin wieder aus dem Wasser und warf ihm das große Handtuch mit um, das sie noch vorm Schwimmen gehen gekauft hatten. Es dämmerte inzwischen und so waren nur noch weniger Leute hier, doch noch genug um nicht seine Ruhe zu haben. Sanft küsste er wieder die verführerischen Lippen, während er sich dicht an Robin presste, damit das Handtuch um sie beide passte.
 

Robin hatte keine Zeit, die zunehmende Kälte zu spüren, die seine nasse Haut frösteln ließ. Dafür war Dais Umarmung viel zu schön und der neuerliche Kuss viel zu berauschend. Leise seufzend lehnte er sich an den Älteren, legte die Arme um dessen Hals und fing an, den Kuss leidenschaftlich und verlangend werden zu lassen. Robin hatte keine Ahnung, was er eigentlich wollte - aber er wollte auf jeden Fall mehr.
 

Dai ließ ein animalisches Knurren vernehmen, als er merkte wie dieser heiße Kuss sich auf seinen Körper auszuwirken begann. Er unterbrach ihn abrupt und sah kurz zum Himmel empor, schloss die Augen und sammelte sich wieder. Dann sah er hinab zu Robin und lächelte verschmitzt. „Du treibst mich noch in den Wahnsinn, Hübscher...“, flüsterte er und löste sich dann langsam. Er trocknete sich kurz das feuchte Haar ein wenig ab und zog sich dann wieder an. Aus irgendeinem Grund stieg die Aufregung in seinem Inneren. Lag es vielleicht an dem, worauf er sich schon seit dem Kuss in der Umkleidekabine freute? „Na los… zieh dich an. Ich will dir was zeigen. Wir müssen uns beeilen...“
 

Verwirrt stand Robin erst einmal da und kannte sich gar nicht mehr aus. Den ganzen Tag über hatten sie sich immer wieder flüchtig geküsst und jetzt, wo sie endlich mehr oder weniger Gelegenheit hatten, das Ganze zu vertiefen, zog sich Daisuke plötzlich zurück? Als er aber die Aufforderung des Anderen hörte, löste sich der Knoten in seinem Magen schlagartig auf und eine ungewisse Vorfreude machte sich an derselben Stelle breit. Irgendwie wurde er auf einmal das Gefühl nicht los, der Orangehaarige wolle mit ihm allein sein. Ein neckisches Grinsen huschte über Robins Gesicht, während auch er sich die Haare frottierte und sich dann bückte, um seine Klamotten aufzuheben. Betont langsam zog er sich an, um die köstliche Spannung und das Kribbeln in seinen Eingeweiden länger auszukosten.
 

Mit hungrigem Blick beobachtete Dai seinen Gefährten. Sanft strich er über den freien Rücken und über den knackigen Hintern, als sich Robin erneut bückte. Er verpasste ihm einen leichten Klaps und grinste. „Ich sagte, wir müssen uns beeilen... Na los, komm schon...“

Kaum dass Robin sein Shirt endlich an hatte, packte er ihn wieder bei der Hand und zog ihn mit sich. Immer wieder warf er einen kurzen Blick zum Himmel. Er beantwortete keine Fragen und schwieg sowieso die ganze Zeit über, bis sie sich endlich durch die Sträucher geschlagen und seine kleine Lichtung erreicht hatten. Sanft zog er Robin mit zum Abhang, wo sein Baum stand.

„Jetzt hätten wir es fast verpasst...“, flüsterte er und richtete seinen Blick auf die untergehende Sonne, die alles in ein angenehm warmes orange-rot tauchte.
 

Überwältigt sah Robin dem prächtigen Farbenspiel zu. Unbewusst ließ er sich in das noch warme Gras sinken und zog Daisuke dabei mit sich. Zuerst saß er still neben dem Älteren, dann rückte er noch ein Stück näher und legte seinen Kopf auf der Schulter des Telepathen ab. „Das ist wunderschön“, flüsterte er in die Stille, die sie umgab, als wären sie beide allein auf dieser Welt. Von ganz allein fand seine Hand die des Anderen und er strich sanft mit dem Daumen über dessen Handrücken.
 

Lächelnd betrachtete Dai das hübsche Gesicht, das in der Abendsonne noch viel weicher wirkte als es ohnehin schon war. Leicht drückte er die Hand des Anderen und lächelte. „Ich wusste, dass es dir gefallen würde...“, wisperte er. Langsam schob er sich hinter Robin, sodass der sich an ihm anlehnen konnte. Sanft schlang er die Arme um ihn und küsste ihn im Nacken, bevor er sein Kinn auf dessen Schulter legte und seinen Kopf an Robins lehnte. „Ich komme oft hier her, wenn ich alleine sein will oder nachdenken muss. Oder wenn ich einfach nicht weiß, wo ich sonst hingehen soll...“
 

Na, so schnell, wie Daisuke ihn hierher gebracht hatte, musste das wohl oft passieren, schoss es Robin durch den Kopf. Doch er sagte nichts dazu. Wenn Dai reden wollte, würde er es ihm schon erzählen. So nickte er bloß und kuschelte sich Trost spendend an den Anderen. Ja, dieser Ort war wie dafür gemacht, um nachzudenken oder einfach seine Ruhe zu finden, stellte der Schwarzhaarige fest. Er nahm die Hände seines Begleiters und zog sie fester um sich, verwob dabei wieder ihre Finger miteinander. Die Sonne leuchtete ein letztes Mal in einem feurigen Rot auf und verblasste dann zu einem faden, milchig wirkenden Purpur.
 

Eine Weile begutachtete Daisuke noch den schönen Himmel, der seine Farbe immer weiter änderte. Er ließ seine Gedanken ein wenig schweifen, doch seine Konzentration glitt immer wieder auf den Nacken, den er vor sich hatte. Langsam senkte er den Kopf, ließ seine Lippen über die weiche Haut fahren und küsste sie liebevoll. Seine Finger streichelten erst die Hände und Arme Robins, glitten dann aber bald über die schlanken Beine und streichelten sie auf und ab. Mit jedem Mal, mit dem seine Hände wieder höher glitten, ließ er sie ein Stückchen näher auf Robins Schritt zuwandern als zuvor. Sein heißer Atem strich leicht über die blasse Haut und mit der Zunge fuhr er eine Spur über den Hals bis zu dem empfindlichen Ohr hin.
 

Eine Gänsehaut nach der anderen raste über Robins Rücken und er ließ den Kopf ein wenig sinken, um noch mehr von diesen überwältigenden Zärtlichkeiten zu bekommen. Gleichzeitig wurde der Ball aus aufgeregter Energie in seinem Inneren bei jeder Aufwärtsbewegung von Dais Händen immer größer und raubte ihm den Atem. Fast schon amüsiert stellte er fest, wie seine Jeans sich langsam über seinem Schritt zu spannen begann. Mit einem kleinen Lächeln schob er seine Hand nach hinten zwischen sie, strich ebenfalls einen Moment lang über Daisukes Oberschenkel, platzierte sie dann aber zielgenau im Schritt des Anderen. Geschickt begann er, die Finger zu bewegen, dem Älteren ebenfalls Lust zu schenken.
 

Dai musste leise aufkeuchen. Damit hatte er nun absolut nicht gerechnet. Aber gut. Wenn der Kleine es denn so wollte... Während Dais linke Hand sich wieder auf den Rückweg Richtung Knie machte, glitt die rechte langsam höher, streifte dabei wie zufällig die entstandene Beule in Robins Hose und fand schließlich sanft ihr Ziel am Kinn des Schwarzhaarigen. Sanft drehte er den Kopf des Jungen etwas weiter zu sich und sah ihn an. Er nahm ihm langsam die Brille ab und legte sie bei Seite, dann verschloss er Robins Lippen zu einem zarten und doch verlangenden Kuss. Dabei schob er nun ebenfalls die freie Hand in Robins Schritt und kratzte leicht über den gespannten Stoff, bevor er die Hand ganz darauf legte und das harte Fleisch noch mehr reizte.
 

Bei diesen Berührungen widerstand Robin nur schwer dem Verlangen, seinen Kopf in den Nacken zu legen und laut aufzustöhnen. Doch ihr Kuss war viel zu anregend, um unterbrochen zu werden. So grummelte er nur leise in Daisukes Mund, während er gekonnt dessen Zunge umspielte und gleichzeitig seine Finger härter zupacken ließ. Er drehte sich ein wenig, um sich nicht den Hals zu verrenken und um leichter an sein nächstes Ziel zu gelangen... Mit einem leisen Ratschen zog er den Reißverschluss von Daisukes Jeans nach unten und tastete sich behutsam und mit wachsender Aufregung in die Öffnung.
 

Dai löste seine Hand kurz von Robins Schritt. Er zog den Jungen ganz zu sich herum und direkt auf seinen Schoß, sodass Robin nun über seinen Beinen kniete. Die Hand in seiner Hose trieb ihn schier in den Wahnsinn. Da sie keine Badekleidung mitgehabt hatten und so die Unterwäsche hatte herhalten müssen, trug Dai unter der Jeans nun nichts weiter außer seiner wachsenden Erregung. Leise keuchte er gegen die schönen Lippen, während sein Verlangen nach dem Jungen mehr und mehr stieg. „Hng... Robin...“, hauchte er leise und sah im Schummerlicht in das schöne Gesicht auf.
 

Daisukes Anblick war der helle Wahnsinn und noch viel schöner, als er es sich vorgestellt hatte, entschied Robin. Die verschleierten Augen, die geröteten Wangen und Lippen... Robin konnte sich gar nicht an seinem Lover satt sehen. Er strich das lange Haar aus dem Gesicht des Anderen, und stürzte sich dann auf dessen Hals, um ihn mit leichten Küssen zu überhäufen. Mit zwei Fingern knöpfte er endlich die Hose des Orangehaarigen ganz auf und zerrte sie ungeduldig so weit nach unten, wie es ging. Wie schon am Tag zuvor umschloss er das harte Glied mit der Faust und massierte es in langsamen Bewegungen, die nicht dazu geeignet waren, Erlösung zu gewähren. Aber das lag auch voll und ganz in seiner Absicht.
 

Dai wusste nicht mehr, wo ihm der Kopf stand. Er schnurrte immer wieder leise auf und brachte sich den wohltuenden Fingern entgegen. Sein Atem ging unregelmäßig und er konnte sich nur schwer davon abhalten, Robin auf der Stelle unter sich zu bringen. Eine ganze Weile genoss er das Tun des Jüngeren, doch mit der Zeit wurde er immer wilder. Seine Hände glitten unter Robins Shirt und schoben es nach oben. Auf keinen Fall wollte er Robin die Zügel überlassen. So war es nicht geplant. Er schob die wohltuende Hand aus seinem Schoß und zog Robin das Shirt über den Kopf, warf es achtlos beiseite Dann eroberte er wieder die heißen Lippen, küsste Robin innig und leidenschaftlich. Seine Hand glitt in den Nacken des Jüngeren, seine andere an dessen Hüfte, und mit einem Ruck lag Robin auf dem Rücken und Dai zwischen seinen Beinen. Den Kuss hatte er dabei nicht gelöst und er hatte auch nicht vor, das zu tun.
 

Das alles ging so schnell, dass Robin erst mitbekam, was geschehen war, als er Daisukes Gewicht auf sich spürte. Überrascht keuchte er auf, drängte aber sofort seine Hüfte nach oben, Daisukes Becken entgegen, und fühlte die heiße Härte des Anderen an seinem Bauch. Ein unwillkürlicher Schauer rieselte über seine Haut und ein weiterer, sehr sehnsüchtig und erregt klingender Laut drang gedämpft über seine Lippen. Er schlang seine Arme um den Oberkörper des Älteren, drückte ihn fest an sich, zog dabei mit einer Fingerspitze sanfte Linien auf der weichen Haut des Rückens.
 

Dai seufzte wohlig und rieb sich leicht an dem schlanken Leib. Dann löste er den Kuss und ließ seine Lippen abwärts wandern. Er küsste sich über das Schlüsselbein hinweg bis hin zu einer der zarten Brustwarzen und umschloss sie sanft, während seine Zunge ihr übriges tat. Seine Hände liebkosten die freie Haut und fanden schließlich ebenfalls zu Robins Hose. Langsam öffnete er sie und zog sie immer weiter nach unten, glitt mit den Lippen dabei ebenfalls tiefer und rutschte abwärts. Erst als er Robin ganz aus der Hose und auch aus den Schuhen befreit hatte, blickte er auf. Seine Lippen hatten sich den Weg über an den weichen Oberschenkeln zu schaffen gemacht, nun leckte Dai sich darüber und betrachtete einen Moment den nackten Körper, streichelte ihn und schluckte leicht. „Du bist... unglaublich schön...“ wisperte er leise und lächelte.
 

Eigentlich wäre dem Jüngeren jetzt ein freches „Ich weiß!“ auf der Zunge gelegen, aber es wollte nicht über seine Lippen kommen. So atmete er nur scharf ein und bog sich dann wieder den streichelnden Händen entgegen. Innerlich stand er schon wieder in hell lodernden Flammen, leichtes Beben schüttelte ihn sanft durch. Mühsam schlug er die Augen auf - seine Lider schienen Tonnen zu wiegen - und sah tief in die strahlenden grünen Augen, denen die Lust einen dunkleren Farbton verliehen hatte. Atemlos richtete er sich ein Stück auf, bekam Daisuke am Oberarm zu packen, und ließ sich wieder nach hinten fallen, wobei er den Anderen mit sich zog, sodass der wieder auf ihm lag und er ihn ein weiteres Mal küssen konnte.
 

Mit einem Grinsen machte sich der Orangehaarige wieder über die weichen Lippen her. Dabei befreite er sich etwas umständlich aus der nervigen Hose und strampelte schließlich alles von seinen Beinen ab, sodass er das weiche Gras an den Beinen und die warme Haut Robins auf dem Rest seines Körpers spüren konnte. Nur zu gerne ließ er seine Zunge ein weiteres Mal die schon bekannte Höhle erkunden. Seine Hände glitten zu Robins Oberschenkeln und schoben sie etwas auseinander, damit er sein hartes Glied besser gegen Robins Hüfte drücken konnte.
 

Das war zuviel für Robin, er unterbrach den wilden Kuss, drehte den Kopf zur Seite und schnappte keuchend nach Luft. Daisukes heiße Erregung an seiner eigenen zu fühlen, kostete ihn fast den Verstand und er war heilfroh, dass der Ältere gerade nicht auf die Idee zu kommen schien, wieder seine Hände auf Wanderschaft gehen zu lassen. Sonst hätte Robin nämlich alles darauf verwettet, auf der Stelle zu kommen. So konnte er die ansteigende Lust noch ein klein wenig länger genießen... Unruhig strich er über das weiche Gras auf der Suche nach etwas, an dem er sich festklammern konnte, und krallte sich schließlich in die warme Erde, während er immer wieder sein Becken leicht anhob, um den Druck zu verstärken.
 

Dai brauchte seine Hände, um sich abzustützen. Langsam küsste er sich wieder über die weiche Haut. Seine Zunge fuhr in langsamen Bahnen über die Brustwarzen, leicht biss er hinein und schließlich versenkte er seine Zungenspitze in Robins Bauchnabel. Kurz warf er einen Blick zu dem Jungen hoch, betrachtete das hübsche Gesicht, über das sich eine leichte Röte gelegt hatte. Langsam senkte er den Kopf wieder und strich sich mit der Zungenspitze über die Lippen, als er endlich an seinem Ziel angekommen war. Sanft leckte er über Robins angeschwollene Spitze und neckte sie mit dem Zeigefinger.
 

Augenblicklich spannte der Schwarzhaarige sich an. Das war aber jetzt nicht Daisukes Ernst! „Nein!“, hechelte er schwach. „Nicht...“ Er spürte, wie seine Wangen heiß wurden, und wusste, dass er gerade dunkelrot angelaufen war. Wenn Dai jetzt weitermachte... Nein, an diese Peinlichkeit wollte er gar nicht denken! Verzweifelt versuchte er, sich durch schlangenähnliche Bewegungen unter dem Orangehaarigen herauszuwinden, um wenigstens ein bisschen zu Atem zu kommen und sich ein klein wenig abzuregen.
 

Dai musste leicht grinsen. Er legte die eine Hand nun an Robins Hüfte und drückte ihn zu Boden, griff mit der anderen nach Robins Fingern und verschlang sie mit seinen eigenen. „Keine Angst... Es ist okay...“, hauchte er und blickte kurz in die braunen Augen empor. Dann schloss er die Lippen wieder vorsichtig um Robins Glied und umspielte es leicht mit der Zunge. Er kostete jeden Moment davon aus und begann schließlich auch den Kopf ein wenig zu bewegen, wobei sein langes Haar Robins Beine umschmeichelte.
 

Unartikulierte Laute drangen aus Robins Mund, gingen in ein dumpfes, dunkles Stöhnen über. Er spürte, wie sich sein Körper in immer kürzeren Abständen anspannte und seine Bauchdecke zu zittern begann. Fahrig wühlte er in den langen Haaren, zerrte immer wieder an den langen Strähnen, bis... „AAAAAAH!“ Mit diesem Schrei verkrampfte sich Robin lustvoll, bog den Rücken durch und erlebte den wohl intensivsten Höhepunkt seines bisherigen Lebens.
 

Daisuke keuchte leise und löste langsam den Mund. Er schluckte all das, was nicht daneben gegangen war und wischte sich mit der Handfläche über die Lippen. Langsam kam er zu Robin hoch, streichelte beruhigend den bebenden Körper und küsste sich über das heiße Gesicht. „Schhht...“ Hauchzart streichelte er über den wundervollen Körper, beobachtete Robin dabei aufmerksam und stellte seine eigene Härte erst mal in den Hintergrund.
 

Robin lag mit geschlossenen Augen da und versuchte krampfhaft, wieder auf der Erde zu landen. Das war... der absolute Hammer gewesen! Er war sich sicher, dass das durch nichts mehr zu toppen war. Nur langsam kam er wieder zu Atem und schaffte es, seine Lider einen Spalt zu heben und Daisuke anzublinzeln. Eigentlich wollte er ihm etwas sagen, aber es fiel ihm nichts ein, was auch nur im Entferntesten das beschrieben hätte, was er gerade fühlte.
 

Dai lächelte, er hatte die ganze Zeit nicht aufgehört, Robin mit sanften Streicheleinheiten zu beruhigen. Nun glitt seine Hand wieder etwas tiefer und strich über das feuchte erschlaffte Glied, liebkoste es so unschuldig, als wenn er keine bösen Absichten hätte. „Vertraust du mir...?“, fragte er dann nach einer Weile leise, als er sich sicher war, dass Robin wieder ansprechbar war. Sanft hauchte er Küsse auf das erschöpft wirkende Gesicht. „Vertraust du mir, Robin?“
 

Es dauerte einen Moment, bis die Frage in Robins Gehirn angekommen und verarbeitet worden war. Er runzelte kurz die Stirn. Was war das denn für eine seltsame Frage? „Ja“, meinte er leise und nickte bekräftigend. Wenn er dem Anderen nicht vertrauen würde, wäre alles bisherige wohl nicht möglich gewesen...
 

Dai lächelte und nickte dann leicht. Sanft drehte er Robin ein Stück, sodass er nun halb auf der Seite, halb auf dem Bauch lag und Dai sich hinter ihm platzieren konnte. Er stützte sich auf dem linken Ellenbogen ab und schob die Hand unter Robin hindurch, damit seine Finger sich um dessen Brustwarzen kümmern konnten. Seine Lippen machten sich dabei über Robins Schulter und seinen Nacken her. Langsam ließ er nun die rechte Hand über Robins Taille fahren, den Bauch entlang und in seinen Schritt. Wieder massierte er das Glied, um es langsam zu erwecken. Doch nicht lange. Dann glitten seine Finger über Robins Hüfte zurück und verirrten sich dann zielstrebig zwischen die knackigen Pobacken, massierten den Eingang ein wenig.
 

Robin ließ das alles bereitwillig mit sich geschehen, bis zu dem Moment, in dem er Dais Finger an seinem Hintern spürte. Unwillkürlich verspannte er sich und zog scharf die Luft durch die Zähne. Schlagartig wurde ihm klar, was der Ältere vor hatte und er wusste nicht, ob ihm das wirklich gefallen würde. Ein wenig unsicher drehte er den Kopf, um den Anderen anzusehen und sicher zu gehen, dass es das Richtige war, was sie taten.
 

Daisuke lächelte sanft zu Robin hinab und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Keine Angst. Ich bin ganz vorsichtig...“, hauchte er leise und sah tief in die braunen Augen, die ihn so unsicher ansahen. Dai wusste, dass es für Robin ein großer Schritt sein würde, doch sein Verlangen nach ihm war so groß, dass er einfach nicht mehr warten wollte. Liebevoll verschloss er wieder Robins Lippen und streichelte beruhigend über den angespannten Hintern. „Es wird dir gefallen, versprochen... Und wenn du sagst, dass ich aufhören soll, dann tu ich das sofort...“ Er lächelte und strich Robin sanft über die Wange. „Also... vertraust du mir?“
 

„Ja, ich vertrau dir“, wiederholte der Schwarzhaarige leise, schloss dabei die Augen wieder, um Dai die Angst, die er weiter spürte und die sich nur noch steigerte, nicht zu zeigen. Gleichzeitig bemühte er sich, sämtliche Muskeln zu lockern und sich zu entspannen.
 

Dai ließ sich Zeit. Er gab Robin jede Minute, die er brauchte, auch wenn sein Glied bereits schmerzhaft wummerte. Langsam befeuchtete er schließlich die eigenen Finger mit der Zunge, um Robin keine Schmerzen zu zufügen. Noch nie hatte er soviel darauf Acht gegeben, es einem Jungen so schön wie möglich zu machen, wie er es bei Robin tat. Mit der einen Hand reizte er unablässig die empfindlichen Brustwarzen, während er die feuchten Finger nun zu Robins Eingang führte. „Bleib ganz ruhig...“, hauchte er leise und strich dabei mit dem Mittelfinger über den zuckenden Eingang. „Jetzt...“, flüsterte er und ließ den Finger langsam in Robin gleiten, kniff ihm zeitgleich leicht in die Brustwarze.
 

Im ersten Moment biss Robin fest die Zähne zusammen und verkrampfte sich wieder, doch diesmal entspannte er sich schnell wieder. Vor allem auch deshalb, weil er merkte, dass er sich so selbst eine Menge Schmerzen ersparen konnte. Er atmete tief durch und stieß die Luft anschließend in einem leisen Stöhnen wieder aus. Das war zwar ungewohnt, aber fühlte sich gar nicht wirklich so übel an, wie er befürchtet hatte. Im Gegenteil, er fand es unglaublich anregend, etwas, das eindeutig nicht dort hin gehörte, in sich zu spüren.
 

Dai lächelte leicht und beobachtete Robin ganz genau. Als er merkte, dass Robin langsam Gefallen daran fand, schob er den Finger noch ein Stück tiefer. Seine andere Hand ruhte nun an der Stelle, an der Robins Herz hart gegen seine Brust schlug. Langsam begann er den Finger zu bewegen. Die Enge machte ihn schon jetzt schier wahnsinnig, und er wusste, dass es ihn eine Menge Zeit kosten würde, um Robin auf das nächste Level vorzubereiten. Langsam tastete er sich weiter vor und fand sein Ziel schließlich. Der lüsterne Schrei, der Robin dabei entfuhr, jagte heiße Wellen in Dais Körpermitte und ließ ihn leise keuchen.
 

Als er Dais ungezügelte Geräusche hörte, stöhnte Robin ein weiteres Mal unbeherrscht auf. Er wusste ja schon, wie sehr es dem Anderen gefiel, ihn zu hören, aber dass es den Orangehaarigen so anmachte, war ihm wirklich neu. Also brauchte er sich in Zukunft ja nicht mehr zusammennehmen... Ungeduldig bewegte er sich, wollte dieses überwältigende Gefühl noch einmal erleben. Wenn er gewusst hätte, wie genial das war, hätte er nicht so lange gezögert...
 

Wieder stieß Dai mit dem Finger gegen den empfindlichen Punkt und entlockte seinem Gespielen so die schönsten Töne. Mit Genuss beobachtete der Orangehaarige den Jungen und sah zu wie sich auf der weichen Haut allmählich ein leichter Schweißfilm bildete. Leicht rieb er sich an dem Jungen vor sich, ließ ihn seine Härte spüren und keuchte ihm immer wieder leise ins Ohr. „Ha.. bist du... okay?“, fragte er leise und trieb den Finger dabei wieder tief in den engen Tunnel.

„Ja...“, brachte Robin rau heraus. „Mach... mach weiter... bitte!“ Was Dai hier mit ihm veranstaltete, war einfach nur der helle Wahnsinn und Robin wollte unbedingt wissen, was da noch alles auf ihn wartete. Denn dass das schon das Finale gewesen war, wagte er schwer zu bezweifeln. Er fühlte sich, als würde sein ganzer Körper in Flammen stehen und er wollte noch mehr, viel mehr.
 

Dai nickte und zog den Finger langsam zurück, kam dann mit einem zweiten vorsichtig wieder und drückte gleich darauf wieder gegen die Prostata. So lenkte er Robin vom dem intensiven Gefühl des Gefülltwerdens besser ab. Hungrig leckte er eine Schweißperle von Robins Schulter und trieb die Finger immer wieder langsam tief in seinen Eingang, zog sie wieder zurück und schob sie wieder vor. Das Stöhnen Robins klang wie Musik in seinen Ohren und bestätigte ihn nur in seinem Handeln. „Ich hab doch gesagt... es wird dir gefallen...“, raunte er und eroberte auch schon Robins Lippen, wobei er sich etwas weiter über ihn lehnte und sein hartes Glied wieder gegen Robins Hintern drückte.
 

Wie schon zuvor, so konnte Robin auch jetzt einen wilden Schrei nicht unterdrücken und er zappelte ungeduldig auf Dais Fingern herum. Es war nicht nur dieses unbeschreibliche Gefühl, das ihm gleißende Blitze durch den ganzen Leib jagte, auch dass er so ausgefüllt wurde, machte ihn rasend vor Lust. Das alles machte ihn neugierig darauf, wie es sich anfühlen würde, wenn... Seine Gedanken schalteten ab, er warf den Kopf in den Nacken, ein weiteres, lautes Stöhnen kam über seine Lippen, und er war kurz davor, Dai anzubetteln, endlich dahin zu kommen, wohin sie beide inzwischen wohl mehr als alles andere wollten.
 

Doch Dai ließ sich noch mehr Zeit. Er wusste, dass es mehr als unangenehm werden konnte, wenn man nicht genug auf das Kommende vorbereitet wurde, und so ließ er auch noch einen dritten Finger in Robin gleiten, bevor er mit dunkler Stimme ein grollendes Stöhnen von sich gab, weil Robin in seinen Armen zu zucken begann. „Halt es zurück... noch nicht...“, raunte er und leckte sich über die Lippen. Er zog seine Finger langsam zurück und hinterließ eine gähnende Leere in dem zuckenden Muskel. Rasch zog er seine Hose zu sich und fand schnell was er gesucht hatte. Mit den Zähnen riss er das kleine Päckchen auf und zog sich das Kondom über. Er legte die Hand wieder an Robins Hüfte und rückte ihn etwas zurecht, führte sein Glied dann an den Eingang und drückte leicht dagegen. „Entspann dich jetzt...“
 

Genau das machte Robin doch schon die ganze Zeit. Er schnaubte frustriert auf, als er die Leere in sich spürte, doch daraus wurde gleich darauf ein sehr begeistertes Aufkeuchen. Ja, das war es, was er wollte! „Jaaaa...“, feuerte er seinen Lover an, drängte sich ihm entgegen. Ein reißender Schmerz ließ ihn zusammenzucken und ärgerlich grummeln, doch er bemühte sich, sich nicht schon wieder zu verkrampfen, um vor allem Dai nicht weh zu tun.
 

Ein ersticktes Keuchen war von Dai zu hören. Eisern hielt er Robins Hüfte nun fest. Er wollte nicht, dass sich der Kleine eventuell selber wehtat. Außerdem hatte er schon nach einem halben Zentimeter das Gefühl, dass er mit jeder weiteren Bewegung kommen würde. Grollend stöhnte er auf, als er sich tiefer in den heißen Tunnel drängte. Er warf den Kopf nach hinten und krallte sich leicht in Robins Hüfte fest, zwang sich dann aber, den Kleineren wieder anzusehen. Auf keinen Fall wollte er Robin verletzten oder ihm wehtun, also galt es ihn im Auge zu behalten.
 

Schwer atmend ließ Robin den Kopf sinken und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn. Er zitterte am ganzen Leib und war der Meinung, dass es doch eine ganz schlechte Idee gewesen war, gleich wirklich alles zu wollen. Doch er merkte, dass Dai sich immer weiter in ihn schob, und war schon kurz davor, den Älteren zu bitten, sofort aufzuhören. „AAAAAAAAAH!“ Wieder raste ein Blitz durch ihn hindurch, diesmal unendlich stärker als zuvor. Vor Robins geschlossenen Augen explodierten bunte Farbkleckse, sein Blut schoss in einem wahnsinnigen Tempo durch seine Adern und seine Muskeln zuckten, dass er dachte, gleich vom Boden abzuheben.
 

Schwer atmend hielt Dai inne, als er sich vollständig in Robin versenkt hatte. Auch sein Körper wurde nun von zuckenden Muskeln beherrscht und er kniff einen Moment die Augen zusammen, um das Schwindelgefühl loszuwerden. Er hatte das Gefühl, als würde er sterben vor Glück und Erregung. Beruhigend streichelte er den schlanken Körper, ohne sich weiter zu bewegen. Nur ein kleiner Ruck und er würde kommen, genau so fühlte es sich an. Nur leicht drängte er seine Hüfte vor, sodass seine Spitze unablässig gegen die gereizte Prostata drückte. „Alles... okay?“, presste er hervor und drehte Robins Gesicht ein Stück zu sich, um ihn ansehen zu können.
 

Robin schaffte es nicht, zu antworten, er konnte nur nicken und den Orangehaarigen mit strahlenden Augen ansehen, während er versuchte, seinen Körper ruhig zu halten. Jedenfalls so lange, bis er es nicht mehr aushielt und sich ruckartig gegen den großen Pflock in ihm bewegte. Die Luft, die er bis eben angehalten hatte, löste sich in einer Art Jubelschrei aus seiner Brust. Es war so unglaublich und es fühlte sich so toll an... Immer wirrere Farben leuchteten vor Robins Augen auf, die Erregung zog ihn in einen Strudel, aus dem es kein Entrinnen mehr zu geben schien.
 

„Hng... Robin...“, keuchte Daisuke hervor und kniff die Augen wieder zusammen. Okay. Wenn das keine Bestätigung gewesen war, dann wusste er auch nicht. Seine Hand legte sich wieder an Robins Hüfte und langsam zog er sich zurück, nur um dann wieder vorzudringen. Seine Beherrschung hing nur noch an einem seidenen Faden und er wusste, dass er das hier nicht mehr lange aushalten würde. Er schob seine Hand nach vorne und umschloss Robins Glied, begann ihn so nicht nur von hinten, sondern auch noch von vorne zu reizen. Sein Stöhnen vermischte sich mit dem Robins und der dünne Faden seiner Beherrschung löste sich in Nichts auf.
 

„Oh Gott, Dai!“, Robin konnte sich nicht mehr beherrschen, als das Brennen und toben in seinen Lenden zu viel wurde und jeder einzelne Muskel in seinem Körper in Erwartung des Höhepunktes bebte. Ein weißglühender Ball explodierte in seinem Inneren, ein letztes Mal verkrampfte er sich, diesmal in höchster Lust, und war für Sekunden unfähig, sich zu rühren oder auch nur zu atmen. Er spürte Dais hartes Glied noch intensiver, dann sprudelte sein Erguss aus ihm heraus.
 

Dai krallte sich hart in Robins Brust und der Schrei blieb ihm in der Kehle stecken. Ruckartig stieß er immer wieder in die heiße Enge und warf den Kopf hin und her, bis auch er endlich kam. Zittrig sackte er in sich zusammen und schlang die Arme um Robin. Schwer atmend küsste er die bebende Schulter, die er vor sich hatte, und schaffte es nicht, die Augen wieder zu öffnen. Dai wusste nicht wie viele Stunden vergangen waren, bis er es endlich schaffte seinen Atem wieder unter Kontrolle zu bringen und die Lider zu öffnen, doch es mussten viele gewesen sein.
 

Diese Zeit brauchte auch Robin, um wieder zu Atem zu kommen und das Zittern seines Körpers so halbwegs abzustellen. Unbewusst kuschelte er sich rückwärts an seinen Lover, immer wieder fielen ihm die Augen zu. Am liebsten wäre er hier mit Daisuke eingeschlafen, hätte diese Nähe und die schönen Gefühle bis zum Morgen ausgekostet. Als der Ältere sich aus ihm zurückziehen wollte, spannte Robin die Muskeln noch einmal bewusst an, um den Anderen in sich zu halten. „Nicht!“, murmelte er müde. „Bleib...“
 

Dais Antwort war ein leises Keuchen. Doch dann musste er schmunzeln und nickte, streichelte weiter über den fröstelnden Körper. Langsam zog er sein Shirt zu sich und deckte Robin damit ein wenig zu. Sanft küsste er den Schwarzhaarigen im Nacken und fing bald darauf auch seine Lippen wieder ein. Er musste nicht fragen um zu wissen, dass es dem Jüngeren gefallen hatte. Lächelnd betrachtete er das hübsche Gesicht. In diesem Moment fühlte er sich so vollkommen wie noch nie in seinem Leben.
 

Als Robin die Augen das nächste Mal öffnete, war es stockdunkel um ihn herum und er fror. Doch noch immer befand er sich in Daisukes Umarmung und lächelte ungesehen darüber. Er war so glücklich, dass er es nicht hätte beschreiben können. So sollte es eigentlich immer sein, überlegte er träge und streckte sich ein wenig, wodurch der Andere nun doch aus ihm rutschte.
 

Wieder ein kurzes Luftschnappen von Dai. Er schmunzelte etwas und drehte Robin dann sanft auf den Rücken, strich ihm über die Seite und sah ihn an. Das einzige Licht kam nun aus der Villengegend und wurde noch überboten von dem silbernen Schein des Mondes. Sanft strich er dem Kleineren über die Wange, musterte ihn einen Moment. Es war nicht zu übersehen wie glücklich der Junge war. Sanft verschloss er Robins Lippen und schmiegte sich dicht an ihn.
 

~+~
 

Als Daisuke an diesem Abend zu Hause ankam, war es später als sonst. Noch lange hatte er mit Robin da oben gelegen. Und auch nachdem sie sich angezogen hatten, hatten sich die beiden eine Menge Zeit gelassen. Mit einem langen Kuss hatten sie sich an einer Kreuzung verabschiedet. Ein Kuss, der Dais verträumtes Grinsen noch immer auf seinem Gesicht festhielt.

Er schloss die Tür leise auf, wusste, dass es schon ziemlich spät war und wollte niemanden wecken. Allerdings merkte er schnell, dass noch Licht brannte und dass Schuldig noch im Wohnzimmer saß. Strahlend blickte er ins Zimmer und sah seinen Vater an. „Ich bin wieder daha...“, trällerte er und kickte seine Schuhe bei Seite.
 

Schuldig hatte beim Klappen der Wohnungstür einen ärgerlichen Blick auf die Uhr geworfen, doch die ungewohnt gute Laune und das glückliche Grinsen auf dem Gesicht seines Sohnes ließ ihn den Tadel, der ihm auf der Zunge lag, vergessen. Mit einem sanften Lächeln sah er den Jungen an, der vor Glück im Moment einfach nur zu platzen schien. „Sei leise, Ken schläft schon“, bat er den Jüngeren zwinkernd, aber ohne Vorwurf oder ähnliches. „Sieht aus, als hättest du einen schönen Tag gehabt.“
 

„Ohja.. In der Tat...“, grinste Dai und ließ sich neben seinem Vater aufs Sofa fallen. Er streckte sich und gähnte genüsslich. Doch das Grinsen blieb erhalten. „Einen wundervollen Tag... Hatte ich lange nicht mehr, so was Schönes...“ Er lachte kurz leise und hörte seinen Magen knurren. „Ist in der Küche noch was zu Essen?“, fragte er. Er wusste, dass er jetzt eh nicht würde schlafen können, also konnte er auch noch was essen und sich ein Weilchen mit seinem Vater unterhalten. Dass der nicht sauer war, war nur noch ein Grund mehr für Daisukes gute Laune.
 

„Ja, sicher, wir haben dir extra etwas aufgehoben“, schmunzelte der Deutsche. Als wenn sie schon jemals vergessen hätten, für Daisuke etwas Leckeres zum Essen zu Hause zu haben... Schuldig überlegte, ob er seinem Sohn in die Küche folgen sollte, entschied sich aber dagegen. „Würdest du mir bitte etwas zu Trinken mitbringen?“, rief er ihm allerdings noch leise hinterher. Na, da war er ja jetzt aber gespannt, ob und vor allem was sein Junge ihm erzählen würde.
 

Es dauerte nicht lange, dann hatte sich Dai das Essen in der Mikrowelle warm gemacht und kam mit seinem Essen, zwei Gläsern und einer Flasche Wasser wieder. Er stellte alles auf den Tisch, schenkte sich und seinem Vater ein und ließ sich dann mit seinem Abendessen wieder aufs Sofa fallen. Mit einem seligen Grinsen auf den Lippen begann er zu essen. „Weißt du, du solltest mal mit Ken Fallschirmspringen gehen...“, sagte er nach einer Weile vollkommen unerwartet.
 

Schuldig, der gerade einen Schluck von seinem Wasser getrunken hatte, verschluckte sich vor Überraschung und hustete heftig. „Was?“, röchelte er, als er sich von dem Hustenanfall erholt hatte, und starrte Dai ungläubig an. Fallschirmspringen... Wie kam der Junge denn auf solche Sachen? „Warst du denn schon mal Fallschirmspringen?“ erkundigte er sich interessiert.
 

„Jaha... Mit Robin.“ Er grinste und musterte seinen Vater eindringlich, während er weiter aß und sich zwischendurch auch mal einen Schluck Wasser gönnte. „Es macht nicht nur Spaß, sondern verschafft dem Körper soviel Adrenalin, dass Ken hinterher über dich herfallen wird wie ein rolliges Kätzchen.“ Er grinste frech und stopfte sich den Mund wieder voll. Es kam nicht oft vor, dass er seinen Vater so direkt auf sein Sexleben ansprach, aber da er die beiden schon lange nicht mehr gehört hatte, vermutete er, dass der Sex auch nicht mehr das war, was er früher mal gewesen war.
 

Wieder blinzelte Schuldig überrascht, lachte dann leise. „Weißt du, ich glaube, dafür müssen wir nicht extra Fallschirmspringen gehen“, erklärte er grinsend und kam dann wieder auf das Thema zurück, das ihn so brennend interessierte. Er wollte Daisuke dabei aber sicher nicht ausfragen. „Du warst mit Robin beim Fallschirmspringen? Wow... Wie seid ihr denn dazu gekommen?“ Immerhin brauchte man dafür außer ein wenig Mut eine Menge Geld und Schuldig rätselte, aus welchem Konzern Robin wohl ein Abkömmling war.
 

Dai grinste wieder und stellte seinen leeren Teller weg. Er nahm sein Glas zur Hand und leerte es in vollen Zügen. „Er hat nen schicken Flieger samt Pilot. Wir sind zusammen gesprungen. Also mit nur einem Fallschirm. Es war klasse...“ Er richtete sich ein Stück auf und schenkte sich nach. „Wie gesagt. Solltest du auch mal machen. Macht echt ne Menge Spaß.“
 

So hatte der Ältere, bei dem Fallschirmspringen ein Teil seiner Ausbildung gewesen war, das noch gar nicht gesehen. „Ich werds mir überlegen. Wenn ich Ken dazu überreden kann...“, erklärte er lächelnd und ließ sich nicht anmerken, wie überrascht er über die Eröffnung war, dass es sich bei Robin wohl tatsächlich um ein Millionärssöhnchen handelte. Für einen Moment tat es ihm leid, dass er seinem Sohn nicht das gleiche bieten konnte, auch wenn sie nicht gerade als arm zu bezeichnen waren. Dann schob er diese Überlegungen weit von sich. Es gab nicht viel, was er seinem Sohn nicht bieten konnte, und das musste genügen. Und wenn Daisuke mit seinem Freund solche Sachen machte, trieben die beiden wenigstens keinen Unsinn. „Dein Robin scheint ja wirklich perfekt für dich zu sein“, sagte er sanft lächelnd. Es war gut zu wissen, dass sein Wirbelwind endlich jemanden gefunden hatte, der seine Energien zu nutzen wusste. „Lernen wir den Knaben eigentlich auch einmal kennen?“
 

Dai musste schmunzeln. Er musste kein Telepath sein um zu sehen, was in seinem Vater vor sich ging. Doch er nickte nur leicht. „Ja... Das ist er, denke ich...“, sagte er mit leicht verträumter Stimme und ließ den Blick schweifen. Dann holte die nächste Frage ihn wieder aus seinen Gedanken und er musste leicht grinsen. „Ja.. Ich denke irgendwann werde ich es wagen können, ihn euch vorzustellen...“ Er zwinkerte und erhob sich, stellte sein Glas auf dem Tisch ab und streckte sich. „Mal sehen...“ Er grinste seinen Vater an und knuffte ihn dann kurz. „Ich geh jetzt schlafen, ich bin ziemlich erledigt...“

Als Dai das Wohnzimmer verließ und in sein eigenes Zimmer trat, wünschte er sich kurz, dass es sich bei Robin nicht um Brads Sohn handeln würde. Zwar war genau das der Grund gewesen, weshalb Robin für ihn so interessant geworden war, aber wenn er sich vorstellte, wie sein Vater reagieren würde...
 

Auf einmal kam ihm das, was er vorher für einen raffinierten Plan gehalten hatte, wie ein Fehler vor. Er schloss leise die Zimmertür hinter sich und ließ sich aufs Bett fallen. Gerade dieser Abend mit Schuldig hatte ihm doch gezeigt, dass es schön war, sich mit dem Mann zu vertragen. Und das würde wohl wieder ein Ende nehmen...
 

~*~tbc~*~

Der große Krach

5. Kapitel – Der große Krach
 

Auch die nächsten beiden Tage verbrachten Robin und Daisuke gemeinsam und es wurde keine Sekunde davon langweilig. Und doch fanden sie jeden Tag mindestens einmal die Zeit, miteinander zu schlafen. Robin fühlte sich, als würde er in einer Wolke reinen Glücks schweben. Sogar am Sonntag, als sie beide zu hause blieben, unterhielten sie sich von morgens bis abends und hatten eine Menge Spaß. Am Montag morgen wachte Robin vor dem Klingeln des Weckers auf und sprang freudig aus dem Bett. In kurzer Zeit würde er Daisuke wiedersehen, wenn auch nur kurz. Augenblicklich legte sein Herz wieder an Tempo zu, wie jedes Mal, wenn er wusste, er würde den Anderen treffen. Allerdings schätzte er, würde sich der Vormittag bis zur Mittagspause ewig lang hinziehen und er selbst mit seiner Sehnsucht nach dem Älteren kämpfen. Zu wissen, dass sein Geliebter nur zwei Räume entfernt von ihm saß und er doch nicht zu ihm konnte, machte ihn jetzt schon wahnsinnig.
 

Dai hingegen machte sich mit sehr viel mehr Zuversicht auf den Weg zur Schule. An diesem Morgen hatte er seinen Vater sehr beunruhigt mit seinem Dauergrinsen und seinem viel zu guten Benehmen. Als er dann auch noch mit dem Versprechen, dass er seine Telepathie nie wieder zum Schwänzen nutzen würde, ins Bad verschwunden war, war seinen Eltern alles aus dem Gesicht gefallen. Und nun schlenderte der Orangehaarige die Straße entlang und rauchte noch seine letzte Zigarette vor der Schule. Als er sich dem Gebäude näherte, erkannte er schnell die Traube von Jungen an der Mauer. Robin stand direkt im Mittelpunkt. Er grinste und als er auf Robin zu ging, eilten ihm seine Jungs auch schon an die Seite. Er nickte ihnen zu und als er Robin erreicht hatte, hauchte er ihm vor aller Augen einfach einen Kuss auf die Lippen. „Guten Morgen...“, sagte er und lächelte.
 

"Guten Morgen", erwiderte Robin die Begrüßung flüsternd und hatte dabei das Gefühl, vor Glück einfach abzuheben. Er strahlte über das ganze Gesicht und für den Moment war ihm völlig egal, was alle anderen wohl von ihm denken mochten. Er liebte Daisuke und mit dem kleinen Kuss hatte der Ältere vor allen anderen bewiesen, dass er ebenso empfand. Fast automatisch griff er nach Daisukes Hand und betrat mit ihm zusammen das kühle Schulgebäude.
 

Auch Dai ignorierte die Blicke und verpasste jedem, der über sie kicherte, eine Welle von Kopfschmerzen. Er grinste leicht, als sie bei den Klassenräumen ankamen und lehnte sich an die Wand zwischen den Türen. Doch statt sich von Robin zu lösen, zog er ihn nur noch ein Stück dichter zu sich. Dabei schob er die eigenen Beine auseinander, sodass Robin dazwischen stand. „Und? Bereit für einen spannenden Schultag?“, flüsterte er ihm entgegen. Doch schnell sah er, dass Robin eine gewisse Kleinigkeit schon wieder vergessen hatte. Er lachte leise und zwinkerte. Langsam schloss er die Augen und lehnte den Kopf nach hinten, um sich genau zu konzentrieren.
 

Verständnislos sah Robin Daisuke an, bis ihm einfiel, was sie vor ein paar Tagen vereinbart hatten. Leises Grinsen huschte über sein Gesicht, dann jedoch wuchs sein Interesse an dem, was der Orangehaarige gerade machte. Sie hatten ihre Fähigkeiten damals kurz besprochen und Dais Telepathie genutzt, um sich zu unterhalten. Jetzt aber zu sehen, wie er sie einsetzte, war wieder etwas ganz anderes. Auch Robin schloss kurz die Augen und nickte zufrieden. Ja, Daisukes Plan ging tatsächlich auf! Damit würden sie in sehr kurzer Zeit wirklich jeden Tag zusammen sein oder sich zumindest im gleichen Raum aufhalten. Aus Vorfreude raste ihm eine rasche Gänsehaut über den Rücken.
 

Leicht zuckten Dais Gesichtsmuskeln, dann öffnete er die Augen nach einer Weile wieder und sah in das hübsche Braun. Er grinste und strich Robins Haar nach hinten. „So. Ich denke, unsere Lehrer haben uns heute etwas Wichtiges mitzuteilen...“, lachte er und fuhr mit dem Daumen über Robins Lippen. Ihre Anhängsel hatten sich einigem Abstand um sie geschart, beobachteten sie verwundert und schienen sich leise über sie zu unterhalten. Daisuke war es egal. Er freute sich auf den kommenden Tag und darauf, den Lehrern zusammen mit Robin auf der Nase rumtanzen zu können.
 

Das Grinsen in Robins Gesicht nahm haifischähnliche Züge an, er streckte sich nach vorn, um Daisuke einen verliebten Kuss auf die Lippen zu hauchen. "Ich freue mich drauf", gestand er leise. "Wenn ich dich nur sehen kann." Dass darunter wahrscheinlich seine schulischen Leistungen leiden würden, verdrängte er einfach. Wozu hatte man schließlich die Gabe der Voraussicht? Und er konnte ja nicht nur überprüfen, ob ein Test anstand, sondern auch, welche Fragen verwendet werden würden... Sanft legte Robin seine Hände an die Hüften seines Liebsten und kam noch einen Schritt näher auf ihn zu. Wieder einmal betrachtete er fasziniert das schöne Gesicht des Älteren und konnte sein Glück wie üblich gar nicht richtig fassen.
 

Dai schmunzelte wieder und kostete einmal mehr von den weichen Lippen. Dann sah er aber auf, weil sich Robins Lehrer näherte. Er grinste und löste sich von dem Jungen. „Dann mal hopp in den Unterricht, Hübscher...“ Damit trat er wieder zu seinen Freunden. //Wir sehen uns gleich... Ich halte dir einen Platz frei...// Und schon wurde er von seinen Freunden gelöchert wie ein Schweizer Käse. Allerdings war er der Meinung, dass es niemanden was anging, und so hüllte sich Dai vorerst in Schweigen und sah zu, wie sein Lover im Getümmel verschwand und in den alten Klassenraum trat.
 

Von dem Pulk seiner eigenen Freunde getrieben, trottete Robin in sein Klassenzimmer und setzte sich auf seinen Platz. Die Fragen seiner Freunde überhörte er, vor allem, weil er in Gedanken bei dem orangehaarigen Jungen war. Er konnte es kaum erwarten, endlich wieder bei ihm zu sein. /Dai?/ versuchte er, seinen Geliebten zu erreichen, bevor die Lehrer in die Klassen kamen.
 

Doch Daisuke war nicht zu erreichen. Seine Konzentration lag voll und ganz bei dem Kommenden. Immerhin musste alles glatt laufen. Es durfte keine Fehler und keine Haken im Plan geben, sonst würde es auffallen, dass irgendwas nicht stimmte. Doch es ging gut. Nur eine halbe Stunde später hatten die Lehrer ihnen verkündet, dass beschlossen worden war, die beiden Klassen zusammenzuwerfen, weil sie ohnehin zu klein geworden wären. Grinsend saß Dai da und schlug die Beine übereinander. Das war mal wieder eine Aufgabe gewesen, die nicht so ganz ohne war, wie er feststellen musste. Aber er hatte sie bewältigt. Sie wurden zuerst in den neuen Klassenraum geführt und Dai achtete darauf, dass der Platz neben ihm frei blieb.
 

Als ihr Lehrer ihnen die Neuigkeit mitteilte, hielt sich Robin rasch die Hand vor den Mund, um nicht laut auf zu jubeln, auch wenn er zuvor schon gewusst hatte, dass alles glatt laufen würde. Aber auf dem Weg in das neue Klassenzimmer schlug sein Herz hart gegen seine Rippen und er musste sich bemühen, einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck zu zeigen, sonst wäre vielleicht noch alles aufgeflogen. Erst als er in dem neuen Raum stand und Daisuke allein an einem Tisch sitzen sah, erlaubte er sich ein glückliches Grinsen. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle und ging zielstrebig, aber scheinbar gleichgültig auf den Platz zu, den der Andere ihm freigehalten hatte. Erst als er auf dem Stuhl saß und seine Bücher ausgepackt hatte, warf er einen raschen Seitenblick auf den Orangehead und zwinkerte ihm neckisch zu.
 

Dai lehnte sich zurück. Die eine Hand auf dem Tisch, die andere auf Robins Oberschenkel. //Tu doch nicht so, als wüssten nicht schon alle, dass wir was miteinander haben...// Er schielte grinsend zu Robin und strich seinen Oberschenkel hoch, bis kurz vor den Schritt, ließ die Hand dann aber wieder hinuntergleiten und zog sie schließlich wieder zu sich, um seine Krawatte etwas zu lockern. Wie er diese Schuluniform doch hasste.
 

Robin biss sich auf die Unterlippe, um sich ruhig zu halten. Daisukes Berührungen erweckten schon wieder ganz bestimmte Wünsche in ihm... und es war doch noch so lange bis zur Mittagspause. /Sicher wissen sie es/ gab er auf die inzwischen gewohnte Art zurück. /Aber nicht alle. Und die Lehrer wissen es auch nicht./ Und das, fand er, war auch nicht unbedingt nötig. Er rutschte ein wenig auf seinem Stuhl herum, um eine Sitzposition zu finden, in der ihn seine anwachsende Härte nicht zu sehr stören würde.
 

//Auch die Lehrer werden es früher oder später noch erfahren... Oder hast du vor, dich zu verstecken?// Er grinste ein wenig und schielte in Robins Schritt, wandte den Blick dann aber wieder nach vorne, wo der Direktor grade eine uninteressante Rede über zu kleine Klassen und Lehrermangel hielt. //Du könntest es eh nicht geheim halten... Du bist viel zu empfindlich, mein Kleiner...//
 

Ein verächtliches Schnauben war leise zu vernehmen. Natürlich war er empfindlich für die Berührungen desjenigen, den er über alles liebte! Als wenn Daisuke nicht ebenso sensibel reagieren würde... Wie um den Beweis zu erbringen, ließ er seine Hand unter den Tisch sinken und strich mit der Fingerspitze über die Außenseite von Dais Oberschenkel nach oben, schlug dann einen Bogen und fuhr kurz über dessen Körpermitte. Die Reaktion des Orangehaarigen brachte Robin dazu, verstohlen zu schmunzeln. /Ach, du etwa nicht?/ neckte er ihn und legte das dreckige Grinsen sogar in seine Gedanken.
 

Eine mentale Hand griff nach Robins Handgelenk und schob die neckenden Finger wieder auf den Oberschenkel, weg von seinem Schritt. //Wird das hier jetzt ein kleines Machtspielchen? Du weißt, dass du mir in dem Bezug deutlich unterlegen bist...// Dai drehte das Gesicht und sah Robin mit blitzenden Augen an. Sein Geist ergriff schnell von dem Robins Besitz und mit ein wenig mehr Konzentration schaffte Dai es, dass Robin seine Hand zurückzog und sie langsam in den eigenen Schritt legte, ohne dass er sich dagegen wehren konnte. Da sie in der letzten Reihe saßen, war die Chance, dass das jemand sah, ziemlich gering, doch Dai hatte seinen Spaß. Noch nie hatte er Robin gezeigt, wie es sich anfühlte, wenn ein Telepath über seine Bewegungen herrschte. //Fühlt sich komisch an, was?//, grinste er und ließ seine Kräfte wieder zurücksinken, sodass Robin wieder Kontrolle über seine Hand hatte.
 

Ärgerlich runzelte Robin die Stirn. Nein, das Gefühl gefiel ihm gar nicht. /Lass diesen Unsinn/ zischte er erbost, als er wieder die Kontrolle über sich hatte. /Mit solchen Sachen brauchst du gar nicht erst anzufangen!/ Robin wandte seinen Kopf wieder nach vorn und konzentrierte sich auf den Unterricht, blendete seinen Liebsten völlig aus seinen Gedanken aus. Die Rache für diesen kleinen Übergriff würde schon noch kommen...
 

Dai schmunzelte leicht und sah ebenfalls wieder nach vorne. Nun legte er seine eigene Hand wieder auf Robins Bein, hielt sie aber still. //Hey... Jetzt schmoll doch nicht gleich...//, versuchte er den Jüngeren wieder zu beschwichtigen und sah dennoch nach vorne. Auch wenn das Gelaber des Schulleiters ihn gerade gar nicht interessierte. Der Unterricht würde gleich erst richtig weiter gehen und dann konnte er sich immer noch konzentrieren.
 

/Das war nicht so lustig, wie du vielleicht glaubst!/, murrte Robin nach einer Weile doch, da ihm der Vortrag des Rektors doch zu langweilig wurde. Nein, eindeutig, das wollte er nicht noch einmal erleben. /Versprich mir, dass du das in Zukunft nicht mehr machst/, forderte er kühl, aber schon halb versöhnt. Er konnte dem Anderen ohnehin nicht lange böse sein, schätzte er schwer.
 

Dai verdrehte die Augen und zog seine Hand zurück. //Schon gut... Versprochen...//, erwiderte er und griff zu seinem Kugelschreiber. Er begann gedankenverloren irgendwas auf seinem Block herumzukritzeln, während der Direktor langsam zum Ende seines Vortrages kam und sich schließlich verabschiedete. So übergab er die Leitung wieder dem Mathelehrer und Dai seufzte schwer.
 

Na also, ging doch! Robin verbiss sich mit Mühe ein Schmunzeln und richtete dann seine Aufmerksamkeit auch wieder nach vorne, ihrem Lehrer zu. Nach etwa drei Minuten gähnte er hinter vorgehaltener Hand. Was der Mann an der Tafel erklärte, langweilte ihn ohne Ende. Es gab so interessante Bereiche der Mathematik und er musste sich hier mit Kinderkram herumschlagen... Immer wieder schielte er auf seine Uhr. Die Minuten schlichen mit der beharrlichen Langsamkeit von Schildkröten dahin und Robin hatte wirkliche Probleme, um wach zu bleiben.
 

Dai hatte die Aufgabe an der Tafel schon lange abgeschrieben und gelöst. Auch wenn sein Vater immer was anderes behauptete, so fielen dem Telepathen viele Sachen doch einfach in den Schoß. Auch ohne dass er dazu im Kopf der Lehrer rumstöbern musste. Aber wer würde ihm das schon glauben, wenn er wusste, dass Dai ein Telepath war? Die Verbindung zu Robin hatte er nach einer Weile des Schweigens einfach gekappt. So würde er nicht in Versuchung geführt werden und Robin konnte sich wieder beruhigen. Aus Langeweile machte sich Dai schon über die Aufgaben her, die erst noch kommen würden und gähnte dann provokativ, als der Lehrer ihn ansprach. Er sprach monoton seine Antwort vor sich hin und der Mann nickte und schrieb weiter.
 

Der Rest des Vormittages verging nur schleppend, doch war es weniger schlimm als sonst, weil sich Robin immer wieder ablenken konnte, indem er einfach seinen Schatz ansah und sich ausmalte, was sie in der Mittagspause alles anstellen konnten. Der Nachmittag verging noch zäher, vor allem, weil Robin gelinde gesagt leichte Probleme hatte, auf dem harten Stuhl zu sitzen. Das nächste Mal würden sie wohl ein wenig vorsichtiger sein müssen... Aber auch diese Zeit verging und endlich ertönte der befreiende Gong. Mit einem leisen Ächzen stemmte sich der Schwarzhaarige in die Höhe und sah seinen Liebsten fragend an.
 

Daisuke hatte sich an diesem Schultag ausgesprochen gelangweilt. Bis auf die Sache am Morgen hatte er keinen Lehrer manipuliert, keine Schüler geärgert. Der einzige Höhepunkt des Tages war der auf der Jungentoilette gewesen. So war es kein Wunder, dass der erlösende Schulgong seine Lebensgeister endlich wieder zum Leben erweckte. Er erhob sich, streckte die Glieder und ließ die Knochen leise knacken. Als er seine Sachen zusammengepackt hatte, betrachtete er Robin und lächelte leicht. „Hast du noch was vor?“
 

Auf diese Frage hatte Robin nur gewartet. Rasch schüttelte er den Kopf, auch wenn er wusste, dass er eigentlich zu Hause erwartet wurde. Aber wen interessierte das schon? Den Handlanger für seinen Vater konnte er immer noch spielen. Später, morgen, nächstes Jahr... "Kommt drauf an, was du vorhast", erwiderte er grinsend und schulterte seinen Rucksack, der ihm als Schultasche diente.
 

Auch Dai nahm seinen Rucksack und schlenderte dann mit Robin aus dem Klassenraum. „Hm. Du könntest mal mit zu mir kommen.“ Er grinste und legte einen Arm um Robin, zog ihn dichter zu sich. „Ist dir schon aufgefallen, dass wir es an den verschiedensten Orten getrieben haben, aber noch nie in einem Bett, wo die meisten ihre Unschuld verlieren?“, raunte er und leckte Robin kurz übers Ohr, während sie die Treppe hinabstiegen und kurz darauf in die warme Sonne auf dem Hof traten.
 

Ein wilder Schauer raste zum wiederholten Mal an diesem Tag über Robins Haut. Das Angebot war viel zu verlockend, um es auszuschlagen. Ganz selbstverständlich legte er seinen Arm um die Taille des Älteren und presste sich für einen Moment an ihn. "Das wäre mal was Neues, ja", grinste er verheißungsvoll, während ein weiteres Mal eine unglaubliche sexuelle Aufregung von ihm Besitz ergriff. Ein Bett, ein ruhiges Zimmer, ohne Angst, entdeckt zu werden. Und vielleicht konnten sie auch die ganze Nacht zusammen verbringen... Mit Gewalt riss sich Robin aus diesen Tagträumen. "Hast du deinen Dad eigentlich darauf vorbereitet?", erkundigte er sich vorsorglich. Seinem eigenen Vater hatte er noch nichts von seinem Freund erzählt - das hätte wahrscheinlich viel zu viele Probleme aufgeworfen.
 

Dai schmunzelte und schritt mit Robin weiter. Als sie ein wenig mehr Ruhe hatten und aus dem Getümmel der Schüler raus waren, steckte er sich eine Zigarette an und nickte. „Ja... Er weiß, dass ich nen Freund habe, dass du Robin heißt und dass du wohl ein Mensch bist, der endlich mal in der Lage ist, meine dummen Ideen ein wenig im Zaum zu halten...“, betete er all das runter, was sein Vater zum jetzigen Zeitpunkt über Robin wusste. Dann lachte er wieder und zwinkerte. „Aber er wird eh nicht zu Hause sein. Er kommt wahrscheinlich erst so in zwei Stunden. Was mit Ken ist, weiß ich nicht...“ Bei Robins etwas ratloser Miene musste er schmunzeln. Das hatte er ja noch gar nicht erzählt. „Ehm... Ken... mein zweiter Vater...“
 

Überrascht lachte Robin auf. Okay, da war Daisuke wohl nicht nur die Telepathie in die Wiege gelegt worden. Dann allerdings wurde er wieder ernst. "Dann wissen sie noch nicht, wer ich bin?", schlussfolgerte er logisch. "Du willst mich als Provokation einsetzen." Das lag jedenfalls nahe, wenn man den Orangehaarigen ein wenig kannte. Gut, wenn das so war, konnte er seinem Vater auch beruhigt von Dai erzählen. Schwierigkeiten würden jetzt so und so auf sie zukommen.
 

Dai seufzte theatralisch und verdrehte die Augen. „Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst. Du kannst auch nach Hause gehen. Oder wir verkriechen uns wieder in irgendeinem Gebüsch, wenn wir uns das nächste Mal nahe sein wollen. Und im Winter frieren wir uns dann die Schwänze ab, weil wir weder zu dir noch zu mir können... ist dir das lieber?“ Nun war es Dai, der ein wenig eingeschnappt war. Sicher. Von Anfang an hatte er seinen Vater mit Robin provozieren wollen. Aber war das immer noch so? Nein. Das war schon lange nicht mehr der einzige Grund dafür, dass er mit Robin zusammen war.
 

"Nein, schon okay", beschwichtigte Robin seinen Liebsten schnell. "Ich wollt ja nur wissen, was auf mich zu kommt." Er verkniff sich die Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, dass Dai ja schon gewaltig vorausplante. Aber wenn er ehrlich war, machte ihn das erst so richtig glücklich. Seine Hand rutschte von der Hüfte des Älteren und bekam dessen Finger zu fassen, die er sanft drückte. "Na los! Auf in den Kampf!" grinste er vergnügt. "Und wenn wir Glück haben, bekommt er mich ja eh erst morgen früh zu sehen." Ob eine gemeinsame Nacht auch in Dais Plan lag, wusste er zwar nicht, aber er ging jetzt einfach mal davon aus. Der Andere würde ihm schon sagen, wenn er das nicht wollte.
 

Daisuke lächelte wieder leicht und nickte. „Ja.. vielleicht bekommt er dich erst morgen früh zu Gesicht...“, lächelte Dai und drückte ebenfalls leicht die Hand seines Freundes. Sie schlenderten gemeinsam weiter, ignorierten die Blicke und Dai musste zugeben, dass er sich inzwischen so sehr daran gewöhnt hatte, dass es ihm nur noch dann auffiel, wenn ihnen irgend welche Texte hinterhergerufen wurden. Und die Schuldigen hatten dann erst mal mit ordentlichen Schmerzen oder anderen Peinlichkeiten zu kämpfen.
 

Bis Robin es sich versah, stand er auch schon vor der Tür, die Daisuke aufschloss. Irgendwie war der Weg von der Schule hierher viel zu schnell vergangen und Robin spürte, wie sich in seinem Magen ein heißer Ball ansammelte, der eine leichte Übelkeit auslöste. Als der Andere ihm grinsend die Tür aufhielt, schnaufte der Schwarzhaarige einmal tief durch und betrat dann die Wohnung, ohne sich anmerken zu lassen, wie nervös er war.
 

Dai schmunzelte leicht, trat ebenfalls ein und schloss die Tür dann wieder. Da sie nicht ganz abgeschlossen gewesen war, wusste er, dass Ken zu Hause war. „Bin da!“, rief er und bekam auch gleich die Antwort aus der Küche: „Hey, Dai! Essen ist gleich fertig!“ Dai grinste eine Spur breiter und stellte seine Tasche ab. Er zog die Schuhe aus und wartete auf Robin, dann nahm er ihn bei der Hand und zog ihn mit in die Küche. „Ken... Das ist Robin. Robin... Ken, meine Mutter, wenn du so willst.“ Er grinste und sah Ken musternd an. Doch der hatte gerade alle Hände voll zu tun, sodass er sich nicht sofort umdrehte.
 

Robin schluckte zuerst, fasste sich dann aber wieder. "Hajimemashite", grüßte er den Braunhaarigen höflich, auch wenn der noch immer mit dem Rücken zu ihm stand. So langsam begann die Sache ihm Spaß zu machen. Jedenfalls so weit, dass er schon gespannt auf die Reaktion war, die kommen musste, wenn auch Ken seinen Vater kannte.
 

Dai grinste leicht und warf Robin einen zuversichtlichen Blick zu. Dann geschah es. Ken drehte sich um und sah sie an. Der Unterkiefer klappte ihm runter und die Teller, die er soeben noch aus dem Schrank geholt hatte, fielen klirrend zu Boden. Dai musste sich das Grinsen verkneifen und räusperte sich leicht. „Alles okay, Dad?“, fragte er und legte leicht den Kopf schief. Ken nickte mechanisch und starrte weiter den Schwarzhaarigen an, bevor er sich wieder zusammenriss. „Ehm... ja... alles.. alles okay...“, murmelte er und warf einen kurzen Blick auf den Scherbenhaufen zu seinen Füßen. Dann stieg er darüber hinweg und trat auf Robin zu, musterte ihn noch einmal eindringlich und lächelte dann leicht. „Freut mich, Robin...“, sagte er und streckte dem Jungen die Hand entgegen.
 

Ohne zu zögern griff Robin nach der ausgestreckten Hand. "Ganz meinerseits", erwiderte er mit all der guten Erziehung, die er genossen hatte. Na, das klappte ja wie am Schnürchen! Zumindest hatte er es sich schlimmer vorgestellt. "Ich hoffe, ich komme nicht allzu ungelegen." Es war immer das oberste Prinzip seines Vaters gewesen, sich zumindest dann den Höflichkeitsformen anzupassen, wenn es gerade nützlich war. Und zum ersten Mal war Robin wirklich froh, diesen ganzen Unsinn gelernt zu haben.
 

Dai hob etwas skeptisch die Brauen. Robins Auftreten erschreckte ihn fast ein wenig. Doch als ihm wieder bewusst wurde, dass er hier grade Hand in Hand mit einem Crawford stand, wunderte ihn gar nichts mehr.

„Du kommst ganz und gar nicht ungelegen. Ich werde die Soße einfach noch ein bisschen verlängern, dann wird es schon reichen... Solange könnt ihr euch noch nach hinten verziehen...“, sagte Ken. Nur kurze Zeit später sah er den beiden Jungen nach. Er atmete tief durch und starrte auf die Zimmertür von Dai, die sich nun hinter den Jungen schloss. DAS würde Schuldig gar nicht gefallen...
 

Nach dem wirklich vorzüglichen Essen hatten sich Robin und Daisuke wieder in das Zimmer des Orangehaarigen verzogen. Sie brachten halbwegs ordentlich ihre Hausaufgaben hinter sich und machten sich dann daran, den Tag nett ausklingen zu lassen.
 

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Schuldig kam erst spät nach Hause. Müde betrat er die Wohnung und ließ sich gleich, nachdem er die Schuhe losgeworden war, auf die Couch fallen. Auch wenn sein Job nicht mehr so gefährlich war wie früher, weniger anstrengend war er deswegen auch nicht. Doch trotz aller Müdigkeit überzog ein zufriedenes Lächeln sein Gesicht, als er Ken auf sich zukommen sah. "Hey Schatz!", begrüßte er seinen Lebensgefährten zärtlich und streckte die Hand aus, damit sich der Braunhaarige zu ihm setzte.
 

„Hallo Liebling...“ Ken hauchte Schuldig einen Kuss auf den Schopf und setzte sich zu ihm. Er hatte gleich einen Teller von dem warmen Essen mitgebracht und stellte ihn vor Schuldig auf den Tisch. Kurz zögerte er, dann sah er Schuldig an. „Dai hat Besuch mitgebracht...“, begann er und sah Schuldig mit einem undefinierbaren Blick an. „Robin...“ Gerade als Schuldig sich erheben wollte, hielt Ken ihn zurück und zog ihn wieder aufs Sofa. “Ich habe ihn kennen gelernt. Er ist nett und gut erzogen und... und er ist... er ist...“
 

Einen Moment lang wartete der Telepath, ob sein Liebster mit seinem Gestotter fertig werden und endlich weitersprechen würde. Doch als da nichts weiter kam, fragte er doch nach: "Er ist..?" Er war ja schon durch die wenigen Informationen, die er von Dai erhalten hatte, davon ausgegangen, dass Robin zumindest gut erzogen war; Ken erzählte ihm hier also nichts neues. Abwartend sah er den Braunhaarigen an. "Was ist er denn?", half er ihm noch einmal auf die Sprünge.
 

Ken atmete tief durch und fuhr sich durchs Haar. „Er ist wohl nicht das, was du erwartet hast...“, sagte er dann und biss sich leicht auf die Unterlippe. „Ich lass dir ein Bad ein. Du siehst erledigt aus. Iss erst mal und dann sorge ich ein bisschen für Entspannung...“ Ken lächelte kurz etwas gezwungen. Er wusste genau, dass er Schuldig jetzt erst recht nicht mehr davon abhalten konnte, nach den beiden zu sehen, aber einen Versuch war es wert.
 

"Aha?" Fragend blickte der Deutsche in die schönen braunen Augen seines Geliebten, entschied dann aber doch, dass er sich wohl besser sein eigenes Bild machen sollte. Aber zuerst war etwas anderes wichtiger... "Entspannung klingt sehr gut", schmunzelte er zwinkernd, während er Ken zu einem liebevollen Kuss zu sich zog. Dann stemmte er sich in die Höhe, streckte sich leicht und erklärte: "Lass schon mal das Wasser ein, ja? Ich geh nur schnell Robin begrüßen..." Und damit war er auch schon auf dem Weg zum Zimmer seines Sohnes.
 

Ken nickte nur und verschwand im Bad. Er drehte das heiße Wasser auf und stützte sich auf den Rand der Badewanne. Leicht kniff er die Augen zusammen, als er hörte wie sich Dais Zimmertür öffnete. Er war gefasst auf das größte Theater, das sie seit langem in diesem Hause gehabt hatten.
 

Dai schluckte leicht. Auf einmal war es ihm gar nicht mehr so lieb, dass sein Vater über Robin bescheid wusste. Doch als es leise klopfte, wusste er, dass es kein Zurück mehr gab. Er saß mit Robin auf dem Bett, sie hatten leise einen Film laufen und Robin lehnte mit dem Rücken an seiner Brust, sodass Dai die Arme um ihn schlingen konnte. „Herein...“, rief er dann schließlich, wobei er seine Umarmung um Robin unbewusst noch ein wenig verstärkte.
 

Schwungvoll und gut gelaunt öffnete Schuldig die Tür, kam einen Schritt ins Zimmer - und erstarrte. Seine Augen funkelten unheilverkündend auf, als sein Blick über die Szene glitt, die sich ihm bot. Obwohl er schon auf so etwas oder doch etwas sehr ähnliches gefasst gewesen war, hätte ihn wohl nichts und niemand auf Robin vorbereiten können. Schuldig atmete tief durch, zwang sich zur Ruhe und befahl dann, ohne den Schwarzhaarigen aus seinem brennenden Blick zu entlassen, gefährlich leise: "Raus!"
 

Dais Finger krallten sich in Robins Shirt und seine Augen blitzten auf. „Dad!“, zischte er angriffslustig und hinderte Robin daran sich von ihm zu entfernen. Seine Augen blitzten schlimmer auf denn je und das Grün in ihnen wurde gefährlich gleißend. „Warst du es nicht, der ihn für den Richtigen gehalten hat?“, zischte er zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. „Warst du es nicht, der ihn unbedingt kennen lernen wollte?“
 

Noch immer strengte Schuldig sich an, nicht auf der Stelle auszurasten. Wie konnte sein Sohn es nur wagen...?! "Halt deinen vorlauten Mund!" wies er Daisuke knapp zurecht. "Das geht dich nichts an. Und jetzt", wandte er sich wieder dem verjüngten Ebenbild seines ehemaligen Teamleaders zu, "verschwindest du. Sofort!"
 

Robin zögerte einen Augenblick, sah aber ein, dass es ausnahmsweise wohl besser war, zu tun, was ein Erwachsener von ihm verlangte. "Lass gut sein", versuchte er seinen Liebsten zu beruhigen. "Wir sehen uns dann morgen, ja?" Was er allerdings nicht lassen konnte, war Daisuke vor den Augen seines Vaters einen zärtlichen Kuss aufzudrücken, nachdem er sich aus der Umarmung gelöst hatte und aufgestanden war.
 

Dai versuchte nun auch nicht mehr, Robin zurückzuhalten, und nickte nur. „Bis Morgen, Schatz...“, sagte er und starrte seinen Vater dann wieder wütend an. Aus Reflex stießen seine Gedanken in die seines Vaters und machten ihn für ein paar Sekunden bewegungsunfähig, sodass Robin unbeschadet aus der Wohnung kommen konnte. Dann löste sich Schuldigs Starre wieder. Noch nie hatte er den Älteren lange in einer solchen Starre halten können, aber das war es ihm wert.
 

Zornbebend machte der Deutsche einen bedrohlichen Schritt auf seinen Sohn zu. "Bist du völlig übergeschnappt?" fuhr er ihn lautstark an. "Wie kommst du auf die bescheuerte Idee, dich ausgerechnet mit Crawfords Sohn einzulassen? Und ihn dann auch noch mit hierher zu bringen?" Das war es, was Schuldig dabei am allerwenigsten verstand. Daisuke wusste doch, wie schwer der Amerikaner ihnen damals das Leben gemacht hatte. Was sollte diese Aktion jetzt also?
 

Daisuke blieb gelassen. Robin war aus der Gefahrenzone und so musste er sich keine Sorgen mehr machen. Er richtete sich auf und räumte das Bett auf. „Er ist Brads Sohn. Nicht Brad selber...“, sagte er ruhig und sah seinen Vater wieder an. „Glaubst du, ich lasse mir von deinem Hass auf einen Mann einen Menschen wegnehmen, bei dem ich mich endlich mal vollständig fühle? Sicher nicht...“ Er begann seine Schultasche für den morgigen Tag zu packen und schenkte seinem Vater nicht einen Blick.
 

Fassungslos sah Schuldig seinem Sohn zu. Natürlich war Robin nur Brads Sohn, aber in dem Fall kam das wohl auf das Gleiche raus. "Das ist doch völlig egal!", schnaubte er erbost. "Und damit, mein Lieber, hast du dir selber gewaltig ins Fleisch geschnitten. Es ist total inakzeptabel, dass du dich weiter mit dem Kerl herumtreibst, egal, wie verknallt du bist! Ist das klar?" Noch immer gelang es ihm nicht wirklich, seine Lautstärke halbwegs in den Griff zu bekommen, wie er frustriert feststellte. Aber Daisuke hatte sich da mehr herausgenommen, als ihm zustand, und das musste ihm eindeutig klar gemacht werden. Fand Schuldig zumindest.
 

Daisuke schnaubte nur leise. „Ich treffe mich, mit wem ich will. Und du bist der letzte, der mich davon abhält...“ Er schmunzelte kühl und stopfte ein paar Klamotten in seinen Rucksack, stellte ihn dann in eine Ecke und trat seinem Vater entgegen. „Was soll das, Dad? Du hast doch gesagt, dass er zu mir passt, dass er gut für mich ist. Und kaum siehst du ihn, änderst du deine Meinung? Weißt du, wie voll von Vorurteilen du bist?!“
 

Sicher hatte er das gesagt. Aber da hatte er ja auch noch nicht gewusst, um wen es sich bei Robin handelte. Musste sich die Geschichte eigentlich immer wiederholen? Ärgerlich wischte er den Gedanken beiseite, kaum dass er ihm gekommen war. "Das wollen wir erst einmal sehen!", fauchte Schuldig auf die erste Antwort seines Sohnes. "Und von mir aus bin ich voll von Vorurteilen. Das ändert aber nichts daran, dass ich dich in Zukunft in die Schule bringen und auch wieder abholen werde. Und Gnade dir Gott, du bist nicht da."
 

Okay. Das ging ganz eindeutig zu weit. Dai funkelte seinen Vater wütend an und ein Knurren verließ seine Kehle. „Du glaubst tatsächlich, ich lasse mich von dir einsperren?! Du glaubst, dass ich mich von dir abholen und bringen lasse, nur damit du verhindern kannst, dass ich ihn sehe?“ Er schnaubte abfällig und schüttelte den Kopf. „Vergiss es! Falls es dich interessiert. Er geht in meine Klasse. Du wirst ihn nicht einen Tag lang von mir fernhalten können! Und wenn ich auf der Straße schlafen muss!“
 

"Zumindest könnt ihr in der Schule keinen Unsinn machen!", schoss der Ältere ebenso wütend zurück. "Und wenn du so viel Wert darauf legst, wird es sicher ein Leichtes sein, dich an einer anderen Schule unterzubringen!" Auch das würde er ohne weiteres tun, wenn sein Sohn es weiter darauf anlegte. "Für die nächsten Wochen bist du jedenfalls entweder in der Schule oder daheim und sonst nirgends!"
 

Mit einem scheppernden Knall flog Schuldig gegen das Regal, das hinter ihm an der Wand stand. Daisukes Fähigkeiten wuchsen durch seine immense Wut noch weiter in die Höhe und er verpasste seinem Vater einen so heftigen mentalen Schlag, dass es ihn von den Beinen riss. „DU wirst mir mein Leben nicht ruinieren! DU wirst mir nicht vorschreiben, mit wem ich zusammen bin! UND du wirst auch keinen Einfluss auf mein Schulalltag haben!“, brüllte er den Mann an. Sein langes Haar schien trotz Windstille leicht abzuheben und er hatte das Gefühl, vor Zorn gleich zu explodieren. „Scher dich aus meinem Zimmer, du verdammter, egoistischer Mistkerl!!“
 

Alles in allem war es einfach zu viel und Schuldig tickte so aus, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. Mit einem so schnellen Schritt, dass es kaum wahrnehmbar war, stand er vor seinem Sohn, packte ihn am Kragen seines Shirts und verpasste ihm zwei rasche, harte Schläge mit der flachen Hand. Dann stieß er ihn zurück auf das Bett, wandte sich wortlos ab und warf die Tür hinter sich zu. Es war eindeutig besser, den Jungen jetzt erst einmal eine Weile nicht zu sehen, entschied er, denn sonst konnte er für rein gar nichts mehr garantieren. Und so ganz ließ sich dann doch nicht verleugnen, dass er lange Jahre als Killer gearbeitet hatte.
 

„Genau!“, brüllte er seinem Vater nach. „Gewöhnt es euch an mich grün und blau zu schlagen! Du verdammtes Arschloch!“ Die Schläge seines Vaters waren weitaus heftiger gekommen, als der eine von Ken. Vielleicht weil sie von Schuldig kamen, vielleicht weil es zwei gewesen waren. Doch Dais Wangen wummerten gefährlich und er hoffte beinahe, dass man die Folgen noch ein paar Tage sehen würde. Bebend vor Zorn und mit Schmerzestränen in den Augen, setzte er sich auf. Das konnte doch alles nicht mehr wahr sein!
 

Ken saß im Bad auf dem Rand der Wanne. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und nur dem Geschehen gelauscht. Er wusste, dass er sich kein Urteil darüber bilden durfte. Erst recht nicht mehr jetzt, wo Schuldig so außer sich war. Doch konnte der Telepath nun auch nicht von ihm erwarten, dass er voll und ganz hinter ihm stand. Genauso wenig wie Dai das erwarten konnte. Er wartete und merkte dann, dass endlich wieder etwas Ruhe eingekehrt war. Jetzt stellte er das Wasser ab und verließ das Bad. „Deine Wanne ist fertig...“, sagte er nur und ging an Schuldig vorbei in die Küche.
 

Ein wütender Blitz von einem Blick traf Kens Rücken. Wollte sich sein Liebster jetzt auch noch gegen ihn stellen? Doch Schuldig nahm sich selbst die Möglichkeit, auch noch auf Ken loszugehen, indem er sich einfach umdrehte und sich auf den Weg ins Bad machte. Eigentlich hatte er jetzt keine Lust mehr auf ein entspannendes Bad, aber er wusste, dass er sonst nur mit Ken streiten würde. Und sie hatten in der Vergangenheit so oft wegen Daisuke gestritten, dass der Telepath es inzwischen endgültig leid war. Vor der Wanne zog er sich aus und stieg in das warme Wasser. Tief durchatmend schloss er die Augen. /Wieso hast du das nicht verhindert?/, wollte er nach ein paar Minuten, in denen er sich einigermaßen wieder unter Kontrolle hatte, gezwungen ruhig von Ken wissen. /Dir musste doch klar sein, was passiert./
 

Ken saß gedankenverloren auf dem Balkon und starrte in den Sternenhimmel. Die Worte seines Liebsten rissen ihn dann aus den Gedanken und er senkte traurig den Blick, wischte die einsame Träne weg. /Weil du mir oft genug gesagt hast, dass ich mich nicht in deine Erziehung einmischen soll.../, wisperte er gedanklich. Er konnte nicht leugnen, dass er das erste Mal seit Jahren Angst hatte. Angst vor den Konsequenzen, die dieser Streit mit sich ziehen würde, Angst vor der Verbindung von Daisuke und Robin und... Angst vor Schuldig. /Außerdem... muss ich zugeben, dass ich geglaubt habe, du hättest dich besser unter Kontrolle.../ Ein Zittern durchlief seinen Körper. Wie konnte es sein, dass er jetzt hier saß und weinte? Dass er es war, der sich verletzlich und unrein vorkam. Ja. Wieso hatte er das nicht verhindert?
 

Das alles bekam Schuldig durch die Verbindung natürlich live mit. Mit einem Satz war er aus der Wanne, warf sich schnell ein Badetuch um und stürzte zu Ken auf den Balkon. "Hey..." Er kniete sich vor seinen Schatz auf den Boden, legte die Hände auf dessen Oberschenkel und sah in das bedrückt wirkende Gesicht auf. "So war das doch gar nicht gemeint", versuchte er den Jüngeren zu beruhigen und auch zu trösten. "Ich weiß doch, dass du nichts dafür kannst, das Daisuke sich gerade einen Crawford ausgesucht hat." Immer noch verständnislos über diese Tatsache schüttelte er den Kopf und seufzte schwer auf. Dann aber versuchte er sich an einem freundlichen Lächeln und zwinkerte Ken zu. "Wir beide werden auch das schaffen. Wir haben zusammen so viel gemeistert, da kommts jetzt auf das kleine Problem auch nicht mehr an..."
 

Ken wandte das Gesicht wieder zum Himmel und zwang seine Tränen zurück. „Wenn das so weitergeht... werden wir gar nichts mehr schaffen, Schu...“, wisperte er leise und schluckte hart. „Wenn es darauf hinausläuft, dass wir Dai mit Ohrfeigen und Schlägen zurücklassen, dann...“ Ken unterbrach sich selbst und hinterließ ein bedrücktes Schweigen. Ihm gefiel die momentane Situation gar nicht. Weder Dais ständige Provokationen, noch Schuldigs Reaktionen darauf. „Ist dir eigentlich klar, das da eben passiert ist? Ich meine, ich habe es nicht gesehen. Aber ich habe alles mitbekommen. Ich habe jedes Wort gehört... Glaubst du, dass Dai es dir je verzeihen wird, wenn du ihn tatsächlich von dem fernhalten willst, den er liebt?“ Er sah hinab in die grünen Augen und strich Schuldig eine Strähne aus dem Gesicht. „Du warst doch nicht anders. Du hast es noch immer niemandem verziehen, der dich nicht mit mir sehen wollte...“
 

Noch einmal seufzte der Telepath schwer auf. Natürlich hatte Ken vollkommen recht. Es würde nur noch schlimmer werden, wenn er tatsächlich versuchte, seinen Sohn von Robin zu isolieren. Ironischer Weise war Schuldig bis vor etwa einem Jahr eigentlich der Meinung gewesen, ein recht guter Vater zu sein. Bis dahin hatte es keinerlei Probleme zwischen ihm und Dai gegeben. Scheinbar von einem Tag auf den anderen hatte sich das alles geändert und ihr unterschwelliger Streit hatte heute seinen hässlichen Höhepunkt erreicht. "Was schlägst du vor?", wollte er leise von Ken wissen. "Soll ich ihn einfach machen lassen und damit vielleicht riskieren, dass er uns irgendwann tyrannisiert? Ken, ich komme doch schon jetzt kaum noch gegen ihn an. Was denkst du, passiert, wenn er sich gar nichts mehr sagen lässt?" Es tat weh, das alles zugeben zu müssen, doch Schuldig fand, Ken sollte wissen, wie der wirkliche Stand der Dinge war.
 

Ken seufzte und wandte den Blick wieder von Schuldig. „Glaubst du, ich weiß das nicht?“, wisperte er. „Man muss kein Telepath sein, um zu sehen, wie Dai dich mehr und mehr in die Knie zwingt, und dass du inzwischen nicht mehr nur Angst um ihn hast... sondern manchmal auch vor ihm...“ Langsam richtete er sich auf und schüttelte leicht den Kopf. „Geh wieder in die Wanne... Ich komm gleich zu dir...“, murmelte er und konnte gerade noch die nächste Träne verbergen. Sein Weg führte ihn in die Küche und er genehmigte sich erst mal ein kaltes Glas Wasser, um seine Gedanken zu sortieren. Kurz zögerte er, dann beschloss er, dass er nach Dai sehen würde. Auch er hatte inzwischen Angst vor dem Teenager bekommen. Grade in Situationen wie diesen. Er seufzte und klopfte leise an, bevor er den Kopf durch die Tür schob und sich nach Dai umsah. Der Junge saß rauchend auf der Fensterbank und Ken seufzte leise. „Kann ich kurz...“ – „Geh weg.“ Die Antwort kam so scharf, dass Ken leicht zusammenzuckte. Und als Dai den Kopf wandte und ihn ansah, erschrak Ken fast. Seine linke Wange glühte rot, seine rechte schimmerte bläulich. Die grünen Augen blitzten Ken wütend an. „Ver.schwin.de!“, zischte der Junge noch mal ausdrücklich und Ken nickte und verließ das Zimmer wieder. Nein. Nein. NEIN!
 

Langsam stieg Schuldig wieder in die Wanne zurück und machte sich dabei so seine Gedanken. Bis er an einem hängen blieb, der ihn fast zu Lachen brachte. Was würde Brad wohl dazu sagen, wenn er erst einmal erfuhr, wen sich sein Sohn da als Lover ausgesucht hatte? Sicher, Schuldig reagierte schon wütend, weil er Brad immer noch dafür hasste, ihn damals mitsamt Daisuke auf die Strasse gesetzt zu haben. Aber er wusste, dass Brad ihn und vor allem Dai noch viel mehr hasste. In erster Linie war das Telepathengespann damals nicht aus der Villa geworfen worden, weil Dai soviel Unsinn angestellt hatte. Das war nur ein Vorwand gewesen, wie Schuldig nur zu genau wusste. Brad hatte Dai vom ersten Tag an verabscheut - war er doch der lebende Beweis gewesen, dass der Leader seinem Telepathen nicht ausgereicht hatte... Vielleicht, so überlegte Schuldig weiter, sollte er seinen Sohn doch einfach machen lassen. Brad würde die Drecksarbeit sicher für ihn erledigen. Ein hinterhältiges Grinsen erschien auf seinem Gesicht und schlagartig merkte er, wie er ruhiger wurde.
 

Es dauerte, bis Ken endlich ins Bad kam. Er hatte sich einigermaßen gesammelt und ließ sich nun langsam mit ins Wasser gleiten. Kein Wort sprach er dabei. Auch sah er Schuldig nicht an, sondern blickte auf seine Finger, die durch den Schaum glitten. Dennoch entging im Schuldigs entspanntes Grinsen nicht. Er atmete durch und hatte die Beine leicht angezogen. Langsam hob er den Blick, merkte, wie groß sein Zögern für die nächsten Worte waren. „Schuldig. Du bist zu weit gegangen...“, wisperte er schließlich leise, um das Beben in seiner Stimme zu unterdrücken. „Eine Ohrfeige ist eine Sache... Aber Dais Wange ist blau angelaufen und angeschwollen...“
 

Für einen Moment verfinsterte sich das Gesicht des Telepathen wieder. Das war ja wohl die gerechte Strafe für das, was Daisuke sich erlaubt hatte... Dann aber gewann seine Zuversicht, dass sich alles von selbst regeln würde, wieder die Oberhand und er grinste Ken an. "Ich werd mich nachher bei ihm entschuldigen, okay?", meinte er versöhnlich. "Und ich verspreche dir, dass das nicht wieder vorkommt. Weder wegen Robin noch wegen sonst irgendwas. Ich werd schon einen Weg finden, ihn unter Kontrolle zu halten."
 

Ken wandte das Gesicht zur Seite und strich sich über die Schulter. „Versprich das nicht mir, sondern ihm...“, murmelte er leise und schloss kurz die Augen. „Und bevor du versuchst ihn ‚unter Kontrolle zu kriegen’ solltest du vielleicht erst mal an deiner Selbstbeherrschung arbeiten...“ Er sah vorsichtig auf und schüttelte leicht den Kopf. „Ich erkenn dich kaum wieder, Schu... Ich habe... einen sanften, liebevollen Mann geheiratet, dem nichts wichtiger war als sein Sohn... und jetzt...“ Verzweifelt sah er Schuldig an und schluckte wieder hart, blickte auf den Ring an seinem Finger, den er ständig trug. „Ich habe Angst, Schuldig... Angst davor, was aus uns wird... Angst vor Dais Entwicklung. Angst davor, dass wir das nicht gemeinsam schaffen... Und was das Schlimmste ist...“ Er blickte in die grünen Augen und drückte seine Ringhand an seinen Brustkorb. „Ich habe manchmal Angst vor dir...“
 

Vor allem die letzten Worte taten Schuldig mehr weh, als Ken erahnen konnte, und bestürzten den Telepathen unglaublich. "Nein, Ken!" widersprach er sanft und hob dessen Kinn liebevoll mit einem Finger an. "Du hast vor mir noch nie Angst zu haben brauchen. Früher nicht und jetzt auch nicht. Ich liebe dich über alles, genauso wie Dai. Ich würde restlos alles für dich tun und das weißt du auch."
 

Ken atmete zittrig durch und warf sich dann unter schwappenden Wasser in Schuldigs Arme. „Ja... Ja ich weiß das doch. Aber... Aber du hast dich in den letzten Wochen.. weniger unter Kontrolle den je...“, wisperte er und drückte sich gegen seinen Geliebten, seinen Freund, seinen Mann. „Es tut weh mit anzusehen wie du dich genauso verhältst wie Brad es einst getan hat. Du stellst dich ihm so in den Weg wie Brad dir damals. Und irgendwann wird er sich dir gegenüber verhalten...wie du jetzt zu Brad stehst...“, hauchte er. „Das will ich nicht. Ich will nicht, dass es so weiter ge-„ KLICK! Ken zuckte zusammen und starrte zur verschlossenen Badezimmertür. Wenn das eben nicht die Wohnungstür gewesen war. Und tatsächlich. Schon war das Getrampel von Füßen im Treppenhaus zu hören und die Tür unten knallte zu. Stille.
 

"Irgendwann klatsch ich ihn an die Wand", knurrte Schuldig, dem auch sofort klar war, das sein Sohn sich aus dem Staub gemacht hatte. Sofort sah er entschuldigend zu Ken. "War nicht so gemeint", grinste er schief und streichelte beruhigend über den Rücken seines Liebsten. "Lass ihn. Er wird schon wieder kommen. Vielleicht tut es ihm auch mal ganz gut, wirklich auf sich selbst gestellt zu sein." Trotz der ruhig klingenden Worten suchte Schuldig mental nach seinem Sohn und baute einen schwachen Link zu ihm auf, ohne dass der Jüngere davon etwas mitbekam. So konnte er ihm wenigstens bei Bedarf jederzeit zur Hilfe kommen, wenn es wirklich nötig wurde.
 

Ken seufzte und ließ sich wieder zurücksinken. Er sagte nichts mehr dazu, schloss nur die Augen und versuchte das Geschehene zu verarbeiten. Es stellte sich als ziemlich schwer heraus. Sonst war er es immer gewesen auf den Dai sich hatte verlassen können, wenn er mit seinem Vater im Streit war. Und jetzt... Er gestand sich einmal mehr ein, dass es nicht leicht war mit den zwei Telepathen, die man seine Familie nennen konnte. Momentan wünschte er sich nur ganz weit weg. Zurück in die Zeit, als Dais telepathische Streiche sie noch zum Lachen gebracht hatten. Zurück dahin, wo er sich nicht eine Sekunde lang weg von all dem gewünscht hatte. Und auch jetzt schämte er sich für den Gedanken. Langsam drehte er sich um und lehnte sich mit den Rücken an Schuldig.
 

~+~
 

Daisuke hatte seinen Zielort schnell klar gemacht. Er hatte seine Tasche gepackt, hatte alles an Geld mit, was er besaß, und fand sich schon bald auf seiner geliebten Lichtung wieder. Kurz hoffte er, dass Robin hier war und auf ihn wartete, doch als er die leere Lichtung ruhig und einsam vorfand, schämte er sich fast für den Gedanken. Er ließ sich langsam ins kühle Gras sinken und war unheimlich dankbar dafür, dass die Nacht nicht so kalt war.

Alles war irgendwie aus dem Ruder gelaufen. Wenn er Robin einfach gefragt hätte, wie das ganze ausgehen würde, hätte er dann genauso gehandelt? Oder hätte er sich dann gegen seine Prinzipien gewandt und Robins Identität einfach geheim gehalten? Er wusste es nicht. Immerhin war der Kontakt zu dem Jüngeren von Anfang an nur aus einem Grund entstanden. Um seinen Vater zu ärgern. Und selbst das war außer Kontrolle geraten.
 

+
 

Nach dem Rauswurf bei Daisuke war Robin langsam und sehr nachdenklich nach hause getrottet. Wieso Dais Vater ihn so sehr hasste, war ihm ein Rätsel, das ihn nicht mehr los ließ. Was in Gottes Namen war zwischen dem Telepathen und seinen eigenen Erzeuger nur vorgefallen, um solche Reaktionen hervor zu rufen? Er schulterte seinen Rucksack auf die andere Seite und versuchte sich zu konzentrieren, um so an die Informationen zu gelangen, die er brauchte, um klarer zu sehen. Doch ihm war schon jetzt klar, dass das eigentlich zum Scheitern verurteilt war, denn er war zu aufgewühlt und persönlich zu tief in die Sache verstrickt. Wenn er also darüber etwas erfahren wollte, würde er wohl oder übel seinen Dad fragen müssen... Nebenbei versuchte er auch immer wieder, Daisuke zu erreichen, um sicher zu gehen, dass es ihm gut ging. Aber auch diese Verbindung kam nicht zustande und Robin begann, sich wirklich Sorgen um seinen Schatz zu machen. Vielleicht sollte er einfach so frech sein und bei Dai anrufen... So in Gedanken versunken betrat er die Villa, in der er mit seinem Vater und Farfarello lebte. Es war ihm völlig entgangen, wie spät es eigentlich war.
 

Brad allerdings war es nicht entgangen. Er trat mit grimmiger Miene auf den Flur, als er seinen Sohn hörte, und musterte ihn von oben herab mit strengem Blick.

„Wo um alles in der Welt hast du gesteckt? Es ist fast Mitternacht!“, brummte er schlecht gelaunt und verschränkte die Arme vor der Brust. Es konnte schließlich nicht angehen, dass sein Sohn kam und ging wie er wollte. Das sollte sich der Junge gar nicht erst angewöhnen. Grimmig blockierte er den Weg, sodass sich Robin nicht gleich verziehen konnte, und zog abwartend eine Braue nach oben.
 

"Ich war bei einem Freund" antwortete Robin kühl und gelassen. Die strenge Miene seines Vaters beeindruckte ihn schon lange nicht mehr und er ließ keine Gelegenheit aus, ihn das auch spüren zu lassen. "Oder hast du etwas dagegen, dass ich so etwas wie soziale Kontakte habe?" In Sachen bissigem Sarkasmus konnte er seinem alten Herrn locker das Wasser reichen. Ruhig sah er dem Älteren in die Augen und wartete ganz offensichtlich darauf, dass der ihm den Weg freigeben würde.
 

Brad seufzte resigniert. „Hättest du nicht wenigstens bescheid sagen können? Ist dir mal in den Sinn gekommen, dass ich mir auch Sorgen mache?!“ Er deutete auf die Küche und fügte hinzu: „Da steht noch Essen für dich auf dem Herd.“ Natürlich hatte er kein Problem damit, wenn sein Sohn sich mit Freunden traf. Aber er erwartete, dass man ihm Bescheid gab. Vor allem dann, wenn er so lange wegblieb, wie Brad es eigentlich nie erlauben würde.
 

Na bitte, das war ja einfach gewesen. Robin erlaubte sich ein kleines Lächeln. "Ich versuch, beim nächsten Mal dran zu denken, okay?" lenkte er versöhnlich ein, schob sich an Brad vorbei in die Küche. Auf halbem Weg drehte er sich allerdings um und sah seinen Vater nachdenklich an. "Dein Team hat früher aus vier Leuten bestanden" konfrontierte er ihn mit seinem Wissen. "Was ist aus Schuldig geworden und warum hasst ihr euch so sehr?"
 

Brad zuckte zusammen und sah seinen Sohn dann finster an. Der Klang des Namens ließ etwas in ihm aufbrodeln. „Das geht dich gar nichts an.“ Brad verengte die Augen und sah seinen Sohn streng an. „Ich weiß nicht, wie du auf so was kommst, aber Schuldig und das, was vorgefallen ist, geht dich rein gar nichts an.“ Er trat in die Küche und machte sich etwas zu trinken. Wie um alles in der Welt konnte Robin davon erfahren haben? Brads Denken hinkte ein wenig, doch eine düstere Vorahnung machte sich in ihm breit und bedrohlich langsam drehte er sich zu Robin um.
 

Nur schwer verhinderte Robin ein genervtes Seufzen. Diese Reaktion war vorhersehbar gewesen und Robin wurde klar, dass er sich auf gefährlich dünnem Eis bewegte. Nicht, dass ihn das gestört hätte. "Wer sagt dir, dass mich das nichts angeht" konterte er provokativ und zog ebenso gekonnt wie sein Vater eine Augenbraue nach oben.
 

„Ich sag das!“, brüllte Brad. Es geschah nicht oft, dass der Mann die Beherrschung verlor, doch nun war es ganz eindeutig so weit. „Weder er, noch das, was vorgefallen ist, geht dich was an! Sprich in meiner Gegenwart NIE WIEDER über ihn! Ist das klar?!“ Schwer atmend starrte er seinen Sohn an und Zorn glühte in seinen Augen auf. Nein. Er hatte mit Schuldig abgeschlossen! Eigentlich hatte er es schon zu Zeiten des Teams getan, aber da war es noch nicht so leicht gewesen. „Und jetzt geh auf dein Zimmer, bevor ich mich vergesse!“

Dass Robin so ohne Abendmahl zu Bett ging, war ihm egal. Das hatte sich der Kleine nun selber zuzuschreiben.
 

Okay, da musste mehr vorgefallen sein, folgerte Robin blitzschnell, sonst würde sein Alter nicht so derart ausrasten. Allerdings sah er gar nicht ein, sich wie ein kleines Kind mit einem "das geht dich nichts an" abspeisen zu lassen. "Gut, wenn das so ist... muss ich mir die Geschichte wohl von anderen erzählen lassen. Oder aber versuchen, anderweitig etwas darüber herauszufinden", teilte er seinem Vater lässig lächelnd mit, ohne sich von der Stelle zu bewegen. Welche anderen er damit meinte, konnte der Ältere sich aussuchen: Nagi, Farfarello - oder vielleicht Schuldig selbst.
 

Brad knurrte nur wieder. Dann tat er etwas, was er eigentlich nie tat - was er bis jetzt nur zwei mal gemacht hatte. Er packte seinen Sohn wie einen räudigen Köter am Nacken und zerrte ihn die Treppe hoch. Dass der Junge dabei Schmerzen haben musste, war ihm vollkommen egal Wütend stieß er dessen Zimmertür auf und warf ihn dort zu Boden. „WOHER weißt du von ihm?!“, zischte er und schlug die Tür hinter sich zu. „Woher weißt du von Schuldig?!“
 

Urplötzlich fand sich Robin auf dem Boden seines Zimmers wieder und keuchte überrascht und schmerzerfüllt auf. Doch sofort hatte er sich wieder gefangen, drehte sich auf den Rücken und stützte sich auf einem Ellenbogen auf. Ein verächtlicher Blick traf seinen Vater und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, spöttischen Lächeln. Jetzt war es an der Zeit, ebenso zu seiner Liebe zu stehen, wie es Daisuke zuvor getan hatte - ohne Rücksicht auf die Konsequenzen. "Von meinem Freund", erwiderte er kühl und setzte sich dabei auf. "Sein Name ist Daisuke, falls dich das interessiert."
 

„Daisuke...“, wiederholte Brad leise und seine Augen weiteten sich etwas. „Das...“ Doch im nächsten Moment verzerrte sich sein Gesicht wieder. „Dein Freund, ach ja? Dein Freund ist genau so wie sein Vater. Darauf kannst du Gift nehmen! Ein verlogener Bastard, der dir nur Probleme machen wird! Halt dich fern von ihm!“ Brad hatte seine Stimme wieder unter Kontrolle und nichts als Verachtung und die übliche Strenge schwang in ihr mit. „Er geht auf deine Schule? Na, das hätte ich wissen müssen.“
 

Das Lachen, das sich aus seiner Brust drängte, konnte Robin beim besten Willen nicht verhindern. "Das hättest du wissen können?", fragte er nach und seine Stimme troff dabei vor Spott. Dann wurde er wieder ernst. "Du irrst dich. Daisuke ist sehr lieb und vor allem zärtlich!" Womit auch klar gestellt war, in welcher Hinsicht sie beide "Freunde" waren.
 

„Ja, das war...“ Doch Brad unterbrach sich und starrte seinen Sohn an. „WAS?!“, fauchte er dann auch schon wieder los, als er realisierte, was genau Robin ihm damit eben offenbart hatte. Das konnte doch nicht wahr sein, oder? „Was um alles in der Welt fällt dir ein?! Sag mir jetzt nicht, dass du ihn auch noch gefickt hast!?“ Seine Augen sprühten eine Wut aus wie noch nie. Das konnte doch nicht angehen! Hatte dieses Höllenkind ihm jetzt auch noch seinen Sohn verdorben?!
 

Wieder ertönte das leise klingelnde Lachen von Robin. "Wieder falsch" grinste er, während er sich endgültig auf die Füße rappelte, sich dicht vor seinem Vater aufbaute und überheblich in die braunen Augen blickte. "Ich ficke ihn nicht, wie käme ich denn dazu?“ Als er sah, wie sich Erleichterung im Gesicht seines alten Herrn abzeichnete, grinste Robin wieder breit und fuhr spöttisch fort: „Ich lasse mich von ihm ficken, Vater. Und es tut verdammt gut."
 

Das war zu viel. Brads Hand segelte durch die Luft und stoppte nur Millimeter vor dem Gesicht des Jungen. Nein. Ein Beben lief durch seinen Körper. „Das reicht. Du nimmst dir in letzter Zeit viel zu viel raus...“, zischte er boshaft. „Hausarrest. Du wirst zu Hause bleiben und die nächste Woche auf deinem Zimmer verbringen. Du gehst nicht zur Schule, sondern sorgst anderweitig dafür, dass du an deine Hausaufgaben und den Unterrichtsstoff kommst!“

So ging es nicht. Es hatte mal eine Zeit gegeben, in der sein Sohn ihm noch gehorcht hatte, in der er für Robin ein Vorbild gewesen war. Und was war daraus geworden? Das hatte doch alles nur mit diesem verfluchten Telepathen zu tun.
 

Robin sah die Hand auf sich zu kommen, zuckte aber nicht zurück, sondern sah seinen Erzeuger weiter fest an. Der folgende Befehl des Anderen brachte ihn beinahe wieder zum Lachen. "Wie willst du das denn durchsetzen?" fragte er amüsiert. "Ich bin doch keine acht mehr. Die Zeit, in der du mich so bestrafen konntest, ist schon lange vorbei!" Robin schüttelte fassungslos den Kopf. "Ich liebe Daisuke und ich werde mir sicher nicht von dir vorschreiben lassen, ob ich das darf.“
 

„Liebe.. Pah... Leute wie er und Schuldig sind nicht in der Lage ehrlich zu lieben. Sie genießen, was sie können, und manipulieren, wo es nur möglich ist. Erzähl du mir nichts von Liebe, Robin! Du bist fünfzehn!“ Er schüttelte nur den Kopf, ballte die Hände zu Fäusten. Der Drang dem Jungen eine zu knallen wuchs immer mehr, doch das hatte er nur einmal getan und hinter her Wochenlang bereut. „Nein. Du bist naiv und dumm. Du hast keine Ahnung von Leuten wie denen!“
 

In dieser Sekunde raste eine rasche Bilderfolge vor Robins innerem Auge vorbei und vor Überraschung hätte er fast wieder aufgelacht. Als es vorbei war, starrte er seinen Vater mit offenem Mund an. "Du... Du und Schuldig... Ihr wart ein Paar?" Das erklärte nicht nur einiges, sondern alles.
 

Brad knurrte leise und nun war es um ihn geschehen. Seine Faust raste auf Robin zu und traf den Jungen so heftig, dass es ihn von den Beinen riss. „Hab ich nicht KLAR UND DEUTLICH gesagt, dass dich DAS NICHTS angeht?!“, brüllte er und war drauf und dran, dem Jungen noch einen weiteren Schlag zu verpassen. Aus Angst, dass er das gleich tun würde, trat er einen großen Schritt zurück. Er schluckte und sah auf seinen Sohn, dann zu seiner Faust. „Verdammt...“, hauchte er und atmete tief durch. Er schloss einen Moment die Augen und legte den Kopf nach hinten, trat dann wieder auf Robin zu. „Tut mir leid.. ich wollte nicht...“, murmelte er leise und hockte sich zu ihm.
 

Verzweifelt bemühte sich Robin, wieder Luft in seine Lungen zu pumpen und gleichzeitig die Tränen zurück zu halten, die ihm bei dem Schlag in die Augen geschossen waren. Ein heißer Klumpen anwachsender Übelkeit setzte sich in seinem Magen fest und er starrte seinen Vater hasserfüllt an. "Das kannst du dir schenken!" knurrte er leise. "Das wär ja ein Gefühl und das ist dir etwas völlig unbekanntes!" Ein wenig unkoordiniert stand er auf und taumelte zur Tür. Bevor er sein Zimmer allerdings ganz verließ, wandte er sich noch einmal kurz um. "Du brauchst heute nicht mehr auf mich warten, Vater. Ich bin bei einem Freund über Nacht. Bei _meinem_ Freund." Und damit war er verschwunden.
 

„Robin!“ Doch das Rufen schien nichts zu bringen. Er hörte den Jungen schon die Treppen hinunter laufen und stolperte ihm gerade noch nach, da fiel die Tür auch schon ins Schloss. „Nein. ROBIN!“, brüllte er wieder und diesmal klang er leicht verzweifelt. Doch als er die Tür öffnen wollte, verharrte er. Er lehnte sich nur dagegen und schloss die Augen. Nie hatte er so ein Vater werden wollen. Und jetzt lief sein Sohn vor ihm davon und warf ihm Dinge vor, die überhaupt nicht wahr waren. „Robin...“
 

Ohne darüber nachzudenken, wohin er rannte, lief Robin durch die Straßen. Sicher hatte er seinen Vater noch gehört, aber was der noch zu sagen hatte, interessierte den Schwarzhaarigen gerade wirklich nicht. Die Tränen flossen nun ungehindert über seine Wangen, immer wieder schluchzte er leise. Als sich seine Schritte endlich verlangsamten, stand er vor dem Eingang zu der Lichtung, die Dai ihm gezeigt hatte. Er überlegte keine Sekunde, sondern machte sich sofort auf den Weg durch das Gestrüpp. Der Ort war ebenso gut wie jeder andere, um die Nacht zu verbringen...
 

+
 

Dai hatte sich soeben eine Kerze angezündet, die er mitgenommen hatte, als er die Schritte hörte. Er verengte kurz die Augen, aber als er die Fühler ausstreckte, erkannte er den Störenfried. Er seufzte leise und blickte wieder auf die Kerze. Erst als Robin auf der Lichtung ankam, hob er das Gesicht wieder. Er sah das verstörte Gesicht des Kleineren und seufzte leise. Das hatte er nicht gewollt. Augenblicklich richtete er sich auf. „Robin...“, wisperte er und zog den Schwarzhaarigen in seine Arme. „Was...“ Doch ehe er es verhindern konnte, wusste er schon was passiert war. Fest drückte er Robin an sich.
 

Mit tränenüberströmtem Gesicht warf sich Robin in Daisukes Arme und drückte sich fest an ihn. Sein ganzer Körper bebte und zitterte vor Anspannung und Aufregung. "Dai, halt mich fest!" bat er den Älteren erstickt, wobei er sich weiter wie verzweifelt an ihn klammerte.
 

Fest hielt er Robin an sich gedrückt und zog ihn mit sich zu der Stelle, wo er eben noch gesessen hatte. Er ließ sich wieder ins Gras fallen und zog Robin auf seinen Schoß. Sanft strich er ihm über die Wange und als er merkte, wie Robin zusammenzuckte, runzelte er leicht die Stirn. Er hob die Kerze an und betrachtete das verheulte und geschwollene Gesicht. „Er hat dich geschlagen...“, wisperte er leise und biss sich auf die Unterlippe. Dass seine eigene Gesichtshälfte in einem dunklen Blau leuchtete, beachtete er dabei gar nicht. „Ach Scheiße...“ Er stellte die Kerze wieder bei Seite und schlang die Arme wieder um Robin.
 

Aber Robin war die Färbung von Daisukes Wange nicht entgangen und er schnaufte gequält auf. "Genau wie dich..." brachte er kaum verständlich heraus und schlang seine Arme schutzsuchend und tröstend gleichermaßen um seinen Liebsten. "Dabei haben doch gerade sie kein Recht dazu..." Er verstand wirklich die Welt nicht mehr. Väter ärgern war eine Sache - aber das hier war eskaliert. Aus roten Augen schaute er seinem Schatz ins Gesicht. Es gab nur eine Lösung... "Wir müssen wieder heim und das gerade biegen, wenn wir zusammen bleiben wollen..."
 

Dai seufzte leise und schloss kurz die Augen. „Wieder nach Hause? Du hast sie wohl nicht mehr alle, Robin.“ Er schüttelte entschieden den Kopf und strich Robins Haar nach hinten. „Nein. Nein wir brauchen die beiden nicht. Sie werden schon sehen was sie davon haben. Sie sind es, die was grade zu biegen haben und nicht wir. Sie sind es, die uns dafür verurteilen, mit wem wir zusammen sein wollen, nur weil sie sich hassen.“ Er ließ ein freudloses Lachen verlauten und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde sicher nicht nach Hause gehen...“
 

Das war klar gewesen. Robin entschloss sich, das Thema erst einmal nicht mehr anzusprechen, kuschelte sich statt dessen fest an seinen Freund und kraulte ihm dabei den Nacken. "Dann bleiben wir hier" entschied er flüsternd. Es war keine Frage, dass er bei Daisuke bleiben würde - egal wie lange. "Wir schaffen das, ganz sicher. Wir machen es besser als die beiden!"
 

Dai hob eine Braue. „Besser als die beiden?“, fragte er und runzelte die Stirn. „Wie meinst du das? Die zwei konnten sich noch nie leiden. Damit haben wir es doch schon besser gemacht, oder?“ Er streichelte Robin gedankenverloren über den Rücken und sah zum Mond. Froh darüber, dass er lediglich ein wenig fröstelte und nun einen Körper bei sich hatte, an dem er sich wärmen konnte, beruhigte er sich allmählich wieder etwas.
 

"Meinst du?" Trotz allem, was er heute erlebt hatte, trotz der ganzen Situation, brachte Dais Aussage Robin zum Grinsen. "Die beiden waren mal ein Paar. Sie haben sich ebenso geliebt wie wir, Dai" erklärte er überdeutlich, was er vorhin erfahren hatte. Zärtlich strich er dem Anderen eine lange Strähne hinter das Ohr. "Aber wir machen es besser" wiederholte er zuversichtlich.
 

Geplättet saß Dai da und starrte seinen Freund an. „Ein.. ein Paar? Unsere Väter? Ist das dein Ernst?“ Er schluckte leicht und musste feststellen, dass sich bei dieser Vorstellung seine Nackenhaare zu Berge stellte. „Und.. und wieso haben sie es nicht geschafft...? Weißt du das auch? Hat er was gesagt?“ Nun platzte Dai vor Neugier. Für ihn war es irgendwie selbstverständlich gewesen, dass der einzige Mann, den sein Vater liebte, Ken war. Und dass es nie jemand anderes gewesen war. Sicher. Er wusste, dass sein Dad damals ein Playboy vom Feinsten gewesen war, aber seit er Ken hatte...

„Was ist damals passiert?“
 

Robin zuckte vage die Schultern. "Kurzfassung: anscheinend hatte dein Dad es nicht so mit der Treue und mein Dad ist ihm drauf gekommen. Als du dann auch noch ins Haus kamst, hat das meinen Vater immer daran erinnert... Irgendwann hielt es Dad nicht mehr aus und das war dann endgültig das Ende vom Lied." Dass auch er seine Existenz eigentlich Schuldigs Untreue verdankte, ging Robin in dem Moment auf, als er Dai die Geschichte erzählte
 

„Wow...“, murmelte Dai, der sich schon beim Erzählen in Robins Kopf geschlichen hatte, ohne dass der was davon mitbekommen konnte. Schnell hatte er auch den Streit gefunden und löste sich schließlich wieder vorsichtig aus Robins Denken. „Na sieh mal einer an, dann sind wir ja fast Brüder...“ Er grinste ein wenig verlegen und hauchte Robin dann einen Kuss auf die Stirn. „Dann haben die beiden zwar einen Grund für ihr Verhalten, aber noch lange kein Recht für ihre Reaktionen...“
 

"Verdammt, das Ganze ist siebzehn Jahre her!", grummelte Robin. "Eine verflucht lange Zeit, jemanden zu hassen, wenn du mich fragst..." Er drückte den Älteren nach hinten, bis der im Gras lag und Robin sich auf ihm befand. Seufzend schloss er die Augen und kuschelte seine Wange an Daisukes Brust. "Ich bin müde" verkündete er leise und schon schleppend. "Lass uns schlafen..."
 

Dai nickte nur und streichelte den Kleineren weiter sanft. „Ja... Schlaf schön, Süßer...“, murmelte er noch. Doch er für seinen Teil schloss die Augen noch nicht. Er ließ seine Gedanken treiben. Brad war sauer auf seinen Vater. Und er konnte sich nur zu gut vorstellen, wieso das so lange anhielt. Wahrscheinlich hatte Schuldig es mit Erfolg geschafft, Brad das Herz zu brechen, nachdem er es endlich ganz erobert hatte. Schuldbewusst schloss Dai die Augen. Und jetzt würde es sich wiederholen? Jetzt war es irgendwann an ihm, zu offenbaren, dass er Robin mochte, ihn aber noch lange nicht liebte. Und dann? Würde Robin dann auch 17 Jahre lang sauer auf ihn sein – wie sein Vater?
 

~*~tbc~*~

Heimkehr

6. Kapitel - Heimkehr
 

In der gleichen Position, in der er eingeschlafen war, erwachte Robin, als ihm die Sonne mitten ins Gesicht schien. Im ersten Moment wusste er gar nicht, wo er sich befand, doch als er verwirrt blinzelte und Dais schlafendes Gesicht entdeckte, fiel es ihm wieder ein. Vorsichtig, um den Älteren nicht zu wecken, krabbelte er in die Höhe und streckte sich ausgiebig, warf dann einen Blick auf die Uhr und zuckte die Schultern. Zur Schule konnten sie ohnehin nicht gehen - dort würden ihre Väter sie zuerst suchen. Davon abgesehen, dass es sowieso zu spät dafür war. Robin gähnte, setzte sich in das taunasse Gras neben Daisuke, zog die Beine an den Körper und schlang seine Arme um die Knie. In dieser Stille hatte er Gelegenheit nachzudenken. Und noch immer ging ihm nicht ein, wie das alles so außer Kontrolle hatte geraten können - nur weil Daisuke und er sich liebten.
 

Nach einer Weile erwachte auch Daisuke. Der warme Körper, der auf ihm gelegen hatte, fehlte und so störte diese Leere seinen Schlaf. Blinzelnd sah er sich um und schon wusste er wieder, was passiert war. Resigniert sackte er zurück ins Gras und schloss die Augen wieder. Ein leises Stöhnen war zu vernehmen. Alles tat ihm weh. Die Kerze war runtergebrannt und hatte ein wenig von dem Gras versengt, das sie nun feucht umgab. Dai seufzte wieder und strich mit den Fingern durch das Grün. Und so würde es nun erst mal eine ganze Weile laufen? Na klasse. Mit einem weiteren Stöhnen hievte er sich in die Höhe und sah zu Robin hinüber. „Morgen...“, murmelte er und streckte sich unter Knacken seiner Knochen.
 

Den ganzen Tag über, die folgende Nacht und auch den nächsten Tag verbrachten sie auf der Lichtung. Nur um rasch etwas zu essen zu besorgen oder sich im Dunkeln kurz zu waschen verließen sie den Ort. In dieser Zeit versuchte Robin immer wieder vorsichtig, Daisuke zur Vernunft zu bringen. Ihm war ja schon am ersten Abend klar gewesen, dass sie es nur verschlimmerten, je länger sie verschwunden blieben. Zwar war diese gemeinsame Einsamkeit wunderschön, aber Robins Sorgen und Zweifel wuchsen mit jeder Stunde. Was würde sie erwarten, wenn sie plötzlich wieder zu hause auftauchten, als wäre nichts geschehen? Er sah auch überdeutlich, dass es Daisuke nicht anders ging. Auch der Orangehaarige wurde immer unruhiger und unzufriedener.
 

Aber Dai ließ nicht mit sich reden. Nicht nur, dass sein Stolz es nicht zuließ, einfach zurückzukehren, nein. Auch seine Laune wurde mit jedem Tag, den sie hier verbrachten, schlechter. Er schlief kaum noch, suchte zwischendurch die Einsamkeit, wenn Robin die Augen zu fielen, und tauchte in tiefe Gedanken ab. Gedanken über seinen Vater, den er vermisste und gleichzeitig für das hasste, was er getan hatte. Gedanken darüber, dass Brad mal was mit ihm gehabt hatte und Gedanken über Ken. Ken, dem es alles andere als gut ging. Denn immer wieder hatte sich Daisuke in die Gedanken seiner Eltern geschlichen, um zu sehen, wie die Stimmung war. Und auch wenn er merkte, dass die Beziehung der beiden sehr unter seinem Verschwinden litt, hatte er beschlossen, dass er eher hier draußen auf der Straße bleiben würde, als einfach so zurückzukehren. Hinzukamen die Schuldgefühle, die sich in ihm breit machten. Denn mit jeder kleinen Auseinandersetzung und jeder anschließenden Versöhnung mit Robin wurde ihm deutlicher, was er dem Jungen antat. Nur um seinem Vater eins auszuwischen hatte er Robin tagelang angelogen – oder eher ihm etwas vorgemacht. Und mit jedem Kuss und jeder Berührung schien er das Ganze nur noch schlimmer zu machen.

Wahrscheinlich war genau das der Grund, wieso er seit einer Weile etwas auf Distanz ging.

Und sein Vater? Sein Vater machte ihm und ihrem gemeinsamen Stolz alle Ehre. Inzwischen hatte er mitbekommen, dass Schuldig dauernd eine Verbindung zu ihm hielt und sie erfolgreich unterbrochen. Doch nicht mal jetzt, da Schuldig nicht mehr wusste, was mit seinem Sohn war, kam er, um nach ihm zu sehen. Weil ihm der selbe verfluchte Stolz und die gleiche Eitelkeit im Wege standen. Der Mann machte sich Sorgen, das wusste Dai, doch es reichte ihm nicht. Ganz und gar nicht.
 

An diesem Vormittag saßen sie beide schweigend bei einander. Der Lichtung war inzwischen anzusehen, dass sie schon eine Weile bewohnt wurde, doch Dai interessierte es nicht. Er hatte nur Augen für sein Essen, das Robin ihnen eben von einem Imbiss geholt hatte.
 

Robin hielt das bedrückende Schweigen, das seit Stunden wieder einmal zwischen ihnen herrschte, nicht mehr aus. Das alles, die ganze Lage, zerrte an seiner Substanz, das war inzwischen deutlich zu sehen. Er legte das Reisbällchen, an dem er lustlos gekaut hatte, zur Seite, stand auf und baute sich vor Daisuke auf. "Schatz, ich kann nicht mehr" eröffnete er das Gespräch. "Ich renne seit Tagen in den gleichen Klamotten rum, wir verpassen tagelang den Unterricht und Gott und die Welt macht sich Sorgen um uns..." Er atmete tief durch und kam dann auf den Punkt. "Es hilft nichts, Schatz. Wir müssen heim." Ein liebevolles Lächeln erschien auf seinen Lippen, als er sich zu seinem Lover beugte und ihm einen Kuss in die wilde Mähne verpasste. "Es wird nicht so schlimm werden, wie du jetzt befürchtest", versuchte er, den Telepathen zu überzeugen. "Es wird zwar für keinen von uns einfach werden, aber wenn wir weiter zusammenhalten, bekommen wir das hin! Denk einfach dran, dass ich dich liebe..." Es war das erste Mal, dass Robin das so klar aussprach. Bisher hatte er sich immer gescheut, so etwas zu sagen, auch zu Daisuke. Aber jetzt war seiner Ansicht nach der richtige Zeitpunkt dafür.
 

Daisuke wollte gerade wieder ausrasten, als er die quälenden Worte hörte. Er seufzte tief und warf sein Essen bei Seite. Der Appetit war ihm vergangen. „Ich weiß, Robin, aber...“ Er richtete sich auf und legte den Kopf in den Nacken. Was sollte er sagen? Was sollte er tun? Langsam sah er den Kleineren wieder an, blickte in die erwartungsvollen Augen, die offenbar nur eines wollten. „Robin...“, hauchte er leise und trat ein Schritt näher. Er war mit den Nerven ohnehin schon am Ende und jetzt auch noch das. Unschlüssig sah er den Schwarzhaarigen an. „Wenn du zurückwillst... dann geh...“, brachte er schließlich über die Lippen. „Aber glaube nicht, dass sich in den paar Tagen irgendwas geändert hat. Sie haben nicht mal nach uns gesucht.“
 

"Sie wollten beide, dass wir die Chance haben, ein wenig nachzudenken" entgegnete Robin bestimmt und lächelnd. Er stellte sich dicht vor seinen Freund, schmuste sich zärtlich über dessen Wangen und sah ihn dann wieder erwartungsvoll an. "Sie werden uns nicht köpfen, da bin ich mir ganz sicher." Noch immer wartete er auf eine Antwort auf sein Liebesgeständnis und verstand nicht, warum Daisuke schwieg. "Hey..." flüsterte er aufmunternd, als Daisuke weiter betreten zu Boden sah. "Zusammen stehen wir das durch!"
 

Dai schluckte hart und nickte. „Ja... vielleicht tun wir das.“ Langsam sah er auf in die braunen Augen. Der Blick schmerzte und er wusste, dass er gleich etwas tun würde, wovor er schon seit Tagen Angst hatte. „Robin... Ich will.. Ich will dich nicht verlieren. Weil du der erste Mensch bist, bei dem ich sein kann, wie ich bin. Deswegen habe ich dich hier festgehalten. Deswegen wollte ich nicht, dass du gehst... damit ich nicht wieder alleine bin.“ Er schluckte wieder und strich dem Jüngeren leicht über die Wange. „Ich genieße es, in deiner Nähe zu sein, dich zu berühren, dich zu küssen... es ist wunderschön zu sehen, wie du auf meine Finger reagierst... Aber ich...“ Dai atmete noch mal durch und brachte es dann hinter sich. „Aber ich liebe dich nicht. Nicht so wie du mich liebst. Habe ich nie und... werde ich nie.“
 

Robins Augen, die beim ersten Teil noch freudig geleuchtet hatten, wurden am Ende immer größer. Jedes Wort von Daisuke fühlte sich an wie ein Messerstich in sein Herz. Das war sicher nur ein Traum, sagte sich Robin, das war alles nicht wahr. Doch ein rascher Blick in Dais Augen überzeugte ihm vom Gegenteil. Robins Herz zersprang in tausend Scherben. Sein Vater hatte recht gehabt... Fast auf der Stelle wurde seine Miene wieder kühl und unnahbar und er schnaubte verächtlich. "Das glaubst du doch selbst nicht!" zischte er erbost, wartete aber nicht mehr auf eine Antwort, sondern kämpfte sich mit hocherhobenem Kopf durch das Gebüsch aus der Lichtung.
 

„Robin!“, rief Dai dem Anderen nach. „Robin, jetzt lauf doch nicht weg!“ Doch es war zu spät. Er hörte noch ein paar Äste knacken und dann war ihm klar, dass der Junge nicht zurückkommen würde. Er war alleine. Mit einem resignierten Seufzen ließ er sich zu Boden sinken und starrte ins Nichts. Super. Das hatte er ja wieder toll hinbekommen. Wieso hatte er überhaupt erst zugelassen, dass sich Robin in ihn verliebte? Inzwischen kannte er den Jüngeren doch gut genug um zu wissen, dass es so enden musste.
 

+
 

Wie schon Tage zuvor, legte Robin den Weg in die umgekehrte Richtung rennend und schluchzend zurück. Da es mitten am Vormittag war, hatte er keine Sorge, ungesehen in sein Zimmer zu kommen, noch dazu weil sein Vater ja nicht mit ihm rechnete. Tatsächlich hielt ihn niemand auf, als er sich leise in sein Zimmer schlich und die Tür behutsam hinter sich ins Schloss drückte. Erst ab da kam das ganze Elend in ihm hoch. Auf halbem Weg zu seinem Bett sank Robin zu Boden, schlang die Arme um den eigenen Oberkörper und heulte haltlos und laut seine ganze Qual heraus.
 

Brad hatte in seinem Arbeitszimmer gesessen. Gedankenverloren und still, wie schon die Tage zuvor, seit sein Sohn verschwunden war. Als er dann endlich hörte, worauf er gewartet hatte, erhob er sich langsam. Er war nicht sauer. Er war ganz ruhig, als er lautlos das Zimmer seines Sohnes betrat und sich dann langsam vor ihn kniete. Vielleicht war er nicht so gut wie Robin, aber er war noch immer ein Oracle vom Feinsten. Und schon gestern hatte er gewusst, dass das, was nun offenbar geschehen war, eintreffen würde. Nur _wann_ es passieren würde, hatte er nicht gewusst. Langsam zog er den schluchzenden Leib seines Sohnes in den Arm und drückte ihn dicht an sich. Selbst wenn Robin sich jetzt gegen ihn wehren würde, nichts würde ihn jetzt davon abhalten, seinen Kleinen festzuhalten.
 

Doch Robin dachte nicht daran, sich gegen die Umarmung seines Vaters zu wehren. Im Gegenteil, er ließ sich regelrecht in die schützenden Arme fallen. "Dad... Ich... Es... Es tut mir so leid", schniefte er nach einer ganzen Weile, in der er nur Rotz und Wasser geheult hatte. Das Gesicht an der Schulter seines Vaters vergraben, nuschelte er: "Steht das Angebot mit dem Hausarrest noch?" Er wollte nicht zurück in die Schule, in eine Klasse, in der er den ganzen Tag neben Daisuke verbringen musste. Noch nicht - und am besten nie wieder.
 

Brad musste leise schmunzeln und sah Robin dann lächelnd an. „Jetzt beruhige dich erst mal wieder...“ Er griff zum Schreibtisch und erreichte das Paket Taschentücher. Rasch hatte er eines gezückt und hielt es Robin hin. „Und dann lässt sich eventuell mal drüber reden...“ Er lächelte und strich Robin wieder durchs Haar. Unglaubliche Erleichterung durchflutete ihn. Robin war wieder da, er war gesund, auch wenn es ihm schlecht ging. „Na komm... Lass uns in die Küche gehen. Ich mach dir erst mal einen heißen Kakao.“ Lächelnd half er seinem Sohn auf die Beine. „Und dann... gibt es wohl eine Menge worüber wir reden sollten, hm?“
 

Ohne den üblichen Widerspruch ging Robin zusammen mit Brad in die Küche, wobei sich immer noch vereinzelte Tränen über seine Wangen stahlen. Aber es tat einfach nur gut, so bemuttert und umsorgt zu werden, besonders in der Verfassung, in der Robin sich gerade befand. So setzte er sich auf seinen Platz am Esstisch und wartete, bis der versprochene Kakao fertig war. Dabei fiel ihm auf, wie dreckig seine Kleider eigentlich waren und dass er stank wie ein Rudel Raubtiere. Beschämt sank er wieder in sich zusammen. Was in drei Teufels Namen hatte er nur getan?
 

Brad schien genau zu wissen, was grade in seinem Sprössling vorging. Denn als er die heiße Tasse vor ihm auf den Tisch stellte, erlaubte er sich noch etwas, was er nur selten tat. Er beugte sich zu Robin und drückte ihm einen Kuss auf den Schopf. „Ich bin froh, dass du wieder da bist. Auch wenn es für dich so unangenehm war...“, sagte er lächelnd und ließ sich dann auf dem Stuhl neben Robin nieder. Er strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und musterte ihn eine Weile. „Willst du drüber reden? Oder lieber nicht?“
 

Schwach lächelte Robin den Älteren an und brachte ein leises "Danke!" heraus. Dann seufzte er frustriert auf. Was gab es da denn schon zu erzählen? Doch ehe er es sich versah, sprudelte es schon aus ihm heraus: "Daisuke... Er... hat mich nur gebraucht, um seinen Dad zu ärgern... Er sagt, er liebt mich nicht und wird es auch nie tun und ich liebe ihn so sehr aber ich will ihn nie wieder sehen und nie wieder in meinen Kopf haben und ich weiß nicht was ich machen soll und ich würde am liebsten sterben..." Endlich holte Robin wieder Luft und sah seinen Vater hilfesuchend an.
 

Aufmerksam lauschte Brad. Er machte sich weder über die Naivität seines Sohnes lustig, noch konnte er sich zu einem ‚Ich hab’s dir doch gesagt’ durchringen. Stattdessen hatte er das Gefühl, Robin noch nie so gut verstanden zu haben wie in diesem Moment. Natürlich tat es weh, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Aber noch viel schlimmer war es, wenn dies durch einen Telepathen geschah. In diesem Moment dachte Brad, dass Schuldig es ein zweites Mal geschafft hatte, ihm das Herz herauszureißen. Doch dieses Mal war es sein Sohn gewesen, der verletzt worden war – von Schuldigs Nachwuchs.

„Hey, hey. Ganz ruhig. Gestorben wird hier schon mal gar nicht. Und den Rest bekommen wir auch hin, okay?“, lächelte er schließlich und strich Robin über die Schulter. „Ich werde dir beibringen, wie du ihn aus deinem Kopf fernhalten kannst. Und du musst ihn auch nicht wiedersehen, wenn du nicht willst... Keiner wird dich dazu zwingen. Ich am aller wenigsten.“
 

Diese Eröffnung ließ Robin überrascht aufblicken. "Es gibt eine Möglichkeit, ihn aus meinem Kopf zu halten?" hakte er aufgeregt nach. Wenn das wirklich so war... würde sich Daisuke warm anziehen müssen! Denn dann würde Robin ohne Gnade zurück schlagen. "Und du bringst es mir bei?" Rache, Rache, Rache. Robin wollte gerade nichts anderes. Und wie es aussah, konnte er sie auch bekommen. Jetzt war es an ihm, etwas zu tun, was er schon seit Jahren nicht mehr getan hatte: er umarmte von sich aus seinen Vater fest und drückte ihm einen feuchten Schmatz auf die Wange.
 

Brad musste schmunzeln und ihm wurde warm ums Herz, als er die Umarmung spürte und dann auch noch den Kuss bekam. „Ja... ich werde dir alles beibringen“, lächelte Brad und schob seinem Sohn die Tasse dichter hin. „Aber jetzt trinkst du erst mal deinen Kakao und dann gönnst du dir vielleicht mal ein Bad. Ich sag’s dir nicht gerne, aber du stinkst.“ Er zwinkerte und richtete sich auf, um sich einen Kaffee zu nehmen. Es würde kein Leichtes werden, dem Kleinen all das bei zu bringen ohne einen Telepathen zum Testen da zu haben. Ließ sich nur hoffen, dass Robins Willenskraft groß genug und seine Konzentration ausreichend sein würde.
 

+
 

Noch zwei Tage hatte Dai es ausgehalten. Zwei Tage, die er nur auf der Lichtung verbracht und vor sich hingegrübelt hatte. Er war nicht mal was zu Essen holen gegangen. Auch sah er nicht mehr telepathisch nach seinen Eltern. Zu niemandem baute er Kontakt auf. Nicht mal Robin versuchte er zu erreichen. Sie hatten ihren Standpunkt beide deutlich vertreten. Es gab nichts mehr zu sagen. Doch als auch dieser Tag sich dem Ende zuneigte, konnte Dai nicht mehr. Seine Nerven lagen blank. Er konnte nicht schlafen, konnte die Einsamkeit nicht mehr ertragen und der Hunger quälte ihn ebenso wie der Durst. Langsam kroch er aus seinem Versteck und schleppte sich die Straßen entlang. Er wusste nicht, wie er es geschafft hatte, aber irgendwann fiel er einfach im Wohnzimmer der scheinbar leeren Wohnung zu Boden. Er war zu Hause...
 

Bei dem seltsamen Geräusch stürmte Schuldig aus seinem Arbeitszimmer. Sein Herz setzte einen Schlag aus, als er seinen bewusstlosen Sohn im Wohnzimmer liegen sah. Für den Bruchteil einer Sekunde war er wie erstarrt, dann sprang er über die Couch, die ihm im Weg stand und kniete sich neben Daisuke. Ungläubig strich er über das verfilzte, strähnige Haar, dann schob er die Arme unter den dünnen Körper und hob seinen Sprössling hoch, entsetzt darüber, wie leicht er geworden war. "Mensch, Dai... Das hat aber gedauert, du Sturschädel!" flüsterte er ihm zu, auch wenn der ihn gerade nicht hören konnte. Schuldig trug seinen Sohn in dessen Zimmer und legte ihn sachte auf dem Bett ab. Nur eine Sekunde später informierte er Ken darüber, dass ihr Kind wieder zu hause war.
 

Augenblicklich stürmte Ken ins Zimmer und starrte auf den ohnmächtigen Körper. Jeder Streit und jeder Vorwurf war wie verflogen und mit besorgtem Gesicht sackte er auf der Bettkante zusammen und strich Dai das Haar zurück. „Dai... Was.. was machst du nur für Sachen...?“, wisperte er leise. Eine Weile blieb er so sitzen, dann erhob er sich und machte sich in der Küche schleunigst daran, etwas nahrhaftes zu Essen zusammenzubrauen. Immer wieder wischte er sich eine Träne von der Wange. Ob sie nun von Glück war oder von Sorge. Vollkommen egal. Dai war zurück...
 

In der Zwischenzeit holte sich Schuldig einen Stuhl und stellte ihn neben das Bett seines Sohnes. Rittlings setzte er sich darauf, verschränkte die Arme auf der Lehne und legte den Kopf auf den Armen ab. Noch immer kam er nicht wirklich darüber hinweg, wie schlecht Daisuke aussah. Verwildert, blass, dünn. Während er Ken noch in der Küche herumwerkeln hörte, stand der Telepath auf und holte eine Schüssel mit warmem Wasser und einen Waschlappen. Er stellte alles neben dem Bett ab und machte sich dann daran, seinen Sohn aus den schmutzigen Klamotten zu schälen und ihm anschließend vorsichtig zumindest den gröbsten Dreck vom Körper zu waschen.
 

„Wieso... hast du nicht nach mir...gesucht?“ Dais Stimme klang leise und brüchig. Es schwang kein Vorwurf in ihr mit, sondern lediglich die Konzentration sich auszudrücken. Seine Augen öffneten sich langsam. Geweckt von dem feuchten Lappen und den vorsichtigen Berührungen, sah er seinen Vater an. Mehr brachte er nicht über die Lippen als diese leise Frage, die wohl viel enttäuschter geklungen hätte, wenn Dai dazu in der Lage gewesen wäre.
 

"Du wolltest doch nicht, dass ich nach dir suche", erwiderte Schuldig ruhig, legte den Lappen in die Schüssel zurück und betrachtete aufmerksam das Gesicht seines Jungen. "Du warst ja auch nicht allein... Und wenn du gewollt hättest, dass ich weiß, wie schlecht es dir geht, hättest du die Verbindung nicht unterbrochen." Dass er sich vorgenommen hatte, nach einer bestimmten Zeit sehr wohl nach Dai zu sehen, behielt er für sich.
 

Dai schüttelte nur leicht den Kopf und drehte ihn dann zur Seite. Er schloss die Augen und zog die Decke langsam wieder über seinen dürren Leib. Erst als Ken das Zimmer betrat und der Duft einer heißen Suppe ihm in die Nase drang, öffnete er die Augen wieder. Ken lächelte ihn leicht an und setzte sich wieder zu ihm. „Hier... Iss erst mal was...“, sagte er und half Dai dann sich aufzusetzen. Vorsichtig reichte er ihm die Schüssel. Dabei sah er Schuldig kurz an, passte dann aber auf, dass Dai nicht kleckerte und vernünftig aß.
 

Konnte er seinem Sohn gegenüber überhaupt irgend etwas richtig machen? Ohne es verhindern zu können, steig schon wieder leise Wut in Schuldig auf. Verdammt noch mal, was dachte Dai denn, wäre passiert, wenn er nach ihm gesucht hätte? Sie hätten doch nur wieder gestritten und alles wäre noch viel schlimmer geworden. Mal ganz davon abgesehen, dass sich Dai wohl komplett geweigert hätte, mit ihm nach hause zu kommen. Und wenn Schuldig ehrlich war, war es genau diese Ahnung gewesen, die ihn daran gehindert hatte, seinen Sprössling zu holen - immerhin hatte er ja gewusst, wo der Kleine steckte. Aber er hatte sich einfach nicht schon wieder eine eiskalte Abfuhr von Dai einfangen wollen, er war so auch schon frustriert genug.
 

Dai löffelte schweigend seine Suppe leer und hing seinen Gedanken nach. Robin war weg... Sein Vater hatte sich offenbar keine Sorgen gemacht. Er fühlte sich einfach nur elend. Leicht schüttelte er den Kopf über seine Situation. Er schob die leere Schüssel weg und ließ sich von Ken etwas zu trinken geben, bevor er wieder erschöpft ins Bett sank. In sein warmes weiches Bett, dass er noch nie in seinem Leben so sehr zu schätzen gewusst hatte wie heute. „Schlafen...“, murmelte er noch leise und schon kippte sein Kopf zur Seite. Ken lächelte leicht und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. Dann blickte er mit einem Lächeln zu Schuldig, erkannte aber gleich, das dessen Freude, seinen Sohn wieder zu haben, abermals durch Ärger geblendet wurde. Er seufzte und schüttelte den Kopf. Dann richtete er sich lautlos auf und verließ das Zimmer.
 

Einen Moment lang sah Schuldig Ken nach, dann stand er auf, richtete die Decke über Daisuke zurecht, strich ihm sanft über die Wange und wisperte: "Du kleiner Dummkopf. Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Ich liebe dich doch." Ebenso leise wie Ken zuvor schlich er sich dann aus dem Zimmer, um seinen Sohn in Ruhe schlafen zu lassen.
 

Ken saß auf dem Sofa, hatte die Hände auf den Oberschenkeln und drehte an seinem Ring herum, während er ihn gedankenverloren betrachtete. Als er Schuldig hörte, rührte er sich nicht weiter, sondern setzte nur einen Kuss auf seinen Ring. In den letzten Tagen hatte ihre Beziehung sehr gelitten. Zum größten Teil, weil Dai verschwunden war. Während Ken immer darauf bestanden hatte, ihn zu suchen und nach Hause zu holen, hatte Schuldig darauf beharrt, ihn zu lassen. Ken war damit absolut nicht klar gekommen. Und jetzt.... Jetzt war Dai wieder da und es würde ihm bald sicher wieder besser gehen. Und was wäre dann? Würde alles wieder von vorne beginnen?
 

Kens Gedanken sprangen den Telepathen an wie ein hungriges Tier. Er bemühte sich, nicht entnervt aufzuseufzen, als er sich neben seinen Liebsten auf die Couch setzte und en Arm um ihn legte. "Mach dir doch nicht immer solche Sorgen", schalt er den Braunhaarigen zwinkernd. "Ich glaube, dass Dai die paar Tage ganz gut getan haben. Irgendwie habe ich das Gefühl, als hätte sich etwas verändert." Woher er dieses Gefühl nahm, konnte er nicht benennen, aber es war unzweifelhaft da.
 

„Natürlich hat er sich verändert...“, murmelte Ken und seufzte leise. „Er verändert sich in letzter Zeit häufig.. genau wie wir...“ Er seufzte leise und sah seinen Liebsten an. Auf keinen Fall wollte er zulassen, dass irgendwas ihre Beziehung zerstörte. Auch nicht Dai. Er beugte sich zu Schuldig und küsste ihn sachte. „Ich liebe dich, Schatz...“, murmelte er und lächelte. Seit Tagen hatte er dieses Geständnis nicht mehr in den Mund genommen – es wurde höchste Zeit.
 

Schuldigs Ausdruck wurde ganz sanft und liebevoll, er legte seine Hand an Kens Wange und streichelte zart mit dem Daumen darüber. "Ich liebe dich auch, Schatz", antwortete er aus vollstem Herzen. Ganz langsam und mit einem verspielten Lächeln auf den Lippen legte er seine Arme um Ken, zog ihn ein wenig an sich und ließ sich dann zusammen mit ihm nach hinten kippen, bis der Braunhaarige komplett auf ihm lag. Gleichzeitig gingen seine Finger kaum spürbar auf Wanderschaft.
 

Ken musste schmunzeln. Er schloss die Augen und küsste sich leicht über Schuldigs Hals. Nach so vielen Tagen der angespannten Stimmung und des Rücken an Rücken einschlafens, tat das hier mehr als nur gut. Ein leises Keuchen entfloh ihm, als Schuldig die empfindlichen Regionen seines Körpers entdeckte und reizte. Liebevoll verschloss er wieder die Lippen seines Telepathen und verkrallte sich leicht in seinem Haar. Vielleicht würde jetzt all die Spannung verschwinden...
 

~*~tbc~*~

Gespräche

7. Kapitel - Gespräche
 

Im Laufe der nächsten Tage hatte sich Dai wieder sichtlich erholt. Er hatte sich ein ausgiebiges Bad gegönnt und aß auch wieder vernünftig. Dennoch machte er vor allem Ken Sorgen. Denn Dai sprach nicht viel. Selbst wenn er sich mit seinem Vater unterhielt, blieb er kurz und bündig, und Ken wunderte sich sehr, dass kaum Provokationen auftauchten. Selbst ihm fielen immer wieder Texte ein, die er von Dai erwartet hätte – doch nichts. Daisuke verließ sein Zimmer nur für die Mahlzeiten. Und genauso war es auch diesen Abend. Kaum dass er aufgegessen hatte, stellte er wortlos sein Geschirr weg und verließ die Küche wieder. Er warf sich auf sein Bett und schaltete den Fernseher ein, versuchte sich mit irgendeiner Reportage berieseln zu lassen, während seine Gedanken einmal mehr zu Robin glitten. Wie er den Jungen doch vermisste. Das Lachen, die leicht geröteten Wangen... Die strahlenden Augen...
 

Nachdem Daisuke wieder in sein Zimmer verschwunden war, sah Schuldig Ken fragend und verständnislos an. "Das ist langsam nicht mehr normal!", entschied er, schob seinen Stuhl quietschend zurück und folgte seinem Sprössling. Leise klopfte er an dessen Tür und wartete höflich, bis ihn Dai hereinbat.
 

Es dauerte einen Moment, dann war ein „Ja?!“ zu hören. Als die Tür aufging und Dai seinen Vater erkannte, hob er nur die Brauen und sah wieder zum Fernseher. Er wusste nicht, was er mit seinem Vater noch zu besprechen hatte, also wartete er einfach nur ab, was der Mann zu sagen hatte.
 

Schuldig schloss die Tür hinter sich, sah Daisuke an, der ihn wieder einmal ignorierte, und war sich unschlüssig, was er denn eigentlich sagen sollte, um an den Jungen heranzukommen. Wenn er falsch anfing, würde es nur wieder in Vorwürfen und Geschrei enden... Der Deutsche atmete tief ein, machte einen weiteren Schritt auf seinen Nachwuchs zu und sagte dann leise und sehr ruhig: "Dai, was ist los? Ken macht sich Sorgen und ich ebenso. Was ist passiert?"
 

Dai zuckte nur mit den Schultern und schüttelte dann den Kopf, ohne den Blick vom Fernseher abzuwenden. „Du würdest dich wahrscheinlich tierisch darüber freuen... also lass gut sein...“ Er verschränkte die Arme hinterm Kopf und versuchte irgendwie herauszubekommen, worum es in der Reportage ging. Vergebens. Seine Gedanken drifteten wieder ab. Ja. Seinen Vater würde es freuen, zu hören, was passiert war. Wieso also sollte er sich auch noch die Blöße geben und ausgerechnet mit Schuldig über das Geschehene sprechen?
 

Ratlos sah Schuldig sich um, als würde er zum ersten Mal im Zimmer seines Jungen stehen. Er hatte so eine Ahnung, was Daisuke andeuten wollte, aber er würde gerade bei diesem Thema nicht nachbohren. "Dai, was es auch ist - es geht vorbei. Glaub mir. Und wenn du mit mir nicht reden willst, weil du meinst, ich hätte dein Schweigen verdient, dann rede wenigstens mit Ken. ER hat so eine Behandlung durch dich nämlich ganz sicher nicht verdient." Das war die einzige Möglichkeit, die Schuldig sah, um die Last von den Schultern seines Sohnes zu nehmen, die der ganz offensichtlich mit sich herumschleppte. Fast schon bittend schaute er den Teenager an. "Ken war immer für dich da und hat zu dir gehalten, egal was war. Und das wird er auch weiter tun." Damit war für den Moment wohl alles gesagt. Schuldig drehte sich um und verließ den Raum ebenso leise, wie er ihn betreten hatte.
 

Dais einzige Reaktion auf die Worte seines Vaters war ein bedrückendes Schweigen. Sonst nichts. Er starrte nur weiter durch den Fernseher hindurch und rührte sich nicht. Mit Ken reden. Ja, vielleicht sollte er das tun. Auch wenn er absolut keine Lust hatte, mit überhaupt irgendwem zu reden. Aber das erste Mal seit Langem musste er seinem Vater Recht geben: Ken hatte nichts mit all dem zu tun. Naja... Fast nichts. War es nicht Ken gewesen, der das erste Mal gegen ihn ausgeholt hatte? Und war sein Vater es nicht gewesen, der sich dadurch wohl noch bekräftigt gefühlt hatte, ebenfalls zuzuschlagen?
 

Mit gesenktem Kopf blieb Schuldig im Gang stehen und versuchte, sich zu sammeln. Warum war es nur so schwer, mit einem 16-jährigen zu reden? Er begriff nicht, was in aller Welt so derart schief gelaufen war. Sicher, das Leben mit Daisuke war noch nie wirklich einfach gewesen, aber wenigstens hatten sie früher noch ein sehr gutes Verhältnis gehabt und waren eine vielleicht etwas seltsame, aber dennoch glückliche Familie gewesen. Schuldig wusste nicht einmal genau, wann alles angefangen hatte, schief zu laufen. Was hatte er denn nur falsch gemacht? In den letzten Tagen war er immer und immer wieder alle möglichen Situationen durchgegangen, um hinter dieses Geheimnis zu kommen, allerdings ohne Erfolg. Wenn er seinen Sohn nicht so lieben würde, würde er ruhig daneben stehen und zusehen, wie der Kleine in sein Verderben rannte. Aber das ging einfach nicht, auch wenn es die bequemste Alternative gewesen wäre.
 

Diesmal war es Ken, der sich wie ein Telepath benahm, als er vor seinen Lebensgefährten trat. „In seinem Alter muss man eben erst auf die Nase fallen, bevor die Eltern Recht haben...“ Er lächelte und hauchte Schuldig einen Kuss auf die Wange. In der einen Hand hielt er den Nachtisch für sich und Dai, die andere ruhte nun auf Schuldigs Wange. „Vielleicht solltest du mal wieder ein wenig Sport machen gehen, hm? Wird dir gut tun.“ Er zwickte dem Mann in den Bauch und zwinkerte ihm zu. „Ich rede mal mit ihm. Vielleicht bekomm ich ihn ein wenig zur Besinnung...“
 

Wie so oft brachte Kens Unbeschwertheit Schuldig zum Lachen. "Du bist ganz schon frech für dein Alter!", grinste er ihn an. "Aber du hast recht. Ich sollte mir mal wieder etwas Bewegung verschaffen. Mir kämen da schon so ein paar Ideen..." Neckend zwinkerte er seinem Geliebten zu, wurde aber gleich darauf wieder ernst. "Ich weiß nicht, was passiert ist, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es mit Robin zu tun hat", verriet er Ken und bat ihn dann: "Sei also vorsichtig, okay?" Ein liebevoller Kuss landete auf Kens Nasenspitze. "Viel Glück!"
 

Ken schmunzelte und nickte. Natürlich hatte es mit Robin zu tun. Das stand außer Frage. Er seufzte und strich Schuldig noch mal über den Bauch, dann machte er sich auf den Weg zu Daisuke. Als er leise angeklopft und das leicht genervte „Ja!“ gehört hatte, trat er ein und schloss lächelnd die Tür hinter sich. „Ich hab dir deinen Nachtisch mitgebracht...“, begann er etwas unsicher, während er auf Dai zu kam. Er stellte ihm den großen Bananeneisbecher auf den Schoß und zögerte kurz. „Darf... ich mich setzen?“, fragte er schließlich und hoffte, dass Dai ihn nicht ebenso abfertigte wie er es zuvor mit seinem Vater getan haben musste.
 

Daisuke seufzte resigniert und nickte. Da dachte man einen Moment darüber nach, sich mit dem Zweitvater über das Geschehene zu unterhalten, da kam er auch gleich an. Unglaublich. Die beiden mussten sich wirklich Sorgen machen wegen seines Verhaltens. Daisuke richtete sich etwas auf und nahm seinen Löffel zur Hand. Mit der anderen griff er zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher leiser. Nur aus den Augenwinkeln sah er zu, wie sich Ken setzte und ebenfalls den Löffel zur Hand nahm.
 

Eine ganze Weile saßen sie so schweigend da. Ken begann sein Eis zu löffeln und sah hin und wieder zum Fernseher. Dai tat es ihm gleich. Und obwohl keiner von ihnen etwas sagte, spürten sie beide, wie die Stimmung sich ein klein wenig entspannte. Nach ein paar Minuten, in denen Dai endlich rausgefunden hatte, dass es sich in der Reportage wohl um die Herstellung von Handychips handelte, platzen sie beide ein gleichzeitiges „Ich...“ heraus und unterbrachen sich auch ebenso schnell wieder. Ken musste schmunzeln. „Du zuerst...“, sagte er und schob sich gleich wieder einen großen Löffel Eis in den Mund.
 

Auch Dai hatte sich zu einem Schmunzeln durchgerungen und blickte jetzt wieder auf sein Eis. Der Fernseher war vollkommen uninteressant geworden, zumal er keine große Leidenschaft für Handys hatte. „Ich will nicht, dass du dir Sorgen machst – dass ihr euch Sorgen macht...“, sagte er schließlich und blickte Ken wieder an. „Nicht nur weil es nervt, dass ihr dauernd versucht, mit mir zu sprechen und so tut, als wäre alles in Ordnung... sondern auch, weil ihr euch keine Sorgen machen müsst...“
 

Ken schnaubte leise und zog eine Braue hoch. „Na hör mal, Dai. Was erwartest du denn? Du verschwindest Tage lang und kaum bist du wieder da, bist du wie ein anderer Mensch. Natürlich machen wir uns Sorgen...“ Er stellte seinen Eisbecher bei Seite und setzte sich neben den Jungen auf die Bettkante. „Wir lieben dich und wollen, dass es dir gut geht...“ Der abgewandte Blick Dais beunruhigte Ken etwas. „Hör zu... Weder ich noch Schuldig noch sonst irgendwer hat das Recht, dir zu sagen, mit wem du zusammensein willst. Aber grade bei Robin...“
 

„Es ist vorbei...“, unterbrach Dai ihn und zuckte mit den Schultern. Kens Blick ignorierte er einfach und stocherte ein wenig in seinem Eis herum. „Es ist vorbei. Er ist abgehauen, als ich ihm gesagt habe, dass ich für ihn nicht das Gleiche empfinde wie er für mich...“

Stille. Keiner von ihnen sprach ein Wort; sie saßen einen Moment einfach nur so da, beide den Blick auf Dais Eis geheftet.
 

Ken wusste nicht, was er dazu sagen sollte, und immer wenn er den Mund öffnete, schloss er ihn kurz darauf wieder und schüttelte über sich selbst den Kopf. Dann entfuhr ihm ein leises Seufzen. „Es tut mir leid, Dai... Ich weiß, dass er dir trotzdem fehlt...“
 

„Ach ja? Weißt du das?“, grummelte Dai und schob sich einen Löffel Eis in den Mund. Na toll. Er war hier hin und her gerissen in seinen Gedanken und Gefühlen und jetzt kam Ken an und sagte ihm, dass er es wusste. Er seufzte und stellte sein Eis zur Seite. „Trotzdem regt es mich auf. Dads Verhalten. Erst tut er so, als könne er sich nichts Schlimmeres vorstellen, als dass ich mit Robin zusammen bin, dann schmeißt er ihn in hohem Bogen raus, schlägt mir die Wange blau, weil ich zu ihm stehe, und dann erfahre ich, dass er selber mal was mit Crawford hatte. Das ist einfach nicht fair. Er verhält sich schlimmer als...“
 

“WAS?“ Ken starrte seinen Sohn verdattert an. “Moment. Da musst du was in den falschen Hals bekommen haben. Es ist richtig: Dein Vater hat kein Recht, dir da was vorzuschreiben, aber das liegt viel mehr daran, dass er sich damals in mich verliebt hat und so ziemlich alle was dagegen hatten. Nicht zuletzt Brad. Aber mit ihm hatte Schuldig nie was..“ Er tat das mit einem Lachen ab. Nein... Das konnte er sich nun beim besten Willen nicht vorstellen.
 

Dai hob die Brauen und sah Ken verwirrt an. „Du wusstest das gar nicht?“, fragte er und beobachtete, wie Kens Miene zweifelnder wurde. „Robin hat es im Streit mit seinem Vater rausbekommen. Und es ist wahr. Ich... Ich habe es überprüft... Es ist wahr... Dad hat ihm damals wohl das Herz gebrochen oder wie auch immer. Und als ich dann aufgetaucht bin, da hat er dann endgültig die Nerven verloren. Ich schätze, dass Dad und ich deswegen rausgeflogen sind.“
 

Entgeistert starrte Ken den Kleineren an, der Unterkiefer klappte ihm nach unten. Nein. Das konnte doch so alles nicht stimmen. Allerdings war er sich sicher, dass er sich mehr auf die Fähigkeiten der Jungen verlassen konnte als auf seinen Instinkt. „Das... das...“ Doch Ken fand keine Worte dafür und schüttelte nur immer wieder ungläubig den Kopf. Alleine die Vorstellung, dass Schuldig – sein Schuldig – mal was mit Brad gehabt haben sollte, erschien ihm so unmöglich wie die Tatsache, dass er vielleicht irgendwann mal mit den beiden gemeinsam Tee trinken würde.
 

„Glaub mir, Paps. Es ist wahr.“ Dai wusste nicht, was er sonst noch dazu sagen sollte. Er lehnte sich wieder zurück und dachte weiter nach. Über das Gespräch, über Ken und seinen Vater. Über Brad und das, was er eben offenbart hatte – und über Robin, der ihm tatsächlich mehr fehlte als ein Versöhnungsgespräch mit seinem eigenen Vater.
 

„Ich...ehm... also...“ Ken stammelte irgendwas vor sich hin, was schließlich auf ein ‚Muss weg’ hinauslief. Dann verließ er das Zimmer und ließ einen verwirrten Dai dort alleine zurück, der sich weiter über sein Eis hermachte.

Schuldig hatte was mit Brad gehabt? Mit Brad Crawford?! Ken konnte sich das immer noch nicht vorstellen und so kam für ihn ganz schnell der Entschluss, dass es nur einen Menschen gab, den er diesbezüglich zur Rede stellen konnte. Schuldig selber!
 

Er lief durch die Wohnung und hatte den Telepathen dann auch schnell in dem kleinen Fitnessraum gefunden, den sie sich eingerichtet hatten. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Schuldig lag auf dem Rücken unter einer schweren Hantel und kurz lenkte der Schweiß auf dem nackten Oberkörper des Mannes Ken von seinem eigentlichen Erscheinungsgrund ab. Doch schnell fing er sich wieder, stellte sich hinter die Hantel und legte sie in ihre Halterung zurück, als Schuldig sie ächzend hochgehievt hatte. „Was _genau_ lief da damals zwischen Brad und dir?!“, kam er gleich auf den Punkt und sah seinen Liebsten mit aufforderndem Blick an.
 

"Bitte was?" Aus seiner liegenden Position heraus blinzelte Schuldig Ken an. "Von was spri... Ach so, DAS meinst du", ging dem Telepathen ein Licht auf. "Ken, das war vor Dais Geburt. Also lange vor deiner Zeit. Und es war bloß Sex." Jedenfalls war das für ihn damals so gewesen. Dass Brad mehr dahinter vermutet hatte, war dem Deutschen damals nicht bewusst gewesen. Für ihn war es eines seiner üblichen Spiele gewesen. Etwas intensiver und prickelnder als andere vielleicht, aber trotzdem ohne jegliche Bedeutung. Zumindest hatte er sich das immer wieder selbst eingeredet.
 

Ken hob die Brauen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ist das der Grund, wieso du so extrem gegen Robin bist?“, fragte er. Es war ihm egal, was vor seiner Zeit gewesen war, auch wenn es ihn ein wenig erschreckte, dass ausgerechnet BRAD es mal gewesen war, der bei Schuldig für Vergnügen gesorgt hatte. „Ist das der Grund?“
 

"Nein" widersprach der Telepath entschieden. "Ich bin gegen Robin, weil mich sein dämlicher Vater mitten in der Nacht mit einem kleinen Kind auf die Straße gesetzt hat. Verdammt, ich habe zu seinem Team gehört! Er hatte kein Recht, mich rauszuwerfen!" Schuldig richtete sich auf und drehte sich so, dass er Ken ansehen konnte. In seinen Augen blitzte der alte Hass auf den Amerikaner auf.
 

Doch diesmal ließ sich Ken nicht von diesem Blick einschüchtern. Selbst wenn er ihm gegolten hätte. Er stand nur da und sprach unbeeindruckt weiter. „Das ist jetzt 16 Jahre her. Du hast genauso wenig das Recht, deinem Sohn vorzuschreiben, mit wem er seine Zeit verbringen will, wie man es dir je vorschreiben konnte. Und mit deinem Zorn auf Brad musst DU klarkommen und nicht Dai.“
 

Ein wenig amüsiert und mit einem leicht hinterhältigen Grinsen erklärte Schuldig: "Ich habe doch schon lange nichts mehr gegen Robin gesagt. Soll Dai mit ihm glücklich werden..." Den Zusatz 'wenn er kann' verschluckte er wohlweislich und strahlte Ken mit einem kleinen Zwinkern an. Wenn es zwischen Dai und Robin noch nicht aus war, würde das spätestens passieren, wenn Brad vom Lover seines Juniors Wind bekam. Es konnte sich also nur noch um Tage handeln, bis sich dieses Problem von selbst gelöst hatte
 

Von Ken kam ein abfälliges Schnauben. „Falls es dich interessiert, wieso dein Sohn sich so verändert hat und wieso er so fertig mit der Welt ist. Er ist ganz der Vater und hat Robin das Herz gebrochen...“ Der Sarkasmus triefte aus Kens Stimme. Nicht nur dass es ihn eh schon reizte, SOWAS von Dai zu erfahren und nicht von Schuldig. Nein... Jetzt fand Schuldig es offenbar auch noch amüsant, was sein Sohn grade durchmachen musste. Ken schüttelte verständnislos den Kopf und wandte sich ab. Mit ein paar Schritten hatte er das Zimmer verlassen und die Tür hinter sich geschlossen.
 

Entgeistert starrte Schuldig Ken hinterher. War er jetzt völlig im falschen Film? Seit wann sah man aus wie ein getretener Hund, wenn man jemandem das Herz brach? Schuldig wusste, dass Dai ihm ähnlich war - in mancher Hinsicht ein eiskalter Bastard. Er würde sicher nicht den Kopf so derart hängen lassen, wenn da nicht mehr dahinter stecken würde. Mit einem Satz war er hinter Ken her und erwischte ihn in Flur. Ruckartig wirbelte er seinen Schatz zu sich herum. "Vergiss das ganz schnell wieder!" ließ er Ken wissen. "Dai hat nicht ihm das Herz gebrochen, sondern in Höchstfall sich selber, so wie er aussieht und sich verhält!"
 

„Ja und? Du hättest dir deins auch beinahe an mir gebrochen. Erinnerst du dich? Weil ihr beide den selben verdammten Dickschädel habt!“ Er riss seinen Arm los und trat zurück. „Ich bin im Bad!“ Jetzt brauchte Ken einfach die paar Minuten für sich, um alles zu verarbeiten und sich in dem ganzen Chaos in seinem Kopf wieder zurechtzufinden. Er trat ins Bad und schloss die Tür. So.. Wie war das jetzt? Brad hatte sich damals in Schuldig verliebt? Schuldig hatte ihn verletzt und schließlich war Daisuke aufgetaucht und er war auch noch dazugekommen. Brad hatte die beiden rausgeworfen und nach einer Weile hatte es keinen Kontakt mehr gegeben. Und jetzt... jetzt war Robin in Dai verliebt, Dai hatte Robin dasselbe angetan, was Schuldig damals gemacht hatte und... er schüttelte den Kopf und versuchte die Knoten zu entwirren, die sich da bildeten. Das passte alles nicht ins Bild...
 

Frustriert setzte sich Schuldig im Wohnzimmer auf seinen Lieblingsplatz, schlug die Beine übereinander und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Für ihn war es glasklar, dass Dai Robin sehr wohl liebte. Aber warum hatte er dann... Mit weit aufgerissenen Augen sah er wieder auf. Konnte es wirklich sein, dass Dai zum ersten Mal verliebt war und es gar nicht checkte?
 

Gut zwei Stunden lag Ken nun schon in der Wanne. Und erst als er merkte, dass seine Finger schon ganz schrumpelig waren, richtete er sich schwerfällig auf. Das Entspannungsbad hatte seine Wirkung wunderbar erfüllt und er fühlte sich nun schlapp und träge. Die Müdigkeit war ihm anzusehen und so trat er, in seinen flauschigen Bademantel gehüllt, aus dem Bad. Er warf Schuldig nur einen kurzen Blick zu, bevor er ins Schlafzimmer verschwand. Inzwischen war auch ihm die ganze Situation glasklar. Doch leider konnte er absolut nichts tun. Daisuke musste selber sehen, wie er damit zurecht kommen konnte. Langsam ließ er sich auf der Bettkante nieder und schloss die Augen. Und Schuldig? Er schüttelte leicht den Kopf. Es war doch blanker Unsinn, sich wegen diesem ganzen Theater zu streiten. /Schatz? Kommst du ins Bett?/, fragte er leise und sah schon zur Schlafzimmertür, die er hinter sich geschlossen hatte.
 

Das ließ sich der Telepath nicht zweimal sagen. Für Daisuke konnte er zumindest heute sowieso nichts mehr tun und gegrübelt hatte er auch schon genug. Es wurde Zeit, wieder mal etwas für seine eigene Beziehung zu tun, anstatt sich über die seines Sohnes den Kopf zu zerbrechen.
 


 

~*~tbc~*~

Morgendliches Treffen

8. Kapitel – Morgendliches Treffen
 

Mit einem resignierten Stöhnen öffnete Dai wieder die Augen. Die ganze Nacht hatte er nicht vernünftig schlafen können. Immer wieder war er aufgewacht, weil der schlanke Körper ihm fehlte, der sich auf ihn legte und ihm Wärme spendete. Auch wenn es in seinem Zimmer nicht kalt war. Die Tage mit Robin im Freien hatten gereicht, um Dai daran zu gewöhnen, mit dem Kleineren in den Armen einzuschlafen und auch wieder aufzuwachen. Das war doch zum Verrücktwerden! Er schielte zur Uhr und stellte fest, dass es schon 6 Uhr in der Früh war. Wann hatte er das letzte Mal wirklich gut geschlafen? Dai kam es vor, als sei das schon Jahre her. Er konnte sich nicht mal wirklich daran erinnern.
 

Vielleicht war es für ihn nun einfach an der Zeit, über seinen Schatten zu springen. Auch wenn er Robin nicht so liebte, wie der Kleine ihn, er vermisste das Gefühl der Vollkommenheit und er vermisste den warmen liebevollen Blick. Grummelnd richtete er sich auf. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Robin ohnehin nicht in der Schule war, dann hätte er diese Gelegenheit genutzt. Aber so sah Dai keinen Sinn darin, das Schulgebäude je wieder zu betreten.
 

Er kämpfte sich aus dem Bett und zog sich an. Langsam schlich er mit seinem Geist vor und tastete nach dem Robins. Zu seiner großen Überraschung stieß er dort nur auf eine kalte Barriere. Dais Augen weiteten sich und er erstarrte in seiner Bewegung. Robin blockte ihn! Der Junge blockte seine angeschlichene Attacke tadellos ab. Hektisch schüttelte Dai den Kopf und versuchte es noch einmal – keine Chance. „Verdammt, was soll das?“, fauchte er in sein stilles Zimmer. Jeder Versuch, den er startete, blieb ohne Erfolg. Robin war in Sachen Abblocken sogar noch besser als sein Vater, wie es schien. Mist nur, dass Schuldig ihm das Durchbrechen von eben solchen Barrieren nie beigebracht hatte.
 

Nachdenklich schlenderte Dai erst nur durch sein Zimmer, dann durch die Wohnung, die noch immer im Dunkeln lag. Wie sollte er es schaffen, an Robin heranzukommen? Wie sollte er es schaffen, diese verhasste Barriere zu durchbrechen? An seinen Vater konnte er sich damit nicht wenden, das wusste er. Denn Schuldig hatte seine Gründe, wieso er ihm eben diesen kleinen Part noch nicht beigebracht hatte. Dai wusste das und eigentlich respektierte er es auch voll und ganz. Aber dieses Mal hasste er den Gedanken, dass es etwas gab, was ihm nur sein Vater beibringen konnte – der sich schon seit Jahren dagegen wehrte. Aber es half alles nichts.
 

/Dad? Bist du wach?/, fragte er dann vorsichtig in Gedanken an Schuldig. Er wusste eigentlich, dass der Mann es nicht gerne hatte geweckt zu werden – und schon gar nicht SO. Aber das war Dai plötzlich vollkommen entfallen. /Dad, bitte wach auf. Ich brauch dich..../
 

Verschlafen schlug Schuldig die Augen auf und blinzelte verwirrt. Nach einem Blick auf die Uhr war seine Verwirrung noch größer, denn das war eine Uhrzeit, zu der er noch nie von selbst aufgewacht war. Er wollte sich gerade wieder in sein weiches Bett und an Ken kuscheln, als er klar und deutlich das leise Bitten seines Sohnes hörte. Der Telepath blies die Backen auf und schwang die Beine aus dem Bett. Müde wuschelte er sich durch die lange Mähne, dann tastete er nach seiner Shorts und schlich auf Zehenspitzen, um Ken nicht zu wecken, aus ihrem Schlafzimmer. Nur zehn Sekunden später stand er vor Daisuke und fand den Jungen regelrecht aufgelöst vor. "Was ist denn los?" erkundigte er sich erschrocken und setzte sich zu seinem Jungen auf die Bettkante.
 

Ungeduldig wartete Dai in seinem Zimmer. Es saß auf der Bettkante und sah immer wieder zur Schlafzimmertür. Bis Schuldig endlich auftauchte. Er sprang auf und eilte auf den Mann zu. „Dad...“, flüsterte er, um Ken nicht zu wecken. „Bitte. Du musst mir helfen. Bring mir bei, wie ich diese verdammten Barrieren durchbrechen kann... bitte...“
 

Barrieren? Schuldig war leicht überfordert, was an der Uhrzeit lag. "Welche Barrieren?" fragte er gähnend und reichlich neben der Spur nach.
 

„Welche Barriere schon? Daaad. Wach auf!“ Daisuke schüttelte seinen Vater leicht. „Die Barriere, die du sogar Ken beibringen konntest. Die, die du mir immer vorstellst, wenn ich dich ein bisschen ärgern will. Ich _muss_ lernen, sie zu durchbrechen, Dad. Bitte! Mein Leben hängt davon ab.“ Okay. Vielleicht war das ein wenig übertrieben, aber so würde er seinen Vater vielleicht endlich aus dem Halbschlaf bekommen.
 

Okay, alles klar. "Benutz das Telefon, wenn es so wichtig ist" schlug Schuldig vor. "Das geht schneller als eine Barriere zu durchbrechen. Welche überhaupt?" erkundigte er sich so rein interessehalber. "Es gibt verschiedene Arten und sie sind unterschiedlich zu durchbrechen. Leicht ist es bei keiner..."
 

Daisuke seufzte resigniert. „Ach komm schon. Nur die kleinen Grundlagen. So ganz allgemein. Bitte...“ Es konnte doch nicht angehen, dass sein Vater nicht zu überreden war. „Es geht um... es geht um Robin. Bitte, Dad. Ich muss das lernen...“ Verzweifelt sah er seinen Vater an. Konnte er denn nicht verstehen, wie wichtig es für ihn war?
 

Innerlich verdrehte Schuldig die Augen. Hatte er der Meinung sein sollen, dass es sich um jemand anders handeln könnte? Es gab nur eine Möglichkeit, herauszufinden, um welche Art der Barriere es hier ging. Dann konnte er immer noch entscheiden, ob er seinem Sohn etwas darüber sagte. "Verlink mich!" forderte er einfach, ohne weitere Erklärung.
 

Skeptisch hob Dai die rechte Augenbraue, wie er es immer tat, wenn er zum Ausdruck bringen wollte, dass ihm ein wenig Vertrauen fehlte. Doch was hatte er schon zu verlieren? Er seufzte und nickte. Es dauerte nicht lange und schon hatte er seinen Vater mit der Barriere Robins verlinkt. „Siehst du das? Unglaublich, oder? Der bekommt diese verflixte Barriere besser hin als du“, schmunzelte er und ließ sich nach hinten aufs Bett fallen. Wenn sein Vater ihm hierbei nicht helfen wollte, dann hatte er absolut keine Chance.
 

Wow, der Schutzschild war der Hammer! Schuldig erkannte sofort die Art der Blockade und schnaufte auf. Am liebsten hätte er Dai geraten, es einfach zu lassen, aber er wollte ihm immerhin verraten, worin der Trick der Blockade lag. "Dein Freund ist verdammt gut", begann er leise. "Das ist eine Blockade, die dadurch entsteht, weil er unterbewusst wirres Zeug denkt. Songtexte, Kinderreime, Gedichte, such dir was aus, es wirkt alles. Allerdings braucht er dafür entweder eine Menge Konzentration oder sehr viel Übung. Du kannst sie nur durchbrechen, wenn du ihn ablenkst oder er sich auf etwas anderes konzentriert. Und selbst das ist fraglich. Dai, ehrlich, tu dir das nicht an und nimm das Telefon..."
 

Daisuke schnaubte und grinste. „Na, wenn ich das nicht manipulieren kann, nenn ich mich keinen Telepathen mehr... ICH brauche kein Telefon!“, lachte er leise und richtete sich wieder auf. Abermals begann er sich zu konzentrieren. Er sah die braunen Augen vor sich, sah Robin vor sich, wie er wach in seinem Bett lag und hin und wieder zu seinem Wecker schielte. Doch weiter kam er nicht. Scharf zog Daisuke die Luft ein und fasste sich an den Kopf. /Robin.../ versuchte er es wieder, merkte nicht, wie er den Namen nach einer Weile auch laut aussprach, während seine Kopfschmerzen immer schlimmer wurden.
 

Stirnrunzelnd beobachtete Schuldig seinen Sohn. "Dai, hör auf!", befahl er ihm schließlich. "Du kannst sie nicht lösen - nicht ohne Erfahrung. Du schadest dir nur selber! Geh wieder in die Schule und rede dort mit ihm. Da hast du dann vielleicht auch die Möglichkeit, durch die Sperre zu kommen..."
 

Dai sackte enttäuscht in sich zusammen und gab es auf. „Was soll ich denn in der Schule? Er geht doch auch nicht mehr hin...“, murmelte er und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. „Ich werde mir das nie verzeihen...“ Okay. Das klang komisch aus seinem Mund und als er den leicht verdatterten Blick seines Vaters bemerkte, fügte er hinzu: „...dass ich das Telefon benutzen muss!“ Er knurrte in sich hinein und richtete sich auf. /Lausig. Lausig, Daisuke... Eine Schande, dass du den Knirps nicht geknackt bekommst.../, schimpfte er sich selbst, während er ins Wohnzimmer ging und sich das Telefon krallte. Immerhin hatte er mitbekommen, dass Robin bereits wach war. Er sah auf der Telefonliste der Klasse nach, wählte die Nummer und ließ sich auf dem Sofa nieder. /Komm schon Robin. Nimm ab.../
 

Robin erschrak, als sein Handy plötzlich los piepte. Doch er hatte so eine Ahnung, wer ihn da anrief. Immerhin hatte er zuvor Daisukes Attacken bemerkt. Kurz zögerte er, nahm aber dann doch das Gerät zur Hand, ging auf Konfrontationskurs und meldete sich mit einen freundlichen "Ja?"
 

Dai seufzte erleichtert auf. „Du hast ja echt Nerven, mich zu zwingen, zum Telefon zu greifen...“, schmunzelte er mit sanftem Tonfall. „Robin, hör zu... ich... ich... es tut mir leid. Was passiert, ist tut mir leid. Wirklich...“ Er strich sich das Haar nach hinten und schloss kurz die Augen. Dann lächelte er unbewusst vor sich hin. „Ich muss mit dir reden...“
 

Robin zuckte die Schultern, auch wenn Daisuke das nicht sehen konnte. Wo lag denn bitte das Problem des Anderen? "Du redest doch mit mir", meinte er nach wie vor freundlich und zuckersüß. Innerlich lachte er. Klar, jetzt tat es Daisuke leid... So weit würde es noch kommen, dass er noch einmal auf den Telepathen herein fiel!
 

Dai schmunzelte minimal. “Nicht so…Können wir uns treffen?“ Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, aber er wollte Robin wenigstens ansehen, wenn er sich schon nicht auf dem telepathischen Wege mit ihm unterhalten konnte. Himmel, wie er Telefone doch hasste! „Ich will deine Stimme hören und nicht diese verzerrte Übertragung, die nicht nach dir klingt.“
 

Irgendwie hatte Robin nur auf diesen Anruf, dieses Angebot gewartet. "Sicher können wir uns treffen", sagte er der Verabredung ruhig zu. Er wusste zwar nicht, was sich der Telepath davon versprach, aber das würde er sicher herausfinden. "Zum Beispiel morgen in der Schule" schlug er mit einem boshaften Grinsen vor.
 

Dai hob die Brauen und runzelte dann die Stirn. Dann zuckte er mit den Schultern. „Okay“, sagte er. „Ich hol dich pünktlich zum Schulschluss ab.“ Denn in die Schule gehen würde er sicher nicht. Was sollte er da auch? Seine Lust, dem Unterricht zu folgen, war ebenso groß, wie die Sporthalle mit einer Zahnbürste zu putzen. Also konnte er auch zu Hause bleiben.
 

Still grinste Robin weiter vor sich hin. Das war ja so klar gewesen. Der große Telepath und Herzensbrecher war zu feig, den ganzen Unterricht neben ihm zu sitzen... "Wenn du meinst, okay. Ich hab dann allerdings nicht viel Zeit. Ich habe nach der Schule nämlich schon ein Date." Dass das Date aus einer Fahrstunde bestand, musste er ja nicht dazu sagen...
 

Augenblicklich spannte sich Dai an. Er konnte das Grinsen in den Worten förmlich mitschwingen hören. „Hör zu! Du musst dich nicht mit mir treffen!“, fauchte er auf der Stelle los, ohne so recht zu wissen, wieso. „Und wenn du mich in der Schule sehen willst: gut. Dann los. Es ist halb sieben. Treffen wir uns in der Schule! Heute und nicht Morgen!“ Seine Hand, die den Hörer hielt, zitterte und seine Augen blitzten wild auf. Ein Date? Pah! Dass er nicht lachte! Dann konnte es für den kleinen Bastard ja auch nicht so schlimm gewesen sein, kein gespieltes ‚Ich liebe dich’ von ihm zu bekommen.
 

Auf diesen Ausbruch hin hatte Robin mit einem ernsten Lachanfall zu kämpfen. Das hörte sich ja fast an, als würde Dai eifersüchtig sein! Es wusste nicht, warum sein Herz bei diesem Gedanken so jubelte. Es dauerte zehn, zwölf Sekunden, bis er seiner Stimme wieder so weit trauen konnte, dass er in der Lage war zu antworten. "Okay. Heute. Dann bis gleich, _mein Schatz_!" Die Worte waren unbewusst aus seinem Mund gerutscht und Robin biss sich danach sofort auf die Zunge. Um sich davon abzuhalten, noch mehr Unsinn zu faseln, drückte er schnell den roten Knopf und beendete das Gespräch.
 

Gut zwei Minuten saß Dai nur still auf dem Sofa und lauschte dem beständigen Tuten des Telefons. Die Worte hallten in seinem Kopf wider, als wenn sein Schädel nur eine mächtige, große Halle aus Marmor wäre, mit nichts gefüllt als Robins Stimme.

Ein Date nach der Schule... bis gleich, mein Schatz... Sicher können wir uns treffen... nicht viel Zeit... bis gleich... mein Schatz. Er schauderte und schüttelte heftig den Kopf. Was ging hier vor? Was sollte das alles? Doch dann spürte er auch schon, wie er sich aufrichtete und das Telefon wieder wegstellte. Seine Beine trugen ihn in sein Zimmer und ohne auf seinen Vater zu achten, der noch immer auf seinem Bett saß, begann er sich einfach anzuziehen.
 

Ohne ein Wort zu sagen sah Schuldig seinem Sohn überrascht zu. Er war der Meinung gewesen, es würde ein heftiger Kampf werden, Daisuke wieder in die Schule zu bringen - und jetzt sah es aus, als würde der Kleine freiwillig gehen? Soviel Macht besaß Robin über ihn? Dann musste es Dai wirklich übel erwischt haben. Um sicher zu gehen, fragte er dennoch leise: "Verrätst du mir, was du vor hast?"
 

Dai wandte sich um und zupfte sein Shirt zurecht. „Ich gehe zur Schule... Was denn sonst?“ Er lächelte schwach, auch wenn er den dumpfen Schmerz im Brustkorb immer noch nicht losgeworden war. „Bis später, Dad...“ Und damit verschwand er dann auch schon. Er wollte am liebsten überpünktlich sein, damit er noch vor der Schule genug Zeit für Robin haben würde. Denn eigentlich hatte er nicht vor, sich in den Unterricht zu begeben. Ganz im Gegenteil. Weder hatte er seine Schulsachen dabei, noch trug er seine Schuluniform.
 

Um kurz nach sieben saß Dai schon auf der Mauer vor der Schule. Das Tor war gerade aufgeschlossen worden, doch er würde hier auf Robin warten und noch diese letzte Zigarette aus der Schachtel genießen. Immer wieder sah er sich um, wo Robin denn blieb, und hin und wieder warf er auch einen Blick auf die große Schuluhr hinter sich.
 

Gelassen schlenderte Robin zum Schultor. Auch er trug keine Schuluniform, denn er hatte nach wie vor die Erlaubnis seines Vaters, zu hause zu bleiben. Es lag also in seinem eigenen Ermessen, ob er in den Unterricht ging. Noch einmal erinnerte er sich an die Tipps, die Brad ihm für den Umgang mit dem Telepathen gegeben hatte. Zuversichtlich bog er um die letzte Ecke und sah Dai auf der Mauer sitzen. Robin fühlte sein Herz plötzlich im Hals schlagen und seine Knie schienen nachgeben zu wollen. Doch er nahm allen Mut zusammen und baute sich vor dem Anderen auf. "Hi, Daisuke" begrüßte er den Orangehaarigen mit einem lieben Lächeln.
 

Dai blickte auf und spürte, wie sein Herz ein paar Schläge aussetzte. Da überraschte es ihn kaum, dass es diese Schläge gleich nachholen wollte und doppelt so schnell weiterarbeitete. Er glitt von der Mauer und kam vor Robin zum Stehen. „Hi Schatz...“, lächelte er und wiederholte so den Abschied des Telefonates. Er zog ein letztes Mal an der Zigarette und warf sie dann gekonnt in den nächsten Gulli. Musternd blickte er an seinem Gegenüber hinab und wieder hinauf. „Du siehst nicht so aus, als wenn du vor hättest, in den Unterricht zu gehen...“
 

Gleichgültig zuckte Robin mit den Schultern. "Ich geh erst morgen wieder. Aber so lange wolltest du ja nicht warten." Auf Daisukes Anrede reagierte er gar nicht, auch wenn sie ein warmes Gefühl im Magen auslöste. "Du wolltest mit mir reden? Hier bin ich, also schieß los" forderte er den Älteren immer noch lächelnd und mit samtweicher Stimme auf.
 

Dai hatte das Gefühl, dass Robin ihm einfach nur auf der Nase rumtanzen wollte und dass es für ihn wohl kaum einen anderen Grund gegeben hatte herzukommen. Doch Dai ließ sich nichts anmerken. „Ja...“ Er lehnte sich an die Mauer hinter sich und schob die Daumen in die engen Hosentaschen. „Ich will von dir wissen, wieso zu einfach weggelaufen bist... Ich meine, so schlimm kann es für dich ja gar nicht gewesen sein, wenn du morgen schon wieder ein Date hast...“
 

Okay, darauf war Robin nicht wirklich gefasst gewesen. Aber er sah hier eine Chance, etwas ganz entschieden zu klären. Also schaute er den Jungen, den er über alles liebte, ernst an. "Nicht schlimm?" wiederholte er leise. "Nein, wieso sollte es auch schlimm sein, wenn der Mensch, den man liebt, einem ins Gesicht sagt, dass er nur mit einem gespielt hat? Und was mein Date morgen angeht..." - damit begab er sich ins Reich der Lüge - "...so will ich nur herausfinden, was so schön daran ist, zuerst Hoffnungen zu wecken und sie dann zu zertrampeln..." Robin konnte nicht verhindern, dass sein Tonfall bitter wurde, aber Dai hatte ihm einfach zu weh getan.
 

Dais Grinsen machte sich wieder auf seinem Gesicht breit. Dieses Grinsen hatte er eindeutig von seinem Vater in die Wiege gelegt bekommen. Ein Gesichtausdruck, hinter dem er sich sicher fühlte. Er neigte leicht den Kopf zur Seite und musterte Robin, schüttelte leicht den Kopf. „Ich habe nie gesagt, dass ich mit dir gespielt habe. Ich habe dich nicht einen Moment lang angelogen. Ich habe jede Sekunde mit dir genossen, jede Berührung, jeden Kuss und jedes einzelne deiner Stöhnen. Das ist die Wahrheit. Ich habe nie etwas anderes behauptet oder gesagt. Und ich dachte, dass dir klar gewesen ist, dass es anfangs lediglich eine Möglichkeit war, unseren Vätern eins auszuwischen. Und du kannst nicht behaupten, dass du das nie vorgehabt hast...“ Er lachte kühl und schüttelte wieder den Kopf. „Ich fühle mich in deiner Nähe wohl, Robin. Weil ich mich bei dir geben kann, wie ich bin, weil ich nicht diesen einen wesentlichen Teil von mir verbergen muss... Und das ist bei dir genau das gleiche. Das hat noch lange nichts mit Liebe zu tun, Robin...“
 

Gut, es stimmte schon, was Dai sagte. Aber trotzdem... "Du hast genau gewusst, wie ich für dich empfinde", behauptete Robin auf gut Glück, aber so überzeugend, als gäbe es daran keinen Zweifel. Dann stellte er sich vor den Älteren, legte die Arme um ihn und schmiegte sich aufreizend an ihn. "Das hier hast du vermisst, Dai?" Bevor der Andere antworten konnte, verschloss ihm Robin die Lippen mit den seinen und küsste ihn mit der Süße von berauschendem Wein. "Und das hier?" Langsam strichen seine Finger über den geliebten Körper und kamen in Dais Schritt zur Ruhe. "Und das?" Robin löste sich von seinem Liebsten und sah ihn traurig an. "Und jetzt sag mir, was das alles wert ist ohne Gefühl, ohne Liebe."
 

Dais Herz lief auf Hochtouren. Ohja. Und wie er das vermisst hatte. Automatisch legten sich seine Arme um den schlanken Körper und er zog Robin noch ein Stück dichter, schloss wie automatisch die Augen. Selbst wenn er gewollt hätte, in diesem Moment hätte er wohl keinen Ton herausgebracht. Doch dann war es so plötzlich vorbei wie es angefangen hatte und er starrte Robin an. „Was... das wert ist?“, fragte er rauchig und verengte leicht die Augen. „Was das.. wert ist? Einfach alles...“ Und damit packte er den Jungen wieder. Er drehte sich blitzschnell mit ihm und presste ihn mit dem Rücken an die Mauer. Sein Körper drängte sich so nah an den Robins, dass der sich nicht mehr rühren konnte. Heiß und gierig küsste er den Schwarzhaarigen und krallte sich in dessen Haar, drängte seine Beine zwischen die seinen, sodass Robin noch ein Stück kleiner wurde.
 

Robin konnte sich nicht wehren - und wenn er ehrlich war, wollte er das gerade auch gar nicht. Nicht nur Dai, auch er hatte das alles vermisst und obwohl er wusste, dass er dem Älteren nur zeigte, was der nicht mehr haben konnte, genoss er das alles über alle Maßen. Irgendwie kam es ihm sogar vor, als würde in Daisukes Kuss nicht nur Verzweiflung, sondern auch noch ein ganz anderes Gefühl mitschwingen. Aber das war sicher nur wieder ein Trick, um ihn herum zu bekommen. Trotz dieser Vermutung erwiderte Robin den wilden Kuss mit aller Leidenschaft und Liebe, die er für Dai immer noch empfand. Dann endlich schaffte er es, den Anderen ein Stück von sich weg zu schieben und sah ihn mit glasigen Augen an. "Nein, Dai... Ohne Liebe ist das gar nichts wert" brachte er endlich über die Lippen
 

Nur schwer konnte sich Dai zurückhalten, seine Hand auf der Stelle unter Robins Kleidung verschwinden zu lassen. Doch nichts hielt ihn davon ab, seine Hüfte an der des Kleineren zu reiben, denn so leicht würde er sich nicht ganz von Robin entfernen lassen. Schon sehr schnell hatte Daisuke, was er wollte. Die Erinnerung von Robin, wie er seinem Vater alles erzählt hatte, und eine körperliche Reaktion des Kleineren, die sich in Form einer ausgeprägten Beule kenntlich machte.

Schwer atmend sah er Robin an, ohne sich gänzlich von ihm zu lösen. „Bestraf mich nicht dafür, dass ich nicht von einem Tag auf den anderen lieben kann, Robin...“, wisperte er leise und ohne groß darüber nachzudenken. Sein Blick heftete sich schon wieder an Robins Lippen. „Du kannst dich vielleicht an deinen Vater wenden und dich von ihm in Sachen Barriere unterrichten lassen, aber in deinem Kopf werde ich immer sein!“
 

Mist, da hatte er nicht aufgepasst! So schnell es ging, errichtete Robin seinen gedanklichen Schutz wieder und schimpfte sich selbst einen Idioten. Wie hatte er nur so nachlässig sein können? Aber Dais Worte bestätigten seinen Verdacht, dass das alles nur ein billiger Trick gewesen war. In Robin kochte die Wut hoch und er ging zu Plan B über. Er versteckte seine wahren Gefühle tief in seinem Inneren und setzte einen geduldigen Gesichtsausdruck auf. Was Dai auch noch mit ihm anstellen würde - Robin würde ihm zeigen, wie sich das ohne Gefühl, ohne Liebe anfühlte.
 

„Hör auf damit, Robin... Du tust dir doch nur noch mehr weh...“, sagte Dai und gab den schlanken Körper wieder frei. Er wollte Robins Nähe nicht, wenn er sich so teilnahmslos benahm. Das hatte er sicher nie getan – Liebe hin oder her. Leicht strich er dem Jungen über die Wange und hauchte ihm noch einen Kuss auf die Lippen, zärtlich, sanft, liebevoll. Er schloss die Augen dabei sogar einen Moment länger als nötig. „Es tut mir leid, dich in dem Glauben gelassen zu haben, dich zu lieben. Dadurch musst du dich in irgendwas reingesteigert haben. Das, was du fühlst, kann gar keine Liebe sein. Nicht nach so kurzer Zeit. Du fühlst dich verbunden zu mir, das mag sein. Das fühle ich auch. Aber das liegt einzig und alleine daran, weil die einzigen Menschen, zu denen wir Kontakt haben und die so sind wie wir, unsere Eltern sind. Da ist es vollkommen natürlich, dass du jetzt zu mir andere Gefühle aufbaust als zu den anderen Jungs in der Schule.“
 

"Du kannst dir gern selber weiter was vorlügen, Dai, aber erzähl mir nichts über meine Gefühle. Schließlich hast du keine Ahnung davon. Sonst wüsstest du, dass man sich von einer Sekunde auf die andere verlieben kann." Immerhin war es Robin ja selber so gegangen. "Es ist okay, dass du mich nicht liebst - dazu kann man niemanden zwingen. Aber dann missbrauch mich auch nicht als dein Privatspielzeug. Denn das verletzt mehr, als du dir vorstellen kannst."
 

„Ich habe dich nie missbraucht! Und ich habe dich nie als mein Spielzeug angesehen!!“, fauchte Dai und seine Augen blitzten wieder auf. Das war doch nicht zu fassen! Nie hatte er Robin missbraucht oder ausgenutzt oder sonst etwas in der Hinsicht. „Aber wenn du das so siehst, dann tut es mir leid!“, sagte er ausdrücklich und trat von Robin zurück. „Dann geh! Geh und lass dich von Crawford bemuttern. Denn wenn du SO über mich denkst, dann kann ich gut auf dich und deinen Hundeblick verzichten!“
 

Auch wenn ihm eine scharfe Erwiderung auf der Zunge lag, Robin unterließ es, sie auszusprechen. Statt dessen lächelte er Daisuke niedlich an, hauchte ihm ein Küsschen auf die Nasenspitze und verließ seinen Liebsten dann tatsächlich. Während er sich entfernte, senkte er für einen kleinen Moment seine Barriere. /Wir reden weiter, wenn du erwachsener bist, Telepath!/ übermittelte er ihm, wohl wissend, dass Daisuke ihn hörte. /Und wenn du weißt, was du willst. Bis dahin mach`s gut, mein Schatz.../ Das war der letzte Seitenhieb, den Robin sich noch gönnte, ehe er Dai aus seinem Denken verbannte.
 

Dai schloss gereizt die Augen. Also hatte er die ganze Zeit Recht gehabt. Robin hatte sich nur mit ihm getroffen, um ihm auf der Nase herumzutanzen und ihm noch mal vor Augen zu führen, dass er ihm das Ganze so schnell nicht verzeihen würde. Die mentale Übertragung reizte den Telepathen noch mehr. „Ich weiß genau, was ich will!“, brüllte er Robin nach und sackte dann mit einem Seufzen wieder an die Wand zurück. Er schloss einen Moment die Augen und nickte dann. Ja. Er wusste genau, was er wollte. Und zwar, dass es alles wieder so wurde wie es war, als er Robin kennen gelernt hatte. Als sie miteinander geschlafen hatten, aber noch nicht die Rede von ‚Liebe’ oder so einem Unsinn war...
 

~*~tbc~*~

Erkenntnisse

9. Kapitel - Erkenntnisse
 

Als Dai an diesem Tag wieder nach Hause kam, war es schon halb elf. Er hatte sich die Zeit noch ein bisschen in der Stadt totgeschlagen, doch inzwischen wollte er einfach nur noch nach Hause. Ohne Robin waren weder das Eiscafé noch seine Lichtung mehr das Wahre. Selbst sein Zimmer würde ohne den Schwarzhaarigen leer und einsam sein. Aber vielleicht konnte er sich mit Hilfe seiner Eltern ein wenig ablenken. Leise schloss er die Tür auf und trat ein, als er auch schon erstarrte. In der Küche war sein Name gefallen...
 

Schuldig saß am Esstisch, hatte die Ellbogen auf die Tischplatte gestützt und sein Kinn auf die verschränkten Handrücken gelegt. Seine Augen sahen geradewegs in die von Ken, der ihm in einer ähnlichen Haltung gegenüber saß. Der Braunhaarige war aufgestanden, kurz nachdem Daisuke so überraschend verschwunden war, und seitdem diskutierten die beiden über ihren Sohn und dessen Freund. Gerade als Daisuke die Wohnung betrat, war Schuldig dabei, energisch den Kopf zu schütteln. "Du irrst dich, Ken. Das ist wieder etwas ganz anderes." versuchte er seinen Schatz zu überzeugen. "Das ist nicht nur irgend so eine Schwärmerei oder so. Du kannst mir ruhig glauben, wenn ich dir sage, dass Dai Hals über Kopf in Robin verliebt ist."
 

Ken seufzte leise und trank einen Schluck Kaffee. „Oh man...“, sagte er nur und dann herrschte einen Moment Schweigen. Ein Moment, in dem Dai nur wie angewurzelt dastand und lauschte. Er wagte nicht mal zu atmen. „Also gut. Und wenn sie wieder zusammenfinden? Wenn Dai sich das eingesteht und sich wieder mit Robin versöhnt? Was dann?“ Ken betrachtete Schuldig musternd und legte den Kopf leicht auf die Seite. „Stehst du dann hinter deinem Sohn oder wirfst du Robin bei nächster Gelegenheit wieder raus?“ Er klang dabei nicht anklagend, sondern ganz normal, als wenn er sich nach Schuldigs Wohlbefinden erkundigen würde.
 

Für einen Moment schloss der Orangehaarige die Augen und seufzte tief. Dann sah er seinen Lebensgefährten wieder ernst an. "Denkst du, ich riskier nochmal, dass Dai einfach abhaut? Du weißt genau, ich würde durchdrehen, wenn das nochmal passiert. Nein, wenn sich die beiden wieder zusammenraufen, dann soll es eben so sein. Ich habe schon immer hinter ihm gestanden und das weißt du auch. Wenn es auch nicht immer so ausgesehen hat."
 

Ken nickte leicht. „Ja... Ich weiß das. Aber es ist wichtig, dass er das weiß, Schatz...“ Er streckte die Hand über den Tisch und strich Schuldig leicht über die Wange. Mit einem Lächeln beugte er sich zu ihm und küsste ihn kurz. Dann zuckte er zusammen, als jemand in die Tür trat. Er drehte den Kopf und sah Dai. Der Junge stand da, entspannt, aber mit leerem Blick.
 

„Jetzt weiß ich es“, sagte er leise. Abwechselnd blickte Dai zwischen Schuldig und Ken her, die ihn nun gleichermaßen ansahen. „Aber ich liebe Robin nicht. Wie könnte ich auch? Ich kenne ihn doch gar nicht... und er kennt mich genauso wenig...“ Der Junge wandte sich ab und verließ die Küche wieder. Okay. Das zum Thema Ablenkung...
 

Schuldig war kurz davor, sich über diese Aussage mit der Hand an die Stirn zu klatschen, doch er hatte mehr damit zu tun, Ken davon abzuhalten, hinter Daisuke her zu laufen. "Lass ihn!", bat er seinen Liebsten leise. "Er hats noch immer nicht kapiert."

Rasch biss er sich auf die Lippe, um nicht laut auf zu lachen. "Sag mal...", fragte er grinsend, "... sind eigentlich alle Teenies so bescheuert, was das angeht? Ich war in dem Alter nämlich auch nicht anders..."
 

Ken wurde leicht rot und zuckte mit den Schultern. „Omi war nie so... Und ich...“ Er zuckte abermals mit den Achseln. “Ich bin nie in so eine Lage gekommen. Noch Kaffee?“ Schon schenkte er Schuldig und auch sich nach, lächelte dabei vor sich hin und versuchte, den verlegenen Gesichtsausdruck loszuwerden. Allerdings erwies sich das als nicht so einfach. Er nahm sich sein Croissant und biss herzhaft hinein.
 

Das überraschte den Telepathen jetzt aber schon. "Wie jetzt? Du warst dir immer gleich darüber klar, wenn du verknallt warst?" So wirklich konnte Schuldig das nun nicht glauben. "Du hattest nie so eine Phase, in der du dir gesagt hast: `MIR kann doch sowas nicht passieren, dass ich für irgendwen auf diesem Planeten Gefühle habe`? Echt nicht?" Gut, seine eigene "Phase" hatte gedauert, bis er Ken getroffen hatte - also hatte Daisuke wohl noch massig Zeit, sich darüber klar zu werden, dass einen die Liebe wie ein Blitz treffen konnte. Immer dann, wenn man es am wenigsten erwartete und erst recht am wenigsten brauchen konnte.
 

Ken schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf. „Nicht so direkt. Sicher. Ich hatte immer mal ne Freundin oder kleine Schwärmerein. Aber meinen ersten wirklichen Liebeskummer hatte ich dir zu verdanken...“ Er zwinkerte und trank noch einen Schluck. „Ich hatte selten sonderlich viel übrig für so was. Ich habe meinen Fußball geliebt und das hat mir gereicht. Die Freundinnen, die ich hatte, wollten mich nur, weil ich auf dem Feld eine gute Figur gemacht habe. Und ich brauchte sie nur, um die anderen Weiber loszuwerden.“ Er lachte leise und fuhr sich übers Gesicht. „Können wir bitte das Thema wechseln, das ist ja peinlich...“, schmunzelte er.
 

Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen nahm Schuldig seinem Schatz die Kaffeetasse aus den Händen, schloss seine Finger um die Kens und sah ihm tief in die Augen. Langsam zog er Kens Hände zu sich und küsste jede Fingerspitze des Anderen sanft. Leise und sehr verliebt klingend flüsterte er ihm zu: "Ich verspreche dir, dass das auch der einzige Liebeskummer bleiben wird, den du wegen mir hast."
 

Ken lächelte verliebt und nun war es an ihm, Schuldigs Hände zu sich zu ziehen. Die eine legte er an seine eigene Wange, schmiegte sich hinein, die andere küsste er sanft, hauchte noch einen sanften Kuss auf den warmen Ring. „Der einzige Liebeskummer, den ich je haben werde. Keiner könnte mir so viel Kummer bereiten wie du, Liebling...“ Denn keinen Menschen würde er je mehr lieben als Schuldig. „Weil ich den Rest meines Leben mit dir verbringen werde...“
 

Dai verdrehte genervt die Augen. Mit der Absicht, herauszufinden, wie um alles in der Welt seine Eltern auf die Idee gekommen waren, dass er so verknallt war, hatte er sich in Kens Kopf geschlichen. Doch alles was er dort finden konnte war das Geschnulze, das sich in diesem Augenblick in der Küche zutrug. Das war ja nicht mehr auszuhalten! Die beiden waren mehr als nur verliebt – schlimmer: das war schon fast krankhaft.
 

Augenblicklich kam ihm der Gedanke, dass Robin vielleicht auch so über ihn dachte. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Das konnte gar nicht angehen! So tief würde der Junge doch wohl nicht sinken, oder? Er hatte doch auch nie...
 

Im nächsten Moment erinnerte sich Dai an das Gespräch mit seinem Vater, in dem er das erste Mal von Robin erzählt hatte. Er stöhnte resigniert auf. Doch... er hatte. Er hatte Schuldig so sehr von Robin vorgeschwärmt, dass es an diese Flirtereien in der Küche erinnerte. Erschreckend, wenn er jetzt darüber nachdachte. Aber hatte er nicht jedes einzelne Wort ernst gemeint? Dass er sich noch nie so verbunden gefühlt hatte? Dass er noch nie so glücklich bei jemandem gewesen war, wie bei Robin?
 

Dai merkte gar nicht, wie die Stunden verstrichen, in denen er einfach nur auf seinem Bett lag und über alles nachdachte, was er bis jetzt zu oder über Robin gesagt hatte. Immer wieder dachte er, dass er gleich einschlafen und es alles verdrängen würde, doch dann kamen wieder aufgeregte Gefühle und verworrene Erinnerungen hoch, die ihn wach hielten und dafür sorgten, dass er bald nicht mehr still liegen konnte.
 

Er schritt durchs Zimmer, schaltete irgendwann seine Anlage ein und ließ sich von der Rockmusik seines Vaters berieseln. Mit jeder Minute, die er herumlag, durchs Zimmer wanderte oder auf der Fensterbank saß, wurde ihm elender zu Mute. Er dachte an die paar Minuten, die er heute Morgen mit Robin vor der Schule verbracht hatte, an dessen Worte und das zuckersüße Lächeln. Dai schloss die Augen und ihm war, als wenn er Robin wieder vor sich stehen sehen könnte, lachend und gut gelaunt. Dann sah er ihn mit bestürzter Miene – wütend, zornig. Und schließlich wieder diese Ironie und den Sarkasmus, der ihm am meisten weh getan hatte.
 

Immer wenn er versuchte, all das von sich abzuschütteln, sich einzureden, dass es doch blanker Unsinn war, sich den Kopf über jemanden zu zerbrechen, der nichts mehr von einem wissen wollte, musste er sich unweigerlich fragen, was wohl wäre, wenn Robin jetzt bei ihm wäre. Wenn sie sich wieder zusammen auf sein Bett kuscheln und einen Film ansehen würden. Oder einfach nur dalagen und redeten.
 

Es war zum Verrückt werden. Dai hatte das Gefühl, dass nicht er der Telepath war, sondern Robin. Robin, der nun zu Hause saß und sein Denken so extrem auf sich lenkte, dass er sich fast dafür schämte. ‚Wir sprechen weiter, wenn du erwachsener geworden bist... und wenn du weißt was du willst...’ Robins Stimme hallte durch seinen Kopf und Dai starrte ins Nichts, sah

Dinge vor sich, die nur er alleine sehen konnte. „Aber... Ich weiß doch, was ich will...“, flüsterte er schließlich in die Stille hinein. „Ich will dich...“ Er schluckte hart und spürte wie ihm eine Träne über die Wange lief. Langsam hob er die Hand und fing sie ein. Der flüssige Kristall löste sich und benetzte seine Finger. Dai sah ihn an und konnte weitere Tränen nicht mehr verhindern. „...dich, Robin... ich will dich...“, schluchzte er leise und zog die Beine an den Körper.
 

Er schüttelte sich und versuchte schon gar nicht mehr, sich zusammen zu reißen. Sie hatten recht gehabt. Sie alle hatten Recht gehabt mit dem, was sie gesagt hatten. Er hatte sich Hals über Kopf in Robin verliebt und es nicht mal gemerkt. Wie bescheuert konnte ein Mensch eigentlich sein? Wie _dumm_ musste man sein, wenn man den Menschen, den man liebte, so erbarmungslos verletzte und dann heulend in seinem Zimmer saß. In seinem dunklen, kalten Zimmer.
 

Daisuke hatte gar nicht mitbekommen, wie die Sonne langsam verschwunden war und sämtliches Licht aus dem Zimmer verdrängt hatte. So lange hatte er in seinem Zimmer verbracht, nur um zu dieser einen kleinen Erkenntnis zu kommen? Resigniert ließ Dai den Kopf nach hinten an den Fensterrahmen sinken und schloss die Augen. Noch immer rannen ihm die Tränen über die Wangen, doch die Musik übertönte jedes noch so laute Schluchzen.
 

Was sollte er tun? Hatte er überhaupt eine Wahl? Nein. Morgen würde Robin wieder zur Schule gehen. Und Dai würde es ihm gleich tun. Er würde ebenfalls wieder aufstehen und sich in den Unterricht begeben und er würde sich abermals entschuldigen. Er würde Robin klar machen, dass er sich geirrt hatte, und ihm sagen, dass er ihn liebte. Vor der ganzen Klasse, wenn es sein musste. Und dann würde alles wieder so werden wie es war und vielleicht sogar noch besser.
 

Ein kleines Lächeln stahl sich bei diesen Gedanken auf Dais Züge und die Vorstellungen was morgen alles geschehen würde, wenn er Robin zurück hatte, siegten über den Schmerz. Er würde den ganzen Tag mit Robin verbringen. Er würde mit ihm alles auf den Kopf stellen und mit ihm lachen. Er würde wieder mit ihm im Arm einschlafen und mit ihm zusammen wach werden können.
 

Noch lange saß Dai so da und dachte darüber nach, malte sich die schönsten Dinge aus. Er rang mit sich, ob er nicht gleich zum Telefon greifen sollte, doch er entschied sich dagegen. Nicht am Telefon. Er brauchte schließlich die Wirkung seiner Augen, um seinen Worten noch Nachdruck zu verleihen. Erst sein Magenknurren erinnerte Daisuke daran, dass es schon ziemlich spät war, und der Duft aus der Küche lockte ihn schließlich aus seinem Zimmer.
 

Mit noch immer leicht geschwollenen Augen trat er in die Küche, wo Ken hinter dem Herd stand und das Abendessen machte. Er lächelte vor sich hin, mit den Gedanken immer noch ganz weit weg, und machte sich schweigend daran, den Tisch zu decken. Nicht mal Kens Blick bemerkte er. Der Braunhaarige lächelte ihm leicht zu und schien ganz genau zu wissen, was in Dai vorging.
 

Zu diesem Zeitpunkt kam auch Schuldig wieder in die Küche. Ein einziger Blick auf seinen Sohn reichte, um ihn stutzen und Ken vielsagend ansehen zu lassen. Wenn er sich nicht völlig irrte, hatte es bei Daisuke in der Zwischenzeit ziemlich laut "Klick!" gemacht. Jetzt blieb seiner Ansicht nach nur noch zu hoffen, dass sich erstens auch Robin einsichtig zeigen und

zweitens die Verbindung zwischen den beiden nicht in einem allgemeinen Chaos für alle, die mit ihnen zu tun hatten, enden würde. "Na, alles klar bei dir?", fragte er seinen Jungen freundlich und strich ihm dabei aufmunternd mit einer Hand über den Rücken.
 

„Ja.. alles bestens, Dad...“, lächelte Daisuke und stellte Gläser auf den Tisch. Er schenkte sich Wasser ein und leerte es auch gleich wieder. Noch immer hingen seine Gedanken bei Robin und er ahnte, dass das auch noch eine ganze Weile so bleiben würde...
 

+
 

Robin war nach dem Treffen mit Daisuke geradewegs wieder nach Hause gegangen und hatte es sich, da er ohnehin allein im Haus war, im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Lässig lümmelte er auf der Couch, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, ein Bein auf der Rückenlehne, das andere ausgestreckt auf der Sitzfläche, und grinste zufrieden vor sich hin. Es war wirklich gut gewesen, wie er mit Daisuke fertig geworden war, lobte er sich stolz.
 

Auch wenn er das ein oder andere Mal beinahe schwach geworden wäre, Dai hatte es nicht

mitbekommen. Vor allem auch nicht, wie nahe dran er gewesen war, dass Robin sämtliche guten Ratschläge seines Vaters über den Haufen geworfen und sich dem Orangehaarigen an den Hals geschmissen hätte. Aber das würde er ja in Zukunft auch in den Griff bekommen, nahm der Schwarzhaarige sich vor. Mit jedem Tag würde es ein wenig einfacher und besser werden. Und irgendwann würde er Daisuke nur noch als Klassenkamerad sehen und nicht mehr als den Menschen, den er abgöttisch liebte. Nach und nach verschwand das selbstzufriedene Grinsen von Robins Gesicht, ohne dass er es selbst merkte, und machte zuerst einer bedrückten, dann einer ausgesprochen traurigen Miene Platz.

Ja, wenn er über den Telepathen erst einmal hinweg war, würde alles besser sein. Er würde wieder allein sein, einsam inmitten von Menschen. Viel besser also...
 

Mit einem energischen Kopfschütteln verjagte er die trübsinnigen Gedanken. Nein, es war schon okay so. Er wollte ja nicht mehr von Dai verletzt werden oder immer die Angst haben müssen, dass der ihm wieder unter die Nase rieb, dass er, Robin, einzig und allein ein netter Zeitvertreib war, für den man keine Gefühle brauchte.
 

Entschlossen richtete der Schwarzhaarige sich auf. Morgen würde er, wie er es dem Älteren gesagt hatte, wieder in die Schule gehen und sich den Spaß, den er dort mit seinen Freunden hatte, ganz bestimmt nicht vermiesen lassen. Immerhin hatte er auch ganz gut gelebt, bevor dieser elende Telepath in sein Leben getreten war. Wenn es auch mit Daisuke viel schöner war...
 

Nein, aus! befahl er sich selbst. So zu denken brauchte er erst gar nicht anzufangen. Unbewusst hatte Robin sich inzwischen einen Arm über die Augen gelegt und löste sich erst aus dieser Haltung, als er ein leises Schniefen hörte, das wohl von ihm selbst stammen musste. Seufzend sah er auf den nassen Fleck, den sein Shirt an der Stelle bekommen hatte, die sich direkt über seinen Augen befunden hatte. Verdammt, hatte er wegen Daisuke noch nicht schon genug geheult? Energisch wischte er sich über das Gesicht. Das musste endlich aufhören! Es konnte doch nicht angehen, dass es so schwer war, auf jemanden zu verzichten, der einen ohnehin nicht wollte! Oder doch? Einen Moment lang war er versucht, einfach seine Gedankenblockade fallen zu lassen und darauf zu hoffen, dass sich Dai bei ihm melden und ihn in seinem Entschluss bestätigen würde. Robin lachte trocken auf. Vielleicht sollte er überlegen, eine Karriere als Masochist einzuschlagen, denn anscheinend brauchte er es, verletzt zu werden... Verzweifelt krallte er sich in die kurzen schwarzen Haare; ein hoffnungsloser Schrei hallte durch das leere Haus; die Wände schienen auf Robin zu zu rücken und ihn zu erdrücken. Er fühlte die Einsamkeit wie ein bösartiges Tier durch seinen Körper schleichen. Egal. Alles egal. Ab morgen würden seine Klassenkameraden ihr blaues Wunder erleben. Robin richtete sich auf, rieb sich müde über das noch immer feuchte Gesicht und ermunterte sich dann selbst: "Das wäre ja noch schöner, wenn sich ein Crawford von so einem elenden Telepathen unterkriegen lassen würde!" Seine Entscheidung war gefallen. Endgültig. Und nichts und niemand würde daran etwas ändern können, wie schwer auch immer ihm das fallen würde.
 

Daisuke war Geschichte.

Abgeblitzt

10. Kapitel - Abgeblitzt
 

Als Dai am nächsten Morgen aufwachte, fühlte er sich wie gerädert. Die ganze Nacht hatten ihn die Gedanken an Robin wachgehalten. Zwei Mal hatte er versucht, durch die Barriere zu brechen und dem Jungen seine Verzweiflung und seine Gefühle klar zu machen. Denn das konnte jetzt nicht mehr so schwer sein. Jetzt da er selber endlich die Augen geöffnet hatte. Doch beide Male war er gescheitert und zu dem Schluss gekommen, dass die einzige Möglichkeit die war, Robin gegenüber zu treten.
 

Nach einem recht mageren Frühstück – Dais Appetit war gleich Null – verbrachte der Telepath gut eine Stunde im Bad. Als er schließlich wieder herauskam, sah man ihm weder seine Aufregung, noch den fehlenden Schlaf an. Seine Haare saßen so gut wie noch nie, seine Augen glitzerten erfreut und seine Schuluniform schien an diesem Tag noch besser an ihm auszusehen als sonst. Zumindest kam es Dai so vor. Nichts auf der Welt konnte seine gute Laune trumpfen und nichts konnte ihm diesen Tag vermiesen. Alles würde glatt laufen und schon heute Nachmittag würde er wieder Stunden mit Robin verbringen können. Fröhlich verabschiedete er sich von seinen Eltern und machte sich auf den Weg zur Schule.
 

Allerdings spürte Dai, wie mit jedem Schritt, den er tat, seine Knie weicher wurden und sein Herz schneller schlug. War das die Aufregung wegen seinem Vorhaben? Oder war es das, was im Allgemeinen als Liebe bezeichnet wurde? Dai wusste es nicht, aber dieses hilflose Gefühl machte ihn schier wahnsinnig. Ihm wurde immer klarer, dass er sich dieses Mal nicht auf seine Telepathie verlassen konnte und dass er alles alleine schaffen musste. Jedes Wort, jedes Geständnis und jede Entschuldigung würde er über die Lippen bringen müssen.
 

Kurz stockte er, als das Schulgebäude in Sichtweite kam. Doch dann straffte er sich. Er würde es hinter sich bringen. Er würde es schaffen und dann war die Sache erledigt. Mit strammen Schritten trat er durch das Tor und machte sich gleich auf den Weg in den Klassenraum.
 

Nicht ganz so schwungvoll, aber nicht minder entschlossen, hatte sich Robin auf den Schulweg gemacht. Allerdings zögerte er vor dem Tor deutlich länger als Daisuke, sagte sich dann aber, dass der Andere höchstwahrscheinlich sowieso nicht da sein würde. Es gab also keinen Grund für ihn, sich so anzustellen. Mit trotzdem leicht zittrigen Knien ging er in sein

Klassenzimmer und blieb wie erstarrt in der Tür stehen, als er Daisuke auf seinem Platz sitzen sah, bis weitere Schüler ihn von hinten so schubsten, dass er wohl oder übel weitergehen musste. Das Herz schlug ihm wieder einmal im Hals, als er langsam auf seinen Platz zu schritt und dabei wie automatisch jede Einzelheit von Daisuke in sich aufsog wie ein ausgetrockneter Schwamm das Wasser. Verflucht, warum musste dieser Mistkerl heute ausgerechnet aussehen wie ein wandelnder feuchter Traum?
 

Dai schluckte unmerklich und sah direkt in die braunen Augen, während Robin auf ihn zu ging. Sein Herz schlug immer schneller und er schaffte es nicht, den Blick abzuwenden. Alles war egal. Nur Robin zählte, der auf ihn zu kam und sich schließlich neben ihn setzte. „Guten Morgen...“, murmelte er leise. Er traute seiner Stimme noch nicht wirklich. Auf einmal erschien ihm dieses winzigkleine Vorhaben so riesengroß, dass es fast unmöglich für ihn war. Ein großer Kloß bildete sich in seinem Hals und er zwang sich, den Kopf auf die andere Seite zu drehen. Vielleicht war es besser, auf die nächste Pause zu warten? Damit sie sich erst mal beide daran gewöhnen konnten, dass sie nebeneinander saßen? So dicht beieinander und doch so weit voneinander entfernt.
 

Ein großer Klumpen lag Robin im Magen, als er seinen Rucksack abstellte und sich neben den Orangehaarigen setzte. Nach einem kleinen Zögern riss er sich zusammen, lächelte Daisuke zuckersüß an und schnurrte ebenfalls ein "Guten Morgen!" Er brach sich schließlich keinen Zacken aus der Krone, wenn er zu dem Älteren zwar nett, aber dennoch distanziert war, beschloss er.
 

Dai wandte den Blick nach einer Weile wieder und musterte seinen Sitznachbarn ausgiebig. Er erinnerte sich an das, was ihm gestern noch alles durch den Kopf gegangen war, und daran, wie es ihm ergangen war. Noch so ein Theater würde er nicht durchstehen. Also musste es einfach raus, was er zu sagen hatte. „Robin...?“, sagte er schließlich und wartete, bis er die

Aufmerksamkeit des Jüngeren hatte. Die Klasse füllte sich langsam, aber sicher, der Lehrer allerdings war noch nicht zu sehen. „Es tut mir leid. Was gestern passiert ist, was auf der Lichtung passiert ist, und auch, was ich zu dir gesagt habe... Du hattest Recht mit dem, was du gesagt hast... die ganze Zeit...“ Er sah Robin bei diesen Worten unablässig an und fing die

braunen Augen so intensiv ein, als wolle er nicht riskieren, dass Robin den Blick abwandte.
 

Jaaa, sicher! Jetzt auf einmal! Robin stützte das Kinn in die Handfläche und hörte Daisuke mit einer geduldigen Miene zu, in etwa so, wie eine Mutter dem Gebrabbel und Unsinn ihres zweijährigen Kindes zuhören würde. Auf die gleiche Art antwortete er dem Telepathen auch, verstärkte dabei aber vorsichtshalber noch einmal seine mentalen Schilde, da er es nicht riskieren wollte, Dai aus Unachtsamkeit noch einmal in seinen Geist zu lassen. Hinter der überzeichnet interessierten Fassade, die er dem Anderen zur Schau stellte, zitterte Robin wie Espenlaub und er fragte sich bei jedem einzelnen Wort seines Geliebten, warum der nicht nur einen einzigen Tag früher auf die Idee gekommen war, ihm das zu sagen. Einen Tag nur... Ein Tag, der vieles - nein, alles! - geändert hätte.

Jetzt aber konnte er sich nur zu einem gelangweilten "Ach, echt?" durchringen, das nicht mal sonderlich ehrlich klang.
 

„Ja echt...“, wisperte Dai und streckte seine zittrigen Finger aus. Leicht strich er mit den Fingerkuppen über Robins Wange. „Ich... ich habe dir nicht geglaubt. Ich habe nicht geglaubt, dass man sich wirklich... so schnell verlieben kann... Aber genau das ist passiert...“ Seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Halb, weil er den Rest der Klasse nicht zwingend

mit einbeziehen wollte, halb, weil er einfach nicht mehr zustande bringen konnte. „Robin... ich... ich habe mich in dich verliebt und es nicht mal gemerkt. Ich habe mir was vorgelogen und... und versucht, deine Gefühle ebenso zu erklären...“ Sein Herz schlug ihm sonst wo und er hatte das Gefühl, unter dem brutalen Blick des Anderen sterben zu müssen. „Ich liebe dich, Robin...“
 

Noch vor vierundzwanzig Stunden wäre Robin dem Orangehaarigen nach diesen Worten um den Hals gefallen - jetzt grinste er ihn nur spöttisch an. "Gib dir keine Mühe, Daisuke. Lüg mir was anderes vor", antwortete er kühl. Es war schon der Wahnsinn, mit welchen billigen Tricks Daisuke versuchte, ihm wieder weh zu tun! Aber da würde der Telepath diesmal auf Granit beißen und wenn es Robin dabei innerlich zerfetzen würde!
 

Dai hatte das Gefühl, als wenn man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen würde. Und dafür hatte er seinen Mut zusammengenommen? Dafür hatte er diese Worte über die Lippen gebracht? Für eine spöttische und schmerzende Bemerkung wie diese? Nein. Nein auf keinen Fall! Alles andere wurde egal. Er würde jetzt nicht aufgeben. Er packte Robin am Kragen und zog ihn zu sich. Leidenschaftlich pressten sich seine Lippen auf die Robins und küssten ihn, wie er ihn noch nie geküsst hatte. „Ich liebe dich, Robin. Ich habe dich die ganze Zeit geliebt“, sagte er schließlich, als er sich mühsam wieder von dem Jüngeren gelöst hatte. Nun flüsterte er nicht mehr. Es war ihm vollkommen egal, dass ihm nun alle zuhörten. „Ich will bei dir sein. Ich will jede Minute mit dir verbringen und dich lachen sehen. Ich will der Grund für jedes Lächeln auf deinem Gesicht sein und nicht für deine Tränen. Ich will dich, Robin. Und ich will dir alles geben, was du dir wünschst, alles, was du verdienst...“ Dai war alles egal. Auch dass es in der Klasse still geworden war und jeder zu ihnen schaute. Wenn es nötig wäre, würde er dieses Geständnis vor der ganzen Welt ablegen. Auch die Träne, die ihm nun einsam über die Wange kullerte, war ihm egal. Nur Robin war wichtig. Robin und die Tatsache, dass er ihm einfach glauben musste.
 

Als Dais Lippen die seinen berührten und er den vertrauten Geschmack des Anderen wieder in seinem Mund hatte, brannten bei Robin erst einmal sämtliche Sicherungen durch. Er klammerte sich an den Älteren wie ein Ertrinkender und küsste ihn mit einer Leidenschaft zurück, die ihn selbst erschreckte. Erst als sich Daisuke wieder von ihm gelöst hatte - wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte der Kuss noch ewig dauern können - kam er wieder zur Vernunft. "Alles, was ich mir wünsche?", fragte er laut nach, damit es auch jeder in der Klasse hören konnte. Auf Daisukes Nicken hin lächelte er den Orangehaarigen so niedlich wie nie zuvor an und strich ihm sanft mit der Hand über die Wange. Seine folgenden Worte standen in krassem Gegensatz zu seiner Miene, als er eiskalt sagte: "Ich wünsche mir, dass du mich endlich in Ruhe lässt, du verlogener Bastard!"
 

Und wieder ein Stich tief in sein Herz. Dai schloss die Augen und konnte das Zittern nicht mehr unterdrücken. Ein Raunen ging durch die Klasse und alle Augen waren auf ihn gerichtet. Was sollte er tun? Alles, was er jetzt noch wollte, war einfach verschwinden. Langsam öffnete er die Augen wieder und sah Robin verletzt an. „Also gut... Dann genieß deinen Tag...“, wisperte er und richtete sich mit weichen Beinen auf. Langsam trat er von Robin weg. Seine Beine würden jeden Moment nachgeben, also musste er hier verschwinden. Mit einem letzten Blick auf das boshafte Gesicht des Schwarzhaarigen verließ er so schnell wie möglich den Klassenraum und ließ Robin mit einer Schar neugieriger Schüler zurück, die nun ihn anstarrten und nicht mehr Dai.
 

Kaum war der Orangehaarige aus dem Klassenzimmer, ließ Robin den Kopf mit einem satten Knall auf die Tischplatte sinken. Es war ihm völlig egal, dass er von ausnahmslos allen angestarrt wurde wie das achte Weltwunder - er konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Aber er hatte es geschafft und Daisuke gezeigt, dass der nicht mit ihm umspringen konnte, wie es ihm gerade in den Kram passte. Der Preis dafür war gewesen, dass sein Herz einmal mehr eine tödliche Verwundung davongetragen hatte, denn Dai hatte an das stärkste Gefühl appelliert, das es gab. Wie gern hätte er seinem Liebsten geglaubt, aber nach allem, was vorgefallen war, war das beinahe unmöglich. Als er nach einer halben Ewigkeit den Kopf wieder hob und sich mit einer Horde Neugieriger konfrontiert sah, flippte Robin aus. "Was glotzt ihr so blöd? Ihr habt doch alle gewusst, dass ich ihn liebe und er nur mit mir spielt!" fauchte er in die Menge, raffte seinen Rucksack zusammen und rannte mit tränenüberströmtem Gesicht aus der Klasse.
 

+
 

Laut knallte die Wohnungstür zu, als Dai sie hinter sich zu schmiss. Auch seine Zimmertür war nicht leise. Den ganzen Weg hatte er gedacht, dass er jeden Moment zusammenklappen und haltlos heulen würde. Doch nun, da er zu Hause war, sah es ganz anders aus. Er war am Ende, das stand fest, aber es schlug ganz anders auf ihn nieder als erwartet. Ein grollender Schrei verließ seine Kehle, kaum dass er in seinem Zimmer war, und er schlug mit geballten Fäusten um sich, um seiner Wut, seinem Hass und seiner Trauer freien Lauf zu lassen. Seine Fäuste trafen auf Wände, Regale und Schränke. Er zerschmetterte die Glasvitrine in der Ecke des Raumes und zerschlug den Spiegel, als ihn die hasserfüllten grünen Augen daraus ansahen. Vorbei! Es war vorbei! Robin wollte ihn nicht mehr und Dai hasste sich dafür, dass er sich diese Peinlichkeit in der Klasse nicht erspart hatte.
 

Entsetzt über das Getöse aus dem Zimmer seines Sohnes rannte Schuldig vom Balkon in den Gang und erblickte dort Daisuke, der völlig außer sich war. Ohne zu zögern oder an eventuelle Konsequenzen zu denken, packte er sein Kind von hinten, schloss es fest in die Arme und nahm Daisuke so jede Möglichkeit, weiter um sich zu schlagen und sich vielleicht auch noch zu verletzen. "Dai... Dai, hör auf! Was ist denn los?" wollte er immer wieder wissen, während er den Kleinen in seinem Klammergriff hielt und ihn fest und beruhigend an sich drückte. "Dai, ich bin da, alles wird gut, ganz ruhig, Dai..." Schuldig konnte schon gar nicht mehr zählen, wie oft er seinen Sohn auf diese Weise beruhigt hatte und eigentlich war er der Meinung gewesen, es würde nie mehr nötig sein. So konnte man sich irren...
 

Es dauerte eine ganze Weile, bis Dai endlich aufhörte, sich gegen seinen Vater zu wehren und irgendwas vor sich hinzukeifen, das eh keiner verstand. Doch schließlich sackte er zitternd und schluchzend in Schuldigs Armen zusammen, drehte sich um und klammerte sich an den Mann. Immer wieder versuchte er in Worte zu fassen, was passiert war, was er versucht hatte und was in ihm vorging, doch er brachte rein gar nichts zusammen.

So tat er etwas, was er noch nie getan hatte. Er verlinkte sich mit seinem Vater und zeigte ihm, was vorgefallen war, durchlebte es dabei ein weiteres Mal und begann wieder heftig zu zittern. Das hatte er nun davon. Das war es, was Liebe aus einem Menschen machen konnte.
 

Mit jeder Sekunde, die Daisuke ihn an seinen Erlebnissen teilhaben ließ, nahm die Bestürzung und Verzweiflung in Schuldig zu, bis zum Schluss in seinen Augen auch heiße Tränen brannten. Doch neben dem Offensichtlichen sah Schuldig in der Szene auch noch etwas anderes, das man wohl nur wusste, wenn man die Menschen ein wenig besser verstand als es ein 16jähriger konnte. Oder wenn man die Denkweise eines Crawfords kannte... "Dai... Robin hat nur Angst. Nichts weiter. Er will dir glauben, kann dir aber nicht vertrauen... Lass den Kopf nicht hängen, Schatz, da ist noch gar nichts endgültig."
 

„Wenn er mir nicht vertrauen kann...“, wisperte Dai leise, „dann ist es endgültig. Wie soll ich es schaffen...dass er mir glaubt?“ Verzweifelt sah er seinen Vater an. „Selbst wenn... selbst wenn er mich noch liebt... Wenn er mir nicht glaubt...bringt es rein gar nichts.“ Er schloss die Augen, wischte die Tränen weg und krallte sich verzweifelt an seinen Vater. Nie hätte er gedacht, dass es noch mal einen Moment geben würde, in dem er sich so verletzt und hilflos in die Arme dieses Mannes werfen würde. Und jetzt war es soweit...
 

"Es ist erst aus, wenn du aufhörst zu kämpfen, Dai." Das war das erste gewesen, das er damals gelernt hatte... Noch immer drückte er seinen Sohn fest an sich und streichelte ihm über den Rücken. Vorsichtig gab er dem Kleinen einen liebevollen Kuss in die wilde Mähne. "Seit wann gibst du so schnell auf? Wo ist denn dein Sturschädel, hm?"
 

Dai musste leicht schmunzeln. „Du hast Recht...“, murmelte er leise und lächelte dankbar zu seinem Vater auf. „Du hast Recht. Wenn ich aufgebe... hab ich ihn verloren.“ Einen Moment sah er seinen Vater an und wischte nun die letzten Tränen weg. „Aber wenn ich ihn wieder habe, dann behandelst du ihn wie meinen Freund und nicht wie den letzten Dreck... versprich mir das. Wenn du ihn auch nur schief anguckst, verpass ich dir die Kopfschmerzen deines Lebens...“ Seine Stimme war ernst, auch wenn seine Augen nicht so hart aussahen wie seine Worte es vielleicht waren.
 

"Ich verspreche es dir. Wenn du ihn wiederhast, werde ich mich mit ihm anfreunden." Mehr konnte Schuldig nicht sagen - aber das kam wirklich von Herzen.
 

Dai lächelte und nickte. „Danke...“, sagte er und atmete dann tief durch. Er würde nun erst mal versuchen, sich ein wenig zu entspannen und darüber nachdenken, wie es für ihn am besten weiter gehen konnte. Mit einem letzten Lächeln für seinen Vater verschwand er wieder in sein Zimmer. Das Chaos, das er angerichtet hatte, herrschte überall... Aber darum würde er sich später kümmern. Das Durcheinander in seinem Kopf war viel schlimmer.
 

Die Worte seines Vaters hatten Dai sehr geholfen. Zumindest für die nächste halbe Stunde. Als er dann aber mit dem Aufräumen in seinem Zimmer fertig war, brachen die üblen Gedanken wieder über ihn herein. Er wurde immer unruhiger und spürte, dass er ganz dringend noch mal an die frische Luft musste. Seine Hoffnung sank wieder auf den Nullpunkt und mit hängendem Kopf verkündete er, dass er spazieren gehen würde. Dann verließ er

die Wohnung auch schon. Noch bevor Dai den Tabakladen betreten hatte, wusste er, wo sein Weg ihn hinführen würde, und tatsächlich fand er sich nur fünfzehn Minuten später auf seiner geliebten Lichtung wieder, wo er es sich auf seinem Ast bequem machte.
 

+
 

Schon auf dem Nachhauseweg zerrte Robin an seiner Krawatte und knöpfte sich das Hemd auf. Das alles hinderte ihn daran, die Luft zu bekommen, die er wieder einmal zum Schluchzen brauchte. Es war doch wirklich zum Verrücktwerden! Warum war Daisuke das alles nicht ein klein wenig früher eingefallen? Alles hätte so schön sein können! Aber jetzt... Er konnte doch dem Anderen rein gar nichts mehr glauben! Wütend über sich selbst im Allgemeinen und Dai im Speziellen, verzweifelt und hin und her gerissen zwischen seiner Liebe zu Dai und der Angst, die er empfand, öffnete er die große Tür zu seinem Zuhause und stapfte mit schweren Schritten durch den Gang, wobei er sich unablässig die Tränen aus dem Gesicht wischte.
 

Augenblicklich rannte der Schwarzhaarige seinen ‚Onkel’ über den Haufen. Gerade so konnte Farfarello den Jungen noch an den Schultern packen und wieder grade hinstellen, damit der nicht nach hinten umfiel. „Meine Güte! Reiß dich mal zusammen, Robin. Bei deinen Gefühlsausbrüchen bekomm ich Kopfschmerzen.“ Zur Bestätigung rieb sich der Empath die Schläfe und sah Robin von oben herab an. „Entscheide dich endlich, was du für ihn empfinden sollst. Dieses Hin und Her macht mich noch irre...“
 

"Tut mir leid", brachte Robin erstickt heraus, und er schämte sich fast dafür, dass ihm schon wieder das Wasser über die Wangen lief. "Aber ich... ich... ich liebe ihn doch und... und..." Vor lauter Aufregung und Weinen bekam er jetzt auch noch Schluckauf. Hilfesuchend sah er den Weißhaarigen an, der wohl sowieso nicht verstehen würde, von was er eigentlich redete.
 

„Ich weiß“, sagte Farfarello nur monoton. Ohja. Das wusste er wahrscheinlich schon länger als Robin selber. „Tut weh, wenn man grade von so einem Menschen verletzt wird, was?“ Er ging weiter in die Küche und setzte sich auf einen Stuhl, zog ein Glas und eine Flasche Wasser zu sich, um sich etwas zu Trinken einzuschenken. „Bring ihn her und ich kann dir sagen, ob du ihm glauben kannst oder nicht...“ Das Grinsen, das sich dabei über sein Gesicht zog, verzerrte seine sonst recht normalen Züge.
 

Dieses Angebot ließ Robin aufhorchen. "Das würdest du wirklich für mich tun? Das... das wär ja genial!" Ein Hoffnungsschimmer tauchte an seinem Horizont auf. Wenn Dai ihn wirklich so liebte, wie er behauptete, würde er das doch ohne weiteres machen. Oder? Das Problem war jetzt nur: Wie sollte er an Daisuke herankommen? Die Schule fiel ja schon mal flach...
 

„Ja... Das würde ich. Wieso auch nicht? Dann nimmt dein ständiges Hin und Her vielleicht endlich mal ein Ende...“ Er fuhr mit dem Zeigefinger den feuchten Rand seines Glases entlang und ließ es leise singen. „Bring ihn zur Sprechstunde. Ich bin ganz sicher zu Hause.“ Wo sollte er schließlich auch sonst sein? Alles was er tat, war Zuhause sein und sich die Zeit im Trainingsraum totschlagen. Ab und zu ging er mit Robin einkaufen oder half ihm bei den Aufgaben, die sein Vater für ihn hatte. Aber Brad traute ihm wohl noch nicht genug, um ihn alleine loszuschicken. So kam ihm ein wenig Abwechslung ganz gelegen. Vor allem wenn diese Abwechslung der Sohn des schwer vermissten Schuldigs war.
 

"Danke!" jubelte Robin freudestrahlend, doch schon in der nächsten Sekunde schlug seine Laune schon wieder ins Gegenteil um. Ein Plan musste her, und zwar ein ziemlich guter. Sonst konnte er die Idee des Iren gleich knicken... Von sich selber wahrscheinlich noch mehr genervt als Farfarello, seufzte Robin auf. Ruhe. Das war es, was er jetzt dringend brauchte. Absolute Ruhe, in der ihn nichts von Dai ablenkte. Und er wusste haargenau, wo er die finden konnte... "Ich bin bald wieder da!" teilte er dem Weißhaarigen aufgeregt, hoffnungsvoll, ein wenig glücklich und doch schon wieder zweifelnd mit - und war zwei Sekunden später auch schon aus dem Haus.
 

Der Ire schüttelte nur noch leicht den Kopf und erhob sich. Er suchte sich seine Tabletten, die er in letzter Zeit häufiger gebraucht hatte, und beschloss, Brad bei nächster Gelegenheit davon in Kenntnis zu setzen, dass ein Teenager in einem Haushalt mit Empath sehr unangebracht war. Ob das was bringen würde, bezweifelte er, aber einen Versuch war es immerhin wert.
 

~*~tbc~*~

Alles auf Anfang

11. Kapitel – Alles auf Anfang
 

Wieder dauerte es kaum fünfzehn Minuten, bis Robin vor dem Eingang der Lichtung stand. Einen kurzen Moment hielt er inne und erinnerte sich an die Tage zurück, die sie hier zusammen verbracht hatten. Mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht durchbrach Robin das Gebüsch.
 

Dai zuckte zusammen, als er hörte, wie sich jemand näherte. Es konnte nur einer sein, der es wagte, ihn hier zu stören. Und tatsächlich. Nur wenige Zeit später kam Robin in Sicht. Langsam drehte er sich auf dem Ast und sah den Jungen an. „Was willst du denn noch hier?“, fragte er monoton. Auch wenn die Worte seines Vaters immer noch in seinem Kopf umher geisterten, hatte er grade absolut keine Hoffnung mehr. Der Anblick Robins tat einfach nur weh und er wusste, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis der Schwarzhaarige ihm wieder mit Sarkasmus und verletzenden Worten entgegentreten würde.
 

Robin sah sich gespielt suchend um. "Ist das hier Privatbesitz?", fragte er mit großen Augen zurück. Als wenn er nicht hier her kommen dürfte! Was dachte sich Daisuke nur schon wieder! Der Schwarzhaarige, der beim Anblick seines Liebsten schon wieder Herzklopfen bekommen hatte, wurde langsam ein weiteres Mal wütend. Verächtlich deutete er auf den Ast, auf dem Dai saß. "Bleib du auf deinem Baum, da passt du hin, und lass mich hier unten in Frieden!"
 

Dai zuckte nur mit den Schultern und wandte den Blick ab. Er steckte sich schweigend die nächste Zigarette an und tat, als wenn er den Jüngeren gar nicht mehr bemerken würde. Auch wenn das absolut nicht der Fall war. Sein Verlangen, dem Knirps den Hals umzudrehen, um seine Gefühle einfach zu beenden, wuchs mit jeder Minute, die er hier herumsaß. Er schielte zu Robin hinab und schnippte seine Zigarette weg. Immer wieder war er drauf und dran etwas zu sagen, doch es gab nichts zu sagen. Nichts, was er nicht schon gesagt hätte. Und alles hatte Robin mit einem einzigen Satz zu Nichte gemacht.
 

Der Schwarzhaarige ignorierte seinen Liebsten ebenso wie der ihn. Er setzte sich ins Gras und lehnte sich mit dem Rücken an den Baum, auf dem Daisuke saß. Aber irgendwie war es jetzt auch schon wieder vorbei mit der Möglichkeit, in Ruhe nachzudenken. Dafür war die Anwesenheit des Älteren viel zu verwirrend. Robin seufzte leise. "Kommst du mit mir nach Hause, Farfarello würde dich gerne sehen", fragte er in die Stille hinein, als wenn er Daisuke gar nicht meinen würde.
 

Dai schnaubte und sah Robin an, als wenn der nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. „Du hast sie wohl nicht mehr alle? Mich heute morgen in der Schule so abfertigen und dann das?“ Er lachte kalt und freudlos und sprang von seinem Ast. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dir jetzt einfach so nach Hause folge, wo dein mordlustiger Vater auf mich wartet und du die nächste Gelegenheit bekommst, mich zu schikanieren!“
 

Mit einem Satz war auch Robin wieder auf den Beinen und baute sich vor Daisuke auf. "Du bist doch selber schuld! Wie lang hast du mich verarscht, bis dir angeblich einfällt, dass du mich doch magst! Mein Vater ist nicht daheim, wenn dus genau wissen willst. Aber ich seh schon, der große Daisuke hat Angst! Mich hättest du ausgelacht, wenn ich damals nicht mit zu dir gegangen wäre!"
 

„Ausgelacht? Nein... Sicher nicht! Vielleicht hätte das meine Vermutung nicht unterstützt, dass du die selbe Absicht hattest wie ich! Erzähl du mir nichts von Angst, Crawford!“, fauchte er und stieß Robin reflexartig mit der Hand gegen die Brust – nicht doll, aber fest genug, um ihn ins Taumeln zu bringen. „Du glaubst mir nicht! Und jetzt soll ich dir abkaufen, dass mich

bei dir nichts weiter erwartet als ein weißhaariger Irrer, der mich seit Jahren nicht gesehen hat und mich nun ‚ganz plötzlich’ sprechen will? Du hast sie ja nicht mehr alle!“
 

Das war so ziemlich das Letzte, das Robin sich gefallen ließ. Blitzschnell hatte er sein Gleichgewicht wiedergefunden und stellte sich nun so nahe vor Daisuke, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten. "Redest du eigentlich immer, ohne dein Hirn einzuschalten? Was denkst du wohl, warum dich Farf sprechen will? Bestimmt nicht, weil ihm langweilig ist! Du willst nur nicht mitgehen, weil dabei raus kommen könnte, dass du mich nur immer weiter anlügst! Und davor hast du Angst, Hidaka! Du bist echt erbärmlich!"
 

„Wenn du einen verdammten Beweis willst, dann kann ich ihn dir genauso gut liefern!“, fauchte er und stieß Robin wieder von sich weg. Doch diesmal folgte er ihm und schubste ihn gegen den Baum, nagelte ihn förmlich dagegen, indem er die Hände des Kleinen zu fassen bekam. „Wenn du nur nicht so stur wärst und deine verdammte Barriere von alleine lösen würdest! Dann könnte ich es dir besser beweisen als irgendein Empath!“ Fest hielt er den Jungen im Griff, auch wenn er sich wehrte wie ein panisches Tier. „Außerdem seh’ ich es gar nicht ein, dieses Risiko einzugehen. Wenn du ihm mehr glauben würdest als mir, dann lohnt es sich überhaupt nicht für mich!“
 

Verächtlich lachte Robin in das wütende Gesicht seines Liebsten. Er hatte trotz der aggressiven Situation keine Angst vor Daisuke, seine bedrängte Lage löste in ihm eher eine seltsame Aufregung aus, die sich warm durch sein Inneres zog. "Du willst doch nur, dass ich meine Blockade senke, damit du mich manipulieren kannst! Für wie bescheu...."
 

Dais Lippen pressten sich auf die Robins. Sein Bein trieb sich hart und doch bewusst vorsichtig zwischen die des Kleineren und presste ihn so noch dichter an den Baum, seine Zunge schlängelte sich geschickt durch die eh schon offenen Lippen und nahmen das Territorium endlich wieder in Besitz. Es musste einfach sein. Kein weiteres Wort wollte er von diesen Lippen hören. Keine weitere Beleidigung von dieser geliebten Zunge. Sein Geist schmetterte hart gegen die instabiler werdende Barriere. Auch wenn er so noch lange nicht den Freiraum hatte, den er sonst gehabt hatte, würde Robin ihn hören können. /Glaubst du, ich bekomme deine lächerliche Mauer aus Kinderliedern nicht in die Knie? Glaubst du, ich bekomme _dich_ nicht in die Knie, du kleiner Bastard?!/
 

Egal, alles egal, außer dem Körper, der sich gegen seinen drängte und der Zunge, die seinen Mund in Besitz nahm. Um Daisuke es ein wenig leichter zu machen, senkte Robin einen Teil seiner Schilde, ließ den Anderen in einen kleinen Bereich seines Geistes. Seine Hände machten sich augenblicklich selbständig und nestelten an den Knöpfen von Dais Jeans, während er mit einem unglaublichen Hunger den Kuss erwiderte. Durch die schmale mentale Verbindung ließ Robin seinen Schatz zuerst ein dunkles, verlangendes Stöhnen hören, dann antwortete er: /DU nicht, Hidaka, dafür bist du nicht gut genug... Du kriegst mich nicht klein!/
 

Das Reißen von Stoff war zu hören und Knöpfe flogen davon, als Daisuke achtlos das Hemd seines Lovers aufriss. Ein leises Keuchen kam von ihm und grob presste er den Kleineren fester an den Baum. /Ich bekomm dich überall hin. Du würdest für mich auf die Knie sinken, wenn du nur wolltest, dass ich dich liebe!/, zischte er und verbiss sich kurz in der reizenden Unterlippe, die seine Lippen so viel schmackhafter machte, als sie es vorher gewesen waren. /Du bist nichts ohne mich! Noch viel weniger als ich ohne dich.../ Das Hemd flog davon und Dais Hand fasste an Robins Kehle. Er löste den Kuss und drückte den Kopf des Jüngeren nach hinten, sodass seine Lippen sich um den weichen Hals kümmern konnten.
 

Erstickt und erregt keuchte Robin auf, seine Lider klappten wie von selbst zu, sein Körper reagierte auf der Stelle. Auch in der Haltung, in der er sich befand, schaffte er es, Dais Hose ganz zu öffnen, sie ein Stück nach unten zu schieben und seine Hand in dessen Shorts zu versenken. Fast schon grob schlossen sich seine Finger um die beginnende Härte. /Natürlich würde ich für dich auf die Knie gehen/, bestätigte er die erste Aussage seines Geliebten. /Weil du dich sonst anstellst wie der erste Mensch, wenn du mich ficken sollst/, setzte er allerdings sofort eins obendrauf, wohl wissend, dass diese Frechheit nur weitere Sanktionen auslösen würde. Aber diese Aussicht erregte den Schwarzhaarigen auf fast unglaubliche Weise.
 

Von Daisuke kam ein dunkles Knurren und er biss hart in den schönen Hals, bis er den Schrei hörte, den er hatte haben wollen. Erst dann löste er sich wieder und kratzte mit Kraft über den freien Körper. Keine Angst, Robin weh zu tun, keine Angst, ihn zu verletzten, und keine Scheu davor, Wunden und Male zu hinterlassen. Brutal riss er die Hand aus seinem Schritt und warf Robin zu Boden. Im nächsten Moment war er auch schon über ihm, presste ihm mit der rechten Hand die Luft ab und küsste ihn dabei wieder. Mit der linken zog er sich die Shorts ein Stück runter. Gerade genug Luft zum Atmen ließ er dem Schwarzhaarigen. Gerade genug, damit er nicht das Bewusstsein verlor. Im Nu war Robins Hose weg und der Telepath schob Robins Beine nach oben, presste sein hartes Glied schon zielgerecht an den zuckenden Eingang. Noch nie hatte er Robin genommen, ohne ihn vorher darauf vorzubereiten, ohne überhaupt an ein Kondom zu denken. Naja, einmal war immer das erste Mal.
 

Bereitwillig ließ Robin das alles mit sich geschehen. Wenn er gewollt hätte, hätte er sich gegen diese Behandlung auf jeden Fall gewehrt, aber die Leidenschaft und die Sehnsucht, Daisuke endlich wieder zu spüren, war viel zu groß. Mühsam zog er Luft in seine Lungen, stieß sie in einem wilden Schrei wieder aus: "Ja! Fick mich, besorgs mir, du mieser Bastard!" Um Daisuke noch ein wenig mehr zu reizen und anzustacheln, spannte er seine Muskeln an, um dem Anderen das Eindringen zu erschweren.
 

Doch Dai war es egal, ob er sich selber wehtat. Er wollte Robin, wollte ihn spüren und vor Lust schreien und vor Schmerz wimmern hören. Hart presste er sich gegen den viel zu engen Eingang und begann auch gleich sich stöhnend zu bewegen. „Na?! Hast du... für dein Date... Die Beine genauso schnell... breitgemacht wie.. für mich?!“, presste er hervor und löste endlich seine Hand von Robins Hals, um sich besser abstützen und so noch tiefer in den engen Tunnel bohren zu können.
 

Kraftlos fiel Robins Kopf in den Nacken, laut stöhnte und schrie er seine gewaltige Lust heraus. Gab es etwas Schöneres, etwas Besseres, als den Menschen, den man liebte, so in sich zu spüren? Mühsam hob er die Lider und sah Daisuke unfokussiert an. "Ich mache... für niemanden.. die Beine breit. Nur... für dich. Ich will.. nur dich... in mir haben!" Die Schmerzen waren ihm egal, ebenso dass er gerade schon wieder ein indirektes Liebesgeständnis gemacht hatte. Es zählte nur das wunderbare Gefühl, das Dais reine Größe

in ihm auslöste, das Gefühl, zu schweben.
 

Leidenschaftlich verschloss er wieder die Lippen seines Geliebten, legte all seine Liebe, all seine Leidenschaft und seine Sehnsucht in diesen einen Kuss, während seine Hüfte sich immer wieder zurückzog, um dann wieder nach vorne zu stoßen. „Gut so...“, keuchte er gegen die geschwollenen Lippen und sah verschwommen in die hübschen Augen. „Und ich will.. nie jemand anderen... unter mir haben...“, presste er noch hervor und verschloss dann auch schon wieder Robins Lippen. Schweiß perlte über seine Haut und unkontrolliert stieß er immer fester in den geschundenen Eingang.
 

Mit jedem Stoß wurde Robin höher getrieben, immer höher, in eine Lust, von der er nie geahnt hätte, dass sie existierte. "Mehr, Dai! Fester!", keuchte er unkontrolliert und abgehackt. Ja, so wollte er seinen Lover spüren, immer und immer wieder, hart und besitzergreifend in sich. Freiwillig zog er die Beine noch mehr an seine Brust, um Daisuke noch tiefer spüren zu können. "Ist das... alles... was du .. drauf hast?" Dabei blitzten schon eine ganze Weile wirre Farbkleckse vor seinen Augen auf, die Hitze in ihm nahm unerträgliche Ausmaße an und seine Bauchdecke begann zu zittern.
 

Ein grollendes Stöhnen erklang von Dai und er zog sich vollständig aus Robin zurück. „Umdrehen!“, zischte er und half brutal dabei, dass sich Robin auf den Bauch legte. Augenblicklich zog er dessen Hüfte nach oben, drückte ihn aber mit dem Oberkörper

weiter ins Gras. Er würde sich sicher nicht als mangelhaft beim Sex einstufen lassen. Oh nein. Hart stieß er wieder in Robins Hinterteil, krallte sich dabei fest in die schlanke Hüfte und bewegte sein Becken nun so schnell, dass er sehr bald das Brennen an seinem eigenen Glied spürte. Es war ihm egal. Auch das Blut, das sich nun mit ein mischte, störte ihn absolut nicht, denn seins war es mit Sicherheit nicht. „Lauter, du Drecksköter. Ich will dich hören!“, fauchte er und bohrte sich tief in den zitternden Körper.
 

Und Robin schrie seine unfassbare Lust, sein irrationales Vergnügen laut hinaus. Er fühlte das Reißen und die darauffolgende Wärme an seinem Eingang, doch es störte ihn nicht, im Gegenteil, er japste in einer Mischung aus Verlangen und Schmerz. Jeder einzelne von Dais Stößen rieb zielgenau über Robins Sweetspot, so dass der Schwarzhaarige aus dem Stöhnen nicht mehr herauskam und jedesmal förmlich in die Höhe sprang. Das war gut, so unglaublich gut, und Robin merkte schon wieder, wie sein Höhepunkt wie eine mächtige Welle auf ihn zu rollte. "Dai... Bitte... noch nicht!" Er wollte dieses Gefühl noch um so viel länger auskosten, allzu lang hatte er darauf verzichten müssen.
 

Dai hörte es und war genau der selben Meinung. Wieder löste er sich aus dem zuckenden Leib und sah hinab. Mit einem kurzen Grinsen trieb er zwei Finger in den Muskel, bevor er ihn abermals umdrehte und in der selben Bewegung auf seinen Schoß zog. „Du bist dran“, keuchte er und packte Robins Hüfte, presste ihn von Neuem auf sein hartes Glied. „Hng.. na los... beweg dich...“, stöhnte er leise und versiegelte Robins Lippen wieder leidenschaftlich, während er sich in den schlanken Rücken krallte.
 

Vor Lust wurde Robin beinahe schwarz vor Augen, seine Zunge kämpfte wild mit Daisukes, während er zwar ein wenig ungeübt, aber nicht ungeschickt begann, sich auf dem Älteren zu bewegen. Immer schneller und fester ließ er sich auf den harten Pflock in sich fallen, sah aus halbgeöffneten Augen in die schönen grünen seines Liebsten. Mittlerweile nahm er sich fast keine Zeit mehr, um zu atmen, viel zu gewaltig war dieses Erlebnis. Wieder fühlte Robin die versengende Hitze in sich aufsteigen, doch diesmal hatte er keine Kraft mehr, seinen Orgasmus aufzuhalten. Wie im Fieberkrampf zuckte er auf seinem Lover, ein unmenschlicher Schrei löste sich von seinen Lippen, dann wurde sein Geist einfach weggespült von der Flut der Gefühle.
 

Ein kehliger Schrei folgte von Dai, er sprang gleich nach seinem Lover über Klippe, verkrallte sich dabei fest in der verwundeten Haut. Zitternd und keuchend sackte er in sich zusammen, seine Stirn landete auf Robins Schulter, sein Atem ging viel zu schnell und fahrig streichelte er sich über den schönen Körper, als er wieder einigermaßen Herr seiner Hände war. Leicht leckte er den Schweiß von Robins Schulter und küsste sich darüber. „Ich liebe dich, Robin...“, wisperte er dann ohne noch mal groß darüber nach zu denken. Er musste es sagen, musste spüren, wie die Worte von seinen Lippen kamen, und musste Robins Reaktion sehen, egal wie sie ausfallen würde.
 

Robin lächelte matt, aber überglücklich. Wie sehr hatte er sich die ganze Zeit über gewünscht, diese Worte von Dai zu hören. /Oh Gott, Dai, ich liebe dich auch!/ übermittelte er dem Orangehaarigen unbewusst, dann verblasste die Realität um ihn herum und gnädige Schwärze empfing ihn.
 

Dai seufzte leise in sich hinein. Sein Denken wollte noch nicht wieder so richtig funktionieren, aber als er merkte, dass Robin in seinen Armen ohnmächtig geworden war, schluckte er hart und runzelte die Stirn. Hauchzart strich er dem Jungen übers Gesicht und durchs Haar. Doch er rührte sich nicht. Langsam glitt er aus ihm heraus und als Robin dabei nicht mal zusammenzuckte, wusste er, dass er vielleicht ein bisschen übertrieben hatte. Dennoch lächelte er leicht. Er verbrachte noch ein paar Minuten mit Robin in stiller Kuschelhaltung, küsste ihn hin und wieder und streichelte ihn so sanft wie nie zuvor. Dann zog er ihm das Nötigste an und sich auch. Es wurde langsam kühl und er konnte Robin ja schlecht hier liegen lassen.
 

Es dauerte nicht lange, da stand er zögernd vor der großen Villa, von der er wusste, dass Robin hier wohnte. Das herauszufinden war nicht schwer gewesen. Denn nicht nur, dass Robin ohnmächtig war, nein. Seine Barriere war auch vollkommen zusammengebrochen. Tief atmete Dai durch und trat zur Tür. Robin hatte ihn mit herbringen wollen, dann würde ihm schon nichts passieren. Dennoch klingelte er nur zögerlich.
 

Unglaubliche Erleichterung durchflutete ihn, als er das bekannte Gesicht des Iren vor sich sah und er lächelte ein wenig verlegen. „Hi Jei...“, sagte er und neigte den Kopf zur Seite. „Ich... ehm...“ - „Schon gut. Halt den Mund...“ Farfarello trat vor und nahm ihm den Körper des Jungen ab. „Verschwinde von hier. Brad ist da...“ – „Kannst du...“ – „Ja doch. Geh!“

Die Tür wurde zugeknallt und Dai stand verdattert da. Okay. Er hatte Farfarello schon lange nicht mehr gesehen, aber offenbar hatte der Kerl sich kein bisschen verändert. Er schaffte es noch immer, einen Menschen mit Leichtigkeit in die Verwirrung zu treiben, ohne es selbst wirklich zu merken.
 

~*~tbc~*~

Ein neuer Tag

12. Kapitel – Ein neuer Tag
 

Als der nächste Morgen in der großen Villa antrat, geschah etwas, was noch nie zuvor hier passiert war. Leise schlich sich Farfarello durch die noch dunklen Flure hinauf bis zu Robins Zimmertür. Er hatte dem Kleinen noch eine Nachricht zu überbringen und wollte das tun, _bevor_ Brad auf den Beinen war. Das bedeutete zwar einen Besuch bei Robin um halb vier Uhr morgens, aber den Iren störte so was ja nicht. Lautlos schloss er die Tür wieder hinter sich und hockte sich neben Robins Bett. Leicht stupste er ihn an. „Hey. Robin...“, flüsterte er leise und rüttelte den Jungen etwas.
 

Robin drehte sich von der rechten Seite auf die linke und stöhnte dabei im Schlaf leise. Sogar jetzt schmerzte ihn jeder Zentimeter seines Körpers, dennoch schlief er gut und fest, gehüllt in

einen schützenden Mantel reinen Glücks. Er grummelte vor sich hin, während sein Geist vom Schlaf in die Realität driftete. Seine Lider flatterten, dann schlug er zumindest ein Auge halb auf. "Mmmmh, Jei... Wasnlos?" nuschelte er verschlafen.
 

Der Empath stupste sein Gegenüber noch ein bisschen wacher, bevor er endlich mit der Sprache rausrückte. „Daisuke hat dich doch gestern nach Hause gebracht... Also um den Rest deiner nervigen Zweifel zu beenden: Er liebt dich. Mehr als alles andere.“ Abwartend sah er Robin an. Vielleicht würde es dem Jungen jetzt endlich wieder voll und ganz gut gehen, sodass auch er selber nachts mal wieder ein Auge zu machen konnte.
 

Schlagartig war Robin wach und riss die Augen weit auf. "Wirklich?", fragte er zur Sicherheit noch einmal nach, auch wenn ihm das eigentlich gestern bei ihrem kleinen... Abenteuer... schon klar gewesen war. Aber so eine Rückversicherung tat doch gleich nochmal so gut. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er sich dem Iren überglücklich an den Hals warf. "Danke, Jei! Das ist... Ich bin..." Als wenn er es dem Empathen noch lang erklären müsste, wie er sich

fühlte.
 

Etwas verwundert tätschelte der Ire dem Jungen die Schulter. „Ja, schon klar...“, murmelte er nur. „Mach nicht so einen Lärm. Die Nachricht galt dir und nicht Brad...“ Mit einem Ruck drückte er Robin wieder ins Bett. „Ups. Sorry...“, entschuldigte er sich dann auch gleich, als er sah, wie Robin das Gesicht verzerrte. „Schlaf noch ein bisschen...“ Er lächelte sogar kurz, als er das sagte, dann verschwand er genauso lautlos wie er gekommen war auf den dunklen Flur.
 

Von wegen Schlaf! Jetzt war Robin wach und er fühlte sich, als würde er auf einer Wolke schweben. Es wäre doch ewig schade, wenn er dieses Gefühl ganz allein genießen würde, fand er. /Guten Morgen, Schatz!/, flötete er in Gedanken. Er wusste es nicht sicher, aber er müsste sich schon sehr irren, wenn Daisuke seine gestrige Ohnmacht nicht ausgenutzt und eine Verbindung etabliert hätte. /Ich will nicht lange stören. Ich wollte dir nur sagen, wie sehr ich dich liebe!/, trällerte er munter weiter.
 

Daisuke sah sich verwirrt um, bevor er verschlafen feststellte, das Robins Stimme nur in seinem Kopf zu vernehmen war. Enttäuscht sank er nach hinten und schloss die Augen wieder. Ein mentales Brummen war von ihm zu hören. /Erschreck....mich nie wieder so.../, bat er leise und kuschelte sich wieder ein. /Wieso kannst du nicht herkommen und mir das ins Ohr flüstern, statt mir Hoffnungen zu machen?/
 

/Weil ich mich kaum bewegen kann?/, fragte Robin frech zurück. /Du hast dir da für ne ganze Weile was versaut, Schatz. So schnell wird das nichts mehr mit Sex.../ Zumindest fühlte sich sein Körper so an, jede noch so kleine Bewegung schmerzte und mit dem Aufsetzen klappte es rein gar nicht. /Aber ich wäre jetzt gern bei dir, dann könntest du mich ja pflegen. Schließlich bist du ja auch dran schuld./
 

Dai musste leise schmunzeln und drehte sich auf den Rücken, hielt die Augen aber geschlossen. Leise schnurrte er auf. /Das mit dem Sex wird schon klappen. Immerhin hast du ja zum Glück noch eine ziemlich große Klappe, Darlin’./ Er grinste bei dem Gedanken und streckte sich leicht. /Aber pflegen würde ich dich jetzt trotzdem gerne.../ Langsam öffnete er die Augen und schielte zu seinem Wecker. /Ich korrigiere. JETZT würde ich dich gerne erwürgen. Weißt du, wie spät es ist?/
 

/Ja/, antwortete Robin vergnügt. /Halb vier. Warum? Darf ich dir um halb vier nicht sagen, dass ich dich liebe?/ Robin grinste boshaft vor sich hin. Auch wenn zwischen ihnen jetzt alles klar war und sie ganz offiziell ein Paar waren, machte es doch unheimlich Spaß, den Orangehaarigen zu ärgern. Außerdem musste er da gleich noch was klarstellen... /Hey, Moment mal! DU hast MICH verletzt! Also wenn hier jemand irgendwen verwöhnt, wirst das wohl zur Strafe du sein, mein Lieber!/
 

/Oh, ich werde dich verwöhnen, Herzchen... Ich kann auch gleich damit anfangen, wenn du willst.../ Mental schob sich eine Hand zwischen Robins Beine. /Ist es so recht? Oder doch

lieber....so?/ Eine feuchte, unglaublich echt wirkende Mundhöhle schloss sich um Robins Glied und eine ebenso unglaubliche Zunge schlang sich darum. Dai lachte leise in sich hinein. Wenn Robin es wagte, ihn um halb vier zu wecken, dann hatte er mit so was zu rechnen...
 

Der Jüngere konnte sich das augenblickliche Stöhnen beim besten Willen nicht verkneifen. Das fühlte sich so wahnsinnig echt an, dass Robin immer wieder blinzeln musste um sicherzugehen, dass das nur einer von Daisukes Tricks war. /Oh Goooott!/ grollte er dunkel auf. /Du machst mich total verrückt!/
 

Dai schmunzelte leicht und zog den mentalen Mund zurück. /Ich weiß.../, grinste er und gab dem Anderen das Gefühl eines Kusses. /Und du mich erst... Sehen wir uns nachher in der Schule? Oder bist du so lädiert, dass du wieder frei nimmst?/ Er streckte sich wieder ausgiebig und gähnte. Jetzt würde er bestimmt keinen Schlaf mehr finden. Langsam schielte er unter die Decke und seufzte resigniert. Na toll... /Wenn du es schaffst, zur Schule zu kommen, beende ich in der Mittagspause das, was ich eben angefangen habe.... live.../
 

Na, wenn DAS kein Anreiz war! /Ich komme in die Schule, darauf kannst du Gift nehmen!/ versprach Robin auf der Stelle, runzelte dann kurz die Stirn und lachte gleich darauf. /Die anderen werden sich ganz schön wundern/, spielte er auf die Szene an, die sie sich beide gestern vor der versammelten Klasse geleistet hatten.
 

/Weißt du wie scheiß egal mir das ist, was die über uns denken?/, schmunzelte Dai und schloss genießend die Augen. /Ich liebe dich... und ich bin froh, dass ich das noch mehr oder weniger rechtzeitig gemerkt habe... Dann werde ich mich jetzt sicher nicht für das schämen, was ich dir da in der Klasse alles gesagt habe.../ Er schwieg einen Moment und dachte daran zurück. /Ich habe jedes Wort ernst gemeint... Ich hoffe das weißt du.../
 

Auch wenn Daisuke es nicht sehen konnte, nickte Robin. /Ja, ich weiß es. Und ich liebe dich auch und ich bin so froh, dass wir endlich zusammen sind. Ich.../ Robin unterbrach sich und

lächelte vor sich hin. Da fehlte noch etwas, das wusste er. Er war sich nur noch nicht sicher, ob er das jetzt sofort oder doch lieber nachher in der Schule persönlich sagen sollte.
 

/Was beschäftigt dich denn noch?/, fragte Dai nach einer Weile. Nicht, weil er sich ungefragt weiter in das Denken seines Freundes gemischt hatte, sondern weil der sich einfach unterbrochen hatte und nun nicht weiter sprach. /Stimmt was nicht?/ Kurz machte sich wieder eine Welle der Ungewissheit bei ihm breit und er fragte sich ernsthaft, was denn nun los war. /Hey... rede mit mir!/
 

Himmel, war Daisuke süß! Wieder lächelte Robin in die Dunkelheit. /Nichts, worüber du dir Gedanken machen musst. Ich... Schatz, ich möchte mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich gestern so blamiert... Es tut mir leid, Schatz. Ehrlich! Ich... Ich bin mir nur in dem Moment auch so verarscht vorgekommen.../ Leise seufzte Robin, nachdem er sein Gestammel beendet hatte. Er war so dumm gewesen, einfach total dumm. Und er hätte verstanden, wenn Dai ihm dieses Verhalten nicht verzeihen würde.
 

Dai hob die Brauen. Das war alles? Mehr war es nicht, was den Jüngeren so mit nahm? Dai lächelte leicht und atmete tief durch. /Wie schon gesagt. Es ist mir egal, wie die anderen über uns denken. Entschuldige dich nicht dafür, dass du mich blamiert hast... eher dafür, dass du mir wehgetan hast./ Er lächelte leicht und zeigte Robin dieses Lächeln auch ganz offen. /Und was das angeht, sind wir ja wohl nun quitt, oder?/ Am Liebsten hätte Dai seinen Kleinen jetzt auf der Stelle wieder in die Arme geschlossen, aber leider musste das wohl noch bis zur Schule warten.
 

Vor Freude hätte Robin am liebsten laut aufgeschrieen, doch er riss sich im letzten Moment noch zusammen. Es wäre schon sehr seltsam gewesen, wenn er das ganze Haus mit einem jubelnden Indianergeheul geweckt hätte... /Ja, in der Hinsicht sind wir quitt. Und Schatz? Versprichst du mir, dass du mir nie wieder so weh tun wirst?/ Das war Robins größte Angst. Die Zeit, in der Dai ihn mit jedem Wort und jeder Geste unbewusst verletzt hatte, war zu lange gewesen.
 

Dai lächelte leicht. /Ich verspreche dir zumindest, dass ich es nie wieder mit Absicht tun werde/, antwortete er. Dai war schon immer vorsichtig mit Versprechen gewesen, so auch dieses Mal. Dann fiel ihm noch etwas ein und er zuckte leicht mit den Brauen und räusperte sich. /Ach ja... Da wäre noch was. Dein Date... Name und Sozialversicherungsnummer, bitte.../ Egal wer dieser Typ war, von dem wollte er nie wieder hören.
 

Nun konnte Robin ein zumindest leises Lachen doch nicht mehr verhindern. /Mein Date.. Ja, das muss ich trotzdem einhalten, Schatz, so leid es mir tut. Sein Name ist Yamato, er ist etwa 45 Jahre alt... und von Beruf Fahrlehrer./ Obwohl... Wenn er schon nicht normal sitzen konnte, wie sollte er dann auf dem schmalen Sattel eines Motorrades sitzen können? Robin verzog das Gesicht. Mist! Seine erste Fahrstunde!
 

Als Dai auch die zusammenhängenden Gedanken alle eingefangen hatte, musste er lachen. /Ach... na wenn das so ist, nimm Unterricht bei Ken. Er wird es dir leidenschaftlich gerne beibringen. Und ich bin sicher, die Fahrstunden sind nicht nur kostenlos, sondern auch spaßig.../ Er selber hatte bei Ken schon viel gelernt. Nur den Führerschein hatte er noch nicht machen können. /Naja... Aber den Fahrlehrer lasse ich dann wohl mal durchgehen. Ausnahmsweise.../
 

Ken? Das war ja mal eine Idee! Doch schon im nächsten Moment zuckte Robin zusammen, da ihm siedendheiß etwas einfiel. /Dai? Wie.. Wie ist das jetzt eigentlich? Wir haben immer noch das Problem mit unseren Vätern.../ Würden sie sich jetzt weiter auf der Lichtung treffen müssen, wenn sie allein sein wollten? Wie lange, bis man ihnen auf die Schliche kam? Und dann? Würde sich ihr Liebesleben in der Schule, in den Toilettenräumen abspielen? Robin wurde bei dieser Vorstellung kalkweiß.
 

/Irrtum, Hübscher. Wir haben nur noch das Problem mit _deinem_ Vater... Meiner ist zur Besinnung gekommen und hat versprochen, sich mit dir zu vertragen./ Er schmunzelte leicht, als er daran zurückdachte, wie sein Vater ihm das gesagt hatte. /Und Ken hatte ja nie wirklich was gegen dich. Du kannst also in Zukunft problemlos herkommen./
 

Robin fiel nicht nur der sprichwörtliche Stein vom Herzen, sondern eher ein ganzes Gebirge, und er spürte, wie seine Augen schon wieder zu brennen begannen, als Tränen der Erleichterung in ihm aufstiegen. Na, wenn DAS mal keine gute Neuigkeit war! /Hoffentlich überlegen sie sich das nicht noch mal anders... Wir sind ja nicht gerade leise/ grinste er unverschämt und räkelte sich wohlig auf dem Laken.
 

Dai musste wieder lachen. /Nein... ich denke das wird jetzt schon alles hinhauen. Wie wir das mit deinem Vater machen, weiß ich allerdings noch nicht.../ Er seufzte leise und richtete sich

schließlich auf. /Kannst du es einrichten, dass du heute nach der Schule mit zu mir kommst? Wir haben es immer noch nicht in einem Bett getrieben. Und diesmal wird mein Dad uns sicher nicht dazwischen funken.../
 

Gut, wie er das mit seinem Dad regeln sollte, wusste Robin auch noch nicht. Doch er hoffte einfach, dass er es ihm nicht zu schwer machen würde. Dann jedoch stutzte der Schwarzhaarige. Was hatte Dai da gerade gesagt? /Dai, du denkst aber schon dar.../ Egal. Wenn der Telepath heute mit ihm schlafen wollte - in einem Bett - würde Robin sicher nicht nein sagen. Dafür war er viel zu froh, den Anderen jetzt endgültig an seiner Seite zu wissen.
 

/Natürlich denke ich dran, Schatz. Ich habe nicht vor dich in Grund und Boden zu rammeln. Ich will... dich einfach nur bei mir haben... und pflegen.../ Bei den letzten Worten huschte ihm

schon wieder ein leises Grinsen übers Gesicht. Ohja. Pflegen würde er seinen Kleinen. Er würde ihn verwöhnen und ihm hin und wieder die richtige Medizin verabreichen. Das war das einzige Heilungsmittel für solche lädierten kleinen Ami-Kinder. Er schmunzelte in sich hinein und trat schließlich ins Bad und unter die Dusche. /Hast du Lust mit mir zu frühstücken? Beim Bäcker gegenüber der Schule vielleicht?/
 

Daisuke hatte seinen Vorschlag noch nicht richtig zu Ende gemacht, da schwang sich Robin schon aus dem Bett - und zischte gequält auf. /Oh Fuck!/ entkam ihm unwillkürlich, ehe er es verhindern konnte. Kurz atmete er durch, als er endlich auf den Beinen stand, und schüttelte grinsend den Kopf über sich selbst. /Ich bin schon so gut wie unterwegs!/ sagte er zu und machte sich auf den Weg ins Bad.
 

Pünktlich und gutaussehend wie immer, stand Dai vor dem vereinbarten Treffpunkt. Er hatte die Hände in den Taschen und trat gerade die Zigarette aus, die er auf dem Weg hier her geraucht hatte. Im nächsten Moment konnte er seinen Lover auch schon einige Meter weiter um die Ecke kommen sehen. Er grinste leicht, als er sah, dass Robin leicht humpelte. Langsam kam er ihm entgegen und küsste ihn sanft. „Hey, Schatz. Wieso läufst du denn so komisch? Das sieht ja albern aus...“, grinste er und strich sanft über Robins Hinterteil.
 

Robin erwiderte den zärtlichen Kuss überschwänglich, verzog aber gleich darauf das Gesicht. "Idiot!", zischte er gespielt ärgerlich. "Irgendwann sorg ich dafür, dass du auch so albern läufst!" Doch im nächsten Moment lachte er schon wieder und schnappte sich Daisukes Hand. "Komm, ich habe Hunger!", erklärte er seine Eile grinsend. Es war noch früh, die Strassen kaum belebt, und das kleine Cafe hatte erst seit wenigen Minuten geöffnet. Sie waren die ersten Gäste und hatten die freie Auswahl bei den Plätzen. Robin blickte kurz zu den Tischen an den großen Fenstern, entschied sich dann aber doch für einen kleinen Tisch, der sich weiter hinten befand und eine ungestörte Zweisamkeit in Aussicht stellte.
 

Dai lächelte und setzte sich auf einen der Stühle. Interessiert beobachtete er, wie sich Robin ebenfalls umständlich setzte. „Hm. Vielleicht solltest du das wirklich mal tun...“, schmunzelte er dann nach einer Weile. Der Gedanke, dass sie einmal ihre Positionen tauschten, erschien ihm überraschender Weise gar nicht so schlimm. Noch bevor er Robin kennen gelernt hatte, hätte er jeden ausgelacht, der ihm das vorgeschlagen hätte. „Dann wärst du mein Erster...“, gestand er dann auch schon ohne Scham.
 

Verblüfft blinzelte Robin seinen Freund an und glaubte für einen Moment, er hätte nicht richtig gehört. Wie gut, dass sie sich gerade in aller Öffentlichkeit befanden, sonst hätte er dieses Angebot auf der Stelle auf seine Glaubwürdigkeit geprüft. "Dein Erster?", fragte er nach, nachdem er sich gewaltsam wieder in die Realität zurückbefördert hatte, und grinste dreckig. Da war Daisuke aber eindeutig bisher etwas entgangen! Einen Moment lang sah er gierig in die schönen grünen Augen, dann riss er sich davon los und griff zur Karte, um die Ideen, die unwillkürlich in ihm aufkamen, zu verdrängen.
 

Leicht schmunzelte Dai, als er das eindeutige Blitzen in den braunen Augen sah. „Mein Erster. Ja. Auch ich habe meine Prinzipien. Ich lass nicht jeden an mich ran. Und ich muss zugeben, dass ich schon ein wenig Angst davor habe... hatte...“ Er lächelte wieder. Jetzt hatte er komischer Weise keine Angst mehr. Wieso auch immer. Aber sein Vertrauen in Robin schien groß genug zu sein. Sanft zog er Robins Hand zu sich und setzte einen Kuss darauf. „Aber nicht, bevor es deinem ganzen Körper wieder besser geht...“
 

Genießend schloss Robin die Augen und lächelte verträumt vor sich hin. Wie sehr hatte er sich immer gewünscht, eine schöne und zärtliche Beziehung zu führen. Dass das ausgerechnet mit einem Jungen und obendrein mit Daisuke passieren würde, hätte er sich nie träumen lassen. Doch es war einfach perfekt, vor allem wenn der Orangehaarige auch eine gewisse Romantik an den Tag legte, wie gerade eben. Romantik... Eine Idee blitzte in Robins Geist auf, allerdings zu schwach, um sie wirklich zu erkennen. Er schüttelte kurz den Kopf und konzentrierte sich wieder auf ihr Gespräch. "Natürlich, wenn ich mich nicht richtig bewegen kann, wird das wohl nicht viel bringen."
 

Dai lächelte leicht und legte seine Hand mit der Robins auf den Tisch. Er verflocht ihre Finger miteinander und sah wieder in die braunen Augen. „Eben... Außerdem haben wir ja jetzt alle Zeit der Welt.“ In diesem Moment fühlte sich Dai so schnulzig und kitschig wie er seine Eltern manchmal erlebte. Allerdings missfiel es ihm in keiner Weise. Ganz im Gegenteil. Er genoss es, Robin auch noch verliebt ansehen zu können, als die Bedienung zu ihnen an den Tisch trat. „Zwei Mal das große Frühstück...“, bestellte er einfach, ohne den Blick von Robin zu wenden. Die Frau grinste, nickte und verschwand wieder.
 

Irgendwie konnte auch Robin den Blick nicht mehr abwenden, seine Augen strahlten glücklich und verliebt und sein ganzer Körper schien vor Endorphinen nur so überzuquellen. "Ja, die haben wir", bestätigte er leise und mit vor Glück bebender Stimme. Sicher hatte er den Blick der Bedienung bemerkt, aber es gab wohl nichts auf dieser Welt, was ihm gleichgültiger gewesen wäre.
 

Allein der Morgen war für Dai wie kein anderer. Nicht mal die Zeit auf der Lichtung kam ihm besser vor. Er genoss jede Minute, die er mit Robin in der kleinen Bäckerei verbringen konnte, bis sie sich in die Schule begeben mussten. Und selbst der Unterricht schien ihm lange nicht so langweilig und träge. Ganz im Gegenteil. Mit Robins Hilfe verstand er das, was bis jetzt an ihm vorbei gegangen war, und wenn sie sich beide unterfordert fühlten, dann erlaubte der Telepath sich hin und wieder mal einen kleinen Streich und sorgte so für ausgelassenere Stimmung in der stickigen Klasse. Je näher die Mittagspause rückte, desto weniger konnte er die Finger von seinem Lover lassen. Immerhin hatte er dem Kleinen heute Früh etwas versprochen...
 

Auch für Robin hatte sich der Schulalltag von einem Tag auf den anderen völlig geändert. Er verschwendete nicht mehr seine gesamte Energie darauf, sich zu zwingen, dem Unterricht zu folgen, sondern ließ sich gern ein wenig von Daisuke ablenken. Dabei musste er sogar feststellen, dass er im Hintergrund trotzdem alles mitbekam, was der Lehrer erzählte. Als der Ältere allerdings immer öfter die Hand auf seinen Oberschenkel legte oder ihm wie zufällig über die Hand strich, war es mit Robins Konzentration gründlich vorbei. Bei jeder Berührung machte sein Herz einen kleinen Satz und der Atem stockte ihm. Verstohlen schielte er auf seine Uhr, ein aufgeregtes Kribbeln entstand in seinem Magen. In Kürze würde es zur Mittagspause läuten...
 

Endlich. Der erlösende Gong. Sehr schnell hatte Dai seine Sachen vom Tisch in seine Tasche verfrachtet und zerrte Robin bald darauf aus dem Raum und in die Toiletten. Mit einem Ruck drängte er den Kleineren in eine der Kabinen ganz hinten. Ihre Taschen fielen zu Boden und heiß verschloss Dai die Lippen seines Lovers. Doch nicht lange, dann küsste er sich über den schlanken Hals und öffnete Robins Hose. „Jetzt, mein Lieber... geh ich vor dir auf die Knie...“, raunte er dunkel und biss sanft in die weiche Haut am Hals.
 

Robin hatte nicht gedacht, dass Daisuke sein Versprechen wirklich wahr machen würde. Unbeherrscht keuchte er auf, sein Kopf fiel in den Nacken und seine Augen schlossen sich wie von selbst. Draußen im Waschraum hörte er die anderen Schüler, die munteren Gespräche, das laute Lachen, und biss sich auf die Finger, damit er seine unvermeidlichen Geräusche dämpfen konnte. Wilde Beben zuckten durch seinen Körper, als er die Hände seines Liebsten an seiner Hose nesteln spürte.
 

Dai schmunzelte leicht und ging langsam auf die Knie. „Wenn ich aufhören soll, sag bescheid... dann verschieben wir das auf heute Abend“, flüsterte er leise und schloss im nächsten Moment auch schon die Lippen um das harte Glied. Er zweifelte daran, dass Robin ihm Einhalt gebieten würde, viel eher würde er auf eine Wiederholung am Abend hoffen. Seine Zunge peitschte um das heiße Fleisch, sein Kopf bewegte sich recht bald provozierend und immer wieder nahm er Robins Spitze bis in den Rachen auf und machte harte Schluckbewegungen. Oft hatte er das noch nicht getan, aber oft genug, um seine Sache gut zu machen...
 

Immer fester biss Robin sich auf die Hand, es dauerte nicht lange und sein ganzer Körper zuckte und zitterte wie unter Stromstössen. Irgendwann würde er Daisuke diese Gefühle zurückgeben müssen, überlegte er sich unzusammenhängend, während er fest seine Augen zusammenkniff und den Druck seiner Zähne noch einmal verstärkte. Seine freie Hand landete in den langen Haaren seines Lovers und verfingen sich wild darin, unbeherrscht stieß er immer wieder das Becken vor, auch wenn er so eine Ahnung hatte, dass er damit Daisuke jedesmal kurz vor den Würgereflex stellte.
 

Doch der Telepath hielt es aus. Seine Finger verwöhnten den Rest des bebenden Leibes, massierten den empfindlichen Damm und kniffen hin und wieder in die noch gereizten Brustwarzen. Fast sah er es als Herausforderung, Robin ein lautes Stöhnen zu entlocken, auch wenn er wusste, dass der Schwarzhaarige dann vor Scham zusammensinken würde, wenn sie aus der Kabine traten. Und ihm würde es wohl nicht anders ergehen. Hart schluckte er, als er spürte wie Robin wieder in seinen Rachen stieß.
 

Es dauerte ganz und gar nicht lange, bis Robin sich nicht mehr beherrschen konnte. Der Griff in den orangen Strähnen verfestigte sich noch einmal, ein letztes Mal zuckte sein Becken nach vorn, ein unterdrückter Schrei löste sich gedämpft aus seiner Kehle. Die Hitze in seinen Lenden explodierte mit aller Macht und verschlug ihm für einen Moment regelrecht den Atem.
 

Dai kniff die Augen zusammen. Nun hatte er gar keine Luft mehr zum Atmen. Hastig schluckte er alles runter und leckte sich über die Lippen. Langsam löste er sich und leckte den Genitalbereich von seinem Schatz wieder sauber. Es sollte schließlich keine Spuren auf seiner Hose geben. Langsam richtete er sich wieder auf, verschloss leidenschaftlich die trockenen Lippen Robins und ließ ihn sich selbst schmecken. /Na...? Hat das gut getan oder hat das gut getan?/
 

Zuerst zuckte Robin ein wenig zurück, als Daisuke ihn küsste und er seinen eigenen Samen schmecken konnte, dann jedoch schob er alle Bedenken bei Seite und erwiderte den Kuss gierig. /Du bist Wahnsinn, Schatz!/, antwortete er auf die gleiche Weise. /Ich werd mich revanchieren./ Als er merkte, wie der Orangehaarige den Kuss langsam unterbrechen wollte, zog er ihn fester an sich heran und ließ den Kuss noch leidenschaftlicher werden. Am liebsten hätte er die ganze Mittagspause hier verbracht, in den Armen seines Geliebten, ihn küssend und sich an ihn pressend.
 

Dai lächelte leicht in den Kuss und ließ ihn noch eine ganze Weile andauern. Doch irgendwann löste er sich dann doch von seinem Liebling. Sanft strich er ihm das Haar nach hinten und zog ihm die Hose wieder hoch. „Findest du es nicht ein wenig ungemütlich hier drin? Wir könnten uns draußen unter einen Baum ins Gras packen, unser Mittagessen genießen und schauen wie die anderen so auf knutschende Kerle reagieren.“ Er zwinkerte und setzte Robin einen Kuss auf die Nasenspitze.
 

So ganz war das zwar nicht, was Robin sich in diesem Moment erträumte, aber wohl die einzige Möglichkeit, die ihnen blieb. Breit grinste er seinen Schatz an und zwinkerte ihm zu. "Sag nicht, du hast JETZT noch Hunger", neckte er ihn anzüglich, nickte dann aber. "Lass uns die Jungs schocken gehen", gab er sein Einverständnis zu Daisukes Plan.
 

Dai musste lachen, sagte aber nichts mehr zu der frechen Bemerkung und zwinkerte nur. Hand in Hand schlenderte er mit Robin aus den Toilettenräumen und grinste vor sich hin. Oh ja... Er war stolz darauf, dass sie beide es nun endlich geschafft hatten, zu einander zu finden. Schluss war mit dem Streit. Schluss war mit all dem Kummer. Jetzt hieß es für sie beide Spaß ohne Ende. Kaum waren die beiden auf dem Vorhof der Schule angekommen und hatten sich zu den anderen gesellt, zog Dai seinen Liebling auch schon wieder zu sich und hauchte ihm einen weiteren Kuss auf.
 

Das konnte Robin natürlich nicht so auf sich sitzen lassen, hier mit nur einem kleinen Küsschen abgefertigt zu werden. Wenn, dann wollte er den anderen schon eine Show bieten, die ihnen allen im Gedächtnis bleiben würde. Blitzschnell legte er einen Arm um Dais Hals, den anderen um seine Taille und zog ihn mit einem Ruck fest an sich. In der gleichen Sekunde öffneten sich seine Lippen und seine Zunge schnellte in den Mund seines Liebsten. Ein genüssliches "Mmmmh!" drang gedämpft, aber gut hörbar aus seiner Kehle und er presste immer wieder leicht seinen Unterleib gegen den seines Lovers.
 

Dai konnte sich ein weiteres stolzes Grinsen nicht verkneifen. Augenblicklich schlang seine Zunge sich um ihren Partner und seine Augen schlossen sich. Eine Hand verkrallte sich leicht in Robins Haar, die andere wanderte streichelnd über den schlanken Rücken. Robin hatte es so gewollt. Seine Finger glitten tiefer, legten sich auf Robins Hintern und massierten ihn leicht, während er den Kleineren immer wieder dicht an sich drückte. „Nehmt euch ein Zimmer!“, klang es von irgendwo ganz weit weg, doch Dai war es egal. Vollkommen egal. Nur Robin war wichtig.
 

Atemlos löste Robin kurz den berauschenden Kuss, sah seinen Schatz strahlend an, wandte dann kurz den Kopf und grinste: "Nur kein Neid!" und stürzte sich dann wieder mit Hochgenuss auf die geliebten Lippen. Er hatte es bei dem ganzen Spiel ein klein wenig leichter als Daisuke, immerhin hatte er vor nur wenigen Minuten erst eine wunderbare Entspannung gehabt. Doch selbst das hielt seinen Körper nicht wirklich davon ab, schon wieder gewisse, eindeutige Reaktionen zu zeigen. Wahrscheinlich würde das erst besser werden, wenn sie mal eine ganze Weile nur für sich waren und ihre Liebe so ausleben konnten, wie sie wollten. Urlaub. Sie brauchten Urlaub!
 

Der Rest des Schultages schien Dai unerträglich lange. Immer wieder geisterte Robins Stöhnen in seinem Kopf umher und jede Berührung war für ihn eine Qual. Der Sportunterricht in den letzten beiden Stunden war für ihn die Hölle gewesen. Mit einem resignierten Seufzen trat er schließlich zusammen mit Robin aus der Turnhalle und schüttelte leicht den Kopf. Dass seinem Schatz seine erregte Anspannung nicht entgangen war, war dem Telepathen durchaus bewusst. Deswegen brauchte er wohl auch nicht erklären, wieso er nun so schnell wie nur möglich nach Hause wollte.
 

Kaum hatten sie das Schulgelände verlassen, zückte Robin sein Handy und rief zu hause an. Normalerweise hätte er auf die Bitte seines Vaters, bescheid zu sagen, wenn es später werden würde, gepfiffen, aber gerade jetzt wollte er keinen Streit riskieren. Allerdings fragte er nicht lange um Erlaubnis, sondern stellte seinen Dad vor vollendete Tatsachen. Er würde über Nacht bei einem Klassenkameraden bleiben, um den versäumten Stoff nachzuholen. Diesen kleinen Trick, dass Brad bei allem, was mit Schule zu tun hatte, einfach nur nickte und seinen Segen gab, hatte Nagi Robin mit einem breiten Grinsen im Gesicht verraten. Wie erwartet gab es auch jetzt keine Schwierigkeiten für den Schwarzhaarigen. Zufrieden schob er sein Handy zu und zwinkerte seinen Freund verschwörerisch an. "Na dann... Du hast die ganze Nacht Zeit, mir ordentlich was beizubringen", lachte er vergnügt.
 

Nun musste auch Dai lachen und nickte. „Ja. Damit hättest du auf jeden Fall recht, wenn es dem Rest von dir wieder besser gehen würde...“ Er zwinkerte und legte den Arm um seinen Schatz. Für sich hatte er schon entschieden, dass sie einen gemütlichen Abend, mit leidenschaftlichem Sex und sanften Streicheleinheiten genießen würden. Vielleicht konnte er ja sogar seine Eltern noch mal für ein paar Stunden aus dem Haus bekommen, sodass sie nicht die ganze Zeit jemanden da hatten, der ihnen lauschte. Aber darüber würde er sich dann Gedanken machen. Jetzt galt es erst mal, nach Hause zu kommen. „Und zu Hause gönnen wir uns als erstes eine Dusche...“, beschloss Dai, als sie das Gelände verlassen hatten und Richtung Park einschlugen.
 

Augenblicklich wurde Robin knallrot. Daisukes Eltern würden doch sofort wissen, was sie zusammen unter der Dusche trieben... Unschlüssig biss er sich auf die Lippe, nickte dann aber tapfer. Mussten sich die beiden eben daran gewöhnen, dass es nun am Nachwuchs und nicht mehr nur an ihnen war, Spaß zu haben. Verstohlen schielte er auf seine Hand, die immer noch die Bissspuren vom Mittag zeigte, und seufzte in sich hinein. Allerdings konnte er bei allen Bedenken auch nicht leugnen, dass er sich wahnsinnig darauf freute, endlich die langersehnte Nacht mit Daisuke zu verbringen. Die Zeit auf der Lichtung zählte er dabei nicht mit, denn da waren sie erstens noch kein richtiges Paar gewesen und zweitens hatten sie sich so gut wie nicht angefasst. So war er zwar aufgeregt, aber auch sehr froh, als sie Daisukes Wohnung erreichten.
 

„Hallo, Dai...“, rief Ken aus der Küche, als die beiden Jungen eintraten. Er schielte in den Flur und grinste dann Robin an. „Hi, Robin...“, fügte er hinzu und warf Dai einen vielsagenden Blick zu. Dann verschwand er auch schon wieder in der Küche. „Wie war die Schule?“ Daisuke grinste ebenfalls leicht und zog die Schuhe aus. Seine Tasche hatte ihren Weg in eine Ecke gefunden. „Geil!“, antwortete er, nicht ohne eine gewisse Erinnerung im Hinterkopf.
 

Entsetzt funkelte Robin Dai bei dessen Antwort an. Musste das denn wirklich sein? Aber er merkte schon, dass es hier lockerer zu ging als bei ihm zu hause. Mit einem tiefen Durchatmen versuchte er sich zu entspannen und tappte hinter Dai her in die Küche und begrüßte Ken erst einmal ausgesprochen höflich. So ganz wohl war ihm im Augenblick noch nicht und er fürchtete, dass man ihm das auch ansah, aber die Erinnerung an seinen letzten Besuch hier war noch ein bisschen zu lebhaft.
 

Dai legte den Arm um Robin und lächelte leicht. /Keine Angst, mein Hübscher.../, übermittelte er in beruhigendem Tonfall und wandte sich dennoch wieder an Ken. „Ist Dad da?“, fragte er zielgenau. Nicht nur, weil er seinen Vater unbedingt begrüßen wollte, sondern eher um zu sehen, ob er sein Versprechen halten würde. Er klaute sich eine Weintraube vom Küchentisch und reichte Robin dann ebenfalls eine.
 

Aus Reflex schnappte Robin nach der Traube, die ihm Dai da so verführerisch vor den Mund hielt und vergaß für einen Augenblick, wo er sich eigentlich befand. So kam es, dass er gerade Dais Finger im Mund hatte und mit der Zunge zärtlich umspielte, als sich Ken zu ihnen umdrehte. Robin konnte gerade noch verhindern, dass er seinem Schatz vor Schreck die Finger abbiss.
 

Dai musste sich ein Grinsen verkneifen und hatte arge Probleme damit, sich auf Ken zu konzentrieren, der nur schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Nein... Aber er müsste bald kommen. Er ist joggen...“ Dai lachte leise und strich Robin durchs Haar. „Gut“, sagte er und sah dabei seinen Liebling wieder an. „Dann sollten wir duschen gehen, bevor er heim kommt. Dad liebt es, ewig unter der Dusche zu stehen...“ Dai seufzte und ignorierte dabei gekonnt die Tatsache, dass er oftmals länger duschte als Schuldig und Ken zusammen. „Na komm...“ Und schon zog er Robin hinter sich her aus der Küche und ins Bad. Er schloss die Tür und drehte den Schlüssel herum.
 

Bevor Robin auch nur ein Wort herausbrachte, fand er sich auch schon mit Dai im Bad wieder und blinzelte geschockt. Schon im nächsten Moment aber warf er sich seinem Liebsten an den Hals und küsste ihn leidenschaftlich. Es war doch völlig egal, was Ken sich dachte oder nicht dachte. Es war ja nicht zu übersehen, dass sie verliebt waren und da gehörte so etwas verdammt noch mal auch dazu. Ein klein wenig Angst hatte er zwar schon - um seinen geschundenen Körper. Bis zum Morgen war es noch lange und er ahnte, dass Daisuke sich ebenso unersättlich zeigen würde wie er selber sich fühlte.
 

Genießend gab sich Dai dem Kuss hin und dominierte ihn recht bald wieder. Erst als er es eindeutig geschafft hatte und Robins Zunge nicht mehr so aufmüpfig war, löste er sich und lächelte. Schnell hatte er Robin aus seinen Sachen befreit und staunte nicht schlecht. Hier und da zierten blaue Flecken den hübschen Körper, Robins Knie waren aufgescheuert und an den Oberarmen hatte er eindeutig noch Spuren von Dais festen Griff. Entschuldigend blickte er den Jungen an und strich die Male nach. „Diesmal bin ich wieder etwas vorsichtiger.. versprochen...“, lächelte er und warf dann ebenfalls seine Klamotten bei Seite.
 

"Das würde ich dir auch raten!", grinste Robin breit zurück. "Sonst veranstalte ich sowas nämlich ganz schnell mit dir..." Eine völlig leere Drohung, denn Robin würde den Teufel tun und seinen Liebsten verletzen, nicht mal in der höchsten Ekstase. Seine Gedanken verblassten, als er Dai nackt gegenüber stand. Es war ja nun wirklich nicht das erste Mal, dass sie sich so sahen - aber noch nie zuvor hatten sie wirklich Zeit und Ruhe für sich gehabt. So betrachtete er den geschmeidigen Körper seines Liebsten ausgiebig und leckte sich dabei unbewusst über die Lippen. Dai sah schon wirklich zum Anbeißen aus...
 

Genau darauf achtend was in dem Kopf seines Freundes vor sich ging, zog Dai Robin schließlich sanft mit sich unter die Dusche und lächelte ihn dabei liebevoll an. Er schaltete das Wasser ein, das augenblicklich warm wurde. Kaum dass die gläserne Duschtür zu war, zog er Robin sanft an sich. Zärtlich und als wenn er keinerlei Hintergedanken hätte, verschloss er die schönen Lippen Robins und schmiegte sich dabei dicht an ihn.
 

Robin spürte, wie seine Knie weich wurden. Fahrig tastete er sich über die glatten Fliesen, in der Hoffnung, etwas zu finden, an dem er sich festhalten konnte, damit er nicht einfach umkippte. Sicher, was sie bisher erlebt hatten war schön gewesen, aufregend und mehr als befriedigend. Aber das hier war einfach anders. Zärtlich, behutsam, liebevoll. In Robins Kopf begann es, vor Glück zu summen, als er sich an seinen Freund schmiegte und die sanften Küsse ebenso erwiderte.
 

Nach einer halben Ewigkeit erst löste sich der Kuss der beiden wieder und zufrieden sah Dai seinen Schatz an. „Ich bin... unglaublich glücklich grade...“, flüsterte er leise und strich dem Jungen das nasse Haar nach hinten. Er griff zum Duschgel und begann sanft den hübschen Körper zu waschen, während er immer wieder in die braunen Augen blickte und seine Finger überall auf Wanderschaft schickte.
 

Etwas Schöneres hätte Dai ihm nicht sagen können. Die Gänsehaut, die bei diesen Worten über seine Haut rieselte, war nicht zu übersehen, genauso wenig wie das Aufstrahlen der braunen Iriden. Als Robin dann auch noch die zärtlichen Hände seines Geliebten auf sich spürte, schloss er genießend die Augen und hatte einmal mehr das Gefühl, sich gar nicht auf der Erde zu befinden. Wie in Trance hob er die Arme, um sich auch Daisukes Körper zu widmen.
 

Immer wieder fanden ihre Lippen sich zu liebevollen Küssen und immer wieder hauchte Dai leise Worte, die seine Liebe zu Robin noch mal verdeutlichen sollten. Auch als der Schaum schon lange wieder von ihren Körpern und aus ihren Haaren verschwunden war, konnte Dai es nicht lassen, weiter das warme Wasser und Robins Anwesenheit zu genießen. Er musste ihn einfach immer wieder küssen, ihn berühren und ihn nah an sich drücken. Endlich schien alles perfekt und Dai wollte, dass dieser Moment ewig anhielt.
 

Ausgerechnet diesen Zeitpunkt suchte sich Schuldig aus, um energisch an die Badtür zu hämmern. Er war schon vor einer ganzen Weile total verschwitzt nach hause gekommen und hatte eigentlich das dringende Bedürfnis, sich zu waschen. "Ihr wollt aber nicht über nacht da drin bleiben?", rief er durch die verschlossene Tür. "Im Bett ist es doch viel gemütlicher!" In der gleichen Sekunde kam ihm ein schauerliches Bild in den Sinn und er wurde blass. "Jungs? Irgendwelche Hinterlassenschaften bitte wegputzen, ja? Ich will nicht unbedingt in Eiweißflecken steigen..."
 

Dai seufzte genervt und verdrehte die Augen. Um nichts in der Welt hatte er sich diesen Moment kaputt machen lassen wollen. Und jetzt kam sein Vater mit solchen Texten. „Aber ich darf dein Sperma auf dem Balkon finden ja?!“, rief er zurück und grummelte leise. Doch im nächsten Moment grinste er seinen Liebling auch schon wieder an. Er schaltete die Dusche aus und küsste Robin noch mal innig. Dann stieg er als erster aus der Dusche und reichte Robin ein Handtuch, schnappte sich dann selber eins.
 

War Robin bei dem plötzlichen Geklopfe zuerst zusammengezuckt, entspannte er sich bei dem Geplänkel der beiden Telepathen sofort wieder. Das hörte sich jetzt nicht so an, als wäre Schuldig noch in irgendeiner Weise schlecht auf ihn zu sprechen. Anscheinend hatte es sich doch ausgezahlt, dass Dai seinem Vater das Versprechen, sich mit ihm, Robin, zu vertragen, abgerungen hatte. Der Schwarzhaarige wickelte sich in das flauschige Badetuch und sah den Anderen fragend an. Er sollte jetzt aber nicht lediglich mit einem Handtuch bekleidet aus dem Bad?
 

Dai lachte, als er diese Gedanken aufschnappte und musste grinsen. Er nahm seinen Bademantel vom Haken und legte ihn Robin um. „Zieh den an...“, sagte er und lächelte erfreut. Der Bademantel würde sich einfach und bequem abstreifen lassen, wenn sie sich auf sein Zimmer zurückzogen, und würde reichen um einen kurzen Plausch mit seinem Vater zu halten, falls der nicht gleich im Bad verschwinden würde. Er selber beließ es bei dem Handtuch und wickelte es sich fest um die Hüfte. „Na dann komm...“ Er schloss die Tür wieder auf, öffnete sie und sah direkt seinen Vater an. „Hi Dad...“
 

Auch wenn Schuldig gewusst hatte, was ihn erwartete, verschlug es ihm für eine Sekunde die Sprache. Es war natürlich etwas ganz anderes, den eigenen Sohn samt Freund halbnackt aus dem Bad kommen zu sehen als diesen Gedanken hypothetisch durchzuspielen. Doch dann war dieser Moment auch schon vorbei und Schuldig konnte wieder breit grinsen. "Hi, Dai! Hi Robin!", begrüßte er die beiden so unbeschwert wie nur irgend möglich. "Habt ihr mir noch genug warmes Wasser übrig gelassen? Ken ist mit dem Essen auch gleich fertig."
 

Dai nickte und zog Robin hinter sich her aus dem Bad und an seinem Dad vorbei. „Da wird noch genug für dich sein. Wenn du nicht zu lange duschst..“ Er zwinkerte frech aber gut gelaunt und schlenderte dann auch schon mit Robin in die Küche. Kurz war Dai am überlegen, ob er mit Robin in seinem Zimmer essen wollte. Doch dann hielt er es doch für besser, wenn sie gemeinsam aßen. Dann würden sich seine Eltern und Robin auch ein wenig beschnuppern können.
 

Ein wenig nervös piekste Robin Daisuke in den Arm und sah bezeichnend auf den Bademantel, den er trug, dann auf die Küchentür. Sollte er sich wirklich SO zum Essen an den Tisch setzen? Das konnte doch jetzt nicht Daisukes Ernst sein! Doch... stellte er fest. Es war Daisukes Ernst. Seufzend begab sich Robin in sein Schicksal, auch wenn er befürchtete, sich in der nächsten halben Stunde mehrfach zu Tode zu schämen.
 

Schmunzelnd beobachtete Dai seinen Schatz und erbarmte sich dann. Okay. Er würde wohl ein wenig mehr zu tun bekommen, wenn er Robin wieder nackt sehen wollte. „Komm mit... Ich geb dir was zum Anziehen...“, sagte er und führte Robin dann auch schon wieder in sein Zimmer. Er suchte eine gemütliche Hose aus dem Schrank und ein Shirt, das Robin sicher passen würde. Mehr bekam er nicht. Das musste nun wirklich reichen. Er selber schlüpfte nur in eine leichte weiße Stoffhose, die er von seinem Vater zum Geburtstag bekommen hatte, und lehnte sich dann an den Türrahmen um seinem Liebling beim Umziehen zu zuschauen.
 

So fühlte sich Robin schon gleich viel wohler. Nun konnte er sich gelassen zum Essen setzen, auch wenn er seine Augen kaum von Daisuke lassen konnte. Es war aber auch gemein von dem Anderen, sich halbnackt neben ihn zu setzen! Als ob er da noch an Essen denken konnte oder gar daran, sich mit den beiden Erwachsenen zu unterhalten. Mühsam wandte er seinen Blick wieder ab und konzentrierte sich auf Ken und den Teller, den der eben vor ihn stellte.
 

Zuerst herrschte unangenehmes Schweigen. Dann begann Ken irgendwann von seinem Tag zu erzählen und von seiner Mannschaft, die er trainierte. Dai tat so, als wenn er interessiert lauschen würde, tatsächlich konzentrierte er sich aber mehr darauf, dass Robin immer dann einen guten Blick auf ihn erhaschen konnte, wenn sich ein Tropfen aus seinen nassen Haaren löste und besonders reizvoll über seinen Oberkörper kullerte. Es war echt nicht zu glauben. Dai kam der Gedanke, dass er wohl kläglich verhungern würde, wenn er öfter die Aussicht auf eine schöne Nacht mit Robin hatte. Denn sein Hunger war voll und ganz verflogen und er wollte eigentlich nur noch mit Robin alleine sein.
 

„Robin...“, sprach Ken plötzlich direkt den schwarzhaarigen an und lächelte freundlich. „Ich habe dich letztens mit Yamato gesehen. Kennst du ihn privat? Oder willst du deinen Führerschein machen?“ Dass er damit Preis gab, Robin schon mal außerhalb dieser Wohnung gesehen zu haben, war ihm egal.
 

Wieder errötete Robin, als er von Ken plötzlich angesprochen wurde. Yamato? Wer war gleich wieder Yamato? Robin war gerade ein wenig abgelenkt gewesen... "Ich will den Führerschein machen", besann er sich auf die richtige Antwort und nickte zur Bekräftigung. "Eigentlich hätte ich auch schon die erste Fahrstunde gehabt..." Kaum hatte er geendet, lief er wieder rot an, weil ihm einfiel, warum er die Stunde hatte absagen müssen.
 

Dai musste sich ein Lachen verkneifen und unterbrach Ken, noch bevor er etwas sagen konnte. „Ich habe Robin vorgeschlagen, dass du ihm ja vielleicht auch ein wenig das Fahren beibringen kannst... Du machst das schließlich gut und immerhin hatten deine Fahrstunden bei mir auch Erfolg. Was meinst du?“ Fragend sah er Ken an und zwinkerte Robin kurz von der Seite her zu. „Aber sicher kann ich das machen“, kam es erfreut von Ken. Über das Lob und diese Idee schien er zum Glück vergessen zu haben nach dem Grund für den Unterrichtsausfall zu fragen.
 

Ein dankbarer Blick für die Hilfe traf Daisuke aus Robins braunen Augen. Es wäre wirklich zu peinlich gewesen, wenn er hätte erklären müssen, dass er sicher nicht ohne Schmerzen auf dem harten Sattel eines Motorrades sitzen konnte. Um Ken und auch Schuldig weiter von dem Thema abzulenken, sah er nun Ken offen an und meinte fast schüchtern: "Das wäre bestimmt schön." Eigentlich lag ihm noch mehr auf der Zunge, aber das verbiss er sich für den Moment.
 

Dai schüttelte wieder leicht den Kopf. Er fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis sich Robin bei ihm zu Hause sicher und wohl genug fühlen würde, damit er sich endlich gab, wie er war und nicht zwanghaft versuchte, seinen Eltern zu gefallen. Doch er sagte nichts dazu, sondern leerte nur seinen Teller und beobachtete Ken, der gleich munter anfing von Dais ersten Fahrversuchen zu erzählen. Der junge Telepath fuhr sich mit der Hand übers Gesicht. „Das will er alles gar nicht hören, Dad...“, brummte er Ken an und schmunzelte etwas verlegen.
 

Es war zwar schon lustig, zu hören, wie Dai sich angestellt hatte, aber in Robin stieg langsam aber sicher der Wunsch auf, mit seinem Schatz endlich allein zu sein. In einem ruhigen, warmen Zimmer, einem weichen Bett, ohne Angst, entdeckt und gestört zu werden. Er legte sein Besteck auf den leeren Teller und lächelte schüchtern. "Vielen Dank, das war hervorragend!", lobte er Ken, schielte dabei aber möglichst unauffällig zu Daisuke. Er wagte es nicht, seinem Liebling einen mentalen Stups zu geben - wer wusste schon, ob das dann nicht bei dem falschen Telepathen landete.
 

Dai lächelte nur. Er hatte sein Besteck ebenfalls weggelegt. Seinem Vater warf er noch einen leicht vorwurfsvollen Blick zu. Ken hatte sich sehr bemüht Robin einzubeziehen. Sein Vater allerdings hatte nur dagesessen und auf sein Essen gestarrt. Er erhob sich und nahm seinen eigenen Teller und den von Robin auf. „Wir verziehen uns dann mal...“, verkündete er und stellte die Teller weg, während Ken sich noch nach nahm. Während Daisuke seinen Liebsten schon aus der Küche führte, hörte er Ken noch mit vollem Mund fragen: „Habt ihr Hausaufgaben auf?“ Rasch schob er Robin in sein Zimmer und schloss die Tür. Wer würde denn JETZT Hausaufgaben machen wollen?
 

"Uff!", stöhnte Robin von Herzen, als sich die Tür hinter ihnen schloss und sie endlich allein waren. Die Feuerprobe schien er überstanden zu haben... Er wirbelte zu Daisuke herum, grinste über das ganze Gesicht; dann verblasste die fröhliche Miene und Robin sah Dai mit einem verlangenden Blick ernst an.
 

Der ernste Blick Robins sorgte dafür, dass Dai eine Augenbraue hochzog. Musternd sah er den etwas Kleineren an und legte dann den Kopf schief. Langsam trat er auf ihn zu und strich ihm mit dem Zeigefinger über die Brust abwärts, über den Bauch und den Hosenbund und schließlich über den Schritt. „Du bist dran, mein Hübscher... Seit der Mittagspause warte ich jetzt schon auf meine Belohnung....“, hauchte er leise und grinste leicht. „Ich will deinen Hintern noch ein wenig schonen.. also lass dir was einfallen...“
 

Ein plötzlicher Schauer wilder Aufregung brachte Robin zum Zittern. Behutsam schob er Daisuke zum Bett und fing an, sich über dessen Brust zu küssen, während er ihn dazu brachte, sich hinzulegen. Gleich darauf lag Robin neben seinem Schatz und musste sich eingestehen, dass es so doch wirklich gleich viel schöner war. Er fühlte sich sogar so wohl, dass er alles um sich herum vergaß und nur noch die weiche Haut für ihn existierte, die er mit seinen Lippen und der Zungenspitze berührte.
 

Ein leises Seufzen kam von Dai, als er sich zurecht gelegt hatte. Langsam schloss er die Augen, streichelte leicht Robins Rücken und fuhr ihm hin und wieder durchs Haar, während er diese unschuldige und doch sehr effektive Art der Reizungen genoss. Immer wieder stockte sein Atem kurz und er ließ ein leises Keuchen hören. Unglaublich. So warm und weich. Es tat unglaublich gut, nun hier mit Robin zu liegen. Langsam öffnete er die Augen und dirigierte Robin zu sich. Mit einem tiefen Blick in die hübschen Augen verschloss er liebevoll die wohltuenden Lippen seines Freundes.
 

Nur zu gern ging Robin auf den Kuss ein, verhinderte diesmal allerdings den üblichen Kampf der Zungen, sondern sorgte dafür, dass die Verbindung langsam und sehr sinnlich war. Zärtlich löste er sich wieder, streichelte mit der Zungenspitze über den überstreckten Hals bis zum Ohr und wisperte dunkel: "Drehst du dich mal um?" Er hatte mit Daisuke doch schon einiges gemacht und war mittlerweile neugierig darauf, was sonst noch so alles ging.
 

Dai riss die Augen auf und sah Robin geschockt an. „Was? Jetzt? Hier? Du willst doch nicht... ich meine...“ Mit diesem einen kleinen Satz konnte er nur eines verbinden und dann auch noch in dieser Tonlage. Und das wo seine Eltern da waren? Und sein Dad sicher genauestens darauf lauschte, ob irgendein verdächtiges Geräusch aus seinem Zimmer drang? Langsam schüttelte Dai den Kopf. Oh nein. DAS würde warten müssen bis sie alleine waren – vollkommen alleine.
 

"Nein, will ich nicht", beruhigte Robin den Älteren. "Das haben wir doch verschoben, bis ich mich wieder richtig bewegen kann, weißt du noch?" Zuversichtlich lächelte er Daisuke an, forderte ihn aber weiter mit seinem Blick auf, sich umzudrehen. "Hab keine Angst, ich will nur etwas ausprobieren..." Tja, Daisuke hatte einfach mehr Erfahrung in solchen Dingen, jetzt musste er eben als Versuchskaninchen herhalten.
 

Erleichtert atmete Dai durch und lächelte dann wieder vertrauensvoll. Die Hose immer noch an, drehte er sich auf den Bauch und keuchte leise, als er seine Erregung gegen die Matratze presste. Das die schon so schmerzhaft hart angeschwollen war, hatte er gar nicht wirklich realisiert. Langsam schloss er wieder die Augen und hob die Arme ein Stück, sodass seine Hände nun neben seinem Kopf lagen.
 

Zärtlich begann Robin an Daisukes Nacken zu knabbern, seine Hände strichen in langsamen Bewegungen über den schönen Rücken; er küsste über die Schulterblätter und zog eine feuchte Spur über die Wirbelsäule nach unten. Kaum spürbar schob er dabei Dais Hose nach unten, schmuste sich über den Ansatz der Pobacken. Seine kleine Idee nahm immer wildere Formen an, die er sofort in die Tat umsetzte. Seine Zunge wanderte über die warme Haut und mogelte sich schließlich zwischen die festen Halbkugeln.
 

Zuerst lag Dai nur leise schnurrend da. Und auch wenn er das Gefühl gehabt hatte, sich gar nicht noch mehr entspannen zu können, wurden seine Muskeln bei jedem Kuss und jeder Berührung lockerer. Doch dann keuchte er leise auf, als er die vorwitzige Zunge an seinem Eingang spürte. Seien Finger verkrallten sich leicht im Laken und reflexartig hob er die Hüfte etwas mehr an. „Ha... Robin...“, hauchte er dunkel und schloss die Augen - die er vor Überraschung aufgerissen hatte - wieder. Das hatte ihm tatsächlich noch niemand gegönnt. Und er hatte es bis jetzt auch noch nie getan, sondern nur in schlechten Pornos gesehen.
 

Von Daisukes Reaktion angestachelt, wurde Robin mutiger. Er zog die festen Halbkugeln ein wenig auseinander, um seine Zunge noch besser an dem empfindlichen Muskel einsetzen zu können. Er selbst schloss dabei ebenfalls die Augen, konzentrierte sich nur auf sein tun und das, was er dabei fühlte. Seine eigene Erregung stieg gleichzeitig mit Daisukes an, es gefiel ihm, wie sich der Ältere unter seinen Reizungen wand.
 

Immer wieder war leises Keuchen und gedämpftes Stöhnen von Dai zu hören. Er bewegte leicht die Hüfte, rieb sich so hin und wieder an dem weichen Stoff unter sich. Sein Atem ging mit jeder Sekunde schneller und er vergrub das Gesicht im Kissen, bäumte sich wieder leicht der neckenden Zunge entgegen. Hin und wieder war Robins Name mehr oder weniger deutlich zu hören. Das war ja nicht mehr auszuhalten! Eine unbekannte Gier machte sich mehr und mehr in ihm breit und das, was er eben noch für so abwegig gehalten hatte, schien jetzt alles zu sein, was er spüren wollte.
 

Behutsam legte Robin seine Hand zwischen Daisukes Beine, strich über den hochsensiblen Damm, massierte den seidigen Hodensack sanft. In dem Moment, in dem er seine Finger um die empfindliche Stelle schloss und leicht zudrückte, bohrte sich seine Zunge durch den weichen, zuckenden Muskel. Robin wurde fast schwindlig bei dem Gedanken daran, wieviel Lust er seinem Liebsten bereiten konnte, wenn man Dais unterdrücktes Stöhnen als Maßstab nahm.
 

Doch nun ging Dai die Luft aus. Er warf den Kopf in den Nacken, stemmte die Hüfte noch ein Stück höher und stöhnte laut auf. Das war mehr als nur geil. Wo um alles in der Welt hatte Robin DAS gelernt? Sich windend und mit schweißbenetzter Haut, keuchte er immer wieder atemlos auf. Seien Eltern waren vergessen, seine Zurückhaltung verloren gegangen. Er wollte das hier einfach nur noch in vollen Zügen genießen und Robin zum Lohn sein Stöhnen und Keuchen schenken. Egal wer es noch alles hören würde...
 

In der Küche erstarrte Ken grade zu Stein, als er das laute Stöhnen hörte. Eben hatte er noch die Teller weggeräumt und nun kribbelte sein ganzer Körper. Er wandte sich um und sah Schuldig noch auf seinem Stuhl sitzen. Etwas verdattert klappte sein Unterkiefer herunter. „Dein Sohn... stöhnt genau wie du, Schatz...“, wisperte er leise, als wenn er Angst hätte auch nur einen Laut aus dem Zimmer Dais verpassen zu können.
 

Schuldig sah Ken an, das Grün seiner Augen verdunkelte sich allmählich. Er war schon dabei, seine Fühler auszustrecken, nahm sich aber wieder zusammen, als er realisierte, was er hier beinahe getan hätte. Ein kleines Lächeln, das sich langsam zu einem dreckigen Grinsen ausweitete, erschien auf seinem Gesicht. "Ken? Was denkst du, machen die beiden? Man hört Dai, aber nicht Robin..." Verspielt sah er in die braunen Augen seines Partners, seine Miene verriet nur zu genau, was er jetzt am liebsten machen würde.
 

Ken hob die Brauen und wurde prompt rot, als er sich Dai und Robin auch noch bildlich vorstellte. Er schüttelte hastig den Kopf und wandte sich der Spülmaschine zu. „Das geht uns gar nichts an, Darlin’. Also denk gar nicht erst dran...“ Er unterbrach sich selbst. Natürlich hatte Schuldig schon daran gedacht die beiden auszuspionieren. Er räumte noch allerlei Kram in den Spüler und gab sein Bestes, Schuldig nicht mehr direkt anzusehen. Das Stöhnen zwei Räume weiter und das Blitzen in den Augen seines Geliebten hätten ihm wohl den Rest gegeben.
 

Unhörbar stand Schuldig von seinem Stuhl auf, stellte sich hinter Ken, nahm ihm einfach von hinten das Geschirr aus den Händen und stellte es unbeachtet auf der Anrichte ab. Dann schnappte er sich seinen Liebsten, warf ihn sich wortwörtlich über die Schulter und trug ihn so ins Schlafzimmer.
 

Robin war inzwischen dazu übergegangen, seine Zunge immer wieder in den sensiblen Muskel zu drängen, sie zurück zu ziehen, den Eingang erneut zu öffnen. Gleichzeitig verwöhnte er Daisukes Vorderseite aufreizend zart, so sanft und vorsichtig, wie der Andere wohl noch nie angefasst worden war.
 

Und da lag Robin nicht falsch. Immer wieder stöhnte Dai auf und wand sich. Doch dann hielt er es nicht mehr aus. „Hng... Schatz... hör auf...“, presste er hervor. „Stopp... nicht...“ Er krallte sich ins Laken und zog sich mühsam höher, sodass er der aufreizenden Zunge entkommen konnte. In einer fließenden Bewegung drehte er sich um und packte sich den Kleineren sanft. Im nur verschloss er ihm die Lippen und schlang die Beine um den schlanken Leib. Hart pulsierte seine Erregung nun zwischen ihnen, doch Dai hatte nicht vor, es schon jetzt zu beenden.
 

Nun war es an Robin, verlangend und nicht gerade leise aufzustöhnen. Er spürte Dais Erregung heiß und hart an seinem Bauch, drängte sich fest gegen das geschwollene Fleisch und rieb sich daran. Auch wenn ihm noch alles weh tat, wollte er doch, dass zumindest Dai eine Nacht erlebte, die er nie wieder vergessen würde.
 

Doch im nächsten Moment war es Robin, der wieder auf dem Rücken lag. Der Kuss wurde gelöst und Dais verklärte Augen blickten auf seinen Schatz hinab. Schnell hatte er den Jüngeren aus seinen Klamotten befreit und warf sie achtlos auf den Boden. „Das hätte ich... keine Sekunde länger.. mehr ausgehalten...“, hauchte er rauchig und versiegelte Robins Lippen von neuem. Dann zuckte er leicht zusammen, als er ein lautes Stöhnen hörte. Und es war eindeutig nicht von Robin gekommen. /Oh. Nein./, dachte er gleich. Dieses Stöhnen war zweifellos und unverkennbar von seinem Vater gekommen. Etwas Schlimmeres hätte den beiden jetzt auch nicht einfallen können.
 

Robin wand sich auf der Stelle wild unter den Zärtlichkeiten seines Liebsten und lächelte schwach, als er dessen Worte hörte. Wenn das mal keine gute Idee gewesen war, die er da gehabt hatte! Im nächsten Moment runzelte er allerdings die Stirn. Was war denn das gewesen? Robin riss die Augen auf, hörte das entfernt wirkende Stöhnen erneut. Seine Erregung war vergessen, stattdessen hatte er mit einem ernsten Lachanfall zu kämpfen. "Hey, Schatz!", prustete er urplötzlich heraus, als er sich nicht mehr beherrschen konnte. "Dein Dad stöhnt genau wie du!"
 

Von Dai kam ein leises Knurren. „Ach ja? Tut er das?“, fragte er, ohne sich selbst groß darauf zu konzentrieren. Stattdessen starrte er auf die Wand hinter der er nun seine fickenden Eltern musste. Er schloss die Augen und im nächsten Moment hallte es laut in dem Kopf seines Vaters wieder: /DAD!/ Ken bekam zur selben Zeit die gleiche Nachricht und kurz hatte Dai das Gefühl, als wenn der Japaner sich vor Schreck an irgendwas verschlucken würde. Doch so genau wollte er es eigentlich gar nicht wissen.
 

"Lass sie doch!", grinste Robin, der zu genau ahnte, was sein Liebster versuchte. "Wir haben hier doch auch unseren Spaß und sind nicht leise." Irgendwie waren es gerade die Geräusche aus dem anderen Schlafzimmer gewesen, die ihn jetzt so richtig aufgelockert hatten. Er hatte das Gefühl, sich jetzt viel ungezwungener geben zu können. Immerhin machten die beiden Männer auch nichts anderes als sie selbst.
 

Dai schaute erst etwas verständnislos drein. Doch als er wieder in die braunen Augen seines Lieblings schaute, der da nackt und erregt unter ihm lag, musste er wieder grinsen. Er blockte seinen Vater demonstrativ und nickte. „Ja... Du hast Recht...“ Und schon widmeten sich seine Lippen wieder voll und ganz denen seines Geliebten, während seine Hände sich abermals auf Wanderschaft begaben und jeden Zentimeter von Robins Haut genauestens unter die Lupen nahmen und reizten.
 

Obwohl Robin die sanften Reizungen genoss und sich erregt auf dem Bett wand, schlich sich die kleine Idee vom Mittag wieder in sein Denken. Er schlug die Augen auf und sah auf den orangen Schopf seines Lovers. Noch bevor Dai reagieren konnte, setzte Robin sich auf und warf ihn in der gleichen Bewegung wieder unter sich. Sofort umschlossen seine Lippen das harte Glied des Älteren, bis der wieder begeistert stöhnte. Dann entließ er das harte Fleisch kurz aus seinem Mund und fragte leise: "Was hältst du von Urlaub, Schatz?" Wieder verhinderte er geschickt, dass Dai in der Lage war, zu antworten. "Nur wir beide...", erklärte er nach wenigen Zungenschlägen an der schimmernden Spitze weiter. "Ganz weit weg."
 

Immer wenn Robin sich löste stöhnte Dai resigniert und wenn er antworten wollte und es dann doch nicht konnte, schien er wieder um Längen erleichterter zu sein. „Ha... ja...“, keuchte er und schob seine Hand in das schwarze Haar. „Ja... aber nicht...aufhören...“, presste er erregt hervor. Die Worte seines Liebsten waren gar nicht in der Lage Gestalt in seinem Kopf anzunehmen. Stattdessen drängte er seine Hüfte dem wohltuenden Mund entgegen. „Ha... Robin...“ Er warf den Kopf nach hinten und krallte sich fester in das schwarze Haar, suchte mit der anderen Hand irgendwo halt, aus Angst er könnte einfach abheben und davon schweben vor Glück und Lust.
 

Ein wenig verzerrt grinste Robin in sich hinein und fing an, seinen Kopf zu bewegen. Zusätzlich setzte er die Zähne an dem harten Schaft und auch der empfindlichen Eichel ein. Er wollte nichts anderes mehr, als seinen Liebsten voller Ekstase schreien hören, wenn er ihn über die Klippe jagte.
 

Und genau das würde nicht mehr lange dauern. Heiß und wild wandte sich Dai unter seinem Lover und stöhnte immer wieder laut auf. Himmel Herr Gott. Was um alles in der Welt...

Wieder ein lauter Schrei und Dais Körper begann zu zittern. Er kniff die Augen zusammen und sein Atem stockte. Hart stieß seine Hüfte nach oben und er drückte Robins Kopf tiefer in seinen Schoß, als er endlich mit einem erlösenden Stöhnen kam und sich tief im Rachen des Jüngeren verströmte. Schwer atmend sank er ins Kissen zurück und löste die zittrigen Finger aus den schwarzen Strähnen. „Wow...“ wisperte er leise, war in diesem Moment nicht in der Lage die Augen zu öffnen.
 

Zufrieden und wirklich stolz auf sich selbst beobachtete Robin seinen Freund und wischte sich dabei über die Lippen. Während Dai mit den Nachwirkungen seines Höhepunktes kämpfte, streichelte Robin beruhigend über den leicht zitternden Körper und murmelte immer wieder leise, wie sehr er den Älteren liebte
 

Es dauerte einen Moment, bis sich Dai wieder gefangen hatte. Langsam öffnete er die Augen und sah seinen Schatz an. Auch nebenan war es still geworden, doch darauf achtete er jetzt nicht. Leicht strich er Robin über die Wange und zog ihn dann zu einem sanften Kuss zu sich. „Das war... unglaublich...“, wisperte er und musste prompt leicht grinsen. „Bereue ich es, wenn ich dich frage, wo du das lernt hast?“ Er zwinkerte leicht und zog Robin in seine Arme.
 

Verlegen druckste Robin herum, wurde ein weiteres Mal tiefdunkelrot und stotterte endlich unsicher: "Ich... ich hab das ... Nirgendwo gelernt. Ich hatte noch nie vor dir mit einem Mann Sex..." Dass er seine Neugier und Fantasie einsetzte, um ein bisschen herum zu experimentieren, konnte sich Dai sicher denken. Bestimmt hatte der es wohl beim ersten Mal auch nicht anders gemacht
 

Dai schmunzelte leicht und nickte dann. „Weiß ich doch...“ Sanft strich er dem Jungen über die nackte Brust und hauchte ihm einen Kuss auf den Hals. „Trotzdem... Wenn ich es nicht wüsste, würde ich dir das nicht glauben...“ Die flinke Zunge und das Wissen, wo er Dai zu berühren hatte, um ihn in den Wahnsinn zu treiben, sprach für jede Menge Erfahrung. Allerdings hatte Dai ja von Anfang an gewusst, dass er sich einen vollkommenen Frischling auf diesem Gebiet ausgesucht hatte. „Ich liebe dich...“, hauchte er und lächelte dabei sanft.
 

Robin erwiderte das Lächeln liebevoll und kam dann wieder auf das vorherige Thema zu sprechen. "Ich glaube, du hast es vorhin nicht wirklich mitbekommen", grinste er schelmisch. "Ich hatte dich gefragt, was du davon hältst, wenn wir beide in Urlaub fahren. Ich will mal völlig allein mit dir sein und tun und lassen können, was wir wollen. Was meinst du?" Forschend schaute er in Dais Gesicht.
 

Etwas verwirrt sah er seinen Liebsten an. Urlaub? Wann war denn bitte die Rede davon gewesen? Er dachte kurz nach und mit jeder Sekunde gefiel ihm dieser Gedanke mehr und mehr. „Okay...“, grinste er und streckte sich leicht. „Und wo geht’s hin? Hast du da auch schon eine Idee?“ Fragend musterte er Robin. Weit weg. Nur sie beide. In Ruhe und ohne Angst zu haben, gestört zu werden. Ein wundervoller Gedanke.
 

Einen Augenblick lang dachte Robin nach, dann hatte er das perfekte Ziel für sie gefunden. Ein verträumter Ausdruck schlich sich in sein Gesicht. "Was denkst du über... Venedig?"
 

Dai hob die Brauen. „Venedig?“, fragte er skeptisch nach, zuckte dann aber leicht mit den Schultern. „Wieso nicht?!“ Er grinste wieder und musste sich eingestehen, dass es ihm vollkommen egal war, wo sie hinfuhren. Hauptsache war nur, dass sie zusammen wegfahren würden. Nur sie beide. Und niemand sonst...
 

Robin geriet gedanklich ins Schwärmen. Was konnte er schöneres für ein verliebtes Paar geben als das alte Europa? Die geheimnisvollen Gassen und Winkel von Venedig? Augenblicklich kam er in eine romantische Stimmung, kuschelte sich dicht an seinen Schatz und überhäufte ihn mit zarten Küssen. "Das wird wunderschön!" wisperte er verliebt.
 

Mit einem Lächeln hauchte er ebenfalls hin und wieder einen Kuss auf die weiche Haut und zog die Decke etwas über sie beide. Denn langsam wurde ihm ein wenig frisch. „Ja... Wird es...“, antwortete er schließlich und strich Robins Haar nach hinten. „Was hältst du davon, wenn ich uns ne Kleinigkeit zu Naschen hole und wir uns einen schönen Film ansehen?“ Er hatte jetzt absolut keine Lust noch groß irgendwas zu machen. Stattdessen wollte er den nahenden Abend gemütlich bin Robin verbringen und ihn dann später noch ein bisschen fordern.
 

Es war weit nach Mitternacht, als Schuldig Ken frustriert und erschöpft ansah. "Das kann doch gar nicht sein!", grummelte er erbost. "Haben die morgen keine Schule? Und wo nehmen die überhaupt die Ausdauer her? Das gibts doch langsam nicht mehr!"
 

Ken musste leise lachen. Er lag neben seinem Liebling im Bett und kuschelte sich noch gemütlich an ihn, während sie den gedämpften Geräuschen aus Dais Zimmer lauschten. „Ich weiß nicht...“, murmelte er und küsste sich sanft über Schuldigs weichen Hals. „Lass sie doch. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr angenehm für sie ist, dass sie sich mal nicht sonst wo treffen müssen für ihre zwischenmenschlichen Aktivitäten...“ Er zwinkerte seinem Schatz zu und grinste dann leicht. „Soll ich dir Ohrenstopsel holen? Oder dafür sorgen, dass du sie ein weiteres Mal übertönst?“
 

Der Telepath verdrehte zuerst die Augen. "Das mag ja sein", stimmte er seinem Liebsten zu. "Sicher sind sie froh über einen ungestörten Platz. Das ist nicht zu überhören. Aber gleich SO OFT?" Er küsste seinen Liebsten zärtlich und seufzte: "Lieb von dir, Schatz. Aber mit einem weiteren Mal würdest du mich umbringen, schätze ich..."
 

Ken lachte leise. „Man merkt, du wirst älter...“, neckte er einmal mehr und stupste Schuldig leicht in die Seite. Doch dann griff er zur Fernbedienung und schaltete den kleinen Fernseher ein, den sie hier hatten. Das übertönte die Kids zwar noch lange nicht ganz, aber ausreichend...

Das Chaos beginnt

13. Kapitel – Das Chaos beginnt
 

Nach der langen Nacht, die sie gehabt hatten, wunderte es Dai gar nicht, dass er den Wecker im hohen Bogen gegen die nächste Wand pfefferte, als der ihn aus dem Schlaf riss. Grummelnd drehte er sich um und... Nanu? Er öffnete die Augen und sah Robin neben sich liegen. Lächelnd betrachtete er den hübschen Jungen und schmiegte sich dann dicht an ihn. Er schloss die Augen wieder und seufzte wohlig gegen die warme Haut.
 

Der Schwarzhaarige war so erledigt von den nächtlichen Aktivitäten, dass er den Wecker total überhörte. Er spürte im Schlaf nur, dass sich eine traumhaft duftende Wärmequelle an ihn kuschelte, und lächelte selig. Er brummte wohlig und legte die Arme um sein übergroßes Kuscheltier. Das letzte, das er jetzt wollte, war aufwachen.
 

Erst um neun kam wieder Leben in ihn. Ken stand in der Tür und runzelte die Stirn. „Dai? Dai! Ihr habt verschlafen! Ihr müsst aufstehen und in die Schule!“ Der Telepath grummelte nur und zog die Decke höher. Er vergrub das Gesicht an Robins Hals und murmelte nur irgendwas, was stark nach ‚Keine Schule’ und ‚Lass mich’ klang. Er würde jetzt sicher nicht aus dem kuscheligen Bett krabbeln und sich in die grausame Welt da draußen begeben, wenn er stattdessen hier sein konnte – mit Robin.
 

Durch die ungewohnte Stimme und die unterschwellige Hektik wachte Robin auf und blinzelte verschlafen und verständnislos. Er wollte sich müde aufrichten, und heraus zu bekommen, was hier gerade los war, da zuckte er auch schon stöhnend zusammen und ließ sich wieder nach hinten fallen. Auf einmal fiel ihm alles wieder ein: er war bei Dai und sie hatten die halbe Nacht... Oh Gott, was hatte er sich nur dabei gedacht, seinem Körper schon wieder so viel zu zumuten? Gleich darauf grinste er in sich hinein. Es war eben eine Tatsache, dass er von Daisuke einfach nicht genug bekommen konnte. In jeder Hinsicht.
 

Widerwillig öffnete Dai die Augen und betrachtete sich seinen Liebling. Leicht musste er grinsen, als er sah, was mit ihm los war. Langsam sah er zu Ken, der auch zu verstehen schien und nicht viel besser aussah. „Ehm.. Ich glaube, wir bleiben heute zu Hause...“, meinte Dai und schmunzelte verlegen. Ken hob die Brauen und sah sie abwechselnd an. „Dass mir das nicht zur Gewohnheit wird!“, mahnte er dann auch schon und verließ das Zimmer wieder.

Dai schmunzelte und drehte sich wieder zu Robin. Sanft strich er ihm über den Bauch und die Beine. „Schlaf weiter...“, wisperte er leise und schloss ebenfalls schon wieder die Augen, auch wenn er seine Finger nicht mehr still halten konnte.
 

Verschwommen bekam Robin Kens Worte mit und nuschelte komplett unterbewusst: "Nein, bestimmt nicht. Aber ich bin nur noch am Ende. Das waren Stellungen, die gibt's gar nicht..." Dann tauchte er wieder in den Schlaf ab, nur um wenige Sekunden später von Dais vorwitzigen Händen schon wieder geweckt zu werden. Im ersten Reflex wollte er sich umdrehen, um einfach nur seine Ruhe zu haben - aber dafür war es eindeutig schon wieder zu spät. Warum waren nur bestimmte Körperteile von ihm nur immer schon vor ihm wach und einsatzbereit?
 

Ohne die Augen zu öffnen glitt Dais Hand zu Robins Körpermitte, als wenn es das normalste der Welt wäre. Leicht küsste er Robins Wange, während er sachte aber zielstrebig begann, das erwachte Glied zu massieren. Immer schneller und fester strich er es auf und ab und küsste dabei zwischendurch die weiche Haut. Langsam öffnete er die Augen und beobachtete Robins Gesicht, ohne sein Tun einzustellen.
 

Viel zu bewegungsunfähig, um sich zu wehren, genoss Robin, was sein Schatz schon wieder mit ihm machte. Er hörte auch ein weiteres Mal die lüsternen Laute aus seinem Mund und fühlte, wie die Anspannung in ihm erneut immens anwuchs.
 

Nach einer Weile zog Dai seine Hand langsam zurück und grinste. Er brachte sich zwischen Robins Beine und versiegelte seine Lippen zu einem zärtlichen Kuss. Nun war es vorbei. Nun würde er nicht mehr einfach die Augen schließen und weiterschlafen können. Langsam schob er die Hand unter Robin und drängte vorsichtig einen Finger durch den leicht wunden Eingang. "Ich hoffe, du hältst eine morgendliche Runde aus?", flüsterte er leise gegen die keuchenden Lippen. "Ich werde auch ganz sanft sein...versprochen..." Er grinste leicht und drückte gegen die empfindliche Prostata.
 

Wieso war Robin das nur klar gewesen? Und - vielleicht die bessere Frage - warum konnte er nichts tun außer den Kopf zu schütteln und sich gierig gegen den Finger zu bewegen. Laut dröhnte sein unbeherrschtes Stöhnen durch den Raum. Robin wusste nicht, wie oft er in den vergangenen Stunden Dai in sich gehabt hatte. Was er aber wusste, war, dass er jedes einzelne Mal genossen hatte, auch wenn er sich fühlte, als würde sich sein strapazierter Muskel nie wieder richtig schließen
 

Auch der zweite Finger kam und Dai verschloss wieder die schönen Lippen. „Nicht so laut, Schatz“, wisperte er und grinste. „Sonst schicken die uns doch noch zur Schule…“ Wieder küsste er Robin, hielt die Vorbereitung dann für genug. Langsam löste er sich und drehte Robin sanft um. Zärtlich schmierte er das kühle Gleitgel auf sein Glied und massierte es sanft bei Robin ein. Er führte sich zu Robins Eingang und drang dann langsam und vorsichtig in ihn ein. Ein leises Keuchen war von ihm zu hören.
 

Auch wenn er es in der Nacht schon einige Male erlebt hatte, war es doch wieder eine Sensation, Dai in sich zu haben. Robin legte den Kopf in den Nacken und bäumte sich seinem Lover entgegen, bemüht, leise zu sein, was ihm bei der überbordenden Gefühlen unendlich schwer fiel. "Jaaa!" keuchte er bei jedem der tiefen, langsamen Stöße. "Ja, Schatz, mehr!"
 

Dais schwerer Atem war nun das einzige, was er an Lustgeräuschen von sich gab. Immer wieder stieß er langsam und sanft in den heißen Tunnel. "Ha... den Rest des Tages.... werde ich dich... nicht mehr ficken... erst... morgen wieder...", keuchte er leise in Robins Ohr. "Man merkt... dass du.. zuviel bekommen hast..." Er grinste und biss leicht in die empfindliche Schulter. "Ich ...liebe dich...Robin..."
 

Robin grinste böse, als er dieses "Versprechen" hörte. Ach ja? Merkte man das? Auch wenn er wusste, dass er sich selber damit weh tun würde, spannte er den Muskel an und kerkerte Dai damit eng ein. "Bin ich dir vielleicht nicht mehr eng genug?" fragte er ironisch. Ihm war klar, dass er seinen Lover damit bis zur Unerträglichkeit reizte. "Oder kannst du schon nicht mehr?"
 

Zischend zog Dai die Luft zwischen den Zähnen durch und kniff die Augen zusammen. "Hah... nein aber... das ist sicher.. nicht gut für dich...", hauchte er leise und trieb sich einmal fester und tiefer in Robin. "Haah... Robin...", keuchte er und warf den Kopf nach hinten. Sinnlich bewegte er sich in dem Jungen und umfasste schließlich Robins Glied, rieb es im selben intensiven und langsamen Takt weiter wie schon zuvor.
 

Diese Behandlung verschlug Robin einmal mehr die Sprache. Aus seinem Mund drang nur noch leises Stöhnen und andauerndes Keuchen. Sein Körper zitterte schlimmer als je zuvor, seine Muskeln verkrampften sich schmerzhaft, als er seinen Höhepunkt heranrollen spürte. Daisukes Größe in ihm machte ihn einfach wahnsinnig und Robin gebärdete sich dementsprechend unter seinem Lover.
 

Auch Dai spürte es. Die zuckenden Muskeln seines Lovers trieben ihn förmlich in den Wahnsinn. Nun konnte auch er sich nicht mehr halten und sein Stöhnen grollte durchs Haus. "Ha... Robin...", keuchte er und stieß fest und tief in den engen Tunnel. Mit rauer Stimme, flüsterte er: "Komm... Zusammen, Schatz.... jetzt...." Er kniff die Augen zusammen und drückte sich fest gegen seinen Liebling.
 

Robin glaubte, es würde ihn von der Matratze heben. Er dachte nicht mehr daran, leise zu sein, und es störte ihn auch nicht, dass Ken und wahrscheinlich auch Schuldig schon wieder unfreiwillige Zeugen seines gewaltigen Höhepunktes wurden. Aber diese überwältigende Lust musste er kanalisieren - in einem ohrenbetäubenden Schrei. Fast schon verzweifelt klammerte er sich an Daisuke und er merkte dabei nicht, dass er tiefe Kratzspuren in der weichen Haut hinterließ.
 

Schwer atmend sackte Dai auf seinem Lover zusammen, blieb dabei aber weiter in ihm. Er wusste, das Robin es nicht mochte, wenn er sich gleich aus ihm zurückzog. Sanfte Küsse landeten auf der weichen Haut zwischen Robins Schulterblättern. Die tiefen Kratzer an seiner Hüfte brannten leicht, doch er beachtete es nicht weiter. Langsam zog er sich zurück, als er sich beruhigt hatte, und rollte sich neben Robin. Nun zog er den Jungen über sich und küsste ihn liebevoll, streichelte ihm dabei sanft über den geschundenen Hintern
 

Komplett erledigt lag Robin bewegungsunfähig auf dem Bett und ächzte atemlos in das Kissen. Es gab wohl keine Stelle an seinem Körper, die nicht vor Schweiß und Samen klebte, und er fühlte sich, als würde er wie eine lebende Pheromonbombe riechen. Er war nicht mehr in der Lage, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Er wusste nicht, wann er zum letzten Mal so fertig gewesen war. Glücklich strahlte er seinen Lover an, seine Augen blitzten dabei durch den schmalen Schlitz, den seine Lider bildeten, wild auf.
 

Sanft streichelte Dai seinen Schatz und schloss wieder die Augen. "Schlaf noch ein wenig, Liebling...", wisperte er leise und beschloss auch noch ein wenig zu schlafen. Er war nicht viel weniger erledigt als sein Freund. Auch wenn ihm sicher nicht alles so wehtat. Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen glitt Dai langsam wieder in den Schlaf, genoss weiter die Wirkung, die Robin auf ihn hatte. Nur seine Anwesenheit hätte ihm schon mehr als gut getan. Aber dieses Erwachen! Er atmete tief durch und grinste noch ein wenig mehr.
 

Erst am Mittag öffnete Robin seine Augen wieder, aber auch nur, weil er unwahrscheinlichen Durst hatte. Vorsichtig krabbelte er über Daisuke, gab dem Älteren einen sanften Kuss in den Nacken, zog sich die Hose an, die Dai ihm am Abend zuvor gegeben hatte und schlich sich aus dem Zimmer. Leise tappte er über den Flur in die Küche und danach ins Wohnzimmer, wo er endlich Ken antraf. "Sorry", sprach er den Braunhaarigen schüchtern an. "Könnte ich bitte etwas zu Trinken bekommen?"
 

Ken hob die Brauen und lächelte dann. "Aber natürlich..." Er erhob sich und ging in die Küche. Schnell hatte er eine Flasche Wasser zur Hand genommen und schenkte Robin ein Glas ein. "Hier..." Er lehnte sich an die Anrichte und stellte die Flasche auf den Tisch neben Robin, musterte ihn mit einem sanften Lächeln. Robin sah genauso aus wie er sich grade fühlte. Vollkommen erschöpft, aber glücklich.
 

Gierig stürzte sich Robin das Wasser in die Kehle, schenkte sich nach einem raschen, fragenden Blick auf Ken noch einmal nach und trank auch dieses Glas auf einen Zug aus. Unsicher lächelte er Ken an und murmelte ein leises "Danke!". Er fühlte sich unter dem direkten Blick der braunen Augen reichlich unbehaglich, vor allem, wenn er daran dachte, dass der Andere wohl die letzte Nacht ebenso wenig Schlaf bekommen hatte wie er selbst - und dass das seine Schuld war. Immerhin waren sie wirklich alles andere als leise gewesen. Und unersättlich. Robin seufzte und überlegte, ob eine Entschuldigung angebracht war. Von ihm unbemerkt färbten sich seine Wangen schon wieder in einem sanften Rot.
 

Ken musste leise schmunzeln, als er sah, wie beschämt Robin dreinblickte. Er schüttelte nur leicht den Kopf und schenkte sich einen Kaffee ein, nippte daran und lehnte sich wieder an die Anrichte. Er wusste auch nicht so recht was er sagen sollte, also schwieg er noch einen Moment. Bis...

"Schu und ich fahren nachher aufs Stadtfest... Da ist abends noch ein Feuerwerk. Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne mitkommen. Oder ihr genießt die sturmfreie Bude..." Augenblicklich hätte er sich auf die Zunge beißen mögen. Denn der letzte Satz würde sicher nicht dazu beitragen, dass sich Robin mal etwas lockerer gab.
 

Die Röte auf Robins Wangen vertiefte sich schlagartig noch mehr. Himmel, war das peinlich! Der Junge starrte auf seine Füße und schien förmlich in sich zusammen zu sinken. Er wusste, dass er irgendetwas sagen sollte, er hatte nur keine Ahnung, was das richtige war. "Äh, Ja... Das soll am besten Dai entscheiden", brachte er schließlich leise heraus. Für was schämte er sich hier eigentlich? Die beiden Erwachsenen waren schließlich auch nicht gerade leise gewesen. Und wie es sich angehört hatte, hatten sie ebenfalls eine ganze Menge Spaß gehabt.
 

Ken musste leise lachen. "Übergib ihm bloß nicht vollständig die Zügel, Robin...", sagte er und musterte Robin wieder während er seinen Kaffee trank. "Sonst bekommst du sie nicht wieder." Ken wurde gerade etwas klar. Sie hatten doch ordentlich was gemeinsam. Es war nie leicht mit einem Telepathen an der Seite. "Na los... kuschel dich wieder ins Bett, bevor Schu dich sieht. Sonst schickt er euch doch noch in die Schule.." Er zwinkerte und lächelte sanft.
 

Robin hob den Kopf wieder und bekam ein schwaches Lächeln zustande. Ken wusste wahrscheinlich, von was er sprach, schoss ihm durch den Kopf. "Ich werd's versuchen", nickte der Schwarzhaarige, lächelte dann ein wenig bezaubernder und sicherer. "Danke. Für alles." Damit machte er sich tatsächlich wieder auf den Weg in das Zimmer seines Freundes.
 

Lächelnd sah Ken dem Schwarzhaarigen nach und nickte. Ja. Er hatte nicht falsch daran getan, als er Robin gleich akzeptiert hatte. Er seufzte wohlig und schlenderte wieder ins Bad. Sein Badewasser war fertig und genießend ließ er sich in die Wanne gleiten. Sanft strich er sich über die Brust und schloss die Augen. Ja. Robin war in Ordnung und er freute sich schon darauf, den Jungen näher kennenzulernen.
 

Still war Robin in Dais Zimmer getreten, stand nun vor dem Bett seines Liebsten und betrachtete den Schlafenden eingehend. Auf der Stelle spürte er, wie wieder eine berauschende Welle des Glücks in ihm hoch wogte. Die feuerfarbene Mähne fiel wie ein Wasserfall über das Kissen und umrahmte das hübsche, entspannte Gesicht, eine Hand mit schlanken Fingern lag locker neben dem Kopf. Wäre er nicht nicht schon haltlos in den Jungen verliebt gewesen, so wäre es spätestens jetzt um ihn geschehen gewesen. Einen Moment erlaubte er es sich, seine Gedanken abschweifen zu lassen. Hatte sein Vater für Schuldig damals das gleiche empfunden? Immerhin konnte sich Robin vorstellen, dass der ältere Telepath damals genauso hübsch und niedlich ausgesehen hatte wie sein Sohn heute. Robin versuchte, sich vorzustellen, was er täte, wenn er erfahren würde, dass Dai ihn betrog. Oh ja, in diesem Moment konnte er sich sehr gut in seinen Dad hineinversetzen. Daisuke war etwas ganz besonderes und ebenso musste es dessen Vater gewesen sein. In diesem Augenblick hoffte Robin wirklich, dass sie beide es besser machen würden als ihre Eltern. Mit einem wehmütigen Lächeln strich er vorsichtig eine vorwitzige Strähne aus Dais Stirn. "Ich liebe dich so sehr", murmelte er. "Lass mich nie mehr alleine." Er schloss die Augen und konzentrierte sich kurz auf die Vergangenheit. Als er die Lider wieder hob, schimmerten Tränen in den braunen Iriden. Sein Vater hatte in einer ähnlichen Situation fast das gleiche gesagt - es hatte nichts genützt. Auf einmal hatte Robin furchtbare Angst.
 

Plötzlich griffen Finger sanft nach denen von Robin. Die grünen Augen blinzelten etwas und liebevolle Lippen verwöhnten die weichen Finger. Warm und verschlafen sah er zu Robin auf. "Hey...", wisperte er leise. "Du bist wa-" Er unterbrach sich und sah die feuchten Augen. Sanft zog er Robin zu sich ins Bett und schlang die Arme um ihn. Robin lag nun halb neben, halb auf ihm, und Dai strich dem Jungen eine Strähne aus dem Gesicht. "Was ist denn los..? Ist was passiert?", fragte er leise. Sein erster Gedanke war sein Vater, allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass der seinem Freund die Tränen in die Augen trieb.
 

Minimal schüttelte Robin den Kopf. "Ist schon okay", nuschelte er gegen die warme, duftende Haut. "Es ist nichts." Wie sollte er auch diese Ängste erklären? Schuldig hatte damals seinen Vater nicht verstanden, und Robin war sich sicher, dass auch Dai nun ihn nicht verstehen würde. Er hob den Kopf ein wenig an und sah seinem Freund in die Augen. "Guten Morgen übrigens, du Langschläfer!", grinste er gezwungen munter.
 

Doch Dai war gar nicht zum Lachen oder gar Grinsen zu Mute. Augenblicklich streckte er die Fühler aus und wusste sehr bald was los war. Er seufzte resigniert. "Schatz... Wir sind nicht unsere Eltern... Und ich weiß doch, dass ich dich liebe..." Er lächelte aufmunternd. "Und mein Dad... er hat Brad nie geliebt. Und ich bezweifle auch, dass er es behauptet hat..." Er lächelte wieder leicht und küsste Robin zärtlich. "Ich mag meinem Vater ähnlich sein... aber ich bin nicht er... okay?!"
 

So wirklich beruhigt war Robin noch nicht, aber Dais Worte gaben ihm schon Hoffnung und Zuversicht. "Okay. Du hast recht", sagte er nach einer Weile, in der er sich das durch den Kopf gehen lassen hatte und hauchte seinem Schatz einen leichten Kuss auf die Wange. Es gab in seinen Augen nur eine Chance, herauszufinden, ob sie sich wirklich so sehr von ihren Vätern unterschieden: sie mussten es ausprobieren. Robin kuschelte sich wieder an Daisuke und vergrub seinen Kopf an dessen Hals.
 

Als wenn er zu einem Empathen mutiert wäre, spürte er die Unsicherheit und die Angst seines Geliebten. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich schrecklich mies. Lag dieses Zweifeln an dem, was sie nun schon gemeinsam durchgemacht hatten? Oder war es nur, weil er nun von der Vergangenheit ihrer Väter wusste? Dai sah an die Decke, streichelte Robin dabei sanft über den Rücken und durchs Haar. Sie würden es schaffen, das wusste er. Er konnte keine Zweifel zulassen...
 

Entschlossen verdrängte Robin alle trüben Gedanken und konnte seinem Schatz nun ein ehrliches Lächeln zeigen. "Dai? Ken hat vorhin gefragt, ob wir heute Abend mit ihnen auf das Stadtfest gehen wollen. Was meinst du?" Die andere Option, die Ken angesprochen hatte, ließ er ungesagt. Er musste Dai ja nicht mit der Nase darauf stoßen, was sie statt dessen noch machen konnten. Eine Pause tat ihnen bestimmt nicht schlecht. Vorausgesetzt natürlich, er konnte seinen Dad ein weiteres Mal vor die vollendete Tatsache stellen, dass er über Nacht nicht zu hause sein würde...
 

Dai lächelte und nickte. "Wir haben morgen frei... Also lass uns mitgehen..." Er lächelte und küsste Robin auf die Stirn. "Wir bestimmt schön..." Er lächelte und streckte sich, leckte dann leicht über Robins Wange und grinste. Ja sie hatten frei. Und das ganz ohne sein zutun... Verschiebbare Ferientage waren schon was tolles. Obwohl sie den eigentlich nur hatten, um für die Matheklausur nächste Woche zu lernen. "Bleibst du bis morgen? Oder ist es besser, wenn du dich mal wieder zu Hause blicken lässt?" Fragend sah er Robin an. Die kleinen Gedankengänge, die durch den Kopf des Schwarzhaarigen wirrten, verleiteten Dai zu dieser Frage.
 

Ein tiefes Aufseufzen was Robins erste Reaktion auf Dais Frage. Er wusste, was er eigentlich tun sollte. Er wusste aber auch, was er viel lieber tun würde. Ein leichtes Schulterzucken, ein breites Grinsen, dann erklärte er bestimmt: "Ich bleib hier. Vorausgesetzt, ich bekomm von dir was vernünftiges zum Anziehen. Die Standpauke meines Vaters hat Zeit bis morgen. "
 

Lachend nickte Dai und streckte sich erst mal ausgiebig. "Natürlich... Aber erst wenn wir losziehen..." Er zwinkerte seinem Schatz zu und küsste ihn dann noch mal. „Zuerst gönnen wir uns noch eine Dusche... Nach der Nacht..." Sein Grinsen wurde noch eine Spur breiter. "Und dann..." Er drehte sich mit Robin und brachte sich über ihn. "Dann setzen wir uns an den Rechner... und werden mal ein bisschen bezüglich unseres Urlaubs nachforschen...", hauchte er mit liebevollem Unterton. "Okay...?"
 

Glücklich sah Robin in die schönen Augen über sich auf und nickte. Ja, das hörte sich nach einer vernünftigen Tagesplanung an. Ganz automatisch schlossen sich seine Arme um die Taille seines Geliebten und wickelte seine Beine um die des Älteren. Leicht hob er den Kopf an und stahl sich einen zarten Kuss. "Gehst du zuerst duschen?", erkundigte er sich anschließend zwinkernd. Es war für sie beide einfach vernünftiger, getrennt ins Bad zu gehen, schätzte er schwer. Sonst würden sie wieder alles tun, nur nicht sich waschen...
 

Dai zog einen Schmollmund. "Wieso? Geh ich dir auf die Nerven?" Versöhnend küsste er sich über das hübsche Gesicht und sah in die braunen Augen. "Okay... und wenn ich dir sage, dass du mir die Zeit im Bad unglaublich fehlen wirst? Kommst du dann mit?" Er lächelte amüsiert und zwinkerte wieder. Er kam sich wirklich genauso vor, wie seine Eltern sich manchmal gaben - doch es fühlte sich so gut an.
 

Das änderte die Sachlage natürlich ungemein! Robin lachte laut auf und nickte. "Okay, ich komm mit. Ich kann ja nicht riskieren, dass du dich vor lauter Sehnsucht nach mir in der Dusche ersäufst!", ging er schmunzelnd auf die Turtelei ein. "Obwohl..." meinte er gespielt nachdenklich. "...dann könnte ich schauen, ob ich die Mund-zu-Mund-Beatmung noch hinbekomme." Frech zwinkerte er Dai ins Gesicht.
 

Dai musste leise lachen und küsste Robin zärtlich. "Na dann lass uns ein bisschen üben, mein Hübscher", hauchte er und richtete sich schließlich auf. Robin zog er gleich mit, weil der sich immer noch so an ihn klammerte. Lächelnd löste er sich schließlich und zog sich ebenfalls eine Hose über. Immerhin wollte er seine Eltern nicht vor Neid erblassen lassen, wenn er nackt aus dem Zimmer trat.
 

Mit einem zufriedenen Brummen schwang sich auch der Schwarzhaarige aus dem Bett. Er trug noch immer die Hose, die er von Daisuke am Vorabend bekommen hatte. Hand in Hand mit Dai verließ er dessen Zimmer, wenn er sich auch ein klein wenig seltsam vor kam, sogar in der Wohnung mit seinem Schatz Händchen zu halten. Auf der anderen Seite konnte er sich gerade nichts Schöneres vorstellen. Am liebsten hätte er der ganzen Welt gezeigt, dass sie zusammen gehörten und wie glücklich er darüber war.
 

Tatsächlich schaffte Dai es, sich während des Duschens zusammenzureißen. Mehr als ein bisschen Gekuschel und Gestreichel gab es dieses Mal nicht. Und sie standen auch nicht so lange unter der Dusche wie das letzte Mal. Schmunzelnd trocknete sich Dai ab und frottierte seine Haare. "Und wie hast du dir das mit Venedig so vorgestellt? Ich meine... wie willst du deinen Vater dazu bringen mitzuspielen?"
 

"Kommt drauf an", meinte Robin vage. "So wirklich hab ich noch keinen Plan. Aber ich denke, ich versuch es auf die alte Schul-Tour. Sobald Dad was von Bildung hört, ist er mit allem einverstanden." Robin zog das Badetuch fester um seine Hüften und marschierte so in Daisukes Zimmer, ohne daran zu denken, dass er vielleicht dabei Ken oder Schuldig über den Weg laufen könnte.
 

Mit einem Schmunzeln folgte Dai seinem Freund schließlich und zupfte sich noch ein bisschen die Strähnen zurecht. "Okay... dann kümmern wir uns erst um meine Eltern... die sind zwar zu zweit, aber sicher besser zu knacken als Brad..." Er schloss die Zimmertür hinter sich und ließ das Handtuch wieder fallen, um sich anzuziehen. "Hach.. ich freu mich schon drauf. Mindestens eine Woche lang.. zusammen mit dir in Venedig..." Er seufzte zufrieden und suchte für sich und Robin was zum Anziehen.
 

Rasch begutachtete Robin die Klamotten, die Daisuke ihm in die Hand drückte und nickte zufrieden. Sie waren ja fast gleich groß und auch von ähnlicher Statur, also sollten Dais Kleider ohne weiteres passen. Für einen Moment grinste Robin in sich hinein. Ob Dai bewusst war, dass er, Robin, bald größer sein würde als der Orangehaarige? Wahrscheinlich nicht. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder anderen Dingen zu. "Unter einer Woche auf gar keinen Fall!", bestätigte er entschlossen. "Sonst brauchen wir ja erst gar nicht anfangen." Wie selbstverständlich ging er zu Dais Rechner und fuhr das Gerät hoch. "Dann schauen wir mal, was im Veneto so geboten ist, wenn wir Ferien haben", lachte er seinen Schatz an.
 

Dai grinste und nickte. "Jahaa..." Er brauchte noch eine Weile, bis er sich zurecht gemacht hatte. Dann zog er Robin auf die Beine, ließ sich statt seiner auf den Stuhl sinken und zog seinen Liebling zu sich auf den Schoß. "Und? Schon was gefunden?", fragte er und besah sich die Seite. Bis jetzt sah es noch nicht sehr vielversprechend aus, was er da erkennen konnte. Allerdings hatte er soviel Ahnung von Internet-Recherche wie ein Vollkornbrötchen
 

Robin tippte noch ein wenig weiter und meinte schließlich zufrieden: "Bingo! Schau dir DAS an!" Zwei Seiten, die er nebeneinander geöffnet hatte, zeigten einmal ein schönes, luxuriöses Hotel, das in einem der alten Patrizierpaläste untergebracht war, und zum zweiten die Vorankündigung für eine Ausstellung über die Bedeutung Venedigs in Europa im Mittelalter. Perfekt, einfach nur perfekt, fand Robin.
 

Interessiert musterte Dai die Seiten, die ihm Robin zeigte und nickte. "Mh... sieht gut aus..." Der Preis allerdings schreckte ihn etwas ab und er hob die Brauen. "Aber.. ehm.. würdest du nicht einen Campingurlaub auch mal amüsant finden?", fragte er dann. Das wäre wesentlich preiswerter, wenn auch nicht das, was er sich für ihre kleinen Junior-Flitterwochen gewünscht hatte. Aber DAS war ja nicht zu bezahlen. Nicht mal für ein verlängertes Wochenende, geschweige denn für eine ganze Woche
 

Verständnislos sah Robin Daisuke an. "Nein. Wie kommst du auf sowas?", wollte er verblüfft wissen. Na, das wäre ja noch schöner! Campingurlaub! Das kam ja gleich gar nicht in Frage! Das Hotel sah gut aus und auch der Preis lag für die fünf Sterne Klasse durchaus im Rahmen.
 

"Naja..." Dai sah etwas beschämt wieder auf die Website und lehnte sich dann zurück, eine Hand an Robins Hüfte, die andere in seinem eigenen Haar. "Ich glaube kaum, dass mein Vater _das_ bezahlen würde. Das ist viel zu teuer. Und dass deiner so angetan davon ist, dass du für soviel Geld mit mir nach Venedig fliegst, bezweifle ich auch - Schulbildung hin oder her."

Er seufzte und beugte sich wieder vor. "Lass uns etwas... Günstigeres suchen, ja?"
 

Entschieden aber grinsend hämmerte Robin wieder auf die Tastatur ein. Er machte seine Arbeit so schnell, dass Dai wohl gar nicht mitbekam, was genau er tat. Dann schloss er mit zwei Mausklicks die Seiten wieder und strahlte seinen Schatz an.
 

Fragend hob Dai die Brauen und sah seinen Schatz ab. "Okay.. Und was war das jetzt?" Sein Blick wurde skeptisch. Auf einmal fühlte er sich verdammt unterlegen und Robins stolzes Grinsen machte das nicht besser. "Was ist? Hast du was Günstigeres gefunden?" Er schielte an seinem Schatz vorbei, sah aber keine Fenster mehr, sondern erblickte nur die Benutzeroberfläche. Fragend und herausfordernd wandte er sich wieder seinem Freund zu
 

"Halt deine übergroße Klappe, Hidaka, und red nicht von Dingen, die du nicht verstehst, sondern lass Leute ran, die sich damit auskennen. Ich habe nicht nach was Billigerem gesucht. Das Hotel hat mir gefallen und ich habe ein schönes, großes Zimmer für uns gebucht. Ende der Durchsage." Robin knuffte seinen Schatz in die Seite. "Jetzt guck nicht so, du verdirbst mir die Laune!"
 

Zuerst verdattert und dann ungehalten sah er seinen Freund an. „Na das ist ja schön... Dann wünsche ich dir viel Spaß in Venedig. Du kannst dir nen Privatflieger mit Piloten vielleicht leisten. Ich nicht. Und mein Vater sicher auch nicht.“, knurrte er vor sich hin und schielte abermals zu dem Bildschirm. Sicher. So ein Traumurlaub war genau das, was er sich für sie beide wünschte, aber wovon sollten sie das bezahlen? Und alleine von Robins Geld kam für ihn eigentlich nicht in Frage...
 

"Ich sagte gerade, du sollst deinen Mund halten. Ich will nach Venedig und ich will in genau DIESES Hotel. Wenn du unbedingt meinst, zahlst du eben deinen Flug. Den Rest aber überlässt du mir, verstanden?" Als wenn ihm nicht von Anfang an klar gewesen wäre, dass das wohl außerhalb dessen lag, was Dais Eltern für einen Urlaub ausgeben würden - auch wenn er den Verdacht hatte, dass sie sich das locker leisten könnten. Aber anscheinend war Daisuke nicht so verwöhnt aufgewachsen wie er. Jedenfalls was das Finanzielle anging. Geld war das letzte, worüber sich Robin Sorgen machte.
 

Dai knurrte wieder. „Wie du meinst...“, murmelte er dann nur, griff zu der Wasserflasche und trank ein paar kräftige Züge. Dass er davon nicht sonderlich angetan war, konnte man ihm deutlich ansehen. Aber schon jetzt baute sich in seinem Kopf der Entschluss auf, dass er das auf jeden Fall wieder gut machen würde. Sollte Robin den Urlaub bezahlen, er zahlte seinen Flug und alles mögliche, was sie da zahlen mussten – sofern er eben konnte.
 

"Himmel, jetzt schmoll nicht!" beschwerte sich Robin, als er die unwillige Miene seines Lovers sah. Er schlang die Arme um den Nacken des Älteren und raunte ihm dunkel ins Ohr: "Ich will doch nur, dass wir einen Urlaub haben, an den wir uns unser Leben lang erinnern werden. Wenn du willst sieh es als Geburtstagsgeschenk an." 'Oder als eine Art Hochzeitsreise' schoss ihm durch den Kopf, sagte es aber nicht.
 

Dai seufzte nur und nickte. Er schmollte tatsächlich ein wenig. Woran genau das nun lag, wusste er allerdings nicht. Beneidete er Robin um seine finanziellen Mittel? Oder störte es ihn tatsächlich einfach nur, dass sein Liebling all das bezahlen sollte und er sich wie die hingebungsvolle Hausfrau fügen musste? Der Mann mit Geld zahlt. Die Frau ohne Geld hat den Mund zu halten. Er seufzte wieder und schüttelte über sich selbst den Kopf. „Ist ja gut. Ich zahle meinen Flug aber selber. Und sämtliche Kosten, die in Venedig auf uns zu kommen...“ Zumindest bis sein Konto leer war würde er das tun. Wenigstens das war er Robin schuldig, fand er.
 

Robin schmunzelte verstohlen und verschluckte den bösen Vorschlag, der ihm auf der Zunge lag. Aber er wusste genau, damit hätte er Daisuke nur verletzt und Streit provoziert. So gern der Schwarzhaarige das auch tat - bei seinem Schatz musste es nicht sein. Also nickte er einverstanden, wobei er aber in Gedanken schon überlegte, wieviel Kerosin wohl der Learjet seines Vaters bis Italien brauchte...
 

Dai wusste genau, dass irgendwas schon wieder in dem Kopf seines Lieblings rumgeisterte. Doch weder fragte er, noch wollte er nachsehen. Er wusste nicht, ob er es überhaupt wissen wollte. Stattdessen überlegte er, wie groß die Chancen wohl waren, dass seine Eltern ihn fliegen lassen würden. Würden sie zögern? Brauchte er seine Überredungskunst? Oder würden sie nur eifersüchtig zustimmen? Immerhin hatten sie damals ihre Flitterwochen sausen lassen müssen. Dai war einfach noch zu jung gewesen und hatte es erfolgreich verhindert, dass die beiden in ihr Flugzeug gestiegen waren.
 

Robin ahnte, über was sein Liebling soeben nachgrübelte. "Wir fragen sie jetzt einfach" schlug er ins Blaue hinein vor. "Vielleicht sind sie ja auch ganz froh, dich mal für ne Woche los zu sein. Dann können sie auch Urlaub machen. Hätten sie ja dringend nötig, so wie sich das gestern angehört hat..." Das unverschämte Grinsen wurde von dem deutlichen Rotschimmer auf seinen Wangen zunichte gemacht.
 

„Ich wünschte, du wärst auch so offen, wenn wir uns nicht in meinem Zimmer verstecken...“, seufzte Dai und richtete sich mit seinem Schatz auf. Er stellte die Wasserflasche weg und ruckte mit dem Kopf. „Na dann komm. Dad müsste nun auch wieder da sein...“, sagte Dai und streckte sich noch mal. Er trat aus dem Zimmer und tatsächlich fand er Ken und Schuldig auf dem Balkon sitzen und die Sonne genießen
 

Für einen kurzen Augenblick verzog Robin das Gesicht. "Du willst doch, dass sie mich mögen. Also lass mich einfach, ja?" Er wusste selbst nur zu gut, dass das nur eine Ausrede war. Aber er hätte Dai sicher nicht klar machen können, dass es für ihn einfach ungewohnt war, mit den VÄTERN seines LOVERS zu reden. Immerhin hatte er bis vor wenigen Wochen noch gedacht, hetero orientiert zu sein. Er hatte zwar nicht wirklich Probleme damit und schämte sich auch nicht wegen Dai, aber trotzdem war es doch etwas anderes, ob er nun mit den Eltern eines Mädchens zu tun hatte, mit dem er zusammen war, oder mit denen eines Jungen... Seufzend erhob sich Robin und sah Dai an. "Na dann... Auf in den Kampf!" meinte er aufmunternd.
 

Dai winkte nur ab. „Ich lass dich doch...“, murmelte er und trat dann zusammen mit Robin auf den Balkon. „Hey ihr...“ sagte er und ließ sich auf eine der Liegen fallen, zog Robin gleich mit sich, sodass sie sich ebenfalls hinkuscheln konnten. Ken öffnete die Augen und blinzelte etwas abwesend, lächelte dann aber. „Na... Kommt ihr auch mal die Sonne genießen?“, seufzte er und schloss die Augen wieder. Dai musste grinsen, als er sah wie die beiden Männer da auf zwei Liegen lagen und trotzen Händchen hielten. „Jaha... Aber eigentlich wollte ich euch was fragen – wir wollten euch was fragen...“
 

Auch Robin entging dieses kleine Detail nicht, das ihn zum Lächeln brachte. Es war doch wirklich schön zu sehen, dass es auch noch nach Jahren liebevoll und zärtlich zugehen konnte, wenn man nur wollte. Als Daisuke ihn auffordernd anstupste, riss er sich mühsam aus diesen Gedanken. "Äh, ja... Also... Ich würde Dai gern in den Sommerferien in einen Urlaub entführen, wenn ich darf." Wie immer war er ausgesprochen höflich und legte seine ganzen guten Manieren in die Waagschale, um die Erlaubnis für sie beide zu erhalten.
 

Dai hob die Brauen und verdrehte leicht die Augen, sagte aber nichts zu Robins schlechten Schauspielkünsten. „Es ist sozusagen sein Geburtstagsgeschenk für mich... Wir wollen nach Venedig...“ Leicht biss er sich auf die Unterlippe und sah seine Eltern abwechselnd an.

Ken öffnete die Augen und schaute zu ihnen herüber. Besonders Robin musterte er eindringlich. „Ihr wollt nach Venedig? Und das kannst du dir leisten?“, fragte er und schielte kurz zu Schuldig, sah dann aber wieder in Robins liebenswertes Gesicht.
 

Zum ersten Mal in seinem Leben war es Robin peinlich, dass er sich wohl mehr leisten konnte als andere und prompt lief er wieder rot an. "Ähm... Ja." gab er leise zu und starrte dabei verlegen zu Boden. Was er noch hatte sagen wollen, war ganz plötzlich seinem Gedächtnis entfallen.
 

Dai seufzte wieder leise und schüttelte leicht den Kopf. „Wir würden gerne in den Sommerferien fliegen... Für eine Woche. Was sagt ihr?“ Fragend legte er den Kopf auf die Seite und musterte seine Eltern. Ken schmunzelte und nickte dann. „Von mir aus... natürlich. Wozu habt ihr auch sonst eure Ferien?“ Er zwinkerte und sah Schuldig von der Seite her an. „Schatz?“
 

Schuldig sah Ken an, seine Augen sprachen dabei eine nur zu deutliche Sprache. Hatte der amerikanische Bastard also weiter so viel Erfolg mit seinen Börsengeschäften gehabt... Kein Wunder, bei seiner Gabe. Ein striktes Nein lag dem Telepathen schon auf der Zunge, dann überlegte er noch einmal. Wenn Robin Dai einladen wollte, sollte er das ruhig tun. Wenn er bei Schwarz hätte bleiben können, hätte Dai auch so ein Leben wie Robin gehabt. Die Einladung war also für fair. Obwohl sein Entschluss schon fest stand, schaute er die beiden Jungen nachdenklich an und meinte: "Ihr braucht ja die Entscheidung nicht auf der Stelle. Ich werd's mir überlegen." Vor allem wollte er zuerst noch Gelegenheit haben, mit seinem Sohn zu reden. Ohne Robin - und ohne Telepathie
 

Dai hob die Brauen. „Natürlich brauchen wir die. Daaad. Wir müssen buchen, sonst ist alles weg...“ Flehend sah er seinen Vater an. Es konnte doch nicht sein, dass er ihm DAS jetzt vermiesen wollte, oder? Ken schien kurz der selben Meinung zu sein und sah Schuldig ein wenig tadelnd an. Doch er sagte nichts. Das war wieder einer dieser Momente, in denen sich Dai sicher war, dass Ken sich raushalten wollte, weil er sich nicht gerne gegen Schuldig stellte. „Was gibt es denn da noch zu überlegen?!“
 

"Okay", gab Schuldig sein Einverständnis. "Unter einer Bedingung: du machst bis zu den Ferien keinen Unsinn mehr. Du ärgerst mich und vor allem Ken nicht mehr und du ermogelst dir in der Schule auch nicht eine einzige Freiminute mehr. Dann kannst du nach Venedig. Ist das ein Angebot?"
 

Dai lächelte und nickte. „Dad... Ich habe dir bereits versprochen, dass ich nicht mehr mit Hilfe meiner Telepathie schwänze...“, lächelte er und strich Robin sanft über die Brust. „Aber morgen haben wir wirklich frei. Steht sogar im Lehrplan...“ Er hauchte Robin einen Kuss auf die Wange und lächelte ihn an, sah dann wieder zu seinen Vätern und strahlte. „Und wann ärgere ich euch schon?“ Er grinste noch ein bisschen breiter und drückte seinen Schatz an sich. „Danke, Dad...“
 

Schuldigs Blick wurde skeptisch. "Dass du nicht mehr schwänzt, will ich dir auch wirklich geraten haben. Und was das andere angeht: Kein Streit mehr, Dai. Weder mit mir und erst recht nicht mit Ken. Dann überlegst du wenigstens mal für ein paar Wochen, was du sagst." Er sah seinen Sohn ernst an und es war ihm egal, ob Robin nun dabei saß oder nicht. Schließlich hatte Dai das so gewollt. Auch wenn es noch ein anderes Thema gab, dass er mit dem Jungen besprechen wollte. Allerdings wirklich allein. Ohne Robin. Ohne Ken.
 

Nur schwer verkniff sich Dai ein abfälliges Schnaufen. „Dann solltest du genauso darauf achten, wie du wann mit mir in welchem Ton sprichst. Das Nachdenken gilt für dich genauso wie für mich...“ Er lächelte zuckersüß und schob Robin dann auf die Beine. „Dann wäre das also geklärt. Besten Dank...“ Und damit schnappte er sich Robins Hand und verschwand mit ihm wieder in der Wohnung und in seinem Zimmer. Tief atmete er durch. Er würde sich jetzt nicht aufregen. Er würde sich jetzt ganz sicher nicht über seinen Vater aufregen.
 

Genervt blickte Schuldig seinem Sohn hinterher und atmete tief durch, als die beiden außer Reichweite waren. Er sah wieder zu Ken und schüttelte den Kopf. "Schatz, darf ich ihn umbringen? Darf ich? Darf ich???" Wie schaffte es der Kleine nur, ihn mit einem einzigen Satz wieder auf 180 zu bringen? "Ich schwör dir, er bleibt daheim, wenn er auch nur noch einmal ein falsches Wort sagt..."
 

Ken verdrehte die Augen und löste seine Finger von Schuldigs Hand. „Man sollte meinen, du bist der Vernünftigere von euch beiden. Stattdessen führt ihr euch beide auf wie kleine Kinder...“, sagte er genervt und richtete sich auf. „Mir reicht’s, Schu. Ich habe keine Lust mehr auf den ganzen Kram. Ja, er ist schwierig. Er ist verdammt noch mal ein heranwachsender Junge, der noch dazu keine Mutter hat und das erste Mal wirklich verliebt ist. Und dann auch noch in einen Jungen. Wenn du ihm schon nicht regelmäßig zeigen kannst, dass du stolz auf ihn bist, wie er es brauchen würde, dann tu wenigstens so, als wenn du Verständnis für ihn hättest!“ Ken war es leid. Er war es leid, dass sich beide immer bei ihm über den anderen beschwerten. Er war es leid, dass er der war, der zwischen den Stühlen saß, und er hatte dieses ewige Gezanke satt. „Mit deinem Text eben hast du ihn doch praktisch dazu aufgefordert, dich wieder zu reizen und einen Streit zu provozieren.“
 

Für einen Moment sagte Schuldig gar nichts darauf. Wenn er es getan hätte, hätte er sich unweigerlich mit Ken gestritten, das wusste er. Und das letzte, das er wollte, war, sich wieder wegen Daisuke mit seinem Schatz zu zoffen. Angestrengt biss er sich auf die Zunge, bis er es nicht mehr aushielt und von seiner Liege aufstand. Wortlos stapfte er in den Wohnbereich, drehte dort eine kurze Runde, schlüpfte hastig in eine Jeans und ein frisches Shirt, schnappte sich dann seinen Geldbeutel und die Wagenschlüssel und verließ die Wohnung, ohne Ken auch nur im Ansatz bescheid gesagt zu haben. Klar, Ken konnte leicht reden, überlegte sich der Telepath, während er die Treppe förmlich hinunter sprang. Dai verhielt sich Ken gegenüber ja auch meistens ganz normal, während er ihn mit wirklich jedem Wort provozierte.
 

Entgeistert hatte Ken seinem Geliebten nachgesehen. Hatte jede Bewegung beobachtet und zuckte dann leicht zusammen, als die Wohnungstür zuknallte. Langsam sackten seine Schultern nach unten und schließlich sank er wieder auf der Liege zusammen. Sein Kinn sank auf seine Brust und er verkrallte sich in seinem eigenen Haar. Das konnte alles nicht mehr wahr sein. Es konnte einfach nicht sein, dass selbst sie sich nur noch stritten, wenn sie nicht grade schwiegen oder miteinander schliefen. Er atmete tief durch und schüttelte den Kopf. Das war einfach zu viel des Guten. Und Ken hatte keine Ahnung, was er nun machen sollte.
 

~*~tbc~*~

Erwachsenenprobleme?

14. Kapitel – Erwachsenenprobleme?
 

Es war kurz vor acht Uhr abends, als Robin grübelnd vor Dais Kleiderschrank stand und sich durch das Angebot wühlte. Sie hatten seit dem Gespräch mit Ken und Schuldig über Venedig geredet und darüber, was sie alles sehen und unternehmen wollten, bis ihnen aufgefallen war, dass es langsam spät wurde und sie sich für das Stadtfest herrichten sollten, auf das sie ja eigentlich gehen wollten. Robin freute sich unheimlich, es war ja das erste Mal, dass er mit Dai etwas unternahm, seit sie ein Paar geworden waren. Es war also eine Premiere für ihn und eine dementsprechend gute Figur wollte er machen. Immerhin sollte sein Schatz stolz auf ihn sein können.
 

Dais Laune hatte sich schnell gebessert, während er mit Robin in Gedanken schon auf dem Weg nach Venedig war. Ihm war es egal, ob sein Vater es ihm nun erlauben würde oder nicht. Er würde mit Robin diesen Urlaub machen. Robin hatte diese Gedankengänge mit seiner ausführlichen Planung nur noch geschürt und inzwischen hatte Dai das Gefühl, dass nichts und niemand ihn mehr von dieser Reise würde abhalten können. Lächelnd und bereits in voller Montur stand er vor dem Spiegel und kümmerte sich um den letzten Schliff seines Äußeren. Die Haaren wurden zurechtgemacht, die Augen noch unauffällig hervorgehoben und die Klamotten zurechtgezupft. Dann drehte er sich schließlich um und sah zu Robin, der noch immer unschlüssig vorm Schrank stand. „Du hast dich ja immer noch nicht entschieden...“, grinste er und trat zu ihm.
 

Mit großen Augen starrte Robin seinen Freund an. Wow! Da fiel ihm nichts mehr dazu ein. Dai sah nur noch zum Anbeißen aus! Er zog gekonnt eine Augenbraue nach oben und musterte Dai noch einmal. "Nein, Schatz!", meinte er anschließend kopfschüttelnd. "SO gehst du mir auf keinen Fall auf die Strasse! Ich habe keine Lust, den ganzen Abend aufpassen zu müssen, dass dich niemand anbaggert..." Ein freches Grinsen huschte über seine Lippen, dann gab er seinem Liebsten einen sachten Kuss. Als er sich wieder umwandte, sprangen ihm einige Kleidungsstücke förmlich in die Augen. Ja, so würde er durchaus mit Dai mithalten können, entschied er, als er sie aus den Tiefen des Schranks gefischt und begutachtet hatte.
 

Dai musste leise schmunzeln. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, mein Guter, aber ich lasse mir von absolut niemandem sagen, was ich anziehe und wie ich das Haus verlasse... Auch nicht von dir, kleiner Prinz.“ Er lächelte weiter vor sich hin und beobachtete seinen Liebling beim Anziehen. Grinsend half er ihm ein wenig und begutachtete dann das Resultat. „Tja... Da werden wir wohl aufeinander aufpassen müssen...“, lachte er und strich dem Jungen über die Brust, zupfte ihm die Haare noch zurecht und küsste ihn dann sanft, aber intensiv.
 

Nachdem sie den Kuss zärtlich beendet hatten, packte Robin Daisukes Hand und strahlte ihn an. "Na, dann gucken wir mal, was sich deine beiden Dads so ausgedacht haben!" Munter zwinkerte er seinen Liebling an. Er fand es inzwischen normal und auch ziemlich gut, dass Dai mit zwei Männern aufgewachsen war - die sich obendrein anscheinend immer noch so unwahrscheinlich liebten. Grinsend und ein wenig aufgeregt zerrte er den Orangehaarigen aus dem Zimmer.
 

Schon als die Tür aufging und Dai den Braunhaarigen im Wohnzimmer am Fenster stehen sah, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er warf einen kurzen Blick zu Robin, löste sich dann von ihm und trat zu seinem Ziehvater. „Eh... Dad? Wollen wir nicht langsam los? Es ist schon kurz nach acht...“ Kens Blick schien weit in die Ferne zu gehen und Dai beunruhigte das sehr. „Dein Vater ist verschwunden, Dai. Ich werde hier bleiben und auf ihn warten.“ „Verschwunden?“, fragte Dai, nicht ohne eine Spur Sarkasmus in der Stimme. „Du meinst, er ist raus, um frische Luft zu schnappen und verspätet sich?!“ Ken sagte nichts mehr. Er stand nur da, starrte aus dem Fenster und beunruhigte Dai durch bloßes Schweigen und kühle Ignoranz. Dai zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer... Wir gehen dann mal.“ Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Fast als erwartete er, dass noch etwas von Ken kam.
 

Auch Robin erstarrte zur Salzsäule. Nein! Was war denn nur passiert? Er drehte sich von Dai und Ken weg, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die jüngste Vergangenheit, die Gegenwart und die nächste Zukunft. Und wurde blass. Unmerkliches Zittern überfiel ihn und er gab sich alle Mühe, nicht entsetzt nach Luft zu schnappen. Die Vergangenheit und die Gegenwart waren klar. Für die Zukunft gab es immer ein paar Auswahlmöglichkeiten - umso mehr, je weiter er in zukünftige Geschehnisse blickte, weswegen er es aufgegeben hatte, weiter als höchstens 48 Stunden sehen zu wollen. Wie ein Fächer breiteten sich die verschiedenen Aussichten vor ihm aus. Normalerweise war zumeist mindestens eine Option dabei, die ihm gefiel, aber diesmal... Robin schauderte.
 

Dai schüttelte verständnislos den Kopf und wandte sich von Ken ab. Was auch immer das wieder sollte, er war sicher, dass es etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sein Vater nicht mit Dais Worten umgehen konnte. Resigniert sah er zu Robin und zog eine Braue hoch. Doch er wollte nicht schon wieder fragen. Robin würde es ihm schon sagen, wenn etwas war. Langsam ging er in die Küche und trank nachdenklich ein Glas Wasser. Die Lust auf das Stadtfest war ihm nun vergangen.
 

Verstört blinzelnd sah sich Robin nach Ken und Daisuke um. Nein, nichts von dem, was er gesehen hatte, würde er einem von beiden sagen. Keine der etwa ein Dutzend Möglichkeiten. Es gab gar keine Überlegung für ihn, um zu wissen, dass er diese Gedanken vor Dai verbergen musste. Seufzend errichtete er seine Mauer wieder, verschloss dahinter allerdings nur diese eine Erinnerung. Vielleicht würde es Dai so gar nicht auffallen, falls er auf die Idee kommen würde, in seinem Kopf herum zu schnüffeln. Traurig ließ er den Kopf hängen. "Ich zieh mich dann mal wieder um", verkündete er resigniert.
 

Dai sagte nichts. Er stand nur da, starrte in sein Glas und schüttelte den Kopf. Er leerte sein Wasser und knallte das Glas auf den Tisch. /Nichts wirst du tun! Wir gehen jetzt auf dieses dämliche Stadtfest. Ob mit oder ohne den beiden!/ Das Dais Laune ziemlich weit unter dem Nullpunkt lag, war mehr als deutlich zu sehen. Doch es war ihm egal. Jetzt musste er hier erst recht raus. Und vor allem brauchte er einen Drink. Er trat in den Flur und schlüpfte in seine Schuhe. „Was ist? Kommst du mit oder nicht?!“, fragte er Robin und klang dabei ziemlich gereizt. Gleich darauf tat es ihm leid. Immerhin konnte Robin nichts dafür.
 

Robin zuckte zusammen und funkelte zu Daisuke hinüber. /Spinnst du vollkommen? Du kannst Ken jetzt doch nicht allein lassen!/, fauchte er ebenso gereizt wie sein Liebling. /Siehst du nicht, dass er jetzt jemanden braucht?/ Der Schwarzhaarige verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte Dai als Telepath nur so unsensibel sein?
 

/Aber sicher nicht mich! Ich bin doch schon wieder Schuld an dem Mist! Ich bin immer Schuld, wenn sie sich streiten!/ Dais Augen blitzten auf. Er starrte seinen Liebling an und blickte zu Ken hinüber. /Dann kümmer dich um ihn. Ich brauche frische Luft!/

Und damit brach er die Verbindung zu Robin ab und verschwand eben so türenknallend wie sein Vater. Super. Er machte wieder alles falsch und nun keifte sogar Robin ihn an. Frustriert ließ er das Wohnhaus hinter sich und schüttelte den Kopf.
 

Ken lächelte leicht und drehte den Kopf. „Geh nur, Robin. Es ist schon okay...“, sagte er leise und schaute wieder nach unten auf die Straße, wo Dai grade rauchend davon stapfte. „Lass ihn nicht einfach weglaufen... Das tut nur euch beiden weh.“
 

"Nein. Ich renn ihm jetzt sicher nicht hinterher", erklärte Robin bestimmt. "Oder willst du lieber doch allein sein? Dann bleibe ich in Dais Zimmer..." Er wollte sich nicht aufdrängen, sondern einfach nur Ken die Chance geben, zu reden, wenn er denn wollte. Das würde der Braunhaarige in nächster Zeit öfter nötig haben... Mit einem Kopfschütteln verjagte er diesen Gedanken. Nein. Es musste nicht zwingend so kommen. Die Zukunft konnte immer verändert werden...
 

„Nein.. ich... Bleib ruhig hier...“ sagte Ken nach einem Moment des Schweigens. Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Eine Träne lief ihm über die Wange. Eine weitere folgte und bald jagte ein flüssiger Kristall den nächsten. Ken schlang die Arme um sich und schüttelte immer wieder den Kopf. Kein Schluchzen verließ seine Lippen, nur stumme Tränen rollten ihm über die Wangen und tropften vom Kinn hinab. Und in jeder einzelnen schien sich das hübsche Gesicht seines Geliebten widerzuspiegeln. „Ich... Ich versteh es nicht. Ich versteh sie nicht. Beide nicht“, flüsterte er nach einer Weile leise und jedes Wort bebte vor Anspannung. Als Ken klar wurde, was er hier grade tat, bei wem er sich just in diesem Moment ausheulen wollte, schüttelte er hastig den Kopf. „Es tut mir Leid... Ich...“ Er wischte sich schnell die Tränen weg und zwang sich zu einem wenig überzeugenden Lächeln
 

Zu behaupten, Robin wäre nur ein wenig verlegen, als er Ken stumm weinen sah, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Er hatte absolut keine Ahnung, wie er damit umgehen, wie er den Älteren trösten sollte. Mit bedrückter Miene setzte er sich auf die Couch, senkte kurz den Blick zu Boden, sah dann aber auf und Ken in die Augen. "Du brauchst dich nicht verstellen", sagte er leise. "Dafür bin ich hier geblieben. Damit du jemanden zum Reden hast. Wenn du das willst, natürlich." Er seufzte leise in sich hinein. "Ich verstehe Daisuke auch manchmal nicht", gab er offen zu. So wie gerade jetzt. Wie konnte der Orangehaarige nur so egoistisch sein und seinen Zweitvater in dieser Situation allein lassen?
 

Ken lächelte wieder. Diesmal ehrlich. Er schritt zu Robin und ließ sich langsam neben ihm nieder. „In Ordnung. Wenn du auch damit aufhörst...“ Er lächelte wieder leicht und senkte den Blick dann abermals traurig. Was sollte er tun? Was sollte er mit den beiden machen, damit sie endlich besser miteinander klarkamen und es nicht jedes Mal in Streit ausarten konnte? Ken wusste es nicht. Wahrscheinlich würde es nie enden. Dazu hatten sie es beide viel zu sehr im Blut, jedem zu beweisen, dass man besser und stärker war. Ken legte langsam den Kopf in den Nacken und sah an die Decke, versuchte trotz der ehrlichen Worte die Tränen zurück zu halten. „Sie sind... sich einfach zu ähnlich geworden... Schu und Dai. Sie sind sich zu ähnlich und kommen deswegen nie miteinander klar.“
 

Na wunderbar. Also konnte sich Robin schon mal seelisch drauf einstellen, was noch auf ihn zukommen mochte. Nicht eben eine berauschende Aussicht, wie er fand. Er sah Ken von der Seite her an und überlegte fieberhaft, was er sagen konnte. Zaghaft streichelte er dem Älteren über den Arm. "Es wird schon wieder in Ordnung kommen, meinst du nicht? Scheint es doch bisher auch immer wieder, oder?"
 

„Ja.. bisher. Weil immer jemand da war, der den Diplomaten gespielt hat. Jemand, der beide gegen sich bringt, um hinterher der Retter zu sein. Ich...“ Er schüttelte wieder den Kopf und sah Robin an. „Weißt du, ich habe immer irgendwie dafür gesorgt, dass sie sich wieder vertragen und dass der Streit aufhört und dann war alles gut. Und nur kurze Zeit später geht es wieder los. Es vergeht hier kein Tag, ohne dass sie sich ankeifen oder sauer aufeinander sind.“ Wieder glitzerten Tränen in Kens Augen. „Ich... Ich verstehe sie beide. Auf ihre Arten. Aber... irgendwie auch nicht. Und ich kann das einfach nicht mehr. Ich halt das nicht mehr aus...“
 

Nachdenklich benagte Robin seine Unterlippe. Er hatte noch gut im Ohr, was sein Dad ihm von klein auf eingebläut hatte, was seine Fähigkeit anging, und er war sich sicher, dass Schuldig das gleiche bei Dai versucht hatte. "Dai ist einfach zu leichtsinnig", behauptete er. "Ich kenn ihn ja noch nicht so lange, aber er hält sich wirklich für unschlagbar..." Auch wenn gerade dieses Selbstbewusstsein ein großer Teil des Reizes war, den Dai auf ihn ausübte. "Aber ich bin sicher, dass er noch merkt, was er eigentlich an euch hat." Das klang wesentlich zuversichtlicher, als er sich eigentlich fühlte. Wenn sich Dai und dessen Vater wirklich so ähnelten, hatten sie wohl beide einen unglaublichen Sturkopf. Und es war mehr als fraglich, ob sie es schafften, den abzulegen, ehe es zu spät war und alles in die Brüche ging. Denn diese Gefahr bestand und wuchs mit jeder Sekunde, soviel hatte Robin jedenfalls gesehen.
 

„Das ist das Problem, Robin...“, seufzte Ken und sah den Jungen traurig an. „Er _ist_ unschlagbar. Zumindest was uns angeht. Er weiß ganz genau, dass er, was seine Kräfte angeht, seinem Vater weit voraus ist. Und deswegen fehlt es ihm einfach an Respekt. Und Schuldig sieht offenbar nicht ein, dass er diesen Respekt bei Dai nun mal anders erlangen muss, als ‚normale’ Eltern es bei ihren ‚normalen’ Kindern tun.“ Er seufzte wieder und beobachtete Robin einen Moment. „Ich habe gehofft, dass er durch dich vielleicht endlich zur Vernunft kommt... Und ich bin sicher, dass er da auf dem besten Weg war. Bis Schuldig wieder...“ Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Das hatte doch alles keinen Sinn mehr. Absolut keinen Sinn. Er musste nicht mit Robin darüber sprechen, sondern mit seinen beiden Streithähnen. Aber hatte das je wirklich was gebracht?
 

Überlegen lächelte der Schwarzhaarige den Älteren an. "Er ist keineswegs unschlagbar", widersprach er mit einem geheimnisvollen Lächeln. "Aber da wird er wohl noch drauf kommen." Sein Vater hatte es immer geschafft, den Telepathen im Zaum zu halten. Soviel hatte er ihm verraten, wenn er auch nicht genauer definiert hatte, wie er es gemacht hatte. Und er selbst konnte ja Dai zumindest auch schon blocken. Er fragte sich nur, warum Schuldig bei Dai nicht härter durchgriff. "Weißt du...", verriet er Ken, "...ich bin auch besser als mein Dad. Und ich mache mehr oder weniger auch nur, zu was ich Lust habe. Aber es gibt gewisse Spielregeln. Und ich verspreche dir, dass ich tue, was ich kann, um Dai das klar zu machen." Immerhin das lag im Bereich seiner Möglichkeiten und er würde sie ausnutzen.
 

Wieder herrschte eine Weile schweigen und schließlich nickte Ken vorsichtig. „Gerne, aber... Aber bitte setze dafür nicht eure Beziehung aufs Spiel, ja?“ Er lächelte leicht und sah in die treuen braunen Augen neben sich. „Wenn Dai erst mal wirklich sauer auf dich sein sollte, dann würde er sich selbst im Wege stehen. Er würde sich wahrscheinlich das Herz brechen, statt zuzugeben, dass du Recht hast...“ Er lächelte traurig und lehnte sich zurück, legte den Kopf hinten auf die Sofalehne. Ja. Das traute Ken seinem Kleinen wirklich zu. Und vielleicht war es auch diese Eigenschaft des jungen Telepathen, die Ken ein wenig Angst machte und ihn davon abhielt, wirklich durchzugreifen
 

Es war keine Frage, dass Ken recht hatte. Und doch... "Ich werde sicher nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen." Da war er wieder: ein Charakterzug, der ihn seinem eigenen Vater so ähnlich machte. Nur war es bei Robin weniger Sturheit sondern vielmehr Stolz, der ihm manchmal im Weg stand. Wieder sah er Ken ernst an. "Du hast selbst gesagt, dass ich ihm nicht ganz die Zügel überlassen soll. Und das habe ich auch nicht vor." Er zwinkerte dem Anderen verschwörerisch zu
 

Ken musste wieder unweigerlich schmunzeln und nickte. „Ja... Ja, das habe ich.“ Er schloss die Augen und versuchte sich ein wenig zu entspannen. Was wäre, wenn er... Nein. Dann würde wahrscheinlich alles außer Kontrolle geraten. Stille. Irgendwann merkte Ken, dass er seine Gedanken mit Robin teilen musste. „Glaubst du.... es würde was bringen, wenn die beiden mal ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen würden? Ich meine... Nur sie beide. Ohne uns... Zum Beispiel immer dann, wenn wir ein paar Runden mit dem Motorrad drehen oder so.“
 

Robin wusste gleich bei Kens Frage, dass es gar keinen Sinn hatte, sich darüber per Vision zu informieren. Die Optionen wären zu unterschiedlich, um eine Aussage treffen zu können. So nickte er langsam und meinte: "Ich weiß es nicht. Aber einen Versuch wäre es wert. Dann sehen wir ja, was passiert." Mit einem Lächeln knuffte er Ken in die Seite. "Ich freu mich schon auf die Fahrstunden!"
 

Ken lächelte wieder und sah Robin abermals an. „Hast du Lust auf ein paar Runden?“ Das würde er jetzt wirklich gut gebrauchen können. Und für Robin war es sicher ein toller Anfang. „Ein wenig die Luft um die Ohren brausen lassen? Was meinst du?“ Auffordernd sah er Robin an und musste sich eingestehen, dass es ihm nach diesem Gespräch schon wieder sehr viel besser ging. Woran genau das lag wusste er nicht, aber ein kleines Stimmchen in seinem Hinterkopf schien ihm klar machen zu wollen, dass er schon viel eher mit einem Außenstehenden über seine Gefühle und sein Denken hätte reden müssen. Gut, Robin als Außenstehenden zu bezeichnen war vielleicht nicht ganz richtig, aber es war auf jeden Fall besser, als abermals den Versuch zu starten, mit Schu oder Dai zu sprechen.
 

Begeistert nickte Robin. "Klar, gerne!", jubelte er und lachte erfreut auf. Das würde sie beide ganz bestimmt von allen üblen Gedanken ablenken! "Jetzt gleich?" Er stand auf und hibbelte vor Ken herum.
 

„Ja... Jetzt gleich. Ich brauch das jetzt...“ Er richtete sich auf und verschwand kurz im Flur. Dann kam er mit einigen Klamotten wieder. „Hier... Das sind Dais Sachen. Mit denen hat er auch Fahren gelernt. Und...“ Er ging zu einem Schrank und holte einen Helm heraus. „Sein Helm. Müsste dir eigentlich alles passen...“ Er lächelte und suchte seinen eigenen Kram zusammen und begann sich, die Hose anzuziehen und den Nierengurt umzubinden. „Das wird ganz schön warm werden bei dem Wetter. Wir fahren zum Stadtrand und einmal über die Schnellstraße, wenn du magst. Das kühlt schön ab...“ Er lächelte und zog sich die Jacke über, machte so eine noch viel kräftigere Figur als ohnehin schon.
 

Robin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als er Ken plötzlich so vor sich stehen sah. Es war, als hatte die Lederkluft den Braunhaarigen völlig verändert. Mit Gewalt riss sich der Junge von dem Anblick los und stieg hastig in die Klamotten, die Ken ihm gegeben hatte. "Dann mal los", grinste er, nahm den Helm und schaute den Älteren auffordernd an. Seine Stimme hatte auf einmal einen dunklen Beiklang, als er sagte: "Lass uns ein wenig Spaß haben!" Zusammen mit Ken verließ er die Wohnung und stieg in der Tiefgarage hinter dem Anderen auf das schnittige Bike. Seine Hände ruhten locker an Kens Taille. Er war noch nie zuvor auf einem Motorrad gesessen - weder als Beifahrer und erst recht nicht als Fahrer.
 

Ken grinste nur vor sich hin und streichelte über seine geliebte Maschine, als sie endlich darauf saßen. Er drehte den Kopf und sah Robin noch mal an. „Es ist wichtig, dass du dich immer schön mit in die Kurven legst, okay? Also Augen auf die Straße, damit du siehst, wo ich hinfahre...“ Er griff zu Robins Händen und legte sie um sich selber. „Halt dich gut fest. Und lehn dich ein wenig an mich. Dann lernst du es schneller dich in die Kurven zu legen.“ Er lächelte noch einmal sanft und klappte dann sein Visier runter.

„Und los, Baby!“ Der Motor heulte auf und sie rollten aus der Tiefgarage. Es dauerte nicht lange und sie rasten über die Straße, leicht nach vorne gebeugt und dicht an dicht.
 

Er verstand zwar nicht warum, aber ganz plötzlich huschte ein wilder Schauer über Robins Rücken. Brav befolgte er sämtliche Anweisungen, die Ken ihm gab. Er festigte noch einmal den Griff und rutschte so dicht an Ken heran, wie es nur möglich war. Es war einfach ein geniales Gefühl, als sie durch die Straßen steuerten, und Robin genoss es in vollen Zügen.
 

Als Dai wieder nach Hause kam, war keiner mehr da. Seine Laune, die sich wieder gelegt hatte, sank wieder abwärts und er seufzte leise. Sogar Robin war verschwunden. An die Fahrstunden, die er vielleicht haben könnte, dachte er erst mal gar nicht. Stattdessen zog er sich wieder um. Inzwischen war es stockdunkel draußen und er überlegte, ob Robin vielleicht nach Hause gefahren war, als er auch schon die Haustür hörte und Ken gefolgt von Robin eintrat. Sie lachten und schienen sich eine wunderbare Zeit gemeinsam gemacht zu haben. Dai hob die Brauen und begrüßte seinen Freund mit einem Kuss. „Wo wart ihr denn?“
 

Robin strahlte über das ganze Gesicht und strich sich seine verwuschelten Haare zurecht. Sanft erwiderte er den lieben Kuss und antwortete dann: "Stell dir vor, ich bin Motorrad gefahren!" Es war nicht zu übersehen, dass er unglaublich stolz und glücklich war - und sich so wohl fühlte wie schon lange nicht mehr. "Es war traumhaft!", schwärmte er weiter und schenkte Ken ein dankbares Strahlen.
 

Dai musste schmunzeln. „Das erklärt, wieso du meine Kluft trägst..“ Er zwinkerte und strich Robin über die Brust. Dann sah er wieder zu Ken und lächelte leicht. „Aber du hast ihn hoffentlich noch nicht selber fahren lassen, oder?“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht... Dazu war es dann doch zu spät...“ Dai nickte und lächelte wieder. Er warf Robin noch einen Blick zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich wollte nicht bis zum Feuerwerk bleiben... nicht ohne dich...“ Dass Dai was getrunken hatte, konnte man deutlich merken, auch wenn man es nicht wirklich roch. Er fing Robins Lippen ein und küsste ihn leidenschaftlich. Ein Kuss, den er vor Ken normalerweise eher zurückgehalten hätte.
 

Für einen Moment zögerte Robin, doch dann entschied er, dass Ken ohnehin wusste, was sie in Dais Zimmer veranstalteten, und ging innerlich lächelnd auf den stürmischen Kuss ein. Wenn sein Schatz es so wollte... Das machte ihm mehr als alles andere klar, dass sich sein Verhältnis zu Ken in den letzten Stunden um 180 Grad gebessert hatte und er sich nun endlich geben konnte, wie er eigentlich war.
 

Dai löste den Kuss wieder und grinste leicht während sich Ken schmunzelnd in die Küche verzog. „Was hältst du von einem kleinen Rückzug in mein Zimmer...“, begann er leise und öffnete dabei den Reißverschluss der Motorradjacke, „...und anschließendem Abendessen auf dem Balkon? Da können wir uns dann das Feuerwerk ansehen... und hinterher wieder.. auf mein Zimmer verschwinden...“ Mehr als nur verführerisch sah er Robin an und leckte ihm neckisch über die Lippen.
 

Ein einverstandenes Nicken war Antwort genug. Robin konnte nach diesem in jeder Hinsicht aufregenden Abend Zärtlichkeit und Nähe gut brauchen. Und wie es aussah, ging es Dai da nicht anders. Ohne Widerstand ließ sich der Jüngere mitziehen, auch wenn er einen verstohlenen letzten Blick über die Schulter zurück zu Ken warf...
 

~*~tbc~*~

Schöne Aussichten

15. Kapitel – Schöne Aussichten
 

Am nächsten Morgen war Robin vor seinem Liebsten wach und kletterte leise aus dem Bett. Gähnend tappte er zuerst ins Bad und anschließend in die Küche, in der er Ken mit seinem Frühstückskaffee vorfand. "Guten Morgen", nuschelte er verschlafen und versuchte sich an einem müden Lächeln. "Ist Schu wieder da?"
 

„Was? Ehm... Nein... Noch nicht...“, sagte Ken und lächelte traurig, wenn auch ehrlich. Schuldig war nicht mehr nach Hause gekommen und Ken hatte kaum ein Auge zu gemacht. Außerdem war er schon früh aufgestanden und saß seitdem nachdenklich in der Küche. Als Robin herein kam, hatte er endlich wieder einen Grund zu lächeln, und jemand, der ihn ein wenig von seinem Denken ablenkte. Er war mehr als froh, dass sich Robin so schnell gelockert hatte – zumindest ihm gegenüber. Dass der Schwarzhaarige in Schuldigs Anwesenheit auch noch so drauf sein würde, bezweifelte er doch. Aber wer konnte es ihm verdenken? „Hast du gut geschlafen?“
 

"Ach Mensch, so ein Idiot!", konnte Robin sich nicht verkneifen zu sagen. Er stellte sich neben Ken und schloss ihn tröstend in die Arme. "Er hat sich bestimmt bald wieder ausgesponnen!", startete er einen schwachen Versuch, den Älteren aufzumuntern. "Ich hab gut geschlafen, danke!", beantwortete er danach die Frage des Anderen, wenn auch nicht ganz ehrlich. Er hatte seltsame, verworrene Träume gehabt, aus denen er immer wieder hochgeschreckt war. Aber damit wollte er Ken sicher nicht belasten... Noch einmal gähnend deutete er auf Kens Tasse und nuschelte: "Krieg ich auch einen?"
 

Ken schmunzelte leicht und versuchte Schuldigs Verschwinden erst mal aus seinem Kopf zu verbannen. Das war nun wirklich nichts zum Frühstück. „Natürlich...“ Er stellte seine Tasse bei Seite und holte eine weitere heraus, goss Robin Kaffee ein und reichte ihm diesen, nachdem er sich nach Milch und Zucker erkundigt hatte. „Dai schläft noch?“, fragte er und nahm seine Tasse wieder zur Hand, lehnte sich an die Anrichte und musterte Robin.
 

Verstohlen und ein wenig verlegen grinste Robin in sich hinein. "Ja", meinte er einfach. Nach der Nacht war es kein Wunder, auch wenn sie wesentlich leiser und rücksichtsvoller gewesen waren als die Nacht zuvor. "Und ich glaube, er wird auch nicht so schnell aufwachen." Warum er das sagte, wusste er nicht, genauso wenig wie er verstand, warum ihn das so rein gar nicht störte
 

Ken musste schmunzeln und nickte. „Verstehe...“ Er grinste und streckte sich etwas, leerte dann seine Tasse. „Hast du Hunger? Ich hab’ schon Brötchen geholt. Wir könnten uns auf den Balkon setzen...“ Fragend musterte er den Kleineren und schenkte sich noch mal nach. Langsam bekam er Hunger und so war er froh, dass Robin aufgestanden war. So musste er nicht alleine frühstücken...
 

Der Jüngere nickte begeistert. "Gern!", strahlte er Ken an. Ein nettes Frühstück in der morgendlichen Kühle, die von der Hitze des Tages ablenkte, war genau das richtige, fand er. Ohne zu fragen schnappte er sich Kens Tasse, dann seine eigene und trabte schon mal vor auf den geräumigen Balkon. Vorsichtig stellte er die Tassen auf das kleine Tischchen und schob zwei Stühle so, dass sie einen schönen Blick auf die Skyline hatten. Irgendwie hatte er das dringende Bedürfnis, es Ken einfach nur schön zu machen. Der Ältere hatte es wahrlich mehr als verdient, dass jemand auch mal für ihn da war und auf ihn achtete...
 

Es dauerte nicht lange und sie saßen bei gedecktem Tisch auf dem Balkon. Ken hatte die Balkontür noch angezogen, damit sie Dai nicht weckten, wenn sie sich unterhielten, und lehnte sich nun entspannt zurück. „Ja... So kann man es sich gut gehen lassen, was?“, schmunzelte er und schnitt sich schon mal ein Brötchen auf. Doch er legte es erst mal nur auf seinen Teller und griff wieder zu der Tasse.
 

Leise lachte Robin auf, streckte seine Beine weit von sich und seufzte zufrieden: "Das kannst du aber laut sagen!" Er fuhr sich mit beiden Händen durch das noch vom Schlaf in alle Himmelsrichtungen abstehende Haar und brachte es noch ein wenig mehr durcheinander. Dann lächelte er Ken strahlend an, nahm seine Tasse zwischen die Hände und nippte an dem heißen Gebräu. "Das einzige, was fehlt, wär ein Pool", dachte er laut nach. Aber natürlich konnte er hier, in einem normalen Hochhaus, nicht den gleichen Luxus erwarten, den er von zu Hause gewöhnt war.
 

Ken lachte leise und nickte. „Ja.. da ist was dran. Aber die beiden Schönlinge machen sich ihr Haar nicht gerne mit Chlorwasser kaputt und ich laufe lieber...“ Er zwinkerte und trank noch einen Schluck, begann dann sein Brötchen zu beschmieren. „Ich bin kein Mensch fürs Wasser oder für die Luft. Ich bleibe lieber auf der Erde...“ Gleich darauf begann er auch von seinen Laufrekorden und von dem Team zu erzählen, das er trainierte. Und ihm war deutlich anzusehen, wie begeistert er davon war.
 

Interessiert hörte Robin dem Älteren zu und stellte zwischendurch auch die eine oder andere intelligente Frage, die zeigte, dass er wirklich mitdachte. "Weißt du", meinte er schließlich, "Ich bin schon gern im Wasser und ich liebe Fallschirmspringen..." Dass es so zwischen ihm und Daisuke angefangen hatte, verschwieg er. Das ging Ken nichts an, fand er. "Aber wenn du Lust hast, können wir schon mal zusammen ne Runde joggen, wenn du mal Gesellschaft willst." Es war ja nicht so, als wäre er unsportlich. Im Gegenteil, in ihm steckte wohl mehr, als jeder vermutete.
 

Ken lächelte und nickte. „Gerne. Wenn du magst... Sag mir Bescheid wann und dann machen wir uns auf den Weg...“ Er zwinkerte und griff zur Kaffeekanne. Dass auch Robins Hand dorthin auf den Weg war, bemerkte er erst, als ihre Finger sich trafen. Er lächelte leicht und zog die Hand zurück. „Du zuerst...“, schmunzelte er und griff zu seinem Brötchen, um herzhaft hineinzubeißen und um einen Grund zu haben, Robin nicht die ganze Zeit anzusehen. Der Junge entpuppte sich mehr und mehr als ein liebenswerter und aufgeschlossener Kerl – vor allem jetzt, da er sich endlich gab, wie er wirklich war.
 

Auch der Schwarzhaarige hatte erschrocken seine Hand zurückgezogen, griff nach Kens Worten aber erneut nach der Kanne und schenkte zuerst dem Älteren und dann sich selbst nach. Nachdem er die Kanne wieder abgestellt hatte, sah er Ken an und erklärte: "Ach, ich richte mich nach dir. Wir können es machen, wann immer du Lust hast..." Kaum hatte er geendet, ging ihm die Doppeldeutigkeit seiner Worte auf und er lief einmal mehr knallrot an. "Ähm.. also... Joggen gehen, meine ich.." Sehr gut, schimpfte er gleich darauf mit sich selbst. Sollte Ken bis eben nicht aufgefallen sein, WAS er da gesagte hatte - JETZT würde es dem Anderen glasklar sein.
 

Ken musste ein wenig verlegen lachen und nickte wieder. „Schon klar...“, schmunzelte er und trank einen groooßen Schluck aus seiner Tasse. „Wie wäre es mit morgen Abend? Bei dem Wetter ist es Mord, mittags zu joggen. Und morgens...“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Der Abend ist mir lieber. Hast du morgen Zeit?“ Noch immer musste er leicht über die Wortwahl seines Gegenübers lächeln und auch auf seine Wangen hatte sich ein leichter Rotschleier gelegt.
 

Sofort nickte Robin. "Klar hab ich Zeit", lachte er vergnügt. "Dai wird wohl mal zwei, drei Stunden ohne mich auskommen." Es war irgendwie so gar keine Frage, dass sie beide ohne ihre Anhängsel joggen gehen würden. Außerdem konnte er ja ohnehin nicht jede Nacht hier bleiben. "Was machst du sonst noch so?", erkundigte er sich neugierig, hauptsächlich um das Gespräch in Gang zu halten. "Also, so allgemein, nicht nur auf Sport bezogen."
 

Kurz überlegte der Japaner und zuckte dann mit den Achseln. „Eigentlich nichts besonderes. Geld verdiene ich als Trainer und ansonsten...“ Er deutete auf den Balkon und all die Pflanzen und Blumen, die ihn so verschönerten. „Ich habe mal als Florist gearbeitet... und es ist heute noch eine super Methode für mich, um mich zu entspannen...“ Er schmunzelte wieder und aß weiter. „Ansonsten nichts besonderes. Die Wohnung in Schuss halten und dafür sorgen, dass meine Jungs nicht verhungern...“ Er zwinkerte und grinste etwas. Dass er sich gerade anhörte wie die Hausfrau vom Dienst, ließ sogar ihn amüsiert glucksen.
 

Mit viel Anstrengung verbiss der Jüngere sich eine dementsprechende Antwort, auch wenn er ein klein wenig schockiert war. Um das entsetzte Schweigen zu überspielen, biss er herzhaft in das Croissant, das er sich genommen hatte, und hatte so Zeit, sich eine passende Antwort zu überlegen. Was ihm auf der Zunge gelegen wäre, nämlich die Frage, ob Ken sich in der Rolle des Dienstmädchens für die beiden Telepathen wohl fühlte, hätte den Anderen nur verletzt. Und so sarkastisch Robin auch sein konnte, DAS wollte er Ken dann doch nicht antun. Der Braunhaarige hatte es sowieso schon nicht leicht mit den beiden Feuerköpfen... "Das werden sie wohl auch nötig haben", meinte er ein wenig abfällig, als er endlich das große Stück hinuntergeschluckt hatte. "Aber du machst das echt gut! Fast zu gut. Sie sind ganz schön verwöhnt..." Verspielt zwinkerte er Ken zu und grinste schief.
 

Wieder seufzte Ken leise und nickte. „Ich weiß schon, was du damit sagen willst...“ Er lächelte ein wenig stumpf und drehte die Tasse zwischen den Fingern, sah Richtung Himmel und blickte ein wenig verträumt drein. „Aber ich würde es immer wieder tun... erst recht wenn mir das.. Schu zurück bringt...“, murmelte er und senkte den Blick wieder. Es dauerte einen Moment, dann lächelte er Robin wieder an. „Aber vielleicht zoffen sie sich ja auch deswegen so viel... weil sie immer darauf vertrauen, dass der liebe Ken das schon irgendwie regeln wird...“
 

"Dann solltest du ihnen mal zeigen, dass es so auch nicht geht", witzelte Robin ein klein wenig böse. "Überlass sie mal ein paar Tage sich selbst, damit sie sehen, wie weit sie kommen..." Was natürlich völliger Unsinn war, wie er selbst wusste. Nicht nur, dass Ken das wohl nicht übers Herz bringen würde, wahrscheinlich würden sich die beiden Telepathen innerhalb kürzester Zeit die Schädel eingeschlagen haben. Er seufzte leise. Es war schon klar, dass Ken seinen Liebsten wieder hier bei sich haben wollte. Wahrscheinlich würde er ihm sogar die Tatsache, dass er sich seit Stunden Sorgen um ihn machte, auf der Stelle verzeihen, ebenso wie alles, was in der Zeit vorgefallen sein mochte. "Er kommt schon wieder", versuchte er ein weiteres Mal, den Braunhaarigen zu trösten. In welchem Zustand Schuldig wiederkommen würde, verschwieg er allerdings lieber.
 

„Natürlich kommt er wieder... spätestens wenn er Hunger hat oder wen für’s Bett braucht“, platzte es aus Ken heraus und augenblicklich bereute er das Gesagte. „Naja... nein. Ganz so ist es natürlich auch nicht“, sagte er noch schnell, als wenn er sich entschuldigen wollte. Natürlich war es nicht so. Schuldig liebte ihn und das wusste er. Und er konnte es ja auch zeigen. Jedes Mal, wenn sein Liebster ihm liebevolle Geständnisse machte oder ihn küsste, ihn in den Arm nahm oder ihm sagte wie glücklich er war, fühlte sich Ken einfach nur noch vollkommen. Aber es war alles... nicht mehr dasselbe, seit er sich so häufig mit Dai stritt und das Gebrüll der Telepathen durch die Wohnung donnerte. Er schüttelte leicht den Kopf und atmete tief durch. „Es wird schon alles wieder... Trotzdem frage ich mich, wo er bleibt... er ist schon so lange weg...“ Ob ihm was passiert war?
 

Der plötzliche, frustrierte Ausbruch des Älteren irritierte und überraschte ihn gleichermaßen, doch Robin verbot es sich, Ken zu sagen, dass er sich da eventuell irren könnte. Nachdenklich schaute er in die braunen Augen seines Gegenübers und entschied, dass er ihm zumindest eine Sorge ohne Probleme nehmen konnte. "Es geht ihm gut, glaub mir." Naja, zumindest den Umständen entsprechend, wie er inzwischen wusste. Der Telepath war ein klein wenig ausgetickt und kämpfte derzeit mit den Nachwehen seiner Orgie.
 

Ken hob die Brauen und im nächsten Moment fiel ihm wieder ein, mit _wessen_ Sohn er es hier zu tun hatte. „Du weißt das? Aber dann...“ Er runzelte leicht die Stirn und verstand dann allmählich. „Du bist wohl nicht nur besser als dein Vater, sondern VIEL besser, was? Die Zukunft ist nicht alles, was du sehen kannst?“ Dieser Themenwechsel – wenn es denn wirklich einer war – gefiel ihm außerordentlich.
 

Beiläufig und ein wenig verlegen zuckte Robin die Achseln. "Du kennst Dad?", wollte er stirnrunzelnd wissen, lächelte dann aber. Ken lebte mit zwei Telepathen, also war es wohl eher ungefährlich, den Älteren in seine eigenen Geheimnisse einzuweihen. "Ich sehe alle drei Zeitströme", erklärte er ruhig. "Und zwar unbegrenzt und jederzeit."
 

Verblüfft hob Ken die Brauen. „Wow... Das heißt du könntest mir prinzipiell jetzt sagen, was ich letzte Nacht getrieben habe?“, fragte er und staunte nicht schlecht. Allerdings fiel ihm im Gegensatz zu Robin nicht gleich auf, dass er vielleicht doch besser eine andere Wortwahl genommen hätte. „Oder was... was Schuldig jetzt grade tut?“
 

"Könnte ich, ja. Theoretisch jedenfalls. Es gibt nur wenige Sachen, die ich nicht sehen kann." Allerdings hoffte er schwer, dass Ken nicht weiter fragen würde, denn die Antwort würde dem Braunhaarigen wohl nicht sonderlich gefallen, nahm er an.
 

Doch Ken fragte: „Und was tut er grade? Sag es mir, bitte. Wo steckt er, Robin?!“ Er hatte Brötchen und Kaffee achtlos bei Seite geschoben und lehnte sich nun etwas Richtung Robin. Die leichte Verzweiflung, die in seinen Augen aufblitzte, war deutlich zu erkennen, und ließ eigentlich gar nicht zu, ihm eine Antwort zu verweigern.
 

Einen Moment lang zögerte Robin und wollte schon entschieden den Kopf schütteln, dann aber seufzte er aufgebend, schloss die Augen und konzentrierte sich. Es dauerte keine Minute, bis er die Lider wieder öffnete, ernst in Kens Augen sah und noch einmal schwer seufzte. Jetzt musste er seine Antwort mit viel Bedacht wählen... "Er ist im Hafenviertel", fing er an. "In einem leeren Lagerhaus. Und er schläft im Moment." Okay, das war nicht zu wenig, überlegte er sich, und immerhin war es genau das, was der Telepath gerade tat. Und das war ja Kens Frage gewesen.
 

Schweigend und nun vollkommen verwirrt saß Ken da und starrte Robin an. In einem Lagerhaus im Hafenviertel? Schlafend? Was um alles in der Welt sollte das denn? Er sackte in seinem Stuhl zurück und schloss die Augen, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und stöhnte leise. „Das kann doch alles nicht mehr wahr sein...“, murmelte er mehr zu sich als zu Robin und schüttelte leicht den Kopf. Kurz rang er mit sich, ob er Schuldig suchen gehen und ihn nach Hause bringen sollte, aber was brachte das schon? Wenn er zurückwollte, dann würde er schon von alleine kommen. „Danke...“
 

Auch wenn Robin keine Gedanken lesen konnte, wusste er, was in Kens Kopf vor sich gehen musste. "Ken... Wenn er aufwacht, kommt er nach hause. Mach dir keine Sorgen. Du solltest vielleicht nur deinen Vorrat an Kopfschmerzmittel aufstocken..." Das war alles, was er dem Anderen sagen konnte - oder besser wollte. Alles andere würde Ken dann wohl von seinem Liebsten selber erfahren. Oder auch nicht.
 

Noch ein Stöhnen – diesmal noch resignierter als das vorherige. „Er hat sich wieder zugedröhnt?!“, knurrte er leise und griff zu seinem Kaffee. „Dann soll er sich seine Kopfschmerztabletten selber besorgen.“ Er leerte seine Tasse und verschränkte die Arme vor der Brust. Das letzte mal, als Schuldig so dicht nach Hause gekommen war, war Ken vollkommen durchgedreht. Da wunderte es den Brünetten jetzt auch nicht, dass Schu seinen Rausch vorher ausschlafen wollte. Mit finsterer Miene stierte er vor sich her und kaute auf seiner Unterlippe rum.
 

Au weia. Da hatte er aber was angerichtet... "Nein, das wird er schon nicht getan haben", versuchte Robin sein Gegenüber zu beruhigen. Auch wenn er es besser wusste. Schuldig hatte in mehrfacher Hinsicht gewaltig die Sau rausgelassen. Der Telepath war dicht gewesen bis Oberkante Unterlippe und hatte sich kurz vor einem Blackout auch noch den einen oder anderen Joint gegeben.
 

„Ach nein? Was denn sonst?“, grummelte er und war schon kurz davor vollkommen durchzudrehen. Doch an Robin wollte er es ganz sicher nicht auslassen. Immerhin konnte er nichts dafür und hatte ihm nur seine Fragen beantwortet. Er fuhr sich durchs Haar und schüttelte leicht den Kopf. Konnte das alles noch angehen? Nein. Was um alles in der Welt war aus ihnen geworden? Aus ihrer kleinen Familie, die immer miteinander sprechen konnte?
 

Robin biss sich auf die Lippe und verzog das Gesicht. Ken tat ihm unendlich leid. Rasch stand er auf, trat um den kleinen Tisch herum und ging vor Ken in die Hocke. "Hey...", flüsterte er beschwichtigend, legte seine Hände auf die muskulösen Oberschenkel und streichelte sanft mit den Daumen darüber. "Wart einfach ab, ja?" Was sonst konnte er dem Älteren sagen? Er war solche Szenen und Sorgen einfach nicht gewöhnt.
 

Langsam sah Ken in die aufmunternden Augen und lächelte schließlich wieder leicht. Er nickte minimal und ehe er es sich versah, strich er Robin kurz über die Wange. „Du hast ja recht. Und wie ich mich kenne, werde ich trotzdem wieder an seinem Bett sitzen und ihn mit Tabletten füttern....“ Er schmunzelte und schüttelte über sich selbst den Kopf. War es nicht erbärmlich, wie er sich manchmal für seine beiden den Arsch aufriss? Ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten – geschweige denn zu bekommen?
 

„Ich weiß“, schmunzelte Robin, konnte aber einen bedrückten Unterton nicht verhindern. So ganz insgeheim war er der Meinung, dass weder Schuldig noch Dai eine solche Selbstlosigkeit verdient hatten – vor allem, weil sie es nicht zu schätzen wussten. Und das empfand der Junge als eine himmelschreiende Ungerechtigkeit. Der Vorsatz, Ken aufzumuntern und ihm eine schöne Zeit zu machen, so gut es ging, verstärkte sich noch einmal. Wann immer Ken ihn brauchte, würde er für ihn da sein. Robin nickte leicht vor sich hin, sah dann wieder in die großen braunen Augen auf und lächelte.
 

Ken hatte sein Gegenüber mindestens ebenso gedankenverloren beobachtet. Er lächelte leicht vor sich hin und empfand die Anwesenheit Robins für immer schöner. Jemand, mit dem er über den ganzen Kram sprechen konnte – genau das, was er momentan brauchte. Sicher, er hatte immer noch Omi, aber das war schon lange nicht mehr das, was es früher mal gewesen war. „Danke, Robin...“, sagte er dann nach einer Weile einfach in die Stille hinein und lächelte noch ein Spur mehr. Ja.. Er war Robin wirklich zu Dank verpflichtet; wie sehr, würde Robin wahrscheinlich gar nicht erkennen, aber das war nicht so wichtig. Der Junge war für ihn da, und das tat einfach nur gut
 

"Kein Ding", antwortete der Jüngere leise, strich noch einmal über die Oberschenkel des Anderen, erhob sich dann anmutig und schlenderte wieder zu seinem Platz. Mit Todesverachtung stürzte er den mittlerweile kalten Kaffee hinunter, stellte die Tasse wieder auf den Tisch und sah Ken aufmunternd an. "Ich freu mich schon auf morgen", meinte er etwas unzusammenhängend, aber ehrlich.
 

Ken hatte den Morgen zusammen mit Robin wirklich genossen. Und so wunderte es ihn auch kein bisschen, dass er ein wenig enttäuscht war, als Dai sich um zehn aus dem Bett kämpfte und ihm die gemütliche Zweisamkeit mit Robin nahm. Doch er ließ sich das natürlich nicht anmerken, sondern entließ die beiden aus seiner Obhut und räumte den Rest des Frühstücks wieder weg. Dai hatte darauf bestanden, sein eigenes Frühstück zu verschieben und Robin erst mal wieder mit auf sein Zimmer zu nehmen. Nun stand Ken etwas planlos im Wohnzimmer rum und wusste nicht so recht was mit sich anzufangen.
 

Diesen Moment nutzte Schuldig, um etwas unkoordiniert in den Flur zu stolpern. Er war noch immer nicht wirklich nüchtern, aber schon gewaltig verkatert. Im Geiste hatte er sich schon lange notiert, nie wieder das Experiment zu wagen, Wodka und Energydrink mit Joints zu mischen. Das war eine Mixtur, die den stärksten Telepathen umwarf... Jedenfalls hatte er einen Filmriss über mehrere Stunden, in denen alles Mögliche hätte passiert sein können, und der Orangehaarige war sich gar nicht sicher, ob er überhaupt wissen wollte, was in der ihm fehlenden Zeit geschehen war. Und jetzt gerade sowieso nicht, dafür ging es ihm eindeutig zu schlecht. Er polterte ins Wohnzimmer und plumpste wie ein gefällter Baum auf die Couch, ehe er überhaupt noch Ken begrüßen konnte. Aber der würde sich jetzt schon um ihn kümmern...
 

Ken stand nur da und betrachtete sich das Elend. Er schüttelte nur leicht den Kopf und seufzte. „Wo warst du?“, fragte er einfach nur und seine Stimme bebte leicht. Es war deutlich zu hören, dass er Probleme hatte, sich zusammen zu reißen und nicht gleich loszubrüllen. Denn das war es, was er am liebsten getan hätte. Auch wenn er froh war, dass Schu wieder da war. Robin hatte Recht... Er sollte besonders seinen Schatz mal auf die Nase fallen lassen.
 

Unwillig brummte der Telepath eine unverständliche Antwort, die auf "Keine Ahnung" hinauslief. Es war viel zu anstrengend, jetzt zu denken und sich dann auch noch artikuliert auszudrücken. Und überhaupt, war es nicht seine Sache, wo er sich herumgetrieben hatte? Schuldig verstand nicht wirklich, wieso sich Ken gerade aufführte wie eine verletzte Diva... Mühsam richtete er sich ein Stück auf und betrachtete seinen Lover unfokussiert und mit deutlich bekifftem Gesichtsausdruck.
 

Ken sah in die unterlaufenen und vollkommen erledigten Augen und schüttelte dann leicht den Kopf. Er schluckte schwer und hätte nun am liebsten einfach ausgeholt und seine angestaute Wut in Form eines markerschütternden Schlages herausgelassen. Doch er ballte die Hände nur zu Fäusten und fauchte: „Du hast es versprochen! Du hast es mir verdammt noch mal versprochen!! Dass du dieses ganze Zeug nicht mehr anrührst!!!“ Seine Stimme bellte dröhnend durch das Haus und es war ihm dabei scheiß egal, dass er damit wohl für Kopfschmerzwellen bei seinem Lover sorgte. Er hatte es verdient.
 

Stöhnend sank Schuldig in die weichen Kissen zurück und hielt sich den Kopf. "Schrei nicht so...", knurrte er erledigt und bemüht, deutlich zu reden. Er wollte doch nur seine Ruhe, ein wenig Pflege und die ein oder andere Aspirin.
 

Doch für all das würde Schuldig dies Mal alleine sorgen müssen. Denn Ken war so außer sich, dass er den Telepathen am Liebsten gleich wieder raus geschmissen hätte – obwohl er froh war, dass dem Mann nichts weiter passiert war. „Du bist erbärmlich, Schuldig! Du bist armselig und erbärmlich! Ein verdammter Feigling!“, schimpfte Ken lauthals weiter. Es war ihm egal, dass Dai und Robin ihn hören konnten, es war ihm egal, dass Schuldig Kopfschmerzen hatte. Er musste nur der angestauten Wut Platz machen.
 

Das war definitiv zu viel für den angeschlagenen Telepathen. Er verdrängte seinen Schwindel und die Übelkeit und setzte sich mit grimmiger Miene auf. "Bist du komplett bescheuert?", brüllte er zurück. "Hör auf, hier rum zu meckern. Es geht dich rein gar nichts an, wo ich war oder was ich gemacht hab! Mir war halt danach, na und? Ist das ein Wunder, in dem Affenstall hier?“
 

Ken schnaubte abfällig. „Und ist das meine Schuld?!“, keifte er angriffslustig und bebte vor Wut. „Ich mach das alles nicht mehr mit, Schuldig! Hörst du? Entweder ihr schafft es endlich, miteinander klar zu kommen, oder euch läuft der Arsch auf Grundeis! Ist das klar?!“ Er schritt ein wenig auf und ab, fixierte Schuldig dabei aber weiter hart. So wütend und aufgebracht hatte man ihn in all den Jahren nur ein einziges Mal gesehen – und das aus demselben Grund. „Ich bin es Leid, dass ich mir für euch die Beine aus reiße, damit ihr was zu Essen auf dem Tisch habt und was zum Anziehen im Kleiderschrank. Ich bin es, der alles in Schuss hält und dafür sorgt, dass ihr euch nicht gegenseitig umbringt. Und was bekomm ich dafür?! NICHTS! Nur einen mit Drogen und Alkohol zugedröhnten Mann, der nicht mit seinem Sohn zurecht kommt, und eine Familie, die nicht mal merkt, was ich alles für sie tue!!“
 

In dem Moment, in dem Schuldig wutentbrannt zurückschrie: "Wenn das alles so verdammt schrecklich für dich ist, pack doch deinen Krempel und schau, ob du was besseres findest!" schoss Robin aus Daisukes Zimmer. Es war ihm egal, dass er nur halb bekleidet war und verwuschelte Haare und gerötete Wangen hatte. Er sprang wie ein Raubtier auf Ken zu, hielt ihm den Mund zu und zog ihn mit aller Kraft mit sich. Nein! Soweit durfte es nicht kommen, dieser Streit durfte jetzt nicht eskalieren! Aus den Augenwinkeln sah er, dass Dai mit seinem Vater das gleiche machte - nämlich ihm jede Chance zu nehmen, weiter auf Ken loszugehen.
 

Es dauerte nicht lange, dann hörte Ken auf sich zu wehren. Tränen glitzerten nun in seinen Augen, als Robin ihn ins Schlafzimmer zog. Aus den Augenwinkeln konnte er grade noch sehen wie Dai und Schuldig auf dem Balkon verschwanden. Zitternd ließ sich Ken aufs Bett sinken. Die Worte seines Geliebten hallten in seinem Kopf wider und er schüttelte den Kopf. „Nein.... Sag mir, dass er das eben nicht gesagt hat... sag mir, dass ich mir das nur eingebildet habe....“, wisperte er und sah Robin verzweifelt an. Es konnte doch nicht sein, dass jetzt alles auseinander brach. Jetzt... Wegen Alkohol, Drogen und einem pubertierenden Teenager.
 

Robin setzte sich neben Ken auf die Bettkante und streichelte ihm beruhigend über den Rücken. "Er meint es nicht so und das weißt du auch", versuchte er den Älteren zu beschwichtigen. "Er kommt wieder runter, wenn er ganz nüchtern ist." Das war es auf alle Fälle, was sich Robin wünschte. Er hob Kens gesenkten Kopf an und sah fest in die braunen Augen, in denen das Wasser stand. "Ken, du weißt, das ich recht habe."
 

Zitternd erwiderte Ken den warmen Blick und musste schwach lächeln. Dann nickte er leicht. „Ja... Ja das weiß ich.. aber...“ Er unterbrach sich und schüttelte wieder den Kopf, als er das Gefühl hatte, dass Schuldig ihm die Worte ein weiteres Mal an den Kopf warf. Langsam und zuerst etwas zögerlich, ließ er sich in Robins Arme sinken und schlang die eigenen fest um ihn. „Ich schaff das nicht... Wenn das so weiter geht, dreh ich durch....“
 

Robin schloss seine Arme fest um den Älteren und zog ihn sacht an sich. "Es kommt wieder in Ordnung", murmelte er immer wieder in Kens Ohr. "Dai redet mit seinem Dad. Lass ihnen einfach ein bisschen Zeit..." Der Schwarzhaarige merkte, wie sein eigener Kopf langsam zu hämmern begann. Allmählich brauchte er dringend Abstand und Ruhe.
 

Ken schluckte leicht und löste sich langsam. „Nicht Dai sollte mit ihm reden, sondern ich...“, seufzte er leise und schüttelte einmal mehr den Kopf. Er wischte sich die Tränen weg und richtete sich dann langsam auf. „Kannst du.. kannst du mir noch einen Gefallen tun? Geh mit Dai noch ein wenig raus, ja? Für ne Stunde oder so...“ Bittend sah er Robin an. Er wollte mit Schuldig reden – alleine
 

Schnell nickte Robin. Natürlich konnte er das machen. Es war klar, dass Ken ungestört mit seinem Schatz über das reden wollte, was gerade vorgefallen war. Er stand auf und ging ins Wohnzimmer, von wo aus er nach seinem Freund rief. "Wir lassen die beiden jetzt alleine". teilte er ihm mit, als Dai endlich vor ihm stand.
 

Ken wartete noch einen Moment, bis die beiden dann endlich weg waren. Langsam trat er zu Schuldig auf den Balkon und sah den Mann dort auf einem der Stühle sitzen, den Blick gesenkt. Ken seufzte leise in sich hinein und stellte schließlich ein Glas Wasser auf den Tisch neben Schuldig, legte ihm die gewohnten und hilfreichen Kopfschmerztabletten dazu und ließ sich dann langsam, wenn auch etwas unsicher, auf den Stuhl gegenüber sinken.
 

Müde hob der Telepath den Kopf und sah Ken mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und Entschuldigung an. "Hör mal...", nuschelte er schließlich, "...ich hab das nicht so gemeint. Ich weiß doch, wie viel du für uns tust." Das musste als Entschuldigung reichen, fand der Deutsche, der es sowieso nicht gewohnt war, etwas in dieser Richtung zu bringen.
 

„Ich weiß...“, murmelte Ken und senkte den Blick. Dann schob er langsam seine Ringhand über den Tisch und griff nach der Schuldigs. „Schatz, ich... Ich hab dich nicht geheiratet, damit du wegläufst, wenn es ungemütlich wird... und ich hab dich auch nicht geheiratet, um dich anzubrüllen, wenn du mit den Nerven am Ende bist. Es tut mir Leid...“ Er sah ein wenig verzweifelt in die grünen Augen und schluckte leicht, als ihm wieder klar wurde, dass er sich hier nicht mit seinem Geliebten, sondern mit einem zugedröhnten Fremden unterhielt.
 

"Können... Können wir das nachher besprechen?", wollte der Orangehaarige mit schwerer Zunge wissen. Es ging ihm wirklich hundsmiserabel und er hatte jetzt weder den Nerv noch die Lust, tiefergehende Diskussionen zu führen. Er wollte nicht reden, nur schlafen, und wenn er aufwachte, würde Ken sich beruhigt haben und der Haussegen wieder hergestellt sein. Zumindest bis zum nächsten Krach...
 

Ken zog seine Hand zurück und seufzte, nickte dann aber und schob Schuldig wieder das Wasser und die Tabletten zu. „Natürlich...“, sagte er und erhob sich. Er drückte ihm einen Kuss auf die Stirn und verschwand dann wieder in der Wohnung. Wahrscheinlich würde es jetzt eh nichts bringen. Schuldig sollte schlafen und er würde mit dem Mittagessen anfangen - wie immer...
 


 

~*~tbc~*~
 


 

Mächtig großes sorry, dass die Fortsetzung so lange hat auf sich warten lassen >.<

ich bleibe jetzt besser am Ball *versprech*

Aussprache

16. Kapitel - Aussprache
 

Nach dem Spaziergang hatte sich Robin von Daisuke verabschiedet. Es wurde höchste Zeit für ihn, sich daheim wieder einmal blicken zu lassen. Der Abend in der Crawford'schen Villa verlief wie immer angenehm ruhig. Noch vor wenigen Wochen wäre Robin dafür die Bezeichnung "langweilig" in den Sinn gekommen, aber jetzt empfand er die Ruhe als Erholung. Kein Streit, kein Geschrei, kein Türenknallen.
 

Kurz dachte er darüber nach, ob er nachsehen sollte, wie es seinem Freund samt Familie erging, ließ es aber bleiben. Er würde es noch früh genug erfahren, auch wenn er sich ernste Sorgen machte.
 

Es dauerte nicht lange und Dai meldete sich an diesem Morgen in Robins Kopf. /Guten Morgen, Schatz.... Gut geschlafen?/ Selbst über diese telepathische Verbindung war Dai die Müdigkeit in der Stimme anzuhören. Das Gespräch, das er mit Robin während ihres Spazierganges geführt hatte, hatte ihn einige Stunden Schlaf gekostet. Vielleicht war es auch das leise Schluchzen aus dem Wohnzimmer gewesen, dessen war sich Dai nun nicht mehr so bewusst.
 

/Guten Morgen/, gab Robin leise zurück. Auch ihm war der wenige Schlaf anzumerken, auch wenn noch etwas anderes sogar in seiner mentalen Stimme mitschwang - eine dezente Gereiztheit. Er konnte sich seine Stimmung selbst nicht erklären, er wusste nur, dass er zumindest einen Tag Pause von Daisuke brauchte. Unbedingt.
 

Dai merkte auf der Stelle, dass irgendwas nicht stimmte, und runzelte die Stirn. /Hey... was ist los? Schlecht geträumt?/, fragte er und streckte sich etwas. Oder ob es noch an dem Gespräch von gestern lag? Immerhin hatte Robin sich ziemlich ernst angehört mit seiner Standpauke und Dai sah die blitzenden Augen noch immer vor sich.
 

/Dai, bitte... Lass mich doch erst mal richtig wach werden.../ Robin hatte keine Ahnung, wie er seinem Lover sagen sollte, dass er ihn für heute abschreiben konnte. Robin hatte sich in der Nacht noch vorgenommen, sich heute erst einmal auf seine ganz persönliche Weise den Kopf frei zu pusten und danach ganz entspannt mit Ken joggen zu gehen. Und nichts anderes würde er heute machen.
 

Dai hob die Brauen und seufzte. /Oh entschuldigt, Hoheit, wenn es heute doch wieder falsch war, Euch zu kontaktieren.../, kam es schnippisch von ihm und im nächsten Moment brach die Verbindung auch schon ab. Die leisen Gedanken waren dem Telepathen nicht entgangen und ihm war nun mehr als deutlich klar, dass Robin ihn heute weder sehen noch hören wollte. Etwas beleidigt und vollkommen verständnislos drehte er sich auf die andere Seite, zog die Decke über den Kopf und versuchte weiter zu schlafen.
 

+
 

In der Küche rödelte Ken schon leise herum. Der Brotbackautomat lief in einem ruhigen Rhythmus und der Braunhaarige bereitete das Frühstück vor. Toast mit Speck und Rühreiern, Kaffee, Orangensaft und ein wenig Obst. Auch er hatte wieder sehr wenig geschlafen. Er hatte Schuldig das Bett überlassen und die Nacht im Wohnzimmer verbracht.
 

Von dem Duft frischen Kaffees geweckt, tappte bald darauf ein sehr verschlafener und noch immer ziemlich fertig aussehender Schuldig in die Küche. Er konnte sich nur dunkel daran erinnern, dass er mit Ken Streit gehabt hatte. Dass er allein geschlafen hatte, war ihm entgangen. Auch wie er eigentlich ins Bett gekommen war, entzog sich seiner Kenntnis. "Hi Schatz!", grüßte er munter, als sei nichts gewesen, und gab Ken einen beiläufigen Kuss in den Nacken, ehe er sich an den Tisch setzte.
 

„Hi...“, kam es von Ken und er drehte den Speck, verteilte ihn dann auf zwei Tellern. Für sich hatte er nichts gedeckt, sein Hunger hielt sich heute stark in Grenzen. „Ich geh Dai wecken...“, sagte er, verließ dann auch schon die Küche und trat leise in Dais Zimmer. „Hey, du kleiner Wirbelwind.... Aufwachen. Dein Frühstück ist fertig...“ Früher hatte das immer gewirkt, doch heute bekam er nur ein Grummeln aus den Untiefen des Decken- und Kissenwirrwarrs, dann war wieder Stille. Naja.. Er würde schon kommen, wenn er was wollte, also verließ Ken das Zimmer wieder und ging zurück in die Küche.
 

Schuldig runzelte die Stirn, als Ken zurückkam und sich schweigend ihm gegenüber an den Tisch setzte. Wenn er nur wüsste, was vorgefallen war... Er lächelte gewinnend. "Schatz? Ist irgendwas? Du bist heut nicht gut drauf, hm?" Was sonst sollte er schon sagen, wenn er keine Ahnung hatte, warum Ken ein Gesicht machte wie sieben Tage Regenwetter...
 

Ken blätterte sich durch die Zeitung und machte sich über den Sportteil her. Dabei nippte er immer wieder an seinem Kaffee und warf Schuldig dann nur einen verständnislosen Blick zu. „Wie geht’s deinem Kopf?“, fragte er und besah sich die Statistiken des Fußballs.
 

"Besser, danke", lautete die recht einsilbige Antwort des Telepathen. Und schon wieder wallte Zorn in ihm auf. "Verdammt, Ken! Was ist los?", grummelte er über den Tisch hinweg und riss dabei Ken die Zeitung aus der Hand. "Mach hier nicht einen auf beleidigt, wenn ich nicht weiß, worum es überhaupt geht!"
 

Ken hob den Blick wieder und seufzte. „Das ist der Punkt, Schu... Du weißt es schon nicht mehr...“, sagte er und lächelte schwach. Er richtete sich auf und kam um den Tisch herum, nahm Schuldig die Zeitung ab und legte sie bei Seite. Dann ließ er sich auf dem Schoß des Telepathen nieder, wie er es schon lange nicht mehr getan hatte. „Du fehlst mir...“, wisperte er leise und strich ihm die Strähnen nach hinten. Liebevoll und doch ein bisschen traurig sah er Schuldig an, hatte dabei einen Arm um seine Schultern gelegt.
 

Total perplex schaute Schuldig seinen Liebsten an. "Wieso? Ich bin doch hier", kam es über seine Lippen, bevor er überhaupt nachgedacht hatte. /Wie jeden einzelnen Tag in den letzten fünfzehn Jahren.../, fügte er in Gedanken an, war aber klug genug, um das nicht laut zu sagen. Über sich selbst entsetzt, erstarrte er für den Bruchteil einer Sekunde. Irgendetwas lief hier mehr als nur schief! Noch nie zuvor hatte er solche unzufriedenen Gedanken gehabt - und auch Ken kam ihm alles andere als glücklich vor. Was war mit ihnen geschehen?
 

Um das Mienenspiel des Mannes zu deuten, brauchte Ken keine telepathischen Kräfte. Er lächelte ein wenig traurig und nickte schwach. „Ja... bist du.“ Eine Weile herrschte Schweigen. Während dem Ken seinen Liebsten nur still musterte und hin und wieder leicht streichelte. „Du weißt, was ich meine, nicht wahr? Du weißt, wovon ich spreche...“, flüsterte er dann leise, hatte Angst, dass seine Stimme wieder zu zittern anfing.
 

Gequält schloss Schuldig die Augen. "Ja, ich weiß es", flüsterte er ebenso leise wie sein Schatz, öffnete die Lider wieder und sah Ken an. "Ken... Ich liebe dich. Und ich will nicht, dass das mit uns kaputt geht. Das haben wir beide nicht verdient - nicht nach alldem, was wir zusammen schon durchgestanden haben." Der Telepath seufzte schwer auf. "Schatz... Ich weiß nicht, was mit uns passiert ist. Aber wenn wir uns anstrengen... Meinst du, wir kriegen das nochmal hin?" Er konnte sich ein Leben ohne Ken nicht vorstellen - aber wenn der Braunhaarige gehen wollte, würde er ihn nicht aufhalten. Dafür liebte er ihn einfach zu sehr. Er hätte alles getan, um Ken nur glücklich zu sehen. Restlos alles. Redete er sich zumindest ein.
 

Lächelnd sah Ken seinen Liebsten an und nickte schließlich. „Ja... Wenn wir uns anstrengen...“ Er lächelte sanft und küsste Schuldig kurz. „Weißt du... Wenn wir Dai ein wenig länger als eine Woche mit Robin nach Venedig schicken, dann könnten wir auch für ein paar Tage wegfahren. Irgendwo hin... Ans Meer vielleicht...“ Er seufzte leise, schien aber schon wesentlich beruhigter zu sein. „Wenn wir mal wieder ein wenig Zeit nur für uns haben, kriegen wir das alles sicher wieder hin, glaubst du nicht?“
 

Schuldig dachte kurz nach, legte dabei die Arme um die Taille seines Liebsten, zog ihn näher zu sich heran und kraulte ihm gedankenverloren über den Rücken. "Wir können auch für die eine Woche wegfahren", schlug er ruhig vor. Obwohl sie das vielleicht gar nicht mussten. Denn wenn sie ein paar Tage Ruhe vor ihrem Wirbelwind hatten, konnten sie es sich zu Hause auch so richtig gemütlich machen. "Oder wir laden ihn danach einfach bei Aya ab", grinste er plötzlich und dachte daran, wie Dai damals den Rotschopf um den Finger gewickelt hatte.
 

„Ein paar Tage werden reichen, denk ich...“, lächelte Ken und seufzte wohlig bei dem sanften Gekraule. Dann musste er allerdings lachen und schüttelte den Kopf. „Ich bezweifle, dass er damit einverstanden wäre. Damals hat er sich nen Scherz draus gemacht, ihn zu ärgern... aber heute würde das wahrscheinlich komplett nach hinten losgehen...“ Er zwinkerte und schmiegte sich noch dichter an seinen Liebsten, küsste ihn dann wieder sanft. „Drei Tage ans Meer und dann eine schöne Zeit zu Hause... Das wird uns sicher gut tun...“
 

Einverstanden nickte der Orangehead. "Such dir ein schönes Fleckchen aus", zwinkerte er seinem Liebsten zu und merkte dabei wieder einmal nicht, dass er die Arbeit Ken überließ. "Wir müssen ja auch nicht zwingend in Japan bleiben." Auch wenn es sich kaum lohnte, für nur drei Tage einen langen Flug auf sich zu nehmen. Aber Schuldig wollte Ken sämtliche Varianten offen lassen. Es sollte schließlich in erster Linie ein schönes Erlebnis für Ken werden.
 

Ken musste wieder schmunzeln. „Ich weiß schon, wo wir hinkönnen. Erinnerst du dich an das Ferienhaus, wo wir unseren ersten Urlaub gemacht haben? Ich werde mal schauen, ob das für ein paar Tage frei ist...“ Ein Ort, den Ken noch immer liebte. Bis jetzt war er nur einmal mit Schuldig alleine dort gewesen und später noch mal mit ihm und Dai zusammen. Ein stilles Fleckchen voll von schönen Erinnerungen – genau das, was sie brauchten. Und weit weg war es auch nicht...
 

Liebevoll lächelnd nickte der Deutsche. Ja, das war eine sehr gute Idee! "Okay. Dann werd ich mal die Jungs fragen, wann genau sie wegfahren und du schaust, ob wir für die Zeit dann noch was bekommen." Er löste seine Hände von Kens Rücken und legte sie ihm an beide Wangen, damit er ihm tief in die Augen sehen konnte. Das Grün seiner Iriden leuchtete auf, als er Kens Kopf quälend langsam näher zog und dabei seine Lippen leicht öffnete.
 

Ken lächelte leicht und strich sanft über Schuldigs Brust, während sie sich näher kamen. Sein Blick haftete in den schönen Augen und erst als sich ihre Lippen endlich trafen, schlossen sich Kens Lider und er seufzte leise auf. Leicht bewegte er die Lippen gegen die Schuldigs und schlang langsam den Arm um seinen Nacken. Der Kuss fühlte sich wunderschön an. Schöner als die in den letzten Tagen.
 

+
 

Der Tag war bald verstrichen und Ken fühlte sich inzwischen ein wenig besser. Allerdings hatte er deutlich gemerkt, dass es Dai gar nicht gut ging und er fragte sich, ob es vielleicht an dem Streit lag, den er hatte mitanhören müssen. Irgendwo hatte er mal gelesen, dass so was besonders für Kinder nicht leicht war. Und Dai hatte sich den Tag über kaum blicken lassen, hatte sich nur in sein Zimmer verzogen und war hin und wieder rausgekommen, um etwas zu trinken zu holen oder ins Bad zu verschwinden.
 

Nun, da Schuldig sich wieder für eine Weile im Arbeitszimmer verzogen hatte, dachte Ken darüber nach, ob er es nicht wagen sollte, sich zu Dai zu gesellen und ein wenig mit ihm zu sprechen. Immerhin hatte der Junge ein Recht darauf zu erfahren, was vor sich ging – zumindest auf das ein oder andere bezogen.
 

Er ging in die Küche und nahm sich die Schale mit Erdbeeren, die er und Schuldig vorhin vom Einkaufen mitgebracht hatten. Vielleicht wollte Dai ja auch welche. Er klopfte an die Zimmertür und wartete auf das recht undeutliche ‚Herein’. Als er eintrat, erblickte er Dai auf der Fensterbank sitzend, und lächelte leicht. Inzwischen hatte er es aufgeben, Dai vom Rauchen abhalten zu wollen, und deswegen sagte er auch nichts dazu, kam nur näher und stellte die Schale vor dem Jungen ab.
 

„Was gibt’s?“ Dai wandte den Blick zu Ken und sah auch kurz auf die Erdbeeren. Eigentlich war ihm grade gar nicht nach reden oder dergleichen zu Mute, aber er zwang sich zu einem kleinen Lächeln und nahm sich eine der Erdbeeren.
 

Ken lehnte sich an die Fensterbank und sah einen Moment hinaus, musterte Dai dann wieder und lächelte väterlich. „Du hast es momentan nicht leicht, oder? Mit Schu und mir...“, begann er schließlich. Dass Dai den Blick schon abwandte, einen tiefen Zug von seiner Zigarette nahm und wieder aus dem Fenster blickte, war kein gutes Zeichen, also fuhr er gleich fort. „Das mit dem Streit hat sich wieder gelegt. Wir werden auch wegfahren, wenn du und Robin nach Venedig fahrt... Das wird schon alles wieder...“
 

Dai seufzte und sah Ken wieder an. „Bild dir nichts drauf ein“, schmunzelte er schließlich und drückte die Zigarette aus. „Meine Laune hat nichts mit eurem Streit zu tun. Das müsst ihr klären und das werdet ihr auch, habt ihr bis jetzt schließlich immer...“ Er lehnte sich an den Fensterrahmen und schloss für einen Moment die Augen. Unsicher, ob es die richtige Entscheidung war darüber zu sprechen, sagte er schließlich: „Es ist wegen Robin...“
 

Ken hob überrascht die Brauen. „Wegen Robin?“, fragte er verständnislos und nahm sich auch eine Erdbeere. „Was ist mit ihm, habt ihr euch gestritten?“ Das konnte sich Ken jetzt gar nicht vorstellen. Immerhin waren sie inzwischen doch ein Herz und eine Seele geworden.
 

„Nein.. Nicht direkt...“ Dai schwieg einen Moment und sah dabei nachdenklich aus dem Fenster. Mit wem außer Ken sollte er sonst darüber sprechen? Mit Robin ja ganz offensichtlich nicht. „Wir hatten gestern eine kleine Diskussion... Als wir noch mal los sind, um euch alleine zu lassen. Und heute Morgen hat er mir unmissverständlich klar gemacht, dass ich ihn in Ruhe lassen soll...“ Er seufzte leise und lächelte Ken traurig an. „Es wird sich schon wieder legen. Trotzdem... Es tat ganz schön weh... und es gab noch keinen Tag, an dem ich keinen Kontakt zu ihm hatte, seit wir.. na ja..“
 

Ken musste schmunzeln. Er rückte etwas näher und ließ sich ebenfalls auf der breiten Fensterbank nieder. Sein Blick ruhte noch eine Weile auf Dai, dann sah er kurz nachdenklich aus dem Fenster. „Weißt du... Es ist nicht leicht mit einem Telepathen wie dir oder deinem Vater...“, erklärte er schließlich und strich Dai leicht über die Wange. „Da braucht man manchmal einfach mal ein bisschen Zeit für sich. Außerdem ist Robin hier ja in ein gewaltiges Familienchaos rein geraten. Das ist er von Zuhause sicher nicht gewohnt...“
 

Dai ließ ein Seufzen vernehmen und nickte leicht. „Das mag ja sein, aber das ist doch kein Grund, nicht mit mir reden zu wollen...“ Er schüttelte leicht den Kopf. Daisuke verstand absolut nicht, wieso Robin heute nichts von ihm wissen wollte, geschweige denn wie es angehen konnte, dass er sich so große Gedanken darum machte. Immerhin hatte er früher auch immer gesagt, dass das einzige, was er von einer Beziehung erwartete, war, dass er alleine sein konnte. Und jetzt machte es ihn fertig, dass Robin mal einen Tag Pause brauchte?
 

„Dein Vater und ich hatten damals auch jede Menge Probleme. Auch als wir schon zusammen waren und wussten, dass wir einander lieben...“ Ken musste schmunzeln bei den Erinnerungen. „Ich für meinen Teil hatte sogar schon Probleme mit ihm, als wir noch nicht zusammen waren und er mich nicht ausstehen konnte...“
 

„Dad konnte dich mal nicht ausstehen?!“, fragte Dai überrascht und bekam große Augen. Das war ja kaum vorzustellen. Sicher, die beiden stritten oder diskutierten mal heftig, aber dass es mal eine Zeit gegeben hatte, in der sein Vater Ken tatsächlich ‚nicht ausstehen konnte’, war für Dai nicht vorstellbar. „Wieso das? Ich meine... jetzt seid ihr verheiratet.“
 

Ken musste lachen und nickte. „Ja, das ist wahr. Aber damals...“ Ken kniff leicht die Lippen zusammen und sah Dai fest an. „Damals gab es eine Zeit, in der meine Gedanken immer nur ihm gehörten und das hat mich zu dem nervigsten und tollpatschigsten Kerl gemacht, den du dir vorstellen kannst...“ Er lachte leise. „Wir kannten uns von... von der Arbeit her.“ Ken biss sich leicht auf die Zunge. Das war eigentlich nicht der Teil der Vergangenheit, über den er mit Dai reden wollte.
 

Doch Dai blickte seinen Vater nur interessiert an. „Ihr wart Kollegen? Dad hat auch in einem Blumengeschäft gearbeitet?!“ Das war noch viel unglaublicher als die andere Info und Dai zog skeptisch eine Braue hoch. Sein Vater hatte soviel Ahnung von Pflanzen und speziell Blumen, wie es Eis in der Wüste gab.
 

„Nein... andere Arbeit...“, sagte Ken und lächelte schwach. Wie um alles in der Welt sollte er das jetzt erklären? Er richtete sich auf und seufzte. „Komm her...“, sagte er und schloss das Fenster, als sich Dai erhoben hatte. Er ließ sich auf dem Bett nieder und wartete, bis Dai sich zu ihm gesetzt hatte. „Damals, als ich mich in deinen Vater verliebt habe, war das wohl der ungünstigste Zeitpunkt überhaupt. Wir waren...Feinde und es gab niemanden, der das gerne gesehen hätte. Weder meine Kollegen, noch seine...“
 

Dais Blick wurde noch verständnisloser und er war schon drauf und dran sich einfach in Kens Kopf zu stehlen, um die Wahrheit über diese Geschichte herauszufinden. Doch er ließ es bleiben. Der junge Telepath ahnte, dass es hier auf etwas hinauslief, was ihm bis jetzt voll und ganz verborgen geblieben war. Den Teil in den Köpfen seiner Eltern, an den er nie rangekommen war. Also schwieg er und sah Ken nur abwartend an, um mehr zu erfahren.
 

„Wenn dein Vater wüsste, dass ich dir all das erzähle, würde er mich wahrscheinlich lynchen. Das gehört alles zu einer Vergangenheit von uns, auf die wir nicht grade stolz sind. Aber sie hat auch dafür gesorgt, dass wir uns kennen gelernt haben. Und all die Probleme, die wir deswegen damals hatten, haben uns immer enger zusammengeschweißt.“ Ken biss sich leicht auf die Unterlippe. Er merkte, wie er gezielt um den heißen Brei herumredete, und sah den neugierigen Jungen vor sich einen Moment schweigend an, dann fuhr er unsicher fort: „Daisuke... Dein Vater und ich... Wir waren damals... Naja...“
 

Dai hob die Brauen und sah Ken durch dringlich an. Was um alles in der Welt wollte Ken ihm da sagen? Er benahm sich, als wenn er ihm irgendwas besonders schlimmes erzählen wollte und es nicht über die Lippen brachte.
 

„Wir waren Killer...“, brachte Ken dann schließlich leise hervor und sorgte so dafür, dass Dai nach ein paar Sekunden einen Lachanfall bekam und sich nicht mehr halten konnte. Leicht bestürzt sah Ken den Jungen an, der sich den Bauch hielt und fast vom Bett fiel.
 

„Killer...?! Du verarschst mich doch, ey... DU? Du kannst doch keiner Fliege was zu Leide tun...“, brachte Dai schließlich hervor, als er sich langsam wieder beruhigt hatte. Nein. Nein, Ken wollte ihn eindeutig auf den Arm nehmen. Eine andere Erklärung gab es gar nicht. Ken und ein Killer?! Dass er nicht lachte. Ein so kinderliebender und freundlicher Mensch sollte Menschenleben auf dem Gewissen haben?
 

„Es ist wahr, Dai. Ich bin nicht stolz darauf und Schuldig auch nicht. Und deswegen solltest du es nie erfahren. Aber ich will, dass du weißt, was er und ich schon durchgemacht haben... auch mit dir.“ Ken seufzte und sah Dai ernst an, bis er sah, dass der Junge ihm endlich wieder die verdiente Aufmerksamkeit schenkte. Er hob die Hand und deutete beiläufig auf seinen eigenen Kopf. „Überzeug dich davon, dass ich die Wahrheit sage. Es gab Zeiten, in denen Schuldig mich am liebsten umgelegt hätte. Und dann gab es Zeiten, in denen er mich brauchte.“
 

Dais Blick wurde noch skeptischer, doch von seinem Lachen war nichts mehr zu hören oder zu sehen. Stattdessen streckte er seine Fühler aus und fand schnell die angebotenen Szenen. Ken hatte seine Barriere gesenkt, die er dank Schuldig sonst immer problemlos aufrecht erhalten konnte, und was Dai da zu sehen bekam, waren zwei vollkommen andere Männer.
 

Ken und Schuldig, die sich im Dunklen gegenüber standen, Schuldig, der eine Waffe auf Ken richtete. Sein Vater, mit einer Waffe in der Hand und einem heimtückischen Grinsen auf dem Gesicht. Ken, der zuschlug und Schuldig schließlich mit dem Rücken an der Wand hatte. ‚Zu langsam, Bastard!’, zischte Kens Stimme. Ken, der in einer Gruppe Uniformierter stand und um sein Leben kämpfte. Ken, der gegen Schuldig kämpfte. Schuldig, der lachte und sich einen Spaß daraus machte.
 

Die Umgebung veränderte sich wieder. Schuldig stand da, unbewaffnet und verletzt, Ken vor ihm, hielt die Waffe in der Hand, die eigentlich in die Hand des Telepathen gehörte. ‚Drück schon ab...’, kam es leise von Schuldig. Doch Ken drückte nicht ab. Er leerte das Magazin der Waffe und warf sie Schuldig zu Füßen. ‚Wie könnte ich?’ Ken wandte sich ab und ging.
 

Dann ein Fußball. Dai zuckte bei dem plötzlichen Szenenwechsel und der Helligkeit leicht zusammen. Der Fußball flog durch die Luft und traf Schuldig am Kopf. Die folgenden Szenen bewiesen Dai die Tollpatschigkeit noch mehr und schließlich zog er sich langsam aus Kens Kopf zurück und sah ihm in die Augen. Doch die richtigen Worte fand er nicht. Immer wieder öffnete er den Mund, schloss ihn wieder und schüttelte den Kopf.
 

Ken seufzte leise. „Ich finde, dass du alt genug bist, um das zu erfahren... Brad war damals Schus Boss. Und Aya meiner. Du kannst dir vorstellen, was wir alles durchgemacht haben. Besonders dein Dad, als du damals aufgetaucht bist. Da brauchte er mich dann endlich. Und ich... war für ihn da. So gut ich eben konnte...“ Er lächelte bei den Erinnerungen an damals. „Deswegen war er so sauer, dass du dir ausgerechnet Robin ausgesucht hast. Und deswegen wird auf euch beide noch eine Menge zukommen – bezüglich Brad. Aber wenn ihr das schafft, wenn ihr das durchhaltet, dann gibt es nichts mehr, was euch trennen kann, hörst du?!“
 

Dai saß nur da und versuchte das eben Erfahrene zu verarbeiten. Seine Eltern hatten getötet. Hatten sich gegenseitig bekämpft – auf Leben und Tod – und nun liebten sie einander. Sie hatten alles in Kauf genommen, trotz ihres grausigen Lebens. „Wieso...habt ihr.. Ich meine...“
 

Ken lächelte traurig. Er wusste genau, worauf Dai hinaus wollte. „Wir hatten keine Wahl, Dai. Was dein Vater alles durchmachen musste...“ Er schüttelte leicht den Kopf und atmete durch. Darüber konnte er nicht sprechen und er zog seine Barriere schweren Herzens wieder höher. „Ich bin sicher, dass er dir irgendwann seine ganze Geschichte erzählen wird. Aber... Unsere Vergangenheit ist nichts, womit wir prahlen können, verstehst du? Es ist eher etwas, wofür wir uns schämen müssen. Besonders immer dann, wenn wir dich ansehen.“
 

„Wieso mich? Was habe ich damit zu tun?“ Dai legte den Kopf schief. Er wusste noch nicht so recht, was er von all dem halten sollte, er wusste nur, dass dieses Gespräch ihn doch ganz schön mitnahm, auch wenn er froh war, dass man ihm endlich mal was erzählte.
 

Ken seufzte wieder. „Ganz einfach... Wir haben viel durchgemacht und uns gewünscht, dass du das alles nie mitmachen musst. Was glaubst du, wieso Schu immer so dagegen war, dass du in der Schule soviel mit deinen Kräften rumalberst?“ Er lächelte und strich Dai wieder über die Wange, drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Und dann sehen wir, was aus dir geworden ist, wie du herangewachsen bist. Und wir sind verdammt stolz auf dich.“
 

Dai lächelte ein wenig verlegen. „Ach was. Ich hab euch doch auch viele Probleme gemacht...“, winkte er ab und erinnerte sich an so manches, in das er seine Eltern schon reingeritten hatte. Doch das alles war offenbar nichts gegen das, was sich in ihrem Leben vor ihm abgespielt hatte.
 

„Dai... sag deinem Vater nicht, dass ich dir das erzählt habe, okay? Er wird vielleicht irgendwann selber mit dir darüber sprechen, aber... Er würde durchdrehen, wenn er wüsste, dass ich dir das jetzt alles erzählt habe... Weil wir eigentlich wollten, dass du frei von dem ganzen Mist groß wirst...“
 

Dai nickte kurz und atmete durch, ließ sich dann nach hinten fallen und starrte an die Decke. DAS musste er jetzt erst mal alles verarbeiten. Aber es erklärte, wieso Schuldig so allergisch darauf reagierte, wenn er Menschen so mies manipulierte. Und es erklärte die starke Barriere. „Ich werde ihm nichts sagen...“, murmelte er noch und sah aus den Augenwinkeln Kens dankbares Lächeln. Ob Robin über all das Bescheid wusste?
 

~+~ tbc ~+~

Waterproof

17. Kapitel - Waterproof
 

Robin ahnte von dem Gespräch nichts. Genau zu dem Zeitpunkt, als Ken mit Daisuke redete, sprang der Schwarzhaarige aus seinem Flugzeug und genoss den freien Fall. Gefährlich lange behielt er die Reißleine in der Hand, ohne sie zu betätigen und für einen winzigen Moment überlegte er sich, sie einfach loszulassen und die berauschende Geschwindigkeit bis zum bitteren Ende zu erleben. Dann zog er an dem dünnen Seil und der gewohnte Ruck riss ihn nach oben. Robin verzog das Gesicht. Zwar spürte er noch immer die immense Gravitation, aber längst nicht mehr so stark wie ohne den Schirm. Er seufzte aufgebend, als er sich in die Richtung lenkte, in der sich sein Landepunkt befand. Nicht ganz zehn Minuten später hatte er wieder festen Boden unter den Füssen und war damit beschäftigt, die Fallschirmseide zusammen zu raffen. Tatsächlich war er diesmal genau dort gelandet, wo er sollte, und so waren es nur ein paar Schritte zurück in den Hangar. Mit vom Flug geröteten Wangen bedankte er sich bei seinem Piloten, der lässig an das kleine Flugzeug gelehnt stand und auf ihn wartete. Zuvorkommend wie immer half ihm der Mann, die Gurte loszuwerden und begleitete ihn schließlich auch noch in das kleine Flugplatzgebäude. Geübt faltete Robin in seiner Kabine den Schirm zusammen und verstaute ihn in seinem Fach. Als er wieder umgezogen war, warf er einen kurzen Blick in den kleinen Spiegel, der in seinem Spind angebracht war, und lachte leise. Was würde Ken wohl denken, wenn er mit diesem Aussehen bei ihm auftauchen würde? Die Haare zu einer wahren Sturmfrisur verwuschelt, das Gesicht gerötet unter der leichten Bräune, die Augen glänzend... Unsinn, schimpfte er sich selbst und schüttelte den Kopf. Was sollte der Ältere schon denken? Ken wusste, dass er sich gern aus Flugzeugen fallen ließ - und genau das würde der Braunhaarige hinter diesem Anblick auch vermuten. In solche und ähnliche Gedanken versunken, marschierte er auf den Parkplatz, auf dem sein Wagen schon auf ihn wartete. Noch während der Fahrt schlüpfte Robin aus seiner Jeans und in eine weiche Jogginghose, band die Laufschuhe neu und zog sich ein knappes, ärmelloses Shirt über den Kopf. Bereit, mit Ken jede nur erdenkliche Strecke zu laufen, klingelte er an der Wohnungstür und machte sich schon seelisch darauf gefasst, gleich mit Daisuke konfrontiert zu werden.
 

Doch es war nicht Dai, der die Tür auf machte, sondern Ken. Er stand schon in voller Montur da. „Hi..“, sagte er leise und lächelte sachte. „Ich bin weg!“, rief er noch mal in die Wohnung, trat dann auf den Gang und zog die Tür wieder hinter sich zu. Er hielt es für besser, wenn Daisuke nicht mitbekam, dass er nun mit Robin unterwegs war. Mit Robin, der Dai für heute vollkommen abgesagt hatte.

„Na dann lass uns mal...“, strahlte er und joggte auch schon die Treppe hinunter, sich darüber im Klaren, dass Robin ihm folgen würde. Er warf noch mal einen kurzen Blick zu ihm und grinste etwas. „Gut siehst du aus... Wo hast du dich denn eben noch rumgetrieben? Wirkst richtig entspannt?!“
 

Locker lief Robin hinter Ken die Treppen hinunter und hinaus auf die Strasse. Er zwinkerte ihm vielsagend zu und meinte dann geheimnisvoll: "Ja, ich bin auch total entspannt." Mehr verriet er dem Älteren nicht, sondern sah erst einmal nur geradeaus auf den Gehweg, über den sie liefen. Er war schon gespannt, wohin Ken ihn führen würde.
 

Neugierig trat Schuldig auf den Balkon und sah nach unten. Normalerweise hätte er Ken nicht nachgeschnüffelt, aber er wunderte sich wirklich, von wem sein Schatz abgeholt wurde. Denn anders konnte er sich das kurze Klingeln und Kens darauffolgendes Verschwinden nicht erklären. Als er seinen Liebsten zusammen mit dem Schwarzhaarigen sah, beide im Joggingoutfit, fiel dem Telepathen der Unterkiefer auf die Zehen und seine Augen wurden groß wie Suppenteller. Was ging denn da ab?
 

Ken musste herzhaft lachen und knuffte Robin leicht. Dass sie dabei von Schuldig beobachtet wurden, bekam er gar nicht mit. Stattdessen bog er mit Robin um eine Ecke und schlenderte erst mal gemütlich mit ihm weiter, bis sie schließlich bei dem größten Park in der Nähe ankamen. „Irgendwann gehen wir auch mal am Strand laufen, wenn du Lust hast... Manchmal fahre ich mit Jungs für einen Tag zum trainieren hin. Das bringt der Muskulatur ordentlich was...“
 

Robin nickte begeistert. "Klar!", strahlte er den Älteren an. "Da komm ich gern mit. Wenn ich darf, würde ich auch gerne mal mit dir zum Fußball mitgehen..." Auch wenn diese Sportart nicht so ganz sein Ding war, aber vielleicht konnte er Ken damit eine kleine Freude machen. Dann wechselte er rasch das Thema. "Wie ist es? Habt ihr euch wieder versöhnt?"
 

Ken schmunzelte und nickte, verfiel dann allmählich in ein langsames Joggen. „Ja... haben wir... und wenn ihr in Venedig seid, werden wir uns ganz viel Zeit für uns nehmen. Das wird schon alles wieder...“ Kurz überlegte er, ob er Robin auf Dai ansprechen sollte, doch auf der anderen Seite wollte er diesen Abend jetzt mit dem Schwarzhaarigen genießen und nicht wieder in leicht deprimierende Themen verfallen.
 

Irgendwie konnte sich Robin ein tiefes Seufzen nicht verkneifen, bevor er endlich sagte: "Das habt ihr euch auch echt verdient! Ich hoffe, es hilft euch dann auch." Er wünschte sich das wirklich für den Braunhaarigen. Und nicht nur für ihn. Denn weniger Streit und Stress zwischen Schuldig und Ken würde auch mehr Ausgeglichenheit bei Daisuke bedeuten - und die hatte der junge Feuerkopf nun wirklich nötig. Gemächlich trabte Robin neben Ken her, warf ab und zu einen verstohlenen Seitenblick auf den Älteren und fragte sich dabei, warum es keiner der beiden Telepathen schaffte, den Älteren zu begleiten.
 

Gut eine halbe Stunde joggten sie durchgehend die verwinkelten Wege des Parks entlang. Immer wieder vergewisserte sich Ken, dass es Robin auch noch nicht zu viel wurde, aber der Junge schien besser in Form zu sein, als man es ihm ansah. Mit einem Lächeln steuerte er auf einen kleinen Unterstand in der Nähe eines Sees zu und wurde langsamer. Schließlich hielt er an und blieb unter dem gemütlichen Holzbau stehen. Er sah zum Himmel und schmunzelte leicht. „Sieht aus, als wenn es heute noch mal regnet. Dann haben wir morgen wieder gute Luft...“, stellte er fest und strich sich das leicht verschwitzte Haar nach hinten.
 

Zweifelnd schaute Robin nach oben. Vor einer Stunde war der Himmel noch wolkenlos gewesen, jetzt türmten sich die ersten schwarzgrauen Wolkenberge auf. "Ich glaube, du hast recht", stimmte er Ken zu. "Aber das wird dann ein warmer Regen." Klar, bei der Hitze konnte es gar nicht anders sein. Wobei Robin eigentlich viel mehr Bedenken hatte, war die Tatsache, dass es nach so einem heißen Tag kaum nur bei Regen bleiben würde. Und bei Gewitter joggen war nicht gerade sein Traum von sportlicher Betätigung.
 

Tatsächlich kamen schon die ersten Tropfen runter und Ken schmunzelte leicht. „Na los... Ein wenig schaffen wir noch, was meinst du?“, fragte er und trat unter dem Holzdach vor. Er legte kurz den Kopf nach hinten und schloss die Augen, genoss die Tropfen, die sich auf seinem Gesicht sammelten. Dann sah er Robin wieder an und ruckte leicht mit dem Kopf.
 

Der Jüngere grinste schief, kam aber auf der Stelle hinter Ken her. Schon nach wenigen Metern waren sie beide durchnässt und Robin fiel es auf einmal schwer, den Blick von der nass schimmernden Gestalt Kens abzuwenden. Ein paar mal kam er deswegen sogar aus seinem trainierten Atemrhythmus, fand den Takt aber jedesmal schnell wieder, bevor Ken etwas merken konnte.
 

Es dauerte nicht lange, da ertönte das erste Donnergrollen und Blitze erhellten den dunkel gewordenen Park. Klitschnass hielten sie schließlich wieder bei einem Unterstand und Ken schüttelte sich die Haare aus. „Okay... Das war’s dann wohl für heute...“, lachte er und sah Robin an, der nicht weniger nass war als er selber. Lachend wuschelte er dem Schwarzhaarigen über den Kopf, dass das Wasser spritzte, und setzte sich auf die Holzbank.
 

Laut lachte Robin auf und schüttelte seine Haare aus wie ein Hund. Dass dabei Ken auch wieder eine ganze Ladung Wasser abbekam, nahm er in Kauf. Mit einem Ruck zog er sich das nasse Shirt über den Kopf, wrang es aus und warf es auf die Lehne der Bank. Grinsend ließ er sich neben Ken fallen, streckte die Beine aus und räkelte sich genüsslich.
 

Ken staunte nicht schlecht, als er den nassen Körper sah, und leckte sich unbewusst leicht über die Lippen. Er beobachtete, wie Robin sich streckte, folgte dem ein oder anderen Tropfen mit seinem Blick und musterte das leichte Muskelspiel unter der weichen Haut. /Oh Gott.../ Unweigerlich fragte sich Ken, wie ein Junge in dem Alter schon so gut aussehen konnte. Dai hatte sich echt einen Wunderknaben geangelt.
 

Wie ein warmes Streicheln spürte Robin Kens Blick über sich gleiten. Langsam und geschmeidig stand er wieder auf, schaute kurz dem laut platschenden Regen zu und fragte dann an Ken gewandt: "Was meinst du, wie lang das hier noch dauert?" Er wusste gerade nicht, wie er die Situation zwischen ihnen einschätzen, wie er Kens seltsamen Blick deuten sollte. Und er hatte keine Ahnung, ob das nun gut oder schlecht war. Robin wusste nur, dass seine Haut zu prickeln begann.
 

Hastig wandte Ken den Blick ab, als sich Robin wieder rührte und sah in den Regen. „Ehm... keine Ahnung.. sicher nicht lange...“, sagte er und prompt blitzte es wieder. Er schmunzelte und blinzelte vorsichtig wieder zu Robin. „Wir können auch mit dem Bus zurück, wenn du magst... Wir müssen nicht die ganze Zeit hier rumsitzen...“ Er lächelte leicht und zwang sich, den Blick auf Robins Augen gerichtet zu halten.
 

"Ach, nö", gab Robin grinsend zurück. "Ich hab Zeit." Tief atmete er die regenfrische Luft ein und schloss dabei genießend die Augen, öffnete sie dann wieder und sah Ken direkt an. "Außer, du wirst daheim schon erwartet. Ich will ja nicht schuld sein, dass du wieder Zoff hast."
 

Ken schüttelte nur den Kopf. „Dai will alleine sein und Schu arbeitet sicher noch. Außerdem werden sie sich denken können, dass ich mich untergestellt habe bei dem Sauwetter...“ Er lächelte und ließ wie zufällig wieder den Blick über den jungen Körper gleiten. Dann lehnte er sich zurück und betrachtete die nasse Umgebung. Immer wieder zupfte er an seinem weißen Shirt, das unangenehm an seinem Körper klebte.
 

Diese Bewegung brachte Robin dazu, seinen Blick auch über Ken gleiten zu lassen und für einen Moment stockte ihm der Atem. Hastig wandte er die Augen wieder ab und richtete sie auf den Sandweg, auf dem die großen Tropfen förmlich einschlugen. Die Vorstellungen, die sich ihm unwillkürlich aufdrängten, ließen ihn frösteln. "Zieh das Ding halt aus!", nuschelte er und sprach damit das aus, was er selbst jetzt liebend gern tun würde. Er war auf einen Schlag unglaublich neugierig, wie Ken ohne das nasse Shirt aussehen würde...
 

Ken stand auf, hob die Brauen und sah Robin verwundert an. Ausziehen? Die leichte Röte auf Robins Wangen und der stur nach vorne gerichtete Blick ließ ihn minimal lächeln. Viel zu langsam – weil das Shirt sich so schwer entfernen ließ – zog er es sich schließlich über den Kopf und warf es zu dem von Robin. Leicht strich er sich die Tropfen von der Brust und schielte wieder zu Robin. „Hast ja Recht...“
 

Eine deutliche Gänsehaut zog sich über Robins Arme, als er den Bewegungen des Älteren zu sah. Sein Mund war auf einmal knochentrocken und er konnte nur noch durch leicht geöffnete Lippen genügend Luft in seine Lungen pumpen. Jeder klare Gedanke war wie weggefegt und sein Herz schlug im gleichen schnellen Takt mit den fallenden Regentropfen.
 

Ken schluckte leicht, als er den eindeutigen Blick Robins sah und biss sich leicht auf die Unterlippe. Fehler. Er hätte das Shirt besser anbehalten, denn jetzt, da er das Blitzen in den Augen des Jungen sehen konnte, legte auch sein Herz einen unglaublichen Spurt ein. Nein.. Nein. Langsam streckte er die Finger aus und fing einen Tropfen auf, der Robin über die Wange lief, sah ihm dabei wieder in die Augen.
 

Robins Herz schlug ihm im Hals und war so laut, dass er dachte, Ken würde es hören. Er machte einen kleinen Schritt auf Ken zu, schloss die Augen und atmete zittrig ein. Urplötzlich hob er die Lider wieder, ging einen großen Schritt zurück und schüttelte dabei entsetzt den Kopf. Nein! Was hätte er hier beinahe getan? Fast panisch sah er Ken an und stammelte: "Ken... Nein... Es... Das können wir nicht..." Was redete er hier eigentlich für einen Müll? Es war doch gar nichts geschehen und er führte sich hier auf wie eine Jungfrau, die Angst um ihre Unschuld hatte? Was sollte das? Robin fasste sich wieder, lächelte Ken wie üblich strahlend an und zwinkerte ihm zu. "Sorry, ich rede Unsinn", entschuldigte er sich für sein sinnloses Gebrabbel.
 

Ken schloss kurz die Augen und trat ebenfalls einen Schritt zurück. „Tut mir leid, ich...“ Er lächelte leicht und sah Robin wieder an. „Nein.. Du hast vollkommen Recht...“, sagte er und fuhr sich durchs Haar. Noch immer schlug ihm das Herz bis zum Hals und ihm wurde mit jeder Sekunde klarer, WAS er hier beinahe getan hätte. Nicht nur, dass er verheiratet war und grade fast die Lippen des Jungen verschlossen hätte, an den sein Sohn sein Herz verloren hatte. Nein. Wahrscheinlich wäre er ein toter Mann, wenn das jemand heraus bekam. Schuldig, Dai... oder noch schlimmer: Brad.
 

Ohne den Blick von Ken abzuwenden, deutete Robin nach draußen. "Es hat zu regnen aufgehört", nuschelte er mit leisem Bedauern in der Stimme. Wollte er überhaupt hier weg? Weg von Ken und dieser seltsamen und doch wunderschönen Situation? Er biss sich auf die Lippe. Was dachte er schon wieder für Mist? Ken könnte sein Vater sein! Das ging ja mal gleich gar nicht! Auch wenn es schon mehr als nur faszinierend war, dass er eine solche Wirkung auf einen soviel Älteren hatte...
 

Ken nickte leicht. „Ja...“, sagte er leise und lächelte etwas. Auch er wandte den Blick nicht ab. Stattdessen griff er nur zur Seite und angelte nach seinem Shirt. Dass er dabei leider nicht sein eigenes erwischte, sondern das von Robin, merkte er gar nicht. „Ich... Ich werd dann mal...“, sagte er und seufzte leise. Doch er ließ es sich nicht nehmen, Robin noch einen Kuss auf die Stirn zu setzen. „Wir sehen uns...“ Noch einmal lächelte er Robin an und strich ihm leicht über die Wange, dann wandte er sich um und schritt schweren Herzens davon. Nie wieder! Nie wieder würde er Robin so nah kommen, das nahm er sich fest vor. Ausnahmezustand. Fehler. Böser, böser Fehler!
 

Robin legte den Kopf in den Nacken und schnaufte laut durch. "Oh wow...!" Völlig neben der Spur fuhr er sich mit allen zehn Fingern durch die immer noch nassen Haare, schnappte sich dann sein Shirt und schlug ganz bewusst die andere Richtung ein als die, in der Ken verschwunden war. Dieses Erlebnis sollte er am besten ganz schnell vergessen. Dai würde durchdrehen... Und er könnte wohl Ken nie wieder unbefangen gegenüber treten, wenn er ständig an diese eine, unbedeutende Szene dachte. Warum nur verursachte dieser Gedanke eine bleischwere Traurigkeit in seinem Herzen?
 

~*~tbc~*~

Gefühls-Chaos

18. Kapitel – Gefühls-Chaos
 

Als Dai an diesem Morgen aufwachte, war sein erster Gedanken wieder Robin. Er wollte sich schon in den Geist seines Lieblings schleichen, doch die Erinnerung daran, was er sich da letztes Mal hatte anhören dürfen, hielt ihn davon ab. Langsam drehte er sich auf den Rücken und sah zur Uhr. Halb neun. Er hatte eine Nacht mehr verdammt schlecht geschlafen und war nun auch noch damit gestraft, dass dieser Tag schon so früh begann. Er ließ ein leises Seufzen vernehmen und hievte sich hoch. Heute würde er es Robin überlassen sich zu melden, wenn er es denn wollte. Und wenn nicht... Dai schüttelte wieder den Kopf. Natürlich würde er sich wieder melden, wenn ihm danach war. Und dann würde er ihn einfach fragen. Auch wenn Ken ihm schon gesagt hatte, woran es wohl lag.
 

Nach einer kleinen Katzenwäsche im Bad machte er sich auf den Weg in die Küche. Zu seinem Leidwesen waren auch seine Eltern schon auf. Sogar Schuldig war bereits auf den Beinen und bereitete das Frühstück vor, während Ken sich um den Abwasch kümmerte. Ein sehr seltsames Bild war das, Schuldig hinterm Herd zu sehen.

„Morgen...“, brummte er leise und ließ sich auf einen Stuhl fallen.
 

Schuldig drehte sich zu seinem Sohn um und bedachte ihn mit einem überbreiten Grinsen. "Guten Morgen!", trällerte er fröhlich, machte einen kleinen Schritt zur Seite und verpasste Ken einen sanften Kuss auf den Hals. Nachdem der Braunhaarige gestern klatschnass und allein vom Joggen zurückgekommen war, war er fast über Schuldig hergefallen. Und der Telepath war niemand, der sich eine solche Chance entgehen ließ. Der Orangehaarige gab seinem Schatz neckend einen Klaps auf den Hintern. So eine Nacht hatten sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlebt und Schuldig war jetzt fester überzeugt denn je, dass wieder alles in Ordnung kommen würde.
 

Ken grinste leicht und fing für einen Moment Schus Lippen ein. Dann sah er zu Dai und grinste noch breiter. „Kaffee?“, fragte er und tänzelte fast schon auf Dai zu, um ihm den Kaffee hinzustellen, den er ihm eingegossen hatte. Auch als das Frühstück fertig war, war Kens guter Laune keine Grenze mehr gesetzt. Immer wieder suchte er verliebt Schuldigs Nähe und küsste ihn. „Setz dich hin, Liebling. Ich mach das fertig, sonst brennen dir noch die Spiegeleier an...“, sagte er zärtlich und strich Schuldig über die Wange.
 

Artig setzte sich der Telepath, griff aber blitzschnell nach Ken und zog ihn sich auf den Schoß, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Es fehlte nicht viel, dass die beiden schmusend auf dem Tisch lagen... Schuldigs Hand mogelte sich unter Kens Shirt und strich aufreizend am Hosenbund auf und ab. Kurz unterbrach er den Kuss, um seinen Partner verliebt anzusehen und ihm kleine Zärtlichkeiten und Schweinereien ins Ohr zu hauchen.
 

Ken musste kichern und erwiderte das neckische Gehabe nur zu gerne. Wie hatte er auch nur einen Moment denken können, dass er sich in Robin verguckt hatte, wenn er doch einen Prachtkerl wie Schuldig hatte. Kichernd leckte er Schuldig leicht über die Wange und drückte einen Kuss darauf. „Gehst du nachher mit mir einkaufen, Liebling?!“
 

Dai saß nur da und sein Unterkiefer verfiel der Schwerkraft zum Opfer. WAS um alles in der Welt ging hier ab? „Ihr wisst aber schon, dass das eklig ist, ja? Ey, in EUREM Alter... muss das echt sein?“, kam es dann genervt von ihm, als er leidend feststellen musste, dass dieses Benehmen so schnell nicht enden würde. Noch dazu fühlte er sich unangenehm an eine gewisse Müsli Werbung erinnert, als er sich plötzlich wünschte, einfach aufzustehen und zur Schule zu müssen. Nur leider war das erst morgen wieder der Fall.
 

Für einen Moment unterbrach Schuldig das kleine Geplänkel und sah zu seinem Sohn. "Hab dich nicht so", grinste er breit. "Ist dir lieber, wenn wir streiten? Außerdem wirst du mit Robin doch das gleiche machen..." Er senkte den Kopf zurück zu Kens Hals und verpasste ihm einen gewaltigen Knutschfleck.
 

Daisuke ließ ein leises Stöhnen vernehmen und seine Stirn traf auf die Tischplatte. Natürlich war es ihm lieber so, als wenn die beiden stritten. Trotzdem... Mit Robin das gleiche machen? Sicher nicht. Zumindest kam es ihm momentan nicht so vor. Er ließ ein weiteres unverständliches Brummen vernehmen und verzog sich dann mit seinem Kaffee ins Wohnzimmer. Wundervoll... Frisch verliebte Eltern waren ja noch unerträglicher, wenn man selbst niemanden da hatte, mit dem man solche Verbundenheit teilen konnte.
 

Grinsend entließ Schuldig seinen Schatz aus seinem Haltegriff, als es aus der Pfanne auf dem Herd extrem schwarz zu qualmen begann, und lachte laut auf. "Ich glaube, wir bekommen heute keine Eier zum Frühstück", stellte er fachmännisch fest, betrachtete dann zufrieden den großen blauroten Fleck an Kens Hals und grinste wieder. "Ich bin ja gespannt, wann die beiden Jungs mal so rumlaufen...", sinnierte er laut, ohne die Augen von Ken zu nehmen.
 

„Gar nicht!“, rief Dai aus dem Wohnzimmer. Ken lachte laut auf und beseitigte die Schweinerei in der Pfanne.

„Natürlich nicht“, antwortete er amüsiert. Dann wandte er sich leise Schuldig zu. „Die beiden sind nämlich viel reifer und verantwortungsbewusster als wir und würden so was NIE tun, Schatz. Das weißt du doch...“ Er grinste wieder und schwang sich dann mit Brötchen und Kaffee wieder auf Schuldigs Schoß.
 

~*~
 

Robin gähnte leise und streckte sich wohlig. Diese Nacht hatte er allein in seinem eigenen Bett geschlafen und diese Tatsache seltsamerweise einfach nur genossen. Mit nur einem halbgeöffneten Augen schielte er auf die Uhr und seufzte dann leise, als ihm der Duft von frisch gebrühtem Kaffee in die Nase stieg. Sein Vater war also schon auf und Robin wusste, dass von ihm erwartet wurde, ebenfalls zum Frühstück zu erscheinen. Egal, ob er noch lieber weiter geschlafen hätte oder nicht. Grummelnd kämpfte er sich aus dem Bett und schnappte sich das Shirt, das er gestern zum Joggen angehabt hatte. Er hatte es zum Trocknen über die Stuhllehne gehängt und ansonsten nicht mehr weiter beachtet. Bis jetzt... Er erstarrte förmlich, als das vormals enge, fast bauchfreie Shirt weit um ihn herum schlabberte. Robins Augen wurden riesengroß, gleichzeitig breitete sich ein strahlendes, überaus süßes Grinsen auf seinem Gesicht aus. Das war ab sofort sein Lieblingsshirt! Auf nackten Sohlen tappte er aus dem Zimmer und kuschelte sich dabei in den weichen Stoff, der so verführerisch duftete.
 

Von seinem Vater wurde Robin mit einem recht skeptischen Blick beäugt. Das Shirt kannte der Amerikaner noch gar nicht. „Morgen...“, sagte er beiläufig und musterte seinen Sohn über den Rand der Zeitung hinweg. „Wem gehört das denn? Das ist doch nicht deins...“, fragte er ein wenig verwundert, hielt den Blick dabei aber fest auf das Shirt geheftet.
 

"Doch. Ist meins", nickte Robin grinsend. Jetzt war es das jedenfalls - und er würde darauf aufpassen wie auf einen Schatz. Er holte sich eine Tasse und schenkte sich Kaffee ein, auch wenn er wusste, dass sein Vater das nicht allzu gern sah. Mit einem zufriedenen Brummen ließ er sich auf seinen Stuhl fallen und bemühte sich, das überglückliche Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen. Kens angenehmer Geruch stieg ihm aus dem Shirt in die Nase und ließ den Schwarzhaarigen mit offenen Augen träumen.
 

Brad schüttelte nur leicht den Kopf und murmelte irgendwas von ‚Wie sieht das denn aus’, bevor er wieder hinter seiner Zeitung verschwand. Nicht mal dem Kaffee in den Händen seines Sohnes hatte er heute einen bösen Blick zu geworfen. Stattdessen machte er sich wieder über seinen her und musterte weiter die Wettervoraussichten – wie schon seit einer guten halben Stunde. Sein Frühstück hatte er wie so oft nicht angerührt. Tatsächlich saß der Mann mit recht nachdenklicher Miene da. In letzter Zeit war viel geschehen, was sogar dem sonst so gefühllosen und kühlen Ex-Schwarz den Schlaf raubte. Und zum ersten Mal in seinem Leben sah man es ihm sogar ein wenig an. Vorausgesetzt man wusste, dass Brad jeden Morgen mit Anzug und Krawatte aus dem Zimmer kam. Denn dieses Mal fehlte die Krawatte und von dem Jackett war auch nichts zu sehen. Außerdem hatte er die Zeitung lediglich aufgeschlagen, las sie aber nicht wirklich.
 

Auch Robin saß nur da, starrte Löcher in die Luft und wärmte seine Finger an der Tasse. Blinzelnd rief er sich in die Realität zurück. Verdammt, was waren das denn auf einmal für Anfälle? Nur weil er dem Braunhaarigen einmal ein klein wenig näher gekommen war, fing er an zu schwärmen wie ein Mädchen und vergaß dabei seinen Freund? Na, so aber sicher nicht! Entschieden verbannte er Ken aus seinen Gedanken, auch in dem Bewusstsein, dass es eine Katastrophe wäre, wenn sich Dai in sein Denken schleichen und dort diese hirnrissigen Schmachtereien finden würde. Nein. Er liebte den Orangehaarigen aus ganzem Herzen.
 

Alles in Allem verlief dieser Morgen augenscheinlich wie jeder andere im Hause Crawford. Vater und Sohn saßen schweigend am Tisch, Brad hatte die Zeitung in der Hand und nippte immer wieder an seinem Kaffee, und Robin saß gedankenverloren da und hielt ebenfalls seine Tasse in Händen. Nur die Gedanken beider waren nicht wie jeden Morgen. Nicht einmal eine Auseinandersetzung kam zu Stande, als Robin sein Frühstück nicht anrührte. Auch als der Ire bald aus seinem Zimmer kam und sich zu ihnen setzte, gab es nichts, was eventuell anders sein konnte als sonst.
 

Irrtum! Farfarello saß da, hielt sein Wasserglas fest und sah abwechselnd Robin und die Zeitung an, hinter der sich Brad versteckte. Für ihn war dieser Morgen alles andere als normal. „Da bekommt man ja Kopfschmerzen...“, kam es nach ein paar Minuten von ihm. Er richtete sich wieder auf, nahm sein Glas mit sich und sagte im Hinausgehen: „Brad, du hältst deine Zeitung falsch rum. Und Robin...“ Er drehte sich in der Tür noch mal um und sah den Kleineren an. Leicht schüttelte er den Kopf. „Schickes Shirt...“ Damit verschwand er wieder, nicht ohne sich dabei einmal mehr die Schläfe zu reiben.
 

Schnell hatte sich Farf wieder in sein sicheres Zimmer verzogen und die Tür hinter sich geschlossen. Das Glas landete achtlos auf dem kleinen Tisch und er wühlte sich durch eine Schublade. Wenigstens ein gutes hatte Schuldigs Abwesenheit. Er hatte inzwischen sein Zimmer bekommen. Dennoch ging seit dem alles nur noch drunter und drüber. Der Ire schüttelte leicht frustriert den Kopf und fand endlich die gesuchten Tabletten. Die hatte er immer irgendwo. Und das war auch notwendig. Denn grade in den letzten Tagen war es kaum auszuhalten.
 

Dieses große Hin und Her, diese Depressionen und das unsichere Getue, von einem Menschen, der das niemals zugeben würde. Farfarello trieb das alles vollkommen in den Wahnsinn. Aber an ihn wurde natürlich nicht gedacht. Wieso auch? Er war schließlich nur der kleine Untermieter, den man einfach nicht loswurde. Eine zerquetschte Fliege auf der Windschutzscheibe der Familie Crawford. Ein Empath, der nicht mehr gebraucht wurde und dessen ‚Fähigkeit’ man vollkommen ignorieren oder sogar vergessen konnte.
 

Mit einem entnervten Knurren warf der Weißhaarige den Streifen wieder zurück in die Schublade, nachdem er sich zwei Tabletten rausgedrückt und sie runtergespült hatte. Er ließ sich aufs Bett fallen und wartete darauf, dass die Dinger endlich Wirkung zeigen und ihn in einen angenehmen Mantel aus Watte hüllen würden, damit endlich nichts mehr von all den Emotionen im Haus zu ihm durchdringen konnte.
 

Wie konnte ein einzelner Mensch nur so _dumm_ sein?! So engstirnig und naiv?? Farfarello würde es wohl nie verstehen. Aber was interessierte es ihn auch? Zumindest war das wahrscheinlich das, was man ihm an den Kopf werfen würde, wenn er davon anfangen würde. Langsam verstand Farf auch, wieso Schuldig damals immer so dagegen gewesen war, ihm diese Tabletten zu geben und seine empathischen Fähigkeiten so zu unterdrücken. Denn es tat dem Iren wirklich nicht gut.
 

Tatsächlich merkte selbst Farf inzwischen, dass er ohne diese Dinger einfach nicht mehr ruhig sitzen konnte. Sobald die Wirkung nachließ und der ganze Mist aus diesem einen bestimmten Zimmer wieder auf ihn eindrang, fühlte er sich schrecklicher als vorher. Ob das nur an seinen Fähigkeiten lag, wusste er nicht genau, doch im Grunde war es ihm egal. Er wollte einfach, dass sich endlich alles klären und die Stimmung sich legen würde. Doch darauf konnte er wohl lange warten bei _den_ Charakterzügen, die dieser verdammte...
 

Farfarello seufzte und schloss das Auge, als die Tabletten endlich Wirkung zeigten und er spürte, wie sie ihm langsam die Sinne vernebelten. Fahrig strich er über die Bettdecke unter sich, hielt das Auge geschlossen und atmete zittrig die warme, geruchlose Luft ein. Er hörte nichts mehr, fühlte nur bleierne Leere und schmeckte auch nichts mehr. Alles verschwamm nach und nach und wohltuendes Nichts umschloss ihn allmählich.
 

Endlich...
 

~*~tbc~*~

Auf einen Blick...

19. Kapitel – Auf einen Blick...
 

Gegen Ende der darauffolgenden Woche fiel Robin im Unterricht siedend heiß ein, dass er zwar bereits alles für den Urlaub in Venedig vorbereitet, aber noch lange nicht die Erlaubnis seines Vaters hatte. "Oh Fuck!", flüsterte er entsetzt und sah entgeistert zu Daisuke, der bei seinen Worten den Blick von der Tafel zu ihm gewandt hatte. "Dai, sorry... Ich komme heute Mittag doch nicht mit zu dir. Ich muss unbedingt nach Hause und mit meinem Dad reden. Du weißt schon... Venedig." Er war sich sicher, dass sein Liebster verstehen würde, dass das im Moment wichtiger war als ein trauter Lunch in Dais Zimmer.
 

Und Dai verstand. Er lächelte leicht und nickte. „Ist kein Problem. Kommst du dann zum Abendessen vorbei? Oder besser gesagt zum Referat lernen?!“ Er zwinkerte leicht und spielte ein wenig mit seinem Kugelschreiber herum. Inzwischen hatten sie ihre Tricks zusammengestellt, ihre Pläne vervollständigt und ihre Beziehung geregelt bekommen, sodass Brad von alle dem nichts mitbekommen konnte.
 

"Natürlich! Ich werd dir doch nicht allein den Spaß mit dem Referat überlassen!", erwiderte der Schwarzhaarige ironisch und zwinkerte seinem Liebsten neckend zu. Der Gong ersparte ihm den Blick auf die Uhr, Robin sprang auf und wischte mit einer Handbewegung seine Bücher, Hefte und Stifte in den Rucksack. Er drückte Daisuke einen raschen Kuss auf die Lippen und rannte dann auch schon los, ohne sich von seinem Schatz zu verabschieden. Vor dem Schultor pfiff er auf zwei Fingern nach einem Taxi, das auch prompt vor ihm hielt.
 

Nur wenige Minuten später stemmte er die schwere Eingangstür der Villa auf, warf seine Tasche quer durch den Gang in eine Ecke und stürmte die Treppe nach oben zum Arbeitszimmer seines alten Herrn. Ohne Anzuklopfen öffnete er schwungvoll die Tür, riss sich dann aber zusammen und schlenderte betont lässig in den Raum. "Dad, ich muss mit dir reden!", teilte er seinem Vater gelassen mit, als er vor dessen Schreibtisch stand und sich mit beiden Händen auf der polierten Platte aufstützte.
 

Der Mann ließ ein leises Brummen vernehmen, das entweder bedeuten sollte ‚Dann setz dich, mein Sohn, und warte einen Moment’ oder aber ‚Nerv mich später mit deinem Kram’. Aber das konnte man bei Brad ja eigentlich nie so genau wissen. Leicht zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er einen Absatz las. Doch als wenige Minuten später immer noch die Hände vor ihm zu sehen waren, hob er schließlich den Blick. „Was gibt’s denn?“, fragte er und legte den Stift hin.
 

Na endlich! Es hatte ja wieder einmal ewig lange gedauert, bis sein Vater sich bequemt hatte, ihn zur Kenntnis zu nehmen. Aber diese Zeit hatte Robin genutzt und sich die Worte zurecht gelegt. "Ein Klassenkamerad fliegt in den Ferien nach Venedig", begann er sachlich. "Dort findet eine Ausstellung statt, die mir für das nächste Semester unglaublich nützen wird. Und ich würde gerne für eine Woche mitfliegen. Ist das okay?"
 

Brads Blick hellte sich auf. Sein Sohn schien sich also wieder mehr in die Schule reinzuhängen. Sehr gut! Damit war die Episode mit dem Telepathen wohl wirklich erledigt. Aber das hatte er gar nicht anders erwartet. „Venedig?! Eine schöne Stadt. Zumindest damals...“ Er überlegte einen Moment und zuckte dann leicht mit den Schultern, um kundzugeben, dass er im Grunde nichts dagegen einzuwenden hatte. „Was ist denn das für eine Ausstellung?“, fragte er noch, sah aber schon wieder auf seine Papiere, strich etwas durch und schüttelte den Kopf, blickte dann wieder zu Robin auf.
 

Ein breites Grinsen erschien auf Robins Lippen, das allerdings ebenso schnell wieder verschwand, als sein Vater wieder aufsah. "Ähm... Die Stellung Venedigs im Europa des Mittelalters", gab er wie aus der Pistole geschossen Auskunft. Nur gut, dass er ein fast fotografisches Gedächtnis hatte... "Danke!", lächelte er sofort darauf und trat den taktischen Rückzug an, ehe der Ältere noch auf die glorreiche Idee kommen konnte, genauer nachzufragen.
 

Brad nickte nur. „Und wann...“ Doch er unterbrach sich als er bemerkte, dass Robin schon verschwunden war. Kopfschüttelnd sah er ihm nach. Naja... Er würde schon noch gesagt bekommen, wann genau sein Sohn fliegen wollte. Immerhin war es sein Geld, das Robin dafür brauchte. Zumindest schätzte er, dass der Junge keine Lust hatte, eine teure Venedigreise aus eigener Tasche zu bezahlen.
 

Robin machte sich sofort, nachdem er das Büro seines Vaters mit der Erlaubnis nach Venedig zu fliegen verlassen hatte, auf den Weg zu seinem Freund. Sein Herz machte den ganzen Weg über heftige Kapriolen, was er einfach der Freude über die bevorstehende Reise zuschrieb. Je näher er dem Haus seines Liebsten kam, desto öfter schlichen sich auch andere Gedanken mit in die Reiseplanung. Gleich würde er Ken wieder gegenüber stehen... Robins schnelle Schritte wurden immer langsamer und unbewusst zog er seine mentalen Schutzschilde so hoch wie noch nie. Wie würde Ken reagieren, wenn er ihm jetzt wieder gegenüberstand? Nach dieser seltsamen Situation im Park... Der Schwarzhaarige erstarrte mitten in der Bewegung. War es Ken schon aufgefallen, dass er das falsche Shirt mitgenommen hatte? Würde er seins von Robin zurückverlangen? Ratlos biss sich der Junge auf die Unterlippe, während er die Gedanken über Ken in seinem Kopf hin und her drehte wie dunkle Juwelen und nichts anderes in seinem Denken mehr Platz hatte. Ohne es zu merken, ging er weiter und hatte schon bald gedankenversunken den ganzen Weg zu Daisuke hinter sich gebracht. Irritiert und auch ein wenig panisch starrte er auf den Klingelknopf, vor dem er gerade eben wieder in der Wirklichkeit angekommen war. Ganz langsam hob er die Hand, um die Klingel zu betätigen, ließ sie wieder sinken, nahm dann aber seinen ganzen Mut zusammen und läutete. Bei dem Geräusch, das aus der Wohnung zu ihm in den Hausgang drang, brach ihm kalter Schweiß aus. Gleich... Gleich würde er Ken wiedersehen - zum ersten Mal nach ihrem Joggingabend, der so desaströs geendet hatte. Vor Aufregung wurde Robin ganz schlecht und er fing leicht an zu zittern, als sich langsam die Tür vor ihm öffnete.
 

Und tatsächlich war es Ken, der da stand und ihn ansah. „Robin....“ Er lächelte sanft und wandte kurz den Blick. Niemand war in Sichtweite. Keiner würde sie hören. Doch er trat nur freundlich bei Seite und ließ den Jungen ein. Einen Moment musterte er ihn nachdenklich, dann musste er grinsen. „Hübsches Shirt. Steht dir. Neu?“ Er zwinkerte kurz und verschwand dann ganz schnell in der Küche, wo er grade das Essen zubereitete. Sein Herz schlug ihm sonst wo und auch er versuchte, die Gedanken so gut es eben ging hinter einer Barriere zu verstecken. Himmel, war er glücklich, dass Schu ihm das damals beigebracht hatte, als es keine andere Möglichkeit mehr gegeben hatte!
 

Robins Zittern nahm zu, als er tatsächlich Ken gegenüberstand. Sein Herz hämmerte in seinem Hals und sein Mund war auf einmal so trocken wie seine Hände feucht waren. "Ähm, sozusagen...", antwortete er kaum hörbar auf Kens Frage, nachdem er kurz an sich hinunter geschielt hatte und zusammengezuckt war. Seine Augen brannten sich an dem breiten Rücken fest, als der Andere sich abwandte und in die Küche ging. Tausend Sachen lagen Robin plötzlich auf der Zunge, tausend Kleinigkeiten, die er ihm so gern gesagt hätte - doch nicht eines davon kam über seine Lippen. So seufzte er nur leise in sich hinein und ging mit weichen Knien zu Dais Zimmer. Das heißt, er wollte gehen, denn er blieb wie angewurzelt im Türrahmen zur Küche stehen und fixierte wie gebannt den Braunhaarigen. Er wusste nicht, was er erwartete oder gar tun sollte, er wusste nur, dass er am liebsten bis in alle Ewigkeit hier gestanden wäre und Ken angesehen hätte.
 

Ken spürte ganz deutlich, wie er beobachtet wurde, und sein Puls nahm noch zu. Seine Hände zitterten leicht. Nein! Nein!! Er war glücklich. Er war glücklich mit Schuldig und würde sich jetzt nicht umdrehen und...

Ken wandte sich um und sah Robin direkt an. In seinen Augen schwammen Glück und Trauer gleichermaßen und er schluckte hart. „Robin, ich...“, begann er, doch alles andere blieb ihm im Halse stecken, als Dai zu ihnen trat, von hinten die Arme um Robin schlang und sich über den Hals des Schwarzhaarigen küsste. „Hallo, Schatz... Und? Hat’s geklappt?!“

Ken atmete tief durch, warf noch einen letzten kurzen Blick in Robins Augen und wandte sich dann wieder den Kartoffeln zu, die unbedingt geschält werden wollten.
 

Als sein Freund ihn von hinten umarmte und ihn auf den Hals küsste, schloss Robin gequält die Augen. Er hatte keine Ahnung, warum sie so brannten oder warum sich ein dicker Kloß in seinem Hals festsetzte, der ihm die Luft abdrückte. Mit viel Selbstbeherrschung zwang er sich zu einem Lächeln und dazu, zumindest den Kopf kurz in Dais Richtung zu wenden. "Ja, hat es." Irgendwie hörte sich das für ihn gar nicht so munter und fröhlich an, wie es eigentlich sollte, und er hoffte, dass es Dai nicht auffallen würde.
 

Dai strahlte und drehte Robins Gesicht noch ein Stück weiter zu sich, küsste ihn liebevoll. „Wunderbar...“, lächelte er und musterte Robin dann etwas skeptisch. „Alles okay? Du siehst leicht...bedrückt aus.“ Irgendwas stimmte nicht mit Robin, das konnte Dai mit nur einem Blick in das hübsche Gesicht erkennen.
 

"Alles bestens", gab Robin knapp Auskunft und bemühte sich wieder um ein Lächeln. Bestens? Was war daran bestens, wenn man sich urplötzlich in die Arme eines Anderen wünschte? So schnell er gekommen war, verdrängte Robin den Gedanken wieder, warf einen letzten Blick zu Ken, der in diesem Moment wieder zu ihm sah, drehte sich dann endgültig um und begrüßte seinen Schatz angemessen. Heimlich beglückwünschte er sich zu seinem Schauspieltalent. Oder eher dazu, von seinem Vater gelernt zu haben, wie man Gefühle und Wünsche tief in seinem Inneren vergrub. Nein. Er gehörte zu Dai und Ken war nichts anderes als der Dad seines Liebsten. Sie konnten Freunde werden. Mehr nicht. Ken war verheiratet und viel zu alt. Zumindest Robins Verstand gab sich mit diesen Argumenten zufrieden, als der Schwarzhaarige mit seinem Schatz auf dessen Zimmer ging. Doch Robin konnte genau spüren, wie sein Herz schon wieder Gründe suchte, um ihn zu Ken zurückzukehren zu lassen...
 

Alleine blieb Ken in der Küche zurück und kümmerte sich nachdenklich weiter um die Kartoffeln. Recht bald gab es für ihn hier nichts mehr zu tun als zu warten. Der Kartoffelauflauf stand im Backofen und der Braunhaarige seufzte tief. Etwas planlos sah er sich um, während aus Dais Zimmer leises Lachen drang. Wieder ein Seufzen. Robins warmes, schönes Lachen ließ ihn abermals unbewusst lächeln. Dann schüttelte er den Kopf. „Schatz?!“, rief er und machte sich auf die Suche nach Schuldig. Er fand ihn schließlich auf dem Balkon, mit geschlossenen Augen in der Sonne liegen. Lächelnd kam er zu ihm, stellte sich breitbeinig über ihn und küsste ihn einfach sachte.
 

Stundenlang riss sich Robin eisern zusammen und gab nicht dem brennenden Verlangen nach, aus Dais Zimmer zu stürzen und sich Ken an den Hals zu werfen. Es gelang ihm so gut, dass er den Braunhaarigen fast völlig aus seinem Denken vertreiben konnte und ausgelassen mit Dai herumalberte und zärtlich schmuste. Erst kurz bevor er sich auf den Heimweg machen musste und deswegen die Gläser, die sie benutzt hatten, in die Küche zurückbrachte, lief er dem Anderen wieder in die Arme und wurde mit einem Schlag an alles erinnert, was ihm so im Kopf herum spukte. Auf einmal wieder unendlich nervös sah er Ken an und wusste plötzlich, was er ihn unbedingt fragen wollte. "Ken? Wenn ich... mit Dai nach Venedig... Bekomme ich deine Handynummer?" Na, das war ja wieder eine Glanzleistung gewählter und verständlicher Ausdrucksweise! Robin verdrehte innerlich die Augen.
 

Ein wenig verwundert sah Ken drein. Schuldig lag noch immer auf dem Balkon und Dai verschwand soeben im Bad. Er schluckte leicht und nickte. „Sicher...“ Mit etwas fahrigen Fingern suchte er nach Stift und Zettel. Einen Kugelschreiber in der Hand kramte er sich durch die Schubladen und fand schließlich, was er suchte. Er schrieb seine Nummer auf den kleinen Zettel und reichte ihn an Robin weiter. „Ruf... mich einfach an... Dann habe ich deine Nummer auch...und kann euch da erreichen...“, sagte er leise und lächelte wieder, zwang sich dann aber den Blick abzuwenden und sinnloserweise die Teller auf dem Tisch zurecht zu rücken. „Isst du nicht mehr mit?“
 

Eigentlich war Robin davon ausgegangen, Dai so langsam allein zu lassen. Doch noch ehe er den Kopf bedauernd schütteln konnte, merkte er, wie er mit einem strahlenden Lächeln wild nickte. Oh Gott! An einem Tisch mit Ken, den Älteren immer im Blickfeld - zusammen mit Schuldig. Was hatte er sich da soeben angetan? Noch während er darüber nachdachte, faltete er den Zettel, den Ken ihm gegeben hatte, vorsichtig und liebevoll zusammen und steckte ihn so behutsam, als könnte er zerbrechen, in seine Hosentasche. Und wieder einmal konnte er seine Augen nicht von dem hübschen Gesicht vor sich nehmen.
 

Sie schienen stundenlang so dazustehen und einander anzusehen. Ken wollte die Hand heben und die weiche Haut berühren, wollte endlich... Doch er atmete tief durch und das leichte Zittern in diesem Atemzug war deutlich zu hören. „Schön... Setz dich schon mal... Es ist gleich fertig...“, sagte er und ging an Robin vorbei. Kurz strich er dabei mit den Fingern über die von Robin, wurde leicht rot und ging vor dem Ofen in die Hocke, um einen Blick hineinzuwerfen.
 

Glücklich über diese kurze, zärtliche Berührung schloss Robin ein weiteres Mal die Augen und atmete tief ein. Als er die Lider wieder hob, leuchteten die goldenen Sprenkel in seinen Iriden auf. Er betrachtete den Tisch, grinste verstohlen und stellte sich dann neben Ken, der doch tatsächlich die Gläser vergessen hatte. Er streckte sich, um an das Fach zu kommen, vor dem der Andere stand. Dass er dabei mit seinem ganzen Körper Kens berührte, ließ sich leider nicht verhindern...
 

Ein leises Keuchen war zu vernehmen und Ken biss sich auf die Lippe. Er sah Robin an, der ihm plötzlich so unglaublich nah war, und wünschte sich nichts sehnlicher als... Er beugte sich zu Robin und hauchte ihm mit bebendem Atem einen Kuss auf die Wange, knapp neben die Lippen. Dann hörte er auch schon die Badezimmertür. Augenblicklich wandte er sich ab und stürmte aus der Küche.
 

Zurück blieb Robin, der mit wild klopfendem Herzen dastand und am liebsten vor Freude gejubelt hätte. Doch er musste sich beherrschen und atmete deswegen nur tief durch. Mit einer Unschuldsmiene setzte er sich an den Tisch und strahlte Dai entgegen, der in genau diesem Augenblick die Küche betrat. "Ken hat gemeint, ich soll noch zum Essen bleiben", erklärte er seinem Schatz ungefragt. "Dann sind wir noch länger zusammen..."
 

Ken hörte die Worte noch und auf einmal wurde ihm schlecht. Nein. Deswegen hatte er ganz sicher nicht gefragt, ob Robin zum Essen bleiben wollte. Er schüttelte heftig den Kopf und trat auf den Balkon. „Schatz.. Schatz, wach auf.. das Essen ist fertig“, sagte er und rüttelte Schuldig wach. Lächelnd drückte er ihm einen Kuss auf. „Ihr könnt schon mal anfangen. Ich muss noch mal in den Supermarkt. Ich... ich hab was vergessen...“

Und schon verschwand er fast lautlos aus der Wohnung, rannte die Treppen hinunter und schwang sich auf sein Motorrad, das in der nächsten Sekunde auch schon wild aufheulte.
 

Robin wurde blass, als er die Haustür und kurz darauf Kens Motorrad hörte. Nein! Auch wenn es so geklungen hatte, hatte er sicher nicht Dai gemeint. Auf einmal hatte er gar keinen Appetit mehr, sondern wollte nur noch nach Hause.
 

~+~tbc~+~

Nächtliche Unterhaltung

20. Kapitel - Nächtliche Unterhaltung
 

Später am Abend, in seinem Bett, drehte Robin sein Handy unablässig zwischen den Fingern, starrte das kleine Gerät immer wieder an, legte es bei Seite, nahm es erneut an sich, spielte mit den Tasten. Er biss sich auf die Unterlippe, nahm allen Mut zusammen und tippte: 'Ich hatte nicht Dai gemeint. Schlaf gut und träum was Schönes' und drückte auf Senden. Kens Nummer hatte er sofort gespeichert, als er nach Hause gekommen war. Mit einem gequälten Stöhnen warf er das Telefon auf sein Nachtkästchen, knallte seinen Kopf in die Kissen und zog sich die Decke darüber. Was hatte er jetzt nur wieder angestellt? Ging es noch aufdringlicher? Vielleicht war Ken ja auch gegangen, weil er ihn nicht mehr sehen wollte... Oh Gott!
 

Ken saß auf dem Balkon und dachte nach, als er drinnen sein Handy hörte. Augenblicklich setzte sein Herzschlag aus. Stille. Schuldig befand sich im Arbeitszimmer und brütete noch über irgendwelchen Papieren. Als sich in der Wohnung nichts regte, Dai nicht aus seinem Zimmer kam und auch Schuldig sich nicht rührte, schoss er wie ein geölter Blitz ins Wohnzimmer und schnappte sich sein Handy. Noch im Rausgehen öffnete er mit klopfendem Herzen die SMS und musste augenblicklich lächeln. Er speicherte die Nummer und ließ sich wieder auf die Liege sinken. Zwar war es schon dunkel und spät, aber immer noch angenehm warm draußen. Nachdenklich las er die SMS und fing dann zu tippen an. Er löschte das Getippte wieder und begann von neuem. Es dauerte eine Weile, bis er endlich Worte hatte, die er auch abschicken konnte: ‚Es tut mir Leid. Wirklich. Sei nicht böse auf mich.’

Versuche wie ‚Ich konnte nicht mit dir an einem Tisch sitzen’ und ‚Ich wollte nicht sehen, dass mein Sohn das hat, was ich gerne hätte’ waren einfach nichts, was er schreiben konnte.

Er schickte die SMS ab und atmete tief durch. Ungeduldig starrte er auf sein Handy und wartete...
 

Wie von der Tarantel gestochen schoss Robin in die Höhe, als sein Handy vibrierend über den Nachttisch tanzte. Seine Finger zitterten so sehr, dass ihm das Telefon auf den Boden fiel und er erst einmal kopfüber danach suchen musste. Dann aber las er die Nachricht, las sie ein zweites und ein drittes Mal. Er wusste nicht, ob er sich freuen oder über die nichts sagenden Worte traurig sein sollte. Dann allerdings drückte er wie wild auf den Tasten herum und schickte die SMS ab. 'Wie könnte ich dir böse sein? Ich war traurig, dass du so plötzlich verschwunden bist. Das Essen war total lecker, wie immer bei dir.' Wieder stöhnte Robin auf. Stellte er sich hier wirklich gerade an wie der erste Mensch und war er tatsächlich schon wieder dabei, den Vater seines Liebsten extremst anzuflirten? Beides musste er, für sich selbst, mit ja beantworten.
 

Ken seufzte resigniert. Wie um alles in der Welt sollte er sich bei solchen Worten noch wie der Vater von Robins Lover verhalten? Er ließ den Kopf nach hinten fallen und atmete tief durch. War es schlimm, solch liebe Texte mit Robin auszutauschen? Konnten Schuldig und Dai es je herausfinden? Immerhin hatten sie keinerlei Interesse an seinem Handy – wozu auch? Er lächelte und sah wieder auf das Display, begann seine Antwort zu tippen.

‚Es wird sicher nicht das letzte Mal gewesen sein, dass ich für dich gekocht habe. Und nächstes Mal esse ich gerne mit dir.’ Er zögerte kurz und zuckte dann mit den Schultern. Was soll’s, dachte er und tippte noch: ‚...auch gerne mit dir alleine...`
 

Als Robin diese Nachricht las, wurden seine Augen groß wie Untertassen und einmal mehr spürte er sein Herz schnell und hart gegen die Rippen donnern. Mit beiden Händen hielt er sein Handy fest, damit er mit seinen zitternden Fingern die Tasten traf. So dauerte es seiner Ansicht nach eine halbe Ewigkeit, bis er endlich 'Darauf freu ich mich jetzt schon! Nach Venedig? Da könnten wir meinen Geburtstag nachfeiern' geschrieben und abgeschickt hatte. Im gleichen Moment hätte er sich am liebsten selbst kräftig geohrfeigt. Da freu ich mich drauf... Was um Himmels Willen war das denn für ein Text??? Noch dämlicher ging es langsam wirklich nicht mehr! Was sollte Ken nur von ihm denken!
 

Ken staunte nicht schlecht. Er atmete tief durch und überlegte, ob er Robin nicht einfach anrufen sollte. Doch dann kam auch schon die nächste SMS und aus unerklärlichen Gründen breitete sich eine immense Erleichterung in ihm aus. ‚Du hast Geburtstag, während ihr in Venedig seid? Dann wünsche ich dir noch viel mehr Spaß! Und wenn ihr wieder da seid, lade ich dich zum Essen ein...’ Ken wurde immer sicherer mit dem, was er schrieb. Immer handfester wurde seine Absicht. Aber über SMS war das auch nicht schwer. Geschriebene Worte. Was war das schon?
 

Ohne nachzudenken schrieb Robin zurück: 'Nur wir beide? Allein?' Er überlegte eine Sekunde, fügte dann noch 'Übrigens danke, dass du mir dein Shirt überlässt. Ich habe es jede Nacht an, wenn ich schlafe...' Er atmete tief durch und beschloss, alles auf eine Karte zu setzen. 'Es riecht so gut nach dir.' lautete die Fortsetzung. Inzwischen mit leicht geröteten Wangen und deutlich erhöhter Körpertemperatur fächelte er sich Luft zu und wartete mehr als nur nervös auf die Antwort. Leise betete er dabei, jetzt nicht zu weit gegangen zu sein.
 

Ken entwich ein überraschtes Keuchen. Er bemühte sich um Diskretion und Zurückhaltung, und was tat Robin? Er lächelte und spürte Glücksgefühle in sich aufkommen. Dennoch dauerte es eine ganze Weile, bis er es endlich schaffte zu antworten. ‚Nur wir beide...ja. Und was mein Shirt angeht: wenn du ein neues von mir brauchst, sag bescheid.’ Er schmunzelte und musste über sich selbst den Kopf schütteln. ‚Es wird nicht ewig meinen Duft tragen...’ Mit nervösen Fingern drückte er auf ‚Senden’ und atmete tief durch. Das konnte alles nicht mehr wahr sein. Was um alles in der Welt tat er hier?
 

Leises und sehr glückliches Lachen drang aus Robins Kehle, als er Kens Antwort las. Automatisch streichelte er über den weichen Stoff, den er trug, und drückte sein Handy an seine Brust, als hätte er soeben einen Heiratsantrag erhalten. Er überlegte diesmal, bevor er sich daran machte, zurück zu schreiben: 'Werd ich machen, danke! Was hast du eigentlich mit meinem gemacht?' Okay, so viel hatte das Nachdenken also nicht gebracht, entschied Robin grinsend. Aber er wollte das Gespräch nicht abreißen lassen. Schlafen konnte er zur Not auch morgen in der Schule... Solange Ken wach war und ihm antwortete, war an Schlaf ohnehin nicht zu denken. Und auch danach würde es ihm wohl schwer fallen, schätzte er. Denn die SMS würde er wieder und wieder lesen. Löschen kam gar nicht in Frage.
 

Ken wurde schwer ums Herz, als er die Frage las. Wieder dauerte es ein paar Minuten, bis er in der Lage war zu antworten. ‚Ich musste es in meinem Schrank verstauen. Tragen kann ich es nicht. Erstens wird es mir zu eng sein und zweitens’ Er stockte und biss sich auf die Unterlippe. ‚würde Dai mich wohl lynchen und Schuldig ziemlich blöde gucken. Aber wiederkriegen wirst du es trotzdem nicht.’ Er musste leicht grinsen und schickte die SMS ab. Inzwischen genoss er es einfach nur noch – diese kleinen Flirtereien. Robin schrieb ihm Worte, von denen er nicht gedacht hätte, dass er sie in dieser Form je wieder zu hören – oder besser gesagt zu lesen – bekommen würde. Wieso also sollte er sich diesen kleinen Spaß nicht mal erlauben? Keiner würde etwas erfahren und sie taten ja auch nichts Verbotenes... oder?
 

Robin überkam vor Glück ein leichtes Schwindelgefühl, als er die nächste SMS öffnete und las. Nur die Erwähnung von Dai und Schuldig versetzte ihm einen gewaltigen Stich. Er wollte nicht dran erinnert werden, dass Ken einen Mann hatte und er selbst in festen Händen war. Das alles wusste er viel zu gut... Er wollte sich auch nicht vorstellen müssen, dass er hier allein in seinem Bett lag, während Ken mit Schuldig... Nein! Ärgerlich verjagte er diese entsetzlichen Gedanken, nahm stattdessen wieder sein Telefon und tippte doppeldeutig: 'Du könntest noch mehr von mir haben. Die Sache im Park tut mir leid.' Er war sich sicher, dass Ken zumindest im zweiten Teil wusste, was gemeint war.
 

Ken schluckte hart und sein Körper erzitterte. Mehr...? Unweigerlich ließ er die Hand kurz in den Schritt gleiten, zog sie aber schnell wieder zurück. Mehr...

Für einen Moment schloss er die Augen. ‚Es muss dir nicht leid tun. Ganz im Gegenteil. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn du nicht zurückgewichen wärst...’

Okay.. Das war wohl eine Lüge. Er wusste es genau, aber DAS wäre wirklich zu weit gegangen. Wieder schluckte er und schloss die Augen, während er auf eine Antwort wartete. Sollte er Robin einfach anrufen? Doch die Gefahr war zu groß, dass Schuldig oder Dai ihn hörten. Aber er hätte jetzt so gerne Robins Stimme gehört, so gerne hätte er diese Worte gesprochen vernommen.
 

'Aber ich weiß, was ich getan hätte', lautete Robins Erwiderung, die er rasend schnell geschrieben und abgesendet hatte. Ja, er wusste zu genau, was er getan hätte... Allein bei dem Gedanken daran, was alles hätte geschehen können, reagierte sein Körper mit sehnsüchtigem Ziehen.
 

‚Was hättest du getan?’ Leise wisperte Ken diese Frage in die Dunkelheit, während er sie tippte. Sein Herz raste, heiße Wellen zogen durch seinen Körper, und es kam ihm vor, als hätte sein Handy noch nie solange gebraucht, um eine SMS zu senden.
 

Unterdrückt keuchte Robin auf, als er die Frage las. War es nicht eindeutig, was er gemeint hatte? Ein kleiner Teufel auf seiner Schulter flüsterte ihm eine nette Idee ins Ohr. Rasch schob er seine Bettdecke zu den Füßen und strampelte die Shorts gleich hinterher. Sein hartes Glied stand kerzengerade in die Höhe und es dauerte nur eine Sekunde, bis er mit seinem Handy ein Foto davon gemacht hatte. 'Ich hätte mit dir schlafen wollen', gab er als Unterschrift unter die MMS ein, tippte dann weiter: 'Ich weiß nicht, wie ich eine Woche in Venedig aushalten soll. Ich vermisse dich jetzt schon. Bist du glücklich?' und drückte entschlossen auf Senden. Mit tiefdunkelroten Wangen ließ er sich zurücksinken.
 

Ken blieb der Atem stehen, als er das Bild auf seinem Handy sah. Seine Augen weiteten sich und heiße Blitze schlugen in seinen Lenden ein. Oh nein. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Automatisch glitt seine Hand in seinen Schritt und fand dort die hochaufgerichtete Erregung. Schwer atmend ließ er die Hand in die Jogginghose gleiten, während er auf das Bild starrte. Daran, zu antworten, dachte er im ersten Moment überhaupt nicht. Erst einige Minuten später, in denen er das Bild angesehen und sich selbst leicht verwöhnt hatte, tippte er mit zitternden Fingern: ‚Glücklich? Wie könnte ich JETZT nicht glücklich sein? Du bist der Wahnsinn... Du raubst mir grade jede Vernunft und jeden Anstand...’ Er zögerte kurz, schob die Hose dann ebenfalls ein Stück nach unten und machte ein Foto. Dank der Kerze auf dem Tisch war es auch erotisch gut zu erkennen. Sogar seine Hand war mit auf dem Bild – Gott sei Dank die ohne Ehering.
 

Verlangend stöhnte Robin auf, als er die MMS mit zitternden Fingern geöffnet und mit rasendem Puls betrachtet hatte. "Da redet der Richtige... Fuck, weißt du überhaupt, wie sehr du mich anmachst?", fragte er sein Display, auf dem immer noch das wunderschöne Bild zu sehen war. Verzweifelt schloss er die Augen. Konnte er Ken sagen, dass er unendlich scharf auf ihn war? Dass er dabei war, sich zu verlieben? Was würde er damit zerstören? Eine Ehe, die vor sich hin dümpelte? Seine eigene Beziehung? Oder diese schönen Flirtereien, dieses Privileg, ein Geheimnis mit Ken zu haben? 'Ich bin auch gerade unendlich glücklich', schrieb er nach wenigen Augenblicken zurück. 'Und geil. Und an beidem bist du schuld.'
 

Das Handy fest in der Hand und den Kopf in den Nacken gelegt, hatte Ken die Hose wieder hochgezogen und sich gezwungen, die Hand wieder zurückzuziehen. Wenn ihn jemand hörte, wenn jemand das Bild sah oder die Texte las... Er wäre ein toter Mann. Erst jetzt wurde ihm langsam klar, wie verboten es tatsächlich war, was hier grade vor sich ging. „Oh Gott....“, wisperte er leise. Dann keuchte er auf, als das Handy in seinem Schoß vibrierte und sich ein dunkler kleiner Fleck auf seiner Hose breit machte. Schwer atmend las er die SMS und leckte sich über die Lippen. Es ging zu weit. Es ging viel zu weit. Doch sein Daumen raste wie von alleine über die Tasten. ‚Wie gerne würde ich beides vollkommen machen...’ Als er den Text anstarrte, schluckte er. Doch er drückte auf Senden und sein Herz schlug dabei schwer und hart.

Nein. Nein! NEIN!
 

Wieder einmal hatte Robin das Gefühl, heulen zu müssen. Was sollte er darauf antworten? "Mach es einfach“? Dann würde er zu hören bekommen, dass das nicht ging, weil sie beide vergeben waren. "Ich habe mich in dich verknallt"? Sicher, das würde Ken ganz bestimmt veranlassen, auf der Stelle auf sein Bike zu springen und zu ihm zu rasen... Nein, das war alles nicht das richtige. Es war zwar das, was er dem Älteren unbedingt sagen wollte, aber er wusste, dass er es nicht durfte. 'Ich wünschte, du würdest es wirklich vollkommen machen', brachte er endlich zu Stande, heiß rannen dabei seine Tränen über die Wangen. So weit würde es niemals kommen. Das hier, diese Worte in einer SMS, waren alles, was er erwarten konnte. Noch nie hatte Robin sich so elend gefühlt wie in dieser Sekunde, als ihm das klar wurde.
 

‚Vielleicht werde ich das... irgendwann...’, kam Kens Antwort. Und als wenn er das Gefühl hätte, dass Robin die Situation fertig machte, schrieb er gleich noch eine SMS hinterher. ‚Du solltest trotzdem alles genießen, Hübscher. Jede einzelne Minute bis zu unserem Tag. Jede Sekunde...’ Der Braunhaarige schüttelte über sich selbst den Kopf, als er abermals auf ‚Senden’ drückte und seufzte schwer. Von drinnen war noch immer nichts zu hören. Dai schlief sicher schon, doch das schlechte Gewissen bei den Worten machte sich sehr rasch in Ken breit.
 

Diese Nachricht verursachte einen neuen Tränenschwall bei Robin. Wie sollte er genießen, auf einen Tag zu warten, der wahrscheinlich niemals kommen würde? Seine Verzweiflung wuchs. Nein, sagte er sich immer wieder, er musste sich Ken aus dem Kopf schlagen. War das die Art, in der Erwachsene liebten? Verzweifelt und hoffnungslos? Dann wollte Robin niemals erwachsen werden! Gleichzeitig erwachten sein Kampfgeist und sein Stolz. Ersterer befahl ihm, auf keinen Fall aufzugeben. Ohne Grund war Ken sicher nicht auf diese SMS-Unterhaltung eingestiegen. Zweiterer gebot ihm, sich absolut nichts anmerken zu lassen. Weder vor Ken, noch vor Dai und erst recht nicht vor seinem eigenen Vater. Also nahm er noch einmal sein Handy zur Hand und schrieb: 'Ich werde es genießen. Worauf du dich verlassen kannst.' Ja, das war doch mal eine deutliche Kampfansage, fand er. Um seine Absicht noch klarer zu machen, tippte er weiter: 'Ich werde jedes deiner Lachen und jede Berührung von dir genießen. Und jede meiner Tränen`.
 

Ken schluckte schwer und starrte auf die Worte. Was sollte er darauf schreiben? Hin- und hergerissen saß er da, starrte sein Handy an und atmete dann tief durch. ‚Ich will nicht, dass du wegen mir weinst, Robin... Ich will nicht, dass du auch nur eine Träne wegen mir vergießt...’ Auch ihm kullerte nun eine die Wange hinunter und tropfte auf das Display, als es ihm anzeigte, dass die SMS gesendet worden war. Nicht eine Träne... sollte Robin wegen ihm weinen. Er wollte ihn doch nicht unglücklich machen... Aber was hatte er erwartet? Dass Robin diese Situation vollkommen genoss? Dass es ihn nicht ein bisschen fertig machte? Er schloss die Augen und bereute auf der Stelle jede SMS, die er geschickt hatte.
 

'Es waren schon mehr, als ich zählen kann', antwortete Robin deprimiert. Himmel, wie lang war denn die Leitung, auf der Ken stand? Verstand er denn nicht, was geschehen war? Oder WOLLTE er es nicht begreifen? War das alles nur ein nettes Spiel für ihn, eine Abwechslung in seinem Ehealltag? Wahrscheinlich war es so. Bei dieser Erkenntnis fiel Robin das Telefon aus den zitternden Fingern. Nein! So wollte er nicht enden, nicht auf etwas hoffen, das nie eintreffen würde. Er würde Ken nie für sich haben. Aber er hatte Dai. Und zwar wirklich voll und ganz. Daran musste er sich erinnern, es sich immer wieder vor Augen halten. Dai liebte ihn, und egal, wie sehr er sich nach Ken sehnte, er würde Dai nicht enttäuschen. Nicht für ein Spiel. Denn mehr war das hier nicht. Leise schniefend schickte er die SMS ab und schaltete dann entschlossen sein Handy aus. Vorbei. Ab sofort würde er in Ken wirklich nur das sehen, was er war: der Vater seines Freundes.
 

Für Ken wurde der Rest der Nacht zur Hölle. Er hatte nicht mehr versucht, Robin eine SMS zu schreiben, stattdessen würde der Junge beim Einschalten des Handys rund 15 Anrufe in Abwesenheit vorfinden. Dann hatte Ken es aufgegeben. Und auch jetzt saß er noch auf dem Balkon, die Sonne war am aufgehen, seine Familie schlief ruhig und er saß da, starrte ins Nichts und hielt noch immer das Handy in der Hand. Was war nur passiert? Was hatte er getan? Robins Handy war aus. Er war nicht zu erreichen. Noch einmal versuchte Ken es. Ohne Erfolg. Träge und enttäuscht schleppte er sich endlich wieder in die Wohnung, ließ das Handy achtlos neben dem Sofa fallen und trat schließlich ins Bad und unter die Dusche.

Es war vorbei. Es war ein leiser Traum gewesen, ein kleiner Silberstreif am trüben Himmel. Wann hatte Schuldig es das letzte Mal geschafft, ihm solches Bauchkribbeln zu verschaffen? Da war Dai eingeschult worden, wenn er sich recht erinnerte.
 

+
 

Die folgenden Tage waren pures Elend für Ken. Jeder Tag, an dem Robin da war, jeder Tag, an dem er ihn ignorierte. Es wurde allerdings jedes Mal ein klein wenig besser. Dann sah er Schuldig an, küsste die vertrauten Lippen und fühlte sich sicher in den warmen Armen und freute sich mit ihm auf die teenyfreie Zeit. Und dann waren da die Momente, in denen er auf dem Balkon saß und die SMS las oder vor dem Schrank stand und sich etwas zu Anziehen suchte, wobei ihm Robins Shirt in die Hände fiel. Mehr und mehr verlor es seinen Duft und Ken hatte das Gefühl, je weniger es nach Robin roch, desto besser heilte der kleine Schnitt in seinem Herzen, den Robin dort hinterlassen hatte. Doch Ken hielt sein Versprechen. Er blieb zu jedem Essen, das Robin bei ihnen verbrachte, und kochte für ihn. Einmal hatte er sich selbst daran erinnern müssen, dass er nicht nur für Robin kochte, sondern für die ganze Familie...
 

Die restlichen Wochen bis zu den Ferien vergingen wie im Flug. Robin hatte inzwischen die Genehmigung seines Vaters, mit dessen Privatmaschine nach Venedig zu fliegen, was bedeutete, dass dadurch Dais Konto nicht belastet wurde. Der Schwarzhaarige hatte es sogar geschafft, Ken erfolgreich aus seinen Gedanken zu verdrängen. Wenn er Dai besuchte, war der Braunhaarige entweder nicht da oder beschäftigt. Oder aber Robin stolzierte mit hocherhobenem Kopf an ihm vorbei, auch wenn ihn das sämtliche Kraft kostete, die er hatte. Nur nachts, allein in seinem Zimmer, erlaubte er sich, davon zu träumen, was wäre wenn... Am Abend vor ihrem Abflug kam Robin mit einer großen Reisetasche bewaffnet bei Dai an und verzog sich sofort mit ihm auf dessen Zimmer. Sein Handy hatte er ganz unten in der Tasche verstaut. Kens SMS und auch das Bild waren darauf noch immer gespeichert. Er hatte es nicht übers Herz gebracht, das alles zu löschen. Immerhin war es wirklich die einzige Erinnerung an die winzige Zeitspanne, in der er vollkommen glücklich gewesen war.
 

~+~tbc~+~

Traumhaft verboten

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Denk an mich und melde dich

22. Kapitel – Denk an mich und melde dich
 


 

Nachdem Daisuke ihn ins Bett zurückgeholt hatte, versuchte Robin verzweifelt, einzuschlafen. Doch es gelang ihm jetzt noch weniger als zuvor. Nun war es nicht mehr nur das Reisefieber, das ihn wach hielt, sondern auch noch das Prickeln seines Körpers, das Ken verursacht hatte und das einfach nicht mehr nachlassen wollte. Nachdem er sich zwei Stunden leise von einer Seite auf die andere gedreht hatte, hielt Robin es nicht mehr aus. Wieder kletterte er über seinen Freund, streckte sich mit knackenden Gelenken und sah kurz auf die Uhr. Viertel nach sechs... Er seufzte leise und tappte auf nackten Sohlen aus dem Zimmer. Zu seiner Überraschung rumorte es aus der Küche und sofort legte sein Herz an Schlagkraft zu. Das konnte nur Ken sein... Leise schlich er sich durch den Gang und blieb im Türrahmen stehen. Tatsächlich, der Braunhaarige bereitete das Frühstück vor. Lächelnd und auch wehmütig lehnte sich der Jüngere an den Rahmen, legte seinen Kopf gegen das Holz und beobachtete den Anderen.
 

Nach ein paar Minuten, die Robin einfach nur so dastand, ertönte Kens leise Stimme. „Setz dich ruhig, Robin... Ich mach dir einen Kaffee...“ Erst als er ausgesprochen hatte, wandte er sich um und lächelte den Jungen an, der in Shorts dastand und ihn schon seit einer Weile stumm beobachtete. Er nahm eine Tasse und schenkte Robin den versprochenen Kaffee ein, stellte die Tasse dann auf den Tisch und ruckte noch mal mit dem Kopf.
 

Schweigend, da er wieder einmal nicht wusste, was genau er sagen sollte, setzte sich Robin an den Tisch. Es fiel ihm schwer, seine Augen von Ken zu nehmen und er wusste, dass sie in dieser Nacht einen großen Fehler gemacht hatten. Es war so schwer gewesen, sich von den Gedanken an den Älteren zu verabschieden und nun waren die ganzen Gefühle mit einem Schlag wieder da - und noch heftiger als zuvor. Er erinnerte sich an das, was er in einer seiner SMS geschrieben hatte: wie sollte er eine Woche in Venedig ohne Ken aushalten? Auch wenn er ihm in den letzten Wochen aus dem Weg gegangen war, diese Frage hatte ihn nie losgelassen. Frustriert runzelte er die Stirn und starrte dann in das schwarze Getränk vor sich, als hätte er es noch nie zuvor gesehen.
 

„Ich habe es dir versprochen...“, sagte Ken und stellte einen Teller mit einem üppigen Frühstück aus Obst, Gemüse, Speck und Eiern, Brötchen und Käse vor Robin ab. „Dass ich für dich koche und... auf jeden Fall auch einmal mit dir alleine esse.“ Er lächelte sanft und stellte sich seinen eigenen Teller hin, setzte sich Robin gegenüber. „Lass es dir schmecken....“ Er schluckte leicht und begann sich dann über sein Essen herzumachen. Auch wenn er absolut keinen Hunger hatte.
 

Robin betrachtete das Essen, das vor ihm stand, sah dann zu Ken, zurück zu seinem Teller, wieder zu dem Älteren. "Das wollten wir nach Venedig machen...", flüsterte er leise und fühlte, wie sich zum wohl hundertsten Mal in den letzten Wochen ein dicker Kloß in seinem Hals bildete, der ihm das Reden und das Atmen schwer machte. Es war utopisch, sich vorzumachen, jemals von diesem Mann loszukommen. Doch es war genauso aussichtslos, darauf zu hoffen, der Andere würde irgendwann einmal seine Gefühle wirklich erwidern und dann auch dazu stehen. Robin wünschte sich in die Nacht zurück, auf den Balkon, in Kens Arme.
 

„Wer weiß, ob du nach Venedig noch willst...“, murmelte Ken leise, stocherte in seinem Ei herum und trank einen großen Schluck. „Ich würde noch hundert Mal für dich kochen... Vor und auch nach Venedig...“ Er schluckte wieder und schloss einen Moment die Augen, sah dann langsam auf und in das hübsche Braun Robins. Er wollte fragen, wieso Robin sich nicht mehr gemeldet hatte, wieso er sein Handy ausgeschaltet hatte. Aber im Grunde wusste er es doch, also blieben ihm die Worte im Halse stecken.
 

"Ich würde immer wollen!" Völlig unbewusst war dieses - ein wenig doppeldeutige - Geständnis über Robins Lippen geschlichen und sorgte dafür, dass er wieder einmal rot anlief, als er seine eigenen Worte hörte. "Ken, ich..." ...habe mich in dich verliebt, aber bevor er das aussprechen konnte, biss er sich fest auf die Zunge. Nein, er hatte nicht das Recht dazu. Robin verzog frustriert das Gesicht und schüttelte betrübt den Kopf.
 

Ken blickte aufmerksam hoch. „Du...was?“, fragte er leise nach, sah aber schnell, dass er keine Antwort bekommen würde. Er seufzte wieder und schüttelte schwach den Kopf, schob seinen Teller weg und richtete sich wieder auf. Wieder stellte er sich an die Anrichte und machte die Lunchpakete fertig, die Robin und Dai mitnehmen sollten.

„Ich.. Ich weiß nicht, ob ihr im Flugzeug... was vernünftiges zu essen bekommt...“, wisperte er mit bebender Stimme, verpackte alles, stellte es dann auf der Anrichte neben der Tür ab. „Ich hab euch... noch was gemacht.. zum Mitnehmen.“
 

Verzweifelt schloss Robin die Augen. Am liebsten hätte er sich jetzt Ken und seine Tasche gekrallt und wäre mit ihm einfach aus dieser Wohnung geflohen. Weit weg von Ehemännern und Lovern... Geräuschlos schob er seinen Stuhl nach hinten, stand auf und stellte sich hinter Ken, der sich irgendwie kraftlos auf der Anrichte abstützte. "Würdest du... Könntest du... Küsst du mich nochmal?", fragte er mit überdeutlichem Zittern in der Stimme leise in Kens Ohr.
 

Ken schloss die Augen, als er der weichen bebenden Stimme so nah an seinem Ohr lauschte. Würde er? Könnte er? Er drehte sich langsam um und sah Robin an. Eigentlich wollte er sagen, dass er würde, wenn da nicht... Doch stattdessen schwieg er nur und beugte sich langsam zu Robin hinab. Es war ihm egal, dass jederzeit jemand in die Küche kommen könnte. Es war ihm egal, dass Dai oder Schuldig sie sehen könnten. Seine Lippen trafen wieder sanft auf die Robins, seine Augen schlossen sich ein wenig und schließlich ganz, als er die Hand hob und sie leicht zitternd an Robins Wange legte.
 

Der Schwarzhaarige seufzte unterdrückt auf, drängte sich eng an den Älteren, schlang seine Arme um dessen Hals und öffnete seine Lippen einen Spalt. Er wollte keinen freundschaftlichen Kuss, wie Ken ihm eben zu geben gedachte. Er brauchte die Möglichkeit, seine Gefühle und sein Verlangen in diesen einen Kuss zu legen. Vorsichtig und fast schüchtern streichelte seine Zungenspitze über Kens Lippen.
 

Nun fiel wieder jede Zurückhaltung von dem Mann ab. Sein Arm schlang sich um Robins Taille und seine Lippen drängten sich fester gegen die Robins. Auch er öffnete sie einen Spalt, kam dem Gegenpart gleich entgegen und fuhr mit der anderen Hand fahrig durch das schwarze Haar, krallte sich dann leicht hinein, als wenn er Angst hätte, dass Robin den Kuss sonst lösen könnte.
 

Mit weichen Knien lehnte sich Robin noch mehr an den Braunhaarigen, klammerte sich an ihm fest, als ob er ihn nie wieder loslassen wollte. Liebevoll und doch sinnlich umspielte er die Zunge des Anderen mit seiner eigenen, nahm den berauschenden Geschmack tief in sich auf, um ihn für immer in Erinnerung zu behalten. Es dauerte eine ganze Weile, die Robin genoss wie nichts zuvor, bis sie sich endlich voneinander lösten. Mit eindeutig verliebtem Ausdruck sah der Schwarzhaarige den Älteren an und bedauerte, dass dieser wunderschöne Moment vorbei war. "Gibst du mir ein Shirt von dir mit?", wisperte er so leise, dass er nicht sicher war, ob Ken ihn überhaupt verstand, und stürzte sich dann, bevor der Andere antworten konnte, wieder wie ein Süchtiger auf dessen Lippen.
 

Da Ken grade den Mund aufgemacht hatte um zu antworten, hatte er im selben Moment auch schon Robins Zunge im Hals. Er keuchte überrascht auf und erwiderte den Kuss abermals. Doch diesmal löste er sich schneller und strich mit dem Daumen über Robins Lippen. „Wenn du mir das andere wiedergibst...“, lächelte er sanft und küsste Robin auf die Nasenspitze. Er ließ den Jungen los und zog das Shirt aus, das er grade an hatte, reichte es Robin und lächelte. „Lass mir eins hier, ja?“, hauchte er leise.
 

Der Jüngere nahm das Oberteil an sich, senkte die Lider, kuschelte seine Wange an den weichen, duftenden Stoff, schlug die Augen wieder auf und lächelte Ken überglücklich an. "Das, das ich gestern anhatte?", flüsterte er ebenso leise zurück, wurde leicht rot und verriet: "Ich leg dir dein anderes ins Bad, ja?" Denn natürlich hatte er es eingepackt. Wie hätte er auch ohne sein Heiligtum wegfahren können?
 

Ken nickte sachte und strich Robin noch mal über die Wange. „Ruf mich an... Oder schreib mir... ganz egal... Aber melde dich, ja? Bitte...“ Er schluckte leicht und löste sich dann langsam. Noch einmal strichen seine Lippen über die Robins, bevor er sich wieder abwandte und mit einem glücklichen Lächeln begann, frischen Kaffee zu kochen. Die beiden Langschläfer würden ihn nötig haben, wenn man sie um diese Zeit aus dem Bett holte.
 

Auf das Glücksgefühl, das diese Worte in ihm auslösten, war der Junge absolut nicht gefasst. Wie oft hatte er in den vergangenen Wochen SMS an Ken verfasst und sie ungesendet wieder gelöscht? Es mussten tausende gewesen sein. Er strich mit den Fingerspitzen behutsam und zärtlich über Kens Rücken und setzte sanfte Küsse auf die nackten Schultern. "Mach ich. Ich werde dir jeden Tag schreiben, so oft ich kann." Er biss sich auf die Unterlippe, als sich wieder einmal Worte in seinen Mund schummelten, die besser ungesagt bleiben sollten. Doch Robin hatte keine Kraft mehr, sie ein weiteres Mal zurückzudrängen, schließlich hatte er wochenlang Zeit gehabt, sich mit seinen Gefühlen auseinander zu setzen. Lange genug, um sich sicher zu sein; zu lange, um sie weiter zu verleugnen. Außerdem vermutete er, dass Ken ohnehin ahnte, was in ihm vorging. Noch einmal brachte er seine Lippen an die weiche Haut des Rückens, küsste sie zart und murmelte dann gegen das Schulterblatt des Anderen: "Ken, ich liebe dich."
 

Ken genoss jeden der Küsse, das Kribbeln der Gefahr, in der sie sich befanden, verstärkte sich von Sekunde zu Sekunde. Doch dann... Sein Herz setzte aus und er erstarrte. Was? Er schluckte hart und hob den Kopf. „Robin....“, hauchte er leise und biss sich auf die Unterlippe. Langsam wandte er sich um und sah in die glitzernden Augen, die ihn halb traurig, halb erwartungsvoll ansahen. Er atmete zittrig durch und öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch er konnte nicht. Stattdessen schoss seine Hand hoch, packte Robin im Nacken und zog ihn zu einem leidenschaftlichen und innigen Kuss heran. Sein freier Arm schlang sich abermals um den schlanken Körper, presste Robin dicht an ihn und hielt ihn fest. Schon ewig hatten diese Worte in seinen Ohren nicht mehr so gut geklungen, so bekräftigend und schön. Seit Jahren klangen sie das erste Mal nicht mehr wie auswendiggelernt.
 

Der Kuss war mehr wert als tausend Worte und hatte das Potential, Robin vor Freude das Wasser in die Augen zu treiben. Silbern rollte eine Träne über seine Wange, als er sich an Ken warf und den Kuss mit all der Liebe und Leidenschaft, die er für den Älteren empfand, erwiderte. Wieso hatte er das nur nicht schon früher gesagt? Er hätte sich und auch Ken so viel Leid erspart... Doch tief in seinem Inneren wusste der Junge, dass sein Geständnis rein gar nichts ändern würde. Aber darüber wollte er jetzt nicht nachdenken. Jetzt wollte er nur genießen...
 

+
 

Seufzend ruckelte sich Robin in dem bequemen Sessel des Learjets zu Recht. Das Donnern der Triebwerke betäubte seine Ohren, das leichte Vibrieren der Maschine ließ ihn noch einmal ungehört seufzen. Er warf einen flüchtigen Blick zu Dai, der auf der anderen Seite des schmalen Ganges saß und grinsend seine Beine ausstreckte. Robin schloss kurz die Augen und sah dann wieder aus dem Fenster, in der Hoffnung, noch einen letzten Blick auf Ken zu erhaschen, als sich das Flugzeug in Bewegung setzte und auf der Rollbahn Geschwindigkeit gewann.
 

Und tatsächlich. Ken stand da und sein Blick traf kurz direkt den Robins. Er lächelte sanft und hob die Hand. Schuldig stand neben ihm, bückte sich grade, um seinen Schuh zu binden. Und so blieb es ungesehen, dass Ken dem Schwarzhaarigen noch eine kurze Kusshand zuwarf, bevor er aus dem Sichtfeld verschwand. Er ließ ebenfalls ein leises Seufzen vernehmen und sein Lächeln verblasste allmählich, je weiter das Flugzeug sich entfernte.
 

Auch Dai hatte davon nichts mitbekommen, sondern sah sich aufgeregt im Flugzeug um. Es war echt eine Wahnsinnsmaschine, wie er fand. Immer wieder entdeckte er neue kleine Features, die es in einem gewöhnlichen Passagierflugzeug nicht gab. Erst als sie sich wieder abschnallen durften, löste er den Gurt und musterte Robin. „Hey...“, sagte er sanft und streckte den Arm aus, um Robin über die Schulter zu streicheln. „Was ist los? Du ziehst ein Gesicht, als wenn wir in die Todeskammer kommen...“
 

So in etwa fühlte sich Robin auch. Aber das verschloss er tief in sich, wandte das Gesicht zu Dai und lächelte ihn an. "Ich freu mich auf Venedig", zwinkerte er ihm zu und kam sich dabei unglaublich verlogen vor. Sicher freute er sich auf Italien, noch mehr aber freute er sich darauf, in einer Woche wieder zurück zu kommen. Er konnte sich nur schwer beherrschen, nicht schon jetzt zu seinem Handy zu greifen und Ken eine SMS zu schreiben... Stattdessen stand er auf, ging zu seinem Freund und setzte sich auf die Armlehne des Sitzplatzes.
 

Dai lächelte sanft. „Wäre auch schade wenn nicht...“, lächelte er und zog Robin dann sanft auf seinen Schoß, küsste ihn liebevoll. „Mhh...“, schnurrte er leise in den Kuss und schloss dabei die Augen. „Ich liebe dich...“, wisperte er gegen die weichen Lippen und strich durch das schwarze Haar. Ohja. Wie sehr er sich auf Venedig freute wurde noch von seiner Liebe zu Robin unterstrichen.
 

Mit viel Mühe verdrängte Robin die Gedanken an Ken aus seinem Kopf und konzentrierte sich auf Dai. Was er allerdings nicht über die Lippen brachte, war die Erwiderung auf sein Geständnis. Das war nur noch für einen anderen reserviert... So beugte er sich nur zu Dai und küsste ihn sanft. Seine Hände strichen durch die langen orangen Strähnen und kuschelte sich an dessen Schulter.
 

Dai seufzte leise, sagte aber nichts mehr. Stattdessen beschränkte er sich auf liebevolle Streicheleinheiten und sah aus dem Fenster. Der Boden entfernte sich mehr und mehr und irgendwann durchbrachen sie die Wolkendecke. Er lehnte den Kopf an Robins und schloss einen Moment die Augen. Zwar hatte er gut geschlafen, aber war leider um sieben geweckt worden. Zu früh für jemanden wie ihn.
 

Auch Robin holte bald den fehlenden Schlaf der vergangenen Nacht nach und verschlief an Dai gekuschelt sogar die diversen Tankstopps. Als er die Augen wieder aufschlug, befanden sie sich im Landeanflug auf den venezianischen Flughafen. Robin war noch immer so in seinen schönen Traum gefangen, dass er sich glücklich seufzend an Daisuke schmiegte und sich zärtlich über dessen Hals schmuste.
 

Dai lächelte sanft und streichelte seinem Schatz über die Wange. „Hey, Liebling... Wach werden... Wir sind da...“, schmunzelte er. Es war aber auch zu niedlich. Was Robin wohl grade träumte? Vorsichtig tastete er sich in den Kopf seines Lovers, stieß aber merkwürdiger Weise auf eine starke Blockade. Er hob die Brauen. Seit wann blockte Robin ihn denn wieder? Er seufzte leise und schüttelte den Kopf. War ja auch egal. Wahrscheinlich wollte er einfach nicht, dass in seinem Denken rumgeschnüffelt wurde...
 

+
 

Zur gleichen Zeit, in der das Flugzeug in Venedig landete, zog Schuldig seinen Schatz zu sich, strich ihm liebevoll über die Wangen und sah lächelnd tief in die braunen Augen. "Bist du soweit?", wollte er leise wissen. Seit Tagen - ach was, seit Wochen! - freute er sich auf den Kurzurlaub mit Ken. Für wenige Tage ganz allein mit seinem Liebsten, ungestört und ohne Stress mit Daisuke. Das musste der Himmel sein...
 

Ken lächelte und schob das Handy, auf dem er eben noch rumgedrückt hatte, in die Hosentasche. Er hatte die SMS gelesen, die sie sich geschrieben hatten. Allerdings hatte er es vermieden, die MMS zu öffnen. Nicht weil er Angst hatte, dass Schuldig sie sehen könnte, sondern eher, weil er Angst vor der Reaktion seines Körpers hatte. Nun aber nickte er lächelnd und ließ sich gegen seinen Mann sinken, küsste ihn sanft. „Von mir aus kann es losgehen...“, strahlte er und strich durch das lange Haar.
 

+
 

Robin stieg über die kleine Treppe aus dem Flugzeug, setzte sich dabei seine Sonnenbrille auf und tastete nach Dais Hand. Von Angestellten des Flugplatzes wurden die beiden wie VIP-Gäste nach draußen geführt, wo ein Wagen für sie bereitstand. Das waren die kleinen, angenehmen Vorteile des Geldes, grinste Robin in sich hinein, als er Dais verdutzte Miene bemerkte. "Gewöhn dich dran", raunte er ihm auf der Fahrt ins Hotel zu. "Hier wirst du behandelt wie ein Prinz..."
 

Dai musste lachen und nickte. „Scheint so...“, schmunzelte er und zog Robin dicht an sich. „Aber das ist mir nicht wichtig. Solange ich meinen Prinzen bei mir habe, bin ich glücklich. Und wenn ich in einem Kartoffelsack schlafen muss...“, wisperte er und hauchte Robin wieder sanfte Küsse aufs Gesicht. Es tat wirklich gut, Robin so nah sein zu können. Und er musste nicht aufpassen, sich nicht zurückhalten...
 

Robin fühlte sich wie ein Verräter, als er sich an seinen Freund kuschelte und die Zärtlichkeiten über sich ergehen ließ. Nein, er musste sich zusammenreißen! Denn auch in einer Woche würde er noch mit Dai zusammen und Ken mit Schuldig verheiratet sein. Daran würde sich nichts ändern. Der Schwarzhaarige schaffte es, wohlig aufzubrummen und Dai zärtlich zu küssen. "Wir sind da, Schatz", murmelte er als der Wagen anhielt. Das Einchecken ging ungewöhnlich schnell und so saß Robin schon bald auf dem breiten weichen Bett ihrer Suite. Seine Reisetasche stand vor ihm, und während Dai damit beschäftigt war, das Zimmer zu inspizieren, machte sich Robin daran, die erste SMS an Ken zu schreiben.
 

Immer wieder war von Dai ein leises ‚Wow’ oder ein begeistertes ‚Irre!’ zu vernehmen. Die Minibar zog ihn etwas länger in ihren Bann und schließlich ließ er sich mit einer Tüte Gummibärchen neben Robin fallen und streckte sich auf dem Bett. „Wahnsinn... Hier kann man es sich wirklich gut gehen lassen...“, seufzte er und stopfte sich ein paar der leblosen Gummitiere in den Mund.
 

Robin steckte sein Handy weg, legte sich neben Dai und sah ihn zufrieden an. Sanft schmuste er sich über den Hals des Älteren und rieb seine Nase an der weichen Haut. "Na siehst du!", murmelte er. "Es war doch gut, dass ich wegen des Zimmers nicht auf dich gehört habe!" Er knabberte an Dais Ohrläppchen und zog mit den Zähnen daran. "Was willst du jetzt machen?", erkundigte er sich. "Hier bleiben oder die Stadt ansehen?" In seiner Hosentasche vibrierte lautlos sein Handy
 

Dai schnurrte leise auf bei den reizenden Liebkosungen und leckte sich über die Lippen. „Ich finde... wir entspannen uns jetzt erst mal...“, wisperte er dunkel und drehte das Gesicht. Sanft dirigierte er Robins Kopf zu sich und verschloss dann leidenschaftlich die schönen Lippen. Von dem Handy hatte er nichts mitbekommen. Stattdessen rollte er sich nun langsam über Robin und vertiefte den Kuss noch.
 

Unwillkürlich stöhnte Robin rau auf, als er Dais Gewicht auf sich spürte, und gierige Blitze durchzuckten seinen Körper. Er schlang die Beine um die Oberschenkel seines Lovers und drängte sich ihm wild entgegen. Leidenschaftlich gab er den Kuss zurück, klammerte sich in den Schultern des Älteren fest. So fordernd und unbeherrscht hatte ihn Dai wohl noch nie erlebt, aber Robin konnte und wollte sich nicht bremsen. Dass er mit seinen Gedanken nicht so ganz bei Dai war, turnte ihn erst so richtig an. Aber das würde sein Geheimnis bleiben... Geschickt und ausgesprochen wild fing er an, den Anderen zu reizen und ihm so richtig einzuheizen
 

Erstaunlich schnell drückte sich Dais Erregung gegen seine Hose und er stöhnte immer wieder in den Kuss. So kannte er seinen Liebling ja noch gar nicht. Aus glasigen Augen sah er ihn an und löste den Kuss allmählich. „Wow...“, hauchte er und keuchte im nächsten Moment auch schon wieder auf, befreite Robin dann rasch von seinem Shirt und küsste sich über die schlanke Brust. „Du scheinst ja schon... den ganzen Flug darauf gewartet zu haben..“, hauchte er heiß und biss leicht in die empfindliche Brustwarze, rieb seine Hüfte gegen die Robins und fing die Lippen dann wieder zu einem Kuss ein.
 

Einige Zeit später lag Robin verschwitzt, schwer atmend und sehr befriedigt neben seinem Lover und streichelte fahrig über dessen Rücken. "Oh wow...", brachte er mühsam über die Lippen und lächelte verzerrt. Das war wirklich besser gewesen als erwartet... Und vor allem länger, denn Robin hatte nach der ersten Runde noch immer keine Ruhe gegeben und Dai sofort wieder gnadenlos erregt.
 

Dai musste schmunzeln. „Ja... In der Tat“, brachte er hervor und drehte sich langsam, küsste sich über die feuchte Schulter und schmiegte sich dann leicht an seinen Liebsten. So guten Sex hatten sie schon lange nicht mehr gehabt, fand er. Ob es am Fliegen lag? Immerhin hatte ihre letzte gemeinsame Zeit in der Luft auch eine recht ‚sonderbare’ Wirkung auf sie gehabt. Lächelnd beschloss er, dass er auf jeden Fall mal wieder mit Robin Fallschirm springen gehen wollte.
 

"Ich brauch ne Dusche!", ächzte Robin matt, rollte sich aus dem Bett, schnappte sich ganz beiläufig seine Jeans und verschwand ohne ein weiteres Wort im Bad. Vorsichtshalber zog er seine Barriere noch höher, als er Kens Nachricht las und rasch beantwortete. Nachdem er alibihalber die Klospülung betätigt und das Telefon wieder in seiner Hosentasche verstaut hatte, stellte er sich unter den kühlen Wasserstrahl und stöhnte genüsslich auf.
 

„Ehm...“ Verdattert sah Dai seinem Freund nach und seufzte dann. Das war’s also? Druck abbauen und sich dann im Bad verschanzen? So hatte er das immer mit den Leuten VOR Robin gemacht. Nein. So einfach würde er sich nicht abfertigen lassen. Lautlos richtete er sich auf und folgte Robin ins Bad, stellte sich dann einfach hinter ihn und küsste sich über seinen Nacken. „Du kannst mich doch nicht einfach alleine in diesem fremden Bett liegen lassen...“, wisperte er und grinste leicht.
 

Erschrocken zuckte Robin zusammen, als Dai ihn so unvermutet berührte. "Woah! Erschreck mich nicht so!", tadelte er seinen Freund barsch, drehte sich dann aber sofort zu ihm um und küsste ihn zärtlich, ließ seine Hände dabei schon wieder über den schönen Körper gleiten...
 

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Tausende von Kilometern entfernt runzelte Schuldig die Stirn und wandte den Blick kurz von der kurvigen Küstenstraße ab, um Ken anzusehen. "Was geht denn bei dir?", erkundigte er sich ein wenig ungehalten, da Kens Handy innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal gepiept hatte. So eine Beliebtheit war er von seinem Schatz nicht gewohnt.
 

Ken lächelte nur versonnen und beugte sich zu Schuldig, um ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. „Ich flirte hinter deinem Rücken mit wildfremden Männern, die ich im Internet kennen gelernt hab“, neckte er Schuldig und schickte seine Antwort ab. „Sag bloß, das ist dir noch nicht aufgefallen...“ Er zwinkerte und legte seine Hand auf Schuldigs Bein, streichelte sanft, aber nicht ablenkend darüber.
 

Schuldig schnaubte abfällig. "Da lass dich erwischen!", grummelte er scherzhaft. Klar, Ken und flirten... Und der nächste Papst war eine Frau. Kopfschüttelnd achtete er wieder auf die Straße, verschränkte aber seine Finger mit Kens und führte sie langsam an seine Lippen, um jeden einzelnen sanft zu küssen. Das war schon so Brauch bei ihnen, wenn sie gemeinsam im Auto saßen...
 

Ken seufzte wohlig und schaltete das Handy auf lautlos, damit Schuldig nicht ständig das Piepen hören musste. Dennoch konnte er es nicht lassen sanft zu lächeln, als er die nächste SMS las und augenblicklich tippte er wieder drauf los, schob es dann zurück in die Tasche. „Schatz? Magst du da vorne mal bitte halten? Ich muss mal für kleine Killer...“ Er zwinkerte und küsste nun seinerseits kurz den Handrücken seines Liebsten.
 

Wie gewünscht hielt der Telepath am Straßenrand und wartete, bis Ken ausgestiegen war. Ganz vorsichtig tastete er nach dem Geist seines Liebsten. Er war ja nun wirklich absolut und gar nicht neugierig, aber er wollte unbedingt wissen, mit wem Ken tatsächlich so viel Kontakt hatte. Gleich darauf wurden seine Augen riesengroß, als er auf eine Blockade stieß, die ihm jeglichen Zugang zu Kens Denken verwehrte. Fassungslos starrte er den Kleineren an. Seit wann schützte sich Ken so stark? Und - warum?
 

Ken verdrehte die Augen und genervt schloss er seine Hose wieder. „Nicht mal in Ruhe pinkeln lässt du mich...“, murrte er und setzte sich wieder in den Wagen. „Wenn du es wissen willst: die SMS sind von Robin... und Dai. Sie haben nur geschrieben, dass sie gut angekommen sind, dass Dai vollkommen begeistert ist, dass sie gutes Wetter haben und dass das Zimmer auch besser ist als erwartet...“ Mit deutlich schlechterer Laune schnallte er sich wieder an und griff nach der Colaflasche. „Schönen Gruß!“, setzte er dann noch etwas schnippisch hinzu. Schuldig wusste genau, wie sehr er es hasste, wenn man ihm etwas aus dem Kopf saugen wollte, und trotzdem hatte er es versucht.
 

Erneut runzelte Schuldig die Stirn. Und deswegen benahm Ken sich so heimlichtuerisch? Irgendwie konnte er das nicht so ganz glauben... Doch er lachte und wuschelte seinem Schatz durch die wirren Haare. "Sag ihnen ‘nen schönen Gruß und richte Dai aus, er darf sich bei mir auch ruhig melden!" Versöhnlich zog er Ken am Nacken zu sich und verpasste ihm einen sanften Kuss. "Und jetzt sei nicht sauer, ich hab mir doch nur Sorgen gemacht..." Sorgen worüber? Dass Ken tatsächlich mit irgendwem Flirt-SMS tauschte? Lächerlich!
 

„Ich bin nicht sauer. Ich versteh nur nicht, wieso du es nicht akzeptieren willst, dass ich es nicht mag, wenn man in meinem Kopf rum spukt...“ Ken seufzte und schüttelte leicht den Kopf, ließ die Lehne seines Sitzes dann nach hinten sinken und schloss die Augen für ein paar Sekunden. Seine Finger schlossen sich schon wieder um sein Handy und als wenn er Schuldigs Botschaft übermitteln wollte, tippte er die nächste SMS.
 

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Robin kam aus der Dusche, schnappte sich eines der bereitliegenden Badetücher, wickelte es sich um den Körper, hob seine Jeans auf und ging, gefolgt von Dai, zurück in den Schlafraum. Einen Moment sah er zu, wie Dai sich die Haare frottierte, zückte dabei schon wieder sein Handy und lächelte glücklich. Schnell las er die Nachricht von Ken und fing ganz selbstverständlich an, sie zu beantworten und schrieb zum Schluss: 'Du fehlst mir so sehr! Ich liebe dich, mein Engel!' Als Dai das Handtuch weglegte, war sein Display schon wieder dunkel und das Gerät lag unschuldig neben ihm.
 

„So. Wollen wir noch mal los? Ein bisschen durch die Stadt und uns Venedig bei Nacht ansehen?“ Dai lächelte, hatte sich inzwischen Shorts angezogen und kniete sich nun hinter Robin. Sanft streichelte er ihm über die Schultern und setzte einen Kuss auf seinen Kopf. „Oder magst du nicht mehr los?“
 

Lächelnd nickte Robin. "Doch! Erobern wir uns Venedig! Und morgen gehen wir shoppen, was meinst du?" Wenn er nur dauernd hier im Hotelzimmer sitzen würde, würde er innerhalb kürzester Zeit verrückt werden... So konnte er sich wenigstens ein bisschen davon ablenken, dass er gerade jetzt viel lieber zu Hause gewesen wäre.
 

Dass Robins Handy sich schon wieder in Bewegung setzte und leise vibrierte, bekam Dai nicht mehr mit, denn er war schon bei seiner Tasche. „Aber sicher. Gute Idee...“, grinste er und begann schon, sich Klamotten rauszusuchen. Sie würden sicher einen schönen Abend gemeinsam verbringen können, da war sich Dai sicher und er freute sich darauf, die Stadt zu besichtigen und vielleicht sogar nachher noch echtes italienisches Eis zu essen.
 

Schnell stand der Schwarzhaarige auf und kramte etwas zum Anziehen aus seiner Tasche. Er schlüpfte in eine enge, kurze Jeans und zog sich ein weites Shirt über, das viel zu groß für ihn schien. Ohne das verliebte Grinsen aus seinem Gesicht wischen zu können, drehte er sich zu Dai um. "Fertig... Schatz."
 

~+~tbc~+~

Stellungswechsel

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Geburtstagsüberraschung!

24. Kapitel – Geburtstagsüberraschung!
 

Am nächsten Morgen wurde Robin vom leisen Piepen seines Handys geweckt. Erschrocken setzte er sich in dem breiten Bett auf und sah fast panisch zu Dai. Der würde wieder ausrasten, wenn... Ein kurzer Blick auf sein Handy ließ ihn allerdings leise aufatmen, auch wenn sich bittere Enttäuschung in ihm breit machte. Es war nicht Ken, der ihn anrief, sondern sein Vater. In der nächsten Sekunde hatte Robin das Gefühl, ihm würde das Herz stehen bleiben. Was um alles in der Welt wollte sein Vater von ihm?
 

„Alles Gute zum Geburtstag!“ Brads Stimme klang wie immer hellwach. Auch wenn er seine Glückwünsche in einem leicht gestressten Tonfall von sich zu geben schien. „Na? Schon am feiern, oder noch nicht mal aus dem Bett raus?“ Er grinste und man hörte ihn eine Treppe emporsteigen. Dass es eine Treppe am Flughafen war, konnte man nicht mal erahnen.
 

"Danke, Dad", bedankte sich Robin lächelnd, aber leise. Er wollte durch dieses Telefonat, mit dem er nicht gerechnet hatte, Dai nicht aufwecken. "Ich lieg noch im Bett", beantwortete er die Frage, schwang dabei seine Beine schon über die Bettkante und erkundigte sich höflichkeitshalber: "Was machst du heute schönes?"
 

Brad musste wieder grinsen. „Ach.. Ich dachte, ich mach einen kleinen Spaziergang. Ich habe dein Geburtstagsgeschenk abgeholt. In welchem Hotel seid ihr? Ich schick’s dir vorbei.“ Allerdings wusste Brad, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Robin wusste, dass er DAS eigentlich nicht vorhatte. „Ich bringe es sogar persönlich vorbei, um genau zu sein...“
 

„Du tust WAS?“ Robins Stimme wurde ungewollt schrill. Seine schreckgeweiteten Augen richteten sich auf Daisuke, der sich gerade leise grummelnd umdrehte und dann wieder leicht vor sich hin schnarchte. Mist, Mist, Mist!!! Er zwang sich, wieder ruhiger zu werden. Wie hatte die Frage gleich nochmal gelautet? Oh, sein Dad würde ihn umbringen, wenn er Dai hier vorfand... „Äh, ich bin im...“ Wieso war ihm gerade der Name des Hotels nur entfallen? „..im Hilton.“ Robin zitterte wie Espenlaub.
 

„Im Hilton, in Ordnung. Ich schätze, ich bin in...“ Er sah auf seine Uhr und nickte, „...in sechs Stunden da. Du kannst also noch in Ruhe liegen bleiben, ich lass mich dann zu deinem Zimmer bringen.“ Er lächelte leicht und nickte dann noch einmal. „Bis nachher, Robin!“ Und damit war das Gespräch dann auch beendet und Brad steckte das Telefon wieder weg.
 

Dai hingegen war nun endgültig aufgewacht. Und grummelnd sah er zu Robin. „Wer war’n das?!“, fragte er verschlafen und auch ein wenig verärgert. Dass Robins Handy in letzter Zeit einfach nicht still halten konnte, ging ihm nun wirklich auf den Geist. Vor allem dann, wenn er davon auch noch geweckt wurde.
 

Kraftlos sank Robin auf der Bettkante zusammen. „Mein Dad“, erzählte er, wobei er ins Leere starrte, mit einer Lösung für dieses Problem beschäftigt, die es nicht zu geben schien. „Er... Dai, er ist in etwa sechs Stunden hier!“ Die Panik, die ihn in ihren Klauen hielt, war nun nicht mehr zu überhören.
 

„Oh...“, kam es verständnislos von Dai und dann hob er die Brauen „Oh!“ Jetzt hatte er verstanden. Sein Denken raste und dann machte es Klick. „Wunderbar. Dann haben wir noch ganze sechs Stunden Zeit.“ Er beugte sich über Robin und küsste ihn liebevoll. „Alles Gute, Schatz...“, wisperte er. Das Problem mit Brad schien ihn nicht halb so viel zu interessieren wie ein toter Pinguin am Ende der Welt.
 

Entgeistert schob Robin Dai von sich und bedachte ihn mit einem Blick, als wenn er nicht mehr alle Tassen im Schrank hätte. "Oh? Ist das alles, was du dazu sagst? Dai, das ist eine ausgewachsene Katastrophe!" Kalkweiß und hyperventilierend sah er in die grünen Augen. "Himmel, das ganze Jahr ist er so im Stress, dass er kaum merkt, dass es mich gibt! Und ausgerechnet jetzt... fliegt er um die halbe Welt! Das kann doch nicht sein! Dai, was machen wir denn nur?" Wo sollte er so plötzlich einen 'Klassenkameraden' herzaubern, der NICHT wie Dai aussah? Ein Ding der Unmöglichkeit! Und sein Vater würde sich nicht mit fadenscheinigen Ausreden zufrieden geben. Es sei denn... "Dai, du musst für heute verschwinden..." Das war die Lösung! Er konnte seinem Dad einfach erzählen, seine Begleitung befände sich auf einem Ausflug, besuchte irgendwelche entfernte Verwandte oder sei in einem anderen Hotel...
 

Etwas verdattert und offenbar immer noch nicht richtig wach, sah Dai seinen Freund an und schüttelte den Kopf. „Verschwinden? Ich glaube, du spinnst!“ Er grinste und beugte sich abermals über Robin, küsste sich über sein Gesicht. „Vertrau mir. Er wird mich nicht... zu Gesicht bekommen. Nicht Daisuke Hidaka wird nachher vor ihm stehen...“ Er küsste sich über den schlanken Hals und grinste wieder. „Ich bin nicht umsonst der beste Telepath weit und breit und dein Vater war schon eine meiner leichtesten Übungen, da warst du noch nicht mal geboren, mein Lieber....“ Sanft leckte er über Robins Brustwarze und zog leicht mit den Zähnen daran.
 

Robin entkam bei der Behandlung ein wohliges Brummen. Eindeutig, Dais Künste machten immer Lust auf mehr... Aber gerade war anderes wichtiger. Wieder entzog er sich den Reizungen seines Freundes und sah ihm ernst in die Augen. "Ach ja? Wie willst du DAS anstellen?", erkundigte er sich stirnrunzelnd. So ganz traute er dem Frieden ja nicht. Wenn Dai sich da mal nicht überschätzte...
 

Von Dai kam ein resigniertes Seufzen und er gab auf, ließ sich wieder ins Bett sinken und schaute an die Decke. Dann fuhr er sich mit den Händen übers Gesicht und durchs Haar. „Ganz einfach... Das was ihn an meinen Vater erinnern könnte, muss weg, und den Rest werde ich via Gedankenmanipulation schon schaffen. Er wird nicht mal auf die Idee kommen, dass ich es bin, der vor ihm steht...“ Er drehte den Kopf und richtete sich dann auf. Von Robin würde ein kleines Morgenständchen wohl nicht mehr zu erwarten sein. „Ich geh duschen...“
 

Noch immer zweifelnd verzog Robin das Gesicht. Wenn das nur mal gut ging... Mit einem leisen Seufzen blickte er Dai hinterher, ohne Anstalten zu machen, ihm nach zu gehen. Dazu fehlte ihm eindeutig ein gewisser Anreiz...
 

Nach gut einer halben Stunde kam Dai aus dem Bad wieder und zog sich auch gleich an. Hin und wieder warf er einen Blick zu Robin und grinste dann. Er ging zu seiner Tasche, zog etwas heraus, das aussah wie ein Umschlag, und stellte dann noch ein relativ großes Paket aufs Bett. „Dein Geburtstagsgeschenk... erst den Umschlag aufmachen, sonst verdirbst du dir die Überraschung.“ Dai lächelte noch einmal, warf sich die feuchten Haare über die Schulter und bestellte ihnen erst mal ein ausgiebiges Frühstück beim Zimmerservice.
 

Wow... Robin wurde rot und schämte sich gewaltig. Da war er so gemein zu Dai und dachte nur an Ken, und sein Freund machte ihm solche Geschenke! Ohne eines von beidem anzurühren, fiel er dem Telepathen um den Hals und bedankte sich mit einem liebevollen Kuss. So langsam befand er sich in einer Zwickmühle... Diesen Gedanken weit von sich schiebend, machte er sich anschließend über sein Geschenk her und starrte gleich darauf mit großen Augen auf die Eintrittskarten zu einem Maskenball. Mit zitternden Fingern packte er schließlich das Paket aus. Als er dessen Inhalt erkannte, schossen ihm Tränen in die Augen. "Danke, Schatz!", flüsterte er überwältigt und hing gleich darauf wieder an Dais Lippen. "Ich... Ich..." Er wusste, was Dai erwartete. "Ich liebe dich."
 

Lächelnd schlang Daisuke die Arme um seinen Liebling und küsste ihn liebevoll. „Ich dich auch, Schatz“, lächelte er und wischte Robin eine einsame Träne weg. „Aber das ist doch kein Grund zum Weinen, Süßer. Probier es an, es ist alles dabei...“ Er zog Robin auf die Beine, da er immer noch auf dem Bett kniete, und reichte ihm eine wundervolle Hose, von der er hoffte, dass sie auch saß. Dazu ein dunkelrotes Hemd, das herrlich durchsichtig schimmerte und natürlich der Umhang, der einfach dazu gehörte. Dann nahm er die Schachtel an sich, hielt sie mit der Öffnung zu Robin und ließ sie aufschnappen. Eine wunderschöne rot-goldene Maske lag sauber darin und blickte Robin an. „Echte venezianische Handwerkskunst... Gefällt sie dir?“
 

"Das fragst du noch? Und wie!" Das musste ein Vermögen gekostet haben... "Dai, verdammt, du sollst doch nicht... Danke!" Ganz vorsichtig und mit bebenden Händen nahm Robin die Kleider an sich, schlüpfte aus seinem Shirt und zog sich den weichen Stoff über. "Gefall ich dir?"
 

Der Orangehead stand da mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und nickte. Er stellte die Schachtel aufs Bett, nahm wie mit Samthandschuhen die Maske heraus und setzte sie Robin dann vorsichtig auf. Sie ging über Stirn, Augen und die Nase, ließ den Mund aber frei. „Und wie du mir gefällst...“, wisperte er fasziniert und küsste seinen Schönling abermals. „Wunderschön“, hauchte er noch leise und betrachtete sich seinen Freund dann wieder.
 

Robin drehte sich langsam vor seinem Freund, umarmte ihn dann wieder und küsste ihn erneut. "Jetzt müssen wir nur noch sehen, was wir mit dir machen", raunte er heiser und ein wenig anzüglich. So ganz zufällig strichen seine Finger dabei kaum spürbar über Dais Körpermitte.
 

Von Dai kam ein wohliges Seufzen und für einen Moment schloss er die Augen. „Keine Sorge. Ich habe auch schon was...“, wisperte er leise und leckte sich über die Lippen. „Lange nicht so hübsch und teuer wie deins, aber... es gefällt mir.“ Er nahm Robin vorsichtig die Maske wieder ab, damit sie heil blieb, denn im nächsten Moment warf er sich auch schon zusammen mit ihm aufs Bett und küsste ihn wieder leidenschaftlich.
 

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Nicht ganz fünf Stunden später traute Robin seinen Augen kaum. Wenn er es nicht besser gewusst hätte, hätte er schwören können, dass nicht Daisuke vor ihm stand. Eine schwarze Kurzhaarperücke bedeckte die orange Mähne, die grünen Augen waren unter fast schwarzen Kontaktlinsen verborgen, die schöne schlanke Figur ließ sich unter weiten Klamotten nur erahnen. Fassungslos schüttelte Robin den Kopf und murmelte: "Ich glaub's nicht..." Zum ersten Mal sah er eine reelle Chance, seinen Vater täuschen zu können.
 

Musternd betrachtete sich Daisuke im Spiegel und runzelte leicht die Stirn. Vielleicht hätte er doch besser so was Ähnliches wie einen Anzug anziehen sollen, um gleich Brads Sympathie zu bekommen? Doch dann setzte er ein freundliches Lächeln auf, trat auf Robin zu streckte ihm die Hand entgegen. „Schönen guten Tag, Mr. Crawford. Es freut mich, Sie kennen zu lernen. Vielen, vielen Dank, dass Sie uns diesen lehrreichen Ausflug möglich gemacht haben.“
 

Robin schluckte. Sogar Dais Stimme klang anders. Erwachsener, ernster. "Das könnte wirklich klappen!", machte er seiner Überraschung Luft. "Das könnte WIRKLICH klappen!" Ein freudiges Strahlen huschte über sein Gesicht. "Wir müssen uns nur noch verhalten wie Freunde und nicht wie Lover..." Denn dass er sich so schnell einen anderen gesucht hatte, würde Brad nicht glauben.
 

Dai musste lachen. “Ich werde schon dafür sorgen, dass dein Vater sich wünscht, ich sei sein künftiger Schwiegersohn..” Er zwinkerte und streckte sich etwas, sah dann auf die Uhr und küsste Robin noch einmal. „Ruf ihn doch mal an, wo er denn bleibt. Immerhin sollten wir wissen, ob er gedenkt, auch zum Maskenball mitzukommen... Das würde die Sache natürlich noch leichter machen.“
 

Mit einem immer noch sprachlosen Nicken langte Robin nach seinem Handy. Kurze Zeit später schob er das Gerät wieder zusammen. "Okay. Er würde sich freuen, wenn er mitkommen kann." Auch darüber war der Schwarzhaarige einfach nur erstaunt und baff. Er hätte so ziemlich alles erwartet, aber nicht diese Antwort von seinem vielbeschäftigten Vater. "Und er ist in zehn Minuten hier..."
 

Dai tippte sich mit dem Finger gegen die Unterlippe und nickte. „Dann hat er bestimmt Hunger, wenn er ankommt.“ Er griff zum verhassten Telefon und bestellte das Mittagessen für drei Personen, sodass es fertig sein würde, wenn sie in den Speisesaal gingen. Sie mussten es ja nicht unbedingt im Hotelzimmer zu sich nehmen.
 

Robin staunte nicht schlecht. "Du denkst ja richtig mit!", wunderte er sich und fragte sich gleichzeitig, ob diese fürsorgliche Art Ergebnis von Kens Erziehung war... Ganz schnell riss er sich wieder zusammen. Nein, jetzt war nicht der Zeitpunkt, um an Dais Ziehvater zu denken... "Das wird ihm mächtig imponieren", vermutete er lächelnd, nachdem er die winzige, sehnsüchtige Miene losgeworden war.
 

Über Dais Gesicht zog sich wieder ein Grinsen, dass die Ähnlichkeit mit Schuldig wieder eindeutig machte. In nächster Zeit würde er es sich verkneifen müssen, doch jetzt war es noch nicht so weit. „Das hoffe ich doch schwer...“ Immerhin würde sonst sein kleiner Plan nicht aufgehen. „Ich kann mir kaum etwas Schöneres vorstellen, als deinem Vater auf der Nase herumzutanzen...“
 

"Denk ich mir", konterte Robin grinsend, schlang wieder die Arme um den Hals seines Freundes. Er lehnte sich an ihn und schloss für einen Moment die Augen. Die letzten ruhigen Minuten wollte er noch genießen, ehe sein alter Herr antrabte.
 

Als Brad sein Ziel endlich erreicht hatte und das Hotel betrat, war schnell jemand gefunden, der ihn zum Zimmer seines Sohnes bringen konnte. Außerdem hatte er auch noch ein eigenes bekommen. Zwar ein wenig abgelegen im Stockwerk darüber, aber wen störte das schon?

„Danke... Sie können jetzt gehen.“ Er sah dem Hotelangestellten nach und klopfte dann an die Tür.
 

Trotz dem er darauf gewartet hatte, zuckte Robin zusammen und sah Dai panisch an. Ein letzter, flüchtiger Kuss landete auf den Lippen des Älteren, dann öffnete der Schwarzhaarige die Tür und lächelte seinen Vater an. "Hi Dad! Komm rein... Das ist... Mizuki, mein... ein Freund von mir. Mizuki, das ist mein Dad", stellte er die beiden einander vor und versuchte dabei, nicht wie Espenlaub zu zittern.
 

Auf der Stelle trat Dai mit einem freundlichen Lächeln vor – genauso wie er es mit Robin geübt hatte. „Es freut mich, Sie kennen zu lernen, Mr. Crawford. Schön, dass Sie es geschafft haben auch herzukommen.“
 

Etwas verdattert sah Brad drein, als er den Jungen vor sich hatte, schüttelte dann aber lächelnd seine Hand und staunte noch mehr, als der Junge sich kurz verbeugte. Doch dann sah er seinen Sohn an und strahlte. „Alles Gute zum Geburtstag noch mal.“ Tatsächlich nahm er Robin sogar in den Arm und zwinkerte dann. „Hier... Das ganze konnte ich nicht mitbringen, aber ich hoffe, dass dir das auch reicht, um dein Geschenk zu verstehen...“

Er hielt Robin einen einfachen Schlüssel hin, an dem sich ein rechteckiger Anhänger befand. Bei genauerem Hinsehen war dort ein Foto von einem schicken teuren Motorrad darin, das in der Sonne blitzte.
 

"Oh Gott, DAAAD!", jubelte Robin los "Das ist ja Wahnsinn!" Stürmisch fiel er seinem Vater um den Hals. "Dass du das mitbekommen hast..." Er hätte nie im Leben vermutet, dass sein Vater wusste, dass er sich ein Motorrad wünschte. In seinem Überschwang hielt er Dai den Schlüssel vor die Nase. "Ist das nicht der Hammer?"
 

Während Brad nur vor sich hin schmunzelte und die Jungen beobachtete, begutachtete auch Dai fasziniert den Schlüssel und vor allem den nur allzu eindeutigen Anhänger daran.

“Es wartet zu Hause auf dich. Ich bin sicher, dein Fahrlehrer wird große Augen machen.“

Dai musste unweigerlich wieder grinsen, verkniff es sich dann aber schnell wieder. Es war echt unglaublich, was Brad für seinen Sohn an Geld ausgab, ohne mit der Wimper zu zucken. Und er? Er freute sich tierisch, wenn er ein neues Bett bekam – wie letztes Jahr.
 

Bei der Erwähnung des Fahrlehrers musste sich Robin mächtig zusammennehmen, um nicht ein verliebtes Seufzen auszustoßen. Jetzt konnte er jederzeit mit Ken ausgedehnte Spritztouren unternehmen... Mühsam wischte er den Gedanken weg und konzentrierte sich auf das nächstliegende. "Dad, Mizuki hat schon einen Tisch für uns reserviert. Ich hoffe, du hast Hunger und leistest uns Gesellschaft."
 

Brad lächelte und sah Dai dann überrascht an. „Wie aufmerksam. Ich habe tatsächlich einen mächtigen Kohldampf“, sagte er und legte Robin dann einen Arm um die Schulter, musterte Dai dann aber weiter. „Diesen Flugzeugfraß bekommt schließlich keiner runter, nicht wahr?“

Dai lachte zustimmend und zog seine Schuhe dann an, nahm den Zimmerschlüssel und reichte ihn Robin. „Dann lasst uns gehen... Die Vorspeisen dürften schon fertig sein“, sagte er und lächelte Brad abermals freundlich an. Innerlich jedoch lachte er sich halb zu Tode. Der Amerikaner schien ja wirklich begeistert von ihm zu sein.
 

Es fiel Robin schwer, wirklich daran zu glauben, dass ihre Scharade tatsächlich aufgehen sollte. Aber sein Dad schien keinerlei Verdacht zu schöpfen und Robin konnte im Moment nicht sagen, ob er darüber erleichtert war oder nicht. Wenn später irgendwann heraus käme, dass Dai ihn manipuliert hatte, würde erst recht die Hölle los sein. Doch er ließ sich nichts anmerken und betrat zusammen mit Dai und Brad wie selbstverständlich den exklusiven Speisesaal.
 

Dai hatte kein bisschen Zweifel daran, dass sein Plan aufgehen würde. Er vertraute sowohl auf sein schauspielerisches Talent, als auch auf seine telepathischen Fähigkeiten. Brad würde nicht mal merken, dass er der Sohn seines Ex-Lovers war, wenn man ihm mit dem Zaunpfahl winken würde. Daran, was passieren würde, wenn Brad es irgendwann herausfand, dachte er nicht. Denn wie sollte er? Sein Hellsehergetue reichte nur in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit...
 

„Das sieht gut aus...“, sagte Brad und entspannte sich endlich ein bisschen. Die Vorspeise wurde ihnen grade aufgetischt und die duftende Suppe stand einladend vor ihnen.

„Dann wünsche ich einen guten Appetit“, kam es freundlich von Dai. Er griff zu seinem Löffel und begann zu essen, nachdem der Kellner auch die bestellten Getränke gebracht hatte.
 

Während des ganzen Essens war Robin noch nervös und angespannt, doch als das Dessert - echtes venezianisches Eis - serviert wurde, war auch er wieder lockerer. Sein Vater schien 'Mizuki' überraschend schnell in sein Herz geschlossen zu haben und Dai war ein Ausbund an Höflichkeit und gutem Benehmen. Trotzdem war Robin erleichtert, als sein Vater sagte, er wolle auf sein Zimmer.
 

Nach einer höflichen Verabschiedung zogen auch Dai und Robin sich erst mal wieder zurück. Augenblicklich atmete Dai erschöpft durch, als er die Tür hinter ihnen schloss und er sich endlich die Perücke vom Kopf ziehen konnte. Er lächelte leicht und ließ sich auf einen Sessel fallen. „Na das lief doch bis jetzt wie am Schnürchen. Und morgen fliegt er früh wieder zurück. Ist doch wunderbar...“ Er grinste und streckte sich kurz, wuschelte sich sein echtes Haar dann wieder zurecht.
 

"Du solltest dir echt überlegen, dir die Haare schneiden zu lassen. Und färben... So ein Schwarz steht dir gut, obwohl auch Braun nicht schlecht wäre...", neckte Robin seinen Freund und zupfte an den langen orangen Strähnen, dann wurde er wieder ernst. "Ja, ich hoffe, dass wir die Nacht auch heil überstehen." Auch wenn er daran mittlerweile so gut wie keine Zweifel mehr hatte. "Und was machen wir bis zum Maskenball?", erkundigte er sich rauchig. Die Anspannung hatte ihm einen erregenden Adrenalinkick verpasst.
 

Dai schnurrte wohlig auf. „Also wenn du mich auch mit langen orangen Haaren willst... schlage ich vor, wir machen da weiter, wo wir vorhin aufgehört haben...“, raunte Dai und grinste. Er zog sich Robin auf den Schoß und streichelte ihm über die Brust, küsste sich über seinen Hals und fing dann kurz seine Lippen ein, bevor er wisperte: „Ich würde.. jetzt nur zu gerne deine Lippen spüren... überall. Und dann... in deinem engen Arsch kommen...“
 

Diesem Angebot konnte Robin in seiner momentanen Verfassung nicht wirklich widerstehen. Dafür war er zu aufgeregt und nervös wie ein Rennpferd. Und so führte er sich auf, als sei er der Hauptdarsteller in einem besonders harten Porno und jagte damit Dai nicht nur einmal über die Klippe.
 

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Als Familie Crawford mit Mizuki im Schlepptau dann vor dem großen Eingang des Maskenballs stand, grummelte Brad noch einmal leise in sich hinein. Er hatte sich tatsächlich von den Jungs breitschlagen lassen, ebenfalls eine Maske zu tragen. Und jetzt wusste er auch, dass er anders gar nicht in den Saal gekommen wäre. Etwas störend war nur die Brille gewesen, sodass er für diesen Abend auf Kontaktlinsen umgestiegen war.
 

„Na dann mal los...“ Dai rückte seine eigene schwarz-silberne Maske zurecht und ließ den Umhang leicht im Wind wehen, grinste dann aber und betrat zusammen mit den anderen beiden den Ball. Brad hatte sich mit viel Einfluss und noch viel mehr Geld noch eine Karte besorgen können und so war es nun kein Problem für die drei, hineinzukommen und vor Staunen erst einmal stehen zu bleiben.
 

Sogar Robin, der doch schon einiges gewöhnt war, bekam große Augen und atmete erst einmal tief durch. Soviel Prunk, soviel Luxus und Glamour hatte er sich nicht träumen lassen. Da bekam man einen sehr guten Eindruck über den Reichtum, den Venedig früher einmal inne gehabt hatte. Er tastete unwillkürlich nach Dais Hand, verschränkte ihre Finger und drückte sie überwältigt zusammen.
 

Dai lächelte leicht und schielt zu seinem Liebling hinüber. Die Karten waren ihr Geld wert gewesen. Wenn sein Vater allerdings erfuhr, dass er für dieses Geschenk an das Konto gegangen war, das eigentlich für seine Zukunft gedacht war, dann würde er ihm wahrscheinlich den Hals umdrehen. Doch in diesem Moment war das Dai vollkommen egal. Auch Brads Anwesenheit störte ihn nicht. Er beugte sich zu ihm und küsste ihn kurz auf die Lippen. Dass Brad in diesem Moment in die andere Richtung schaute, merkte er erst hinterher.
 

Mit geschlossenen Augen erwiderte Robin den zarten Kuss und vergaß für den Moment, wo er sich befand. Das war alles viel zu traumhaft, um jetzt darüber nachzudenken, entschied er spontan. Das Kerzenlicht, das den Saal erhellte, die Musik der mittelalterlichen Instrumente... und Dai, der ihm wieder und wieder zeigte, wie sehr er ihn liebte. Mit vor Glück geröteten Wangen holte sich der Schwarzhaarige von einem Tablett, das vorbeigetragen wurde, eine Champagnerschale, drückte auch seinem Schatz eine in die Hand und sah ihm tief in die Augen. Zum ersten Mal seit Wochen war er in Gedanken auch da, wo er sich körperlich befand - bei Dai.
 

Lächelnd sah Dai seinen Liebling an und hob das Glas. Seine Augen blitzten auf und kurz schien unter den dunklen Kontaktlinsen sein Grün hervor zu schimmern. „Auf dich, mein Liebling...“, flüsterte er und stieß mit Robin an. Dann gesellte sich auch Brad wieder zu ihnen, hatte ebenfalls ein Glas in der Hand. „Auf dich, mein Sohn. Und darauf, dass du all das bekommst, was du dir wünschst und was ich dir erfüllen kann...“ Er zwinkerte kurz und trank dann einen Schluck.
 

"Danke!", raunte Robin seinem Vater lächelnd zu. "Das wünsche ich mir auch..." Verschwörerisch zwinkerte er zurück, ohne sich von einem von beiden anmerken zu lassen, an was er dabei dachte. Urplötzlich drängte sich glückliches, lautes Lachen aus seiner Brust und zu seiner Überraschung sah er, wie sowohl Dai als auch sein Vater in dieses Gelächter einfielen.
 

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Robins Gelächter wurde unterbrochen von einem sanften Vibrieren und dem leisen Klingeln des Telefons in seiner Tasche. Dai und Brad waren nicht die einzigen die gratulieren wollten. Auch Ken wollte es und wartete nun ungeduldig darauf, dass abgenommen wurde.
 

Schon nach dem ersten Blick auf sein Handy bekam Robin rote Wangen und seine Augen strahlten verliebt auf. Er drehte sich von seinen Begleitern weg, um den Anruf entgegen zu nehmen, und suchte sich gleichzeitig ein ruhiges Fleckchen, um Ken nicht gegen die Musik anschreien zu müssen. "Hi du", flüsterte er leise und genoss dabei das warme Gefühl, das ihn unweigerlich durchströmte.
 

„Hey...“, Ken atmete erleichtert durch, als er die Stimme endlich hörte. „Alles Gute zum Geburtstag...“ Er lehnte den Kopf zurück und sah in den Himmel. Er saß wieder auf dem Balkon und lauschte nebenbei auf die Geräusche im Bad. „Wo steckst du? Es ist so laut im Hintergrund...“
 

Glücklich schloss Robin die Augen, als er Kens geliebte Stimme vernahm. "Ich bin... Wir sind auf einem Maskenball. Mein Dad ist auch da... Wie geht’s dir? Was machst du? Ich freu mich so, dass du anrufst!" Ein warmes, wohliges Gefühl breitete sich von seiner Bauchgegend im ganzen Körper aus. Und es waren nur noch ein paar Tage, bis er wieder zu Hause war und seinen Schatz endlich wieder sehen konnte, ganz offiziell, ohne Angst haben zu müssen, dass Dai dahinter kam, mit wem er ständig so angeregt SMS tauschte.
 

Kens Augen weiteten sich erschrocken. „Brad ist da?!“, keuchte er erstickt und saß plötzlich kerzengrade auf der Liege. „Aber Dai! Ich meine, hat er ihn nicht erkannt? Wie geht’s Dai? Ist er verletzt?!“ Ken hatte sich in letzter Zeit eh schon zu viele Gedanken um den Amerikaner gemacht, deswegen schockte ihn diese Offenbarung wohl noch mehr. Nur schwer konnte er sich vorstellen, dass Brad damit klar kam, dass sein Sohn mit Dai im Urlaub war.
 

Robin lachte vergnügt auf. "Dai geht’s gut. Dad hat ihn nicht erkannt. Aber das ist kein Wunder, ich zeig dir dann mal Fotos. Die beiden verstehen sich hervorragend..." Dann wurde er wieder ein wenig ernster, aber sein Tonfall drückte trotzdem die Gefühle aus, die ihn ständig überrollten: "Du fehlst mir so. Ist bei dir alles okay?"
 

„Ja.. alles bestens...“ Kens erleichtertes Aufatmen war deutlich zu hören und er sank wieder zurück, schloss die Augen und seufzte leise. „Schuldig steht grade unter der Dusche, wir sind seit gut einer halben Stunde wieder zu Hause...“ Er schüttelte leicht den Kopf und erinnerte sich an den erneuten Streit, der wieder ausgebrochen war. „Ich freu mich auf unsere nächste Fahrstunde... Wenn ich mich wieder gemütlich hinter dir auf mein Motorrad schwingen kann und du mich durch die Gegend fährst...“, grinste er leise.
 

"Darauf freu ich mich auch", erwiderte Robin liebevoll. Fahrstunde... Er grinste breit. "Wir können aber auch nebeneinander her fahren... Dad hat mir ein Motorrad geschenkt. Ist das nicht irre?" Er stellte sich kurz vor, wie es sich wohl anfühlen mochte, Seite an Seite mit Ken die Geschwindigkeit und die Freiheit zu genießen. Ein klein wenig gemein und undankbar kam er sich schon vor - da verwöhnten ihn sein Schatz und sein Dad so sehr und ermöglichten ihm alles, wovon er immer geträumt hatte, und für ihn war dieser Anruf das schönste Geschenk, das er sich vorstellen konnte... Gut, sein Vater würde das _vielleicht_ verstehen, Dai allerdings auf gar keinen Fall.
 

„Wow... Naja.. Er kann es sich ja leisten“, lachte Ken und fuhr sich durchs Haar. „Aber leider darfst du noch nicht alleine fahren, Hübscher. Du wirst wohl noch ein paar Fahrstunden damit zurechtkommen müssen, dass ich hinter dir sitze...“ Er grinste noch eine Spur breiter und hörte dann, dass Schuldig im Bad fertig war. Er seufzte leise und der Höhenflug verblasste. „Wann seid ihr wieder da? Ich kann euch abholen kommen... vom Flughafen.“
 

"Ehrlich? Das würdest du tun?", fragte Robin überwältigt und gab sich für eine Sekunde der Einbildung hin, dass Ken nicht wegen Dai, sondern wegen ihm zum Flughafen kommen würde. Weil er ihn ebenso vermisste, wie es andersrum der Fall war. Eine schöne Vorstellung, auch wenn ihm klar war, dass es nur eine Illusion war. "Wir fliegen Freitag Nacht zurück und sind dann Samstag Mittag in Tokyo", erklärte er. "Also sehen wir uns in vier Tagen..." Vier Tage - eine Ewigkeit, wie ihm vorkam.
 

„Ich freu mich auf dich...“, wisperte Ken leise und biss sich dann auf die Zunge, als er Schuldig mit grimmiger Miene im Wohnzimmer sah. Er schüttelte schwach den Kopf und wandte den Blick wieder ab. „Dann bis in vier Tagen... und genieß deinen Geburtstag noch schön, okay?“ Er lächelte noch einmal, verabschiedete sich dann aber und beendete das Telefonat mit schwerem Herzen.
 

+
 

Schuldig verzog wütend das Gesicht, als er Ken auf dem Balkon telefonieren sah, und musste sich unwahrscheinlich beherrschen, um nicht zu ihm zu stürzen und ihm das Handy aus der Hand zu schlagen. "Mit wem hast du denn schon wieder so heimlich telefoniert?", fauchte er den Braunhaarigen an, als der das Telefon aus der Hand legte. Ken brauchte ihm gar nicht erst weismachen, dass es Dai gewesen wäre, denn dann hätte er ihn mit Sicherheit an dem Gespräch teilhaben lassen. Zuerst die dauernden SMS, von denen er keine einzige zu Gesicht bekommen hatte, und jetzt das. Dazu kam, dass Ken ihn mittlerweile mental vollständig abblockte. Zornig funkelte der Telepath seinen Liebsten an.
 

Ken verdrehte genervt die Augen und schob das Handy in die Hosentasche. „Mit Robin. Ich hab’ ihm zum Geburtstag gratuliert. Ist das verboten?“ Er grummelte leise in sich hinein und richtete sich auf. Der Blick, mit dem Schuldig ihn bedachte, ließ ihn nur wieder wütend werden und so zog er sich in die Wohnung zurück und machte sich in der Küche ein Brot. Er selber hatte noch nicht wirklich Hunger, ein Brot würde ihm reichen, und wenn Schuldig etwas Warmes wollte, sollte er zur Abwechslung selber kochen.
 

Verächtlich schnaubte der Orangehead auf. Das war ja wieder so klar gewesen! "Lass den kleinen Crawford in Ruhe und kümmer dich lieber vernünftig um Dai. Er ist dein Sohn, nicht Robin!", schnappte er giftig, als Ken in der Küche verschwand
 

Ken lachte kalt. „Ja... das sagt der Richtige!“, fauchte er mit vor Ironie triefender Stimme. „Wer kümmert sich hier mehr um ihn? Du oder ich?!“ Das war doch echt nicht mehr zu fassen. Mit griesgrämiger Miene biss er von seinem Brot ab und schüttelte den Kopf.
 

"Wenn du dich mehr um ihn kümmern würdest, anstatt dich dauernd auf Sachen zu konzentrieren, die dich nichts angehen, hätten wir wahrscheinlich die Probleme mit ihm gar nicht!", konterte der Deutsche ebenso kalt. "Aber es ist ja wichtiger, Robin zum Geburtstag zu gratulieren, als Dai mal zu fragen, wie es ihm geht!" Woher Ken überhaupt von Robins Geburtstag wusste, entging Schuldig komplett.
 

Ken hielt es nicht mehr aus. Er warf sein Brot zurück aufs Brett und trat auf Schuldig zu. „Wenn du jetzt anfängst, mir auch noch die Schuld DAFÜR in die Schuhe zu schieben, dann hast du dich geschnitten!!“, brüllte er und tippte Schuldig mit dem Finger hart gegen die Brust. „Du bist der Telepath! Du solltest besser mit ihm klar kommen und deine Minderwertigkeitskomplexe nicht an mir auslassen! Nur weil du nicht mit Kindern umgehen kannst, gilt das gleiche nicht auch für mich! Also pass auf, was du sagst!!!“
 

"Natürlich! DU machst ja alles richtig!", schrie Schuldig in der gleichen Lautstärke zurück. "Was tust du denn schon, verdammt noch mal? Von wegen, mit Kindern umgehen! Du darfst doch froh sein, wenn du mit dir selber klar kommst und deine Arbeit hier fertig kriegst!"
 

Das war zu viel. Kens Wut brodelte über. „Was ich tue??!!“, brüllte er, dass es wohl auch die Nachbarn hören konnten. „WAS ich TUE?! ICH sorge dafür, dass ihr was zu essen bekommt! ICH geh einkaufen! ICH bügel deine Hemden und ICH bin hier der Einzige, der weiß, wie man mit der verdammten Waschmaschine umgeht! Ohne MICH würdet ihr hier in DRECK und UNORDNUNG ersticken! Und ohne MICH würdet ihr euch eure verdammten DICKKÖPFE einschlagen! DU fragst MICH, was ich TUE?!“ Ken schnaubte; noch nie hatte man ihn so wütend gesehen! „Du kannst mich mal, Schuldig! Du bist das LETZTE! Keine Woche würdet ihr ohne MICH aushalten!!“
 

Nun reichte es auch dem Telepathen bis unter die Hutschnur. "Das hättest du wohl gerne, was?", brüllte er wütend zurück und es war ihm genauso egal wie Ken, wer alles diesen Streit mitbekam. "Ich bin früher auch ohne dich ausgekommen, also bilde dir bloß nichts ein! So wichtig bist du nun auch wieder nicht!" Schuldig wirbelte auf dem Absatz herum und verließ mit einem Türenknallen die Wohnung.
 

Ken stand nur da und bebte am ganzen Körper. Das konnte einfach nicht mehr wahr sein! Okay... Wenn er nicht so wichtig war! Wutentbrannt stapfte er aus der Küche und ins Bad, sortierte die Wäsche im Wäschekorb auseinander und warf nur seine in die Maschine. Es reichte. Sollte Schuldig seinen Mist in Zukunft doch einfach selber machen! Auch seine Tabletten konnte er sich selber holen, wenn er wieder zugerdröhnt nach Hause kam. Ken hatte die Schnauze voll.
 

+
 

Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem kleinen, verliebten Seufzen verstaute Robin sein Handy wieder in der Hosentasche. Nach diesem Gespräch war der Tag für ihn völlig perfekt. Langsam stellte er sich wieder zu seinem Vater und Dai, die sich angeregt unterhielten, und hoffte, dass keinem von beiden der glückliche Ausdruck in seinem Gesicht auffallen würde.
 

Angeregt unterhielt sich Dai mit Brad und als er Robin wieder bei sich spürte, grinste er etwas. „So... Maskenball. Wir sollten wenigstens einen Tanz mitmachen, meint ihr nicht?“, fragte er und grinste wieder etwas, griff dann nach Robins Hand und erlaubte sich, sogar Brad mitzuziehen. Der Mann sah mehr als erstaunt aus. Offenbar hatte es noch keiner gewagt, ihn einfach bei der Hand zu nehmen und mitzuziehen
 

Fest schlossen sich Robins Finger um Dais Hand und auch wenn er bezweifelte, die Tanzschritte der Quadrille zu beherrschen, die gerade anfing, ließ er sich gerne mitziehen. Nach einem Blick auf seinen Vater verbiss auch er sich ein Grinsen. Wer war wohl der Letzte gewesen, der ihn ungefragt angefasst hatte? Außer ihm selbst wahrscheinlich seine Mutter und davor... Dais Dad. Ironie des Schicksals.
 

Doch kurz bevor sie die Tanzfläche erreichten, löste sich Brad und blieb stehen. „Ich warte hier und sehe euch zu!“, sagte er und nahm sich ein weiteres Glas von einem Tablett, das an ihm vorbei getragen wurde. Dai schmunzelte. Wenn er das nicht geahnt hätte... So konnten sie sich vielleicht mal für ein paar Minuten im Getümmel verbergen. Denn wirklich tanzen konnte und wollte er auch nicht.
 

Als Daisuke ihn immer weiter zog, schaute Robin seinen Freund stirnrunzelnd an. "Was hast du vor?" fragte er ihn wispernd. Dai konnte sich jetzt doch nicht allen Ernstes verkrümeln wollen... Noch dazu sah Robin darin keinen tieferen Sinn - immerhin würde der Andere doch sicher nicht schon wieder wollen...
 

Mit einem leichten Grinsen zog Dai ihn noch ein Stück weiter, bis sie nicht mehr zu erkennen waren. Er drehte sich um und verschloss Robins Lippen zu einem liebevollen Kuss. „Ich wollte dich nur küssen..“, wisperte er leise und lächelte. „Ich könnte das auch vor deinem Vater... aber das macht mir nur noch mehr Stress... außerdem ist es immer eine gefährliche Sache, Erinnerungen zu manipulieren..“ Er zwinkerte und küsste ihn dann abermals.
 

Robin lachte leise und küsste Dai sanft zurück. Er wollte ja wirklich nicht wissen, wie anstrengend dieser Abend für den Telepathen tatsächlich war. "Du bist süß!", murmelte er ihm dunkel ins Ohr und sah ihn aus der geheimnisvollen Maske heraus mit strahlenden Augen an.
 

Dai musste wieder leicht grinsen und hauchte seinem Liebling dann noch einen weiteren, zärtlichen Kuss auf. „Ich liebe dich...“, wisperte er leise und strich Robin sanft über die Brust. „Er sucht schon nach uns. Lass uns zurückgehen. Wenn er uns nicht sehen kann, wird er offenbar nervös....“ Dai lächelte und zog Robin dann auch schon wieder lachend mit sich.
 

Ein wenig atemlos standen sie bald darauf wieder vor Brad, als die Musik zu einem anderen Stück überging. Robin lachte seinen Vater an und knuddelte ihn ganz überraschend überschwänglich durch. "Danke für alles, Dad! Ich bin so glücklich, das kannst du dir nicht vorstellen!", ließ er den Älteren freudestrahlend wissen, stibitzte ihm dann die Champagnerschale aus der Hand und trank einen großen Schluck
 

Brad musste wieder schmunzeln, erwiderte die Umarmung aber und lachte dunkel, als Robin ihm in seiner Umarmung das Glas wegnahm. „Aha! Da hätten wir es wieder. Keine Umarmung ohne Hintergedanken, was?“ Er grinste und zwinkerte Dai zu, nahm sich dann aber sein Glas wieder und leerte es, stellte es auf einem Tablett ab, blickte sich wieder um. „Schon faszinierend hier...“
 

"Ja, sehr!", stimmte Robin ein wenig geistesabwesend zu. Keine Umarmung ohne Hintergedanken? Nein, da schätzte ihn sein Dad aber ganz falsch ein. Zumindest eine Person gab es, die er aus reinem Gefühl heraus umarmen wollte... Blinzelnd kam er wieder in das Hier und Jetzt zurück, knuffte seinen alten Herrn in die Seite und grinste: "Vor allem bleibt man anonym. Unter den Masken kann jeder stecken."
 

Dai musste lachen, konnte es absolut nicht verkneifen, und nahm sich auch wieder ein Glas. „Ja... Wie Recht du hast...“, grinste er und kurz war Brad, als wenn ihm dieses Grinsen doch verdammt bekannt vorkam. Auch die Tonlage in der Stimme des Jungen...

Doch im nächsten Moment waren diese Gedanken wieder verschwunden und sein kurz skeptisches Gesicht verwandelte sich wieder in ein Grinsen für seinen Sohn.
 

Den Rest des Abends hatten die drei noch sehr gut genießen können. Dai und Robin hatten ihren Spaß damit gehabt, es bis aufs Äußerste zu treiben und schließlich hatte Dai es sogar gewagt, Robin vor seinem Vater zu küssen, nur um seine Erinnerungen kurz darauf zu verändern. Sie hatten sich köstlich amüsiert und recht schnell hatte Brad den jungen Begleiter seines Sohnes wirklich gerne und lud ihn sogar ein, sie mal besuchen zu kommen. Dai hatte nicht auf das geschockte Gesicht seines Freundes geachtet und dankend angenommen.
 

Der Abend allerdings war für Dai eine Erlösung gewesen. Als Brad im Bett lag und sie sich wieder auf ihrem Zimmer verkrochen hatten, konnte er endlich wieder entspannen. Die halbe Nacht einen Mann zu manipulieren, der ihn eigentlich hasste und ihn mögen sollte, war wirklich ein hartes Stück Arbeit gewesen, sodass in dieser Nacht nicht mehr viel mit ihm anzufangen war.
 

+
 

Ken ließ sich rückwärts auf die Couch fallen und tastete blind nach der Fernbedienung. Er verstand es wirklich nicht mehr... Wieso gab es zwischen ihm und Schuldig wirklich nur noch Streit und Geschrei, sogar wenn Daisuke gar nicht da war? Daisuke und... Robin. Ken seufzte schwer auf. Robin. Er hatte keine Ahnung, was das noch werden, wohin es noch führen sollte. Sicher, der Kleine war gut für sein Ego. Niedlich, ein wenig verrückt und so anhänglich, dass es ihm selbst dadurch um einiges besser ging. Geistesabwesend drückte Ken auf einen Knopf der Fernbedienung, verdrehte im ersten Moment die Augen. Klar, Schus Musik. Was sonst? Doch kaum war der Song zu Ende, drückte Ken mit großen Augen auf Replay. Sein Englisch war zwar nicht das allerbeste, aber dieser Text sprach zu seinem Herzen.
 

~~I gotta tell you what I'm feelin' inside,

I could lie to myself, but it's true

There's no denying when I look in your eyes,

boy I'm out of my head over you
 

And I lived so long believin' all love is blind

But everything about you is tellin' me this time

It's forever, this time I know and there's no doubt in my mind

Forever, until my life is thru, boy I'll be lovin' you forever~~
 

Ja. Seine Liebe zu Schuldig WAR blind gewesen. ER war blind gewesen. So viel hatte er sich von seinem Leben versprochen, als er mit seinem Liebsten und Dai zusammengezogen war. Nach und nach hatte sich alles in Luft aufgelöst. Wie viele Träume konnten sterben, bis man sich selbst verlor? Was hatte er denn schon? Einen Mann, der in ihm nur noch ein besseres Möbelstück sah, und einen „Sohn“, der ihn weder respektierte noch sich von ihm etwas sagen ließ. Sein Leben spielte sich hauptsächlich zwischen Herd, Waschmaschine und Staubsauger ab. Bis Robin gekommen war.
 

~~I hear the echo of a promise I made

When you're strong you can stand on your own

But those words grow distant as I look at your face

No, I don't wanna go it alone~~
 

Ken biss sich auf die Unterlippe. Genau das war doch sein Problem, oder? Im Geiste hörte er sich noch einmal sein Eheversprechen aufsagen. Und auch die Erwiderung seines geliebten Telepathen. Doch was war daraus geworden? Er hatte in den letzten Jahren so oft das Gefühl gehabt, Schuldig gar nicht wirklich zu kennen, ihn nicht zu verstehen. Wie vor ein paar Wochen, als sich der Orangehaarige aus dem Staub gemacht hatte und stockbesoffen und zugedröhnt nach Hause gekommen war... Wer war in dem Moment für ihn da gewesen? Hatte ihn in den Arm genommen und ihm zugehört und Trost gegeben, ihn nicht allein gelassen? Robin. Und Ken hatte damals schon gemerkt, dass alles an Problemen und Sorgen in weite Ferne rückte, wenn er den Schwarzhaarigen nur ansah.
 

~~I never thought I'd lay my heart on the line

But everything about you is tellin' me this time

It's forever, this time I know and there's no doubt in my mind

Forever, until my life is thru, boy I'll be lovin' you forever - yeah!
 

I see my future when I look in your eyes

It took your love to make my heart come alive

Cos I lived my life believin' all love is blind

But everything about you is tellin' me this time~~
 

Seine… Zukunft? Konnte es eine Zukunft mit Robin geben? Der Junge hatte es wirklich geschafft, dass Ken sein Herz wiederentdeckt hatte, das Herzklopfen, das Glücksgefühl. Dass er sich so lebendig fühlte wie schon seit Ewigkeiten nicht mehr. Lebendig, jung, begehrenswert. Vielleicht rannte er wieder in eine blinde Liebe hinein, aber diesmal glaubte Ken das nicht. Langsam nickte Ken, auch wenn ihm dabei die Tränen in die Augen traten. Ja... Es konnte eine Zukunft mit Robin geben. Wenn es vielleicht auch nur eine geheime Zukunft war – aber es war etwas, auf das er sich freuen konnte. Was ihm Kraft geben konnte. Die Gewissheit, von dem Jungen geliebt zu werden. Und... ihn ebenso zu lieben.
 

~~It's forever, this time I know and there's no doubt in my mind

Forever, until my life is thru, boy I'll be lovin' you forever

It's forever, this time I know and there's no doubt in my mind

Forever, until my life is thru, boy I'll be lovin' you forever~~
 

Zu der ersten Träne, die über Kens Wange rollte, gesellte sich eine zweite. Es wurde Zeit. Zeit, sich von Schuldig und Daisuke zu verabschieden. Wenn auch nicht körperlich, so doch geistig. Natürlich würde er bei ihnen bleiben, aber sein Herz würde nicht mehr den beiden gehören. Es war Zeit, sich von einem Leben zu verabschieden, dass er so nie gewollt hatte und das ihn um den Verstand bringen würde, wenn es noch lange so weiterginge. Es wurde Zeit, ein neues Kapitel aufzuschlagen.
 

~*~tbc~*~

Wieder in Japan

25. Kapitel – Wieder in Japan
 

Auch die nächsten Tage verstrichen schnell. Für Dai zu schnell – für Robin zu langsam. Als sie zusammen mit ihren Koffern wieder am Flughafen standen, warf Dai einen sehnsüchtigen Blick zurück und seufzte. Er wollte gar nicht wieder zurück, sondern am liebsten einfach hier bleiben, zusammen mit Robin, und die Freiheit hier genießen, die sie zweifelsohne hatten.
 

Robin dagegen hatte alle Mühe, die Freude und die Aufregung über ihren Heimflug nicht allzu deutlich werden zu lassen, auch wenn der Urlaub wirklich wundervoll gewesen war. Aber er hatte in den ganzen Tagen immer nur ein paar Minuten mit Ken telefonieren können und bekam so langsam das Gefühl, es vor Sehnsucht nach dem Braunhaarigen nicht mehr auszuhalten. Nervös tänzelte er von einem Fuß auf den anderen, bis sie endlich zu dem Jet gebracht wurden, den ihnen sein Vater wieder geschickt hatte. Nur noch wenige Stunden... Dann würde er Ken wiedersehen - und sein Schauspieltalent mehr denn je brauchen. So schnell es ging, ohne zu rennen, betrat er das Flugzeug und machte es sich auf den bequemen Sesseln gemütlich. Zärtlich nahm er Dais Hand, als sich der neben ihn setzte, und drückte sie sanft. "Ich liebe dich", raunte er ihm zu, beugte sich zu ihm und gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Immerhin musste er ja schon mal üben... Dann lehnte er sich wieder zurück, streckte die Beine aus und schloss die Augen.
 

Daisuke seufzte wohlig und konnte nun auch wieder lächeln. Er legte seinen Sicherheitsgurt an und verschloss dann Robins Lippen zu einem überraschend leidenschaftlichen Kuss. Prompt fragte er sich, ob es wohl jemand mitbekäme, wenn er hier und jetzt über Robin herfiel. Doch er ahnte, dass sein Liebling da eh nicht mitspielen würde und löste den Kuss wieder. „Ich liebe dich auch...“, hauchte er stattdessen sanft.
 

Zum größten Teil verschlief Robin den langen Flug wieder, hatte dabei seinen Kopf auf Daisukes Schulter gelegt und hielt dessen Hand fest. Zum letzten Mal wurde er wach, als sie sich schon in japanischem Luftraum befanden und sofort begann sein Magen wild zu kribbeln. Würde Ken sein Versprechen einhalten und ihn - sie - vom Flugplatz abholen? Robin zwang sich, still sitzen zu bleiben und auch sein Handy dort zu lassen, wo es war: in seiner Reisetasche. Nur das nervöse Trommeln mit den Fingern auf der Armlehne konnte er nicht lassen. Das war aber auch das einzig sichtbare Zeichen seiner Aufregung.
 

Ein wenig nervös und mit pochendem Herzen stand Ken vor dem Flughafen. Er wusste zwar von dem Privatjet, hatte aber keine Ahnung, wo er die beiden erwarten sollte, deswegen stand er hier, behielt den Ausgang des Gebäudes gut im Blick und lehnte an der Motorhaube des Wagens. Schuldig war nicht bei ihm, hatte wahrscheinlich immer noch damit zu kämpfen, den Schaum im Badezimmer zu bewältigen, den die Waschmaschine dank seiner meisterhaften Führung ausgespuckt hatte.
 

Ein böser Stich der Enttäuschung biss sich in Robins Herz, als sie vom Rollfeld aus das Flughafengebäude betraten und keine Spur von Ken zu sehen war. Mit stoischer Miene ging er weiter, sich nicht anmerken lassend, was in ihm vorging. Doch diese Haltung fiel von ihm ab, als er ins Freie kam und Ken an seinen Wagen gelehnt stehen sah. Und verdammt, sah der Braunhaarige gut aus! Robins Herz machte übermütige Saltos und er konnte das freudige Grinsen nur schwer zurückhalten. Am liebsten wäre er auf Ken zu gerannt und ihm um den Hals gefallen - aber das ging ja wieder mal nicht.
 

Ken lächelte, als er die beiden sah und winkte. Dai hingegen fielen bei der Aufmachung seines Vaters fast die Augen aus dem Kopf. Noch nie hatte er eine Hose an seinem Ziehvater gesehen, die so eng saß. Und das gleiche galt für das weiße Shirt, das er trug. Offenbar schien der Braunhaarige auf einem sehr merkwürdigen Trip zu sein, denn sonst hatte er nie unbedingt zeigen wollen, was er hatte. Jetzt allerdings unterstrich er mit seiner Aufmachung jedes noch so kleine positive Detail. Jeden Muskel und jede Körperkontur. Als sie bei Ken ankamen, klebte Dais Unterkiefer bereits am Boden.
 

Und Robin konnte sich an dem Bild gar nicht satt sehen. Himmel, so, wie sein Liebster aussah, hatte er alle Mühe, nicht zu sabbern. Fast augenblicklich spürte er, wie seine Jeans anfing, eng zu werden, und er wünschte sich mit Ken ganz, ganz weit weg... Doch dann schaffte er es, den Älteren mit halbwegs sicherer Stimme zu begrüßen. "Hi, Ken!", lächelte er verliebt und hielt ihm die Hand hin. Ein klein wenig Körperkontakt musste einfach sein, auch wenn er sich kaum dazu durchringen konnte, Ken wieder los zu lassen. Seine Augen blitzten begeistert in die des Älteren.
 

Ken lächelte und leckte sich leicht über die Lippen. Doch im nächsten Moment schien es wie eine Illusion, denn schon umarmte er Daisuke und verkündete wie froh er sei, dass er wieder da war. „Na los, ihr zwei... Die Koffer in Kofferraum und dann rein in den Wagen. Ihr habt sicher Hunger. Ich lad’ euch noch zum Essen ein.“ Als Dai vorging, um den Kofferraum zu öffnen, ließ Ken es sich nicht nehmen, Robin leicht über den Rücken zu streicheln, als er an ihm vorbei ging und ihnen beiden mit den Koffern half.
 

Dem Schwarzhaarigen blieb fast das Herz stehen und er biss sich auf die Lippe, um ein sehnsüchtiges Seufzen zu verhindern. Nur zu genau spürte er, wie seine Knie weich wurden und er war froh, sich in den Wagen setzen zu können. Über den Rückspiegel betrachtete er Ken so ausgiebig, als hätte er ihn noch nie zuvor gesehen, und lächelte dabei verträumt.
 

Als sie dann alles verstaut hatten und auch Dai im Wagen saß, war Ken ein wenig enttäuscht, dass sie nun zu zweit hinten saßen. Doch eigentlich hatte er nichts anderes erwartet. Er schloss seine Tür, schnallte sich an und warf einen Blick in den Rückspiegel, durch den er genau in Robins Augen blickte. Ken lächelte leicht und atmete tief durch. „Na dann mal los... Worauf habt ihr Appetit?“ Er fuhr den Wagen langsam vom Parkplatz und sah immer wieder in den Spiegel, um Robin ansehen zu können.
 

Jeden einzelnen Blick von Ken fing Robin ein und erwiderte ihn lächelnd. Da er nichts sagte, bestimmte Daisuke, dass er Hunger auf Sushi hatte. Und Robin betete innerlich, irgendwann einmal zumindest ein paar Minuten allein mit Ken zu haben. Nichts anderes war ihm jetzt wichtig. Er wollte seinem Schatz nur sagen, wie toll er aussah und ihn in die Arme nehmen und ihn küssen.
 

„Alles klar! Sushi!“, trällerte Ken und grinste. Er trat aufs Gas, als sie endlich auf der Straße waren, und steuerte eine der besten Sushi-Bars in der Gegend an. Es sollte sich schließlich nach diesem Urlaub auch wirklich lohnen und da kam es für ihn auf ein paar Yen nicht mehr an. Als er den Wagen geparkt hatte, musste er sich wieder schwer zusammenreißen, als Robin ausstieg und Dai grade einmal nicht zu ihnen sah. Doch er hielt sich zurück und geleitete die beiden schließlich in die gemütlichen Räumlichkeiten
 

Robin war kurz vor dem Verzweifeln. So lange hatte er sich nach dem Braunhaarigen gesehnt und nun musste er sich mit Dais Anwesenheit quälen... Doch er versteckte seinen Missmut hinter einem munteren Grinsen. Sein Blick ruhte auf der schlanken Taille und dem festen Hintern Kens, der vor ihm das Lokal betrat, und kostete ihn sämtliche Beherrschung. Obendrein wählte Dai einen Tisch in einer schummrigen Ecke, den Robin ausgesucht hätte, wäre er mit Ken allein gewesen... Aber er schaffte es, sich wenigstens so hin zu setzen, dass er den Blickkontakt zu dem Älteren halten konnte, ohne aufzufallen.
 

Ken ließ sich ebenfalls auf einem Platz nieder, fing dabei ein weiteres Mal Robins Blick auf. Auch Dai setzte sich, küsste Robin dann kurz, lächelte freudig. Das holte Ken wieder in die Realität zurück und er brach den Blickkontakt ab, ließ sich die Karte geben und versank dann auch gleich darin wie in einem spannenden Buch.
 

Wieder einmal musste sich Robin übelst zusammennehmen, um Dai nicht einfach wegzustoßen. Das war aber auch unfair! Nicht mehr ganz so gut gelaunt erhob er sich wieder und entschuldigte sich bei seinen Begleitern höflich, um den Waschraum aufzusuchen. Ein paar Hände voll kaltem Wasser im Gesicht würden ihm jetzt gut tun...
 

Ken seufzte und blickte Robin nach. Kurz überlegte er, ob er ihm einfach folgen sollte, doch er hielt das doch für zu auffällig und vertraute darauf, dass auch Dai sich noch mal zurückziehen würde. Er stöberte durch die Karte und tatsächlich. Kaum dass Robin wieder in Sichtweite war, erhob sich Dai und sagt: „Für mich die Nummer 32, ja, Ken? Ich verschwinde auch noch mal eben...“ Er lächelte und klappte seine Karte zu, ging dann auch Richtung Toiletten davon. Kens Herz schlug augenblicklich höher, als er verstand, dass er jetzt gleich Robin für sich hatte, wenn auch nur für ein paar Minuten.
 

Robins Augen weiteten sich überrascht, als Dai ihm entgegen kam. Endlich! Als er hinter Kens Stuhl vorbeiging, strich er mit den Fingerspitzen sanft über dessen Rücken, sah ihm tief in die schönen Augen, als er sich hin setzte, und murmelte: "Gott, siehst du gut aus! Richtig zum verlieben! Waffenscheinpflichtig..." Seine Stimme war dunkel und rau und bebte vor Verlangen.
 

„Gleichfalls...“, lächelte Ken und sah sich etwas um. Er schluckte und betrachtete dann wieder Robin. Am liebsten hätte er ihn auf der Stelle geküsst, hier und jetzt. Doch es ging nicht. Jeder hier würde sie ansehen und er würde sicher einen Haufen Probleme bekommen. Deswegen versicherte er sich nur kurz, ob sie grade unbeobachtet waren, zog Robins Hand dann zu sich und küsste sie sanft. „Du hast mir so gefehlt... die letzten Tage... waren besonders schlimm.“
 

Für einen Moment glaubte Robin, gleich abheben zu müssen, und ein wilder Schauer rannte bei Kens Worten über seine Haut. Er streichelte zärtlich über die Hand, die seine hielt, und lächelte schwach. "Ich hab dich auch vermisst... Ken, ich hab mich so sehr nach dir gesehnt... War etwas besonderes so schlimm?" Automatisch dachte er wieder an einen Ausraster Schuldigs.
 

Ken schmunzelte nur leicht und sein Blick wurde kurz traurig. Doch er schüttelte den Kopf. „Nein... Nichts Besonderes.. nur das Übliche...“ Und das war es auch, was ihn so fertig machte: dass es seit ihrem Urlaub üblich war, dass sich Schuldig und er stritten. Er rutschte etwas mit dem Stuhl herum und sah Robin wieder an. „Morgen fahren wir wieder?“, fragte er leise und ließ nun aber Robins Hand los, weil er wusste, dass Dai jeden Moment wieder kommen konnte.
 

Statt einer Antwort konnte Robin nur nicken. Er traute seiner Stimme gerade nicht, denn die hätte vor Freude und Erwartung bestimmt nur so gezittert. Eines verstand er jedenfalls genau: Ken wollte auch schnellstmöglich mit ihm allein sein! Robin funkelte Ken wild an, atmete dabei durch leicht geöffnete Lippen, weil er anders sicher nicht genug Luft bekommen hätte. In diesem Moment kam Dai an den Tisch zurück und zerstörte den schönen Augenblick.
 

„Habt ihr schon...“ Dai brach ab und sah zwischen seinem Liebling und Ken hin und her. „Was ist denn mit euch los? Hallo?“ Er fuchtelte mit einer Hand vor Kens Augen herum und schon war der wieder im Hier und Jetzt und sah Dai an. „Dai! Da bist du ja wieder..“ Er lächelte und streckte leicht seine Beine aus. Das er damit sein Bein gegen das von Robin schmiegte, war wohl mehr Absicht als Zufall. „So.. dann erzählt doch mal von eurem Urlaub.“ Er sah Dai an, der auch gleich zu erzählen begann, während Ken sein Bein weiter leicht gegen das von Robin drückte.
 

Der Jüngere fiel bei dieser unerwarteten Zärtlichkeit fast in Ohnmacht und kämpfte gleichzeitig mit einem tiefen Seufzen und seiner anwachsenden Aufregung. Doch er erwiderte tapfer den leichten Druck, während Dais Erzählung an ihm vorüberzog. Das war doch alles nicht wichtig... Wichtig war nur, dass er jetzt wieder bei Ken war. "... nicht wahr?" Dais Frage riss ihn aus seinen Träumereien und Robin blinzelte verwirrt. "Äh, ja", antwortete er mechanisch, ohne überhaupt zu wissen, worum es ging.
 

Ken schmunzelte leicht, als er merkte wie sehr dieser kleine Körperkontakt Robin ablenkte. Gleichzeitig wuchs sein schlechtes Gewissen wieder. Immerhin war es Dais Freund, den er hier grade um den Verstand brachte – und der mit ihm nichts anderes tat. Ein leises Seufzen entfuhr ihm und zog so Dais Aufmerksamkeit auf Ken. „Alles okay, Dad?“, fragte er und musterte den Brünetten ein wenig besorgt. „Du wirkst ein bisschen...“ – „Nein, nein! Alles okay!“, winkte Ken gleich ab und beugte sich leicht vor, wobei sein Bein wieder etwas über das Robins glitt. „Ich bereue nur grade, nicht einfach mit euch gekommen zu sein. Eure Venedigtage scheinen ja wirklich klasse gewesen zu sein...“
 

Ein plötzlicher Hustenanfall schüttelte Robin durch. Unwillkürlich hatte er sich bei Kens Worten vorgestellt, wie sein Urlaub wohl verlaufen wäre, wäre der Ältere tatsächlich bei ihnen gewesen... Nur mit viel Anstrengung konnte er sich beruhigen und sah den Braunhaarigen krampfhaft nach Luft schnappend an. Und schon wieder rieselte eine leichte Gänsehaut über seinen Rücken. Doch er zwang sich, sich davon nichts anmerken zu lassen und meinte: „Ja... Das waren sie wirklich. Aber zu Hause ist es auch schön.“ Er vertraute darauf, dass Ken wusste, was er damit sagen wollte.
 

Und Ken wusste es. Er sah Robin an und lächelte sachte. „Ja... Zuhause ist es doch immer noch am Schönsten, was?“, schmunzelte er und zwinkerte dann ungesehen kurz. Wieder ein kleiner Stich in seinem Herzen. Er sah zu Dai und lächelte auch ihn an. Zu seinem Glück kam aber in diesem Moment die Kellnerin und Ken hob den Blick, bestellte ihnen erst mal alles und konnte es so gut vermeiden, auch nur einen von beiden anzusehen. Auch dass Dai nun nach Robins Hand griff, versuchte er so gut er konnte zu ignorieren und warf noch einen Blick in die Karte, nickte dann der Kellnerin zu, die anschließend wieder verschwand.
 

Innerlich seufzend ließ Robin es geschehen, dass sein Freund einfach seine Hand nahm und festhielt. Was sonst hätte er auch tun sollen? Er hatte gewusst, dass es nicht einfach sein würde, ausgerechnet vor Ken solche Vertrautheiten zu zulassen. Aber er wusste auch, dass es einfach nicht anders ging. Denn wenn Dai erst einmal drauf kam, dass das alles hier nur Schauspielerei war, würde er auch seinen Geliebten nicht mehr sehen können. Und es gab nichts, was für den Schwarzhaarigen eine schrecklichere Vorstellung gewesen wäre. Robin zwang sich, das sanfte Streicheln zu erwidern, verstärkte dabei aber wie hilfesuchend den Kontakt zu Kens Bein unter dem Tisch.
 

Ken ließ sich rein gar nichts anmerken, nicht den Schmerz, den diese ganze Situation in ihm auslöste, und auch nicht das Verlangen nach Robin, das nur unterm Tisch zu erkennen war. Stattdessen unterhielt er sich getrost weiter mit Dai, stellte Fragen über ihren Urlaub und bekam dann sogar verkündet, dass Dai ihm etwas mitgebracht hätte. „Na da bin ich aber mal gespannt...“, sagte er, tat so, als wenn er sich am Bein kratzen wolle und strich dabei sanft über das von Robin, als wolle er ihn beruhigen, auch wenn er ahnte, dass es das Gegenteil bewirkte.
 

Im letzten Moment konnte der Schwarzhaarige verhindern, dass er bei dieser Berührung scharf die Luft durch die Zähne zog oder sich sonst irgendetwas verriet. Verstohlen schmunzelte er in sich hinein. Auch er hatte heimlich eine Kleinigkeit für Ken besorgt. Nur brauchte das Daisuke nicht unbedingt wissen... Interessiert wandte sich Robin zu Dai und versuchte auszusehen, als ob er ihm aufmerksam zuhören würde. Unter dem Tisch allerdings fing er an, das sanfte Streicheln zu erwidern, indem er vorsichtig seinen Unterschenkel an Kens rieb. Dass sein Puls gerade in schwindelerregende Höhen jagte, konnte wohl nur der Braunhaarige erahnen.
 

Am liebsten hätte Ken in diesem Moment einfach Daisuke ignoriert und Robin zu sich herangezogen, um seine Lippen gierig in Beschlag zu nehmen. Doch selbst wenn Dai nicht hier wäre, selbst wenn er sich noch mal in die Waschräume begeben hätte... so wären da immer noch all die anderen Besucher in diesem Lokal, die es bestimmt nicht gerne sehen würden, wenn ein erwachsener Mann wie Ken sich gierig auf die Lippen eines Teenagers, eines Kindes, warf.
 

Robin ahnte nichts von den Gedanken, die Ken gerade quälten. Vielmehr leuchteten seine Augen auf, als endlich ihre Bestellung an den Tisch gebracht wurde. Das Essen würde ihn von den ganzen Bildern ablenken, die soeben in seiner Vorstellung herumgeisterten. Den Blick starr auf den Teller gerichtet, der vor ihm abgestellt wurde, nuschelte er ein leises „Guten Appetit!“ und machte sich dann über seinen rohen Fisch her. Nach einer Woche italienischem Essen wusste er japanische Küche auch wieder zu schätzen...
 

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Als Ken und Dai endlich zu Hause vorfuhren, hatten sie Robin schon abgeliefert. Zwar nicht direkt vor der Villa seines Vaters, aber ganz in der Nähe. Den Abschiedskuss, den Dai sich noch ergattert hatte, hatte Ken mit schmerzendem Herzen hingenommen und sich nur mit einem Lächeln und einem knappen Winken von Robin verabschieden können. Nun parkte er den Wagen und machte sich daran zusammen mit Dai dessen Gepäck die Treppen hoch zu tragen.
 

Völlig abgekämpft saß Schuldig auf der Couch, hatte zum ersten Mal seit langem in der Wohnung wieder eine Zigarette in der Hand, und grübelte darüber nach, was so falsch gelaufen war, dass er jetzt hier auch noch die Hausarbeiten übernehmen musste und Ken sich weiß Gott wo herumtrieb. Erst als die Wohnungstür geöffnet wurde und er Dais muntere Stimme hörte, kam wieder Leben in den Telepathen. Das Chaos um sich herum ignorierend, sprang er auf, um seinen Sohn zu begrüßen. Als sein Blick auf Ken fiel, der den Kleinen begleitete, wurden seine Augen groß. Wieso hatte der Andere denn nichts gesagt? Mit einem so lieben Lächeln wie schon lange nicht mehr ging er auf Ken zu, nachdem er Daisuke umarmt hatte, und wollte seinem Schatz einen zärtlichen, entschuldigenden Kuss geben.
 

„Hey Schu...“, sagte Ken, erwiderte den Kuss nur kurz und löste sich dann gleich wieder. „Entschuldige.“ Er schob den Mann bei Seite und trug die schwere Tasche durch den Flur und in Dais Zimmer, wo er sie aufs Bett stellte. Dai schaute recht blöd aus der Wäsche, als er Ken folgte und das gewaltige Chaos hier sah. „Meine Güte, was habt ihr denn hier angerichtet?“, fragte er und musterte einen Teller mit angebrannten Pfannkuchen, der schon etwas länger da zu stehen schien. Dann folgte er Ken und stellte eine weitere Tasche auf sein Bett.
 

„Hattest du auch schon soviel Gepäck bei dir, als ihr los seid? Kann ich mich gar nicht dran erinnern“, lachte Ken, ignorierte die Frage bezüglich der Unordnung einfach. Das war etwas, was er Dai später erklären konnte. Satt waren sie beide zumindest schon und so brauchte er zumindest für Dai nicht mehr kochen – wie Schuldig sich satt bekam, würde er dann sehen.
 

Mit unwilligem Gesicht folgte Schuldig den beiden in Dais Zimmer. Dort hellte sich seine Miene auf, er hopste vergnügt auf das Bett seines Sohnes und sah ihn erwartungsvoll an. „Na, wie war`s in Venedig?“, wollte er neugierig wissen. Kurz streifte sein Blick Ken. „Dai wird sicher Hunger haben“, teilte er ihm mit, als wenn der Andere so etwas nicht wissen würde, wandte dann seine Aufmerksamkeit wieder dem Jungen zu.
 

Ken musste leicht schmunzeln. Offenbar knurrte dem Telepathen der Magen und er hoffte, dass er sich für Dai noch mal hinter den Herd stellte.

„Keine Sorge, Dad. Ken hat Robin und mich noch mal groß zum Sushi eingeladen, als wir angekommen sind. Ich bin pappsatt...“, strahlte er und begann dann, sich durch eine Tasche zu wühlen, holte ein Päckchen für Ken heraus und eines für Schuldig. Er reichte sie weiter. „Die habe ich auch mitgebracht – eher sie, die waren nicht billig..“ Er zwinkerte und Ken lehnte sich an die Fensterbank und öffnete das Päckchen. „Wow... eine echte venezianische Maske? Schick... wirklich... Danke, Dai!“ Er umarmte seinen Sohn und lächelte sanft.
 

Na ganz toll! Wirklich! Und was hatte er davon, dass die anderen beim Essen gewesen waren? Das war doch blanke Absicht gewesen! Ein böser Blick traf Ken, ehe sich Schuldig wieder Daisuke widmete. Auch er nahm sein Geschenk entgegen und packte eine schwarz-silberne Maske aus. „Hey, cool! Danke!“, strahlte er den Jüngeren freudig an und knuddelte ihn liebevoll durch.
 

„Na dann pack du mal deine Sachen aus und erzähl deinem Vater von dem Urlaub“, zwinkerte Ken und wuschelte Dai noch mal durch die Haare. Er verließ das Zimmer, nahm seine Maske mit sich und ging in die Küche. Das Chaos und den nicht erledigten Abwasch ignorierte er einfach mal und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Recht schnell war sein Glas wieder abgewaschen und er stellte es zurück in den Schrank. Seinen eigenen Dreck machte er schließlich weiterhin weg. Nur Schuldig hatte sich um seinen Kram nun selber zu kümmern.
 

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Am Abend dieses Tages stieg Schuldig hungrig und reichlich frustriert in sein Bett und drehte sich zu Ken, der auf der Seite lag und ihm den Rücken zugewandt hatte. Sanft wanderte die Hand des Telepathen über die Seite seines Liebsten und er versuchte, Ken ein wenig an sich zu ziehen. „Hey, es tut mir leid... Die ganze Streiterei. Es ist doch nicht so, als wenn ich dich nicht brauchen würde“, raunte er an Kens Ohr, nachdem er sich ein wenig durch die braune Mähne geschmust hatte.
 

Ken hatte sich nicht gerührt und musste minimal schmunzeln, als er die Worte hörte. „Das brauchst du mir nicht sagen. ICH weiß, dass du mich brauchst. Aber du weißt es offenbar nicht...“, sagte er. Seine Stimme klang sachlich, kein Vorwurf schwang darin mit. Auch er hatte einen Fehler eingesehen. Und zwar den, dass er sich vollkommen in seine Rolle als liebende Hausfrau und Mutter hineinbegeben hatte, ohne sich dagegen zu wehren. Doch damit war nun Schluss. Jetzt, da er wusste, dass das Leben viel mehr für ihn offen hielt. „Könntest du bitte die Zunge aus meinem Ohr nehmen? Ich versuche zu schlafen.“
 

Schuldig erstarrte für einen Augenblick. Was sollte das denn jetzt? Sonst war Ken doch auch immer bereit gewesen, ihre Streitereien im Bett zu beenden... Doch so einfach gab er nicht auf. Es wäre doch gelacht, wenn er sich von einer solchen Frage, die noch nicht mal ein richtiges Nein bedeutete, aufhalten lassen würde! Schuldig ging dazu über, an Kens Hals zu knabbern und schob seine Hand behutsam nach vorn, zu Kens Bauch, über den er sanft streichelte. Kurz unterbrach er seine Zärtlichkeiten, um seinem Schatz ein verführerisches „Mmmh, deine Muskeln machen mich tierisch an!“ ins Ohr zu flüstern.
 

Doch bei Ken regte sich absolut gar nichts. Stattdessen ließ er nur ein etwas genervt klingendes Seufzen hören und verdrehte unter geschlossenen Lidern die Augen. „Schuldig! Nimm die Finger da weg. Ich habe gesagt, ich versuche zu schlafen. Hol dir einen runter, wenn du es gar nicht mehr aushältst. Ich habe keine Lust.“ Wenn das nicht deutlich genug war, dann wusste er auch nicht. Dann würde Schuldig diese Nacht wohl auf dem Sofa verbringen müssen, oder seine Muskeln erst so richtig kennenlernen.
 

Wow! Das hatte es bisher ja noch nie gegeben! Schuldig riss die Augen auf und dachte zuerst, er hätte sich verhört. In den ganzen Jahren, die er jetzt mit Ken zusammen war, hatte der ihn noch nie zurückgewiesen. Der Telepath wurde blass, dann leicht wütend. Er rollte sich wieder auf den Rücken, dachte eine kurze Weile über Kens Worte nach, und begann dann, genau das zu tun, was der Andere ihm vorgeschlagen hatte. Es war schon ein wenig traurig, dass er das in einer Partnerschaft überhaupt nötig hatte...
 

Doch auch darauf reagierte Ken nicht mehr. Er lag nur da, kuschelte sich wieder ein und schon bald hörte man seinen Atem langsamer und ruhiger werden. Weder die eindeutige Geräuschkulisse hinter ihm, noch Schuldigs leises Keuchen hielten ihn davon ab, langsam in einen wohligen Schlaf zu driften. Erfüllt von einem Traum von einer kleinen Wohnung, die nur ihm alleine gehörte, und von liebevollen SMS und verbotenen Telefonaten. Tatsächlich schlief Ken so gut, dass er sich nicht mal von Schuldigs näher kommenden Orgasmus aus der Ruhe bringen ließ.
 

Nicht wirklich zufrieden gestellt und sehr enttäuscht drehte sich Schuldig auf die andere Seite und fragte sich, auf welche Katastrophe sie hier eigentlich zusteuerten. Sie hatten schon viele Meinungsverschiedenheiten und Diskussionen gehabt, ab und zu war auch ein handfester Streit dabei gewesen. Doch noch nie hatte einer von ihnen sich dem anderen verweigert... Seit der überaus überraschenden Nacht in dem Ferienhaus, deren Nachwirkungen Schuldig immer noch spürte, hatten sie sich nicht mehr angefasst. Der Orangehead seufzte schwer. Ken musste es doch auch langsam mal wieder nötig haben... Sonst hatten sie ja auch spätestens jeden zweiten Tag miteinander geschlafen. Was war nur geschehen?

Hungry Heart

26. Kapitel – Hungry Heart
 

Am nächsten Morgen war Ken einmal mehr vor Schuldig wach. Nachdem er feststellen musste, dass er in der Küche einfach keinen Platz fand, um sich ein ausgiebiges Frühstück zu gönnen, hatte er sich in seine Sportklamotten geworfen, ein Zettel auf den Wohnzimmertisch gelegt, dass er joggen sei, und sich aus dem Staub gemacht. Ein kleines Frühstück beim Bäcker und dann ein, zwei Stündchen Laufen. Genau das war es, was er jetzt brauchte. Außerdem würde er so Zeit finden, nach dem Joggen Robin anzurufen.
 

Doch als er auf die Straße trat, merkte er schnell, dass das mit den Fahrstunden heute wohl nichts werden würde. Dunkle Wolken zogen schon jetzt auf und bei Regen wollte er keinen Fahranfänger auf die Straße schicken. Während er seinen Kaffee schlürfte und den morgendlichen Gesprächen der anderen Gäste lauschte, beobachtete er draußen, wie der Himmel sich immer weiter zu zog, und überlegte, ob es nicht trotzdem einen Grund gab, um sich mit Robin zu treffen.
 

Auch Robin wachte voller Vorfreude sehr früh auf, aber kaum hatte er die Vorhänge aufgezogen, stand er kurz vor einem Tränenausbruch und seine Laune, die bis eben hervorragend gewesen war, sank auf den Nullpunkt. Er benagte wild seine Unterlippe und beschloss dann, einfach auf Risiko zu setzen, indem er sein Handy packte und eine SMS an Ken schrieb. 'So ein Mist! Was machen wir nur? Ich will dich unbedingt sehen!' Ja, er wollte seinen heimlichen Geliebten sehen - und verdammt noch mal endlich mehr von ihm bekommen!
 

Ken schmunzelte, als er grade Robin hatte anrufen wollen und nun die SMS bekam. Lächelnd las er die Worte und trank noch einen Schluck. Er begann eine Antwort zu tippen, entschied sich dann aber dagegen. Rasch war Robins Nummer rausgesucht und er drückte auf den grünen Hörer. Wieso auch nicht? Dai schlief noch, man dachte er sei beim Joggen, und Robin war sicher auch alleine, wenn er Zeit hatte, diese unglaublich niedliche SMS zu schreiben
 

Robin konnte gerade noch einen kleinen Schrei unterdrücken, als sein Handy los klingelte. Mit einem wahren Hechtsprung stürzte er sich auf das Gerät, das er auf seinen Schreibtisch geworfen hatte. Vor lauter Hektik hätte er auch beinahe noch das Gespräch weggedrückt, traf dann aber doch die richtige Taste. "Hey Schatz!", meldete er sich, froh, Ken nun endlich einmal ungestört so anreden zu können.
 

Ken musste leise schmunzeln. „Hey, mein Hübscher...“, sagte er und blickte ein wenig verträumt in seinen Kaffee. Es tat unglaublich gut, die Stimme des Jungen zu hören, und nach einer Weile schloss er sogar die Augen. „Ich sitze grade in Trainingsklamotten beim Bäcker. Eigentlich wollte ich joggen gehen, aber das wird nur wieder in einer nassen Katastrophe enden. Hast du Lust schwimmen zu gehen? Oder ins Sportcenter?“
 

Sportcenter? Nein, das war keine sonderlich gute Idee, fand Robin, als er sich Kens göttlichen Körper schweißbedeckt an diversen Geräten vorstellte und dabei unwillkürlich leise aufkeuchte. "Schwimmen wär okay", meinte er endlich mit deutlich belegter Stimme. Da waren sie zwar auch nicht alleine, aber würden doch vielleicht noch eher die Gelegenheit haben, sich ein wenig näher zu kommen. Oder auch sehr nahe, wenn es nach ihm ging
 

Ken lächelte wieder leicht. „Okay.. Ich mach mich gleich auf den Weg nach Hause und hol meine Sachen... In gut einer halben Stunde kann ich am Freizeitbad sein. Schaffst du das?“, fragte er und leckte sich bei dem Gedanken an Robin in Badehose und klitschnass wieder leicht über die Lippen
 

Na und ob Robin das schaffen würde! "Klar!", bestätigte er schnell, kramte dabei schon seine Badesachen aus dem Schrank. Er brauchte nicht fragen, welches Bad Ken meinte, es gab nur eines, das der Ältere in der angegebenen Zeit erreichen konnte. "Ich... Ich freu mich auf dich!", nuschelte er ein wenig verlegen und sehr leise. "Bis gleich, Süßer." Damit unterbrach er das Gespräch, um sich herzurichten
 

Ken lächelte noch ein wenig verträumt, steckte das Handy dann aber wieder weg und leerte seinen Kaffee. Schnell war bezahlt und er schaffte es tatsächlich noch rechtzeitig nach Hause zu kommen, seine Sachen zusammenzupacken und sich in den Wagen zu setzen, bevor der Regen auf sein Autodach niederprasselte. Auf der Stelle tat Robin ihm leid, der zu Fuß unterwegs sein musste oder allenfalls mit dem Bus
 

Tatsächlich seufzte Robin vor sich hin, als er bei strömendem Regen aus dem Bus stieg. Doch schon nach wenigen Schritten hellte sich seine Miene auf. Ken stand schon vor dem Eingang und wartete auf ihn. Robin überlegte, wie er seinen Liebsten begrüßen sollte, doch die Leute, die ebenfalls auf das Bad zugingen, machten alle Pläne zunichte. So konnte er seinen Schatz nur anlächeln und ihm heimlich über die Hand streichen, während sie auf die Umkleidekabinen zugingen. Robin überkam so das Gefühl, dass dieses Treffen zwar wunderschön, aber auch unglaublich frustrierend werden würde...
 

Schnell war der Eintritt bezahlt und als sie sahen, dass es ziemlich voll war, grinste Ken kurz etwas. Er deutete auf eine Familienumkleidekabine. „Das scheint die einzige zu sein, die noch frei ist...“, sagte er und lächelte Robin leicht zu. Schon schob er den Jungen hinein, folgte ihm und schloss die beiden Türen. Noch bevor Robin sich umdrehen oder der Situation bewusst werden konnte, drückten sich Kens Lippen auch schon auf seine und er schlang die Arme um den Schwarzhaarigen.
 

Mit einem sehnsüchtigen Seufzen erwiderte Robin den langersehnten Kuss, drängte sich dabei dicht an seinen Liebsten und fühlte, wie sein Körper fast auf der Stelle reagierte. Er legte die Arme um Ken, öffnete den Mund und tastete mit der Zungenspitze über die begehrten Lippen.
 

Augenblicklich öffnete auch Ken die Lippen, umspielte die geliebte Zunge mit der eigenen und strich durch das weiche Haar. Oh Gott, wie hatte er darauf gewartet, auf diesen Moment zugefiebert. Die lachenden Kinder und die anderen Menschen draußen waren egal. Nur dieser Kuss zählte momentan. „Ha.. Robin...“, wisperte er leise in einer kurzen Kusspause, nahm die weichen Lippen dann gleich wieder wild auf, streichelte über den schlanken Rücken.
 

Immer öfter mischte sich von Robins Seite aus ein leises Stöhnen in den Kuss, immer fester drängte er sich an Ken. Hatte er jemals gedacht, Dai würde ihn bis zum Wahnsinn erregen? Das war nichts gegen das, was Ken gerade mit ihm veranstaltete... Als er dann auch noch die harte, fähige Hand des Älteren in seinem Schritt spürte, glaubte Robin, durchzudrehen. Er lehnte seine Stirn an die Schulter seines Liebsten, hängte sich schwach an ihn, erzitterte heftig und wimmerte flehend. Er wollte... Er wollte doch... Zu spät. Ein weiteres Mal schüttelte ein wildes Zittern den schlanken Körper, dann schlug der Orgasmus wie eine Flutwelle über Robin zusammen. Und das, obwohl Ken ihn nur über der Kleidung berührt hatte...
 

Grade noch rechtzeitig hatte Ken das Stöhnen Robins mit einem weiteren Kuss auffangen können, spürte wie die Hose wärmer wurde und lächelte leicht, strich noch einmal sacht darüber und löste den Kuss wieder. „Wow....“, hauchte er leise und öffnete erst jetzt Robins Jeans, ließ die Hand hinein gleiten, um sich zu vergewissern. Tatsächlich. Und was für ein Schuss... Er grinste leicht und zog seine Hand wieder zurück, leckte sich die Finger ab und beobachtete Robin dabei, der schwer atmend und noch immer zittrig vor ihm stand. Mit der freien Hand hielt er ihn auf den Beinen.
 

Hätte Ken ihn nicht gestützt, wäre Robin wohl einfach in sich zusammengesackt. So einen Höhepunkt hatte er noch nicht erlebt... Und obwohl er sich über seine Unbeherrschtheit fast zu Tode schämte, spürte er schon wieder neue Hitze in sich aufwallen, als er Ken wie gebannt dabei zusah, wie er sich die Finger ableckte. Gott, was machte dieser Mann nur mit ihm? Noch immer von leichten Nachbeben geschüttelt und keineswegs sicher auf den Beinen, griff er nach Kens Hand und führte sie an seine Lippen. Für den Älteren gut sichtbar umspielte er die Finger mit der Zunge, ein Vorgeschmack darauf, was er an einem ganz anderen Körperteil machen konnte. Aus glasigen Augen fixierte er dabei Ken, dessen Iriden sich auch schon lüstern verschleiert hatten.
 

Ken schluckte hart und biss sich leicht auf die Unterlippe, während er Robins Zunge gierig beobachtete. Nur schwer konnte er sich ein Aufkeuchen verkneifen. Als seine Finger wieder sauber waren, beugte er sich ein weiteres Mal zu Robin, küsste ihn kurz und half ihm dann freundlicher Weise aus den Klamotten. Nie würden sie hier rauskommen wenn das so weiter ging. Doch Kens Hose spannte sich unangenehm und als er sie schließlich öffnete, entfuhr ihm ein erleichtertes Seufzen. Ein wenig herausfordernd sah er Robin an, ohne ein Wort zu sagen – immerhin liefen hier Kinder herum, die sie nicht unbedingt hören mussten.
 

Robin verstand auch ohne Worte, was Ken von ihm wollte. Mit einem letzten Blick in die schönen braunen Augen ging er auf die Knie, ließ seine Zunge um die gerötete Spitze kreisen, leckte dann genießend darüber. Ganz langsam, um es für Ken auch wirklich schön zu machen, nahm er die gewaltige Härte in den Mund, rieb seine Zunge daran, strich mit den Zähnen darüber, liebkoste sie mit den Lippen.
 

Ken entwich ein leises Stöhnen. Er kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Unterlippe, um kein weiteren Ton von sich zu geben. Leicht ruckte seine Hüfte vor. Er ließ sich nach hinten an die Fliesenverkleidung der Kabine sinken und vergrub eine Hand in dem schwarzen Haar. Doch lange hielt er dieses Spiel nicht aus, riss den Mund dann zu einem stummen Schrei auf, bog den Rücken durch und spritzte seinen Samen in Robins Mund und über sein Gesicht
 

Zwar hatte Robin das verstärkte Zucken in Kens Glied gespürt, aber er hatte keine Zeit mehr gehabt, zu reagieren und seinen Kopf zurückzuziehen. Vorausgesetzt, es wäre bei der bestimmenden Hand in seinen Haaren überhaupt möglich gewesen... So blieb dem Jungen nichts anderes übrig, als so viel wie möglich von Kens Samen zu schlucken, um nicht zu ersticken. Und zu seiner eigenen Überraschung störte ihn das nicht einmal sonderlich. Er leckte sich genießerisch über die Lippen, als er aufstand und Ken wild verlangend ansah. "Das nächste Mal will ich dein Gesicht sehen", teilte er dem Älteren heiser mit. "Ich will wissen, wie du aussiehst, wenn du kommst..." Sein ganzer Körper brannte dabei vor Gier, die wundervolle Erektion endlich in sich aufzunehmen, auch wenn er doch schon kleine Bedenken dabei hatte. Ken war um so viel größer als Dai...
 

Ken lächelte und nickte dabei sachte. „Aber dafür ist das hier.. doch ein denkbar ungünstiger Ort...“, wisperte er bebend und wischte ihm etwas von dem Sperma aus dem Gesicht, leckte ihm über den Mundwinkel und grinste schwach. Noch einmal küsste er ihn und löste sich dann langsam. Noch ein paar Küsse und seine Erregung würde wieder aufflackern. „Du bist ein richtiges kleines Luder...“, hauchte er Robin ins Ohr und zog sich dann endlich ganz aus, grinste ihm zu und schlüpfte in seine Badehose.
 

Das waren nicht gerade die richtigen Worte, um Robin zu beruhigen. Ungewollt schnappte er verlangend nach Luft, als er Ken gleich darauf auch noch ganz nackt sah. Oh Gott, er wollte ihn so sehr! Wollte ihn berühren und sehen, wie die Lust in ihm langsam anstieg... Mit Mühe wandte er die Augen von dem Prachtkörper ab und stieg komplett aus seinen Kleidern. Als er völlig unbekleidet war, drehte er sich zu Ken um und gewährte ihm einen Ausblick auf alles, was er zu bieten hatte. "Ich kann doch nichts dafür, wenn du mich so geil machst...", erklärte er mit einer ausgesprochenen Unschuldsmiene und großen Augen. Dass er inzwischen an nichts anderes mehr denken konnte als an Sex mit Ken, brauchte er wohl kaum betonen. Ebenso wenig die Tatsache, dass seine Gedanken ständig nur darum kreisten, wie er den Älteren am geschicktesten ins Bett bekommen konnte... Einen Moment länger als nötig blieb Robin so stehen, griff dann gekonnt langsam zu seiner Badehose.
 

Ken sog den wundervollen Anblick in sich auf und schluckte dann wieder hart. Nein. Nicht hier. Nicht jetzt. Auf keinen Fall. Sie waren so schon viel zu weit gegangen an diesem Ort. Ein leises Seufzen entkam ihm, als Robin die Badehose dann schließlich anhatte und ihm noch einen wundervollen Blick auf seinen Hintern gewährte, während er sich bückte.

„Meine Fresse.... Darf ich mal?“, fragte er leise, trat aber schon näher, ließ die Hand hinten in Robins Badehose wandern und streichelte über das umwerfende Hinterteil. „Mhh... was für ein Arsch...“, hauchte er und packte leicht zu, fuhr noch mal neckisch mit dem Finger durch die heiße Spalte.
 

Das Ergebnis dieser Aktion war, dass Robin wieder zu zittern begann und sein bestes Stück sich sofort hart aufrichtete. Außerdem spürte er, wie sein Muskel gierig zu zucken anfing. Gequält schloss er die Augen und genoss die aufsteigende Lust, war sich dabei aber fast sicher, gleich wieder zu kommen, sollte Ken auch nur einen winzigen Schritt weiter gehen...
 

Doch Ken tat nichts weiter, zog seine Hand nur langsam wieder zurück, hauchte Robin einen zuckersüßen Kuss auf und strich mit dem Zeigefinger über ein Stück der Haut knapp über seinem Hosenbund. Er drückte ihm sein Handtuch in die Hand und grinste leicht, musste mit dem eigenen Handtuch auch schon wieder die nächste Erregung verdecken. Er nahm seine Sachen, öffnete die Tür und suchte ihnen mit einem glücklichen Grinsen auf den Lippen einen Schrank.
 

So wirklich wusste Robin nicht, ob er jetzt froh oder enttäuscht sein sollte. Immerhin wollte er bei seinem ersten Mal mit Ken nicht unbedingt auf seine höchstwahrscheinlich enorme Lautstärke achten müssen, andererseits musste er sich jetzt weiter zusammenreißen und gedulden. Seufzend tappte er hinter dem Älteren her, seine Augen fest auf den herrlichen Körper vor sich gerichtet. Als Ken den Spind abschloss, hatte der Schwarzhaarige Gelegenheit, seinem Liebsten verstohlen "Du hast einen geilen Body! Einfach traumhaft!" zu zuraunen und dann anzüglich zu grinsen. Er wusste inzwischen, welche Wirkung solche Worte haben konnten.
 

Ken grinste und sah Robin glücklich an. „Danke dir...“ Macholike spannte er die Muskeln an und zeigte noch deutlicher was er zu bieten hatte, musste dann über sich selber lachen. Doch er musste sich eingestehen, dass diese Worte aus Robins Mund gleich viel besser klangen als aus Schuldigs. Er strich dem Jüngeren kurz mit dem Zeigefinger über die Brust, zog die Hand dann aber gleich wieder zurück und ging dann mit ihm Seite an Seite Richtung Schwimmhalle.
 

Es fiel Robin unendlich schwer, seine Finger bei sich zu behalten und so zu tun, als wären sie lediglich gute Bekannte oder Verwandte. Doch er wusste ganz instinktiv, dass Ken genau das von ihm erwartete, auch wenn es ihm einen dumpfen Stich versetzte. Eins nach dem anderen, sagte er sich immer wieder, während sie einen Platz für ihre Handtücher suchten und dann übermütig ins Wasser stürmten. Irgendwann würde Ken ihm ganz gehören und dann würde er auch zu ihrem Verhältnis stehen.
 

Ken brauchte erst mal seine paar Bahnen, die er schwimmen konnte, bevor er sich an den Rand anlehnte und Robin auf sich zukommen sah. Als der Junge neben ihn an den Rand wollte, griff er ihn sich einfach und zog ihn zu sich. „Du siehst umwerfend aus...“, hauchte er ihm leise entgegen und strich unter Wasser über den schönen Körper. Zwar war immer noch die Angst da, dass jemand sie sehen und dazwischen gehen könnte, aber er versuchte sie ein wenig zu verdrängen.
 

Glücklich schloss Robin die Augen und atmete tief durch, ehe er die Lider wieder anhob und Ken in die Augen schaute. "Du auch", gab er genauso leise zurück, legte seine Hände locker auf Kens Hüfte. Dann wurde sein Blick ganz weich und er lächelte. "Ich liebe dich so sehr."
 

Ken wurde etwas mulmig. Aber es war ein unglaublich angenehmes Gefühl. Er streichelte über Robins Seiten und lächelte warm in das junge Gesicht zurück. „Ich liebe dich auch, Robin...“, sagte er und hauchte ihm einen kurzen Kuss auf.
 

Alles hätte Robin erwartet, Schweigen, Ausflüchte, Vertröstungen, aber nicht, diesen Satz aus Kens Mund zu hören. Er konnte nicht verhindern, dass ihm vor lauter Glück Tränen in die Augen stiegen. Wie sehr wünschte er sich jetzt an einen anderen Ort, an einen, an dem er seinen Geliebten in Grund und Boden hätte küssen können... So musste er sich unglaublich beherrschen, um nicht eben das zu tun. Was er allerdings nicht vermeiden konnte, war, dass er Ken um den Hals fiel und ihm "Du bist einfach wunderbar" ins Ohr flüsterte.
 

Ken schluckte leicht und schloss die Arme um Robin. „Nein... nein bin ich nicht..“, wisperte er leise und setzte einen Kuss auf seine Schulter. „Robin... ich...“ Doch er brach ab, wollte diesen Moment nicht kaputt machen. „Ich weiß nicht, wie lange es her ist, dass ich mich in dich verliebt habe... aber... mit jedem Tag habe ich mich mehr nach dir gesehnt...“ Er schluckte wieder leicht, hatte das Gefühl, dass jeder hier in der Halle sie anstarren und hinter vorgehaltener Hand über sie tuscheln würde.
 

Robin fühlte sich so glücklich wie nie zuvor. Dennoch brachte er ein wenig Abstand zwischen sie und sah Ken mit einem verliebten Lächeln an. "Du hast mir vom ersten Moment an gefallen", gab er zu. "Aber ich glaube, verliebt habe ich mich an dem Tag, an dem wir joggen gegangen sind..." Diese Begebenheit würde er wohl nie wieder vergessen. Dann aber wollte er ruhig wissen: "Was ist so schlimm daran, dass du dich nach mir gesehnt hast? Ich habe mich auch nach dir gesehnt - und wie! - aber schlimm habe ich das nie gefunden."
 

Ken seufzte leise in sich hinein und legte die Arme nun auf den Rand hinter sich, schlang dafür aber unter Wasser ein Bein um Robin und neigte den Kopf leicht zur Seite. „Naja... ich bin doch eigentlich viel zu.. ich meine... du bist im Grunde zu jung für mich... Und außerdem bist du mit meinem Sohn zusammen. Dai liebt dich unheimlich und...“ Er seufzte und brach ab, hoffte, dass Robin wissen würde, was er sagen wollte.
 

Schnell legte Robin einen Finger auf Kens Lippen und schüttelte leicht den Kopf. "Seit wann kennt Liebe einen Altersunterschied?", wollte er mit einem sanften Lächeln wissen. "Ich bin sechzehn. Und wenn du mich fragst, ist das genau das richtige Alter für dich." Er zwinkerte vergnügt und lachte leise. Dann wurde er wieder ernster, hielt aber Kens Blick an seinen gefesselt. "Was Dai angeht. Es ist weder deine Schuld, noch meine, dass wir uns verliebt haben. So etwas kann man nicht planen oder verhindern. Wir können nur das Beste daraus machen - oder es bleiben lassen. Und das ist für mich keine Option. Und ich bin egoistisch genug, um mit dem Menschen glücklich sein zu wollen, den ich über alles liebe. Ohne Rücksicht auf andere."
 

Ken lächelte leicht und küsste dann den Finger, der noch immer auf seinen Lippen lag. „Siehst du. DU bist wundervoll. Nicht ich...“ Er schmunzelte etwas und zog Robin dann sanft näher. „Du denkst so... so unbefangen darüber, dass ich dich beneiden muss. Ich.. Robin, ich habe einfach Angst, verstehst du? Ich habe Angst, Schuldig und Dai zu verlieren, Angst vor deinem Vater... Und Angst vor jedem Menschen, der uns so miteinander sieht und auf uns zukommen könnte... In den Augen des Gesetzes bist du nun mal ein Kind... und ich bin ein Mann, der... der die Finger von dir lassen sollte. Liebe hin oder her...“ Ken musste leicht schlucken, hoffte, dass Robin seinen Standpunkt wenigstens ansatzweise verstehen würde.
 

Ärgerlich legte der Schwarzhaarige die Stirn in Falten. "Denkst du, ich weiß das nicht?", fragte er leise. "Glaubst du, ich habe darüber noch nicht nachgedacht? Aber wir können uns wehren, soviel wir wollen, es ändert nichts daran, dass wir uns lieben. Im Gegenteil, es würde nur schlimmer werden. Wir können nur versuchen, es geheim zu halten, wenn du das willst."
 

Die Worte hallten in Kens Kopf wider und er schauderte leicht. Langsam hob er die Hand und strich Robin über die Wange. „Aber... das würde dich wahnsinnig machen“, hauchte er leise. „Ich will, dass du deine Jugend genießt... mit jeder Kleinigkeit. Dann solltest du dich nicht verstecken müssen.“ Er verstand sich selber kaum. Was versuchte er hier grade? Robin die Liebe zu ihm auszureden? So ein Unsinn. Seine Hand glitt in den Nacken des Jüngeren und er zog ihn näher, verschloss seine Lippen zu einem liebevollen Kuss.
 

Aufseufzend ging Robin auf diesen Kuss in aller Öffentlichkeit ein, sein Herz schlug dabei wieder einmal bis zum Hals. Er konnte kaum glauben, dass dies alles hier wirklich geschah. "Ich würde alles für dich tun", murmelte er, als sich ihre Lippen wieder getrennt hatten. "Alles... Um nur bei dir sein zu können." Und wenn das bedeutete, Ken auf ewig teilen zu müssen, würde er auch das tun; alles in Kauf nehmen für Augenblicke wie diesen. Augenblicke, in denen er Kens Liebe zu spüren bekam.
 

Leicht strich Ken ihm über die Wange und lächelte wieder. „Ich.. Ich werde mich von Schuldig trennen. Seit unserem Urlaub..“ Er seufzte und schüttelte den Kopf. „Es geht einfach nicht mehr. Du hast mir soviel klar gemacht und mir gezeigt, dass es ganz anders sein kann...“ Er lächelte abermals und hauchte noch einen Kuss auf Robins Lippen, bevor er sich langsam wieder löste, weil sie nun tatsächlich schon angestarrt wurden.
 

Mit schreckgeweiteten Augen sah Robin seinen Liebsten an und fühlte, wie er erstarrte. "Aber... aber nicht wegen mir!", nuschelte er fast ein wenig panisch, dachte dann, dass sein Schatz eine Erklärung dafür verdient hatte. "Ich meine... Ich will keine Familie kaputt machen." Deswegen würde er auch niemals verlangen, dass sich Ken von Schuldig trennte. Dai würde unter einer solchen Situation leiden und Ken selber am allermeisten. Und das lag nun ganz und gar nicht in der Absicht des Schwarzhaarigen.
 

Ken musste leicht lächeln bei der geschockten Miene seines Lovers und strich ihm unter Wasser leicht über den Hintern. „Habe ich nicht eben gesagt, wieso ich es hauptsächlich tue?“, fragte er und lächelte leicht. „Ich halt’ es da einfach nicht mehr aus. Wir streiten uns nur noch in letzter Zeit. Und die Wohnung versinkt im Chaos...“ Er schmunzelte minimal. „Schuldig meinte, mir sagen zu müssen, das er mich nicht bräuchte – für den Haushalt und alles, was so dazu gehört.“ Er zuckte leicht mit den Schultern. „Naja... Jetzt hat er schon drei Mal das Bad überschwemmt, beim Kochen eine Pfanne ruiniert und einen heißen Topf fallen lassen, sodass in der Küche eine Fliese kaputt gegangen ist. Seine Wäsche stapelt sich und er sieht offenbar immer noch nicht ein, sich ernsthaft bei mir entschuldigen zu müssen. Es sei denn, er will mich ficken, dann sieht die Welt natürlich wieder ganz anders aus...“ Ken schüttelte den Kopf. „Ich mach das nicht mehr mit, verstehst du?“
 

Okay, das änderte die Sachlage natürlich. Zumindest ein wenig. Zwar war Robin sich sicher, dass irgendwo hinter diesem ganzen Chaos auch seine Person eine Rolle spielte, aber er hatte ja auch schon live mitbekommen, wie Schuldig mit Ken umging. Und schon damals war ihm klar gewesen, dass das auf Dauer nicht gut sein konnte. Jetzt rebellierte Ken... Robin lächelte dunkel, kam dicht an den Älteren heran, legte eine Hand auf Kens Hintern und die andere leicht über die Vorderseite der Badehose. „Sag ihm 'nen schönen Gruß von mir, wenn hier wer wen fickt, dann du mich und nicht er dich...“ Das kleine Zwinkern verpackte diesen Spruch als Scherz, aber der Hintergrund war und blieb Robins Ernst.
 

Ken unterdrückte sich ein leises Keuchen und bewegte die Hüfte minimal gegen die angenehmen Hände. „Ja... Das hätte ich gestern Abend auch beinahe zu ihm gesagt...“, wisperte er leise, hielt Robins Hand in seinem Schritt dann aber fest und lächelte. HIER wollte er auf gar keinen Fall seiner Lust freien Lauf lassen. „Aber dann hat er nachgegeben, die Finger von mir gelassen und sich einen runter geholt...“ Er grinste, als wenn alleine dieser Gedanke sein Selbstbewusstsein noch ein Level höher hob.
 

Als er sich das bildlich vorstellte, konnte sich Robin nur mit ganz viel Mühe einen Lachanfall verkneifen. „Oh Gott!“, japste er prustend, war aber gleichzeitig unglaublich froh darüber, dass sein Geliebter _nicht_ mit seinem Mann geschlafen hatte. Gut, wenn es so gewesen wäre, hätte Ken ihm das sicher nicht auf die Nase gebunden... Dann aber fiel ihm etwas auf, das der Ältere zuvor gesagt hatte. „Und... Und wenn er sich entschuldigt? Also, so ganz ernst gemeint? Was ist dann, Ken?“
 

Ja. Was war dann? Ken war schon viel zu oft unter den grünen Augen des Telepathen weich geworden. Er sah Robin eine kleine Weile schweigend an und streichelte ihm dabei leicht über den Bauch. „Tja... Dann ist immer noch die Tatsache offen, dass er sich dran halten muss... Dass er mir Arbeit abnimmt und es nicht für selbstverständlich hält, dass ich mir den Arsch für ihn aufreiße.“ Er schmunzelte und hauchte Robin einen Kuss auf die Lippen. „Und bis dahin bist sogar du alt und grau...“, grinste er.
 

Robin seufzte. Irgendwie beschlich ihn das Gefühl, dass diese Sache zu groß für ihn war... Er war völlig hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, Ken ganz für sich zu haben und der Hoffnung, dass sich für seinen Schatz alles zum Guten wendete und sein Leben wieder schön war. Aber wo wäre dann sein Platz in Kens Leben? Hatte er wirklich die Kraft, nur die heimliche Affäre zu sein, immer mit der Angst im Nacken, irgendwann einmal nicht mehr gewollt, gebraucht zu werden? Er musste es zumindest versuchen, wenn er seinen Schatz nicht aufgeben wollte – und das hatte er bei Gott nicht vor! Tapfer lächelte er Ken an, wenn es vielleicht auch ein wenig verzerrt ausfiel.
 

„Hey... Mach dir jetzt keine Gedanken mehr, Schatz“, wisperte Ken und zog Robin wieder in seine Arme, streichelte ihm leicht über den Rücken. „Dieser Moment... gehört nur uns... weder Schuldig noch Dai... Nur uns...“ Er schluckte wieder leicht und schloss einen Moment die Augen, hatte sein Kinn an Robins Schulter gebettet und lächelte dann wieder, sah in das betrübte Gesicht. „Er gibt mir schon lange nicht mehr, was ich brauche, Robin. Er... Er treibt mich einfach nur in den Wahnsinn... Und du...“ Er lächelte und seine Augen strahlten etwas auf. „...du bist da.. und du hörst mir zu. Du interessierst dich für mich... für meine Hobbies und dafür, was in mir vorgeht.“
 

„Natürlich tu ich das. Das ist doch normal, wenn man jemanden liebt!“, erklärte Robin stirnrunzelnd seinen Standpunkt. „Mein Dad sagte mir mal, das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.“ Erst jetzt verstand er, was sein Vater ihm damit hatte sagen wollen. Er sah Ken ernst an. „Und du bist mir alles andere als gleichgültig.“
 

Ken seufzte wieder und das Glück war ihm noch nie so anzusehen gewesen wie in diesem Augenblick. „Oh Gott, du bist wundervoll!“, wisperte er und drückte seine Lippen ein weiteres Mal auf die Robins. Einmal zu viel, denn nun tippte ihm jemand auf die Schulter. Als hätte er einen Stromschlag bekommen, löste sich Ken von seinem Lover und wirbelte herum. Hinter ihm stand der Bademeister und sah ein wenig angewidert auf ihn hinab. „Ich möchte Sie bitten, die Finger von dem Jungen zu lassen. Die Familien dort fühlen sich belästigt und ich sehe es auch nicht sonderlich gerne.“ Ken schluckte hart und nickte nur hastig, brachte in diesem Moment kein Wort heraus. Der Bademeister sah Robin noch einmal kurz an, lächelte aufmunternd und verschwand dann wieder.
 

Genervt verzog Robin das Gesicht und wünschte sich für einen Moment Dais Telepathie, um den spießigen Sittenwächtern die Kopfschmerzen ihres Lebens zu verpassen. „Idiot!“, zischte er dem Bademeister hinterher und konnte sich nur durch einen raschen Biss auf die Zunge davon abhalten, ihm lautstark seine Meinung hinterher zu rufen. Womöglich dachte der Kerl jetzt auch noch, er habe ihm einen Gefallen getan! Mit verkniffener Miene machte er einen Schritt von Ken weg, sah sich noch einmal um und bemerkte die widerlich selbstzufriedenen Gesichter der anderen Menschen. Das gab dem Schwarzhaarigen den Rest. Mit einem tierisch anmutenden Knurren stürzte er sich wieder auf seinen Lover, fiel ihm um den Hals, verpasste ihm einen leidenschaftlichen Kuss und sagte dann so laut, dass es das halbe Bad hören musste: „Und ich liebe dich trotzdem!“
 

Ken wurde knallrot bei dieser Geste. Jetzt war es soweit und sie hatten tatsächlich alle Aufmerksamkeit. Sein Herz rutschte ihm in die Badehose und er sah sich ein wenig panisch um. „Robin, bitte...“, flüsterte er und schob ihn sanft aber bestimmend wieder von sich. „Ich... das... Ich meine...“ Doch er brachte keinen Satz zustande, konnte nicht umhin noch roter zu werden bei dem vorwurfsvollem Getuschel der Badegäste. „Oh Gott.. du bringst mich noch in den Knast, Süßer!“, murmelte er und senkte betreten den Blick, hievte sich dann aber aus dem Wasser. „Lass uns gehen, ja?“
 

Robins Gesichtsausdruck war an Arroganz nicht mehr zu überbieten, als er sich noch einmal umsah und überlegte, ob er nicht noch einen schockierenden Spruch loswerden sollte. Doch dann hätte Ken sich wohl nie wieder in der Öffentlichkeit mit ihm blicken lassen. Und das wollte der Schwarzhaarige dann doch nicht riskieren. Mit einem überheblichen Grinsen stemmte auch er sich aus dem Becken, hob das Kinn an und stolzierte hinter Ken her. Was er allerdings gar nicht lassen konnte, war, im Vorbeigehen dem Bademeister ein gehässiges „Spielverderber!“ zuzuraunen.
 

+
 

Der Schwimmausflug hatte Ken zwar ein wenig mitgenommen, doch jetzt, da sie in seinem Wagen saßen und ihm immer klarer wurde, dass sie gleich auf einer einsamen Landstraße bei strömendem Regen würden anhalten können, wurde er ein wenig hibbelig. Sicher. Im Auto war es nicht unbedingt das Beste, aber vielleicht würde sich ihre kleine Eskapade aus der Umkleidekabine ja wiederholen lassen. Die Straße wurde leerer und mit einem Blick in den Rückspiegel stellte Ken fest, dass sie nun tatsächlich alleine waren. Er ließ den Wagen langsamer werden und fuhr schließlich auf den Seitenstreifen.
 

Mit einem Mal schlug Robin wieder das Herz im Hals und er spürte eine gewisse Unruhe in sich aufsteigen. Kens Absicht war glasklar und obwohl Robin eine relativ weite Hose an hatte, merkte er, wie sie doch auf einmal viel zu eng zu sein schien. Ja! Genau _darauf_ wartete er doch schon so lange! Sein Atem ging schnell und flach, als der Wagen endlich zum Stillstand gekommen war und er sich auf dem Beifahrersitz zu Ken drehte. Kaum sichtbar nickte er dem Anderen zu, seine Augen sprachen dabei Bände.
 

Ken schnallte sich ab und beugte sich langsam zu Robin. Seine Lippen legten sich wieder auf die des Jüngeren, und er löste Robins Gurt. Sein Herz schlug viel zu schnell und auch er merkte, wie seine Sporthose sich spannte. Langsam ließ er die Lehne des Beifahrersitzes nach hinten klappen und den Kuss noch leidenschaftlicher werden. Endlich... Es war soweit. Endlich würde er Robin spüren, ihm so nah sein wie noch nie.
 

Atemlos bekam Robin mit, wie er nach hinten gelegt wurde. Wild funkelten seine Augen auf, er strich fahrig durch Kens Haare, um sich dann sanft in die braunen Strähnen zu krallen und ihn näher an sich heran zu holen. Das leichte Kribbeln im Bauch, das er schon den ganzen Vormittag verspürt hatte, wuchs sich zu einer ausgemachten Schmetterlingsparty aus. Feurig erwiderte er den Kuss, eine Hand rutschte aus Kens Haaren über dessen Oberkörper und kam dann ganz wie von selbst auf der Jogginghose zur Ruhe. Sehnsüchtig stöhnte Robin gegen Kens Lippen, als er die harte Männlichkeit seines Liebsten zwischen den Fingern ertastete.
 

Ken keuchte leise auf, als er die neugierigen Finger spürte, klappte seine eigene Lehne etwas weiter zurück, damit sie ihm nicht im Weg war. Auch seine Hand wanderte nun wieder abwärts. Er fuhr über den gespannten Schritt, massierte die harte Erregung leicht und ließ die Hand dann problemlos in die Jeans gleiten, nachdem er sie geöffnet hatte, umspielte neckisch die geschwollene und feuchte Spitze mit den Fingern. Auf Grund von Atemnot musste er den Kuss allerdings lösen, beobachtete Robin nun, ließ die Hand weiter nach hinten gleiten, strich über den zuckenden Eingang. "Ich habe... kein Gleitgel hier", wisperte er leise gegen die feuchten Lippen seines Liebsten und sah ihn ein wenig fragend an.
 

Unmerklich zuckte Robin bei diesen Worten zusammen und schlug schwerfällig die Augen wieder auf. Wenn das, was er in der Hand hielt, ohne Gleitgel... Das würde nicht gut gehen! Ein kleines, fast böses Lächeln schummelte sich auf seine Lippen, als er nach Kens Handgelenk tastete, die Hand dann an seinen Mund führte und schnell und geschickt drei Finger befeuchtete. Ohne den vor Verlangen brennenden Blick von Ken zu lösen, beförderte er dessen Hand wieder dorthin, wo sie sich zuvor befunden hatte.
 

Ken seufzte ein wenig sehnsüchtig, als er Robin beobachtete und leckte sich immer wieder über die Lippen. Dann musste er grinsen, zupfte Robins Hose ein Stück nach unten und ließ dann auch schon den ersten Finger langsam in den engen Tunnel gleiten. „Haa... wow...“, wisperte er leise und küsste Robin ein weiteres Mal leidenschaftlich, bewegte die eigene Hüfte leicht gegen Robins Hand, die noch immer auf seinem Schritt lag.
 

Robin unterbrach den Kuss für ein langgezogenes, dunkles Stöhnen, bei dem er den Kopf in den Nacken legte und den Rücken durchbog. Seine Finger klammerten sich für einen Moment fest um Kens hartes Glied, lockerten sich dann wieder und mogelten sich ebenfalls unter die Trainingshose des Älteren, wo sie auch sofort auf ihr Ziel trafen und hauchzart über die pulsierende Erregung strichen. Gleichzeitig versuchte er, seine Beine noch ein wenig mehr zu spreizen, Ken so besseren Zugang zu geben. Und immer wieder kam ihm ein unbewusstes „Oh Gott, ja! Endlich!“ über die Lippen.
 

Ken schmunzelte leicht und keuchte immer wieder auf. Inzwischen war er bei Finger Nummer Zwei angelangt. Doch sein Kopf senkte sich nun in Robins Schoß. Er leckte über die pulsierende Spitze und umschloss sie vorsichtig mit den Lippen, strich mit den Fingern über die empfindliche Erhebung und achtete peinlich genau darauf, dass Robin auch ja noch nicht kam. Dass dessen Handy plötzlich in seiner Hosentasche zu klingeln anfing, schien ihn nicht zu stören, stattdessen massierte er nun mit dem Daumen leicht Robins Hoden und löste die Lippen wieder, damit Robin noch nicht über die Klippe stürzen konnte.
 

Der Lustrausch, in den Ken ihn beförderte, war so gewaltig, dass Robin erst gar nicht registrierte, dass sich ein störendes Nebengeräusch in sein andauerndes Stöhnen mischte. Was Ken da mit ihm veranstaltete, war so gut und vor allem so ein Unterschied zu dem, was er von Dai her gewöhnt war. Der Ältere hielt ihn so geschickt an der Grenze zum Höhepunkt, dass Robin dachte, er müsste jeden Moment einfach verglühen. Wild und unbeherrscht bewegte er sich gegen die Finger in seinem Inneren und machte sich im hintersten noch funktionierenden Winkel seines Denkens schon mal darauf gefasst, gleich ausgefüllt zu werden wie noch nie zuvor. Das Handy in seiner Tasche hörte auf zu klingeln, schwieg kurzzeitig und fing dann von Neuem zu läuten an.
 

Ken brummte genervt auf und zog mit der freien Hand das nervige Telefon aus der Tasche. Grade wollte er den Anrufer einfach ablehnen und das mistige Teil ausstellen, da stockte ihm der Atem, als er das Geschriebene auf dem Display sah. Ganz langsam reichte er das Telefon an Robin weiter, dachte gar nicht mehr daran, dass seine Finger noch immer in dem Jungen steckten. Er wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen, starrte Robin nur ein wenig ängstlich an.
 

Quasi in einer Bruchlandung kam Robin auf den Boden zurück, nahm verstört das Telefon entgegen und warf einen Blick auf das Display. Oha! Er holte tief Luft und nahm das Gespräch an, wobei er sich so normal wie möglich meldete: „Hi Dad! Was gibt’s?“
 

Ken hing nur da, halb über Robins Glied, und bebte vor Angst, dass Brad ihn würde hören können. Oder eine Vision gehabt hatte und genau wusste wo sein Sohn grade war. Und mit WEM. Doch dann hörte er erleichtert Brads Stimme am anderen Ende, die auch für ihn vernehmbar fragte: „Wo um alles in der Welt steckst du, Robin? Ich dachte, du schläfst mal etwas länger und dann komm ich in dein Zimmer und es ist leer. Dann erreich ich dich nicht auf dem Handy und jetzt klingst du, als sei es das natürlichste der Welt, dass du dich morgens aus dem Staub machst und nicht mal Bescheid gibst?!“
 

Ein wenig unbehaglich rutschte Robin auf dem Sitz herum und ächzte unwillkürlich leise auf, als er dabei Kens Finger so überdeutlich in sich fühlte. Fieberhaft versuchte er, sich auf das zu konzentrieren, was sein Vater ihm sagte. „Äh, ja, Dad, ich war Schwimmen.. Und jetzt...“ Tja, und jetzt? `Lass ich mich grad durchvögeln`? „... komm ich dann nach Hause“, schloss er frustriert, weil ihm keine bessere Antwort einfiel.
 

Kurz hatte Ken das Bedürfnis, den Finger tief in Robin zu bohren, um ihm klar zu machen, dass er jetzt auf keinen Fall gehen konnte, doch er ließ es bleiben und legte resigniert die Stirn auf Robins Bauch, als er Brad sagen hörte: „Na dann aber schnell. Ich muss in 10 Minuten los, wenn du bis dahin nicht hier bist...“ Drohend ließ der Mann den Satz unvollendet und beendete das Telefonat schließlich. Ken seufzte und zog seine Finger wieder zurück, drehte den Kopf etwas und sah an Robins wundervollem Körper empor in dessen Gesicht.
 

Das Grummeln, das sich aus Robins Kehle drängte, klang eindeutig mehr als sauer. Er schob das Handy zusammen und warf es mit einem zornigen „Verdammt noch mal!“ auf den Rücksitz. Sein Blick fiel entschuldigend auf Ken und er kniff die Lippen zusammen. „Schatz... Es tut mir leid! Ich will doch auch endlich...“ Er brach ab und sah seinen Liebsten verzweifelt an.
 

Ken nickte leicht und lächelte. Das wusste er doch. Und er wusste auch, dass sie jetzt keine andere Wahl hatten als sich zu beeilen. Dennoch reckte er sich noch einmal und küsste Robin sanft. „Besser so.... Vielleicht ist das Auto nicht unbedingt der beste Ort dafür, hm?“ Er zwinkerte leicht und setzte sich dann wieder auf, richtete seine Hose und schnallte sich an. „Na dann...“, seufzte er und startete den Wagen, als Robins Sitz sich wieder in der Senkrechten befand.
 

Schweigend und mit verkniffener Miene zog Robin seine Hose wieder hoch und schloss sie über seiner schmerzenden Erregung. Mit allen zehn Fingern fuhr er sich durch die Haare und seufzte frustriert. Es war doch wirklich zum Verrücktwerden! Die Umkleidekabine nicht, das Auto nicht... Welches war denn dann zum Geier der richtige Ort für sie, endlich das zu bekommen, was sie beide so dringend wollten? Er seufzte leise, starrte aus dem Seitenfenster und schmollte eine Weile. Mittendrin, kurz bevor er aussteigen musste, wandte er den Kopf wieder zu Ken. "Ich komme heut Nachmittag zu euch. Ich halte es nicht aus, wenn ich den ganzen Tag ohne dich bin..."
 

Ken musste bei den Worten leicht schmunzeln und hielt den Wagen schließlich an. „Okay... Ich freu mich auf dich...“, wisperte er und küsste Robin sanft. „Aber iss vorher was... Denn ich werde nicht kochen.“ Er zwinkerte und strich durch das schwarze Haar seines Lovers, löste sich dann aber wieder und seufzte. Auch er fand den Gedanken, dass er gleich wieder nach Hause fahren würde, nicht sonderlich prickelnd. Aber immerhin musste er nicht lange bleiben. Um zwei Uhr hatten seine Jungs ein Spiel. „Ich bin ab vier etwa wieder zu Hause... Fußball...“
 

Robins Miene strahlte auf. "Wo spielt ihr denn? Dann komm ich einfach dahin!" Das war jedenfalls eine viel bessere Idee, um mit Ken allein zu sein, als bei ihm zu Hause, wo er ständig von Dai beschlagnahmt wurde. "Was meinst du, wär das eine Idee?", wollte er noch wissen, während er schon ausstieg. Der Gedanke, sich jetzt von Ken verabschieden zu müssen, gefiel ihm gar nicht.
 

Kurz dachte Ken nach, nickte dann aber und kramte einen Zettel mit Wegbeschreibung hervor. „Hier... Da kommt man ganz leicht mit dem Bus hin“, sagte er und lächelte. „Na los.. und jetzt ab mit dir. Sonst gibt’s nur Ärger mit deinem alten Herren.“ Er zwinkerte und musste über sich selber schmunzeln, weil er zu Robin sprach als wäre er ein Teenie, der genauso angenervt war wie Robin selber.
 

Die Augen verdrehend wandte Robin sich ab und rannte die gekieste Einfahrt hoch, damit sein Vater beruhigt war, wenn er ihn heute zumindest kurz sah. Glücklich, mit vor unerfüllter Lust klopfendem Leib und leicht geröteten Wangen betrat er sein Zuhause. "Dad, ich bin da!" rief er in die Stille, nachdem sich die schwere Tür hinter ihm geschlossen hatte.

SuperGau

27. Kapitel - SuperGAU
 

Ken seufzte nur als er seinem Kleinen nachsah und machte sich dann ebenfalls auf den Heimweg. Na, immerhin noch ein weiterer Lichtblick. Zwar war er sich sicher, zu Hause auf einen schlechtgelaunten Schuldig und einen ziemlich verwirrten Dai zu treffen, aber dennoch hielt er sich nicht weiter auf, sondern machte sich auf den Weg nach Hause. Er erbarmte sich unterwegs und hielt bei einem Pizzaservice an, brachte zwei große Pizzen für seine beiden Telepathen mit. Als er die Wohnung wieder betrat, eilte ihm der Duft des Essens voraus.

„Ich hab euch Pizza mitgebracht!“, rief er und schloss die Tür hinter sich.
 

Bei diesen Worten sprang Schuldig, den sowieso schon seit dem Vortag der Magen knurrte, auf und kam seinem Schatz entgegen. Scheinbar hatte Ken seine Schmollecke verlassen und besann sich auf seine Pflichten! "Na endlich, Schatz! Wurde ja auch Zeit, dass ich wieder was zu essen bekomme!", begrüßte er den Braunhaarigen und wollte ihm einen freudigen Kuss auf die Lippen drücken.
 

Allerdings trat Ken elegant bei Seite und drückte Schuldig nur die beiden Kartons in die Hand. „Halt die Klappe und iss, bevor ich es mir anders überlege“, sagte er nur schlecht gelaunt, sah sich wieder um und schüttelte den Kopf. „Was hältst du mal davon aufzuräumen, statt die ganze Zeit vorm Fernseher zu hocken? Hier sieht’s aus wie auf einem Schlachtfeld!“

Er besah sich leere Trinkflaschen, schmutziges Geschirr und dreckige Wäsche, die überall herumlag. Das Bad sah aus, als wenn es seit Wochen nicht geputzt worden wäre und auch das Parkett im Wohnzimmer sehnte sich danach, wenigstens gefegt zu werden. Der einzige Ort hier, der noch gemütlich aussah, war der Balkon, denn das war das einzige, worum Ken sich hier noch kümmerte.
 

Dai kam aus seinem Zimmer und strahlte, als er die Pizza roch. „Klasse. Pizza! Danke, Ken!“, rief er aus, riss seinem Vater auch schon einen Karton aus der Hand und rannte zurück auf sein Zimmer. Auch ihm knurrte inzwischen wieder der Magen. Es gab nicht mal mehr Brot im Haus, sodass sein Frühstück ausgefallen war.
 

Der Telepath blinzelte ungläubig. Er sollte bitte WAS? "Wofür hab ich dich denn?", fragte er ehrlich verblüfft zurück. Klar, die ganze Wohnung sah aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen, aber hier für Ordnung zu sorgen war doch nicht seine Aufgabe. Ken machte das, seit sie zusammengezogen waren und Schuldig sah keinen Grund, warum er es also nicht auch weiter machen sollte.
 

Ken drehte sich um und noch in der selben Bewegung verpasste er Schuldig eine schallende Ohrfeige. „Du hast mich, um mich zu lieben und mit mir dein Leben zu teilen! Ich bin nicht deine Putzfrau, Schuldig! Und was um alles in der Welt macht dich so sicher, dass du mich überhaupt noch hast?!“ Auch wenn das normal wieder ein Moment gewesen wäre, in dem Ken die Tränen hätten kommen müssen, rührte sich in seiner Miene gar nichts. Er starrte Schuldig nur an und schüttelte abfällig den Kopf. Nicht mal verletzten konnten ihn die Worte des Telepathen, sie ließen ihn nur mehr und mehr einsehen, dass er hier nur noch fehl am Platze war.
 

Okay, so nicht! Schuldig warf Ken den Pizzakarton vor die Füße und starrte ihn hasserfüllt an. "Ich hoffe, du weißt, was du mich kannst!", fauchte er zornbebend, wirbelte herum und jagte aus der Wohnung. Noch nie hatte er Ken so gehasst wie in diesem Moment. Was bildete sich der Jüngere eigentlich ein, wer er war? Nein, die Ohrfeige war eindeutig zu viel, was sich Ken herausgenommen hatte. So hatte sich Schuldig noch nie behandeln lassen. Von niemandem. Und sein kleines Haustierchen würde da keine Ausnahme bilden. Ken würde schon sehen, was er davon hatte!
 

Doch es sollte nicht Ken sein, der sah, was er davon hatte – sondern Schuldig. Der Japaner schüttelte nur mit einem leichten Lächeln den Kopf, ließ die Pizza liegen, wo sie war. Okay... Das war’s dann wohl. Er schritt über die Unordnung hinweg und klopfte an Dais Zimmertür. Ein kurzes Gespräch mit Dai und dann... Er seufzte in sich hinein und trat dann ins Zimmer.

Dai saß auf seinem Bett und aß die Pizza, während er auf den Fernseher starrte. Kaum dass Ken eintrat, schaltete er den Fernseher aus und sah den Brünetten reichlich bestürzt an.

„Es ist soweit....oder?“, fragte er leise und Ken lächelte traurig und nickte, setzte sich auf die Bettkante und schon fiel ihm Dai in die Arme. „Dad... Bitte... tu das nicht.“
 

+
 

Blindlings stürmte der Telepath davon, ohne wirklich darauf zu achten, wohin er lief. Er wollte nur für eine Weile seine Ruhe und ein, zwei Drinks. Es dauerte nicht sonderlich lange, bis er sich in einer kleinen Bar mitten in Shinjuku wiederfand und ein großes Glas Hochprozentiges in der Hand hielt. Er sah sich nicht nach anderen Gästen um, sondern stierte nur in die klare Flüssigkeit vor sich.
 

Mit einem Grinsen auf den Lippen parkte Brad den Wagen. Robin erledigte ein, zwei Aufgaben für ihn und er konnte sich einer anderen Sache widmen. Die nur all zu deutliche Vision hatte ihn dazu veranlasst, diesen Weg einzuschlagen. Zwar fühlte er sich nicht sonderlich wohl in dieser doch recht anzüglichen Kleidung, aber man musste halt Opfer bringen. Er ging in die Bar und sah sich kurz um, erkannte sein Ziel dann aber schnell. Er trat von hinten auf den Orangehead zu, bestellte sich einen Drink, als er sich auf dem Hocker neben ihm niedergelassen hatte, und sah Schuldig dann von der Seite her an. „Hey...“
 

Der Orangehaarige hatte genug Alkohol intus, um nicht wütend zeternd aufzuspringen. Er musterte Brad von oben bis unten, studierte dann wieder interessiert seinen Drink. "Hi", grüßte er gelangweilt zurück und hielt damit das Gespräch für beendet. Es gab zwischen ihnen nichts mehr zu sagen
 

„Stress im Paradies? Du siehst ziemlich fertig aus mit den Nerven...“, stellte Brad fest und nippte dann an seinem Drink, als der vor ihm auf dem Tresen erschien. Doch seinen Blick hielt er auf Schuldig. Das würde leichter als geplant werden, wenn Schuldig nicht mal anfing ihn anzukeifen.
 

"Was geht's dich an?", konterte der Deutsche, aber es klang nicht halb so angriffslustig wie er gewollt hätte - unter normalen Umständen. Schuldig zuckte die Schultern, betrachtete nochmal die ausgewaschene Jeans des Amerikaners und grinste: "Nettes Outfit! Seit wann so locker? So kennt man dich gar nicht."
 

Brad strich sich leicht über die Hose und schließlich über das schwarze, doch recht enge Shirt. Dann zuckte er mit den Schultern und musterte Schuldig wieder. „Tja... Menschen verändern sich. Solltest du eigentlich wissen.“ Er lächelte kurz und trank dann wieder einen Schluck, drehte sich etwas, sodass er Schuldig nun genauer mustern konnte. Der Telepath sah echt nicht gut aus. Und als er dann auch noch den Magen des Mannes knurren hörte, hob er leicht die Brauen.
 

Oh Mann, war das peinlich! Schuldig zog eine Schnute, schielte kurz zu Brad und meinte dann: "Guck nicht so, ich bin auf Diät!" Konnte es wirklich Zufall sein, dass der Schwarzhaarige ausgerechnet hierher kam? Schuldig glaubte nicht daran. Also gab es einen Grund dafür. "Was willst du von mir?", fragte er monoton nach, um seine Gleichgültigkeit zu betonen, was allerdings nicht sonderlich gelang.
 

„Hm... Wie die Dinge jetzt stehen würde ich dich gerne zum Essen einladen“, sagte Brad direkt und fuhr mit dem Finger langsam den Rand seines Glases nach, ließ es dabei leise singen. Doch den Blick wandte er nicht von Schuldig ab. „Du fehlst mir... Du hast mir in den letzten Jahren ständig gefehlt...“ Seine Stimme war leise und dunkel, fast als wenn er nicht riskieren wollte, dass jemand anderes diese Worte mitbekam.
 

Wow, es war unfassbar, wie gut diese Worte taten nach den ganzen Streitereien der letzten Zeit. Schuldigs Blick flackerte kurz auf, dann schloss er sehnsüchtig die Augen. Er vermisste so etwas schon so lange... Als er Brad wieder ansah, stand ein Entschluss in seinem Gesicht geschrieben. "Na dann... Lad mich zum Essen ein. Der alten Zeiten wegen..."
 

Brad musste schmunzeln und nickte. „Liebend gerne...“ Er leerte seinen Drink und bezahlte den von Schuldig gleich mit. Er erhob sich und ruckte mit dem Kopf. „Na dann los. Ein saftiges Steak und Bratkartoffeln?“ Wenn sich Schuldigs Geschmack nicht derbst verändert hatte in den letzten Jahren, dann würde er damit genau ins Schwarze treffen.
 

Bei diesem Vorschlag lief Schuldig das Wasser im Mund zusammen. "Ja, genau das, was ich jetzt brauche!", stöhnte er, wobei er sich anhörte, als meinte er etwas ganz anderes. Er rutschte von seinem Barhocker, kam hinter Brad her und verließ Seite an Seite mit dem Amerikaner das Lokal. Für eine Sekunde dachte er an Ken, schob den Gedanken dann aber energisch bei Seite. Ken hatte es ja nicht anders gewollt! Und irgendwie war Brads unvermutete Gegenwart... kribbelnd.
 

Es dauerte nicht lange und sie saßen an einem Tisch in einem recht noblen Lokal in der Nähe und warteten auf ihr Essen. Brad lehnte sich entspannt zurück und musterte Schuldig interessiert. „So ernst kannst du es mit deiner Diät ja nicht meinen...“, schmunzelte er, ahnte schon, was genau Sache war. Immerhin wusste er über kleine andere Details bereits Bescheid.
 

"Hmpf!", antwortete der Telepath nur, widerstand dabei dem Drang, seinem früheren Boss ganz kindisch die Zunge herauszustrecken. Stattdessen neigte er den Kopf zur Seite und sah dem Anderen direkt in die Augen. "War das alles?", wollte er wissen. "Du wolltest mich nur zum Essen einladen?" Ganz unbewusst hatte seine Stimme einen verführerischen Touch bekommen und dunkle Erotik schwang darin mit.
 

„Nein... eigentlich nicht. Aber ich bin Gentleman genug, um dich erst zum Essen auszuführen, bevor ich dich frage, ob du noch mit zu mir kommst...“ Brad grinste leicht und strich sich das Haar nach hinten, nickte dem Kellner dann zu, der ihnen ihre Getränke hinstellte. Als der wieder weg war, sah er wieder direkt in die grünen Augen. „Oder hast du es inzwischen gar nicht mehr mit der Romantik?“, fragte er ein wenig neckend.
 

Für den Bruchteil einer Sekunde blieb Schuldig einfach der Atem weg. Hatte er das jetzt gerade richtig verstanden? Skrupel und schlechtes Gewissen brandeten in ihm auf, doch nicht lange, bis er sich sagte, dass es ja gar nicht seine Schuld wäre, wenn er mit dem Anderen einfach mitginge. Ken hatte ihn dazu getrieben! Genau! Einen kleinen Moment genoss der Telepath die Gänsehaut, die ihm über die Haut rieselte, und das erwartungsvolle Kribbeln in seinem Bauch. "Du kannst mich auch gleich fragen", erwiderte er rau. "Ich werde trotzdem erst essen."
 

„Dann kann ich dich auch erst essen lassen... und dich dann ‚überreden’, mich zu begleiten...“ Brad wusste, dass Robin nicht da sein würde, und so waren sie ungestört. Wo auch immer sein Sohn sich wieder herumtrieb, er hatte vorhin gesagt, dass er noch mal loswollte. Brad neigte den Kopf zur Seite und leckte sich über die Lippen. Endlich war es so weit. Endlich würde er Schuldig wieder spüren.
 

"Auf diese Überredungskünste bin ich jetzt schon gespannt!", verfiel der Telepath in eine kleine Neckerei. Es war für ihn schon beschlossene Sache, dass er Brad begleiten würde. Eine ganze Zeit lang hatte ihn der Schwarzhaarige nicht mehr interessiert, aber in den letzten Jahren hatte er doch immer wieder an den Amerikaner gedacht. In den letzten... fünfzehn Jahren.
 

Brad ließ nur ein dunkles Lachen vernehmen. Doch er sagte dazu nichts mehr, denn in diesem Moment kam auch schon ihr Essen. „Na das ging schnell...“, meinte Brad, als der Kellner wieder verschwunden war. So musste es sein. „Ich wünsche einen guten Appetit...“, sagte er noch mit einem leichten Grinsen, als er sah, dass Schuldig sich schon ans Futtern gemacht hatte. Da schien jemand echt unglaublichen Hunger zu haben.
 

Tatsächlich hatte Schuldig seinen Teller schon leer, als Brad gerade mal die Hälfte seiner Portion aufgegessen hatte. Das hing aber nicht ausschließlich damit zusammen, dass er kurz vor dem Verhungern gestanden war. Kens Kochkünste in allen Ehren - Steak medium und Bratkartoffeln hatte der Japaner nie hinbekommen und daher nach einer Weile aufgehört, solche Speisen zu kochen. Also hatte ihm Brad in doppelter Hinsicht gerade einen unglaublichen Gefallen getan.
 

„Hier...“ Brad schob noch ein paar seiner Bratkartoffeln zu Schuldig rüber und schmunzelte, hatte dann aber auch bald den Rest seines Essens verputzt und trank auch sein Glas leer. Er beobachtete Schuldig und musterte ihn auf mehr als nur anzügliche Weise. Überredungskünste? Wer brauchte hier schon Überredungskünste? Er sicher nicht. „Bist du satt geworden?“, fragte er schließlich leise und ließ den Blick dabei über Schuldigs Brust wandern.
 

Schuldig war sich des begehrenden Blickes voll und ganz bewusst und er aalte sich förmlich darin. "Was das Essen angeht - ja", erwiderte er ebenso leise und versenkte seinen Blick einmal mehr tief in die braunen Augen und hatte das Gefühl, einfach in ihnen zu versinken. Für diese Zeit vergaß er sogar zu atmen.
 

Langsam schob Brad seinen Teller aus dem Weg und beugte sich etwas über den kleinen Tisch. „Und...?“, fragte er leise, sein Gesicht nah vor dem des Telepathen. „Wollen wir..? Oder genießt du es viel zu sehr, meinen hungrigen Blick zu erwidern?“ Seine Stimme war nicht mehr als ein dunkles Flüstern. Langsam hob er die Hand, strich mit den Fingerkuppen über Schuldigs Wange.
 

Wie von selbst klappten Schuldigs Lider nach unten und er musste sich unglaublich zusammenreißen, um sich nicht wie ein Süchtiger an Brads Hand zu kuscheln. Mit einem Ruck öffnete er die Augen wieder, schob seinen Stuhl zurück und stand auf. "Ich werde einen ganz anderen Hunger genießen", teilte er dem Älteren rauchig und verführerisch mit. Ein lausbubenhaftes Lächeln huschte dabei über seine Lippen und ließ ihn gleich um Jahre jünger aussehen.
 

Auch Brad erhob sich nun und zog sein Geld hervor. Auf dem Weg nach draußen zahlte er bei dem zuständigen Kellner, hielt sich nicht länger damit auf Rückgeld zu warten, sondern verließ einfach das Lokal. Er wusste, dass Schuldig ihm folgen würde und mit einer eleganten und fast lächerlichen Geste öffnete er dem Telepathen die Wagentür, bevor er sich auf seiner Seite niederließ.

Omega und Alpha

28. Kapitel – Omega und Alpha
 

Es war schon ein wenig nach Mitternacht, um genau zu sein, halb drei morgens, als Schuldig mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen seine Wohnungstür aufsperrte. Der Nachmittag, der Abend und auch die Nacht war einfach nur gigantisch gewesen, voll Leidenschaft, die Schuldig nicht erwartet hätte. Bei sich nicht und auch bei Brad nicht. Besser gelaunt als all die Monate zuvor betrat er die Wohnung, übersah die Unordnung und wollte eigentlich nur ins Bett. Bis er Dais wilde Mähne im Wohnzimmer über die Lehne der Couch leuchten sah. Er blieb im Durchgang stehen, runzelte die Stirn und meinte ein wenig tadelnd: "Solltest du nicht schon längst schlafen?"
 

Dai erhob sich langsam und drehte sich um, hatte die ganze Zeit im dunklen Wohnzimmer gesessen und gewartet, seit Ken verschwunden war. „Er ist weg...“, sagte er monoton und trat bei Seite, gab für Schuldig so den Blick auf den frei geräumten Wohnzimmertisch frei. Nichts stand darauf. Nur ein Brief in einem zugeklebten Umschlang lag da und darauf... etwas, das verdächtig nach einem goldenen Ring aussah.
 

Fassungslos besah sich der Telepath die Szene. "Was?, fragte er tonlos und mit einem dicken Kloß im Hals. Das musste ein Scherz sein! "Aber... wieso?" Verständnislos starrte er seinen Sohn an, begann am ganzen Körper zu zittern. Zwar nicht sichtbar, aber nichtsdestotrotz bebte er innerlich.
 

Dai schluckte ebenfalls, wischte sich wieder eine Träne weg und nickte langsam. „Weg... Er ist zu mir gekommen, kurz nachdem du rausgerannt bist...“ Er schüttelte sich leicht und umfing seinen eigenen Leib mit den Armen, sah seinen Vater verzweifelt an. „Dad... was.. was um alles in der Welt ist mit euch passiert? Ich... Ich meine.. Ihr wart doch.. ihr...“ Doch er überschlug sich beim Sprechen selbst und verstummte schließlich, konnte einfach nicht verstehen, was das sollte.
 

Stumm schüttelte Schuldig den Kopf. Er hatte keine Ahnung, was mit ihnen geschehen war. Sicher, Bequemlichkeit und Gewöhnung hatte Einzug in ihr Leben gehalten, aber das allein konnte doch nicht der Auslöser für dieses Desaster gewesen sein. Ebenso wenig wie die diversen Streitereien, die sie wegen Daisuke gehabt hatten. "Ich weiß es nicht...", gab der Ältere kraftlos zurück. "Es war... für uns beide... Ich weiß auch nicht..." Er brach ab, Tränen liefen über seine Wangen. Dann erwachte sein Kampfgeist. "Ich hole Ken zurück. Egal wie. Ich hab es schon einmal gemacht, ich schaffe es auch ein zweites Mal!"
 

Dai schluckte und schüttelte den Kopf. „Er wird nicht zurückkommen, Dad... Er wird nicht.. zurückkommen...“ Auch Dai zitterte am ganzen Leib. Er wusste nicht, ob er nun sauer auf seinen Vater sein sollte oder nicht. Immerhin hatte Ken ihm auch gesagt, dass Schuldig nicht alleine Schuld daran sei, sondern die ganze Situation hier. „Ich weiß...dass er nicht zurückkommen wird... Ich weiß es einfach....“
 

Wild schüttelte der Telepath den Kopf. Nein! Nein, das wollte er nicht wahrhaben! "Dai, Ken liebt dich. Und er liebt mich. Er WIRD zurückkommen!" Für dieses Mal stellte er seine eigenen Ängste und Befürchtungen zurück und ging auf seinen Sohn zu, um ihn beruhigend in die Arme zu schließen. "Und bis dahin... müssen wir es ohne ihn aushalten." Eine Horrorvorstellung, auch wenn in Schuldigs hinterstem Denken etwas aufleuchtete, das er im Moment weder realisierte noch glauben wollte.
 

Dai schluckte wieder schwer und klammerte sich dann doch an seinen Vater. „Aber...“ Doch wieder brach er ab, schüttelte nur leicht den Kopf. Wie sollte er seinem Vater sagen, dass Ken ihn eben nicht mehr liebte? Dass Ken diese Liebe einfach nicht mehr sah. Er seufzte wieder und löste sich langsam.
 

"Geh schlafen. Es wird alles gut!", riet der Deutsche seinem Sohn, vor allem auch, weil er auch keinen blassen Schimmer hatte, was er ihm sonst sagen konnte. Damit hätte er in hundert Jahren nicht gerechnet... Und er konnte es immer noch nicht fassen. Ken sollte weg sein? Das ging doch gar nicht!
 

Dai nickte leicht und schlurfte dann schließlich leise in sein Zimmer. Zwar interessierte es ihn brennend, was Ken wohl in den Brief geschrieben haben mochte, aber da konnte er auch morgen noch nachfragen. Seine Gedanken schweiften umher und langsam wurde ihm klar, wie Recht Ken vorhin mit seiner knappen Begründung gehabt hatte. Er fühlte sich schlecht, wusste, dass er Ken ebenso unfair behandelt hatte wie sein Vater es getan hatte. Auch wenn Ken ihm nicht die Schuld gab...
 

Als Dai in seinem Zimmer verschwunden war, ließ sich Schuldig schwer auf die Couch fallen. Noch immer brannten Tränen in seinen Augen, wurden heftiger, als er Kens Ring in die Hand nahm und sanft küsste. Dann schloss er fest seine Finger darum, wie um einen Glücksbringer, und griff nach dem Brief, der auf dem Tisch lag. Er zitterte mittlerweile so sehr, dass er kaum das Kuvert öffnen konnte. Das einzelne Blatt in dem Umschlag schien Tonnen zu wiegen, als Schuldig es herausfischte und aufklappte. Er blinzelte kurz die Tränen weg - ein hoffnungsloser Versuch - und begann zu lesen:
 

Schuldig...

Ich hoffe, dass du es schaffst, so mit Dai glücklich zu werden. Ich habe dir gesagt, dass ich das nicht länger mitmache. Ich bin weder deine Putzfrau, noch dein Sexspielzeug. Ich bin dein Ehemann. Zumindest war ich es, bis du angefangen hast, eine Hausfrau aus mir zu machen, die nichts zu tun hat, als ihren Mann zu befriedigen und die Wohnung in Schuss zu halten.

Ich habe es selber lange genug mit mir machen lassen, bis mir klar wurde, dass das nicht alles ist, was das Leben für mich bereit hält. Ich war lange genug ein Gefangener, das weiß keiner besser als du. Aber das ist jetzt vorbei. Ich will endlich wieder wissen, wie es ist, wenn man wirklich geliebt wird, wenn man geschätzt wird und nicht übergangen. Ich bin es Leid, dass du nur das siehst, was ich nicht mache, und dann austickst.

Ich hoffe, du erstickst in dem Saustall nicht und ihr zwei bekommt das hin.

Auch Dai weiß nicht wo ich bin, also versuch nicht mal, es aus ihm rauszubekommen. Ich habe mit ihm gesprochen – es tut ihm weh, aber das wusste ich. Also kümmere dich um ihn. Sonst läuft er dir irgendwann auch noch weg.

Ich werde mich bei euch melden, wenn die Wogen sich wieder etwas geglättet haben.

Ken.
 

Nachdem er den Brief zu Ende gelesen hatte, flossen die Tränen in wahren Sturzbächen über Schuldigs Wangen, und er kehrte noch einmal zum Anfang der Nachricht zurück, las den Brief ein zweites und ein drittes Mal. Bis er an einer Passage hängen blieb, die ihn noch mehr erblassen ließ: Ich will endlich wieder wissen, wie es ist, wenn man wirklich geliebt wird, wenn man geschätzt wird und nicht übergangen... Schuldigs Augen wurden groß wie Untertassen und wie zum Hohn fiel ihm das ein, was Ken am Mittag zu ihm gesagt hatte: Was macht dich so sicher, dass du mich noch hast? Ken... Nein, das konnte nicht wahr sein! Ken konnte doch keinen anderen haben! Wen denn auch? Er hätte doch nie jemand kennenlernen können...
 

+
 

Ken saß schon früh am Fenster des Hotelzimmers. Die Nacht war für ihn die Hölle gewesen, ebenso wie der letzte Nachmittag. Das Fußballspiel hatten seine Jungs zwar gewonnen, aber er war absolut nicht bei der Sache gewesen. Und Robin? Der hatte wohl die ganze Zeit gewusst, dass mit ihm was nicht stimmte, aber sprechen hatte er erst Stunden später können. Jetzt kam er sich mies vor, dass er sich wegen dieser Trennung bei Robin ausgeheult hatte, das interessierte seinen Lover wahrscheinlich gar nicht wirklich. Und erst recht nicht, dass es ihm inzwischen wehtat.
 

Ken seufzte leise und schüttelte leicht den Kopf über sich selbst, sah an seine Hand wo der blasse Abdruck des Rings zu sehen war, den er seit 14 Jahren getragen hatte. Unglaublich... Und so endete es? Mit einer Ohrfeige und einem Brief? Er atmete tief durch und schaute wieder aus dem Fenster, zwang sich, an etwas anderes zu denken. Robin hatte ihn gestern Abend so schön aufgebaut, ihn im Arm gehalten und ihm zugehört. Und jetzt ließ er sich wieder so hängen. Nein.. Robin sollte das nicht gleich noch ein zweites Mal durchmachen müssen. Er richtete sich auf und begann den Frühstückstisch zu denken, damit alles fertig war, wenn der Schwarzhaarige kam.
 

Schon am frühen Morgen hatte Robin sich auf den Weg zu Ken gemacht, nachdem er seinem sehr verschlafen und ausgeglichen wirkenden Vater kurz mitgeteilt hatte, dass er außer Haus war. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er die Nacht bei seinem Geliebten verbracht, aber da hätte Brad ihn wohl eigenhändig erwürgt. So hatte er den Älteren schweren Herzens allein gelassen, ihm aber noch jede Menge SMS geschrieben, bevor er eingeschlafen war. Tief durchatmend stand er jetzt vor der Tür zu Kens Zimmer. Er wusste, dass er jetzt wieder sämtliche Kraft brauchen würde, um seinen Schatz zu trösten. Dann schüttelte er über sich selbst den Kopf, grinste schief, und klopfte leise.
 

Augenblicklich sprang Ken auf und öffnete die Tür. „Hey...“ Er zog Robin sanft zu sich und begrüßte ihn mit einem Kuss, der schöner nicht hätte sein können. Die Tür wurde zugestupst und langsam löste sich der Japaner wieder, lächelte sanft. „Schön, dass du da bist...“, sagte er leise und nahm Robin die Tüte ab, die er bei hatte. „Hast du noch gut geschlafen? Die paar Stunden, nachdem du plötzlich nicht mehr geantwortet hast?“ Er grinste und zwinkerte Robin zu, ließ sich aufs Bett fallen und ließ den einzigen Sessel im Zimmer, den er zu dem kleinen Tisch geschoben hatte, für Robin frei.
 

Der Junge nickte und lächelte schwach. "Ja, ich hab einigermaßen geschlafen, danke. Wie gehts dir, Schatz? Wieviel hast DU geschlafen?" Das war viel wichtiger für ihn. Robin erhob sich aus dem Sessel und setzte sich zu Ken auf das Bett, nahm ihn in die Arme und streichelte sanft über seinen Rücken. "Ist es sehr schlimm?", wollte er leise und mit einem intensiven Kratzen im Hals wissen.
 

Ken schmunzelte leicht. „Nein... es geht... Ich dachte zuerst, dass Schuldig mir fehlen würde... Aber er fehlt mir nicht mehr, als die letzten Wochen schon. Es ist vorbei... wir haben uns verändert.“ Er lächelte und strich Robin über die Wange. „Ich habe mich verändert... und nicht zum Schlechteren, wenn du mich fragst...“ Er lächelte und hauchte Robin einen weiteren Kuss auf. Robin hatte ihm die Augen geöffnet, hatte ihm klar gemacht was er alles haben konnte, wenn er es nur zuließ.
 

Skeptisch hob der Schwarzhaarige eine Augenbraue. So ganz glaubte er Ken nicht, denn dafür sah der Andere einfach ein wenig zu müde und abgespannt aus. Er deutete mit dem Kopf auf die Bettdecke. "Was hältst du davon, wenn du dich noch ein wenig hinlegst und ich dir Frühstück ans Bett bringe, dich massiere und dich einfach ein wenig bekuschle?" Das sagte er ohne Hintergedanken, denn er hatte so eine Ahnung, als wenn Ken jetzt und in der nächsten Zeit nicht sonderlich nach Zärtlichkeiten anderer Art wäre.
 

Und damit hatte Robin wohl nicht so ganz unrecht. „Nein... ich... Ich will nur essen und dann ein wenig an die Luft. Magst du ne Runde joggen gehen? Das Wetter sieht gut aus und... und ich brauch einfach ein wenig Bewegung... Sonst fällt mir hier noch die Decke auf den Kopf...“ Er lächelte ein wenig betrübt, aber ehrlich und lehnte sich leicht an Robin. „Auf die Massage kommen wir dann nach dem Joggen zurück, wenn es dir recht ist...“
 

Verstohlen schielte Robin an sich hinunter. Er war nicht wirklich darauf eingestellt gewesen, joggen zu gehen. Aber es sollte auch in Jeans möglich sein... "Klar!", erwiderte er munter. "Gehen wir joggen!" Aufmunternd lächelte er seinen Liebling an, knuffte ihn leicht in die Seite und verpasste ihm einen sanften Kuss auf die Wange. "Alles was du willst, damit es dir gut geht", flüsterte er Ken liebevoll ins Ohr, strich dabei sanft durch die braune Mähne.
 

„Alles..?“, schmunzelte Ken und zog sich Robin dann einfach auf den Schoß, bettete seinen Kopf an der schmalen Schulter und seufzte da. „Dann lass mich einfach vergessen, dass ich Schuldig geheiratet und Dai zu meinem Sohn ernannt habe....“, wisperte er. Sanft streichelte er Robin, griff dabei nach einer Scheibe von den schon belegten Broten und biss ab.
 

Robin legte seine Arme um seinen Schatz und lächelte ungesehen. "Ich werde dich vergessen lassen", versprach er leise. Oh ja. Und er war sich sicher, dass er das auch schaffen würde. Zwar vielleicht nicht sofort, aber mit der Zeit auf jeden Fall. Zärtlich kraulte er durch die weichen Haare und streichelte über Kens Hals.
 

Ken genoss das gemeinsame Frühstück mit Robin ungemein. Noch nie hatte er ein Frühstück so genießen können, zumindest kam es ihm so vor. Immer wieder küsste er Robin, verwickelte ihn in zärtliche, leidenschaftliche oder auch sehnsüchtige Küsse und vergaß dabei schon Mal, dass sie beim Frühstück saßen. Immer wieder fragte er sich, wieso er diesen Moment der Zweisamkeit nicht gleich nutzte, doch kurz darauf kam ihm dann auch die Antwort. Er wäre einfach nicht bei der Sache. Als er schließlich sein gesamtes Frühstück verputzt hatte, ließ er sich satt nach hinten aufs Bett fallen. „Puh... Das war gut. Danke, Robin...“, lächelte er und streichelte über den Rücken seines Liebsten.
 

Auch Robin genoss die Zeit, die sie einfach so zusammen verbringen konnten. Es war schon seltsam: jetzt, da er wusste, dass sich Ken von Schuldig getrennt hatte, pressierte es ihm gar nicht mehr so, mit Ken ins Bett zu gehen. Natürlich begehrte er den Älteren immer noch und freute sich wahnsinnig darauf, aber es war doch genauso schön, einfach nur mit ihm zu schmusen.

First time

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Hilferuf

30. Kapitel - Hilferuf
 

Am nächsten Morgen wachte Robin auf, weil sein Arm taub geworden war. Ein wenig desorientiert sah er sich um, bis er realisierte, dass er die Nacht tatsächlich mit seinem Schatz verbracht hatte und der nun auf seinem Arm lag. Und ihm schlagartig einfiel, was sie getrieben hatten. Bei der Erinnerung wurde Robin schon wieder rot und grinste schief vor sich hin, ehe er sich daran machte, Ken zärtlich und liebevoll wachzuschmusen.
 

Ken ließ ein leises Murren hören, blinzelte und musste dann leise schmunzeln. „Guten Morgen, Kleiner...“, murmelte er und strich durch das zerzauste schwarze Haar, fing kurz Robins Lippen zu einem Kuss ein. „Na..? Wie geht’s dir?“ Sanft streichelte er über Robins Hauch und seine strammen Pobacken und sah ihn fragend an.
 

Robin erwiderte hingerissen den sanften Kuss und lächelte dann. Ken sah ja nur noch süß aus, wenn er so verschlafen und verwuschelt war! Die Frage des Älteren aber war für den Jungen das Allergrößte. Er hätte nie gedacht, dass sich jemand so um ihn sorgen würde. "Mir geht es prima!", antwortete er nicht so ganz wahrheitsgemäß. Aber das leichte Ziehen in seinen Eingeweiden konnte man ja übergehen.
 

Ken nickte. „Das klingt gut... Aber bleib trotzdem liegen und schone dich etwas, ja?“ Er hauchte Robin einen Kuss auf die Stirn und zuckte dann zusammen, als ein Klingeln die angenehme Stille durchbrach. „Schock! Dein Handy?!“, fragte er und angelte etwas umständlich nach Robins Hose, aus der das Klingeln kam, reichte sie ihm. Wenn das jetzt wieder Brad war, dann würde er aber einen zuviel bekommen.
 

Robin brauchte gar nicht erst auf das Display zu sehen, um blass zu werden. Dafür kannte er den speziellen Klingelton viel zu gut. Er nahm das Handy entgegen und hielt es so, dass Ken die drei Worte sehen konnte, die aufleuchteten: Daisuke ruft an. Was der Andere von ihm wollte, konnte Robin sich denken. Mit zitternden Fingern schob er sein Handy auf und meldete sich so normal wie nur irgend möglich: "Hey, Dai! Guten Morgen!"
 

Ken gab keinen Laut von sich, hörte aber gleich darauf schon die verzweifelte Stimme seines Sohnes. „Robin... Ich... Ich dreh durch... Ken ist weg und... Und Dad dreht vollkommen durch... Ich... Ich brauch dich. Bitte... Können wir.. können wir uns treffen?!“

Ken schluckte hart, hörte das leichte Schluchzen vom anderen Ende der Leitung. Er schlug sich die Hand vor den Mund und seine Augen wurden feucht.
 

Robin schloss die Augen und atmete tief durch. Dann sah er Ken an, streichelte ihm beruhigend über den Arm, und antwortete Dai: "Ähm, ja, klar... Wo?" Das leichte Zittern seiner Hände setzte sich über den ganzen Körper fort. Er hatte die Entscheidung getroffen und musste sie nun durchziehen. Für sich und für Ken. Er konnte nur dafür sorgen, dass Dai nicht erfuhr, warum seine Welt zerbrach.
 

Ken schluckte. Ihm war, als wenn er Robins Plan an seinen Augen ablesen konnte. Für einen Moment konnte er nicht verstehen, wieso er Dai das jetzt antun wollte, doch auf der anderen Seite wäre es sonst einfach nur unfair. Er seufzte lautlos und hauchte Robin einen zarten Kuss auf die Schulter. „Ich... Ich bin auf unsrer Lichtung... Bitte.. Komm her...“, wisperte Dai zitternd und man konnte deutlich hören, dass er versuchte, die Tränen zurückzuhalten.
 

"Okay. Bis gleich!" Damit schob Robin sein Telefon zusammen und seufzte laut. Wieder traf sein Blick Kens Augen und er konnte nicht anders, als sich dem Älteren an den Hals zu werfen und ihn verzweifelt zu küssen. Schweren Herzens löste er sich von seinem Liebsten und ging ins Bad, um sich noch schnell den Geruch von purem Sex vom Körper zu waschen. Er schlüpfte in seine Kleider, gab Ken noch einen liebevollen Kuss und murmelte: "Ich komm nachher wieder, okay? Mach dir keine Sorgen..." Damit verließ er das Hotelzimmer und machte sich auf den Weg zur Lichtung. Jeder Schritt tat ihm weh und er wusste, er würde sich mächtig zusammen reißen müssen, um sich nicht zu verraten. Blieb nur zu hoffen, dass es ihm gelang...
 

Auch Ken ließ ein Seufzen vernehmen, lehnte sich an die Wand am Kopfende des Bettes und betrachtete das Bett gedankenverloren. Doch wirklich sah er es nicht. Nie hätte er erwartet, dass sein Auszug Dai so mitnehmen würde. Vielleicht hätte er es geahnt, wenn er darüber nur ein bisschen mehr nachgedacht hätte. Er seufzte leise und schaute wieder auf, als Robin aus dem Bad kam, lächelte knapp und nickte. „Tröste ihn...“, wisperte er noch leise und blickte Robin dann nach. Erneut seufzte er tief und schwer und schloss dann die Augen nachdenklich wieder.
 

Einmal mehr tief aufschnaufend kämpfte sich Robin durch das Unterholz zur Lichtung, ermahnte sich dabei zum wohl hundertsten Mal, sich nichts anmerken zu lassen, was ihn und Ken verraten konnte. Den leuchtenden blau-roten Fleck an seinem Hals hatte er nicht bemerkt... Die Hände zu Fäusten geballt und seine Nervosität niederkämpfend, machte er den letzten Schritt und trat auf die Lichtung
 

Dai sprang schon auf und schlang seine Arme um Robin. „Endlich... danke... ich...“ Sein Gesicht war vollkommen verheult, sein Körper zitterte und er sah aus, als wenn er nur die nächst besten Kleider gegriffen hatte und aus der Wohnung gestürzt war. „Robin... ich..“ er sah den Jungen an und wischte sich die Tränen weg, erstarrte dann aber, als er den Knutschfleck sah und das Herz wollte ihm stehen bleiben. DAS war er nicht gewesen. WER also hatte diesen nur allzu eindeutigen Fleck auf dem Hals SEINES Geliebten hinterlassen?
 

Für einen Augenblick schloss Robin die Augen, hatte sich dann wieder gefasst und umarmte seinerseits Dai. "Komm, ganz ruhig. Das wird alles wieder!", beruhigte er den Anderen wider besseres Wissen. Noch bemerkte er nicht, dass Dai zur Salzsäule erstarrt war und mit geweiteten Augen auf seinen Hals stierte. Deswegen lächelte er den Älteren auch erst einmal aufmunternd an.
 

Dai spannte sich hart an und seine Augen verengten sich. „Wo warst du?!“, fragte er hart und er dachte, gleich würde ihm der Boden unter den Füßen wegbrechen. „WO WARST DU?!“, brüllte er und drehte Robins Kopf ein Stück, stieß ihn dann ein Stück weg. „Willst du mich VERARSCHEN?!“
 

Unwillkürlich legte Robin eine Hand auf seinen Hals und traf zufälligerweise genau den Fleck, um ihn abzudecken. Obgleich er blass wurde, stieg üble Hitze in ihm auf. Mist! Da hatte Ken scheinbar ein wenig übertrieben... "Ich... Ich war..." ...bei Ken? ...nirgends? Nicht gut, gar nicht gut! Robin stellte sein Gestotter ein und zog statt dessen eine zornige Miene. "Das geht dich im Moment nichts an! ", fauchte er angriffslustig. "Du wolltest mich sehen, und ich bin hier. Alles andere ist doch grade egal!“
 

Dai keuchte überrascht auf. Es ging ihn also nichts an?! Na super. Genau DAS konnte er jetzt gebrauchen. „Du bist ein mieses Flittchen! Hast du die ganze Zeit nur mit mir gespielt? Es genossen, mir klar zu machen, dass ich mich verliebt habe?! Und die ganze Zeit mit irgendwem anders rumgemacht?! Du bist das Letzte! Verschwinde!! Geh mir aus den Augen, du verdammter Mistkerl!“ Er schnaufte und holte erst mal wieder Luft um dann gleich wieder loszubrüllen: „Ich wollte meinen Freund sehen! Aber du.. du... du besitzt die Frechheit, hier mit einem Knutschfleck von der Größe eines Golfballs aufzutauchen?! Verschwinde!“
 

Die Gesichtsfarbe des Jüngeren kam einem kalkweiß sehr nahe. SO sehr hatte Ken sich an ihm ausgetobt? Autsch! Doch Robin verdrängte die Erinnerung sofort und ging dazu über, nun ebenfalls etwas lauter zu werden. "Ich habe gar nicht mit dir gespielt! Ich hätte dir heute sowieso gesagt, dass es aus ist mit uns!", schrie er zurück. "Ja, ich habe mich in einen anderen verliebt, aber erst vor kurzem!“ Wieso rechtfertigte er sich eigentlich? Es war eine unumstößliche Tatsache und er war doch nicht schuld daran, dass es passiert war...
 

Verständnislos schüttelte Dai den Kopf. Das war wirklich das letzte. Er gab es auf, kämpfte nicht mehr gegen die Tränen an, die nun über seine bebenden Wangen rannen. „Schön... dann.. dann geh zu ihm...“ Dai schluckte und seine Augen blitzten wieder wütend auf, obwohl er vollkommen verzweifelt war. Von Anfang an war es ein Fehler gewesen. Nie hätte er sich auf eine Liebe wie diese einlassen sollen. „DU BIST GENAU WIE DEIN VATER!“, brüllte er und wandte sich ab, sank mit der Stirn gegen den Baum und lehnte sich haltsuchend dagegen. „Verdammt!“
 

Das war nicht nur unfair, es war auch nicht wahr. "ICH bin wie mein Vater?", brüllte Robin wutentbrannt zurück. "DU bist wie deiner! Du hast mich ebenso benutzt und ausgenutzt, dass ich in dich verliebt war, wie es dein Vater bei Ken gemacht hat! Aber jetzt ist..." Shit, da hatte er sich aber schön verplappert! Rasch biss Robin sich auf die Zunge und verstummte und betete, dass Dai seinen Versprecher nicht richtig deutete. Aber wo sie gerade beim Thema Väter waren... "Und bevor du über meinen Dad herziehst - frag deinen mal, wo er die letzten Nächte war! Frag ihn, von wem er sich hat durchficken lassen wie eine Straßenhure! Du wirst dich wundern!"
 

Wieder schluckte Dai hart. Was...? Was hatte... Doch er schüttelte leicht den Kopf, spürte wie ihm tatsächlich der Boden unter den Füßen wegglitt. Langsam ließ er sich zu Boden sinken, seine Knie knickten einfach weg und er krallte sich in die warme Rinde des Baumes. „Ken...“, wisperte er leise und Wut schäumte in ihm auf, als er schließlich begriff, was hier abging. „DU warst es!“, brüllte er und wirbelte herum, ohne sich zu erheben. „Es ist DEINE Schuld, dass er einfach gegangen ist! Statt mit uns zu reden! Du verdammter...“

Das war zu viel. Dais Augen blitzten dunkel auf und höllischer Schmerz jagte durch Robins Körper, riss die Blockade problemlos nieder. Das Beben wurde noch heftiger, als Dai die Erinnerungen fand und hart schleuderte Robin nach hinten ins Gestrüpp, ohne dass Dai ihn auch nur anfassen musste. „VERSDCHWINDE ENDLICH! Du verdammter Mistkerl! Bevor ich dich zerquetsche wie eine billige Schlampe es verdient hat! HAU AB!“
 

Es war nicht mehr nötig, dazu noch etwas zu sagen. Robin war klar, dass Dai jedes Detail gefunden hatte. Er hatte es vermasselt, und das mit Bravour. Ächzend richtete sich Robin wieder auf, konnte sich einen Moment kaum vor Schmerz auf den Beinen halten. Doch er zwang dieses Gefühl nieder und machte sich daran, die Lichtung zu verlassen. Allerdings schien das nicht zu gehen, ohne Dai noch einen allerletzten Schlag zu verpassen, sozusagen als Revanche für die Beschimpfung. Er wandte sich zu dem Orangehaarigen um, grinste abfällig und sagte zuckersüß: "Du solltest nach Hause gehen und packen. Freu dich, du wirst bald in einer wunderschönen Villa wohnen. Alles was dein Dad dafür tun musste, war wie eine Nutte die Beine breit zu machen! Sei lieber froh, dass Ken DAVON nichts weiß! Ihr habt ihn genug fertig gemacht! Alle beide!" Wieder wirbelte er herum und drängelte sich grob durch die Sträucher ins Freie.
 

Dai zitterte am ganzen Körper. Womit hatte er das verdient? Hatte er irgendwas verbrochen? Was sollte das? Die Tränen rannen weiter über seine Wangen und er krallte sich ins Gras unter sich, sah verzweifelt zu Robin auf und unterdrückte den Drang, diesen Kerl einfach auf grausame Weise sterben zu lassen. „Lass mich.. in Ruhe.. Verschwinde...“, wisperte er, zerbröckelte als Drohung einmal mehr Robins Mauer und wandte sich ab, lehnte sich an den Baum und starrte ins nichts. Das konnte alles nicht mehr war sein. Was Robin sagte, tat nicht nur weh, er wusste auch noch, dass es wahr war, und er wusste genau, von wem er da sprach. Nein... Nein, so würde er nicht weiter machen...
 

Erledigt, von Schmerzen gequält und auch verängstigt schlich Robin zurück in das Hotel zu Ken. Ohne anzuklopfen stieß er einfach die Tür auf und stolperte in den Raum. "Ich hab's vermasselt. Dai weiß Bescheid", flüsterte er, und jetzt begannen auch Tränen über sein Gesicht zu rollen. Verzweifelt sah er seinen Geliebten an und fühlte sich so schwach wie schon lange nicht mehr
 

Ken hatte sich inzwischen angezogen, rutschte nun aber hinter Robin und legte die Arme um ihn. Er wusste Bescheid? Er wusste Bescheid... Ken schluckte hart und schloss die Augen. Damit hatte er Dai dann jetzt wohl ebenfalls verloren und wahrscheinlich war es nur eine Frage der Zeit, bis auch Schuldig davon Wind bekam. Ein Beben ging durch seinen Körper und eine Gänsehaut wie nicht von dieser Welt kroch ihm über den Leib. Er drückte Robin dichter an sich, küsste ihn auf die Schulter und unterdrückte sein eigenes Zittern. „Dann.. dann ist es.. jetzt so...“, wisperte er leise, um Robin und auch sich selbst irgendwie ein wenig zu beruhigen.
 

Instinktiv lehnte sich Robin an seinen Liebsten. Die Nähe zu Ken gab ihm Mut und Zuversicht. "Es wird hart werden... Aber wir schaffen es." Das zumindest stand glasklar vor seinen Augen. Ihre Liebe würde siegen. Allmählich beruhigte sich der Schwarzhaarige wieder, das hysterische Beben ließ langsam nach. Er wandte den Kopf ein wenig, um Ken aus den Augenwinkeln anzusehen.
 

Doch Ken sagte dazu nichts, gab nur ein leichtes Nicken. Immer deutlicher wurde ihm, dass Dai ihn hassen musste. 17 Jahre... Er liebte Dai wie seinen eigenen Sohn, und das Wissen, dass er ihn nun hassen musste... Er schauderte wieder und schluckte, öffnete langsam die feuchten Augen und zwang sich zu einem Lächeln. „Klar... natürlich werden... wir das schaffen...“

Nur wie weit Ken es verkraften würde, Schuldig und Dai für immer zu verlieren... Prompt wurde ihm klar, was Schuldig denken würde, wenn er davon erfuhr. Er würde denken, dass Ken sich einfach liebend gerne einen jüngeren gesucht hatte – einen viel jüngeren. Er schloss die Augen wieder und atmete tief durch.
 

Robin ahnte, was in seinem Geliebten vor ging. "Er war nie wirklich dein Mann", flüsterte er mit einem dicken Kloß im Hals. "Er hat mit Dad geschlafen, bevor du überhaupt gegangen bist... Sie sind wieder zusammen. Er hat schnell Ersatz gefunden, Ken..." Er wollte seinem Schatz nicht weh tun, ganz sicher nicht, aber er wollte auch nicht zulassen, dass Ken ab jetzt immer einem Schatten hinterher jagte und somit von Anfang an zerstörte, was sie sich aufbauen konnten.
 

Ken blieb das Herz stehen und er starrte Robin an. Sein Denken raste und er schüttelte den Kopf. „Selbst wenn...“, sagte er mit bebender Stimme. „Er war sehr wohl mein Mann, Robin. Sag so was nicht!“ Dennoch tat es weh. Er löste sich von dem Jüngeren und erhob sich. Wieso, wusste er nicht. Er schritt ein wenig durchs Zimmer, wusste nicht wohin mit seinen Händen und griff schließlich zur Wasserflasche, ließ sich wieder auf dem Bett nieder und senkte den Blick auf die Flasche. „Es gab eine Zeit... Da hat er mich mehr geliebt als alles andere... Und ich ihn ebenfalls...“ Er wischte sich eine Träne weg, schüttelte den Kopf und trank ein paar Schlucke. „Menschen verändern sich. Jetzt ist es wohl alles... einfach nur noch eine... Erinnerung...“
 

Es tat Robin mehr weh als alles andere, Ken so zu erleben. So erschüttert und verzweifelt. Als der Ältere wieder auf dem Bett saß, robbte sich der Junge an ihn heran, nahm seine Hände und sah ihm in die Augen. In Robins eigenen Iriden standen wieder die Tränen und verwuschen das sonst so intensive Braun. "Ich liebe dich, Ken", brachte er mühsam heraus. Was er seinem Schatz sagen wollte, war wohl das Schwerste, das er je in seinem gesamten Leben sagen würde. "Ich liebe dich so sehr, dass ich nur will, dass du glücklich bist. Und wenn du meinst, du kannst das mit mir nicht sein, sondern mit Schuldig, werde ich mich zurück ziehen. Geh zu ihm, wenn du willst, und versuche zu retten, was noch zu retten ist..." Das Wasser perlte nun silbern über seine Wangen, aber er meinte jedes Wort todernst.
 

Ken zwang sich wieder zu einem leichten Lächeln und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß, Robin... Ich liebe dich auch... aber... auch wenn ich die beiden nie verlieren wollte... wäre es Unsinn, den Versuch zu starten, es wieder Grade zu biegen. Ich.. habe mich entschieden... und das ist offenbar der Preis dafür.“ Er drückte Robins Hände leicht, zog ihn dann dichter an sich und schloss die Arme um ihn. „Und ich habe... den Preis bezahlt... weil ich weiß.. dass du mir gut tust und... dann... dann ist es jetzt so...“ Ja.. Jetzt war es so und ändern lassen würde sich nichts mehr. Erst recht wenn Schuldig... mit Brad... er brach den Gedanken ab. Er hatte sie verloren – alle beide. Und das für eine Liebe, von der er nicht mal wusste, ob sie eine Zukunft haben konnte, für eine Liebe, die ihm einfach gut tat. Doch er sagte das nicht, auch aus seinen Gedanken verbannte er es so gut wie möglich wieder und vergrub das Gesicht an Robins Hals.

Einladung

31. Kapitel - Einladung
 

Ein paar Tage später trabte Robin schwungvoll die Treppe hinunter, pfiff eine fröhliche Melodie vor sich hin. Ken erwartete ihn, damit sie zusammen die kleine Wohnung einrichteten, die der Ältere inzwischen gefunden hatte. Robin warf einen raschen Blick in die Küche, in der sein Vater eben frühstückte - und durch ein Wunder ausnahmsweise mal dabei allein war. "Ich bin weg, Dad", rief er in den Raum, winkte vergnügt, und wollte sich vom Acker machen.
 

Brad hob die Brauen und richtete sich auf. „Moment mal, Robin!“, rief er und trat auf den Flur, konnte seinen Sohn grade noch davon abhalten, einfach nach draußen zu verschwinden. „Wo willst du schon wieder hin? Du bist in letzter Zeit fast nie Zuhause. Ferien hin oder her. Was ist mit dem Ferienjob, von dem du versprochen hast, dass du ihn dir suchst?“ Brad sah nicht sauer aus oder dergleichen, hinderte Robin aber weiter daran, einfach abzuhauen, indem er sich gegen die Haustür lehnte und den Kleineren interessiert musterte. „Außerdem hast du, seit du hier bist, noch nicht eine Runde auf deinem Motorrad gedreht... Was ist los mit dir?!“
 

Oh shit! Robin hielt sich davon ab, verlegen auf den Boden zu starren und setzte sein gewinnendstes Lächeln auf. "Statt dem Ferienjob helfe ich dir doch!", verteidigte er sich. "Und für das Motorrad brauch ich noch mehr Fahrstunden. Du willst doch nicht, dass mir was passiert, nur weil ich die Maschine nicht gut genug beherrsche, oder?" Die Zeit brannte ihm unter den Nägeln und er konnte ein Gespräch mit seinem alten Herrn nun gerade wirklich nicht gebrauchen. "Dad, ich hab's eilig. Lass mich bitte durch!"
 

Brad musste lachen und nickte. „Ja.. Hast du wohl recht...“, sagte er. Seit der Sache mit Schuldig war er viel entspannter und nachgiebiger geworden. Trotzdem ging er diesmal nicht einfach aus dem Weg, um seinen Sohn machen zu lassen. „Sicher lass ich dich durch. Wenn du mir sagst, wo du hingehst und wer dir plötzlich wichtiger ist als mein freier Tag, von dem wir vorgestern noch gesagt haben, dass wir ihn gemeinsam verbringen...“ Er zog eine Braue hoch und schmunzelte bei dem leicht verdatterten Gesicht Robins abermals leicht.
 

Das hatte er komplett vergessen! Verdammt noch mal! Fieberhaft überlegte sich Robin eine plausible Erklärung, beschloss dann aber, seinem Vater zumindest die halbe Wahrheit zu präsentieren. "Ich habe einen neuen Freund, mit dem ich mich treffe, Dad", gestand er leise und konnte nicht verhindern, wieder einmal verlegen rot zu werden.
 

Brad hob entzückt die Brauen. „Tatsächlich? Nicht zufällig dieser... dieser Kerl aus Venedig... Wie hieß er doch gleich?“ Zumindest schien das der Einzige zu sein, der Brad grade so spontan einfiel. „Vielleicht nehmen wir ihn heute Abend mit zum Essen?!“
 

Robin wurde noch eine Spur dunkler. "Äh, nein, nicht Mizuki", meinte er schnell. "Und es ist keine so gute Idee, ihn zum Essen einzuladen. Er... Er ist so schüchtern!" Herr im Himmel, das stank ja förmlich nach Ausrede!
 

Und genau so sah Brad das auch und seine Miene wurde von Sekunde zu Sekunde skeptischer. „Robin... wenn es Dai ist, sag es einfach...“ Zwar konnte er sich nicht vorstellen, dass sein Sohn sich noch mal auf den jungen Telepathen eingelassen hatte, nachdem er so fertig wegen ihm gewesen war, aber es konnte schließlich sein.
 

Wenn es sich um Dai handeln würde, hätte Robin im Moment wohl keine Probleme, das zu sagen. "Dad, mit Dai ist Schluss." Kurz zog ein schwarzer Schatten über Robins Gesicht, als er an die letzte Begegnung mit dem Telepathen dachte. "Sein... Sein Name ist Ken." Das zu verraten konnte nicht so schlimm sein, immerhin war das ein sehr häufiger Name. "Kann ich jetzt bitte gehen?"
 

Brad seufzte nur und löste sich von der Tür. Doch als ihm klar wurde, wie groß die Chance war, dass... Kaum hatte Robin die Tür einen Spalt geöffnet, lehnte sich Brad mit einem Ruck wieder dagegen, sodass sie fast schon zuknallte, und starrte seinen Sohn an. „Sag mit _bitte_, dass es sich nicht um Schuldigs Ken handelt!“, sagte er scharf und fast schon mit einem Flehen in den Augen.
 

Robin biss sich auf die Unterlippe und starrte nun doch zu Boden, während sein Gehirn auf Hochtouren raste. Er war immer dagegen gewesen, seinen Vater anzulügen. Jedenfalls bis Dai gekommen war. Aber Dai war Geschichte. Zudem bemerkte er, dass er schon zu lange schwieg, um jetzt noch eine plausible Ausrede zu finden. Also hob er den Kopf wieder und sah den Älteren herausfordernd an. "Und wenn schon?“
 

„Robin... bitte... Rede nicht in dem Ton mit mir“, seufzte Brad und fuhr sich übers Gesicht. Also doch. Er schob mit Daumen und Zeigefinger die Brille hoch und massierte sich leicht das Nasenbein, dachte einen Moment drüber nach. „Denkst du nicht, dass er ein bisschen alt für dich ist?“, fragte er nach einer Weile ruhig.
 

"Nein, finde ich jetzt nicht", konterte Robin stur und widerspenstig, blickte aber weiter seinem Vater fest in die Augen. "Ich liebe ihn, er ist einfach toll. Es ist mir egal, wie alt er ist. Ich fühle mich bei ihm wohl." Verstohlen schielte er auf die Uhr. Er würde wohl doch sein Motorrad nehmen müssen, um es noch rechtzeitig zu seinem Schatz zu schaffen, wenn das hier noch lange dauern würde...
 

Brad musterte seinen Sohn und seufzte dann wieder. „Weiß Schuldig davon?“, fragte er dann und zog eine Braue hoch, hoffte doch schwer, dass das nicht noch zu größeren Problemen führen würde.
 

"Ich weiß es nicht", gab Robin ehrlich zurück. "Dai weiß es. Dad, du hast mir in Venedig gesagt, du tust alles, was dir möglich ist, damit ich glücklich sein kann. Jetzt kannst du das zeigen und es kostet noch nicht mal was. Lass mich einfach mit Ken zusammen sein. Du hast doch jetzt auch den, den du immer wolltest." Eigentlich ließ sich Robin nur ungern herab, so zu betteln, aber hier ging es um Ken.
 

Brad zwang sich zu einem kurzen Lächeln und sah Robin eine Weile schweigend in die Augen. „Habe ich irgendwas dagegen gesagt? Oder habe ich nur Fragen gestellt?!“ Er strich Robin kurz durchs Haar, löste sich dann aber wieder von der Tür. „Ich will, dass du ihn zu uns zum Essen einlädst. Ob heute oder nächste Woche ist mir egal. Aber du wirst ihn mitbringen – wenn ich DA bin.“ Er seufzte noch mal und schüttelte leicht den Kopf, trat seinem Sohn dann ganz aus dem Weg. „Und spätestens um zwölf bist du heute zu Hause. Sonst wird dir in den nächsten Wochen der Kragen platzen vor Arbeit...“ Er zwinkerte noch kurz und verschwand dann wieder in der Küche.
 

Ungläubig blinzelte Robin hinter seinem Vater her. Wow, was war DAS gerade gewesen? Doch jetzt war nicht die Zeit, sich Gedanken über seltsames Verhalten zu machen. Mit einem Griff riss er seinen Schlüssel vom Haken, stürmte in die Garage und startete sein Motorrad. Mit durchdrehenden Reifen schoss er auf die Einfahrt. Ken... Er musste ihn überreden, heute Abend mit ihm mitzukommen.
 

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„Da bist du ja endlich...“ Ken grinste breit als Robin den Helm abnahm und trat auf ihn zu, küsste ihn sanft. Er hatte unten schon auf seinen Liebling gewartet und zupfte nun sein Haar wieder zurecht. „Ein Käffchen und dann machen wir uns auf den Weg?“, fragte er und zog Robin auch schon hinter sich her ins Haus und in die kleine leere Wohnung. Auch wenn es hier noch so ziemlich gar nichts gab, so hatte er wenigstens eine Kaffeemaschine und die verkündete grade mit einem Röcheln, dass der Kaffee fertig war.
 

Nur zu gern ließ Robin sich mit Ken mitziehen und überfiel ihn in der Wohnung erst einmal mit einem stürmischen Kuss. Kaffee war gut, etwas anderes wäre jetzt allerdings besser gewesen... Was ihn auch gleich wieder an seinen Auftrag erinnerte. "Du, Schatz...", begann er leise, als er hinter seinem Liebsten stand und ihm die Hände locker auf die Hüften legte. "Mein Dad... weiß bescheid. Und ich soll dich heute Abend zum Essen mitbringen", fiel er gleich mit der Tür ins Haus.
 

Ken zuckte schon bei dem ersten Satz leicht in sich zusammen. Er wusste bescheid? Ken schluckte hart, als er hörte, dass er nun auch noch mitkommen sollte. „Ich... was?!“ Langsam drehte er sich um, hielt die Tassen in den Händen und reichte Robin seine. Er lächelte nervös und grinste dann. „Du willst mich verarschen, oder? Du hast es ihm erzählt und das erste, was ihm einfällt, ist mich zum ‚Essen’ einzuladen?!“ Ohje... Entweder wollte Robin ihn hier grade mächtig verarschen oder er würde diesen Tag nicht überstehen.
 

"Ich verarsch dich nicht!" Robin runzelte die Stirn. "Er hat es ziemlich locker aufgenommen. Wieso hast du eigentlich so Panik vor Dad?" Im Nachhinein wunderte sich Robin schon auch über die Reaktion seines Vaters, aber er sah den Grund eher in der reichlich leidenschaftlichen Verbindung zu Schuldig, der inzwischen ständig in der Villa war. Robin machte sich schon jeden Tag darauf gefasst, bald auch Dai zu Hause über den Weg zu laufen.
 

Ken seufzte resigniert. Robin wusste von all dem gar nichts? Er trank einen großen Schluck aus seiner Tasse und verbrühte sich dabei fast die Speiseröhre. „Dein Vater und ich.... Wir können einfach nicht sonderlich gut miteinander. Und das hat nichts mit Schu zu tun!“, sagte er dann hastig und hoffte, dass das seinem Kleinen als Erklärung reichte. „Ich kann dir nicht mehr erzählen, Robin. Das steht mir einfach nicht zu...“ Schließlich konnte er Robin nicht auf die Nase binden, dass sein Vater und er schon oft genug in einem Kampf um Leben und Tod die Nacht unsicher gemacht hatten.
 

Hoffnungsvoll sah Robin seinen Liebsten an. "Das kann sich doch geändert haben", erklärte er. "Ich meine... Vielleicht hat er gar nichts mehr gegen dich. Und außerdem bist du doch mein Freund, der Mann, mit dem ich leben will. Das muss er akzeptieren." Er lehnte sich leicht gegen den Älteren. "Komm mit. Und wenn es nichts ist, gehen wir einfach wieder." Solange Schuldig nicht auch anwesend war...
 

Wieder musste Ken schlucken und sah in die geliebten Augen. Dann zog er Robin zu sich heran und küsste ihn leidenschaftlich und liebevoll. All seine Gefühle versuchte er in den Kuss zu bringen, bevor er sich langsam löste und Robin wieder ansah. „In Ordnung... Wenn du es dir so sehr wünschst...“, murmelte er und zwang sich wieder zu einem leichten Lächeln. Schon jetzt hatte er Angst, was wohl geschah, wenn er diese Villa betreten und Brad gegenüberstehen würde. „Ich kann dir aber nicht versprechen, dass ich da lebend wieder rauskomme, Hübscher“, zwinkerte er dann. „Dein Vater wird mich wohl lynchen... Einen anderen Grund kann ich mir nicht vorstellen, wieso er mich einladen könnte.“
 

Das brachte Robin zum Lachen. "Dad kann keiner Fliege was zuleide tun. Er wird dich nicht lynchen. Ich glaube, er will sich nur überzeugen, dass alles in Ordnung ist, wenn ich mit dir zusammen bin. Sonst hätte er mich doch auch nicht herkommen lassen." Von sich aus eroberte er die Lippen seines Schatzes zu einem zärtlichen Kuss, seine Hände glitten zu der breiten Brust und blieben dort liegen.
 

Ein leises Seufzen von Seitens Ken stahl sich in den Kuss – halb genießend, halb wehleidig. Robin wusste also absolut nichts von der Vergangenheit seines Vaters. Doch er ließ sich nichts anmerken, sondern erwiderte den zärtlichen Kuss liebevoll. „Also gut....“, wisperte er leise gegen die Lippen. „Aber ich... habe keine Eltern, die ich dir vorstellen kann...“, grinste er schließlich wieder und schlang den freien Arm um Robins Taille, zog ihn noch ein kleines Stückchen näher.
 

"Die wären sicher auch total schockiert", lachte Robin neckend, wurde aber gleich wieder ernst. "Fehlen dir deine Eltern?", erkundigte er sich und merkte einmal mehr, dass er so rein gar nichts über Ken wusste. Außer, dass er ihn abgöttisch liebte und unendlich scharf auf ihn war.
 

Ken stockte etwas. „Ehm... klar. Manchmal schon“, sagte er und zuckte mit den Schultern. Doch DAS war ein Thema, das nun nicht auch noch auf seine Stimmung schlagen sollte. „Na komm... Lass uns los. Du musst mir noch helfen beim Bett aussuchen. Da konnte ich mich noch nicht entscheiden...“ Er lächelte, küsste Robin auf die Stirn und stellte seine Tasse weg. „Wir haben noch knappe vier Stunden, dann kommen die Möbelpacker zum Wohnung einräumen. Bis dahin brauche ich ne vollständige Einrichtung.“
 

Ein recht unverschämtes Grinsen huschte über das Gesicht des Jungen. "Bett ist ganz wichtig", bestätigte er mit einem versauten Unterton, packte Kens Hand und zerrte ihn aus der Wohnung. Er würde kein Bett für seinen Lover aussuchen, sondern eine Spielwiese, nahm er sich vor. Die sie vielleicht auch gleich einweihen konnten...
 

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Ken hatte den Tag echt wunderbar genießen können. Erst recht den ersten Teil des Abends, als die Wohnung eingerichtet und eingeräumt war. Egal wie erledigt sie beide waren, sie hatten es tatsächlich noch hinbekommen, das riesige Bett einzuweihen. Doch jetzt, da er sich auf sein Motorrad schwang, um hinter Robin herzufahren, wurde ihm doch recht mulmig. Er hatte keine Ahnung, was genau auf ihn zu kam, doch es konnte unmöglich ein gemütliches Essen zu dritt sein. Er gab Robin ein Zeichen, dass er bereit war, und klappte sein dunkles Visier nach unten, raste seinem Freund dann auch schon hinterher.
 

Entspannt und sehr zufrieden steuerte Robin durch den Verkehr und lotste Ken zu seinem Zuhause. Vor dem breiten Portal stellte er sein Bike ab, stieg ab und riss sich den Helm vom Kopf. Er lächelte seinen Schatz an und zwinkerte ihm zu. Nach diesem Auftakt des Abends konnte das Treffen doch nur gut werden - auch wenn er kaum sitzen konnte. Robin nahm Kens Hand und lief die breiten Stufen nach oben, stieß die schwere Flügeltür auf und rief in die Stille: "Dad, wir sind da!"
 

Ken schlug das Herz bis zum Hals und er klammerte sich leicht an Robins Hand und an den Helm unter seinem Arm. Bemüht lässig trat er mit seinem Liebsten ein, löste sich dann aber von dessen Hand und legte seinen Helm bei Seite. Dann gefror ihm auch schon das Blut in den Adern, als der großgewachsene Amerikaner aus dem Wohnzimmer kam.

„Zum Essen seid ihr spät dran...“, sagte er und richtete dabei den Blick auf Ken, der hart schluckte. „Hey du...“ Er wuschelte Robin kurz durchs Haar und richtete die Helmfrisur so wieder etwas.
 

"Du willst uns doch nicht verhungern lassen, Dad!", protestierte Robin sofort, schnappte sich wieder Kens Hand und zog ihn mit sich in die Küche. Nachdem er ihn auf einen Stuhl gedrückt hatte, verpasste er ihm vor den Augen seines Vaters erst einmal einen liebevollen Kuss, wandte sich dann an seinen Erzeuger. "Was hast du denn gegessen?"
 

Ken erwiderte den Kuss etwas zögerlich und schielte dann wieder zu Brad. „Ich habe beim Griechen bestellt“, sagte der Amerikaner und nahm zwei große Tüten von der Anrichte, stellte sie auf den Tisch und ließ sich auf seinem Stammplatz nieder, musterte Ken dabei durchdringend. „Lasst es euch schmecken...“ Ken lief ein Schauer über den Rücken. Für seine Verhältnisse war der Schwarzhaarige doch ein wenig ZU freundlich. Ob das nur an Robins Anwesenheit lag?
 

Strahlend lächelte der Junge zuerst seinen Dad und dann seinen Lover an, stand auf und deckte den Tisch für alle drei. "Du isst doch noch mal mit?", erkundigte er sich bei seinem Vater, packte dann die Speisen auf die Teller. Als er wieder am Tisch saß, griff er nach Kens Hand und streichelte sie zärtlich. "Bist du jetzt zufrieden?", fragte er seinen alten Herrn mit einem glücklichen Funkeln in den Augen. Die Anspannung der beiden Männer zog völlig an ihm vorbei.
 

Ken seufzte wieder leise, ließ seine Hand aber von Robin streicheln und erwiderte das ganze ein wenig mit dem Daumen.

„Zufrieden ist relativ...“, schmunzelte Brad und nickte den beiden kurz zu, begann dann zu essen. Ohja... zufrieden war wirklich relativ. Aber er wusste genau, dass er mit einem Verbot sicher nicht gegen diese Beziehung an kommen würde. Er würde das entweder anders regeln müssen, oder aber sich einfach damit abfinden. „Was sagt Schuldig eigentlich zu euch beiden?“, fragte er dann grade heraus und sah Ken so fest an, dass dem Japaner gleich wieder jedes Wort im Halse stecken blieb und er den Mund nur öffnen und wieder schließen konnte.
 

Robin warf einen raschen Blick zu Ken und blitzte dann stirnrunzelnd seinen Vater an. Was sollte das denn jetzt? Ehe Ken antworten konnte, erwiderte er kühl: "Er wird wohl kaum die Zeit haben, etwas zu sagen, oder? Er ist schließlich sehr beschäftigt damit, für dich die Beine breit zu machen." Er würde sich hier sicher nicht den schönen Abend mit Ken durch die Erinnerung an Schuldig kaputt machen lassen.
 

Brad hob die Brauen und sah seinen Sohn streng an. „Pass auf, wie du mit mir redest, Robin!“, knurrte er leise und seine Augen blitzten feindselig auf. Dass er Ken damit noch einmal mehr Angst machte, war ihm vollkommen egal. „Er weiß es noch gar nicht, richtig? Er weiß gar nicht, dass du ihn für Robin verlassen hast? Für meinen Sohn und den Ex seines Sohnes? Für ein Kind!!“ Er ließ ein abfälliges Lachen vernehmen und richtete sich auf. Nun war ihm der Appetit wirklich vergangen. Dass der Telepath in spätestens einer halben Stunde hier auf der Matte stehen würde, erwähnte er allerdings nicht.
 

"Das war ja wohl ein klein wenig anders!", giftete Robin augenblicklich und warf sein Besteck auf den Tisch. "Und außerdem bin ich verdammt noch mal kein Kind mehr! Ich bin sechzehn!" Er ähnelte in seiner Mimik mehr seinem Vater, als er ahnen konnte.
 

Doch nun war es Ken der sich erhob. „Nein, Robin... Im Grunde war es genau so“, sagte er leise und sprach somit das erste Mal, seit er hier war. Er atmete tief durch und sah Brad an. „Zumindest für Außenstehende wird es wohl immer so sein. Ich liebe ihn. Ich liebe Robin und wenn du damit nicht zurecht kommst, dann ist das dein Problem, Brad.“ Seine Stimme zitterte, ebenso wie seine Beine. Und Ken war sich sicher, wenn Robin jetzt nicht hier wäre, dann wäre er ein toter Mann. Er war eine dumme Idee gewesen, sich auf dieses Treffen einzulassen, doch hinterher war man ja bekanntlich immer schlauer. „Ich sollte jetzt gehen.“ Er beugte sich zu Robin und küsste ihn sanft. „Tut mir leid, Süßer...“, wisperte er leise, damit Brad es nicht hören konnte.
 

Entgeistert starrte Robin Ken hinterher. Es war also doch seine Schuld gewesen... "Was sollte das, Dad? Du hast, was du wolltest, also lass mich und Ken in Ruhe!" Damit sprang er auf und rannte hinter seinem Geliebten her. Wenn der ging, wollte er auch nicht hier bleiben.
 

Ken schluckte immer wieder hart. Grade hatte er sein Motorrad erreicht, da hörte er, wie Robin ihm folgte. „Nicht...“ Er hielt den Jüngeren davon ab, sein eigenes Motorrad zu besteigen und zog ihn sanft zu sich. Einen Moment herrschte Schweigen, dann lächelte Ken sanft. „Fahr bei mir mit...“, bat er dann leise. Er wollte Robin jetzt am liebsten nah bei sich haben, denn jetzt stand sein Entschluss fest. Robin musste erfahren, was damals alles vorgefallen war – und dass sein Vater durchaus in der Lage war einer ‚Fliege’ was zu Leide zu tun.
 

Der Jüngere nickte nur, setzte sich hinter Ken auf das Motorrad und schlang sofort die Arme fest um ihn. Mit seinem ganzen Körper kuschelte er sich dicht an seinen Liebsten, verzog dabei immer wieder ungesehen das Gesicht. Wieso hatte sein Vater so überzogen reagiert? Warum gönnte er ihm das hier nicht? Und wieso hatten die beiden Probleme miteinander? In seiner Wut dachte er nicht einmal daran, dass er sich die Antworten locker holen konnte... Statt dessen wuchs sein Zorn. Sowohl auf Brad als auch auf Ken. Beide hatten ihn belogen, wenn es bei Ken sicher nur aus Liebe geschehen war...
 

Die Fahrt war viel zu schnell zuende und viel zu schnell waren die beiden oben in Kens neuer gemütlicher Wohnung. Der Mann seufzte leise, als er seine Kluft ablegte und den Helm bei Seite packte. „Es tut mir leid, Schatz. Ich wollte uns den Abend nicht verderben, aber...“ Er atmete tief durch und half Robin aus seiner Jacke, hängte sie dann ebenfalls weg. „Komm...“

Sanft nahm er den Jüngeren bei der Hand und schüttelte den Kopf. „Es war eine blöde Idee. Ich hätte nie mitkommen sollen.“ Langsam ließ er sich auf der neuen Couch nieder und zog Robin gleich auf seinen Schoß. „Hör zu... Brad und ich.... und Schuldig wir haben alle eine...eine gemeinsame Vergangenheit, auf die wohl keiner von uns wirklich stolz ist. Nagi und Farfarello gehören auch dazu und...“ Ken schüttelte leicht den Kopf über sich selbst und sein Gestammel.
 

Mit gerunzelter Stirn hörte der Schwarzhaarige dem Älteren zu und hatte so überhaupt keine Ahnung, was Ken sagen wollte. Gemeinsame Vergangenheit? Mit Nagi und dem Iren? Und immer wieder fragte er sich, warum Ken behauptet hatte, er hätte sich nicht wegen ihm von Schuldig getrennt...
 

Sanft streichelte Ken durch das weiche Haar seines Liebsten. Dann zog er ihn in einen langen und intensiven Kuss hinein, streichelte über den schlanken Rücken und seufzte leise in den Kuss. „Ich will... dass du das alles weißt, wenn du es wissen möchtest. Eigentlich liegt es nicht nur bei mir, aber... wenn du eine Erklärung für das Verhalten deines Vaters willst, für mein Verhalten ihm gegenüber...dann... dann schau dir ein, was vor gut 20 Jahren noch los war. Ich...“ Langsam schob Ken sein Shirt ein Stück hoch und strich über die Narbe an seiner Seite. „Dann findest du auch die Wahrheit über diese Verletzung...“ Als Robin ihn das erste Mal deswegen gefragt hatte, hatte er sich mit einem Unfall rausgeredet, aber nur weil er Robin ja schlecht hatte sagen können, dass Brad ihn da angeschossen hatte.
 

Robin schloss die Augen, konzentrierte sich auf Ken, ließ sich vom Zeitstrom in die Vergangenheit tragen. Als er Bilder fand, die er nie hatte sehen wollen, keuchte er entsetzt auf, Tränen schwammen in den braunen Augen, die blicklos auf einen weit entfernten Punkt gerichtet waren. "Warum?" kam es schwach über seine Lippen.
 

Ken hielt seinen Liebsten die ganze Zeit dicht bei sich, küsste ihn und wisperte immer wieder, wie sehr er ihn liebte. Er wusste nicht, ob Robin ihn in diesem ‚Zustand’ überhaupt hören konnte, doch er musste es ihm einfach immer wieder sagen. „Robin... Ich...“ Er wusste absolut nicht, was er sagen sollte, und nun schwammen auch in seinen Augen die Tränen. „Im Grunde hatten wir alle... keine Wahl mehr. Aus diesem Leben rauszukommen war immer.. so gut wie unmöglich. Ich.. verstehe heute noch nicht, wie wir es schließlich doch alle geschafft haben.. aber... aber keiner von uns – da bin ich sicher – ist stolz darauf. Und keiner von uns hat je davon gesprochen seit... Seit Dai da war und alles zu Ende gegangen ist. Wir haben die Chance auf ein neues Leben bekommen. Aber trotzdem.. sind da immer Dinge die einem nachhängen, die man nicht vergisst.“
 

"Das ist so lange her...", flüsterte Robin. "Und ihr hattet alle keinen Grund, euch auch im Privatleben zu hassen..." Nein, dass sein Vater mit Ken auch jetzt noch nicht klar kam, hatte weniger bis nichts mit den gegnerischen Gruppen zu tun. Das war einzig und allein Schuldigs Schuld. Deswegen hasste sein Vater seinen Geliebten noch immer, so wie er den Telepathen noch immer liebte. Und jetzt hatte der Braunhaarige dem Amerikaner wieder etwas genommen, das er liebte... Er sah Ken ernst an. "Ich geh nicht mehr nach Hause", schniefte er und klammerte sich an seinen Lover. "Ich bleibe bei dir."
 

Ken musste minimal lächeln und schüttelte den Kopf. „Robin... Du musst zurück. Dein Vater liebt dich und du liebst ihn auch, das weiß ich. Und... und irgendwann wird es sich vielleicht alles legen, wenn er merkt, dass er nichts dagegen tun kann... nichts gegen uns tun kann.“ Sanft hob er Robins Kinn an und lächelte liebevoll. „Bitte. Lass deinen Vater nicht alleine, nur weil er mich nicht ausstehen kann... Sonst wirst du es irgendwann bereuen, hörst du?“
 

Das war nicht die Antwort, die sich Robin erhofft oder erwartet hatte. Ihn überkam eine Ahnung, was zu Hause in der nächsten Zeit auf ihm zu kommen würde - und um ehrlich zu sein, hatte er Angst davor. "Hältst du zu mir?", flüsterte er stockend und klammerte sich an seinen Schatz. Ohne Ken würde er die nächste Zeit nicht überstehen... Dann fiel ihm die nächste Frage ein: "Wieso hast du Dad gesagt, du wärst wegen mir gegangen?"
 

„Natürlich halte ich zu dir...“, wisperte Ken leise und schloss die Augen. Er drückte Robin dicht an sich und küsste ihn auf die Schläfe, atmete dann tief durch und suchte nach der richtigen Antwort. „Weil ich... den Streit beenden wollte... Er würde es anders ja doch nicht verstehen. Und es geht ihn nicht an was alles vorgefallen ist.“ Er öffnete die Augen und sah Robin mit einem warmen Lächeln an. „Außerdem ist da auch Wahrheit dran. Wenn du nicht gewesen wärst... hätte ich mich wohl nie gegen den Terror aufgelehnt. Ich hätte es... wohl einfach immer weiter über mich ergehen lassen und hingenommen.“ Er lächelte noch ein wenig mehr und strich Robin durchs Haar, küsste ihn wieder kurz. „Dass ich die Kraft zu diesem Schritt gefunden habe, habe ich dir zu verdanken. Und... ohne dich hätte ich es nicht getan. Also kann man schon sagen, dass ich wegen dir gegangen bin. Auch wenn noch viel mehr dahinter steckt...“
 

Robin seufzte nur. Natürlich wusste er das alles. Doch es hatte sich soviel anders angehört, als Ken mit seinem Erzeuger gesprochen hatte... Aber das war jetzt eigentlich nicht wichtig. Viel wichtiger war, dass er hier war, in Kens Armen. Sanft streichelte er über die breite Brust, an die er sich kuschelte. "Ich liebe dich", murmelte er. "Und es schafft niemand, daran etwas zu ändern!"
 

Ken lächelte wieder glücklich und nickte. „Ich liebe dich auch, Robin.“ Eine ganze Weile saßen sie noch so da, schwiegen und hingen ihren Gedanken nach. Doch nach einer Weile ergriff Ken wieder das Wort und strich Robin dabei leicht über die Wange. „Du bleibst jetzt erst mal hier... und morgen gehen wir noch mal zu ihm. Ich... Ich werde mit ihm reden, okay?“ Eine andere Möglichkeit sah er nicht. Denn bei dem Gedanken, dass Robin seinem Vater alleine gegenüberstand, kräuselten sich ihm die Nackenhaare.
 

Dankbar presste sich Robin an seinen Schatz und überhäufte ihn mit Küssen. So wirklich glaubte er nicht daran, dass dieses Gespräch etwas bringen würde, aber einen Versuch war es wert. Seine Finger mogelten sich unter Kens Shirt, zart streichelte er die weiche Haut. "Tut mir leid, dass ich dir so viel Ärger mache", raunte er verlegen.
 

Ken schmunzelte leicht. „Du machst mir keinen Ärger, Liebling. Sondern dein Vater...“ Er lächelte warm und strich Robin über die Wange, küsste ihn dann aber wieder liebevoll. „Und jetzt schlage ich vor, dass wir dieses Denken erst mal aus unseren Köpfen streichen oder du aufhörst, mich schon wieder geil zu machen. Die Mischung gefällt mir gar nicht...“

Und da letzteres absolut nicht in Frage kam, brachte Ken seinen Lover in einer fließenden Bewegung unter sich und grinste auf ihn hinab. „Das Sofa will auch noch eingeweiht werden, Hübscher.“
 

Das ließ sich Robin bestimmt nicht zweimal sagen. Er verbannte alle lästigen Gedanken aus seinem Kopf, schlang die Arme um Kens Hals und drückte sich ihm entgegen. "Ich mach dich also geil, ja?", erkundigte er sich verspielt. "Lass mal sehen..." Damit legte er seine Hand auf Kens Schritt und drückte zu.
 

Ken ließ augenblicklich ein leises Stöhnen vernehmen und drängte seine Hüfte gegen die neckende Hand. „Jah... und wie...“, raunte er dunkel und leckte Robin sanft übers Ohr, biss dann leicht zu. Aber nur um sich gleich darauf wieder versöhnend über die gerötete Haut zu küssen. „Du brauchst mich doch nur ansehen... und ich will dich am liebsten gleich spüren.“ Flink befreite er Robin von seinem Shirt und leckte über die geliebte Brustwarze.
 

Wie immer bei dieser Reizung zuckte Robin zusammen und begann zu zittern. Er liebte es, wenn Ken ihn so in die Lust trieb. "Dann sollte ich dich öfter ansehen", keuchte er heiser. "Ich will schließlich deinen großen Schwanz in mir haben..." Wieder presste er die Erregung zusammen.
 

Und wieder quittierte Ken das mit einem Stöhnen. Er keuchte lüstern auf und verschloss dann gierig Robins Lippen, bewegte seine Hüfte dabei weiter gegen die bestimmende Hand in seinem Schritt. Ohja. Das war es, was sie jetzt wohl zu gut brauchen konnten. Wieder eine tiefe und lustvolle Vereinigung, wie zum Spott Brad gegenüber. „Ah.. du bist einfach... unglaublich!“, keuchte er gegen Robins Lippen und nestelte auch schon an dessen Hose herum.

Fade to Grey

32. Kapitel – Fade to Grey
 

Wie erstarrt war Schuldig im Schatten eines großen Baumes vor der Schwarzvilla gestanden und hatte mit ungläubig geweiteten Augen Ken und Robin beobachtet. Es dauerte fast fünf Minuten, bis er wieder in der Lage war, sich roboterhaft zu bewegen und auf die Haustür zu zu staksen. Sein Gehirn schien sich immer noch Urlaub zu nehmen, jeder Gedanke fiel ihm unendlich schwer. Nein. Nein, das konnte doch gar nicht sein! Ken... und Robin! Schuldig betrat wie ferngesteuert den Marmorboden des Flurs. Wie durch Watte drang sattes Klatschen an seine Ohren, mechanisch wandte er sich dem Trainingsraum zu. Tatsächlich stand der Amerikaner mit nacktem Oberkörper vor dem Sandsack und schlug mit einer solchen Wucht gegen das Leder, dass der schwere Sack wie ein Blatt im Wind schaukelte. Eigentlich war das ein Zeichen, dass der Schwarzhaarige hochgradig wütend war - allerdings war das noch nichts gegen Schuldigs Wut. Er knallte die Tür hinter sich ins Schloss und schrie: "Bist du noch ganz dicht, sag mal? Wie kannst du Ken einfach so weg lassen?" Sein Verstand negierte immer noch die Schlussfolgerung, die mit Crawfords Sohn zusammenhing.
 

Doch Brad reagierte nicht sofort. Ohja... Auch er war wütend. Und noch dazu schmerzten seine Fäuste und vor seinem inneren Auge tauchte immer wieder das Bild des Kusses auf, den er sich soeben hatte ansehen müssen. Wuchtig schlug er weiter auf den bösartigen Sandsack ein und knurrte leise auf bei Schuldigs Gebrüll. „Hätte ich ihn umgelegt, wäre es dir sicher auch nicht Recht gewesen!“, fauchte er und begann nun auch seine Beine ins Spiel zu bringen, als wenn er dem Sack das Genick brechen wollte.
 

"Dazu hast du keinen Grund!", keifte der Telepath auf der Stelle. "Aber du hättest ihn aufhalten können! Verdammt, ich hätte mit ihm reden wollen! Aber nicht mal das bringst du in deiner Eifersucht zusammen!" Ohne auf die Gefahr zu achten, stellte er sich hinter den Älteren, packte ihn an der Schulter und riss ihn herum. Seine Augen leuchteten urangrün auf, vor Zorn zitterte er am ganzen Leib.
 

Grade noch rechtzeitig stoppte Brads Faust, die grade im Flug gewesen war und Schuldig beinahe hart im Magen getroffen hätte. Stattdessen packte er nun die Handgelenke des Telepathen, drehte ihn herum und überkreuzte so Schuldigs Arme vor ihnen, sodass er die schon mal nicht mehr benutzen konnte. „Wenn du mit ihm reden willst, dann tu es. Oder sind deine telepathischen Fähigkeiten inzwischen so lausig, dass du nicht mal dazu in der Lage bist?!“, fauchte er und seine Augen funkelten bösartig. Mit Ken reden. Ja sicher. Ihm war klar, dass er Schuldig lange nicht das bedeutete, was er für den Deutschen empfand, doch DAS war ja wohl echt das letzte!
 

"Wenn ich ihn erreichen könnte, hätte ich es getan!", giftete der Deutsche zurück, holte allerdings mental aus, um dem Schwarzhaarigen mit seinen "mickrigen Fähigkeiten" einen gewaltigen Schlag zu verpassen. Als seine Hände wieder frei waren, baute er sich wieder vor dem Anderen auf und brüllte: "Und wieso ist Robin bei ihm? Wieso lässt du so etwas zu!"
 

Brad verdrehte die Augen und rieb sich die Schläfe. „Was hätte ich denn bitte tun sollen?!“, fauchte er und wandte sich wieder ab, drangsalierte lieber wieder den Sandsack, bevor er noch auf die Idee kam, Schuldig als eben diesen zu missbrauchen. „Die zwei werden... schon noch sehen... was sie davon haben!“, keuchte er zwischen seinen Tritten und Schlägen. Oh nein. So leicht würden sie ihm nicht davon kommen. Weder wollte er noch einen zweiten Menschen an diesen Straßenkater verlieren, noch würde er zulassen, dass Ken seinen Sohn nagelte. Sicher nicht! Und wenn das vor Gericht gehen würde!
 

"WIE BITTE?" Schuldig glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Der Schock stand ihm ins Gesicht geschrieben. "Du lässt zu, dass KEN mit ROBIN ins Bett geht? Tickst du noch ganz richtig?" Er konnte es nicht fassen. Und IHM hatte Brad einmal vorgeworfen, ein miserabler Vater zu sein!
 

Schwer atmend wirbelte Brad wieder herum und diesmal traf sein Schlag Schuldig tatsächlich in der Magengrube. Doch er hielt den Telepathen auf den Beinen. „Die zwei haben... 100%ig schon gevögelt, als Ken dir noch den glücklichen Ehemann vorgegaukelt hat!“, zischte er. „Und jetzt reiß dich zusammen und gib mir nicht die Schuld daran, ist das klar?! Ich kann auf dein falsches Vatergehabe gut verzichten. Mein Sohn ist dir doch scheiß egal! Dir geht es doch nur darum, dass Ken jemand anderen hat. Wer es nun ist, spielt doch für dich gar keine Rolle!“ Erst jetzt ließ er Schuldig los, sodass der Mann zu Boden sacken konnte. Resigniert wandte sich Brad wieder ab, wischte sich den Schweiß von der Brust und griff zu einer Wasserflasche. DAFÜR würde Ken im Knast landen!
 

Nach Luft schnappend lag Schuldig am Boden, hatte sich aber schon wieder so weit unter Kontrolle, dass er in der Lage war, Brad überraschend die Beine unter dem Körper wegzutreten. "Und ob das für mich eine Rolle spielt! Verdammt, Robin ist mir nicht egal! Wie auch? Er war schließlich lange genug mit Dai zusammen! Was ist mit dir los? Wieso hast du DAS nicht vorausgesehen? Soviel zu MEINEN mickrigen Fähigkeiten, Mr. Oberschlau!"
 

Das war zu viel für den eh schon überkochenden Amerikaner. Er rollte sich über Schuldig und umfasste seine Kehle fest mit der Hand und drückte ihm die Luft ab. „Hör auf, so einen Scheiß zu reden! Mein Sohn bedeutet dir genauso viel wie ich – rein gar nichts! Alles was du willst, ist deinen ach so tollen Ken! Aber weißt du was? Ich bring den Kerl in den Knast! Dein geliebtes Schmusekätzchen wird die Welt bald nur noch durch die Gitterstäbe hindurchsehen. Dann wird er auch die Finger von meinem Sohn lassen!“, zischte er aufgebracht und spürte wie Zornestränen in ihm aufstiegen. Doch er ließ sie gar nicht erst bis in seine Augen. „Ich werde nicht noch einmal jemanden an diesen Mistkerl verlieren!!“

Mit diesen Worten drückte er noch einmal hart zu und löste sich dann abrupt, richtete sich wieder auf und wandte sich abermals ab, schlug von neuem auf den Sandsack ein.
 

Das war auch für den Telepathen zuviel. Er rappelte sich auf die Beine und streckte seine Fühler nach dem Geist des Älteren aus, hielt ihn in einer Umklammerung, in der er sich nicht mehr bewegen konnte. "Spinnst du?", fauchte er zornrot im Gesicht. "Dein kleiner Sohn ist der geborene Verführer! Da geb ich dir Brief und Siegel drauf! ER hat sich an Ken rangemacht! Und was heißt, du bedeutest mir nichts? Wie blind bist du denn? Warum bin ich denn hier?" Verständnislos schüttelte er den Kopf, das Leuchten seiner Augen ließ ein wenig nach. "Ich liebe dich heute noch genau so wie vor siebzehn Jahren! Nur hast du das nie verstanden, damals nicht und heute nicht!" Das war auch so eine Sache, die den Orangehaarigen zur Weißglut trieb. "DIR war ich doch immer egal! Oder was denkst du, warum ich damals den ganzen Zirkus durchgezogen habe?"
 

Erstarrt stand Brad da, ausgepowert wie er bereits war, schaffte er es nicht sich aus dieser Umklammerung zu lösen. Alles was er bewegen konnte war sein Gesicht. Abfällig lachte er in Richtung Sandsack. „Genauso viel wie vor siebzehn Jahren? Wo du mich nach Strich und Faden betrogen hast? Ich habe dir die Welt zu Füßen gelegt, Schuldig! Und du hast mich behandelt wie Dreck. Behaupte nicht, dass du nicht zu ihm zurückkehren würdest, wenn du könntest! Du bist hier, weil du sonst niemanden hast, der dich mit offenen Armen empfangen würde. Du bist lange nicht mehr der Playboy, der du mal warst! Und das weißt du genau. Deswegen bist du hier und aus keinem anderen Grund!“
 

"DAS denkst du von mir?" Auf einmal war Schuldigs Stimme ganz leise und zitterte. "Ich habe dich damals betrogen, damit du bemerkst, dass es mich auch noch gibt... Denkst du, ich wäre zu ihm gegangen, wenn du mich nicht rausgeworfen hättest?" Schuldig fühlte, wie sämtliche Kraft ihn verließ, er konnte seine Umklammerung nicht mehr aufrecht erhalten, er konnte sich auch nicht mehr auf den Beinen halten. "Du hast es noch immer nicht verstanden..."
 

Brad bewegte die Handgelenke und die Schultern, als die Starre sich gelöst hatte, und drehte sich um, sah grade noch, wie Schuldig zu Boden sank und fing ihn reflexartig auf. „Du willst mir doch nicht sagen, dass du gut 16 Jahre mit einem Mann verheiratet bist, obwohl du viel lieber bei mir geblieben wärst. Das kann unmöglich dein Ernst sein...“ Auch Brads Stimme war ruhiger geworden, wenn auch noch etwas fester als die Schuldigs. „Du hast mich verletzt, Schuldig. Statt einfach mit mir zu reden, hast du nur noch Scheiße gebaut. Der einzige Mensch, den ich je wirklich geliebt habe, hat mir auch gleich das Herz aus der Brust gerissen... Wie soll ich da verstehen können...?“
 

Hilflos hing der Telepath in den Armes des Amerikaners und sah verzweifelt in die braunen Augen auf. "Und warum habe ich das gemacht? Du hattest zuvor nie Probleme mit mir... Aber ich war irgendwann doch nur zweitrangig hinter deinen Geschäften und den Aufträgen. Ist das deine Art zu lieben? Den, den du liebst, wie ein Spielzeug zu behandeln, das man aus der Ecke ziehen kann, wenn man grad Lust drauf hat? Ich habe dir das Herz gebrochen? Dann frag mich mal, wie oft du meins einfach zerblasen hast..."
 

Brad schüttelte nur leicht den Kopf. „Das ist absolut unfair, Schuldig. Du weißt genau, dass du nie zweitrangig warst. Wie hätte ich uns alle denn bitte über Wasser halten können ohne Arbeit?!“ Jetzt ging es wieder los. Brad spürte abermals Wut in sich aufkommen. Er setzte den schlaffen Mann vorsichtig auf dem Boden ab und löste sich von ihm. „Tut mir leid... Aber die Schuld nehme ich nicht auf mich. Du bist erst zweitrangig, seit ich von meinem Sohn weiß. Vorher warst du das nie. Und wenn du das nicht wusstest, muss ich eindeutig der Falsche für dich gewesen sein.“
 

"Arbeit schön und gut!", gab der Telepath kraftlos zurück. "Aber überleg mal... Du warst wochenlang nicht ansprechbar, wenn du überhaupt hier warst. Und warst du hier, hast du mich schnell gefickt und bist dann eingeschlafen. Bist du jemals auf die Idee gekommen, dass ich dir vielleicht hätte helfen können? Dass wir das ZUSAMMEN machen? Was bitte hätte ich denn denken sollen?" Es war so viel zwischen ihnen falsch gelaufen, und es war nicht die Schuld nur eines von ihnen. Sie waren beide daran Schuld gewesen, dass es mit ihnen nicht geklappt hatte.
 

Brad atmete bebend durch und strich sich mit den Händen übers Gesicht. „Okay, Okay. Es reicht. Ich habe zu viel gearbeitet und dich falsch behandelt. Dann ist es jetzt eben so. Verdammt es tut mir leid. Alles was ich wollte, war, dich glücklich machen und dir ein Leben schenken, dass du verdient hast.“ Nun wurde Brad wieder lauter. „Aber was spielt das noch für eine Rolle?! Das ist jetzt 17 Jahre her. Wenn es dich glücklich macht, nehm’ ich die Schuld auf mich und fertig! Offenbar bin ich ja nicht in der Lage, die, die ich liebe, zu halten! Sonst wäre Robin jetzt hier und nicht bei diesem... diesem...“
 

"Ist es nicht egal, wie lange es her ist? Und es war nicht nur deine Schuld... Früher oder später hätte Robin doch sowieso eine Freundin oder einen Freund gehabt. Er ist kein Kind mehr, Brad. Ab einem bestimmten Alter treffen sie ihre eigenen Entscheidungen... So haben wir sie erzogen." Er lächelte ein wenig, auch wenn er immer noch sauer auf den Kleinen war. "Du weißt, dass man nichts gegen die Liebe machen kann. Du kannst es nicht, er kann es nicht, und ich... kann es auch nicht." Was sollte er denn noch sagen, damit seine Worte endlich bis zu dem Älteren durchdrangen.
 

Doch alles, was Brad momentan so sauer machte, war das Wissen, dass er dabei war, seinen Sohn an den selben Mann zu verlieren, an den er damals seine große Liebe verloren hatte. Nie würde er das vergessen. Nie würde es zwischen ihm und Schuldig wieder so werden können und nie würde er einen von beiden ansehen können, ohne diesen widerlichen Hass auf Ken zu spüren. Er ballte die Hände zu Fäusten und mit einem wuterfüllten Brüllen schlug er gegen die Wand vor sich, dass der Schmerz bis in seine Schulter zog. Natürlich konnte er nichts dagegen machen, aber er konnte auch nicht damit leben. „Egal wie. Egal was ich tue... Ich werde ihn verlieren. Was spielt es da noch für eine Rolle, ob ich ihn in den Knast schicke oder ihn gleich umlege?!“, wisperte Brad. Er wusste nicht ob Schuldig ihn hören konnte, wusste nicht, ob das Worte waren, die der Telepath jetzt hören wollte, doch es war genau das, was ihn beschäftigte, genau das, was ihn so unglaublich wütend machte.
 

"Willst du ihn im Hass verlieren?", fragte Schuldig nur. "Willst du, dass er dich so hasst, wie du mich gehasst hast?" Er kämpfte sich auf die Beine, stand mit hängendem Kopf und hängenden Schultern hinter dem Schwarzhaarigen und wusste nicht mehr, was er noch machen sollte. Alles zerbröckelte in seinen Händen und ein entsetzliches Gefühl der Machtlosigkeit machte sich in ihm breit.
 

„Ich habe dich... nie gehasst, Schuldig. Sonst wäre mir das alles doch scheiß egal gewesen. Ich habe dich immer geliebt. Mit jeder Faser meines Körpers. Sonst hätte doch nicht jeder Tag, den du bei ihm warst und nicht bei mir... so wehgetan. Ich wusste... von dir und Ken doch schon... so lange vorher. Noch bevor es angefangen hat, so schlecht zwischen uns zu laufen und... ich wusste nicht, was ich tun sollte. Und habe das Falsche getan... Ich wollte dich... halten können und habe dich dadurch verloren. Das erste Mal hat eine ... eine Vision mir nicht geholfen.. sondern dafür gesorgt, dass ich alles genau... auf diese Zukunft hinzuspiele... ich...“
 

Ohne aufzusehen schüttelte der Telepath den Kopf. "Du hattest mich niemals wirklich verloren, Brad... Ich.. habe mich immer nach dir gesehnt. Ich habe dich geliebt - und tue es heute noch." Noch immer bewegte er sich keinen Millimeter, alles schien so unendlich schwer.
 

Es fiel ihm mehr als schwer, doch langsam drehte er sich zu Schuldig um. Er wusste genau, dass grade einen Mann wie Schuldig nichts davon abhielt, zwei Menschen wirklich zu lieben, denn er wusste, dass er Ken all die Jahre geliebt hatte. Sonst wäre er gar nicht so lange bei ihm geblieben. Und dennoch... Der Amerikaner schluckte hart und streckte sich wieder leicht, nahm eine aufrechte Haltung ein. Er hob die Hand und schob Schus Kinn leicht hoch, um ihm in die Augen sehen zu können. Kein Zweifel war in ihm. Er wusste einfach, dass Schuldig die Wahrheit sagte und atmete tief durch. Nie wieder. „Nie wieder werde ich dich gehen lassen, Schuldig. Nie...“, wisperte er leise und küsste den Telepathen sanft. Nein. Diesen Fehler würde er nie wieder machen, da mochten noch so viele Visionen kommen. „Ich liebe dich, Schu...“
 

Wie ein Ertrinkender klammerte sich der Deutsche an den Älteren. "Ich liebe dich auch... Schon immer." Seit dem Tag, an dem ihn Brad aus den Fängen von Rosenkreuz befreit hatte, hatte er den Amerikaner geliebt. Nicht aus Dankbarkeit - dieses Gefühl hatte er nicht gekannt. Jedenfalls nicht als Teenager... "Ich will auch nicht mehr von dir weg", kam ihm unbewusst über die Lippen, bevor er sich der ganzen Länge nach an ihn drückte.
 

Immer leidenschaftlicher wurde der Kuss und er schien der beste seit 17 Jahren zu sein, den er je erlebt hatte. Doch seine Finger tasteten nun nach Schuldigs Hand und geschickt zog er den goldenen Ring davon ab, den der Mann immer noch trug. In einem hohen Bogen flog er davon. „Ich will...dass du dich scheiden lässt!“, wisperte er in den Kuss und drehte sich dann auch schon mit dem Telepathen, drückte Schuldig leicht an die Wand und küsste ihn noch leidenschaftlicher, sodass keine Worte mehr in den Kuss passten. Endlich...
 

+
 

Mit hängenden Schultern stand Daisuke in der Küche und starrte in die Mikrowelle wo sich seine tiefgefrorene Lasagne im Kreis drehte. Er wartete auf das alt bekannte PLING, dass ihm einen guten Appetit wünschte, doch als es dann ertönte, hörte er es kaum. Seine Gedanken hingen wie sooft in den letzten Tagen bei Robin und Ken. Und bei seinem Vater, der es offenbar nicht für nötig hielt sich auch nur ein bisschen um ihn kümmern. Es schien ihm nicht mal aufzufallen wie schlecht es ihm ging. Alles was Dai in den letzten Tagen noch tat war Essen, schlafen und vor dem PC hocken. Dann saß er wieder nachdenklich am Fenster und starrte ins nichts. Nun bewegte er sich motorisch und stellte sich sein Essen auf den Tisch, stocherte dann appetitlos darin herum.
 

So schrecklich der letzte Abend für Schuldig begonnen hatte, so wunderschön war die Nacht geworden. Er und Brad hatten nicht einfach nur miteinander Geschlafen, das war Leidenschaft und Liebe pur gewesen. Immerhin hatten sie jetzt siebzehn Jahre nachzuholen... So zufrieden wie schon lange nicht mehr, entspannt und gut gelaunt kam der Telepath nach Hause, schloss pfeifend die Wohnungstür hinter sich und schritt beschwingt durch die Wohnung. Er wusste, er sollte dringend duschen, denn selbst ihm stieg der durchdringende und anheizende Geruch nach Sex in die Nase, den er verströmte. Kurz warf er einen Blick in die Küche, lachte seinen Sohn überglücklich an und begrüßte ihn fröhlich. Dann wollte er sich auf den Weg ins Bad machen.
 

Dai sagte nichts. Die Anwesenheit seines Vaters war ebenso erheiternd wie seine Abwesenheit: gar nicht. Was brachte sie ihm schon, wo Schuldig sich eh kaum um ihn scherte. Er seufzte resigniert, schob die Lasange von sich weg und erhob sich. „Hat’s wenigstens Spaß gemacht?“, murmelte er beiläufig als er an seinem Vater vorbei ins Wohnzimmer ging und sich aufs Sofa fallen ließ.
 

Der Telepath erstarrte in der Bewegung und drehte sich dann langsam zu seinem Sohn um. "Ja, hat es. Was dagegen?" Auf so einen dummen Spruch konnte er nicht anders als mit einer dummen Antwort zu kontern.
 

„Nein...“, kam es nur leise von Dai. Nicht mal Lust zu streiten hatte er. Er griff zur Fernbedienung und schaltete den Fernseher ein, startete auf eine Reportage über dich Ostindiengesellschaft ohne es wirklich zu realisieren. Einfach berieseln lassen...
 

Schuldig beobachtete den Jungen eine kleine Weile, seufzte leise und setzte sich dann neben ihm auf die Couch. "Ich weiß, wie mies es dir geht", versuchte er ein ruhiges Gespräch zu beginnen. "Ich habe sie gestern gesehen. Warum hast du nichts gesagt?" Dais Verhalten ließ nur den Schluss zu, dass er über Ken und Robin bescheid wusste.
 

Der Junge wandte den Blick und sah seinen Vater einen Moment lang schweigend an. „Was hätte das geändert...? Bei deinen Hausbesuchen bei Crawford war mir klar, dass es eh nur noch eine Frage der Zeit war bis du es selber rausfindest...“ Er schüttelte leicht den Kopf und fuhr sich durchs Haar. „Ich... Ich komme mit dem Gedanken... einfach nicht klar... Und darüber zu sprechen macht es mir nicht grade leichter...“
 

Verständnisvoll nickte der Deutsche, legte einen Arm um sein Kind und zog ihn beschützend an sich. "Es muss sehr schwer sein", überlegte er laut. "Gleich beide zu verlieren. Aber glaub mir, Dai, es wird vielleicht ein wenig dauern, aber es wird aufhören, weh zu tun."
 

Dai ließ ein leises schnauben hören, lehnte sich aber in die Umarmung und schloss die Augen einen Moment. „Ist es denn für dich nicht schwer Ken zu verlieren? Ich meine... Ken war immer da. Er ist... nun Mal Ken und ein Teil unseres Lebens. Und jetzt ist er weg und... und das mit Robin. Ich... versteh es einfach nicht, wie er das tun konnte...“
 

Schuldig streichelte über die weiche Mähne des Jüngeren und seufzte leise. "Ich habe auch keine Ahnung, was in den beiden vorgeht", gab er zu, obwohl er doch zumindest Ken tief in seinem Inneren durchaus verstand. "Weißt du, für mich ist es auch nicht einfach ohne Ken... Aber irgendwie auch kein Weltuntergang." Er konnte zu seiner Schande nicht einmal behaupten, dass der Andere ihm fehlte. Nachdenklich starrte er an Dais Schopf vorbei zu seiner Hand und dem weißen Streifen auf dem Ringfinger, an dem gestern noch der goldene Ring gewesen war. Jetzt befand sich das Schmuckstück in Brads Safe und würde dort für alle Ewigkeit bleiben.
 

Nun schlich sich auch Dais Blick zu der Ringlosen Hand und er seufzte leise, streckte die Finger aus und strich über den weißen Streifen. „Du bist wieder mit Brad zusammen, hm?“, murmelte er leise. Auch das war etwas mit dem er absolut nicht umgehen konnte. „Weißt du... der Gedanke gefällt mir nicht, aber wenn es dich glücklich macht... na ja.. es is klar, dass ich da nicht mitzureden habe. Aber... aber ich find’s echt unfair...dass du keine Zeit mehr für mich hast. Grade jetzt...“ Er schluckte leicht, wollte es nun endlich loswerden und sah wieder zu seinem Vater auf. Ich vermisse nicht nur Ken und Robin. Ich vermisse dich auch. Und... jede freie Minute bist du bei ihm und du sagst nicht mal Bescheid. Geschweige denn dass du mich mal fragst wie es mir geht.. ich...“ Er seufzte leise, wollte seinem Vater eigentlich keinen Vorwurf machen, aber genau das war es.
 

Für einen Moment schwieg der Ältere betreten. Daisuke hatte vollkommen recht. Es war nicht fair von ihm, seinen Sprössling so im Stich zu lassen, wo der ihn doch brauchte. Versöhnlich wuschelte er durch die langen Haare. "Hör mal... Es tut mir leid. Ich will dich doch nicht hängen lassen... Brad hat gesagt, wir sollen in die Villa zurückkommen. Was meinst du dazu?"
 

Der kurze Anflug von wohlgefallen bei den Worten seines Vaters endete je als er die letzten Worte hörte. Augenblicklich löste er sich und starrte seinen Vater an. „Was?! Glaubst du wirklich ich will in einen Haushalt ziehen wo ich jeden Tag Robin über den Weglaufen würde?“, fragte er ein wenig aufgebracht und schüttelte den Kopf. „Das ist doch unglaublich. Denkst du da vielleicht auch mal ein kleines bisschen an mich? Außerdem kann der Kerl mich nicht ausstehen. Und ich ihn auch nicht. Ich will da nicht hin. Ich will doch nur, dass du auch mal wieder ein wenig zeit mit mir verbringst!“
 

Ein weiteres Mal schnaufte Schuldig durch, um sich ruhig zu halten. "Erstens mag Brad dich durchaus. Er hat dich total gern. Das wirst du schon noch merken. Und zweitens wirst du Robin schon nicht so oft über den Weg laufen. Meinst du, daran hätte ich nicht gedacht? Eure Zimmer sind so weit von einander entfernt, wie es nur geht. Außerdem: wer weiß, ob du ihn so nicht vielleicht zurück bekommst wenn du es drauf anlegst..." Dass Robin eh nur selten daheim sein und Dai ihm spätestens in der Schule ohnehin wieder jeden Tag begegnen würde, ließ er erst einmal ungesagt. "Und ich wäre immer für dich greifbar."
 

„Ich will ihn nicht zurück!“, fauchte Daisuke und sprang auf. Und ich will auch nicht in diese beschissene Villa. Und Ken will ich auch nie wieder sehen!“ Er warf die Fernbedienung bei Seite, die er noch immer in der Hand gehabt hatte und funkelte seinen Vater an. „Wenn du meinst du willst wieder in die Villa, dann bitte. Geh doch! Es macht eh keinen Unterschied, weil du NIE da bist!“ Und damit stapfte er davon und knallte seine Zimmertür hinter sich zu. Nur kurz war das Klicken zu hören, als Daisuke die Tür abschloss.
 

+
 

Robin wachte am nächsten Morgen wie gerädert auf. Sie hatten die halbe Nacht nicht geschlafen und dem Schwarzhaarigen tat alles weh. Trotzdem fühlte er sich wunderbar. Doch schon im nächsten Moment sank seine Laune. Ken wollte heute noch einmal zu seinem Dad gehen... Seufzend drehte er sich um und sah seinen schönen Schatz an. Hoffentlich ging das alles gut...
 

„Guten Morgen, Liebling...“, wisperte Ken und lächelte leicht. Doch erst kurz darauf öffnete er die Augen. Er war schon seit ein paar Minuten wach und hatte nachdenklich dagelegen. Doch Robins Erwachen war ihm nicht entgangen. Mit einem zufriedenen Seufzen zog er den jüngeren wieder dichter an sich und küsste ihn liebevoll. „Mhh... womit habe ich es bloß verdient mit einem so hübschen Kerl in meinem Bett aufzuwachen?“, murmelte er grinsend und strich das schwarze Haar nach hinten.
 

Glücklich kuschelte sich Robin an seinen Liebsten und lächelte. "Das gleiche könnte ich auch fragen", gab er verliebt zurück. "Ich kann es noch immer nicht glauben, das ich dich bekommen habe und dich lieben darf..." Dann kam er aber gleich auf das zu sprechen, was ihm auf dem Herzen lag. "Wann willst du heute zu Dad?"
 

Ken seufzte bei diesem kleinen Schlag in die Magengrube und zuckte mit den Schultern. „Direkt nach dem Frühstück... dann haben wir es hinter uns und können uns noch um den Rest in der Wohnung kümmern. Ich brauche am besten noch einen PC und ein paar Pflanzen. Ohne Pflanzen drehe ich durch...“ er lächelte und versuchte mit seinen Worten kund zu tun, dass Robin sich keine Sorgen machen sollte. Er selber machte sich erstaunlich wenig sorgen. Der größte Schritt war schließlich schon getan. Brad wusste bescheid. Dann würden sie den Rest sicher auch noch hinbekommen. „Der Kühlschrank ist noch komplett leer. Lass uns irgendwo essen gehen, ja?“
 

Einverstanden nickte Robin und kletterte aus dem Bett. Während er sich anzog, meinte er: "Wir können auch meinen PC mitnehmen, wenn du magst. Er ist ziemlich neu und Nagi hat ihm mir zusammengebaut..." Eine nette Umschreibung dafür, dass es diese Zusammenstellung wohl kaum sonst wo auf der Welt gab... "Ich werde ja sowieso öfter hier sein als bei Dad." Absichtlich vermied er das Wort 'zu Hause'.
 

Ken musste wieder schmunzeln. „Ja.. das wäre auch ne Möglichkeit...“ Er nahm sich frische Klamotten aus dem Schrank und musterte seinen Schatz dann wieder. „Und vielleicht solltest du auch ein paar Klamotten herschaffen, hm? Im Schrank ist noch jede Menge Platz...“ Er zwinkerte und zog Robin gleich wieder an sich um ihn sanft zu küssen. Momentan war es einfach ein unglaubliches Gefühl. Nichts schien ihnen mehr im Wege zu stehen.
 

Ein überaus niedliches Lächeln erstrahlte auf Robins Gesicht und er warf sich förmlich an Ken. "Darf ich wirklich? Das ist so, als wenn ich bei dir einziehen würde!" Robin flippte fast aus vor Freude. Nichts anderes hatte er sich gewünscht. Er wollte am liebsten Tag und Nacht bei Ken sein, das war sein großes Ziel.
 

Ken musste lachen und hob Robin dann einfach hoch, sodass der Junge die Beine um ihn schlingen konnte. „Ja... stimmt. Aber wie gesagt: Ich will nicht, dass du den Kontakt zu deinem Vater verlierst... Er wird sich schon damit abfinden... er muss...“ Ken lächelte und küsste Robin wieder, setzte ihn dann aber wieder ab und zog sich weiter an. „Ich rede einfach mal mit ihm... vielleicht wird es ja alles halb so wild werden...“
 

"Ich lass dich nicht allein mit ihm", versprach Robin schnell, sein Blick wanderte streichelnd über den begehrten Körper, als er zu sah, wie Ken sich fertig machte. "Und wenn wir wieder daheim sind, feiern wir!", beschloss er. Dann würden sie auch allen Grund dazu haben, wie er schätzte.
 

Ken musste schmunzeln. „Vielleicht ist es besser wenn ich ein paar Minuten mit ihm alleine spreche, Sweety...“, sagte er und wuschelte sein Haar zurecht. Er zog seine Motorradjacke über und lächelte Robin an. „Ist schon okay. Er wird mich schon nicht killen...“ Er küsste Robin noch mal kurz und reichte ihm dann seine Jacke. „Na los...“
 

+
 

Etwa eine Viertelstunde später stand Robin wieder vor der großen Flügeltür seines Elternhauses und hielt krampfhaft Kens Hand fest. So locker er am Vorabend gewesen war, so angespannt war er jetzt. Immerhin hatte er jetzt eine Ahnung, um was es ging und worin die Schwierigkeiten lagen. Und er hoffte, dass dieses Gespräch das gewünschte Ergebnis hatte. Wieder öffnete er die Tür, ging Seite an Seite mit Ken in das große, kühle, stille Haus. "Dad? Bist du da? Ich will mit dir reden!", rief er herausfordernd in die Stille.
 

Ken stand da und legte seinen Helm bei Seite. Nach einer Weile trat Brad aus seinem Arbeitszimmer und sah zu ihnen hinunter. „Schön!“, sagte er und lächelte knapp. Er warf einen Stapel Papiere in eine Kiste auf dem Flur und kam dann zu ihnen herunter. Ken straffte seine Haltung. „Eigentlich bin ich es, der mit dir reden will“, sagte er mutig und sah den Amerikaner grade heraus an.
 

Mit einem großen Schritt befand sich Robin wieder an Kens Seite und sah seinen Vater ebenfalls ernst an. Er sagte nichts, doch allein seine Mimik war eine überdeutliche Warnung an seinen alten Herrn. Als der diesen Blick nur gelassen erwiderte, ließ sich der Jüngere doch herab, seinen Dad anzusprechen. "Ich lasse euch allein. Aber, Dad... Wenn Ken da nicht unversehrt wieder rauskommt, hast du ein gewaltiges Problem am Hals."
 

Dazu sagte Brad nichts mehr. Er stand nur da, musterte Ken und nahm zur Kenntnis, dass sein Sohn sich zurückzog und auf sein Zimmer verschwand. Er ruckte mit dem Kopf und Ken verstand. Er nahm die paar Stufen zwischen ihnen mit Leichtigkeit und folgte Brad ins Arbeitszimmer. Recht schnell war klar, dass Brad eine Veränderung durchlebt haben musste, denn er schien nicht halb so angriffslustig wie noch gestern.
 

„So... Du willst also mit mir reden, ja?“, kam die Stimme Brads endlich wieder zu Tage, als die Tür geschlossen war und er sich hinter seinem Schreibtisch auf dem großen Chefstuhl nieder gelassen hatte. Gezwungen freundlich deutete er auf einen Stuhl vor seinem Schreibtisch und beobachtete wie Ken sich darauf nieder ließ.
 

„Ja... Es geht um Robin und mich.“ – „Natürlich geht es um Robin und dich. Ich dachte auch nicht, dass du mich nach einem alten Familierezept fragen wolltest!“

Ken hob die Brauen bei dieser Antwort. Okay... Das war nichts was er nun von dem Amerikaner erwartet hätte. Weder diese Antwort, noch dass er in Besitz von ‚alten Familienrezepten’ war.
 

„Ja... Also...“ Etwas aus dem Konzept gebracht setzte sich Ken etwas aufrechter hin und öffnete dabei die Jacke, die sonst unbequem gesessen hätte. „Ich liebe ihn. Und er liebt mich. Anfangs war der Altersunterschied... für mich natürlich sehr abschreckend und... auch das Wissen um seinen Vater, aber...“
 

Wieder unterbrach Brad ihn und schmunzelte kühl und gelassen, wie Ken es aus der Vergangenheit kannte. „Ken! Wenn du jetzt anfängst mit mir ein geschäftliches Gespräch über deine Beziehung mit meinem Sohn zu führen, dann muss ich davon ausgehen, dass du ihn nicht richtig behandelst. Und dann muss ich dich auf der Stelle erschießen!“ Denn eins war klar. Kens doch zurückhaltende Art und die vorsichtige Wortwahl gab seinen Worten den Eindruck von einem Bewerbungsgespräch – eine Tatsache, die Brad gar nicht gefiel.
 

Nun war Ken vollkommen verwirrt und beunruhigt noch obendrein. Von einer Sekunde auf die Nächste kam ihm die Idee von diesem Gespräch unter vier Augen doch nicht mehr ganz so gut vor. Und als sich Brad dann auch noch über den Schreibtisch und auf ihn zubeugte, rutschte ihm das Herz ganz in die Hose.
 

"Okay. Du wirst mir jetzt zuhören und kein Wort sagen. Du wirst nicht mal atmen bevor ich nicht zuende gesprochen habe!

Du hast mir damals Schuldig genommen. Und du hast mir jetzt meinen Sohn genommen. Was ich von dir denke muss ich ja wohl nicht extra sagen, aber ich schwöre dir, wenn du Robin auch nur ein Haar krümmst und er wegen dir auch nur eine Träne weint, wirst du die schlimmsten Stunden deines Lebens erleben und sie auch gleich die letzten nennen können. Ist das angekommen? Ich werde dich nicht nur fertig machen, ich werde dir alles nehmen was dir auch nur annähernd wichtig ist und dann zerlege ich dich in deine Bestandteile und lass dich dein eigene Leber fressen. Haben wir uns verstanden?!"
 

Tatsächlich hatte Ken die Luft angehalten und erst als er sicher war, dass Brad nichts mehr zu sagen hatte, wagte er es wieder zu atmen und zu nicken. Dabei merkte er, dass seine Knochen weich wie Pudding waren und ihm das Herz sonst wo schlug. „Ehm... ja... ja natürlich, Brad. Ehm... Crawford. Sir“, stammelte er und nahm die Beine in de Hand. „Danke...“ Und schon floh er aus dem Zimmer.
 

Unruhig war Robin die ganze Zeit in der Küche herumgehibbelt und schoss aufgeregt auf den Gang, als er Schritte von oben hörte. Eine Welle der Erleichterung ließ ihn aufatmen, er stürzte seinem Schatz entgegen und warf sich ihm an den Hals. Immerhin war Ken lebend wieder aus dem Büro seines Vaters gekommen... Tausend Fragen lagen ihm auf der Zunge, aber er brachte keine einzige heraus, konnte seinen Schatz nur liebevoll ansehen. Seine Hoffnung, das alles würde ein gutes Ende nehmen, wuchs.
 

Ken lächelte sanft aber immer noch ein wenig unsicher. „Hast du gepackt?“, fragte er leise und küsste Robin kurz. Er wollte hier so schnell wie möglich wieder weg. Auch wenn sie mit dem Motorrad hier waren und den Rechner nicht würden mitnehmen können, würden sie immerhin ein paar Klamotten rüberschaffen können.
 

"Ja..." murmelte Robin fassungslos. Das... das bedeutete... Er verpasste Ken einen kurzen Kuss, schob sich dann an ihm vorbei und hetzte die Treppe nach oben. Er stürmte in das Büro seines Vaters, sprang halb über den Schreibtisch und fiel ihm mit einem Freudenschrei um den Hals.
 

Überrumpelt starrte Brad seinen Sohn an und musste dann leicht lächeln. Er wuschelte ihm durchs Haar und blickte ihn wieder an. „Ich hoffe, ich seh dich trotzdem hin und wieder?“, fragte er und seufzte leise. Er konnte immer noch nicht so recht glauben, dass er Ken diese ‚Erlaubnis’ erteilt hatte. Immerhin ging es hier um seinen Sohn. Aber Schuldigs Worte hatten Wirkung gezeigt. Wenn es seinen Sohn glücklich machte.
 

"Klar!", nickte Robin schnell. "Und du kannst ja auch zu uns kommen..." Irgendwie mussten sich die beiden wichtigsten Männer in seinem Leben doch arrangieren können. Und Robin glaubte ganz fest daran, dass sich sein Vater mit seinem Liebsten verstehen würde, wenn sie es nur erst mal versuchten. Er drückte dem Amerikaner noch einen festen Kuss auf die Wange, strahlte ihn überglücklich an. "Danke, Dad!", murmelte er mit zitternder Stimme.
 

Brad lächelte wieder, sagte aber nichts mehr zu der Einladung. „Schon gut, schon gut. Jetzt hau schon ab. Dein Lover wartet mit zitternden Knien auf dich..“ Er zwinkerte und stellte Robin wieder auf die Beine. Na da hatte er offenbar wirklich was gutes getan wie es schien.
 

Das brauchte ihm nicht noch einmal gesagt werden. Robin wirbelte herum und rannte zu Ken zurück, vergaß dabei komplett, die Bürotür wieder hinter sich zu schließen. Er schnappte sich den Rucksack, den er sich schon hergerichtet hatte, hakte sich bei Ken ein und sagte dann laut und hörbar freudig: "Okay, Schatz... Fahren wir nach Hause!"
 

Brad wurde das Herz schwer und er schluckte hart als er wie Worte hörte. Nach Hause...?

Er schüttelte leicht den Kopf und starrte ins Nichts. Erst als er die Haustür hörte und kurz darauf das Aufheulen eines Motors kam wieder Regung in ihn. Er schloss die Augen und konzentrierte sich. /Schuldig?/
 

/Ja?/ kam es augenblicklich von dem Telepathen zurück. /Was ist, Schatz?/ Es war so lange her, dass er die Stimme des Amerikaners in seinem Geist gehört hatte, und es jagte ihm einen leichten Schauer über den Rücken.
 

/Können wir uns treffen? Ich will dich sehen.../ Er seufzte leise. Jetzt kam ihm das Haus so leer vor wie noch nie, auch wenn er wusste, dass Farfarello hier noch irgendwo rumstromerte. /Ken und Robin waren grade hier.../ Er seufzte wieder und rieb sich das Nasenbein. /Komm her, ja? Bitte./
 

/Ich bin schon unterwegs!/ Damit unterbrach Schuldig den Kontakt zu seinem Lover, zog sich rasch an und klopfte dann an die Tür seines Sohnes. "Dai? Ich muss für ne Weile weg... Überleg dir, über was wir gestern geredet haben, ja? Bitte. Du wirst Robin nicht über den Weg laufen..." Er brachte es trotz allem nicht übers Herz, dem Jungen zu sagen, dass der Schwarzhaarige nicht mehr in der Villa wohnte - denn nichts anderes konnte Brads Verhalten bedeuten. Nachdem er auch nach drei Minuten noch keine Antwort erhalten hatte, schüttelte er frustriert den Kopf, drehte sich dann um und verließ die Wohnung...
 

~*~ENDE~*~
 


 

Sooo....

Finished... *smile*

Und auch hier endlich fertig hochgeladen ^-^
 

Liebe Grüße und danke für's Lesen,

wildest und jei



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Zauberlehrling
2008-06-27T10:17:05+00:00 27.06.2008 12:17
hi^^,
wow ich liebe diese Story genauso sehr wie die erste und kann die Fortsetzung kaum erwarten!
Die Situation scheint ja wirklich interessant zu werden ;O)
lg
Von:  -lucky-
2008-06-01T18:59:29+00:00 01.06.2008 20:59
es is euch wirklich gut gelungen....aber iwie....geht alles etwas schnell
*kopf schief leg*
aber wär es zu sehr in die länge gezogen....wärs auch langweilig xD~
eigentlich kann ich nur sagen, dass es toll is
*jei anschiel*
....du bist fies....
*mal so in den raumstell*
|P
Von:  Schuldig
2008-05-30T21:26:19+00:00 30.05.2008 23:26
O.O
wah so schnell hab ich jetzt nicht mit der Fortsetzung gerechnet, nachdem ich letztens erst erfahren habe das es überhaut eine geben wird ^^
*hibbel*
natürlich musste ich es gleich lesen und bin total begeistert davon *___*
und ich stell mir den 16-jährigen Dai so geil vor *sabber* viellei sogar noch nen tick schärfer als seinen papa XD
und dann noch dieser R. crawford *lach* ich hab mich richtig begringelt als ich den namen gelesen habe *g* klärt ihr auch noch auf mit wem Brad da geschlafen hat um ihn zu zeugen? das würde mich wirklich seeeehr interessieren X3

auf jeden fall bin ich schon sehr gespannt wie es weiter geht ^^
bitte lasst mich net so lange warten, ja? ó.ò

*wink*
euer Fan ´s schuschu


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