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Chibifluch II - Die Chaosprinzen

Pairing: Überraschung [mit wildest_angel]
von

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Erwachsenenprobleme?

14. Kapitel – Erwachsenenprobleme?
 

Es war kurz vor acht Uhr abends, als Robin grübelnd vor Dais Kleiderschrank stand und sich durch das Angebot wühlte. Sie hatten seit dem Gespräch mit Ken und Schuldig über Venedig geredet und darüber, was sie alles sehen und unternehmen wollten, bis ihnen aufgefallen war, dass es langsam spät wurde und sie sich für das Stadtfest herrichten sollten, auf das sie ja eigentlich gehen wollten. Robin freute sich unheimlich, es war ja das erste Mal, dass er mit Dai etwas unternahm, seit sie ein Paar geworden waren. Es war also eine Premiere für ihn und eine dementsprechend gute Figur wollte er machen. Immerhin sollte sein Schatz stolz auf ihn sein können.
 

Dais Laune hatte sich schnell gebessert, während er mit Robin in Gedanken schon auf dem Weg nach Venedig war. Ihm war es egal, ob sein Vater es ihm nun erlauben würde oder nicht. Er würde mit Robin diesen Urlaub machen. Robin hatte diese Gedankengänge mit seiner ausführlichen Planung nur noch geschürt und inzwischen hatte Dai das Gefühl, dass nichts und niemand ihn mehr von dieser Reise würde abhalten können. Lächelnd und bereits in voller Montur stand er vor dem Spiegel und kümmerte sich um den letzten Schliff seines Äußeren. Die Haaren wurden zurechtgemacht, die Augen noch unauffällig hervorgehoben und die Klamotten zurechtgezupft. Dann drehte er sich schließlich um und sah zu Robin, der noch immer unschlüssig vorm Schrank stand. „Du hast dich ja immer noch nicht entschieden...“, grinste er und trat zu ihm.
 

Mit großen Augen starrte Robin seinen Freund an. Wow! Da fiel ihm nichts mehr dazu ein. Dai sah nur noch zum Anbeißen aus! Er zog gekonnt eine Augenbraue nach oben und musterte Dai noch einmal. "Nein, Schatz!", meinte er anschließend kopfschüttelnd. "SO gehst du mir auf keinen Fall auf die Strasse! Ich habe keine Lust, den ganzen Abend aufpassen zu müssen, dass dich niemand anbaggert..." Ein freches Grinsen huschte über seine Lippen, dann gab er seinem Liebsten einen sachten Kuss. Als er sich wieder umwandte, sprangen ihm einige Kleidungsstücke förmlich in die Augen. Ja, so würde er durchaus mit Dai mithalten können, entschied er, als er sie aus den Tiefen des Schranks gefischt und begutachtet hatte.
 

Dai musste leise schmunzeln. „Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, mein Guter, aber ich lasse mir von absolut niemandem sagen, was ich anziehe und wie ich das Haus verlasse... Auch nicht von dir, kleiner Prinz.“ Er lächelte weiter vor sich hin und beobachtete seinen Liebling beim Anziehen. Grinsend half er ihm ein wenig und begutachtete dann das Resultat. „Tja... Da werden wir wohl aufeinander aufpassen müssen...“, lachte er und strich dem Jungen über die Brust, zupfte ihm die Haare noch zurecht und küsste ihn dann sanft, aber intensiv.
 

Nachdem sie den Kuss zärtlich beendet hatten, packte Robin Daisukes Hand und strahlte ihn an. "Na, dann gucken wir mal, was sich deine beiden Dads so ausgedacht haben!" Munter zwinkerte er seinen Liebling an. Er fand es inzwischen normal und auch ziemlich gut, dass Dai mit zwei Männern aufgewachsen war - die sich obendrein anscheinend immer noch so unwahrscheinlich liebten. Grinsend und ein wenig aufgeregt zerrte er den Orangehaarigen aus dem Zimmer.
 

Schon als die Tür aufging und Dai den Braunhaarigen im Wohnzimmer am Fenster stehen sah, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Er warf einen kurzen Blick zu Robin, löste sich dann von ihm und trat zu seinem Ziehvater. „Eh... Dad? Wollen wir nicht langsam los? Es ist schon kurz nach acht...“ Kens Blick schien weit in die Ferne zu gehen und Dai beunruhigte das sehr. „Dein Vater ist verschwunden, Dai. Ich werde hier bleiben und auf ihn warten.“ „Verschwunden?“, fragte Dai, nicht ohne eine Spur Sarkasmus in der Stimme. „Du meinst, er ist raus, um frische Luft zu schnappen und verspätet sich?!“ Ken sagte nichts mehr. Er stand nur da, starrte aus dem Fenster und beunruhigte Dai durch bloßes Schweigen und kühle Ignoranz. Dai zuckte mit den Schultern. „Wie auch immer... Wir gehen dann mal.“ Aber er rührte sich nicht vom Fleck. Fast als erwartete er, dass noch etwas von Ken kam.
 

Auch Robin erstarrte zur Salzsäule. Nein! Was war denn nur passiert? Er drehte sich von Dai und Ken weg, schloss die Augen und konzentrierte sich auf die jüngste Vergangenheit, die Gegenwart und die nächste Zukunft. Und wurde blass. Unmerkliches Zittern überfiel ihn und er gab sich alle Mühe, nicht entsetzt nach Luft zu schnappen. Die Vergangenheit und die Gegenwart waren klar. Für die Zukunft gab es immer ein paar Auswahlmöglichkeiten - umso mehr, je weiter er in zukünftige Geschehnisse blickte, weswegen er es aufgegeben hatte, weiter als höchstens 48 Stunden sehen zu wollen. Wie ein Fächer breiteten sich die verschiedenen Aussichten vor ihm aus. Normalerweise war zumeist mindestens eine Option dabei, die ihm gefiel, aber diesmal... Robin schauderte.
 

Dai schüttelte verständnislos den Kopf und wandte sich von Ken ab. Was auch immer das wieder sollte, er war sicher, dass es etwas mit der Tatsache zu tun hatte, dass sein Vater nicht mit Dais Worten umgehen konnte. Resigniert sah er zu Robin und zog eine Braue hoch. Doch er wollte nicht schon wieder fragen. Robin würde es ihm schon sagen, wenn etwas war. Langsam ging er in die Küche und trank nachdenklich ein Glas Wasser. Die Lust auf das Stadtfest war ihm nun vergangen.
 

Verstört blinzelnd sah sich Robin nach Ken und Daisuke um. Nein, nichts von dem, was er gesehen hatte, würde er einem von beiden sagen. Keine der etwa ein Dutzend Möglichkeiten. Es gab gar keine Überlegung für ihn, um zu wissen, dass er diese Gedanken vor Dai verbergen musste. Seufzend errichtete er seine Mauer wieder, verschloss dahinter allerdings nur diese eine Erinnerung. Vielleicht würde es Dai so gar nicht auffallen, falls er auf die Idee kommen würde, in seinem Kopf herum zu schnüffeln. Traurig ließ er den Kopf hängen. "Ich zieh mich dann mal wieder um", verkündete er resigniert.
 

Dai sagte nichts. Er stand nur da, starrte in sein Glas und schüttelte den Kopf. Er leerte sein Wasser und knallte das Glas auf den Tisch. /Nichts wirst du tun! Wir gehen jetzt auf dieses dämliche Stadtfest. Ob mit oder ohne den beiden!/ Das Dais Laune ziemlich weit unter dem Nullpunkt lag, war mehr als deutlich zu sehen. Doch es war ihm egal. Jetzt musste er hier erst recht raus. Und vor allem brauchte er einen Drink. Er trat in den Flur und schlüpfte in seine Schuhe. „Was ist? Kommst du mit oder nicht?!“, fragte er Robin und klang dabei ziemlich gereizt. Gleich darauf tat es ihm leid. Immerhin konnte Robin nichts dafür.
 

Robin zuckte zusammen und funkelte zu Daisuke hinüber. /Spinnst du vollkommen? Du kannst Ken jetzt doch nicht allein lassen!/, fauchte er ebenso gereizt wie sein Liebling. /Siehst du nicht, dass er jetzt jemanden braucht?/ Der Schwarzhaarige verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte Dai als Telepath nur so unsensibel sein?
 

/Aber sicher nicht mich! Ich bin doch schon wieder Schuld an dem Mist! Ich bin immer Schuld, wenn sie sich streiten!/ Dais Augen blitzten auf. Er starrte seinen Liebling an und blickte zu Ken hinüber. /Dann kümmer dich um ihn. Ich brauche frische Luft!/

Und damit brach er die Verbindung zu Robin ab und verschwand eben so türenknallend wie sein Vater. Super. Er machte wieder alles falsch und nun keifte sogar Robin ihn an. Frustriert ließ er das Wohnhaus hinter sich und schüttelte den Kopf.
 

Ken lächelte leicht und drehte den Kopf. „Geh nur, Robin. Es ist schon okay...“, sagte er leise und schaute wieder nach unten auf die Straße, wo Dai grade rauchend davon stapfte. „Lass ihn nicht einfach weglaufen... Das tut nur euch beiden weh.“
 

"Nein. Ich renn ihm jetzt sicher nicht hinterher", erklärte Robin bestimmt. "Oder willst du lieber doch allein sein? Dann bleibe ich in Dais Zimmer..." Er wollte sich nicht aufdrängen, sondern einfach nur Ken die Chance geben, zu reden, wenn er denn wollte. Das würde der Braunhaarige in nächster Zeit öfter nötig haben... Mit einem Kopfschütteln verjagte er diesen Gedanken. Nein. Es musste nicht zwingend so kommen. Die Zukunft konnte immer verändert werden...
 

„Nein.. ich... Bleib ruhig hier...“ sagte Ken nach einem Moment des Schweigens. Dann konnte er sich nicht mehr zurückhalten. Eine Träne lief ihm über die Wange. Eine weitere folgte und bald jagte ein flüssiger Kristall den nächsten. Ken schlang die Arme um sich und schüttelte immer wieder den Kopf. Kein Schluchzen verließ seine Lippen, nur stumme Tränen rollten ihm über die Wangen und tropften vom Kinn hinab. Und in jeder einzelnen schien sich das hübsche Gesicht seines Geliebten widerzuspiegeln. „Ich... Ich versteh es nicht. Ich versteh sie nicht. Beide nicht“, flüsterte er nach einer Weile leise und jedes Wort bebte vor Anspannung. Als Ken klar wurde, was er hier grade tat, bei wem er sich just in diesem Moment ausheulen wollte, schüttelte er hastig den Kopf. „Es tut mir Leid... Ich...“ Er wischte sich schnell die Tränen weg und zwang sich zu einem wenig überzeugenden Lächeln
 

Zu behaupten, Robin wäre nur ein wenig verlegen, als er Ken stumm weinen sah, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Er hatte absolut keine Ahnung, wie er damit umgehen, wie er den Älteren trösten sollte. Mit bedrückter Miene setzte er sich auf die Couch, senkte kurz den Blick zu Boden, sah dann aber auf und Ken in die Augen. "Du brauchst dich nicht verstellen", sagte er leise. "Dafür bin ich hier geblieben. Damit du jemanden zum Reden hast. Wenn du das willst, natürlich." Er seufzte leise in sich hinein. "Ich verstehe Daisuke auch manchmal nicht", gab er offen zu. So wie gerade jetzt. Wie konnte der Orangehaarige nur so egoistisch sein und seinen Zweitvater in dieser Situation allein lassen?
 

Ken lächelte wieder. Diesmal ehrlich. Er schritt zu Robin und ließ sich langsam neben ihm nieder. „In Ordnung. Wenn du auch damit aufhörst...“ Er lächelte wieder leicht und senkte den Blick dann abermals traurig. Was sollte er tun? Was sollte er mit den beiden machen, damit sie endlich besser miteinander klarkamen und es nicht jedes Mal in Streit ausarten konnte? Ken wusste es nicht. Wahrscheinlich würde es nie enden. Dazu hatten sie es beide viel zu sehr im Blut, jedem zu beweisen, dass man besser und stärker war. Ken legte langsam den Kopf in den Nacken und sah an die Decke, versuchte trotz der ehrlichen Worte die Tränen zurück zu halten. „Sie sind... sich einfach zu ähnlich geworden... Schu und Dai. Sie sind sich zu ähnlich und kommen deswegen nie miteinander klar.“
 

Na wunderbar. Also konnte sich Robin schon mal seelisch drauf einstellen, was noch auf ihn zukommen mochte. Nicht eben eine berauschende Aussicht, wie er fand. Er sah Ken von der Seite her an und überlegte fieberhaft, was er sagen konnte. Zaghaft streichelte er dem Älteren über den Arm. "Es wird schon wieder in Ordnung kommen, meinst du nicht? Scheint es doch bisher auch immer wieder, oder?"
 

„Ja.. bisher. Weil immer jemand da war, der den Diplomaten gespielt hat. Jemand, der beide gegen sich bringt, um hinterher der Retter zu sein. Ich...“ Er schüttelte wieder den Kopf und sah Robin an. „Weißt du, ich habe immer irgendwie dafür gesorgt, dass sie sich wieder vertragen und dass der Streit aufhört und dann war alles gut. Und nur kurze Zeit später geht es wieder los. Es vergeht hier kein Tag, ohne dass sie sich ankeifen oder sauer aufeinander sind.“ Wieder glitzerten Tränen in Kens Augen. „Ich... Ich verstehe sie beide. Auf ihre Arten. Aber... irgendwie auch nicht. Und ich kann das einfach nicht mehr. Ich halt das nicht mehr aus...“
 

Nachdenklich benagte Robin seine Unterlippe. Er hatte noch gut im Ohr, was sein Dad ihm von klein auf eingebläut hatte, was seine Fähigkeit anging, und er war sich sicher, dass Schuldig das gleiche bei Dai versucht hatte. "Dai ist einfach zu leichtsinnig", behauptete er. "Ich kenn ihn ja noch nicht so lange, aber er hält sich wirklich für unschlagbar..." Auch wenn gerade dieses Selbstbewusstsein ein großer Teil des Reizes war, den Dai auf ihn ausübte. "Aber ich bin sicher, dass er noch merkt, was er eigentlich an euch hat." Das klang wesentlich zuversichtlicher, als er sich eigentlich fühlte. Wenn sich Dai und dessen Vater wirklich so ähnelten, hatten sie wohl beide einen unglaublichen Sturkopf. Und es war mehr als fraglich, ob sie es schafften, den abzulegen, ehe es zu spät war und alles in die Brüche ging. Denn diese Gefahr bestand und wuchs mit jeder Sekunde, soviel hatte Robin jedenfalls gesehen.
 

„Das ist das Problem, Robin...“, seufzte Ken und sah den Jungen traurig an. „Er _ist_ unschlagbar. Zumindest was uns angeht. Er weiß ganz genau, dass er, was seine Kräfte angeht, seinem Vater weit voraus ist. Und deswegen fehlt es ihm einfach an Respekt. Und Schuldig sieht offenbar nicht ein, dass er diesen Respekt bei Dai nun mal anders erlangen muss, als ‚normale’ Eltern es bei ihren ‚normalen’ Kindern tun.“ Er seufzte wieder und beobachtete Robin einen Moment. „Ich habe gehofft, dass er durch dich vielleicht endlich zur Vernunft kommt... Und ich bin sicher, dass er da auf dem besten Weg war. Bis Schuldig wieder...“ Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. Das hatte doch alles keinen Sinn mehr. Absolut keinen Sinn. Er musste nicht mit Robin darüber sprechen, sondern mit seinen beiden Streithähnen. Aber hatte das je wirklich was gebracht?
 

Überlegen lächelte der Schwarzhaarige den Älteren an. "Er ist keineswegs unschlagbar", widersprach er mit einem geheimnisvollen Lächeln. "Aber da wird er wohl noch drauf kommen." Sein Vater hatte es immer geschafft, den Telepathen im Zaum zu halten. Soviel hatte er ihm verraten, wenn er auch nicht genauer definiert hatte, wie er es gemacht hatte. Und er selbst konnte ja Dai zumindest auch schon blocken. Er fragte sich nur, warum Schuldig bei Dai nicht härter durchgriff. "Weißt du...", verriet er Ken, "...ich bin auch besser als mein Dad. Und ich mache mehr oder weniger auch nur, zu was ich Lust habe. Aber es gibt gewisse Spielregeln. Und ich verspreche dir, dass ich tue, was ich kann, um Dai das klar zu machen." Immerhin das lag im Bereich seiner Möglichkeiten und er würde sie ausnutzen.
 

Wieder herrschte eine Weile schweigen und schließlich nickte Ken vorsichtig. „Gerne, aber... Aber bitte setze dafür nicht eure Beziehung aufs Spiel, ja?“ Er lächelte leicht und sah in die treuen braunen Augen neben sich. „Wenn Dai erst mal wirklich sauer auf dich sein sollte, dann würde er sich selbst im Wege stehen. Er würde sich wahrscheinlich das Herz brechen, statt zuzugeben, dass du Recht hast...“ Er lächelte traurig und lehnte sich zurück, legte den Kopf hinten auf die Sofalehne. Ja. Das traute Ken seinem Kleinen wirklich zu. Und vielleicht war es auch diese Eigenschaft des jungen Telepathen, die Ken ein wenig Angst machte und ihn davon abhielt, wirklich durchzugreifen
 

Es war keine Frage, dass Ken recht hatte. Und doch... "Ich werde sicher nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen." Da war er wieder: ein Charakterzug, der ihn seinem eigenen Vater so ähnlich machte. Nur war es bei Robin weniger Sturheit sondern vielmehr Stolz, der ihm manchmal im Weg stand. Wieder sah er Ken ernst an. "Du hast selbst gesagt, dass ich ihm nicht ganz die Zügel überlassen soll. Und das habe ich auch nicht vor." Er zwinkerte dem Anderen verschwörerisch zu
 

Ken musste wieder unweigerlich schmunzeln und nickte. „Ja... Ja, das habe ich.“ Er schloss die Augen und versuchte sich ein wenig zu entspannen. Was wäre, wenn er... Nein. Dann würde wahrscheinlich alles außer Kontrolle geraten. Stille. Irgendwann merkte Ken, dass er seine Gedanken mit Robin teilen musste. „Glaubst du.... es würde was bringen, wenn die beiden mal ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen würden? Ich meine... Nur sie beide. Ohne uns... Zum Beispiel immer dann, wenn wir ein paar Runden mit dem Motorrad drehen oder so.“
 

Robin wusste gleich bei Kens Frage, dass es gar keinen Sinn hatte, sich darüber per Vision zu informieren. Die Optionen wären zu unterschiedlich, um eine Aussage treffen zu können. So nickte er langsam und meinte: "Ich weiß es nicht. Aber einen Versuch wäre es wert. Dann sehen wir ja, was passiert." Mit einem Lächeln knuffte er Ken in die Seite. "Ich freu mich schon auf die Fahrstunden!"
 

Ken lächelte wieder und sah Robin abermals an. „Hast du Lust auf ein paar Runden?“ Das würde er jetzt wirklich gut gebrauchen können. Und für Robin war es sicher ein toller Anfang. „Ein wenig die Luft um die Ohren brausen lassen? Was meinst du?“ Auffordernd sah er Robin an und musste sich eingestehen, dass es ihm nach diesem Gespräch schon wieder sehr viel besser ging. Woran genau das lag wusste er nicht, aber ein kleines Stimmchen in seinem Hinterkopf schien ihm klar machen zu wollen, dass er schon viel eher mit einem Außenstehenden über seine Gefühle und sein Denken hätte reden müssen. Gut, Robin als Außenstehenden zu bezeichnen war vielleicht nicht ganz richtig, aber es war auf jeden Fall besser, als abermals den Versuch zu starten, mit Schu oder Dai zu sprechen.
 

Begeistert nickte Robin. "Klar, gerne!", jubelte er und lachte erfreut auf. Das würde sie beide ganz bestimmt von allen üblen Gedanken ablenken! "Jetzt gleich?" Er stand auf und hibbelte vor Ken herum.
 

„Ja... Jetzt gleich. Ich brauch das jetzt...“ Er richtete sich auf und verschwand kurz im Flur. Dann kam er mit einigen Klamotten wieder. „Hier... Das sind Dais Sachen. Mit denen hat er auch Fahren gelernt. Und...“ Er ging zu einem Schrank und holte einen Helm heraus. „Sein Helm. Müsste dir eigentlich alles passen...“ Er lächelte und suchte seinen eigenen Kram zusammen und begann sich, die Hose anzuziehen und den Nierengurt umzubinden. „Das wird ganz schön warm werden bei dem Wetter. Wir fahren zum Stadtrand und einmal über die Schnellstraße, wenn du magst. Das kühlt schön ab...“ Er lächelte und zog sich die Jacke über, machte so eine noch viel kräftigere Figur als ohnehin schon.
 

Robin kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, als er Ken plötzlich so vor sich stehen sah. Es war, als hatte die Lederkluft den Braunhaarigen völlig verändert. Mit Gewalt riss sich der Junge von dem Anblick los und stieg hastig in die Klamotten, die Ken ihm gegeben hatte. "Dann mal los", grinste er, nahm den Helm und schaute den Älteren auffordernd an. Seine Stimme hatte auf einmal einen dunklen Beiklang, als er sagte: "Lass uns ein wenig Spaß haben!" Zusammen mit Ken verließ er die Wohnung und stieg in der Tiefgarage hinter dem Anderen auf das schnittige Bike. Seine Hände ruhten locker an Kens Taille. Er war noch nie zuvor auf einem Motorrad gesessen - weder als Beifahrer und erst recht nicht als Fahrer.
 

Ken grinste nur vor sich hin und streichelte über seine geliebte Maschine, als sie endlich darauf saßen. Er drehte den Kopf und sah Robin noch mal an. „Es ist wichtig, dass du dich immer schön mit in die Kurven legst, okay? Also Augen auf die Straße, damit du siehst, wo ich hinfahre...“ Er griff zu Robins Händen und legte sie um sich selber. „Halt dich gut fest. Und lehn dich ein wenig an mich. Dann lernst du es schneller dich in die Kurven zu legen.“ Er lächelte noch einmal sanft und klappte dann sein Visier runter.

„Und los, Baby!“ Der Motor heulte auf und sie rollten aus der Tiefgarage. Es dauerte nicht lange und sie rasten über die Straße, leicht nach vorne gebeugt und dicht an dicht.
 

Er verstand zwar nicht warum, aber ganz plötzlich huschte ein wilder Schauer über Robins Rücken. Brav befolgte er sämtliche Anweisungen, die Ken ihm gab. Er festigte noch einmal den Griff und rutschte so dicht an Ken heran, wie es nur möglich war. Es war einfach ein geniales Gefühl, als sie durch die Straßen steuerten, und Robin genoss es in vollen Zügen.
 

Als Dai wieder nach Hause kam, war keiner mehr da. Seine Laune, die sich wieder gelegt hatte, sank wieder abwärts und er seufzte leise. Sogar Robin war verschwunden. An die Fahrstunden, die er vielleicht haben könnte, dachte er erst mal gar nicht. Stattdessen zog er sich wieder um. Inzwischen war es stockdunkel draußen und er überlegte, ob Robin vielleicht nach Hause gefahren war, als er auch schon die Haustür hörte und Ken gefolgt von Robin eintrat. Sie lachten und schienen sich eine wunderbare Zeit gemeinsam gemacht zu haben. Dai hob die Brauen und begrüßte seinen Freund mit einem Kuss. „Wo wart ihr denn?“
 

Robin strahlte über das ganze Gesicht und strich sich seine verwuschelten Haare zurecht. Sanft erwiderte er den lieben Kuss und antwortete dann: "Stell dir vor, ich bin Motorrad gefahren!" Es war nicht zu übersehen, dass er unglaublich stolz und glücklich war - und sich so wohl fühlte wie schon lange nicht mehr. "Es war traumhaft!", schwärmte er weiter und schenkte Ken ein dankbares Strahlen.
 

Dai musste schmunzeln. „Das erklärt, wieso du meine Kluft trägst..“ Er zwinkerte und strich Robin über die Brust. Dann sah er wieder zu Ken und lächelte leicht. „Aber du hast ihn hoffentlich noch nicht selber fahren lassen, oder?“ Der Braunhaarige schüttelte den Kopf. „Natürlich nicht... Dazu war es dann doch zu spät...“ Dai nickte und lächelte wieder. Er warf Robin noch einen Blick zu und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. „Ich wollte nicht bis zum Feuerwerk bleiben... nicht ohne dich...“ Dass Dai was getrunken hatte, konnte man deutlich merken, auch wenn man es nicht wirklich roch. Er fing Robins Lippen ein und küsste ihn leidenschaftlich. Ein Kuss, den er vor Ken normalerweise eher zurückgehalten hätte.
 

Für einen Moment zögerte Robin, doch dann entschied er, dass Ken ohnehin wusste, was sie in Dais Zimmer veranstalteten, und ging innerlich lächelnd auf den stürmischen Kuss ein. Wenn sein Schatz es so wollte... Das machte ihm mehr als alles andere klar, dass sich sein Verhältnis zu Ken in den letzten Stunden um 180 Grad gebessert hatte und er sich nun endlich geben konnte, wie er eigentlich war.
 

Dai löste den Kuss wieder und grinste leicht während sich Ken schmunzelnd in die Küche verzog. „Was hältst du von einem kleinen Rückzug in mein Zimmer...“, begann er leise und öffnete dabei den Reißverschluss der Motorradjacke, „...und anschließendem Abendessen auf dem Balkon? Da können wir uns dann das Feuerwerk ansehen... und hinterher wieder.. auf mein Zimmer verschwinden...“ Mehr als nur verführerisch sah er Robin an und leckte ihm neckisch über die Lippen.
 

Ein einverstandenes Nicken war Antwort genug. Robin konnte nach diesem in jeder Hinsicht aufregenden Abend Zärtlichkeit und Nähe gut brauchen. Und wie es aussah, ging es Dai da nicht anders. Ohne Widerstand ließ sich der Jüngere mitziehen, auch wenn er einen verstohlenen letzten Blick über die Schulter zurück zu Ken warf...
 

~*~tbc~*~



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