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Der Weg zur Liebe oder in den Tod

von

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IV.

IV.
 

(NPOV)
 

Der nächste Tag war für mich ein einschneidender Tag. Denn seit diesem Tag musste ich meine Medikamente zwecks Chemotherapie nehmen. Es war nicht nur schlimm, dass diese groß und eklig schmeckten, nein, die Aufklärung der Nebenwirkungen machte mich gleich viel kranker als ich wirklich war.

Seufzend musste ich erstmal wieder Platz nehmen.

Dr. Wolf versuchte so ehrlich wie möglich zu sein. Und das beinhaltete auch diese furchtbaren Nachrichten, doch das Schlimmste war eigentlich das meine schönen langen blonden Haare ausfallen würden. Die Vorstellung mich mit Glatze im Spiegel zu sehen und zu sehen, wie der Flaum sich langsam wieder entwickelte und meine gehassten Naturlocken zum Vorschein kamen.

Genau deswegen waren meine Haare so lang, weil dann diese furchtbaren Locken nicht stark genug waren, sich durch zu setzen. Man konnte mich nicht wirklich eitel nennen, aber in der Hinsicht war ich speziell. Yukiko seufzte immer und wollte meine Naturkrause haben, doch leider konnte ich sie nicht verschenken.
 

Zu dem war mir damals aufgefallen das Raven sich seine Haare hatte auch lang wachsen lassen.

Sicher ihm stand das sehr gut. Es passte zu seinem Charakter und später zu seinen Lederoutfits und Motorradklamotten.

Ich hingegen mochte bequeme Sachen und da musste auch kein Markenname draufstehen, nur damit ich mich besser fühlte.
 

Am Nachmittag hatte ich wieder lieben Besuch von meinen Freunden, sogar Raven konnte ich in weiter Ferne sehen. Was mich kurz schmunzeln ließ. Natürlich erzählte ich ihnen dann auch endlich mal wie der Stand der Dinge war.

Sicher waren sie im ersten Moment platt und sprachlos.

Die Mädels fingen natürlich an zu heulen und das an meinen Schultern und meinen armen Ohren.

//Hilfe…//
 

Nach langem Gerede beruhigten sie sich auch wieder. Mein Vater war leider schon nach dem Mittagessen gegangen und konnte mich nicht unterstützen. Jedoch stellte ich wieder einmal fest, dass gute Freunde mit nichts zu ersetzen sind.

Das Nächste was ich ihnen erzählte war, dass ich eine Spende brauchte und dass mein Paps leider nicht in Betracht gekommen war. Er wollte Zettel in der Schule, am Bahnhof und anderen öffentlichen Stellen verteilen. Wenn das nichts brachte wollte er eine Anzeige in der Zeitung schalten und wirklich zum Schluss zum Fernsehen gehen. Ich wollte wirklich nicht, dass wegen mir so viel Aufmerksamkeit erhoben wurde. Auch wenn ich mir schnell wünschte, die Aussicht zu besitzen, geheilt zu werden.
 

Was das schöne an Freunden ist, dass sie vieles ohne Fragen machen, denn die Meisten meldeten sich zum Testen an und ich war mehr als nur gerührt und dankbar.

Ich war sprachlos.

„Danke Leute, ich weiß gar nicht was ich sagen soll…“

„Musst du auch nicht, werd nur wieder fit! Du fehlst ganz schön!“

Dankend sah ich meine Freunde an und stellte nebenbei fest, dass sich Raven verkrümelt hatte.

Ich fragte mich warum. Hasste er mich wirklich so sehr? Oder war es die Nachricht von meiner Krankheit die ihn verscheucht hatte? Keine Ahnung, aber es stimmte mich traurig. Zu dem war mir aufgefallen, dass ich keine dumme Bemerkung gehört hatte. Wir hatten seit meinem letzten Zusammenbruch keinen einzigen Streit von der Kante gebrochen.
 

„Nolan… was hat Raven denn?“, fragte ich mal seine bessere Hälfte, doch dieser zuckte nur mit den Achseln und erzählte von dem komischen Anruf in der Nacht.

Wir witzelten etwas darüber und lachten. Es tat so verdammt gut zu lachen.

Zwischendurch kam eine Schwester herein um nach meinen Werten zu sehen. Ich musste jetzt ständig an irgendwelche Kontrollgeräte, noch etwas was mich schnell zu nerven begann.

Aber was tat man nicht alles für die Gesundheit. Mit der Zeit wollte ich nach draußen in den Park. Hier drinnen machte mich diese Sterilität noch wahnsinnig, wenn ich es nicht schon war.
 

Draußen fanden wir Raven wieder, der sich anscheinend nicht sehr darüber freute.

Was sollte es, es war nicht mein Problem. Also tat ich es wie immer. Ich ignorierte ihn.

Auch wenn es mich innerlich ziemlich fertig machte. Schließlich wollte ich ihn zurückhaben zu meinen Freunden. Ihn wieder als meinen besten Freund haben. Mit niemandem hatte ich mich je so blind verstanden wie mit ihm.
 

Im Augenwinkel sah ich wie er mit Nolan was besprach und abermals das Weite suchte.

Der Tag wurde dennoch sehr angenehm. Von den Nebenwirkungen spürte ich zum Glück erstmal nichts und war dann ganz froh, als ich später wieder alleine war.

Es strengte mich doch sehr an, allen gerecht zu werden.

Mein Körper baute einfach ab, ohne das ich was dagegen machen konnte. Ich wurde so zu sagen von innen aufgefressen. Und das auch noch von meinen eigenen Zellen.
 

Damals war ich zu klein um zu verstehen was meine Mutter dachte und fühlte, aber jetzt…..verstand ich es mehr als kein anderer. Sie tat mir wieder so leid und ich vermisste sie sehr. Das war ein Grund, warum mir der Hunger aufs Abendbrot verloren ging und ich mich lieber in mein Bett kuschelte und über sie nachdachte. Versuchte Erinnerungen wieder wach zu rufen.

Leider waren da nicht viele.

Ich konnte mich kaum noch an ihren Geruch erinnern, an ihre Wärme oder an ihre Stimme.

Es war schlimm, dass man nicht alles so behalten konnte. Ich war halt zu klein gewesen. Doch eines wusste ich noch zu 100 %! Sie nannte mich immer ihren kleinen Engel. Und das liebte ich, weil ich dann meistens was sehr gut gemacht hatte und sie hatte damals immer durch meine Locken gestrichen und gelächelt. Dieses Lächeln war das was ich am stärksten in Erinnerung hatte.
 

Mit dieser Erinnerung schlief ich ein und träumte sogar von ihr.
 

(RPOV)
 

Gezwungenermaßen musste ich mit ins Krankenhaus. Ich war es Nolan schuldig, nachdem ich ihn schon aus dem Bett geklingelt hatte. Obwohl ich ja dann doch alleine unterwegs gewesen war. Mit Sicherheit war das mein Fehler gewesen.

Wenn Nolan mit gewesen wäre, hätte ich diesen Blowjob nicht machen lassen und würde nicht mehr diesen grässlichen, inneren Zweikampf führen.
 

So setzte ich mich in die hinterste Ecke des Zimmers und sah einfach aus dem Fenster. Nolan war genau wie ich nur genötigt worden. Yukiko war wie eine Mutter zu uns allen. Es passte ihr nicht, wenn sich jemand aus ihrer Familie, sprich unseren Freunden, abseilte und auf Solokünstler machte.

Nolan leistete mir nach der Begrüßungsfloskel Gesellschaft und schnaufte.

Ich konnte mir vorstellen wo er jetzt lieber wäre.

Naja, wer wollte schon gern in ein Krankenhaus?

Ich nicht!
 

Zu allem Überfluss musste Nathan auch noch heute die Bombe über seine Krankheit platzen lassen. Das war zu viel. Dieses Geschluchze und bemitleidet werden ging mir so gegen den Strich, dass ich mich einfach erhob und das Zimmer fluchtartig verließ.
 

Im Flur traf ich auf den Arzt den ich bei der ersten Untersuchung bei Nathan schon gesehen hatte.

Es wollte mich nicht interessieren, doch es tat es dann doch irgendwie, deshalb ging ich zu ihm und bat ihn um ein klärendes Gespräch.
 

Zum Glück hatte Dr. Wolf etwas Zeit und so setzten wir uns in ein leeres Besprechungszimmer. Er war Arzt und somit zum Schweigen verpflichtet, was es mir einfacher machte zu fragen.
 

„Dr. Wolf… wie genau verläuft das bei Nathan, wenn er keinen Spender findet? Stirbt er? Reicht die Chemo nicht aus?“, so bombardierte ich ihn erstmal mit diesen Fragen.

Nickend verstand der Arzt meine Sorgen und erklärte mir langsam und auch anschaulich wie das bei Nathan vor sich ging. Dass es bei Krebs nie zu versprechen gab, dass es Heilung gab und bei Leukämie schon gar nicht. Zu dem erklärte er mir was Krebs überhaupt war und ich erschrak als ich hörte, dass der menschliche Körper diese fiesen Zellen selber produzierte und dass zu tausenden am Tage und immer wieder neu.

Die Chemotherapie war eh nicht ohne. Sie beeinflusste den ganzen Körper, nicht nur die Zellen die es zu vernichten galt. Die vielen Nebenwirkungen können auch nach Jahren noch auftreten.
 

Ich mochte diesen Arzt irgendwie. Er verniedlichte nichts. Er stellte die Fakten klar dar und versprach nichts Falsches. Meine Tante hatte Brustkrebs und wenn ich da mal nen Wortfetzen des Facharztes gehört habe war das immer „Alles wird gut.“ Doch nicht Dr. Wolf: Er zeigte das wahre Gesicht dieser Krankheit. Ihre tiefsten Abgründe. Es musste bestimmt schwer sein, so einen Beruf auszuüben und dann immer mal solche Nachrichten zu übermitteln.
 

„Also hilft wirklich nur langfristig eine Knochenmarkstransplantation?“

„Ja und das auch bald. Im Moment scheint er noch recht stabil zu sein, aber so was kann sich schlagartig ändern. Zudem möchte ich vorschlagen, dass ihr ihn nicht mehr in solch großem Auflauf besucht. Teilt euch auf. Stress darf er keinen kriegen. Ich verstehe eure Sorgen, aber so helft ihr ihm auch nicht.“

Das leuchtete ein, zu dem ich eh eher unfreiwillig da war.

„Doktor wie läuft so eine Probenahme ab… und kann man so etwas auch anonym machen?“

Der Arzt stutzte erstmal und berichtet mir im einzelnen wie so eine Probenahme von statten ging.

Es war schwer ihm zu folgen, doch es tauchte immer wieder das Wort „Spritze“ auf und machte mich kribbelig.
 

Als ich genug gehört hatte und es mir mehr schlecht als gut ging, verabschiedete ich mich höfflich vom Arzt und ging nach draußen um einmal tief die frische Luft einzuatmen und den Kopf wieder klar zu kriegen. Das waren viele Sachen die ich mal wieder zu verdauen hatte.
 

Ich saß gerade ein paar Minuten draußen, als Nathan und Co kamen.

Das konnte ich nicht ertragen. Nolan kam zu mir um mir eine Predig zu halten, wie ich ihn immer wieder im Stich ließ und ich entschuldigte mich dafür natürlich.

Schon komisch, dass wir dennoch noch Freunde waren. Sicher, ich war immer für ihn da, wenn er was wollte. Wir ergänzten uns sehr gut, doch dasselbe wie früher mit Nathan war es nicht.
 

Aber das sollte es nicht mehr geben. Unser goldenes Duo.

Somit verabschiedete ich mich wieder von ihm und sprach ihm eine Wiedergutmachung zu.
 

Zu Hause setzte ich mich vor meinen Computer und recherchierte noch mal in eigener Sache.

Eine Spende war irgendwie ausgeschlossen, wenn es wirklich so viele Spritzen geben sollte. Ich hasste Spritzen. Aus einem bestimmten Grund.
 

Es lag lange zurück und war mit ein Grund warum meine Freundschaft mit Nathan gebrochen war.
 

~Flashback~
 

Also ich war 10 und Nathan 9 als es passierte. Nicht nur das seine Mutter starb, nein auch mein Unfall.

Zusammen mit meinem Paps hatte ich einen schweren Autounfall und war geradewegs durch die Frontscheibe geflogen. Naja, ich hatte keine Lust gehabt mich anzuschnallen, was ich heute noch immer nicht habe, aber ich tue es wenigstens.

Damals hatte ich es nicht getan und bei dem Unfall, der durch einen LKW verursacht wurde, der uns einfach nicht hatte kommen sehen, war dieser in uns hinein gefahren. Ungebremst.
 

Ich war im Krankenhaus wach geworden und überall diese vielen Schläuche und Nadeln in meinem Körper. Es war schrecklich. Ich hatte zum Glück nur ein Schleudertrauma und zu dem ein gebrochenes linkes Bein. Der Bruch war kompliziert gewesen, weshalb sie ihn mit Metallplatten schienen mussten und ich dort gut 10-mal genäht werden musste.
 

Das war ja noch nicht wirklich das Schlimmste für mich. Doch die Metallplatten mussten auch wieder raus. Ich hatte panische Angst davor.

Im Grunde hasste ich Spritzen schon immer. Auch Impfungen waren für mich ein Höllentrip, mit Freifahrtschein. Aber das hier war ganz schlimm gewesen.
 

Sicher hatte Nathan seine Mutter verloren gehabt, aber das Leben ging doch weiter.

Immer wieder hatte mein Vater mich zu ihm gebracht und so hatte ich in seinem Zimmer gesessen und versucht mit ihm zu reden. Über Geschenke und Autos die ich bekommen hatte.

Doch Nathan sagte nie etwas. Dabei brauchte ich ihn auch und ich war da und nicht wie seine Mutter weg. Er war doch mein bester Freund. Egal, dass er erst 9 Jahre alt war. Wir verstanden uns sonst auch ohne Worte und hatten allerlei dummes Zeug angerichtet, warum hörte er denn jetzt nicht? Wieso hatte er meine Fragen nicht beantwortet?
 

Und gerade an dem Tag wo ich ihn wirklich brauchte, als mir die Platten rausgenommen wurden und mein Vater keine Zeit hatte, ließ er mich im Stich.

Seine Mutter war bereits 2 Monate verstorben, man musste doch vorwärts gehen, oder?

Warum denn nicht an diesem Tag?
 

Nathan war nicht da um mir zu sagen, dass so große Jungs wie ich doch keine Angst haben, oder ähnliches. Er war nicht da und hatte mich alleine gelassen.

Meine Mutter war dann da gewesen. Sicher es war auch okay gewesen, aber das war nicht dasselbe. Mit meiner Mutter hatte ich nicht so ein Verhältnis wie zu meinem Vater und schon gar nicht zu Nathan.

Wütend war ich abends zu ihm gestakst und hatte ihn angeschrieen, doch bekam ich keine Antwort nur einen leeren Blick.

Das reichte mir und ich kündigte ihm meine Freundschaft.
 

Später als er wieder aufgetaut war ignorierte ich ihn geflissentlich und fing nur noch Streitereien an, wenn ich doch mit ihm redete.

Das würde ich ihm nie verzeihen, hatte ich mir geschworen.
 

~Flashback ende~
 

Sicher, heute sah ich alles anders und wir waren noch kleine Kinder gewesen. Jedoch hatte es mich geprägt und so wirkliche, innige Freundschaften hatte ich nicht mehr aufgebaut.

Nolan machte eine Ausnahme, warum das so kam, konnte ich nicht sagen. Wahrscheinlich wegen seiner Art die Dinge zu sehen. Er war kompliziert und verschlossen. Wenn er nicht reden wollte, tat er es auch nicht. Das passte gut, denn auch ich hatte meine Momente wo ich alleine sein wollte.
 

Jedes Mal wenn ich die Narben sah an meinem Bein, dachte ich an diese Zeit und es tat weh und vor allem wenn ich dann ihn sah.

Es machte es jetzt schwer sich zu entscheiden. Doch eigentlich war die Situation doch ganz anders.

Ich war ja nicht er. Ich wusste wie der Hase lief und ich war auch keine 10 Jahre mehr alt.

Dennoch, etwas Leises in mir weigerte sich noch zuzustimmen sich testen zu lassen. Weshalb ich wegen der Anonymität gefragt hatte? Es war ja möglich, somit konnte ich verheimlichen, dass ich ihm geholfen hatte.

Aber noch konnte ich nicht über meinen Schatten springen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2008-05-28T16:00:26+00:00 28.05.2008 18:00
Wow die FF ist echt toll...berührt mich total, weil auch aus meiner Familie schon viele an Krebs erkrankt und gestorben sind...
Ist echt heftig.
Deshalb kann ich glaub ich ganz gut verstehen was dich dazu gebracht hat diese Geschichte anzufangen =)
Ich hab auch den Wettbewerb schon registriert und angefangen ein Cover zu zeichnen x)
Hoffe es gefällt dir wenn ichs onstelle
gglg Sugarplum
Von:  ReinaDoreen
2008-05-24T16:21:49+00:00 24.05.2008 18:21
Der stumme alles ignorierende Nathan hat sich regelrecht in Ravens Seele festgefressen. Dieser Vorfall ist schon so lange her und trotzdem war er Auslöser für diesen immer noch andauernden Streit zwischen den Beiden.
Aber so ganz egal ist es Raven nicht was mit Nathan passiert, sonst hätte nicht den Arzt nach dem Verlauf der Krankheit gefragt.
Reni


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