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Was nach der Rache kommt!

Kaiba x Tea
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo, meine Lieben!

Nach einer längern Pause, geht es nun endlich weiter.

Viel Spaß beim Lesen! ^^ Komplett anzeigen

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Alte Wunden neu geöffnet

Kap 20: Alte Wunden neu geöffnet
 

“Vermutlich habe ich so eine ähnlich Beziehung - oder besser gesagt - Trennung hinter mir,” offenbarte Kaiba mir. Verdutzt schaute ich ihn an. “Sieh mich nicht so an. Ja, auch ich hatte schon mal eine feste Beziehung,” sagte er, aber er klang nicht beleidigt oder so, sondern ehr erheitert über meinen Gesichtsausdruck, den ich scheinbar gemachte. “Mir ist schon klar, dass du eine feste Beziehung hattest, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass du eine ähnliche Trennung hinter dir hast wie ich,” gestand ich, denn ich glaubte es wirklich nicht.
 

Er stellte sich neben mich und wir setzten unseren Weg im stillen Einvernehmen fort. Eine Weile gingen wir schweigend nebeneinander her. Langsam beschlich mich das Gefühl, dass Kaiba nichts mehr dazu sagen würde. Na ja, vielleicht hatte er das auch von Anfang an überhaupt nicht vorgehabt und ich hatte es nur so interpretiert. Aber warum hätte er dann damit angefangen, wenn er nicht mehr dazu sagen wollte? Oder es war nur so eine Floskel um mich zu trösten? Plötzlich schien mir dies die wahrscheinlichste Möglichkeit zu sein. Warum auch sollte Kaiba mir von seiner Trennung erzählen oder überhaupt etwas so privates?
 

“Sie hieß Yumi,“ durchbrach Kaiba plötzlich die Stille zwischen uns. „Wir waren vier Jahre zusammen. An unserem vierten Jahrestag wollte ich ihr eine große Freude machen. Ich hatte für uns einen Flug nach Paris organisiert und ein Hotel gebucht. Sie wollte schon immer mal dorthin, also wollte ich ihr diesen Wunsch erfüllen,” erzählte Kaiba mit leiser Stimme, aber noch laut genug, so dass ich es noch verstehen konnte.
 

Eine weitere Pause trat ein. Ich vermutete, dass es ihm immer noch schwer fiel darüber zu reden und deswegen kurz im Erzählen innehalten musste. Ich dachte darüber nach, dass Kaiba jemanden geliebt hatte und mit dieser Person nach Paris fliegen wollte. Ich muss gestehen, dass ich davon geträumt hatte, irgendwann einmal mit Kaiba nach Paris zu fliegen. Daher traf mich diese… Ja, wie soll man das benennen… Erinnerung?… schon etwas. Paris war und ist nun einmal die Stadt der Liebe.
 

Mal ehrlich! Träumt nicht jedes Mädchen davon mit ihrem Liebsten nach Paris zu fliegen und dort Händchenhalten durch die Stadt zu schlendern? Von einem Kuss vor dem Eiffelturm? Aber schlimmer wäre es gewesen, wenn er mir erzählte hätte, dass er ihr eine Heiratsantrag gemacht hätte. Wobei ich eigentlich die Füße bei solch einem Thema still halten sollte. Dennoch hätte mich das tief getroffen. Aber genug von Hätte-Sollte-Könnte. Erst jetzt kam mir der Gedanke, dass es nie dazu gekommen war. Das Kaiba und Yumi nie in Paris gewesen waren. Ein Vorahnung beschlich mich, doch ich wollte nichts sagen.
 

“Jedenfalls,” unterbrach Kaiba endlich die Pause, “einige Tage vor der großen Überraschung, erwischte ich sie mit meinem damaligen besten Freund im Bett. Du kannst dir sicher vorstellen, wie ich reagiert habe.” Ich zögerte, denn ich war ehrlich geschockt. Auch wenn ich es schon geahnt hatte. Es aber bestätigt zu bekommen war doch noch etwas anderes. Und diese Bestätigung auch noch aus Kaibas Mund war zu viel. Jemand hatte den Menschen verletzt, den ich am meisten auf dieser Welt liebte. Ich konnte es wirklich nicht fassen. So etwas konnte Kaiba nicht passieren. Nicht ihm!
 

“Ja, das kann ich mir lebhaft vorstellen, wie du reagiert hast. Ich denke, es war ungefähr so, wie auf der Klassenfahrt, als Kati mit Yamato geschlafen hatte,” vermutete ich. Kaiba nickte. Sein Blick war von Traurigkeit getrübt. Er war noch nicht darüber hin weg. Eindeutig. Aber kam man über so etwas überhaupt hinweg?
 

“Anfangs war es nur gespielt - bei Kati und Yamato. Doch dann kamen die Erinnerung an Yumi wieder und ich sah rot,” gestand Kaiba. Er bestätigte das, was ich damals schon fast vermutet hatte. “Ich muss gestehen, dass ich bei Yumi und Ray, so hieß mein damaliger bester Freund, schon etwas heftiger reagiert habe. Aber ich…” er brach den Satz ab. In seinem Gesicht war zu sehen, wie sehr ihn wirklich die Erinnerungen daran schmerzten. Er hatte nicht nur seine Liebe verloren, sondern auch noch gleichzeitig seinen besten Freund. Das war echt hart. Dagegen war meine Geschichte eine Lachnummer.
 

Der Schmerz in seinem Gesicht, die Traurigkeit in seinen Augen zerrissen mir fast das Herz. Ich konnte es nicht ertragen ihn so zu sehen. Seine Augen richtete sich kurz auf mich und sein Ausdruck veränderte sich. Ihm wurde bewusst, dass er seine Schutzhülle hat fallen gelassen. Ich versuchte aufmunternd zu lächeln. Mit mäßigen Erfolg, wie ich selbst spürte. Das Lächeln kaufte ich mir noch nicht einmal selbst ab.
 

Auch wenn diese Situation traurig und bedrückend war, so musste ich doch gestehen, dass ich in diesem Augenblick so etwas wie Stolz empfand. Ein völlig unpassendes Gefühl, ich weiß. Aber was soll man machen. Gefühle kann man halt nicht kontrollieren. Dieser Stolz rührte daher, dass ich es irgendwie geschafft hatte Kaibas sonst so robusten Schutzschild zu durchbrechen. Immerhin erzählte er aus seinem privaten Leben. Daher kam vielleicht auch sein nun etwas verkrampfte Gesichtsausdruck. Er war es schließlich nicht gewohnt, anderen von seinem Leben, geschweige den von seinen Gefühlen zu erzählen.
 

Ich legte ihm eine Hand auf den Unterarm, obwohl ich nicht wusste, wie er auf diese Berührung reagieren würde. Er zog den Arm nicht weg oder sagte etwas dazu, er legte einfach seine andere Hand auf meine und drückte sie sanft. “Das Schlimme ist, die beiden hatten schon seit etwa zwei Jahren eine Affäre,” flüsterte Kaiba. Er gab sich sehr viel Mühe, dass seine Stimme nicht allzu verletzt oder gar traurig klang. Aber alleine die Tatsache, das er flüsterte zeigte mir, wie schmerzhaft es für ihn war. Meine Geschichte war wirklich lachhaft dagegen.
 

“Wie lange ist das jetzt her?” fragte ich vorsichtig. “Ein halbes Jahr,” antwortete Kaiba, wobei seine Stimme wieder kräftiger, klarer und etwas lauter klang. “Ich hab mich vor drei Monaten von Taichi getrennt. Es war wirklich fast so wie bei dir, nur mit den Unterschied, dass Taichi mehrere Affären hatte. Na ja, und das er mir einen Heiratsantrag gemacht hatte. Ich erwischte ihn in flagranti mit einer seiner vielen Geliebten und trennte mich sofort von ihm,” begann ich mit meiner Erzählung. Ich merkte, wie sachlich ich plötzlich klang. So als redete ich nicht über mich, sondern über eine völlig Fremde. Kaiba sah mich nur ruhig und verständnisvoll an. Er verstand, warum ich es so gesagt hatte. Reiner Selbsterhaltungstrieb. Aber es erschreckte mich selber.
 

“Einige Tage später rief er mich an und anstatt sich zu entschuldigen oder um mich zu kämpfen, was man ja eigentlich erwarten würde, fragte er mich doch wirklich nach der Telefonnummer von Mai. Er sagte mir, dass er sie echt heiß finden würde. Zwar nicht so heiß, wie mich, aber schon ziemlich nahe dran,” erzählte ich weiter und musste einen megagroßen Kloß hinunter schlucken. Doch der Kloß wollte nicht verschwinden. Stattdessen kamen die Gefühle von damals immer mehr an die Oberfläche. Kaiba sah mich weiterhin ruhig an. Allerdings war auch zu spüren, dass es ihm gegen den Strich ging, was Taichi gemacht hatte.
 

“Natürlich hab ich ihm die Nummer nicht gegeben und ihn die Pest an den Hals gewünscht. Ich muss allerdings noch etwas dazu sagen… also zum Heiratsantrag. Auch wenn die ganze Sache nicht toll ist, so muss ich doch fair bleiben. Taichi hatte mir nur einen Heiratsantrag gemacht, weil unsere Eltern beschlossen hatten, dass wir beide heiraten sollten,” gestand ich verlegen. Mir war es unsagbar peinlich dies zu erzählen. Nicht einmal meine Freunde, selbst Mai als meine beste Freundin, wussten von der arrangierten Hochzeit.
 

Damals, als Taichis Eltern und meine Eltern beschlossen hatten, dass wir heiraten sollten, war ich schon dagegen. Ich fand es unnötig eine Ehe zu arrangieren, da Taichi und ich ja eh ein Paar waren. Aber sie hatten es schon beschlossen. Also spielte ich mit. Obwohl mir der Gedanke nicht gefiel, in meinem Alter schon eine Ehefrau zu sein oder zu werden. Und ich es auch nicht toll fand, dass ich nicht mit entscheiden durfte, wem meine Liebe auf ewig gehören sollte. Auch wenn ich mit Taichi zusammen war. Denn schon seit einiger Zeit hatte ich das Gefühl, dass es nicht richtig war mit ihm zusammen zu sein.
 

Allerdings sah ich darin auch meine Chance. Die Chance endlich Kaiba, der so unerreichbar für mich war, aus den Kopf zu bekommen. Einige Tage nach dem ich erfahren hatte, dass ich nun inoffiziell verlobt war, recherchierte ich über arrangierte Ehen. Ich erfuhr von Ehen, bei denen der Mann und die Frau sich erst am Tag der Hochzeit kennen gelernt hatten und im Laufe ihrer Ehe sich in einander verliebten und draus wuchs dann Liebe.
 

Darauf hoffte ich auch. Wobei ich diese Wahrscheinlichkeit als sehr gering betrachtete. Aber wie hieß es immer so schön: Die Hoffnung stirbt zu Letzt. Okay, es war auch nicht gerade so, dass Taichi einen schlechten Fang abgegeben hatte. Er war süße, gut aussehend und witzig. Ich hatte mich auch schon ein klein wenig in ihn verguckt. Immerhin waren wir ja ein Paar.
 

Ihr fragt euch sicher, warum ich überhaupt mit ihm zusammen gewesen war. Die Antworte ist einfach. Ich erwähnte ja bereits, dass ich Kaiba aus den Kopf bekommen wollte. Nun ja, ich bin nicht besonders stolz drauf, aber das war der Grund warum ich mit Taichi zusammen kam. Dazu muss ich noch sagen, dass Taichi davon wusste. Es war sogar seine Idee und ich willigte ein. Also um es noch mal etwas deutlicher zu sagen: Taichi wusste von den Gefühlen zu Kaiba. Er wusste, dass ich nicht ihn, sondern Kaiba liebte. Aber das war ihm egal. Er wollte unbedingt, dass wir ein Paar werden.
 

Kaiba sah mich mit großen Augen. So war meine Reaktion damals auch, als meine Eltern mir von Taichi und den Hochzeitsplänen erzählten. “Meine Freunde wissen davon nichts. Also, dass die Hochzeitpläne arrangiert waren. Taichi war von der Idee, mich als Frau zu haben, nicht abgeneigt. Immerhin war er, so seine eigenen Worte, in mich verliebt und da war es doch wohl klar, dass wir so oder so irgendwann einmal heiraten würden,” erzählte ich weiter. Wobei mir ein verächtliches Schnauben entwischte.
 

“Du wolltest ihn also gar nicht heiraten?” fragte Kaiba vorsichtig nach. “Guter Gott! Nein!” stieß ich empörter aus, als ich es eigentlich beabsichtigt hatte. Geduldig nahm Kaiba meine Reaktion hin, zog nur eine Augenbraue kurz hoch. “Nein, wollte ich nicht. Zwar hatte ich Gefühle für ihn, aber nie stark genug um an eine Hochzeit mit ihm zu denken. Ich war mit dem zufrieden, was wir vor dem Beschluss unserer Eltern hatten. Nach dem ganzen hat sich alles irgendwie verselbstständigt zum Negativen,” gestand ich.
 

“Aber du hast doch ´Ja` gesagt, als er dich gefragt hatte oder?” hakte Kaiba nach. Treffer! Kaiba blieb nichts verborgen. “Ja, ich hatte ´Ja´ gesagt. Und ehrlich, Kaiba, ich weiß eigentlich nicht mehr wirklich warum. Mir ist nur in Erinnerung geblieben, dass er ziemlich spontan den Heiratsantrag gemacht hat und ich völlig überrumpelt war. Keine Ahnung wieso, immerhin war ja zu erwarten gewesen, - bei einer arrangierten Hochzeit - dass Taichi mich früher oder später fragen würde,” antwortete ich etwas verlegen.
 

Wirklich! Ich konnte es mir wirklich nicht erklären oder auch nicht dran erinnern, warum ich ´Ja´ gesagt hatte. Es war wie aus meinem Gedächtnis gelöscht. Aber mal ehrlich. Was hätte ich denn auch antworten sollen? Immerhin war die Sache doch sowieso schon beschlossen und dieser Antrag war doch eigentlich nur Show. Eine unnötige Showeinlage.
 

“Nie hätte ich dich für so einen Menschen gehalten,” murmelte Kaiba. Wie vom Donner gerührt blieb ich stehen, dabei glitt seine Hand von meiner und ich starrte ihn an. Auch er blieb stehen und wand sich zu mir, wobei er seine Hände beschwichtigend hob. “Was ich damit meine ist, dass ich gedachte hätte, dass du dich nicht so einfach in dein Schicksal - wie du und der Kindergarten es immer nennt - ergibst. Ehrlich, ich dachte immer, du würdest immer nur das tun, was du für richtig hieltest,” erklärte Kaiba.
 

“So wie du?!” gab ich etwas zu barsch zurück. Doch Kaiba schien meinen Ton gar nicht wahrgenommen zu haben. “Ja, so wie ich. In der Hinsicht sind wir beide uns schon irgendwie ähnlich. Nur mit dem Unterschied, dass du meinst auch wirklich das Richtige tust,” meinte Kaiba, “zumindest für andere Menschen.”
 

“Das richtige tun? Vielleicht hielt ich es zu dem Zeitpunkt für richtig. Richtig meine Eltern nicht zu enttäuschen und auch seine Eltern nicht. Obwohl ich jem… etwas anderes wollte,” murmelte ich vor mich hin. Innerlich hoffte ich inständig, dass Kaiba meinen kleinen Versprecher nicht bemerkt hatte.
 

“Tea, dass du versuchst allen gerecht zu werden, ist eine Eigenschaft an dir, die ich wirklich mag. Allerdings solltest du langsam begreifen, dass in solchen Situationen ein wenig Egoismus angebracht wäre. Du solltest auch verstehen, dass man im Leben nicht allen Menschen es recht machen kann. Wenn du es doch versuchst und dabei vergisst, wer in deinem Leben eigentlich an erster Stelle stehen sollte, dann kann es passieren, dass du unglücklich wirst,” philosophierte Kaiba.
 

Im ersten Moment wusste ich nicht, was ich dazu sagen sollte. “Dann solltest du auch verstehen, dass man nicht nur an sich denken sollte! Bist du denn glücklich, Kaiba? Bist du glücklich darüber, dass du hauptsächlich nur darauf fixiert bist, das bei dir alles nach deinen Vorstellungen läuft und andere damit möglicherweise verletzt?” konterte ich.
 

Kaibas Gesicht verfinsterte sich. “Du hast keine Ahnung wo von du sprichst, Tea,” zischte er. Verärgert stemmte ich meine Hände in die Hüften. “Ach nein? Du bist so vertieft in deiner eigenen Welt, dass du gar nicht bemerkst, was um dich herum geschieht. Es scheint dich auch gar nicht zu interessieren. Das einzige was dich interessiert ist, dass deine Firma gut läuft. Doch lass dir gesagt sein, Kaiba, das ist nicht alles im Leben,” fuhr ich ihn an.
 

“Tatsächlich?! Danke, Tea, das du mir meine Augen öffnest,” erwiderte er sarkastisch. “Glaubst du wirklich, mich würde nichts anderes interessieren als meine Firma?” “Ja, genau das denke ich. Na gut, und dein kleiner Bruder interessiert dich. Aber alle anderen Menschen sind dir doch völlig egal. Du spielst mit ihren Gefühlen!” stieß ich heraus.
 

Ich holte tief Luft, während Kaiba seinen Mund öffnete um etwas zu sagen, doch ich kam ihm wieder zu vor. “Stopp! Es tut mir leid, Kaiba. Das war jetzt ziemlich unsensibel von mir. Immerhin bist du mir vorhin hinter her gegangen, wofür ich dir übrigens sehr dankbar bin. Auch wenn es eben nicht so rüber kam,” entschuldigte ich mich bei ihm. Es war wirklich aufrichtig gemeint und ich hoffte sehr, dass er das bemerkte.
 

Kurz schloss Kaiba seinen Mund wieder und sah mich einfach nur an. Sein Blick konnte ich beim besten Willen nicht deuten. Dann hörte ich, wie er leise ausatmete. “Du brauchst dich nicht für die Wahrheit entschuldigen, Tea. Immerhin hast du mit dem, was du sagtest, ja nicht ganz unrecht. Außerdem glaube ich, dass dieser… ich nenne ihn mal Wutausbruch… nicht wirklich gegen mich gerichtete war. Oder? Das war die Wut auf Taichi,” sagte Kaiba ruhig.
 

Verdammt, war dieser Kerl gut! Der kannte mich fast schon besser als ich mich selbst. Kaiba hatte mal wieder Recht. Die Wut war nicht gegen ihn, sondern wirklich gegen Taichi. Wobei einige Sachen, die ich gesagt hatte, wirklich gegen ihn gerichtet waren. Doch das konnte ich nicht sagen, denn sonst hätte er herausgefunden, was ich für ihn empfand. Man, man, Tea, du solltest dich wirklich mal zusammen reißen, tadelte ich mich im Gedanken selbst.
 

Verlegen wischte ich mit meinen Zehnspitzen über den Boden. Alberne Geste, die ich sofort, als ich sie selbst bemerkte, unterließ. “Ja, ich glaube, du hast recht…. Es tut mir leid, Kaiba. Da unterstützt du mich und ich mache dich nur blöde von der Seite an,” gestand ich ziemlich verlegen. Mir war es wirklich sehr peinlich, dass ich das getan, beziehungsweise gesagt, hatte.
 

“Die Tatsache, dass mein Verlobter so viele Affären hatte… ähm… Ich kann es gar nicht beschreiben,” begann ich und sah Kaiba dabei direkt in die Augen. “Und das er noch nicht einmal um einen kämpft, ist schon etwas verletzend. Verstehst du was ich meine?” nuschelte ich mit leicht erstickter Stimme. Bevor Kaiba mir antworten konnte, sah ich die Antwort in seinen Augen. Ja, er konnte mich verstehen. “Es verletzt einen auch in seinem Stolz. Ich weiß, dass willst du gar nicht hören,” flüsterte er kaum hörbar. “Aber dennoch hast du recht,” stimmte ich ihm zu.
 

In meinen Augenwinkel brannte es etwas. Ach nein, bitte nicht! Blöde Tränen sammelten sich dort. Durch mein Blinzeln, womit ich versuchte die Tränen zu unterdrücken, bemerkte auch Kaiba sie. Ich wedelte unbestimmt mir meiner Hand um so davon abzulenken. Ohne sehr großen Erfolg. “Vergiss es bitte! Ich benehme mich total kindisch und übertrieben. Ich sollte nicht so einen Aufstand machen, wenn ich ihn doch gar nicht geliebt habe. Das ist nicht richtig und auch nicht fair. Taichi ist kein übler Kerl. Allerdings, hat der Gute eine Problem mit dem Wort ´nein`,” faselte ich einfach drauf los, um die Peinlichkeit kurz vorm Heulen zu sein zu überspielen.
 

Gott! Kein Wunder, dass Taichi sich andere Mädels gesucht hatte. Ich redete einfach nur Blödsinn! Könnte mich jemand mal bitte stoppen?!
 

“Soll das heißen, er will jetzt doch wieder mit dir zusammen kommen und das wollte er vorhin von dir?” fragte Kaiba nach. Ich sah kurz weg und dann wieder in seine schönen eisblauen Augen. “Nein, das wäre noch irgendwie… nett. Nein, er will nicht mehr mit mir zusammen kommen. Wie schon gesagt, das hatte er gar nicht mehr versucht nach unserer Trennung. Er nervt mich noch immer wegen Mais Telefonnummer. Schon traurig. Da war man mit einem etwa fünf Jahre zusammen und stellt fest, dass derjenige fremdgeht und dann noch nicht einmal um einen kämpft,” sagte ich und meine Stimme nahm, ohne das ich es wollte, noch mehr einen erstickten Ton an. Ja, ich musste jetzt wirklich mit meiner Fassung ringen, dass ich nicht gleich anfing zu weinen. Ich war wirklich so etwas von kindisch.
 

Ehrlich! Ich verstand mich selbst nicht. Warum zum Teufel störte es mich, dass Taichi nicht um mich gekämpft hatte? Ich war wirklich nicht in ihn verliebt gewesen. Zwar hatte ich Gefühle für ihn, aber keine sehr starken. Ich meine, Hallo!, ich war nicht in der Lage mit ihm zuschlafen oder ihn auch nur zu küssen! Das sagt doch schon einiges oder?! Denn mein Herz gehörte die ganze Zeit über Kaiba. Es hatte sich nie dazu entschlossen jemanden anderen für mich zu finden. Immer nur Kaiba. Und jetzt stand ich hier im Park, an meiner Seite den Menschen, den ich über alles auf der Welt liebte und heulte ihm vor, wie scheiße doch es war, das ein andere nicht um mich gekämpft hatte. Schon ein bisschen krank oder?!
 

Kaiba zog mich plötzlich in seine starken, beschützenden Arme. “Das ist doch scheiße!” stieß er aus. Obwohl mir in diesem Moment nicht zu lachen zu mute war, tat ich es dennoch. Ich meine, ich hätte nie gedacht, dass Kaiba solche Worte in den Mund nehmen würde. “Tut mir leid,” entschuldigte er sich gleich. “Dafür brauchst du dich nicht zu entschuldigen. Dir ist es auch erlaubt, solche Wörter zu benutzen. Außerdem hast du mir dadurch einen Grund gegeben zu lachen,” lächelte ich ihn an.
 

Meine letzte Aussage schien ihn etwas zu irritieren, aber er fragte nicht weiter nach. War ja auch unwichtig. “Nicht das es wichtig ist, aber wie lange wart ihr noch mal zusammen?” durchbrach Kaiba die auf kommende Stille. “Fünf Jahre. Vor einem Jahr hat er um meine Hand angehalten und vor drei Monaten habe ich mit ihm Schluss gemacht,” berichtete ich betrübt.
 

“Mal so ein kleine Frage am Rande? Ihr wart fünf Jahre zusammen und du sagtest selbst, dass Taichi kein übler Kerl war. Wieso also hast du dich nicht ihn in verliebt?” wollte er wissen. “Wart ihr so unterschiedlich oder hatte es einen anderen Grund?”
 

Diese Fragen trafen mich wie ein eiskalter Schauer. Was sollte ich darauf antworten? Ihm sagen, dass er der Grund dafür war? Nein, auf keinen Fall!
 

“Nur weil ein Typ kein übler Kerl ist, heißt das nicht, dass er zu einem wirklich passt. Auch wenn der sich angeblich in einen verliebt. Außerdem, kann man Gefühle nicht erzwingen. Ich kann dir nicht sagen, warum ich mich nicht in ihn verliebt habe. Es ist einfach so,” konterte ich, in der Hoffnung, dass er das schluckte und nicht weiter nach bohrte. “Ich kann dich verstehen, Tea,” begann Kaiba plötzlich. Verwundert blinzelte ich ihn an.
 

“Ich mein damit, deine Wut und deine Enttäuschung. Selbst wenn du ihn nicht geliebt oder auch nicht in ihn verliebt warst, so war er doch dein Partner und zukünftiger Ehemann, dem du vertrauen wolltest. Du mochtest ihn, sonst wärt ihr vorher kein Paar gewesen. Er hat dein Vertrauen missbraucht und verletzt. Die Tatsache, dass er auch nicht um dich gekämpft hat, ist wirklich bitter. Ich, der den Eiskokon erfunden hat, kann es nicht begreifen. Nie im Traum würde mir so etwas einfallen,” sprach Kaiba drauf los.
 

Ihn so reden zuhören, zog mich in den Bann, so dass ich nicht sofort auf eine Frage reagierte, die er mir gestellte hatte. Dadurch, dass er fragend seine rechte Augenbraue hochzog, wurde ich mir dessen bewusst. “Ich weiß nicht,” antwortet ich wie in Trance, obwohl ich überhaupt keine Plan hatte, was er mich gefragt hatte. Kaiba sah mich geduldig an. “Ein Positives hat es ja,” murmelte Kaiba, scheinbar war meine Antwort in Ordnung gewesen. Fragend schaute ich zu ihm auf. “Du musst ihn nicht mehr heiraten und kannst dein Leben leben so wie und mit wem du möchtest,” meinte Kaiba.
 

Auch wenn er Recht hatte, es tat trotzdem sehr weh, wenn jemand, mit dem man eine Beziehung hatte, einen so verletzt und dann auch noch nicht einmal sich die Mühe macht, um einen zu kämpfen. Ich fühlte mich gerade so ungeliebt, wie am Tag meiner Trennung von Taichi. Aber nur weil ich an die Gefühle von damals erinnert wurde. Ohne meine Erlaubnis fingen die Tränen an meine Wangen herunter zu laufen.
 

Wären meine Freunde damals nicht da gewesen, ich hätte mein ganzes Selbstwertgefühl verloren. So hatte es ´nur` einen ganz schönen Riss bekommen, der nun langsam sich wieder geschlossen hatte. Bevor Taichi wieder in mein Leben trat.
 

“Hey. Taichi ist es wirklich nicht wert, dass du ihm jetzt noch hinterher weinst,” versuchte Kaiba mich aufzubauen. Klappte nicht wirklich. Das merkte er selbst. “Ich kann deine Gefühle ein Stück weit nachempfinden,” flüsterte er mir ins Ohr, denn noch immer hielt er mich in seinen Armen. “Sie hat um dich gekämpft oder?” fragte ich ihn mit Tränen erstickter Stimme. Wofür ich meine Stimme gerade ziemlich hasste, genauso wie meine Tränendrüsen. Ich wollte vor Kaiba nicht weinen. Und doch tat ich es. So ein Mist! Völlig uncool! Und das auch noch wegen eines anderen Kerls.
 

“Ja, sie hat versucht um ich zu kämpfen, aber dennoch habe ich mich ungeliebt gefühlt,” murmelte Kaiba. Er wollte es wahrscheinlich gar nicht gesagt haben, denn ich spürte ein Zögern. Zu mindest so meine Vermutung. “Es ist, glaube ich, auch völlig egal, ob derjenige, der einen betrogen hat, versucht um einen zu kämpfen oder nicht,” versuchte Kaiba erneut mich aufzubauen.
 

Ich stemmte mich etwas von ihm weg, um ihm besser in die Augen zusehen. Mein Innerstes schrie mich mit aller Macht an: Nein, Tea, lass das! Sag bitte nicht das was dir gerade im Kopf herumspukt! Doch wie immer hörte ich nicht auf mein Innerstes. Zum Teil zu mindesten nicht. “Ach, meinst du! Wie würdest du dich denn fühlen, wenn deine Yumi nicht um dich gekämpft hätte? Ich sag, es dir: Für dich wäre es wahrscheinlich wirklich kein Unterschied. Du hüllst dich in deinen Eiskokon ein und überschwemmst dich mit Arbeit, um ja nichts zu fühlen,” brach es aus mir heraus.
 

“Aber, Kaiba, neue Information für dich: Normale Menschen, wie ich einer bin, besitzen ein Herz, das sich nach Liebe und Zuneigung sehnt. Und wenn man nach etwa fünf Jahren plötzlich feststellt, dass der Mann, der angeblich in einen verliebt ist und der einem einen Heiratsantrag gemacht hat, eigentlich gar nichts von dir wissen will und dich doch gar nicht liebt… Er es nicht für nötig finden um einen zu kämpfen… Da kann es schon mal passieren, dass das Herz blutet und es nicht so schnell heilt,” schrie ich ihn an. Okay, ich konnte mich doch nicht zurück halten. Noch nicht einmal zum Teil. KINDISCH, Tea! KINDISCH!
 

Kaiba stand nur da und sah mich an. In seinen Augen sah ich, dass ich etwas getroffen hatte, was ich gar nicht mit Absicht treffen wollte: Sein Herz! Ich war so eine dumme, verblödete Kuh. Er hatte genau das Gleiche erlebt mit jemanden, den er wirklich geliebte hatte. Wobei es noch nicht mal das Gleiche war. Seine Trennung war mit Abstand wesentlich schlimmer als meine. Und ich bezeichnete ihn als herzlos, obwohl ich schon längst wusste, dass das überhaupt nicht der Fall war.
 

Ich mein, Hallo, er wurde von jemanden betrogen, den er geliebt hatte. Und hat seinen besten Freund verloren. Ich war mit jemanden zusammen gewesen, der mich angeblich geliebte hatte, ich ihn aber nicht, und der mit andern schlief. Und ich machte so einen Aufstand? Wo ist der nächste Psychodoc? Scheiß, Ego!
 

Als ich gerade mich bei ihm entschuldigen wollte, sah ich wie eine Träne über Kaibas Wange lief. Der Schmerz in seinem Blick und diese einzelne Träne ließen mich erstarren. Nie hatte ich Kaiba vorher Tränen vergießen sehen. Nie hätte ich erwartet, dass Kaiba überhaupt Tränen vergießt. Und schon gar nicht vor jemand anderen. Er ließ mich los und entfernte sich ein Schritt von mir, wobei er die Augen nicht von meinen ab wand. Plötzlich schlug er sich gegen die Stirn, so als sei ihm gerade etwas eingefallen. “Natürlich! Darum geht es,” sagte er und wischte sich dabei die Träne weg. Verwirrt starrte ich ihn an.
 

“Kaiba?” fragte ich vorsichtig. Den Schritt, den er sich von mir entfernt hatte, trat er plötzlich wieder auf mich zu und nahm mein tränennasses Gesicht in die Hände. “Du hast so was von Recht,” meinte er und sah mir dabei tief in die Augen, was mich noch mehr verwirrte. “Womit?” hakte ich nach. “Damit, dass ich wirklich einen Eiskokon habe, der mich vor der Außenwelt schützen soll. Er hat mich so sehr geschützt, dass ich das offensichtliche überhaupt nicht mehr sehen konnte,” verriet er mir.
 

“Kaiba, was ich gerade gesagte habe, war absoluter Blödsinn. Ich war gerade wieder so…” Ich konnte meinen Satz nicht zu ende bringen, denn Kaiba küsste mich unerwartet auf den Mund und mit einer solchen Intensität, dass mir die Luft weg blieb. Keuchend lösten wir uns voneinander. “Ich habe es verstanden. Ich habe es endlich verstanden. Dank dir!” sagte Kaiba ruhig. Was mir ein wenig Angst machte. Verlor Kaiba jetzt irgendwie den Verstand? Oder was war auf einmal los mit ihm? Ich meine, ich würde mich gerne noch mal so von ihm küssen lassen, aber vorher würde ich gerne wissen, was auf einmal los war.
 

“Was hast du verstanden? Denn ich stehe gerade richtig auf dem Schlauch,” gestand ich ihm. “So wie ich die ganze Zeit,” meinte er. Und plötzlich lachte er kurz auf. Oha, er verlor wirklich den Verstand. “Kaiba, so langsam mach ich mir echt Sorgen um dich,” sagte ich ihm offen. “Brauchst du nicht. Mir geht es gut. Dank dir! Du hast mir endlich die Augen geöffnet, für etwas wofür ich die ganze Zeit blind gewesen war,” gestand Kaiba mir und lächelte sanft. O ja, er hatte offiziell den Verstand verloren! Und zwar so was von! Oder nahm er mich gerade auf den Arm und meinte das eigentlich sarkastisch?



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  LovelyPaine
2014-10-24T22:45:07+00:00 25.10.2014 00:45
WOW. Dieses Kapitel war ja wirklich eine Gefühls-Achterbahn. Ich fiebere richtig mit und denke immer: Nein, bitte sag das nicht Tea. Verkneif es dir...und dann BÄHM... sie sagt es doch Lach.

aber Kaiba reagiert echt gut... und verliert er wirklich seinen Versand? Nein, ich denke er hat es wirklich verstanden :D

Schön geschrieben. Echt Tausend Punkte dafür'!

LG Nadine
Von:  Guardian
2014-02-16T23:17:48+00:00 17.02.2014 00:17
Seh schön geschrieben :D
Freue mich das es weiter geht ;) Ich liebe Seto einfach für seine Art und hoffe, du schreibst schnell weiter <33
Von:  Devilgirl69
2014-02-08T07:59:07+00:00 08.02.2014 08:59
Ich liebe diese Geschichte, bitte schreib sie weiter. *-* Ich habe sie mir schon insgesamt vier mal durchgelesen und bekomme einfach nicht genug davon. Ich liebe dieses Paar einfach. *-*

Lg Anna
Von:  fahnm
2014-01-28T22:09:28+00:00 28.01.2014 23:09
Klasse Kapi^^


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