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dôzô tasukete kudasai

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-reasons of playing

Wow, schon der dritte Teil. Wahnsinn.

Diesmal geht die Widmung an: Aka_Tonbo und kaorinight *sich verbeugt* Danke für das Kommi^^

Viel Vergnügen!
 

Dôzô tasukete kudasai:
 

Sektion 3:
 

Unentschlossen saß er auf seinem Sofa und legte die Füße auf den Tisch vor sich. Die Jacke des Schwarzhaarigen hatte er in seine beiden Hände genommen und sich bis ans Kinn heran gezogen, während die Gedanken abwanderten, streiften und seine Augen in dem dunklen Zimmer des Wohnbereichs irrten.

Gemütlich lehnte der Blonde den Kopf zurück gegen die Lehne der Couch und entspannte Stück um Stück die verspannten und kalten Muskeln. Gackt lächelt sanft, als er spürte, wie all die gesammelte Anspannung zusammen mit den Sorgen des Tages aus seinem Körper verschwand. Geschickt schloss er die Alltäglichkeit aus um sich dem Besonderen zuzuwenden.

Braune Augen suchten sich ihren Weg in seine Gedanken, dunkle Augen, wie die nächtlichen Wälder am Rande Kyotos.

Als Junge war er einst mit seinen Eltern auf einem Ausflug dort gewesen und die morgendliche Nacht hatte den Welt abschreckend faszinierend wirken lassen, so wild und frei, ungebunden stolz war er unerreichbar fern. Ob es Miyavi auch war? Genau so wie diese dunkeln Wälder, die dunkle Seele? Wipfel, die sich von den seichten Winden streicheln ließen, Stürmen standhaft gegenüber waren und dennoch weich und biegsam waren, sich immer höher streckten und reckten, eine magische Schönheit ausstrahlten voller pulsierendem Leben?

Gackt schüttelte den Kopf. Er war Sänger, kein Dichter und erst kein ungehobelter pädophiler Mann, der sich auf einen Mann beschränkte, welcher höchstens die Grenze von 18 überschritten hatte –von dem geistigen Alter einmal abgesehen- und laut Gesetz seine Volljährigkeit von 21 Jahren nicht erreicht hatte.

Außerdem sollte Miyavi dringend Manieren lernen, selbst wenn diese ungehobelte Masche zu seinem Image gehörte.

Verärgert zogen sich seine Augenbrauen zusammen, als er an das Verhalten des Jüngeren dachte. Solch eine frivole Ader! Wenn er daran dachte, konnte er immer noch seine Beherrschung verlieren. Dieses Flüstern an seinem Ohr, die gehauchten Worte, ungezügelt und hemmungslos. Für einen kurzen Augenblick hatte Gackt diese innere Kälte vergessen, diese Sehnsucht nach Gesellschaft, welche er jetzt auch wieder empfand, jedoch erfolgreich verdrängte.

Wahrscheinlich hatte er nur zu lange keinen körperlichen Umgang gepflegt.

Frustriert öffnete Gackt die Augen, massierte kurz über seine Augenbrauen, damit sich um diese auch ja keine Falten bildeten, erblickte dann das erste Tageslicht, welches munter über die Couch kroch und den Sänger blendete.

„Vielleicht bringen mich Proben auf andere Gedanken.“ Sprach der blonde Camui zu sich selber, stand auf und legte die Jacke bei Seite. „Und dich schicke ich per Post zurück.“

Über den letzten Satz nachdenkend bewegte er sich gen Küche um einem guten Frühstück alias heißem schwarzen Kaffee entgegen zu treten.

Bin ich schon so fern von Gesellschaft, dass ich mit Gegenständen reden muss?, fragte er sich still, erhielt jedoch keine ausreichende Antwort.
 

„Moshimoshi?“ Müde klang die Stimme des Violinisten durch die Sprechanlage des Handys.

„You-kun, jetzt sag nicht, dass ich dich geweckt habe.“ Fragte Gackt gespielt unschuldig nach.

„Gakkun, wir haben…“ Man konnte ein Rascheln der Decken hören und ein auf die Uhr sehender You setzte fort.“ 7.30 morgens nach einem anstrengenden Abend… Kannst du um die Uhrzeit nicht auch einfach noch schlafen?“

„Ich habe gar nicht geschlafen und wenn ich es könnte, würde ich dich nicht anrufen.“ Beantwortete Gackt die vorwurfsvolle Frage seines besten Freundes.

Ein Seufzen ertönte von You. „Wie werde ich dich los? Was willst du mir mitteilen?“

„Du bist wieder einmal sehr höflich zu mir.“

„Es ist früh, Gakkun. Also?“

„Ich möchte eine Bandprobe für heute ansetzen. Heute um 11 ist doch für dich machbar, oder?“

„Gackt! Es ist Sonntag!“ Wandte der Geweckte ein und lehnte sich zurück in die Kissen. Gackt sah währenddessen erstaunt auf seinen Kalender an der Wand… Stimmte…. Es war Sonntag…

„Außerdem sind Ju-Ken und Ryu nicht da. Du hattest ja gesagt, dass sie zu ihren Eltern fahren könnten.“

Gackt atmete tief durch. Ja, er erinnerte sich, dass er den Beiden den Ausflug zugestanden hatte. Schließlich hatte nicht jeder solch ein schlechtes Verhältnis zu seinen Erzeugern und Erziehern wie er es seit seinem Auszug von ihnen pflegte. Selbst das jährliche spärliche Geburtstagsgratulieren hatte vergangenes Jahr geendet, nachdem er, Gackt, vor lauter Hektik den Jahrestag seines Vaters vergessen hatte.

Unruhig trommelte der Blonde auf dem Tisch herum.

„Gakkun? Bist du noch dran?“ Fragte sein bester Freund vorsichtig nach. Der Angesprochene erwachte aus seinen Gedanken.

„Hai, entschuldige. Ich frag gleich mal Chacha, ob er einen Termin hat, den er vorziehen könnte.“

„Ruh dich doch lieber aus.“ Riet ihm You stattdessen, wissend jedoch, dass sein Vorschlag auf Ablehnung treffen würde.

„Und die schöne Zeit zum Geldverdienen verschwenden? Nein, ich ruf Chacha an und schlaf mal weiter. Nacht.“

„Nacht.“ Meinte You leise und drehte sich zur Seite zu dem Mann, welcher nur durch seine langen braunen Haare, die unter einer Decke hervorlugten, zu erkennen war. Der Schwarzhaarige kroch näher an den Älteren und befreite dessen Ohr von dem wirren Kopfschmuck. „Chacha, aufwachen.“ Ein Grummeln als Antwort war nicht ausreichend genug für den Dienst, den er gleich zu erledigen hatte.

„Ich weiß, dass du schlafen möchtest, aber Gackt ruft gleich bei dir an.“

„Hm?“ Kam es leise von Chacha.

„Gackt-chan…. Du müsstest gleich ans Handy gehen.“ Lachte You leise.

„Hm?!“ You lachte lauter auf und übersetzte für sich, dass es wohl ´Muss ich?´ oder ´Was?´ zu bedeuten hatte.

„Na komm, hoch mit dir Liebling, danach kannst du weiterschlafen.“
 

Nachdem Chacha auch Gackt klar gemacht hatte, dass es unmöglich wäre jemanden am Sonntagmorgen aus dem Bett zu klingeln um zu verlangen, dass man arbeiten ginge, gab auch dieser seufzend auf.

Enttäuscht von der mageren Ausbeute schlich der Vokalist ins Bett und ließ sich Badewasser ein. Kurz suchte er nach der richtigen Badeessenz für seine Gefühlssituation, wählte ´Hot Cherry´ und ließ sich kurz darauf in das Wasser sinken.

Einer Eingebung folgend tippte er die Nummer Hydes ein, wissend, dass wenigstens dieser um die Uhrzeit schon lange wach sein würde… Wer sich Kinder zulegte, musste sich um das Ausschlafen von selber nicht mehr kümmern.

Geduldig wartete er auch das 9. Tuten ab, ehe er einen recht atemlosen Hyde am Apparat hatte.

„Morgen, Haido. Stör ich gerade?“

„Nein, ich war nur nicht schnell genug und mein Handy war auch auf einmal wie vom Erdboden verschlungen, ehe ich es in Kiyoshis Schublade gefunden hatte.“ Ein verärgertes Schnauben war zu hören, und Gackt konnte sich ein schadenfrohes Lachen nicht verkneifen. „Megumi ist auch gerade Brötchen holen gefahren und hat mich mit dem Tischdecken zurück gelassen. Jetzt hab ich wenigstens eine passende Ausrede gerade das nicht zu tun.“

„Ich kenne dich, wahrscheinlich stehst du spätestens …. Jetzt in der Küche und hast die Hand schon zum Schrank ausgestreckt.“ Mutmaßte Gackt ins Schwarze hinein.

Eine kurze Zeit herrschte Stille. „Du kennst mich einfach zu gut.“

„Das sollte ich nach der langen Freundschaft auch so langsam tun, oder?“

„Hai. Also, wie kann ich dir helfen?“ Fragte der Schwarzhaarige am anderen Ende der Leitung.

„Hast du Arbeit für mich?“ Drang es verzweifelt aus dem Blondschopf heraus.

„Ich weiß nicht recht, ob ich dich richtig verstanden habe, aber ich glaube, du hast mich gerade gefragt, ob ich Arbeit für dich habe.“

„Haido, ich habe nichts zu tun. Meine Songs kann ich nicht proben, da die eine Hälfte der Band bei ihrer Familie ist, die andere Hälfte schläft und auf ihren Sonntag besteht. Chacha wollte mir auch nichts zu tun geben…“ Wahre Hoffnungslosigkeit schwang in der Stimme mit, die schon beinahe als weinerlich bettelnd aufgenommen werden konnte.

„Wie wäre es damit, dass du vielleicht Freunde besuchst? Oder du könntest… ach entschuldige, aber du könntest deine eigenen Eltern einmal anrufen und sie fragen, wie es ihnen geht. Irgendwann wirst du mit ihnen reden müssen, Gackt-chan.“

Gackts Finger krampften sich um die Schale des Handys, während sein Herz für einige Sekunde aussetzte und ihm den kalten Schweiß aufs Gesicht trieb. Allein die Vorstellung, sich bei den Beiden zu melden um die kalte, abweisende Stimme seines Vaters zu hören, machte ihm mehr Angst als die Spritzen des Zahnarztes.

„Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Ich habe meine Gründe dafür, dass ich mit ihnen nicht rede!“ Entgegnete er knapp und ungewohnt aggressiv.

„Ich will mich nicht mit dir streiten, Gackt-chan, ich kenne deine Gründe, aber bedenke, dass sie dich wahrscheinlich genau so vermissen, wie du sie. Auch wenn du deine Gefühle jetzt leugnen wirst.“

Stimmte, er wollte gerade dagegen argumentieren, beließ es dann aber dabei.

„Was hast du denn heute vor?“ Wollte der Jüngere von beiden stattdessen wissen.

„Megumi und ich wollten gemeinsam mit Kiyoshi in den Park gehen. Es ist das erste Mal wieder richtig schön in Tokio. Das sollte man ausnutzen. Es tut mir leid, aber wenn du mit möchtest, dann kannst du…“

„Nein, lass ruhig.“ Unterbrach Gackt ihn. „Ich muss nicht zwingend bei eurem Familienausflug dabei sein.“

„Es macht dir wirklich nichts aus? Ich würde mich zumindest freuen, wenn du mit dabei wärest. … Ansonsten könntest du auch eine gewisse Jacke wieder zu ihrem Besitzer zurückbringen.“

Fast wäre Gackt das Handy aus der Hand gefallen. „Woher weißt du das denn schon wieder???“

„Ich bin allwissend.“ Scherzte Hyde arglos. „Nein, Scherz bei Seite. Ruki hatte You von deinem Treffen mit eine gewissen Schwarzhaarigen erzählt und You dann eben mir. Wir sind eine lebende und zudem nicht nebeneinander sitzende Kette der ´Stillen Post´.“

„Aha…. Ich überleg es mir… Aber warte mal, wo wohnt dieses Gör eigentlich?“

„Gör? Ach Gackt… in Tokio momentan, sonst eigentlich in Kioto, aber anscheinend arbeitet er gerade an seinem Soloprojekt, daher wohl auch der Umzug.(*)“

„Na gut, ich wünsch dir dann viel Spaß und vergiss nicht die Rose auf den Platz von Megumi zu legen.“

„Gackt-chan!!“

Keine zwei Stunden später stand er dank Navigationsgerät vor der recht gut verborgenen Wohnung des 23-jährigen und kaute auf seiner Unterlippe herum.

Anschellen oder nicht anschellen?

Meine Güte, er wollte doch einfach nur die Jacke vorbeibringen und danach wieder verschwinden. Was sollte denn daran so schwierig sein? Einmal ´Hallo´ sagen, Jacke überreichen, sich bedanken…. Mehr oder weniger, und dann wieder weggehen. Vorher sollte allerdings zuerst auf die Klingel gedrückt werden, sonst würde aus der Reihenfolge auch nichts mehr werden.

Mutig drückte Gackt auf den Knopf, wartete und hörte dann endlich das Surren der Tür. Der Blonde klemmte sich die Jacke unter den Arm und machte sich an den Aufstieg der folgenden Stufen, die fast schon endlos erschienen. Warum gab es denn in solchen Hochhäusern keine Aufzüge, welche es einfachen Besuchern erleichterte die Treppen hinauf zu kommen.

Nörgelnd schaffte er auch die letzte Treppe und sah vor sich… eine leere Tür.

„Eine Sekunde! Ich bin gleich da, ich brauch nur ein T-Shirt!“ Hörte er es vom inneren der Wohnung her lauten. „Aber wenn du mutig bist, kannst du ja schon mal reinkommen, unbekannter Besucher!“ Das Grinsen in dem Gerufenen konnte sich Gackt bildlich vorstellen und betrat vorsichtig das Reich des Jüngeren.

Nahezu wären ihm die Augen aus dem Kopf gefallen. Diese Wohnung war nicht einfach nur eine Wohnung, sie war ein schieres Schlachtfeld bestehend aus Klamotten, die wahllos über Stühlen hingen oder auf dem Boden verteilt lagen. Hinzu kamen noch unzählige Figuren, Gitarren, Gläser, welche sich kunterbunt in dem eigentlich wohl mal geschmackvoll eingerichteten Wohnzimmer verteilt hatten. Mit viel Mühe konnte Gackt eine schwarze Couch mit pinken Kissen ausmachen, ebenso wie einen niedrigen Tisch, einen schwarzen Teppich sowie die silbernen Schrankmöbel, die voller Bücher und CDs waren.

Ja, so ungefähr hatte er sich seinen persönlichen Albtraum vorgestellt, wenn er nicht in seiner Wohnung täglich putzen und aufräumen würde.

„Miyavi?“ Drang es etwas zittrig aus der Stimme heraus. „Hier ist Gackt, ich wollte dir deine Jacke zurückgeben.“

Ein Poltern war zu hören, ehe ein krauser Schwarzkopf aus der Schlafzimmertür gehalten wurde und er den überraschten Gesichtsausdruck des Jüngeren erkennen konnte. Dieser zog gerade die Augenbrauen hoch, öffnete den Mund und schloss ihn kurz darauf wieder. Verlegen kam Miyavi aus seinem Ankleidezimmer, dessen Hälfte wohl in dem Heim verteilt war. „Danke, das wäre aber nicht nötig gewesen, Gacchan. Du hättest sie auch einfach nur per Post schicken können.“ Meinte es und nahm Gackt die Jacke ab, beließ es jedoch nicht dabei, sondern ging zum Sofa hinüber, nahm einen Großteil der Kleidung davon und machte dem Älteren somit Platz zum Sitzen. „Wenn du noch genug Zeit hast, kannst du es dir bequem machen.“ Sagte es und knüllte die Sachen auf einem Stuhl zusammen.

Schockiert beobachtete Gackt das Schauspiel des Klamottenverteilens und schüttelte den Kopf. Er wäre längst gestorben, wenn das hier seine Wohnung wäre. Zu viel Chaos, viel zu lange hätte er zum Suchen seiner Anziehsachen gebraucht. Und zudem war es immer ein schlechtes Bild, wenn andere zu Besuch kamen. Das Erscheinungsbild der Wohnung gab schließlich einen Eindruck von der Seele ihres Besitzers und bei Miyavi war es wohl eine verdammt unruhige, unordentliche oder eher faule Seele, die sich in diesem Wohnreich ausdrückte.

Dies sah man auch am Erscheinungsbild des Kleineren, welcher sich ein rot-schwarz kariertes Shirt übergezogen hatte zu einer weiten hellblauen Baggy, pink-schwarzen Socken und zu vielen Anhängern, die sich um seinen Hals oder seinem Handgelenk sammelten. Auch das Haar, welches zwar gepflegt, aber dennoch ungeordnet erschien, steckte in einem orangenen Haarband fest. Eine kunterbunte Farbmischung, aber dennoch sah der Kleinere…. Moment, er war ja gar nicht kleiner… Nun, wo Gackt ihn so unverhohlen musterte, fiel ihm auf, dass er doch tatsächlich nach oben gucken musste, wollte er Miyavi in diese braunen Augen sehen, die ihn neugierig ansahen und anscheinend noch auf eine Antwort warteten….

Antwort!

Klar, da war doch etwas gewesen.

„Ähm… Ich denke, ich sollte wohl besser…“ Gehen, wollte er noch anfügen, doch der nun Größere unterbrach ihn gekonnt strahlend.

„Das finde ich ja schön, dass du noch ein wenig hier bleibst.“ Miyavi achtete gar nicht darauf, dass sich sein Besucher unwohl fühlte und am Liebsten beim Anblick des Chaos geflüchtet wäre. „Hast du schon gefrühstückt? Ich hab noch extrem leckere Croissants, die solltest du wirklich probieren.“ Lachend zog er den erstarrten Gackt in die Küche, welche dem Älteren abermals einen Schock verpasste. Sauber, geordnet, alles an seinem Platz und zudem noch am Glänzen. Ein Schock für den, der sich schon darauf gefasst gemacht hatte, Berge von Geschirr im Waschbecken vorzufinden und fettige Spuren überall erkennen zu müssen.

„Wie? .. Wieso ist es?“ Fragte er erschrocken nach, was ihm nur ein Schulterzucken einbrachte.

„Ich hab´s gerne ordentlich.“ Äußerte der Schwarzhaarige und riss eine Packung von Croissants auf, welche er auch gleich in den Backofen schob. Munter holte er Geschirr und Gläser heraus und platzierte dies vor sich und dem Blonden, welcher scheinbar seine Sprache wieder gewann.

„Und wieso ist der Rest der Wohnung dann ein noch nicht behobenes Schlachtfeld?“ Feixte Gackt, amüsiert darüber, dass Miyavi ein entschuldigendes Grinsen noch zustande brachte, ehe er sich nervös am Hinterkopf kratze,

„Na ja, ich bin halt eben eine Zwiebel. So wie Oger.“

„Wie was?“ Kam die erstaunte Frage zurück.

„Na wie Oger. Noch nie ´Shrek´ gesehen?“ Gekonnt machte er Shrek nach. „Oger sind wie Zwiebeln! Dann fragt der Esel: Sie stinken? Sie bringen einen zum Weinen? Shrek antwortet nur: Ja-Nein, Zwiebeln haben Schichten, Oger haben Schichten, Miyavis haben Schichten, na gut, dass sagt er nicht, aber er meint, dass alle Zwiebeln wie Oger Schichten haben und diese dann von Zeit zu Zeit pellen und das mach ich auch wie ein Oger nur eben im Wohnzimmer bis zum Schlafzimmer. Aber das versteht der Esel nicht, nein Gacchan, du bist kein Esel, aber dennoch finde ich es klasse, wo Shrek dann den Esel anfaucht mit: Nein, du unterbelichtetes, begriffsstutziges Miniatur-Lasttier! Oger sind wie Zwiebeln. Ende der Durchsage.““

„Aha….“ Machte Gackt und drückte sich etwas mehr in den Stuhl hinein. Der Kerl spinnte, keine Frage. Er redete von Filmen, von Ogern, was auch immer das waren und imitierte diese dann auch noch.

„Hab ich dich jetzt verschreckt? Das war nicht meine Absicht. Ich bin eben Disney-Fan. Und dann gehen immer meine Hormone mit mir durch, wenn ich die Gelegenheit sichte ein passendes Zitat loszuwerden.“

„Na gut.“ Sollte er nun zugeben, dass er nur ein einziges Mal König der Löwen gesehen hatte und sonst keine Disney-Filme kannte?

„Na, ist ja nicht schlimm. Hakuna Matata und so weiter.“ Grinste Miyavi, holte die Croissants aus dem Backofen und stellte sie auf den Tisch. „Hoffentlich schmeckt’s. Sieh es als Entschuldigung für mein Benehmen gestern an.“

„Bist du eigentlich immer so aufgedreht? Oder war das nur eine von deinem Auftritt noch nachproduzierte Hormonansammlung, die du an mir austoben musstest?“ Stellte Gackt direkt die Frage an den Schwarzhaarigen, welcher erst in sein Gebäck hinein biss und dann nachdenklich den Kopf hin und herwiegte, scheinbar auf der Suche nach einer Antwort.

„Hm.. Sagen wir mal so, ich bin immer etwas … na ja.“ Er zeigte sich selbst den Vogel. „Du verstehst? Aber bei solch einem Sahneschnittchen wie dir kann man auch schlecht nein sagen.“

Gackt verschluckte sich prompt an seinem Wasser, hustend suchte er nach Luft. Der Knirps hatte da gerade was von sich gelassen? Ein Sahneschnittchen? Er? Klar, er wusste, dass er verdammt gut aussah und dies noch nicht einmal durch sein Alter beeinträchtigt wurde, aber dennoch nannten ihn höchstens kurzfristige Freundinnen –wenn er sie denn mal hatte für sein Image- Sahneschnittchen, oder Schatz oder die ganzen anderen schrecklichen Spitznamen, die auch nur Frauen einfallen konnten… Vielleicht war Miyavi ja vor ihm eine versteckte Frau, aber wenn er es denn war, dann hatte er/sie einen großen Adamsapfel, keine Brust und eine männliche Stimme, erschien aber sonst zerbrechlich und vom Körperbau feminin.

Aus den Augenwinkeln heraus spürte der Blonde eine warme Hand, die seinen Rücken hinauf und hinab strich. Dankbar fühlte er, wie der Druck in seinen Lungen nach ließ.

„Geht schon, danke.“ Wehrte er ab und spürte, wie diese weiche Hand, die er nur kurz auf seiner Wirbelsäule und dem T-Shirt wahrnehmen hatte können, sich zurückzog und sich ein besorgt aussehender Sänger sich ihm wieder gegenüber setzte.

„Ich wusste ja nicht, dass du so empfindlich bist.“ Entschuldigte sich der Jüngere.

„Ich bin es nur nicht gewöhnt, dass jemand so ungehobelt ist, zu einem älteren Mann solch etwas zu sagen.“ Antwortete Gackt ehrlich zurück.

„Na, dass du älter bist, sieht jeder, aber dennoch solltest du lockerer werden. Ist doch nicht so schlimm, wenn man Komplimente hört, sind doch nur wir beide, die sie hören.“ Schmunzelnd strich Miyavi an seinem Piercing in seinem Mundwinkel entlang, schob die Kugel nach vorne, und beachtete nicht den starrenden Mann, dem bei diesem Anblick so einiges anderes durch den Kopf ging.

„Du solltest nicht direkt jedem vor den Kopf stoßen.“ Kritisierte Gackt nach einiger Zeit, in welcher er den bunten Sänger beobachtet hatte. Sein Satz schien in der Luft zu schweben, da sich der Zusammenhang schon längst erledigt hatte.

„Etwas spät, aber gut. Wenn man nicht seine Seele so leben lässt, wie sie nun mal ist, dann führt das schnell dazu, dass man sich einsam und falsch fühlt. Das möchte ich nicht, ich will so leben wie ich bin, ich fordere mein Leben und damit fordere ich auch meine Mitmenschen heraus. Das ist mir klar, aber selbst wenn ich mich wie andere.“ Dabei sah Miyavi direkt in die braunen Augen seines Gegenübers. „Einsperren lasse, dann würde ich im kleineren Maße eben gegen den moralischen Kodex verstoßen. Da kann ich auch gleich das große Maß nehmen. Ich möchte das Leben auskosten, die Liebe, einfach alles, was mir in die Hände kommt. Und dazu gehört wohl auch, dass ich dir sage, dass du gut aussiehst und meinem Manager eben das Gegenteil mitteile.“

Nun war es an Gackt den lachenden Part einzunehmen. „Du hast noch recht naive Ansichten über das Leben. Spätestens an deinem ersten Tiefpunkt wirst du feststellen, dass es besser gewesen wäre, doch ein wenig bedachter mit deinen Worten hättest umgehen sollen.“

Miyavis Gesicht verdunkelte sich zusehends, und erbost zog er die Augenbrauen zusammen über die Worte seines Gastes. „Danke, die Erfahrung hab ich schon gemacht.“ Fauchte er aggressiv. „Aber ich lasse mir nicht deswegen meine Träume kaputt machen oder mir die Freude nehmen.“

Irritiert sah der Ältere den anderen an. Was hatte er denn nun bei diesem ausgelöst, dass er derart angriffslustig wurde. Auch das wütende Funkeln mit dem verräterischen Glänzen in den Augen ließen auf herbe Enttäuschungen schließen, die sich in dieser Wut ausdrückten und verursacht worden waren durch die Belehrungen des anderen Sängers.

„Miyavi, ich wollte dir nicht zu nahe treten.“ Versuchte es Gackt, wurde jedoch rüde unterbrochen.

„Schon gut. Ich bin eigentlich recht kritikfähig.“ Probierte Miyavi zu retten, was es noch zu retten gab. Enttäuscht darüber, dass die schöne Stimmung auf einmal derart schnell zerstört war, ließ sich dieser jedoch tiefer nach hinten sinken. „Vielleicht wäre es jedoch besser, wenn du nach Hause gehen würdest. Danke, dass du mir meine Jacke gebracht hast.“

Verständnisvoll nickte der Ältere, stand auf und ging gen Tür, dabei fiel ihm jedoch ein Gegenstand ins Auge, der seine Aufmerksamkeit für eine kurze Zeit bannte. Neugierig beugte er sich über den kleinen Beutel, doch riss sich augenblicklich von seiner Beobachtung los, als er die Schritte seines Gastgebers hörte, der ihn noch begleiten wollte.

Wenn er zu Hause wäre, würde er wohl doch mal bei Ruki anrufen… Mal sehen, was dieser darüber wusste.
 


 

Verzweifelt schloss der Schwarzhaarige die Augen und lehnte seinen Kopf gegen die schwere scheinbar weiße Tür der Toilette auf welcher er saß. Sein Kopf hämmerte im Takt der viel zu lauten Musik und das Surren und Bewegen seiner Pupillen ließ selbst hinter den geschlossenen Lidern nicht nach. Seine Lippen waren ausgetrocknet von zu wenig Flüssigkeitszufuhr, doch trotz seines Durstes konnte sicher der Sänger nicht dazu aufraffen aufzustehen und in die Bar zurückzugehen, in welcher seine alten Bekannten saßen und sich den Kopf wegknallten, so wie er es hier tat. Alleine. So wie es sich für ihn gehörte. Wie er es für richtig hielt.

Miyavi legte den Kopf in den Nacken, konnte das Prickeln in seinem Körper fühlen, wie es zittrig seine Adern durchlief und jeden Punkt in seinem Körper wie eine Saite seiner Gitarre zum Klingen brachte. Er pochte und kribbelte, stellte sich schon darauf ein dieses euphorische Gefühl zu erhalten. Nur deswegen war er hier, nur deswegen verdiente er genug Geld, und nur deswegen saß er auf dieser Toilette in einer Hinterhofgaststätte mit Leuten, die er eh nicht mochte und auch nur missbrauchte für seine Zwecke und… Eigentlich konnte er nur lachen. Einfach nur lachen über diesen Schwachsinn, den er schon dachte.

Sicherlich würde er auch gleich so sprechen, wenn er zu seinen „Freunden“ zurückkehrte, sie angrinste und nur wissendes Grinsen zurückbekam. Ja, sie wussten von seinem Problem, und er liebte es. Er liebte diese Toilette und er liebte diese Wand, ja, er liebte beinahe alles in diesem Augenblick.

Lachend erhob sich der Sänger, schwankte aus der Tür heraus in den Tanzbereich der Bar und setzte sich dann zu seinen Kollegen. Wie erwartet grinsten sie. Ja, die ganze Welt war ein Grinsen, ein Gummibärchen in Riesengröße allein zum Vernaschen für ihn. Also schlichtweg herrlich.

„Hey Miv-chan.“ Wurde er von der Seite aus angesprochen und blitzschnell drehte er den Kopf zu dem Mann hin, der irgendwie komisch mit den Augenbrauen wackelte. Der Schwarzhaarige kam mit seinem Kopf immer näher und näher. „Ja, Moocha?“

„Schon weg?“ Kam die Frage lachend und aus schier unerfindlichen Gründen lachte Miyavi mit. „Nein! Aber du hast den dicksten Pickel auf der Nase, den ich je gesehen habe!“ Er prustete los, klopfte mit der Hand auf den Tisch und schaffte es nach seinem Verständnis sich gleichzeitig den Mund zuzuhalten und den Bauch vor Lachen festzuhalten. Klar, er war der King, der Beste ever.

„Also bist du schon weg.“ Stellte einer aus der Runde fest, doch Namen waren eh nicht wichtig, zumindest konnte sie sich Miyavi nicht merken.
 

„Moshimoshi?“ Drang die Stimme des Gazette-Sängers gehetzt aus dem Telefon heraus.

„Hey Ruki, Gackt hier. Stör ich dich gerade?“ Fragte der blonde Sänger, welcher es sich auf seinem Bett gemütlich gemacht hatte und seine kleine Maine-Coon-Katze Mai über ihr Fell. Schnurrend schmuste sie sich an die liebende Hand.

„Nein, ich bin mich nur gerade am Stylen, meine Haare liegen nicht, Uruha ist nicht da, meine Schminke ist verschwunden, und ich wollte mich heute Nacht mit meinen Kollegen treffen, aber na ja, wenigstens hab ich einen Freund an der Strippe. Wie kann ich dir helfen?“ Meinte Ruki freundlicher, suchte jedoch dabei verzweifelt seine Schminktasche in dem großen Badezimmer seiner Wohngemeinschaft.

„Wahrscheinlich liegt sie nur wieder in dem silbernen Schrank. Du kennst doch Reita, er hasst es, wenn deine Sachen herumliegen. Aber was ich dich fragen wollte, warst du in letzter Zeit mal bei Miyavi zu Hause?“

„Klar.“ Gackt konnte ein Rascheln und Suchen hören, ehe das erleichterte Aufatmen aus dem Telefon drang. „Du bist meine Rettung. Ich hab sie. Ich sollte Reita wohl mal beibringen, dass meine Sachen doch neben das Waschbecken gehören und nicht in den Schrank. Jedoch zurück zu Miyavi, ich war… am Mittwoch da gewesen. Wieso fragst du?“

„Ich hab ihm seine Jacke wieder zurückgebracht und mir ist da nur was aufgefallen. Hätte ja sein können, dass es dir ebenfalls so ergangen ist.“

Es herrschte eine kurze Zeit Stille, ehe Ruki tief durchatmete. „Was ist dir denn aufgefallen, Gackt-chan?“

„Ich denke, dass du weißt wovon du sprichst.“ Antwortete Gackt.

„Ich könnte mir denken, was du dir denken könntest, was ich denken könnte was du meinst.“ Kam die vorsichtigere Retourkutsche.

„Ruki, nehm mich bitte an einem Sonntag nicht auf den Arm. Hat Miyavi ein Drogenproblem?“ Ja, direkte Fragen waren doch viel einfacher, als dieses ständige Herumreden um den heißen Brei.

„Oh man… Ja, hat er. Aber ich denke nicht, dass dich das großartig war angeht, Gackt. Nimm das jetzt bitte nicht falsch auf, doch ich denke, dass dies allein eine Angelegenheit ist, die Miyavi angeht und nicht dich.“ Versuchte Ruki abweisend das Thema zu beenden, rechnete dessen ungeachtet schon mit dem Protest des blonden Sängers, welcher sich vielleicht ablehnend gab, aber trotzdem einsprang, wenn er glaubte, dass Freunde oder Bekannte Schwierigkeiten hatten.

„Geht denn niemand hin und hilft ihm dabei aus seinen Problemen herauszukommen? Wie lange nimmt er schon Drogen? Und wie lange weißt du schon davon.“

Als könnte Gackt spüren, wie unwohl Ruki sich bei diesen Fragen fühlen würde, stellte er sie geschickt und bohrte tiefer um an die Ursache des Themas heranzugelangen.

Der Gefragte wand sich sichtlich, setzte sich schließlich auf die Toilette und lehnte den Kopf gegen die kühlende Wand. „Ich weiß davon seit dem Tag, an welchem er damit angefangen hat, und nehmen tut er Drogen seit knapp 5 Jahren.“

„5 Jahren?!“ Kam der erschrockene Aufschrei zurück. „Und warum unternimmst du nichts?!“

„Verdammt Gackt, ich hab es doch versucht. Und bitte, schrei mich nicht an, schließlich bist du nicht derjenige, welcher sich um ihn kümmert, wenn er nachts nicht nach Hause findet.“ Ruki wurde schneller in seinen Antworten, beinahe so, als wäre er dankbar dafür, dass er jemanden hatte, der ebenfalls die Schwierigkeiten des schwarzhaarigen Solisten erkannt hatte. „Du hast ja keine Ahnung wie schwer es ist mit ihm und du kennst auch die Gründe nicht, warum er es tut. Ich war mit ihm schon bei Selbsthilfegruppen, in einer Klinik, wo er nachts sich wieder entlassen hat und bei zahllosen Ärzten, die ihm nur raten konnten, ihm aber nicht zeigten, wie er von dem Zeug wegkäme oder sich seiner Vergangenheit stellen könnte.“

Gackt atmete tief ein und sprach ruhiger weiter: „Komm, beruhige dich, Ruki. Ich meinte es doch nicht böse, ja? Ich habe mir nur Sorgen gemacht. Wenn du willst, höre ich dir jetzt gerne zu und du erklärst mir, wie es dazu kam. Vielleicht kann ich dir und ihm dann helfen.“

„Gackt, du schaffst es ja nicht einmal genug Freizeit zu haben. Wie willst du dann helfen? Hast du nicht genug eigene Probleme?“

Grinsend lehnte sich der Blonde zurück. „Scheinbar nicht. Ich bin heute schon fast gestorben vor Langeweile, Hyde hat seine Familie, meine Band ist unterwegs. Also habe ich genug Zeit, um dir zuzuhören.“

„Willst du nicht vorbei kommen? Dann kannst du vielleicht meine Haare retten?“ Erhielt er eine leise Anfrage, die Gackt schmunzeln ließ.

„Ich bin in 5 Minuten da.“
 

Gemütlich setzten sich die beiden Sänger in Rukis Zimmer und abwartend sah Gackt Ruki in die Augen. Dieser jedoch fuhr sich nervös durch die wirren Haare, die er eben noch von dem Perfektionisten gestylt bekommen hatte.

„Ich weiß nicht, ob es Miyavi so recht ist, wenn ich dir sein Privatleben ausbreite. Bitte, wenn du ihm hilfst, erzähl ihm nichts davon, dass ich es dir erklärt habe, ja?“

„Ruki, für wen hältst du mich denn?“ Stellte Gackt empört die Frage und zupfte an den Haarsträhnen des Jüngeren.

„Du quälst mich ja schon, wenn du mich nur ausfragst!“ Schnaubte dieser, zündete sich entgegen aller Gewohnheit eine Zigarette an und reichte gleichzeitig seine Packung an Gackt weiterreichte. Erleichterte atmete Ruki auf. „Am Besten ist wohl, ich erzähl es dir von Anfang an, ja? Na ja, auf die Gründe werde ich jetzt nicht eingehen, warum er das macht. Das ist zu… entschuldige, aber ich bin selber fast davon gelaufen, als er mir einmal zugedröhnt erzählt hatte, was passiert war. Ich… Ich könnte es dir nicht erklären. Nicht mal kurz umreißen, weil es meiner Meinung nach kein passendes Wort dafür gibt. Aber… Na gut, auf jeden Fall hat das ganze vor ungefähr 5 Jahren angefangen und hält sich bis heute. Etwa einmal, höchstens viermal im Monat krieg ich mitten in der Nacht einen Anruf von Miyavi einen Anruf, dass ich ihn abholen soll, weil er den Weg nicht mehr kennt oder er Angst hat, oder er sich gerade fühlt wie Supermann. Glaub mir, er hat mich einmal angerufen und gemeint, dass er unbesiegbar und unverletzlich sei. Er wollte das beweisen, indem er sich vor ein Auto schmeißt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schnell ich in meinem Auto saß und ihn abgeholt habe.“

Sprachlos starrte Gackt den Jüngeren an. Wie konnte ein Mensch wie Miyavi bloß so tief sinken, dass er seinen Freunden derartiges antat. Er konnte sich gar nicht vorstellen, wie besorgt er wäre, sollte Hyde jemals Drogen nehmen. Er würde sterben in den Sekunden, in welchen er denken müsste, dass sich der kleine Engel zu schnell entschließen würde seinem Schöpfer eher entgegen zu treten, als ausgemacht war.

„Aber das wäre ja nicht mal im Ansatz alles.“ Holte Ruki aus, nicht einmal bemerkend, wie sehr er seinen Gast damit schockierte. Er war nur dankbar dafür jemanden zu haben, der ihm die Last endlich einmal abnahm und ihm nur zuhörte. „Er hat sich schon so einiges geleistet, als er drauf war, oder wenn er versucht hat, einen Entzug zu machen. Dieses verdammte Zeug ist nur so schwer loszuwerden. Meistens schafft er es nicht, länger als 2 Wochen ohne auszukommen. Er hat sich zu stark dran gewöhnt und alleine schaff ich es wirklich nicht ihn davon wegzubekommen. Na ja, wir haben es dreimal versucht… Er tut mir nur jedes Mal so leid.“ Tränen traten in Rukis Augen und flossen langsam über die hellen Wangen. „Ich hab ihn wirklich lieb, aber seine Enttäuschung kann ich nicht ertragen, wenn er es wieder nicht geschafft hat. Ich glaube, er hat sich selber aufgegeben und strahlt nur so in die Welt, damit niemand sieht, wie schrecklich es ihm wirklich tut.“

Gackt schluckte mühsam. Er konnte sich vorstellen, wie schrecklich es für beide war, aber er konnte es nicht nachempfinden. Er wusste nicht, wie es war Drogen zu nehmen oder jemand zu sein, der an dessen Seite stand und half.

„Entschuldige, nun hab ich doch mehr erzählt, als ich wollte.“ Entschuldigte sich der Kleinere und strich sich die Tränen weg. „Ich,... Ich musste das nur loswerden. Ich hab ihn wirklich lieb, er ist ein klasse Mensch. Einer der besten Menschen, die ich kenne und der von anderen nur kaputt gemacht wird. Und er tut mir leid. Schrecklich leid, weil er einsam ist und eigentlich nur geliebt werden will.“

Die letzten Worte fuhren Gackt in die Knochen hinein. Sie erinnerten ihn an seine eigenen Gedanken und Gefühle, die er vor einigen Tagen noch gehabt hatte und nun immer noch versuchte erfolgreich runterzukämpfen. Er wollte auch nur jemanden haben, der ihn liebte, der ihn umsorgte, genau so, wie der Schwarzhaarige, welcher ihm seit dem gestrigen Abend näher gekommen war als die Freunde und Bekannte in dem vorher gegangenem Jahr.

„Kann ich dir irgendwie helfen, Ruki? Soll ich vielleicht einmal mit ihm reden?“

Doch er erhielt keine Antwort, denn genau in diesem Augenblick klingelte das Handy des Rot-/ Schwarzhaarigen, welcher nur erleichtert dran ging.

„Hai?“ Allein bei den ersten Wörtern des Anrufenden verdüsterte sich das Gesicht des kleineren Sängers. „Ja, ich komme. Wo bist du denn?“ Abwartend lauschte Ruki. „Miyavi, ich versteh dich gerade nicht… Ja, jetzt ist besser. Also, wo bist du gerade? ... Hai, ich erinnere mich. Ja… Ich bin in 10 Minuten da. … Nein, warte da ruhig. Ich hol dich ab. … Miyavi, das macht mir keine Umstände. … Nein, ehrlich nicht. Hey,… beruhige dich… Nein, ich bin so schnell da, wie ich kann. Und du bleibst da sitzen, okay? Ja, großer Stein, nicht zu verfehlen.“

Ruki legte seufzend auf und sah Gackt in die ahnenden Augen. Dieser schmunzelte sachte und schüttelte den Kopf. „Ich hol ihn ab. Dann kannst du zu deinen Freunden gehen.“
 


 


 

(*) Es gab mal Gerüchte, dass Miyavi nach Tokio ziehen wollte, was er jedoch nicht getan hat. Zur einfachen lokalen Umordnung habe ich diese Tatsache einfach mal verändert. Gomen nasai.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Aka_Tonbo
2008-03-10T21:34:17+00:00 10.03.2008 22:34
hui, dass ging ja wirklich schnell und dann auch noch ein längeres kapitel als das vorherige ^^
ja, was soll ich dazu sagen?
ah, ich liebe ja meinen miyavi-kun und sehe ihn nur ungern in negativen situationen, aber fakt ist, das auch er nicht immer nur positiv drauf sein kann -_-
natürlich sind drogen da immer ein echt hartes beispiel für eine problembewältigung, aber auch ein thema das viel tiefe zulässt.
ginge ich nur von mir und meiner persönlichen meinung aus, dann würde ich behaupten, das miyavi zwar echt crazy drauf sein kann, er aber nun schon wesentlich reifer in seinem auftreten geworden ist, als es noch vor ein paar jahren der fall war. anfangs dachte ich auch immer mal das er doch nie aus purere lebensfreude so abgedreht sein kann und er vielleicht da etwas nachhilft, auch wenn es einem in der fanseele schmerzte so zu mutmaßen T_T
und jetzt, wo ich dein neustes kapitel gelesen hab, kommt mir der gedanke auch wieder ein. es ist traurig, wenn jemand nicht mehr weiter weiß und auch keinen an sich ran lässt, der ihm helfen will, wenn er mit solch einer sache probleme hat.
als mir bewusst wurde, worauf du anspielst, trübten sich meine gedanken schon etwas ein und auch auf die gefahr hin, dass sich noch tiefere abgründe auftuen werden, werd ich deiner ff treu bleiben.
ich bin nun wirklich neugierig wie sich das ganze jetzt weiter entwickeln wird und bete innerlich das es nicht in einem faustdicken drama endet!
es ist dir wirklich gut gelungen diese schwere thematik einzuarbeiten ohne das sie unsinnig wirkt oder schon zu übersteuert.
erwarte also mit spannung die nächsten zeilen ^_-
und noch ein großes KNUDDEL für die erneute widmung XD
Von: abgemeldet
2008-03-10T09:26:54+00:00 10.03.2008 10:26
T___T *schnüff* mein armes Myv...
das erklärt natürlich Einiges, oh man.
In was ist Gackt da nur reigeraten, aber wer weiß was du noch vor hast^^°
Das Kapitel ist wieder mal klasse geschrieben und wirklich spannend.
Und du weißt es jemanden zu ärgern... an der Stelle auf zu hören, also wirklich.
Aber super, bin wirklich schon gespannt aufs nächste Kap... werde vor meinem PC sitzen und warten (wofür hat man sonst Ferien)
Alles Gute
und danke für die Widmung^____^
Bis zum nächsten Teil!


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