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All I ever wanted

Jonouchi/Yuugi ♥ Seto/Anzu
von

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Ein heimtückischer Plan

Die Sonne schien und die Kirschblüten in ganz Japan begannen zu reifen. Vermutlich würde es nur noch wenige Tage dauern, bis sie endlich ihre volle Pracht zeigten und die Menschen sich an ihnen erfreuen konnten. Nur wenige Wolken waren am Himmel und es war bereits warm. Wohlig seufzte sie auf, streckte sich und sah dann wieder aus dem Fenster der großen Tanzhalle. Ein weißes Handtuch, welches sich in ihrer Sporttasche befand, wurde grob herausgezogen und sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Noch nie war ihr das Tanzen so schwer gefallen wie heute. Ihr Bein schmerzte unheimlich, wahrscheinlich hätte sie sich noch ausruhen müssen, aber diese Chance, die ihr durch diesen Wettbewerb geboten wurde, wollte sie nicht an sich vorbei ziehen lassen. Auch wenn es größte Pein für sie bedeutete, so würde sie das hier durchstehen und allen zeigen, was sie drauf hatte. Das heutige Training war zu Ende und die anderen Mädchen standen unter Dusche. Bis hierher konnte sie sie quietschen und quatschen hören. Ein seichtes Lächeln fand auf ihren Lippen platz. Heute hatte sie extra längere Hosen angezogen, damit niemand ihr Verletzung sah. Sie wollte nicht, dass sich jemand um sie sorgte, dieses Gefühl auf diese Art und Weise im Mittelpunkt zu stehen, war ihr nicht geheuer. Viel lieber wollte sie durch Talent hervorstechen.
 

„Hey Anzu, ist alles okay?“ fragte eine sehr feminine Stimme. Ein blondes Mädchen kam herein, sie trug nur ein Handtuch und ihre Haare klebten an ihr. Vor ihrem Spind stehen bleibend, drehte sie den Kopf zu Anzu und sah sie besorgt an. Ihr Blick war musternd und Anzu spürte, dass sie sich wirklich Sorgen machte. Aber sie, freundlich wie immer, schüttelte nur den Kopf und erklärte, dass es ihr gut ging und dass sie eilig habe. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wollte sie nur nicht mit den anderen duschen, um ihren stolz zu bewahren. Sie hasste es, bemitleidet zu werden. Das Mädchen widmete sich dann wieder sich selbst und rubbelte sich trocken, ehe sie sich wieder anzog und zu einem Föhn griff. Die Brünette griff nach ihrer Tasche und verließ schnellen Schrittes die Halle. Duschen konnte sie auch zuhause. Also beeilte sie sich, um genau dort anzukommen. Unterwegs war ihr Blick stur nach vorn gerichtet und es schien, als würde die Umgebung sie nicht sonderlich interessieren. Versehentlich rempelte sie ein junges Mädchen an, entschuldigte sich flüchtig und beschleunigte ihren Schritt noch mehr. Ihr Bein tat weh und das Einzige, das sie nun wollte, war nach Hause. Sich ausruhen, ein Buch lesen und vielleicht einen schmackhaften, grünen Tee trinken. Nach ungefähr zwanzig Minuten hatte sie ihr Ziel erreicht, hastig stieg sie die Treppe zu ihrem Zimmer hoch, suchte sich einige Klamotten heraus und verschwand im Badezimmer.
 

Vorsichtig streifte sie die Kleidung von ihrem Leib. Leicht erschrocken weiteten sich ihre Augen, als sie sah, dass die Wunde sich entzündet hatte und sich ein großer blauer Fleck drum herum, gebildet hatte. Hart schluckend nahm sie ein Tuch und rieb ihr Bein mit warmen Wasser ein, säuberte die Wunde, ehe sie unter die Dusche hüpfte und ihr Orangenduschgel ihre Haut und Sinne verführte. Ihre Sporttasche hatte sie achtlos in eine Ecke ihres Zimmer geworfen und sie wurde das Gefühl nicht los, dass ihr Handy, welches sich darin befand, klingelte. Immer lauter und lauter wurde das Geräusch, ehe sie sich vollends sicher war und pitschnass aus der Dusche hüpfte und durch den Flur, geradewegs zu ihrem Zimmer, rannte. Panisch durchwühlte sie die Tasche und ganz unten lag, wie vermutet ihr Handy, welches fröhlich vor sich hin bimmelte. „Hallo?“ ächzte sie angestrengt, merkte erst jetzt, dass sie lediglich mit einem Handtuch bekleidet durch die Wohnung gelaufen war. Sie hatte Glück, dass ihre Eltern arbeiten waren und sie somit keiner so sehen konnte.
 

„A-anzu?“ hörte sie eine zittrige Stimme flüstern und sie wunderte sich, wer der mysteriöse Anrufer war.

„Wer ist denn da?“ machte sie ihre Verwunderung deutlich und wartete auf eine Antwort.

„Ich bin's, Mokuba. Du hast mir deine Nummer gegeben. Hast du eventuell Zeit?“

„Klar, habe ich Zeit.“ sagte sie freundlich, jedoch unüberlegt.

„Können wir uns dann treffen? Du weißt schon warum.“ seine Stimme war nicht mehr zittrig, sie war fester und entschlossener als vorher.

„Wir könnten uns an der alten Standuhr im Zentrum treffen. Wäre dir das recht?“

„Na klar, das ist auch nicht so weit weg. Wir sehen uns dann in einer Stunde, ja?“

„Ich werde da sein.“ noch immer war ihr Stimme freundlich, dann legten beide auf.
 

War sie denn bescheuert, dieses Treffen anzunehmen? Innerlich rügte sie sich selbst für ihre Unüberlegtheit. Eigentlich hatte sie doch den anderen versprochen heute noch vorbei zu kommen, aber auf der anderen Seite, war es ihr ohnehin zuwider einen Tag lang mit den Jungen zu verbringen, die ohnehin nur herumalberten und die ganze Zeit über irgendwelche Games zockten. Flink ließ sie ihre Finger über die Handytastatur wandern und schrieb Yuugi, dass es ihr zwar leid tue, sie aber heute doch keine Zeit für sie habe. Versprechen waren ihr wichtig und sie hatte Mokuba versprochen, ihm in seiner Situation zu helfen. Sie wusste nicht warum, aber sie fühlte sich ein wenig ihm verpflichtet. Vielleicht, weil sie selbst ein Einzelkind war und in ihm so etwas wie einen kleinen Bruder sah, den sie selbst nie hatte. Vom ersten Moment an, hatten sie sich gut verstanden und es bereitete ihr auch Freude, wenn sie ihn zum Lachen bringen konnte. Und jetzt war sie es, die dieses herzhafte Lachen beider Brüder retten musste. Eigentlich war es abzusehen, dass die beiden sich auseinander leben und es zu Streit kommen würde. In Gedankenversunken tapste sie zurück ins Badezimmer und wusch sich den restlichen Schaum von ihrem Körper. In einer Stunde musste sie dort sein und sie würden diesen heimtückischen Plan besprechen, für den der ältere Kaiba sie garantiert hassen würde. Nun vielleicht nicht hassen, aber sie war sich sicher, dass er sich sehr ärgern würde. Das war nun einmal seine Art.
 

Sie wartete bereits zehn Minuten an der Uhr im Zentrum und sie wurde leicht hibbelig, als sie den Schwarzhaarigen noch immer nicht in der Menge erkennen konnte. War etwas zwischen gefallen? Brauchte er vielleicht Hilfe? Reflexartig stand sie auf und sah sich um, konnte ihn immer noch nicht sehen. Auf einmal legten sich zwei große Hände auf ihre Augen und ihre Umgebung verdunkelte sich. Erschrocken schlug sie mit dem Kopf nach hinten, sofort wurde der Griff gelockert und sie ging unsicher einige Schritte vorwärts, ehe sie sich umdrehte. Der unbekannte Angreifer saß hockend am Boden und hielt sich seine Nase, jammerte leise vor sich hin. Es war Mokuba, der sich heimlich von hinten an sie geschlichen hatte. Besorgt bückte sie sich zu ihm und entschuldigte sich mehrere Male. Wie dumm von ihr! Wieso nur musste sie immer so reagieren?
 

„Schon gut, schon gut...“ kam es vom Schwarzhaarigen, der sich nun aufrichtete.

„Es tut mir ehrlich aufrichtig Leid, ich wollte dir nicht wehtun...“ ihre Wangen nahmen eine zarte Röte an.

„Ach was, komm lass uns gehen. Da hinten ist ein nettes Café. Wir können sicher draußen sitzen.“ lenkte er ab und griff nach ihrer Hand, zog sie hinter sich her. Sein Griff war fest und bestimmt und Anzu schämte sich dafür, bis eben noch immer über ihn wie über ein Kind gedacht zu haben. So langsam musste sie sich eingestehen, dass dieser junge Mann nicht mehr das kleine Kind war, das sie damals kennen gelernt hatte und diese Erkenntnis ließ ihr bewusst werden, wie viel Zeit vergangen war, seit der Pharao sie verlassen hatte. Alles war ihr nur wie ein Moment vorgekommen, aber in Wirklichkeit war einiges an Zeit vergangen. War sie wirklich so blind für die Realität gewesen? Sie hatte nur an die Vergangenheit gedacht, hatte ihr Leben gelebt ohne überhaupt auf die Veränderungen um sie, zu achten. Wenn sie genauer hingeschaut hätte, hätte sie diese peinliche Situation mit Yuugi sicherlich vermeiden können. Aber so war sie nun einmal. Stur bis zum bitteren Ende. Aber gerade diese Eigenschaft war es, die sie mutig voranschreiten ließ. Auch wenn andere dies Charaktereigenschaft von ihr als kindisch oder gar dumm bezeichneten, so war es gerade diese, die ihr Kraft verlieh. „Du bist echt groß geworden...“ nuschelte sie und senkte leicht beschämt den Kopf. Verlegen kratzte sich Mokuba am Hinterkopf und setzte ein Grinsen auf, welches sie leicht an Jonouchi erinnerte. Im Café angekommen, setzten sie sich nach draußen und es dauerte etwas, bis die Bedienung kam und ihnen etwas zu trinken brachte. Mokuba hatte eine gekühlte Cola bestellt und Anzu konnte nicht anders, als zu denken, dass dieses Getränk zu ihm passte. Sie indes bestellte sich lediglich einen grünen Tee, der würde sie beruhigen und ihre Konzentration steigern.
 

„Du wirkst irgendwie bedrückt...“ sagte sie und rührte mit einem Löffel unbeholfen in ihrem Tee.

„Ich würde gerne sagen, dass nichts ist, aber Seto und ich sind zerstritten.“

„Wie meinst du das?“

„Seit ungefähr einer Woche reden wir nicht mehr miteinander. Oder besser gesagt... ich vermeide es mit ihm zu sprechen.“

„So schlimm ist es jetzt? Hat er denn gar nichts gesagt? Worum ging es denn überhaupt bei dem Streit?“

„Das Übliche halt. Nach dem holprigen Start lief die Firmenbesprechung echt super, geradezu hervorragend und er? Der freut sich nicht einmal und meinte dann noch so besserwisserisch von wegen, dass ich mich zu früh freuen würde! Klar, im geschäftlichen Sinne hat er Recht, aber das hat mich so geärgert!“ er wurde immer lauter als er sprach und gerade zu wütend griff er nach seinem Glas Cola und trank mit großen Schlücken beinahe die Hälfe aus, bis er sich ansatzweise beruhigt hatte.

„Das ist verständlich...“ murmelte sie und verschränkte die Arme, suchte nach den richtigen Worten. Dann fuhr Mokuba fort.

„Es ist ja nicht so, dass ich wirklich sauer auf ihn bin, aber irgendwie...“

„Das ganze verletzt dich und er ist zu blöd, das zu merken.“ brachte sie die Sache auf einen Punkt.

„Genau so ist es! Aber er sieht das nicht ein.“ meckerte der Schwarzhaarige weiter und schlug mit den Händen auf den Tisch und beugte sich zu ihr rüber.

„Weißt du, es nützt rein gar nichts, wenn du dich nur aufregst. Wir müssen etwas tun um euch wieder einander nahe zu bringen.“

„Ja und ich freue mich total, dass du mir dabei hilfst. Ich will ihn nicht verlieren. Ich möchte einfach nicht, dass wir so auseinander gehen und vielleicht nie wieder miteinander reden.“

„Das ist echt süß von dir.“ kicherte sie und hielt sich eine Hand vor dem Mund.

„W-was ist süß?“ stotterte er und wurde leicht rot.

„Du machst dir solche Sorgen um ihn und ich finde es niedlich wie du über ihn redest. Du versuchst ja selbst jetzt noch, ihn in Schutz zu nehmen.“

„Tu ich nicht!“ verteidigte er sich.

„Doch, aber das finde ich gut. Seto zeigt es nicht offen, aber auch er braucht dich. Vielleicht sogar mehr als du ihn.“

„Okaaaay....“ kam es eher entgeistert von ihrem Gegenüber, der nun eine Augenbraue hob und sie mit schiefem Kopf ansah.
 

„Wenn es um dich geht, ist er immer Feuer und Flamme. Damals, als Pegasus dich gefangen genommen hatte, hat er alles getan um dich zu retten. Er wäre lieber gestorben, als dich im Stich zu lassen. Du weißt es wahrscheinlich nicht, aber um dich zu retten, hat er sich gegen Yuugi duelliert. Er hat sich direkt auf die Turmmauer gestellt und wenn Yuugi ihn angegriffen hätte, wäre er in die Tiefen gestürzt. Er wollte dich so unbedingt retten, alles andere war ihm egal. Zwar hat er seine Gefühle gut in arroganten und dumm klingenden Worten versteckt, aber ich wusste von Anfang an, dass es ihm die ganze Zeit um dich ging.“ sie lächelte, während sie das sagte.

„Das wusste ich nicht...“ murmelte Mokuba und senkte den Kopf, starrte seine Cola an und betrachtete die kleinen Bläschen, die sich hastig in die Höhe bewegten. Seto hat nie darüber gesprochen. Und auch so wäre er nie auf die Idee gekommen, dass sein Bruder so etwas für ihn getan hat. Für ihn war es selbstverständlich, dass sein Bruder kam und ihn half und wenn ehrlich war, so hatte er Angst gehabt, dass sein Bruder ihn in Wirklichkeit dafür verachtete. Die Mauer, die zwischen ihnen war, hatte sich in all der Zeit immer weiter aufgebaut. Während er selbst offener wurde und Spaß daran hatte, mit Yuugi und den anderen seine Zeit zu verbringen, so distanzierte er sich immer mehr. Eigentlich kannte er seinen Bruder gar nicht mehr. Wo der Seto, den er gekannt hatte? Irgendwo, hinter dieser Maskerade, musste er sein. Die Schwierigkeit bestand darin, ihn von dort herauszulocken und ihn an das Licht zu bringen. Mit Anzus Hilfe konnte er dies vielleicht schaffen.
 

„Wir sollten uns einen Plan ausdenken. In drei Tagen beginnt das Frühlingsfest und vielleicht schaffen wir es, ihn dazu zu bringen sich gegen Yuugi duellieren zu wollen.“

„Weiß Yuugi überhaupt etwas davon?“

„Uhm... ich habe ihm noch nichts gesagt...“ erklärte sie kleinlaut und grinste leicht verlegen.

„Was ist, wenn Yuugi da nicht mitmacht?“

„Wer sagt denn, dass Yuugi etwas davon wissen muss? Ich habe mir bereits Gedanken gemacht. Seto wird sich vermutlich wieder mit seiner eigens entwickelten DuelDisk duellieren wollen und diese funktioniert, soviel ich weiß, doch über Satellit. Oder irre ich mich?“

„Oh! Du meinst, dass wir die Satellitenverbindung kappen sollen? Dann müssen sie warten und Seto wäre dazu gezwungen dort zu bleiben.“

„Scharfsinnig...“ lobte sie ihn und zwinkerte ihn an.

„Aber... ich bin mir nicht sicher wie lang Setos Geduldsfaden ist. Was ist, wenn er einfach wieder geht?“

„Darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht, aber ich hoffe, dass er dir zuliebe bleibt.“
 

Immerhin hatten sie eine Idee, wie sie Seto dazu bringen konnten, sich mit anderen Menschen auseinanderzusetzen und hoffentlich etwas offener zu werden. Mokuba wusste, dass dieser sich wahrscheinlich heftig wehren und dass dies eine hiesige Diskussion mit sich bringen würde, aber es war momentan sein größter Wunsch, etwas an seiner Situation zu ändern. Er fühlte sich wie ein Vogel im Käfig. Auch jetzt hatte er sich heimlich davon geschlichen und seinen Bruder alleine in der Firma gelassen. Falls dieser das plötzliche Verschwinden bemerken sollte, würde es wahrscheinlich ohnehin wieder zur Streit kommen. Innerlich seufzte er. Nun lag es ganz an ihm, ihn von diesem Fest zu überzeugen und er war sich sicher, dass dies ein ganzes Stück Arbeit sein würde. Es lief ihm kalt den Rücken herunter, als er an die Reaktion seines Bruders dachte, wenn er nach Hause kam. Oder würde er vielleicht, wie die letzten Tage, gar nichts sagen und ihn keines Blickes würdigen? Ja, sein Bruder wirkte in letzter Zeit etwas verstreut, so als würde er sich über etwas den Kopf zerbrechen. Aber der Schwarzhaarige war sich sicher, dass dies nur eine Einbildung war.
 

Sie saßen noch einige Zeit zusammen, bevor sie sich entschlossen, etwas spazieren zu gehen und sich über andere Dinge zu unterhalten. Mokuba wirkte wieder so fröhlich wie immer, genau so, wie Anzu ihn kennen gelernt hatte und es freute sie ungemein, ihm die Last auf seinen Schultern zu erleichtern. Ihr war bewusst, dass Seto ein sehr anstrengender Zeitgenosse sein konnte. Da er mit ihnen die Schule besuchte, war es für sie unvermeidlich, sich mit auseinander zu setzen und es kam öfter vor, dass die beiden sich in die Haare bekamen. Sie zankten sich nicht, viel eher debattierten sie und es gab eigentlich nur selten einen klaren Gewinner. Keiner außer Anzu hatte den Mut sich mit Seto anzulegen oder gar von sich aus, mit ihm das Gespräch zu beginnen. Die anderen Mädchen in ihrer Klasse schwärmten zwar für ihn, trauten sich aber nicht ihn anzusprechen. Und wenn sie es taten, so wies er sie desinteressiert und manchmal sogar unhöflich zurück. Oft hatte Anzu das Gefühl, dass Seto mit dieser Art von Aufmerksamkeit einfach nicht umzugehen wusste und viel eher in Ruhe in seine Arbeit vertiefte, da diese keine Fragen stellte und ihn einfach so sein ließ, wie er war. So intelligent er auch sein mochte, so wusste er sich, wenn es um etwas emotionalere und persönlichere Themen handelte, richtig zu äußern. Eher hatte es sogar den Anschein, dass er versuchte sich zu distanzieren, um keine Schwäche zu zeigen, aber wenn er mit der Brünetten diskutierte, wirkte es so, als würde er aufblühen. Ryou hatte bereits einmal erwähnt, dass er den Eindruck hatte, dass er sich gerne mit Anzu anlegte, vielleicht, weil sie beide sehr reif und stur waren und ungern nachgaben. Man könnte behaupten, dass Anzu einer seiner Rivalen war. Sie war ihm nicht unterlegen und antwortete immer ruhig und plausibel.
 

Am Abend verabschiedeten sich die beiden voneinander. Sie hatten viel über die Vergangenheit gesprochen und sich auch über andere Themen unterhalten. Etwas beschämt hatte Anzu ihn zu ihrer Aufführung eingeladen und er hatte hoch und eilig versprochen, vorbei zu kommen und sie tatkräftig anzufeuern. Ganz geheuer war ihr bei diesem Gedanken nicht. Ihre Freunde zeigten nie Interesse an ihrem Hobby und es fühlte sich eigenartig an, wenn sich mit jemanden, den sie gut kannte und mochte, darüber reden konnte. Mit Yuugi konnte sie darüber nicht wirklich reden. Auch wenn er ihr aufmerksam zuhörte, so spürte sie immer, dass er dieses Interesse nur heuchelte. Seine Welt waren Spiele und das war schon immer so gewesen. Sie schmunzelte. Hatte es vielleicht etwas mit seinem Namen zu tun, dass er sich so sehr für Spiele aller Art, besonders für Duel Monsters, interessierte? Vielleicht hatte dieser Name eine Verbindung dazu geschaffen, ohne dass Yuugi sich dem bewusst war.
 

Es war bereits nach sieben, als Mokuba die Villa betrat. Wie immer würde Seto in seinem Arbeitszimmer sein und sich noch einmal die Entwürfe und die Herstellungszahlen des Tages ansehen. Dann würde er die Rentabilität für ihre Produkte ausrechnen und neue Anweisungen für die nächsten Tage machen. Und wenn er noch Zeit hatte, würde er weiter an seinem geheimen Projekt arbeiten. Sein neues Spiel, sein ganzer falscher Stolz, wie Mokuba es gerne nannte. So war es immer. Aber er trug die Hoffnung in sich, dass es heute anders sein würde. Dass sie gemeinsam beim Abendessen saßen und vielleicht über andere Dinge sprachen, die nicht nur diese Firma anging. Dass sie lachten und scherzten. Das war es, was er sich wünschte. Allerdings wusste er, dass es nicht so sein würde. Resigniert lief er die Gänge ihrer großen Villa entlang, vor dem Arbeitszimmer seines Bruders blieb er schluckend stechen. Neben der Kastanienbraunen Tür hing ein Bild, darauf war ein Haus am Meer zu sehen und in der Luft flogen einige Möwen, die sich scheinbar sehnsüchtig dem Horizont näherten.
 

Mit leicht zitternder Hand drückte er die Klinke nach unten. Seto saß nicht am Tisch, aber das Licht und der Computer waren an. Ebenso waren einige Unterlagen bereit gelegen worden, was bedeuten musste, dass Seto bereits zuhause war. Vorsichtig betrat er das Zimmer und sah sich weiter um. Das Zimmer wirkte von der Einrichtung her sehr edel. Die Wand war in einem leicht blauen Ton gestrichen, der farblich dem weißen Drachen mit eiskaltem Blick, den Seto so sehr schätzte, ähnelte. Rote Vorhänge hangen vor dem großen Fenster, welches Einblick auf ihren gut gepflegten und schönen Garten zuließ. Unsicher sprach Mokuba den Namen seines Bruders aus und gerade, als er sich umdrehen und gehen wollte, erkannte er das Spiegelbild seines Bruders im Fenster, der hilflos am Boden lag.
 

„Seto!“ schrie er und lief auf diesen zu.
 

Überarbeitet am: 05.06.2011.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LawChan
2011-07-01T19:49:47+00:00 01.07.2011 21:49
Hallo meine Liebe!♥

Bevor ich etwas zum Kapitel schreiben möchte, packt mich gerade der Lachflash!

Zitat von deiner Schwester:

"Seto ist zusammengebrochen? Drama, baby, drama! XD
Aber übertreibs nicht, ne? Na, so wie ich dich kenne, kommt noch mehr Drama... :D"


Ich weiß nicht warum, aber sie hat mich gerade übelst zum Lachen gebracht! xDDDDDD'

Zum Kapitel:

Ich finde, das Kapitel ist dir wirklich sehr gut gelungen. Mich erstaunt Anzu's Ehrgeiz! Sie ist wirklich sehr stur und wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie es auch durch. Ich hoffe die Wunde entzündet sich nicht noch mehr. Anzu ist wirklich in mancher Hinsicht dumm. Ich kann zwar verstehen, dass sie unbedingt an dem Wettbewerb dran teilnehmen möchte, aber sie sollte lieber ihr Bein schonen. Mich hat die Szene mit der Dusche etwas an mich erinnert. Ich bin auch immer ungern in den Duschräumen duschen gegangen. Ich habe das meistens zu Hause gemacht, weil ich mich dort unwohl gefühlt habe, hehe.

Anzu sollte Mokubas Nummer mal in ihrem Handy einspeichern, hehe. Das Treffen zwischen Anzu und Mokuba gefiel mir ausgesprochen gut. Wer hätte gedacht, dass Mokuba und Seto sich mal so lange streiten würden? Ich finde es sehr schön, dass Anzu für den kleinen Mokuba da ist und ihr Versprechen hält, ihm zu helfen. Mokuba scheint ihr im Moment wichtiger zu sein, als ihre Freunde. Ich fand ihren Gedanken auch nicht schlecht, als sie über ihre Freunde nachdenken musste. Es tut ihr anscheinend manchmal ganz gut Abstand von den Jungs zu haben, hehe. Ich bin mal gespannt, ob Mokubas und Anzus Plan funktioniert. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, das der Plan vielleicht scheitern würde, immerhin ist Seto ja nicht auf dem Kopf gefallen. Ein wirklich niedliches Treffen zwischen den beiden und ich denke auch, dass Anzu den kleinen etwas aufgemuntert hat. Das kann sie nämlich am besten! =)

Der letzte Abschnitt von diesem Kapitel schockiert mich! Der arme Seto! Ich kann immer noch nicht glauben, dass er zusammen gebrochen ist. Ich hoffe er hat nichts ernstes und ihm wird es bald wieder besser gehen. Ich glaube, wenn Seto wieder zu Bewusstsein kommt, wird Mokuba ihm nicht nur einen Vorwurf machen …

Ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht und ich hoffe Seto lernt endlich daraus, nicht mehr so viel zu arbeiten. Der arme Seto … spannendes und auch süßes Kapitel!♥

Hab dich ganz dolle lieb!♥
deine Satine
Von:  Kassia
2008-12-22T16:02:27+00:00 22.12.2008 17:02
Hm, ich muss zugeben, dass ich kaum mehr wusste, worum es hier eigentlich ging. Aber so langsam kommt die Erinnerung wieder. Mokuba war auf Freundesuche für Kaiba und das hier war sein nächster Versuch, der bis jetzt schon mal viel besser verläuft als sein letzter. Anzus Meinung, dass Kaiba und Joey gute Freunde werden könnten, teile ich persönlich nicht, da zu Freundschaft auch gegenseitiger Respekt gehört, aber egal, ich bin ja eh an der Seto und Anzu Dymnamik interessiert und scheinbar macht Anzu echte Fortschritte in der Hinsicht. Yuugis und Joeys Herumgealbere ist lustig. Die zwei geben hier ein gutes Pärchen ab.


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