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Gesyria

(Der Kampf um Macht und das Überleben der Drachen)
von

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Heiratspläne

Kapitel 6
 

Heiratspläne
 


 


 

Mehr als zehn Jahre vergehen, der Mord an dem jungen Priester bleibt ungesühnt, niemand hat verstanden, was mit dem Mann passiert ist, warum er gestohlen hat, für wen er gestohlen hat. Mit der Zeit gerät das Geschehen in Vergessenheit, ebenso wie der Verlust der Drachenträne. Rudger verschafft sich immer mehr Gehör am Hofe, er teilt seine Zeit zwischen Hof und Gut. Auf dem Gut zieht er sich meist in seine Zimmer zurück, studiert die Schriftrollen, experimentiert mit dem geheimnisvollen Stein. Keiner ahnt auch nur etwas von seiner dunklen Seele, so wird er immer mächtiger, aber er wartet geduldig auf den richtigen Moment, dann kann ihn keiner mehr aufhalten.
 

Deringar sieht besorgt zu seiner Frau, sie ist blass und fühlt sich nicht besonders gut. „Du solltest dich hinlegen und ausruhen, meine Liebe“ „Vielleicht hast du recht“ meint sie „Nicht nur vielleicht ich habe recht“ Nathalia erhebt sich um in ihre Gemächer zu gehen, sie ist wieder schwanger, nach mehreren erlittenen Fehlgeburten ist ihr Mann nun sehr besorgt um sie. Ein junges, schwarzhaariges, blauäugiges Mädchen springt auf und eilt zur Königin „Mutter ich helfe dir“ „Danke Letizia, das ist lieb von dir“ Beide gehen in die königlichen Gemächer „Meine Tochter, bald ist die Zeit für dich gekommen um zu heiraten, hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht?“ Sie hat ihrem Mann versprochen mit Letizia darüber zu sprechen, die Gelegenheit ist gerade günstig. Nachdenklich sieht das junge Mädchen seine Mutter an „Ich will einen Mann heiraten den ich liebe und der mich liebt, das ist alles was ich weiß“ „Das wird aber schwierig werden“ sie kennt ihre Tochter und weiß um ihre Meinung über die üblichen Heiratskandidaten „Naja, du hast ja noch ein bisschen Zeit, such dir den besten aus“ Letizia lächelt glücklich, solange sie mitspracherecht hat kann ihr nicht viel passieren.
 

Nathalia wird ihr Kind nicht mehr gebären können, zu der Zeit jagt wieder der schwarze Tod über das Land und holt sich fast die Hälfte der Bevölkerung. Er macht vor niemandem halt, er holt sich jeden, egal ob Arm ob Reich, König, Bürger oder Bauer, keiner entkommt ihm.

Deringar zerbricht fast am Tod seiner Frau, er zieht sich immer mehr zurück, das ist die Stunde von Rudger, auf die er geduldig gewartet hat. Er ist inzwischen alleiniger Berater des Königs und zur Zeit leitet mehr er die Geschicke des Landes, als der König. Um endgültig an die Macht zu kommen, macht er Letizia den Hof, wenn es ihm gelingt die Prinzessin zu heiraten, wird er auch bald König, ist am Ziel seiner Wünsche. Doch es ist nicht einfach, das junge Mädchen hat ein feines Gespür für Menschen, instinktiv weiß sie, das mit dem Berater ihres Vaters etwas nicht stimmt. Sie ist ihm gegenüber höflich, aber mehr auch nicht, deutlich hat sie ihm zu verstehen gegeben, das er sich keine Hoffnungen auf eine Heirat machen braucht. Seitdem ist er bestrebt, ihrem Vater einzureden, das er eine Heirat arrangieren muss, aber auch damit hat er keinen Erfolg, noch nicht.
 

Erst als Rudger zu seinem sterbenden Vater reisen muss, nicht das es ihn groß Interessiert ob sein Vater stirbt oder nicht, kann sich der König seinem Einfluss entziehen und trifft wieder seine eigenen Entscheidungen. Genau das hat der Grauäugige befürchtet, er hasst seinen Vater dafür noch mehr. Jetzt sitzt er am Bett des Sterbenden, mimt den trauernden Sohn „Bist du da mein Sohn?“ hört er die alte Stimme „Ja, bin ich“ antwortet er kühl, ausgerechnet jetzt will er seinen Sohn sehen. Sein ganzes Leben lang hat er ihn schikaniert, gestraft, geprügelt, zum Schluss ignoriert. Nun macht der Alte einen auf liebenden Vater, sein Sohn hat nur Verachtung für ihn übrig. „Ich muss dir noch was erzählen....etwas wichtiges....“ Rudger verzieht den Mund ‚Jetzt beichtet er auch noch’ „....du...hast... einen....Bruder....“ er muss verschnaufen, das reden strengt ihn an „ .....einen Zwillingsbruder.....hörst du....du musst....ihn finden“ der junge Gutsherr sitzt da wie vom Donner gerührt, er hat einen Bruder, sogar einen Zwillingsbruder und der alte Knilch hat ihm das die ganze Zeit verschwiegen. Der Alte zieht einen Briefumschlag unter der Decke hervor „....Sohn....hier steht....alles...ge..sch..rieben.“ er hat nicht mehr die Kraft den Arm zu heben „Bitte....vergib....mir.....“ flehentlich sieht er seinen Sohn an, doch der zeigt keinerlei Regung. Mit kalten Augen sieht er seinem Vater zu, wie er den letzten Atemzug macht, ungerührt nimmt er den Brief und geht.
 

In seinen Gemächern liest er den Brief, dort steht alles, was er wissen muss, der Name der Hebamme, sogar wo sie den Jungen hingebracht hat und wie er heißt, Rupert, ob diese Namenähnlichkeit Zufall ist? Außerdem hat der Alte als letzten Willen verfügt, das sein ganzes Besitztum je zur Hälfte an seine Söhne geht. Wütend verbrennt er den Brief, sein Bruder kann bleiben wo der Pfeffer wächst, er hat nicht vor ihn zu suchen.
 

Nachdem er hier alles geregelt hat, was zu seinem bedauern viel länger dauert als gedacht, kehrt er wieder an den Hof zurück. Dort muss er feststellen, das sein Einfluss auf den König stark gesunken ist, das hat er der Tochter des Königs zu verdanken. ‚Werd du erst mal meine Frau, dann wirst du dafür büßen’ knirscht er innerlich mit den Zähnen. Die Zeit vergeht, Letizia macht immer noch keine Anstalten zu heiraten, sie lehnt alle Kandidaten kategorisch ab. Doch der Druck wächst, selbst ihr Vater beginnt sie zu drängen, schließlich fügt sie sich zum Schein und erreicht damit noch einen Sommer Bedenkzeit. Den will sie auf dem Land verbringen, fern von allem höfischen Getue, ihr Vater lässt ihr den Willen. Sehr zum Bedauern Rudgers, er will beim König bleiben, aber auch Letizia für sich gewinnen, letztendlich entscheidet er sich für den König, denn er wird das letzte Wort haben, wenn es um die Heirat geht.
 

Romanus, der Hohepriester, bittet den König um sein Erscheinen bei den Drachenhütern, er selbst sei schon zu Alt um zu Reisen. Zu gern erfüllt Deringar dem alten Priester den Wunsch, so kommt er auch mal wieder aus dem Schloss, außer der üblichen Begleitung kommt diesmal auch sein Bruder Gorwin mit. Lange hat dieser sich vom Hofe ferngehalten, er will mit dieser scheinheiligen Welt nichts zu tun haben, er ist froh, das er nicht die Last der Krone tragen muss. Auch jetzt ist er nur auf Wunsch seines Bruders hier, warum dieser ihn hier haben will hat er ihm noch nicht gesagt. Der König hofft auf die Unterstützung seines Bruder, ihm wird im Moment alles zuviel, er trauert immer noch um seine Frau. Seine Tochter strapaziert seine Nerven mit ihrer ablehnenden Haltung der in Frage kommenden Heiratskandidaten, sein Berater drängt ihn ständig, einfach jemanden auszusuchen und die Heirat einfach anzuordnen. Wobei sich Rudger wahrscheinlich für den Richtigen hält, den Letizia heiraten soll. Doch sie hat ihrem Vater unmissverständlich zu verstehen gegeben, das sein Berater überhaupt nicht in Frage komme, den wolle sie auf keinen Fall heiraten und wenn sie dafür in den Kerker muss.
 

Zu allem Überfluss droht die Bevölkerung sich in zwei Gruppen zu spalten, die einen geben den Drachen alle Schuld an jedem Unglück, vor allem nach der Pestwelle wurden massiv Stimmen laut, die meinten die Drachen haben die Pest geschickt. Auf der anderen Seite diejenigen, die diese Geschöpfe in Schutz nehmen und versuchen die Vorwürfe zu widerlegen. Dazu kommen noch die Räuberbanden, die immer dreister werden, rauben, plündern, schänden und morden. Vergeblich versuchen seine Soldaten Herr der Lage zu werden, denn immer, wenn sie vor Ort sind, sind diese wie vom Erdboden verschluckt. So brodelt es in diesem Land und ihr König hat den Eindruck, das ein kleiner Funke genügt und es kommt zu einer Explosion. Darum hat er seinen Bruder hergebeten, er braucht einfach seine Unterstützung.
 

Romanus kommt dem König entgegen, er ist wirklich alt geworden, nichts ist mehr übrig von dem energischem Hohepriester, den Deringar damals kennengelernt hat. Er erinnert sich auch an seinen Begleiter, der ein so tragisches Ende gefunden hat. „Mein König, ich danke euch, das ihr meiner Bitte Folge geleistet habt“ „Schon gut, es tut gut, mal wieder aus dem Schloss zu kommen, ohne irgendwelche Truppen inspizieren zu müssen oder geplünderte Ländereien zu besichtigen. Also, warum sollte ich euch hier aufsuchen?“ „Wie ich euch damals schon sagte, das Böse ist in eurer Nähe....“ „Und einer wird das Ende und den Anfang bringen. Ich weiß, ihr habt es mir schon gesagt, aber was ist jetzt anders oder neu?“ „Das Hoheit, erfahrt ihr heute Nacht“ meint der Hohepriester geheimnisvoll.
 

Unterdessen auf dem königlichem Landsitz, Letizia genießt ihre Freiheit hier, keiner schreibt ihr etwas vor. So hat sie sich angewöhnt, morgens aus dem Haus zu schleichen, um alleine auszureiten, in der Stadt ist so was unmöglich. Sie liebt diese Ruhe morgens, liebt es, wenn die Tiere langsam munter werden und die Sonne über den Bergen aufgeht. Oft reitet sie in ein kleines Tal, das auf sie wirkt, als wäre es verzaubert. Im hinteren Teil des Tales stürzt ein Wasserfall von den Bergen herab, an dessen Seiten wachsen Moose und Flechten. Um den Fuß des Wasserfalles hat sich ein kleiner, glasklarer See gebildet, an dessen Ufern wachsen Gras, Büsche, Sträucher und Bäume. In der Mitte dieses Tals schlängelt sich ein Bach, der scheinbar im Fels verschwindet. Im Frühjahr ist hier alles mit Blumen übersät, Schmetterlinge flattern vergnügt von Blume zu Blume und die Bienen sammeln emsig die Pollen. Im Sommer ist alles sattgrün, Rehwild äst ungestört, genauso wie Hasen. Der Herbst ist hier auch atemberaubend, wenn sich alles Laub rot verfärbt, die Sonne die Blätter bestrahlt, dann leuchtet alles in diesem Tal in verschiedenen Rottönen. Selbst der Winter hat hier seinen Reiz, wenn er alles unter einer weichen Schneedecke versteckt.
 

Letizia ist in jeder Jahreszeit schon hier gewesen und es hat immer die gleiche Wirkung auf sie gehabt. Jetzt ist sie hier, weil sie ungestört nachdenken kann, keiner drängt sie zur Heirat, niemand beobachtet sie auf Schritt und Tritt. Hier hält sie gerne Zwiesprache mit ihrer Mutter. Doch heute ist sie nicht allein, sie merkt es nicht, aber sie wird beobachtet, ein paar graue bösartige Augen folgen ihr. Der Besitzer dieser Augen kennt sich im Wald aus, weiß wie er sich anschleichen muss um nicht entdeckt zu werden. Er ist fasziniert von diesem Mädchen mit den unglaublich blauen Augen, ihrem schwarzen Haar und ihren geschmeidigen Bewegungen. Er schließt kurz die Augen, stellt sich vor, diesen Körper zu lieben, zu streicheln, zu besitzen. Doch er weiß, wem er folgt, sie ist die Tochter des Königs und nur diese Tatsache schreckt ihn noch ab, sie sich zu holen. Aber der Drang in ihm wieder zu quälen wird immer stärker, er wendet sich ab, sie ist noch nicht dran. Leise geht er, um sich ein anderes Opfer zu suchen. Die Prinzessin ahnt nicht in welcher Gefahr sie geschwebt hat, unbekümmert reitet sie zum Wasserfall, sitzt dort ab, entkleidet sich und geht im See schwimmen.
 

Anschließend lässt sie sich von der Sonne trocknen, gerade als sie sich ankleiden will, hört sie ein Geräusch vom Wasserfall her, schnell dreht sie sich um, sieht gerade noch wie eine Gestalt aus dem Wasserfall hervortorkelt und in den See stürzt. Mit großen Augen starrt sie dahin, wo der Fremde wieder auftauchen müsste, als er es nicht tut, springt sie ohne zu zögern in den See. Schnell erreicht sie die Stelle, an der diese Gestalt ins Wasser gestürzt ist, sie taucht paar Mal, dann hat sie ihn gefunden, ergreift ihn, holt ihn an die Wasseroberfläche. Zügig schwimmt sie mit ihm an das Ufer, zieht ihn aus dem Wasser, dann kniet sie neben ihm im Sand. Hustend versucht der Unglückliche Luft in seine Lungen zu pumpen, als es ihm endlich gelingt, öffnet er seine Augen und sieht Letizia direkt an „Bist du eine Wassernixe?“ fragt er heiser, verduzt entgegnet sie „Wie kommst du denn darauf?“ „So wie du aussiehst und gekleidet bist, kann es doch nicht anders sein“ Sie sieht an sich herunter, läuft rot an und verschwindet schnell im Wasser. Sie hat bei der ganzen Aufregung vergessen, das sie nichts anhat, wütend funkeln ihn ein paar blaue Augen an.

„Wer bist du? Und woher kommst du? Deine Kleidung wirkt fremd“ erkundigt sie sich zornig „Hm... zuletzt war ich in Peru, in den Bergen und habe eine Höhle untersucht. Dann bebte die Erde, ich stürzte und fiel hier ins Wasser.....“ er lässt den Blick schweifen „...und hier ist nicht Peru. Sag mir doch, wo ich bin, vor allem, wer du bist, kleine Nixe“ „Sag mir zuerst wer du bist“ meint sie trotzig, langsam wird ihr kalt „Oh, entschuldige, ich bin Eddie Cahill. Beantwortet das deine Frage?“ Sie nickt, kann ein Zittern kaum unterdrücken „Du bist hier in Gesyria, und ich bin Letizia, Deringars Tochter“ jetzt ist er an der Reihe zu nicken, dann bemerkt er ihr Zittern „Komm aus dem kalten Wasser heraus, du holst dir sonst noch den Tod“ „Würde ich gerne, aber dafür musst du dich umdrehen....“ wieder wird sie rot „....wie du weißt, habe ich nichts an“ Eddie beeilt sich mit dem Umdrehen, er hört, wie sie das Wasser verlässt und sich anzieht „Gut ich bin angezogen“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Thuja
2008-02-12T22:10:28+00:00 12.02.2008 23:10
grandios, von Anfang bis Ende.

Was mich vor allen jedes Mal begeistert, dass du hier so einen völlig anderen Stil hast, dadurch das du in einer anderen Zeit schreibst. Nur wenige, zumindest bei den Geschichten die ich lese, schreiben im Präsens, aber du kriegst das echt toll hin und es ist eine tolle Abwechslung


Rudger ist wirklich gefährlich, weil er nicht nur bösartig, sondern auch noch intelligent ist.
Der Tod von Nathalie war schockierend, für den Leser und erst Recht für die Familie von ihr. Ich hoffe Letizia sieht einer besseren Zukunft entgegen, aber ich mache mir schon jetzt Sorgen um sie. Erst ist Rudger und dann auch noch Rupert in ihrer Nähe. Das kann gar nicht gut sein.

Letizia mag ich sehr, weil sie ihren eigenen Kopf hat und versucht ihren Willen zu bekommen, anstatt sich nur unterzuordnen

cu


Von:  risuma
2008-02-07T19:33:45+00:00 07.02.2008 20:33
Wieder ein sehr schönes Kapitel.

Ich kann Letizia sehr gut verstehen, ich würde Rutger auch nicht heiraten wollen. Und, oh Schreck, sie ist in ihrem wundervollen Tal gar nicht so alleine, wie sie gehofft hat. Ich fürchte, diese Augen kennen wir schon,nicht wahr?

Und der nette Fremde aus Peru, wird er ihre große Liebe?
*ganz lieb Bitte, Bitte mach*

Aufs nächste Wiederlesen

risuma


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