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Risveglio Interno

-Inneres Erwachen-
von

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Desire

Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, aber die Schule hat mich doch ziemlich vom Schreiben abgehalten. ^^" Nya, dieses Kapitel ist eher ungeplant entstanden und es werden hier eher Gedanken und so beschrieben, dennoch hoffe ich, dass es Anklang findet. Inhaltlich hab ich mich teilweise an dem Lied "Die unstillbare Gier" orientiert.
 

LA
 

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~Kapitel 2~

Desire
 

Dunkelheit…

Nichts als Dunkelheit…

Unsicher schaute er sich um, doch sah er nichts außer dieser ewigen Finsternis, in die er gestürzt war. Er war allein, einsam…

Doch da, eine Stimme!

Ganz leise, gar wispernd. Sie sagte etwas, rief ihn zu sich. Verzweifelt versuchte er sich zu orientieren, zu erraten aus welcher Richtung sie kam. Langsam begann er sich zu bewegen. Wohin, das wusste er nicht, doch ein Gefühl der Bestätigung machte sich nach kurzer Zeit in seinem Körper breit. Immer wieder lauschte er und tatsächlich wurde die Stimme lauter, auch wenn immer noch unverständlich. Leidend klang sie und doch so sanft. Sie kam ihm bekannt vor, so sehr bekannt, dass er erpicht darauf war, zu erfahren, wem sie gehörte. Schneller, immer schneller bahnte er sich seinen Weg.

Doch plötzlich machte der Junge halt. Eine Tür, gestrichen in in der Dunkelheit leuchtendem weiß, war vor ihm aufgetaucht. Liebkosend und bittend drang die Frauenstimme gedämpft hinter dieser hervor. Kurz schluckte er, dann legte er vorsichtig die Hand auf die Türklinke und drückte diese hinunter. Mit einem Knarren schwang die Tür auf und entblößte einen weiteren in schwarz getauchten Raum. Zwei Ständer mit jeweils fünf brennenden Kerzen standen in der Mitte von diesem, rechts und links von etwas am Boden liegenden. Ein schummriger und flackernder Schein huschte unregelmäßig darüber.

Bei diesem Anblick lief es dem Jungen eiskalt über den Rücken, jedoch näherte er sich Schritt für Schritt der beleuchteten Stelle, von wo ebenfalls die sanft gesprochenen Worte drangen. Kurz bevor er an seinem Ziel angekommen war, regte sich das Etwas und ließ den Jungen abrupt anhalten. Wie in Zeitlupe erhob es sich und sein Gegenüber erkannte eine Frau… eine ihm bekannt vorkommende Frau… seine Mutter!

Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Mit Tränen der Verwirrung und gleichzeitiger Freude in den Augen legte er auch noch die letzten Meter zurück und umarmte sie stürmisch. Liebevoll erwiderte sie die Umarmung, während sie ihm weiter leise Worte ins Ohr säuselte, die er jedoch immer noch nicht identifizieren konnte, auch wenn sie genau vor ihm stand.

Er hätte so noch stundenlang verharren können… doch auf einmal spürte er etwas Nasses in seinem Gesicht. Erst dachte er, es käme von seinen eigenen Tränen, doch hatten diese schon nach einigen Sekunden aufgehört aus seinen Augen hervorzutreten. Irritiert löste er sich ein wenig von seiner Mutter und fasste sich mit der Hand an seine Wange. Feucht war diese und als er sich danach seine Finger besah, war etwas Rotes an ihnen. Erschrocken wandte er seinen Blick nach oben, sah in das Gesicht seiner Mutter, deren Lippen sich unentwegt bewegten, doch nur ein Rauschen preisgaben.

„Mutter…? Ich kann dich nicht verstehen…Was ist…? Geht es dir nicht gut?“ Er sah wieder auf seine Hand und bemerkte dabei, dass das erst weiße Kleid, welches die Frau trug, nun ebenfalls rot gefärbt war. „Ist… ist das… Blut?“

„… getötet… mich getötet… hast mich getötet…“, vernahm er plötzlich die Stimme, die immer lauter und klarer zu werden schien. Die Augen des Jungen weiteten sich.

„Du hast mich getötet. Du hast mich getötet!“ Die Stimme schwoll an, bis sie nur noch ein hysterisches Kreischen war. Das vorher liebevoll wirkende Gesicht hatte sich zu einer Angst einjagenden Fratze verzerrt. Total verstört wich der Junge weiter zurück. Was meinte seine Mutter nur damit? Er soll sie getötet haben? Aber wieso, warum, weshalb? Nie würde er zu solch einer Tat fähig sein.

„Nein… nein, das ist nicht wahr“, stammelte er unbeholfen vor sich hin. „Nein, nein!“ Und wieder wich er zurück, stolperte jedoch und fand sich auf dem Boden wieder. Tränen stiegen ihm in die Augen und Angst breitete sich aus, als er zu realisieren begann, was dort vor ihm geschah. Während die sich zu Krallen gekrümmten Finger nach dem Jungen zu tasten begannen, rannen blutige Tränen die Wangen der Frau hinunter. Das Kreischen, welches unentwegt von ihr ausging, hallte von den Wänden wider und wurde durch diese noch weiter verstärkt.

Dann begann es. Kurz bevor sie ihn erreichte, erwachte etwas in dem Körper des Jungen zum Leben. Ein stechender Geruch stieg ihm plötzlich in die Nase und er konnte etwas pulsieren hören. Immer lauter wurde es, wobei sein Blick am Hals seiner Mutter hängen blieb. Nein, er konnte es nicht nur hören, er sah es auch, wie es sich unter der Haut im Takt des Herzens bewegte. Unbewusst leckte er sich mit der Zunge über die Lippen…

Stille.

Nur ein Saugen und Schmatzen war noch zu hören.

Das Kreischen der Frau war mit einem Schlag verstummt. Doch bevor sich der menschliche Verstand des Jungen gänzlich hatte ausschalten können, riss dieser sich auch schon vollkommen schockiert wieder los, taumelte... schrie. Ja, er schrie sich die Seele aus dem Leib, falls er, wie er sich soeben fragte, überhaupt noch eine besaß und der Teufel sie nicht auch schon an sich gerissen hatte. Er schrie all den Hass und Ekel, den er in diesem Moment für sich selber empfand, heraus.
 

Strampelnd und um sich schlagend wachte er auf. Er hörte nicht die Stimme, welche besänftigend auf ihn einsprach. Er bemerkte nicht die starken Arme, welche ihn zu bändigen versuchten. Erst der Schlag ins Gesicht ließ ihn wieder zur Besinnung kommen und erkennen, dass sein Vater an seinem Bett saß.

„Es tut mir Leid, mein Sohn“, fing Breda an zu sprechen. „Es ist alles meine Schuld…“ Verwirrt und mit noch teils glasigen und von Tränen verschwommenen Augen starrte der Herbert seinen Vater an. Alles schien sich in seinem Kopf zu drehen. Der Traum, der Mord an seiner Mutter… Es war so unrealistisch und doch so präsent in seinem Kopf.

„Das alles wäre nicht passiert, wenn ich dich richtig im Auge behalten hätte. Es war doch klar, dass du nicht auf mich hören würdest.“

„V-Vater…“

„Nein! Ich… ich hätte mich beherrschen müssen, deiner Mutter sowie meiner Gier nicht nachgeben dürfen, doch war ich zu schwach. Wie ein Tier, das seinen animalischen Trieben nachkommen musste. Ja, ich war wie ein Tier. Ein Raubtier auf Beutefang… Solange hatte ich durchhalten können und nun dies. Ich bin solch ein Thor!“ Erschöpft stützte er die Ellbogen auf seinen Oberschenkeln ab und vergrub sein Gesicht in den Händen. Mit wie leergefegtem Kopf beobachtete Herbert ihn. Eine uralte Trauer spiegelte sich auf dem Gesicht des Älteren wider, als dieser sich erneut aufsetzte. Eine Trauer, die tiefer nicht hätte sein können. Eine Trauer, die der Junge erst später zu verstehen lernen sollte.

Langsam wanderte Bredas Blick zum Fenster. Bald würde die Sonne aufgehen. Doch auch wenn schon. Er wollte seinen Sohn jetzt nicht alleine lassen, er wollte ihm und sich selber Trost spenden und ihn später über einige Sachen aufklären. Schließlich war er nun auch einer der Unsterblichen, nein, einer der zeitlich gesehen Ewiglebenden, denn auch wenn Geschichten dies besagten, so war den Vampiren ein Tod durch Waffen nicht vorenthalten. Ein Seufzer entrann seiner Kehle, dann begann er widerwillig den Abstieg in den Schlund seiner Vergangenheit.
 

Wie lange lag diese Zeit nun schon zurück? Jahre, Jahrzehnte oder gar schon Jahrhunderte? Sommer war es damals gewesen. Die Sonne strahlte tagsüber so stark auf die Erde hernieder wie lange nicht mehr. Dies war die Zeit, wo alles begonnen hatte, wo den jungen Breda von Krolock sein derzeitiges Schicksal ereilte.

Er wollte noch nicht wahrhaben, dass er eine Kreatur der Dunkelheit geworden ist und nie wieder mit der ihm so lieb gewonnenen Sonne und den Sterblichen um ihn herum in Kontakt treten könnte. Vor allem nicht, da er sich in eine dieser verliebt hatte. Sie war die Tochter eines relativ berühmten Dichters aus dem Dorf, welches an seine Behausung grenzte. Sie war eine bildhübsche Erscheinung. Ihr Lächeln war wie der Sonnenschein selbst und ihr Haar war lang und lockig und immer, wenn ein kühles Lüftchen wehte, hob und senkte es sich sanft, tanzte beschwingt, kräuselte und kringelte sich.

Zum ersten Mal hatten sie sich vor ihrem Haus getroffen. Es war bereits dunkel und Breda streifte ziellos durch die unbeleuchteten Straßen, als er sie bemerkte. Sie hatte ihr Fenster geöffnet und sich leicht nach draußen gelehnt, um noch etwas die teils schwüle, aber dennoch erfrischende Nachtluft zu genießen. Ihr Haar kringelte sich dabei sanft im Wind. Es war keine richtige Liebe, die in ihnen in diesem Moment aufkeimte, es war eher junge Naivität, Lust etwas Unerlaubtes zu tun, die sie zusammenbrachte.

Ihre Treffpunkte waren stets außerhalb der Öffentlichkeit, war es für sie doch genauso gefährlich wie für ihn, sollte man sie beiden zusammen entdecken. Sie wählten Orte wie Seitenstraßen, Wiesen und Felder, die nachts logischerweise nicht mehr besucht wurden. Einige Tage verbrachten sie auf diese Art und Weise, doch dann schien ihr Vater etwas von dieser Heimlichtuerei mitbekommen zu haben. Ein letztes Mal sollte ihnen nur noch bleiben, eine letzte Nacht...

Der Himmel war klar, sodass man die einzelnen Sterne am Firmament funkeln sehen konnte. Auch der Mond ließ sein bleiches Licht über die Gegend wandern. Still und leise lagen sie da, in einem Kornfeld nahe dem Dorfe, unfähig ihre Gefühle in Worte zu fassen. Ob es die Hitze war, welche auch in der Nacht noch stark präsent war, oder etwas anderes, das sie dazu verleitete, ihren Gelüsten nachzugeben, wusste Breda nicht, nur, dass es ein Fehler gewesen war…

Es kam ihm wie Sekunden vor, wie sie dort lagen, zwischen dem goldenen Korn, dass durch die Dunkelheit, die Farbe von schmutzigem gelb angenommen hatte. Als Breda die Augen wieder öffnete, da war sie fort, die Frau, die er glaubte, geliebt zu haben. Sie war nicht körperlich fort, wohl aber geistig. Schwarz waren seine Hände und sein Gesicht, sowie ihr Gesicht, ihr Hals, ihr gesamter Oberkörper. Er wusste nicht, was geschehen war, konnte es nicht realisieren. Auch was er als nächstes zu tun hatte, war ihm noch unklar. Aus Angst man könnte sie finden und in Verbindung mit ihm bringen, nahm er sie mit. Er begrub sie auf dem Friedhof neben seinem Schloss, als erstes Opfer seiner unstillbaren Gier...

Die nächsten Tage streiften Suchpatrouillen durch die Gegend, ließen keinen Stein auf dem anderen stehen, doch außer einer blutbefleckten Goldkette in einem Kornfeld fanden sie nichts. Es fingen an Gerüchte über Räuber und wilde Wölfe zu kursieren, die frei in den angrenzenden Wäldern herumstreiften. Doch auch diese bekamen sie nie zu Gesicht.

An einem dieser Tage klopfte man selbst an Bredas Tür. Man mied seine Gegenwart bzw. die Nähe zu dessen Grundstück schon seit geraumer Zeit, nicht zuletzt wegen ihres merkwürdigen Dieners. Zu dieser schweren Stunde schöpfte man jedoch auch diesen Hoffnungsschimmer aus. Doch auch dies umsonst. Der Schlossbesitzer brach ihnen ihren Wunsch, das Mädchen noch einmal wieder zu sehen. Seit Jahren habe er keines mehr zu Gesicht bekommen, ob tot oder lebendig…
 

Langsam stand Breda auf. Wie von selbst führten ihn seine Schritte zum Fenster, wo er mit einem Ruck die schweren und sonnenstrahlendichten Vorhänge zuzog. Kurz verweilte er noch dort, dann setzte er sich wieder auf den Stuhl, welcher dicht neben dem großen Himmelbett stand. Herbert war nach wenigen Minuten wieder eingeschlafen, doch nun in einem traumlosen Schlaf, der ihn vor weiteren Albträumen und Phantasien schützen würde.

Vorsichtig richtete sein Vater ihm die Bettdecke und strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Dabei bemerkte er, wie seine Hand anfing zu zittern, weshalb er sie schnell wieder zurückzog. Er sollte an solche Momente gewöhnt sein. An die Momente, wo er die Person verlor, von der er glaubte, sie sei die Partnerin für die Ewigkeit. Doch nun war die Situation eine andere, denn nun hatte ihm die Ewigkeit ein weiteres Opfer geschenkt. Er hatte es gehasst, so alleine und einsam zu sein, mit niemandem außer Koukol sprechen zu können. Doch war es so besser gewesen als jetzt, denn nun hatte einem Menschen, der zwar kein Kind mehr war, aber von der rauen Erwachsenenwelt trotzdem noch keine Ahnung hatte, das gleiche Schicksal ereilt wie ihm selber. Er wollte nicht zusehen, wie er in der gleichen Endlosigkeit verschwand, doch was sollte er dagegen tun?

Unruhig stand Breda auf und ging zur Tür, wo er fast mit seinem buckligen Diener zusammen stieß.

„Hampfrr hmnn grinn…“, grunzte dieser los, wobei er einen großen mit Erde verschmierten Spaten hoch hielt.

„Ist gut. Kümmere dich nun wieder um die Hausarbeit.“ Und mit einem Wink wies der Schlossherr ihn an zu gehen. Er selber machte sich auf den Weg in die Gruft.

Dort angekommen, öffnete er die Tür und atmete erst einmal die muffige, nach Kerzenwachs riechende Luft ein, wobei er sich seinen großen, auf einem niedrigen Podest stehenden Sarg betrachtete. Er war nicht einfach aus Holz gefertigt, welches nach kurzer Zeit angefangen hätte zu modern, sondern aus kunstvoll gehauenem Stein, dessen Innenleben mit Samtpolstern ausgestattet war. In diesem Kellerraum spiegelte er die Empfindungen Bredas wider; Einsamkeit, Verlorenheit…

Mit einem Seufzer schob der Graf den schweren Deckel beiseite, stieg die zwei kleinen Stufen empor und legte sich in das schwarze Loch, welches sich für ihn geöffnet hatte. Ein flüchtiger Blick zur Decke, die schemenhafte Silhouette seiner Geliebten sich dabei einbildend, dann wurde es um ihn herum endgültig schwarz.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  life_is_melody
2007-12-30T21:40:25+00:00 30.12.2007 22:40
*reinhoppel*
Huhu
Also: Ich fand den teil echt genial. Hätte ich es gekonnt, wäre ich in deine FF gesprungen und hätte Breda getröstet. gEnauso gehts mir immer bei dem Lied "die unstillbare Gier". Echt toll gemacht. Mir gefallen deine Beschreibungen auch wirklich gut
Immer weiter so
*Beide Daumen hoch*
*gigaknuffel*
neo


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