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Drachenherz

Ein kleiner Zujin Roman
von

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Wahrheit oder Pflicht

Gleichfalls???

Gott! Oh Gott! Sie hatte es ja gewusst!

Schon damals am Brunnen hatte sie es gewusst. Vielleicht sogar schon die ersten Male, im Teehaus.

Aus irgendeinem Grund hatte das Schicksal Jin We ins Visier genommen und auserkoren. Als Gegenstück für diesen Mann!

Gleichfalls??

Er liebte sie! ... LIEBTE! ... SIE!

Sie, die schusselige, chaotische, planlose, grade mal `ganz nett´ aussehende Jinny? Und dieses unvergleichlich herrliche Prachtexemplar?

Welcher schielende Witzbold da Oben war denn für `Auf immer und Ewig´ verantwortlich?

Gleichfalls?

Hatte es jemals jemanden gegeben, der etwas Wundervolleres gesagt hatte, als das?
 

„Jin? Ist das jetzt richtiges Heulen, oder Rührung?“, fragte Zuko hilflos.

Sie lamentierte etwas gegen sein Schlüsselbein.

Die Jacke konnte er dann wohl abschreiben ...

„Für Rührung ist das aber ziemlich viel Wasser, mein He...“ Schnell verschluckte er den Rest des Kosenamens, sonst würde sie hier noch alles überschwemmen.

Plötzlich wurde Jin von hektischer Betriebsamkeit erfasst und wühlte in ihren Taschen. Was zum...?

Noch nie hatte Zuko jemanden sich so laut seines Naseninhalts entledigen hören.

„Bist Du, äh... für heute fertig mit den Tränen?“

„Was kann ich denn dafür, wenn Du solche Sachen sagst?“ Jin klang, als spräche sie durch meterdicke Stofflagen.

„Entschuldige! Ich bin ... unbeholfen, wenn es um ... um solche Dinge geht.“ Wie hatte er nur so etwas zutiefst verblödetes sagen können, wie `gleichfalls´?

Ein rotgerändertes Augenpaar sah zu ihm auf.

„Das ist Ansichtssache!“, sagte Jin und schmiegte ihre Hand an seine vernarbte Gesichtsseite.

„Jin!“

Zukos Gesicht wurde mit kleinen Küssen geflutet. Zuerst wahllos, doch dann wurde ein Muster erkennbar als ihre liebevollen Lippen begannen, das Narbengewebe einzukreisen. Ihr Mund landete auf den verheerten Augenlidern, den schartigen Rändern auf seinem Wangenknochen, dem versenkten Ohrläppchen. Ganz sacht, als befürchte sie, ihm weh zu tun.

Und seine Scham über den hässlichen Makel, dieses Denkmal des Hasses, das sein eigener Vater mitten in seinem Gesicht errichtet hatte, schwand mit jeder Liebkosung mehr.
 

Schließlich sah sie ihn an.

„Wer hat das gemacht?“ Ihr Zeigefinger strich sanft über die Stelle, an der eine Augenbraue hätte sein sollen.

Agni! Für weitere Geständnisse hatte sie bestimmt nicht genügend Taschentücher dabei.

„Das ist schon sehr lange her, Jin!“

Sollte sie das etwa beruhigen?

„Wie alt warst Du?“, fragte sie.

„Dreizehn.“

`Du wirst jetzt NICHT schon wieder plärren, Missy!´

„Und wer war es, Lee?“ In ihrem Hinterkopf spukte eine schreckliche Vorahnung.

Zukos Kiefermuskeln schlugen Wellen.

„Mein Vater“, antwortete er tonlos.

Ein Entsetzensschrei hallte in Jins Kopf wider, aber sie ließ ihn nicht nach Außen dringen.

„Meine Feigheit hatte Schande über die Familie gebracht. Dies war meine Strafe und meine Lehre!“

Um nicht schon wieder weinen zu müssen, konzentrierte Jin sich fest auf etwas, dass die ganze Zeit gegen die Tür zu ihrem Bewusstsein geklopft hatte.

Etwas Offensichtliches.

Eine Verlobung zwischen Kindern? Schande über die Familie? Eine wichtige, kriegsentscheidende Aufgabe, die ihm schon mit dreizehn aufgebürdet worden war? Und bei den Banditen, im `Frieden´? Eine Kampftechnik, wie ein Elitekrieger.
 

Zuko beobachtete sie scharf.

Plötzlich machte Jin, die seine Narbe bisher herzlich wenig gestört hatte, sich von ihm los und drehte ihm den Rücken zu.

Erkannte sie jetzt doch endlich seine vollkommene Unvollkommenheit? Seine unüberwindbaren Fehler?

Die Eisenketten, die sich gelockert hatten, seit er hier in Ba Sing Se war, schnürten fast sein Herz ab.
 

Jins Finger verkrampften sich ineinander, als alles, was er ihr erzählt hatte endlich ein Gesamtbild ergab. Sie atmete schwer.

„Du bist adlig, nicht wahr?“
 

Zuko erstarrte.

`Sag es ihr!´

Nein! Noch nicht! Er konnte es noch nicht!

Sie kannte ihn noch nicht gut genug.

Er musste doch erst sicherstellen, dass sie nicht mehr ohne ihn sein konnte!

Gesichter tauchten aus seiner Erinnerung auf. Gesichter von Menschen, die ihm wohlgesonnen waren, bis sie erfuhren, wer er war; Menschen, die ihm vertraut hatten, bis sie erfuhren, wer er war; Menschen, denen er geholfen hatte und die ihn doch davon gejagt hatten, als sie erfuhren, wer er war.

Zu oft war er dafür gehasst worden, Zuko Tatzu, Sohn von Ozai dem Zerstörer zu sein.

`Sag es ihr! Jetzt!´

NEIN! Er war nicht bereit, ihre Gefühle auf´s Spiel zu setzten.

Er musste seinen Kobold zuerst mit allen Mitteln an sich binden!

„Lee?“ Sie hatte sich wieder zu ihm gedreht, forderte eine Antwort.

„Ja“, krächzte Zuko, „Bin ich.“

„Oh Gott!“ Jin schlug die Hände vor den Mund.

„Oh Gott!“ Die Arme um sich geschlungen begann sie im Kreis herumzurennen.

`SAG ES IHR!´

Was? Wenn sie jetzt schon so panisch reagierte? Den Teufel würde er!

„Oh Nein!“ Sie blieb stehen und sah starr an ihm vorbei.

„Du kannst nicht... Wir können nicht...“ Sie machte einen zitternden Atemzug.

„Ich bin doch nur eine dumme, kleine Weberin! Mein Vater war Hufschmied, meine Mutter Näherin. Ich... ich kann grade mal lesen, schreiben und ein bisschen rechnen. Oh Gott!“
 

Zuko war aufgesprungen.

„Sag das nicht! Was ist falsch am Weben? Was ist falsch daran Hufschmied oder Näherin zu sein? MEINE Familie war ein Haufen Lügner und Mörder! Und sag nie wieder, Du seist dumm! Wer hat denn vor sechs Jahren schon gewusst, dass ich Feuerbändiger bin? Wer hat sich denn eben das mit meiner Abstammung zusammengereimt?“

„Das war ja wohl offensichtlich!“, schrie Jin. „Wie konnte ich nur so blöd sein, und das nicht sehen? Schon alleine, wie Du Deine Essstäbchen benutzt ... Dass Du die Nudeln nicht strickst, bevor Du sie isst, grenzt an ein Wunder! Und wie Du Deine dusslige Teetasse hältst! Völlig etepetete!“

Etepe-was? Er war bitte was? ETEPETETE?? ER?

„Und guck doch nur mal Deine Nase an!“

„Ach!“, knurrte Zuko „An meiner Nase hast Du auch noch was zu meckern? Was ist denn verkehrt damit?“

„Die ist auch etepetete!“ Jin stampfte mit dem Fuss auf.

„Jin, es reicht!“

„Jin, es reicht!“, äffte sie ihn nach. „Jetzt weiss ich auch, was das die ganze Zeit über mit Deiner Aussprache ist. Bestimmt hattest Du für jeden Buchstaben Einzelunterricht! Und extra Trainingsstunden für die Hochnäsigen Endsilben!“

Zuko beugte sich vor, bis ihre Nasenspitzen sich berührten.

„Ob Du´s glaubst, oder nicht, aber mein Vater hat sich einen Dreck um meine Ausbildung geschert! Das einzige Wort, das er mich gelehrt hat deutlich auszusprechen, war `Versager´.“ Das letzte Wort spie er überdeutlich aus.

Jin schluckte. Sein Vater. Der Mann, der ihn verbannt und ihm das halbe Gesicht weggebrannt hatte. Ihrem Lee!

„Und wenn Du denkst, Du seist unwürdig, meinen Namen zu tragen, dann lass Dir versichern, es wird umgekehrt sein!“, wütete er weiter.

Jin blinzelte.

Seinen ... Namen tragen?

Sämtliche Knochen und Gelenke schienen sich in dünnen Wackelpudding zu verwandeln.

Sie sah in seine Augen, fand dort aber nur loderte Empörung.

„Lee?“, würgte sie hervor.

„Was?“, fauchte ihr blaublütiger Drache.

„Ich hätte jetzt gerne einen Deiner etepetete Küsse!“

Sie war wahrscheinlich der einzige Mensch, der seinen Zorn spurlos verpuffen lassen konnte.
 

An dem Kuss, den sie nun bekam war nichts etepetete. Absolut gar nichts!

Wie alles, was dieser Kerl anpackte, war er schlichtweg vollkommen.

Es war einer jener Küsse, die ihre Opfer einen ganzen Abend lang belauern, geduldig auf den rechten Augenblick wartend. Wenn die Sehnsucht am größten und die Gegenwehr am schwächsten ist.

Einer jener Küsse, die ihre willenlose Beute gewissenlos in einen Ozean aus Begierde schleudern, ohne Land in Sicht!

Es war ein unvermeidlicher Kuss, von dem sie beide gewusst hatten, sie würden ihn heute noch teilen.

Befriedigt stellte Jin fest, dass sie diesmal nicht die Einzige war, die seufzte und stöhnte. Nein, diesen Kuss hatte ihr Drache zur Abwechslung ebenso wenig unter Kontrolle, wie sie.

Anstelle seiner sonstigen, geradezu Besorgnis erregenden Raffinesse war rohe Lust getreten.

Sie schienen Beide nur ein Ziel zu haben: Näher, enger, fester am Andern zu sein, als jemals zuvor.

Jin hatte das Gefühl, als lösten sich ihre Moleküle langsam auf, um in ihn hineinzukriechen, in ihm zu versickern.

Würde sie mit ihrem Mund je wieder so profane Dinge tun, wie Essen, oder Trinken? Sie wusste es nicht, denn sein Mund, dieses heisse, feuchte Inferno, brannte all diese Bedürfnisse fort.

Wie im Wahn umklammerte Jin seinen Kopf. Als seine Haarklammer dieser Behandlung nicht länger Stand hielt, konnte sie endlich ihre Finger in einem Sturzbach aus schwarzer, köstlich warmer Seide begraben. Der Duft nach Sandelholz entströmte der freigelassenen Mähne und überflutete ihre aufgewühlten Sinne.

Inzwischen waren sie wieder am Brunnen gelandet. Er auf der Mauer sitzend, sie quer über seinem Schoss.
 

Dass die Verschlüsse ihres Mantels geöffnet waren, merkte Jin nur weil sie seine Hände plötzlich durch sehr viel weniger Stoff spürte. Besitzergreifende, warme Hände.

Sie waren an ihrer Taille, ihren Hüften, ihrem Rücken. Suchten, fanden und streichelten mit köstlichem Nachdruck.

Als er das Ziel seiner zärtlichen Invasion erreichte, entwich Jin ein Wimmern.

Heilige Sterne! Seit wann war diese Stelle ihres Körpers so empfindsam? So gierig nach Berührung?

Sie bog den Rücken durch, um seinen räuberischen Händen besseren Zugang zu bieten. Und während ihr Mund von seinem geliebt wurde, huldigten seine Hände ihren Brüsten.

Er umfasste sie, knetete sacht, wog ihr Fülle, ertastete ihre Weichheit.

Keuchend riss Jin ihre Lippen fort, um Luft zu holen.

Seine eigenen schienen jedoch Beschäftigung zu brauchen, denn nun glitten sie glühend ihre Kehle hinab.

Eine seiner Hände griff ihren Nacken, brachte sie in die richtige Position.

Sein halb geöffneter, sengender Mund erreichte die empfindliche Sehne ihres Halses und Jins Sinne wussten nicht mehr, welche Erfahrung die lustvollere war.

Dann biss er zu. Zart, ganz sacht.

Feuer raste von den Nerven an ihrem Hals in sämtliche Gliedmaßen, und sammelte sich dann tief in ihrem Leib um dort pulsierend zu verharren.

Ihr Kopf fiel nach hinten, von der Hand in ihrem Nacken gestützt, und ein gebrochener, rauer Laut kam aus ihrer Kehle.

Der Laut wurde zu einem sehnsüchtigen, wortlosen Jammern, als sein wissender Daumen sein Ziel erreichte.

Oh Gott! Beinahe hatte sie seine Hand an ihrer Brust vergessen, doch nun wurde die mit Zärtlichkeiten bedachte Brustspitze das Zentrum all ihrer Empfindungen.

Er rieb, umkreiste die pralle Knospe; drückte, zupfte ...

Jin vergrub stöhnend Gesicht und Hände in seinem Haar. Sie wollte näher an ihn; musste es einfach!
 

Zuko war in einem solchen Rausch, er bemerkte ihre zerrenden, energischen Hände zunächst gar nicht.

Er schwelgte in ihrem Orangenaroma, in ihrem bittersüssen Mandelgeschmack, in den Geräuschen, die sie ihm rau ins Ohr atmete.

Er stand in Flammen.

Vom Kopf bis zu den Zehen. Und dazwischen erst!

Seine Gier kannte, zum ersten Mal seit vielen Jahren, keine Grenzen.

Er wollte sie! Ohne Wenn und Aber! War sie nicht ohnehin sein?

Ihre Hände zerrten noch immer hilflos an seiner Kleidung, suchten seine Hitze.

Ja. Er könnte seinen Kobold an sich ketten.

Er brauchte nur zu nehmen, was sie freudig anbot.

Sie würde nicht mehr zurück können, wenn er sie erst geliebt hatte.

Auf ewig an seiner Seite! Auf ewig in seinen Fängen!

Nie zuvor war Zuko über sich selbst so erschrocken, wie in diesem Augenblick.

Er dachte wie sein Vater! Dachte nur an seinen eigenen Vorteil.

Wie konnte es sein, dass er keinen Gedanken an sie verschwendete?

Dass alles was zählte sein Verlangen war, sie nie wieder gehen zu lassen? Sein zwanghaftes Bedürfnis, von ihr geliebt zu werden?

Er machte sich los. Entriss sich ihren unerfahrenen, eifrigen Händen.

Um Luft und Beherrschung ringend fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare.

Wann, zum Teufel, hatte der Pferdeschwanz sich gelöst?
 

Hinter sich hörte er gejagte Atemzüge.

„Lee?“ Sie klang verklärt und irritiert, wie im Halbschlaf.

„Verdammt, Jin! Sollte ich mir noch einmal derartige Freiheiten herausnehmen, verpass mir gefälligst eine Salve Ohrfeigen!“

„Was? Warum sollte ich das tun?“

Bei allen Feuern! Sie anzusehen, zerzaust, die Augen dunkel vor Leidenschaft und die Lippen zum Bersten geschwollen von seinen Küssen, brachte ihn an den Rand des Denkens.

„Jin“, presste er hervor „Wenn wir noch zwei Minuten weitergemacht hätte, hätte ich Dich in eine der dunklen Gassen geschleppt und Dich genommen!“

„Oh!... Wirklich?“ Das klang in ihren Ohren gar nicht so übel.

`Halt den Mund, Missy!´

„Ich kann mir schlimmere Schicksale vorstellen!“, hörte Jin sich sagen.

`Na Bestens, Missy! Soll er doch gleich erfahren, wie schamlos seine Zukünftige ist, was?´

Prompt starrte Lee sie an, als hätte er sich verhört.

„Ohrfeigen wären bei weitem hilfreicher, Kobold!“ Er klang wie ein Reibeisen.

„Dazu hab ich im Moment aber leider keine Lust!“, kam die trotzige Antwort.
 

Jin wickelte sich wieder in ihren dünnen Mantel. Ohne Lees Wärme war die Nachtluft kühl und es sah nicht so aus, als würde er sich erneut auf eine Küsserei einlassen.

Sie war sich sowieso nicht sicher, ob sie weitere Minuten akuter Sauerstoffarmut überlebt hätte.

Er war bei Weitem zu gut in diesen Dingen. Bei Weitem!

Oh, nein! Schon wieder ein Verdacht, der sich in ihrem Kopf herumtrieb.
 

„Mit wie vielen Frauen hast Du sowas schon gemacht?“

„Was?“

„Mit wie vielen?“

Zuko begann langsam aber sicher die Nerven zu verlieren.

Küssen, Rennen, Streiten, wieder Küssen, Streiten ...

Konnte das Weib denn nie bei einem Thema bleiben?

Sie schien eine Art Detektor zu besitzen, mit dem sie alle Schwachpunkte seiner Vergangenheit aufspürte.

„Äh ... Sie an einem Brunnen geküsst?“

„Lee! Ich hätte gerne Zahlen und keine Ausflüchte!“

„Drei. Es waren Drei.“ Zuko verfluchte sich für jede Einzelne.

„Drei?“ Jin holte tief Luft. „Mit denen Du geschlafen hast?“

Nicht, dass sie am Ende noch aneinander vorbei redeten.

„Ich ... äh ... na ja ... ja.  Ach verdammt!“

„Drei?“ Jins Stimme wurde höher. „Auf einmal? Oder nacheinander? Hat's denn wenigstens Spass gemacht?“

„Jin!“

„Ja, was?“ Ihre verschränkten Arme verhießen nichts Gutes!

„Das war bevor ... Jin, Ich dachte ich würde Dich nie wieder sehen!“

„Ach ja? Echt? Na so was! Das dachte ich nämlich auch. Ich hab es deswegen aber trotzdem nicht für nötig gehalten, mir ein halbes Dutzend Schmuseschwengel zuzulegen!“

„Drei! Und sie waren bedeutungslos, Jin!“

„Soll ich mich jetzt besser fühlen, weil Du sie nicht sonderlich gemocht hast?“

„Himmel, Jin! Irgendwie musste ich den Schmerz betäuben!“

Sie sah immer noch wütend aus, drehte ihm jetzt sogar den Rücken zu.

Agni, wie konnte er ihr nur klar machen, dass diese Frauen nichts mit ihnen Beiden zu tun gehabt hatten?

Doch dann wurde Zuko klar, dass das nicht stimmte.

Als er wieder sprach war seine Stimme kaum zu hören.

„Eine hatte langes, kaffeebraunes Haar; eine Augen wie Jade; und die Dritte ... duftete nach Orangenblüten.“ Er holte tief Luft. „Jede hat mich an Dich erinnert.“
 

Jin schluckte.

War er so geschickt, oder sie so dumm?

Sie schien nicht fähig, länger als fünf Minuten böse auf ihn zu sein.

Na ja, abgesehen, von den ersten vier Tagen.

Ach, was sollte es?

„Orangenblüten?“

„Ja."

„Ich ... ich rieche nach Orangenblüten?“ Zögernd drehte sie sich um.

„Ja.“

„Waren sie in Dich verliebt, diese Frauen?“

Warum wollte sie DAS denn nun schon wieder wissen?

„Nein.“

„Dann waren sie dumm!“

„Nun ja ... Pai Cho hab ich mit ihnen jedenfalls nicht gespielt.“

„Du kannst gleich die Ohrfeigen haben, um die Du vorher so gebettelt hast!“

Bevor sie ihre Drohung wahr machen konnte, schnappte er ihre Hand und drückte einen Kuss in die Handfläche.
 

„War diese Mai eine von ihnen?“

Dieses Thema schien seine Liebste ja wirklich hartnäckig zu verfolgen!

„Nein.“

„Und ... und wo ist sie jetzt?“

„Ich weiss es nicht. Sie wurde des Landes verwiesen.“

„Von Eurem Lord?“

„Ja.“

„Kennst Du ihn? Immerhin habt ihr auf der gleichen Seite gekämpft.“

Agni! Wurde sie denn heute überhaupt nicht mehr müde?

Sie war wirklich naseweis.

„Äh, ein wenig, ja. Wir ... ich bin äh, Teil seines Gefolges hier.“

„Ich hab davon gehört. Ihr braucht ein paar Erdbändiger, nicht wahr?“

„Ja.“

„Wie ist er denn so?“

„Wer?“

„Na, euer Lord. Zoko.“

„Zuko! Der Zweite. Er äh...“ Er zuckte mit den Schultern. „Widersprüchlich.“

„So? Das scheint dann ja wohl ein Feuerbändigerproblem zu sein.“ Sie strich eine Haarsträhne hinter sein Ohr.

„Hm.“

„Er ist also nur widersprüchlich?“

„Nein. Auch kompliziert. Zielstrebig.“

„Ist er ehrlich? Ich meine...“ Jin sah auf ihre Hände „Viele Menschen hier denken, er will den Frieden nur so lange, bis die Feuernation wieder stark genug ist, einen neuen Krieg zu beginnen.“

„NEIN! Er hasst den Krieg! Er will den Frieden wahren; um jeden Preis.“

„Das ist gut! Es heisst, euer Volk liebt ihn sehr.“

„Ich weiss nicht.“

„Tust Du es denn?“, wollte Jin wissen.

„Ich? Äh ... keine Ahnung. Ich vertraue ihm, schätze ich.“

Solange es nicht um Dich geht, Kobold!

Jetzt lächelte sie ihn an.

„Wenn er Gefolgsleute wie Dich hat, wird er bestimmt Erfolg haben!“
 

Jetzt musste er sie einfach wieder küssen. Sanft, auf den Mundwinkel.

Jin strich ihm wieder die Haare aus dem Gesicht.

„Wie lang sie geworden sind! Gar kein wuscheliger Schopf mehr.“

„Stört Dich das?“

„Nein ...höchstens ein Bisschen. Du bist ... es ist egal, wie Deine Haare sind.“

Ihr Lohn war ein weiterer, neckender Kuss.

„Lee?“

Zuko schwante Übles.

„Ja?“, fragte er.

„Hast Du ... jemanden getötet, in diesem Krieg?“ Sie klang zögerlich.

Seine Kehle wurde eng.

„Ja. Einmal.“

„Wen?“ Ihre Hand lag tröstend an seiner Wange.
 

Der Albtraum raste trotzdem auf ihn zu.

Ebenso real, wie Nachts, bei Neumond.

Es war Neumond gewesen, als er den Sterbenden gehalten hatte, die sengenden, alten, immer gleichen Flüche im Ohr.

`Nichtsnutziger Bastard! Und nun ... auch noch ein feiger Verräter. Ich... hätte Dir ... bei Deiner Geburt diese... verdammten Augen... ausbrennen sollen!´

„Meinen Vater.“ Seine Stimme versagte den Dienst.

Er hörte ihr erschrockenes Keuchen.

„Lee!“

Arme schlangen sich um ihn, zogen seinen Kopf neben ihren.

„Lee! Mein armer Schatz!“

Er atmete ihren Duft und wurde wieder ruhig.

„Was ist mit dem Rest Deiner Familie?“, wollte sie nach einer Weile wissen, die Wange immer noch an seine geschmiegt.

„Meine Schwester ist ebenfalls tot. Mein Onkel und meine Mutter sind wohlauf und versuchen immer noch vergebens, mich zu bessern!“

„Deine Mutter? Ich dachte sie sei ... Sagtest Du nicht, sie sei tot?“

„Nein! Nein, aber sie wurde fortgeschickt als ich zehn war. Lange Zeit hielt ich sie für tot. Doch kurz nachdem ich Dich kennen lernte, erfuhr ich, dass sie noch lebte."

Das Fieber; seine Visionen ...

Die Drachenstimmen hatten auf ihn eingeredet, und dann ... die Stimme seiner Mutter, die um Hilfe rief.

„Das war auch einer der Gründe, warum ich unbedingt wieder nach Hause wollte. Ich musste nach ihr suchen!“
 

Jin sah ihm lange in die Augen. Hatte sie damals wirklich gedacht, sie hätte zu viel in dieses tiefe Gold hinein interpretiert?

Alles, was sie darin zu lesen geglaubt hatte, war auch dort. Er schien für sein Alter zu viel Leben gehabt zu haben.

Seine Augen waren die eines wesentlich älteren Wesens.

„Und Du hast sie gefunden.“

„Ja.“

Jin küsste ihn und legte dann ihre Stirn gegen seine.

„Glaubst Du, sie wird mich mögen und akzeptieren, Deine Familie?“

Seine `Familie´ bestand aus hunderttausenden von Menschen.

„Sie werden Dich vergöttern!“

Wieder ein Kuss.

„Wirklich?“

Noch Einer. Lang und heiss.

„Ah, Kobold, wenn ich es doch tue!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Bernsteinseele
2008-02-05T05:08:09+00:00 05.02.2008 06:08
Ehekrise, vor der Ehe .. ach herje *g*
Von: abgemeldet
2007-09-13T16:12:55+00:00 13.09.2007 18:12
Ahh ich ahh ich bin Sprachlos... Ehrlich ich LIEBE deinen Fic ich kann nicht genug davon kriegen, ich brauch mehr, einfach mehr. Bitte,bitte uploade mehr Kapitle, bitte...
Von:  Yayoiko-chan
2007-09-13T16:08:50+00:00 13.09.2007 18:08
Hey hi!!
So langsam verstrickt sich Zuko aber ganz schön in seinem lügennetz!!!
Deine Kapis sind einfach genial!!
Bin gespannt ob Zuko es schafft ihr die wahrheit zu erzählen oder ob Jin alles selbst herausfindet!!!!
LG kakashi_girl
Von:  suz
2007-09-10T09:57:45+00:00 10.09.2007 11:57
hallo
du hast in den letzten beiden kaps mal wieder alle register gezugen
sie sind einfach genial gelungen
ich bin schon gespannt, wie zuko es schafft ihr endlich die volle wahrheit zu sagen
gruz suz
Von:  Goldfish
2007-09-09T17:49:33+00:00 09.09.2007 19:49
Zuko verfängt sich lansam in seinen Lügen. Ich bezweifele das Jin das gutheißen wird.

Freue mich auf ein weiteres Kapitel, besonders auf den teil wo Jin alles herausfindet! ;P


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