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Schattenherz - Die weißen Ritter

Teil 2
von

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Die Schwarze Ebene

Die Schwarze Ebene
 

Sie waren noch gute drei Stunden weiter gelaufen. Kurandos Fuß hatte sie ziemlich aufgehalten, doch der junge Schwertkämpfer hatte sich zusammen gerissen und nichts anmerken lassen.

In der Zwischenzeit grübelte Karin darüber nach, wie sie sich in diesen Dämon verwandeln konnte. Es musste doch einen Auslöser dafür geben. War diese Kraft schon immer in ihr gewesen und erst jetzt zum Vorschein gekommen? Vielleicht hatte die enorme Gefahr und Sorge um Kurando irgendetwas ausgelöst. Aber was?

Yuri ging nachdenklich voraus und führte die Gruppe an. Er war müde und wünschte sich nichts mehr als endlich schlafen zu können, doch sie würden wahrscheinlich noch eine ganze Weile brauchen bis sie die Schwarze Ebene erreichten. Abrupt blieb er stehen und prompt stieß Nuria gegen ihn.

„Warum...?“, fuhr sie wütend auf, doch dann sah auch sie was Yuri bemerkt hatte.

Der Felsen über den sie seit Stunden gewandert waren, hörte abrupt auf und endete in einer Wand, die steil nach unten führte. Vor ihnen lag eine riesige weite Fläche, die nur aus Bäumen, Wiesen und Blumenfeldern bestand. Gelegentlich schlängelte sich ein Fluss zwischen Felsen hindurch und endete in einem See. Das Paradies auf Erden.

„Was... was ist das?“, stotterte Karin beeindruckt.

„Das ist die Schwarze Ebene.“, antwortete Kurando ebenso verwundert.

„Du willst mich wohl verarschen.“, erwiderte Yuri ärgerlich, doch er schien auch verunsichert zu sein.

„Nein, will ich nicht. Wir stehen vor der Schwarzen Ebene, zumindest war sie das bevor die weißen Ritter hier ankamen.“, erklärte Kurando und deutete nach vorne.

Am Horizont zeichnete sich ein hoher Umriss ab, wie von einem Schloss oder so etwas Ähnlichem. Das musste die Burg der Ritter sein.

„Wir müssen quer durch die Ebene um zu ihnen zu gelangen.“, sagte der Schwertkämpfer. „Seid auf der Hut, dort lauern etliche Gefahren.“

„Lasst uns rasten, sonst können wir keinem Angriff standhalten.“, schlug Draco vor.

Wenige Minuten später ließen sie sich am Waldrand nieder und lehnten sich gegen die Bäume. Müdigkeit kroch durch ihre Glieder. Sie hatten noch einen weiten gefährlichen Weg vor sich, doch ihre Kraft war fast aufgebraucht. Karin zweifelte daran, dass sie den nächsten ernsthaften Kampf gewinnen konnten.

Nuria rollte sich auf dem Boden zusammen und schlief fast augenblicklich ein. Draco hatte den Kopf auf die Knie sinken lassen und atmete schwer. Die Luft begann langsam abzukühlen und der Wind frischte auf. Karin nahm aus den Augenwinkeln wahr, dass Kurando aufstand und sich von ihnen entfernte. Hastig stand sie auf und folgte dem jungen Schwertkämpfer.

„Kurando wo willst du hin?“, rief sie ihm nach.

„Zum See.“, antwortete er knapp.

Sie schritten schweigend nebeneinander her bis ein großer glitzernder See in Sicht kam.

Kurando ließ sich auf die Knie sinken und tauchte die Hände ins Wasser. Karin fühlte die Energie, die Kurando mit dieser einzigen Berührung in sich aufnahm und beneidete ihn fast um diese Gabe.

„Meinst du wir schaffen das Ganze?“, fragte Karin betrübt.

Kurando drehte den Kopf und sah ihr tief in die Augen. So viel Güte, Leid und Mitgefühl schlug ihr entgegen. Seine leuchtenden grünen Augen zogen Karin in ihren Bann. Vorsichtig strich Kurando ihr über die Wange und lächelte gütig.

„Wir kommen schon klar.“, sagte er beruhigend. „Solange wir zusammenhalten, kann uns nichts passieren. Ich weiß, dass es nicht unbedingt einfach ist, aber wir schaffen das schon.“

Karin nickte etwas aufgeheitert und ließ ihren Blick über den See gleiten. Er lag ruhig da und schimmerte in allen Grün- und Blautönen. Mit einem Ruck stand Kurando auf und sprang in das klare Wasser. Hastig drehte sie sich weg und wurde prompt von einer wahren Welle getroffen. Kurando tauchte wieder auf und fing heftig an zu lachen, als er Karin sah. Ihr Haar hing schwer herunter und Wasser tropfte von ihrer Nasenspitze.

„Komm doch rein.“, sagte Kurando grinsend. „Das Wasser ist herrlich.“

“Ich weiß nicht so recht.“, entgegnete Karin und warf einen Blick zurück zu den anderen.

Plötzlich packte sie jemand an Armen und Beinen und hob sie hoch. Erschrocken schrie Karin auf und musste grinsen, als sie sah, wer sie dort entführte. Kurando hatte seinen Mantel abgestreift und trug Karin nun langsam in den See hinein.

„Sicher das du nicht schwimmen willst?“, fragte Kurando und auf einmal verschwand der Boden unter seinen Füßen und sie tauchten hinab in den See. Karin wollte nach Luft schnappen, seltsamerweise gelang es ihr. Um die beiden herum hatte sich eine große Luftblase gebildet, mit der sie in die Tiefe sanken.

Der See war kein normaler See, das begriff Karin sofort, denn schon nach wenigen Minuten wurde das Wasser um sie herum schwarz. Der See musste unglaublich tief sein.

Als die Sicht nur noch einige Meter wie reichte, leuchtete die Blase bläulich auf und gab den Blick auf ein Korallenfeld frei.

„Wie… wie ist das möglich?“, fragte Karin. „Korallen gibt es doch nur im Meer.“

„Dieser See hat einen unterirdischen Zufluss, der vom Meer kommt.“, antwortete Kurando flüsternd.

Es war ein wundervoller Anblick. Überall bunte Korallen und kleine Fische.

„Warte!“, flüsterte Kurando ihr ins Ohr. „Es kommt noch besser.“

Auf einmal erlosch das Licht der Blase und Dunkelheit brach über sie herein. Aber nur kurz, dann begann alles um sie herum zu leuchten. Wo sie hinsah schimmerte, glitzerte oder leuchtete es. Korallen, Fische, Quallen und seltsame Tierchen, die Karin noch nie zuvor gesehen hatte. Es war ein Anblick, den wahrscheinlich noch kein Mensch vor ihnen gehabt hatte. Völlig fasziniert schwebte sie neben Kurando her. Geschützt von einer hauchdünnen magischen Luftblase. Karin hätte Ewigkeiten unter Wasser verbringen können, doch irgendwann berührte Kurando sie an der Schulter und sie stiegen wieder an die Wasseroberfläche.

Die Sonne begann bereits unter zu gehen und schickte ihre letzten wärmenden Strahlen zu ihnen hinüber. Der Wind war noch weiter abgekühlt und Karin lief ein kalter Schauer über den Rücken. Kurando streifte seine Jacke ab und legte sie über Karins Schultern.

„Was ist los mit dir?“, fragte der Schwertkämpfer. „Du bist so nachdenklich.“

„Ich weiß auch nicht genau.“, antwortete sie betrübt. „Es ist bloß seltsam. Diese weißen Ritter halten wir für böse, aber auf der anderen Seite können sie so etwas Schönes erschaffen.“

„Ja, du hast Recht. Es ist wirklich seltsam, dass solche Menschen etwas so Schönes bewirken können." stimmte Kurando zu. „Aber vielleicht ist es auch nur eine Art Illusion.“

Karin blickte nachdenklich in den Himmel.

„Ich glaube diese Menschen sind eigentlich gar nicht böse. Sie wollen die Welt beschützen vor den Dämonen und Monstern, aber sie haben den falschen Weg gewählt. Sie sind fest davon überzeugt, dass alle Dämonen böse sind.“, sagte Karin traurig.

„Aber hast du das nicht auch geglaubt, bevor Yuri dir das Gegenteil bewiesen hat?“, entgegnete Kurando. „Auf der einen Seite glaube ich, wir hätten mit ihnen reden sollen, doch auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass sie uns zugehört hätten.“

„Was sollen wir bloß tun?“, fragte sie flehend.

Kurando ließ sich ins Gras sinken und seufzte schwer.

„Wenn ich das nur wüsste. So wie es im Moment aussieht, haben wir keine Chance gegen sie. Unser Zusammenhalt bröckelt langsam aber beständig und die Kräfte der weißen Ritter steigen immer weiter an.“, antwortete der Schwertkämpfer. „Selbst meine Dämonenkräfte reichen nicht mehr aus. Wir brauchen dringend einen Plan.“

„Und sicherlich hast du dir auch schon etwas überlegt.“, entgegnete Karin grinsend.

„Ja, zumindest einen Ansatz habe ich schon.“, sagte Kurando. „Wir sollten uns zuerst darum bemühen die Blutsteine zurück zu bekommen. Mit ihnen können wir vielleicht unsere Kräfte steigern. Es ist nur eine Vermutung, aber ein Versuch könnte uns das Leben retten.“

„Aber dazu müssten wir gegen Alice und Nikolai kämpfen.“, warf Karin ein.

„Wahrscheinlich wäre es sinnvoll wenn wir uns trennen würden.“, schlug Kurando vor.

Karin starrte ihn verwundert an und wollte etwas erwidern, doch er kam ihr zuvor.

„Yuri wird nie im Leben etwas gegen Alice unternehmen und es bereitet dir Schwierigkeiten gegen Nikolai zu kämpfen. Ich möchte nicht, dass du dich hin und her gerissen fühlst. Er ist in deinen Armen gestorben und hat euch wahrscheinlich mit seinem Handeln das Leben gerettet. Ich akzeptiere deine Gefühle und werde dich in diesen Kampf nicht mit hinein ziehen. Es stehen immer noch Draco und Nuria zur Verfügung.“

„Aber du kannst nicht alleine gegen die beiden kämpfen.“, erwiderte Karin. „Sie sind stark. Hast du das nicht auch gespürt?“

„Natürlich habe ich es gespürt, aber ihr unterschätzt mich.“, versuchte Kurando sie zu beruhigen. „Meine Dämonenkräfte sind weitaus ausgeprägter als die euren. Ich habe mein ganzes Leben lang trainiert. Tag für Tag habe ich meine Kraft gesteigert.“, erklärte er. „Du hast deine Kräfte noch nicht so lange und Yuri hat sie nie wirklich trainiert. Glaub mir, wenn es sein muss werde ich mit ihnen fertig.“

„Tut mit leid, aber ich werde nicht zulassen, dass du alleine gegen sie kämpfst.“, sagte Karin traurig. „Ich werde dir helfen. Nikolai hat uns damals vielleicht geholfen, aber nun ist er selbst zu dem geworden was er bekämpft hat. Es ist in seinem Sinne, wenn ich ihn davon befreie.“

Kurando nickte zustimmend und stand auf.

„Wir sollten zurückgehen. Es liegt noch ein weiter Weg vor uns und wir haben den Plan noch nicht mit den anderen besprochen.“

Schweigend gingen sie zurück.

Nuria schlief immer noch und Draco hatte es sich an einem kleinen Lagerfeuer gemütlich gemacht. Von Yuri fehlte jede Spur.

„Draco wir müssen reden.“, sagte Kurando und nahm neben ihm Platz. „Es geht darum was wir als nächstes tun.“

„Wir schnappen uns diese weißen Ritter.“

Karin sprang erschrocken einen Schritt zurück. So lautlos wie ein Geist war Yuri aus dem Unterholz gedrehten und hatte sich ihnen unbemerkt genähert.

„Da gibt es aber ein Problem.“, fuhr Kurando ungerührt fort. „Sie sind zu stark für uns.“

„Für dich vielleicht, aber ich bin einer der drei Götter.“, entgegnete Yuri. „Mit einem einzigen Handschlag sind sie weg.“

„Warum hast du, oh große Gottheit, das dann nicht schon im Dorf Unogami getan?“, fragte Kurando grinsend. „Und wenn ich mich recht entsinne, sind bereits zwei der drei Götter tot.“

„Weil ich sie getötet habe.“, schrie Yuri aufgebracht. Jedes Wort aus dem Mund dieses albernen Schwertkämpfers kam ihm wie purer Hohn vor. Was wollte er eigentlich von ihm?

„Ich werde mich nicht von dir provozieren lassen.“, fuhr Kurando fort. „Die Ritter anzugreifen wäre purer Selbstmord. Zuerst sollten wir dafür sorgen, dass wir nur einen Gegner haben und unsere Kräfte stärker werden, danach können wir liebend gern den weißen Rittern Feuer unterm Hintern machen.“

Diese absolute Beherrschtheit trieb Yuri zur Weißglut. Was fiel diesem Idioten ein sich hier als Anführer aufzuspielen.

„Kurando hat Recht.“, stimmte Draco zu. „Mit zwei Gegnern im Nacken haben wir keine Chance. Aber wie finden wir Alice und Nikolai?“

„Sie werden uns finden.“, sagte der Schwertkämpfer. „Schließlich haben sie es auf uns abgesehen. Früher oder später werden sie auftauchen und dann werden sie ihr blaues Wunder erleben.“

„Du wirst es nicht wagen Alice auch nur ein Haar zu krümmen.“, fuhr Yuri auf.

„Willst du es nicht einsehen oder bist du einfach nur blind vor Liebe?“, fragte Kurando nun eine Spur lauter. „Sie ist nicht mehr auf unserer Seite. Deine kleine und im Übrigen tote Freundin will uns an den Kragen. Sie hat kein Interesse daran mit dir in ein schickes Haus zu ziehen und fröhliche Familie zu spielen. Der einzige Ort wo sie hingehört, ist fünf Meter unter der Erde. Wer auch immer sie früher war, ist sie jetzt nicht mehr. Alice ist böse, genau wie Nikolai. Wenn wir sie jetzt nicht töten, wird sie uns töten. Irgendjemand hat sie zwar zurück in die Welt der Lebenden geholt, aber nicht ihre Seele. Sie ist nicht mehr sie selbst!“

„Hör auf!“, schrie Yuri. Er zitterte am ganzen Körper und seine Augen waren leer.

Karin spürte, wie er langsam zu begreifen begann was Kurando gesagt hatte. Aber Yuri wollte überhaupt nicht begreifen. Er wollte glauben was er sah und nicht was er hörte. Für ihn musste die Welt zusammen gebrochen sein, als er Alice wieder gesehen hatte und nun stellte sich heraus, dass sie schlecht war.

Es würde ein riesiges Unglück geschehen. Entweder jetzt oder in absehbarer Zeit.

Doch der erwartete Wutausbruch von Yuri blieb aus. Mit einem Ruck drehte er sich herum und verschwand hinter dem nächsten Hügel.

„Musste das sein?“, fragte Karin betroffen.

„Irgendjemand musste ihm doch klar machen, dass er nicht wo weiter machen kann.“, versuchte Kurando sich zu verteidigen. „Mit seinem Verhalten bringt er uns alle in Gefahr.“

„Vielleicht solltest du mit ihm reden.“, schlug Draco vor.

Karin sah ihn einen Moment nachdenklich an und nickte schließlich.

Kurando und Draco setzten sich ans Feuer um ihre weitere Vorgehensweise zu besprechen.

„Du weißt, dass es bald zu einer Auseinandersetzung mit ihm kommen wird?“, fragte Draco vorsichtig.

„Ja, und ich werde sie gewinnen.“, antwortete Kurando entschlossen.
 

„Yuri? Kann... kann ich mich setzten?“

Karin hatte ihn bereits wenige Minuten, nachdem sie losgegangen war, gefunden. Er saß auf einer kleinen Felsformation uns ließ den Blick über die unendliche Wiese gleiten.

„Solltest du nicht mit den anderen darüber reden, wie man am besten Freunde umbringt?“, fragte er schnippisch.

Seine Worte versetzten ihr einen tiefen Stich ins Herz, doch sie erwiderte nichts. Leise ließ sie sich neben ihn auf den Fels sinken und folgte seinem Blick. Seine Augen wirkten so traurig und schmerzerfüllt. Was hätte sie alles dafür gegeben ihm zu helfen, doch sie wusste nicht was sie tun sollte.

„Es... es muss schwer sein für dich, aber du musst dir darüber im Klaren werden, dass es nun einmal so ist wie es ist.“

„Ach, hör doch auf mit dem Psycho-Gerede.“, sagte Yuri resignierend. „Du glaubst doch nicht etwa, dass du damit eine Chance bei mir hast.“

Karin wollte etwas erwidern, doch es war wohl besser nichts zu sagen. Sie spürte wie gereizt Yuri war und wie viel Kummer ihm alles bereitete. Es fiel ihr ja selbst schwer das alles zu glauben. Karin wusste einfach, dass es keinen Sinn hatte weiter über das Thema zu reden. Vorsichtig lehnte sie sich an Yuris Schulter und schloss die Augen. Der Wind strich leise durch das hohe Gras und ließ es rascheln. Das Geräusch war so beruhigend, dass sie schließlich einschlief.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-10-16T18:34:11+00:00 16.10.2007 20:34
Danke für dieses tolle Kommi! ^^
Ich hab mich fast Tod gelacht: "Die schwarze Ebene ist ja so... grün."
Tja, ich schreibe sehr verwirrend. ^^ Auf jeden Fall, erste Sahne von dir.
Von:  SamAzo
2007-10-16T18:19:45+00:00 16.10.2007 20:19
Hui, nächstes Kapitel.
Aber wieso - wieso - is da Ende?
Ich könnte jetzt noch Stunden weiterlesen.
Also die schwarze Ebene war ja.. interessant.. so.. grün XD
Wobei ich zugeben muss das ich mir unter dieser Ebende noch nichts versucht hatte vorzustellen. Wie auch immer ich das geschafft habe. XD


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