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Tanabata

Misa no inori
von

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She can get whatever she wants... it can be everything!

Nach einer Weile stützte ich mich wieder auf meine Unterarme auf. „Misa, du bist schwer!“, ächzte ich. Sie zog eine Schnute. „Ich bin nicht zu dick! Ich hab Untergewicht!“, verkündete sie trotzig. War das was Tolles?
 

„Geh trotzdem runter!“, befahl ich und drehte mich zur Seite, damit sie auf den Boden fiel. Wir sagten eine Weile nichts, lagen so nebeneinander. Draußen wurde es langsam, aber sicher dunkler, ein kurzes Abendrot. „Sa – chan, ich hab Hunger…“, kam es kläglich neben mir. „Wann hast du das letzte Mal was gegessen?“, gab ich zur Antwort. „Gestern morgen.“, sagte Misa leise. „Wie bitte?“ Ruckartig setzte ich mich auf und kroch zum Kühlschrank. Ach, halt, da gab es ja nichts Nennenswertes mehr. Mein Tagesplan war ja durcheinander geraten.

„Komm, zieh dich an!“, sagte ich kurzentschlossen und machte die Kühlschranktür wieder zu. Misa zwinkerte ein paar Mal und setzte sich dann auf ihre Knie. „Was hast du vor?“ „Wir gehen essen.“, erklärte ich. „Echt? Wohin? In ein französisches Restaurant?“ Ich drehte mich zu ihr um. War das ihr Ernst? „Natürlich nicht, Dummchen. In ein Ramenrestaurant oder an einen Takoyakistand. Was halt auf hat.“ Sie schien enttäuscht. „Guck nicht so! Ich hab für was Besseres kein Geld. Normalerweise hätte ich den Rest der Woche von Instantnudeln gelebt.“ Ich lächelte versöhnlich. „Außerdem möchtest du sicherlich noch baden, nicht wahr? Wir gehen auf dem Rückweg ins Badehaus.“ Das schien ihr wesentlich besser zu gefallen, denn sie nickte kaum merklich.

Ich hatte sie dazu überreden können, Brille, Schal und Mütze in meiner Wohnung zu lassen, denn so kalt war es nun wirklich nicht. Vorsichtig blinzelte ich aus der Wohnungstür, um mich zu vergewissern, dass uns kein Mieter über den Weg lief. Ich lotste Misa zur Tür hinaus und nahm selbst den Wäschekorb. Ehe wir essen gehen konnte, musste die Wäsche gewaschen werden.

Misa sah sich mit großen Augen überall um. Es wirkte, als wolle sie ihre Umwelt tief in sich aufsaugen, ganz so, wie ich es heute morgen mit dem Regengeruch gemacht hatte. Der Himmel zog sich zu, die Dunkelheit der Nacht wurde von dicken Regenwolken überschattet. Ich blickte hinauf.
 

Auf einmal hatte ich wieder eine Schwester. Und ich erinnerte mich, dass sie es gewesen war, die den Duft regennasser Wege so mochte. Wie hatte ich sie vergessen können? Wir waren uns als Kinder so nah gestanden, aber es hatten sich Dinge ereignet, die, so glaubte ich, unsere Verbindung auf ewig erschüttert hatten. Misa tappte sacht neben mir her, sie sah auf ihre Füße und sang lautlos etwas vor sich hin – ihre Lippen bewegten sich.

Während wir zusammen die Wäsche in die Wäschetrommeln im Waschsalon luden, sprachen wir kein Wort miteinander. Meine kleine Schwester setzte sich auf die Bank und griff zu einer Zeitung. „Pass auf, ich werde jetzt was zu essen holen und du bleibst hier und passt auf die Wäsche auf. Was willst du haben?“ Sie legte den Kopf schief, dachte nach. „Eto… ich würde gern Pocky essen, mit Erdbeergeschmack. Die hatte ich schon lange nicht mehr.“ Ich riss die Augen auf. „Pocky? Misa, das ist kein richtiges Essen! Vorhin hast du gesagt, du hättest Hunger. Pocky ist was für Zwischendurch.“ „Aber ich möchte trotzdem Pocky!“, erklärte sie starrköpfig. Ich seufzte. „Also gut, wie Madame wünschen!“, verdrehte ich die Augen, drehte auf dem Absatz um und ging die Straße hinab, ohne mich umzublicken.

Pocky… Ich kaufte sowas sonst nie und fand es deshalb auch nicht gleich. Dass es so viele Sorten gab, wunderte mich. Reichten Schokolade, Vanille und Erdbeere etwa nicht aus? War doch eh sofort alles weg, wenn man die Schachtel einmal öffnete. Ich kaufte mir selbst eine Schachtel Reiscräcker und zog mir draußen am Automaten zwei Flaschen grünen Tees, großen Appetit hatte ich nicht, musste wohl noch an dem Tunfisch liegen. In meiner Jackentasche war noch eine halb volle Schachtel „White Arties“, meine Zigarettenmarke. Ich versuchte schon ewig, damit aufzuhören, aber Rauchen ist eine gute Methode, um den Hunger zu unterdrücken, wenn man knapp bei Kasse ist. Für eine neue Schachtel hatte ich allerdings jetzt auch kein Geld.

Der Waschsalon war inzwischen komplett leer geworden, Misa saß beinebaumelnd auf ihrer Bank und las einen Artikel über ein neues Teenidol, als ich ihr die Pocky und den grünen Tee reichte. „Arigato!“, sagte sie laut und trank den Tee in großen Schlucken. Es sah niedlich aus, alles an ihr sah niedlich aus. Ich schluckte schwer. Nicht, dass ich an „sowas“ dachte, aber sie war noch süßer als damals, als sie sechs gewesen war. Wir verzehrten unsere beiden Snacks, während draußen die Nacht sich langsam in unser beider Leben schlich.

Mit der fertigen Wäsche verließen wir eine Stunde später den Laden. „Was ist mit dem Bad, o-nii-chan?“, fragte Misa und zupfte mich am Ärmel. Ach ja, richtig. „Komm mit, es ist hier in der Nähe.“, meinte ich und gab ihr eine Seite des Wäschekorbs zu tragen. Wir schlenderten die wenigen hundert Meter zu dem kleinen Badehaus am Ende der Straße. Es roch nach Regen.
 

Dieser Abend im Badehaus würde mir zeigen, dass zwar mein Gespür für Regen untrüglich war, aber meine Menschenkenntnis leicht auszutricksen war.
 

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Dieses Kapitel ist etwas kürzer als die üblichen 1000 Wörter, die ich mir pro Kapitel zum Ziel gesetzt habe, geworden. Aber das hat den einfachen Grund, dass die Badehausszene eine gesonderte Beschreibung braucht und deshalb nicht in Kapitel 4 gequetscht werden konnte - es wäre sonst doch etwas lang geworden.

An alle fleißigen Leser: Bleibt mir treu.

An alle "Favolisten-Leger": Kommis wären nicht schlecht, aber trotzdem danke für die Ehre.

An alle Kommi-Schreiber: Nur eins - D-A-N-K-E!!!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Frau_Erdbeerkuchen
2007-08-27T20:15:46+00:00 27.08.2007 22:15
Da freust du dich auf die Badehausszene... Hey, das wird nichts Perverses, damit das klar ist!
Sonst könntest du das am wenigsten lesen. ^^
Von:  Saiko
2007-08-27T20:04:16+00:00 27.08.2007 22:04
Endlich hab ichs geschafft das neue Kapitel zu lesen!! ^^
Ich les im Moment irgendwie viel... (also keine Mangas sondern RICHTIGE Bücher! XD)
Das Kapitel ist wirklich kurz, aber cih finde es beschreibt sehr gut die Beziehung zwischen den beiden. Und dein Kommentar zum Schluss sieht man ja, dass du dazu noch was bringst ^^ *auf Badehaus freu* XD ich muss auch noch duschen......


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