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Tanabata

Misa no inori
von

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Look into my mind and you will see... your memories!

Mein Leben verlief unspektakulär, bis zu jenem Tag im Jahre 2008. Ich wurde in der Stadt Sendai, in der Präfektur Miyagi, geboren. Das Highlight meiner Heimatstadt war immer das Tanabata – Fest. Als Junge fand ich es kitschig. Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich zehn war. Jetzt war ich Student und lebte allein in einem kleinen Apartment. Ich hatte eine Freundin, wenig Bock auf die Uni und immer zu wenig Geld. Nichts Außergewöhnliches also.

Es war am Morgen des 1. Aprils, die Sonne schien in mein Zimmer und ich hörte die Vögel zwitschern. Ich rieb mir die Augen und blieb noch einen Moment liegen. Aufstehen fiel mir schon immer schwer. Nach einer Weile rollte ich mich unter der Decke hervor, richtete mich auf und stand schließlich auf beiden Beinen, um mir einen Kaffee zu kochen. Mein Apartment war kaum seinen Namen wert – es hatte nur ein Zimmer und im ganzen Haus gab es kein Bad, weshalb ich das öffentliche zwei Straßen weiter benutzen musste. Der klare Vorteil dieses Bades war, dass nebenan ein Convini lag, weshalb ich Einkaufen und Baden verbinden konnte. Der Nachteil der Wohnung war eben, dass sich Damenbesuch quasi von selbst verbot. Meine Freundin Sawa hasste es, hier zu sein, weil sie sich hinterher nicht waschen konnte. Außerdem mussten wir immer leise sein, wollten wir nicht die anzüglichen Bemerkungen anderer Mieter hören, wenn ich sie abends hinunterbrachte und uns jemand aus dem Haus begegnete. Um es kurz zu machen: Ein großer Teil meines eher mäßigen Gehaltes als Nachhilfelehrer für Mittel – und Grundschüler ging für Aufenthalte in Love Hotels drauf, weil Sawa ebenfalls keine geeignete Räumlichkeit hatte. Sie wohnte noch bei ihren Eltern.
 

Ich seufzte. Heute fing bei ihr ja die Schule wieder an. Zweite Klasse Oberstufe. Also wurden Treffen wieder seltener und sie schrieb mir vermehrt SMS. Ich hatte sie vor zwei Jahren kennen gelernt, ironischerweise war ich ihr Nachhilfelehrer gewesen, in Englisch und Mathematik. Sie war damals 15 gewesen und hatte von mir auch andere Dinge gelernt als die, die für die Schule wichtig waren. Nun ja, seither waren wir ein Pärchen, mehr oder weniger heimlich. Ihre Eltern wussten zwar, dass ich ihr Freund war und anfangs waren sie auch dagegen gewesen, weil ich ja soo viel älter war als Sawa – chan, aber letztendlich hatten sie ein Einsehen gehabt. Dass Sawa aber inzwischen eine richtige Frau war, wussten sie nicht. War wohl auch besser für sie…
 

Ich gähnte immer noch, putzte mir die Zähne und sah aus dem Fenster. Das Wetter war mies. Der Himmel wolkenverhangen, die Luft drückte die Stimmung und auf meinen Kopf. Obwohl das auch an dem Bier gelegen haben könnte, das ich gestern mit Freunden getrunken hatte. Genauer gesagt war es nicht nur ein Bier gewesen. Alles dröhnte und ich überlegte mir, was heute für Vorlesungen abgehalten wurden. Eventuell machte ich mal blau. War auch nichts Außergewöhnliches. Im Kühlschrank befand sich nur noch ein einziges Objekt, welches zwar auch nicht gerade das meiner Begierde morgens um acht war – es handelte sich um ein Tunfischsandwich mit interessanter Farbe – aber immerhin war es etwas Essbares. Ich ließ den Blick durch das Zimmer schweifen, während ich das Sandwich verspeiste. Sawa hätte sich drüber aufgeregt, es sah mäßig bis saumäßig hier aus. Aber sie war ja jetzt in der Schule und ehe sie mir damit wieder die Ohren voll heulte, vergingen noch ein paar angenehme Stunden. Es war ja nicht so, dass sie mir vollends auf den Zeiger ging, aber ihr Gejammer über die Schule war, na sagen wir mal, lästig. Ich hatte mir das alles schon einmal von meinen Klassenkameraden anhören müssen, das war jetzt zwei Jahre her. Ich war immer recht gut in der Schule gewesen, auch, wenn ich nicht viel dafür machte. Aber an der Uni war ich einfach nur faul. Meine Mutter unterstützte mich nicht, also konnte ich ohnehin solange studieren, wie ich lustig war. Wozu die Eile? Ich hatte nicht vor, mit 25 als salaryman zu enden, wollte Sawa nicht in naher Zukunft einen Heiratsantrag machen, wozu ihre Eltern ein ordentliches Gehalt als „Bestechungsmittel“ nett gefunden hätten, also ergab sich kein Grund, meinen Lebensstil zu ändern. Schweren Herzens beschloss ich, den Tag jetzt beginnen zu lassen, indem ich weiterhin meine Zähne putzte und mir danach die letzten frischen Sachen heraussuchte. Ein Besuch im Waschsalon war wohl wieder fällig.
 

Ich hängte den Futon zum Auslüften aus dem Fenster, unten ging Frau Aori vorbei. Moment, da musste ich doch noch einen Augenblick warten und den Anblick genießen. Sie war wirklich eine hammermäßige Frau, allerdings leider vergeben. Und sie hatte ein Kind! Ich seufzte wieder. Der kleine Rotzbengel hatte mir erst vor zwei Wochen eine Acht ins Fahrrad getreten, weil er mit seinem Roller dagegen gefahren war. Gleich, nachdem sich der Vorfall ereignet hatte, kam Frau Aori zu mir und entschuldigte sich überschwänglich, auch eine Entschädigung war dabei, denn das Rad musste ja repariert werden. Ich hatte die alte Rostlaube immer noch nicht repariert, sondern das Geld – ganz vorbildlich – zur Bank gebracht, damit ich es nicht verprassen konnte und mein Rad am Ende auf ewig in diesem Zustand blieb. Demzufolge lief ich jetzt meist zur Uni, was meinen Fitnessbedürfnis entgegenkam und wenn es regnete, fuhr ich mit dem Bus, was zwar teuer, aber immerhin auch manchmal ganz lustig war.

Ein weiteres Mal blickte ich auf die Uhr, nahm dann meinen Krempel und machte mich auf den Weg in die Stadt. Ehe wir wieder die Uni unsicher machten, wollten meine Kumpel und ich noch eine Weile das Geld ihrer Eltern in einem Cafè durchbringen. Zumindest hatte ich so die Chance auf einen American Coffee und vielleicht etwas, dass dem bunten Tunfisch im Magen Paroli bieten konnte.

Im Treppenhaus begegnete mir der Hauswart, er grüßte gequält. Klar, es war gestern bei mir wieder spät geworden, aber die Haustür stand ohnehin jede Nacht bis ein Uhr auf, weil außer mir noch 10 andere Mieter in diesem Haus wohnten. Wieso also die Aufregung? Gestern war ich der Unruhestifter, morgen war es ein anderer.

Achselzuckend verließ ich das Gebäude und atmete draußen den Duft der regennassen Straße ein. Irgendjemand hatte diesen Duft sehr gemocht, aber ich wusste nicht mehr, wer es gewesen war. Meine Mutter vielleicht? Oder Sawa? Ein Mädchen, das auf der High-School mit mir gegangen war, deren Namen mir aber nicht mehr einfiel, weil sie ja nicht die einzige gewesen war?

Na ja, es spielte doch auch keine Rolle, oder? Derjenige war jetzt nicht hier.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Frau_Erdbeerkuchen
2007-07-26T14:38:06+00:00 26.07.2007 16:38
Ist eigentlich beides richtig, sowohl Convini als auch Conbini - bis in die 90er Jahre gab es noch das Hiragana-Zeichen 'vi'. Das wurde aber, weil's kaum gebraucht wurde, abgeschafft und stattdessen wird meist das "bi" verwendet.
Man kann aber beides sagen und schreiben - ich nehm meist "Convini", weil es näher am Original dran ist.

Meines Wissens nach gibt es im Animereich einen Namen, der mit dem "vi" geschrieben wird: Winry Rockbell aus "Full Metal Alchemist". Nimmt man für deren Namen das Zeichen raus, heißt sie "uinri" - was nicht grad toll aussieht.
Von:  Saiko
2007-07-26T09:28:06+00:00 26.07.2007 11:28
Das Kapitel ist also aus der Sicht dieses Mannes! *Name vergessen*
Das ist aber alles Vorgeplämsel XD ich will endlich was von der Handlung haben... ich bin zu ungeduldig v.v
Du schreibst aber wirklich toll! Da kann man nicht meckern ^^
Hab nur einen Rechtschreibfehler entdeckt: Convini- was ist das?- heißt doch eigentlcih Conbini oder? Wenn du die 24h Läden meinst?


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