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Otherworld

von

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Phase 1
 

»Ach verdammt! Alles ist scheiße und das wird sich auch nie ändern!«

…Die letzten Worte meines Alptraumes aus dem ich wie gewohnt nicht aufwachte, bis…

Kräh, Kräh, KRÄH!!!!

Mein verdammter Wecker mich aus dem Schlaf riss.

Ich stöhnte laut auf und grummelte unverständliche Dinge vor mich hin, während ich aus meinem Bett stieg und durch mein, wie ein Außenstehender vielleicht denken mag, unaufgeräumtes Zimmer zu meinem Wecker auf der anderen Seite ging und diesen mit einer routinierten Handbewegung zum schweigen brachte. »Verdammtes Ding…«

Ich überlegte mir mal wieder dem Wecker einen Faustschlag mit aller kraft zu verpassen, entschied mich dann aber aus Gründen der Vernunft dagegen und machte mich auf ins Bad. Aus meinem Zimmer raus, die 2. Tür links.

Das Treppenhaus war fast stockdunkel, ich hielt es aber nicht für nötig das Licht einzuschalten, da das Licht aus meinem Zimmer, welches ich kurz zuvor eingeschaltet hatte, für meinen Geschmack mehr als genug Licht bot. Ich hasste Licht.

Im Badezimmer angekommen schnappte ich mir die Deo Dose aus dem kleinen Schrank neben dem Waschbecken und sprühte mich von oben bis unten damit ein, wie jeden Montag, an dem ich so lan-ge wie nur irgend möglich ausschlafen wollte und deshalb auf eine Dusche verzichtete. Und bei Gott, wie sich bald heraus-stellen sollte, hatte ich diesen Schlaf mehr als nötig…

Ich gönnte mir noch ein bisschen pure Zahnpasta im Mund zum drauf rumkauen (Zum Zähneputzen blieb keine Zeit) und gönnte mir noch ein paar Züge mit der Bürste durch meine vom Schlaf durcheinander geratenen Haare. Ein Blick in den Spiegel bot mir den Anblick eines völlig fertigen Andreas Kadelka. Der leicht depressive Gesichtsausdruck war zwar der gleiche wie sonst, aber diesmal war es noch viel schlimmer. Dann ging ich in mein Zimmer zurück und Zog mir die Sachen vom Vortag an, die über den ganzen Fußboden verteilt lagen und spuckte die Zahnpasta aus dem Dachfenster über meinem Bett auf die Garage. (Dadurch das ich das öfter machte führte mittlerweile eine weiße „Spur“ vom Fenster herunter zur Garage…)

Mein Magenknurren kündigte an, was ich mir zeitgleich selbst sagte »Hunger…«

Ich ging hinunter in die Küche, am Esstisch vorbei an den Kühlschrank und öffnete ihn. Er war voll mit dem Gottverdamm-ten Fraß meiner Mutter (Sie liebte ekelhaftes Essen, seid sie dieser „Sekte“ beigetreten war, Weight Watchers) und ein paar Schokoriegeln, welche ich herausnahm und mir in den Mund stopfte, während ich mir einen Espresso zubereitete, den ich kurz darauf, mit viel Milch und Zucker, in einem Zug leerte. (Es blieb keine Zeit ihn auf normale Art und Weise zu trinken, da er ohne die Milch viel zu hieß wäre und heiße Getränke kann man nicht mal eben schnell einfach runterspülen.)

So viel zu meinem Frühstück.

Ein Blick auf die Uhr über der Küchentüre verriet mir, das es schon 5:30:22,?? Uhr war.

»Ich sollt’ mich lieber beeilen!«

Ich stellte die Leere Kaffeetasse in die Spüle und lies ein wenig heißes Wasser hineinlaufen um sie auszuspülen. Ich ver-ließ die Küche und ging geradeaus auf die Schuhablage zu um mir mein Paar Schuhe herauszunehmen, es anzuziehen und wieder die Treppe in mein Zimmer hinauf zu gehen. Ich nahm mein Port-monee vom Schreibtisch und wollte gerade nach meinem Schlüs-selbund greifen…

»War ja klar«

Wo ist das Scheißteil nur wieder hin? Fragte ich mich inner-lich und ließ den letzten Tag noch einmal revú passieren: Erst mittags aufgestanden, dann den restlichen Tag Playstation ge-spielt und irgendwann dazwischen war ich noch in einem Kaffee… also… wo ist mein verdammter Schlüsselbund?

Ich ging aus meinem Schlafzimmer in mein „Sit-in-Zimmer“ (1. Tür rechts, wenn man aus meinem Schlafzimmer kommt) und lies meine Augen alles gründlich absuchen.

5:33:12,?? Uhr…»Wieso muss es nur immer so verdammt knapp werden?« Als ich das Zimmer gerade wieder verlassen wollte um wo anders zu suchen viel mein Blick auf das Schlüsselloch der Zimmertür. Der Schlüssel steckte. Tja »Manche suchen so lange nach dem Schlüssel zum Glück und merken dabei nicht…« Ich zog ihn aus dem schloss und ging wieder nach unten um mir im vor-beigehen meine „Terminator 3“ Lederjacke zu schnappen, welche auf dem Geländer hing. Ich streifte sie mir über und verließ das Haus.

Die Temperatur war recht angenehm. Ca 8°c, es fühlte sich aber deutlich wärmer an. Der Himmel war Sternenklar.

Ich bemühte mich nicht den gepflasterten Weg vor unserer Haus-tür zu nehmen (Das wäre ja normal), um zu meinem Auto zu kom-men, sondern entschied mich für die Abkürzung quer durch den feuchten Vorgarten.

(Wieso mussten Montage nur immer so scheiße sein?!)
 

5:36:15,34
 

Ich startete den Motor des Wagens und fuhr langsam rückwärts los, das Steuer voll nach rechts eingeschlagen. Durch die Windschutzscheibe offenbarte sich der Blick auf mein Haus. Ro-te Ziegelsteine, eine Garage rechts daneben und ein Dach in der Form eines Monopoly Hauses. Drinnen waren noch ein Keller und ein Dachspeicher zu finden, was das Haus dann auf insge-samt 4 Etagen brachte, auf denen sich ganze 14 Räume Tummel-ten. Für manch einen ein Traum Haus, für mich aber nur ein Dach über dem Kopf, das ich verlassen würde sobald ich meine Ausbildung beendet hätte und mich danach niemals wieder bei meinen Eltern melden würde, damit ich endlich meine Ruhe vor diesen Irren hatte! (Ja ja, ich hatte meine Eltern soo lieb…)

Ich schaltete hoch in den 1. Gang und steuerte scharf links um auf die Straße zu kommen.

Als ich die Straße verlies drehte ich erst mal das Radio so laut auf wie ich es nur irgend ertragen konnte und ließ mich von den neuesten Industrial-Klängen verzaubern, die mein CD-Arsenal hergab.

Ich durchfuhr die wohl am schlechtesten ausgebaute Straße in ganz Uedem, die zu recht den Namen „Pannekuck“ trug und bog am Ende der Straße rechts ab um mich dann auf in Richtung Kevela-er zu machen, wo mein Zug hoffentlich noch nicht abgefahren war..

Schnell war ich im 5. Gang und donnerte die Landstraßen ent-lang zu meinem Ziel.

Kurz hinter dem Ortsschild Kevelaer begrüßte mich eine Rote Ampel…

»Verdamme Scheiße noch mal! Muss das denn sein?!«

Die Uhr zeigte 5:46 Uhr. Noch höchstens 5 Minuten Zeit…

Ich grummelte leise vor mich hin und stieß mir mit dem Hinter-kopf vor Anspannung immer wieder gegen die Kopfstütze des Sit-zes. (Wenn ich das tat wenn andere mit im Auto waren kam das immer ein wenig psychopathisch rüber…)

Ich wollte gerade laut aufschreien, als die Ampel auf Grün um-sprang.

Die Reifen quietschten Laut als ich mit Vollgas anfuhr.

Als ich die Straße zum Bahnhof erreichte bremste ich von 100 Km/H (50 waren erlaubt) auf 25 herunter und ging scharf in die Kurve, wieder quietschten meine Reifen auf der Straße. Noch bevor ich mein Auto dazu bringen konnte wieder ordentlich ge-radeaus zu fahren war ich schon wieder auf 55 Km/H. Ich pas-sierte den Bahnhof und stellte mein Auto auf dem Parkplatz ab. (Kurz zuvor hatte ich noch einem Anderen Auto die Vorfahrt ge-nommen.)

Hastig griff ich nach meiner Schultasche (Die ich eigentlich gar nicht brauchte, aber dennoch mit zu Arbeit nahm… Gewohn-heit), öffnete die Tür und stieg aus.

Die gleiche frische Luft wie schon zu hause durchflutete meine Lungen, was mich ein wenig glücklich stimmte. Aber das Leben wollte mich wohl nicht glücklich sehen! Eine Lautsprecher-durchsage Erklang. Ich konnte sie nur leise hören, war der ei-gentliche Bahnhof noch etwa 100 Meter entfernt. In Freundli-cher Tonlage verkündete ein etwas schläfrige Mänenrstimme: »Leider wird sich der Regionalexpress Kleve – Düsseldorf um ca. 10 Minuten verspäten, wir bitten um ihr Verständnis«

Ich hatte mich umsonst so beeilt und der Gedanke erfüllte mich mit Wut. »AAaarrghh… Scheiße!«

Gerade wollte ich gegen mein Auto treten als mir klar wurde das noch eine Reparatur bei meinen Eltern bestimmt nicht gut ankommen würde.

Mit einem lauten Knall schlug ich die Tür zu und drehte den Autoschlüssel im Schloss um. (Die Schrottkarre hatte nicht einmal Systemverriegelung!)

Auf dem Weg den Parkplatz entlang zu den Schienen hielt ich inne. »Boah! Das kann doch echt nicht sein«… Mit voller Wucht trat ich gegen das nächst beste, fremde Auto. Jetzt ging’s mir deutlich besser und ich hatte sogar noch zeit mir eine zu rauchen^^ (Ich möchte noch mal daran erinnern das Alle Figuren in der Geschichte frei erfunden sind!)

Den Reisverschluss meiner Jackentasche nach unten ziehend spürte ich, wie sich mein Puls beruhigte. Ich nahm meine Ziga-rettenschachtel aus der Tasche und steckte mir eine an. Ein tiefer, langer Zug. Ich hielt den Atem an. Eine Sekunde, Zwei…Und blies eine große Rauchwolke aus. Ich ging weiter zu den Schienen, und blieb vor ihnen stehen. Ein vertrautes „pling“-Geräusch ertönte und wiederholte sich einige male: Die Schranken Schlossen sich und kurz darauf fuhr der Zug ein. Zwar 10 Minuten zu spät, aber die 10 Minuten kam er wenigstens pünktlich...zu spät.

Ich warf meine Zigarette auf den Boden und drückte sie mit meinen Schuhen aus, Zog noch mal an meiner Schultasche, damit sie sich bequemer an der rechten Schulter, über die sie hang, anfühlte und stieg in den Zug.
 

6:01:22,33 Uhr
 

Kevelaer, Bahnhof (Im Zug)
 

Wie gewohnt nahm ich auf dem nächst besten freien 4er-Sitz platz, damit ich so viel platz wie möglich für mich hatte. Nachdem ich mich so breit wie möglich auf dem Platz gemacht hatte, öffnete ich meine Schultasche und entnahm dieser ein Rotes Buch mit der Aufschrift:“ Battle Royale“. Ein sehr gu-tes, kontroverses Buch vom japanischen, leider mittlerweile verstorbenen Autor Koshun Takami, mit dem ich mir die Zeit bis zum Hauptbahnhof, Düsseldorf , von wo aus es weiter nach Düs-seldorf Reisholz gehen sollte, vertrieb.

»Nächste Haltestelle: Düsseldorf, Hauptbahnhof. Unser Zug en-det dort, wir bitten alle Fahrgäste auszusteigen« Verkündete eine Freundliche Frauenstimme per Durchsage, an den ganzen Zug. Und tatsächlich: Nicht einmal 4 Minuten später trafen wir auf Gleis 5 des Bahnhofs ein. Die Türen öffneten sich und die Fahrgäste stiegen aus. Ich jedoch blieb noch sitzen. Die Augen geschlossen haltend. Ich las die letzte Seite des Kapitels in dem ich gerade am Lesen war zu ende, atmete noch mal tief durch und verpackte das Buch wieder in meiner Schultasche, be-nutzte mein Monatsticket (Das ich mir direkt im ABO fürs ganze Jahr zugelegt hatte) als Lesezeichen, stand auf und verließ den Zug.
 

6:58:24,66
 

Düsseldorf, Hauptbahnhof (Gleis 5)
 

Wie gewohnt, wenn ich an die Frische Luft trat, nahm ich noch mal einen tiefen Atemzug und verglich die Luft hier am Bahnhof mit der im Zug. Die Luft hier war frischer, keine Frage…aber Stadtluft bleibt Stadtluft!

Während ich mich auf zum Gleis 11 machte, von wo aus es für mich weiter ging, observierte ich meine Umgebung. Morgens um diese Zeit sieht man die merkwürdigsten Leute in einem Bahn-hof. Allen voran jene, die die ich am meisten beneidete: Ju-gendliche in ausgeflippten Klamotten, die offensichtlich gera-de von einer Party kamen… Am Montagmorgen! Ich will auch Frei-zeit! (Ich hatte gerade erst Wochenende) Aber auch Alte Leute, die als sie jünger waren wohl immer als Assis beschimpft wor-den sein müssen. Aus dem Alter sind waren sie allerdings raus. Heute werden sie schlicht: Malocher genannt. So wie sie aussa-hen hatten sie wohl gerade Nachtschichtende. Es gab aber auch viele, kleine, Geschäfte die meine Aufmerksamkeit auf sich zo-gen. Allem voran meine Lieblings Bahnhofsbuchhandelung, in der ich mir immer die neuesten Manga kaufte. Im Moment vorzugswei-se „Gunslinger Girl“, aber das ist hier nicht wichtig.

Mir stieg der Duft von frischem Backwerk und kandierten Früch-ten in die Nase. »Hunger…« Mein Magen knurrte… Ich versuchte die kleinen Stände, die zu völlig überteuerten Preisen belegte Brötchen und so anboten zu ignorieren, so gut ich konnte und erreichte schließlich die Treppe zum Gleis 11, welche ich via Rolltreppe (Ich Faulpelz) nach oben fuhr).
 

Düsseldorf, Hauptbahnhof (Gleis 11)
 

7:00:13,86 Uhr
 

Am Gleis angekommen blickte ich als erstes auf die Bahnhofs-uhr. »Gut, noch fast eine Minute Zeit« Ich freute mich. »Endlich bin ich mal pünktlich!« Erst am vorangegangenen Montag bekam ich von meinem Chef einen Einlauf weil ich zu spät kam. Der Zug hatte Verspätung. Eigentlich nichts schlim-mer, aber manche Leute…Na ja!

Der Zeiger sprang auf 7:01:00 um und ich blickte das Gleis hinunter in die Richtung aus der der Zug kommen sollte: Nichts! »Boah nee!«

Eine Durchsage beschallte das Gleis, wieder eine freundliche Frauenstimme:

»Aufgrund technischer Probleme wird sich die S6, Planmäßige Abfahrtzeit 7:01:00 Uhr um ca. 15 Minuten verspäten. Wir bit-ten um ihr Verständnis.«

»Fick dich! Bitch!«

Rief ich laut, so das mehr als nur eine Person in meine Rich-tung starrte. Ich schwieg, blickte auf den Boden und grummelte leise vor mich hin.

Es dauerte nicht lange und ich beschloss die Zeit, die ich hier festsaß, zu nutzen.

Im Eilschritt ging ich die Treppe hinunter zurück ins „Herz“ des Bahnhofs und verlor, wie immer, direkt die Orientierung. Erst ein Blick auf die Gleisschilder half mir zu Recht zu fin-den. Links von mir wurden die Gleisnummern höher: 13 / 14, 15 / 16 usw. und links von mir kleiner. Ich ging in den Buchladen und durchstöberte die Manga.

Fehlanzeige: Alle Manga die hier sind, sind entweder für Schwule oder für kleine Mädchen…

»Dauert wohl noch was…« stellte ich ernüchtert fest.

Die Ernüchterung sollte mit einem kurzen Blick auf meine Arm-banduhr aber noch weiter steigen. Es war 10 nach!

Den „Battle Angel Alita“ Manga, den ich mir kurz zuvor zum durchstöbern genommen hatte, zurück ins Regal fallen lassend verlies ich den Laden, wozu ich mich an einigen Leuten vorbei-drängen musste, und lief im Laufschritt zurück zum Gleis 11 wo mich der Anblick eines Langen, großen, metallischen Objekts mit der Aufschrift „S6“ begrüßte, welches sich gerade auf den Weg Richtung Düsseldorf Bilk machte, der nächsten Station von hier aus. »Verdammt noch eins« Ich schäumte vor Wut »Ver-reckt doch alle ihr scheiß Bahn-Schweine!!«

Mit lauten Schritten ging ich zum Fahrplan. »Noch 5 Minuten also«

Diesmal erlaubte ich es mir nicht das Gleis zu verlassen son-dern setzte mich auf einen der kleinen Stahlsitzplätze. Er fühlte sich kalt an. Mein Blick wanderte von rechts nach links.

Am markantesten war wohl die kleine Brötchenbude die direkt neben mir war. Ich konnte sie allerdings nur von hinten sehen. »Die wachsen hier auch wie Gras…«

Am Ende des Bahnhofs waren alte Gebäude zu sehen. Könnte man durch sie hindurch sehen, sähe man das Rotlichtviertel am Bahndamm.

Geradeaus waren weitere Gleise wie das an dem ich war, sie un-terschieden sich nicht. Über mir war das riesige Dach, dass den ganzen Bahnhof bedeckte. Den Blick weiter nach links schweifend lassen sah ich die Heruntergekommenen Gebäude auf der anderen Seite des Bahnhofs. Kaum zu glauben das keine paar hundert Meter von dort alles „heile Welt“ war.

Der Ausblick wurde dann aber jäh vom vorbeifahrenden und schließlich zum stehen kommenden Zug unterbrochen. Ich hab ihn gar nicht heranfahren hören. Ich blickte noch mal auf die Uhr. Laut Fahrplan müsste es mein Zug sein. Ich stand auf und ging in den Zug. Ich blickte mich um. Es waren keine 4er Sitzplätze frei »tja…« Ich nahm einen normalen 2er Platz am Fenster, legte meinen Kopf in den Nacken und nahm mir vor, die kurze Strecke über noch ein wenig zu dösen. Ein paar durchsagen die vertraute Haltestellen ankündigten durchdrangen in unregelmä-ßigen Abständen meine Ohren. Ich döste weiter. Vom Sitzplatz hinter mir hörte ich immer wieder die Stimmen von irgendwel-chen geistig behinderten, die wirres Zeug redeten. Ich igno-rierte es.

Es viel mir dann allerdings schwer folgende Durchsage zu igno-rieren:“ Leider wird die Weiterfahrt aufgrund von geringfügi-gen Schäden auf der Fahrbahn um ca. 15 Minuten verhindert, wir bitten um ihr Verständnis.«

Gab es überhaupt irgend etwas das die Deutsche Bahn zustande brachte???
 

7:20:31,22 Uhr
 

Von Düsseldorf Hbf abgehender Zug
 

Ich schaute mich in dem völlig überfüllten Zug um. Zum glück hatte ich einen Sitzplatz. Die Behinderten hinter mir redeten immer noch laut und mit einer Stimme und Betonung, wie es nur Geistig gestörte schafften.

»Wieso ausgerechnet ich?!«

Daran kann nur einer Schuld sein: Gott! Verdammt wie ich die-sen Mistkerl hasse! Irgendwann werd ich ihm in die Fresse tre-ten! Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste war, dass wenn ich es nur richtig anstellen würde, ich schon bald Gele-genheit dazu hätte.

Ich kramte wieder mein Battle Royale Buch heraus und öffnete die Seite, auf der ich laut Lesezeichen zu lesen aufgehört hatte.

Ich versank so tief in dem Buch das die Zeit verging wie im Flug und der Zug sich wieder in Bewegung setzte.

»7:35:27,59 Uhr, Ich komme zu spät! – Scheiße!«

Als ich aus dem Fenster allerdings endlich meine Haltestelle, Düsseldorf Reisholz sah, beruhigte ich mich ein wenig.

Eine Ruhe aus der ich nur ein paar Sekunden Später wieder ge-rissen wurde: Der Zug hielt nicht! Er fuhr einfach an der Hal-testelle vorbei.

»Was soll die Schieße denn jetzt?!« Stieß ich aus.

»Was hast du denn?« hörte ich eine Fremde Stimme sagen.

Ich drehte mich um und blickte in das fiese Gesicht des Zu-rückgebliebenen, der die ganze zeit so blöd vor sich her gere-det hatte. Ich riss mich zusammen. »Ich hätte da raus ge-musst« antwortete ich so gelassen wie möglich, auch wenn man mir meine Bemühungen wohl angemerkt haben muss.

»Ganz ruhig« Meinte der Spassti. »Der Zug hat noch nie hier gehalten.«

jetzt war ich verwirrt. »Ich steig hier jeden verdammten mor-gen aus, laber’ nicht rum du Assi«

»Ey was hast du denn?« Fragte mein Gegenüber fies. Seine be-hinderte Art zu reden machte mich krank. »Das hier ist die S7, die hält nie in Reisholz!«

Innerhalb von 2 Sekunden starb alles in mir, um dann wieder gleich neu geboren zu werden. »Scheiße!« Ich war im falschen Zug!
 

7:38:59,99 Uhr
 

Zug „S7“
 

»Weisse wie ich da hin komm?« fragte ich den, zugegebenerma-ßen, hilfsbereiten Behinderten.

»Kein Problem: Steig einfach nächste Haltestelle aus und fahr zurück nach Oberbilk. Von da aus kommst du Problemlos mit der S6 nach Reisholz.«

»Danke«

Ich ignorierte ihn sofort wieder und verschwand bis zur nächs-ten Haltestelle wieder in meinem Buch. Als der Zug dann hielt stieg ich aus. Nach ungefähr 10 Minuten kam dann ein Zug der mich nach Düsseldorf Oberbilk brachte, wo ich weitere 5 Minu-ten auf die S6 wartete, die mich dann…e n d l i c h nach Reisholz brachte. Ich stieg aus.
 

8:00:43,66 Uhr
 

S-Bahn Haltestelle, Düsseldorf Reisholz
 

Ein Blick auf meine 1000,99 € Teure Breitling Uhr verriet mir, das ich…

»Scheiße!«…viel zu spät kommen würde.

Ich verschwendete keine Zeit, bog nach dem Aussteigen sofort nach links, an den Werbeplakaten, den Ticketautomaten und ei-ner Bank mit Mülleimer vorbei zu der Treppe, die mich unter die Zugbrücke führen sollte. Überall schienen schlechte Spray-er am werk gewesen zu sein und schon allein die Luft gab Aus-kunft darüber, was für eine Gegend das hier war. Ein in der Ecke unten neben der Treppe sitzender Bettler sprach mich an. Ich beachtete ihn gar nicht. Schnell ging ich weiter Die Stra-ße hinauf um dann nach ca. 20 Metern in einen unauffälligen kleinen Seitenweg abzubiegen. Er war ca. 1 Meter breit. Links und rechts von ihm waren kleine Hecken. Zur rechten war hinter der Hecke ein Hügel, auf dem die Haltestelle zu sehen war, an der ich gerade ausgestiegen war. Dazwischen waren noch ein kleiner Garten und ein Haus.

Der kleine Weg führte mich zu einem abgelegen, Parkplatz den ich überquerte.

Vorbei an einem großen, stets offen stehenden Tor welches zu einem Weiteren, wesentlich geräumigeren, Parkplatz führte und hin zu dem Gebäude in dem Ich arbeitete. Ich stand nun vor dem Bürogebäude der Linde AG in Düsseldorf. Die Grundmauern hatten in etwa die Größe einer Schulsporthalle. 3 Etagen + Keller.

Hätte ich den Parkplatz hinuntergeschaut hätte ich die Reis-holzer Bahnstraße gesehen, jene Straße die ich jeden Morgen mit dem Auto hierher kam, bevor ich mich entschied (aus Kos-tengründen) mit dem Zug zu fahren.

Ich stieg die Stufen zur Eingangstür hinauf und betrat das Ge-bäude.
 

8:05:24,55 Uhr
 

Linde AG, Düsseldorf-Reisholz
 

Die Eingangstür schloss sich hinter mir. Durch das Fenster das direkt links im Eingangsbereich war begrüßte mich Frau Schulz. Eher unschön anzusehen, Mitte 50 und mit einer Stimme, die von viel zu vielen Zigaretten zeugte. Aber sie war nett, dass musste man ihr lassen. »Guten Morgen Herr Kadelka, wie kommt’s das sie so spät sind?«

»Boah ne! Erinnern sie mich bloß nicht daran…« Ich holte noch mal Luft. »Guten Morgen Frau Schulz.«

»Guten Morgen«

Normalerweise war ich immer vor ihr hier, heute war dem jedoch nicht so.

Ich zückte mein Portmonee und hielt es unter den Kartenscanner direkt unten, rechts neben dem Fenster durch das mich Frau Schulz grüsste. Die Türkarte, die sich in meinem Portmonee be-fand wurde gescannt und ein surrendes Geräusch erklang, das sich in etwa so anhörte, wie eine Biene, die direkt an deinem Ohr vorbeifliegt, nur deutlich künstlicher, beinahe metal-lisch. Ich öffnete die Tür, die sich direkt parallel gegenüber der Eingangstüre befand. Gegenüber des Fensters war eine wei-tere Türe, hinter der sich das Wartezimmer befand, aber das war jetzt nicht wichtig.

Ich befand mich jetzt im Treppenhaus des Gebäudes. Zu meiner Linken war eine Tür hinter der sich ein langer Flur bis zum Ende des Gebäudes hindurch zog. Links und rechts von ihm be-fanden sich einzelne Räume und Büros. Vor mir ging eine Treppe nach oben und eine kleinere nach unten. Rechts von mir war die Tür zum Behandelungszimmer und zum Großraumbüro.

Ich ging die Treppe nach oben. Sie verlief beinahe in U form und machte daher auf halben Wege einen Knick um 180°.
 

8:07.13,07 Uhr
 

Linde AG-Gebäude, 1. Stock, Düsseldorf-Reisholz
 

„Null Unfälle, Alle für keinen“

Plakate mit diesem und ähnlichen Slogans waren überall im Ge-bäude zu finden, um die Angestellten daran zu erinnern bei al-lem was sie tun Vorsicht walten zu lassen, schließlich wollte die Firma keine unfallbedingten Ausfallzeiten.

Schräg rechts hinter mir war nun die Treppe in den 2. Stock, auch diesen sollte ich heute besuchen. Linksfeld von meiner Position aus war eine Tür hinter der sich ein kleiner Flur mit 4 weiteren Büros offenbarte. Es war eine Glastüre und man konnte hindurch sehen, wie durch jede Tür, mit Ausnahme der der Büros. Wichtig war für mich aber nur die Tür zu meiner rechten, hinter der ein weiterer, langer, Flur wartete, der zu Zahlreichen Büros führte. Ich öffnete die Tür und ging hin-durch. Ohne anzuhalten ging ich den Flur weiter, entlang der Damen- und Herrentoilette, den 3 Türen zum Großraumbüro, der kleinen Küche und dem Büro von Frau Dorn, deren Rolle mir noch nicht ganz klar war- irgendwas wichtiges offensichtlich. Aber nach über 20 Wochen im Unternahmen war es mir peinlich zu fra-gen. Ich öffnete die 5. Tür rechts. In der Mitte des dahinter liegenden Büros befand sich ein großer Schreibtisch mit je ei-nem PC inklusive Flachbettmonitor zur linken und rechten des Tisches. An der linken Wand befand sich ebenfalls ein Schreib-tisch mit PC, welcher zu Beginn meiner Ausbildung hier noch mein Arbeitsplatz war. Die Seite des Büros gegenüber der Tür in der ich stand bestand ab Hüfthöhe bloß aus großen, bis zur Decke reichenden Fenstern. Zur rechten war ein kleiner, run-der, Tisch and dem 2 Stühle standen. Und an der Wand führte eine Feuerschutztüre in den kleinen Serverraum.

An den Beiden Computern an dem großen Tisch in der Mitte saßen Herr Baltes, Vorname Michael, mein Ausbilder, und Herr Klinke, Vorname Ralf, Michaels Partner, und blickten mich an.

»Einen wunderschönen guten Morgen die Herren, wünsche ich«

Michael Baltes war einen Kopf kleiner als ich, etwa 1,70 Groß und das, was wohl viele einen Fettsack nennen würden. Er war allerdings freundlich und beliebte zu scherzen auch wenn es (besonders Frauen gegenüber) oft Vulgär ankam.

»Morgen« antwortete er.

Ralf hingegen nickte nur.

Wortlos trat ich in das Büro und ging zu meiner Ablage. Nichts neues.

»Und wie geht’s heute?« Fragte ich.

»Nicht so toll« erwiderte mein Ausbilder.

Ich machte mir nicht die Mühe weiter nachzufragen. War mir auch egal.

Mit den Worten »Viel spass noch heute« verließ ich das Büro und schloss die Tür hinter mir.

Mit dem Blick gerade aus auf die andere Seite des Flures trat ich durch die gegenüberliegende Tür ins Großraumbüro der 1. Etage, in welchem sich momentan mein Arbeitsplatz befand.

Direkt vor mir, auf der anderen Seite des Raumes, am Fenster, welches sich die ganze Außenseite entlang zog, Stand auch schon mein Schreibtisch. Rechts davon, am Rand des Büros be-fand sich der Platz von Lars Zackrezevski, einem Arbeitskolle-gen, der gerade aber nicht am Platz war, sein Computer war a-ber an.

Ich blickte, während ich geradeaus auf meinen Platz zu ging nach links in die Tiefe des Büros. An der Wand an der Seite des Raumes, durch die ich das Büro betreten habe zogen sich Holzfarbene Aktenschränke das ganze Büro entlang, nur von den 2 Türen unterbrochen, an denen Ich auf den Weg zum Büro von Herrn Baltes vorbeilief. Gegenüber den Schränken waren weitere Arbeitsplätze. Der 1. von mir aus gesehen war von Rebecca Tap-pertzhofen besetzt, einer dummen Zicke, die als ich bei Linde anfing selbst noch Azubi war. Weiter hinten im Büro saßen Frau Schmidt und Frau Hoffman ganz hinten (Bzw. Vorne, wenn man durch die 1. Tür hereinkam). »Guten morgen Frau Schmidt.« Grüsste ich. »Morgen.« Bekam ich als nüchterne Antwort. Ja ja.. Morgens sind immer alle so gut drauf dachte ich mir und setzte mich an meinen Platz.

Ich legte meine Tasche unter den Schreibtisch und schaltete den Computer an.

In dem Moment öffnete sich die Tür zu meiner Linken und ein sehr böse drein guckender Herr Baltes sah mich durchdringend an. »In 5 Minuten kommen sie noch mal in mein Büro« sagte er merklich wütend. Es dauerte nur eine Sekunde, bis ich bescheid wusste. »Shit.« flüsterte ich leise. Er hat gemerkt dass ich zu spät bin!

Die für meinen Geschmack viel zu fröhlich klingende Windows Startmelodie riss mich aus meinen Gedanken.

Ich sah auf den Monitor: Das übliche Anmelde Fenster.

Ich gab den mir zugewiesenen Benutzernamen, DE19FB, ein ge-folgt von dem Passwort, dass ich mir selbst ausgedacht hatte, Bu11shit (Ich find das immer wieder passend). Der Desktop er-schien.

Ich startete wie gewohnt zunächst das Mailprogramm Lotus Notes (Ebenfalls mit dem Passwort bu11shit) und checkte meine Mails. Nichts besonderes dabei, nur Firmenpropaganda.

Über den Internet Explorer checkte ich meine Mails in meinem privaten Mail Account. Nichts außer Spam. »Na ja« Keiner mag mich, dachte ich mir in einem Anflug von Selbstironie und grinste leicht.
 

8:13.19,44689 Uhr
 

Linde AG, 1. Stock, Düsseldorf-Reisholz
 

Die Bürotür rechts von mir öffnete sich ein weiteres Mal. Es war Lars.

»Morgen« begrüßte ich ihn.

»Morgen Andres« er lächelte leicht und setzte sich an seinen Platz.

»Und? Wochenende gut rumgekriegt?« Fragte ich ihn.

»Oh ja, muss, ne?!« kam die ernüchternde Antwort zurück.

»Stimmt<<<

Ich stand auf und verlies das Büro, vorher sperrte ich mit den Tasten STRG+ALT+ENTF meinen PC. Ich ging nach rechts den Flur entlang und auf die Toilette. Ich durchquerte den kleinen Vor-raum in dem sich das Waschbecken befand, öffnete eine weitere Türe und gelangte in einen etwas größeren Raum mit Stehtoilet-ten. Vor mir befanden sich 2 Weite Türen. Hinter denen sich die Sitztoiletten befanden. Ich öffnete die linke von beiden und schloss sie hinter mir wieder. Ich klappte die Toilette zu und setzte mich darauf. Ich lies meinen Kopf nach hinten sa-cken und stöhnte leise. »Boah nee!«

Jetzt durfte ich mir nen Einlauf vom Chef abholen gehen. »Mist! Blöder!«

Ich blickte auf die Uhr: 20 nach.

»Es wird Zeit« sagte ich leise zu mir selbst und verlies das Klo um kurz darauf vor der Bürotür meines Chefs zu stehen.

Ich klopfte an.

Keine Antwort.

Ich öffnete die Tür.

»Sie können also doch pünktlich sein.« begrüßte mich mein Ausbilder.

Michael Baltes stand von seinem Platz auf und kam zu mir.

»Kommen sie mal mit.« forderte er mich auf. Ich gehorchte.

Wir verließen das Büro und gingen den Flur entlang nach links.

Schon in die 1. Türe auf der Linken Seite Bogen wir dann wie-der ein. »Guten Morgen ihr 2.« Hörte ich eine Frauenstimme sagen. Es war Frau Dorn. Sie drehte sich von ihrem PC weg und sah uns an. »Setzen sie sich« Forderte mich Michael schließ-lich auf. Ich tat wie mir gesagt. Mein Ausbilder setzte sich neben mich an den Schreibtisch von Frau Dorn, welche uns ge-genüber saß.

»Ich will gar nicht lange drum herum reden, Herr Kadelka«

Begann Herr Baltes dann schließlich.

»Das kann so einfach nicht weiter gehen! Ich bekomm nur Be-schwerden über sie!«

Er sah mich direkt an. Ich erwiderte seinen Blick, schwieg a-ber.

»Und heute kommen sie, ohne ein Wort der Entschuldigung, zu spät. Ein simples Entschuldigung, Danke, Bitte oder so, das ist doch wohl mal das allermindeste!« Ich schwieg.

»Verstehen sie uns nicht falsch. Im Prinzip sind wir mit Ih-rer Leistung ja zufrieden.« Diesmal war es Frau Dorn die sich zu Wort meldete, wurde dann aber wieder von Herr Baltes unter-brochen.

»Das ist aber auch nur in maßen war. Frau Meuter ist auch schon einige male zu mir gekommen und sagte, dass sie einfach nichts von dem verstehen wollen was sie dir sagt. Sie meint du würdest nicht zuhören und wärst mit dem Kopf immer ganz woan-ders!«

»Das ist nicht wahr. Ich höre zu!« Endlich brach ich mein Schweigen.

»Dann aber wohl nicht gut genug. Wissen sie was die Herren aus der Dispo mir zum Beispiel gesagt haben?«

»Nein…«

»Die sagten« er machte eine kurze Pause » Mit so einem kann ich nicht arbeiten« er verstellte die stimme dabei ein wenig. »Den brauch ich nicht!«

»Das in der Dispo ist was ganz anderes, ich…«

»Das ist nichts anderes!« Unterbrach mich Herr Baltes.

Frau Dorn meldete sich wieder zu Wort: »Was wir wollen ist einfach, dass sie ein wenig mehr Einsatz zeigen, verstehen sie?«

Ich lachte innerlich laut und diabolisch »Mehr Einsatz?«

»Ja« entgegnete Herr Baltes.

»Aber ich geb’ doch schon alles! Jeden tag 140%! Wie können sie sagen, ich sollte mehr Einsatz zeigen? Ich mach alles was mir gesagt wird und bei mir hat sich noch niemand beschwert! Ich bin zu frieden mit dem was ich hier leiste!«

Keiner sagte etwas. Hatte ich zu viel gesagt?

»Sie kommen ja morgen ohnehin in eine andere Abteilung. Da können sie noch mal bei 0 anfangen. OK?« Sagte Frau Dorn fra-gend.

Michael blickte mich ernst an.

»Ja, OK« sagte ich.

»Geben sie sich mühe, ernsthaft« sagte Michael und stand auf.

»So. Das wär’s dann auch schon für den Moment« fuhr er fort.

Ich antwortete nicht sondern nickte nur deutlich. »Okay, dann machen sie sich mal wieder an die Arbeit«

»OK« entgegnete ich.

Ich verlies das Büro und ging zurück an meinen Platz, wo ich über das gerade geschehene nachdachte.

Frau Dorn ist irgendwie seltsam. Für gewöhnlich macht sie im-mer den Eindruck einer erfolgreichen Business Frau- mit ihren offensichtlich blondierten haaren, ihren strengen, aber doch irgendwie freundlichen, Gesichtszügen und ihrem Auto (Ein Audi A7 der besseren Sorte). Das sie in der Situation so freundlich und zurückhaltend war. Egal.

»Und? Hast du schon was für mich zu tun, Lars?« Fragte ich.

»Nee im Moment leider nicht.«

Was für ein Wunder! Als ob ich hier mal was zu tun hätte!

Ich schaute nach hinten, niemand sah in meine Richtung. ‚Na dann’, dachte ich mir und schaltete den Internet Explorer ein. Ein klick auf „Favoriten“ und dann auf „Overchan“

Meine Lieblingssite tat sich mir auf. ( http://shii.org/2ch/ )

Der linke Teil des Monitors zeigte nun eine Auflistung ver-schiedener Seiten aus dem mir nur allzu gut vertrauten ‚Chan-Universum’. Bei chan Seiten handelt es sich um Image Boards verschiedenen Inhalts.

12chan

2chan

2pronchan

4chan

420chan etc., etc.
 

Der Großteil des Bildes zur Rechten wurde jedoch von aktuellen News und Werbung bedeckt.

Ich klickte auf 4chan.

Sofort änderte sich das Bild. Der rechte Teil zeigte nun das Startbild von 4chan, die kleinere, linke, blieb grundsätzlich gleich, unter 4chan waren nun allerdings die einzelnen Unter-kategorien zu sehen.

Anime

Anime Cute

/b/Random (woher auch der von mir gern verwendete Begriff /b/tard stammt.)

/d/alternative

usw.

Ich klickte weiter unten auf /w/allpapers.

Wird mal Zeit meinen Desktop aufzufrischen, dachte ich mir (Offensichtlich völlig ungerührt von dem, Was mein Ausbilder vor wenigen Augenblicken zu mir gesagt hat).

Das bild zur rechten änderte sich wieder und zeigte nun eine Auflistung verschiedener Bilder zu denen direkt rechts neben diesen innerhalb des Threads Beiträge zu diesem Bild geschrie-ben wurden.

Ich scrollte nach unten. Auf den ersten Blick war nichts inte-ressantes dabei.

»Hier«

Ich blickte von meinem Monitor weg und sah, wie Lars mir einen Stapel Unterlagen hinhielt. Ich nahm ihn entgegen. Noch bevor ich einen Blick darauf warf fragte ich »Was ist das?«

»Lieferscheine.« Antwortete er.

Tatsächlich. Es waren gewöhnliche Lieferscheine und einen je-den zierte das Blaue Linde Logo.

»Such mir bitte die Rechnungen dazu aus dem System, ja? Dan-ke.« fuhr er fort.

»Null problemo!« Gab ich zurück.

Im selben Moment öffnete sich wieder die Bürotüre zu meiner Rechten. Ganz schön viel Durchgangsverkehr heute.

Diesmal war es Ralf Klinke, der in der Tür stand.

»Können sie wenn sie Zeit haben eben rüber kommen und ein Pa-ket nach unten bringen?«

Mal wieder

»Soll ich’s verschicken?«

»Nein, nur ins Lager bringen.«

»Ja kein Problem, mach ich gleich«

>Danke.« er schloss die Tür wieder von außen.

Ich blickte auf die Lieferscheine auf meinem Schreibtisch und dachte mir…: ‚nnäähh’

Ich stand von meinem Platz auf und verließ das Büro.

Einen großen Schritt auf die andere Seite des Flures und durch eine Weitere Tür war ich wieder im Helpdesk, wie sich die EDV Abteilung nannte, in der Michael Baltes und Ralf Klinke arbei-teten.

>Da bin ich schon« grüßte ich.

Ralf stand auf und streifte seinen, wie ich fand, geschmacklo-sen, Braun Gelb gestreiften, Pullover zu Recht.

»Es ist das kleine Paket im Serverraum« sagte er.

»jo«

Ich ging durch das Büro auf den Serverraum zu und öffnete die Feuerschutztüre.

»Wo ist es genau?« fragte ich.

»Rechts auf dem Tisch.«

Tatsächlich stand da ein kleines Paket auf dem Tisch direkt rechts von der Tür an der Wand, der voll war mit CDs, Denso Scannern und den dazugehörigen Cradles, Kabeln aller art und Schutzhüllen für Lieferscheine. Auf der anderen Seite des Rau-mes, direkt gegenüber des Tisches befand sich ein weiterer, länglicher, Tisch, unter dem die beiden Server standen. Ich weiß noch wie überrascht ich war, weil sie so klein waren. Auf dem Tisch standen die dazugehörigen Monitore. Einer war ausge-schaltet, der andere zeigte das Kamerabild der Überwachungska-mera im Eingangsbereich. Am auffälligsten im ganzen Raum war wohl der riesige Netzwerkschrank, um ihn mal so zu nennen, ü-ber den alle Rechner im Gebäude vernetzt waren. Er stand mit-ten im Raum und nahm den Großteil der Fläche ein. Zur Linken war ein Fenster mit Blick auf die Einfahrt des Hofes und die Kantine. Links der Türe war noch ein weiter, kleiner, Schrank.

Ich nahm das kleine Paket in die Hand.

Ich verließ den Serverraum, der wesentlich kühler war, als der Rest des Gebäudes, was an der Klimaanlage lag, die die Server kühl hielt und dann, nachdem ich mich noch einmal ausdrücklich für meine Verspätung entschuldigte, auch den Helpdesk.

Ich ging den Flur hinunter, vorbei an einigen Türen, bis ins Treppenhaus, welches durch eine Glastür vom Flur getrennt war, die ich öffnete.

Ich ging die Treppe hinab ins Erdgeschoss und von dort aus weiter nach unten in den Keller.



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