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Namenlos

Wenn Puppen tanzen
von

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Das Abwassersystem, Teil 1

So, das nächste Kapitel. Diesmal auch passend in die chronologische Reinfolge. Tut mir leid, wenn es etwas gedauert hat, aber ich kann nur schreiben, wenn ich besonders starke Gefühle verspüre. Ich hab auch zu dieser Geschichten schon vieles geschrieben, aber alles passt noch nicht hinein ^^" Tja, wenn man mal vorne und mal hinten schreibt... aber dafür ist wohl mein ganzen Sein in diese Geschichte gestrickt. Egal... Ich hasse unnötige Vorreden und mache sie trotzdem selbst...

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„Und was jetzt?“

„Suche nach einem Kanaldeckel.“

Sie liefen die Straße ab, trafen sich wieder bei dem Pfeiler.

„Nichts, gar nichts! Wieso gibt es hier keine Abwasserdeckel?“, verschwiegene Doppel-Lilly schien sich aufzuregen.

„Wieso kann diese Frau Offenbarung nicht in einem Haus wohnen, wie…“ – „Ja, Passwort bitte?!“
 

In dem Pfeiler war ein Loch erschienen.

„Was ist das?“

„Nein, dieses Passwort ist unkorrekt.“

Sie starrten das sich wie ein Mund bewegende Loch an.

„Wa… hmpf“, verschwiegene Doppel-Lilly wollte etwas sagen, bekam aber trauender Clowns Hand auf den Mund gedrückt.

„Lady Epiphany ist nicht das Passwort“, antwortete er schnell.

„Sie können eintreten.“
 

Der Holzpfeiler fing an sich in den Boden zu drehen. Dort wo der Pfeiler einst stand, war nun ein Loch im Boden.

Sie blickten in das Loch und versuchten irgendetwas zu erkennen.

„Und was nun?“

„Hineinspringen.“

„Sollten wir nicht zur Sicherheit kochendes Wasser hineinschütten?“

„Ist kochen eigentlich das einzige, was du kannst?“
 

Mit diesen Worten sprang trauernder Clown in das Loch. Er fiel gar nicht so lang, sondern prallte schon rechte bald am Boden auf. Er verzog schmerz gekrümmt das Gesicht.

„Was machst du bloß für Dummheiten?“

Trauernder Clown horchte auf und blickte umher. Neben ihm saß Geliebter Schmerz in seinem schwarzen Anzug mit verfilztem Zylinder und biss sich in sein Handgelenk.

„Ich muss zur Frau Offenbarung.“

„Kenn ich nicht.“

Nun weiteten sich Trauernder Clowns Augen.

„Wie? Du kennst sie nicht?“

„Sie hat noch nie Schmerzen verspürt, deshalb kenn ich sie nicht.“

Geliebter Schmerz schlug seinen Arm mit brutaler Unmenschlichkeit gegen die Wand und wimmernde leise auf. Langsam stand Trauernder Clowns auf und klopfte sich den Schmutz ab.
 

Eine wütende Stimme riss beider Aufmerksamkeit auf sich.

„Putzfrau!? Wer ist hier eine Putzfrau?“

„Sie sitzen auf einem Besen. Daher schließe ich, dass Sie sich um eine Arbeitsstelle bewerben wollen.“

Oben in der Luft schwebte Verschwiegene Doppel-Lilly und stritt sich mit dem Holzpfeiler, der an der Wandseite hing.

„Ich bin aber keine Putzfrau!“

„Heißt das. Dass Sie keinerlei berufliche Erfahrung haben? Und so wollen Sie sich bewerben?“
 

Geliebter Schmerz kicherte leise.

„Sie ist lustig und schlauer wie du. Sie hat keine Schmerzen“, er stand auf und schlug sich mit der Faust in den Bauch, „ich muss gehen. Geliebter Zorn und Geliebte Gewalt warten wahrscheinlich schon auf mich.“

Er rückte seinen Zylinder zurecht.

„Geliebter Zorn will wahrscheinlich wieder seinen Biss an meinem Schulterblatt erneuern.“

Er murmelte noch mehr vor sich her und rannte so schließlich los, verschmolz mit den Schatten.
 

Von oben ertönte ein Sausen und plötzlich landete Verschwiegene Doppel-Lilly leise neben ihm. An ihren aufgeblähten Nasenflügeln konnte er erkennen, dass sie motz-teufels-wütend war.

„Willst du darüber reden?“, fragte er langsam.

Schweigen.

„Putze ich schlecht?“

„Du putzt nie.“

„Ist das schlecht?“

"Nein, schließlich putz ich.“

Und somit war das Thema besprochen.
 

Sie gingen den dunklen Gang entlang. Dieser war so schwarz, dass man seine eigene Nase nicht mal mehr erkennen konnte. Man hörte ab und zu Wasser plätschern, doch erkennen konnte man nichts.

Es ging einfach nicht!

„Grr, ich hab sie Nase schnuppe“, rief Verschwiegene Doppel-Lilly ganz so ohne Vorwarnung, „ich mach jetzt Licht an.“

Und schon erhellte sich ihre Umgebung. Die Lichtquelle, so sah Trauernder Clown jetzt, war ihre Nase. Vielmehr die Glühbirne, die sie als Nase trug. Ihre richtige Nase hatte sie einfach abgedreht und verstaute diese jetzt in einer Schatulle. Da nun die dunklen Wände um sie herum erstrahlten, konnte sie feststellen, dass sie sich bereits in einem Raum mit gepolsterten Möbeln befanden.
 

Es sah aus wie ein Puppenhäuschen.

Überall waren kleine Hüte mit verschiedenster Dekoration aufgehängt.

Ein einziger Raum, der das Ende des Tunnels darstellte. Sie blickten zurück. Der Tunnel war gar nicht so lang, man konnte sogar den Eingang sehen.

„Was… aber wie doch mindestens vier Tunnellängen gelaufen“, Trauernder Clown machte einen weiteren Schritt und plötzlich zogen die Wände nach vorn.

„Die Wände bewegen sich?“

„Nein! Der Boden Trauernder Clown. Spring auf!“

Verschwiegene Doppel-Lilly entwickelte ihren Schal und sprang auf den Besen. Trauernder Clown krallte sich am Besenstil fest.

Sie ließen sich auf einen Sessel nieder und betrachteten die komische Montur am Boden. Dort war im Boden ein Laufband eingelassen, dass hinaus aus dem Zimmer führte.
 

„Ah, sobald man sich bewegt, fängt das Laufband an zu drehen.“

Verschwiegene Doppel-Lilly blickte sich um.

„Der Rest des Zimmers scheint fest zu sein.“

Langsam klettern sie hinab.

„Hier lebt also die Frau Offenbarung?“, sie lief umher, schaute sich alles genau an und fasste hier und da etwas an, „die muss aber riesig sein.“

Sie stand vor einem Hut, der genauso groß war wie sie selbst.

„Verschwiegene Doppel-Lilly! Hör auf alles anzufassen!“, Trauernder Clown lehnte ungeduldig an einem Tischbein. Er wippte schnell vor und zurück vor Ungeduld.

„du weißt, dass das unhöflich ist. Man fasst nicht anderer Leute Sachen an.“

„Woher willst du wissen, dass das alles hier wem gehört?“

„Wäre es nicht so, würden die Dinge alle zu einem neuen Besitzer gehen.“

„Vielleicht wollen sie ja mit mir gehen?!“

Sie drehte sich wieder zu dem riesigen Hut um und tippte diesen an:

„Willst du mein werden?“

Als keine Antwort kam, verzog Verschwiegene Doppel-Lilly den Mund zu einer Schnute und wollte den Hut packen. Doch dieser prang weg.

„Bleib hier!“

Verschwiegene Doppel-Lilly hoppte[1] dem Hut hinter her und probierte ihn zu kriegen.
 

„Verschwiegene Doppel-Lilly! Du bekommst Hasenohren!“, rief Trauernder Clown genervt.

„Waaas?“

Sie stoppte und fasste sich an die Ohren und tatsächlich. Sie waren lang gezogen und standen wie Löffel ab.

„Oh je! Ich muss aus versehen einen Zauber aktiviert haben.“

Sie fing an, an den Ohren herumzuziehen.

„SO BEKOMMST DU ES ABER NICHT HIN“, erbrach[2] sich eine Stimme durch den Raum und alles wackelte plötzlich von dem Donner. Trauernder Clown drehte sich um und schaute erschrocken in die Richtung, aus der die Stimme kam. Dort hing ein riesiger Barockspiegel und in dem Spiegel stand eine Riesin. Der Spiegel spiegelt den Raum haargenau wieder, bloß dass auf der anderen Seite die Frau Offenbarung stand.
 

„DU BRAUCHST EINE SCHERE.“

„Schere?“, Verschwiegene Doppel-Lilly schaute auf, „Schere, Schere, Schere!“

Sie rannte durch den Raum und schien verwirrt zu sein.

Die Geräuschkulisse hinter sich ignorierend betrachtete Trauernder Clown die Riesin.

Sie trug ein pechschwarzes Kleid mit einem ebenso schwarzen Zylinder. Ihr Kleid war ordentlich bis zum Hals zugeschnürt – zeigte nur das nötigste an Haut. An ihrem Zylinder prangte eine Taubenfeder, weiß wie die Haare der Besitzerin, welche in einem Knoten in ihrem Nacken endeten.

Sie sah aus, als wäre sie die Besitzerin einer Schule. Eine Direktorin. Streng, alt an Jahren und doch mit einem gütigen Lächeln auf dem faltigen Gesicht.
 

„BIN ICH SO ABARTIG, DASS DU MICH SO LANGE ANSTARREN MUSST, OHNE MEINE ABARTIGKEIT VERSTEHEN ZU KÖNNEN?“

„Oh, äh nein“, Trauernder Clown schüttelte schnell den Kopf. Er blickte beschämt zu Boden. Gestutzt[3] wie ein kleines Kind. Wie erbärmlich!

„Wir kommen vom Gierigen Zöllner. Er schickt uns zu seiner angeblich besten Zöllnergesellin. Ihr Name ist Lady…“

„EPIPHANY. ICH WEISS, ABER WEISST DU AUCH, DASS DIESE ZÖLLNERGESELLIN EUCH UMBRINGEN WIRD, SOBALD IHR VOR IHR STEHT?“
 

„Was?“, Trauernder Clown keuchte vor Entsetzen. Hatte der Widerling ihn etwa reingelegt. Er blickte furchtsam zur Frau Offenbarung. Diese zog ihren Hut, verbeugte sich sodann und meinte:

„MEINE EMPFEHLUNG. DÜRFTE ICH MICH VORSTELLEN? ICH BIN DIE FRAU OFFENBARUNG, IM ABWASSERSYSTEM AUCH BEKANNT ALS LADY EPIPHANY. ZÖLLNERGESELLIN UND SCHWEIGENDE VON BERUF.“
 

Sie lächelte boshaft. Trauernder Clown schwankte einen Schritt zurück. Eine Falle. Das war hier eine Falle. Weil er und Verschwiegene Doppel-Lilly säumige Steuerzahler waren, wurden sie bestraft. Wer nicht mit Groschen zahlte, der musste eben eins seiner Körperglieder hergeben. Und sie beide waren auch noch direkt zu einer Gesellin gelaufen. Hatten sich praktisch ihr auf dem Silbertablett serviert. Reingelegt. Sie wurden ausgespiegelt[4].

Er dreht sich um und rannte los.

„Lauf, Doppel-Lilly. Das ist eine Falle!“

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[1]hoppen = eine Mischung aus hüpfen und springen

[2]sich erbrechen = wenn etwas so laut ist, dass es von den Wänden widerhallt.

Man hat das Gefühl als würde sein Meer aus Tönen über einen herfallen

[3]gestutzt werden = zurecht gewiesen werden

[4]ausspiegeln = austricksen; Wenn sich ein Opfer im Spiegelhaus befindet und sich selbst mit dem Mörder in Tausenden von Spiegeln sieht, dann ist es die gewohnte Eigenschaft sich umzudrehen und zu rennen. Bloß steht hinter einem der Mörder und tötet einen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2008-10-15T11:11:53+00:00 15.10.2008 13:11
>Dieses Passwort ist unkorrekt!
Erinnert mich an das Navi meiner Mutter... Ich stell mir da eine blecherne Stimme vor... Gut, dass Trauernder Clown da eingegriffen hat, sonst hätte das ja ewig dauern können...

Irgendwie tut mir Geliebter Schmerz leid... Nur die Leute kennen zu können, die Schmerzen kennen, muss hart sein...

Putzfrau? Ich dachte, ich les nicht recht... der kam echt gut!
Genau wie die Sache mit der Nase... Das ist praktisch!

Die Ohren erinnern mich ein wenig an Pinocchio.. es ist erstaunlich, wie gut das in die Geschichte passt O.o

Und das Ende ist wieder so spannend... Ein spannendes Ende einen spannenden Kapitels ^.~
lg _yang


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