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Die Falkenhüterin

Das Erbe der Falkenhüterin
von

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Kapitel 5

Als Kaya am nächsten Morgenaufwachte, war es noch dunkel. Und das im Sommer! Es musste also noch sehr früh sein.

Leise weckte Kaya die anderen. Während Mena murrend zur Quelle hinter dem Haus ging um sich mit dem eiskalten Wasser zu waschen, packte Kaya Proviant ein. Cóna meldete einen Guten Morgen und das Mädchen riet ihr lächelnd, ordentlich zu frühstücken.

Nachdem Mena wieder in die Hütte kam, ging Kaya sich mit dem klaren und eiskalten Wasser der Quelle waschen. Obwohl sie das nun schon einige Jahre machte, war es doch immer noch eine Überwindung.

In der Hütte frühstückten die anderen schon. Kaya setzte sich dazu und kramte einige hauchdünne Ketten aus ihrem Hüftbeutel. Die Ketten hatte sie in einer Satteltasche gefunden. Dazu holte sie zwei Broschen und gab einen Anhänger an Mena weiter. Den anderen hängte sie sich selber um den Hals. Sie lachte über die verblüfften Mienen ihrer Freundin und ihrer Pflegemutter.

„Was…?“, fing Mena an und Kaya meinte leichthin:

„Das sind Broschen. Was die genau bewirken, weiß ich nicht, aber es wird nicht schlimm sein, die zu tragen.“

Jetzt lachten auch die anderen und Faruna gab Kaya den Brief.

„Pass bitte gut darauf auf und achte darauf, dass der Richtige ihn bekommt.“

„Klar.“

Kaya ging nicht das erste Mal in die Stadt und sie wusste, dass sie aufpassen musste. Sie hatte zwar keine Ahnung, wie der Empfänger aussah, aber das sollte nicht das Problem sein. Die Informationsbeschaffung war ebenfalls einfach und die machte dem Mädchen sogar Spaß.

Nach dem Essen verabschiedeten sich die zwei Freundinnen von Faruna und gingen zu Fuß zur Lichtung. Cóna sollte dort warten und sie ab dort mitnehmen. Den Sattel trugen die zwei Mädchen zusammen.

In ihrer freien Hand hatte Kaya einen Strauß Blumen. Weiße Aina, die Blumen hießen genauso wie die verstorbene Falkenmutter und waren vielseitig anwendbar. Es waren außerdem Kaya‘ s Lieblingsblumen. Sie verströmten einen süßen und angenehmen Duft und Mena fragte verwundert, was das für Blumen seien.

„Das sind Aina. Sie blühen lange und sind die schönsten Blumen. Vielseitig sind sie außerdem.“

„Ich hab sie noch nie gesehen.“

„Kann schon sein.“

Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her. Auf der Lichtung begrüßte Cóna die Mädchen und Kaya trat auf einen großen Stein zu, der direkt neben einer riesigen Eiche stand. Der Baum war schon alt und einige Äste rankten sich sogar über den Stein.

Kaya blickte zum Baum auf, sah dann wieder auf den Stein herab und senkte gemeinsam mit Cóna den Kopf. So standen sie eine Weile da und gedachten der Falkenmutter. Mena stand am Rand und sah interessiert zu.

Dann legte Kaya den Blumenstrauß an den Stein und fuhr wie immer zärtlich über den Stein. Als ihre Haut den Stein berührte, durchzuckte sie ein heftiger Schmerz und das Mädchen zuckte zurück, konnte ihre Hand aber nicht vom Stein lösen.

Plötzlich gewahrten Kaya und ihr Falke eine Stimme:

„Kaya. Mittlerweile ist es sechs Jahre her, dass das Schwert Halcarnad verloren gegangen ist. Du bist jetzt alt genug um es zu suchen und zu benutzen. Das Amulett wird dir helfen.“

Die Stimme verstummte und Kaya wich verwundert zurück. Mena fiel auf, dass ihre Freundin den Stein unverwandt anstarrte und fragte besorgt:

„Kaya? Alles in Ordnung?“

Das Mädchen schüttelte energisch den Kopf, winkte Mena zu und meinte:

„Ja, alles klar. Los, hilf mir den Sattel aufzulegen.“

Gemeinsam schafften die zwei Mädchen es relativ schnell und schon saßen sie auf dem Rücken des Falken. Für Mena war es noch ungewohnt, doch Kaya fühlte sich sofort wieder frei. Dann hob der Falke ab und kreiste über dem Wald.

„Siehst du die Stadt da vorne?“, fragte Kaya gegen den Wind.

„Ja, geradeso.“

Die Sonne entschied sich jetzt, endgültig aufzugehen. Langsam kroch sie über die Bergrücken im fernen Osten und erhellte dann strahlend die Gegend. Unter ihnen lag ein riesiger Wald, der sich weit in Westen erstreckte und schließlich vom Markon-Gebirge unterbrochen wurde. Die Gipfel des Gebirges leuchteten weiß vom Schnee, der dort selbst im Sommer nicht taute.

Im Osten, da wo sie hinflogen, lag eine Stadt, umrandet von Wiesen und Feldern. Zahlreiche Wege führten dorthin, einer kreuzte sogar den Fluss Muno. Dieser rauschte glitzernd in der Morgensonne durch die Landschaft und erfüllte die Stille mit etwas Leben. Die Stadt, Tanuan, schien eine sehr prachtvolle zu sein. Zu ihrem Schutz in Kriegszeiten war eine Mauer um sie herum errichtet worden. Sie wurde zwar nach alter Sitte immer noch bewacht, doch niemand dachte daran, dass jemals wieder Krieg herrschen könnte.

Selbst aus der schwindelerregenden Höhe in der sie flogen, konnte man erkennen, dass die Stadt gerade erst erwachte.

Die Stadt, die Berge, die Wiesen, die Felder, der Fluss, der Wald. Es sah alles herrlich aus. So, als könnte dort nirgendwo etwas Böses leben.

Mena blieb der Mund offen stehen, überwältigt von dieser Pracht. Kaya lachte.

„So toll?“

Das Mädchen konnte nur nicken. So etwas Wunderschönes hatte sie noch nie gesehen.

Cóna setzte zur Landung an, nachdem sie tiefer gesunken war. Hinter dem Fluss setzte der Falke die Mädchen schließlich ab.

„Cóna, du kreist über Stadt und erkundigst dich wenn möglich nach Neuigkeiten bei den anderen Vögeln. Wenn ich dich rufe, weißt du was du zu tun hast.“, während sie das erklärte, legte Kaya ein paar Lederstreifen so um, dass man bequem in den Sattel klettern konnte, wenn es nötig war.

In Ordnung., Cóna hob wieder ab und begann zu kreisen. Lächelnd sah kaya hinterher und wandte sich dann an ihre Freundin.

„Also los geht’s. Auf nach Tanuan!“

Die beiden Mädchen wanderten auf der staubigen Straße, die von den Wagen der Händler schon breite Spuren bekommen hatte. Mena versuchte auf einem Erdaufwurf zu balancieren und schaffte es sogar halbwegs.

Bis zur Stadt war es noch eine ganze Strecke, als Mena fragte:

„Warum reiten wir eigentlich nicht? Ich meine, ihr habt doch Pferde oder?“

„Natürlich haben wir das, aber da gibt es ein paar Probleme. Erstens müssen wir Maridon um Erlaubnis fragen. Er ist zwar gutmütig und überlässt uns oft Pferde seiner Herde, aber nicht immer. Zweitens müssten wir die Pferde in der Stadt irgendwo unterstellen, aber die Pferde sind das nicht gewöhnt, da sie ja die ganze Zeit im Wald leben. Und das die Pferde in der Stadt sicher wären bezweifle ich, denn es sind gute und edle Pferde, deshalb laufen wir.“

„Ach so. Aber…dieser Maridon…wer ist das?“

„Er ist einer der sieben Pferdeherren. Er selbst ist meist in der Form eines schwarzen Pferdes zu sehen. Er ist wirklich ein prachtvolles Tier und scheint alles zu wissen was hier im Land vor sich geht.“

„Aber…es ist…nun ja…ein Tier. Und Tiere können nicht…sprechen, oder?“, versuchte Mena zaghaft, wurde jedoch von Kaya unterbrochen.

„Nein, eigentlich nicht, aber ich kann doch auch mit Cóna reden, oder nicht? Das ist mit anderen Tieren nicht anders.“

„Aber warum kannst du das? Das kann doch sonst keiner.“

„Nicht das ich wüsste, aber ich hab auch keine Ahnung warum ich das kann. Wahrscheinlich angeboren.“

Damit war das Thema erstmal abgeschlossen und die beiden Mädchen kamen auch bald an den Stadttoren an. Mena war überwältigt. So eine große Pracht hatte sie noch nie gesehen. Die Tore waren recht dick und mit seltsamen Schnörkeln verziert und unter ihnen hindurch fuhren selbst jetzt noch einige Händlerwagen. Kaya und Mena traten unter dem Tor durch und in eine farbenfrohe Stadt. Tanuan war zwar sehr alt, doch die Leute scherte das wenig. Sie liebten ihre Stadt und ihr Land und versuchten, das Beste daraus zu machen. Selbst kurz nach dem Beben, ging das Leben hier wieder seinen gewohnten Gang.

Kaya bemerkte, wie so oft, den Umschlag des Geruches. Draußen vor den Toren roch die Luft nach Natur und Freiheit, während es innerhalb der Mauern nach Gewürzen, Obst, Fleisch und sogar Fisch roch. Es wurden an einigen bunten Ständen neben Schmuck, Tee und nicht selten auch Schuhen, handgefertigte Kleidung angeboten. Mena bestaunte dies alles, hatte sie es doch noch nie gesehen. Kaya war ja schon öfter in der Stadt gewesen und kannte die Stände zur Genüge. Jetzt orientierte sie sich. Sie wollte sich zuerst umhören, was es Neues gab und dann zum großen Platz vor dem Ratsgebäude der Stadt. Denn das Land wurde nicht von einem König regiert, sondern von einem Rat der Stadtherren. Die Stadtherren wurden von den Bürgern gewählt und jeder war für seine eigene Stadt zuständig. Im Ratsgebäuden fanden oft Versammlungen aller Stadtherren statt und auf dem Platz davor war immer etwas los. Ob es nun Gaukler aus Lotaik oder Krieger aus Adoran die ihre Künste vorführten. Dort wäre es ein Leichtes sich umzuhören, doch Kaya wollte auch von den Händlern etwas erfahren.

Sie zog Mena in eine kleine Seitenstraße.

„Hör zu. Du hörst dich hier mal um. Ich gehe noch ein Stück weiter. Wir treffen uns dann kurz vor Mittag am Platz dort hinten, ok?“

„In Ordnung.“

Mena war etwas unsicher, als Kaya in der lauten, bunten Menge verschwand. Etwas verloren stand sie da, doch dann fasste sie sich ein Herz und sprach einen der Verkäufer an:

„Entschuldigt, Herr, aber ist heute vielleicht etwas los in der Stadt?“

Der Mann sah sie misstrauisch an und musterte sie von Kopf bis Fuß. Dann brummte er:

„Bist wohl neu hier, was? Klar is‘ was los hier, jeden Tag is‘ hier was los.“

„Ach so?“

„Hm, aber heute is‘ noch was anderes, das kann ich dir sagen. Der alte Stadtherr is‘ nämlich gestern gestorben, ja das isser der alte Kerl. Um Mittag soll der Neue ausgerufen werden, Kind, das würd‘ ich nich‘ verpassen wolln.“

Damit grinste er sie an und wandte sich wieder den Leuten auf der Straße zu und bot sein Obst feil.

Mena ging weiter und erfuhr immer wieder das Gleiche. Schließlich meinte sie, es sei Zeit sich mit Kaya zu treffen und ging in Richtung Platz los. Aber bald hatte sie es geschafft und sich hoffnungslos verirrt.

„Verdammt!“, brummte sie und sah sich um. Offenbar war sie in die Wohngegend gekommen.

„Na toll. Wie soll ich hier wieder raus kommen?“

Mena? Wo bleibst du denn?, ließ sich Kaya vernehmen oder vielmehr glaubte sie dass, es kaya war.

„Hä?“, machte Mena, „Hab ich jetzt schon Halluzinationen?“

Nein hast du nicht. Das hier ist Rapport, eine geistige oder gedankliche Verbindung. Der Rapport geht von den Broschen aus, das heißt sie verstärken ihn., klärte Kaya auf, Also, wo zum Teufel bist du?

Keine Ahnung. Sieht aus wie eine Wohngegend.

Das war ein komisches Gefühl mit jemand anderem im Kopf zu sprechen, aber es gab Mena das Gefühl nicht allein zu sein. Wieder ließ sich Kaya vernehmen, diesmal erklärte sie Mena einen Weg aus der Gegend heraus und zu ihrer Freundin.

Erleichtert fiel Mena Kaya um den Hals.

„Mensch, ohne dich hätte ich da nicht mehr rausgefunden.“

„Bedank dich bei Cóna. Sie hat dich gefunden.“

Mena lachte und die beiden gingen die Straße zum Platz entlang.

„Du kennst dich wohl gut aus in der Stadt.“

„Ja, ich bin öfter mal hier. Ich liebe diese Stadt, aber was ich noch mehr liebe ist die Freiheit des Waldes.“,lachte Kaya zurück. Mena wollte gerade etwas erwidern, da hörten sie von hinten laute Stimmen. Sie drehten sich um und erkannten, dass die Stimmen zu zwei Jungen gehörten die etwa in ihrem Alter waren. Als Kaya die beiden erkannte, zuckte sie zusammen. Offenbar hatte der eine dem anderen gerade etwas erzählt, denn der andere Junge war aufgebracht.

„Verflucht!“, rief er und rannte los, Sein Freund versuchte ihn zurückzuhalten.

„Koulin! Hey! Jetzt warte doch mal!“

Doch der Junge wartete nicht, Er rannte weiter und stieß dabei gegen Mena, die fast Bekanntschaft mit dem Boden gemacht hätte, wenn Kaya keine so guten Reflexe gehabt hätte. Für einen kurzen Augenblick erkannte das Mädchen die bernsteinfarbenen Augen des Jungen, dann war verschwunden. Inzwischen war der andere Junge heran.

„Alles in Ordnung?“, offenbar tat es ihm Leid, dass sein Freund so stürmisch gewesen war. Mena nickte und Kaya meinte:

„Was war denn mit ihm los?“

„Ach, er ist ziemlich wütend…wegen der Ansprache, die sein Bruder gleich halten will.“, entschuldigte sich der Junge.

„Welche Ansprache?“, fragte Kaya, neugierig geworden.

„Die müsste gleich anfangen. Wir können ja zusammen hingehen.“, schlug er etwas fröhlicher vor und die Mädchen schlossen sich ihm an.

„Eluto Karel.“, meinte Kaya und flüsterte Mena zu:

„Das heißt Danke.“

Der Junge starrte sie entgeistert an. Nach einer Weile stotterte er:

„Woher…weißt du wie ich heiße?“

„Mann!“, rief Kaya ärgerlich, „Leiden denn alle hier unter Gedächtnisverlust?!“

„Wie meinst du das?“

„Erinnerst du dich nicht mehr?“

„Ich hab dich noch nie gesehen.“, verteidigte sich der Junge und Kaya seufzte. Anscheinend war das in Mode gekommen.

„Also gut. Vor fünf Jahren haben wir uns zufällig mal im Wald getroffen. Koulin war auch dabei. Auf der Lichtung mit dem großen Stein unter der Eiche.“

Karel war nachdenklich geworden. Dann blieb er abrupt stehen.

„Bist du…vielleicht…Kaya?“

„Na also.“, grinste das Mädchen.

Mena sah verwirrt von einem zum anderen. Karel lächelte und erklärte, dass er und Koulin vor genau fünf Jahren auf einer Lichtung im Wald trainiert hätten. Natürlich nur mit Holzstöcken, aber es hatte ihnen das Gefühl gegeben mit richtigen Schwertern zu kämpfen. Dort war dann ein Mädchen mit weißen Blumen im Arm gekommen. Das Mädchen hatte die Blumen an den Stein gelegt, gebetet und sich zu den Jungen umgedreht. Diese waren still gewesen, doch Koulin hatte es nicht mehr ausgehalten. Er fregte nach dem Namen der Blumen und das Mädchen antwortete nur leise.

„Moment.“, unterbrach Mena, „Woher wusste Kaya dann, wie du heißt?“

Karel lachte amüsiert.

„Wenn du mich ausreden lässt, erzähl ich‘s dir.“

Karel fuhr mit gerunzelter Stirn fort und erzählte, dass sich die Kinder gegenseitig vorgestellt hatten. Dann hatten sie zusammengesessen und erzählt. Als Kaya dann gehen musste, war Koulin recht betrübt gewesen.

Der Junge grinste Kaya über beide Ohren an.

„Dich hier zu sehen hätte ich jetzt am allerwenigsten gedacht. Koulin bestimmt auch nicht.“

„Wer weiß ob er sich noch daran erinnert?“, gab Kaya augenzwinkernd zurück, „Schließlich leiden ja in letzter Zeit viele unter Gedächtnisverlust.“

Dann rannte sie los, denn sie wollten ja zum Platz und die Ansprache begann sicherlich gleich. Zeit für Erinnerungen gab es später noch genug. Die anderen beiden folgten ihr.

Auf dem Platz herrschte schon großes Gedränge. Die Gaukler und Krieger hatten ihre Darbietungen unterbrochen und auch viele Händler hatten ihre Stände zusammengepackt um zuzuhören. Kaya kämpfte sich bis nach vorn durch. Dort sah sie sich nach Mena und Karel um, die neben ihr ankamen. Rechts neben ihr stand, wie es der Zufall wollte, Koulin. Vorsichtig tippte sie ihm auf die Schulter und der Junge mit den Bernsteinaugen sah sich genervt um. Er sah das Mädchen mit einem angespannten Gesicht an und wollte schon fauchen, was denn los sei, da drückte sie ihm eine Brosche in die Hand und flüsterte:

„Alles Gute zum Geburtstag, Koulin.“

Er sah sie perplex an und fragte sich, woher dieses Mädchen seinen Namen kannte und woher sie wusste, dass er heute Geburtstag hatte.

„Woher…?“

„Später.“, erklärte sie leise und deutete nach vorn. Dort erschien ein junger Mann, der Ähnlichkeit mit Koulin hatte. Das war das Erste was sie erkannte. Das Zweite war, dass sein Charakter sich wahrscheinlich sehr von Koulin‘ s unterscheiden würde. Das sah man in seinen Augen und seinen Bewegungen.

Am Rande bemerkte sie, wie Koulin‘ s Gesicht sich verhärtete, als er seinen Bruder in voller Rüstung und vollkommen selbstsicher vor die Menge trat.

Nachdem endlich Ruhe auf dem gesamten Platz herrschte, begann Garant zu sprechen:

„Leute aus Tanuan und aus anderen Städten, die ihr euch hier aufhaltet! Seid mir gegrüßt. Ich weiß, ihr habt in letzter zeit Schlimmes durchgemacht. Die vielen Beben und nun auch noch der Tod von unserem Stadtherrn. Dies alles hat viel Leid gebracht, aber, Leute, das wird nun ein Ende haben! Denn der neue Stadtherr wurde vom Rat gewählt und er steht hier vor euch!“

„Garant ist der neue Stadtherr?“; flüsterte Karel und Koulin brummte missmutig:

„Ich will nicht wissen wie er das gemacht hat.

„Und wisst ihr, was ich als erste Amtshandlung tun werde?“, sprach der junge Mann mit den kalten schwarzen Augen weiter, „Ich werde dem Nordland den Krieg erklären! Jawohl, das werde ich! Denn all die Beben kamen vom Nordland aus. Das ist bewiesen. Deshalb wird es Krieg geben! Die Nordländer haben uns lange genug mit diesen fürchterlichen Beben gequält, jetzt werden wir sie mit dem Tod quälen!“

Der Großteil der Menge brach in aufgeregte Rufe aus. Manche schlossen Garant‘ s Meinung an, andere waren dagegen. Der Stadtherr hob die Hand und wartete auf Ruhe.

Kaya währenddessen musste sich beherrschen, nicht die Geduld zu verlieren. Was schwafelte der da oben denn zusammen? Er wusste doch noch nicht einmal wer die Nordländer waren. Niemand wusste das. Und da will er den Krieg erklären? Wem? Und – warum? Wurde er von jemandem dazu angestiftet? Wenn ja, von wem?

All diese Fragen warfen immer noch mehr Fragen auf, sodass Kaya bald energische den Kopf schüttelte um sie loszuwerden. Als Ablenkung band sie ihr Lederband vom Arm, band ihre Haare im Nacken zusammen und strich sich die restlichen Haare mit einer schnellen Bewegung hinter die Ohren.

Aus der Menge rief jemand:

„Und was ist mit den Waldmenschen? Werden sie mitkämpfen? Wenn ja, auf welcher Seite?“

„Diese Wäldler haben sich mit dem Feind verbündet! Wir müssen daher gegen sie kämpfen. Das weiß ich aus einer sicheren Quelle.“

Kaya knurrte auf und biss sich auf die Lippen, um nicht vor Entrüstung loszuschreien. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Die Waldmenschen und Nordland? Ha! Wohl eher Garant und Nordland.

Karel und Koulin waren verwirrt. Die beiden Jungen wussten nicht, was sie davon halten sollten, hatten sie doch gelesen, dass die Waldmenschen einen alten Hass gegen das Nordland hatten. Warum also sollten sie sich verbünden?

Koulin wollte gerade nach Garant‘ s „Quelle“ fragen, als ein wütender Schrei die Stille unterbrach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  blacksun2
2008-01-23T15:20:20+00:00 23.01.2008 16:20
war ein schönes Kapitel, insbesondere die Landschaftsbeschreibung auf den Weg zur Stadt haben mir besonders gut gefallen

aber ich könnt mir vorstellen, Faruna ist etwas enttäuscht, denn eigentlich hatte Kaya ihr ja versprochen ihr am Morgen zu sagen, warum es ein guter Tag ist um in die Stadt zu gehen
mmh, ich nehme mal an das Koulin (is ja sein Geburtstag) dieser Grund ist (wer weiß ^^)
brr, mit kalten Wasser waschen, das wäre nichts für mich
das Schwert Halcarnad? *grübel* Garant hatte doch auch ein sehr wertvolles Schwert, ob es das war?, na dann würde es sehr schwer für Kaya werden es zu bekommen

bin schon sehr gespannt wie es weitegeht, vor allem wer da so wütend geschrien hat . . .


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