In den Fängen des Feindes

Kapitel 1

Tiefe Dunkelheit umfing Seth, als jemand seinen Namen rief und ihn schüttelte. Es dauerte eine Weile, bis er sich durch die watteartige Besinnungslosigkeit zurück zum Bewusstsein gekämpft hatte. "Was ist los?", fragte er blinzelnd und sah sich um.

Er befand sich zusammen mit Melosa, Erik und Kara in einer Art Gefängniszelle. "Wo sind wir?", wollte er wissen; waren sie nicht eben noch auf einer Lichtung gewesen?

Wir befinden uns in Brackus' Kerker. Nachdem uns Malco und Flinch bei unserer Rast überrumpelt haben.", antwortete melosa und strich Erik eine Haarsträne aus dem Gesicht. Der Erfinder lag bei ihr und Mel hatte seinen Kopf auf ihren Schoß gebettet, damit er zumindest etwas bequemer lag. Seth konnte nichts gegen seine aufwallende Eifersucht tun, als er sah wie liebevoll sie ihn behandelte. Er war schon in Melosa verliebt, seit sie beide 8 Jahre alt waren, hatte es ihr aber nie gesagt. Und dann vor 5 Wochen hatte Erik sich an Mel ran gemacht und ihr Herz erobert.

Er wand sich von den beiden ab und sah zu Kara, die in der hintersten Ecke auf einer Pritsche saß. Man hatte ihr ihre Laufschienen abgenommen, so dass sie jetzt kaum etwas tun konnte. "Kara?"

Mir geht es gut, Seth!", meinte die Jüngste der Di-Gata Defenders, aber man konnte ihr Unwohlsein deutlich in ihrer Stimme hören. Seth stand auf und ging zu ihr. Als er sich neben sie setzte, kuschelte sie sich an ihn an. Ohne ihre Laufschienen war Kara fast vollkommen Wehrlos, weswegen sie für jeden Schutz dankbar war, den sie bekam.

„Hat jemand eine Idee wie wir hier wieder heraus kommen?“, fragte Seth, aber ein Blick in die Runde ließ ihn jede Hoffnung aufgeben. Sie saßen ganz tief in der Tinte. Erik war noch immer bewusstlos, Melosa kümmerte sich um Erik und Kara war nicht mal in der Lage zu Laufen.

So verging einige Zeit, ohne dass jemand etwas sagte. Dann wurde die Zellentür geöffnet und Flinch und Malco standen im Türrahmen. „Hey, Seth, Lord Brackus will dich sehen!“, spöttelte Flinch. „Dann soll er seinen Hintern hier her schieben!“, giftete Seth zurück; er würde sich keinen Millimeter von Kara weg bewegen. „ich fürchte, du hast keine andere Wahl!“, ölte Flinch und ging zu Seite, damit Malco in die Zelle reinkommen konnte. Das tat der Hyne dann auch und stapfte auf Seth zu, der sofort aufsprang und in Kampfstellung ging. Überraschend schnell war Malco an Seth heran und versetzte dem Defender einen Schlag der ihn aus dem Gleichgewicht brachte und stürzen ließ. Sofort sprang Seth wieder auf, fing sich aber unmittelbar darauf einen zweiten Schlag. Dann packte Malco ihn am Arm und zerrte ihn unsanft aus der Zelle. Melosa sprang auf um ihm zu helfen, wurde aber von Malco mit einem Schlag zur Seite gefegt.

„Hey!“, schrie Seth als er sah wie Malco mit Mel umsprang und versuchte sich aus dem eisernen Griff des Hynen zu befreien, was aber nur zur folge hatte, dass sich die Finger des Hynen noch fester um seinen Arm schlossen und ihm fast den Arm brachen.

Dann war Seth schon aus der Zelle raus und hörte wie die schwere Tür zurück ins Schloss fiel und verriegelt wurde, als Malco sich in Bewegung setzte und Seth hinter sich her durch einen dunkeln Gang schleifte. Flinch holte zu ihnen auf und ging grinsend neben ihnen her.

„wie fühlt man sich, wenn man seinem Feind auf Gedeih und Verderb ausgeliefert ist?“, wollte der Forscher wissen. Seth antwortete mit Schweigen und einem grimmigen Blick. Er war der Anführer der Di-Gata Defenders, schon aus diesem Grund konnte und wollte er dem viel kleineren Wissenschaftler nicht die Genugtuung geben und nervös werden. Flinch lachte dreckig, was Seth ein wütendes Schnauben entlockte.

Nach einen, wie es Seth vorkam, endlos langen Marsch durch die Festung des Feindes, blieben sie vor einer schwarzen Tür stehen. Flinch klopfte an und fast augenblicklich forderte sie eine bekannte Stimme auf, einzutreten.

Als sie den Raum betreten hatten, schloss Flinch die Tür und Malco ließ Seths Arm los, der schon ganz taub war.

Seth sah Malco böse an und rieb seinen Arm um das Kribbeln los zu werden. Dann sah er sich im Raum um. Alles war sehr dunkel gehalten, dunkle Wände, dunkle Möbel, dunkle Deckenvertäflung, dunkle Vorhänge und ein dunkler Teppich. Alles in allem fand Seth den Raum nicht sehr einladend, eher abweisend und ungemütlich.

„Ah, willkommen Seth!“, drang die Stimme von vorhin an Seths Ohr. Der Defender schnaubte verächtlich, als er die Gestallt erkannte, die vor dem Fenster stand und ihm den Rücken zukehrte. „Brackus!“, zischte Seth.

„Ach wie schön! Der große Anführer der ach so großen Di-Gata Defenders erinnert sich an mich!“, spottete Brackus und ging an seinem Schreibtisch. Auf sein Zeichen hin, schobt Malco den etwas überraschten Seth zu einen Stuhl und drückte ihn hinein. Flinch kam sofort angeschlichen und fixierte die Arme des Defenders mit breiten Lederriemen an den Armlehnen.

Brackus hatte das alles belustig mit angesehen. Da von dem Gefangenen nun keine Gefahr mehr ausging, schickte er Malco und Flinch raus. Er wollte Seth in ruhe „Verhören“.

„Was willst du von mir?“, fauchte Seth. Brackus setzte sich vor ihm auf die Schreibtischkannte und sah ihn an. „Gut dass du direkt darauf zu sprechen kommst, mein Junge!“, lachte er, „ich will dir ein Angebot machen, dass du besser nicht ablehnen solltest!“ Seth knurrte. „Egal was es ist. Vergiss es!“, fauchte er und stemmte sich mit aller kraft gegen seine Fesseln, konnte sich aber nicht befreien. Nun sah ihn Brackus mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht an. „Das würde ich an deiner Stelle nicht sagen, Seth, immerhin geht es um deine Freunde!“ Seth hielt inne und sah den Mann an. „Was hast du mit ihnen vor?“, verlangte er zu wissen. Brackus grinste Kalt: „Nun, das hängt ganz allein von dir ab, Seth!“ Der Defender schluckte kurz, fixierte dann den Vizekommandant der Infinis. „Was willst du?“, fragte Seth mit einem leisen knurren. „Ich will dich Seth!“, antwortete Brackus: „Diene mir als mein Sklave und im Gegenzug werde ich deine Freunde weder umbringen noch die süße kleine Kara an Nazmul ausliefern!“ Seth sah Brackus fassungslos an. „D-das ist nicht dein ernst!“ Das konnte er nicht ernst meinen. Brackus stieß sich von der Tischkannte ab und ging um Seth herum. „Und ob das mein Ernst ist Seth!“ Er legte ihm die Hände auf die Schultern.

„Fass mich nicht an!“, fauchte Seth und schüttelte die Hände des Mannes ab. Der Wiederum krallte seine Hände in Seths Haare und riss ihn nach hinten. „Such es dir aus, Seth! Entweder deine Freiheit oder das Leben deiner Freunde. Du hast die Wahl!“, knurrte Brackus in sein Ohr. Dann ließ er ihn los und rief Flinch und Malco zu sich. „Bringt ihn zurück in seine Zelle! Kein Wasser, keine Nahrung! Bin mal gespannt wie lange er seinen Dickkopf behält!“ Sofort stapfte Malco zu dem gefangenen und schlug ihn nieder...