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Gi Yu Jin Rei Shin Meiyo Chuu

Aufrichtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Ehre, Treue
von

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Kapitel 1
 

Der Mond schien über Tokyo, tauchte die Dächer in silbernes Licht. Eine friedliche Stille lag über der schlafenden Stadt und nichts regte sich außer den Nachtfaltern, die an den Laternen der Hauptstraße klebten, und den Zweigen der Weiden im Wind.

Müde und leicht angetrunken stapfte Sanosuke durch die leeren Straßen in Richtung Kamiya Kasshin Dojo zurück. Es war vier Uhr morgens. Er hatte bis eben mit seinen Freunden um die Rechnung des Abends gewürfelt und weder gewonnen noch verloren. Immerhin war die Flasche Sake umsonst gewesen, auch wenn er das Essen wieder einmal hatte anschreiben lassen müssen. Insgesamt war es ein ganz passabler Tag gewesen, nur eine richtige Klopperei hätte noch gefehlt...

„Hilfe!“

Sanosuke blieb stehen. Eine leise Stimme... hatte er sich verhört? War das ein Hilferuf?

„Nein, Hilfe! Hör auf!“

Kein Zweifel. Sanosuke straffte sich, spuckte die Fischgräte aus, die er zwischen den Zähnen gehalten hatte und rannte los. Der Alkohol war wie weggeblasen. Wieder die Stimme, sie kam von links, aus der Gasse... er lugte um die Ecke.

„Kuso!“, fluchte er leise. Eine Uniform, aber keine japanische. Sie wurde von einem großen bulligen Mann getragen, der Sanosuke überragte und ihm den Rücken zugekehrt hielt. Seine Aufmerksamkeit war auf etwas vor ihm an der Wand gerichtet, das aussah wie eine kleine Frau. Sie wehrte sich.

„Nimm deine Finger weg, du dreckiger...!“, schrie sie wieder, doch diesmal auf Ausländisch. Sanosuke hatte keine Ahnung, was sie da von sich gab, doch allein diese offensichtliche Szenerie machte ihn wütend. Seine Hände ballten sich zu stahlharten Fäusten. Hier in Japan vergriff sich niemand so leicht an einer Frau, wenn Sagara Sanosuke in der Nähe war. Nicht einmal ein Ausländer. Außerdem hatte er heute noch keinen anständigen Kampf gehabt, und der hünenhafte Ausländer versprach, die Sache interessant zu machen.

„Hilfe!!“ Die Frau zappelte und schlug um sich.

„Hey! Du Krautskopf!“, schrie Sanosuke und schritt drohend auf die beiden zu. Unwillig wandte ihm der Riese besagten Kopf zu. Er hatte ein feistes, eckiges Gesicht und einen dicken hellbraunen Schnurrbart. Und – was Sanosuke freute – er war wütend.

„Was?“, knurrte er. „Verschwinde!“ Der Akzent war deutlich. Bestimmt war das ein Europäer.

In den weit aufgerissenen Augen der Frau glomm jähe Hoffnung auf. „Bitte helft mir!“, rief sie flehentlich.

Sanosuke lächelte gefährlich. „Das ist aber nicht die feine Art, mit einer Dame umzugehen.“ Eine Schrittlänge vor dem Fremden blieb er stehen, die Muskeln gespannt, eine Hand in die Hüfte gestemmt. Gleich würde es losgehen!

„Was sagst du?“, blaffte der Kerl, der offensichtlich kein Japanisch verstand. Dabei hielt er die Frau, die sich zu befreien versuchte, mühelos fest.

„Lass sie los!“, forderte Sanosuke, wies auf die Frau und hob die Faust, damit auch dieser Dummkopf es kapierte.

„Misch dich nicht ein, du Affe!“, schnauzte das Kraftpaket und gab Sano einen Stoß gegen das Brustbein. Zumindest war das die Absicht. Sanosuke hatte zwar nicht verstanden, was der Ausländer da in seiner Sprache von sich gab, aber es hatte nicht geklungen wie „Gomen nasai“. Er fing den Stoß locker mit der Hand auf, holte aus und verpasste dem Fremden einen Kinnhaken, bevor dieser auch nur einen Ton von sich geben konnte. Ein leicht matschiges Geräusch zeugte von Zerstörungswerk der Faust. Von der Wucht des Schlages hochgehoben und zwei Schritte nach hinten geworfen taumelte der Soldat gegen die Wand und hielt sich überrascht und schmerzerfüllt den Kiefer. Grinsend stand Sano über ihm. „Das war nur zum Aufwärmen.“ Er schlug die Fäuste aneinander, dass es knackte. „Lass die Frau in Ruhe, oder ich werd richtig sauer!“

Der Fremde hatte sich rasch wieder erholt. Man sah deutlich, dass er nicht verstand was Sanosuke von ihm wollte, doch er schien nicht gewillt sich belehren zu lassen, im Gegenteil. Sein breites, kantiges Gesicht war wutverzerrt, ganz abgesehen von dem entstellenden Kinnhaken, und er schien ebenfalls betrunken zu sein. Seine dicken Fäuste hoben sich. Sano freute sich, der Kerl schien tatsächlich einiges auszuhalten. Jetzt konnte der Kampf erst richtig losgehen! Doch da stieß die Frau hinter ihm einen wütenden Schrei aus. Sano erstarrte, ihm rutschte das Herz in die Hose und ließ seinen Kopf blau werden... wütend? Wieso war sie wütend? Bevor er sich völlig überrascht zu ihr umdrehen konnte, hatte sie ihn auch schon zur Seite gestoßen, war vorgesprungen und rammte ihrer unliebsamen Bekanntschaft mit voller Wucht die Faust aufs Auge.

Der Soldat brüllte und fluchte vor Schmerz und Überraschung und hielt sich sein blaues Auge. Der Angriff auf den Japaner war für den Augenblick vergessen.

Sanosuke stand da... die Fäuste geballt... bereit zum Gegenangriff... war ihm da gerade etwa eine FRAU zuvorgekommen? Doch sein Selbstbewusstsein hatte nicht lange genug Zeit, das zu verarbeiten und entsprechend zu sinken, denn der Ausländer hatte eine beachtliche Widerstandskraft. Der Schlag der Frau hatte ihn nur noch wütender gemacht und Sano ging in Stellung.

„Jawoll! Komm her wenn du noch ein paar Dellen in den Knochen willst!“ Er schlug zu, wich aus, ließ einen Hagel wohlgezielter Hiebe auf den Brustkorb seines Gegners niedergehen und trat zurück.

Der Riese schwankte und fiel schwer gegen die Wand. Die gab ein unschönes, bröselndes Geräusch von sich, vielleicht war es aber auch der Rücken des Fremden.

Sanosuke wunderte sich, dass der Kerl überhaupt noch stand. Jeder andere hätte nach diesem Hagel von Schlägen die Geister singen gehört. Konnte das an Sanos schlechter Form liegen? Nein, bestimmt nicht. Doch dann lachte er, als ihm der Grund aufging. Er hatte aus Ehrgefühl gegenüber seinem Mitstreiter seine Kraft zurückgehalten. Grinsend drehte er sich zu der Frau um.

„Jetzt gib ihm den Rest!“

Die Frau gab keine Antwort. Aus ihren kalten, zornigen Augen liefen ihr Tränen übers Gesicht. Sie holte tief Luft und es gelang ihr, sich unter Kontrolle zu bekommen und aufzurichten. Mit geradem Rücken und erhobenem Kopf trat sie auf den stöhnenden Soldaten zu. Ihre Stimme war kühl und herrisch, als sie in ihrer fremden Sprache auf ihn herabredete.

Sanosuke rollte die Augen. Natürlich... Das war ja schließlich eine Frau, warum sollte sie ihn verprügeln?

Doch der Mann lachte, was allerdings nur als gurgelndes Geräusch an seinem verschobenen Unterkiefer vorbeikam. Was er dann sagte, klang höhnisch, berechnend, ganz so wie Sanosuke es von diesen „Schwarzen Rittern“ aus Deutschland kannte, die auf der Suche nach dem göttlichen Heilmittel gewesen waren. Er zweifelte nicht, dass der Kerl die Frau ebenfalls geschlagen hätte, wenn er jetzt nicht zusammengefaltet an der Wand hängen würde.

Die beiden stritten sich hin und her und Sano wurde es lang, weil er kein Wort verstand. Außerdem riefen die Nachbarn schon nach Ruhe und jeden Moment konnte die Polizei auftauchen. Komisch, dass die bei dem Lärm nicht schon längst...

Jetzt schrie ihn die Frau an. Mit einer heftigen Bewegung deutete sie die Gasse hinunter, scheinbar forderte sie ihn auf zur Hölle zu fahren.

„Ja, los verschwinde!“, pflichtete Sanosuke ihr bei. Er wollte hier weg. Die beiden drehten sich zu ihm um, er wütend, die Frau leicht konsterniert, überrascht.

„Los, troll dich, du Kleiderschrankgesicht! Oder meinst du ich warte hier bis die Politessen aufkreuzen und lass mich wegen dir einlochen!“

Als hätte er sie gerufen, ertönte eine Trillerpfeife ganz in der Nähe.

„Scheiße!“, fluchte Sanosuke und trat auf den Soldaten zu mit der Absicht, ihn endgültig k.o. zu schlagen, damit die Frau in Sicherheit war bis die Polizei antanzte. Doch in dem Moment drehte sie sich um und rannte davon...!

„Oi!!“, rief Sano ihr nach. Ein Danke wäre vielleicht nicht schlecht gewesen? Zu seiner noch größeren Überraschung drehte sie sich auf seinen Ruf hin wieder um, packte ihn am Handgelenk und zog ihn mit sich fort.

„H-Hey!“

Das schien den fremden Soldaten nun vollends aus der Fassung zu bringen. Scheinbar letzte Kräftereserven mobilisierend stieß er sich aus seiner gebückten Stellung ab, zog eine Art Schwert und schlug damit nach Sanosuke. Dieser riss die Augen auf und sprang gerade noch rechtzeitig zurück... und wäre beinahe von der Frau umgerissen worden, die gleichzeitig an seinem Arm zerrte. Waren die vollkommen verrückt?

Ausländer...

„Was ist hier los?!“

„Da sind sie!“

„Eine Schlägerei!“

„Er versucht mit einer Geisel zu entkommen! Ihnen nach!“

„Kuso!“, fluchte Sano von Herzen und setzte sich in Bewegung. Sie rannten zum Ende der Gasse.

„Schnell!“, rief die Frau. Sie erreichten die Hauptstraße und den Fluss. „Wohin?!“

Sanosuke machte sich los und ergriff ihren Arm. „Da lang!“ Sie konnte ganz gut zuschlagen – hoffentlich konnte sie auch rennen. Sie eilten den Fluss hinunter, über die Brücke, die Polizei immer dicht auf den Fersen. Bis zum Dojo war es nicht mehr weit, aber durch das Warnsystem der Trillerpfeifen würden sie bald von allen Seiten umzingelt sein.

Sanosuke entdeckte eine scheinbar nur angelehnte Tür. Unversehens packte er die Frau, schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter ihnen. Es war stockdunkel. Er lauschte... ihr keuchender Atem, sein rasender Herzschlag; Trillerpfeifen... Stimmen. Schritte. Sie kamen näher. Hoffentlich hatten sie keine Hunde bei sich! Vor der Tür...!

„...dalang gelaufen!“

„Nach Osten!“

Sanosuke hielt den Atem an.

Einen Moment lang war noch das Stimmengewirr zu hören, dann wurde es leiser. Die Polizisten entfernten sich. Wieder hörte er nur sein eigenes leises Keuchen und das der Frau neben sich, etwas fahriger. Endlose Minuten standen sie so in der Stille und warteten.

„Was ist denn das für ein Lärm mitten in der Nacht...?“, fragte eine verschlafene Stimme hinter ihnen. Sie fuhren herum und sahen den Schein einer Laterne durch die Shoji heranschwanken. Sano packte die Frau am Arm...

„Halt! Wer ist da?“ Die Tür ging auf. Sie stürzten auf die Straße zurück. Zum Glück waren keine Polizisten mehr da. Sanos Glück war heute überhaupt recht wankelmütig gewesen. Wenn sie jetzt wenigstens kein Pech hatten...

Kurze Zeit später erreichten sie den Kamiya Kasshin Dojo und schlossen erleichtert und völlig außer Atem die Tür hinter sich.

„Du kannst ganz schön schnell rennen, Miss“, meinte er. Erschöpft lehnten sie sich gegen das Holz. Er grinste und hob den Daumen, nur für den Fall dass sie nicht verstand was er sagte. Sie nickte und machte auch erstmal Pause.

Jetzt erst hatte Sanosuke Zeit, die Gerettete richtig anzuschauen. Sie war gar nicht so klein, nur im Vergleich mit diesem Brocken hatte sie so schmächtig gewirkt. Sie reichte ihm bestimmt übers Kinn. Wenn nicht sogar bis zur Nase... Obwohl der schiefe Strohhut das natürlich verfälschte. Ein paar Strähnen hellen Haares waren ihr durch den schnellen Lauf aus der Frisur gerutscht und schwebten neben ihrem Gesicht. Ihr Gewand war wohl gelb, hatte ziemlich viele Rüschen und Sano fand, dass sie Tae vom Akabeko damit ähnlich sah. Eben wollte er die Schuhe in Augenschein nehmen, da machte sie den Mund auf.

„Ist das ein Versteck?“, fragte sie leise, während sie die Gebäude, den Wäscheständer und den Garten betrachtete. Jetzt war er wieder überrumpelt. Die konnte tatsächlich Japanisch! Oder?

„Nein... ich wohne hier“, antwortete er knapp. Dann fiel ihm auf, dass er sie immer noch anstarrte und schaute sofort weg. Gut, dass nur der Mond schien und sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Er träumte das doch nicht etwa, oder? Was für ne irre Sache!

„Sag mal“, begann er, besann sich dann jedoch eines besseren. Vermutlich verstand sie ihn doch nicht richtig. Er versuchte es anders: „Ja-pa- nisch?“, fragte er langsam.

Die Frau sah ihn groß an. „Japanisch?“, fragte sie.

Sanosuke ächzte. Er konnte kein einziges Wort in einer anderen Sprache. „Sprichst du Ja-pa-nisch?“, versuchte er es deshalb nochmal.

Sie lachte. „Ja, ich lerne Japanisch.“ Sie stieß sich von der Tür ab und sie standen sich gegenüber. Plötzlich streckte sie ihm die Hand hin und er wollte schon in Angriffsstellung gehen. Man wusste ja nie...

„Mein Name ist Melanie. Baumgart Melanie. Ich freue mich Euch kennen zu lernen.“

„E-E-Ebenso...“ So förmlich, da fühlte er sich gleich noch unwohler. Und wollte sie, dass er ihr einen Handkuss gab?! Angeblich machten die das ja in Europa so, zumindest in den Theaterstücken. Vielleicht war sie Schauspielerin... Diese Person verwirrte ihn total.

„Oh, kennt Ihr das nicht? Zur Begrüßung geben wir uns die Hand.“

„Ach...“ Er bewegte sich immer noch nicht. Sie lächelte. „Gib mir deine Hand...“ Er streckte eine vor und sie nahm sie und drückt sie sie herzlich.

„Sagara Sanosuke“, sagte er hastig, als ihm einfiel warum sie das ganze hier machten.

„Es freut mich. - Alles in Ordnung?“ Sie hatte wohl seine Verwirrung bemerkt.

„Nichts, nichts...“ Er war so ein Trottel. Das war doch bloß eine Ausländerin!

„Ich könnte mich auch verneigen, aber ich glaube die meisten Japaner finden das bei einer Ausländerin lächerlich...“

„Also, Miss“, unterbrach er sie.

„Melanie.“

„Meranii...was sollte das eben?“

„Das eben?“

Er kam näher und sah ihr in die Augen. „Du wolltest nicht, dass die Polizei dich sieht. Wieso?“

Sie schwieg und erwiderte seinen Blick kalt.

„Hast du was ausgefressen?“

„Was? Ich? Nein!“, widersprach sie heftig.

„Ja, du“, gab Sano zurück. „Warum hast du den Kerl nicht der Polizei übergeben und bist abgehauen?“ Er wusste nicht, ob er diese merkwürdige Frau bei sich behalten wollte, noch dazu wenn sie von der Polizei gesucht war...

Kalte Wut glomm in Melanies Augen auf. Sie hob die Hand, zog einen Ring vom Finger und gab in Sanosuke. Fragend und ein wenig skeptisch nahm er ihn und hielt ihn ins Licht. Ein großer Stein glitzerte in der Mitte. Der war bestimmt ein Vermögen wert. Argwöhnisch sah er sie wieder an.

„Hast du den mitgehen lassen?“

„Wenn du meinst, dass ich ihn gestohlen habe, dann nein. Das ist ein Verlobungsring.“

„Ein Verlobungsring...“ Sano erinnerte sich an die Geschichte mit Kenshin und Kaoru und dem Ring im Katzenfisch. Seitdem stand er Verlobungsringen nicht besonders wohlgesinnt gegenüber.

„Major Schätzler ist mein Verlobter.“

„Mayoo shetsu...?“ Er bekam einen Knoten in der Zunge.

„Major Schätzler. Vor drei Wochen kamen meine Eltern nach Tokyo und stellten mir diesen... diesen Walfisch vor, der mich heute so überfallen hat. Heute Abend war die Verlobungsfeier... ich wollte vorher schon weglaufen, aber sie haben mich zu Hause eingesperrt.“

Sanosuke zog die Augenbrauen hoch.

„Was ist?“, fragte sie prompt.

„Nichts...“ Er tat, als würde er den Ring betrachten. Vielleicht war das mit der „japanischen Höflichkeit“ doch kein Klischee... Sowas würde sich doch höchstens die kleine Misao erlauben! Ja, wenn er's recht bedachte, nicht einmal die...

„Nach deutschem Gesetz wird mit der Hochzeit die Frau das Eigentum des Mannes. - Ich akzeptiere das nicht. Ich werde mich nicht zur Puppe dieses Lüstlings machen und nach Deutschland zurückbringen lassen, nur des Geldes wegen.“ Melanie hatte die Arme verschränkt. Ihre Stimme klang aufrecht und entschlossen, was Sanosuke merkwürdigerweise davon abhielt, sich über dieses störrische Mädchen lustig zu machen, das nicht wusste was gut für sie war. Sie strahlte einen Kämpfergeist aus, eine Sehnsucht nach Freiheit. Ganz und gar nicht wie eine Frau. Er ertappte sich dabei, wie er Respekt vor ihr bekam.

Aus Deutschland kam sie also.

„Und deine Eltern?“, fragte er forsch.

Sie schnaubte. „Mein Vater hat mich vor drei Jahren hierher geschickt, weil er meine Schule und meine Mahlzeiten nicht mehr bezahlen wollte. Alles Geld steckt er in seine Firma. Jetzt haben sie Schulden, und ich soll diesen Schätzler heiraten, damit er die Mitgift auch noch haben kann.“ Sie starrte ihn an und schien bereit, sich zu verteidigen, nur für den Fall dass er ihr widersprechen wollte.

Drei Jahre lang lebte sie schon hier! Aber bestimmt nicht alleine... interessant. Sanosuke dachte nach. Kenshin wüsste sofort, was das beste für diese... wilde Frau wäre, aber der schlief ja Gott sei Dank friedlich... vermutlich. Man konnte nie wissen, was der hörte. Er wusste meistens schon, wer vor der Tür stand, bevor es überhaupt geklopft hatte.

„Danke“, sagte Melanie lächelnd, und ihr Gesichtsausdruck war auf einmal weich, „danke, dass Ihr mich gerettet habt. Die meisten Japaner sehen weg, wenn man wirklich Hilfe braucht.“ Sie verneigte sich.

„Naja, da scheinst du aber an die falschen geraten zu sein.“ Trotzdem lächelte er stolz. Es sah wirklich ein wenig seltsam aus wenn sie sich verbeugte. „Normalerweise sind die Japaner nicht so!“

„Dieser Schätzler hat schon ein paar mal versucht, aufdringlich zu werden. Uuh...!“ Sie schüttelte sich vor Ekel und Widerstreben.

„Dann kann ich das verstehen.“ Sie sah zu ihm auf. „Mit so einem dicken Ausländer würde sich keiner anlegen“, erklärte er. „Das bringt nur Ärger.“

„Ja...“, gab sie zu und ihr Blick wurde besorgt. „Ich hoffe, ...du kommst wegen mir nicht in Schwierigkeiten.“

Er blinzelte einen Moment überrascht. Dadurch dass sie die höfliche Anrede weggelassen hatte, war sie ihm plötzlich viel näher. Sollte er das jetzt gut finden oder nicht...?

„Ach was!“, murmelte er, bevor er selber merkte wie leise er klang. „Mir ist langweilig, wenn ich mich nicht prügeln kann!“ Er hob seine Faust und spannte die Armmuskeln.

Ein seltsames Funkelt trat in ihre Augen, ansonsten zeigte sie sich unbeeindruckt.

„Aber er ist immerhin Major. Seine Familie ist reich und mächtig...“

„Soll das was heißen? Ts!“, machte Sanosuke verächtlich und schlug die Fäuste aneinander. „Dieser Shetsu ist ein schmieriger Großkotz. Aus sowas mach ich vor dem Frühstück eine Schleife. Der soll nur nochmal hier aufkreuzen...“

„Ja!“ Sie lachte, ballte ebenfalls die Faust und warf der Tür einen drohenden Blick zu, bevor sie Sanosuke wieder ansah. „Wirst du mir helfen?“

Er überlegte. Sie sah nicht aus wie jemand, der sich allein in Tokyo oder irgendwo fürchten würde, aber er hatte trotz allem seine Zweifel, dass ihre Verteidigung standhielt.

„Du kannst nicht nach Hause, richtig?“

„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich werde nicht nach Hause gehen, solange dieser Unmensch auch nur einen Fuß über unsere Schwelle setzen darf!“

„Hast du niemanden sonst? Wo hast du gewohnt, wenn du seit drei Jahren hier bist.“

„Bei meinem Onkel in Yokohama.“

Er seufzte. „Das ist zu weit. Am besten bleibst du hier, erstmal bis morgen.“

Sie lächelte nicht, sah aber dankbar aus. Die Müdigkeit schien sich nun doch bemerkbar zu machen. In zwei Stunden wurde es schon hell. „Ist das dein Haus?“, fragte sie.

„Ts! Schön wärs. Das ist der Kamiya Kasshin Dojo, der gehört Kamiya Kaoru. Ich bin nur Untermieter. Morgen fragen wir Kenshin, wie's weitergehen soll.“ Er hielt ihr den Ring hin. Nach kurzem Überlegen nahm sie ihn und steckte ihn wieder an den Finger.

„Macht dir das keine Schwierigkeiten?“

„Nö. Aber mach leise.“

„Gut“, flüsterte sie. „Aber... Kenshin...-san? Wer ist das?“ Sie schlichen auf das Haus zu.

„Das ist Kaorus Ehemann“, flüsterte Sanosuke zurück. „Pschscht.“

Leise zogen sie die Schuhe aus und schlichen sich in Sanosukes Zimmer. Alles blieb ruhig, niemand hatte sie bemerkt.

„Kusoo...“, raunte er, „die Futons sind bei Kaoru im Zimmer und ich hab nur einen!“ Im schwachen Mondschein faltete er ihn auseinander, während Melanie die Shoji hinter sich zuzog. In was war er da nur hineingeraten... er allein mit einer Ausländerin in einem Zimmer und nur ein Futon. Er grinste... aber es verging ihm schnell als er daran dachte wie sie Shetsudings sein Veilchen verpasst hatte.

„Du kannst den nehmen, ich schlaf auf dem Boden.“

„Aber wir können ihn doch teilen.“

„Hä...!?“ Er fuhr herum und starrte sie an.

„Ich meine, du nimmst die untere Decke und ich die obere.“

„A-ach so...“ Die hatte doch nicht etwa gemerkt was er dachte? Er lachte und kratzte sich am Kopf.

„Ehehe... ja, klar...“

Sie klang wirklich nicht so, als ob ihr das leid täte, dachte Sanosuke bei sich. Ärgerlich über seinen Ausrutscher, aber irgendwie amüsiert über diese freche Frau schob er ihr die Decke hin.

„Danke. Ich glaube es ist besser wenn du dich zuerst ausziehst. Mit dem Kleid dauert es immer etwas länger.“

Noch immer zwischen Ärger und Belustigung gefangen schlüpfte er aus seinen Klamotten, wickelte sich in Unterwäsche in die Matraze und drehte sich zur Wand.

„Ok.“

Sollte er kucken? Was sie wohl dazu sagen würde...? Eine Ausländerin... Naja die Frage war eher, was würde Kenshin sagen, und Kaoru, wenn sie sie wachgeschrien hätte. Das ließ seine gute Stimmung ziemlich verfliegen. Obwohl... So wie die ihn anschaute... Ach Blödsinn! Immerhin sprachen sie hier von einer FRAU...

Aber auf der anderen Seite des Zimmers raschelte es ziemlich lange und er wurde zu müde um sich aufzuregen. Endlich war der Futon zu hören.

„Gute Nacht“, kam es von drüben.

„Nacht.“

Das wäre doch gelacht, wenn diese Frau...
 

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2

Kapitel 2
 

„Ken-ni! Ken-ni!“

Ayame und Suzume hüpften vor dem Waschzuber auf und ab.

„Wann bist du fertig?“

„Spielst du mit uns?“

„Also...“, Kenshin lachte gutmütig. „Dann werde ich mich wohl beeilen, ja...“

„Ja!“

„Ken-ni! Schnell weiß waschen! Wir helfen dir!“

„Ja, wir helfen dir!“

Die Mädchen griffen sich jede ein Stück Wäsche und zogen es glatt. „Ganz weiß!“, riefen sie pflichtbewusst.

Kenshin lächelte müde, doch er nahm sich zusammen. „Ganz weiß!“ Schon seit heute morgen schienen ihm Gewichte an den Armen zu hängen, dabei hatte er sich gestern auch nicht mehr angestrengt als üblich. Und krank fühlte er sich eigentlich nicht...

Kaoru kam aus dem Haus geeilt. „Kenshin! Ich muss einkaufen gehen. Wir haben nur noch Nori, Eier und Reis, ich werd was frisches besorgen.“ Den Korb in der Hand, den kleinen Kenji mit einem Tuch auf den Rücken gebunden wollte sie sich schon zum Gehen wenden.

„Kaoru, warte“, rief Kenshin ihr nach, „lass mich das doch machen.“

„Nein“, Kaoru hob den Finger, „ich hab noch eine Verabredung mit Tetsuko-san.“

„Hm...?“

„Jap. Sie will ihren Sohn bei uns in den Dojo schicken. Ein neuer Schüler für den Kamiya Kasshin Ryu! Yosh!“ Sie presste die Fäuste an die Brust und ihre Augen funkelten vor Eifer.

Kenji auf ihrem Rücken sang fröhlich. Kaoru lächelte, langte nach hinten und tätschelte ihn liebevoll.

„Ja ne, Kenshin!“ Sie winkte.

„Ya ne!“, rief der Kleine und winkte, als Kaoru ihn schon zum Tor hinaus trug.

Kenshins Gesicht hellte sich auf. Er winkte seinem Sohn hinterher.

„Ja nee!“ Die Mädchen schwenkten die Arme.

„Oh! Bevor ichs vergesse!“ Kaoru steckte den Kopf noch einmal herein. „Hack bitte Holz, sonst können wir kein Mittagessen kochen!“

Und weg war sie.

„...Oroo?“ Kenshin seufzte tief und ließ den Kopf hängen. Hätte Kaoru ihm nur gesagt, dass sie heute einen Termin hatte... Er hatte ihr versprochen, Megumi-san wegen dem seltsamen roten Fleck an seinem Arm zu fragen und wollte das heute erledigen. Zu dumm. Vielleicht hatte Megumi-san heute nachmittag auch Zeit.

Aber von selbst erledigte sich die Arbeit nicht.

„Ken-ni?“

„Daijoubu?“ (bist du in Ordnung?)

Er hob den Kopf. „Hai! Wir wollen weitermachen, ne?“ Er schrubbte wieder Wäsche über das Waschbrett.

„Kaoru hat dir noch mehr Arbeit gegeben.“ Ayame klang etwas geknickt.

„Ja, ein bisschen Holz hacken“, gab Kenshin zu, „das werde ich wohl noch tun müssen.“

Die Mädchen sahen traurig drein.

„Wieso lässt du das nicht Sano machen?“ Yahiko lehnte an einem Stützbalken des Dojos und hatte die Arme verschränkt. „Der schläft schon wieder den ganzen Morgen, der Faulpelz. Aber zum Mittagessen ist er garantiert wach und schlägt sich den Bauch voll.“

„Ne, Yahiko“, meinte Kenshin abwesend, „Sano hat uns schon oft geholfen, das hat er wirklich.“

„Tss...“ Yahiko schmollte. „Das ist trotzdem ungerecht. Ich hab einen Haufen Arbeit als Schüler im Kamiya Kasshin Dojo und er gammelt hier nur rum.“

„Schüler des Kamiya Kasshin Dojos zu sein ist etwas, worauf man stolz sein kann, wirklich.“

„Hm.“ Yahiko schaute nachdenklich auf das Windspiel, welches unter dem Dachfirst hing. In der warmen Brise schwang es sanft hin und her und klingelte leise.

„Ich geh ihn wecken!“

„Ah, also... Yahiko...“

„Ist immerhin schon fast Mittag.“

„Yahiko.“

Der Junge blieb stehen.

„Vielleicht könntest du Sano bitten, ein bisschen Holz zu hacken.“

„Hehe, geht klar!“ Yahiko grinste und hob den Daumen. Bevor er sich wieder an seine Arbeit machte, würde er diese Schlafmütze aus den Decken werfen! Das war die Prügel, die er dafür beziehen würde, allemal wert.

Auf Socken schlich er sich leise an die Verandatür von Sanos Zimmer. Drinnen war es still. Dieser Sanosuke schlief immer noch! Yahiko kicherte vor sich hin bei der Vorstellung, wie er ihn gleich aus den Federn scheuchen würde. Er würde ihm ein schiefes Liedchen ins Ohr singen, ihm die Nase zuhalten, ihn in die Füße beißen... nein, lieber nicht.

„Iiih...“, murmelte er und schüttelte sich. Aber er könnte es riskieren, auf ihn drauf zu springen... Langsam schob er die Shouji beiseite, still in sich hinein grinsend. Da schnarchte er... Yahiko ging in die Knie und holte schon Schwung, um mit einem Satz auf Sanosuke zu landen. Da bemerkte er, dass ZWEI Leute in dem Raum lagen.

Schliefen, im hellen Sonnenschein...

„Eh?!...!!“ Mit angehaltenem Atem ruderte Yahiko mit den Armen, um nicht auf die Frau zu stürzen und schaffte es gerade so, sein Gleichgewicht zu halten.

Was ging denn da vor. Eine Frau??

Er starrte auf sie hinunter. Sie schlief friedlich und hatte nichts von seinem Gestolpere gehört.

War das... eine Ausländerin? Ihre nackten Arme schauten aus der Oberdecke von Sanosukes Futon heraus. Sie hatte sie nach oben gestreckt und die Füße aus der Decke befreit, weil es so warm war.

Hatte das was zu bedeuten? Yahiko schaute ein paar mal zwischen ihr und seinem Freund hin und her. Eigentlich hätte er sich ja freuen müssen. Endlich konnte er Sano auch mal damit aufziehen, in ein Mädchen verschossen zu sein. Aber wieso hatte er ausgerechnet eine Ausländerin im Zimmer? Er bekam den Blick nicht vor ihr los...

„Huh? Da liegt eine Frau!“ Suzume stand auf den Zehen und spähte über den Rand der Veranda. Von dem Geräusch bewegte sich die Frau, während Sanosuke friedlich weiterratzte.

Yahiko fuhr auf, der Schweiß brach ihm aus. „Psssst!“

Die beiden Mädchen waren auf die Veranda hochgeklettert. „Ooh, ist die hübsch!“, schwärmte Ayame.

Kenshin schaute sich verwundert nach den Kindern um. Nicht, dass er ihnen nicht ihren Spaß gönnte, aber warum sprach Suzume-chan von einer Frau? Er schob einen Unterkimono auf die Stange und ging ebenfalls dorthin.

„Bekommt ihr Sanosuke etwa nicht wach?“

„Kenshin!“ Yahiko war erleichtert. Kenshin wusste bestimmt, was zu tun war.

In dem Moment als Yahiko Kenshins Namen rief, schlug die Frau die Augen auf und sah den Japaner mit den roten Haaren an.

Diesem fielen fast die Augen aus dem Kopf. „O-O-Oro-?“

Sie riss ebenfalls die Augen auf. Sekundenlang starrten sich die beiden nur an. Dann huschte ihr Blick von einem zum andern. Sie fuhr herum und rüttelte Sano.

„Sagara-san!“

Sie hatte eine laute Stimme.

Als Sanosuke protestierte, schmiss sie ihn kurzerhand aus der Decke.

„Au! Verdammt, was soll das!“ Er fuhr auf. „Du...!“ Er sah Kenshin und die anderen dahinter stehen.

„Uwaaaa!!“

Der ehemalige Battousai bekam ein Kopfkissen ins Gesicht.

„RAUS!“

„Äh, Sano...“

„RAUS AUS MEINEM ZIMMER!“ Yahiko flog hinterdrein und Ayame und Suzume ergriffen schreiend die Flucht.

Sanosuke knallte die Shoji zu, dass das Gitter wackelte. „Shit!“

Yahiko rappelte sich auf, Gras in den Haaren und an den Kleidern. „Hey!“ Er rannte zurück, um sich für diesen Wurf zu rächen, aber Kenshin hielt ihn zurück.

Sanos Fluchen war bestimmt noch an der Küste zu hören...

„Verdammt, wieso hast du mich nicht geweckt?“

„Geweckt? Ich bin selber gerade erst aufgewacht... sind das deine Freunde?“

„Das ist egal!!“

„Die spricht Japanisch...!“, raunte Yahiko verwundert.

Kenshin ließ nicht erkennen, was er dachte. Auch er „lauschte“ notgedrungen mit großen Augen, das Kopfkissen in der Hand.

„Du hast mich blamiert!“

„Dich? Du hast mehr Unterwäsche an als ich, außerdem haben wir beide geschlafen...“

„Trotzdem!“

Kenshin lächelte.

„Ich schlage vor, wir sagen ihnen einfach die Wahrheit. Daran ist ja nichts schlechtes. - Hilfst du mir mal?“

„NEIN!“

„Ich kann das Kleid nicht alleine wieder anziehen. - Soll ich deinen Freund fragen, ob er einen Yukata für mich hat?“

„Untersteh dich!“

„Also hilfst du mir?“

Kenshin blinzelte... Er und Yahiko sahen sich an. ...sie waren sich wohl einig.

„Die führt ihn vor...“, murmelte der Junge, noch erstaunter als vorhin.

„Da könntest du recht haben...“

Eine Weile war nichts zu hören außer gelegentlichem Geraschel und Gezurre. Sanosuke grummelte irgendetwas von „kranke Idioten“.

„Au, nicht so fest“, ermahnte ihn die Stimme der Frau.

„Oh, bitte entschuldige dass ich nicht weiß wie man eine Frau anzieht!“

„Deshalb sage ich es dir ja.“

„Grrr....!“

„Uuh...“, Kenshin und Yahiko klebte ein Tropfen hinterm Ohr.

Schließlich raschelte es wieder.

„Warte gefälligst, bis ich auch fertig bin!“

Einen Moment später ging die Tür auf.

„Ooooh...“, machten Suzume und Ayame. Die Frau trug ein langes Kleid aus zitronengelbem Stoff, das reich mit weißen Spitzen verziert war. Die eng geschnittene Taille betonte ihre Figur. Yahiko senkte den Blick mit einem Rotschimmer auf den Wangen.

Die Frau kniete sich auf die Veranda und verneigte sich, bis ihr Kopf den Holzboden berührte. Währenddessen kam ein sehr verstimmter Sanosuke hinter ihr aus der Tür und fläzte sich an einen Balken daneben.

„Wir haben ein ziemliches Durcheinander gemacht“, sagte sie entschuldigend und richtete sich wieder auf. „Mein Name ist Baumgart, Melanie. Sagara-san hier war so freundlich mir gestern Nacht zur Hand zu gehen, als ich in Schwierigkeiten war. Er hat mich hier übernachten lassen. Ich wollte Euch keine Umstände machen, verehrter Herr.“ Sie verneigte sich wieder.

„Ich heiße Himura.“ Kenshin lächelte und verneigte sich ebenfalls. „Himura Kenshin. Es freut mich, dass wir uns kennen lernen.“

„Ja, mich freut es auch.“

Sanosuke verdrehte die Augen. Zu ihm war sie nicht so freundlich. - Na und?! Das war bei Kenshin immer so. Der hatte so einen Charme, dass die Frauen nie frech zu ihm waren.

Dem ehemaligen Battousai ging ähnliches durch den Kopf. Melanies Blick war direkt auf ihn gerichtet. Sie war keine Japanerin, vielleicht hatte sie noch nie einen Asiaten mit rotem Haar getroffen. Aber ihr Blick war fesselnd... weshalb war sie hier?

Kenshin gab vor, nichts zu wissen. Er deutete auf seine Nase, machte große Augen und zog fragend die Brauen hoch.

Sie lachte fröhlich und ihre Augen glitzerten...

Sie erinnerte ihn an Misao, die Augen einer Kämpferin. Das war keine gewöhnliche Frau. In welche Bedrängnis sie letzte Nacht wohl geraten sein mochte?

„Euer Haar, Himura-sama.“

„Oro?“ Ihre Aussprache seines Namens war etwas eckig. Anscheinend spielte sie das Spiel mit.

„Ja, ich habe noch nie einen Japaner mit rotem Haar gesehen.“

„Ts!“ Sanosuke beugte sich zu ihr. „Das ist doch kein Grund ihn so anzustarren! Was glaubst du wohl!“

Sie imitierte Sanos harten Blick und fixierte ihn ebenfalls. „Ich habe einen Grund, wenn ich jemanden anstarre, glaub mir.“

„Na... na...“ Kenshin hob die Hände in dem Versuch, die beiden zu beruhigen.

Sanosuke sah weg, grummelte und lehnte sich wieder an seine Säule.

Melanie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Kenshin zu. „Himura-sama...“

„Kenshin wäre wirklich auch in Ordnung...“

„Nein...“, widersprach sie nachdenklich, „ich frage mich nur... Euren Namen hab ich schon einmal gelesen. Während dem Bakumatsu, zu dieser Zeit gab es in Kyoto einen Samurai mit rotem Haar. Sein Name war Himura Battousai.“

Die anderen holten erschrocken Luft. Sie kannte Battousai? War er etwa bereits bis nach Europa bekannt?

„Das seid Ihr, nicht wahr?“ Melanie nahm nicht ihren Blick von ihm. „Ihr tragt auch die Narbe im Gesicht.“

Kenshin schüttelte den Kopf und lächelte bedauernd. „Battousai... bin ich nicht mehr. Mein Name ist Himura Kenshin, und ich bin Wanderer.“

Yahiko ging das langsam über, wie sie ihn so anstarrte. Er sprang vor und hob seine Faust. „Kenshin ist ein Held!“, rief er stolz.

„Ach so...“ Melanie lächelte.

Sanosuke lehnte an dem Pfeiler und verfolgte das Gespräch zwischen den beiden. Er hatte sich vorgestellt, dass die Fremde gegenüber Kenshin respektvoller war. Die meisten Ausländerinnen fürchteten sich vor den Samurai, überhaupt vor allen Japanern, die eine Waffe besaßen oder irgendwie gefährlich aussahen. Lächerlich. Stattdessen sprach sie ihn direkt auf seine Vergangenheit an, obwohl er offensichtlich mehr Ehemann als Krieger war und kein Schwert mehr trug. Diese... Aber unwillkürlich stieg sie dadurch wieder in seiner Achtung, so schräg sich das auch ausnahm. Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Nur gut, dass er sie in einer Situation erwischt hatte, als sie Hilfe brauchte. Auf der Straße hätte sie ihn wahrscheinlich nicht mal mit der linken Ferse angesehen.

Melanie stieg von der Veranda herunter und trat vor Kenshin hin. „Himura-sama, es ist mir eine Ehre, einen so bedeutenden Mann kennen lernen zu dürfen.“ Ihr Gesicht war ernst. Sie verneigte sich. „Ich bin froh, dass Ihr wie es scheint Euer Glück gefunden habt. Ich bewundere die Samurai und den Weg des Bushidoo. Auch wenn ich glaube, dass Regeln manchmal dazu da sind, um sie zu brechen.“ Kenshin sah in ihrem Blick etwas verschmitztes aufblitzen.

Er lächelte aufrichtig und senkte den Kopf. „Das habe ich nicht verdient, Frau Baumugarutu.“

Sie verstand und nickte.

„Na, dass du gerne Regeln brichst hab ich gemerkt“, unterbrach sie Sanosuke.

Sie drehte sich zu ihm um. „Das ist doch auch deine Devise.“ Es gefiel ihm, wie sie seinen herausfordernden Blick erwiderte, auch wenn ihn nichts auf der Welt dazu bringen würde das zu zeigen.

„Hm!“ Er lachte kurz und trocken. Wo sie recht hatte... Er hob seine Faust. „Im Unterschied zu dir kann ich es mir erlauben.“

Melanie zog die Brauen hoch und meinte schelmisch: „Ich frage mich, ob du den wohl ohne mich erledigt hättest...“

„Oi! Sieh dich vor! Diese Faust hier schlägt mit dem Futae no Kiwami zu!“ (Das Meistern der zwei Schichten)

Melanie trat auf ihn zu und stellte sich ihm gegenüber. „Zeig es mir“, forderte sie.

„Eeh...?“, rief Yahiko überrascht. „Kannst du Kenpo?“

Aufgebracht sprang Sano von der Veranda. „Das solltest du wohl besser!“ Er ging in Stellung.

„S-Sano...!“, versuchte Kenshin ihn zu beruhigen...

„Lass mich.“ Sano grinste. Er hatte nicht wirklich vor, sie zu schlagen. Nur ein bisschen Angst einjagen. Mal sehen, ob sie sich nicht vor seiner Faust fürchtete. „LOS!“ Er kam von unten und zielte auf ihre Taille, der Schlag schnitt durch die Luft... und wurde abgefangen.

Melanie schrie und packte seine eiserne Faust, bevor er sie berührte. Der Hieb war nur locker gewesen, er hatte sogar abgebremst, um ihr nicht ernsthaft weh zu tun, aber trotzdem...

„W-Was...?!“ Er starrte auf ihrer beider Hände.

„Da würde ich nicht hinschlagen, mein Lieber.“

„ - Und wieso nicht?“

Sie zog an seiner Faust und schob ihr Gesicht ganz nah vor seines. „Erstens wäre das ziemlich unanständig von dir.“ Sie zog die Brauen hoch. „Und zweitens“, fuhr sie fort, bevor er etwas entgegnen konnte, „wäre dann mein Korsett kaputt, das du mir vorhin so mühevoll zugebunden hast.“ Sie klopfte gegen ihre Seite. Es klang hart.

„Huh?“, rief Yahiko. „Ist das etwa... eine Rüstung?“ Er wich zurück. „Du bist doch kein Ninja... oder?“ Er glaubte es selbst nicht richtig.

„Könntest du...“, schnaubte Sanosuke, „mich vielleicht mal loslassen?!“ Wütend entriss er ihr seine Faust. War wohl nichts mit dem Angst einjagen. Er musste sich was besseres einfallen lassen. Wenn seine Kumpels ihn mit dieser Frau sahen... uwaa, er mochte gar nicht dran denken!

„Was ist das?“, verlangte Yahiko zu wissen. Er war noch immer misstrauisch, auch wenn es ihm unpassend erschien, vor Melanie sein Holzschwert zu ziehen. Dass sie mit Sano so umsprang, hatte ihm Respekt eingeflößt.

„Das ist ein Korsett.“

„Korusetto.“ Kenshin hielt den Blick darauf gerichtet. „Das trägt man... in Europa, soweit ich gehört habe.“

Suzume zog Kenshin am Rock. „Was ist ein Karusetto?“ Dabei schaute sie ein wenig ängstlich zu der fremden Frau hin. Diese lächelte ihr freundlich zu.

„Also, ich weiß das wirklich nicht so genau...“, gab Kenshin zu.

Melanie ging zu Suzume, die sich noch ein wenig weiter hinter ihrem Freund versteckte. „Ein Korsett... ist wie ein Obi. Man zieht es ganz fest, damit es schöner aussieht.“ Zum Beweis klopfte sie wieder dagegen.

„Was ist da drin?“, konnte die Kleine nicht umhin zu fragen.

„Da ist Fischbein drin.“

„Fisch?!“ Suzume kuckte, und Ayame die hinter ihr stand auch. „Sano hat auch immer Fischbein im Mund.“

Melanie lachte, und alle außer Sanosuke stimmten ein. Dieser steckte mürrisch die Hände in die Taschen. „Hey, wann gibt’s eigentlich Essen?“, unterbrach er sie unwirsch.

„Oroo!“, rief Kenshin, als ihm seine Arbeit wieder einfiel. „Schnell, schnell!...“ Er stürzte davon zu seinem Waschzuber, Ayame und Suzume hinterher und begann im Akkord die Wäsche zu rubbeln.

„Schnell! Schnell!“, riefen auch die Mädchen und bald schäumte es aus der Wanne.

„Oh, Sano!“ Bevor Yahiko im Dojo verschwand, fiel ihm sein Auftrag wieder ein. „Du musst Holz hacken. Kaoru ist einkaufen und wir haben kein Brennholz mehr.“

„Hää? Ich? Mach du das.“

„Nein, ich hab meine eigene Arbeit.“ Yahiko verschränkte die Arme. Da war nichts zu machen.

„Komm, Sagara-san.“ Melanie trat neben ihn.

„Nimm bloß deine Finger weg!“, tobte Sano und wich zurück.

Yahiko lachte. Sanosuke packte ihn am Kragen und hielt ihn sich vor die Nase. „Was war das eben?“

„Aaaaa, lass mich runter, Sano!“

„Verzieh dich, du Spund!“

Yahiko lachte und verschwand im Dojo.

Wütend sah Sanosuke ihm nach. Das würde er ihm noch heimzahlen, diesem kleinen... Er drehte sich zu der Frau um. Sie hatte die Arme verschränkt.

„Ich hab einen Vorschlag: du hackst zwanzig Scheit Holz und ich koche was zu Mittag.“

Er starrte sie zornig an. „Hör endlich auf damit!“

Unbeirrt erwiderte sie seinen Blick. „Ja oder nein?“

„Hackt das Holz doch selber...“, schnarrte er, stieß die Hände in die Taschen und stapfte mit langen Schritten an ihr vorbei zum Tor hinaus.
 

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3

Kapitel 3
 

Mit langen Schritten eilte Kaoru nach Hause zurück. Sie hatte ziemlich lange mit Tetsuko-san gesprochen, aber ihre Bekannte war sich immer noch nicht ganz sicher, ob ihr Sohn Kendo lernen sollte, selbst wenn er nur mit einem Shinai (Holzschwert) kämpfte. Dabei hatte Kaoru ganze Überzeugungsarbeit geleistet... naja. Sie seufzte. Kenji war auf ihrem Rücken eingeschlafen, aber wenn er aufwachte, hatte er bestimmt Hunger. Ihr selber knurrte auch schon der Magen. Vielleicht hatte Kenshin es ja schon geschafft etwas zu kochen, hoffte sie.

Der Gedanke an ihre junge Familie heiterte Kaoru auf.

„Tadaima!“ Sie ging in die Küche und wollte ihre Einkäufe abstellen, hielt jedoch überrasch inne.

Eine Fremde...?

„Ah, guten Tag. Bitte entschuldigt...“ Die Frau drehte sich zu Kaoru um und verbeugte sich. „Ich bin Melanie Baumgart. Tut mir leid, dass ich so einfach in Eure Küche platze. Sagara-san war so freundlich, mich hier übernachte zu lassen und ich wollte mich revanchieren.“

„Sagara-san...?“

„Ja.“

Kaoru stand immer noch da wie versteinert. Im Herd branne schon eine Feuer, Dampf stieg auf und es duftete nach Reis.

„Meranii-dono.“ Kenshin kam mit einem Arm voll Holzscheiter zur Tür herein. „Hier habt Ihr noch mehr...“

„Kenshin!“

„Oro...?“

Kaoru lief zu ihm und schüttelte ihn, dass die Holzscheite in alle Richtungen flogen.

Melanie machte große Augen, dann lächelte sie breit.

„Kenshin, was macht diese Frau hier in meiner Küche?“

„Warte, Ka-o-ru, das – ist – Sa-nos – Freun-din“, versuchte Kenshin sie zu beruhigen.

„Was? Sanosuke?“ Sie ließ ihn los. Er bückte isch um die Scheite aufzuheben. „Ja, so ist das wohl. Er hat ihr gestern Nacht gegen ein paar aufdringliche Burschen beigestanden.“

„Wie ich bereits sagte“, entgegnete Melanie, „aber es war nur einer, Himura-san.“

Kaoru stellte ihre Einkäufe nun ab, setzte Kenji auf den Holzstapel in den Armen seines Vaters und ging zu der Fremden. Misstrauisch sah sie sie an, die Hände in die Hüften gestemmt.

„O...?“ Vorsichtig stetzte Kenshin das Holz ab und nahm den Kleinen in den Arm.

„Papa!“, freute sich dieser. „Hunger.“

Kenshin lächelte. „Hai... Meranii-dono sagte, wie würde für uns kochen um sich zu bedanken.“

„Ihr habt doch nichts dagegen“; fragte Melanie, als Kaoru immer noch nichts sagte, sondern eher nachdenklich wirkte. „Ich habe mit dem Reis angefangen, wenn Ihr wollt, können wir zusammen weitermachen.“

„Wie? Oh, äh, nein nein...“, wehrte Kaoru ab. Sie schnappte sich Kenshin samt dem Kleinen und zog ihn zur Tür. „Das ist schon in Ordnung!“, rief sie fröhlich. „Vielen Dank!“

Kenshin blieb nichts anderes übrig als ihr verwundert zu folgen.

Draussen auf dem Hof blieb Kaoru stehen. „Wer in aller Welt ist DAS denn?“, verlangte sie zu wissen. „Das kann doch nie im Leben Sanos...“

Kenshin hielt seinen Sohn an sich gedrückt und sah fast ein wenig schuldbewusst drein. „Sano hat sie mitgebracht, das hat er wohl.“

„Aber wieso bringt Sano eine Ausländerin mit?“

„Ich glaube sie kommt aus Deutschland.“

„Deutschland...?“

„Ja, wahrscheinlich...“

„Weich mir nicht aus!“

„Hai...!“

„Wenn sie heute Nacht hier war, wo hat sie dann geschlafen? Sano hat nur einen Futon!“

„Tjaa, also...“

„Hunger!“, protestierte Kenji, dem es hier draußen zu lang wurde.

Kenshin wandte sich ihm zu. „Warte noch einen kleinen Moment...“

„Hnng...!“ Kaorus Mundwinkel zuckten. „Kenshin... – Weich mir nicht immer aus!!“

Er duckte sich sofort.

„Was erlauben die sich!?“, donnerte sie. „In meinem Dojo, im Haus meines Vaters!“

Kenshin wich noch einen Schritt zurück.

„Wo steckt dieser Sanosuke!“

„Ich glaube wohl er ist nicht da...“

Kenji weinte. Sofort hielten beide inne.

„Oh mein Kleiner...“ Kaoru streichelte ihn zärtlich. „Tut mir leid, ne? Mami ist jetzt nicht mehr wütend. Aber sie wird dafür sorgen, dass du nicht in so einem verlotterten Haushalt aufwächst!“

„Hunger!“, quäkte der Kleine wieder, war aber versöhnt. Sie lächelten beide. Kaoru gab dem kleinen Kenji einen Kuss auf die Schläfe, woraufhin dieser sich freute.

„Oi, Mädel, bist ja schon wieder zurück.“ Sano kam zum Tor herein. Die Jacke hatte er lose über die Schulter gehängt und sein Oberkörper war mit Kratzern und Schrammen überzogen.

„Hallo Sano...“, säuselte Kaoru, noch ganz in ihrer glücklichen Stimmung versunken.

Er besah sich die beiden und schob den dünnen Bambuszweig zwischen seinen Zähnen hin und her. „Ts! Frauen...“, murmelte er.

„Was soll denn das jetzt heißen??“

Kenshin tat einfach mal so als sei er nicht angesprochen...

Sano verdrehte die Augen zum Himmel, als er an Kaoru vorbeilief und ignorierte die Frage einfach. „Wie stehts mit Mittagessen?“

Bevor die Herrin des Hauses nun doch – wie ursprünglich vorgehabt – auf ihn losgehen konnte, rief Melanie aus der Küche, dass sie fertig war. In Kaoru brodelte es. Sie warf den Kopf zurück, rempelte Sano an und marschierte an ihm vorbei ins Haus.

Kenshin fuhr sich erleichtert über die Stirn. „Ne, Sano... man sollte Meranii-dono nicht böse sein. Sie kann nichts dafür, dass die Frauen in Europa Korusetto tragen müssen...“

„Hab ich was gesagt?“, gab Sano zurück. Er ging zur Quelle, tauchte die Hände in den Eimer und wischte sie an seiner Hose sauber.

Kenshin seufzte und folgte ihm nach drinnen.

Melanie hatte die Schälchen bereits verteilt. Es gab Reis mit Spiegelei und (Nori) getrockneten Salzalgen, nichts besonderes, aber alle wurden satt. Suzume hatte am Ende sogar dicke Eigelbflecken auf den Backen, während Kenji immer wieder die Ohashi (Stäbchen) in die Hand nahm und versuchte damit auf den Tatami etwas mit Eigelb zu malen. Suzume flatterte mit den Armen und rief: „Ich bin ein Wellensittich!“ Alle lachten und Kenshin bewahrte sie davor, über das Geschirr zu fliegen.

Zum Abschluss brachte Kaoru noch süße Omochi (Reiskleiebällchen), die sie vom Einkaufen mitgebracht hatte und alle kauten fleißig auf der zähen Süssigkeit.

„Mmm, lecker!“ Yahiko lehnte sich zurück und rieb sich den Bauch.

„Gut, dass es auch geschmeckt hat“, meinte Melanie. „Ich wollte mich bei Euch bedanken, Sagara-san, Himura-san..“

„Naja, alles ist besser als die Kochkünste von diesem Mädel hier“, unterbrach sie Sanosuke.

„Waas?!“

„Erzählt uns“, kam Kenshin dem Streit zuvor, „wie seid Ihr hierher gekommen?“

Und Melanie erzählte ihre Geschichte von ihrem Verlobten, Major Schätzler, von der plötzlichen Ankunft ihrer Eltern nach drei Jahren, dem nächtlichen Übergriff und Sanosukes beherztem Eingreifen. Ihre Worte wurden immer heftiger... schließlich seufzte sie tief, um sich zu beruhigen. „Ich war so wütend. Niemand fragte auch nur, ob ich diesen Schätzler mochte, ob ich überhaupt heiraten und nach Deutschland zurückkehren wollte... Immer gab es nur die Firma. Vater war nie zuhause, er hatte nie ein freundliches Wort für mich oder meine Mutter, meistens war er müde oder griesgrämig. Er sprach fast gar nicht. Und meine Mutter musste den ganzen Tag hart arbeiten, weil er uns die Geld gab. Als es immer schlimmer wurde, machte er Schulden und schickte mich hierher zu meinem Onkel nach Yokohama. - Das ist schon über drei Jahre her. Onkel Albin hat mir Japanisch beigebracht, er arbeitet in der Deutschen Botschaft als Übersetzer und Bibliothekar.“

Kenshin hörte aufmerksam zu und nickte, als sie geendet hatte.

Kaorus Hände auf ihren Knien waren zu Fäusten geballt. „Jeder von uns hier hätte Euch geholfen!“

„Jap!“, bestätigte Yahiko und stellte einen Fuß auf. „Der Kamiya Kasshin Ryu ist dazu da die Schwachen zu beschützen.“

Melanie lächelte offen und dankbar. „Es macht mich wirklich froh, das zu hören. Dennoch hoffe ich, das sich Eure Hilfe niemals wieder brauchen werde. Eines Tages werde ich selbst stark genug sein, um mich zu verteidigen.“

„Du bist aber stark“, meinte Ayame überzeugt. Suzume nickte eifrig und sogar ein wenig ängstlich.

Melanie sah die beiden voll Zuneigung an. „Vielleicht bin ich nicht schwach.“ Sie hob ihre hand und betrachtete sie. „Aber wäre Sagara-san nicht gewesen, hätte ich Schätzler nie ein blaues Auge verpassen können.“ Sie ballte die Fäuste. „Dieser Widerling! Hat mich immer durch sein Monokel angestarrt als wär ich eine billige Dirne!“

„Was ist eine Dirne?“, fragte Ayame.

„Das ist nichts für...“, setzte Kaoru schon an, aber Melanie meinte nur: „Er hat mich angekuckt wie ein Bonbon im Laden das er gleich verspeist.“

„Uuu...“, wimmerte Suzume.

„Warum geht ihr nicht nach draußen spielen?“ Kaoru schob die beiden Mädchen durch die Tür und sie verschwanden im Garten. Sie war der Fremden einen leicht missbilligenden Blick zu, dass sie sich so schamlos äußerte, aber Melanie war nicht beschämt.

„Was werdet Ihr jetzt tun?“, erkundigte sich Kenshin.

„Meine Eltern und Schätzler werden sicher bei meinem Onkel fragen wo ich bin. Die Polizei hat mich gesehen, also wird sie auch nach mir suchen, wenn meine Eltern mich als vermisst melden. Es gib tin dieser Gegend hier nicht viele deutsche Frauen... Vielleicht“, überlegte sie laut, „vielleicht schaffe ich es, mich eine Woche lang irgendwo zu verstecken, als Küchenhilfe oder Geschäftshelferin. In einer Woche geht das Schiff nach Bremen. Wenn sie mich nicht finden, müssen sie ohne mich zurück.“

„Meranii-dono.“ Kenshins Lächeln war freundlich. „Ich glaube nicht, dass Eure Eltern ohne Euch fahren werden. Sie machen sich sicher große Sorgen um Euch.“

„Sorgen?“ Sie klang bitter. „Sie haben in der ganzen Zeit nicht einen meiner Briefe beantwortet, sicher um das Geld für die Post zu sparen.“

„Euer Herr Vater ist ein sehr ehrgeiziger und disziplinierter Mensch. Ich denke, dass er seine Familie sehr gern hat. All dies tut er nur, damit Ihr einmal in Glück und Wohlstand leben könnt.“

„Glück? Es macht mich nicht glücklich zu leben wie eine Bettlerin! Ausgelacht zu werden wegen meiner löchrigen alten Kleider. Es macht mich nicht glücklich, mit jemandem wie Schätzler verheiratet zu werden, nur damit Vater seine Schulden bezahlen kann!“

„Das mag vielleicht ein Opfer sein, das Ihr bringen müsst.“

„Das werde ich nicht!“

„Aber werdet Ihr Eure Eltern im Stich lassen?“

Melanie richtete ihren Blick voll Wut und Verzweiflung auf Kenshin. Himura Battousai... sie hatte von den Tugenden der Samurai gelesen, hatte sich selbst in ihnen versucht, aber jetzt stand sie ihnen so direkt gegenüber... So etwas las sich leicht, aber ihm zu begegnen war etwas ganz anderes. Melanie kam sich plötzlich wie ein kleines dummes Kind vor, das die liebevolle Fürsorge seiner Eltern in Frage stellte. Es machte sie dennoch wütend, aber ihre aufrechte Haltung sackte in sich zusammen und sie blinzelte mit tränenschweren Lidern.

„Himura-sama“, brachte sie hervor, „was soll ich denn tun?“

Kenshins Stimme klang sanft, als er antwortete. „Kehr zu Euren Eltern zurück und bittet sie um Vergebung.“

Sie schloss die Augen. „Das ist so ungerecht! Wenn ich als Mann geboren wäre, müsste ich nicht immer nur gehorchen! Ich müsste keine Opfer bringen und müsste keine Angst wegen meiner Schwäche haben, nicht wahr?!“

„Ob Mann oder Frau...“, Kenshin erwiderte ihren Blick mit unberührter Milde, „bitte ich Euch: zürnt Euren Eltern nicht, und kehrt zu ihnen zurück. - Sanosuke und ich werden Euch begleiten.“

Zuerst wollte sie ihm widersprechen, wollte ihn einen Lügner nennen, doch sein Blick belehrte sie eines besseren. Es war ihm anzumerken dass er es ernst meinte, dass er aufrichtig war und ihr helfen wollte. Ihr Blick wanderte zu Sanosuke, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. „Wenn ich Schätzler überreden kann, dass wir hier in Japan bleiben...“, murmelte sie versunken.

„Dann gehen wir?“

„Wie?“ Verwirrt sah sie zu Kenshin, der sich schon erhoben hatte. „Ja... ja wir gehen“, sagte sie fest. „Aber was ist mit dem Abwasch?“

„Ich mach das schon!“, erklärte Kaoru und begann die Schälchen einzusammeln. Sie nahm Kenji ein Stäbchen weg, mit dem er sipelte.

Kenshin lächelte liebevoll auf die beiden herab. „Und morgen machen das die Männer, NE?“, rief sie. Er duckte sich. „Hai! Hai!“

Melanie entschuldigte sich und stand auf.

„Du auch, Sanosuke! Wegen der Beleidigung von vorhin solltest du das eigentlich die ganze Woche machen!“

„Ich bin morgen zum Würfeln verabredet.“ Er grinste und winkte zum Abschied. „Bis dann!“

„Saaanooo...!“, grollte Kaoru.

„Meinst du nicht...“, rief Kenshin, als sie davonrannten und fliegenden Reisschalen und Stäbchen auswichen, „dass du weniger würfeln solltest, vielleicht ein bisschen?“

„Wenn du endlich lernst, die Würfel vorherzusagen, gewinne ich vielleicht auch mal!“

„Du weisst, dass das nicht geht... wirklich nicht...“

„Jeder Samurai kann das!“

„Oro...“
 


 

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4

Kapitel 4
 

Etwa eine Stunde später erreichten sie das Hotel, in welchem Melanie, ihre Eltern und Major Schätzler wohnten. Sie waren zuerst in die falsche Richtung gelaufen, weil Melanie den Namen des Hotels falsch aufgeschrieben und man ihnen deshalb den Weg falsch erklärt hatte. Es war ein Gebäude im westlichen Stil, eines der wenigen noch in Tokyo, und schien ziemlich luxuriös.

„Hey, Mädel, du sagtest doch dein Alter wäre so ein Sparfuchs“, meinte Sano. „Sieht mir hier nicht danach aus.“

Melanie blinzelte. „Tut mir leid, Sagara-san, das hab ich nicht verstanden. Wonach sieht es aus?“

„Er meint...“, half Kenshin ihr weiter, „dass das ein teures Hotel ist. Warum lebt Eure Familie hier, wenn Ihr so sparsam seid?“

Melanie kräuselte die Lippen. „Ich bin ja schließlich verlobt, ne? Sie verlassen sich auf Schätzler.“ Es widerstrebte ihr noch immer, das „-san“ an seinen Namen anzuhängen.

„Da, schaut!“, zischte Sanosuke und ging in Alarmstellung. „Polente!“

sie schauten. Ein Beamter in Uniform kam aus der Tür.

„Was hat das zu bedeuten?“, murmelte Kenshin.

Melanie trat einen Schritt zurück.

„Wartet.“ Kenshin ergriff ihren Arm und hielt sie zurück. „Das hat vielleicht gar nichts mit Euch zu tun.“

Der Beamte machte kehrt und ging durch den grünen Garten um das Haus herum.

Die junge Frau entspannte sich etwas.

„Keine Sorge.“ Kenshin drückte ihren Arm beruhigend. Sie atmete tief durch, straffte sich, hob den Kopf und reckte Brust und Kinn vor.

„Gehen wir.“

Sanosuke und Kenshin folgten ihr.

„Scheint keinen Trost zu brauchen“, kommentierte Sano das Geschehen und beugte sich dabei zu Kenshin hinunter, damit sie nicht gehört wurden.

„Nein“, widersprach dieser, die Augen nachdenklich auf Melanie gerichtet. Doch er selber wurde auch noch nicht ganz schlau aus dem Mädchen.

Sie betraten das Gebäude. Ein Portier grüßte sie in einem deutlich vom Akzent geprägten Japanisch.

Sanosuke starrte sich die Augen aus dem Kopf. „Da hol mich doch der...!“, staunte er über den Luxus und sorgte dafür, dass es dem andren etwas peinlich war mit ihm unterwegs zu sein.

„Miss Baumgart!“ Der Mann an der Rezeption hatte sie erspäht und eilte emsig hinter seinem Tisch hervor. „Frau Baumgart...“ Er sprach in hektischem Englisch auf sie ein. Sie schien zunächst ein wenig indigniert und gab sich abweisend, verstand ihn aber wohl. Dann warf sie ihren Begleitern einen unsicheren Blick zu. Der Mann redete weiter und schien zu versuchen, sie auf ein Arrangement von Sesseln hin zu komplimentieren. Sie blieb stehen und stellte eine schroffe Frage.

„Er sagt, wir müssen hier warten, die Polizei lässt niemanden nach oben“, übersetzte sie für die andren beiden. „Ich werde ihn fragen ob meine Eltern und Schätzler hier sind.“

Über den Major schien der Mann etwas zu wissen, anscheinend war er nicht hier. Die Frage nach dem Ehepaar Baumgart verneinte er bedauernd.

Kenshin beobachtete ihn dabei und hatte das sichere Gefühl, dass er nicht die Wahrheit sagte.

„Wie lang soll das denn dauern?“, verlangte Sanosuke zu wissen, durch das hitzige Gespräch von seiner Betrachtung abgelenkt. Außerdem behagte es ihm nicht, mit Gesetzeshütern unter einem Dach zu sein.

„Wir können gleich mit dem Polizeiinstrukteur sprechen“, teilte Melanie ihnen nach erneuter Rückfrage mit.

„...Inspektor“, verbesserte sie Kenshin schüchtern.

„In... Inspektor. - Ja, Entschuldigung.“

„Nicht doch...“

„Wenn er wenigstens wüsste ob meine Eltern hier sind. Dann könnten wir gleich wieder gehen und uns zur Botschaft aufmachen.“

Sie gingen zu den Sesseln. Ein wenig link nahm Kenshin platz, die dicken Polster waren ziemlich ungewohnt, und aus vergangener Routine heraus machte er eine Bewegung zu seinem Schwert hin... aber das hatte er ja schon längst nicht mehr dabei.

Sanosuke ließ sich einfach hineinfallen. „Wunderbar“, knurrte er. „Ein Haus voller Polizei und wir warten auf den Inspektor.“

„Nee, Sano. Die Polizei ist ja nicht wegen dir hier, das wohl nicht.“

Der Straßenschläger aus Prinzip hatte das Kinn in die Hand gestützt und zog eine Braue hoch. „Na und?“

„Wahrscheinlich ist niemand mehr hier“, seufzte Melanie. „Ob wir wohl heute noch zur Botschaft können? Bis dahin ist es weit.“

„Was sollten die denn in der Botschaft?“ Sano war immer noch verstimmt und schaute in alle Richtungen, als könnte jeden Moment ein Beamter hinter dem roten Vorhang vorspringen um ihn festzunehmen.

„Schätzler hat ihnen bestimmt irgendeine Geschichte von einer Entführung erzählt, und aus Angst sind sie dann in die Botschaft zurück.“

„Na toll, wieso bin ich dann hier“, ärgerte sich Sano und stand auf.

„Nicht, Sagara-san, wir müssen uns eben gedulden.“

„Wenn ich jetzt auch noch wegen Entführung gesucht bin, setz ich mich nicht der Polizei vor die Nase!“

„Ach Unsinn!“, fuhr Melanie ihn aufgebracht an. „Habt Ihr mich etwa entführt?“

„Nein!“, protestierte Sano heftig.

„Na also.“

„Ach, und du meinst das kaufen die dir ab!“

„Du kannst ja hier bleiben und meine Aussage bekräftigen.“

„Dieser Mann...“ Kenshin tat, als hätte er ihren Streit nicht gehört. Die beiden verstummten und wandten ihm ihre Aufmerksamkeit zu. „Über Meranii-donos Eltern... was er gesagt hat, war nicht die Wahrheit.“

„Kenshin...“

„Was soll das heißen?“ Melanie beugte sich vor, doch der Samurai schaute nur mit nichtssagender Miene aus dem Fenster.

In dem Moment eilten Schritte die Treppe herunter. Sie drehten sich um.

„Inspektor!“ Melanie eilte auf den langen Japaner mit dem spitzen Kinn, den schmalen Augen und den Hauptmannsstreifen auf der Jacke zu. Sanosuke spannte sich, bereit gegen seine Festnahme zu kämpfen.

„Herr Inspektor. Ihr hier?“ Kenshin kam ihm nun auch entgegen und grüßte ihn.

„Himura-san. Was geht hier vor sich?“

„Das möchten wir Euch gerne fragen“, unterbrach Melanie die beiden. „Was ist mit meinen Eltern?“

„Sind Sie Frau Bamugaato?“

„Baumgart, ja das bin ich. Wo...?“

„Ah, so ein Glück, dass Sie hier sind! Sie wurden heute morgen als vermisst gemeldet.“

„Wusst ichs doch“, kam es von Sanosuke.

„Wer hat das angezeigt? Meine Eltern? Sind sie in der Botschaft?“

„Immer langsam.“ Der Polizist machte ein ernstes Gesicht. „Bitte beruhigen Sie sich. Die Anzeige wurde von Shetsure-san heute morgen aufgegeben. Da er Sie noch nicht lange kannte und zudem wenig Japanisch sprach, kamen wir überein, Ihre Eltern hier zu treffen und sie um eine genaue Beschreibung von Ihnen zu bitten. Doch...“

„Doch was?“ Melanie hing ungeduldig an seinen Lippen. Dem Polizisten fiel es sichtlich schwer, weiter zu sprechen.

„Verehrte Frau Bamugaato, es tut mir aufrichtig leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Ihre Eltern... nicht mehr am Leben sind.“

Ein Augenblick der Stille folgte. Kenshin biss die Zähne zusammen und verengte die Augen. Sanosuke zischte hörbar überrascht und fluchte leise, mehr aus Bestürzung als aus Zorn.

Melanies Körper fühlte sich plötzlich so taub an.

„Was...?“, hörte sie sich selbst wie durch Watte hindurch sagen. Wieso... wieso ihre Eltern? Es gab doch keinen Grund... Wieso gerade jetzt? Jetzt, wo sie sie nach drei Jahren endlich wiedersah, wo sie endlich bereit war, ihre Handlungen an ihr als Fürsorge anzuerkennen... das war ungerecht! „...nicht mehr am Leben sind“, hallte es in ihrem Kopf wider. Es erschien ihr unwirklich. Hatte sie das nur geträumt? Waren ihre Eltern gar nicht nach Japan gekommen?

„...Meranii-dono.“ Kenshin trat neben sie. Ihre Augen waren geweitet, ihr Gesicht war aschfahl. Sie schien kalt und leer.

Eben hob der Polizeiinspektor an zu sprechen, da setzte sie sich plötzlich in Bewegung, marschierte auf die Treppe zu.

„Frau Bamugaato! Warten Sie...!“ Er versuchte sie am Weitergehen zu hindern, doch sie schüttelte seinen Arm grob ab.

„Oi... Mädel!“, rief Sanosuke und ging ihr nach.

„Lasst mich gehen.“ Der Klang ihrer Stimme hinderte auch ihn daran, sie aufzuhalten. Kenshin warf dem Mann hinter dem Tresen einen Blick zu. Der senkte sofort den Kopf. Der Samurai nahm seine Augen nicht von ihm, bis er die Treppe erreichte und eine Säule sie voreinander verbarg. Erst dann drehte er sich um.

Mit versteinerter Miene ging Melanie durch den Flur im ersten Stock. Alle Gäste hatten hier bereits ihre Zimmer verlassen. Es war gespenstisch still und dunkel. Sie blieb vor einer der edel geschnitzten Türen stehen. Als Sanosuke neben sie trat, drückte sie die Klinke hinunter und die Tür schwang auf.

Ein Polizist sah von seinem Notizblock auf, in den er kritzelte. „Herr Inspek... Frau Bamugaato!“ Der Inspektor und Kenshin traten hinter das Mädchen.

„Gehen Sie!“

„...Hai!“ Der Beamte machte sich dünne.

Melanie betrat den Raum. Ihre Lippe zitterte. Es war ein einziges Chaos. Ungläubig irrten ihre Augen über zerfetzte entzweite Kleider, zersplitterte Flaschen, aufgeschlitzte Koffer... Bilder waren von den Wänden gerissen, abgeschnitten und durchstochen worden, und mitten in all dem Unrat lagen zwei Körper in Nachtgewändern, von Blut überströmt, in einer bereits getrockneten Lache. Ihre Kehlen waren aufgeschlitzt, die Gesichter vor Entsetzen und Angst verzerrt und vom Tod entstellt, die Glieder in unnatürlicher Lage verrenkt. Starre Augen... unter dem Kinn das blanke Fleisch...

Melanie ballte die Fäuste und kämpfte, doch das Zittern wurde immer stärker. Die toten Augen.. der Blutstrom in den Teppich, die Kleider, ein zerrissenes Buch, das Bild, das Mutter so schön fand... der Staub, der in einem Sonnenstrahl über dem Grauen tanzte... Es brannte, brannte sich in sie hinein bis in ihr Innerstes und schmerzte sie, betäubte sie, jagte sie, schüttelte sie. Sie schrie, doch es kam kein Laut. Sie war wie zugeschnürt. Ihr Körper krümmte sich nach vorne, unfähig den Schrecken wiederzugeben...

„Jou-chan!!“

Mädel...

Da packte sie jemand, an den Schultern. Sie wurde... umarmt. Fest. Und warm...

Ein Laut der Verzweiflung brach sich Bahn, riss sie aus ihrem Alptraum und sie wäre zusammengebrochen, hätte Sagara-san sie nicht festgehalten. Ihre Hände griffen hilflos nach Halt, krallten sich in den vielgetragenen Stoff seiner weißen Jacke. Raue Schluchzer brachen aus ihrer Kehle hervor, während aus ihren umherirrenden Augen die Tränen stürzten ohne Unterlass.

„Sagara-san!“, schrie sie. „Das ist meine Schuld... das ist alles meine Schuld!! Ich hätte sie nie allein lassen dürfen! Ich hab das alles nicht gewollt! Es tut mir leid...! Es tut mir so leid!“

„Hey! Hey! Jou-chan!... Meranii!“ Er drückte sie fest, doch als sie sich nicht beruhigen wollte, packte er sie an den Schultern und schob sie weg. „Hör auf mit dem Scheiß!“ Er schüttelte sie.

„Es tut mir leid...!“, klagte sie, doch der Ausdruck des Schreckens war aus ihren Augen verschwunden. Was blieb war Verzweiflung. Sie vergrub das Gesicht in den Händen, hielt sich die Augen zu und wollte nichts mehr sehen.

„Na komm...“ Sanosuke legte einen Arm um ihre Schulter. Fast fand er das schon wieder zuviel des guten, doch er merkte, dass sie merklich ruhiger wurde. Als das Schluchzen schließlich fast verstummt war, legte sie eine Hand auf seinen Arm und drückte ihr Gesicht erschöpft an seine Schulter. Ein kurzer Blick zeigte Sano, dass die anderen beiden das nicht interessierte oder sie es zumindest nicht komisch fanden. Daher zog er sie noch etwas zu sich, bis sie verschnauft hatte.

Mit dem Tod im Zimmer... und der verzweifelten Frau an seiner Schulter fühlte er sich plötzlich an Magdaria erinnert. Sayo... die er im Arm gehalten hatte, als sie starb. Seltsam, dass die Erinnerung erst jetzt so unvermittelt auftauchte.

Es wurde ihm unbehaglich. Er lockerte seinen Griff um Melanie.

Nur langsam stellte sie sich wieder auf ihre eigenen Füße.

Der Inspektor trat zu ihnen. „Es tut mir unendlich leid...“

„Das war Mord.“ Ihre Stimme klang fest, jedoch nur an der Oberfläche.

„Ja.“

„Wir... wir müssen sie begraben. Da gibt es doch Papiere oder nicht...?“

„Bitte, Frau Bamugaato, machen Sie sich darum keine Sorgen. Ich muss Sie nur bitten, ein paar Fragen zu beantworten, wenn Sie sich dazu imstande fühlen.“

Melanie presste die Finger an die Schläfen und atmete tief durch. „Ich weiß nicht, wie ich mich darum kümmern muss...“

„Wir und die Deutsche Botschaft werden Ihnen helfen. Seien Sie ganz unbesorgt. Es wird sich alles regeln.“

Sie nickte schließlich. Daraufhin begann der Inspektor, die bisherigen Erkenntnisse aus den Ermittlungen zu schildern:

Die Fensterhaken waren von außen geöffnet worden, anschließend hatte man Herrn und Frau Baumgart aus den Betten gezerrt und sie ermordet. Danach begann die Durchsuchung und Zerstörung. Einige Dinge von Wert wurden gestohlen, andere verstreut oder vernichtet. Alles sah danach aus, als hätten die Einbrecher es auf wenige Wertgegenstände der Ausländer abgesehen und es sehr eilig gehabt. Der Überfall wurde dennoch erst am nächsten Morgen bemerkt, als das Zimmermädchen das Frühstück bringen wollte. Major Schätzler hatte u diesem Zeitpunkt bereits das Hotel verlassen und Melanie Baumgart als vermisst gemeldet.

„Ihre Eltern hatten gebeten, heute spät zu frühstücken. Sie kamen gestern erst nach Mitternacht nach Hause.“

Melanie hörte stumm zu und drehte immer wieder eine Falte am Ärmel ihres Kleides zwischen den Fingern.

„Wo waren Sie gestern Abend?“

Es dauerte einen Moment, ehe sie antwortete. „Wir waren in einer Gaststätte, mit Tänzerinnen und Musikantinnen. Es wurde sehr spät.“

„Mayo Shetsure berichtete in seiner Anzeige, er habe mit Ihnen einen kleinen Spaziergang auf dem Nachhauseweg gemacht, um den Mondschein mit seiner Verlobten zu genießen. Ist das richtig?“

Sie presste unmerklich die Lippen aufeinander und zögerte wieder einen Moment. „So war es.“

„Was geschah dann?“

„Hat er Euch das nicht erzählt?“, blaffte sie, plötzlich aufgebracht. Dann legte sie die Hand auf den Mund und wandte sich von ihren Eltern ab.

Himura stand die ganze Zeit schweigend. Sein Blick durchmaß den Raum.

„Es tut mir sehr leid, verehrte Frau“, der Polizist verbeugte sich, „aber um den Mord aufzuklären ist es wichtig, dass Sie diese Frage beantworten. Es schadet dem Ansehen Japans, wenn unsere Gesetzeshüter nicht fähig sind, Gäste aus fremden Ländern zu beschützen, daher ist es wichtig, dass wir diesen Fall so schnell wie möglich lösen und die Mörder überführen.“

Sano hatte Mitleid mit Melanie. Er kannte diese Verhöre. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn ein geliebter Mensch aus dem Leben gerissen wurde. Man fühlte sich schrecklich hilflos...

„Er hat versucht, mir seinen Willen aufzuzwingen.“ Melanie warf dem Polizeiinspektor diese Worte hin.

„Ich bitte um Verzeihung?“

„Bist du so blöd?“, fuhr Sano den Polizisten an. „Der Kerl hat sie angegrabscht! Ich war zufällig in der Nähe und hab ihm ein bisschen den Schädel poliert, bevor ihr aufgekreuzt seid...“

„Ja“, unterbrach ihn Melanie rasch, indem sie sich umdrehte. „Sagara-san hat mir geholfen. Schätzler und ich wurden gestern Abend von meinem Vater verlobt. Er hat wohl geglaubt wir wären schon verheiratet und hat sich das herausgenommen.“

Der Inspektor sah von einem zum andren.

„Widerlicher Mistkerl“, bestätigte Sanosuke.

„Nun...“, fing der Inspektor wieder an, „dann bleibt noch die Frage, weshalb Sie sich anschließend nicht in unseren Schutz begeben haben, Frau Bamugaato. Nach allem was wir über Sie wissen, ist Ihre Familie hoch verschuldet und hätte durch Ihre Verbindung mit Shetsure-san eine Katastrophe abwenden können.“

„Das weiß ich.“

„Warum waren Sie heute Nacht nicht im Hotel...?“

„Was soll das!? Wollt Ihr mir etwa vorwerfen, ich wollte meinen Eltern das Leben nehmen?“

Der Inspektor verbeugte sich tief. „Bitte vielmals um Verzeihung. Wir können keine Vorwürfe machen, dazu brauchen wir erst mehr Informationen.“

„So... Ihr wollt meine Geschichte hören? Dann hört gut zu: Ich hab den nächstbesten Japaner an der Hand genommen und bin mit ihm weggelaufen, hab mich von ihm ausziehen lassen, hab in seinem Futon geschlafen, und hab ihm und seinen Freunden ein Mittagessen gekocht. Dann bin ich einem edlen Samurai begegnet, der meine Seele geläutert, mich an meine Pflichten meinen Eltern gegenüber erinnert und mich hierher geschickt hat.“

Die drei Männer blinzelten.

„...Oroo?“, machte Kenshin, überrascht, zu so einer Ehrenbezeichnung zu kommen.

„Moment!“, protestierte Sanosuke. „Ich hab dir deinen seltsamen Anzug lediglich zugebunden, mehr nicht!“

„Das heißt Korsett, Sagara-san!“

„Das ist egal!!“

„Sei still!“, brüllte Melanie ihn an. „Lasst mich in Ruhe! Lasst mich!“

Sie fuhr zu dem Polizisten herum. „Und Ihr ganz besonders! Hättet Ihr mich vor diesem Grobian beschützt, diesem eingebildeten geilen Affen? Nein!! Ihr hättet mich schön brav in die Botschaft zurückgebracht, und der Botschafter hätte mich Schätzer übergeben. Sagara-san hättet Ihr eingesperrt wegen Entführung, obwohl er nichts getan hat als mir zu helfen... Ihr seid alle gleich!“

„Frau Bamugaato“, fuhr der Polizist wütend dazwischen. „Bitte beruhigen Sie sich...“, fuhr er in gemäßigtem Ton fort.

„Ah... ich soll mich beruhigen?“ Sie lächelte hysterisch, noch ein wenig außer Atem. Es war ein unschönes, verzerrtes Lächeln. Sanosuke schauderte, als er sie so sah.

„Natürlich, beruhigen.“ Ihre Stimme klang genauso... wie wenn jemand versucht, im Angesicht unsäglichen Grauens fröhlich zu sein und alles zu vergessen. Doch das tat Melanie nicht. Ihre nächsten Worte troffen vor Gift und unterdrücktem Zorn.

„Mein Vater, meine Mutter, sind tot. Diese Verlobung ist rechtskräftig. Drei Jahre lang war ich glücklich, in Japan zu leben. Aber nächste Woche fährt mein Schiff nach Deutschland zurück, wo mich ein Leben in der Gefangenschaft dieser feisten Ratte erwartet...! Ich habe nichts außer einer in Unsummen verschuldeten Firma geerbt!...“ Ihre Finger bogen sich im Zorn wie Krallen, sie zeigte ihre zusammengebissenen Zähne und spuckte dem Inspektor ihre Worte entgegen. „Findet Ihr das beruhigend?!“

Sie war am Ende. Sanosuke merkte – und er sah dass auch Kenshin es wusste – wenn der Inspektor noch weiter in sie drang würde sie zusammenbrechen, oder wahnsinnig werden.

Allein, der Polizist schien zwar merklich eingeschüchtert, hatte aber wohl wegen der Beleidigungen nicht vor, sich mit Melanies Antwort zufrieden zu geben.

In Sano stieg die Wut hoch. Was bildete der Kerl sich ein? Merkte der nicht was er tat? So hatte selbst er noch keinen Polizisten erlebt...

„Halt jetzt deinen Mund!“, fuhr er den Beamten an. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Was sie sagt ist die Wahrheit! Wir haben im Kamiya Kasshin Dojo übernachtet! Jeder der da wohnt kann dir dasselbe erzählen, und jetzt hör verdammt nochmal damit auf!“

Er sah zu Melanie. Die aufkeimende Hysterie war aus ihrem Gesicht verschwunden. Er bedeutete ihr mit einem Blick so gut es ging, dass sie das sicher durchstehen würde. Dann sah er zu Kenshin hinüber.

Den Polizisten hatte das wohl endlich zur Vernunft gebracht, denn er hielt den Mund.

Melanie richtete ihren Blick erstaunt auf Sagara-san. Sie hatte nicht damit gerechnet, solche Hilfe zu erhalten. Bis eben war sie noch ganz alleine gewesen gegen eine große Männerwelt, die ihr alles wegnahm. Ihre Freiheit, ihre Eltern, ihre relative Sorglosigkeit und nun auch noch die Trauer. Ihr wurde warm ums Herz. Dieser Sagara-san... er war hier. Er würde sie nicht allein lassen.

„Diese Wunden...“ Kenshin ging neben den beiden Toten in die Hocke, „...sie stammen von gewöhnlichen Klingen. Ich kann auch nicht erkennen, dass die Mörder irgendeine Technik benutzt hätten, die ich kenne.“

„Himura-san...“

Der Samurai wandte den Kopf zu einem umgestürzten Polsterstuhl zu Häupten des Herrn Baumgart. Erst als sie genauer hinsahen erkannten sie, dass in der Holzversiegelung an der Unterseite des Polsters ein Spalt war. Kenshin steckte die Finger hinein, griff zu und zog. Die Platte ließ sich leicht herausnehmen und zum Vorschein kam eine kleine dünne Ledermappe.

„Was...?“, wunderte sich Sano.

„Himura-san, was haben Sie gefunden?“ Der Polizist machte einen Schritt nach vorne, aber Melanie war schneller. Sie nahm Kenshin das Buch aus der Hand. Ihre Finger umschlossen langsam das Leder, ehrfürchtig, fast zärtlich.

„Was ist das?“ Kenshin erhob sich uns sah sie an.

„Das ist...“ Sie schluckte. „...Vaters Tagebuch. Er hat es mir einmal gezeigt... Er sagte, wenn jemand außer ihm es findet...“

„Was ist dann?“, fragte Sanosuke nach, als sie nicht weitersprach.

Sie biss die Zähne zusammen. „...dann ist er tot.“ Melanie schloss einen Moment die Augen, dann löste sie die Verschnürung des Einbands. Langsam schlug sie die Seiten des Buches auf.

„Was steht dort?“, verlangte der Inspektor zu wissen und trat hinzu. Auch Sanosuke und Kenshin traten neben sie.

„Zahlen... ein Rechnungsbuch, so scheint es.“ Ihre Finger fuhren über die dünne altdeutsche Schrift. Langsam blätterte sie weiter. Tränen traten ihr in die Augen, und durch den Schleier erkannte sie die Schulden. Riesige Ausgaben überall, an unzählige Unternehmen, von denen sie nur sporadisch etwas gehört hatte. Oft trugen die Bestellungen Namen wie „Stahl“ oder „Maschinen“, meist stand dort nur ein „Bauteil“ mit einer Nummer, manchmal „Farbe“ oder „Gold“ und „Glas“... und Zahlen, endlose Reihen von Zahlen... die plötzlich endeten. Die letzte Abrechnung unter dem Strich war vor zwei Tagen dort eingetragen worden. Sie bezifferte ein Minus von mehr als 80 000 Reichsmark. Danach folgten nur leere Seiten.

Melanie schloss entsetzt die Augen.

In der Mitte des Buches lag ein gefaltetes Stück Papier. Sie zog es heraus und schlug es auf. Es war alt, brüchig und roch vergilbt wie das ganze Buch. Vorsichtig faltete sie es auseinander.

Alle hielten den Atem an.

„Ein Schiff ist das?“Sanosuke war sich nicht sicher.

„In der Tat...“ Der Inspektor kniff die schmalen Augen noch weiter zusammen.

„Ein riesiges Schiff...“ Melanie legte den Plan vorsichtig auf das Bett. „Seht... Vier Etagen, und hier unten, der Keller. Vier Schornsteine, und von vorne bis hinten...“, sie sah auf den Plan, „über zweihundertfünfzig Meter!“

„Meta?“, fragte Kenshin.

„Ach, das sind... über zweihundertfünfzig Schritte! Ein so großes Schiff... Natürlich.“ Sie schüttelte den Kopf und begriff langsam. „Das ganze Geld... um das Schiff zu bauen. - Vater muss seit vor meiner Geburt daran gearbeitet haben.“

„Haben Sie davon gewusst?“, erkundigte sich er Polizist.

„Nein“, Melanie schüttelte den Kopf, sie war fassungslos, „ich wusste zwar, dass mein Vater ein Unternehmen im Hafen plante oder führte, aber das...“

„Steht denn in dem Buch noch mehr?“

Sie nahm es zur Hand und blätterte weiter. Weiter hinten erschienen eng beschriebene Seiten, mit Buchstaben aus der Hand ihres Vaters bedeckt. Die ersten waren Jahre vor ihrer Geburt datiert, und immer hastig gekritzelt. Melanie überflog sie.

„Das sind seine Notizen... Pläne für das Schiff. Hier...“ Sie las ihnen auf japanisch vor.

„...soll dieses Meisterwerk einst die Meere befahren, größer, schöner, und schneller als alle anderen Schiffe. Es soll Melanie heißen, wie meine bezaubernde Tochter.“

Sie lächelte unter Tränen. Himura-san hatte recht gehabt...

„Meine Güte“, staunte Sano. Er betrachtete den Plan und versuchte sich vorzustellen, wie groß ein solches Schiff in Wirklichkeit war. Shishios Schiff war höchstens vierzig Schritt lang gewesen, vielleicht fünfzig bei großzügiger Schätzung. Und die Schiffe im Hafen brachten es auch nicht über vielleicht hundert oder hundertzwanzig. Aber zweihundertfünfzig...?

Melanie legte die hand auf die Augen. Ihr Gesicht war von Schmerz erfüllt, ihr Atem ging zittrig und sie schluckte. Als sie sich wieder gefangen hatte, las sie weiter.

„Alles... über das Schiff. Es liegt in Bremen, in einer Werft. Die Werft ist gemietet...“ Sie strengte sich an zu übersetzen. „Wenn das Schiff nicht fertig gestellt wird, gehört es der Werft, um die Schulden zu bezahlen. Vater hat unglaublich viel Geld geliehen. Seit... seit Jahren bezahlt er keine Miete mehr!“

„Sagt, Meranii-dono“, überlegte Kenshin, „kann es sein, dass die Gläubiger Eures Vaters auf der Suche nach den Plänen waren? Wäre das wohl möglich?“

„Hier in Japan?“ Doch dann nickte sie langsam. „Ja... das wäre möglich. Soweit ich das hier sehen kann... hat er bei den Werft-Besitzern Schulden gemacht, um die Zulieferer zu bezahlen... Hier steht mehr. Vom 26. Mai diesen Jahres. Das Schiff ist fast fertig... das wichtigste fehlt noch. Vater spricht hier von einer neuen Technik. Er will... mich verheiraten und die Schulden bezahlen, damit dieses Schiff fertig wird.“ Sie schloss den Mund und schwieg. „Das also war sein Traum. Er hat sein ganzes Leben in dieses Schiff gesteckt...“ Ihre Finger fuhren über die gelblich verblichenen Seiten, die zackige Schrift ihres Vaters. „Er wollte mir und Schätzler das Schiff vererben, damit sein Traum weiterlebt.“ Sie blätterte um. „Hier ist seine Unterschrift. Sein letzter Wille, so scheint es...“ Sie blätterte weiter. Es folgte ein kurzer Text über die Reise nach Japan. Die Ankunft am 5. August... danach waren die Seiten weiß.
 


 

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Kommentare zu dieser Fanfic (5)

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Von: abgemeldet
2007-07-27T15:13:13+00:00 27.07.2007 17:13
echt genial! bitte weiterschreiben!!! und mich (nebenbei) bitte benachrichtigen wenns was neues gibt^^ *g*
aber wirklcih! echt klasse!
lg, ayaka
Von:  ZMistress
2007-02-15T12:20:25+00:00 15.02.2007 13:20
Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Das Kapitel ist hammerhart, toll geschrieben! Die Emotionen kommen sehr gut rüber und Melanie ist eine starke Figur ohne ins Sue-ige abzurutschen. Hier noch ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind:
"Polente" passt sowohl zu Sano als auch zur Epoche um Klassen besser als "Politessen". Sehr gut.
>Ein Portier grüßte die der in einem deutlich vom Akzent geprägten Japanisch.
Irgend etwas an diesem Satz passt nicht. ;)
Dass Melanie jetzt übersetzen muss, ist stimmig und passt zur Erzählperspektive.
Nach der großen Enthüllung kommt ein Absatz mit wörtlicher Rede darin, der etwas unübersichtlich ist. Fang lieber einen neuen Absatz an wenn der Sprecher wechselt.
PS: Noch ein Tip, nenn entweder Kapitel 4 nicht einfach "5" oder schalte die Kapitelbezeichnung ganz aus. Im Moment sieht es etwas seltsam aus.
Von:  ZMistress
2007-02-15T12:03:43+00:00 15.02.2007 13:03
Arme Kaoru, alle Welt kocht besser als sie.
Dafür kann sie Kenshin schütteln, dass die Holzscheite fliegen, und erst hinterher muss sie die Einkäufe abstellen. ;)
Wieder ein sehr schönes Kapitel. Die Charaktere sind gut getroffen und ich bin gespannt wie es weitergeht.
Von:  ZMistress
2007-02-12T11:05:09+00:00 12.02.2007 12:05
Du hast einen wirklich gut lesbaren Stil. Sano ist wieder sehr gut getroffen und seine Streitereien mit Melanie machen einfach Spaß. Ich bin ja mal gespannt wie erst die Fetzen fliegen, sollte Melanie mal auf Megumi treffen.

Was mich etwas verwirrt hat, ist das sich keiner wundert, dass Sano im Kamiya-Kasshin-Dojo übernachtet. Hat er nicht eigentlich eine eigene Bude?

Na egal, die FF gefällt mir immer besser. Gute Arbeit!
Von:  ZMistress
2007-02-12T10:51:17+00:00 12.02.2007 11:51
Toller Beginn! Ich kann kaum sagen wie sehr mir das ganze Shonen-Ai aus dem Hals hängt, deshalb hat es mich um so mehr gefreut deine FF zu sehen.

Sanosuke hast du ziemlich gut getroffen. Er war zwar nie mein Lieblingscharakter, aber er schafft es immer wieder mich zum Grinsen zu bringen und diese Qualität hat er auch in deiner FF.
Allerdings solltest du in deiner Erzählerperspektive so konsequent sein, die Geschichte auch wirklich aus Sanos Sicht zu erzählen. Das heißt, wenn Sano kein Deutsch versteht, dann darfst du nicht schreiben, was der gute Major gesagt hat, sondern eben nur dass es etwas (für Sano) unverständliches war, das sehr unhöflich klang. Du kannst zwar auch die Erzählerperspektive wechseln (und z.B. aus Melanies Sicht schreiben, die dann natürlich Deutsch versteht), aber das sollte dann für den Leser deutlich sichtbar abgtrennt sein.
Versuche auch nicht mit den Formulierungen so ganz aus dem zeitlichen Rahmen (ist ja schließlich spätes neunzehntes Jahrhundert) zu fallen. Dass Sano von "Politessen" redet, ist zwar ganz lustig, macht aber meiner Meinung nach die historische Atmosphäre kaputt. Sano kann ja ruhig über die Polizisten herziehen, aber dann doch eher mit Ausdrücken, die man damals schon gekannt hat.

Wie Sano die deutschen Namen ausspricht, hat mir aber sehr gut gefallen und passt auch wunderbar zur Atmosphäre und zum Charakter.

Alles in allem ein klasse Start!


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