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Gi Yu Jin Rei Shin Meiyo Chuu

Aufrichtigkeit, Mut, Güte, Höflichkeit, Wahrheit, Ehre, Treue
von

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3

Kapitel 3
 

Mit langen Schritten eilte Kaoru nach Hause zurück. Sie hatte ziemlich lange mit Tetsuko-san gesprochen, aber ihre Bekannte war sich immer noch nicht ganz sicher, ob ihr Sohn Kendo lernen sollte, selbst wenn er nur mit einem Shinai (Holzschwert) kämpfte. Dabei hatte Kaoru ganze Überzeugungsarbeit geleistet... naja. Sie seufzte. Kenji war auf ihrem Rücken eingeschlafen, aber wenn er aufwachte, hatte er bestimmt Hunger. Ihr selber knurrte auch schon der Magen. Vielleicht hatte Kenshin es ja schon geschafft etwas zu kochen, hoffte sie.

Der Gedanke an ihre junge Familie heiterte Kaoru auf.

„Tadaima!“ Sie ging in die Küche und wollte ihre Einkäufe abstellen, hielt jedoch überrasch inne.

Eine Fremde...?

„Ah, guten Tag. Bitte entschuldigt...“ Die Frau drehte sich zu Kaoru um und verbeugte sich. „Ich bin Melanie Baumgart. Tut mir leid, dass ich so einfach in Eure Küche platze. Sagara-san war so freundlich, mich hier übernachte zu lassen und ich wollte mich revanchieren.“

„Sagara-san...?“

„Ja.“

Kaoru stand immer noch da wie versteinert. Im Herd branne schon eine Feuer, Dampf stieg auf und es duftete nach Reis.

„Meranii-dono.“ Kenshin kam mit einem Arm voll Holzscheiter zur Tür herein. „Hier habt Ihr noch mehr...“

„Kenshin!“

„Oro...?“

Kaoru lief zu ihm und schüttelte ihn, dass die Holzscheite in alle Richtungen flogen.

Melanie machte große Augen, dann lächelte sie breit.

„Kenshin, was macht diese Frau hier in meiner Küche?“

„Warte, Ka-o-ru, das – ist – Sa-nos – Freun-din“, versuchte Kenshin sie zu beruhigen.

„Was? Sanosuke?“ Sie ließ ihn los. Er bückte isch um die Scheite aufzuheben. „Ja, so ist das wohl. Er hat ihr gestern Nacht gegen ein paar aufdringliche Burschen beigestanden.“

„Wie ich bereits sagte“, entgegnete Melanie, „aber es war nur einer, Himura-san.“

Kaoru stellte ihre Einkäufe nun ab, setzte Kenji auf den Holzstapel in den Armen seines Vaters und ging zu der Fremden. Misstrauisch sah sie sie an, die Hände in die Hüften gestemmt.

„O...?“ Vorsichtig stetzte Kenshin das Holz ab und nahm den Kleinen in den Arm.

„Papa!“, freute sich dieser. „Hunger.“

Kenshin lächelte. „Hai... Meranii-dono sagte, wie würde für uns kochen um sich zu bedanken.“

„Ihr habt doch nichts dagegen“; fragte Melanie, als Kaoru immer noch nichts sagte, sondern eher nachdenklich wirkte. „Ich habe mit dem Reis angefangen, wenn Ihr wollt, können wir zusammen weitermachen.“

„Wie? Oh, äh, nein nein...“, wehrte Kaoru ab. Sie schnappte sich Kenshin samt dem Kleinen und zog ihn zur Tür. „Das ist schon in Ordnung!“, rief sie fröhlich. „Vielen Dank!“

Kenshin blieb nichts anderes übrig als ihr verwundert zu folgen.

Draussen auf dem Hof blieb Kaoru stehen. „Wer in aller Welt ist DAS denn?“, verlangte sie zu wissen. „Das kann doch nie im Leben Sanos...“

Kenshin hielt seinen Sohn an sich gedrückt und sah fast ein wenig schuldbewusst drein. „Sano hat sie mitgebracht, das hat er wohl.“

„Aber wieso bringt Sano eine Ausländerin mit?“

„Ich glaube sie kommt aus Deutschland.“

„Deutschland...?“

„Ja, wahrscheinlich...“

„Weich mir nicht aus!“

„Hai...!“

„Wenn sie heute Nacht hier war, wo hat sie dann geschlafen? Sano hat nur einen Futon!“

„Tjaa, also...“

„Hunger!“, protestierte Kenji, dem es hier draußen zu lang wurde.

Kenshin wandte sich ihm zu. „Warte noch einen kleinen Moment...“

„Hnng...!“ Kaorus Mundwinkel zuckten. „Kenshin... – Weich mir nicht immer aus!!“

Er duckte sich sofort.

„Was erlauben die sich!?“, donnerte sie. „In meinem Dojo, im Haus meines Vaters!“

Kenshin wich noch einen Schritt zurück.

„Wo steckt dieser Sanosuke!“

„Ich glaube wohl er ist nicht da...“

Kenji weinte. Sofort hielten beide inne.

„Oh mein Kleiner...“ Kaoru streichelte ihn zärtlich. „Tut mir leid, ne? Mami ist jetzt nicht mehr wütend. Aber sie wird dafür sorgen, dass du nicht in so einem verlotterten Haushalt aufwächst!“

„Hunger!“, quäkte der Kleine wieder, war aber versöhnt. Sie lächelten beide. Kaoru gab dem kleinen Kenji einen Kuss auf die Schläfe, woraufhin dieser sich freute.

„Oi, Mädel, bist ja schon wieder zurück.“ Sano kam zum Tor herein. Die Jacke hatte er lose über die Schulter gehängt und sein Oberkörper war mit Kratzern und Schrammen überzogen.

„Hallo Sano...“, säuselte Kaoru, noch ganz in ihrer glücklichen Stimmung versunken.

Er besah sich die beiden und schob den dünnen Bambuszweig zwischen seinen Zähnen hin und her. „Ts! Frauen...“, murmelte er.

„Was soll denn das jetzt heißen??“

Kenshin tat einfach mal so als sei er nicht angesprochen...

Sano verdrehte die Augen zum Himmel, als er an Kaoru vorbeilief und ignorierte die Frage einfach. „Wie stehts mit Mittagessen?“

Bevor die Herrin des Hauses nun doch – wie ursprünglich vorgehabt – auf ihn losgehen konnte, rief Melanie aus der Küche, dass sie fertig war. In Kaoru brodelte es. Sie warf den Kopf zurück, rempelte Sano an und marschierte an ihm vorbei ins Haus.

Kenshin fuhr sich erleichtert über die Stirn. „Ne, Sano... man sollte Meranii-dono nicht böse sein. Sie kann nichts dafür, dass die Frauen in Europa Korusetto tragen müssen...“

„Hab ich was gesagt?“, gab Sano zurück. Er ging zur Quelle, tauchte die Hände in den Eimer und wischte sie an seiner Hose sauber.

Kenshin seufzte und folgte ihm nach drinnen.

Melanie hatte die Schälchen bereits verteilt. Es gab Reis mit Spiegelei und (Nori) getrockneten Salzalgen, nichts besonderes, aber alle wurden satt. Suzume hatte am Ende sogar dicke Eigelbflecken auf den Backen, während Kenji immer wieder die Ohashi (Stäbchen) in die Hand nahm und versuchte damit auf den Tatami etwas mit Eigelb zu malen. Suzume flatterte mit den Armen und rief: „Ich bin ein Wellensittich!“ Alle lachten und Kenshin bewahrte sie davor, über das Geschirr zu fliegen.

Zum Abschluss brachte Kaoru noch süße Omochi (Reiskleiebällchen), die sie vom Einkaufen mitgebracht hatte und alle kauten fleißig auf der zähen Süssigkeit.

„Mmm, lecker!“ Yahiko lehnte sich zurück und rieb sich den Bauch.

„Gut, dass es auch geschmeckt hat“, meinte Melanie. „Ich wollte mich bei Euch bedanken, Sagara-san, Himura-san..“

„Naja, alles ist besser als die Kochkünste von diesem Mädel hier“, unterbrach sie Sanosuke.

„Waas?!“

„Erzählt uns“, kam Kenshin dem Streit zuvor, „wie seid Ihr hierher gekommen?“

Und Melanie erzählte ihre Geschichte von ihrem Verlobten, Major Schätzler, von der plötzlichen Ankunft ihrer Eltern nach drei Jahren, dem nächtlichen Übergriff und Sanosukes beherztem Eingreifen. Ihre Worte wurden immer heftiger... schließlich seufzte sie tief, um sich zu beruhigen. „Ich war so wütend. Niemand fragte auch nur, ob ich diesen Schätzler mochte, ob ich überhaupt heiraten und nach Deutschland zurückkehren wollte... Immer gab es nur die Firma. Vater war nie zuhause, er hatte nie ein freundliches Wort für mich oder meine Mutter, meistens war er müde oder griesgrämig. Er sprach fast gar nicht. Und meine Mutter musste den ganzen Tag hart arbeiten, weil er uns die Geld gab. Als es immer schlimmer wurde, machte er Schulden und schickte mich hierher zu meinem Onkel nach Yokohama. - Das ist schon über drei Jahre her. Onkel Albin hat mir Japanisch beigebracht, er arbeitet in der Deutschen Botschaft als Übersetzer und Bibliothekar.“

Kenshin hörte aufmerksam zu und nickte, als sie geendet hatte.

Kaorus Hände auf ihren Knien waren zu Fäusten geballt. „Jeder von uns hier hätte Euch geholfen!“

„Jap!“, bestätigte Yahiko und stellte einen Fuß auf. „Der Kamiya Kasshin Ryu ist dazu da die Schwachen zu beschützen.“

Melanie lächelte offen und dankbar. „Es macht mich wirklich froh, das zu hören. Dennoch hoffe ich, das sich Eure Hilfe niemals wieder brauchen werde. Eines Tages werde ich selbst stark genug sein, um mich zu verteidigen.“

„Du bist aber stark“, meinte Ayame überzeugt. Suzume nickte eifrig und sogar ein wenig ängstlich.

Melanie sah die beiden voll Zuneigung an. „Vielleicht bin ich nicht schwach.“ Sie hob ihre hand und betrachtete sie. „Aber wäre Sagara-san nicht gewesen, hätte ich Schätzler nie ein blaues Auge verpassen können.“ Sie ballte die Fäuste. „Dieser Widerling! Hat mich immer durch sein Monokel angestarrt als wär ich eine billige Dirne!“

„Was ist eine Dirne?“, fragte Ayame.

„Das ist nichts für...“, setzte Kaoru schon an, aber Melanie meinte nur: „Er hat mich angekuckt wie ein Bonbon im Laden das er gleich verspeist.“

„Uuu...“, wimmerte Suzume.

„Warum geht ihr nicht nach draußen spielen?“ Kaoru schob die beiden Mädchen durch die Tür und sie verschwanden im Garten. Sie war der Fremden einen leicht missbilligenden Blick zu, dass sie sich so schamlos äußerte, aber Melanie war nicht beschämt.

„Was werdet Ihr jetzt tun?“, erkundigte sich Kenshin.

„Meine Eltern und Schätzler werden sicher bei meinem Onkel fragen wo ich bin. Die Polizei hat mich gesehen, also wird sie auch nach mir suchen, wenn meine Eltern mich als vermisst melden. Es gib tin dieser Gegend hier nicht viele deutsche Frauen... Vielleicht“, überlegte sie laut, „vielleicht schaffe ich es, mich eine Woche lang irgendwo zu verstecken, als Küchenhilfe oder Geschäftshelferin. In einer Woche geht das Schiff nach Bremen. Wenn sie mich nicht finden, müssen sie ohne mich zurück.“

„Meranii-dono.“ Kenshins Lächeln war freundlich. „Ich glaube nicht, dass Eure Eltern ohne Euch fahren werden. Sie machen sich sicher große Sorgen um Euch.“

„Sorgen?“ Sie klang bitter. „Sie haben in der ganzen Zeit nicht einen meiner Briefe beantwortet, sicher um das Geld für die Post zu sparen.“

„Euer Herr Vater ist ein sehr ehrgeiziger und disziplinierter Mensch. Ich denke, dass er seine Familie sehr gern hat. All dies tut er nur, damit Ihr einmal in Glück und Wohlstand leben könnt.“

„Glück? Es macht mich nicht glücklich zu leben wie eine Bettlerin! Ausgelacht zu werden wegen meiner löchrigen alten Kleider. Es macht mich nicht glücklich, mit jemandem wie Schätzler verheiratet zu werden, nur damit Vater seine Schulden bezahlen kann!“

„Das mag vielleicht ein Opfer sein, das Ihr bringen müsst.“

„Das werde ich nicht!“

„Aber werdet Ihr Eure Eltern im Stich lassen?“

Melanie richtete ihren Blick voll Wut und Verzweiflung auf Kenshin. Himura Battousai... sie hatte von den Tugenden der Samurai gelesen, hatte sich selbst in ihnen versucht, aber jetzt stand sie ihnen so direkt gegenüber... So etwas las sich leicht, aber ihm zu begegnen war etwas ganz anderes. Melanie kam sich plötzlich wie ein kleines dummes Kind vor, das die liebevolle Fürsorge seiner Eltern in Frage stellte. Es machte sie dennoch wütend, aber ihre aufrechte Haltung sackte in sich zusammen und sie blinzelte mit tränenschweren Lidern.

„Himura-sama“, brachte sie hervor, „was soll ich denn tun?“

Kenshins Stimme klang sanft, als er antwortete. „Kehr zu Euren Eltern zurück und bittet sie um Vergebung.“

Sie schloss die Augen. „Das ist so ungerecht! Wenn ich als Mann geboren wäre, müsste ich nicht immer nur gehorchen! Ich müsste keine Opfer bringen und müsste keine Angst wegen meiner Schwäche haben, nicht wahr?!“

„Ob Mann oder Frau...“, Kenshin erwiderte ihren Blick mit unberührter Milde, „bitte ich Euch: zürnt Euren Eltern nicht, und kehrt zu ihnen zurück. - Sanosuke und ich werden Euch begleiten.“

Zuerst wollte sie ihm widersprechen, wollte ihn einen Lügner nennen, doch sein Blick belehrte sie eines besseren. Es war ihm anzumerken dass er es ernst meinte, dass er aufrichtig war und ihr helfen wollte. Ihr Blick wanderte zu Sanosuke, der das Gespräch aufmerksam verfolgt hatte. „Wenn ich Schätzler überreden kann, dass wir hier in Japan bleiben...“, murmelte sie versunken.

„Dann gehen wir?“

„Wie?“ Verwirrt sah sie zu Kenshin, der sich schon erhoben hatte. „Ja... ja wir gehen“, sagte sie fest. „Aber was ist mit dem Abwasch?“

„Ich mach das schon!“, erklärte Kaoru und begann die Schälchen einzusammeln. Sie nahm Kenji ein Stäbchen weg, mit dem er sipelte.

Kenshin lächelte liebevoll auf die beiden herab. „Und morgen machen das die Männer, NE?“, rief sie. Er duckte sich. „Hai! Hai!“

Melanie entschuldigte sich und stand auf.

„Du auch, Sanosuke! Wegen der Beleidigung von vorhin solltest du das eigentlich die ganze Woche machen!“

„Ich bin morgen zum Würfeln verabredet.“ Er grinste und winkte zum Abschied. „Bis dann!“

„Saaanooo...!“, grollte Kaoru.

„Meinst du nicht...“, rief Kenshin, als sie davonrannten und fliegenden Reisschalen und Stäbchen auswichen, „dass du weniger würfeln solltest, vielleicht ein bisschen?“

„Wenn du endlich lernst, die Würfel vorherzusagen, gewinne ich vielleicht auch mal!“

„Du weisst, dass das nicht geht... wirklich nicht...“

„Jeder Samurai kann das!“

„Oro...“
 


 

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  ZMistress
2007-02-15T12:03:43+00:00 15.02.2007 13:03
Arme Kaoru, alle Welt kocht besser als sie.
Dafür kann sie Kenshin schütteln, dass die Holzscheite fliegen, und erst hinterher muss sie die Einkäufe abstellen. ;)
Wieder ein sehr schönes Kapitel. Die Charaktere sind gut getroffen und ich bin gespannt wie es weitergeht.


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