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Tokyo

von

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Tokyo

Vorwort: Wieder Spoiler für den 10. Band, also weiter lesen auf eigene Gefahr ^.~ Außerdem leichtes Shounen-ai ^.~
 

Die Story ist eine Fortsetzung zu "D", kann aber auch ohne den Vorgänger gelesen werden. ^^ Schreibt mir bitte einen Kommi. x3~
 

Disclaimer: Gehört nicht mir -.- Und Geld verdien' ich damit auch nicht - auch wenn ich's gut gebrauchen könnte Q.Q
 

Beta: Anshie^^
 

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Tokyo

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Nun war er schon zwei Tage in Tokyo, weitergekommen war er jedoch nicht. Die Leute, die er bisher gefragt hatte, hatten entweder noch nie etwas von einem Count D gehört oder sie hatten gar kein Englisch gesprochen. Bei der Polizei hatte man ihm keine Auskunft gegeben - hatte das vielleicht etwas zu bedeuten? War D hier auch schon wieder auffällig geworden oder wollte er das einfach nur glauben?

Jetzt jedenfalls saß Leon schlecht gelaunt in einem Café und versuchte sich gerade mit Hilfe eines Wörterbuches ein paar hilfreiche japanische Sätze zusammenzubasteln, wobei er leise darüber schimpfte, dass er die Antwort sowieso nicht verstehen würde.

Und das alles nur, weil dieser verdammte Count einfach verschwunden war und ihm nicht mehr aus dem Kopf ging. Kurz: Das war alles die Schuld dieses blöden Chinesen.

Und trotzdem wusste er, dass er nicht aufgeben würde. Und wenn er jede verdammte Stadt in jedem noch so exotischen Land auf den Kopf stellen musste!

Nachdenklich sah er aus dem Fenster, beobachtete die vielen Leute aus einem ihm völlig fremden Kultur und dachte daran, dass D sich hier sicherlich wie zu Hause fühlen würde als plötzlich eine dieser Personen seine Aufmerksamkeit erregte. Eine schlanke Gestalt mit schwarzen schulterlangen Haaren, gekleidet in einem Cheongsam - mittlerweile hatte Leon sich sogar gemerkt, wie man dieses verdammte Kleid nannte - und wehe der Kerl wusste das nicht zu schätzen.

War das nun der Count?

Sicher, die Möglichkeit war verschwindend gering und der, den er für D gehalten hatte, war auch noch auf der anderen Straßenseite, also ziemlich weit weg, gewesen, trotzdem musste er es einfach versuchen, sonst würde es ihn nicht mehr loslassen.
 

***
 

Schnell legte er die 300 Yen für seinen Kaffee auf den Tisch und rannte in Richtung Tür, wobei es ihm reichlich egal war, dass alle Blicke auf ihm ruhten.

Ohne auf den belebten Verkehr zu achten rannte er über die Straße, ignorierte das laute Hupen, die Autos, die Vollbremsungen hinlegen mussten und die Leute, die ihn beschimpften. Wieder auf dem Bürgersteig schaffte er es gerade noch einer alten Frau auszuweichen, dann bog er um die Ecke, wo er die gesuchte Person hatte verschwinden sehen, und lief eine Gasse entlang.

Ein Japaner, den er dabei überholte, rief ihm irgendetwas zu, aber Leon war egal, was er wollte und beachtete ihn nicht weiter.

Noch einmal schaffte er es, seine Geschwindigkeit ein wenig zu steigern und als er die Gasse verließ blieb er stocksteif stehen.

Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet - das hier war das Chinesenviertel, das China Town Tokyos.
 

***
 

Noch etwas schwer atmend stand er da und beobachtete das rege Treiben der Menschen hier. Dieser Ort erinnerte ihn sehr an den, wo er in LA so viel Zeit verbracht hatte. Waren die Chinesenviertel sich eigentlich überall so ähnlich? Nun, zumindest auf die, die er in den letzten Jahren gesehen hatte, traf das zu.

Suchend sah er sich um. Wo war die Person, die er gesehen hatte?

Da! Ja, das war ganz sicher derselbe Cheongsam. Nur ... war das wirklich der Count?

"Hey!" Schnell kam er näher, fasste den Chinesen an der Schulter, damit er sich umdrehen musste und - stellte fest, dass es sich um eine Frau handelte. Toll! Jetzt hatte er sich schon gemerkt, dass das Teil Cheongsam hieß und jetzt sollte er auch noch die Modelle für Frauen von denen für Männern unterscheiden können. So ein Quatsch - für ihn waren das alles nur Kleider, auch wenn D sich darüber noch so sehr aufgeregt hatte. Der einzige Mann, der so etwas seiner Meinung nach tragen konnte ohne lächerlich zu wirken war der Count.

Und Leon hatte wirklich lange gebraucht um das zuzugeben.

"Sorry, ich hab Sie verwechselt." Wahrscheinlich verstand sie ihn sowieso nicht und bevor sie oder eines ihrer Familienmitglieder hier eine Szene machen würden, verschwand Leon lieber.

Langsam ging er die Straßen des sicherlich 30. oder 40. China Towns, das er durchsuchte, entlang und fragte sich, ob er überhaupt eine Chance hatte, den Count zu finden, wenn dieser nicht gefunden werden wollte.

Der Kerl war es doch gar nicht wert, dass er sich so für ihn ins Zeug legte! Er sollte sich einfach ins nächst beste Flugzeug setzen und zurück nach Los Angeles fliegen. Und D vergessen.

Warum tat dieser Gedanke nur so verdammt weh?

"Haben sie keinen schönen Urlaub?"

Ein wenig überrascht, jemanden englisch reden zu hören, wandte Leon sich um und sah in das Gesicht eines älteren Chinesen, der ihn höflich lächelnd ansah.

Leicht schüttelte er den Kopf. "Das hier ist kein Urlaub, leider. Ich suche jemanden."

"Vielleicht kann ich helfen?"

Der ehemalige Polizist stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. "Wenn Sie jemanden finden können, der sich in Luft aufgelöst hat, sind Sie mein Mann."

"Lassen Sie es doch auf einen Versuch ankommen."

Gut, schaden konnte es ja nicht. "Count D, er müsste einen Pet Shop führen."

"Folgen Sie mir." Noch immer lächelnd setzte der Mann sich in Bewegung.

Etwas verdutzt folgte er ihm durch die Straßen, die ihm vor einigen Jahren noch fremdartig vorgekommen wären.

Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Was wollte dieser Fremde von ihm? Wusste er möglicherweise wo der Count war? Oder wollte er ihm nur etwas andrehen, wie man das nun einmal bei Touristen machte?

Er kam nicht mehr dazu nachzufragen, denn der Chinese hielt schon an und zeigte auf den Laden vor ihnen.

Ein sehr vertraut aussehender Pet Shop.
 

***
 

"Ich betreibe eine kleine Bäckerei am anderen Ende der Straße. Der Count ist mein bester Kunde."

Leon bekam die Erklärung des Fremden kaum noch mit, nickte nur leicht und bedankte sich leise.

Nach fast schon drei Jahren hatte er ihn endlich gefunden.

Drei Jahre ...

War es wirklich schon so lange her? Wie kam es dann, dass es ihm so vorkam, als hätte er dieses Schild, das über dem Laden hing, erst gestern noch gesehen? Wie kam es, dass er noch ganz genau wusste, was ihn darin erwartete?

Drei Jahre ...

Endlich war diese ewige Sucherei vorbei - endlich würde er ihn wiedersehen. Und vielleicht würde er jetzt auch endlich zur Ruhe kommen.

Doch warum zögerte er jetzt? Warum fiel es ihm so schwer, einfach hineinzugehen und D alles an den Kopf zu schmeißen, was er sich so schön zurechtgelegt hatte?

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und doch wirkte das alles noch irgendwie unwirklich. Drei Jahre lang hatte er Tag für Tag versucht, genau diesen Ort zu finden - und jetzt, durch die zufällige Begegnung mit einem Bäcker, sollte das alles einfach so vorbei sein? War das nicht viel zu einfach?

Fast schon befürchtete er gleich aufzuwachen und wie so oft an die Decke einer billigen Absteige zu starren.

Schließlich fasste er sich ein Herz und ging langsam auf die Tür zu, drückte sie auf und betrat den Laden. Niemals hätte er gedacht, dass so etwas möglich war - er fühlte sich, als sei er nach langer Zeit endlich nach Hause gekommen. Alles war wie immer ... so vertraut.

Und dann hörte er eine wohlbekannte Stimme - auch wenn sie in einer ihm fremden Sprache sprach hätte er den stets höflichen Ton überall wiedererkannt: "Irasshaimase(*)."

Und obwohl er sich einerseits natürlich unendlich freute, ihn zu sehen, machte ihn dieses eine Wort doch aus irgendeinem Grund wütend. Naja, es war ja nichts Neues, dass D diese Wirkung auf ihn hatte. "Komm du mir nicht auch noch mit Japanisch, Mistkerl."

Schweigen.

Dann kam D langsam hinter einer Ecke hervor, die von einem Vorhang abgeschirmt wurde. "Officer?"

Er hatte sich nicht im Geringsten verändert. Wie immer trug er einen eleganten Cheongsam, der diesmal ganz in Schwarz gehalten war, und das dezente Makup betonte seine feinen Gesichtszüge. Noch nie hatte Leon irgendetwas so sehr fasziniert wie diese Person.

Gerade wollte er noch etwas sagen als er einen stechenden Schmerz an seinem Bein spürte und als er an sich herabsah erkannte er das ziegenähnliche Vieh sofort wieder, das sich in seiner Wade festgebissen hatte. "Sag mal, was hast du eigentlich gefressen, als ich nicht da war?"

Dieser Vorfall schien auch Ds Erstarrung endlich zu lösen. "Zen-chan! Du weißt doch, dass der Officer kein Futter ist!"

Widerwillig kam Zen-chan dem Befehl seines Herren nach und ließ los.

Leon und D jedoch sahen sich einfach wieder nur an, dann schlich sich auf beider Lippen ein leichtes Lächeln.

Das war wie ein Déja-vu - als hätte man sie um drei Jahre in der Zeit zurückversetzt.

Dann schüttelte D den Kopf - war da etwa ein Hauch Unsicherheit in seinen Augen? "Entschuldigen Sie. Wollen Sie sich nicht setzen? Ich habe gerade Tee gemacht. Und dann erzählen Sie mir, was Sie in Tokyo tun."

Tee - warum war Leon nur nicht überrascht?

Ausnahmsweise gab er dazu mal keinen Kommentar ab und folgte dem Chinesen.
 

***
 

Nicht einmal unter diesen Umständen ließ der Count sich dabei stören, die üblichen Kuchen aufzutischen.

Amüsiert sah Leon eine Weile stumm dabei zu. "Du stehst also immer noch auf den Süßkram?"

"Haben Sie etwas anderes erwartet?"

Zum ersten Mal - seit Ewigkeiten, wie es ihm schien - lachte Leon auf. "Nein, hab ich nicht."

"Gut."

"Wenn mich schon dein Stammbäcker hierher führt", erklärte Leon, noch immer leicht grinsend.

"Hat er das? Nun, er ist manchmal wohl etwas zu hilfsbereit."

Also stimmte es - D hatte nicht gefunden werden wollen. War die Wiedersehensfreude, die der Amerikaner zu sehen geglaubt hatte, nur gespielt gewesen? Reine Höflichkeit? Oder gar seine Fantasie, die mit ihm durchgegangen war?

"Warum bist du einfach so abgehauen?"

Gerade hatte der Count sich hingesetzt und seine Tasse genommen. Nachdenklich sah er auf die bräunliche Flüssigkeit darin. Es war unmöglich, irgendwelche Emotionen auf seinem Gesicht zu erkennen. "Ist das nicht offensichtlich?"

"Nein - sonst würde ich ja wohl nicht fragen. Warum hast du dich verdammt noch mal nicht einmal gemeldet?"

"Officer, Sie müssen doch bemerkt haben, dass ich nicht wie Sie bin." Seine Stimme war leise, jedoch komplett ruhig.

"Klar, ich wusste vom ersten Moment an, dass du Freak bist. Und?"

Jetzt formte sich ein für den Chinesen so typisches Lächeln auf seinen Lippen - dieses Lächeln, das Leon anfangs dazu gebracht hatte, aus der Haut zu fahren. "Sie haben sich kein bisschen verändert, Officer."

"Nein, hattest du das etwa erwartet? Außerdem ... Nenn mich nicht immer Officer, ich bin nicht mehr bei der Polizei."

"Wieso das?" Reine Höflichkeit oder wirkliches Interesse? Leon konnte es beim besten Willen nicht beurteilen.

"Glaubst du, die lassen mich drei Jahre in der Weltgeschichte rumreisen und nehmen mich dann mit Kusshand zurück?"

"Sie sind drei Jahre...?" Jetzt ließ sogar D ein wenig von der Fassungslosigkeit durchscheinen, die er offenbar empfand. "Haben Sie nach mir gesucht? Die ganze Zeit? Was versprechen Sie sich denn davon, Leon?"

Irgendwie war es schön, seinen Vornamen aus dem Mund des Chinesen zu hören. "Wenn ich das wüsste."

Wieder gab es eine Schweigepause, in der D ihn ansah als wollte er fragen: 'Das war's?' Dann jedoch brach er das Schweigen. "Sie sollten gehen."

"Glaubst du das wirklich?" War alles umsonst gewesen? Alles, was er aufgegeben hatte, die ganzen Jahre der Suche. Alles umsonst?

Direkt wurde seine Frage nicht beantwortet. "Ich hätte Menschen nie so nahe kommen sollen, das war ein großer Fehler."
 

***
 

Jetzt reichte es! Was fiel dem Kerl eigentlich ein?

Wortlos begann er, in seiner Reisetasche, die er neben dem Stuhl abgestellt hatte, zu kramen. Nach kurzer Zeit fand er, was er gesucht hatte und knallte es vor D auf den Tisch. "Das war also ein Fehler?"

Vor dem Count lag das Bild, das Chris ihm gemalt hatte kurz bevor er von seinen 'Schwestern' abgeholt worden war. Ein kindliches Bild, das den Jungen selbst zusammen mit Leon, D, Zen-chan und Pon-chan zeigte.

Der Chinese brachte kein Wort heraus, vorsichtig - als erwartete er, dass das Papier sich zwischen seinen Fingern auflösen würde - nahm er das Bild in Hände und Leon sah, dass seine Hände dabei zitterten. Nur ganz leicht und doch unabstreitbar.

Trotzdem linderte das seine Wut nicht, seine Enttäuschung. "War das alles für dich nur ein Fehler? Jetzt sag schon was, du Arsch!" Mit der Faust schlug er auf den Tisch, so fest, dass ein Teil des Tees in den kleinen Tassen überschwappte.

"Leon... Machen Sie es mir bitte nicht so schwer."

Aber daran dachte er gar nicht. Nach drei Jahren des Suchens und Hoffens hatte er nicht vor so einfach aufzugeben. Was hatte er schon noch zu verlieren? "Sind wir dir wirklich so scheißegal?"

Keine Antwort. Der Count starrte einfach nur weiterhin auf das Bild in seinen Händen.

"Und so einem Idiot bin ich ewig nachgerannt und hab mich total zum Affen gemacht. Und was mich am meisten aufregt, ist dass Jill Recht hatte - die hat die ganze Zeit bemerkt, wie wichtig du mir warst, wie viel ich für dich empfinde. Nur ich wollte es nicht wahrhaben. Na ja, wenigstens weiß ich jetzt, woran ich bin." Mit vor Zorn funkelnden Augen erwiderte er Ds entsetzten Blick einen Moment lang, dann stand er auf. "Behalt das Bild, wenn du willst. Oder wirf's einfach weg. Ist jetzt sowieso egal." Ohne noch etwas zu sagen nahm er seine Tasche und drehte sich um, um den Laden zu verlassen.

"Warten Sie!" Auch D war aufgestanden und ging jetzt ein paar Schritte hinter ihm her. "Was meinen Sie damit - 'Wie viel Sie für mich empfinden'?"

"Großartig, begriffsstutzig auch noch." Leon wusste selbst nicht, wieso er jetzt so auf ihm rumhackte, aber er war verletzt und er würde einen Teufel tun und ihm das offen zeigen.

"Leon, ich..."

"Nein, sag' nichts!" Leon hob die freie Hand um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, drehte sich aber nicht wieder zu D um. "Es ist mir klar, dass du dich nicht mit einem 'minderwertigen Menschen' einlassen würdest. Hätte mir eigentlich von Anfang an klar sein sollen."

"Nein, das ist es nicht!" Zum ersten Mal erlebte der ehemalige Polizist, wie D hilflos nach Worten rang, nicht wusste, was er sagen sollte. Doch selbst dabei schien er ihm noch tausendmal überlegen zu sein. Wieso sollte ein Geschöpf wie er sich für ein dauerhaftes Zusammensein mit ihm entscheiden?

Da ergriff der Count wieder das Wort. "Leon, es ist nicht so, dass Sie mir nichts bedeuten."

Was? Hatte er sich verhört?

"Aber eines Tages werden Sie es bereuen. Dies hier ist einfach nicht Ihre Welt!"

"Bereuen? Was soll ich denn bereuen? Ich habe alles für dich aufgegeben und habe nichts mehr zu verlieren. D ... Was meinst du damit - ich bedeute dir etwas?"

Nach kurzem Zögern nickte der Chinese. "Muss ich Ihnen das wirklich erklären?" Es gab eine kurze Schweigepause, dann fuhr er fort: "Eigentlich dürfte ich das gar nicht", sagte er dann leise.

"Wer will es dir denn verbieten?"

"Ich komme mir vor wie ein Verräter! An meinem Volk, an all den Tieren, die Ihre Art ausgerottet hat."

Und da erkannte Leon noch etwas, das er noch nie in den Augen des Mannes, der ihm so viel bedeutete, gesehen hatte - Verzweiflung - und zum ersten Mal fragte er sich, ob es besser für D gewesen wäre, wenn er sich nie auf die Suche gemacht und ihn einfach in Frieden gelassen hätte. "Das tut mir leid", räumte er leise - völlig untypisch für ihn - ein. "Aber glaub mir, du hast niemanden verraten. Und wenn dir jemand einen Vorwurf macht, kriegt er es mit mir zu tun."

Bei diesen Worten musste D trotz allem leicht lächeln. "Dann habe ich ja nichts zu befürchten."

"Oh Mann." Mit einem verlegenen Grinsen fuhr Leon sich durch sein noch immer schulterlanges Haar. "Ich hatte total vergessen, wie ich mich in deiner Gegenwart immer zum Affen mache."

"Machen Sie sich da mal keine Gedanken - dafür brauchen Sie mich ganz sicher nicht."

"Was soll das denn heißen?" Eigentlich hatte das wütend klingen sollen, aber irgendwie konnte er sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Blödmann."

"Danke für das Kompliment." Dann wurde der Count jedoch wieder ernst. "Und was ist mit Chris?"

Da senkte Leon leicht den Blick, schüttelte den Kopf und seufzte leise. "Chris braucht mich nicht mehr. Er hat seine Familie, die sich um ihn kümmert und er hat sich auch gut in seiner neuen Schule eingelebt. Unsere Tante meinte, dass er viele Freunde hat und sich sehr wohl fühlt."

"Das freut mich. Aber meinen Sie wirklich, dass er Sie nicht mehr braucht? Sie sind sein Bruder."

"Natürlich vermisse ich ihn, und er mich wahrscheinlich auch." Das konnte er nicht leugnen. "Aber er hat nicht viel davon, wenn sein Bruder ständig mit seinen Gedanken woanders ist, oder?"

"Nein, wahrscheinlich nicht." Langsam überbrückte er die Distanz zwischen sich und dem Menschen. "Und jetzt?"
 

***
 

Das war eine gute Frage. Ja, was nur? "Was willst du denn?"

Der Count zögerte kurz, als würde das, was er jetzt sagen würde, die Sache irgendwie endgültig machen. Doch dann sagte er es doch. "Ich wünsche mir nichts mehr als dass Sie hier bleiben."

So viel Offenheit hatte Leon nun ganz und gar nicht erwartet. Mit offenem Mund starrte er den Chinesen an. Hatte er das gerade wirklich gesagt?

Dann jedoch fuhr D fort: "Ich glaube aber nicht, dass Sie sich dauerhaft hier wohl fühlen werden. Es ist doch etwas anderes, hier zu leben als immer mal zum Tee zu kommen. Leon, ich werde nicht damit aufhören, was ich tue."

Natürlich war dem Amerikaner klar, was gemeint war - D würde weiter seine merkwürdigen Kreaturen verkaufen, die eventuell irgendwann ihre Besitzer auf den Speiseplan setzen würden. Aber das hatte er schließlich schon vor Jahren akzeptiert. Warum auch nicht - offenbar wurden nur die Leute zu Opfern, die die Regeln des Vertrages brachen und Strafe verdienten. Also, warum sollte er sich da einmischen? "Denkst du ich bin blöd? Das ist mir schon klar."

Überrascht sah der Count ihn an, dann formte sich ein leichtes, dafür aber ehrliches Lächeln auf seinen Lippen. Sanft legte er eine seiner Hände auf die Wange des Menschen. "Dann werde ich dich nicht daran hindern, hier zu bleiben."

Hatte er das wirklich gerade gesagt? Wollte er es mit ihm versuchen? Ernsthaft?

Er musste wohl ziemlich dämlich dreingeschaut haben, denn D begann leise zu lachen.

"Hey! Du lachst mich doch nicht etwa aus?" Aber noch während er das sagte, konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Noch immer konnte er sein Glück kaum fassen.

"Ich? Nein, so etwas würde ich mir nie erlauben."

"Und jetzt macht er sich auch noch über mich lustig - na warte."

Mit einer schnellen, geschickten Bewegung nahm er den Count in den Schwitzkasten - und hatte prompt wieder Zen-chan am Bein hängen, der versuchte, seinen Herren zu verteidigen.

Nie hätte Leon es für möglich gehalten, dass er selbst dieses Gefühl genießen konnte.
 

~ Owari ~
 

*: Irasshaimase: jap. für "Willkommen"/"Was kann ich für sie tun?" - üblicher Grüß eines Verkäufers



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2008-12-25T20:59:39+00:00 25.12.2008 21:59
wie cool
einfach toll
Von:  _Delacroix_
2008-08-11T15:27:45+00:00 11.08.2008 17:27
Ich finde du hast Beide sehr gut getroffen und auch die ganzen Kleinigkeiten, wie die Sache mit dem Süßkram, kommen gut rüber.
Es macht wirklich Spaß deine FF zu lesen und du siehst mich ziemlich begeistert.

MfG
Roryn


Von:  Camui_Zuuki
2007-09-09T11:24:38+00:00 09.09.2007 13:24
Wow... das gefällt mir tooootal ;O;
Du schreibst sehr schön und bringst die Beziehung zwischen den beiden wirklich sehr glaubwürdig rüber ^-^
Schreibst du noch weiter??? *_*~~~
Von:  kawaii_kamy
2007-08-17T23:48:15+00:00 18.08.2007 01:48
Oh man, ist das süß! ^___________^
Von: Karma
2007-08-06T17:35:19+00:00 06.08.2007 19:35
Klasse. Richtig, richtig klasse. Werd ich gleich in meine Favos packen. Ist Dir wirklich toll gelungen. Ich hatte auch überlegt, mal was zu den Beiden zu schreiben, aber nach dem Lesen des letzten Bandes wusste ich irgendwie nicht, wie ich das machen könnte. Aber Du hast das wirklich toll gelöst. Irgendwie käme ich mir, wenn ich jetzt so was schreiben würde, vor, als würde ich klauen.

Nyo, man liest sich hoffentlich noch mal.

Karma
Von: abgemeldet
2007-05-13T15:25:21+00:00 13.05.2007 17:25
Irgendwie süß^^
Auch nette Idee^^
...
Ich brauch die Manga Fortsetzung verdammt >.<

Byeby(e)
Caliena
Von: abgemeldet
2007-02-08T19:57:11+00:00 08.02.2007 20:57
Einfach herrlich!^___^
Ich hätte viel lieber so ein Ende vom Manga, als das, was uns serviert wurde...^^ Obwohl man den Gedanken freien Lauf lassen kann, und ziemlich viele Hints drin sind...

Sehr schön und geradlinig erzählt! Man muß deinen Leon einfach lieben, und seinen Charakter hast du auch sehr gut getroffen. Dasselbe gilt für D- seine elegante und ruhige Art kommt super rüber. Weiter so!

Love,
Lile
Von:  Anshie
2007-02-02T22:39:51+00:00 02.02.2007 23:39
Supiii~ X3

Die Szene bevor er Ds Shop betritt hast du schön ausgebaut. Gefällt mir jetzt gleich viel besser. ^^ Und das Ende auch! *loblob* Meine Schwitzkasten-Idee!! "(\^__^/)"

ps: kannst in beta ruhig "Anshie" reinschreiben - ich heiß ja eh nich ewig Raito. ^_~


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