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The quest for the mandrake

von

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Kapitel 4 - Aufbruch ins Abenteuer

Kapitel 4

Aufbruch ins Abenteuer
 

Zwei Tage später brachen sie auf. Sie hatten sich nur mit dem Nötigsten an Reisegepäck beladen. Warme Kleidung zum Wechseln, Vorräte, die sie beabsichtigten anzubrechen, sobald sie bewohntes Gebiet verließen und natürlich auch genügend Geld um, falls es sich so ergab, auch mal in einem Gasthaus übernachten zu können. Tharas zog diese Möglichkeit allerdings nicht wirklich in Betracht, weil er fürchtete, dass sie auf diese Art und Weise zu viel Zeit vergeuden würden.
 

Natürlich hatte es Ärger gegeben. Nicht nur der Hofmarschall und die werten Herren Berater waren dagegen gewesen, dass sich der Prinz einer solchen Gefahr aussetzte, noch dazu so fern von heimischen Gefilden. Außerdem hatte er ja noch seine etlichen Pflichten zu erfüllen, bla, bla, bla…, nein, auch die Königin war strikt dagegen gewesen, ihren Sohn ziehen zu lassen. Deshalb hatte Llandon sie einfach am Tag der Abreise in Tiefschlaf versetzt, damit sie die Prinzen nicht aufhalten konnte. Dafür hatte ihm seine Frau ihre Gunst entzogen, so lange, bis "der Junge" (mittlerweile 21) wieder wohlbehalten zu Hause war.
 

"Alte Zimtziege. Seit drei Wochen geht das nun schon so.", meckerte Llandon, als er sich eines Abends telepatisch mit seinem Sohn unterhielt. Tharas und Rean hatten, als es zu dunkel zum Weiterreiten geworden war, ihr Lager in einem Waldstück nahe der großen Straße, die sämtliche Königreiche miteinander verband, aufgeschlagen. Rean war bereits, dicht in eine Decke gemummelt, am Lagerfeuer eingeschlafen. "Was glaubt die wohl, warum sie mit über 40 noch so gut aussieht?", schimpfte er weiter.

Tharas grinste, was sein Vater Gott sei Dank nicht sah. "Sie liebt dich. Über kurz oder lang kommt sie schon wieder. Glaub mir. Immerhin ist sie auch nur ein Mensch.", versuchte er, seinen unsichtbaren Gesprächspartner zu beschwichtigen. Er hockte auf einem umgekippten Baum und starrte ins Feuer. Um ihn her war nichts zu hören, als das Rascheln des Windes in den Ästen der Bäume.

"Ja, ja. Wie geht's euch beiden? Kommt ihr gut voran?", fragte Llandon etwas beherrschter.

"Bestens. Wir liegen besser in der Zeit, als ich dachte. Rean hält sich tapfer, aber ich glaube, dass wir die nächste Nacht wohl doch mal in einem Gasthaus verbringen werden. Er sagt nichts, aber ich merke, dass ihm vom am Boden schlafen alles weh tut und lange Ritte ist er auch nicht gewohnt. Er hat eine Nacht in einem richtigen Bett verdient."

"Hat er noch etwas gesagt wegen seinen Leuten?", fragte Llandon besorgt.

"Nein. Er verbirgt es gut. Allerdings bin ich mir sicher, dass es ziemlich an ihm nagt. Sag mal, wo wir gerade davon sprechen…“

"Was ist denn?"

"Ich hab da eine Frage…", druckste Tharas.

"Und die wäre?"

"Wenn mir irgendwas passiert, dann bricht doch mein Bannkreis zusammen, oder?"

"Stimmt! Da hast du vollkommen Recht!", stimmte Llandon verblüfft zu. "Daran hätten wir auch früher denken können. Ich werde wirklich langsam alt. Aber weißt du was?"

"Nein, was?"

"Ich reite einfach nach Eredrion und lege einen eigenen Bannkreis um das Schloss. Dann kann auf keinen Fall etwas passieren. Was hältst du davon?"

"Hört sich an, als würdest du fest mit meinem Tod rechnen…", meinte Tharas süffisant.

"Blödsinn! Du bist wie Unkraut und das vergeht ja bekanntermaßen nicht. Es ist nur eine Vorsichtsmaßnahme."

"Gut. Mehr wollte ich eigentlich gar nicht wissen. Das mit dem zweiten Bannkreis ist eine gute Idee…", sagte Tharas nachdenklich.

"… Aber?", hakte sein Vater nach.

"Na ja, ich dachte, du hättest vielleicht eine Idee, wie man das Vieh schon mal beseitigen könnte während wir weg sind."

"Schon klar. Ihr habt den ganzen Spaß und der Alte darf die Drecksarbeit machen. Nein, danke. Aber mal im Ernst. Ich habe keine Ahnung, wie man mit einem Basilisken fertig wird. Es ist besser, wir erledigen ihn gemeinsam wenn du wieder da bist."

"Dazu müsste ich erst mal wiederkommen", grübelte Tharas.

"Tharas, so was darfst du nicht einmal denken! Klar, euere Reise ist gefährlich, aber wenn das Risiko zu hoch gewesen wäre, hätte ich euch niemals gehen lassen. Hast du verstanden?", rief Llandon. Sein Sohn war in einer ziemlich deprimierten Stimmung. Hoffentlich wurde das wieder besser. Diese finsteren Gedanken hatten ihn richtiggehend erschreckt.

"Ich glaube, ich leg mich jetzt schlafen. Gute Nacht, Vater."

"Gute Nacht.", antwortete Llandon nach einem Moment des Zögerns und trennte die Gedankenverbindung, doch seine Gedanken verweilten noch lange bei Tharas. Was war nur mit dem Jungen los?
 

Tharas war nicht weniger besorgt. Seit sie aufgebrochen waren hatte Rean nicht nur nichts von seiner körperlichen Verfassung oder seiner Familie gesagt. Er hatte schlichtweg gar nichts gesagt bis auf das Allernotwendigste. Tharas hatte seine Zweifel ob es richtig gewesen war, Rean überhaupt mitzunehmen, doch dieser hatte darauf bestanden, bei der Rettung seiner Familie dabei zu sein. Er litt große Qualen, das konnte Tharas in seinen Augen sehen, doch er war nicht in der Lage, ihm irgendwie zu helfen.

Plötzlich bewegte sich Rean im Schlaf und begann dabei, irgendwas vor sich hin zu murmeln, das sein Freund nicht verstand. /Wieder ein Alptraum./, dachte Tharas, ging zu Rean hinüber und berührte ihn vorsichtig an den Schultern, um ihn zu beruhigen. Sofort verfiel der Junge wieder in tiefen Schlaf. Dann legte er sich selbst hin, wickelte seine Decke um sich und versuchte zu schlafen. Es gelang ihm allerdings nicht gerade mit Erfolg, denn er hörte immer mit einem Ohr, ob mit Rean alles in Ordnung war.
 

Bei Anbruch der nächsten Nacht stiegen sie tatsächlich in dem Gasthaus eines kleinen Dorfes an der Straße ab. Tharas hatte Fünf gerade sein lassen und auch für Rean einen Krug Bier bestellt in der Hoffnung, dass er davon besser schlafen würde, was auch für ihn selbst eine ungeheuere Erleichterung gewesen wäre. Nach dem Essen kam der Wirt zu ihnen und fragte, ob sie noch etwas benötigten. Die beiden verneinten, doch der Wirt ging nicht zurück in seine Küche. Er stand da, blickte verlegen drein und knibbelte an seiner Schürze herum.

"Gibt es noch etwas, guter Mann?", fragte Tharas höflich.

"Nun ja, die Herren.", erklärte der Wirt stammelnd. "Euere Belange gehen mich natürlich nichts an, aber dürfte ich erfahren, wohin Euer Weg Euch führt?"

"Nun, es ist kein Geheimnis.", antwortete Tharas. "Wir sind auf direktem Weg unterwegs in Richtung Meer. Wieso fragt Ihr?"

"Also, ich möchte den Herren raten, wenn sie in nicht allzu großer Eile sind, nicht die Straße direkt hoch zum Gebirge zu nehmen. Reiten sie lieber um die Randwälder herum."

"In der Tat sind wir in großer Eile," erläuterte Tharas, "doch ich höre mir gerne den Grund an, warum Ihr uns zu einem nicht gerade unerheblichen Umweg ratet."

"Die Sache ist die… In den Wäldern geht seit geraumer Zeit eine gefährliche Räuberbande um. Sie überfallen alles und jeden und diejenigen, die zurückkommen sind meist übel zugerichtet und am Ende ihrer Kräfte. Ihr seht nicht gerade aus, vergebt mir, als wäret Ihr arme Leute. Es wäre nur zu Euerer eigenen Sicherheit."

"Ich danke Euch für die Warnung. Wir werden darüber nachdenken. Aber jetzt denke ich, werden wir uns zurückziehen." Damit erhob er sich und Rean folgte. Der Wirt wünschte ihnen eine gute Nacht und sie begaben sich zu ihrem Zimmer.

Dort ließ sich Tharas auf eines der zwei Betten in dem Raum nieder, Rean auf das an der gegenüberliegenden Wand. "Was meinst du dazu?", fragte er den Jüngeren.

"Ich glaube, wir sollten keine Zeit verlieren. Immerhin bist du ein Zauberer. Wer sich mit dir anlegt muss ganz schön dämlich sein."

"Denke ich auch. Aber so leichtfertig sollten wir die Gefahr nicht abtun. Wir müssen extrem wachsam sein."

"Glaubst du wirklich, dass sie eine Bedrohung für uns sind?"

"Ich weiß nicht. Aber wir werden sehen, was passiert."
 

In dieser Nacht schliefen sie beide mehr oder weniger gut. Am nächsten Morgen verabschiedeten sie sich nach dem Frühstück von dem Wirt und machten sich wieder auf den Weg entlang der Weststraße hinauf zum Gebirge.

Tharas Vorsicht wuchs, als die Straße ins Dickicht der Randwälder eintauchte. Im düsteren Zwielicht des Waldes erkannte er nur halb so viel wie ihm lieb gewesen wäre.
 

Seit drei Tagen ritten sie durch den Wald und nichts war geschehen. Die einzigen Zwischenfälle waren Reans immer wiederkehrende Alpträume und die damit verbundene Tatsache, dass Tharas immer müder und damit auch unachtsamer wurde. Gerade jetzt, da das erste Mal Gefahr drohen konnte und er sich förmlich zwang, Nacht für Nacht wach zu bleiben, merkte er langsam, dass er doch halbmenschlich war. Schließlich entging es auch Rean nicht mehr, dass sein Freund völlig am Ende mit seinen Kräften war.

"Hör mal, du hast bestimmt seit Tagen nicht mehr geschlafen. Ich übernehme die nächste Wache."

"Ach was. Du brauchst deinen Schlaf.", erwiderte Tharas und gähnte herzhaft.

"Siehst du! Du bist völlig übermüdet. Also abgemacht. Die nächste Nacht schläfst du und ich passe auf. Du kannst ganz beruhigt sein." Er lächelte zuversichtlich. Das war das erste Mal seit Wochen, wie Tharas auffiel.

"Also gut.", lenkte er schließlich ein. Immerhin konnte er wahrscheinlich wirklich keine Nacht länger wach bleiben. Tatsächlich war er, kaum dass er sich neben dem Feuer, das Rean entfacht hatte, niedergelassen hatte, fest eingeschlafen. Deshalb entging ihm auch, dass sie Besuch hatten.
 

Rean saß am Feuer und beobachtete den schlafenden Tharas. Wie ihm das Haar ins Gesicht fiel, die blasse Haut, wie sie im Licht des Feuers schimmerte und die entspannten Gesichtszüge. Das alles gefiel ihm. In ihm stieg die Frage auf, warum sich sein großer Freund noch keine Braut erwählt hatte, doch im nächsten Moment bemerkte er, dass ihm dieser Gedanke unheimlich wehtat. Was würde er tun, wenn Tharas tatsächlich heiraten würde? Dann hätte er gar keine Zeit mehr für ihn. Würde er dann wieder allein sein? /Du bist ein echter Egoist, Rean./, schalt er sich selbst. /Es ist nur normal, dass er sich irgendwann eine Braut sucht. Immerhin ist er der Thronfolger und muss für die Nachkommenschaft sorgen./ /Aber es tut so weh./, sagte eine kleine aber feine Stimme in ihm. Er dürfte sein Herz nicht zu sehr an ihn hängen. Er musste selbständig werden um irgendwann in der Lage zu sein, seinen Weg alleine weiterzugehen. Dazu war diese Reise geradezu geschaffen. Ja, er würde es schaffen.

Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er den Mann hinter sich erst in dem Moment bemerkte, als er gepackt und ihm eine Hand auf den Mund gepresst wurde.

"Sieh doch mal einer an, was haben wir denn da Hübsches?", raunte eine kratzige Stimme in sein Ohr. "Ich glaube, dich nehm ich auch mit, Herzchen."
 

Tharas erwachte durch den Schrei. Rean hatte den Banditen, der ihm den Mund zugehalten hatte, kräftig in die Hand gebissen und der Kerl hatte aufgeschrieen. Die Pferde wieherten als immer mehr der Banditen aus dem Wald herauskamen. Tharas konnte gerade noch Reans Namen rufen, als ihn ein Knüppel auf den Hinterkopf traf. Stöhnend versank er erneut in Dunkelheit.
 

Als er wieder zu sich kam, war es bereits Morgen. Sein Kopf brummte und als er seinen Hinterkopf betastete, fühlte er geronnenes Blut in seinem Haar. Wäre er nicht durch einen permanenten Zauber geschützt gewesen, er hätte diesen Schlag wohl nicht überlebt. Rean war verschwunden, ebenso wie die Pferde und die Vorräte. Tharas sah sich gründlich um. Die Spuren, die die Räuber hinterlassen hatten, führten nach Westen, hinauf zu den ersten Ausläufern des Gebirges. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Wie viel Vorsprung hatten die Kerle? War Rean noch am Leben? All diese Fragen stürmten auf ihn ein, als er seinen Zauber sprach und sich an die Verfolgung machte.



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