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Krokus

One shot
von

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Only chapter

Krokus

-Only chapter-
 

„WAS?“, Joey verschluckte sich an seinem Brot, „Ihr fahrt zu Sren, und das sagt ihr mir erst jetzt?!“

Familie Wheeler saß am Frühstückstisch und tat, was man da nun mal so tut. Familie Wheeler, das hieß Joey, seine Mutter, sein Vater und Saki, ein Waisenkind, mit dem Sren sich angefreundet und das ihre Mutter schließlich sogar adoptiert hatte.

Und warum Serenity selbst nicht am Tisch saß? Nun, das ist einfach: Sie hatte vor etwa zwei Monaten einen schweren Unfall gehabt und war in ein großes Krankenhaus in Tokyo eingeflogen worden. An Joeys Geburtstag war sie nicht da gewesen, und es würde vermutlich auch noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder entlassen würde. Seine Mutter war mit Saki bei ihnen wieder eingezogen, allerdings vorläufig nur bis zu Srens Entlassung. Joey hatte erfreut bemerkt, dass sein Vater in dieser Zeit nicht mal halb soviel getrunken hatte wie zuvor. Trotzdem ermisste er seine Schwester schmerzlich - ihr musste es wirklich schlecht gehen und das machte ihn fertig. Allerdings eine Fahrt nach Tokyo... dauerte Stunden und war vom finanziellen Standart der Familie her eigentlich gar nicht zu leisten. Joey hatte seine Schwester das letzte Mal am Unfalltag gesehen, kurz bevor sie das Haus verließ. Und nun wollten seine Eltern sie besuchen?

„Wann fahren wir?“, fragte er begeistert. Seine Eltern wechselten einen Blick, der ihm nicht gefiel.

„Du fährst nicht“, sagte sein Vater und seine Mutter fügte sanft hinzu: „Es tut mir leid, Joey, aber du wirst mit Saki hier bleiben müssen. Unser Auto ist in Tokyo wegen den neuen Umweltbestimmungen nicht zugelassen und wir können uns gerade mal so einen Billigflug für zwei Personen leisten.“

Joey sackte in sich zusammen: „Aber... aber ihr könnte doch nicht einfach... Ich meine: Es ist Sren! Meine Schwester!“

Seine Mutter musterte ihn traurig, „Tut mir wirklich leid, Schatz.“

Es herrschte Stille. Saki guckte in ihren Teller. Auch sie hatte Serenity sehr lieb.

„Okay“, sagte Joey und setzte sich wieder auf, „Okay. Wann fahrt ihr?“

„In einer halben Stunde, warum?“

„Dann male ich ihr ein Bild!“, antwortete der blonde Junge und fegte aus dem Zimmer.

Seine Eltern und Saki starrten ihm hinterher. Misses Wheeler seufzte.
 

Joey knallte seine Zimmertür zu und fegte mit einer Bewegung alle Sachen vom Schreibtisch. Dann sammelte er vom Boden wieder auf, was er brauchte: Einen Bleistift, Radiergummi, Pastellkreiden, Block.

Hastig schlug er eine Seite auf und setzte den Bleistift an. Was mochte Sren? Womit konnte er sie erfreuen? Womit ihr seine Anteilnahme ausdrücken? Sagen, dass er sie lieb hatte?

Sie mochte Blumen.

Joey begann automatisch eine Rose zu zeichnen, unterbrach sich dann aber. Nein, Rosen hatten irgendwas schwermütiges. Er hatte keine Zeit, die Skizze wieder wegzuradieren und schlug stattdessen die nächste Seite auf.

Gerbera? Zu langweilig.

Gladiolen? Wie die genau aussahen, daran konnte Joey sich gar nicht mehr erinnern.

Ein Krokus. Geschickt jagte er seinen Stift über das Papier und nickte zufrieden über die Skizze.

Der Krokus war genauso, wie er ihn haben wollte. Er sprach für neues Leben, wirkte zart und schwach, kämpfte sich aber immer wieder durch die Erde. Außerdem war er ein Zeichen für Hoffnung und Neuanfang, für Frühling. Zumindest in seinen Augen.

Joey griff zu den violetten Kreiden und begann, die Skizze mit Farbe zu füllen. Das Lila wirkte gut. Er arbeitete unterschwelliges Gelb ein.

Seine Zunge klemmte zwischen den Zähnen. Für Sorgfalt hatte er keine Zeit - wichtig war die Botschaft. Der Krokus strahlte ihn an. Joey zückte die grünen Farben und begann, den Hintergrund und die Blätter auszuarbeiten. Irgendwo viel eine Tür zu.

Joey arbeitete wie besessen. Vielleicht war er auch besessen.

Zurücklehnen, Gesamteindruck. Joey fügte ein paar Schatten hinzu. Das musste gehen. Zufrieden setzte er seinen Namen unter das Bild.

In die rechte, obere Ecke schrieb er ‚Für meine kleine Schwester. Ich habe dich lieb.’

Irgendwo wurde ein Auto gestartet. Gehetzt blickte Joey auf die Uhr. Er hatte noch fünf Minuten.

Schnell lief er in das nebengelegene Bad und fixierte die Pastellkreide mit Haarspray.

Wieder zurück.

Er griff nach einer Papprolle und rannte zur Tür.

In seinem Zimmer herrschte Verwüstung. Joey grinste. Er würde Sren einen Krokus schenken!

Glücklich eilte er die Treppe hinunter. Aus der Küche hörte er leises Klappern. Wo war seine Mutter?

„Mama!“, schrie Joey und flitzte um die Ecke. „MAMA!“

Niemand antwortete. Aus der Küche steckte Saki ihren Kopf heraus und sah ihn fragend an.

Joeys Augen weiteten sich geschockt. „Wo ist Mama, Sa?!“, fragte er panisch.

„Mama ist weg. Schon lange.“

Verwundert beobachtete Saki, wie ihr Fast-Bruder erschrocken auf die Tür starrte, diese dann aufriss und durch die ganze Straße brüllte: „MAMA?!!“

Vorsichtig stellte sie den Topf, den sie abtrocknen sollte wieder auf die Spüle und trat neben den viel älteren Blondschopf. „Schon weg!“, sagte sie leise und schaute zu ihm hoch.

Ihr Fast-Bruder starrte auf die Straße vor ihm. Schon weg. Und keine Chance für ihn, Sren zu sagen, dass er sie liebte. Der Zug war abgefahren. Das Blatt löste sich leise aus seiner Hand und wurde von einem Windstoß erfasst. Joey starrte apathisch auf die Straße.

Saki umarmte seine Hüfte und sah dem violetten Krokus nach, der hochgewirbelt wurde und hinter dem gegenüberliegenden Haus verschwand.
 

*
 

Zur gleichen Zeit fuhr Kaibas Limousine eine Straße weiter Richtung KC. Roland hielt den Wagen überrascht an, als er damit konfrontiert wurde, einen violetten Krokus von Angesicht zu Angesicht vor sich zu haben. Er stieg aus, und fischte das Papier von der Frontscheibe.

„Roland?“, fragte sein Chef und bedeutete ihm, ihm das Blatt auszuhändigen.

Überrascht zog er die Augenbrauen hoch und sein Blick flog zur Signatur.
 

*
 

Serenity Wheeler wurde noch am selben Tag eine Eilpostsendung mit unbekanntem Absender überreicht und sie freute sich sehr, als ihr ein echter Silberrahmen in die Hände fiel, der die Pastellzeichnung eines violetten Krokus einfasste.

Sren stellte das Bild auf ihren Nachttisch und strich jede Nacht vor dem Schlafengehen über den Schriftzug in der rechten, oberen Ecke.

Sie bemerkte nicht den überraschten, schuldbewussten Blick ihrer Eltern, die sie am selben Tag besuchten, aber sie gab ihnen eine Danke-schön-Schokoladentafel für ihren großen Bruder mit.

‚Ja, Joey’, dachte sie dann immer beim Betrachten, ‚Ich habe dich auch lieb!’

Warum die Sendung keinen Absender hatte, und woher ihr Bruder wohl das Geld für den Silberrahmen hatte, fragte sie sich nicht.
 

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Ich wollte es doch nicht so enden lassen... Obwohl ich es eigentlich vorhatte.

Würde mich über ein Kommi freuen.

fukuyama



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  roterose1
2007-11-18T18:32:21+00:00 18.11.2007 19:32
Toll, toll, toll, ...
Wahnsinn, das ist wunderschön. Und dass Seto das direkt an Serenity geschickt hat, wirklich süß von ihm. Joey freut sich bestimmt über die Schokolade. Ob er wohl herausfindet, dass er es u.a. Seto verdankte?
Wirklich wunderschön.
Mach weiter so!!
Alles Liebe,
rose (vanessa)
Von:  Schwarzfeder
2007-11-18T17:23:43+00:00 18.11.2007 18:23
*quietsch*
Diese Story ist ja wirklich Zucker ^*^
Total niedlich...
Kurz und süß ^o^
Von:  EL-CK
2007-11-12T18:24:08+00:00 12.11.2007 19:24
WOW... mal wieder hast du's geschafft und mich umgehauen... hammer fanfic... find auch das Ende voll... ich bin einfach sprachlos... mach weiter so!!!!
hdggdl
Von: abgemeldet
2007-07-22T19:54:23+00:00 22.07.2007 21:54
hab ja gesagt, dass ich mir noch deine andren FFs anschaue^^

also, an sich is die FF ganz schön, aber die andren haben mir bis jetz besser gefalln
Wenn Kaiba nich da wäre, hätte ich gedacht, dass es in der Vergangenheit spielt

Aber das Ende gefällt mir gut^^
und natürlich der Schreibstil, der is sowieso klasse oo
Von: abgemeldet
2007-01-31T09:37:06+00:00 31.01.2007 10:37
ERSTER!!!! Juchu...^^
Eine niedliche Geschichte…^^
Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass ein Junge in Joeys Alter so was malt, aber was tut man nicht alles für einen geliebten Menschen… *ggg*… auf jeden Fall eine süße Idee… *freu*
*wink* Pan


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