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World of Faerûn - 5. Staffel

Ghosts Of Apocalypse
von

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Folge 89: Bereit für die Zukunft

Mühsam trotteten Kyren und Shane durch eine karge Landschaft in Richtung Skuld. Sie wussten nicht was aus ihren Gefährten geworden war und hofften darauf sie dort wieder zu treffen. Shane wirkte ungewöhnlich schwach, weswegen Kyren ihn wie einen Verwundeten stützte. Sie zeigte sich besorgt über den Zustand ihres Gefährten, der recht kraftlos wirkte, nachdem er in Ohnmacht gefallen war.

„Geht es dir schon besser?“, fragte sie und versuchte Augenkontakt herzustellen. „Ja, ein bisschen.“, antwortete er knapp. „Was mag nur mit dir sein? Dir scheint jede einzelne Faser deines Körpers weh zu tun, seit …“, setzte sie an, doch er ließ sie nicht zu Ende reden. „Mach dir keine Gedanken. Vielleicht hat es damit zu tun das ich meine Flügel so lange nicht benutzt habe.“, unterbrach er sie, ganz so als wolle er nicht mit ihr reden. Shane wusste zwar in Wirklichkeit was ihm widerfahren war, aber er log um sie zu schützen.

Plötzlich erschien unweit vor ihnen, inmitten dieser leeren Steppe, eine Gestalt in schwarzer Tracht. Zunächst wirkte es wie eine verschwommene Fata Morgana, aber der Fremde nahm bald menschliche Konturen an. Der Mann trug die Tracht eines Magiers und es schien so als ob er wegen ihnen gekommen wäre. Die beiden brauchten nicht lange um zu erkennen das der Mann dort Diron X’elsion war, jener Mann, der immer wieder ihre Wege gekreuzt hatte, wenn etwas Böses Faerûn plagte.
 

Sein Erscheinen war sicher kein gutes Zeichen und entsprechend schnell löste sich Shane von Kyren um seine Waffe zu ziehen. „Was willst du hier, Diron!“, rief er dem Nekromanten zu und streckte ihm sein Schwert entgegen. Allein sein Schwert zu halten kostete ihn so viel Kraft das sein ganzer Körper vor Anstrengung zitterte. Diron kam unbeeindruckt näher, bevor er sich zu einer Antwort bewegen ließ. „Ich bin ihretwegen hier.“, sagte er und deutete mit seinen Augen auf das Elfenmädchen.

„Wenn du die Brosche willst, dann wirst du erst an mir vorbei müssen.“, gab er entschlossen zurück, doch Diron wirkte mehr irritiert als eingeschüchtert. „Dann wisst ihr es wohl noch gar nicht?“, fragte er verwundert nach. „Was wissen?“, erwiderte Shane, stets bereit zum Angriff über zu gehen. „Noss existiert nicht mehr. Er zieht nun als ein Avatar des Todes durch die Länder und vernichtet alles Leben. Die Brosche ist mir völlig egal.“, erklärte er die Situation. Den beiden stand der Schreck über diese Nachricht ins Gesicht geschrieben. Nun war ihnen klar wogegen sie zu kämpfen versucht hatten und es erklärte auch Ansatzweise warum das Wesen Kyrens Brosche wollte.

„Es gibt zwei Möglichkeiten für dich, Halbelf. Entweder du gehst mir aus dem Weg … oder du stirbst - hier und jetzt.“, fuhr Diron mit finsteren Blick fort. „Niemals! Du hast dieser Welt schon genug Leid zugefügt!“, entgegnete ihm Shane wütend und griff an. In seinen Zustand war er kein Gegner für Diron, der lediglich einmal auswich, bevor er ihm das Schwert aus der Hand trat und ihm am Hals packte. „Du weißt ja nicht einmal was Leid bedeutet.“, hauchte er ihm entgegen, während seine Waffe einige Meter neben ihn auf den Boden landete. „Ich lasse nicht zu das du ihr etwas antust!“, ächzte Shane mit einem fremdartigen Blick und ließ sein Schwert zurück in seine Hand gleiten. Blitzartig schlug er zu, womit er sich des engen Würgegriffes entledigte. Diron war einen Moment überrascht und musste auf Abstand springen, doch sein Erstaunen rührte weniger von der Aktion mit seinem Schwert. Viel mehr war ihm etwas in den Augen des Halbelfen aufgefallen, das den Magier einen Moment lang fassungslos inne halten ließ. „Das kann nicht sein …“, dachte er leise vor sich hin, den Blick auf seinen Gegner fixiert. Zu deutlich hatte er eine aufkeimende Präsents gespürt, die er nur einer Person zuordnen konnte. Jedoch ersparte sein Gegenüber ihn weitere Mühen ihn zur Strecke zu bringen.

„Shane!“, rief Kyren aufgeregt als dieser kurz darauf in die Knie sank und entkräftet nach Luft schnappte. Wieder ging sein Griff zum Herz und es schmerzte so sehr das er kaum in der Lage war einen Finger zu krümmen. Besorgt lief sie ihm zu Hilfe, doch ein rascher Windzauber, des Nekromanten schleuderte sie wieder zurück. Für Diron war es die Gelegenheit sich des Halbelfens zu entledigen, aber er entschloss sich zu einer anderen Tat. Mit finsterer Miene trat er vor den wehrlosen Kämpfer und legte seine rechte Hand auf dessen Kopf. „Es wird Zeit das du begreifst was echtes Leid ist. Ich zeige dir was Leid ist! Ich gebe dir _mein_ Leid!“, sprach er mit dunkler Stimme und wirkte einen Zauber auf Shane. „Oh nein, Shane!“, schrie seine Gefährtin ängstlich und rappelte sich auf um ihn erneut zu Hilfe zu kommen. Dieses Mal trat Diron ein paar Schritt zurück und ließ sie ihn umsorgen. „Shane? Alles in Ordnung? Was hat er mit dir gemacht?“, fragte sie besorgt.
 

Shanes Gesicht war völlig in Trauer gesenkt und es schien so als ob er jedes Mal den gleichen schrecklichen Augenblick vor seinem inneren Auge sah. „So viel Leid … so viel Leid.“, wiederholte er immer und immer wieder, während ihm vereinzelt Tränen aus den Augen liefen.

„Was hast du mit ihm gemacht?!“, rief Kyren erzürnt in die Richtung des Nekromanten, doch der äußerte sich nur oberflächlich. „Ich habe ihn ein Geschenk zu Teil werden lassen. Er wird auf ewig spüren was es bedeutet zu leiden.“, kommentierte er seinen Zauber nüchtern. „Mach das Rückgängig!“, fauchte sie und formte einen ersten Zauber in ihren Händen. Diron hielt jedoch nichts von der Idee und erwog ihren Zauber zu kontern, wenn nötig. Kyren wartete nicht sehr lang und warf mit Feuer und Magiezaubern um sich, die ganze Teile der Landschaft verwüsteten. Ihr Gegner jedoch blieb von all dem unangetastet und sah hinter seinem Schutzschild dem Treiben der Elfenmagierin zu. Bald schon merkte sie, dass sie so nicht weiter kam und es auf Dauer zu viel Kraft kostete. In dieser Situation blieben ihr nur die Mächte von Asa, die ihr Körper inne hielt. Diron schmunzelte als sie diese in sich herauf beschwor, denn dies war der Augenblick auf den er gewartet hatte. Kyren war kaum fertig, da erschien der Nekromant direkt vor ihr und versetzte ihr einen heftigen Tritt gegen die Brust.

Kyren flog weit zurück, fing ihren Sturz jedoch ab und landete in hockender Haltung. Sie blickte zu Shane herüber, der noch nicht mal gemerkt zu haben schien was geschehen war. Mit leicht schmerzverzerrter Miene raffte sie sich wieder auf, bevor sie realisierte dass ihr auf einmal fast die Luft weg blieb. Der Treffer galt ihren Lungen, die sich nur mühsam vom Schock erholten. Sie wusste, einen weiteren Zauber würde sie in den nächsten Momenten nicht schaffen. „Du brauchst dir keine Hoffnungen machen. Er kann dir nicht mehr helfen. Er lebt in einer anderen Welt.“, meinte Diron mit Blick auf den traumatisierten Halbelfen.

Kyren suchte nach einer Möglichkeit das Duell für sich zu entscheiden, während er näher kam, doch sein nächster Zauber ließ jede Hoffnung verstummen. Sie konnte nicht ausweichen als sie von seiner Magie getroffen wurde, die zunächst nur wie eine Druckwelle gewirkt hatte. Sie merkte dass es darauf abgezielt hatte, sie bewegungsunfähig zu machen. „Was … was hast du mit mir vor?“, fragte sie sichtlich verängstigt und ließ ihre Augen immer wieder zu Shane schweifen, in der Hoffnung er würde kommen und ihr helfen. Diron zog derweil in aller Ruhe seinen rechten Handschuh aus und steckte ihn in eine seiner Manteltaschen. „Es wird ein wenig wehtun. Das lässt sich nicht vermeiden.“, sagte er nüchtern und formte einen weiteren Zauber um seine rechte Hand. Kyrens Augen weiteten sich als er nach ihr griff. Sie fürchtete das Schlimmste und kleine Tränen bildeten sich in ihren Augen. Dirons Hand war fast durchsichtig geworden und drang durch die Kleidung in den Unterleib des Elfenmädchens ein ohne ihre Haut zu verletzten. Kyren spürte das etwas Kaltes in ihren Körper eingedrungen war, doch der Schock ließ ihre Stimme versagen. Sie konnte nicht einmal schreien, so sehr sie auch wollte. Erst langsam kehrte ihre Stimme zurück.

Schließlich schien Diron zu haben was er wollte und zog es langsam in seiner Handfläche heraus. Kyren schrie entsetzlich so groß waren die Schmerzen. Dirons geisterhafte Hand war ein wenig mit Blut beschmiert und im Inneren hielt er eine Eizelle des Mädchens, umgeben von einem Schutzzauber. Weinend sackte Kyren zusammen und griff sich an den Unterleib, wenn gleich es ihre Schmerzen nicht milderte. Sie fühlte sich so hilflos, doch der Schmerz ließ ihr kaum eine Wahl in ihren Bewegungen. Am ganzen Leib zitternd, verharrte sie sich in gekrümmter Haltung, schaffte es nicht einmal zu Diron aufzusehen. „Es tut so weh!“, ächzte sie tränenreich. Sie weinte und schrie als ob man ihr das Herz bei lebendigem Leibe heraus gerissen hatte. Dennoch rührte es Diron dies nur wenig. „Deine inneren Wunden werden heilen, Mädchen … deine Unschuld habe ich dir bewahrt.“, sagte er in recht schroffen Ton und rief sich ein Portal herbei durch das er schließlich verschwand.

Kyren versuchte wieder auf die Beine zu kommen, doch der Schmerz saß einfach zu tief. Blut lief aus ihrer Hose heraus, die von den inneren Verletzungen herrührte. Dennoch blieb ihr einziger Gedanke der junge Halbelf, der noch immer an gleicher Stelle saß und nichts von all dem wahrgenommen hatte.
 

Obwohl der Weg durch die Steppengegend von Muhlorand, dem Land an dessen östlichen Ende sich Skuld befand, nicht schwierig zu bewältigen war, so bereitete er Kyren mehr Probleme als ihr lieb war. Immer wieder hoffte sie auf einen Handelsreisenden, der sie vielleicht ein Stückchen auf seinen Pferdekarren mitnehmen könnte, doch die Gegend war wie ausgestorben. Nicht mal ein Tier war ihr über den Weg gelaufen.

Sie stützte Shane so gut sie konnte, der seit seinem Treffen mit Diron geistig völlig abwesend war. Sein Arm war um ihre Schulter gelegt auf das ihre Bewegung seine Beine ebenfalls zu einer Bewegung anspornte. Kyrens Mimik war die einer leidenden Seele, denn auch wenn ihre inneren Wunden verheilt waren, so war der Zustand ihres Gefährten die reinste Qual für ihr Gemüt. Gelegentlich redete sie mit ihm und sprach ihm Mut zu in der Hoffnung dass er sie doch irgendwie hören oder wahrnehmen konnte. Jedoch gab sie meistens schon nach wenigen Minuten auf, da sie nie eine Antwort erhielt, die über unbedeutendes Gestammel hinausging. Keiner ihrer Heilzauber hatte ihm helfen können, aber ihr Glaube war stark das sie ihn wieder herstellen konnte.

Noch etwas in Gedanken versunken merkte sie zunächst gar nicht dass ihr jemand entgegen kam. Die Gestalt war ihr vertraut, obwohl sie nicht damit gerechnet hatte Decan hier zu begegnen. Verwundert und auch ein wenig erschöpft hielt sie an, wohl auch weil die Mimik des Gotteskriegers nichts Gutes zu verheißen schien.

Dennoch zeigte er sich ungewöhnlich erleichtert als er die Elfenmagierin vor sich sah, erkundigte sich sogar nach ihren Zustand. „… was …?“, fragte er mit Blick auf ihr rechtes Bein, an dem eine Blutspur entlangging, die bis in ihre Hose hineinreichte. Sie brach bereits den Ansatz seiner Frage mit einen kurzen Kopfschütteln ab, ganz so als wollte nicht dass er seinen Gedanken aussprach. „Es ist nicht das wonach es aussieht. Mir geht es gut, keine Sorge. Aber Shane ist …“, erklärte sie, bevor ihr die Stimme vor Kummer versagte als sie zu dem Halbelfen sah. Decan rührte dessen Zustand nur wenig, aber er fühlte dass es besser war ihn der Elfin abzunehmen. „Es mag vielleicht unangebracht sein, aber momentan ist es wichtiger das du die Brosche mit den Elementen noch hast.“, meinte er und nahm ihr den Halbelfen ab. Kyrens Kopf war zum Boden gesenkt, damit er ihre Tränen nicht sehen konnte. Sie war ihm nicht böse wegen seiner Bemerkung, jedoch ziemlich mitgenommen wegen der letzten Geschehnisse. Ohne weiter darüber nachzudenken nahm sie die Brosche aus ihrer Hosentasche hervor und reichte sie dem Schwertkämpfer hin. „Hier hast du sie. Nun ist doch ohnehin alles egal.“, sagte sie verbittert, ihr Gesicht weiterhin zum Boden gerichtet. „Nein, sie ist in den richtigen Händen. Wenn du dich jetzt hängen lässt, dann sind Salina, Baram und so viele andere umsonst gestorben.“, konterte er streng und drückte ihre Handfläche zu, so dass sie die Brosche fest umschloss. Decan fehlte ganz klar das Taktgefühl, denn diese Nachricht trug nicht dazu bei das sich ihr Gemütszustand verbesserte, wie er anhand ihres geschockten Blickes sehen konnte.
 

Mit beiden Händen auf den Armaturen seiner Experimentkonsole gestützt, durchdachte Diron noch einmal jede Feinheit seines bevorstehenden Experiments. Hinter der Konsole hatte er einen etwa 2 Meter großen Glasbehälter aufgebaut, in dem eine durchsichtige Flüssigkeit eingelassen war. Bedächtig blickte er hinter sich als Adrian näher trat und sich an ihn wand. „Wird es funktionieren?“, fragte er in Erwartung einer ehrlichen Antwort. „Ja, aber wenn Ihr euer altes Aussehen wiedererlangen wollt, brauche ich Euren Schädel. Ich habe ein Gefäß vorbereitet …“, erwiderte er und drehte sich vollends zu dem Lich um. „Verstehe … dann ist jetzt der Augenblick wo ich mein Schicksal in eure Hände legen muss.“, sagte er und übergab ihn bereitwillig den Schädel, den er als Haupt seines eher zweckmäßigen metallischen Körpers trug. Das metallische Gerüst erstarrte als der Schädel von ihm getrennt war. Damit hatte Diron alle drei benötigten Ingredienzien zusammen, die er benötigt hatte um seinen einstigen Meister einen neuen Körper zu erschaffen.
 

Shane fand sich derweil an einem Ort wieder, den er nie wieder gehofft hatte betreten zu müssen. An diesen dunklen Platz war er nicht allein, denn der Parasit, der sich in seinem Herzen eingenistet hatte, stand nur unweit hinter ihm.

„So bist du nun also wieder hier, Shane.“, tönte Sen mit amüsierten Unterton. Beide wussten das er das letzte bisschen darstellte, was ihm an klaren Verstand geblieben. Ungerührt von seiner Gesellschaft blickte Shane stets voraus in eine gläserne Fläche, die ihn ermöglichte das zu sehen was sein eigentlicher Körper sah.

In seinem Blick lag eine Sehnsucht, die er krampfhaft zu verbergen versuchte, doch Sen schien zu wissen was er fühlte. „Ich wette du wärst jetzt gerne bei ihr, nicht wahr? Doch hier bist du nicht mehr als der Rest deines Verstandes, der Teil der sich dem Zauber entziehen konnte.“, kommentierte er das Szenario, das sie beide beobachteten. Kyren und Decan hatten sich zu einer kurzen Rast in der zerklüfteten Landschaft niedergelassen, die vor Skuld lag. Es war bereits dunkel geworden und Kyren entflammte mittels eines Zaubers gerade das Lagerfeuer. Irgendwann erlosch das Bild und es war klar dass der Körper des Halbelfen eingeschlafen war.

Kyren beruhigte der Anblick ihres schlafenden Gefährten, auch wenn sie nicht wusste ob er überhaupt wieder aufwachen konnte. „Was soll nun aus uns werden?“, fragte sie, sich an Decan wendend.

„Es dürfte nur eine Frage der Zeit sein, bis uns Nerull findet.“, antwortete er mit ernster Miene. „Aber wir müssen doch etwas tun können.“, protestierte sie. „Es gibt nur eines das wir tun können.“, meinte er und schloss die Augen. „Was denn?“, fragte sie hoffnungsvoll. „Sterben.“, gab er knapp zurück und legte sich zur Nachtruhe.

Abermals nahm Kyren die Brosche hervor, jenes Artefakt, welches vier der Elementarmächte in sich versiegelt hatte. Es war nur ein kleines Stück verziertes Edelmetall, aber die letzte Hoffnung die sie hatte, um gegen Nerull bestehen zu können.
 

Schon zu frühen Morgenstunden lief ein alter Mann so schnell er konnte durch die Steppengegend in der sich Kyren, Decan und Shane niedergelassen hatten. Obwohl niemand hinter ihm zu sehen war, rannte er als ob es um sein Leben ginge. Die Metallplatte vor seinem rechten Auge und sein altes vernarbtes Gesicht, ließen erahnen das es sich bei dem Mann um Luther Sogardes handelte, einem Mann den Kyren auf ihrer Reise bereits ein Mal begegnet war, jener Mann der Sen in Shane wiedererweckt hatte, in der Hoffnung von ihm dafür entlohnt zu werden. Sein Glauben wurde in diesen Stunden jedoch aufs härteste auf die Probe gestellt, denn das Wesen was ihm folgte trachtete ihm nach dem Leben. Außer Atem und wohl auch in der Hoffnung seinen Verfolger abgehängt zu haben blieb er schließlich stehen. Erschöpft stützte er sich an seiner Stabwaffe ab, den Kopf zum Boden gesenkt. Er nutzte den Moment um sich auf die Energien seines Meisters zu konzentrieren, die in Shane schlummerten. Nur sein Herr, so war er sich sicher, konnte ihn jetzt noch retten.

Als ehemaliger Jünger der Bhaal-Sekte war er freilich darauf sensibilisiert Sen überall zu finden, selbst wo andere dessen Präsents nicht spüren konnten, doch als er wieder aufsah begann er zu zweifeln ob er ihn je erreichen würde. In der Ferne näherte sich bereits die Gestalt, vor der er geflüchtet war. Wütend und frustriert raffte er sich wieder auf und lief weiter. Die Bestie, die sich dort näherte, war Nerull an dessen Seite sein Höllenhund hertrabte. Luther hatte mit eigenem Auge gesehen zu was diese Kreatur fähig war und fürchtete zu Recht um sein Leben. Sein weiter Kuttenanzug und sein Alter machten eine erfolgreiche Flucht gerade zu ausgeschlossen. Dennoch lief er so weit ihn die Beine trugen.

Eine gewisse Erleichterung stand ihm ins Gesicht geschrieben als er ein paar hundert Meter weiter drei Gestalten in sein Blickfeld traten, nach denen er so verzweifelt gesucht hatte. Kyren erschrak ein wenig als sie den älteren Mann, völlig außer Atem auf sie zulaufen sah. „Heh, seht doch!“, rief sie um auf den Herren aufmerksam zu machen. „Ich … Ich glaube ich kenne diesen Mann.“, rief sie als sie erkannte wer sich dort wild gestikulierend näherte. Decan, der Shane stützte, wirkte weitaus beunruhigter als seine elfische Gefährtin. „Woher?“, fragte er mit strengem Blick nach. „Eh, er hat Shane geholfen wieder gesund zu werden nachdem ihn Zack, der Schlitzer so schlimm zugerichtet hat.“, erklärte Kyren. Sie erinnerte sich nicht daran dass Decan Luther nie getroffen hatte. Ihr menschlicher Gefährte schien das Gesicht dieses Mannes trotzdem zu kennen, jedoch unter weit weniger positiven Aspekten. „Dieser Typ ist …“, setzte er an, behielt aber in Gedanken, dass es sich bei Luther Sogardes um ein ehemaliges ranghohes Mitglied der Bhaal-Anhänger handelte. In Kombination mit Shane, deutete seine Gegenwart nichts Gutes an. Seine Worte waren verstummt als er sah wer Luther gefolgt war. Dieser sah sich wenige hundert Meter vor der Abenteurergruppe mit Nerulls Höllendhund konfrontiert.

Die Bestie, die durch einen kurzen Sprint zu ihm aufgeschlossen hatte, stellte ein schier unüberwindbares Hindernis dar. Für Luther gab es nur einen Weg seine Haut zu retten und so richtete er seinen Stab zum Kampf gegen das kläffende Untier aus.

„Bah! Weiche von mir Bestie!“, plärrte er aufbrausend und rammte seinen Stab in den Boden, gerade als der Höllenhund zum Angriff ansetzten wollte. Duzende Risse gigantischen Ausmaßes taten sich vor Luther in der Erde auf in der er das Wesen verschwinden lassen wollte, doch die Kreatur rettete sich durch einige geschickte Sprünge. Das Beben, das diese Aktion mit sich heraufbeschwor, erreichte auch Kyren und die anderen, die einen Moment Mühe hatten sich auf den Beinen zu halten.

Luther gab sich mit dem Resultat jedoch nicht zufrieden und benutzte seinen Stab um die nächste Maßnahme zur Vernichtung des Höllenhundes herbei zu beschwören. Durch Kreiselbewegungen der Stabspitze beschwor er einen Wirbelsturm hervor der das Untier packen und zerfetzten sollte. Sein Vorhaben erreichte aber nicht die gewünschte Wirkung. Zwar wirbelte er eine Menge Staub auf, doch das Wesen entkam dieser Attacke abermals. Kurz darauf ergriff es die Initiative, bevor Luther eine weitere Naturkatastrophe beschwören konnte. Er sollte bis zum letztem Atemzug kämpfen und so gelang es dem einstigen Priester der Bhaal-Anhängerschaft die Bestie mit seinem Stab abzuwehren, bevor es ihm einen tödlichen Biss hätte versetzten können. „Nein! Mir ist ein anderes Schicksal vorhergesehen! Ich bin nicht so weit gekommen um jetzt zu scheitern!“, sprach er zum Höllenhund und stieß ihn davon. Ein weiteres Mal schlug er den Stab gen Boden, was einige spitze Erdfontänen aus dem zerklüfteten Boden schießen ließ. Der Höllenhund fand sich alsbald aufgespießt auf einer der spitzen Erdhügel wieder, die aus dem Boden ragten. Nach ein paar Sekunden zerfiel das Untier zu schwarzen Qualm, setzte sich aber, zum Schock der Anwesenden, am sicheren Boden wieder zusammen. Es brauchte nur ein paar Sekunden um sich zu besinnen und griff erneut an. Luther wollte Gegenmaßnahmen ergreifen, doch das Glück war nicht auf seiner Seite gewesen. Dieses Mal hatte sich sein Stab in der Erde verhakt, was ihn wehrlos der Bestie aussetzte. Luthers Pupille war starr vor Schock. Der Biss des Höllenhundes war tödlich, doch statt das sein Körper zu Boden ging, zerfiel sein Fleisch zu Staub. Die Erdsäulen, die sein Stab angerichtet hatte, versanken bald darauf wieder in der Erde und gaben den Blick auf Nerull frei, der gemächlich heran geschritten kam.
 

Kyrens Augen weiteten sich bei dem Anblick der beiden Unheilsbringer. Sie konnte kaum fassen was gerade geschehen und dass Luther trotz allem gefallen war. Die Magierin hatte nicht so früh damit gerechnet wieder auf Nerull zu treffen. Aus irgendeinem Grund ließ Nerull seine Tierbestie jedoch verschwinden und verschmolz mit der dunklen Wolke in die das Wesen zerfallen war. Ein dürrer, langer Finger ragte plötzlich unter dem Kuttengewand von Nerull heraus und wies die Abenteurer an heran zu treten. Die Miene der Elfin wirkte gerade zu Atemlos, während Decan recht verbissen aussah. Er wusste dass ihnen nun ähnliches blühte und es nichts gab, was er dagegen tun konnte. Ein wenig Hoffnung gab ihn Kyrens Brosche, aber ihm war klar dass er nur einen Versuch hatte um seine Vermutung bestätigt zu sehen. Sollte er sich irren, würde das den Tod für ihn bedeuten, doch er war bereit das Risiko einzugehen.

Vorsichtig ließ er Shane nieder, der nach wie vor in sich gekehrt war und keinen klaren Gedanken zu fassen vermochte. „Kyren! Wir haben wahrscheinlich nur einen Versuch. Du wirst versuchen mit die Mächte der Brosche zu entfesseln und sie gegen Nerull zu wenden. Ich werde ihn so lange wie möglich ablenken.“, sagte er mit strengem Unterton. „Aber was, wenn es mir nicht gelingt …?“, setzte die Elfin überrascht an, bevor er ihr das Wort nahm. „Dann sterben wir.“, entgegnete er ihr direkt und ließ seine beiden Katanas in seine Hände gleiten …



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