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Brennendes Wasser

Engel der vergessenen Zeit
von

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Engel der vergessenen Zeit - 3

Die Stufen waren hart und unbequem. Als Lydia aus ihrem Dämmerungsschlaf erwachte, fühlte sie sich schlimmer als je zuvor. Sie hatte am ganzen Körper Schnittwunden, die sie glauben ließen, sie stünde in Flammen. Doch Feuer, das wusste sie als Wächterin, brannte auf eine andere Weise. Und so konnte sie die Schmerzen von den Flammen, die ihr Bewusstsein ihr vorgaukelte, unterscheiden.

Sie richtete sich auf, und sah die Stufen hinauf. Viel sehen konnte sie durch die Dunkelheit im Turm nicht, doch das hatte sie auch nicht erwartet. Die schweren Steine ließen kein Licht hindurch und so wäre es selbst dann dunkel gewesen, wenn der Himmel nicht der Finsternis der Nacht geglichen hätte.

Mühsam schleppte sich Lydia die Stufen herauf. Sie ging nicht, sie kroch. Ihre Beine konnten sie nicht tragen, doch hier unten wollte sie auch nicht bleiben. Hier war sie ihren Verfolgern schutzlos ausgeliefert.

Eine Stufe folgte auf die andere, jede stellte für sie eine scheinbar unüberwindliche Hürde dar, während sie gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfte, die ihr eigenes Blut in ihr weckte. Sie fühlte ihre Beine kaum noch, alles was sie wahrnahm, war der stechende Schmerz, der ihr keine Ruhe ließ. Lydia gab nicht auf, doch die Stufen schienen kein Ende zu finden. Endlos führten sie nach oben, die Wendeltreppe hinauf. Alles begann sich zu drehen, sodass sie nicht einmal mehr wusste, wo oben und unten war. Sie wusste nicht, ob sie die richtige Richtung nahm, sie fiel immer wieder hin. Ihr langes Haar fiel ihr in die Augen und versperrte ihr die ohnehin schon spärliche Sicht. Doch Lydia kroch weiter und erreichte schließlich ein Turmzimmer, das wundersamer nicht hätte sein können. An den Wänden schienen kleine Kristalle zu hängen, die ein eigenwilliges blaues Licht reflektierten und spiegelten, sodass der gesamte Raum in einem schummrigen Blau leuchtete. In der Mitte stand eine große, schlanke Amphore, auf der eine kleine kreisrunde Platte lag. Mit glitzerndem Wasser gefüllt, schien es ebenfalls in dem blauen Licht zu leuchten. Fasziniert zog Lydia sich daran hoch um es genauer betrachten zu können. Sie hatte erwartet, bis auf den Boden der Amphore sehen zu können, doch wie sie erstaunt feststellte, leuchtete die Amphore von innen und blendete sie dermaßen, dass sie absolut nichts erkennen konnte. Dieser Ort weckte Lydias Neugierde, doch war sie zu schwach um ihn wirklich erkunden zu können. Sie konnte sich nicht halten, sank wieder zu Boden.
 

Er lief ungeduldig hin und her. Seinem Ziel so nah wie nie zuvor, war er doch noch weit davon entfernt. Er hatte nur eine der Schwestern. Doch die eine reichte nicht, er brauchte beide. Erst beide zusammen würden ihn zu dem machen, was er einst gewesen war. Und dann könnte ihn niemand mehr aufhalten.

Er musste Lenya finden, hatte seine Männer bereits nach ihr suchen lassen. Doch bisher ohne Erfolg. Es gab einfach keine Spur von dem Mädchen, dabei hätte es nicht schwer sein dürfen ihr zu folgen. Während er sich Lydia gewidmet hatte, sollten seine Männer Lenya eigentlich gefunden haben, doch wie es aussah, hatte das Mädchen mehr Glück als Verstand. Es war ihr gelungen unterzutauchen.

Sie gehörten ihm, waren sein Eigentum, seit ihrer Geburt. Lydia wusste das, trotzdem hatte sie Lenya entkommen lassen. Doch das würde ihnen nur einen kleinen zeitlichen Aufschub geben, bringen würde es ihnen gar nichts. Lydia war bereits so schwach, dass sie sich nicht mehr wehren konnte und auch Lenya wäre bald nur noch ein Schatten ihrer selbst. Es war ein Jammer, dass die beiden Mädchen nicht einsehen wollte, was längst nicht mehr aufzuhalten war. Sie machten es sich doch nur unnötig schwer dadurch.

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn aufhorchen. Er drehte sich um, als eine kleine Gestalt, demütig den Kopf gesenkt, hereintrat und um Vergebung für ihr plötzliches Erscheinen bat. Er winkte ab und setzte sich auf seinen Platz – ein uralter Thron aus Knochen und verbrannten Fellresten. „Sprich!“, befahl er sogleich.

Die Gestalt hatte lange spitze Ohren, große leere Augen und war kaum einen halben Meter groß. „Es gibt Kunde, mein Herr und Gebieter“, sagte der Kobold untertänig. „Das Mädchen mit der Macht des Feuers wurde gefunden. Eure Diener werden sie fangen und herbringen.“ Mit diesen Worten ließ sich das Wesen entschuldigen, es kannte die Launen seines Meisters und wusste, dass es dessen Geduld nicht lange auf die Probe stellen durfte.

Als die Tür zugefallen und die Stille wieder perfekt war, saß ein finster grinsender Mann auf dem Thron, erwartungsvoll und gierig. Das Mädchen mit der Macht des Feuers, Lenya, war also gefunden worden. Nun war ein nur noch eine Frage von Stunden. Die Zeit war gekommen. Die Zeit, da er endlich wieder zu seiner alten Stärke gelangen sollte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-06-18T10:48:39+00:00 18.06.2007 12:48
Dies finde ich ist ein sehr gelungenes Kapitel deinerseits, welche besondere Orte, so denk ich, ziemlich gut beschreibt und auch diesen Typen, mehr ins Licht rückt, was wirklich beeindruckend ist und die Spannung, die sowieso von der ganzen Gesichte ausgeht, noch mehr verstärkt.
"An den Wänden schienen kleine Kristalle zu hängen, die ein eigenwilliges blaues Licht reflektierten und spiegelten, sodass der gesamte Raum in einem schimmrigen Blau leuchtete."
Den Raum, so intensiv wie du ihn beschreibst, muss in deiner Vorstellung wirklich wunderbar sein. Ich stelle ihn mir als einen sehr, sehr schönen Ort vor, der wirklick nicht "wundersamer" hätte seien können. Finde ich toll, auch wie du den Stellplatz der Amphore beschreibst. Wunderbar.
Von:  Melodya
2007-03-22T21:48:23+00:00 22.03.2007 22:48
hey cool^^...
das hört sich total spannend an...
freu mich auf das nächste kapitel...

grüssle
angel


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