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Maybe

von

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Das Oni und ich wünschen euch viel Spaß beim lesen...unsere BGM war unter anderem der Final Fantasy VII Advent Children OST, L'arc en Ciel (die habe ich schon seit Jahren nicht mehr gehört...*Billy Talent-süchtig derzeit sei*) und diverse westliche Musik, wie Muse, Rob Thomas (wasn Kerl) oder Texas
 


 


 

Pfeifend stellte der junge Mann einen weiteren Blumenkübel vor die Tür des kleinen Blumenladen.

Er wischte sich mit dem linken Armrücken den Schweiß aus der Stirn, betrachtete zufrieden sein Werk.

Alle Blumenkübel waren draußen aufgestellt, das Ladenschild war auf offen gedreht, sein Arbeitstag konnte beginnen.

Und der fing erst einmal mit Langeweile an.

Den gesamten Vormittag über verbrachte er alleine, sah man von der alten Mrs. Miller ab, die Blumen für das Grab ihres kürzlich verstorbenen Mannes wollte.

Am frühen Nachmittag wurde die Tür des Ladens schwungvoll geöffnet und ein junger Mann mit flammenroten Haar betrat den Geschäftsbereich.

„Daniel“, rief er erfreut aus, als er den Verkäufer erblickte, welcher gerade ein Bouquet zusammenstellte.

„Ken“, kam es zur Begrüßung zurück, Daniel hörte mit seiner Arbeit auf, wischte eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die hinter seine schmale randlose Brille geraten waren.

„Was machst du denn hier?“

„Dich besuchen...“

„Das sehe ich. Was willst du?“

Ken setzte sich auf den Tresen, sah den Blonden gespielt überrascht an.

„Kann ich nicht meinen einzigen Bruder mal besuchen kommen?“ fragte er ein wenig verletzt.

„Ich dachte, du lädst mich zum Abendessen ein, weil...“

„...der Kühlschrank bei euch zu Hause mal wieder leer ist und du keinen Bock hast einkaufen zu gehen und Dad eh auswärts isst, schon klar“, fuhr Daniel fort, seufzte.

„Aber nur heute.“

„Danke, du hast was gut bei mir.“

Ken sprang wieder von der Ladentheke, grinste breit.

„Ich bin dann so um halb sieben bei dir. Viel Spaß noch.“

Damit war er wieder aus dem Laden verschwunden.

Daniel schüttelte den Kopf.

Wie konnte man mit 22 Jahren noch beizeiten so unselbstständig und verspielt sein?

Aber er war nun mal das Nesthäkchen der Familie.

Der Blonde seufzte und konzentrierte sich dann wieder auf seine Arbeit, diese erledigte sich ja leider nicht von alleine.
 

Kurz vor sechs am Abend schloss er die Tür zum Laden ab, steckte die Schlüssel in die Hosentasche und machte sich dann daran das große Gebäude zu umrunden um in seine Wohnung über dem Blumengeschäft zu kommen.

Dort brannte bereits Licht, also war Ken schon da.

So viel zum Thema halb sieben, dachte er ein wenig verärgert.

Daniel schloss seine Wohnungstür auf, betrat den kühlen Flur seiner Dreizimmerwohnung und ging schnurstracks ins Wohnzimmer, wo ihn bereits ein Chaos mittlerer Stärker erwartete.

Zwar war der Blonde nie ein sehr ordentlicher Mensch, doch sein Zuhause war immer aufgeräumt und vorzeigbar.

Also das glatte Gegenteil der derzeitigen Situation.

Ken hatte sich von zuhause seine Spielkonsole mitgebracht und war gerade lautstark dabei eines von Daniel’s verhassten Prügelspielen zu zocken, dabei lief, zuzüglich zur Spielmusik, die Anlage mit voller Pulle, es spielte irgendein Lied von L’Arc En Ciel, Ken’s Lieblingsband.

Seufzend schüttelte der Ältere einfach den Kopf, begann um seinen kleineren Bruder herum aufzuräumen, Chipstüten einzusammeln, Cola-Dosen aufrecht hinzustellen, Kissen wieder auf das Sofa zu befördern und so weiter.

Man konnte sagen was man wollte, der Rothaarige war wahrscheinlich das Chaos selber, den überall wo sich dieser befand, tauchte selbiges auf.

„Kannst du das nicht mal leiser machen oder dich auf eine musikalische Untermalung beschränken?“, versuchte Daniel dem anderen klar zu machen, der aber nur genervt abwinkte.

Mit dem ganzen Müll auf den Armen ging der Blonde in die Küche, die, oh ein Wunder, noch ordentlich war, also war sein Bruderherz dort nicht gewesen.

Noch ungefähr vier Mal wiederholte er die ganze Prozedur, bis, abgesehen von Ken, nichts unordentliches mehr im Wohnzimmer war.

Ohne Rücksicht schaltete Daniel die Anlage aus, erntete dafür ein geblufftes „Hey!!“ und ließ sich auf das Sofa fallen, vor dem eben der Rothaarige auf dem Boden hockte und nun schmollend zu ihm hochsah.

„Warum hast du ausgemacht?“

„Weil ich, im Gegensatz zu anderen Personen, schon gearbeitet habe und es nicht erst vor mir habe.“

Daniel strich sich durch die Haare, warf dann einen Blick auf die Uhr.

„Musst du nicht um 20.00 Uhr bei Fabrizio sein?“

„Ja, warum?“

„...es ist fünf vor acht...“

Sofort sprang der Rothaarige auf, rannte in den Flur.

„Warum hast du mir nicht früher Bescheid gesagt?!“ rief er dem anderen noch zu ehe man die Tür in die Angeln schlagen hören konnte.

Stille.

Abgesehen von dem leisen Gedudel des noch immer laufendem Spiel, das Daniel jetzt aber zusammen mit dem Fernseher ausstellte.

Er würde jetzt duschen gehen und dann zu Bett, denn so, wie er seinen Bruder kannte, würde sich dieser sicher eh wieder heute nach hier einquartieren, also würde er ihn morgen von der Couch schweißen müssen und dazu musste man ausgeruht sein.

Nach dem Duschen lag er endlich zufrieden in den weichen Kissen, aber irgendwie konnte er nicht schlafen.

In letzter Zeit musste er oft an früher denken, daran, wie es noch war, als er noch zusammen mit Ken und seinem Vater gewohnt hatte.

Ihre Familie war schon immer etwas komisch gewesen.

Daniel’s Mutter war ausgezogen als sie per Zufall erfahren hatte, dass die japanische Sekretärin ihres Mannes schwanger war, wohlgemerkt, von ihrem Mann.

Als Daniel knapp ein Jahr war bekam er deswegen einen kleinen Bruder, sein Vater und dessen Ex-Sekretärin hatten sie so darauf geeinigt, dass er das Kind erziehen sollte.

Dementsprechend waren sie vor 22 Jahren ein Drei-Mann-Haushalt geworden.

Nachdem Daniel in das Alter gekommen war, wo er manche Dinge alleine machen konnte, hatte er mehr oder weniger den ganzen Haushalt alleine geschmissen, was beim Kochen anfing und mit Wäschewaschen aufhörte.

Sein Vater konnte ihm dabei nicht viel helfen, er war so mit der Arbeit beschäftigt, dass er eh kaum zuhause war und wenn, dann schlief er.

Und was Ken betraf, es kam einem fast so vor als würde er alles tun um Daniel Steine in den Weg zu legen, auch wenn dieser eigentlich davon ausging, dass es keine Absicht gewesen sein sollte.

Trotz all des Chaos liebte er seinen kleinen Bruder über alles und würde wahrscheinlich auch selbiges für ihn tun.

In der Schule hatte ihnen beiden nie jemand geglaubt das sie Geschwister, wenn auch nur halbe, waren.

Vielleicht lag es an ihren unterschiedlichen Charakteren, ihrem Aussehen und die Art wie sie miteinander umgehen zu pflegten.
 

Etwas piepte.

Immer und immer wieder, immer lauter und durchdringender.

Was war das nur?

Daniel setzte sich ein wenig auf, blinzelte verschlafen und erkannte verschwommen seinen Funkwecker auf dem kleinen Nachttisch neben seinem riesigen Bett.

Er machte ihn aus, griff nach seiner Brille, setzte sie auf und starrte auf das Ziffernblatt.

„Scheiße!“

Er hatte verschlafen.

Das war ihm noch nie passiert, nicht mal während der Schulzeit.

Daniel sprang aus dem Bett, zog sich seine Schlafhose aus und lief ins Bad um schnell zu duschen.

Während er seine Haare kämmte, hastete er zurück ins Schlafzimmer, zog sich an, warf die Bürste dann zur Seite und rannte durch sein chaotisches Wohnzimmer, wo Ken auf der Couch lag und friedlich schnarchte, in die Küche.

Dort schmierte er sich ein Brot, welches er im Laden essen würde.

Ken und das Chaos hätten bis zur Mittagspause Zeit.

Im Flur zog er sich seine Turnschuhe über und schlug laut seine Wohnungstür hinter sich zu.

Zwei Minuten später war er im Laden, holte alle Blumen nach draußen und setzte sich dann hinter den Tresen um zu frühstücken.

Anschließend ging er in das kleine Büro im Hinterzimmer des Geschäftes und machte einige Abrechnungen und bestellte neue Ware.

Zwar war es nicht Daniels Blumenladen, er arbeitete hier nur, aber der eigentliche Besitzer war ein alter Mann, dem auch die Wohnung des Blonden gehörte und an ihm billig vermietete, und deswegen machte er eigentlich alles hier.

Später würde er das Geschäft wohl auch übernehmen, denn die Arbeit brachte ihm Spaß.

Gegen Mittag wurde irgendwann Ken wach, setzte sich auf und gähnte erst einmal verhalten, sah sich dann um.

Bis auf seine wild im Zimmer verteilten Klamotten und die paar herumliegenden Kissen hatte er keine Unordnung mehr gemacht, war damit sehr stolz auf sich.

Gähnend schlurfte er in’s Bad, sah dabei kurz in’s Schlafzimmer, dass, wie erwartet, leer war.

Daniel war also arbeiten.

Wenn er nachher losgehen würde musste er unbedingt einkaufen, egal ob er keine Lust dazu hatte, zuhause hatten sie nichts mehr im Kühlschrank und er konnte sich nicht ewig bei seinem großen Bruder durchfuttern, auch wenn das sehr einfach war.

Im Bad angekommen sah er erst kurz in den Spiegel, schüttelte dann aber den Kopf und stellte sich einfach unter die Dusche, was für ein Vorteil, wenn man immer nackt schlief, man musste sich nicht immer erst ausziehen.

Sicher zehn Minuten stand Ken unter dem kalten Wasser ehe er anfing sich mit Daniel’s Shampoo die Haare zu waschen und den Rest mit Daniel’s Duschgel wusch.

Es hatte schon seine Vorteile einen Bruder zu haben, der irgendwie vernarrt ihn einen war.

Nach dem Abbrausen verließ Ken die Dusche und sah sich noch mal im Spiegel an, er war nicht eitel oder so, aber immer wenn er seine roten Haare und das Engelsflügel-Tatoo auf seinem Rücken, das gleiche was sein Lieblingsmusiker Hideto Takarai trug, sah, musste er daran denken, wie sehr er damit sowohl seinen Vater als auch den lieben Daniel geschockt hatte.

Beim Färben der Haare mit 12 hatte er ja nur 2 Wochen Hausarrest bekommen, bei der Tattoovierung mit 16 war es auf zwei Monate und Taschengeldentzug für ein halbes Jahr hinausgelaufen.

Nach seiner Meinung war das vollkommen übertrieben gewesen, aber was hatte er schon gegen Daniel und seinen Vater tun können?

Gar nichts, eben.

Mittlerweile war er wieder im Wohnzimmer, hatte sich schon angezogen und versuchte jetzt die Kissen genau in der Ordnung auf das Sofa zu legen, wie es sein Bruder immer tat, natürlich bekam er es nicht hin und schmiss die Letzten einfach nur drauf, schließlich waren es doch nur Kissen.

Trotzdem recht zufrieden machte er sich auf den Weg nach unten, schließlich musste er Daniel ja wenigstens auf wiedersehen sagen.

Im Blumenladen angekommen sah er jedoch den anderen erst einmal gar nicht.

Um zu warten setzte sich Ken deswegen wie immer einfach auf die Theke.

Irgendwann würde der Blonde schon auftauchen.

Dieser kam dann nicht einmal 2 Minuten später aus dem Büro, entdeckte seinen Bruder.

„Ach du bist es nur“, meinte er.

„Was soll das denn heißen, andere wären froh mich sehen zu dürfen“, erwiderte der Kleinere, zog eine Schnute.

„Da räumt man sogar die Wohnung eines anderen auf und wie wird es einem gedankt? Mit Gemeinheiten.“

„Wer hat denn die fremde Wohnung denn erst unordentlich gemacht?“

Daniel wischte sich eine Haarsträhne aus den klaren blauen Augen, schob seine Brille ein Stückchen höher.

„Geh lieber einkaufen.“

„Das habe ich auch vor, ob du es glaubst oder nicht.“

Ken sprang von der Theke, baute sich vor seinem Bruder auf, dieser grinste leicht.

„Ich werd’s ja heute Abend sehen, wenn ich vorbei komme. Ich bekomme nachher ne Lieferung mit frischen Lilien und Rosen und ich dachte, ich bring euch 2 Sträuße mit. Zudem glaube ich, eure Topfpflanzen brauchen auch mal wieder Wasser.“

Der Rothaarige zog eine Schnute.

„Wenn das ein Vorwurf war, wieso ich diese dummen Dinger nicht gieße, dann übergehe ich den. Schließlich hast du die Teile bei uns angeschleppt, nicht umgekehrt.“

„Deswegen gieße ich sie ja.“

Daniel wuschelte seinem Bruder durch die gut sitzende Frisur, lachte dann.

„Ach ja, ich bekomme morgen Besuch, deswegen bitte ich dich, nicht vorbei zu kommen oder so...erstens verbreitest du Chaos und zweitens will ich meine Ruhe. Das heißt, du wirst bei einem Freund pennen müssen.“

„Wer kommt denn?“ fragte der Kleinere neugierig und zog eine Augenbraue nach oben.

Wurde sein Bruder tatsächlich gerade rot?

„Eine...Freundin...die ich kennengelernt habe...in der Bibliothek...“ kam die zögernde Antwort von Daniel.

„Du willst also mit ihr in die Kiste...versteh schon.“

Ken machte sich auf den Weg zum Ausgang.

„Na dann will ich ja nicht weiter stören...schließlich solltest auch du so etwas wie ein Sexualleben besitzen, nicht war Brüderchen...soll ich dir vielleicht noch Nachhilfe geben?“

„Lass mich in Ruhe.“

Daniel war noch roter geworden.

„Und selbst wenn ich sie nur ins Bett bekommen will, es geht dich nichts an.“

Noch einmal wand sich Ken zu seinem Bruder um, musterte ihn mit halb geschlossenen Augen und begann dann zu grinsen.

„Dann empfehle ich dir aber, deine Freizeitkleidung anzuziehen, die sieht nicht ganz so spießig aus und bring meist zudem noch deinen geilen Hintern besser raus. Na ja, bis heute Abend dann.“

Damit verabschiedete sich der Rothaarige, steckte sich kaum draußen eine Kippe an und schlenderte dann die Straße entlang zum nächsten Supermarkt.

Daniel blieb mit offenem Mund und noch immer rot hinter dem Tresen stehen, sah einfach nur auf die offenstehende Tür.

Was hatte sein kleiner Bruder da bitte eben über sein Hinterteil gesagt?

Er wusste ja, dass der andere etwas offener in solchen Dingen war, aber das hatte er nun nicht erwartet.

Sicher, es war ihm auch bekannt, dass Ken nicht davor zurückschreckte, mit Männern... also...eben zu schlafen.

Aber das er solche Sprüche jetzt auch schon bei ihm brachte, hatte er nun wirklich nicht erwartet.

Erst als eine junge Frau Daniel am Ärmel zog und fragte, wie viel nun die Orchideen kosten würden wachte er wieder aus einer Starre auf, lächelte kurz verschmitzt und kam dann gleich wieder seinem Job nach.
 

Es war ungefähr halb acht als Daniel vor der Wohnungstür seines Vaters stand und klingelte, im Arm einen großen Strauß Rosen und Lilien, wie er ja vorhin schon angekündigt hatte.

Geöffnet wurde ihm kurz später von seinem Bruder, der gerade am telefonieren war, ihm deswegen nicht all zu große Beachtung schenkte.

Ungehindert ging Daniel erst einmal in die Küche um in die Vase, die er selber mitgebracht hatte, da es in diesem Haushalt so etwas nicht gab, mit Wasser zu befüllen und die Blumen anschließend in das Wohnzimmer zu stellen, was zu seiner großen Überraschung ordentlich war.

Entweder hatten sich die zwei eine Putze zugelegt oder Ken war doch mal vom einmal im Jahr vorkommenden Putzwahn gepackt worden.

Nach etwas zwanzig Minuten warten auf dem Sofa gesellte sich dann der Kleinere auch mal zu ihm und grinste ihn rotzfrech an.

„Na, schon alles für morgen Abend geplant? Wenn zu willst, kann ich dir Kondome und Spielsachen leihen, dann wird es nicht so langweilig.“

Alleine schon die Betonung des Wortes ,Spielsachen’ missfiel Daniel ungemein, dazu noch das Grinsen Ken’s.

„Ich denke, ich werde dankend ablehnen. Weiß Vater von deinen Vorlieben?“

„Muss er? Es ist doch eh nie da, also kann es ihm doch auch egal sein. Außerdem hab ich noch immer Narrenfreiheit, Nesthäkchen, vergessen?“

Natürlich, der Kleinere war immer bemuttert worden, egal wo.

Er musste nur einmal große Augen machen und da ihn eh jeder für jünger hielt als er es wirklich war, ein Hoch auf die asiatischen Gene, gab jeder schnell nach und ließ ihn tun, was immer er wollte.

Das Leben war halt ungerecht wenn man selber der Ältere war.

„Kommt Vater heute noch nach hause?“ fragte Daniel nach um damit das Thema zu wechseln, stieß aber wohl auf Granit.

„Nein, wir hätten also den ganzen Abend Zeit, dass ich dir noch mal explizit zeige, welches Teilchen man wofür benutzt.“

Erst jetzt merkte der Blonde, dass sein Bruder nach Alkohol roch, er hatte also mal wieder getrunken, dann waren seine Bemerkungen jedenfalls begründet.

„Ich denke, ich werde auch hier verzichten.“

„Warum denn? Gar nicht neugierig?“

Während des letzten Satzes war der Jüngere näher gerückt und kam Daniel’s Gesicht jetzt schon bedenklich nahe mit dem eigenen.

„Ich sollte nach Hause gehen, du bist betrunken und solltest ausschlafen...du bist nicht mehr Herr deiner Worte.“

Damit stand der Größere rasch auf und sah auf seinen kleinen Bruder herab.

„Ich mag es nicht, wenn du so bist...richte Vater schöne Grüße aus, wenn du wieder nüchtern bist, ich koche am Wochenende, als falls du und Vater wollt könnt ihr am Sonntag gerne vorbei kommen.“

Daniel wandte sich um und verließ dann eilig das Haus.

Draußen ging er mit schnellen Schritten die Straße entlang, bis er eine Viertelstunde später in seiner Wohnung war und die Tür hinter sich zufallen ließ.

In seinem Schlafzimmer kramte er in seinem Schrank herum und zog sich schließlich bequemere Kleidung an.

Kurz betrachtete er sich im Spiegel, legte den Kopf leicht schief und überlegte ob er die zerlöcherte Hose, die er gerade trug, auch morgen Abend anziehen sollte.

Er entschied sich dafür, ging dann in die Küche und machte sich was zu essen.

Eine halbe Stunde später saß er auf seiner Couch, las eines seiner zahlreichen Sachbücher, dieses mal eines über Russland.

Aber so richtig konzentrieren konnte er sich nicht.

Seine Gedanken wanderten immer wieder zu Ken und seinem Benehmen von vorhin.

Wieso hatte er ihn so...angemacht?

Er war doch nicht irgend so ein Kerl, sondern sein Bruder.

„Argh...Ken du bist so ein Idiot...“

Daniel klappte das Buch zu, warf es auf den Glastisch vor sich und lehnte sich zurück.

Sein Bruder war doch sonst nicht so.

Okay, er schlug schon öfters über die Strenge, besonders wenn es um Alkohol und Partys ging.

Daniel konnte dem ganzen nie was abgewinnen.

Ein mal in seinem Leben war er auf einer dieser Partys gewesen, wo sein Bruder immer war, und er war noch 10 Minuten getürmt, weil ihm zu viele Menschen da gewesen waren und er kurz vor einem Panikanfall gestanden hatte.

Sein Bruder hatte ihn natürlich wunderbar genau in diesem Moment im Stich gelassen, um irgend so einem Cheerleader-Flittchen die Zunge in den Hals zu stecken, und erst später gemerkt, dass sein großer Bruder wieder auf den Weg nach Hause gewesen war.

Daniel massierte sich die Schläfen.

Was für eine Beziehung führten sie beide eigentlich.

Also rein brüderlich war das alles sicherlich nicht, dafür waren sie zu wenig Geschwister, als mehr Erzieher und Kind gewesen.

Er entschied sich einfach schlafen zu gehen, dabei das Radio oder eine CD anzumachen um abgelenkt zu sein.

Schließlich wollte er morgen Abend keine Augenringe haben weil er die ganze Nacht über seinen Kleinen Bruder nachgegrübelt hatte.
 

Es war wieder Abend und Daniel war gerade mit den letzten Vorbereitungen für einen hoffentlich so perfekten Abend, wie er ihn geplant hatte, fertig.

Kerzen waren aufgestellt, das Hühnchen war im Ofen und auch bald gar, den Rotwein hatte er an die Heizung gestellt und auch sonst war alles auf ein wenig Romantik getrimmt.

Genau in dem Moment klingelte es an der Tür, schnell hastete er auf diese zu, überprüfte im Vorbeilaufen im Spiegel seine Frisur und öffnete dann.

Freudig lächelte ihn Maggy an, trat dann ein und stellte ihren Schirm bei Seite, es hatte bin der letzten halben Stunde angefangen zu regnen.

Mit einer leichten Umarmung begrüßten sich beide, dann wurden die üblichen Komplimente ausgetauscht ehe Daniel Maggy ins Wohnzimmer führte.

„Ich denke, wir werden hier essen, wo anders hätte ich auch keinen Platz.“, gab er zu, strich sich dabei durch die Haare.

„Kein Problem, ich find’s schön hier.“

Sie setzte sich, lächelte ihn zuckersüß an und Daniel wurde wie immer leicht nervös, er konnte nicht gut um mit solchen Situationen, wenn er alleine mit anderen, fast fremden Leuten war.

Nebenbei machte er leise Musik an, schenkte dann schon mal Wein ein und begann einen leichten Smalltalk mit der brünetten Frau, die ab und an verhalten hinter der Hand kicherte.

„Ich werde dann mal nach dem Essen sehen und hoffe so nebenbei, dass du Vanille-Creme mit Kirschen als Dessert magst.“

Schnell verschwand Daniel in der Küche, holte den Vogel aus dem Ofen, der jetzt schon braun gebacken war, schnitt etwas Fleisch ab und drapierte es mit dem Rest auf zwei Tellern.

Wenn er etwas machte, machte er es perfekt.

Mit den fertigen Teller kam er dann zurück zu Maggy, die mit ihrem Glas am großen Fenster stand und nach unten auf die verregnete Straße sah.

„...der arme Junge...“ meinte sie leise, wand sich dann zu Daniel um, der doch etwas fragend zu ihr hochsehend die Teller auf den Glastisch stellte.

„Welcher Junge?“

„Na der Rothaarige, der da unten auf der Vorgartenmauer sitz und immer hier hochsieht. Kennst du den etwas?“

Da hatten wir es mal wieder, die Neugier der Frauen, dachte sich Daniel ehe er an’s Fenster trat und unten wie schon vermutet Ken sitzen sah.

Kurz überlegte er, griff dann nach der Gardine und zog diese zu, wand sich dann zu Maggy um.

„Kenn ich nicht. Lass uns jetzt aber lieber essen, sonst wird es kalt und das wäre sehr schade, wo ich mir so viel Mühe gegeben habe für dich.“

Also setzen sich beide, begannen zu essen, wobei Daniel schon nach dem ersten Bissen von der jungen Frau gelobt wurde, wie toll er doch kochen könne.

Trotz der netten Atmosphäre ging ihm das Bild des total durchgeweichten Kleinen, mir der nassen Kippe im Mundwinkel nicht aus dem Kopf.

Was wollte Ken?

Er hatte ihm doch gesagt, dass er sich heute Abend nicht blicken lassen sollte.

„Daniel? Daniel?!“

Daniel schreckte hoch, sah direkt in Maggy’s graue Augen.

„Tschuldigung, ich habe nicht zugehört.“

Die junge Frau lächelte.

„Ich habe gesagt, dass ich wohl jetzt besser nach Hause gehe, wir können uns doch am Montag wieder treffen, was hältst du davon?“

Immer noch ein wenig geistesabwesend nickte der Blonde, begleitete sie dann zur Tür und küsste sie zum Abschied kurz, worauf beide ein wenig rot wurden.

„Ja, also dann, es war ein wunderschöner Abend, bis dann...“

Daniel wartete bis er unten die Haustür zufallen hörte, bevor er sich auch Schuhe anzog, einen Schirm nahm und dann seine Wohnung verließ.

Ken saß immer noch draußen, Daniel spannte den Schirm auf und hielt ihn über seinen kleinen Bruder, der überrascht aufsah.

„Hatte ich nicht gesagt, du sollst heute nicht kommen.“

Die Stimme des Älteren klang resigniert.

„Komm mit hoch...du holst dir hier noch den Tod.“

„Und deine Freundin?“ krächzte Ken ein wenig.

„Die ist weg, eben gerade an dir vorbei gelaufen.“

„Hast du es im Bett nicht gebracht?“

„Nicht jeder steigt immer gleich mit allen ins Bett was nicht bei drei auf den Bäumen ist.“

Sie standen mittlerweile im Flur der Wohnung.

Daniel eilte ins Badezimmer, ließ Wasser in die Badewanne laufen, legte 2 Handtücher auf die Ablage neben der Wanne und hastete dann ins Schlafzimmer um Wechselkleidung für seinen kleinen Bruder rauszulegen.

Dieser betrat das Bad, fing einfach an sich auszuziehen und machte dann Badeperlen in das heiße Wasser.

Das es sich dabei auch noch um Daniels Lieblingsperlen handelte, war ihm recht egal.

Der Blonde betrat wieder das Bad, wandte sich dann sofort ab, als er seinen nackten Bruder sah und reichte ihm schnell die Sachen.

„Lass dir Zeit, ich mach dir was vom Abendessen warm.“

Damit war der Größere aus dem Bad verschwunden um seine Worte in die Tat umzusetzen.

Ken ließ sich derweil in die Wanne sinken, seufzte zufrieden auf, als das warme Wasser seinen ausgekühlten Körper ganz umfing, und lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück.

Eine halbe Stunde später verließ er das Wasser wieder, trocknete sich ab und zog die herausgelegten Sachen von seinem Bruder - Boxershort und T-Shirt, das hieß wohl, das er hier übernachten würde - an.

Ein paar Minuten blieb er noch auf dem Klodeckel sitzen, sah zu, wie das Wasser aus der Wanne in den Ausguss ablief, bevor er aufstand und ins Wohnzimmer ging, wo sein Bruder konzentriert sein Buch über Russland las.

Was war nur so toll an Büchern?

Daniel sah auf, als der Kleinere das Wohnzimmer betrat.

Er legte sein Buch zur Seite, stand auf und holte aus der Küche noch ein paar Reste vom Abendessen, welche er dem anderen vor die Nase stellte.

„Du hast sicherlich Hunger...und wenn du fertig bist mit essen reden wir darüber, wieso du nicht einmal in deinem Leben das machen kannst, was man von dir verlangt oder erwartet.“

Daniels Stimme war die ganze Zeit ruhig und gelassen, doch Ken spürte die leichte Verärgerung des anderen.

Deswegen nickte er nur schweigend, aß dann die aufgewärmte Mahlzeit, die ausgezeichnet schmeckte.

Während der Jüngere ass sprachen sie kein Wort, ganz anders als sonst immer, denn irgendjemand hatte eigentlich immer etwas zu erzählen.

Nach dem halben Teller legte Ken das Besteck nieder, wischte sich mit der Papierservierte den Mund ab, sah dann kurz zögernd zu Daniel hinüber, der wieder in sein Buch vertieft schien.

Leise seufzte er, er wusste ja nicht einmal selber warum er hergekommen war, wie sollte er das dann seinem alles hinterfragenden Bruder erklären.

Nach noch mal zehn Minuten Stille klappte der Größere das Buch erneut zu, sah auffordernd zu Ken, der sich an den nassen Haarspitzen spielte.

„Ich weiß nicht warum ich hergegangen bin, also kann ich es dir auch nicht sagen. Zuhause war es langweilig, weil Dad zu einem Geschäftsessen war, also bin ich einfach hierher los gegangen. Als ich dann unten war ist mir eingefallen, dass du ja Besuch hast heute Abend, da hab ich mich einfach hingesetzt und gedacht, ich warte bis sie weg ist.“

Daniel seufzte einmal genervt auf, legte sich eine Hand an die Schläfe als er Ken so zuhörte.

„Und was, wenn sie nun, wie du erwartet hast, länger geblieben wäre? Oder bis morgen früh? Hm?“

Mittlerweile konnte man aus der ruhigen Stimme schon sehr gut den gereizten Ton entnehmen.

Ken biss sich auf der Unterlippe herum, zuckte dann mit den Schultern, sah noch immer auf den Tisch vor sich.

„Dann hätte ich wohl gewartet. Ich hab mein Handy vergessen, also hätte ich niemanden fragen können, ob ich irgendwo pennen kann und zurückgelaufen wäre ich wohl auch nicht.“

Daniel schüttelte den Kopf, stand dann auf und räumte den Teller einfach weg, ließ Ken alleine im Wohnzimmer sitzen.

Dieser seufzte, sicher hatte er dem anderen damit die Stimmung verdorben, dass er ihn gesehen hatte.

Aber irgendwie war es auch gut so, denn ein kleines Stimmchen in seinem Hinterkopf redete ihm sicher schon zum hundertsten mal heute Abend ein, dass diese Frau nicht gut für seinen Bruder war, dass eigentlich niemand gut für seinen Bruder war außer...

Ja, außer?

Außer wem eigentlich?!

Ihm?!

... ja, außer ihm war eigentlich niemand gut genug für seinen Bruder.

Niemand verstand ihn so wie er, niemand kannte ihn so gut.

Ken stand auf, nahm all seinen Mut zusammen und folgte seinem Bruder in die Küche, der gerade dabei war, das restliche Essen zu entsorgen und dabei irgendetwas vor sich her grummelte.

„Daniel?“, begann Ken, trat an den anderen heran, der sich nicht zu ihm umwand, einfach nur leise wurde.

„Sag mal, mochtest du diese Frau da vorhin?“

Keine Antwort, was hatte er auch anderes erwartet.

„Magst du sie...mehr als mich?“

Nun wand sich der Ältere doch um und sah seinen Bruder verwundert an, wie kam er jetzt bitte wieder auf so ein Thema?

„Man kann doch nicht vergleichen, wie man eine Frau oder seinen Bruder mag...das sind doch zwei ganz unterschiedliche Dinge, Perspektiven.“

Daniel schüttelte den Kopf, außerdem fragten ja wohl nur kleine Kinder „Magst du mich?“.

Er wand sich wieder dem Geschirr zu als sich plötzlich zwei Arme um seinen Bauch legten und er den Körper des Rothaarigen an seinem Rücken spüren konnte, dessen Stirn an seinem Nacken.

„...trotzdem...du magst immer alle lieber als mich...schließlich bin ich laut, unordentlich, laut dir noch ein Kind...aber...“

Ken machte eine kurze Pause, begann leicht über den Bauch des anderen zu streichen, rieb die Stirn an dessen Nacken.

„...ich mag dich lieber als alle anderen...als Dad, als meine Freunde...eben als alle...“

Daniel rührte sich nicht, stand wie versteinert da.

„Ken“, fing er an, brach dann aber ab.

Was sollte er sagen?

Er hatte keine Ahnung.

„Ken, ich mag dich auch lieber als alle anderen, schließlich bist du mein Bruder.“

Der Rothaarige löste sich wieder, so konnte der Größere sich umdrehen, seinen Bruder genau musterten.

Dieser ließ den Kopf hängen.

Daniel hatte ihn nicht verstanden.

„Ich rede nicht von geschwisterlicher Liebe...“, murmelte er leise, so das der andere ihn nicht richtig verstehen konnte.

Zögernd strich Daniel über den Kopf des anderen.

„Was ist nur los mit dir in der letzten Zeit?“ fragte er ein wenig resigniert.

„Früher warst du doch auch nicht so...“

„Früher?“

Ken stieß seinen Bruder leicht von sich, war laut geworden, so das der Blonde ein wenig überrascht zusammen zuckte.

„Früher war auch alles leichter, doch seit dem du auch weg bist...“

Er brach ab, fuhr sich kurz mit der Hand über die Augen, die sich verdächtig röteten.

Daniel stand ein wenig hilflos vor dem Jüngeren, strich ihm vorsichtig über die Schulter.

„Ken, wir sollten vielleicht ins Wohnzimmer gehen, dort lässt es sich besser reden, als hier.“

Ich ergriff die Hand seines Bruders, zog ihn mit sich ins Wohnzimmer und drückte ihn neben sich auf die Couch.

Daniel nagte auf seiner Lippe herum.

Was sollte er nur machen?

Seinem kleinen Bruder ging es nicht gut und anscheinend war es zum Teil auch irgendwie seine Schuld, auch wenn er nicht wusste wieso und warum.

Aber Ken saß jetzt wie ein kleines Häufchen Elend vor ihm und spielte mit dem Zipfel seines geliehenen T-Shirts.

„...früher warst du immer für mich da...egal was war, ich konnte zu dir kommen und du hast mir geholfen...“, begann Ken nach einigen Minuten, wischte sich dann schon wieder über die Augen.

„Ich dachte, ich könnte alles mit dir machen, wozu brauchte ich denn da noch andere? Und dann hast du, als du 15 warst, dieses Mädchen mit nach hause gebracht...in dem Moment zerbrach eine Welt für mich...“

Daniel saß nur noch mit offenem Mund da und starrte seinen Bruder an.

Wenn er genau nachdachte, musste er zugeben, dass alle von Ken’s Eskapaden, egal ob Alkohol, Zigaretten oder dieses Tattoo erst begonnen hatten, nachdem er selber 15 gewesen war.

War er also der indirekte Auslöser gewesen für die rebellische Ader Ken’s?

„Aber...“

„Lass mich ausreden!“

Sofort herrschte wieder Stille von Seiten des Blonden, so kannte er seinen Kleinen wirklich nicht.

„...du warst für mich immer die eine Person, hatte ich dich, waren alle anderen uninteressant...aber als eben dieses Mädchen kam, hattest du plötzlich nur noch Augen für sie und ich war lästig, weil ich ohne zu klopfen in dein Zimmer kam oder Ähnliches...“

Mit feuchten Augen sah Ken nun zu dem anderen auf, ergriff dessen Schultern und schüttelte ihn kurz.

„Verstehst du was ich versuche dir zu sagen? Warum kann es nicht wieder so sein wie früher, dass du nur mich siehst, nur für mich da bist, dass du nur wieder mir alleine gehörst?!“

Ohne auf eine Antwort zu warten beugte sich der Rothaarige einfach vor und drückte die Lippen auf die seines Bruders, hielt ihn eisern an den Schultern fest, so dass er auch als er versuchte nach hinten zu weichen nicht weg kam.

Sicher erst nach einer halben Minute löste sich Ken von Daniel, sah ihm erwartend in die Augen.

„...ich war gestern Abend nicht betrunken...ich hatte mir nur etwas Wodka über die Hose gekippt, weil die Flasche kaputt gegangen war...alles was ich gesagt habe, meine ich ernst, tot ernst...“

Ken hob zitternd eine Hand, strich Daniel über die Wange, nahm ihm dann die Brille ab, begann zu lächeln.

„Ich will dich für mich haben und nie wieder teilen müssen.“

Dann küsste er ihn erneut.

Daniel wusste nicht was er tun sollte.

Was sein Bruder hier gerade tat, verstieß gegen alle Normen.

Irgendwann drückte er Ken weg, tastete nach seiner Brille.

„Ken“, versuchte er zu beginnen, schwieg dann aber wieder, als er den fast schon panischen Blick in dessen Augen sah.

Ken presste die Lippen zusammen.

Hatte er jetzt alles verdorben, sein Bruder musste ihn doch jetzt verabscheuen und nicht mehr in seiner Nähe haben wollen.

„Falls du denkst, dass ich dich hasse, das tue ich sicherlich nicht“, hörte er die angenehm tiefe Stimme seines Bruders wie von weit entfernt.

„Ich weiß nur nicht wie ich mit dieser...Situation umgehen soll, du machst es dir aber auch zu einfach...“

Daniel klang genauso verzweifelt wie er sich fühlte.

Er raufte sich die Haare, spielte nervös mit seiner Brille.

„Ich versteh schon.“

Ken stand auf.

„Ich bin wohl ab jetzt hier unerwünscht und soll nie wieder kommen, nicht wahr? Danke, dass ich baden durfte...“

„Gar nichts verstehst du!“, sagte Daniel mit ungewöhnlich lauter Stimme.

„Gar nichts verstehst du...“

Er überlegte.

Ken war stehen geblieben, sah zu dem anderen zurück.

Eigentlich wollte er jetzt nur noch seine Sachen nehmen und abhauen und sich am Liebsten vor irgendein Auto oder Zug werfen.

„Was verstehe ich nicht? Du erzählst ja auch nie, was in dir vorgeht, wie soll ich dich da verstehen?!“

„Ich...“

Daniel strich sich erneut hilflos durch die Haare, sah dann wieder auf seine Hände, in denen noch immer seine Brille lag.

„Du kannst doch nicht einfach herkommen, mir so was an den Kopf werfen und dann voraussetzen, dass ich es einfach so hinnehme...das geht doch nicht...“

Noch immer stand Ken an der Tür, wartete darauf, ob noch etwas von Daniel kam oder nicht, wobei er sich nicht sicher war, was ihm besser gefallen würde.

„...ich bin doch dein Bruder und hab dich doch auch immer nur als meinen kleinen Bruder gesehen...ich konnte doch nicht wissen, dass du...“

Daniel brach ab, stützte seine Stirn auf seine Hand als ihm auch schon die ersten Tränen über die Wangen liefen.

Sofort hastete Ken zu ihm, nehm ihm die Brille erneut ab, legte sie diesmal auf den Tisch und schloss den anderen in die Arme.

„Es tut mir Leid...nicht weinen...ich sag’s nie wieder, ich fass dich nie wieder an...wenn du willst, verschwinde ich auch aus deinem Leben...aber nicht weinen, nicht wegen mir...“

Nun war es noch schlimmer als vorher, noch nie hatte Ken seinen Bruder weinen sehen und jetzt war er der Auslöser.

Umso mehr wundert es ihn als der die Hände des anderen auf seinem Rücken spüren konnte.

Zögernd sah der Rothaarige auf, blickte auf den Älteren herab, der nur den Kopf schüttelte.

„...ich hab doch selber Schuld...ich hab dich verhätschelt als du klein warst, da hattest du doch keine Wahl als eben so zu werden...und wenn du aus meinem leben verschwinden würdest, würde mir sicher etwas Wichtiges fehlen...“

Total verheult hob nun auch Daniel den Kopf, sah seinen kleinen Bruder an, verzog kurz einen Mundwinkel, strich dem anderen dann über die Wange.

„Gib mir Zeit...und bleib so hartnäckig wie ich dich kenne, vielleicht...“

Ken nickte nur, legte den Kopf auf die Schulter des anderen, ihm stiegen ebenfalls Tränen in die Augen, allerdings Tränen der Freude.

Jetzt durfte er nur nicht aufgeben und einfach am Ball bleiben und dann, wer wusste das schon, bekam er ja noch was er sich so wünschte.

Vielleicht...
 


 

Ende
 

Danke an alle fürs lesen, und sorry das es mitten drin aufhört, aber man soll nun mal aufhören wenn es am schönsten ist

In diesem Sinne

See ya Xia und das Oni
 

P.S.: Das ganze Hochladen hatten Wochen gedauert, weil wir unsere wörtliche Rede, sprich die Gänsefüssen umändern mussten, weil wir das FALSCH gemacht haben oder so...ich verstehe zwar nicht wo der Fehler lag, weil wir bisher immer alles so on stellen konnten wie wir es vorher hatten, aber jetzt hieß es unsere Gänsefüsschen seien falsch und nur mit der hochgestellten 2 da, wäre richtig...deswegen hat das alles so lange gedauert..weil keiner von uns beiden richtig Lust hatte alles umzuändern.
 

P.P.S.: Es wird doch ne Fortsetzung geben...bedankt euch bei einem von Fanfiktion.de...Tobi AS



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