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Warum ich?

von

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Was Herzen vereint

zu allererst einmal: HAPPY BIRTHDSY TO YOU! HAPPY BIRTHDAY TO YOU! HAPPY BIRTHDAY LIEBE INULIN! HAPPY BIRTHDAY TO YOUUUU!!! ich weiß, es ist schon sehr spät, dass ich nun endlich dein geburtstagsgeschenk hochlade. gomen!

aber da ich dir nicht irgendein kapitel widmen wollte, habe ich länger gebraucht. ich hoffe sehr, es gefällt dir! wenn nicht, bin ich auf deine kritik gespannt ^^

und jetzt, viel spaß!
 


 

Kann es sein, dass sich die ganze Welt gegen mich verschworen hat? Klar ist es toll, dass ich eine Klasse übersprungen habe und somit schneller meinen Abschluss machen kann, mit dem ich dann einen gut bezahlten Job finde, doch warum muss ich ausgerechnet in seine Klasse? Das ist einfach nicht fair!

Sehr, sehr langsam gehe ich in die Richtung, aus der mir ein freches Lächeln entgegenstrahlt. Würde ich noch einen Tick langsamer gehen, dann würde ich höchstwahrscheinlich rückwärts laufen.

Mit einem tiefen Seufzer lasse ich mich Sekunden später neben diesem Jungen auf den Sessel fallen. Er hat mich die ganze Zeit nicht einen Moment aus den Augen gelassen und jetzt trennen unsere Gesichter noch höchstens dreißig Zentimeter, da er sich zu mir herüberbeugt. Rück mir nicht so auf die Pelle!

Genervt verdrehe ich die Augen. Der Junge grinst noch breiter. Ich seufze ergeben. Sein Lächeln reicht jetzt schon fast von einem bis hin zum anderen Ohr.

Auf einmal hält er mir seine rechte Hand hin und sagt: „Ich bin Matthew. Nur meine Kumpels und meine Freundin dürfen mich „Matt“ nennen. Also, du darfst meinen Spitznamen verwenden, Annie! Na, was hältst du davon?“

Bitte? Was ich davon halte? WAS ICH DAVON HALTE? Der spinnt doch! Und…hat er mich gerade „Annie“ genannt? Das darf nur Jeremy! Was erlaubt sich dieser Typ eigentlich?

Gerade als ich Matthew die Meinung geigen will, läutet es zur Pause. Erleichtert darüber, dass ich mich schnell von meinem neuen unfreiwilligen Sitznachbarn entfernen kann, springe ich auf, als auch schon Kirsten vor mir steht. Na toll, das ist einfach nicht mein Tag!

„Ähm, Ann? Wir wollten doch zusammen unser Lunch essen. Matt, möchtest du uns nicht Gesellschaft leisten?“, säuselt sie. Genervt stoße ich einen Seufzer aus. Die Antwort allerdings lässt mich in lautes Gelächter verfallen.

„Ich heiße Matthew, jedenfalls für dich. Und, wer genau warst du noch mal?“, fragt Angesprochener mit abwertendem Blick.

Mit Hass erfülltem Gesicht wendet sich meine Schwester wieder mir zu, während mir azurblaue Augen zuzwinkern. Abrupt verstummt mein Lachen und ich blicke kalt, vielleicht sogar etwas überheblich, zurück.

Matthew“, sage ich, wobei ich seinen Namen betone, „möchte ganz sicher nicht mit uns essen. Seine Freundin, die Matt zu ihm sagen darf, wird sonst sicher alleine speisen müssen. Da mir Matthew wie ein Gentleman erscheint, wird er seine Geliebte mit Sicherheit nicht versetzen.“

Zwei weit aufgerissene Augenpaare starren mich an.

„A-Ann, wie redest du denn? Was soll das jetzt bitte heißen? „Speisen“, „Gentleman“, „Geliebte“, was hat das alles damit zu tun, dass Matt mit uns essen soll?“, möchte meine Schwester wissen und schafft es somit erneut, dass ich mich frage, ob wir wirklich miteinander verwandt sind.

Mit einem stummen Kopfschütteln wende ich mich ab und verlasse die Klasse. Noch zwei weitere Stunde stehen mir bevor, erst dann beginnt die Mittagspause. Ich bin wirklich gespannt, was mir in diesem Jahr noch so alles bevorsteht. Zuerst die Scheidung meiner Eltern, dann der Umzug in eine neue Stadt, die Einschreibung an dieser Schule für Snobs und dann dieser Matt mit seinen azurblauen Augen, die mich ständig zu verfolgen scheinen. Und dass hatte alles schon Anfang diesen Jahres begonnen! Was erwartet mich denn noch alles?
 

Seufzend trete ich an ein Fenster, öffne es und blicke hinaus. Ein leichter Luftzug streicht mir meine Haare aus dem Gesicht. Wie schön sie doch ist, die Erde. Mit so vielen Wundern, dass man sie gar nicht zählen kann. Von den meisten wissen wir noch nicht einmal – falls wir das je werden – und die größten Wunder übersehen wir, Tag für Tag. Wie das Wunder des Lebens zum Beispiel. Nicht jeder hat das Privileg, gesund und wohlhabend geboren worden zu sein. Aber-

„Wuah!!!!“, entfährt es mir, als ich nach hinten gezogen werde. „Was zum Teufel-?! Ach so, du…“, brumme ich unwillig, als ich Matthew erkenne. Dessen Gesicht ziert – wie üblich – ein freches Lächeln. Als ich mich von seiner Umarmung befreien möchte, will er zuerst nicht loslassen, doch als ich anfange, mich heftiger zu wehren, lässt er mich schließlich frei.

„Du hast so nachdenklich ausgesehen….so traurig. Ich wollte dich nur etwas aufmuntern. T’schuldige bitte. Es war weder meine Absicht, dich zu erschrecken und noch wollte ich, dass du Angst vor mir hast“, erklärt er mir mit ernster Stimme, wobei er mir unentwegt in die Augen blickt.

Er überrascht mich. Dieser Kerl überrascht mich wirklich. Nicht nur, dass er anscheinend auch ernst sein kann, nein, er hat den Nagel auf den Kopf getroffen mit dem, was er gesagt hat. Er hat mich erschreckt. Seine plötzliche Nähe hat mich erschreckt. Er macht mir Angst, wenn er mir so nah ist. Ich habe solche Angst…vor Nähe…

Was soll ich jetzt darauf antworten? Irgendetwas freches und gemeines? Aber wäre dass nicht unfair gegenüber seinem einfühlsamen Verhalten? Wenn er mich doch nur nicht so ansehen würde…

„Ähm, schon gut. Ich … war nur gerade mit meinen Gedanken woanders. Hat der Unterricht schon angefangen?“ Ohne auf seine Antwort zu warten, gehe ich Richtung Klassenzimmer und erstarre. Schon wieder! Das gibt es doch nicht! Was fällt diesem Typen ein, mir auf den Hintern zu glotzen?! Gerade war er noch total lie- äh freundlich und jetzt das! Was ist nur los mit dem Kerl?

„Hey, sag mal, geht’s dir noch gut? Hör gefälligst auf damit!“, herrsche ich ihn an. Eine Augenbraue wandert nach oben während er langsam seinen Blick hebt und dabei jeden Zentimeter meines Körpers mustert.

„Ich muss schon sagen, Respekt! Du hast einen tollen Körperbau. Du hungerst doch nicht etwa? Ich mag Mädchen mit einem gesunden Appetit viel lieber“, grinst er mich frech an.

Keck erwidere ich: „Na, dann sollte ich wohl anfangen zu hungern!“ Ein giftiger Blick meinerseits folgt und ich husche schon in die Klasse.

„Autsch!“ „Aua!“

Und schon liege ich auf dem Boden. Mir gegenüber sitzt ein schwarzhaariges Mädchen mit Brille, mit dem ich anscheinend zusammengestoßen bin.

„Es tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst. Ist dir etwas passiert?“, frage ich sie und helfe ihr, die verstreuten Blätter wieder aufzusammeln.

„Nein, mir ist nichts passiert, danke. Außerdem war es auch meine Schuld, ich habe auch nicht aufgepasst. Du musst mir nicht helfen, meine Sachen aufzuheben. Verschwinde lieber schnell, bevor dich noch wer mit mir zusammen sieht“, murmelt mir das Mädchen zu.

Verwirrt blicke ich auf. Was meint sie damit? Was soll das bedeuten? Ist sie etwa… die Außenseiterin in dieser Klasse? Sie scheint doch ganz nett zu sein.

Mit einer raschen Bewegen entreißt sie mir fast die Blätter, verbeugt sich und läuft schnellen Schrittes auf ihren Platz zu. Etwas verwirrt und traurig sehe ich ihr nach.

„Komisches Mädchen, nicht wahr?“, fragt eine Stimme dicht an meinem Ohr. Erschrocken fahre ich herum und stoße meinen Kopf ziemlich kraftvoll an Matts.

„Au!!“, entfährt es mir während Matthew keinen Laut von sich gibt. Er verzieht seine Lippen mal wieder zu einem Grinsen und flüstert mir zu: „Hoppla! Dass du so rangehst, hätte ich nicht gedacht. Aber mir gefällt es, wenn Mädchen die Initiative ergreifen“.

Okay, er hat es geschafft. Er hat es wirklich geschafft! Ich bin rot wie eine überreife Tomate! Ich werde nie rot! Denn um das zu schaffen, müsste ich Emotionen in der Öffentlichkeit zeigen, was ich nicht tue! Nie und nimmer!

„Hey, Kleine! Das musst du öfters mal machen. Etwas Farbe im Gesicht steht dir wirklich ausgezeichnet. Und dass ich es geschafft habe, die coole Annie aus dem Konzept zu bringen, macht mich auch irgendwie stolz“, lacht Matt mich an.

Also…jetzt bin ich echt sprachlos. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, Matthew hat mich durchschaut. Er hat doch tatsächlich hinter meine Fassade aus Eis geblickt. Oder bilde ich mir da was ein? Ist das vielleicht sogar … Wunschdenken? …Ts, also wirklich! Wieso sollte ich mir so was wünschen? Vielleicht, weil ich… einsam bin?

„Ein Königreich plus mein Butterbrot für deine Gedanken“, haucht er mir ins Ohr. Schon wieder ist er mir so nahe. Seine Wange berührt meine und hinterlässt ein Kribbeln als er sich zurückzieht. Er sieht mir in die Augen und wenn ich romantisch veranlagt wäre, dann würde ich diese Szene mit einem Schnulzenfilm in Verbindung bringen, tu ich aber nicht! Ich schlucke einmal kräftig und schubse ihn dann von mir weg. Und schon hört mein Herz auf wie wild zu schlagen.

Ich schaue zu ihm auf und erkenne, dass Matthew mindestens genauso verwirrt ist wie ich. Seine azurblauen Augen strahlen eine solche Unsicherheit und Verwirrung aus… so fühle ich mich innerlich. Aber wieso ist er verwirrt?
 

Plötzlich taucht wie aus dem Nichts ein orangehaariger Junge hinter Matt auf und klopft ihm auf die Schulter. Meine ersten Fragen, als ich diesen Typ sehe, sind:
 

1) Wie lange braucht der Morgens für seine Frisur?

2) Ist da nicht die halbe Tube Gel in seinen Haaren?

Und schließlich 3) Wie schafft der es, noch breiter zu Grinsen als Matt-hew?!
 

Veranstalten die hier einen Wettbewerb, wer es zuerst schafft von einem Ohr bis zum anderen zu grinsen oder was?

„Na Kumpel, was ist lo-? Wow! Hey, Süße! Was machst du heute Abend?”, schreit mir dieser komische Kerl ins Gesicht. Süße? Na warte, Freundchen, du bekommst noch dein Fett weg!

Ich setzte einen verführerischen – wie ich hoffe – Schlafzimmerblick auf und antworte ihm hauchend: „Das fragst du noch? Natürlich mit dir ausgehen, Honey. Du bist mein Traumboy, weißt du das?“

Zufrieden erkenn ich, wie sich Matts Augen zu Schlitzen verengen und die des Orangehaarigen werden bei jedem meiner Worte größer. Ich hätte wetten können, dass er jeden Moment anfängt zu sabbern!

Ich muss mich echt zusammenreißen, um nicht laut loszulachen! Und als mich Matt –hew! dann auch noch total baff ansieht, kann ich nicht mehr. Lauthals fange ich zu lachen an.

Zuerst scheinen die beiden Jungs recht verwirrt, doch nach ein paar Sekunden stimmen sie dann mit ein. Ich hatte wirklich schon fast vergessen, wie gut es doch tut, mal richtig zu lachen. Es ist so befreiend.

Erst die Schulglocke, die zur vierten Unterrichtsstunde ruft, lässt mich abrupt verstummen. Das kann doch nicht sein! Wieso zeige ich auf einmal meine Gefühle in der Öffentlichkeit? Seit dieser Matthew aufgetaucht ist, passiert mir das immer öfter. Was soll das?

Ohne ein weiteres Wort an die beiden zu richten, drehe ich mich um und begebe mich zu meinem Sitzplatz. Eine eisige Maske ziert mein Gesicht. So etwas darf mir nicht noch einmal passieren! Ich will mich hier mit niemanden verstehen! Ich möchte keine Freunde! Freunde nutzen einen nur aus und lenken von der Schule ab. Deshalb will ich mich nie mit jemanden anfreunden!

Kurz schiele ich zu den beiden Freunden hin und sehe, dass sie mich ungläubig anblicken. Tja, das habt ihr jetzt davon! Traut niemanden außer euch selbst, dann könnt ihr auch nicht enttäuscht werden.
 

„Guten Tag, meine lieben Schülerinnen und Schüler! Ist das nicht ein herrlicher Tag heute? Viel zu schön um ihn drinnen zu verbringen, also lasst alles stehen und liegen und folgt mir bitte nach draußen!“, flötet eine offensichtlich gut gelaunte Professorin in den Klassenraum und ist dann auch schon wieder verschwunden.

Was ist das bloß für eine Schule? Wo bin ich da bloß hineingeraten? Ich will weg! Als ich mich umsehe bemerke ich, dass der Aufforderung der Professorin gleich folge geleistet wird. Naja, wer würde es denn nicht begrüßen, wenn man statt Lernen in einem klimatisierten Gebäude an die frische Luft geht um…ja, um was zu tun? Sie sagte doch, dass wir alles hier lassen sollen. Also, was tun wir draußen?

Von Neugier gepackt schließe ich mich meinen neuen Mitschülern an und verlasse den Raum. Matt und dieser orangehaarige Typ mit der „ich-brauche-jeden-Tag-mindestens-vierzig-minuten-Pflege“-Frisur allen voran, laufen voller Elan die Treppen hinunter. Gleich dahinter sehe ich meine Schwester, die versucht, mit den beiden Jungs Schritt zu halten. Tja…da bräuchte man jetzt doch etwas Kondition, was Kirsten?

Langsam schlendere ich den Leuten vor mir hinterher. Ich bin ja nun doch schon etwas gespannt, was mich erwarten wird. Wir sind in der riesigen Eingangshalle angekommen, die heute Morgen schon eine beeindruckende Wirkung auf mich hatte. Vor allem dieses Bild mit dem azurblauen Himmel, das mich an die Augenfarbe eines frechen Jungen erinnert.

Als ich meinen Blick von dem Bild abwende, dreht sich mein Kopf wie von einer unsichtbaren Macht gelenkt nach links. Dort werden meine Augen von diesem faszinierenden Blau gefangengenommen.

„Schön, nicht wahr?“, fragt mich Matt mit einem sanften Lächeln. Ich muss schlucken. Ja, er ist- ich meine, das Bild ist wirklich schön… Wunderschön… Vor allem dieses Azurblau. Ich liebe diese Farbe.

„Ja, finde ich auch. Wo sind die anderen?“, frage ich ihn, denn von denen ist nichts mehr zu sehen.

„Draußen. Smith hat die Instrumente im Garten aufstellen lassen. Sie liebt die Natur und ich finde die Idee, an der frischen Luft zu proben, gar nicht so schlecht.“

Smith? Ist das die Professorin? Hört sich jedenfalls so an. Aber was meint er mit „Instrumente“?

Ich beschleunige meine Schritte und möchte gerade die Eingangstür aufmachen, als Matt mich an der Hand festhält. Erschrocken drehe ich mich zu ihm um.

„In den Garten geht es hier lang. Komm, ich zeig dir den Weg, Annie“, erklärt er, während er mich hinter sich her zieht. Keine Minute später öffnet er eine Tür und grelles Sonnenlicht lässt mich meine Augen zusammenkneifen.

„Wow…“, entkommt es mir, als ich den riesigen Garten dieser mit schon fast unheimlichen Schule zu Gesicht bekomme. Hier gibt es Bänke und Tische, die wahrscheinlich in der Mittagspause von den Schülern genutzt werden, Bäume und Blumen, so weit das Auge reicht und sogar einen Teich. Und mittendrin stehen meine Klassenkameraden auf einem gepflasterten Bereich, umstellen ein Klavier und halten Musikinstrumente in der Hand! DAS meinte Matt –hew also mit „Instrumenten“! Oje, ist das dann vielleicht der Musikunterricht?

Als hätte Mrs. Smith meine Gedanken gelesen, kommt sie auch schon breit lächelnd auf mich zu: „Du musst dieses Genie sein, von dem die ganze Lehrerschaft spricht! Mein Name ist Eleonore Smith und ich unterrichte Kunst und Musik. Da ich mit der Natur in Einklang lebe, möchte ich meinen Unterricht so oft wie möglich draußen verrichten. Nun, Ann, kannst du ein Instrument spielen?“

Schock. Purer Schock durchfährt meine Glieder. Ob ich ein Musikinstrument spielen kann?! Ich kann praktisch jedes spielen! Aber das sollen doch nicht alle wissen! Dann werde ich wieder von manchen bewundert und von anderen geschnitten. Ich will das nicht mehr!

Also sage ich das Erstbeste, das mir einfällt: „Ähm, nein, tut mir leid. Ich interessiere mich nicht so für Musik, wissen Sie?“

Ich weiß, das ist gelogen! Na und? Verklagt mich doch!

Mrs. Smith nickt bedauernd mit dem Kopf, scheint aber bereit zu sein, diese geschwindelte Tatsache so hinzunehmen. Alles schein sich doch noch zum Guten zu wenden, wenn. – ja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wäre – wenn es da nicht noch meine Schwester geben würde.

„Aber Mrs. Smith! Das stimmt doch gar nicht. Meine Schwester ist eine begnadete Musikerin! Sie kann so gut wie jedes Instrument spielen und hat nicht einmal Unterricht genommen. Und erst ihre Stimme – unglaublich! Ich meine, noch lange nicht so gut wie meine, aber trotzdem nicht schlecht!“, textet sie unsere Professorin zu.

Ich bin ja nun wirklich kein gewalttätiger Mensch, aber in diesem Moment hätte ich Kirsten eigenhändig umbringen können! Sie verrät einfach alles! Und als wäre das noch nicht genug, fragt mich auch noch Matt: „Na, dann lass uns das mal gleich testen oder was meinst du, Annie?“

Was ich meine? Ich meine, dass ich ihm gleich gehörig die Meinung geigen werde, wenn er nicht sofort aufhört, mich „Annie“ zu nennen! Das ist doch wohl die Höhe!

Und anscheinend bin ich so perplex aufgrund der gerade geschehenen Ereignissen, dass ich mich einfach von Matt zu dem Klavier ziehen lasse. Schwupps – sitze ich auch schon davor.

„So, Kyle und ich spielen jetzt mal einen Song und du steigst dann ein, ja? Bin ja mal gespannt, ob du wirklich so gut bist, wie dich deine Schwester beschrieben hat“, meint er mit einem ziemlich hämischen Grinsen im Gesicht.

Was soll ich jetzt machen? So tun, als ob ich nicht spielen könnte und mich damit lächerlich machen? Niemals! Vor allem nicht nach dieser Aussage und dem gemeinem Grinsen! Dem wird ich’s zeigen, der wird noch sein blaues Wunder erleben!

„Klar, warum nicht? Aber dann bietet mir auch etwas ordentliches, ja?“, gebe ich kühl als Antwort. Matthew zieht nur eine Augenbraue hoch und nimmt dann seine E-Gitarre zur Hand. Besagter Kyle setzt sich an die Drums.

Ein Kopfnicken von Matt und die beiden beginnen zu spielen. Gleichzeitig verstummt auch das Geschwätz der anderen. Und…mal ehrlich, wer kann ihnen das verdenken? Die beiden sind…fantastisch! Ich muss echt zugeben, dass ich vieles erwartet habe, aber das nicht. Mir kommt es so vor, als machen die beiden schon seit Jahren zusammen Musik, so gut verstehen sie sich und sind im Einklang miteinander.

Matthews „Hey!“ reißt mich aus meinen Gedanken. Stimmt ja, ich sollte einsteigen. Aber wie passt zu dieser Art von Musik ein Klavier dazu? Gar nicht! Irgendetwas muss ich aber tun, also stehe ich auf und nehme einem anderen Jungen seine Bass-Gitarre aus der Hand. Kurz sehe ich noch zu den beiden Musikern hinüber, als ich dann auch schon meine Augen schließe und ein beeindruckendes kleines Solo liefere.

Ich weiß, dass mich nun viele Augenpaare verwundert, wenn nicht sogar total verdutzt, mustern, aber das ist mir egal. Ich kann einfach nicht mehr anders, als zu spielen. Was die beiden Jungs da liefern, ist erstklassig. Da würde der Text, den ich gestern Abend geschrieben habe, sehr gut dazupassen.

Noch einmal atme ich tief durch und schon erhebe ich meine Stimme. Ich hatte recht. Der Text passt wie die Faust aufs Auge. Ich merke, wie Matt und Kyle ihre Lautstärken meiner Stimme anpassen. Da ich ohne Mirkofon singe, würde man mich sonst nicht hören.

Viel zu schnell für meinen Geschmack ist das Lied auch schon zu ende. Die letzten Akkorde verklingen und Angst breitet sich in mir aus. Was habe ich nur getan? Meine Augen halte ich noch immer geschlossen, da mir davor graut sie zu öffnen. Was werde ich sehen? Hohn? Spott? Neid? Bewunderung? Von allem etwas? Ich will nichts von all dem. Gar nichts. Ich möchte doch einfach nur Singen und Musik machen, ohne dass mich jemand dafür verurteilt.
 

Als sich eine Hand auf meine rechte Schulter legt, reiße ich erschrocken den Kopf herum und öffne meine Augen. Azurblau. Schon wieder. Aber…sie erscheinen mir freundlicher, aufmunternd sogar. Und vielleicht auch etwas…bewundernd?

„Das war … atemberaubend! Erstklassig! Du bist umwerfend, weißt du das? Ich… bin sprachlos!“ Matts Stimme überschlägt sich fast. Das sind doch… Komplimente, nicht? Das heißt, ich hab’s ihm gezeigt, ja! Aber, so wichtig ist mir das gar nicht mehr. Ich möchte noch einmal mit ihm und Kyle spielen, noch einmal mit ihnen singen. Es hat mir Spaß gemacht, wahnsinnigen Spaß!

Plötzlich vernehme ich eine andere Stimme an meiner linken Seite: „Matt hat recht, das war erste Sahne! Du musst unbedingt bei uns einsteigen, ja, Kleine? Das wird DER Bringer! Du hast es echt voll drauf.“

Ich merke, wie ich langsam erröte. Super! Ich liebe es ja, dass mein Gesicht die Farbe wechselt!

„Und hör mal, Annie“, flüstert Matt mir ins Ohr, „das, ist DEIN Applaus.“

Erst jetzt bemerke ich, dass die Menge vor uns in Jubel ausgebrochen ist. Sie klatschen, was das Zeug hält, sogar meine Schwester. Aber ich glaube eher, dass sie Matt applaudiert, nicht mir. Das ist aber gar nicht weiter schlimm, ehrlich. Denn sogar das schwarzhaarige Mädchen mit der Brille von vorher klatscht uns Beifall. DAS ist es, was ich erreichen will mit meiner Musik. Dass Menschen lernen, mehr von sich preis zu geben, auch etwas zu riskieren! Und vor allem, dass sie aus sich herauskommen und tun, was ihnen Spaß macht.

Ein Grinsen breitet sich auf meinen Lippen aus. Ich muss da gerade reden!

„Weißt du“, beginnt Matthew und zieht so meine Aufmerksamkeit auf sich, „ich liebe es, die Menge zu begeistern, in andere Welten zu versetzten. Das können nicht viele, aber ich kann es! Ich schon! Wenn Kyle, Rick – der Keyboarder unserer Band – und ich spielen, dann tun wir das mit Leib und Seele. Wir spielen nicht nur für uns, sondern für jedes einzelne Lebewesen. Es macht uns Spaß, zu sehen, wie sich die Herzen der Menschen öffnen. Aber wir konnten nicht jeden dazu bringen, aus sich heraus zu gehen, die Musik zu genießen. Siehst du das schwarzhaarige Mädchen mit der Brille, das wie wild Beifall klatscht? Sie konnten wir noch nicht einmal dazu bewegen, uns auch nur mit vollem Interesse zuzuhören.

Ich weiß, das hört sich jetzt echt blöd an, aber es ist so. Und heute, als du mit uns gespielt und gesungen hast, ist mir klar geworden, dass es das war, was uns noch gefehlt hat. Dass DU uns gefehlt hast. Ich bitte dich, werde Mitglied in unserer Band und lass uns die Menschen dazu bringen, wieder auf ihre Herzen zu hören.“
 

Was soll ich darauf schon sagen? Dieser Junge verblüfft mich immer mehr. Das, was er gerade eben gesagt hat, ist genau das, was auch mich im tiefsten Inneren bewegt. Wie könnte ich da also „nein“ sagen?

„Ja, ich möchte gerne Mitglied werden. Auf gute Zusammenarbeit“, lächle ich Matt und Kyle an und strecke den beiden je eine Hand hin. Zuerst blicken sie einander nur ungläubig an, dann grinsen sie und ergreifen meine dargebotenen Hände.

„Auf gute Zusammenarbeit“, flöten sie im Chor. Und dann ziehen sie beide abrupt an meinen Händen, so dass ich ihnen entgegenfalle. Nun befinde ich mich mitten in einer bzw. sogar zwei Umarmungen. Nun befinde ich mich unter Gleichgesinnten. Nun befinde ich mich unter Freunden.

Jason hatte recht. Es gibt Dinge auf der Welt, die Menschen vereinen. Und Musik ist eines davon.
 


 

sooo! habt ihr fehler entdeckt? gibt es unklarheiten? meint ihr, ich sollte das schreiben lassen? egal was, lasst mir doch ein kommi mit eurer meinung da! ich freue mich!



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  smily
2007-02-27T15:06:33+00:00 27.02.2007 16:06
Das Kappi ist einfach super!
Ich hoffe du stellst schnell wieder ein Kappi on! Ich will nähmlich ganz schnell und unbedingt wissen wie es weiter geht! Und du willst doch bestimmt mich nicht auf die Folter spannen! ^-^ XD
Bis zum nächsten Kappi (Kommi ^^)
ciao, ciao
smily
Von:  inulin
2007-02-18T21:23:08+00:00 18.02.2007 22:23
Sooo~ *mit den Fingern knackst*
Erst mal danke für das Ständchen zu Anfang. Du hättest aber doch noch Zeit gehabt... XD

Zum Kap:
Nachdem ich mich wieder eingelesen hatte war ich ja echt gespannt, wie du die einzelnen Personen zusammenfügst.
Matt find ich geil. XD Mal davon abgesehen, dass ich Tatsuha vor Augen habe, wenn ich von ihm lese... *lol*

Insgesamt find ich das Kapitel total klasse. Und hey.. das soll was heißen. Ich lese eigentlich keine Hetero-Storys mehr. XD

Und Kyle haste auch super hinbekommen. *gg*
Ich hab mich fast bepisst vor Lachen wie der aufgetaucht ist und gleich nen Spruch drücken musste. *lach*

Ich hoffe von nun an geht das schneller voran. Ich will nämlich wissen, wie sie als Band zusammenarbeiten. ^^

Und wehe dir, du gibst das Schreiben auf!! òó
Dann ist Lovex für dich gestrichen.

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Spässcken. Das kriegste trotzdem. *flausch*
Bis denn
LG Inu


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