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Ultima

Der Drache der Furcht
von

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Griever

Am Erddrachentor angekommen teilte der Großmeister die Master in Zweiergruppen ein - Kira bleib übrig und so ging er mit Kakashi.

Die Gruppen gingen mit einigem Abstand zu der nächsten Gruppe geradlinig in Richtung des Memoria-Flusses. Der Memoria-Fluss heißt deshalb Memoria, weil in ihm die Erinnerungen der Toten verweilen. Das Wasser ist glasklar und glänzt in verschiedenen Farben. Es war fast Ironie, dass der Fluss nun durch das Blut von Toten und Beinah-Toten getrübt würde.

Kira und Kakashi gingen etwa in der Mitte der ,Reihe'. Sie schwiegen eine Weile, dann versuchte Kakashi, ein Gespräch zu beginnen: "Wie geht es denn deinem Schüler? Er sah ganz fit aus im Speisesaal." Kira unterdrückte ein Lächeln, als er an Cecil dachte. "Es wird wieder. Er ist noch etwas schwach auf den Beinen, aber auch das wird bald besser werden.", erzählte Kira. Er hatte keine Lust, mit Kakashi über Cecil zu reden - mit dem Mann, den er zwar respektierte, aber auch bis aufs Blut hasste, über seinen Liebsten Schüler zu sprechen - dem konnte er nichts Gutes abgewinnen.

Wieder eine Weile Schweigen. "...ich warne dich nur dieses eine Mal, Kira. Wenn du deine Maske auch nur ein einziges Mal vor dem Jungen abnehmen solltest - wird auch er bestraft." "Wie bitte?" Kakashi blitzte ihn regelrecht an. "Ich habe lange genug zugesehen. Aber dieses Herumalbern - im Speisesaal! Wo euch jeder sehen konnte! Vor den anderen Schülern! Vor den anderen Mastern! Das war zu viel! Ihr könnt euch nicht aufführen wie pubertierende Teenager!" Kira sah Kakashi perplex an. "Entschuldigt bitte, Großmeister... aber... das geht Euch absolut nichts an!" Kakashi blieb stehen, wies aber die anderen Gruppen, die ihn jetzt verwirrt ansahen, an, weiterzugehen. Seine Augen sprühten Funken vor Zorn. "Wie kannst du es wagen... Ich wusste, dass es eine zu leichte Strafe war, dir nur die Maske anzulegen!" Kakashi wollte ein Serail formen und Kira für solchen Ungehorsam und Aufmüpfigkeit bestrafen, aber Kira hielt seine Hand fest. "Nein." Hatake riss sich los. "Ich habe auch lange genug zugesehen. Du hast die Schüler missbraucht. Du hast sie zu simplen Söldnern gemacht. Zu seelenlosen Marionetten. Du hast vergessen, wozu der König überhaupt Schüler aufnimmt!" "Und du hast scheinbar vergessen, mit wem du sprichst! Du wagst es, einen Großmeister zu duzen!" Kira hatte ein Serail geformt, bevor Hatake etwas dagegen tun konnte, und der Großmeister wurde zu Boden geworfen. Wie aus dem Nichts hatte er das Schwert mit dem Kristall am Griff in der Hand und hielt es Hatake an den Hals. Kakashi wagte nicht, sich zu bewegen. "Keine Ausflüchte mehr. Du bist gefeuert, Hatake." Mit einem schnellen Hieb war das Leben des mehr oder minder korrupten Großmeisters zu Ende. Kira wischte mit Kakashis Kleidung das Blut vom Schwert. Dann steckte er es zurück in den Gürtel und ging weiter, als ob nichts gewesen wäre.

Kira hatte Recht gehabt: Kakashi war korrupt gewesen. Ein mysteriöser Unbekannter hatte Kakashi viel Geld geboten, um aus den Schülern Söldner zu machen. Der ursprüngliche Zweck der Ausbildung wurde vertuscht. Kira war immer ein neugieriger Schüler gewesen. Kurz nach seiner Aufnahme hatte er ein Gespräch zwischen Hatake und dem Typen belauscht. Da hatte er von der unglaublichen Korruption seines damaligen Masters gehört. Als der Typ dann weg war, hatte Kira Hatake zur Rede gestellt. Als Kakashi nicht antwortete, griff er an. Während des Kampfes verlor Kakashi ein Auge, aber trotzdem gewann er. Danach wurde Kira mit der Maske bestraft - aber nicht weil er davor eingebildet gewesen war, wie er Cecil erzählt hatte, sondern um ihn daran zu hindern, etwas davon weiterzuerzählen, was er gehört hatte. Natürlich hätte er es erzählen KÖNNEN, aber er wurde durch die Maske an seine Niederlage erinnert.

Schließlich waren die Master (jetzt ohne Großmeister) am Memoria-Fluss angekommen. An der anderen Seite sah man in einiger Entfernung ein Lager. Kira sah genauer hin. Er konnte dort ein paar Menschen ausmachen. Ohne auf die anderen zu warten, ging er über die Brücke und schritt den Feinden furchtlos entgegen. Da hörte mitten auf der Brücke plötzlich Geschrei - jemand schimpfte mit jemandem, der sich lautstark wehrte. Er wandte sich um. Da standen ein paar der neuen Schüler - inklusive Nathan und Sakura. Kira seufzte resignierend und ging zurück. Er musste die Schüler wegschicken, es konnte zu einem schweren und für unerfahrene Kämpfer tödlichen Kampf kommen. Katsumoto schimpfte gerade mit Sakura, und Nathan stand daneben und versuchte, Sakura zu verteidigen. Da trat Kira zu ihnen. "Was tut ihr denn hier?", fragte er schroff. Nathan sah ihn etwas genervt an. "Master Kira, wir wollen Euch helfen. Wir wollen mitkämpfen." Kira machte eine Geste, die etwa sagen sollte: Ihr habt nicht einmal eure Entführer besiegt. "Ich glaube nicht, dass ihr uns helfen könntet.", sagte er kurz und bündig. Nathan knirschte mit den Zähnen. "Ich kann gut kämpfen! Ich wäre keine Last! Ich dulde es nicht, dass mein eigener Bruder Verträge bricht!!", rief er aufgebracht.
 

Stimmt ja... Er ist Lais Bruder.
 

"Dann überlasst mir und den anderen Mastern diesen Kampf. Glaubt Ihr, Euer Bruder würde nicht gegen Euch kämpfen, Prinz? Er würde Euch vernichten. Wortwörtlich. Ich weiß nicht, wie viel Ihr von den Techniken der Uzumakis wisst, aber es gibt zwei Serails, die, kombiniert, tödlich sein können. Das sind Saykan und Yokun." "Saykan und Yokun? ...davon habe ich noch nie etwas gehört.", sagte Nathan. Kira bemerkte nicht, dass er nicht die Wahrheit sagte.

Katsumoto schimpfte währenddessen immer noch lautstark mit Sakura, die sich nicht minder laut wehrte. Es schien, als ob sie nicht wusste, dass er ein Master war.

"Saykan und Yokun sind gemeinsam in der Lage, ein schreckliches Monster zu rufen - Griever. Griever war einst ein Gott, aber jetzt ist er ein Dämon, der nur noch existiert, um zu vernichten. Und nur Lai kennt beide Serails, um ihn zu rufen. ...das heißt, selbst wenn Lai nicht den Mut haben sollte, direkt mit Euch zu kämpfen, wird er einfach Griever rufen. Und Griever erkennt weder Freund noch Feind." "Woher wollt Ihr wissen, dass Lai ihn rufen würde? Vielleicht würde er gar nicht..." Kira unterbrach ihn mit einer Handbewegung. "Er würde. Er ist der König der Uzumakis. Er wird nichts über sein Volk stellen - dementsprechend würde er alles tun, uns, die Uchihas, zu vernichten. Wir sind die einzigen gefährlichen Gegner, welche die Uzumakis noch haben. Alle anderen haben sie vernichtet. Das solltet Ihr wissen." Nathan schwieg. Er wusste, dass seine Familie jeden Gegner aus dem Weg geräumt hatte. Aber... bis jetzt hatte er nie die Ausmaße einer Meldung wie ,Der Feind ist vollkommen vernichtet' realisiert. Jetzt, wo er den ,Feind' besser kannte, begriff er die Schrecklichkeit in ihrem vollen Ausmaß. "...ich werde gegen Lai kämpfen.", sagte Nathan. "Habt Ihr mir zugehört, Prinz? Er wird nicht gegen Euch kämpfen! Er wird Griever rufen!", erwiderte Kira. "Das ist mir egal. ...ich werde meinen Bruder... töten." "..Ihr geltet dann als Verräter, als Nuke-Nin, ich hoffe, Ihr seid Euch dessen bewusst, Prinz." "Ab jetzt... bin ich kein Prinz mehr.", murrte Nathan und ging langsam in Richtung Brücke.

Sakura hatte den Streit mit Katsumoto unterbrochen und stellte sich vor Kira. "Ihr lasst ihn gehen? Ihr wisst, dass er keine Chance hat!", regte sie sich auf. Sakura kannte keine so genannten Vorgesetzten, schien es. "Natürlich weiß ich das.", erwiderte Kira ruhig, "Aber sieh dir seine Augen an. Nichts und Niemand kann ihn davon abbringen, gegen Lai zu kämpfen." Sakura schwieg eine Weile, dann nickte sie. "Ihr habt Recht.", sagte sie leise.

Nathan stand am anderen Ende der Brücke, da sah er, wie jemand auf ihn zukam. Kira erschrak. Der Typ sah dem, gegen den er in der Trainingshalle gekämpft hatte, extrem ähnlich. Der Typ blieb vor Nathan stehen, mit Respektsabstand, versteht sich. "Prinz Nathan, ich befürchte, Ihr müsst..." Nathan unterbrach den Typen. "Nein. Ich bin kein Prinz mehr. Ich bin ein Nuke-Nin, und werde meinen Bruder bekämpfen!", erwiderte er. Der Typ sah Nathan eine Weile verwirrt und geschockt an, dann wandte er sich um. "Wie Ihr wünscht. Dann wird Euch Euer Bruder töten." Damit ging er zurück zu einem anderen Typen, der nahe dem Lager stand.

Aus der Entfernung konnte man nichts erkennen, und schon gar nichts hören. Aber nach einer Weile verschwand der Typ, der eben bei Nathan war, am Horizont und der andere, der mit dem eben verschwundenen gesprochen hatte, kam näher. Schon von weitem erkannte Kira ein Schwert in seiner Hand. Schließlich blieb der Typ einige Meter von Nathan entfernt stehen. "Lange nicht gesehen.", sagte der Typ. "So ist es, Bruder.", erwiderte Nathan. Sakura sah zwischen den Brüdern hin und her. Eine Spannung lag in der Luft, die jeden Moment unvorhersehbar machte. Schließlich zog Nathan sein Schwert (das königliche Schwert der Uzumakis). "Was denn, Brüderchen, willst du etwa den König von Si'lar mit dem königlichen Schwert der Uzumakis töten? Ich hörte zwar schon von meinem Boten, dass du dich jetzt als Nuke-Nin versuchst, aber dass du es so ernst meinst... erstaunlich." Nathan sah seinen Bruder kalt an. "Was du nicht sagst." Lai sah ihn eine Weile still an, dann hob er das Schwert, sodass die Spitze der Klinge auf Augenhöhe Nathans war. "Sag rechtzeitig bescheid, wenn du aufgibst, in Ordnung?", sagte Lai sarkastisch. "Dasselbe gilt für dich. Obwohl ich dich dennoch töten werde.", erwiderte Nathan noch immer eisig. "Dann mal los.", meinte Lai, und bevor er es kommen sehen konnte hatte ihn Nathan mit einem Tritt weggeschleudert und sprang ihm nach. Lai landete elegant auf den Füßen und parierte den kommenden Schlag mit Leichtigkeit. Dann konterte er und traf den leichtsinnigen Nathan am Arm, sodass dieser das Schwert fast fallen ließ. Aber seine enorme Willenskraft brachte ihn dazu, es weiter festzuhalten, selbst mit einer schweren Verletzung wie jener, die ihm sein Bruder eben zugefügt hatte. Er hob es zitternd hoch. Lai hielt ihm sein Schwert mit einer Hand unter die Nase. "Willst du das wirklich durchziehen? Du wirst sterben, wenn wir weiterkämpfen.", sagte er wie beiläufig. "Nein... ich werde niemals... gegen dich verlieren!", erwiderte Nathan trotzig. Daraufhin schlug er blindlings um sich, hoffend, dass er Lai irgendwie erwischte. ...dem war jedoch nicht so. Lai wich zuerst aus, aber dann merkte er, dass Nathan ihn auch nicht traf, wenn er einfach stehen blieb. "Ich bin nicht versessen darauf, dich zu töten, kleiner Bruder. Aber wenn du so weiterkämpfst, wirst du mit Sicherheit sterben.", meinte er mit einer warnenden und doch sanften Stimme. "Nie...mals!" Nathan schlug immer noch um sich, völlig aufgelöst und gleichzeitig rasend vor Wut. Lai wurde das Theater zu dumm und er schlug Nathan das Schwert aus der Hand. Daraufhin trat er ihm in die Kniekehle, sodass Nathan niederknien musste. Er stützte sich am Boden ab und atmete schnell. "Niemals... wirst du... mich... besiegen...", hauchte er. Lai seufzte.

Dann formte er ein Serail - Saykan.

Kira sah das und erschrak. "Er ruft Griever!", murmelte er aufgeregt und lief zu den Brüdern. Sakura sah zwischen Nathan, Lai und Kira hin und her und folgte Kira letztendlich.

Nathan spuckte Blut. Das Serail Saykan war nicht nur Teil der Beschwörung von Griever, sondern rief auch noch starke Schmerzen hervor. "Gibst du auf?" Nathan konnte nur den Kopf schütteln. "...elender Sturkopf! Sieh endlich ein, dass du mich nicht besiegen kannst!" Lai schlug ihm in die Seite, nur leicht, und doch genügte es, um Nathan umzuwerfen. Vor Schmerzen gekrümmt lag Nathan da, und doch erwiderte er Lais beinahe besorgten Blick zornig.

"Gib doch endlich auf, Nathan." Der zornige Blick blieb bestehen.

"Du liegst verletzt am Boden während ich noch topfit bin! Wenn du nicht aufgibst, stirbst du!" Nun lag in Lais Augen endgültig Sorge. Nathan konnte sich nicht erinnern, jemals solche Gefühle in den Augen seines Bruders gesehen zu haben. Das einzige Gefühl, das er an ihm kannte, war Hass, wenn überhaupt. Nathan rappelte sich mühsam und raunend auf, dann sah er seinen Bruder an. Er hob das Schwert mit seinem verletzten Arm hoch. "Nathan..." Lai wollte wieder etwas Beschwichtigendes sagen, damit sein kleiner Bruder nicht kämpfte, doch da gaben Nathans Beine nach (wahrscheinlich der hohe Blutverlust) und er stürzte nach vor. Lai fing ihn mit einem Arm auf, hockte sich hin und legte Nathan auf den Boden, auf dem sich jetzt schon eine beachtliche Blutlache ausgebreitet hatte. Nathan öffnete mühselig die Augen und blickte in die seines Bruders, wieder lag Besorgnis darin. "Lai... Warum... hast du mich verraten?", fragte Nathan leise. "Verraten?" Lai wusste scheinbar nicht, worüber Nathan sprach. "...Vater... vertrieb mich... und sagte... wenn ich jemals... zurückkehren würde... finge er einen... Krieg mit dem Land an... in dem ich mich zuletzt... aufgehalten... hatte... Ich fragte ihn... warum er mich fortschickte... und er sagte... damit ich nicht gefährlich werde... für... dich..." Nathans Stimme wurde mit jedem Wort leiser, er wurde zusehends schwächer. Lai rüttelte ihn sanft, damit er nicht einschlief. "Das habe ich nie gewollt! Mit hat Vater erzählt, du wärst freiwillig gegangen! Hätte ich das gewusst...!" Nathan wand sich schwach, doch Lai hielt ihn fest. "Lass mich... los... jetzt ist es auch... schon zu spät...", murrte Nathan und sofort ließ Lai ihn los. "Ich habe nichts damit zu tun, Nathan, das musst du mir glauben!", beteuerte Lai und sah sich um, damit er Zeit gewann für ein nächstes Argument. Da sah er hinter sich Ruto Uzumaki schreiten, anmutig wie es sich für einen ehemaligen König gehörte, und mit dem königlichen Schwert von Si'lar der vergangenen Generation (jede Generation der Uzumaki-Könige erhielt ein eigenes Schwert). Etwa ein Duzend Meter von Lai und Nathan entfernt blieb Ruto stehen. "Sohn.", begrüßte er Lai, "Nuke-Nin.", sagte er zu Nathan. Lai hielt ihm sein eigenes Schwert unter die Nase. "Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen, wo du uns doch beide angelogen und damit gegeneinander ausgespielt hast!!" Ruto zuckte die Schultern. "Ich brauchte doch einen Grund, Na'tir anzugreifen.", sagte er wie beiläufig. Lai ballte seine freie Hand zur Faust. Nathan richtete sich halb auf, um Ruto ansehen zu können. "Du... du bist der Verräter.", hauchte er, und als ob er damit all seine Energie verbraucht hätte, fiel er zurück auf den Boden. Lai sah kurz zu seinem Bruder, dann nickte er. "Er hat Recht... Nicht er ist der Nuke-Nin... Du bist es!" Damit stach Lai mit einem verzweifelten Schrei zu, doch Ruto wich (für sein Alter erstaunlich schnell und präzise) aus, nur um dann zu kontern.

Kira war stehen geblieben, als er Ruto kommen sah. Er hörte nicht, was die drei redeten, aber als Nathan sich energisch aufrichtete, nur um dann wieder kraftlos zurückzufallen, wusste er, dass er eingreifen musste - bald. Sonst würden beide Brüder sterben.

Lai fiel auf die Knie. Er hielt sich die Kehle. "Ich dachte, mit dir hätte ich einen loyalen König gefunden, doch du bist nichts weiter als ein Nuke-Nin. Alle beide seid ihr Verräter. Und ihr wagt es, mich einen Nuke-Nin zu schimpfen? Das werdet ihr bereuen.", schimpfte Ruto. Lai stützte sich mit seiner freien Hand am Boden ab, mit der anderen versuchte er die Blutung zu stoppen. Er konnte es kaum glauben: Ruto hatte seinem eigenen Sohn die Kehle durchgeschnitten. Nathan war inzwischen auf die Knie gekrochen und hatte sich neben Lai gehockt. "Bruder!" Plötzlich fühlte er sich zurückversetzt in die Zeit, als er sieben war - und seinen Bruder am Boden liegend vorgefunden hatte.

Lai hatte ihm damals gesagt, dass alles okay wäre. Doch Nathan hatte gesehen, dass das nicht stimmte. Er hatte seinen großen Bruder umarmt und versucht, ihn zu trösten, während Lai alle Mühe hatte, nicht in Tränen auszubrechen. Schließlich rückte Lai mit der Wahrheit heraus: "Vater hält mich für zu schwach, egal, wie hart ich trainiere. Ich kann machen was ich will, er wird nie zufrieden sein. Er wird mich immer wieder bestrafen für meine Unfähigkeit..."

Nathan sah Lais Wunden deutlich vor sich, als er zurückdachte. Eine gewaltige Wut stieg in ihm hoch, die es ihm ermöglichte, aufzustehen. Er formte Saykan. Ruto zuckte zusammen, die Welle des Schmerzes hatte ihn erreicht, drohte ihn zu Boden zu drücken, doch er hielt ihr stand. Nathan zögerte, Yokun zu formen. Griever war unberechenbar.
 

Es war damals... vor ziemlich genau zehn Jahren... Ich war noch im Letai-Clan. Aber ich erinnere mich noch genau. Eines Nachts wurde ich von dem Geschrei der anderen Clanmitglieder aufgeweckt. Ich rannte nach draußen und da sah ich ihn das erste Mal: Griever, den schwarzen Drachen mit dem speerförmigen Schwanz, der einen meiner Freunde nach dem anderen aufspießte. Ich wollte ein paar Serails formen, ihn irgendwie angreifen, meine Freunde rächen; aber ich konnte mich nicht bewegen. Nach einer Weile sah mich Griever. Seine roten Augen glühten mich an. Er öffnete sein Maul und ich sah die dunkle Flamme in meine Richtung kommen; noch immer war ich wie erstarrt. Ich wäre damals verbrannt worden - doch mein Meister warf sich vor mich. Ich hörte jede Nacht seinen schmerzgepeinigten Schrei. Meine Erinnerungen verfolgten mich, ließen mir keine Ruhe, seit zehn Jahren konnte ich nicht mehr gut schlafen. ...bis gestern.
 

Nathan entschied sich, Griever zu rufen. Er wollte Rache, vielleicht auch Erlösung, Erlösung von seinen Schuldgefühlen. Immerhin war er es gewesen, der für die Vernichtung des Letai-Clans vor zehn Jahren verantwortlich war. Damals hatte er Griever nicht kontrollieren können - das ganze Dorf war ausgerottet worden. Kein einziger Überlebender. Er fühlte sich jetzt stark genug, den schwarzen Drachen zu kontrollieren. Also tat er es;

er formte Yokun.

Blitze zuckten um Nathan herum, als ob sein ganzer Körper elektrisch geladen wäre. Die Blitze vereinten sich über seinem Kopf und fuhren hoch in die Wolken. Die getroffene Wolke verdunkelte sich, bis sie ganz schwarz war. Dann kam Nebel daraus hervor, er bildete einen gigantischen Schatten. Der fahle Umriss verdunkelte sich bis in die Mitte, dann materialisierte sich der Schatten zu einem riesigen Drachen mit schwarzen Schuppen. Rote Augen glühten die Menschen an, die dort unten so winzig klein standen. Er schlug mit seinen Schwanz um sich, der wie ein Speer geformt war.

Kira sah nach oben. Seine Augen weiteten sich in Panik. Er sah wieder alles vor sich. Brennende Häuser, blutüberströmte Leichen seiner Freunde... Und der schwarze Drache über dem Dorf, der ihn so hämisch angesehen hatte; der Drache, der seinen Meister auf dem Gewissen hatte.

Nathan ging zu Boden. Keuchend kniete er dort, auf seine unverletzte Hand gestützt. Er und Lai sahen sich an. Lai lächelte schwach. "Führe... unsere Rache... zu... Ende...", hauchte er. Dann wurden seine Augen weiß und er fiel nieder. Nathan hob ihn etwas hoch und drehte ihn herum. Sein Arm schmerzte höllisch, doch es war ihm egal. "Bruder! Mach die Augen auf! Lai!!", schrie Nathan entsetzt. Ruto fragte sich, woher er die Kraft zu diesem Ausruf genommen hatte. "Er wird die Augen nicht aufmachen. Er ist tot.", sagte Ruto emotionslos. Man könnte denken, er würde Lai nicht kennen. Nathan blitzte ihn hasserfüllt an. Bevor er jedoch auch nur ein Wort sagen konnte, fuhr der Speerschwanz Grievers herab wie ein Blitz und erstach Ruto mit solcher Wucht, dass er hart in den Boden gedrückt wurde. Nathan sah Griever an. "...folgt er... dem Hass?", murmelte er.

Jetzt hatte er auch endlich verstanden, warum er damals keine Kontrolle über den schwarzen Drachen gehabt hatte: Er hatte Fi'nir, das Land des Letai-Clans, nicht wirklich gehasst. Da Griever nur auf hasserfüllte Menschen hört, war er unkontrollierbar. Fast wäre Griever damals tatsächlich unaufhaltsam geworden, wenn sich nicht dieser eine Meister für seinen Schüler geopfert hätte. Ein Opfer der Zuneigung verbannte Griever bis zur nächsten Beschwörung.

Kira sah dabei zu, wie der Drache Ruto perforierte. Er hätte sich freuen können - der größte Gegner der Uchihas war tot. ...doch die Tatsache, dass Griever es getan hatte, senkte seine Freude auf Null.

Er blickte dem schwarzen Drachen kurz an. Dann senkte er seinen Blick und sah, wie die Uzumaki-Brüder nebeneinander knieten, besser gesagt, wie Lai in Nathans Arm lag - regungslos.

Er schritt zu ihnen, und Sakura hinterher. Sakura rannte vor und kniete sich neben Nathan. Er schloss gerade Lais weiße, leblose Augen. "Nathan...", murmelte sie und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Erst da lief die erste Träne über Nathans Wange. "...es ist meine Schuld... nicht wahr? Allein meine Schuld...", wimmerte er. Nathan sah zuerst eine Weile Sakura an, die kein Wort sagen konnte. Dann fiel sein Blick auf Griever, der über ihnen flog. Jetzt war Ruto tot, was konnte er dann noch hassen? Oder auch nur so tun, als ob er es hassen würde, wie er es bei Lai getan hatte? Ihm fiel nichts ein. Der Drache ließ ein dämonisches Grollen hören. Worauf wartest du?, sollte es heißen. Nathan beugte sich über Lai, er schaukelte vor und zurück, immer mehr Tränen traten aus seinen Augen. Sakura sah auch nach oben, und sie erschrak - Griever war es scheinbar Leid zu warten. Sein Schwanz war angehoben, die speergleiche Spitze war nach unten gerichtet - auf Nathan. Sakura hatte nur einen Moment, um zu zögern.
 

Nathan... es tut mir Leid. Ich hätte nicht dir die Schuld geben dürfen. Niemand hat daran Schuld.
 

Nathan war zurückgefallen, irgendetwas hatte ihn dahin befördert. Er sah auf. Sakura stand gekrümmt da, Blut floss über ihr Shirt. Erst da sah Nathan die Stichwunde in ihrer Brust. Einen Moment später drohte sie niederzufallen, und Nathan fing sie auf. Sie sah ihn aus halb geöffneten Augen an. "W-Was zum Donner hast du gemacht?!", schalt er sie leise. Sie holte ein paar Mal tief Luft, ehe sie antworten konnte: "Du... hast doch einmal.. erzählt... dass Griever... wieder verbannt wird... wenn... jemand sich aus... Zuneigung opfert..." Nathans Augen waren bereits stark gerötet vor seinen salzigen Tränen, doch immer noch (oder schon wieder?) flossen Tränen über sein Gesicht. "Er hört nicht... nur auf Hass... sondern... er ist der... manifestierte... Hass... Er tut genau das... wozu der Hass... jemanden treiben will... Er tötete Ruto... weil... du ihn umbringen wolltest... und gerade eben... wollte er dich... umbringen... weil du... keinen Hass mehr... empfunden hast... Ich konnte... das... nicht zulassen..." Sakuras Stimme war nur noch ein Hauch. Nathan hielt ihren Kopf fest. "Sakura! Du kannst mich doch jetzt nicht allein lassen!" "Warum... nicht?", fragte Sakura schwach lächelnd. "Weil... Na weil..." Nathan wurde leicht rot um die Nase. Dann kniff er die Augen zu und sah schnell zu Boden. "Weil ich dich liebe!" Eine Weile wagte Nathan nicht aufzublicken. Dann fühlte er Sakuras Hand an einer Wange. Er sah ihr in die Augen. "Ich... Ich li... ich..." sie wollte unbedingt noch etwas sagen, doch sie hatte keine Kraft mehr dafür. Sie sank leblos in seine Arme.

Nathans Augen wurden leer. Er starrte zuerst Sakura an, dann fiel sein leerer Blick auf Lai zurück. Er legte Sakura sanft neben Lai und stand dann auf. Er blickte hoch zu Griever. "Griever, Geschöpf des Hasses! Ich hasse dich!!"
 

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jaja, der Griever... ich stelle ihn mir so vor, wie er in ff8 aussieht... in etwa. XP

das Kapitel wird wohl das vorletzte sein. hoffe es hat euch so gut gefallen wie mir ^^ also dann, viele kommis bitte!
 

euer kadaj



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