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Sommer der Hingabe ... zweiter Teil ...

> Erste und einzige Fassung ... <
von

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Epilog

Zwei Monate waren vergangen. Der Oktober brach an und es war kalt geworden. Zwei Monate, die Hiroki wie eine einzige, nicht enden wollende Nacht vorkam.

Er hatte nicht begriffen ... gar nichts! Er konnte es nicht. Seine Gedanken wanden sich in einem wirren Tanz nur um eine einzige Frage.

Warum?

Er hatte Yue gefunden, am Boden hockend, die Arme auf den Bauch gepresst. War ihm sein blutgetränktes T-Shirt nicht aufgefallen, als er ihn in seine Arme zog? Die spiegelnde Scherbe, die klirrend zu Boden fiel?

Natürlich hatte er es gesehen. Doch sein Verstand war zu dumm gewesen, um zu begreifen, was er da vor sich hatte.

Yue ... Du Mistkerl!

Jetzt schlug er mit der flachen Hand an die Tür, die ihn von Yue´s Wohnung trennte.

Wie konntest Du es wagen ...

... mich zu verlassen ...

Yue´s Mutter hatte ihn angerufen, ihn gebeten, herzukommen. Sie hatte es endlich hinter sich bringen wollen, die Wohnung ihres Sohnes aufzulösen und sie hatte es für angebracht erachtet, seinen einzigen Freund daran teilhaben zu lassen.

Jetzt zog sie die Tür auf, blickte Hiroki aus geröteten Augen an.

„Du hast mich erschreckt ...“, sagte sie leise.

„Es tut mir leid ...“

Es tat ihm wirklich leid.

„Komm endlich rein, Ito-san ...“

Sie rief ihn immer noch beim Nachnamen. Das hatte sie seit je her getan und sich in all der Zeit nicht abgewöhnt. Jetzt zog sie die Tür auf und trat ein Stück beiseite, um ihn einzulassen.

Hiroki tat einen unsicheren Schritt nach vor. Seine Knie zitterten ebenso wie seine Hände. Einen Moment glaubte er wirklich, seine Beine würden unter ihm nachgeben, als ihm der vertraute Geruch von Yue´s Räumen entgegenschlug, ein Gemisch aus seinem Duschgel, Büchern und dem Duft der Blumen, die er sich grundsätzlich ins Zimmer holte. Yue hatte immer behauptet, sie zu sehen, ihren Duft einzuatmen, mache ihn freier. Hiroki hatte das nie verstanden. Er hatte es immer etwas seltsam gefunden, ein Kerl mit einem Tick für Blumen, doch er hatte nie etwas dazu gesagt. Yue mit unbedachten Äußerungen über seine kleinen Macken zu verletzen, lag nie in seiner Absicht.

Dabei habe ich ihn so sehr verletzt ...

Seine Hand fand Halt an der rauen Wand. Er senkte den Kopf, holte einmal tief Luft und fand so seine Fassung wieder.

„Alles in Ordnung?“

Es war die Hand von Yue´s Mutter, die sich jetzt auf seine Schulter schob.

„Ja ...“, gab er leise zurück.

Ja ... nichts war in Ordnung. Sein schmerzenden Herz gab ihm das deutlich zu verstehen. Es klaffte wie eine offene Wunde, in die jede einzelne Sekunde, die verstrich, Salz zu streuen schien.

Die recht kleine Frau trat um ihn herum, ließ die Hand jedoch nicht sinken. Sie sah ihm in die Augen und sein überreizter, ausgezehrter Verstand glaubte für einen Sekundenbruchteil, Yue´s Gesicht vor sich zu sehen. Er und seine Mutter trugen beinahe die gleichen Gesichtszüge. Selbst ihre Augen waren eins.

Er kniff die Augen zusammen, blinzelte kurz. Niemand anderes, als Yue´s Mutter stand hier vor ihm.

Yue kommt nicht zurück ...

Der Sommer war vorbei ...
 

Trotz der zunehmenden Dämmerung und der Staubflusen zeichneten sich die schwarzen Buchstaben auf dem kleiner, knittrigen Zettel in seinen zitternden Fingern.

Er hatte ihn hinter dem Bettpfosten gefunden ... unter dem Bett, in dem sie ...

Er hat es nicht gelesen ...

Diese so unbegreiflich einfache Wahrheit stand ihm so plötzlich vor Augen. Reglos stand er da, als bittere Tränen seine Augen füllten. Diesmal rang er sie nicht nieder. Diesmal hatte er nicht mehr die Kraft dazu. Das kleine Stück Papier glitt ihm aus seiner Hand.

„Ist alles in Ordnung mit Dir?“, leise drang die Stimme von Yue´s Mutter an sein Ohr. Er sah sie kaum. Ihre Gestalt hatte sich in feuchtes Schimmern aufgelöst.

„Ich habe ihn geliebt ...“

Hiroki sprach die Worte leise aus ...

... liebe ihn immernoch ...

... und es war die Wahrheit und bittere Tränen bahnten sich jetzt ihren Weg seine bleichen Wangen hinab.

Sie ergriff seine Hände, stellte sich ein wenig auf die Zehenspitzen ...

... Yue´s Mutter war kleiner auf Hiroki, sie war sogar etwas kleiner als ihr Sohn gewesen.

Sie neigte ihren Kopf und küsste ihn sanft auf die tränenfeuchte Wange.

„Ich weiß ...“, sagte sie leise. Dann sank sie zurück auf ihre flachen Sohlen.

„Besuch uns mal wieder, Ito-san. Yue´s Vater würde sich bestimmt auch freuen.“

Mit diesen Worten war sie an ihm vorbei ...

... hatte schon die Wohnung verlassen.

Ja ... der Sommer war vorbei ...
 


 

02.06.05 bis 22.05.06



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