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The Korea Experience ~한국 체험~ Pt. 6: Studium, Tag 1 Auslandssemester, KAIST, KAIST-Blog, Korea

Autor:  Jitsch

Jetzt sind wir endlich da gelandet, worum es eigentlich geht : Studium. Wobei, na ja. An dem ersten Tag habe ich so viel gemacht, was nicht mit Studium zu tun hat, dass man das auch getrost wieder bezweifeln kann.

Montag, 2.09.2013

Zuerst einmal war ich mit Miriam (meine Mitbewohnerin) frühstücken. Da das Café im W2-1 erst um 9 öffnet, ich aber um 9 schon beim OASIS antanzen wollte, sind wir zur Mensa im W2 und haben zum Frühstück Reis und scharfe Beilagen gegessen… 

Als nächstes lief mir Christina über den Weg, die mir schonmal 700,000 Won gegeben hat (ein Teil des Geldes, das ich ihr überwiesen hatte). Damit hatte ich genug für die Wohnheimmiete in Bar. Als nächstes war ich beim OASIS und bin ein paar Fragen losgeworden, unter anderem, ob ich wohl meine Wasserkocher werde  umtauschen können (Ja. Ich hab mir „Ich möchte mein Geld zurück“ auf Koreanisch aufschreiben lassen), wie ich diverse Dokumente ausfülle und was ich jetzt wegen dem Fahrrad mache (Antwort: Kauf dir ein billiges Neues). Außerdem konnte ich da Kopien von meinem Reisepass machen, die ich noch brauchte. (Oder auch nicht. Jetzt habe ich zwei Kopien übrig, weil die in der Bank erstens nur eine Kopie brauchten und die zweitens selbst gemacht haben, obwohl ich ihnen die Kopien direkt mit auf den Tisch gelegt habe).

Dann habe ich im ISySE vorbeigeschaut und gesagt, dass ich gerne bei Dr. Kim ins Lab gehen würde, weil das, was Julian mir über den erzählt hatte, echt gut klang. Musste allerdings erfahren, dass der Herr gerade wegen Brustkrebs in Behandlung ist, was wenigstens erklärt, weshalb seine Veranstaltung Project Management aus dem Vorlesungskatalog verschwunden ist. Ich habe mir dann das „System Design & Management Lab“ ausgesucht, weil das auch noch ganz gut klang. Ich sollte dann später nochmal vorbeischauen.

Anschließend war ich am Gebäude E11, wo man sich für die Ausländerregistrierung automatisiert ein Dokument ausdrucken kann, das bestätigt, dass man an dieser Uni ist. Es gab zwei Automaten, aber einer ist irgendwie hängen geblieben, als ich dran war …

Dann war endlich die erste Vorlesung.

IT Service Engineering bei Hrn. Park

      
Das ISysE-Gebäude und der IT-Unterrichtsraum (Klicken zum Vergrößern)

Der Professor machte einen echt guten Eindruck. Der Kurs geht um die IT Service Industrie, also um Unternehmen die in Projektgruppen in andere Unternehmen gehen und IT-Projekte machen. Zum Kurs gehört ein Projekt, wo koreanische IT-Service-Firmen interviewt werden um rauszufinden, warum die so weit weg von der Best Practice sind. Erst im Nachhinein merke ich, wie gut der Dozent hier Englisch konnte und wie professionell sein Vortrag war – Power-Point, wenn auch etwas verpixelte Bilder, guter Präsentationsstil…

Nach der Vorlesung bin ich zur Bank gegangen, um mir ein koreanisches Konto zu eröffnen. Dabei habe ich Christina getroffen, die aus demselben Grund da war. Ich musste mir zwei Pin-Nummern (eine 4-Stellige und eine 5-Stellige) festlegen, von denen ich (noch) keine Ahnung habe wofür die sind und dann hatte ich ein koreanisches Konto. Das Wohnheimgeld habe ich dann aber quasi direkt auf das Konto vom KAIST eingezahlt, so dass ich mich frage, wozu ich das Konto überhaupt brauche. Vorerst habe ich nur ein Kontobuch, mit dem man aber auch an Geldautomaten Geld einzahlen und abheben kann. Sobald ich eine Meldebescheinigung habe, kann ich meinen Studentenausweis als Bankkarte freischalten lassen, wenn ich das richtig verstanden habe.

Da Christina es eilig hatte, hat sie mir ihre Dokumente für die Ausländerregistrierung in die Hand gedrückt, damit ich sie für sie abgebe. Habe ich sofort gemacht. Ich habe dann eingekauft (Waschmittel, weil  langsam nicht mehr viele saubere Klamotten über waren) eben meine eigenen Formulare zusammengesucht und die auch noch abgegeben, bevor ich zur zweiten Vorlesung des Tages gegangen bin. Mittagessen hatte ich bis dahin nicht.

Telecommunication Service and Policy bei Hrn. Lee

      
Der Unterrichtsraum und eine der Powerpoint-Folien (Klicken zum Vergrößern)

Himmelschreiender Unterschied zu der vorherigen Vorlesung. Allein schon der Raum. IT Service Engineering war in einem modernen Computerraum, TelSP dagegen in einem Raum mit Tafel und einzelnen Tischen wie in einer (japanischen, wahrscheinlich auch koreanischen) Schule. Der Dozent… hatte Powerpoint-Folien. Siehe Bild. 

Dazu kam, dass er eigentlich nur vorgelesen hat, was auf den Folien stand und gerne auch mal einen Satz wiederholt hat, wenn er glaubte, dass die koreanischen Studenten sonst Probleme haben, ihn zu verstehen.
In Deutschland macht man das in so einem Fall so: Man schenkt sich die Vorlesung, macht beim Projekt mit und holt sich die Infos aus den Folien. Leider nicht so empfehlenswert, wenn Unterrichtsaktivität und Anwesenheit 20% der Note ausmachen.

      
Die Kaimaru-Mensa: Eingang und ausgestellte Tagesgerichte (Klicken zum Vergrößern)

Anschließend bin ich zur Mensa im Norden gelaufen. Die Mensa an sich war zu, aber drum herum sind ca. 8 Restaurants, die eigentlich den ganzen Tag geöffnet haben. Habe mir Ramen geholt, die wie ich festgestellt habe, unter „koreanische Küche“ fallen. Sie waren ja auch sehr viel schärfer als die japanische Variante (eigentlich kommen Ramen, soweit ich weiß, übrigens aus China).


Mein Fahrrad (Klicken zum Vergrößern)

Weiter zum Fahrradladen. Habe anwesende Studenten gebeten, mir übersetzen zu helfen und habe mir die beiden günstigsten Fahrräder (120,000 bzw. 150,000 Won) angeschaut. Das billigere war knallrot, das andere gefiel mir farblich besser und ist weiß mit blauen Streifen (siehe Bild). Nachdem ich den Sattel massiv hochgestellt hatte, fühlte ich mich auch nicht mehr wie auf einem Kinderfahrrad. Zum Kauf gab es ein Fahrradschloss gratis dazu.

Jetzt endlich mobil war ich nochmal zum ISySE. Habe erfahren, dass der Vorstand der Fakultät zwar von seiner Geschäftsreise zurück, aber trotzdem nicht anwesend war. Ich sollte Herrn Jang vom System Design & Management Lab eine Mail schreiben, da er sehr viel zu tun hatte.

Weiter zum Westgate. Da mein Fahrrad kein Licht hat (ein mickriger weißer Speichenreflektor am Vorderrad und ein roter hinten müssen reichen) habe ich mich damit nicht auf die Straße getraut und bin zu Fuß zum Homeplus gelaufen, mit Wasserkocher im Gepäck. Unter der Woche ist dort recht wenig los im Vergleich zu Samstag. Ich stellte vor Ort (aber noch vor dem Umtausch) fest, dass ich vergessen hatte, meinen Kassenbon mitzunehmen. Anstatt direkt umzukehren, bin ich zum Supermarkt nahe dem Westgate gegangen, wo ein Handyladen ist, in dem auch Englisch verstanden wird. Habe mich für ein gebrauchtes Samsung Galaxy SII (gerade wird das S4 ausgeliefert) entschieden und entgegen allem, was offiziell so gesagt wird brauchte ich da auch nur meinen Reisepass, um einen Prepaid-Vertrag zu bekommen. Ich sollte in einer halben Stunde wiederkommen, dann wäre alles fertig.

Habe mir im Supermarkt ein Eis gekauft, bin den Weg zurück zum Westgate zu meinem Fahrrad gelaufen, habe von zu Hause den Kassenbon geholt und bin zurück zum Supermarkt – diesmal bin ich mit dem Fahrrad ganz dorthin gefahren, immerhin fahren alle Koreaner ohne Licht, so gefährlich kann das also nicht sein. Solange es draußen hell ist jedenfalls.

Beim Handyladen saßen etwa 6 ausländische Studenten, die fast alle nur eine Sim-Karte haben wollten. Ich habe mein Handy bezahlt und noch erklärt bekommen, wie ich mein Guthaben abfrage und was meine Handynummer ist. Gratis gab’s ein Daten- und ein Ladekabel für die Steckdose. Weiter ging’s mit dem Fahrrad zum Homeplus. Den Wasserkocher zurückzugeben war gar kein Problem. Die Dame hat nicht mal in den Karton geschaut – ich glaube, theoretisch hätte ich einen leeren Karton abgeben können. Oder zumindest einen, wo was drin ist, was ähnlich schwer ist wie der Wasserkocher. Das Geld gab’s zurück, und eine neue Rechnung (wo der Wasserkocher nicht mehr mit draufstand) für den Einkauf von Samstag. Da denken die echt mit! Vor dem Homeplus habe ich das erste Foto mit meinem neuen Smartphone gemacht. Das Bild ist jetzt auch mein Hintergrund auf dem Gerät:


Sonnenuntergang und die vierspurige Straße vorm Homeplus (Klicken zum Vergrößern)

Abends habe ich angefangen, mich mit dem Gerät vertraut zu machen und als allererstes „KAKAO-TALK“ installiert, die Must-Have-App in Korea. Damit kann man Nachrichten schicken und telefonieren und braucht nichtmal einen Usernamen, nur eine Handynummer zum Registrieren. Abends in der Lobby habe ich Martin und Christina getroffen, um sie in meine Kakao-Freundesliste aufzunehmen. Was nicht so leicht war, weil man sich wie gesagt mit Handynummer registriert, aber Martin mittlerweile eine neue (koreanische) hat. Klappte am Ende trotzdem, da es noch die Option gibt, dass einer einen dafür generierten QR-Code des anderen einliest.

Abends habe ich noch an Herrn Jang geschrieben, der antwortete, ich solle „nächsten Dienstag“ zu ihm kommen. Schrieb, dass ich morgen gerne vorbeischauen werde – er meinte aber nächste Woche Dienstag. Außerdem wäre sein Kurs „Supply Chain Management“ nicht so für Master-Studenten gedacht. Hm.

Am Ende des Tages hatte ich noch etwa 70,000 Won (rund 50 Euro) übrig. Dafür waren damit fast alle großen Ausgaben vom Tisch. Fehlte nur noch ein Kühlschrank, damit ich für frische Milch und kühlen Orangensaft nicht mehr runter ins Erdgeschoss muss (und mich dabei dumm und dämlich zahle). Der lässt sich bestimmt auch noch auftreiben.

Das reicht dann auch für einen Tag. Morgen geht’s weiter.



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