Wochenende in Manitoba von Vampyrsoul ================================================================================ Kapitel 12: ------------ »Möchtest du mich langsam loslassen? Wir sollten runter zum Essen.« Steve hatte mich scheinbar die ganze Nacht nicht losgelassen, den er schlang noch immer den Arm um mich, als ich aufwachte. Auch nach einer halben Stunde, in der wir gedöst und gekuschelt hatten, lockerte sich sein Griff nicht. »Nur, wenn ich muss.« »Na ja, aufstehen, anziehen, essen, nach Hause fahren, das alles wird so wirklich schwer.« Er murrte. »Können wir das Frühstück nicht ausfallen lassen?« »Können schön, aber ich würd es nicht gerne tun. Dann müssen wir unterwegs öfter halten und sitzen länger im Auto.« »Hast ja recht.« Er drückte sich noch einmal näher an mich. Ich vergrub meine Nase in seinen Haaren und sog seinen Geruch ein. »Du kannst mich jederzeit besuchen kommen, wenn du magst, und auch über Nacht bleiben.« Er sah auf und strahlte mich an. Zu meiner Freude nahm er diesmal das Angebot, ohne zu überlegen, an. »Ja, gern.« »Musst du morgen wieder arbeiten?« »Nein, ich hab mir freigenommen, weil ich nicht wusste, wie anstrengend das mit dem Fahren wird.« »Möchtest du dann vielleicht mit zu uns kommen. Ich würde dich dann morgen nach Hause fahren.« Mit klopfendem Herzen wartete ich auf seine Antwort. Eine weitere Nacht mit ihm wäre für mich ein Traum. Lange sah er mich an, zögerte. »Ich würde gern, aber ich kann nicht. Ich muss heute nach Hause. Tut mir leid.« »Du musst dich nicht entschuldigen. Wenn dir ein anderes Mal lieber ist, ist das in Ordnung.« Natürlich konnte ich nicht verbergen, dass ich enttäuscht war, aber das war kein Grund, sich zu entschuldigen. Er hatte sicher seine Gründe. »Wenn du magst, könnte ich am Mittwoch vorbeikommen. Dann bringe ich auch einen Anime mit, den wir uns ansehen können.« »Gern. Geht das denn so ohne weiteres bei dir unter der Woche?« »Ja. Ich kann direkt nach der Arbeit zu dir kommen und fahr dann am Morgen auch von dir aus dorthin.« »Klingt nach einem guten Plan.« Sehr gut sogar. Es freute mich, dass er selbst einen Termin nannte. Das zeigte mir, dass er mich nicht nur vertrösten wollte. »Es kann nur sein, dass ich noch nicht zu Hause bin, wenn du kommst, aber Gail müsste da sein.« »Ist in Ordnung, wir kommen schon ohne dich klar.« »Ja, das befürchte ich auch.« Sein Grinsen bestätigte mich darin, dass es auch zu meinem Nachteil ausgehen konnte, wenn ich sie allein ließ. »Keine Sorge, wir machen schon nichts kaputt.« Ich hob zweifelnd die Augenbraue. Davon würden sie mich noch überzeugen müssen. Scheinbar sollte der zärtliche Kuss, den er mir gab, das erledigen. »Dann sollten wir wohl aufstehen?« »Ja, bevor Summer gleich wieder hier ist.« Ich küsste ihn noch einmal, dann stand ich auf und ging mit ihm gemeinsam ins Bad. Nachdem ich Abby und Gail zu Hause abgesetzt hatte, fuhr ich Steve nach Hause , von dort wollte ich zu meinen Eltern, um Mausi zu holen. Ich brauchte es morgen wieder. Kurz vor Deadwood fragte Steve plötzlich: »Kennst du den Amish Shop, gleich rechts an der Straße?« »Ja. Warum? Was willst du kaufen?« Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Steve grinste. »Nichts. Gegenüber ist ein Feldweg, fahr da rein.« »Okay.« Gab es doch noch eine Abkürzung hier in der Gegend, die ich nicht kannte? Sobald das Schild des Ladens in Sicht kam, hielt ich nach dem Feldweg Ausschau. Tatsächlich befand er sich genau gegenüber. Er bestand lediglich aus trockenem Boden und war offenbar von einer großen Maschine gewalzt worden. Vermutlich eines der Geräte, die in der Mine verwendet wurden, aber damit kannte sich Steve deutlich besser aus als ich. Sobald ein paar Bäume die Sicht auf die Hauptstraße versperrten, bat Steve: »Halt mal bitte an.« Da ich nicht wusste, wie viel Verkehr auf dem Weg herrschte, suchte ich mir eine Stelle, an der ich an den Rand fahren konnte, und hielt. Erwartungsvoll sah ich zu ihm herüber. Bevor ich fragen konnte, was er hier wollte, legte er mir die Hand auf den Oberschenkel und erklärte: »Ich wollte mich schonmal von dir verabschieden, bevor wir in der Stadt sind. Weil ... na ja, du weißt schon. Man weiß nie, ob die Nachbarn gerade schauen.« »Klar. Hab ich nicht dran gedacht. Danke fürs Erinnern.« Ich schaltete vorerst den Motor aus. Er beugte sich zu mir und wartete, dass ich ihn küsste. »Danke, dass du mich eingeladen hast. Ich hatte schon lange kein so tolles Wochenende mehr. Ich hätte es wirklich bereut, das Angebot nicht anzunehmen.« »Ich freu mich auch, dass du dabei warst. Es war wirklich schön, dich endlich mal richtig kennenzulernen, nicht immer nur für ein paar Stunden.« Zärtlich streichelte ich mit den Fingerspitzen durch das rasierte Haar. Obwohl er heute Morgen versucht hatte, die Farbe aus dem Pony zu waschen, war sie noch immer leicht zu sehen. Hoffentlich bekam er das wieder hin, bevor er zur Arbeit musste. »Ja. Ich freu mich schon auf Mittwoch.« Er griff nach meinem Nacken und zog mich näher, damit er mich noch einmal küssen konnte. »Wir hätten das definitiv schon viel früher machen sollen. Tut mir leid, dass ich dich so hingehalten hab.« »Es war ein Missverständnis, mehr nicht. Mach dir deshalb keinen Kopf.« »Ich versuch’s. Immerhin haben wir alle Zeit der Welt, das jetzt aufzuholen.« Er lächelte mich noch einmal an, dann lehnte er sich zurück in den Sitz. Ich sah das als Zeichen, ihn nach Hause zu bringen. Ich startete den Motor wieder, wendete und fuhr nach Deadwood. Erst als wir in die Wohngegend abbogen, in der Steve wohnte, nahm er die Hand von meinem Oberschenkel. Vor dem Haus seiner Eltern hielt ich und beobachtete ihn, wie er sich abschnallte und aus dem Wagen stieg. Er ging um das Auto herum und holte seine Tasche aus dem Kofferraum. Bevor er ihn wieder zuschlug, rief er: »Danke nochmal. Wir sehen uns Mittwoch! Bis dann.« »Bis Mittwoch.« Der Kofferraum fiel zu und er lief auf die Hochveranda zu. Mit einem fröhlichen Lachen winkte er mir, während ich anfuhr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)