Tiefe Gewässer von Berrii (Shika x Tema) ================================================================================ Kapitel 1: Missionsbeginn ------------------------- Shikamaru war genervt. Wie fast immer, wenn er irgendeinen Auftrag zu erledigen hatte. Das Problem war, wenn er sein Dasein als Shinobi aufgab, würde ihm das auch nichts bringen, denn mit irgendwas musste er sein Leben ja finanzieren. In diesem Job konnte er wenigstens seine schlechte Laune ausleben, ohne dass ihm das jemand ankreidete. „Ich hab Hunger!“, kam es klagend von Choji. Immerhin war er mit seinem Gejammer nicht alleine. „Du bist doch eh nie satt!“, kommentierte Ino seine Aussage. Seufzend wand sich die Blonde an den Dunkelhaarigen: „Wie weit ist es eigentlich noch?“ Der Nara warf der Sonne einen Blick zu. Mittlerweile stand sie schon recht tief, an ihrem Stand rechnete er ihre ungefähre Position aus: „Wir sollten mit Sonnenuntergang da sein, wenn die Angaben stimmen.“ Als sie die Mission am Morgen zugeteilt bekommen hatten, war er alles andere als erfreut. Es gab nur wage Angaben, insgesamt klang das ganze nach einem Hirngespinst. „Etwa eine Tagesreise von hier wurde wohl eine besondere Quelle gefunden.“, Kakashi hatte die Hände vor dem Gesicht zusammen gelegt und über diese Shikamaru fixiert, „Es handelt sich anscheinend um ein Wasser, dass seine Konsumenten in einen Rausch versetzt.“ „Rausch?“, harkte der Jüngere nach. Der Grauhaarige nickte: „Berichten zufolge wird das Wasser seit kurzem in viele Dörfer geschmuggelt. Konoha und Suna haben wohl besonders fleißige Lieferanten, es werden immer mehr Personen aufgegriffen, die vollkommen neben sich stehen.“ Shikamaru zog eine Augenbraue hoch: „Wie äußert sich denn dieser Rausch?“ Der Hokage seufzte: „Schwer zu beschreiben, es ist ganz unterschiedlich. Gemeinsam haben sie lediglich, das sie alle sehr enthemmt sind, sie machen, was sie wollen. Einige sind dabei sozial dennoch umgänglich, andere sind buchstäblich wie die Axt im Walde. Während der eine plötzlich besonders fleißig ist und dabei mehr als gut gelaunt und hochmotiviert dabei ist, ist der Nächste für sich selbst eine Gefahr, weil er meint, er könne fliegen und will sich ein Haus auf einer Wolke bauen.“ „Das klingt verrückt.“ Nickend sprach Kakashi weiter: „Korrekt. Einige sind eine Gefahr für sich oder für andere, während man die anderen getrost weiter ihre Dinge machen lassen kann. Dieses Wasser scheint unberechenbar zu sein. Leider erinnert sich keiner der Konsumenten, wer ihnen das Wasser verkauft hat. Wir konnten nicht herausfinden, ob es sich dabei um eine weitere Wirkung des Wassers handelt oder ob etwas anderes dafür verantwortlich ist.“ „Und was soll unser Team jetzt machen?“, der junge Mann hatte bereits das Gefühl, dass diese Mission ihn besonders auf die Nerven gehen würde, dafür hatte sie definitiv schon einmal das Potential. Der Hokage hielt ihm eine Karte hin: „Wir konnten den ungefähren Ort anhand verschiedener Informationen auf ein Gebiet eingrenzen.“ „Klingt nicht sehr handfest...“ „Ist es auch nicht. Ihr müsst euch gründlich umsehen. Findet heraus, was an dieser Sache dran ist. Beschafft eine Probe und macht die Quelle unzugänglich, wenn ihr sie entdeckt.“ Shikamaru nahm die Karte entgegen: „Benötigen die Leute ein Gegenmittel?“ „Nein, der Rausch verfliegt nach einer gewissen Zeit. Kommt aber wohl auch drauf an, wie viel getrunken wurde. Die Probe dient zu wissenschaftlichen Zwecken.“ Stumm nickend wandt sich der Dunkelhaarige ab, um sich auf den Weg zu machen. „Ach und noch etwas,“, fügte Kakashi grinsend hinzu, „In dieser Sache arbeiten wir mit Suna zusammen, da sie gleichermaßen betroffen sind. Ihr solltet dort auf Kankurou und Temari stoßen.“ Oh Gott, das konnte nur anstrengend werden, dachte sich der Nara und seufzte tief. Wortlos nahm er diese letzte Information hin und machte sich auf den Weg zu seinen Teamkollegen. Ihm konnte es doch eigentlich egal sein, mit was die Leute sich das Hirn wegpusteten. Aber natürlich war es Aufgabe des Hokage, für Ordnung zu sorgen. Und da gehörten Rauschmittel jeglicher Art nun einmal nicht dazu. „Ich verstehe den Sinn dahinter nicht, sich mit irgendwas abzuschießen.“, teilte Ino ihre Gedanken mit ihren beiden Freunden. „Wobei man nicht von Abschießen reden kann, so wie Kakashi sagte, sind alle Konsumenten nach der Einnahme aktiv, keiner sitzt oder liegt tatenlos rum.“ „Das macht das ganze nur noch grotesker! Was hat es dann für einen Sinn?“ „Muss es denn einen Sinn ergeben?“, gab Choji zu bedenken, „Es muss doch nicht sinnvoll sein, manchmal geht es einfach um das Genießen.“ Die Blonde hob eine Augenbraue: „Ich glaube nicht, dass das Wasser besonders köstlich ist, es wird wahrscheinlich wie jedes andere Wasser auch schmecken.“ Der Dickere rümpfte kurz die Nase: „Jeder Geschmack ist unterschiedlich, du kannst es nicht genau wissen.“ „Aus irgendeinen Grund müssen sie es getrunken haben.“, warf Shikamaru ein. „Vielleicht waren sie in einer verzweifelten Lebenslage?“, kam es vom anderen Mann. Der Nara schüttelte den Kopf: „Es gibt keine Parallelen. Keiner war speziell unglücklich, sie sind alle unterschiedlich alt, unterschiedliche Berufe, Frauen wie Männer, mit oder ohne Familie, unterschiedliche Jobs.“ „Da stellt sich die Frage, was sie sich davon erhofft haben.“, die Yamanaka dachte weiter darüber nach, „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie alle einfach nur einen Rausch erleben wollten, denn den klassischen Rausch bewirkt das Zeug ja scheinbar nicht.“ „Wir sind da.“, beendete Shikamaru das Gespräch und blieb auf dem nächsten größeren Ast stehen. Seine Freunde stoppten links und rechts neben ihm. „Na klasse... Und jetzt können wir die Gegend durchforsten.“, seufzend strich sich Ino eine Strähne aus dem Gesicht, „Wir hätten Hinata mitnehmen sollen...“ „Tja, Hinata, Kiba und Shino sind aber selbst seit einigen Tagen auf einer Mission.“, der Dunkelhaarige sah sich um, doch es war noch kein Hinweis auf die beiden Geschwister aus Suna zu sehen. „Sollen wir warten, bis sie auch eintreffen?“, erkundigte sich Choji bei seinem Freund. Doch der schüttelte den Kopf: „Ich denke nicht, das es schadet, wenn wir uns schon vorab umsehen.“ Die anderen beiden nickten und so teilten sie sich auf, um das Gebiet zu erkunden. Achtsam und ohne weiter aufzufallen, durchstreiften sie den Wald, der außergewöhnlich dicht schien, trotz das die Bäume nicht so hoch gewachsen waren, wie sonst. Es gab überraschend viele kleine Berge aufgestapelter Felsen, die stark moosbewachsen waren. Ein genauerer Blick verriet, das so gut wie jeder Felsen eine Quelle besaß. Wie sollten sie bei so vielen Quellen die richtige finden? Nach gut einer Stunde fanden sich die drei Freunde wieder auf dem Ast zusammen, an dem sie gestartet waren. „Also wenn ihr auch so viele Quellen gesehen habt, wie ich, dann sag ich euch eines: wir werden uns totsuchen!“, meckerte Ino und setzte sich auf das kühle Holz. Choji nickte: „Das denke ich mir auch.“ Shikamaru fuhr sich durch die Haare: „Ich nehme an, ihr habt sonst keine weiteren Spuren gefunden?“ Beide schüttelten den Kopf. „Allerdings haben wir bestimmt nicht jede Ecke gesehen, dafür war die Zeit zu knapp. Morgen bei Tageslicht und mit Unterstützung sollten wir fündig werden.“, entgegnete Ino und überschlug ihre Beine. „Hoffentlich.“, gab Shikamaru zurück. Er wollte das ganze so schnell wie möglich erledigen. Eine frische Brise kam auf und augenblicklich spürte der Nara ein kaltes Prickeln im Nacken. Es klang verrückt, aber er wusste sofort, von wem diese Brise kam. „Seid ihr auch endlich da.“, gab der Dunkelhaarige deshalb selbstsicher und monoton von sich, ohne sich umzudrehen. „Wenn das nicht mal die Heulsuse ist!“, begrüßte ihn Temari und grinste breit. Wie aus dem Nichts war sie auf dem Ast aufgetaucht und stemmte einen Arm in die Hüfte. Einen Augenblick später landete Kankurou neben ihr, sein Gesichtsausdruck zeigte, das er keine gute Laune hatte. Shikamaru überhörte wie immer seinen Spitznamen, mit dem Temari ihn nur noch ansprach, er hatte sich schlichtweg dran gewöhnt. „Schon was entdeckt?“, fragte die Blonde neugierig und überblickte das Gebiet. Der Nara schüttelte den Kopf: „Nein. Aber es gibt hier sehr viele Quellen.“ „Zu viele!“, fügte Choji hinzu und packte eine Tüte Chips aus, „Wir haben uns gut eine Stunde umgesehen, ich hab irgendwann aufgehört, die Quellen zu zählen.“ „Na das wird ja lustig.“, klinkte sich der Puppenspieler mit ins Gespräch ein. „Sind die Leute, die das Wasser getrunken haben, bei euch auch so verrückt drauf?“, fragte die Yamanaka neugierig. Temari lachte kurz: „Verrückt trifft es echt gut. Ich hab welche gesehen, die waren felsenfest davon überzeugt, unseren Wassermangel damit zu lösen, in dem sie aus Sand Wasser machen wollten. Sie waren so überzeugt, das sie Sand gegessen haben.“ „Also verrückter fand ich den Typen, der dir todesmutig einen Heiratsantrag gemacht hat.“, erzählte Kankurou grinsend, die Story hob sofort seine Laune, „Ihr hättet das sehen müssen, das war zu genial!“ Temari wurde leicht rot auf den Wangen und wandt genervt das Gesicht ab: „Ach was, der hatte nicht alle Tassen im Schrank.“ Das klang in der Tat sehr amüsant, wie die anderen drei aus Konoha fanden. Ino setzte sich sofort aufrechter hin: „Erzähl, wie hat er es gemacht?“ Mal wieder machte sich die Neugierde der Blondine für Shikamaru bezahlt – er wollte es ebenso gerne wissen. Der junge Mann aus Suna grinste, während er es sich im Schneidersitz gemütlich machte, um die ganze Sache zu berichten: „Also, wir waren gerade auf dem Marktplatz, auf dem Weg zu Gaara. Der Typ, vielleicht ein zwei Jahre älter als Temari, kam, ungelogen, fein angezogen im weißen Aufzug zu ihr und kniete vor ihr.“ Ino schlug eine Hand vor den Mund: „Ernsthaft? So richtig klischeehaft?“ Choji knabberte leise vor sich hin und lauschte ebenfalls gespannt, während Temari sich wegdrehte. Die Sache war ihr ziemlich peinlich. „Das volle Programm! Er hatte einen riesigen Strauß Rosen dabei und hielt ihr den hin, während er sie singend fragte,“, an dieser Stelle holte Kankurou tief Luft, um eine eins zu eins Imitation zu geben, „Herzallerliebste, wunderschöne Temari, Frau der Winde, würdest du mir die Ehre erweisen und mich zu deinem Ehemann nehmen?“ Der Puppenspieler hatte gekonnt für Gegröle gesorgt. Seine Schwester hielt sich beschämt eine Hand an der Stirn. „Oh man, der arme Kerl... Hat Temari ihn in der Luft zerrissen?“ „So weit kam sie gar nicht.“, grinsend machte der Mann weiter mit der Erzählung, „Sie stand total perplex und feuerrot da, ungelogen, von den Ohren bis zu den Zehen! Der Typ machte weiter mit seinen Liebesbekundungen und das in einer Lautstärke, dass der ganze Marktplatz mithören konnte.“ Shikamaru grinste ebenso breit, wie der Bruder der Blonden, die in diesem Moment am liebsten im Boden versunken wäre. Die Vorstellung der Situation war mehr als unterhaltsam. „Ich kann gar nicht alle Kosenamen wiedergeben, die er für sie parat hatte. Heißer Honigfächer war aber mit die Krönung!“ „Halt die Klappe, Kankurou!“, gekonnt hatte Temari ihn mit ihrem Fächer vom Ast katapultiert. Beschämt wandte sie sich von der Gruppe ab, um so ziemlich am Ende des Asts sich niederzulassen. Für den Rest des Abends wollte sie einfach nur noch alleine sein. „Heißer Honigfächer, huh?“, die Yamanaka grinste breit und warf Shikamaru einen Blick zu, der wiederum Temari nachsah. Erst einige Sekunden später bemerkte er ihren Unterton und schaute etwas verwirrt zu ihr. Das süffisante Grinsen auf ihrem Gesicht ließ ihn etwas dümmlich gucken: „Hm?“ „Ja ja...“, meinte sie wissend. Verwirrt zog er eine Augenbraue hoch: „Was?“ Lachend schüttelte sie den Kopf. In dem Moment kam auch Kankurou wieder zurück zu ihnen, trotz der Attacke seiner Schwester grinste er noch immer: „Diese Show werde ich niemals vergessen!“ Als der Morgen sich mit den ersten Sonnenstrahlen ankündigte, machten sich die fünf bereit für ihre Suchaktion. Während Kankurou sich die Müdigkeit mit ein paar Streckungen aus den Gliedern zu vertreiben suchte, gähnte Choji herzhaft und öffnete eine Packung Kekse, die er in die Runde hielt. Ino gönnte sich einen Keks, ebenso der Puppenspieler. Temari hingegen überblickte, wie schon am Abend zuvor, das Terrain. Shikamaru plante unterdessen bereits, wie sie am besten vorgingen. „Wir teilen uns wieder auf und suchen von West nach Ost. So können wir einen geringen Abstand zueinander halten und ins gegenseitig informieren, wenn einer fündig wird.“, erklärte er der Gruppe seinen Plan. „Na dann.“, gab Temari von sich und griff bereits nach ihrem Fächer, als der Nara noch etwas hinzufügte: „Wir wollen nicht auffallen.“ Grummelnd nahm die junge Frau die Hand von ihrer geliebten Waffe. Mit dem Fächer und ihrem Wind wäre sie doch wesentlich schneller bei der Suche gewesen: „Wie viele Tage willst du hier suchen?“ „Ich hab keine Lust darauf, das unnötige Aggressionsausbrüche die Mission gefährden.“ „Autsch.“, entfloh es Kankurou, der sich daraufhin abwandte, ihm war bewusst, das der Nara seine Schwester auf dem falschen Fuß erwischt hatte. „Unnötige Aggressionsausbrüche?!“, mit geballten Fäusten an den Seiten warf sie ihm einen giftigen Blick zu, „Sprich dich ruhig aus, Heulsuse!“ Er rollte mit den Augen: „Eben genau das. Ich bitte dich nur, auf deinen Fächer und sonstige Windaktivitäten zu verzichten. Wir kommen eher an die Quelle, wenn wir deren Nutzer aufspüren und denen folgen.“ „Tss.“, sie schluckte einen weiteren bissigen Kommentar runter und verschränkte die Arme. Wieso war diese Frau eigentlich immer so in Rage? „Dann lasst uns mal beginnen!“, unterbrach die Yamanaka die eisige Situation zwischen den beiden und sprang als Erstes hinunter. Kapitel 2: Hochmut ------------------ Es war so langweilig. Gefühlt sah jeder Baum und jeder Felshaufen gleich aus. Überall ergossen sich kleine und größere Quellen, aber keine schien irgendwie besonders zu sein. Die Sonne stand mittlerweile ganz oben, für Choji die Gelegenheit, alle zu einer Pause zu nötigen: „Mittagszeit!“ Er gab den anderen ein Zeichen, die der Einladung nur zu gerne folgten, sie benötigten dringend eine kleine Pause, um neue Konzentration zu sammeln. Sie setzen sich zusammen in den Schatten einer Buche, während Choji Instantramen aufgoss und verteilte. „Immer wieder erstaunlich, was du so alles dabei hast, Choji.“, meinte Ino beiläufig und rührte ihr Essen um. Das Essen war zwar nicht ihre erste Wahl, aber immerhin besser als gar nichts. „Ich will ja nicht verhungern!“, antwortete er und verspeiste ziemlich schnell seine Portion. Temari aß schweigend ihre Nudeln und sah sich währenddessen um. Nachdenklich betrachtete sie die Blätter des Baumes. Bis ihr etwas auffiel. Stumm stellte sie ihre Nudeln ab und griff nach ihrem Fächer. „Temari, was wird das?“, unterbrach sie der Nara in ihrem Tun. Mit hochgezogener Augenbraue sah sie ihn an: „Jetzt mach hier keine Szene, ich zerleg den Wald schon nicht.“ Ihre Antwort klang relativ entspannt. Sie faltete ihren Fächer nur wenig auf und holte leicht aus, wodurch eine Hand voll Blätter zu ihnen runter fielen. Eines fing die Blonde direkt auf, die restlichen Blätter landeten bei den anderen. „Seht ihr das?“ „Schaut aus wie Ruß...“, Kankurou fuhr mit dem Finger darüber. Shikamaru besah sich den Boden: „Aber hier ist kein Anzeichen für eine Feuerstelle...“ „Vielleicht haben sie so etwas wie einen Feuerkorb genutzt, damit man keine Spuren von ihnen findet?“, Ino drehte das Blatt am Stiel hin und her, „Ich meine, wäre ich ein Schmuggler von einem Rauschmittel, würde ich doch auch alles tun, damit man meine Quelle nicht findet.“ „Da hat sie recht. Es macht durchaus Sinn, das wir nirgends Spuren finden, die darauf hinweisen, das hier jemand kampiert, geschweige denn durchgelaufen ist.“, Kankurou leerte seine Portion, um anschließend aufzustehen und sich etwas genauer umzusehen. „Die Frage ist, wie schlau sind sie.“, Shikamaru umschloss das Blatt in seiner Hand, „Schlau genug, um keine Spuren zu hinterlassen oder schlau genug, um uns zu täuschen und zu verwirren?“ „Ich glaube nur ersteres.“, Temari ließ das Blatt aus ihrer Hand zu Boden segeln, „Wie intelligent können Dealer von Drogen schon sein?“ Der Nara blickte hoch zu der Baumkrone: „So wie die Blätter aussehen, waren sie nur einmal hier. Wenn sie so schlau sind und einen Feuerkorb benutzen, dann werden sie garantiert jede Stelle nur einmal für ein Feuer nutzen.“ „Und vermutlich immer einen anderen Weg zu ihrer Quelle gehen.“, fügte die Yamanaka hinzu. „Wenn das der Fall ist, sollten die angesenkten Blätter immer mehr werden, je näher wir ihrer Quelle kommen.“, schlussfolgerte Shikamaru und grinste zufrieden. Endlich hatten sie eine Spur. „Ich hab jetzt schon einen steifen Nacken, wenn ich daran denke, die ganze Zeit in die Baumkronen zu starren.“, beklagte sich Choji. „Wir sollten vorsichtig sein. Je näher wir der Quelle kommen, desto höher ist die Chance, auf jemanden zu treffen. Und wir wollen sie ja nicht verschrecken...“, Shikamaru stopfte seine leere Nudelpackung mit denen der anderen zusammen und reichte den Stapel weiter an Choji, der einen kleinen Müllbeutel geöffnet hatte. Mit neuer Motivation machten sie sich auf den Weg. Wieder teilten sie sich auf und begannen von Neuem mit ihrer Suche. Temari hatte schnell das Gefühl, auf der richtigen Fährte zu sein. Immer häufiger fand sie ein paar angerußte Blätter, zudem entdeckte sie an frisch gepriesenen Pflanzen kleine Knicke. Ob sie den zuletzt genutzten Weg gefunden hatte? Vorsichtiger schlich sie sich durch das Unterholz und achtete darauf, mit genügend Abstand zum vermeintlichen Weg zu laufen. Plötzlich meinte sie, Stimmen zu hören und legte sich leise auf die Lauer. Geduldig wartete sie. Einige Minuten später spürte sie plötzlich eine Hand auf ihrem Rücken. Überrascht drehte sie sich um. Hinter ihr, ebenfalls in der Hocke, waren Shikamaru und Ino. „Hast du etwas entdeckt?“, raunte ihr Shikamaru ins Ohr. Die Blonde bekam durch seine Nähe eine Gänsehaut, doch sie ließ sich nichts anmerken und nickte in die betreffende Richtung. Die anderen beiden legten sich jeweils links und rechts zu Temari mit ins Unterholz und hielten ebenfalls Ausschau. Schließlich löste sich aus dem Dickicht eine Person hervor, die in Grüntönen gekleidet fast mit ihrer Umgebung verschmolz. Immer wieder drehte sich die Person um, sie schien sich nicht sicher zu fühlen. Das Gesicht hatte sie mit einem Tuch bedeckt, lediglich für die Augen war ein schmaler Schlitz da. „Ino, möchtest du?“, wisperte der Nara leise. „Oh ja, ich denke, das können wir wagen. Das sieht nicht nach einem Shinobi aus.“, sie formte ihre Hände zu ihrem berühmten Jutsu und binnen einen Sekundenbruchteils war sie schon im Körper der unbekannten Person. Temari spürte, wie die andere Frau neben ihr zusammen sackte. Shikamaru beugte sich leicht über Temari, um den Kopf von Ino besser zu positionieren, damit sie gut Luft bekam. Schon wieder löste seine Nähe etwas in ihr aus. Die Yamanaka betrachtete ihr Umfeld genauestens, versuchte dabei aber die Person an sich zu imitieren, die sich zuvor ja auch schon mehrmals umgesehen hatte. Dann sah sie zwei weitere in grün gehüllte Menschen, die weiter hinten an einem kleinen unscheinbaren Weiher standen. Langsam ging sie auf diese zu, nebenbei tastete sie unauffällig unter ihrem Umhang die Person ab, ob diese Waffen bei sich trug. Sie fand lediglich einen Dolch, ansonsten konnte die junge Frau nichts finden. „Und, alles ruhig?“, fragte einer der Vermummten, als er sie bemerkte. Sie nickte: „Und bei euch?“ Die beiden wandten sich wieder dem Weiher zu. Nun erkannte Ino, das hinter dem Weiher ein größerer Felshaufen lag, der ziemlich weit nach hinten ragte, aber kaum hoch war. Aus ihm hervor quoll ziemlich viel Wasser und als sie die Wasseroberfläche betrachtete, bemerkte sie, dass es ziemlich tief sein musste. Das Wasser wirkte unnatürlich dunkelgrün und es kam der Blonden so vor, als würde es ganz leicht schimmern. „Wir haben zwei Krüge voll, einer fehlt noch.“, die beiden Personen knieten sich an den Rand des Gewässers und schöpften mit einer Kelle vorsichtig Wasser in einen großen Krug. Zwei mit Korken verschlossene Krüge standen bereits neben ihnen. Sofort fiel ihr auf, wie unglaublich achtsam die beiden mit dem Wasser umgingen, als wollten sie auf gar keinen Fall damit in Berührung kommen. Temari und Shikamaru warteten unterdessen, sehen konnten sie die Frau im fremden Körper nicht mehr, doch sie vernahmen Stimmen, auch wenn sie nicht verstehen konnten, was gesagt wurde. Unbeirrt griff der Nara nach einem Zweig, um diesen dann geräuschvoll durchzubrechen. „Hey, was soll das denn?“, fuhr die junge Frau ihn an. Seine dunklen Augen blickten in ihre grünen: „Sie braucht einen Grund, um zurückzukommen.“ „Und wenn einer der anderen lieber gucken möchte?“, sie hob eine Augenbraue und tastete bereits nach ihrem Fächer. „Beruhige dich. Ino ist nicht dumm, sie weiß, dass ich es war und wird es für sich nutzen.“ „Oh, sie weiß es...“, sie rollte kurz mit den Augen und blieb, wo sie war, dennoch blieb sie in Alarmbereitschaft. „Was war das?“, die wasserschöpfenden Gestalten sprangen fast hektisch auf, um sich umzusehen. Zu hektisch. Der eine kippte dem anderen fast etwas Wasser über die Hand. „Bist du irre?! Pass auf, wo du das Zeug hingießt!“ „Sei leise, bevor uns noch einer erwischt!“ Ino nutzte ihre Chance sofort: „Ich schau nach!“ Sie wartete erst gar nicht auf die Bestätigung von einen der anderen, sondern machte direkt auf dem Absatz kehrt und lief zurück durch das Dickicht. Als sie wieder an der gleichen Stelle war, wo sie die Person übernommen hatte, löste sie ihr Jutsu, wobei sie darauf achtete, den Fuß der Person in einer Wurzel zu verharken. Sie sollte denken, ungünstig gestolpert zu sein, so wollte die Yamanaka ihre Spuren verwischen. Als sie zurück in ihrem Körper erwachte, fixierte sie sofort die Person wenige Meter vor ihnen. Die fiel vorne über auf die Knie und schaute sich leicht verwirrt um, schien aber nichts bemerkt zu haben. Fast schon unbekümmert sah sie sich nochmal um, um anschließend wieder zurück zu den anderen zu gehen. „Und?“, wollte der Dunkelhaarige sofort wissen. „Dahinten ist definitiv die Quelle!“, begann die Yamanaka und erzählte ihnen auf die Schnelle, was sie gesehen hatte. „Sie scheinen Angst vor dem Wasser zu haben.“, beendete sie ihre kurze Ausführung. „Na ja, wir wissen ja auch noch immer nicht, was genau das Zeug anrichtet. Vielleicht ist es gefährlicher, als wir denken.“, Temari grübelte, „Die Frage ist, sind sie an sich gefährlich oder eher kleine Lichter?“ „Ich würde sie eher als kleine Nummern betrachten. Der Dolch des einen war jetzt nicht wirklich beeindruckend. Insgesamt fühlte sich der Körper auch nicht besonders trainiert an.“ Der Dunkelhaarige sah sich kurz hinter ihnen um: „Wo stecken eigentlich Choji und Kankurou?“ „Ich kann ihnen Bescheid geben.“, meinte Ino und konzentrierte sich bereits. „Ach komm, die drei kriegen wir auch so gefasst.“, Temari erhob sich und griff nach ihrem Fächer, ehe sie durch das Unterholz auf die Richtung der Quelle zulief. „Warte!“, Shikamaru folgte ihr gezwungen, „Kannst du nicht einen Moment warten?“ „Heulsuse, krieg dich ein. Das sind doch keine Gegner für uns, die würden wir beide einzeln alleine schaffen..“ „Man sollte seinen Gegner niemals unterschätzen.“, warf er ein, blieb aber an ihrer Seite und folgte ihr. Seine Teamkameradin blieb hochkonzentriert zurück, selbst wenn sie die beiden anderen informiert hätte, würde sie definitiv an Ort und Stelle bleiben, damit sie die beiden zur Quelle führen konnte. Das hieß also, wenn etwas passierte, war er mit Temari allein. „Komm schon, steh mal deinen Mann!“, stachelte die Blonde ihn weiter an und grinste. Er hob eine Augenbraue: „Ich muss hier keinem was beweisen.“ „Vielleicht mir?“, gab sie ihm keck zu denken. Mal wieder brachte sie ihn aus der Fassung. Wieso sollte er ihr etwas beweisen? Damit sie ihn nicht mehr Heulsuse nannte? Nur deswegen würde er sich bestimmt nicht bemühen, das war ihm viel zu anstrengend. „Da ist es.“, sie schärfte ihren Blick und erkannte die drei Personen, die in diesen Moment den dritten Krug mit einem Korken verschlossen, „Jetzt oder nie!“ „Temari, ich kann hier keine Schatten kontrollieren-“ „Egal, du wirst auch so jemanden dingfest machen können.“, sie sprang aus dem Dickicht hervor und holte mit ihrem Fächer aus. Entgeistert blickten die drei vermummten Gestalten auf, als sie das Rascheln hörten, doch da war es bereits zu spät. Mit einer Bewegung von Temaris Fächer kam eine unglaublich starke Windböe auf sie zu, die sie von den Füßen riss und mit sich zog. Die drei Krüge zerschellten weiter hinten an den Felsen, während die Vermummten erst gegen Bäume prallten und dann regungslos liegen blieben. „Sagte ich doch, simpel und einfach.“ Shikamaru schaute ihr genervt nach, als er ebenfalls aus dem Busch hervor trat: „Es hätte auch anders ausgehen können.“ „Ist es aber nicht.“, gab sie selbstbewusst zurück. Temari trat näher an den Weiher. Die Farbe war wirklich sonderbar und trotz der Gefahr, die von dem Wasser ausging, konnte sie nicht anders, als diese Farbe schön zu finden. Shikamaru lief unterdessen zu einem der Gestalten und zog das Tuch aus dem Gesicht der Person. Es handelte sich um einen Mann mittleren Alters, gesehen hatte er ihn bis jetzt noch nie. Er tastete den Mann kurz ab, fand aber nur eine kleine Tasche mit Kram, den man für unterwegs halt so brauchte. „Oh, haben wir den Spaß schon verpasst?“, Kankurou kam durch das Dickicht auf sie zu, gefolgt von Ino und Choji. Temari drehte sich zu ihnen um und wies mit einer Geste auf das Gewässer hinter sich: „Thema erledigt.“ Ino schenkte ihr einen angesäuerten Blick, sparte sich aber ihren Kommentar über Temaris stürmische Vorgehensweise. Shikamaru untersuchte inzwischen die anderen beiden, zwei junge Männer, schätzungsweise im gleichen Alter, wie er selbst. Auch sie trugen nicht viel bei sich, ein paar Lebensmittel, ein paar Klamotten, einer hatte einen Dolch, der andere ein stumpfes Taschenmesser. Es wirkte in der Tat ziemlich erbärmlich. Doch irgendwas passte für Shikamaru nicht ins Bild. „Und, was haben sie so dabei?“, Choji gesellte sich zu ihm. „Nichts, was sie als gefährlich auszeichnen würde. Typisches Zeug zum Reisen. Essen, ein paar Klamotten, Streichhölzer...“ Streichhölzer, schoss es ihm durch den Kopf. Gerade als er sich umdrehte, flog ein entscheidendes Detail aus einem Gebüsch in ihrer Nähe mit einem ordentlichen Tempo hervor, direkt auf Temari zu, welche noch am Rand des Weihers stand. Die junge Frau holte mit ihrem Fächer aus, um den schwarzen Gegenstand abzuwehren. Erst machte sich auch keiner Gedanken, dass sie es nicht schaffen würde. Sie war Temari, selbst wenn man sie überraschte, kam man nicht so einfach an sie heran. Doch als sich ihre Welt abrupt drehte, spürte sie, das etwas falsch lief. Sie rutschte auf einer kleinen Lache Wasser aus, wo sie mit einem Ausfallschritt mit dem Fuß gelandet war, auf dem ihr Gewicht lastete. Das Wasser fühlte sich nicht an wie Wasser, es war ölig, schmierig. Und es nahm ihr jeglichen Halt. Ehe Temari noch etwas Sinnvolles sagen konnte, entfloh ihr ein überraschter Ausruf, ihr Fächer glitt ihr aus den Händen und sie stürzte rücklings das grüne, schimmernde Wasser. „Temari!“, schrie ihr Bruder hinterher und stürzte an den Rand des Weihers, doch das Wasser ließ keinen Blick in seine Tiefen durch. Während Shikamaru ebenfalls zum Wasser hechtete, hatten Ino und Choji bereits den Angreifer aus dem Busch hervorgezerrt. „Verdammt wo ist sie?!“, panisch wollte Kankurou hinterher springen, doch Shikamaru hielt ihn zurück. „Lass gefälligst los, du Idiot!“ „Schau doch, da vorne!“, der Nara zeigte ein paar Meter entfernt auf den Rand, an dem ein paar Blasen aufkamen, „Sie kommt wieder hoch!“ Temari hatte das Gefühl, dass diese wunderschöne Farbe sie erdrückte, während sie nach unten gezogen wurde. Dennoch fühlte sie sich leicht, wie eine Feder. Von Fern hörte sie irgendein Klingen, wie ein kleines, feines Glöckchen. Das Schimmern des Wassers um sie wurde immer stärker, bis es sie regelrecht blendete. In diesen Moment löste sie sich aus ihrer Starre und begann zu schwimmen. Die Beste war sie darin wahrlich nicht, wie oft kamen ihre Brüder und sie schon zum Schwimmen? Zudem sah sie nicht, wohin sie schwamm, sie verließ sich auf ihre Sinne, die ihr vermittelten, das sie auf dem Weg nach oben war. Als sie endlich durch die Wasseroberfläche brach, musste sie stark husten. Auf den letzten Zentimetern war ihr die Luft ausgegangen, ein Schwall Wasser hatte sie definitiv geschluckt. Leicht panisch griff sie nach dem Rand und zog sich raus, sie spürte, dass das Wasser sie wieder nach unten zerren wollte. Röchelnd kroch sie aus dem öligen Nass und blieb kurz auf Armen und Knien hocken, um ihre Atmung zu beruhigen. „Temari!“, sie hörte ihren Bruder schreien und ehe sie sich überhaupt bewegte, standen er und Shikamaru vor ihr. „Stopp!“, schrie sie außer Atem und hielt eine Hand vor sich, „Fass mich nicht an!“ „Deinen Stolz kannst du jetzt mal links liegen lassen, ich will dir doch nur helfen!“ „Sie hat recht, sie ist voll mit dem Wasser!“, Shikamaru war es, der ihn erneut stoppte, „Die Typen wollten auf keinen Fall das Wasser berühren, es muss auch bei Hautkontakt eine Wirkung haben.“ Temari würgte unterdessen, wie konnte ihr das nur passieren?! Sie drehte sich zurück zum Weiher und entließ auf unappetitliche Weise mit einem Finger in ihrem Hals ihren Mageninhalt, in der Hoffnung, so viel wie möglich von diesem Zeug loszuwerden. Tatsächlich schmeckte sie nichts, es war eher ein weiches, schmeichelndes Gefühl im Hals. Shikamaru und Kankurou blickten gebannt auf sie und warteten auf eine weitere Reaktion ihrerseits. Die junge Frau wollte sich gerade erheben, als sich ein unglaubliches Prickeln über ihre gesamte Haut zog. Immer stärker wurde es, juckte und quälte sie. Ein wütendes Grummeln entfloh ihr, bis sie schließlich aufschrie: „Ich halt das nicht aus!“ Die Männer vor ihr verstanden nicht, was ihr so zu schaffen machte und standen etwas hilflos da. Wie von der Tarantel gestochen begann Temari, sich ihre Handschuhe auszuziehen, anschließend pfefferte sie ihre Sandalen und ihr Stirnband hinterher. „Temari?“, kam es kleinlaut von ihrem Bruder, der entgeistert eine Hand hob, als er sah, das sie im Begriff war, ihren Kimono zu öffnen. Ihre Augen huschten zu ihm und Shikamaru, leichte Röte lag auf ihren Wangen, als sie gequält aufkeuchte und sich von ihnen abwandte. Sie wollte sich doch jetzt nicht komplett vor ihnen entkleiden, schoss es dem Puppenspieler durch den Kopf, ebenso Shikamaru, den das ganze überforderte. Noch ehe irgendjemand reagieren konnte, stürzte sie durch die Büsche davon und schrie wutentbrannt auf: „Verdammt!“ „Ehm...“, kam es wenig hilfreich von ihrem Bruder. Der Nara atmete einmal tief durch. Das war mehr als unerwartet. Was sollten sie jetzt mit Temari machen, die wahrscheinlich alle ihre Klamotten von sich gerissen hatte? Ino und Choji stellten sich zu ihnen, die vier Schmuggler hatten sie vorerst an einem Baum gefesselt. „Ino... Hast du zufällig noch Wechselklamotten dabei?“, fragte Shikamaru, ohne den Blick von der Richtung abzuwenden, in der Temari verschwunden war. Da Temari ohne irgendeine Tasche unterwegs war, war er sich sicher, das sie garantiert nichts hatte und selbst wenn, wäre es ebenso vom Wasser betroffen. Die Blonde seufzte tief: „Na ja, was glaubst du denn, wie viel in diese kleine Hüfttasche reingeht?“ „Bitte sag mir, das du irgendwas dabei hast!“, bettelte Kankurou, wie es so gar nicht seine Art war. Peinlich berührt strich sie sich eine Strähne hinters Ohr: „Ich kann ihr lediglich einen Slip anbieten.“ Ein leises Zischen neben ihnen lenkte sie ab. „Oh, schaut mal... Ihre Sachen lösen sich auf!“, Choji zeigte auf die schwarzen Fetzen, die einst Handschuhe, Sandalen und Stirnband gewesen waren. „Wir müssen sie finden!“, der Puppenspieler wollte schon los, als Ino ihn stoppte. „Nein, ihr wartet hier. Ich glaube nicht, dass sie darauf erpicht ist, von einem von euch nackt gesehen zu werden.“ Sie blickte die Männer durchdringend an, ehe sie loslaufen wollte. „Ah, Shikamaru!“, die Yamanaka hielt ihm ihre Hand hin. Verwirrt schaute er sie an. „Ich weiß genau, dass du eine Shorts mit hast. Du hast ebenso immer etwas zum Ersatz mit.“ Es lag auf der Hand, warum sie sich an ihn wandte. Alles von Choji würde Temari so vom Körper rutschen und Kankurou hatte aufgrund mangels einer Tasche ebenfalls nichts weiteres mit. Wortlos drückte er ihr eine schwarze Shorts in die Hand, doch damit gab sie sich nicht zufrieden. „Und als nächstes dein Shirt.“ Mit einem genervten Gesichtsausdruck zog er seine Jacke aus, um sich dann sein Shirt über den Kopf zu ziehen. Wieso kam eigentlich nur er in Frage? Mit hochgezogener Augenbraue sah er zu Kankurou. „Sorry, ich hab nur dieses eine Oberteil...“ Seufzend zog sich Shikamaru seine Jacke wieder über und gab auch sein Shirt an Ino. „Na denn die Herren. Ich geh mal unsere Amazone suchen.“ Kapitel 3: Hitze ---------------- Ino hatte die andere junge Frau schnell gefunden. Vor einem größeren Teich lagen die Überreste ihres Kimonos, im Wasser dahinter schrubbte sich die Arme fast die Haut vom Körper. Ihre Haare fielen ihr offen auf die Schultern, scheinbar hatten sich auch ihre Zopfbänder aufgelöst. Seufzend schritt die Yamanaka näher zu ihr: „Temari?“ Leicht erschrocken drehte sich die andere zu ihr um. „Brennt es? Ich kann es vielleicht stoppen.“ Ohne ein Wort zu sagen, tauchte die andere unter, um noch einmal ihre Haare ordentlich zu bearbeiten. Als sie dann, peinlich berührt, zum Rand des Teiches schritt, seufzte sie niedergeschlagen: „Es geht mittlerweile.“ „Ich hab dir ein paar Sachen organisiert.“, sie hielt Shirt und Shorts hoch, „Und ich kann dir noch einen Slip geben. Mehr ist leider nicht drin.“ Temari starrte auf die Sachen in ihren Armen. Das Shirt erkannte sie sofort, prangte doch das Zeichen der Nara-Familie auf der Rückseite. Dementsprechend konnte die Shorts auch nur von Shikamaru sein. Noch beschämter fuhr sie sich mit der Hand über ihr Gesicht: „Schätze mal, die Schmach hab ich verdient.“ Ino schenkte ihr ein entschuldigendes Lächeln: „Mach dir nichts draus. Hauptsache, dir geht’s gut.“ Die Männer hatten unterdessen, wie beauftragt, eine Probe des Wassers genommen und den Weiher nach und nach mit den umliegenden Felsen begraben. Hierbei erwies sich vor allem Choji als ideale Hilfe, so war das Thema schnell erledigt. Als die beiden Frauen wieder zu ihnen zurück kamen, waren alle Blicke auf Temari gerichtet, die beschämt am Shirt von Shikamaru rumzupfte, um es irgendwie noch tiefer zu bekommen. Leider gab das Kleidungsstück dass aber nicht her. Die Shorts saß ihr zwar locker auf der Hüfte, ging aber nur bis zur Mitte ihrer Oberschenkel. Das Shirt passte ihr erstaunlich perfekt, was wohl vor allem an ihrer großen Oberweite lag. Um ihren Bauch legte es sich luftig locker, doch ihren Hintern konnte sie damit nicht bedecken. Es war ihr auf jeden Fall unangenehm, so freizügig vor den anderen dazustehen. Wobei Kankurou kannte sie so, weil sie solch ähnliche Sachen zum Schlafen trug. Choji schien das ganze nicht wirklich zu kümmern, er grinste ihr kurz entgegen, als wollte er ihr sagen, das er sich freue, das es ihr gut ginge. Aber Shikamaru... Sie war weder blind, noch dumm. Und Inos Grinsen zufolge nahm sie es ebenso wahr. Er stand da und starrte sie regungslos an, ohne etwas zu sagen. „Ich will sofort nach hause.“, war Temaris vorerst einzige Mitteilung. Kankurou reichte seiner Schwester ihren Fächer: „Das sollte kein Problem sein. Geht’s dir gut?“ Missmutig warf sie ihm einen Blick zu. „Schon gut, ich hab mir nur Sorgen gemacht...“ Shikamaru schüttelte kurz den Kopf, um wieder klarer zu denken. Wer hätte gedacht, dass Temari ihn nur mit ihrem Aussehen außer Fassung bringen konnte? „Bist du dir sicher, dass nichts deine Sinne trübt? Oder das Wasser sonst auf dich wirkt?“, fragte der Nara. Es kostete sie sehr viel Selbstbeherrschung, ihm in die Augen zu sehen. Nicht nur wegen ihrem Aufzug, sondern auch, weil sie selbst verschuldet in diese Situation geraten war, weil sie nicht auf ihn gehört hatte. „Ich merke zumindest nichts, außer das ich mir vorhin fast die Haut vom Körper hätte reißen können.“ Unauffällig ließ der andere seinen Blick über ihre Arme und Beine wandern. Ihre Haut war noch immer leicht gerötet, sie musste sie ordentlich bearbeitet haben. „Okay.“, war das einzige, was er sagte. Choji band die vier kleinen Lichter vom Baum, um diese dann vor sich herzuscheuchen. Beim Verlassen des Schauplatzes glitt Temaris Blick auf den schwarzen Gegenstand, der sie zu Fall gebracht hatte. Es war der Feuerkorb. Sie waren gerade ein paar Minuten gelaufen, da fühlte Temari eine Hitze in sich aufsteigen. Zuerst versuchte sie es zu verdrängen, aber irgendwie lullte sie ein Gefühl ein, sodass sie sich darauf einließ. Die Augen schließend, spürte sie immer mehr, wie die Wärme ihr Herz und vor allem ihr Unterleib in Beschlag nahm. Tief einatmend öffnete sie wieder ihre Augen. Sie fühlte sich wie in Trance, doch als sie sah, wo sie war, erschrak sie und blieb abrupt stehen. Was war mit ihrem Körper los? „Temari?“, der Puppenspieler, der neben ihr lief, blieb ebenfalls stehen und blickte in ihr erhitztes Gesicht. Fragend legte er den Kopf schief: „Geht’s dir nicht gut? Hast du Fieber?“ Ihre Hände wurden schwitzig, zudem merkte, wie sie begann zu zittern. Etwas in ihrem Inneren rührte sich. Sie kannte das Gefühl, doch das durfte jetzt nicht sein! Wieso übermannte es sie in diesen Augenblick so stark? Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen, sie hielt sich die Stirn und seufzte schwer. Shikamaru und Ino blieben ebenfalls stehen, um sich nach ihr zu erkundigen. Schnell waren sie bei ihr und Ino fühlte ihre Stirn: „Hm, Fieber ist das nicht... Sie hat zwar eine etwas höhere Körpertemperatur, aber das ist noch im Normalbereich.“ „Sie ist aber ganz rot!“, warf ihr Bruder ein. Temari hörte die anderen kaum noch, etwas anderes in ihrem Kopf verdrängte ihre Gedanken. „Temari, kannst du mich mal anschauen?“, fragte Ino, doch die andere reagierte nicht, „Anscheinend wirkt das Wasser doch irgendwie auf sie...“ Kankurou atmete durch: „Oh man, na dass kann was werden...“ „Wir wissen doch gar nicht, wie es bei ihr reagiert, also mal nicht gleich den Teufel an die Wand.“, Shikamaru wedelte kurz mit der Hand vor ihren Gesicht, welches sie zu Boden gerichtet hatte: „Temari, hörst du uns?“ „Du weißt schon, das wir hier von Temari reden, oder? Sie ist im Normalzustand schon ein Kaliber für sich.“, meinte ihr Bruder besorgt, „Was also erwartet uns jetzt?“ „Na ja, laut Kakashi Enthemmung und dann irgendwelche verrückten Hirngespinste.“ „Super, dann wird sie gleich den ganzen Wald zerlegen...“, vorsorglich nahm Kankurou ihr den Fächer ab, zum Glück leistete sie keinen Widerstand. Shikamaru seufzte genervt. Konnte sie sich nicht einfach zusammenreißen? Er wollte diese Mission schnellstens beenden, deren Verlauf ihm so gar nicht gefiel. „Shika...“, wisperte Temari leise vor sich hin. „Hm?“, fragend beugte sich der Nara etwas zu ihr vor. Hatte sie ihn mit Shika angesprochen? „Temari, geht’s wieder?“, wollte ihr Bruder wissen und beäugte sie neugierig. Ein leises Kichern entfuhr ihr, wie es so gar nicht ihre Art war. Ehe irgendjemand sich rühren konnte, hatte sie Shikamaru vor sich am Kragen gepackt und zu sich runter gezogen. Überrumpelt von ihrer Kraft, verlor dieser sein Gleichgewicht und fiel. Temari hatte sich flink in der Bewegung mit ihm gedreht, sodass er auf dem Rücken auf den Boden landete. Ohne zu zögern, setzte sie sich auf sein Becken, beugte sich direkt zu ihm runter und drückte ihm ihre Lippen auf. Völlige Entgeisterung unter den anderen, mindestens doppelt so groß war die von Shikamaru, der baff in ihre grünen Augen starrte. Grinsend und mit leicht vernebelten Blick löste sich die Frau von ihm. Keck und mit ihrer typischen Dominanz sagte sie: „Ab heute gehörst du mir.“ Shikamaru wusste gar nicht, was er als erstes fühlen sollte, so sehr überrollte ihn die Flut an Informationen aus seinem Körper. Zunächst war da die körperliche Komponente. Ihr Kuss war wie ein Feuer, ihre gezielten Berührungen brachten sein Blut gefährlich in Wallung. Und dann waren da ein Haufen Gefühle. Scharm, Lust, Faszination. Überfordert mit der Situation, starrte er sie an. Was zum Teufel tat sie da? Und wieso? Ihm stieg die Röte ins Gesicht, bis über die Ohren. Von einer Frau so niedergerissen und geküsst zu werden, war das eine. Aber das andere war, das sie auf irgendeinen Trip war und dass sie es direkt zu den Füßen ihres Bruders und seiner Freunde getan hatte. Den anderen stand die Fassungslosigkeit ebenso ins Gesicht geschrieben, lediglich die Gefangenen grölten. „Temari, was zur Hölle tust du da?!“, schrie ihr Bruder entsetzt und wollte sie vom Jüngeren zerren, doch sie schlug nur nach seinen Händen. „Lass mich, ich bleib bei Shika.“ Ino hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Die höchst aggressive Temari so klammernd an ihrem besten Freund zu sehen, war sehr grotesk. „Jetzt wehr dich doch, du Idiot! Siehst du denn nicht, dass sie nicht Herr ihrer Sinne ist?!“, brüllte der Puppenspieler den Mann unter seiner Schwester an. Shikamaru versuchte sich zu konzentrieren. Zunächst setzte er sich auf und stützte sich mit den Armen nach hinten ab, was er im nächsten Moment direkt bereute. Temari hatte die Gunst genutzt, die Arme um seinen Hals gelegt und sich an ihn gedrückt. Herrje, er spürte ihre weiche, warme Oberweite deutlich, das war nicht gut. Ihr Grinsen verhieß nichts Gutes, zumindest für diesen Moment nichts passend Gutes. Sie wollte ihn bereits erneut küssen, als er eine Hand auf ihren Mund legte: „Warte!“ Sie drehte den Kopf zur Seite, um von seiner Hand freizukommen: „Worauf sollte ich warten?“ „Du bist nicht ganz bei Sinnen!“, sprach er schnell, „Du wirst mich dafür umbringen, wenn du wieder bei Verstand bist!“ „Shikamaru...“, sie legte ihre Stirn an seine, um ihm tief in die Augen zu gucken. Noch immer wirkten ihre Augen leicht verschleiert. „Ich bin gerade vielleicht nicht ganz bei mir, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich dich will.“ Bei diesem Satz rutschte ihm das Herz in die Hose. „Temari, bitte beruhige dich! Komm steh auf, man kann doch über alles reden!“, Ino machte eine beschwichtigende Geste mit den Händen, diese Sache konnte böse aus dem Ruder laufen. „Lass mich in Ruhe, Ino. Und wenn ich ihn jetzt sofort will, dann werdet ihr mich bestimmt nicht aufhalten.“, immerhin ihrer aggressiven Art war sie treu geblieben. Mit leuchtend rotem Kopf kramte Ino in ihrer kleinen Tasche und holte eine Spritze und ein kleines Fläschchen hervor. Temari achtete nicht weiter auf die andere, sondern drückte Shikamaru zurück auf dem Boden, um ihrem tiefen Bedürfnis nachzukommen, welches so sehr in ihr brannte. Doch bevor sie ihn noch einmal küssen konnte, spürte sie einen Piecks an ihrer Schulter. „Tut mir leid, aber du wirst Shikamaru nicht hier auf dem Waldboden flachlegen.“, Ino hatte ihr eine höhere Dosis Schmerzmittel gegeben, wodurch sie leicht sediert wurde. Teilnahmslos sackte sie auf dem Dunkelhaarigen zusammen, der noch immer versuchte, die Situation zu erfassen und zu verarbeiten. „Das...“, zu mehr war Kankurou in dem Moment nicht fähig. Betreffendes Schweigen herrschte unter den jungen Shinobi, im Gegensatz zu ihren Gefangenen. „Na viel Spaß mit der Braut, so viel, wie sie vom Wasser abbekommen hat, wird es Monate dauern, bis sie von diesem Trip runter ist!“ Ein weiterer der Gefesselten sprach: „Man bedenke, die anderen kaufen kleine Phiolen mit maximal fünfzig Milliliter!“ Shikamaru setzte sich unterdessen wieder auf und hielt die bewusstlose Temari planlos im Arm. „Was bewirkt das Zeug?!“, wutentbrannt schnappte sich der Puppenspieler einen der Männer am Kragen, doch der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen: „Nun ja, man nennt die Quelle nicht ohne Grund Traumquelle. Ein jeder hat Träume, aber nicht jeder wagt es, seinen Traum zu verwirklichen. Das ist die Wirkung des Wassers, es nimmt Ängste und motiviert, macht euphorisch.“ „Meine Schwester hat bestimmt nicht von diesem Spinner dort geträumt!“ „Junge, glaubst du ernsthaft, eine Schwester erzählt ihrem Bruder von ihren Träumen mit Männern?“ Peinlich berührt schubste Kankurou den Mann zurück zu den anderen: „Das da ist nicht meine Schwester! Das ist eine verdammte Droge!“ Doch der andere ließ sich nicht beirren: „Red dir das ruhig ein. Oder sieht sie für dich aus wie eine Nonne?“ Kankurou wollte ihm gerade mit der Faust antworten, als Choji im eine beruhigende Hand auf die Schulter legte: „Der ist deine Aufmerksamkeit nicht wert.“ Leicht schnaubend wandte sich der Puppenspieler ab und drehte sich wieder zu seiner Schwester: „Ich trage sie!“ Kommentarlos ließ Shikamaru den anderen Temari von sich nehmen, der sie auf den Rücken nahm. „Was machen wir jetzt mit ihr?“, fragte die Yamanaka und reichte Shikamaru eine Hand zum Aufstehen, der noch immer verdutzt vor sich hinstarrte. „Was schon, ich werde so schnell wie möglich mit ihr zurück nach hause gehen!“, blaffte Kankurou sie an. Die Blonde seufzte: „Die Sedierung wird höchstens eine halbe Stunde reichen, je nachdem, wie schnell ihr Körper das Mittel abbaut, sogar noch weniger. Und ich bezweifle, dass sie in diesem Zustand freiwillig mit dir gehen wird.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Und was willst du mir damit sagen?“ „Es wäre vielleicht besser, wenn ihr uns mit nach Konoha begleitet. Unser Dorf ist näher, als Suna. Vielleicht können Tsunade oder Sakura ihr irgendwie helfen. Und Shikamaru ist ein perfekter Lockvogel, sie wird ihm überall hin folgen.“ Der Vorschlag gefiel Kankurou gar nicht: „Ich lass doch nicht zu, dass sie sich ihm nochmal an den Hals wirft! Wenn sowas in der Öffentlichkeit passiert, haben wir ein richtige Problem!“ „Genau deswegen wäre es wohl kontraproduktiv, wenn du sie mit nach Suna schleppst. Sie wird dir die Hölle heiß machen und einen riesigen Aufstand veranstalten! Außerdem, schau sie dir doch mal an! Sie ist halbnackt und trägt ein Shirt mit dem Nara-Wappen!“, Ino zeigte auf die schlummernde Temari, „Was glaubst du, werden die Leute denken, wenn sie sie so sehen?“ Schwer seufzend gab er sich geschlagen: „Aber in Konoha werden sie sie auch so sehen!“ „Nein, dafür können wir sorgen. Wenn wir ankommen, wirst du mit ihr vor dem Dorf warten, ich hole Kleidung für sie. Und dann bringen wir sie direkt ins Krankenhaus.“ „Die Mühe könnt ihr euch sparen, es gibt kein Gegenmittel.“, feixte einer der Schmuggler. Bevor Kankurou sich wieder zu sehr aufregte, zog Choji die Männer weiter und setzte den Heimweg fort. Mit den Nerven am Ende, sprach der Puppenspieler seine größte Sorge aus: „Was, wenn er recht hat?“ Ino klopfte Shikamaru auf die Schulter, damit dieser aus seiner Starre kam: „Dann hat Shikamaru demnächst einen straffen Tagesplan!“ Bitter warf der eine Mann dem anderen einen Blick zu, der endlich wieder seine Fassung gewann: „Jetzt schau mich nicht so an, als wenn ich Schuld wäre!“ „Wehe, du nutzt ihren derzeitigen Zustand aus!“ Ein leises Murren lenkte die Aufmerksamkeit zurück auf die Schlafende. „Wir sollten sofort los! Wir können Choji sonst auch überholen, die Schmuggler kommen nicht so schnell voran, wie wir alleine!“, schlug Ino vor und setzte sich schon in Bewegung. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren, folgten ihr die zwei Männer. Kapitel 4: Eine neue Mission ---------------------------- Choji hatte nichts dagegen einzuwenden, dass sie schon einmal vorausgingen. Wie auf glühenden Kohlen fühlte sich Kankurou, er spürte, wie seine Schwester sich immer mehr regte. Leise wisperte sie vor sich hin und die Fetzen, die er verstand, wollte er eigentlich lieber nicht hören. Sie waren bereits gute zwanzig Minuten unterwegs, da öffnete Temari ihre Augen und sah sich etwas verwirrt um. Sie fühlte sich wie in einem Traum, alles war irgendwie so weich, dumpf. Sie nahm kaum den Luftzug auf der Haut war, geschweige denn irgendwelche Geräusche ihrer Umgebung. „Kankurou?“ „Oi, Temari. Alles okay?“, fragte er vorsichtig und hoffte auf einen halbwegs normalen Zustand bei ihr. Sie blickte sich um und machte Shikamaru knapp vor ihrem Bruder aus: „Ja klar.“ Ohne noch etwas zu sagen, drückte sie sich von ihrem Bruder, der sie nicht mehr halten konnte und steuerte direkt auf den Nara zu. „Shikamaru, Vorsicht!“, schrie der Puppenspieler direkt los, um ihn vor seiner Schwester zu warnen. Im Sprung drehte sich der andere um, doch da hatte sie schon die Arme um seinen Hals geschlungen und stürzte mit ihm vom nächsten Ast in die Tiefe. Temari war einfach ihrem inneren Impuls gefolgt und hatte direkt die Nähe des jungen Mannes gesucht. „Temari!“, entwich es dem Dunkelhaarigen überrumpelt, Halt suchend krallte er sich an einen Ast, die Blonde noch immer eng an ihn. „Ja, hier bei dir.“, kam es locker von ihr, während sie begann, an seinem Hals zu knabbern. Sie genoss es, jede Intimität mit ihm bereitete ihr Schmetterlinge im Bauch. Röte stieg ihm wieder ins Gesicht. „Temari, bitte lass das.“, gab er ruhig von sich und sprang mit ihr auf den nächst größeren Ast, „Das ist weder der passende Ort, noch der richtige Zeitpunkt.“ Ino und Kankurou landeten neben den beiden. „Komm schon, Shika, lass uns etwas Spaß haben...“, flüsterte die Blonde und kam seinem Gesicht mit ihrem gefährlich nahe. Ihr waren die anderen egal, Temari nahm sie eh kaum wahr. Der Nara atmete kurz durch, ehe er die Ältere an der Hüfte leicht von sich drückte: „Nein, wir müssen zurück nach Konoha.“ „Konoha rennt nicht weg.“, entgegnete die Blonde und versuchte sich wieder enger an den jungen Mann zu drücken. „Meine Güte, jetzt weis sie in ihre Schranken und lass uns weiter!“, meckerte Ino. Seine Kameradin hatte recht. Wenn er das hier mit Temari irgendwie schaffen wollte, dann musste er ihr Grenzen aufweisen, denn von alleine würde sie garantiert nicht mitspielen. Mit einer rüden Dominanz, wie es eigentlich nicht seine Art war, drückte er sie vollends von sich: „Du wirst die Finger von mir lassen, wir müssen jetzt weiter und du wirst mitkommen, ohne irgendein Theater zu veranstalten!“ Mit einem genervten Blick packte er ihre Hand und zog sie mit sich. Überrascht schauten die anderen beiden ihnen nach. „Wow, ich wusste gar nicht, dass er auch so drauf sein kann...“, kam es verblüfft von Ino. Kankurou selbst war wortkarg, diese ganze Sache überforderte ihn eh. Schnell holten sie die beiden ein, Shikamaru hatte das Tempo deutlich angezogen. Temari jedoch hatte er nicht losgelassen, er wollte sie unter Kontrolle behalten. Anstandslos sprang sie neben ihm von Ast zu Ast, für den Moment hatte der Nara sie sehr gut im Griff. Temari fühlte sich noch immer wie in Watte gepackt, alles war so gedämpft und dennoch, die rabiate Art des Naras hatte sie so angesprochen, ihr so imponiert. Sie konnte nicht anders, als von ihm fasziniert, seinem Wort zu folgen. Wie bereits auf der Hinreise, ging bei Ankunft gerade die Sonne unter. Im Schutz der Bäume machten sie kurz vor dem Dorf Halt. „Ich hole schnell Klamotten für dich, Temari.“, erklärte Ino, bevor sie auch schon weiterlief. Schweigend blieben die anderen zurück. „Wieso können wir nicht einfach ins Dorf gehen?“, kam es perplex von der Blonden, sie konnte nicht nachvollziehen, wieso sie Klamotten benötigte, schließlich hatte sie doch etwas an. Der Puppenspieler machte eine zeigende Geste auf sie: „Hast du dich mal angeschaut? Du bist halbnackt! Zudem trägst du ein Shirt mit Nara-Wappen!“ Sie zog eine Augenbraue hoch: „Na und?“ „Wie sieht dass denn aus?!“, gab ihr Bruder genervt zurück. „Als gehöre ich zu Shikamaru.“ „Genau das!“ „Ist aber kein Problem für mich, ich will ihn schließlich.“ Kankurou schlug die Hände über den Kopf zusammen: „Oh Gott, das macht mich noch verrückt!“ Der Nara seufzte. Die nächste Zeit wurde garantiert extrem anstrengend. Temaris Verhalten sorgte für ordentliche Turbulenzen in seinem Kopf und Bauch. „Oder brauchst du dein Shirt, Shika?“, mit ihrer freien Hand griff sie nach dem Saumen des Shirts und legte bereits ihren flachen Bauch frei. „Halt stopp!“, sofort zog Shikamaru ihr das Shirt wieder runter, „Du lässt das gefälligst an, bis du andere Klamotten hast!“ „Okay.“, kam es akzeptierend von ihr. Kankurou staunte schon etwas, dass seine Schwester aufs Wort dem Nara folgte. Lag es an ihrem Zustand? Einige Minuten später war Ino mit einem Arm voll Kleidung zurück: „Ich hoffe, dir passen die Sandalen...“ Shikamaru wollte seine Hand von ihr lösen, doch Temari ließ nicht los: „Wo willst du hin?“ „Du brauchst mich nicht zum Umziehen.“, mit der anderen Hand befreite er sich aus ihrem Griff, „Kankurou und ich warten auf dem Weg auf euch.“ Der Puppenspieler hatte sich bereits auf den Weg durch die Büsche gemacht und der Nara wollte ihm gerade folgen, als Temari das Shirt hoch zog. „Temari!“, Ino stoppte sie in ihrer Bewegung, zeitgleich wandte sich Shikamaru mit hochrotem Kopf ab. Er hatte nicht alles gesehen. Aber er hatte genug gesehen. Wenig später traten die beiden Frauen zu ihnen auf den Weg. Temari trug einen schwarzen Kimono mit violettem Obi, dazu hatte Ino ihr noch ein paar Zopfbänder mitgebracht, so dass sie wieder ihre altbekannte Frisur trug. Die Sandalen passten, sodass kaum auffiel, dass ihr Outfit nicht ihr eigenes war. Ohne zu zögern, klammerte sich die Frau direkt wieder an Shikamaru. Ihn so nah zu spüren, tat der Blonden einfach unglaublich gut. Für den jungen Mann hingegen war es, als wenn er dauerhaft eine Bombe an sich kleben hatte, die bei der kleinsten, falschen Bewegung seinen Untergang bedeuten könnte. „Ab zum Krankenhaus.“, kommandierte die Yamanaka die Gruppe ab, bevor der Temari etwas anderes in den Sinn kam. Shikamaru fühlte sich alles andere als wohl, während sie die wenigen Straßen zum Krankenhaus liefen und die temperamentvolle Frau an ihm hing. Zum Glück begegneten sie nur wenigen Leuten, dennoch waren sie beide ja keine Unbekannten. Im Krankenhaus selbst begrüßte sie eine verdutzte Sakura. „Hey, was führt euch zu mir...?“, fragend musterte sie Shikamaru und Temari. Ino wies auf die beiden: „Wir haben da ein dezentes Problem mit Temari.“ „Ich hab kein Problem.“, kam es provokativ von ihr, während sie sich noch enger an den Dunkelhaarigen schmiegte. Die Frau konnte diesen Trubel einfach nicht nachvollziehen, sie wollte doch einfach nur bei Shikamaru bleiben, konnten die anderen sie nicht einfach in Ruhe lassen? Kankurou hielt sich beschämt eine Hand über die Augen. Die Rosahaarige legte den Kopf schief: „Was ist passiert?“ „Wir brauchen erst einmal ein freies Zimmer.“, meinte Ino. „Oh, na klar.“, Sakura ging voraus und die anderen folgten ihr, wobei Temari dies nur tat, weil Shikamaru mitging. „Wir sind momentan etwas überbelegt, wegen der Patienten mit dem Wasser.“, erklärte die Haruno und öffnete eine Tür zu einem Untersuchungsraum, „Krankenzimmer haben wir keine mehr frei...“ „Der Raum reicht auch.“, Shikamaru zog Temari mit sich hinein und versuchte sich dann von ihr zu lösen. „Was soll das, Shika?!“, keifte sie ihn nun doch wieder an. Sie verstand nicht, wieso er ihr seine Nähe entziehen wollte, sie genoss sie doch so sehr! Die anderen folgten der klagenden Frau, Ino schloss die Tür hinter ihnen. „Lass dich von Sakura durchchecken, okay?“, noch immer drückte der Nara sie von sich, doch sie ließ sich nicht beirren. Die Rosahaarige betrachtete das Schauspiel verwirrt. „Temari ist in die Quelle mit diesem seltsamen Wasser gestürzt...“, erklärte Ino endlich und seufzte schwer. „Oh!“ „Seitdem klebt sie an Shikamaru und will... ehm... naja...“, die Yamanaka kratzte sich verlegen am Hinterkopf. In Sakuras Kopf ratterte es. „Jetzt stell dich nicht so an!“, Temari schubste den Nara gegen die Untersuchungsliege, „Oder hast du Angst?“ Sie legte ihre Hände an seine Wangen, nur noch wenige Zentimeter trennten ihre Lippen, als ein Klemmbrett zwischen ihnen auftauchte. „Also, ich verstehe definitiv euer Problem.“, Sakura hielt das Klemmbrett zwischen den beiden aufrecht, „Nur leider muss ich euch enttäuschen, es gibt kein Gegenmittel.“ Etwas blass starrte Kankurou sie an: „Gibt es keine Möglichkeit?!“ Die Rosahaarige schüttelte den Kopf: „Da bleibt nur aussitzen.“ „Wie sollen wir das aussitzen?!“, der Puppenspieler wusste nicht, wo ihm der Kopf stand, „So kann ich sie nicht mit nach Suna nehmen!“ „Sie würde dir auch garantiert nicht folgen.“, Sakura schaute Temari in die Augen, die sie finster beäugten. Es gefiel der Blonden überhaupt nicht, dass sich die Jüngere zwischen ihr und Shikamaru drängte. Dementsprechend schlug sie ihr das Klemmbrett aus der Hand: „Ich hab genug, du störst!“ Sie krallte sich den Nara am Kragen und zog ihn zu einem Kuss zu sich. Seine Lippen jagten ihr einen Schauer durch den Körper, es war verrückt, sie konnte nicht genug von ihm bekommen. Mit entgleisenden Gesichtszügen starrte Sakura die beiden an. „Temari, hör auf!“, Shikamaru gab sich alle Mühe, doch sie ließ sich keinen Milliliter wegdrücken. „Kannst du sie nicht wieder betäuben?!“, brüllte Kankurou verzweifelt. Die Ehre seiner Schwester zog winkend an ihm vorbei. Ino schüttelte den Kopf: „Wir können sie nicht wochenlang mit Medikamenten vollpumpen, nur damit sie nichts anstellt!“ Auch Sakura verneinte die Idee: „Das würde auf Dauer ihre Organe schädigen!“ „Und was machen wir nun mit ihr?“, kam es gequält von Shikamaru, der sich noch immer von der Blonden zu befreien suchte. Sein Gehirn schob Überstunden, während er versuchte, mit den anderen an der Lösung des Problems zu arbeiten, verarbeitete sein Kopf auch die Unmengen an Empfindungen, die Temari in ihm auslöste. „Also ich würde dir empfehlen, sie mit zu dir zu nehmen.“, die Haruno legte das Klemmbrett zur Seite. „Auf keinen Fall!“, protestierte Kankurou. „Sehr gerne!“, kam es grinsend von Temari. „Wir können sie nicht von Shikamaru trennen.“, Sakura verschränkte die Arme, „Sie wird nicht mit dir zurück nach Suna gehen und einsperren geht auch nicht, sie würde das gesamte Gebäude zerlegen.“ „Ich versteh euer Theater sowieso nicht, könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe lassen?“, beschwerte sich die Blonde und klammerte sich eng an den Nara, „Ihr stört, verschwindet doch einfach!“ „Ich kann sie doch nicht mit zu mir nach hause nehmen!“, Shikamaru platzte der Kragen. Grob packte er die junge Frau, hob sie hoch und legte sie etwas unsanft auf die Liege ab. Anschließend griff er ihre Hände, die er dann mit einer Hand über ihrem Kopf festhielt. Ihre körperliche Nähe machte ihn ganz verrückt, er fühlte sich gehetzt, aufgeputscht. „Shika, lass uns endlich zu dir gehen!“, trällerte Temari unbekümmert. Sakura strich sich eine Strähne hinters Ohr: „Hm, wäre in der Tat ungünstig mit deinen Eltern unterm Dach.“ „Wir könnten Kakashi fragen, ob er irgendwo eine Wohnung frei hat.“, schlug Ino vor. Der Puppenspieler klinkte sich kurzerhand ein: „Nicht nötig, wir haben hier eine Wohnung, die Temari immer nutzt, wenn sie hier zu tun hat.“ „Stimmt!“, Sakura klatschte mit einer Faust in die andere Hand, „Das ist perfekt! Da stört ihr niemanden und habt eure Ruhe!“ Shikamaru hob ungläubig die Augenbraue hoch: „Ruhe für was? Soll ich mich rund um die Uhr für sie zum Fraß vorwerfen?“ „Kankurou ist doch noch da, der wird dir bestimmt helfen!“, grinsend klopfte die Haruno dem Angesprochenen auf die Schulter, „Er wird bestimmt gut auf den Ruf seiner Schwester achten!“ „Garantiert.“, kam es todernst von diesem. „Leute, mein Bruder kommt bestimmt nicht mit. Den könnt ihr gerne hierbehalten, ich will gefälligst mit Shika meine Ruhe haben!“ „Temari, merkst du denn nicht, was du tust?!“, nun wandte sich der Puppenspieler direkt an die Blonde. Doch statt ihn ernstzunehmen, winkte sie mit einer Handbewegung ab: „Geh mir nicht auf die Nerven!“ Kankurou war schon etwas getroffen von ihrer egoistischen Art. Die Rosahaarige legte ihm eine Hand auf die Schulter und sprach mit gedämpfter Stimme zu ihm: „Du musst bedenken, für sie fühlt es sich gerade an, als würde sie träumen. Sie weiß nicht, dass das alles real ist. Daher sind ihr andere Menschen auch egal, es kümmert sie nicht. Es gibt nur sie und ihre Bedürfnisse.“ Der Mann gab sich geschlagen: „Wie soll das nur gut enden...“ Nachdem die kleine Gruppe das Krankenhaus im Schutz der Dunkelheit verlassen hatten, machten sie sich auf dem Weg zum Hokage. Temari war sehr ungehalten darüber, immer wieder blieb sie stehen, um sich Shikamaru um den Hals zu werfen, der sie stoisch zurück auf die eigenen Füße und zum weitergehen drängte. Ihren Fächer hatten sie im Krankenhaus gelassen, zum Glück war es ihr in diesem Moment nicht aufgefallen. Die anderen hielten es für besser, wenn Sakura ihre Waffe solange verwahrte, bis sie wieder bei klarem Verstand war. Nun, wo die Blonde immer ungehaltener wurde, passierte das, was die anderen befürchtet hatten. „Man es reicht mir, ihr nervt!“, gereizt schlug Temari die Hand von Shikamaru zur Seite und holte direkt aus, um Ino von sich zu schubsen, die einschreiten wollte. Ein Griff auf ihren Rücken verriet ihr, das ihr treuer Begleiter nicht da war. Misstrauisch beäugte sie die anderen: „Wo ist mein Fächer?“ Es verwirrte sie, dass er einfach so verschwunden war, sie konnte sich nicht dran erinnern, seit wann er nicht mehr auf ihrem Rücken saß. „Temari, wir müssen zum Hokage, danach können wir ja in der Wohnung gucken, ob er da ist, okay?“, schlug ihr Bruder beschwichtigend vor. Doch das interessierte die Frau nicht. „Der Hokage ist mir egal! Ihr nervt, verschwindet einfach, haut gefälligst ab!“, schrie sie erzürnt und ballte die Fäuste. „Temari, beruhige dich bitte...“, Shikamaru stellte sich ihr in den Weg und legte seine Hände auf ihre Schultern. Gezwungenermaßen blickte sie zu ihm auf. In ihren Augen lag etwas undefinierbares: „Warum sollte ich?“ Der Nara atmete durch. Das hier war wirklich nicht einfach und er hasste das ganze Drama schon jetzt. Mit Temari zu diskutieren, war im Normalfall schon so, als würde man ein Minenfeld überqueren wollen. Die Augen schließend, drehte er sich von ihr weg: „Ich geh jedenfalls zum Hokage. Entweder kommst du mit oder bleibst hier auf der Straße stehen.“ Etwas überrascht schaute sie ihm nach, ehe sie ihn einholte und sich grob an seinem Arm klammerte: „Ich bleibe bei dir, mir doch egal, wo du hingehst.“ Der ruhige Moment hielt nicht allzu lange an. Temari war genervt, sie konnte nicht nachvollziehen, wieso sie ständig von Shikamaru aufs Warten vertröstet wurde. Kaum hatten sie das Büro von Kakashi betreten, zeterte die Blonde erneut los. „Shika, jetzt lass uns endlich gehen, was kümmern uns die anderen!“ Mit schief gelegtem Kopf betrachtete der Hokage das Bild, welches sich ihm bot. Er erkannte sofort, dass mit der Schwester des Kazekagen irgendwas nicht stimmte. „Lasst mich raten... Sie hat das Wasser getrunken?“, war die Vermutung des Grauhaarigen. „Getrunken?!“, platzte es aus Kankurou heraus, „Sie ist in den Tümpel gefallen! Freiwillig hätte sie diesen Mist doch niemals zu sich genommen!“ Kakashi faltete die Hände zusammen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: „Nun ja, sie scheint jedenfalls ihren Spaß zu haben...“ Shikamaru warf ihm einen Blick zu, als wolle er fragen, ob dieser Scherz sein ernst war. „Tja, mittlerweile wissen wir Dank Sakuras Befragungen auch, woher das seltsame Verhalten der Leute kommt.“, der Hokage lehnte sich wieder zurück, „Wobei seltsam wohl eine Frage der Definition ihrer Träume ist.“ „Die Schmuggler, die wir geschnappt haben, erwähnten das gleiche...“, Ino betrachtete den Puppenspieler von der Seite, sie befürchtete, dass er sich wieder aufregen könnte. „Die Angelegenheit ist in diesem Falle wohl etwas... delikat.“, während Kakashi seinen Satz beendete, stellte Temari sich vor den Nara und schmiegte sich an diesen, wobei sie ihm Nichtigkeiten zusäuselte. Den Dunkelhaarigen kostete es einiges an Beherrschung, starr gerade aus zu seinem Vorgesetzten zu sehen. „Shikamaru, du erhältst eine neue Mission.“ Mit hochgezogener Augenbraue starrte der Nara zum Hokage. „Du wirst solange an Temaris Seite bleiben, bis sie den Rausch durchgestanden hat. Achte auf Diskretion, es geht hier bei auch um den Ruf des Kazekagen.“, Kakashi schrieb derweilen ein paar Zeilen auf eine kleine Schriftrolle, die er Gaara zukommen lassen wollte. „Wo soll ich das ihrer Meinung nach gewährleisten?“, harkte der Dunkelhaarige nach. Der andere grinste: „Ihr habt einen Wald, da kommt selten jemand vorbei. Ein Haus kann ich euch stellen, dass ist das geringste Problem.“ Natürlich. Für ihn war es ja auch kein Problem, mal eben aus einer Schriftrolle ein Haus hervorzuziehen. „Alles, was ihr benötigt, können euch Ino und Choji bringen. Temaris Zustand muss geheim bleiben.“, nun wandte sich Kakashi an Kankurou, „Im Interesse ihrer Familie.“ Der Puppenspieler nickte leicht, doch war er sich noch nicht so sicher, ob der Wald des Naras wirklich die ideale Lösung dafür war. Kapitel 5: Arrangieren ---------------------- Es war erstaunlich, wie wenig Temari selbst von dem Gespräch mitbekommen hatte. Es schien wirklich so, als würde sie träumen. Ganz in ihrer Welt versunken, meckerte sie zwar immer wieder mal zwischendurch, warum Shikamaru ihr keine körperliche Aufmerksamkeit schenkte, doch sie schien nicht zu begreifen, wohin der Weg sie führte. Im Schutze der Dunkelheit hatten sie einige Sachen aus Temaris Wohnung geholt und waren anschließend direkt zum Wald der Familie Nara gegangen. Kakashi hatte ihnen per Schriftrolle ein kleines Häuschen mitgegeben, zu allem Überfluss wünschte er Shikamaru zum Abschied noch viel Vergnügen. Vergnügen, dachte der Nara angestrengt, das würde alles mögliche, nur bestimmt kein Vergnügen! „Shika, ich bin müde, ich will schlafen...“, kam es urplötzlich von seiner Seite. Noch immer klebte die Blonde förmlich an ihm, doch nun wirkte sie ziemlich erschöpft. „Du kannst gleich schlafen.“, kam es monoton vom Dunkelhaarigen. Sich umsehend entschloss er, dass sie weit genug in den Wald hinein gelaufen waren und zog die Schriftrolle des Hokagen hervor. Ein paar Handzeichen später stand mitten auf der kleinen Lichtung ein kleines Häuschen, das eher an ein Teehäuschen erinnerte. Zusammen mit Ino und Kankurou betrat Shikamaru mit der Blonden am Arm das Haus. Auch von innen war es recht klein. Es hatte nicht viel mehr, als ein winziges Bad und eben den Hauptraum mit einer kleinen Kochnische. Die Begeisterung des jungen Mannes hielt sich in Grenzen. „Darf ich jetzt endlich schlafen...?“, kam es nochmals müde von Temari. Kommentarlos rollte Kankurou ihren Futon aus, auf den sie direkt zusteuerte, natürlich Shikamaru hinter sich her ziehend. Achtlos trat sie die Sandalen von ihren Füßen und wollte den jungen Mann mit sich hinunter zerren, als dieser eisern stehen blieb: „Ich bin nicht müde. Leg dich alleine hin.“ Nun wurde sie ungnädig: „Du willst nur abhauen!“ „Nein, will ich nicht. Leg dich doch einfach hin, ich lauf schon nicht weg.“ „Gib mir deine Hand!“, befahl die Blonde unerbittlich und streckte ihm die eigene entgegen. Grummelnd nahm er ihre: „Schlaf jetzt!“ Und so saß er da. Mit dem Rücken zu der Blonden, die sich zufrieden in ihren Futon kuschelte und die Hand des Naras eng an ihr Gesicht gedrückt fest umschlossen hielt. Wie sollte er diese Mission nur überstehen... „Ich bringe dir noch ein paar Sachen und erkläre deinen Eltern, dass du eine Mission zum Personenschutz hier im Wald ausführst.“, Ino schenkte ihm ein tröstendes Lächeln und machte sich wieder auf den Weg. Kankurou stand resignierend neben dem Futon seiner Schwester und musterte den anderen Mann genau, ehe er das Wort ergriff: „Keine Ahnung, was da in ihrem Kopf herumspukt. Aber ich garantiere dir, wenn du ihre Ehre in den Dreck ziehst, scheint für dich keine Sonne mehr.“ „Kankurou, es wird ihr nichts passieren.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Ich bin mir nicht sicher, ob du dass garantieren kannst.“ Shikamaru sah zum anderen auf: „Die entscheidende Frage ist, glaubst du, dass ich wegen mir keine Garantie geben kann oder wegen dem Verhalten deiner Schwester?“ Für einige Momente schwiegen beide. Kankurou legte sich kurz eine Hand über die Augen. Der Nara hatte nicht unrecht, er machte sich auch wegen Temari Sorgen, in ihrem Zustand war sie unberechenbar. „Ich geb schon auf sie Acht.“, murmelte der Sitzende und gähnte. Er war unglaublich müde und würde gerne auch schlafen, solange Temari keine Gefahr für ihn war. Zu seinem Glück kam die Yamanaka sehr zügig zurück, zusammen mit Choji, der einige seiner Sachen trug. Wie war er seinen Freunden dankbar, als er sich auf seinen Futon niederlassen und endlich die Augen schließen konnte! Seine Hand konnte er allerdings nicht von der temperamentvollen Frau lösen, so lag er mit dem größtmöglichen Abstand zu ihr. Jedoch hatte es auch den Vorteil, das er merkte, wenn sie sich rührte. Das hoffte der junge Mann zumindest. Ino und Choji hatten den Puppenspieler zurück zu Temaris Wohnung begleitet, wo er die Nacht verbringen wollte. Es fiel ihm aber schwer, die Verantwortung für seine Schwester Shikamaru zu überlassen. Temari fühlte sich seltsam. Alles war irgendwie weich und flauschig. Allein, das sie den Begriff flauschig dafür benutzte, machte sie stutzig. Langsam setzte sie sich auf und sah sich um. Sie spürte ein starkes Bedürfnis nach Nähe. Ihr Blick fiel auf Shikamaru, der schlafend neben ihr lag und dessen Hand halb auf ihrem Futon lag. Sofort kribbelte es in ihrem Körper. Sie wollte zu ihm, so nahe wie möglich bei ihm sein und noch vieles mehr... Ohne weiter nachzudenken, stand sie auf und legte sich zu dem jungen Mann, der gleichmäßig atmete. Die Blonde wollte sich gerade anschmiegen, als ein Räuspern sie aufschauen ließ. „Was wird das?“, fragte Shikamaru, ohne die Augen zu öffnen. Die Frau nahm es gelassen und schmiegte sich erst recht intensiv an ihn: „Komm schon, dass muss ich dir doch nicht erklären.“ Er öffnete die Augen und erblickte ihr keckes Grinsen. Wortlos stand der Nara auf und ließ die Frau auf seinem Futon zurück: „Du hast nichts auf meinem Futon zu suchen.“ Er streckte sich kurz und schob eine der Türen zur Veranda auf. Die Sonne ging bereits auf und ein paar kleine Wolken zogen über ihnen vorbei. Wie gerne würde er sich jetzt einfach auf die Veranda legen und ihnen zusehen. „Shika!“, Temari klammerte sich von hinten an ihm, „Komm wieder zu mir!“ Ein tiefes Seufzen entglitt dem Dunkelhaarigen, während er ihre Umarmung löste und sich zu ihr drehte: „Willst du frühstücken?“ Beleidigt zog sie eine Schippe: „Ich will dich verspeisen, sonst nichts.“ „Gut, ich mach mir was zu essen.“, unbeirrt trat er zu der kleinen Kochnische und schaute in die größere Tüte, die Choji gestern noch mitgebracht hatte. Eine bunte Mischung erwartete ihn und so entschloss er sich, erst einmal etwas Reis aufzusetzen. Mit dem Rücken zu der Frau gewandt, achtete er aber auf jede ihrer Bewegungen. Ziellos schaute sich die Blonde um, ehe sie aufstand und auf die Veranda trat. Wo war sie? Doch aus irgendeinem Grund war das Temari egal. Sie wunderte sich zwar, bemaß dem ganzen aber keine Wichtigkeit zu. Unbekümmert schritt sie zur Kochnische, in der Hoffnung, sich an den jungen Mann schmiegen zu können. Doch der Nara war alles andere als dumm und ahnte, was sie vorhatte. Offensiv drehte er sich zu ihr, die Hände in den Hosentaschen vergraben: „Lass deine Hände bei dir.“ Empört ballte sie die Fäuste: „Seit wann bist du so hässlich zu mir?!“ Ihre Frage brachte den Dunkelhaarigen aus dem Konzept und so schaute er etwas unsicher zurück, bevor er eine Gegenfrage stellte: „Wie meinst du das?“ „Du hast das sonst doch immer genossen!“, beschwerte sich Temari. Überrascht legte er etwas den Kopf schief: „Wir haben nichts miteinander.“ Außer den Schwung Küsse der letzten Stunden, fügte Shikamaru in Gedanken hinzu und musste an ihre weichen Lippen denken. Es wäre gelogen, wenn er behaupten würde, dass es keinen Reiz auf ihn hatte. „Lüg nicht!“, polterte sie zurück, „Ich kann nicht mal sagen, seit wann dieses Hin-und-Her-Spiel zwischen uns läuft, aber du trägst dazu ebenso bei!“ Nun war der Nara vollends verwirrt. Was hatte sich in ihrer Traumwelt da zusammen gebraut? „Ich bin doch nicht blind, du mustert mich immer und glaubst, dabei unbeobachtet zu sein. Du genießt es doch jedes mal, wenn ich für das Examen nach Konoha muss und du für die Zeit an mir kleben kannst!“ Shikamaru wurde leicht rot und hob etwas die Hand, um sie zu stoppen, doch sie plapperte wie ein Wasserfall weiter. „Bist du so arrogant und eingenommen von dir, das du glaubst, ich bemerke das nicht?! Ich bin doch nicht blöd!“, sie stapfte die wenigen Schritte, die sie trennten, auf ihn zu und stieß mit dem Zeigefinger vor seine Brust, „Wenn du könntest, dann hättest du mich doch schon längst-“ „Temari!“, an dieser Stelle unterbrach er sie in ihrer Tirade, „Hör auf! Du bist nicht ganz bei Sinnen, dass ist nur das Wasser, das aus dir spricht!“ Jetzt war es die Blonde, die verwirrt drein blickte: „Welches Wasser? Was redest du für einen Müll?“ „Du erinnerst dich nicht?“, fragte er neugierig nach. Doch sie beantwortete seine Frage nicht und machte dort weiter, wo sie aufgehört hatte: „Hör auf mit deinen Ausreden und nimm mich endlich!“ Ihrer lauten, wütenden Aussage folgte sein betretendes Schweigen. Mit hochrotem Kopf starrte er diese so temperamentvolle Frau an, die mit einem Teil ihrer Aussagen nicht unrecht hatte. Ja, er hatte ihre Gegenwart immer sehr genossen, ebenso wie ihre Gespräche oder einfach die schweigsame Stille um sie herum, wenn sie durch das Dorf liefen. Und ihm war nicht entgangen, wie attraktiv die Blonde war. Doch da sie älter war, hatte sich der Nara nie große Chancen bei ihr errechnet, Frauen suchten sich schließlich keinen jüngeren Mann. Ihr Zeigefinger wanderte langsam an ihm hinunter, erst an seinem Hosenbund angekommen, löste sich Shikamaru aus seiner Starre und ergriff ihre Hand: „Dort hast du nichts zu suchen.“ Er rang sehr um seine Fassung, er wollte diese verdammte Mission so professionell wie nur möglich abschließen, ohne Zwischenfälle. Ihre grünen Augen erwiderten eisern seinen Blick, wobei sich ein freches Grinsen auf ihren Lippen schlich: „Komm schon, ich weiß, dass du es auch willst!“ Noch immer lag eine deutliche Röte über seiner Nase. Stoisch drückte er sie an den Schultern etwas von sich, ohne ihr in die Augen zu blicken: „So bestimmt nicht!“ Schnell drehte sich der Dunkelhaarige wieder zum köchelnden Reis, um ihr irgendwie zu entgehen. „Okay, ich kann mich auch direkt ausziehen, dann sollte es doch möglich sein.“, unbeirrt griff sie nach dem Obi ihres Kimonos und löste diesen bereits, als Shikamaru in seiner Not zu dem Griff, was ihm am besten lag: sein Jutsu. Temari stutzte, als sie sich plötzlich nicht mehr bewegen konnte, doch dann sah sie die schwarzen Striemen auf ihren Armen. Ihre Augen wanderten wieder hoch, um den Nara anzuschauen: „Du fesselst mich?“ „Temari, bitte lass es. Ich will nicht mit dir schlafen, also hör auf, dich auszuziehen oder dich sonst wie an mich zu werfen.“ Die Blonde zog eine Augenbraue hoch: „Du lügst wieder, Nara.“ Durchatmend versuchte er, ihren überzeugten Blick standzuhalten. Diese Frau machte ihn verrückt. Es kostete ihn einiges an Konzentration, ihr nichts von dem zu verraten, was in seinem Inneren vor sich ging. Sie so zu sehen und ihre Avancen zu hören, war betörend. Und doch war sie eben unerreichbar für ihn. „Nein, ich lüge nicht. Du bist nicht du selbst.“ Sie lachte kurz ungläubig auf: „Na klar, glaubst du noch immer, du kannst mir etwas vormachen? Und hör du auf, zu behaupten, ich wäre nicht ich selbst! Ich weiß ganz genau, was ich will!“ Seufzend löste er sein Jutsu und nahm den Reis vom Herd: „Wenn du nicht aufhörst, dann gehe ich. Ohne dich.“ Überrascht stellte er im Augenwinkel fest, dass der Satz seine Wirkung auf die Blonde nicht verfehlt hatte. Zwar mürrisch, aber gezielt, richtete sie wieder ihren Obi und setzte sich bockig auf die Veranda. Erleichtert blickte Shikamaru ihr nach. Sie stellte ihre Füße in das weiche Gras und schien in ihrem Frust zu versinken. Für den Moment war die Situation also wieder unter Kontrolle. Etwas entspannter als zuvor, widmete er sich wieder der Kochnische zu, um noch etwas Gemüse zuzubereiten. Temari hatte schließlich doch etwas gegessen und kurz bevor sie fertig waren mit dem Essen, kamen Kankurou und Ino. Shikamaru war dankbar für die Gesellschaft, es lenkte seine Gefühle ab und ließ seinen Kopf die Angelegenheit nüchtern übernehmen. „Temari, wie geht es dir?“, fragte der Puppenspieler und setzte sich vor ihr ins Grüne. Sie aß den letzten Happen Reis und beäugte ihn genervt: „So wie gestern. Ihr nervt.“ Seufzend ließ ihr Bruder den Kopf hängen, ehe er das Wort an den Nara richtete: „Wie verlief die Nacht und der Morgen?“ „Ereignislos.“, war seine knappe Antwort. „Er hat mich gefesselt.“, kam es nüchtern von Temari, die ihre Schüssel mit den Stäbchen darauf neben sich abstellte. Kankurou glaubte, sich verhört zu haben, um so entsetzter brüllte er den anderen Mann an: „Du hast was?!“ Grummelnd rollte dieser mit den Augen: „Hallo, Schattenfesseln. Hätte ich sie lieber nicht unterbrechen sollen, als sie begann, sich auszuziehen?“ Ino konnte sich ein kichern nicht verkneifen: „Dafür ist das Jutsu wirklich ideal. Und er fässt sie nicht mal direkt an.“ Die Yamanaka hob das benutzte Geschirr auf und trug es zur Spüle, um es dort abzustellen. In Gedanken stimmte Shikamaru ihr zu. So gesehen war sein Jutsu wirklich ideal, um Temari in Schach zu halten, sollte sie wieder auf die Idee kommen, sich auszuziehen. „Vielleicht steht er aber auch einfach nur auf Fesselspielchen.“, warf Temari spitz ein, verschränkte die Arme am Hinterkopf und legte sich nach hinten. Bei diesem Satz verschluckte sich der Nara prompt an einem seinem Wasser und musste hustend erst einmal sein Glas abstellen. Wie zum Teufel kam sie nur auf solche Sachen? Keck grinste die Blonde ihn an: „Hey, du fesselst ständig irgendwelche Leute, also muss es dir ja Spaß machen.“ Kankurou wendete beschämt das Gesicht ab, in diesem Zustand war seine Schwester ihm einfach unangenehm, zudem wollte er nicht in ihr Schussfeuer geraten. Auch Ino überging den Kommentar gekonnt und klopfte ihrem Kollegen auf den Rücken: „Brauchst du eigentlich noch etwas von zuhause? Das wird sich ja bestimmt noch etwas hinziehen...“ Der Dunkelhaarige versuchte sich wieder zu konzentrieren. In der Tat wäre die eine oder andere Sache mehr gut und so schrieb er kurzerhand eine kleine Liste, die er der Yamanaka reichte: „Falls meine Mutter zu genervt ist-“ „Durchsuche ich deine Sachen einfach selber, bis ich alles gefunden habe.“, unterbrach sie ihn grinsend. Die Chance war relativ hoch, das Yoshino keine Lust hatte, für ihren erwachsenen Sohn irgendwelche Sachen zusammen zu packen, aber er konnte gut damit leben, dass Ino in seinen Sachen wühlte, zu verstecken hatte er eh nichts. „Vorsicht Ino!“, brüllte der Puppenspieler abrupt, sodass die Frau es gerade so noch schaffte, einem Tritt von Temari auszuweichen. Wutentbrannt stand diese vor ihr und dem Nara und ballte die Fäuste: „Wieso darf sie so einfach an deine Sachen?!“ Mit hochgezogener Augenbraue musterte Shikamaru sie und verstand nicht so recht, wo ihr Problem lag. Ino hingegen lächelte und hob beschwichtigend die Hände: „Keine Sorge, du musst nicht eifersüchtig sein, ich nehme ihn dir garantiert nicht weg!“ Doch das kam bei der anderen gar nicht an, die bereits mit der Faust ausholte. „Hey, lass das!“, der Nara ging dazwischen und fing ihre Faust mit seiner Hand ab. „Wieso verteidigst du sie?!“, schrie Temari und holte mit der anderen Faust aus. Ihre impulsive Art kannte er, aber in diesem Moment machte sie ihn einfach sprachlos. Seinen Reflexen hatte er es zu verdanken, dass er auch ihre andere Faust locker abblockte und ihre Hände beide nach unten drückte. Noch immer überrascht, schaute er sie an. Machte sie die freundschaftliche Vertrautheit zwischen ihm und Ino sie so rasend vor Eifersucht? „Temari, ich garantiere dir, wir haben nichts miteinander und da wird auch nie etwas sein!“, Ino schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, „Wir sind eher wie Bruder und Schwester, verstehst du?“ Die Männer staunten nicht schlecht, dass die Yamanaka so viel Verständnis für die andere Frau aufbrachte. Doch trotz ihres gutmütigen Einsatzes beruhigte sich die andere nicht und zerrte an ihren Händen, die der Nara fest im Griff hielt: „Verschwinde und lass deine Finger von ihm!“ Für Shikamaru war das ganze ziemlich unangenehm, er war dieses Verhalten einfach nicht gewöhnt, überhaupt kannte er solche starken Gefühlsregungen ihm gegenüber von Temari nicht. Innerlich fragte er sich, ob es wirklich das Wasser war, welches da aus ihr sprach oder ob da ein Fünkchen Wahrheit dran war. „Kein Problem, ich gehe schon! Choji wird dir dann die Sachen bringen, Shikamaru.“, grinsend machte sie sich auf den Weg, ohne sich noch einmal umzudrehen. Der Nara wollte ihr gerade danken und dazu nachsehen, als er sofort die winzige Reaktion auf seine minimale Bewegung bei Temari sah. Sie war wie eine Bombe, die jede Sekunde zu explodieren drohte. So entschied er sich, nichts mehr zu sagen und den Augenkontakt zu Temari zu halten. „Los, mach es doch, schau ihr nach!“, blaffte sie sauer, während tatsächlich Tränen in ihre Augen aufstiegen. Ihr Bruder hörte es bereits am Klang ihrer Stimme, er kannte es aus ihren Kindheitstagen. Wortlos erhob er sich, um von der Veranda zu steigen. Er hatte in der letzten Nacht viel nachgedacht und war zu dem Entschluss gekommen, dass es neben Naruto nur wenige gab, denen er blind das Leben seiner Schwester anvertrauen würde und dazu zählte definitiv auch Shikamaru. Und wenn er versprach, auf sie zu achten, dann würde er das tun. Das, was seine Schwester in ihrem Zustand von sich gab, würde später noch unangenehm genug für sie werden, also war es besser, wenn er bei ihren verbalen Ausfällen nicht anwesend war, so gab es für sie weniger, wofür sie sich schämen musste. Der Nara bemerkte aus dem Augenwinkel, wie der Puppenspieler sie alleine ließ und hatte das Gefühl, nun alleine auf verlorenem Posten zu sitzen. „Temari, ich hab nichts mit Ino...“, begann er schließlich ruhig und wiederholte so dass, was die Yamanaka schon zuvor gesagt hatte, „Beruhige dich wieder.“ „Sag mir nicht ständig, das ich mich beruhigen soll! Du lässt mich links liegen, ignorierst mich, aber redest mit der ollen Puppe!“, als die Blonde wieder sprach, rollten die ersten Tränen über ihre Wangen. Zum Teufel nochmal, weinende Frauen waren schon schlimm genug für ihn, aber musste es ausgerechnet Temari sein? „Wie kommst du darauf, das ich dich ignoriere? Ich bin schließlich hier bei dir.“, er lockerte leicht den Griff um ihre Handgelenke, hielt sie aber dennoch für den Fall der Fälle fest. Sie ließ kurz den Kopf hängen, ehe sie den jungen Mann wieder anbrüllte: „Und dennoch schleichst du um mich herum, als hätte ich die Pest!“ Oh man, dachte sich der Nara seufzend, sie war so anstrengend... Ohne weiter nachzudenken, tat er etwas, was in ihrer Situation nicht unbedingt schlau war, aber er konnte nicht anders. Stumm nahm er sie in die Arme und drückte sie leicht an sich. Überrascht riss die Frau die Augen auf und schluchzte noch einmal kurz, entspannte sich dann aber endlich. „Du machst es einem nie einfach.“, murmelte Shikamaru seufzend, „Das ganze hier wird nicht ohne Spielregeln funktionieren.“ „Was für Spielregeln?! Und wofür?“, meckerte sie wieder los und wollte sich entrüstet von ihm drücken, doch er ließ ihr dafür keinen Raum. „Du vertraust mir doch, oder?“, fragte der Mann nüchtern. Ein kleines Nicken kam von ihr. „Dann glaub mir doch bitte, dass es zu deinem besten geschieht.“ Murrend gab sie ein Geräusch von sich, mit dem sie sagen wollte, dass sie ihm nur widerwillig verstand. Umsichtig löste er sich von ihr und schaute ihr in die grünen Augen: „Kein Entkleiden oder sonstige Anzüglichkeiten, sonst bin ich weg.“ Temari zog eine Schippe: „Du erpresst mich.“ „Glaub mir, es ist für dich.“ „Ich will aber was ganz anderes!“, meckerte die Frau, „Du willst mich eben doch links liegen lassen, als hätte ich die Pest!“ Jetzt war er ebenso genervt und grummelte zurück: „Sonst hätte ich dich wohl eben nicht umarmt, oder?!“ „Wenn ich mich an deine Regeln halten soll, musst du mir dafür schon was im Tausch bieten.“, schoss sie zurück. Er zog eine Augenbraue hoch: „Ich muss was?“ „Gib du mir, dann geb ich dir, ganz einfach.“ Ihm schwante nichts Gutes: „Ich werde nicht mit dir schlafen oder dich sonst irgendwie anrühren.“ „Du hast mich gerade umarmt, zählt das auch dazu?“ Verwirrt legte er den Kopf schief. Was ging nur in ihrem Kopf vor? „Jede Stunde eine Umarmung!“, forderte sie unverblümt. Verblüfft starrte Shikamaru sie an und konnte nicht glauben, dass die Blonde das ernst meinte. „Oder ich zieh mich aus.“, setzte Temari nach und stemmte eine Hand in die Taille. „Jetzt werd mal nicht dreist.“, er kratzte sich am Hinterkopf, das hier könnte ihn Kopf und Kragen kosten. „Einmal am Tag.“, stieg er in ihre Verhandlung ein. „Dreimal täglich!“ „Zweimal, morgens und abends.“, der Nara kam sich vor, als würde er mit einer Drogenabhängigen über den Konsum streiten. Temari war mit dem Angebot nicht zufrieden: „Mindestens dreimal!“ Der Dunkelhaarige verschränkte die Arme: „Zweimal oder gar nicht.“ Murrend wandte sie sich von ihm ab: „Okay okay!“ Doch ein verstohlenes, zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen. Kapitel 6: Erschöpfung ---------------------- Den Rest des Tages verbrachte Shikamaru damit, sich im Gras die Wolken anzuschauen. Temari war überraschenderweise ziemlich entspannt und spazierte auf der Lichtung herum, um sich nebenbei die Pflanzen anzuschauen. Hin und wieder hatte sie das Gefühl, irgendwie in stumme Gedanken abzudriften, die sie nicht greifen konnte. Der Nara hatte, trotz der Ruhe, seine Sinne auf sie ausgerichtet, für den Fall der Fälle, das sie doch etwas überkam. Er konnte nicht anders, als immer wieder über ihren Eifersuchtsausbruch nachzudenken. Und die Behauptung der Schmuggler, dass das Wasser dazu motivierte, seine Träume umzusetzen. War es wirklich so? Entsprach es wirklich Temaris Wünschen, mit ihm zusammen zu sein? Grummelnd setzte er sich auf. Das war so absurd, nie hatte sie auch nur die kleinste Andeutung in diese Richtung gemacht. Ein Knacksen lenkte seine Aufmerksamkeit hinter ihn. Ein paar Hirsche kamen durch das Dickicht der Waldes auf die Lichtung. Temari war in unmittelbarer Nähe und beobachtete die Tiere neugierig. Langsam ging sie auf die Tiere zu, die Fremde sonst scheuten. Doch aus irgendeinem Grund liefen die Tiere sogar auf sie zu, als sie eine Hand ausstreckte. Fasziniert schaute Shikamaru dem Schauspiel zu. Dieses Verhalten zeigten die Tiere eigentlich nur gegenüber Mitgliedern der Nara-Familie. „Du bist echt hübsch.“, flüsterte die Blonde und kraulte gelassen einem ausgewachsenem Hirsch mit großem Geweih unterm Kinn. Shikamaru hatte das Gefühl, im falschen Film zu sein. Eine ganze Weile blieben die Tiere auf der Lichtung, grasten etwas und ließen sich von den beiden Menschen nicht stören. Die Blonde hatte sich zum Nara ins Gras gesetzt und schaute einem kleinen Kitz zu, wie es munter hin und her sprang. „Wie viele Hirsche gibt es eigentlich in eurem Wald?“ Shikamaru, der aufrecht saß und die Unterarme entspannt auf den aufgestellten Knien abgelegt hatte, zuckte mit den Schultern: „Hab sie nie gezählt.“ „Das heißt, sie haben auch keine Namen?“ Er schüttelte den Kopf: „Ich weiß, das mein Vater dem einen oder anderen Hirsch einen Namen gegeben hat, aber ich kenne die Namen nicht. Er hat mehr Zeit als ich mit ihnen verbracht und kennt ihre Charakter.“ Sie schwiegen eine Weile. Schließlich zog die Gruppe des Rotwildes weiter. Ein paar Minuten später kam Choji zu ihnen. „Guten Mittag wünsche ich!“, grinsend hielt sein Teamkamerad eine Tüte hoch, in der eindeutig Essensboxen waren. In der anderen Hand eine gut gefüllte Tasche und zu Shikamarus Überraschung trug er auf dem Rücken sein Shogi-Spiel. „Es gibt Bratnudeln!“, Choji stellte die Tüte und die Tasche auf der Veranda ab, um dann das Shogi-Spiel, welches er mit einem größeren Tuch transportiert hatte, ebenfalls abzustellen, „Dein Vater sagte, ich solle dir das mitnehmen, damit du nicht sinnlos in die Wolken schaust.“ Der Dunkelhaarige seufzte, aber er freute sich. Wer konnte ihm schon sagen, wie lange er hier mit Temari bleiben musste? Da wäre Shogi eine willkommene Ablenkung. Mit Chojis Gegenwart kam Temari gut zurecht. Sie saßen zu dritt auf der Veranda und aßen die Bratnudeln. Nebenbei erzählte der Akimichi von den Schmugglern: „Kakashi hat sie befragt, aber scheinbar sind sie wirklich nur ein simpler Drogen-Schmuggler-Ring.“ „Sonst noch neue Informationen wegen dem Wasser?“, harkte Shikamaru zwischen zwei Bissen nach. Sein Freund schüttelte den Kopf: „Sakura und die anderen untersuchen noch die Stoffe im Wasser, aber ein Gegenmittel lässt sich wohl nicht herstellen.“ „Was für ein Wasser?“, fragte Temari interessiert. Verwundert blickten die Männer sie an. „Wegen dem wir auf Mission waren?“, gab der Nara ihr zu bedenken. Verwirrt schaute sie ihn an: „Welche Mission?“ Choji stellte seine leere Box zur Seite: „An was erinnerst du dich, bevor wir auf dem Weg zu Konoha waren?“ Eine gute Frage, wie der Dunkelhaarige fand. Die Frau dachte nach und aß nebenbei weiter. Doch dann stoppte sie und schaute auf. Unruhig sah sie sich um. Wie war sie hier hergekommen? „Was ist passiert?“, kam es unsicher von ihr, während sie die Stäbchen in die Box stellte und diese mit den Händen auf ihren Schoss sinken ließ. Sie hatte das Gefühl, in Gefahr zu schweben, irgendwas stimmte doch nicht, wenn sie sich nicht erinnern konnte. „Wir wurden gemeinsam auf eine Mission geschickt, um die Quelle dieses seltsamen Wassers zu finden.“, erläuterte Choji simpel. „Und du bist in die Quelle gefallen.“, setzte Shikamaru nach. Nun bekam sie Kopfschmerzen. Angestrengt dachte Temari nach, doch ihre Erinnerung war irgendwie schwammig, sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Murrend hielt sie sich die Stirn und kniff die Augen zusammen. Der Dunkelhaarige nahm ihr das Essen ab: „Hast du Kopfschmerzen?“ Seine Frage ignorierend, sprang sie auf und legte beide Hände über ihr Gesicht. Je mehr sie in ihren Gedanken versuchte zu graben, desto schlimmer wurde der Schmerz. Ihre Konzentration ging komplett flöten und dichter Nebel setzte ihre Gedanken zu, in der irgendwie nur Platz für ein Bedürfnis war: Nähe zu Shikamaru. Es brannte sich Temari regelrecht in den Kopf, bis sie schließlich nachgab, sich umdrehte und sich auf den Nara stürzte. Der konnte sie gerade so noch abfangen und sich mit ihr drehen, sodass sie auf der Veranda landete und er über ihr hockte. „Herrje, das Wasser muss sie ganz schön in Griff haben!“, entfloh es Choji. Shikamaru nickte leicht, während er die Blonde unter sich musterte, die ihn nicht richtig anzuschauen schien. Als würde sie träumen, waren ihre Augen nur halb offen. „Vielleicht unterdrückt es ihre Erinnerung. Das würde auch erklären, warum keiner der anderen, die das Wasser konsumiert haben, sich daran erinnern konnten, von wem sie das Wasser hatten.“ „Und wenn sie sich versucht zu erinnern, brennen wohl alle Sicherungen durch.“, sein Teamkollege erhob sich, „Ich werde diese Information mal weiterreichen. Ich komme morgen mit Mittag wieder!“ „Was?“, überrascht schaute Shikamaru ihm nach, „Choji!“ „Bis morgen!“, und da war er auch schon außer Sicht. Der Nara hatte gehofft, das sein Kollege etwas länger blieb, doch so war er wieder mit der Blonden alleine. „Shika...“, zwei Hände fanden ihren Platz an seinen Wangen und zogen ihn stoisch hinunter zu Temari, die ihm einen lasziven Blick schenkte. „Stopp!“, schnell ergriff er ihre Hände und stand auf, um auch direkt auf Sicherheitsabstand zu gehen, „Hast du die Regeln vergessen? Keine Anzüglichkeiten!“ „Alles eine Frage der Definition. Außerdem bin ich nicht nackt.“, grinsend setzte sie sich auf, um ihm dann zu folgen. „Per Definition meinerseits ist alles anzüglich, was intim ist.“, antwortete er und ging noch einen Schritt zurück. „Du bist ganz schön spießig!“, nörgelte sie und machte einen Satz, um direkt vor ihm zu landen. Gezielt wollte die Frau die Arme um seinen Hals legen, doch so weit ließ der Nara es nicht kommen. Mit wenigen Handgriffen hatte er ihre Hände fest in seinen und sie ihr auf den Rücken gedreht. Doch statt dass sie sich aufregte, tat sie etwas anderes. Grinsend drückte die Blonde sich nach hinten und so an ihn ran, wobei sie ihm ihren Po entgegen streckte: „Komm schon, muss doch keiner erfahren!“ Knallrot drückte Shikamaru sie von sich: „Komm wieder zu Verstand! Ich sagte dir doch, ich werde nicht mit dir schlafen!“ Sie warf ihm einen verspielten Blick über die Schulter: „Wir müssen ja nicht direkt Sex haben, man kann auch so zusammen Spaß haben.“, trällerte sie unbeirrt. Überhaupt solch ein Gespräch mit ihr zu führen, trieb ihn schier in den Wahnsinn. Diese gesamte Mission war wahnsinnig! Warum musste es ausgerechnet Temari sein? Und wieso er? In jeder anderen Konstellation wäre ihm diese Mission sehr leicht von der Hand gegangen. Aber es war diese eine Frau, die für ihn eben anders als alle anderen waren. Etwas unsanft schob er sie von sich zurück zur Veranda: „Irgendwann wirst du mir nochmal dankbar dafür sein...“ „Das glaubst du vielleicht.“, kommentierte sie nüchtern. Innerlich versuchte der junge Mann, sich zu konzentrieren und nicht auf ihre Aussagen einzugehen. „Setz dich und bleib sitzen!“, befahl er und drückte sie auf die Kante der Veranda. Ohne Widerworte folgte sie seiner Aufforderung, doch ihr Grinsen verriet ihm, dass sie bereits etwas Neues ausheckte. „Denk nicht mal dran!“, kommentierte er ihre Mimik, drehte sich um und lief ein paar Schritte von ihr weg. Genervt kratzte er sich kurz am Hinterkopf, als seine Sinne ihm darauf aufmerksam machten, dass die temperamentvolle Frau aufgestanden war. „Ich sagte, du sollst sitzen bleiben.“ Dass sie mit ihrem Fuß bereits nach ihm ausholte, merkte er gerade noch rechtzeitig, um auszuweichen. „Als wenn ich mich von dir herumkommandieren lassen würde!“ Da hatte er wieder den Salat, ihr Laune war in Wut umgeschlagen. Wenn der Nara sie wieder darum bat, sich zu beruhigen, würde sie wahrscheinlich noch mehr in Rage kommen. Und so nahm Shikamaru wortlos den Schlagabtausch mit ihr hin, quer über die ganze Lichtung. Das sie etwas besser in Tai-Jutsu war, wussten beide, aber hier war sein Vorteil, dass sie eben eine Frau war und er ein Mann. Es war für beide ungewöhnlich, da ihre Stärken im Kampf einfach woanders lagen. Umso interessanter wurde es, je länger sie sich über die Lichtung hin und her bewegten. „Gib endlich auf, verdammt!“, schrie sie ihn schließlich an und wollte ihm mit einem tiefen Tritt den Stand nehmen, als er sie am Knöchel zu fassen bekam und sie so unsanft auf dem Boden landete. Shikamaru konnte nicht anders, als sie anzugrinsen: „Wie wäre es, wenn du aufgibst?“ Keck schaute sie zu dem Dunkelhaarigen auf: „Das hättest du wohl gerne!“ „Allerdings, es dämmert schon.“ „Red dich nicht raus!“, sie setzte ihren Fuß zum Tritt an, worauf er sie wieder festhielt, dann jedoch zog sie das Bein an, so abrupt, dass der Nara nach vorne stolperte und vor ihr auf den Knien landete.Ein Kichern entfuhr Temari: „So gefällst du mir besser.“ Schneller, als er reagieren konnte, hatte sie mal wieder eine Hand an seine Wange gelegt und fuhr langsam in seinen Nacken. Eine Gänsehaut überkam ihn. Und zum ersten Mal hatte er das Gefühl, ein Gespür dafür zu entwickeln, wie groß dieser Drang in ihr war – denn in diesen Moment kostete es Shikamaru viel Selbstbeherrschung, nicht einfach loszulassen. Schwer seufzend nahm er ihre Hand aus seinem Nacken und erhob sich, wobei er sie mitzog: „Es ist spät, wir sollten was essen.“ Verwirrt ließ sie sich von ihm zum Häuschen ziehen. Wortlos zog er hinter ihnen die Schiebetüren zur Veranda zu und machte das Licht an. Als er seinen Blick wieder auf Temari richtete, fiel ihm auf, dass sie beide durch den kleinen Kampf eine Dusche nötig hatten. Grummelnd ging er in das kleine Bad, das nicht viel hergab. Es wunderte ihn sowieso, wie das ganze funktionierte, ohne dass es an ein System angeschlossen war. „Nimmst du mich mit?“, kam es amüsiert von der Blonden, die hinter ihm in der Tür stand. „Vergiss es.“, er schob sie zurück in den größeren Raum und holte aus seiner Tasche ein paar Sachen für sich, „Du wartest hier und rührst dich nicht von der Stelle.“ „Langweiler!“, rief Temari nach, setzte sich aber neben ihren Futon auf dem Boden, um in die Tasche zu schauen, die scheinbar für sie bestimmt war. Shikamaru hatte kein gutes Gefühl dabei, unter der Dusche zu stehen. Der Gedanke, das Temari jederzeit einfach nackt reinplatzen könnte, wenn dass Wasser ihr den Verstand raubte, hetzte ihn. Der Nachmittag war doch schneller vorbei gewesen, als er erwarten hatte. Vielleicht lief es ja doch gut und sie bekamen die Tage oder Wochen, je nachdem, wie lange es dauern würde, gut und schnell rum. Zügig seifte er sich ein und spülte ebenso schnell den Schaum wieder vom Körper runter, nur seine Haare waren mal wieder etwas zeitaufwändiger. Als er gerade die Dusche ausstellte, passierte das, was er befürchtet hatte. Mit einem groben Ruck wurde die Tür aufgezogen und Temari stand mit einem nüchternen Grinsen in der Tür, welches aber im Bruchteil einer Sekunde erstarb. „Eine Badeshorts?!“, sie konnte es nicht fassen, dass der Mann vorgesorgt hatte, „Du bescheißt!“ Shikamaru musste sich erst einmal sammeln, bevor er reagieren konnte. Im ersten Moment hatte er sich erschrocken, im nächsten hatte er seine Shorts vergessen und als ihm dieser Faktor wieder bewusst wurde, atmete er erleichtert aus. Zum Glück war Temari noch gänzlich angezogen. Murrend stieg er aus der kleinen Dusche und griff nach seinem Handtuch: „Mit dir muss man mit allem rechnen.“ Leicht grob packte der Nara sie an den Schultern, um sie etwas zurückzuschieben und dann die Tür zuzuziehen. Erst jetzt spürte er die Röte in seinem Gesicht hochsteigen. Ja, irgendwie war es ihm peinlich, aber das wollte er ihr nicht zeigen. Er zwang sich zur Konzentration, während er sich nebenbei abtrocknete. Bevor er sich der Badeshorts entledigte, lauschte er kurz. Er hörte eine Diele knarzen, er schätzte, die Blonde werkelte in der Kochnische vor sich hin. Schnell zog er sich um, es war erleichternd, wieder ganz angezogen zu sein. Mit wenigen Hangriffen hatte er seine Haare grob getrocknet und wieder zusammen gebunden, bevor er schließlich das Bad verließ. „Oh wie schade...“, kam es von Temari, als sie ihn erblickte, „Mit offenen Haaren siehst du sehr attraktiv aus.“ Bei dem Satz wäre Shikamaru fast über die eigenen Füße gestolpert. Mit hochgezogener Augenbraue schaute er zu ihr. „Jetzt starr nicht so, das stimmt!“, mit einem kleinen Stapel Klamotten und einem Handtuch auf dem Arm stand sie auf, um an ihm vorbei ins Bad zu gehen, „Falls du mit möchtest-“ „Nein!“, schmetterte Shikamaru ihren Satz ab, bevor sie ihn beenden konnte. Nachdem er das Zuschieben der Tür vernahm, ließ er den Kopf hängen. Temari würde ihn in den Wahnsinn treiben, nach dieser Mission war er bestimmt für nichts mehr zu gebrauchen! Während Temari duschte, hatte der Nara eine Kleinigkeit zu essen für sie zubereitet und es sich auf seinem Futon mit einem Buch bequem gemacht. Er war echt dankbar, dass Ino wirklich alles von seiner Liste gefunden hatte, das erleichterte ihm einiges, allein die Badeshorts hatte sich bereits ausgezahlt. Entspannt aß er seine kleine Portion und las Zeile für Zeile. Als er schließlich aufgegessen hatte, wurde Shikamaru allerdings stutzig. Wie lange brauchte die Frau denn bitte im Bad? Er legte das Buch zur Seite und lauschte. Er vernahm kein Wasserrauschen. Etwas unruhig ging der Nara zur Badtür und klopfte: „Temari? Alles in Ordnung?“ Keine Regung. „Temari?“ Irgendwie traute er dem ganzen nicht. War es nur ein Trick, um ihn ins Bad zu locken? Zutrauen würde er der Blonden das. Als sich nach einigen Minuten aber noch immer nichts tat, war er nun doch gezwungen, nachzusehen, auch wenn ihm das gar nicht behagte. Mit dem Blick auf den Boden gerichtet, klopfte er noch einmal und schob die Tür nur einen Spalt auf: „Temari?“ Keine Bewegung war zu sehen und so hob er den Blick zur Dusche. Dort saß die Blonde, angelehnt, mit angewinkelten Beinen und den Armen auf dem Schoss. Ihr Kopf lehnte ebenfalls an den Fliesen, ihre geschlossenen Augen, aber ihr gleichmäßiger Atem, bestätigten ihm, das sie schlief. Es irritierte den Nara. War sie so erschöpft gewesen, dass sie in der Dusche eingenickt war? Für den Moment war er vorerst dankbar, dass sie so saß, dass ihre Intimsphäre bedeckt war. Doch er musste sie ja aus der Dusche holen. Seufzend drehte er das Wasser ab, welches ihr noch immer warm über den Körper prasselte. Vom Waschbecken nahm er das Handtuch, was sie selbst für sich mitgenommen hatte. Zu seinem Glück war es ein großes und so deckte Shikamaru sie damit erst mal ab, ehe er ihr ein paar nasse Strähnen aus dem Gesicht stich. „Temari?“, sprach der Nara lauter, „Hey, wach auf!“ Doch sie gab keinen Mucks von sich. Das war doch wohl nicht ihr ernst, grummelte der junge Mann innerlich. Es war das eine, sie so gut wie nackt zu sehen, aber was anderes, als sie zu berühren. „Komm schon, wach auf...“, bat Shikamaru inständig, aber sie blieb in ihrem tiefen Schlaf. Wie kamen sie beide jetzt gut aus dieser Sache raus? Der Nara stand auf und ging zurück in den Hauptraum. Er deckte ihren Futon auf und legte auf ihr Kopfkissen ein doppelt gefaltetes Handtuch für ihre Haare. Anschließend kehrte der Dunkelhaarige zurück zu Temari und hob sie umsichtig aus der Dusche. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, als er ihre weiche Haut dabei mit den Fingern streifte. Hoffentlich würde sie sich niemals an all das daran erinnern, diese Schmach würde sie rasend vor Wut machen. Vorsichtig legte Shikamaru sie auf ihrem Futon ab und deckte sie schließlich zu. Vielleicht hatte er Glück und sie schlief bis zum Morgen. Kapitel 7: Routine ------------------ Ein zufriedenes Seufzen weckte den Nara am nächsten Morgen. Es war dicht an seinem Ohr, weswegen er direkt die Augen aufriss und neben sich schaute. Ein spitzbübisches Grinsen von Temari begrüßte ihn. „Guten Morgen, mein Süßer!“, flüsterte sie zufrieden und drückte sich noch enger an ihn – unter seiner Bettdecke. Erschrocken stand er sofort auf und blickte auf die Blonde herab: „Seit wann liegst du da?!“ „Leider erst sein gut einer Minute.“, sie griff nach der Decke und zog daran. Reflexartig drehte sich Shikamaru um und legte eine Hand über Augen und Stirn. Es war zu früh und zu plötzlich für ihn, am liebsten hätte er noch ein paar Stunden geschlafen. „Shikamaru... Du darfst ruhig schauen.“, meinte Temari mit lieblicher Stimme und erhob sich, nackt, wie sie war. „Nein, das darf ich nicht.“, gab er monoton von sich. Mit zwei Tapsern stand sie hinter ihm und legte ihre Stirn an seinen Rücken: „Wenn ich es dir erlaube, dann darfst du das. Außerdem hast du mich doch schon nackt gesehen, von alleine bin ich nicht auf meinen Futon gekommen.“ „Nein, ich...“, ja, was wollte er darauf eigentlich sagen? Er hatte sie nackt gesehen. Aber irgendwie auch nicht. „Hat es dir gefallen?“, fragte die Frau, während sie ihre Arme um ihn schlang und sich an ihn drückte. Shikamaru hatte zwar ein Shirt und eine kurze Hose an, aber er spürte ihren nackten Körper deutlich. Das war nicht gut. „Keine Anzüglichkeiten, hast du das vergessen?“ „Ich kann nichts dafür, das ich nackt bin. Und mir steht noch eine Umarmung von gestern Abend zu. Zuzüglich der von heute früh und natürlich die heute Abend.“ „Ich werde dich nicht umarmen, wenn du nackt bist.“ „Was muss ich denn alles anhaben, damit du mich umarmst?“, harkte sie nach. „Du solltest komplett angezogen sein.“, antwortete er murmelnd und rang innerlich um Fassung. „Und was, wenn das für mich nur eine Unterhose ist?“ Shikamaru grummelte: „Unterwäsche, Kimono, Obi, sofort!“ Seufzend löste sich Temari von ihm: „Du bist echt ein Spielverderber.“ „Damit kann ich sehr gut leben.“ Er hörte das Rascheln von Kleidung, dann trat die Blonde vor ihn: „Du kannst die Augen jetzt öffnen.“ „Wirklich? Oder führst du mich hinters Licht?“ Entrüstet stemmte sie einen Arm in die Seite: „Vertraust du mir nicht?“ Vorsichtig lugte Shikamaru zwischen den Fingern hervor, bevor er die Hand gänzlich sinken ließ, da sie tatsächlich komplett bekleidet war: „Eigentlich schon. Momentan aber nicht so ganz.“ Sie zog einen Schmollmund: „Das ist gemein, ich habe dir nichts getan!“ Der Nara hatte Bedenken, dass sie direkt wieder einen emotionalen Ausbruch bekam: „So ist das auch nicht gemeint. Es ist nur zu deinem besten.“ „Halt einfach die Klappe und nimm mich in den Arm!“, forderte Temari mit Nachdruck. Wortlos folgte der Nara ihrer Aufforderung und zog sie in seine Arme. Zufrieden schmiegte sie ihr Gesicht an seine Brust und klammerte sich an ihn. Sie genoss es und der Dunkelhaarige konnte nicht anders, als ebenso zu empfinden. Diese Mission könnte noch ein böses Ende nehmen, wenn er nicht aufpasste. Temari brachte sein ganzes Leben durcheinander, seine Gefühlswelt stand Kopf. Er hatte ihre Freundschaft immer sehr genossen, da sie, trotz ihres anstrengenden Charakters, zu den Menschen gehörte, mit der man einfach stumm nebenher laufen oder sitzen konnte. Und nun? Jetzt klebte sie an ihm, überrollte ihn mit ihren stürmischen Zärtlichkeiten und konnte nicht die Finger von ihm lassen. Das Problem war, ihm gefiel ihre Nähe immer mehr. Ja, sie war nicht ganz bei sich. Und sie war extrem direkt. Aber die Blonde zeigte ihm, dass er sehr gerne mehr mit ihr erleben wollte, als nur Freundschaft. Diese Zwickmühle würde Shikamaru noch viele Nerven kosten. Es war falsch, ihre Nähe zu genießen, das durfte nicht sein. Und dennoch konnte er es in diesem Moment nicht verhindern. Als wenn er sich verbrannt hätte, ließ er sie abrupt los und nahm sich aus seiner Tasche eine Hose. Enttäuscht schaute Temari dem Dunkelhaarigen nach, der im Bad verschwand. Shikamaru wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Er hatte erst einen Tag geschafft und niemand konnte sagen, wie viele Tage es noch dauern würde, bis Temari wieder bei klarem Verstand war. Immer wieder fragte er sich, wie er das nur überstehen sollte. Grübelnd sah er in den Spiegel. Er durfte diese Gefühle nicht zulassen, er wollte das Temari nicht antun. Es war nicht richtig, in ihrem jetzigen Zustand sollte er nichts von alledem ernst nehmen, was sie sagte oder tat. Und doch traf sie ihn damit in seinem tiefsten Inneren. Einmal tief durchatmend, wechselte er die kurze gegen die lange Hose und band sich seinen Zopf neu. Immerhin das Mittagessen versprach etwas Luft für ihn, wenn Choji kam. Als er das Bad verließ, drückte ihm Temari eine Schüssel Reis mit gebratenem Gemüse in die Hand: „Wohl bekomms.“ Verblüfft nahm Shikamaru die Schüssel dankend an und setzte sich mit Stäbchen bewaffnet auf die Veranda. War er so lange im Bad gewesen? „Shika, mir ist langweilig...“, jammerte die Blonde, nachdem sie ihre Portion vertilgt hatte und sich genervt nach hinten fallen ließ, „Können wir nicht doch kuscheln?“ „Nein.“, lehnte der Mann direkt ab und kassierte dafür ein genervtes Schnauben. „Ich kann dir Shogi beibringen, wenn du willst.“, schlug er vor und nahm ihr Geschirr mit zur Kochnische. Temari schaute ihm nach: „Dann will ich lieber kämpfen.“ „Lass uns das auf heute Nachmittag verschieben.“ Temari rollte mit den Augen: „Okay...“ Nie hätte der Nara gedacht, dass er mal mit Temari auf einer Veranda sitzen und Shogi spielen würde. Zu seiner Freude verstand sie schnell. Auch wenn sie ihm nicht das Wasser reichen konnte, so war es nicht langweilig. Interessant fand er auch, wie konzentriert sie bei der Sache war. Erst hatte Shikamaru befürchtet, dass sie wie tags zuvor irgendwann überfordert war, doch es passierte nichts. Also hatte das Wasser allein auf ihre Erinnerungen eine Wirkung. „Oi, Temari!“ Die Begrüßung ihres Bruders riss die blonde Frau aus ihren Gedanken. Schlecht gelaunt schaute sie zu ihm: „Was willst du?!“ Kankurou hob eine Augenbraue: „Deine Begrüßungen waren auch schon mal netter...“ „Du störst, ich will mit Shikamaru alleine sein.“ „Aber wir bringen doch euer Mittagessen!“, Choji hielt dieses Mal ein größeres Tablett mit abgedeckten Speisen hoch. Shikamaru grinste, er freute sich über die Gesellschaft. Beim Anblick von Essen wurde Temari entspannter, das Frühstück war schon etwas her, da kam ihr Choji sehr recht. Sie machten es sich zusammen im Kreis um das Tablett bequem und bedienten sich an den vielen kleinen Speisen. „Wo warst du denn heute einkaufen? Kommt mir nicht bekannt vor...“, warf Shikamaru in die Runde. „Ein neues Restaurant, das dafür wirbt, jeden mit kleinen Häppchen eine vollwertige Mahlzeit zu bieten, die sättigt!“, berichtete der Akimichi grinsend und nahm sich wieder einen Haps. „Ist auf jeden Fall lecker.“, entgegnete Temari zufrieden. Der Puppenspieler musterte sie aus dem Augenwinkel, ehe er leise zum Nara sprach: „Wie lief es bis jetzt?“ Die Miene des anderen Mannes verdüsterte sich: „Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es war ein Spaziergang. Aber du weißt ja, wie anstrengend deine Schwester sein kann.“ der andere nickte stumm. „Und das mindestens mal zehn.“ „Aber es ist nichts passiert?“, harkte Kankurou mit einem gewissen Unterton nach. Bei der Frage wurde Shikamaru etwas flau im Bauch. Eigentlich war ja nichts passiert. Aber Kankurou würde das anders sehen. „Alles in Ordnung.“, gab er knapp zurück und nahm sich noch etwas zu essen. Mit einem Kopfnicken nahm sein gegenüber die Antwort hin und bediente sich ebenfalls nochmal an einem der Teller: „Ich werde nachher abreisen... Gaara erwartet einen vollständigen Bericht und hat dringende Aufträge, die erledigt werden müssen.“ „Klingt nach Stress.“, klinkte sich Choji ein. Kankurou seufzte: „Ich muss Temari vertreten, da fällt vieles mehr an Arbeit an, sie ist ja das Arbeitstier schlechthin.“ „Vielleicht weißt du meine Arbeit dann mal zu schätzen.“, kam nüchtern von seiner Schwester, „Ich hab keine Lust zu arbeiten, ich bleib hier bei Shika.“ Kankurou warf ihr einen frustrierten Blick zu: „Ja ja, schon klar.“ Er stand auf und reichte dem Nara eine Schriftrolle: „Gaara vertraut dir Temari an und bittet dich, täglich über ihre Verfassung zu berichten. Ich komme zurück, sobald es sich einrichten lässt.“ Shikamaru fühlte zusätzlichen, enorm großen Ballast auf seinen Schultern. Eine Anweisung vom Kazekagen persönlich setzte ihn noch mehr unter Druck, diese Mission so sauber wie möglich über die Bühne zu bringen. „Ihr werdet von ihr hören.“, er nahm ihm die Schriftrolle ab und las sich kurz ihren Inhalt durch. Gaaras höfliche Art machte es ihm noch schwerer, dieses große Vertrauen in ihm brach dem Nara das Genick, die Verantwortung war gigantisch. Wortlos sah der Puppenspieler zu seiner Schwester, die ihn gekonnt ignorierte. Sie hatte immer eine ruppige Art, aber das hier war doch etwas anderes. „Bis bald, Temari.“ „Mach's gut und nerv mich nicht weiter.“, war ihre Antwort. Choji hingegen grinste ihm freundlich zu: „Eine gute Reise!“ „Grüße an den Kazekagen, es wird eurer Schwester hier an nichts fehlen.“, verabschiedete sich auch Shikamaru. „Solange sie nicht alles bekommt, was sie will...“, murmelte der Puppenspieler, bevor er sich auf den Weg machte und zwischen den Bäumen verschwand. „So, da wird deine Mission ja nochmal einen Tick anstrengender.“, der Akimichi aß das letzte Häppchen. Shikamaru hielt sich die Stirn: „Du hast ja keine Ahnung.“ Nach dem Essen ließ Choji die beiden wieder alleine. Der Dunkelhaarige starrte verdrossen in den Himmel, nur wenige Wolken zogen vorbei. Temari lief wieder eine kleine Runde über die Lichtung, sie hatte Gefallen daran gefunden, sich die Natur genauer anzuschauen. Wann hatte sie zuhause schon mal die Möglichkeit dazu? Da die Lichtung aber begrenzt war, stand sie irgendwann vor Shikamaru, der noch immer bewegungslos im Gras lag und in den Himmel schaute. „Kämpfen wir jetzt?“, fragte sie ungeduldig. Leicht genervt erwiderte der Mann ihren Blick: „Muss das sein?“ „Ich kann mich auch ausziehen.“, kam stumpf von der Blonden als Vorschlag. „Ist ja gut!“, schnell erhob er sich, bevor sie ihre Drohung wahr machen konnte. Schneller als erwartet hatte sich eine Routine bei ihnen eingespielt. Vormittags spielten sie Shogi, Choji brachte ihnen jeden Tag etwas zu essen und neue Nachrichten von außerhalb, am Nachmittag folgte meist ein Schlagabtausch bis zur Dämmerung. Mittlerweile war Shikamaru aufgefallen, dass sie nicht zu lange kämpfen durften, denn Temari wurde so plötzlich von ihrem Schlaf überrascht, dass er es nicht noch einmal riskieren wollte, sie aus der Dusche zu tragen. Dafür forderte sie pünktlich jeden Morgen und jeden Abend ihre Umarmungen ein. Und mit jeder Umarmung mehr kämpfte der junge Mann mit seinen Gefühlen tief in seinem Inneren. Eigentlich machte der Dunkelhaarige alles mit sich selbst aus, aber es gab Momente, da war er dankbar für den Rat von seinem Vater oder Asuma gewesen. Nur bei dieser Angelegenheit wäre es ihm viel zu unangenehm, andererseits hatte er das Gefühl, sich im Kreis zu drehen und dabei tiefer zu versinken. Jeden Abend, sobald sie eingeschlafen war, schrieb er eine Nachricht für Gaara, die Choji am nächsten Tag zum Kazekagen schickte. Es verging Tag um Tag, mal lief alles perfekt, mal hatte Temari mehrmals am Tag ihre anzüglichen Momente, in denen sie Shikamaru in den Wahnsinn trieb. Doch auch am zwölften Tag gab es noch immer keine Besserung in ihrem Verhalten. Nach zwei Wochen bekamen sie überraschenden Besuch von Kankurou und Kakashi. „Könnt ihr nicht einfach verschwinden, ohne euch ist es viel angenehmer.“, blaffte Temari die Männer an und setzte sich so dicht wie möglich neben Shikamaru auf die Kante der Veranda. Der ignorierte ihre Begrüßung gekonnt, rückte aber auch nicht weg. Er hatte schlicht aufgegeben, sie kam sowieso hinterher. „Was gibt es?“, fragte er stattdessen neugierig. Der Puppenspieler beäugte ihn missmutig, ihm gefiel diese Nähe zwischen dem Nara und seiner Schwester überhaupt nicht. „Temari wird in Suna dringend gebraucht.“, begann Kakashi, „Kankurou ist hier, um sie abzuholen.“ Shikamaru hätte Freudensprünge gemacht, aber ihm war bewusst, dass Temari ohne ihn keinen Meter Richtung Suna tun würde. Dementsprechend seufzte er tief, diese Mission steigerte sich immer wieder auf ein neues. „Du ahnst wohl schon, dass du mit musst.“ „Sonst wird sie dort wohl erst ankommen, wenn die Wirkung des Wassers endlich nachlässt.“, grummelte der Dunkelhaarige. „Hat sich gar nichts getan?“, erkundigte sich der Bruder mit einem abschätzenden Blick auf die Blonde. Shikamaru schüttelte den Kopf: „Überhaupt nichts. Unverändert, seit zwei Wochen. Für was muss sie zurück nach Suna? Glaubst du, sie wird in diesem Zustand dazu in der Lage sein?“ „Sie muss.“, der Puppenspieler seufzte nun schwer, „Es geht um ein wichtiges Treffen, wir können sie nur minimal mit einer Ausrede davon enthalten, aber zum Vertragsabschluss muss sie dabei sein und auch ihre Unterschrift leisten.“ Ungläubig sah der Nara zu ihm auf: „Habt ihr eine Idee, wie ihr sie dazu bekommt, das zu tun?“ „Gaara meinte, er würde sich etwas überlegen.“, erzählte Kankurou, „Und wenn alles gut über die Bühne geht und sie noch immer unter dem Einfluss des Wassers steht, wäre er dir sehr verbunden, wenn sie weiterhin hier bleiben könnte. Bei uns müssten wir sie im Haus einsperren...“ Beim letzten Satz lachte Temari laut auf: „Guter Witz, mich einsperren...“ „Da muss ich ihr recht geben...“, der Nara stand auf, „Ich schätze, du willst so schnell wie möglich wieder los?“ „Korrekt. Wer weiß, wie lange wir mit ihr brauchen.“ „Ich muss vorher ein paar Sachen holen, ich habe hier keine Ausrüstung.“ Kankurou wurde etwas unruhig: „Gibt's die Möglichkeit, dass sie dir jemand bringt? Ich möchte eigentlich vermeiden, das du mit ihr am Arm klebend durch Konoha läufst.“ „Hast du etwa ein Problem damit, das ich ihn mag?“, pöbelte die Blonde ihn daraufhin an. Shikamaru seufzte: „Es kostet unnötig Zeit, es würde so wesentlich schneller gehen.“ „Aber-“ „Temari ist keine lahme Ente. Wir bewegen uns über den Dächern, holen die Ausrüstung und treffen uns außer Sichtweite hinter dem Haupttor.“ Kakashi nickte: „Das sollte gut klappen, zu dieser Tageszeit sind die meisten eh sehr beschäftigt und achten nicht darauf, was oberhalb der Stadt passiert.“ Der Puppenspieler gab klein bei: „Okay. Aber was ist mit deinen Eltern?“ „Die lass mal meine Sorge sein...“ „Und wo ist mein Fächer?“, fragte Temari in die Männerrunde. Überrascht schauten sie alle drei an. „Ich will meinen Fächer haben, ist das so schwer zu verstehen?“, gab sie genervt zurück. „Ich hole ihn, er steht in der Wohnung. Temari...“, Kankurou warf ihr einen ernsten Blick zu, „Bitte benimm dich!“ Provokant schubste sie ihn etwas zurück, nachdem sie aufgestanden war: „Nerv mich nicht ständig mit deinem Geheul!“ „Lass das und komm!“, Shikamaru ergriff ihre Hand und zerrte sie hinter sich her, er war froh, wenn sie Konoha verlassen hatten. Wie vorhergesehen, hatte niemand von ihnen Notiz genommen, als sie Hand in Hand über die Dächer von Konoha zum Nara-Anwesen spurteten. Doch als sie im Garten seiner Eltern landeten, staunte Shikaku nicht schlecht. „Ah, Shikamaru... Seit wann-“ „Gar nicht.“, unterbrach der Sohn den Vater genervt und ließ die Blonde los, die ihm trotzdem hinterher lief. Mit hochgezogener Augenbraue sah er den beiden nach, wie sie in Shikamarus Zimmer verschwanden. Yoshino, die in diesen Moment aus der Küche kam, dachte, sie sah nicht richtig. „Eh, Shikamaru!“, rief sie leicht gereizt über das scheinbar pietätlose Verhalten ihres Sohnes und folgte den beiden. Da die Tür offen stand, baute sie sich im Türrahmen auf: „Was wird das?!“ „Nicht das, was du oder Paps denken, wie mir scheint.“, gab ihr Sohn nüchtern von sich und packte seinen Rucksack. „Du marschierst hier einfach so Hand in Hand mit der Schwester des Kazekagen in dein Zimmer, was glaubst du, soll man da denken?“ „Das wir miteinander schlafen wollen.“, beantwortete Temari unverfroren die Frage und hielt dem Blick seiner Mutter entspannt stand, „Ein Problem damit?“ Verdattert starrte Yoshino sie an: „Temari-san, was...“ „Sie ist nicht ganz bei Sinnen, sie leidet unter der Wirkung eines Mittels.“ Shikaku stellte sich hinter seine Frau und beobachtete das Spiel: „Sie ist also die Person, die du die ganze Zeit in unserem Wald beschützt?“ „Ich muss euch wohl nicht sagen, das niemand von ihrem Zustand erfahren darf.“, er schulterte seinen Rucksack und steckte noch ein paar Kunais und Shuriken ein. „Warum bist du mit ihr nicht hergekommen? Wäre das nicht einfacher gewesen? Unser Haus ist ja nicht gerade winzig.“, Yoshino legte leicht den Kopf schief. „Shika, dein Bett ist echt groß, können wir-“ Langsam brachte Temari ihn in Rage: „Nein!“ Grob packte er ihre Hand und zog sie wieder auf die Veranda, an seinen Eltern vorbei. Shikaku sah ihnen amüsiert nach, ihm blieb nicht verborgen, dass seinem Sohn die Situation unangenehm war. Yoshino hingegen versuchte Temaris Verhalten zu verstehen, welches für sie in diesen Moment einfach nur verwirrend war. „Ich melde mich, wenn die Mission vorbei ist.“, sagte Shikamaru zum Abschied zu seinen Eltern, bevor er mit der Frau an der Hand wieder über die Dächer verschwand. „Hm...“, gab Shikaku nachdenklich von sich, „Das sah doch irgendwie passend aus...“ „Du vergisst aber, das Shikamaru Frauen zu anstrengend findet.“, kommentierte Yoshino, lächelte dann aber leicht, „Aber wer weiß, vielleicht nicht mehr allzu lange...“ Kapitel 8: Unterwegs -------------------- „Da seid ihr ja endlich! Ist alles gut gelaufen?“, fragte Kankurou besorgt, als Shikamaru und Temari endlich auftauchten. Der Dunkelhaarige nickte stumm, während Temari grinste: „Seine Eltern denken, wir schlafen miteinander.“ Dem Puppenspieler entglitten sämtliche Gesichtszüge: „Hatte ich dir nicht gesagt, dass du auf ihren Ruf aufpassen sollst?!“ „Meine Eltern denken sich viel, wenn der Tag lang ist. Sie werden nichts über ihren Zustand und ihre Äußerungen ausplaudern, da kannst du dir sicher sein.“ „Und dennoch denken sie-“ „Meinst du, mir ist das nicht unangenehm?!“, blaffte nun Shikamaru zurück. Er hatte wirklich genug mit Temari um die Ohren und hatte keine Lust, sich auch noch mit Kankurou auseinanderzusetzen. „Keine Ahnung? Ich stecke nicht in deinem Schädel!“, kam gereizt vom anderen Mann. „Ganz genau, hast du dir mal vorgestellt, wie anstrengend eine Rund-um-Betreuung deiner Schwester ist?“ Ein Wimmern unterbrach die beiden Streithähne. Fragend wandten sich beide zu Temari um, die neben ihnen stand und anfing zu weinen. „Was...?“, fragte Shikamaru, doch im nächsten Moment verstand er und es tat ihm verdammt leid. Kankurou war ebenso perplex, es war lange her, das er seine Schwester weinen gesehen hatte. „Du findest mich anstrengend...“, klagte die Blonde und wischte sich immer wieder die aufkommenden Tränen weg, „Du magst mich nicht...“ „Temari, so war das nicht gemeint...“, versuchte der Nara die Situation zu retten. „Du bist so gemein!“, schrie die Frau ihn an und holte bereits mit einer Hand aus, um ihrer Wut Luft zu machen. „Temari, du musst ihn doch nicht gleich schlagen!“, der Puppenspieler griff nach ihrem Handgelenk, erntete dafür aber nur einen kräftigen Schubser nach hinten. Giftig schaute sie ihren Bruder an: „Und du machst alles kaputt! Es war so schön und du zerrst mich von ihm weg!“ Beim Zurückstolpern ließ er ihren Fächer fallen, den die Blonde sofort ergriff und aufspannte: „Mir reichts!“ „Temari, stopp!“, erklang die Stimme von Shikamaru, doch sie dachte nicht im Entferntesten daran. Sie wollte ausholen, doch ihr Körper gehorchte ihr abrupt nicht mehr. Verwirrt ließ sie ihren Blick zu ihren Füßen wandern und erkannte Shikamarus Schatten. Natürlich, für ihn war es so ein leichtes, sie zu bremsen. „Oh man...“, erleichtert atmete Kankurou auf und nahm seiner Schwester ihren Fächer ab, „Ich trage den für dich, okay?“ „Als wenn ich das nötig hätte!“, sagte sie wütend. Ohne es zu wollen, stellte sie sich wieder entspannt hin. Nachdenklich trat Shikamaru vor die Blonde und schaute herab in ihre grünen Augen. Sie kostete ihn so viele Nerven. Ständig stellte Temari ihn vor neuen Herausforderungen. „Kommst du bitte mit? Wenn das in Suna erledigt ist, können wir wieder zurückkommen.“ Es war ein Friedensangebot und er hoffte, es fruchtete. „Aber du willst das ja gar nicht...“, sie ließ den Kopf hängen, spürte zeitgleich aber einen Schmerz in den Schläfen. Ihre Gedanken waren wieder dabei, sich zu vernebeln. Der Nara löste das Jutsu: „Dein Bruder ist gerade viel anstrengender, der meckert mich nämlich ständig an.“ Ein Kichern entwich ihr und zufrieden warf sie sich um seinen Hals. Überrumpelt ließ der Dunkelhaarige es für einen kurzen Moment zu, ehe er sie mit den Händen an den Seiten zurück auf ihre eigenen Füße drängte: „Können wir jetzt los?“ „Ja!“, stimmte Temari zu und lief lächelnd an Shikamarus Seite los. Kankurou starrte beiden fragend hinterher. Er wurde das Gefühl nicht los, dass der Nara seine Schwester zu gut in der Hand hatte. Als die Dämmerung einsetzte, stoppte Shikamaru. „Was ist?“, fragte Kankurou monoton. „Wir sollten hier rasten.“ Der andere hob eine Augenbraue: „Aber es ist doch noch nicht so spät, wir können locker noch ein zwei Stunden laufen.“ „Wir, aber Temari nicht. Sie schläft ziemlich schnell ein und das recht früh, hängt wohl auch mit dem Wasser zusammen. Ich schätze mal, das Gehirn arbeitet anders durch das Zeug und benötigt mehr Ruhephasen.“, erklärte der andere und nahm seinen Rucksack ab. Wie aufs Wort gähnte die Blonde und rieb sich die Augen: „Schlafen wäre toll...“ „Dann sammel ich mal Feuerholz...“, Kankurou stellte Temaris Fächer und seine Tasche ab, aus der er vorher noch Temaris Decke zog, „Hier.“ Wortlos nahm sie die Decke an, wickelte sich etwas ein und setzte sich mit dem Rücken angelehnt an einen großen Baum. Keine zwei Sekunden später war die Blonde in einen tiefen Schlaf gefallen. „Wow... Sonst braucht sie ewig zum einschlafen.“, der Puppenspieler sammelte ein paar trockene Zweige um sie herum ein, „Wie lange schläft sie jetzt?“ Shikamaru suchte unterdessen Streichhölzer aus seinem Rucksack: „Wenn sie durchschläft, bis acht.“ „Wenn sie durchschläft?“, Kankurou stapelte das Holz zurecht und stopfte etwas trockenes Gras und Farn zwischen die Zweige. Nickend entzündete der Dunkelhaarige ein Streichholz und damit wiederum das Feuer: „Ja. Ansonsten geht sie auf Wanderschaft.“ „Wohin?“ Der Nara hob eine Augenbraue: „Ist die Frage ernst gemeint?“ Ein kurzes Murren vom anderen kam vom anderen. „Mit ihr an den Fersen ist man ständig auf der Hut. Ich hab seit zwei Wochen nicht mehr richtig geschlafen. Maximal vier Stunden am Stück.“, er gähnte ausgiebig, „Daher werde ich mich jetzt auch sofort hinlegen und die Chance nutzen.“ Mit gebührendem Abstand machte es sich Shikamaru an einem anderen Baum bequem, von wo aus er die Blonde ganz genau im Blick hatte. Es war bereits zwei Uhr morgens, Kankurou wurde langsam schläfrig. Er hatte sich nicht hinlegen können, aus Sorge, das Temari ihnen vielleicht stiften ging. Wobei das wiederum Schwachsinn war, wie er dann dachte, denn sie blieb ja bei Shikamaru. Immer wieder zerbrach er sich den Kopf, wie Gaara es nur anstellen wollte, das Temari ihre Aufgabe gewissenhaft ausführte. Es war ein so wichtiger Vertrag für Suna. Seufzend warf er ein paar Zweige in das kleine Feuer, als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahr nahm. Shikamaru streckte sich und setzte sich zu ihm ans Feuer: „Wie spät ist es?“ „Schätze so zwei.“ „Ich fühl mich richtig ausgeschlafen. Was ist mit dir? Nicht müde?“ „Doch, so langsam schon.“ Der Nara sah zu Temari, die noch immer schlief: „Du hast Angst, das sie wach wird.“ Kankurou gähnte und hob eine Augenbraue: „Hätte das nicht jeder Bruder?“ „Ich bin nicht ihr Bruder und mir geht’s genauso.“ Der Puppenspieler überlegte, ob er seine Vermutung wage in einen Kommentar ihm gegenüber anschneiden sollte. Andererseits, wollte er die Antwort wissen? „Ich leg mich hin.“ Shikamaru genoss die Ruhe um sie herum. Doch machte er sich Sorgen, wie es in Suna ablaufen würde. Ihm war bewusst, dass er mit Temari wahrscheinlich die meiste Zeit in einem Haus verbringen müsste, damit niemand etwas von ihrem Zustand mitbekam. Und Temari für mehrere Tage in einem Haus gefangen zu halten, war definitiv ungesund. Sie war so ein Wildfang, er hatte in den letzten zwei Wochen selbst gut bemerken können, dass sie jeden Tag Aktion brauchte, um keine schlechte Laune zu haben. Der Nara ahnte, dass die ganze Angelegenheit großes Konfliktpotential beinhaltete. „Shika...“, ein Flüstern von Temari zog seine Aufmerksamkeit wieder ganz auf sie. Langsam öffnete sie die Augen und reckte sich ausgiebig. „Hast du gut geschlafen?“, fragte Shikamaru leise. „Ja. Wie immer, wenn ich von dir träume.“, grinsend stand sie auf und setzte sich zu ihm. Doch ihr Satz hallte lange in seinem Kopf nach. Gerne hätte er sie dazu näher befragt und sie hätte bestimmt auch geantwortet. Doch wäre es nicht fair ihr gegenüber gewesen. In diesem Zustand würde sie alles erzählen, was sie in Wirklichkeit lieber geheim gehalten hätte. Wenn es denn wirklich der Wahrheit entsprach. „Es wird bald hell, willst du noch etwas essen, bevor es weitergeht?“ Temari nickte: „Fische lassen sich so früh gut fangen.“ Als Kankurou erwachte, fühlte er sich wie vom Blitz getroffen. Temari und Shikamaru waren nicht zu sehen. Hektisch sprang er auf und lauschte in den Wald. Was hatte der Nara mit seiner Schwester angestellt? Er spürte, wie eine unbändige Wut in ihm aufkochte. Würde der andere sich mit seiner Schwester vergnügen, er würde ihn höchstpersönlich köpfen. „Guten Morgen.“, die Begrüßung von Shikamaru ließ seine Wut im Keim ersticken. Der Dunkelhaarige kam mit ein paar Fischen und Temari im Schlepptau hinter ihm aus der Böschung. Dem Nara entging der Gesichtsausdruck des anderen dennoch nicht, aber er hielt es für besser, nichts zu sagen. Der Fisch war schnell gar und nach ihrem kleinen Mahl zogen sie weiter. Shikamaru war dankbar, dass Temari relativ ruhig blieb, auch wenn sie hin und wieder ihre fünf Minuten hatte. Allerdings war ihm erst am Morgen, als Temari ihre Umarmung einforderte, aufgefallen, wie prekär diese Absprache war. Sollte Kankurou das herausfinden, gab es Stress. Um so mehr verwunderte es ihn, das Temari am Abend ihre Dosis Shikamaru vergessen hatte. Der Nara vermutete, dass sie einfach zu erschöpft gewesen war. Aber so wie er sie kannte, war ihr das im Nachhinein nicht entgangen, irgendwann würde sie die fehlende Umarmung garantiert einfordern. Am späten Nachmittag erreichten sie die ersten Ausläufer der Wüste, sie kamen gut voran. Pünktlich zur Dämmerung begann Temari zu gähnen. „Das ist nicht gut...“, Kankurou sah sich um, „Hier ist kein guter Ort zum Kampieren.“ „Allerdings... Dann können wir uns auch gleich den Grenz-Dieben anbieten.“, gab seine Schwester müde von sich, „Aber ich bin müde...“ „Wie weit wäre ein sicherer Platz entfernt?“, fragte Shikamaru den Puppenspieler. „Noch gut eine Stunde. Ich dachte, wir schaffen es bis dahin, sonst hätte ich eher was gesagt.“ „Shika...“, die Blonde klammerte sich an seinen Arm und flüsterte leise weiter, „Ich will meine Umarmung...“ Der Zeitpunkt hätte nicht ungelegener sein können, aber zumindest hatte ihr Bruder nichts gehört, von dem, was sie gesagt hatte. „Wir müssen noch etwas weiter, Temari.“, Shikamaru fragte Kankurou gar nicht erst, sondern reichte seinen Rucksack an ihn weiter, um Temari huckepack zu nehmen. „So geht das natürlich auch...“, wisperte sie zufrieden an seine Schulter gekuschelt und nickte ein. Shikamaru konnte nicht anders, ihre Nähe löste ein warmes Gefühl in seiner Brust aus. Nach außen hin hielt er aber die Fassung und wandte sich an Kankurou: „Lass uns so weit wie möglich laufen.“ Noch unsicher mit dem Anblick seiner Schwester auf seinem Rücken, nickte er leicht: „Dann legen wir mal an Tempo zu. Vielleicht sind wird dann morgen Mittag schon da.“ Mit Temari auf dem Rücken fiel im das Rennen deutlich schwerer, aber sie kamen viel schneller voran. Kankurou ließ aber noch immer der Gedanke nicht los, dass da mehr zwischen den beiden war, als er wusste. „Soll ich sie mal nehmen?“, schlug er Shikamaru irgendwann vor. „Geht schon. Nicht, das sie aufwacht.“ Der Puppenspieler hob eine Augenbraue: „Oder möchtest du sie mir nicht geben?“ Etwas ertappt fühlte sich der Dunkelhaarige schon, aber er wies souverän die Frage ab: „Stimmt, weil ich keine Lust auf einen Aufstand von ihr habe.“ Nach ein paar Stunden erreichten sie eine kleine Felsformation, an der Kankurou hielt: „Hier sollten wir rasten. Ein paar Stunden Schlaf wären nicht schlecht. Von hier aus sind es noch gut vier Stunden, wenn wir flott sind.“ Sie legten die Blonde vorsichtig im Windschutz des Felsens auf ihre Decke ab und setzten sich jeweils links und rechts zu ihr. Shikamaru schaute hoch zum Himmel. Nicht eine Wolke war zu sehen, dafür aber unzählige Sterne. Obwohl es fast Neumond war, erleuchteten die Sterne alles hell. „Obwohl man im Nichts ist, ist es hier nie wirklich dunkel.“, entgegnete Kankurou und lehnte sich zurück. Schweigend dösten beide Männer weg. Shikamaru war so erschöpft, dass er am nächsten Morgen kaum richtig wach wurde. Er fühlte eine Hand an seiner Wange, doch die bleierne Müdigkeit wich nur langsam aus seinen Knochen. „Shika...“ wisperte Temari ihm leise ins Ohr. Dann spürte er, wie ihre Lippen seine Wange streiften, unaufhörlich weiter, bis zu seinem Mund. Sachte nippte sie an seinen Lippen. Träumte er noch? Für einen Bruchteil einer Sekunde erwiderte er unbewusst ihren Kuss. Und mit einem Schlag war er hellwach. Sofort drückte er sie von sich und starrte sie erschrocken an. Die Röte schoss ihm ins Gesicht. Da hatte er nur einen Moment nicht aufgepasst und es war passiert. Die Blonde grinste ihn glücklich an und drückte seine Hände runter, um ihm wieder näher zu kommen. „Es hat dir gefallen...“, flüsterte sie keck und zwinkerte. „Temari, das war nichts – ich hab noch geschlafen.“, schmetterte er ab und erhob sich, um wieder etwas Distanz zwischen ihnen zu bringen. Ein Blick zu Kankurou erleichterte ihn, denn dieser schlief noch. Eingeschnappt plusterte sie die Backen auf: „Arroganz steht dir nicht!“ „Und deine Umarmung hat sich soeben erledigt.“, gab er zurück. „Was?! Das ist nicht fair!“, beschwerte sich die Frau und ballte die Fäuste. „Kein anzügliches Verhalten, schon vergessen? Und deine Umarmung von vorletzten Abend ist damit auch von deinem Konto.“, fügte er gleich noch hinzu, um ihr jeglichen Wind aus den Segeln zu nehmen. „Du Idiot!“, brüllte sie wütend und kehrte ihm den Rücken zu. Vom Geschrei seiner Schwester erwachte Kankurou unsanft. Verwirrt sah er erst zu ihr, dann zu Shikamaru, der die Decke zusammen faltete und verstaute: „Frag nicht, lass und einfach weiter...“ Die Mittagssonne brannte unbarmherzig auf sie nieder und trieb die kleine Gruppe zu einem rasanten Tempo an, sodass sie bald die Mauern von Suna in Sicht hatten. „Da es keinen anderen Zugang gibt, müssen wir durch das Haupttor.“, Kankurou warf einen besorgten Blick zu Temari, die recht eng neben Shikamaru lief. „Wäre es dann nicht sinnvoll, wenn wir bis zum Einbruch der Dunkelheit warten?“ Der andere schüttelte den Kopf: „Das Tor ist zu jeder Zeit voll bewacht, da ist es besser, sie läuft selber durch das Tor, als wenn wir sie tragen müssen. Das würde wohl mehr Gerüchte entfachen.“ „Können wir direkt durch oder müssen wir halten?“ „Eigentlich sollten wir so durchlaufen können. Wenn wir in der Stadt sind, gehen wir direkt zu uns nach hause. Ich gebe Gaara Bescheid.“, erklärte der Puppenspieler und reichte nebenbei den Fächer an seine Besitzerin, „Du kannst nicht ohne in die Stadt gehen.“ „Ah, plötzlich bekomme ich ihn zurück?“, Temari ergriff ihren Fächer und wollte Kankurou zur Strafe damit eine überziehen, als Shikamaru sich dazwischen drängte. „Neue Regel: hör auf, andere Leute zu verprügeln.“ Murrend rümpfte sie die Nase: „Ich darf doch wohl meinen Bruder schlagen.“ „Heute nicht. Wir gehen jetzt zu euch nach hause, okay?“ „Na dann...“, gab die Blonde stumpf zurück und verringerte etwas ihr Tempo, als sie am Tor ankamen. „Temari-san! Kankurou-san!“, eine Wache begrüßte die beiden Geschwister mit einer tiefen Verbeugung, „Willkommen daheim!“ Ohne etwas zu sagen, ging die Frau weiter ihres Weges. Ihr Bruder zollte dem Mann aber den nötigen Anstand: „Danke. Wir haben es eilig.“ Die Wache sah den dreien fragend nach. Sonst war es immer Temari, die höflich antwortete, wenn auch ruppig. Auf dem Weg zum Zuhause der Geschwister trafen sie einige Leute auf den Straßen. Einige warfen Temari fragende Blicke zu, ihre Abwesenheit war nicht unbemerkt geblieben. „Gleich sind wir da...“, meinte Kankurou erleichtert, als sich ihnen jemand in den Weg stellte. Die kleine Gruppe stoppte vor einem jungen Mann, der äußerst beschämt drein blickte und sich zutiefst vor Temari verbeugte: „Temari-san, ich möchte mich aufrichtig entschuldigen für mein schlechtes Benehmen ihnen gegenüber!“ Shikamaru staunte nicht schlecht. Wer war der Typ? „Oh, ihr Rosenkavalier...“, erinnerte sich der Puppenspieler amüsiert. Die Blonde starrte ihn mehr missachtend an, zeigte sonst aber keine Regung. „Es tut mir so leid, das ich ihnen diese peinliche Szene gemacht habe! Ich hoffe, sie können mir-“ „Geh mir aus dem Weg und nerv mich nicht.“, Temari schubste ihn grob aus dem Weg und zog Shikamaru hinter sich her. Schnell löste er seine Hand von ihrer, bevor es noch jemand sah, blieb aber an ihrer Seite, damit sie keinen Aufstand veranstaltete. „Etwas kaltherzig, findest du nicht?“, gab Kankurou ihr zu bedenken. „Nerv du mich nicht auch noch.“ Sie hatte eindeutig schlechte Laune. Der junge Mann schaute ihnen perplex nach. Ihm war das kurze Händchen halten nicht entgangen, doch wirkte die Schwester des Kazekagen irgendwie seltsam auf ihn, als wäre sie nicht ganz bei Sinnen. Kapitel 9: Eskalation --------------------- „Endlich!“, erleichtert warf Kankurou hinter ihnen die Haustür zu und stellte seine Sachen ab, „Ich hol Gaara, das sollte nicht lange dauern.“ Und schon war er wieder verschwunden, bevor Shikamaru noch etwas sagen konnte. „Komm mit, Shika!“, Temari packte ihn am Kragen seiner Weste und zog ihn hinter sich her, erst die Treppe rauf und dann zu einem Zimmer am Ende des Flures. Er ahnte, was ihr vorschwebte: „Temari, komm nicht auf krumme Gedanken.“ Sie öffnete die Tür und sein Blick fiel auf geräumiges Zimmer mit großem Bett, Bücherregal, Schrank und Schreibtisch. „Mach dich mal locker.“, sie ging gezielt auf ihren Schrank zu und holte ein paar frische Klamotten raus, „Ich brauch dringend eine Dusche.“ „Dann viel Vergnügen, ich warte unten.“, er machte auf dem Absatz kehrt, als Temari sich von hinten an ihn klammerte, „Möchtest du nicht mitkommen?“ „Ganz bestimmt nicht.“ Ein Grinsen zierte ihren Mund: „Unsere Dusche ist groß, da passen wir gut zu zweit rein...“ „Keine Anzüglichkeiten...“, sagte der Nara und hob kurz die Hand zum Abschied, „Geh ohne mich duschen.“ Er stieg wieder die Stufen hinab und setzte sich seufzend auf eines der Sofas. Wie war er froh, wenn diese Mission endlich ein Ende fand. Die Haustür schwang auf und die Brüder betraten das Haus. Shikamaru wollte aus Höflichkeit aufstehen, doch der Kazekage wies ihn mit einer Geste an, sitzenzubleiben: „Mein Freund, das hast du nicht nötig.“ Es war immer wieder erstaunlich, wie extrem sich Gaara durch Naruto verändert hatte. Hätte man ihm gesagt, das Gaara einmal so werden würde, als er ihn das erste mal getroffen hatte, er hätte gelacht. „Wo ist unsere Schwester?“, Gaara setzte sich auf die Couch gegenüber ihres Gastes. „Sie wollte duschen gehen...“ Kankurou ließ sich ebenfalls nieder: „Alleine?“ Shikamaru hielt sich kurz die Stirn: „Gezwungenermaßen.“ „Sie macht es dir nicht leicht, nehme ich an? Kankurou hat mir einiges erzählt. Das ganze ist eine heikle Angelegenheit.“ Shikamaru nickte: „Wie soll sie ihre Aufgabe hier erfüllen? Kankurou sagte, du hättest eine Idee.“ „Es geht um einen sehr wichtigen Handelsvertrag, der Suna wirtschaftlich sehr gut tun würde. Aus verschiedenen Gründen fordert unser Vertragspartner aber die Unterschriften von drei wichtigen Persönlichkeiten, vorrangig uns. Um so besser fällt der Vertrag aus.“, der Rothaarige pausierte kurz, „Wir können Temari von dem Essen, was davor veranstaltet wird, entschuldigen, in dem wir sagen, das es ihr nicht gut geht. Aber für die Formalitäten am folgenden Tag muss sie anwesend sein und auch ihre Unterschrift leisten.“ „Wie lange wird dieses Treffen andauern?“, harkte der Dunkelhaarige nach. „Es könnte gut eine halbe Stunde werden.“, antwortete der Puppenspieler und schaute zu seinem jüngeren Bruder, „Ich weiß nicht, wie du das hinkriegen willst, dass sie in der Zeit ruhig auf dem Stuhl sitzen bleibt, sich deren Geplänkel anhört, unterschreibt und dabei die Etikette wahrt.“ „Ist es so schlimm?“ „Shika?“, Temari kam die Treppe herunter, nur mit einem knappen Handtuch bedeckt. Ihre Brüder irritierte der Anblick nicht, aber Shikamaru schaute sofort in entgegengesetzter Richtung. „Hallo Temari, wie geht’s dir?“, fragte der Kazekage und musterte ihren Gesichtsausdruck. „Brüderchen, jetzt nicht.“, lehnte sie seine Kontaktaufnahme ab und schritt auf den Nara zu, „Shika, warum drehst du dich weg?“ „Weil du halbnackt bist.“, beantwortete er ihre Frage genervt und schloss die Augen. „Du solltest dir tatsächlich etwas anziehen...“, meinte der Puppenspieler etwas beschämt, „Wir sind es vielleicht gewöhnt, dass du hier so rumläufst, aber vor ihm hast du dich nur angezogen zu zeigen.“ „Er hat mich doch schon nackt gesehen.“, haute Temari locker raus und verschränkte die Arme. In dem Moment sprang der ältere Bruder auf und wollte dem Nara direkt an die Gurgel. „Kankurou!“, Gaara stoppte ihn sofort, „Es ist bestimmt nicht das, was du denkst. Das kann ich mir bei Shikamaru nicht vorstellen. Er würde niemals etwas tun, was ihre Ehre befleckt.“ Der Jüngere atmete kurz durch und wandte sich seiner Schwester zu: „Wo und wieso hat er dich nackt gesehen?“ „Ich bin in der Dusche eingeschlafen und er hat mich ins Bett gelegt.“, erzählte die Blonde entspannt. Shikamaru versuchte die aufkommende Schamesröte zu unterdrücken, als er das Wort ergriff: „Sie saß, mit angewinkelten Beinen und verschränkten Armen, ich habe nichts gesehen.“ „Der Spießer hat mich mit einem Handtuch abgedeckt hingelegt.“ Der Puppenspieler setzte sich wieder hin und grummelte. „Siehst du? Es klang schlimmer, als es in Wirklichkeit gewesen ist.“ Temari griff nach Shikamarus Hand und zog daran: „Komm schon, ich will ins Bett!“ „Du kannst auch ohne mich ins Bett gehen.“, wehrte der Nara ab. „Ich schlafe garantiert nicht ohne dich!“, stellte Temari bestimmend fest, doch er entriss ihr seine Hand. „Geh dich bitte erst einmal anziehen...“, er war es leid, ständig solche Diskussionen mit ihr zu führen. „Na schön...“, nörgelnd zog sie von Dannen und ihre Brüder sahen ihr nach. „Sie ist wirklich nicht leicht zu händeln.“, Gaara seufzte, „Ich hatte es mir nicht so vorgestellt.“ Shikamaru hob eine Augenbraue: „Was hat dir Kankurou erzählt? Oder besser, nicht erzählt?“ „Ich hab vielleicht nicht ausreichend detailliert berichtet...“, mit einem Hauch rot um die Nase drehte sich der Puppenspieler weg. Es war ihm peinlich, das gesamte Verhalten seiner Schwester war ihm unangenehm. Der Kazekage fixierte ihn mit einem abwartenden Blick: „Dann hol das jetzt nach.“ Murrend winkte der andere ab. „Kankurou, bitte.“, forderte der Rothaarige unnachgiebig. Grummelnd fing der Ältere an: „Mein Gott, weißt du, wie peinlich es ist, wenn sie sich so aufführt? Sie steigt ihm ständig hinterher, wirft sich ihm an den Hals und will sonstwas mit ihm anstellen!“ Shikamaru kratzte sich verlegen an der Stirn und schwieg, mit dem Gesicht zu Boden gerichtet. „Im Übrigen ist ihr auch vollkommen egal, wer in dem Moment noch anwesend ist. Sie ist wie ein kleines, trotziges Kind, das Süßigkeiten haben will und Emotionsausbrüche hat, wenn sie nicht bekommt, was sie will.“ „Aber sie bekommt doch nicht, was sie will – oder hab ich was verpasst?“, Gaara schaute zu Shikamaru, der knallrot anlief und sofort abwehrend die Hände hochhielt: „Ganz bestimmt nicht!“ „Und dennoch hast du sie in der Hand. Keine Ahnung, wie du das anstellst, aber sie hört auf dich. Vielleicht ist das unsere einzige Chance.“, Kankurou zog seine Kapuze vom Kopf und fuhr sich durch die Haare. Erwartungsvoll blickte der Kazekage zu ihm. Das konnte Gaara jetzt doch nicht ernst meinen? Sollte alles an ihm hängen bleiben? Ungläubig schaute er zurück. „Was schlägst du vor, Shikamaru?“, fragte der Rothaarige nun direkt. „Ich hab keine Ahnung, wie ich sie dazu kriegen soll.“ „Wie kriegst du sie denn sonst dazu, das zu tun, was sie soll?“ Seufzend massierte sich der Nara kurz die Schläfe: „Ich drohe damit, das ich gehe.“ „Und das hilft?“ Der Nara hob den Blick zum Kazekagen: „Ich würde sagen, zu einem gewissen Teil ja.“ „Und wenn nicht?“ „Shikamaru!“, rief Temari ungehalten von oben, „Komm endlich!“ „Vielleicht sollten wir morgen weiterreden.“, Gaara erhob sich, „Ich nehme an, sie gibt erst Ruhe, wenn du bei ihr bist?“ „Ein Futon wäre super...“, er wollte auf keinen Fall mit ihr in einem Bett liegen, das würde nicht gut enden. „Kein Problem.“ Shikamaru stand seufzend unter der Dusche und fuhr sich durch die nassen Haare, um den Staub der Wüste auszuspülen. Er hatte das Gefühl, immer tiefer in die Sache hineinzurutschen, wie Treibsand zog es ihn immer weiter hinab, ohne eine Chance auf Rettung. Erst jetzt wurde dem Nara bewusst, das er zu weit gegangen war, als er Temari die täglichen Umarmungen zugestanden hatte. Er trat ihr viel zu nahe, während sie schutzlos dem Wasser unterlegen war. Und mit sich selbst ging er auch nicht besser um, denn es war Gift für sein Herz, denn die Gefühle von ihr waren in dem Moment nicht echt. Je länger der junge Mann darüber nachdachte, desto schäbiger fühlte er sich. War es nicht fast so, als würde er sich für seine Arbeit verkaufen? Und Zeitgleich Temari und sich selbst verletzen. „Bist du endlich fertig?“, Kankurou klopfte ungeduldig gegen die Badezimmertür. Er hatte es sich nicht nehmen lassen, höchst persönlich Wache zu schieben, damit Temari dem Nara nicht folgte. Erschöpft drehte er das Wasser zu und trocknete sich ab. Nebenbei warf er einen Blick in den Spiegel. Obwohl er schon immer längere Haare hatte, war er den Anblick seiner offenen Haare nicht wirklich gewöhnt. Wieder führten seine Gedanken ihn zurück zu der Blonden. Wenn Shikamaru doch nur wüsste, was der Wahrheit entsprach und wie viel wirklich dahinter steckte. Angezogen und mit zusammen gebundenen Haaren öffnete der Nara die Tür und schritt gähnend an Kankurou vorbei: „Bitte, du kannst.“ Mürrisch starrte dieser dem anderen nach. Das Shikamaru im Zimmer seiner Schwester schlief, gefiel ihm überhaupt nicht. „Shika!“, Temari sah das ganz anders und hopste freudig von der Bettkante, als der Nara ihr Zimmer betrat. Etwas schwermütig schloss er die Tür hinter sich und sah sich der Frau gegenüber, die ihn so viele Nerven kostete. „Ich will meine Umarmung!“, forderte sie grinsend und stellte sich vor den jungen Mann. „Temari...“, er fasste sich kurz in den Nacken und suchte nach den richtigen Worten, „Ich denke, das ist keine gute Idee. Es reicht doch, dass ich neben dir auf dem Futon schlafe.“ Ihre Laune schlug direkt um, nachdem er den Satz beendet hatte. „Du brichst unsere Vereinbarung?!“, meckerte Temari los und stemmte die Hände in die Seiten. „Es geht eher darum, dass es nicht okay ist.“, erklärte Shikamaru und redete sich um Kopf und Kragen, er hoffte inständig, dass sie ihre Lautstärke nicht noch anhob und ihre Brüder die Unterhaltung mitbekamen. „Spinnst du?“, sie tippte ihm grob gegen die Stirn, „Was soll das? Und ich soll mich dennoch an deine Regeln halten, oder was?“ „Es wäre nett, wenn du es einfach so machst.“, schlug der Dunkelhaarige vor, doch stieß damit bei Temari auf taube Ohren. „Ich bin doch nicht dein Püppchen, das brav das macht, was du willst!“, sie griff nach dem Saumen ihres Shirts, „Wenn du dich nicht an unsere Abmachung hältst, werde ich das auch nicht tun!“ „Hör auf!“, er packte ihre Hände, um zu verhindern, dass sie sich auszog. „So so... Angst hast du also.“, finster grinsend hatte die Blonde ihre Hände aus seinem Griff befreit und dafür seine gepackt. Mit einer schnellen Drehung hatte sie ihn aufs Bett geschubst und sich auf seinen Schoss gesetzt: „Wer hätte das gedacht, der Nara hat Schiss.“ Shikamaru wollte sie von sich runterdrängen, doch Temari nahm ihm jeglichen Wind aus den Segeln, als sie sich das Shirt über den Kopf zog. Mit zufriedenen Blick sah sie auf ihn herab und genoss es, seine volle Aufmerksamkeit zu haben. Shikamaru hingegen wusste nicht, wo ihm der Kopf stand. Er lief rot an und wandte den Blick von der Frau ab, die oben ohne auf ihm saß. Wie kam er jetzt aus dieser Situation am Besten heraus? „Ich sag dir was, Shika...“, begann die Frau und beugte sich zu ihm hinab, um ihn ins Ohr zu flüstern, „Entweder umarmst du mich jetzt sofort, oder ich mache noch mehr von dem, was du befürchtest.“ Um ihre Aussage zu unterstreichen, wippte sich leicht mit ihrem Becken auf seinem Schoss nach vorne. Das war überhaupt nicht gut, dachte sich Shikamaru verzweifelt und spürte ein Kribbeln in seiner unteren Körperregion. „Temari, bitte...“, redete er leise weiter und rang um Fassung. „Bitte was?“, wisperte sie in sein Ohr und hauchte kleine Küsse auf seinen Hals. In dem Moment fühlte sich der Nara wie vom Blitz getroffen. Mit einer Hand an ihrem Knie und der anderen an ihrer Taille, beförderte er sie neben sich aufs Bett, stand auf und hob ihr Shirt auf. Überrascht von seiner Bewegung, schaute Temari ihm nach, als er ihr auch schon das Shirt über den Kopf und den Oberkörper zog: „Sofort anziehen.“ „Und was wenn nicht?“, fragte die Blonde frech zurück. „Dann ziehe ich es dir an.“ Sie hob eine Augenbraue, als würde sie ihm nicht glauben. Als Shikamaru allerdings seine Hände zusammen tat, ahnte Temari, was er vorhatte. Gereizt schlüpfte sie in ihr Shirt: „Warum zum Teufel steh ich eigentlich auf dich Idiot?“ „Leg dich hin und schlaf.“, Shikamarus Reserven an Nerven hatte die Blonde gerade komplett verfeuert, er konnte nicht mehr. Wütend knallte er das Licht aus und legte sich unter die Decke auf seinen Futon, mit dem Rücken zu ihr gedreht. Da wollte er einen Fehler korrigieren und was passierte? Sie eskalierte komplett! Und das Schlimmste für ihn daran war, dass er auf ihre wahnhaften Aktionen mit ehrlichen Gefühlen reagierte. „Shika...“, etwas reumütig setzte sich Temari zu ihm und legte eine Hand auf seinen dunklen Schopf, „Du bist mir doch nicht böse?“ Stille. „Ich mag es nicht, wenn du sauer auf mich bist...“, die Stimme der Blonden klang belegt. Wie ihre Launen ständig so schnell umschlugen konnten, war dem Nara ein Rätsel. „Shikamaru...“, bettelte sie um Antwort und legte ihre Stirn an seinen Hinterkopf. Stumm legte sich der Dunkelhaarige sich eine Hand über die Augen. Er wurde den Anblick von eben nicht los, es zerriss ihn innerlich viel stärker, als er es selbst für möglich gehalten hatte. Shikamaru war längst bewusst, dass er viel mehr für diese temperamentvolle Frau empfand. Und nun brach ihm die Mission das Genick. Wie gerne würde er ihr nachgeben, wie gerne würde er sie in seinen Armen halten... Aber das war unmöglich. „Temari... Wenn du das wirklich ernst meinst...“, fing der Nara schließlich leise an, „Dann fass mich nicht mehr an.“ Langsam löste sich die Frau von ihm und schaute auf ihn herab: „Ich meine es ernst.“ Die Blonde setzte sich auf ihr Bett und schaute im Halbdunkeln auf ihn herab: „Ich versteh nicht, warum du mir nicht glaubst... Egal was ich mache, du ignorierst mich. Du hast mich schon immer ignoriert. Du siehst viel lieber Wolken an, als mich.“ Hörbar atmete Shikamaru durch und schluckte das Bedürfnis hinunter, ihr zu antworten. Es wäre einfach nicht richtig. „Du hast mich damals mit deinem Auftritt beim Examen echt geplättet. Und seitdem setzt du immer wieder einen drauf, ich kam nie dazu, einem anderen nachzuschauen.“, erzählte sie flüsternd in die Dunkelheit, „Ich genieße deine Gesellschaft so sehr. Und ich will so gerne mehr davon haben. Aber du siehst mich nicht.“ Mit jedem weiteren Wort fühlte sich der Mann schlechter. Sie redete über so tiefe Gefühle, das waren ihre Geheimnisse, die so nicht für seine Ohren bestimmt waren. „Bitte schlaf...“, gab Shikamaru vorsichtig zurück und hoffte, sie nicht zu verletzen. „Ja... Schon klar.“, sie drehte ihm ebenfalls den Rücken zu und kroch unter ihre Decke, während ihr stumm ein paar Tränen über die Wangen liefen. Sie fühlte sich so verletzt und allein gelassen von ihm. Kapitel 10: Lohn ---------------- Am nächsten Morgen wirkte Temari sehr bedrückt und in sich gekehrt. Stumm hatte sie auf der Bettkante gewartet, bis Shikamaru aufgewacht war. So wie sie aussah, fühlte er sich innerlich, angeschlagen und kaputt. Würde sie sich an alles erinnern, wenn die Wirkung des Wasser nachließ? Das würde wahrscheinlich das Ende ihrer Freundschaft bedeuten, es war einfach zu viel zwischen ihnen vorgefallen. „Hunger?“, fragte Temari leise, als der Mann sich aufsetzte. Stumm nickte er und musterte sie kurz aus dem Augenwinkel. Sie war bereits komplett angezogen, auch ihre Zöpfe saßen perfekt. Wie lange war sie schon wach? „Na dann.“, gab die Blonde knapp von sich, ging zur Tür und verließ den Raum, ohne auf ihn zu achten. Noch nie ging es Shikamaru so dreckig. Temari saß ihm gegenüber am Tisch und stocherte lustlos in ihrem Essen herum. „Du solltest etwas essen, sonst wirst du noch krank.“, begann der Nara ein Gespräch. „Ich bin doch eh für euch alle krank.“, antwortete sie nüchtern zurück. „Guten Morgen.“, Gaara kam in die Küche und nahm sich ebenfalls eine kleine Portion, um sich dann an der Tischkante zwischen den beiden anderen niederzulassen. „Guten Morgen.“, erwiderte Shikamaru und bemühte sich um einen normalen Tonfall. Die Augen des Kazekagen huschten zu seiner Schwester, die mit einem aufgestützten Arm da saß und recht unglücklich wirkte. „Temari, alles okay?“ Gleichgültig ließ sie ihre Stäbchen in der Schüssel liegen: „Was soll schon sein?“ Sie schob das Essen von sich und lehnte sich zurück. Der Rothaarige besah sich ihr Schüssel: „Hast du überhaupt etwas gegessen?“ „Keinen Hunger.“ „Geht es dir nicht gut?“, harkte ihr Bruder besorgt nach. „Aus eurer Sicht scheinbar schon die ganze Zeit nicht.“ „Vielleicht solltest du dich hinlegen und noch etwas schlafen?“, schlug Gaara sanft vor. Die Blonde schüttelte den Kopf: „Nein. Ich bleib bei Shikamaru.“ „Ich kann mich auch in dein Zimmer setzen, während du schläfst.“, fügte der Nara hinzu und hoffte, ihr so irgendwie etwas Gutes tun zu können. „Ist mir gleich. Aber ich bleib bei dir.“ „Okay.“ Shikamaru erhob sich, als Gaara sich kurz an ihn wandte: „Kankurou und ich werden uns gleich mit den Vertragspartnern treffen. Ich denke, am späten Nachmittag sollte es zum Abschluss kommen, könntest du Temari dann zum Hauptquartier begleiten?“ Der Dunkelhaarige nickte: „Aber wie soll es ablaufen?“ „Nun ja... Es sind keine weiteren Anwesenden gewünscht. Du müsstest vor der Tür auf sie warten.“ „Einen scheiß werde ich tun.“, kam es monoton von der Frau, ehe sie ihren Bruder stoisch anschaute, „Ich bleibe bei ihm.“ Ein schweres Seufzen entfuhr dem Kazekagen: „Temari, es ist unglaublich wichtig, dass du dabei bist und unterschreibst. Für Suna.“ „Wen interessiert's. Es interessiert ja auch keinen, was ich will.“ Eine kurze Pause des Schweigens trat zwischen den dreien. „Ich glaube nicht, dass das stimmt. Momentan bist du nur leider angeschlagen und nicht ganz bei dir, deswegen versuchen wir, gut für dich zu sorgen.“, erklärte der Rothaarige liebevoll. „Ihr denkt, ich bin verrückt. Ihr geht mir alle so sehr auf die Nerven, ich will einfach nur meine Ruhe mit Shikamaru, alles andere interessiert mich nicht.“ „Wenn du das Treffen mitmachst und unterschreibst, können wir wieder zurück nach Konoha.“, gab der Nara ihr zu Bedenken. Das er damit die Entscheidungsgewalt von Gaara überging, bemerkte er gar nicht. Doch der Kazekage spürte, dass es für seine Schwester die derzeit beste Entscheidung war: „Möchtest du das?“ Wortlos nickte die Blonde, ohne ihren Blick vom Tisch zu heben. „Dann lass uns das nachher schnell über die Bühne bringen, dann könnt ihr wieder zurück.“, Gaara legte eine Hand auf ihre, um seine Aussage zu unterstreichen, „Es dauert vielleicht eine halbe Stunde, nicht länger. Solange wird Shikamaru vor der Tür auf dich warten.“ Nach dem Essen waren die Brüder aufgebrochen, um den Vertrag auszuhandeln. Zurück blieben eine zutiefst traurige Temari und ein Shikamaru, dem es mindestens genauso dreckig ging. Schweigend saßen sie sich im großen Wohnraum des Hauses gegenüber, ohne den anderen anzuschauen. Der junge Mann grübelte immer wieder über die gleichen Sachen nach, er hatte das Gefühl, sich im Kreis zu drehen. Es gab einfach nichts, was die derzeitige Situation besser machen konnte. Allenfalls konnte sie schlimmer werden. Und die Chance, das es schlimmer werden konnte, war mehr als wahrscheinlich. Der Nara hatte aufgegeben, sich einzureden, dass er nur seinen Job machte, dass die Blonde ihm nicht so viel bedeutete. Aber die Gedanken waren ständig da, allgegenwärtig. Schließlich hatte Shikamaru sie akzeptiert, um besser mit ihnen umzugehen, denn seine Mission musste er ja dennoch erledigen. Der professionelle Umgang mit Temari forderte ihm einiges ab, wenn sie wieder an ihm hing. Aber auch jetzt, wo sie so abweisend, aber dennoch an ihn klammernd war, wusste Shikamaru nicht, wie er sich am Besten verhalten sollte. Früher hatte er die Stille um sie herum immer als sehr entspannend empfunden, Temari hatte nie die Erwartung, von ihm unterhalten zu werden und sie selbst plapperte auch nicht so viel, wie es eben andere Frauen taten. Doch dieses Schweigen jetzt war etwas ganz anderes, es war unangenehm und bereitete ihm tatsächlich Bauchschmerzen. Er konnte es nicht ertragen, sie so zu sehen. „Temari?“, durchbrach der Dunkelhaarige schließlich die Stille und suchte ihren Blickkontakt. Schwermütig hob sie das Gesicht, aber in die Augen schauen konnte sie ihm nicht: „Was?“ „Habt ihr zufällig ein Shogi-Spiel da?“ Da huschten ihre Augen doch zu ihm hoch. Nicht, dass sie das Spiel besonders mochte, seitdem sie es mit ihm spielte, aber so Zeit mit ihm zu verbringen, fand sie toll. Leider musste sie aber den Kopf schütteln: „Nein..“ „Schach?“ Da stand sie auf und ging an eine hohe Kommode, wo sie eine der mittleren Schubladen aufzog: „Ich glaube ja...“ Man sah Temari die Erleichterung an, als sie eine dunkle, schmale Holzkiste hervorzog und diese auf den Tisch zwischen ihnen abstellte. „Weiß oder schwarz?“, Shikamaru rutschte nach vorne auf die Kante des Sofas, um näher am Tisch zu sein und baute das Spiel auf. Die Blonde hingegen nahm sich ein größeres Sitzkissen und setzte sich ihm gegenüber: „Weiß.“ „Weil Weiß den ersten Zug hat?“, harkte der junge Mann nach und grinste sie leicht an. „Weil Schwarz besser zu dir passt.“, gab sie zurück und lächelte ebenfalls. Langsam entspannte sich die Situation wieder zwischen ihnen und Shikamaru hatte das Gefühl, dass sich ihre Laune besserte. Sie spielten eine Runde nach der anderen, Temari wollte nicht aufgeben, jedoch gewann der Nara jede Runde. Doch sie gewinnen lassen kam für ihn nicht in Frage, das hätte sie eh als Beleidigung aufgefasst. Nebenbei aßen sie zu Mittag eine Kleinigkeit und redeten hin und wieder über Belangloses. Der Dunkelhaarige warf immer wieder einen Blick zur Uhr, die hinter Temari an der Wand hing. Allzu lange würde es wohl nicht mehr dauern. Bei seinem nächsten Zug ergriff er das Wort: „Temari... Du musst gleich zu deinen Brüdern.“ „Ist mir egal.“, entgegnete sie und platzierte ihren Turm neu. „Deinen Brüdern aber nicht.“, gab er zurück und rückte mit dem Läufer weiter. Temari stützte den Kopf auf, während sie das Spielfeld betrachtete: „Ist mir auch egal.“ „Ist es dir auch egal, dass es mir wichtig ist?“, fragte er, als sie mit einem Pferd weiterzog. Die Blonde seufzte: „Ich will aber bei dir bleiben.“ Der Nara griff zu seiner Dame: „Niemand sagt, dass ich weg bin, wenn du den Leuten ein paar Minuten zuhörst und einen Zettel unterschreibst.“ „Es wird garantiert länger dauern, als wenn du duschen gehst.“ Er rollte mit den Augen: „Komm schon, so eine kleine Angelegenheit ist doch kein Drama für dich.“ „Ich sehe keinen Grund, meine Zeit mit irgendwelchen alten Leuten zu verplempern, wenn ich auch bei dir sein kann.“ Es klopfte an der Tür. Shikamaru sah auf: „Jetzt ist wohl keine Zeit mehr, um darüber zu diskutieren.“ Er ging zur Tür und öffnete. Vor ihm stand ein Bote, der sich kurz verneigte: „Der Kazekage schickt nach seiner Schwester.“ „Sie wird gleich da sein. Danke.“ „Vielleicht auch nicht.“, murrte Temari aus dem Hintergrund, aber da der Bote bereits weg war, vernahm nur Shikamaru ihren Kommentar. „Mach keinen Aufstand und komm.“, der Dunkelhaarige warf ihr einen erwartungsvollen Blick zu und hoffte, dass sie sich in Bewegung setzte. Doch die Frau blieb, wo sie war. „Ich gehe jetzt.“, meinte er daher und zog seine Weste über. Nörgelnd stand die Blonde nun doch auf: „Ich will aber bei dir bleiben! Ich gehe da nicht ohne dich rein.“ „Doch, das wirst du.“, versicherte er ihr und hielt die Tür für sie auf. „Wieso sollte ich?“, fragte Temari und schnallte sich ihren Fächer auf den Rücken. Sanft schob der Nara sie mit einer Hand im Rücken aus dem Haus, ehe er sich leicht zu ihr vorbeugte und leise sprach: „Weil du bestimmt gerne eine Belohnung im Tausch dafür haben möchtest.“ „Shika...“, sie grinste breit, „Was bietest du mir?“ „Das überlege ich mir noch.“ „Schlaf mit mir!“, knallte sie unverblümt raus. „Du pokerst viel zu hoch. Ich werde mir schon etwas Gleichwertiges überlegen.“ Temari zog eine Schnute: „Es ist aber nicht fair, etwas zu fordern, ohne vorher zu sagen, was dafür geboten wird.“ „Hey, es kommt von mir, ist es da nicht egal, was es ist?“ „Hm...“, gab die Blonde nachdenklich von sich. Sie grübelte, bis sie beim Hauptquartier angekommen waren. „Und, wirst du nun deine Arbeit machen?“, harkte Shikamaru nach. „Wenn du auf mich wartest und ich dafür etwas von dir bekomme, ja.“ Sie betraten das Gebäude und die Frau steuerte zielsicher einen Raum im ersten Stock an. „Na dann, viel Erfolg. Bitte benimm dich! Keine anzüglichen oder frechen Kommentare, kein Wort über mich.“, mahnte er sie noch einmal, bevor sie nickend den Raum betrat und die Tür hinter sich schloss. Shikamaru hatte das Gefühl, auf glühenden Kohlen zu sitzen. Die Zeit kroch dahin und er wusste nicht, wie er Temari eine Belohnung geben konnte, ohne dass er ihr zu nahe trat oder sich selbst verletzte. Da er nichts von drinnen hörte, ging er davon aus, dass sie ihren Job gut machte und keine Ausfälle hatte. Als sich nach knapp vierzig Minuten die Tür öffnete, verließen einige edel gekleideten Männer den Raum. Nur einer warf Shikamaru einen fragenden Blick zu, als habe der Shinobi aus Konoha dort nichts zu suchen. „Geschafft!“, erleichtert trat Kankurou mit einem Stapel Schriftrollen auf den Armen aus der Tür, „Man, bin ich froh, dass das erledigt ist!“ „Mach Platz!“, Temari schob ihn aus ihrem Weg und trat zu Shikamaru. Grinsend verschränkte sie die Arme hinterm Rücken und schaute ihn erwartungsvoll an: „Und?“ „Wie lief es?“, fragte der Dunkelhaarige zurück, um abzulenken. Gaara, der nun auch auf den Flur kam, lächelte zufrieden: „Sehr gut. Besser hätte es nicht laufen können. Suna schuldet dir großen Dank, Shikamaru.“ Mit einem unguten Bauchgefühl kratzte sich der junge Mann am Hinterkopf: „Nein...“ „Doch!“, dem Kazekage war es sehr ernst, „Wir schulden dir einen großen Gefallen!“ „Gaara, ich will jetzt mit Shikamaru zurück.“, funkte Temari ungehalten dazwischen. Der Rothaarige wandte sich zu ihr: „Jetzt sofort? Wäre es nicht sinnvoller, wenn ihr bis morgen früh wartet?“ „Mir ist egal, was sinnvoll ist, ich will jetzt los, schließlich will ich-“ Bevor die Blonde noch etwas sagen konnte, was Shikamaru in Schwierigkeiten brachte, fiel er ihr ins Wort und schob sie vor sich her Richtung Treppe: „Reg dich nicht auf und lass uns die Sachen holen...“ Gaara sah den beiden etwas verwirrt hinterher. Der Nara wirkte unruhig auf ihn, aber er wollte sie nicht aufhalten, eine Szene von Temari im Hauptquartier konnten sie alle nicht gebrauchen. „Shika, was ist nun?“, ungeduldig bohrte Temari nach ihrem Lohn, doch der junge Mann neben ihr hüllte sich in Schweigen. Mittlerweile waren sie wieder zurück im Hause der Geschwister und noch immer hatte er keine Ahnung, was er ihr sagen sollte. „Können wir darüber reden, wenn wir Suna verlassen haben?“, bat er um Aufschub, während er seinen Rucksack packte und aufsetzte. Temari hingegen öffnete ihren Schrank, um einen anderen Kimono anzuziehen, der für die Reise bequemer war: „Kann es sein, dass du mich angelogen hast?“ „Vielleicht möchte ich hier nicht darüber reden?“ Nach einem schlichten schwarzen Kimono griff sie zu einem roten Obi, ihr klassisches Outfit: „Nein, du lügst. Denn du antwortest mit Gegenfragen.“ Mit finsterer Miene drehte sie sich zu dem Dunkelhaarigen und trat nah zu ihm. Ein Schauer lief ihm über den Rücken, doch er wollte nicht zurückweichen, das könnte sein Todesurteil sein. Stumm blickte er zu ihr runter in ihre dunklen, grünen Augen. „Entweder gibst du mir jetzt etwas oder ich hole es mir.“, sagte sie kühl. „So einfach ist das eben nicht.“, Shikamaru hielt sich kurz die Stirn, um nachzudenken. Wie kam er da jetzt am Geschicktesten wieder raus? „Du stellt dich einfach nur an, dass ist das Problem.“, meinte die Blonde zickig und stemmte wieder in ihrer typischen Manier die Hände in die Seiten. „Pass auf... Du darfst es dir aussuchen... Aber es darf nichts Intimes sein.“ Temari legte kurz den Kopf schief und schwieg, ehe sie wieder sprach: „Gut. Küss mich.“ „Was hab ich gerade gesagt?!“, kam es perplex vom Nara, dem ein Hauch rot in die Wangen schoss. „Ich hab dich schon mehrmals geküsst, also ist es gar nicht mehr intim.“, schmetterte sie locker ab. „Nein, ich werde das nicht tun, das ist etwas Intimes.“, blockte Shikamaru ab und drehte sich von ihr weg. In der Frau begann es zu brodeln. Er ließ sie einfach so stehen? „Shikamaru!“, brüllte sie los und packte ihn am Kragen, damit er gezwungen war, ihr ins Gesicht zu sehen, „Du hast mir die Wahl gelassen, jetzt halte dein Wort!“ „Temari...“, beschwichtigend legte er seine Hände auf ihre, um sie von seinem Kragen zu lösen. Sie war kurz davor, komplett auszurasten, das war dem Nara bewusst. Schwer seufzend zog er ihre Hände zu sich: „Ich hoffe, du nimmst mir das nicht krum.“ Fragend schaute sie ihn an und wartete ab, als er ihr schließlich einen zarten Kuss auf die Handrücken drückte. Temari war ganz überwältigt, obwohl es nicht die Art von Kuss war, die sie im Sinn gehabt hatte. Eine unglaubliche Wärme stieg in ihr Herz auf und verdrängte ihre Wut. Dieser Mann hatte es mal wieder geschafft und dennoch konnte sie ihm nicht böse sein. Langsam ließ er ihre Hände sinken und suchte ihren Blick: „Können wir jetzt los?“ Stumm nickte Temari, konnte aber ein verliebtes Grinsen nicht unterdrücken. „Ich warte unten auf dich.“, Shikamaru verließ ihr Zimmer und stieg die Treppen hinunter. Gerade wusste er nicht, wo hin mit seinen Gedanken und Gefühlen. Es waren nur ihre Hände gewesen, in der Not war ihm auf die Schnelle keine andere Möglichkeit in den Sinn gekommen. Und dennoch hatte er eindeutig eine Grenze überschritten. Die Professionalität der Mission hatte sich soeben in Luft aufgelöst. Jetzt ging es nur noch darum, die Sache irgendwie so sauber wie möglich über die Bühne zu bringen. Temari hatte mehr als gute Laune, um so seltsamer wirkte es für die Wachen am Haupttor, als sie zusammen mit dem jungen Mann aus Konoha die Stadt verließ. Doch sobald sie die hohen Mauern Sunas hinter sich gelassen hatten, konnte Shikamaru etwas aufatmen. Immerhin ein kleiner Teil des Stresses fiel von ihm ab, doch noch immer lastete die Verantwortung schwer auf seinen Schultern. Bald war die dritte Woche mit ihr rum und noch immer war keine Veränderung in Sicht. Wie viel sie wohl aufgenommen hatte? Diese Frage brachte ihn auf eine Idee. Es war schon sehr spät, als sie Rast machten und Shikamaru die Chance nutze, um ein bisschen rumzurechnen. Temari war zum Glück direkt vor Erschöpfung eingeschlafen, natürlich eng an ihn gedrückt im Sitzen. Doch der Nara ließ sich nicht ablenken und tauchte in seine Gedanken ein. Fünfzig Milliliter hatte einer der Schmuggler als maximale Dosis genannt. Von den Berichten her wusste er, dass der Rausch nie länger als zwei Tage angehalten hatte. Wenn er also die maximale Dosis mit den zwei Tagen zusammen setzte, könnte er ungefähr errechnen, wie lange es noch dauern würde, bis Temari wieder klar bei Verstand war. Siebzehn Tage waren es jetzt bei ihr. Das ergab eine Menge von 425 Milliliter. Da sie nach dem unfreiwilligen Bad ihren Magen geleert hatte, dürften nicht mehr als knapp zwanzig Milliliter dort zurückgeblieben sein. Aber wie viel Wasser war nötig, damit ihr Körper komplett nass war? Über sowas hatte er niemals nachgedacht. Er schätze, dass ungefähr ein Liter nötig war, mit dem, was in ihren Haaren hängen blieb. Dazu kam auch noch, dass sie sich direkt danach gewaschen hatte, hieß, der Kontakt war gar nicht ausreichend, um die gesamte Flüssigkeit über ihre Haut aufzunehmen. Je länger Shikamaru darüber nachdachte, desto sicher war er sich, dass sie es bald überstanden hatte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer, wie er fand, nicht nur für sie. Lange würde er das nicht mehr mitmachen können. Ein kleines Seufzen von der Seite holte den Dunkelhaarigen aus seinen Gedanken. Fragend sah er zu der Frau, die ihren Kopf an seine Schulter gelehnt hatte. Zum Glück schlief sie noch immer tief und fest. Gähnend lehnte auch er den Kopf zurück, um wenigstens ein bisschen Schlaf zu bekommen. Kapitel 11: Zurück ------------------ Erleichtert stellte Shikamaru am nächsten Morgen fest, das Temari noch immer schlief. Die Sonne war bereits aufgegangen und schien auf die beiden Shinobi nieder. Er konnte nicht anders, als ihre Wärme zu genießen. Ihm war bewusst, dass es falsch von ihm war, doch hatte der Mann einfach keine Kraft mehr, gegen sein Inneres anzukämpfen. Für einen Augenblick gestand er sich zu, sie einfach nur zu beobachten, wobei ein kleines Lächeln über seine Lippen huschte. Schließlich bewegte er sich leicht und sprach sie an: „Temari, wir sollten weiter.“ Murrend kniff sie die Augen zusammen und klammerte sich an seinem Arm fest: „Ich will aber nicht.“ „Du wolltest doch zurück?“ „Ich wollte mit dir alleine sein. Dafür muss ich mit dir nicht in deinem Wald sein.“, meinte sie genervt, aber stand mit ihm auf, als er sich erhob. „Ich wäre aber gerne an einem komfortableren Ort.“, entgegnete Shikamaru und griff nach seinem Rucksack. Temari richtete ihre Tasche: „Meinetwegen. Wo du bist, bin auch ich.“ Trotz ihres Zustandes war die Rückreise ziemlich entspannt. Temari klammerte sich zwar fast die ganze Zeit über an ihn, aber da es ihm nichts ausmachte und er eh keine Nerven auf Diskussionen mit ihr hatte, gab es keine Zickereien ihrerseits. Shikamaru genoss die Ruhe und hoffte, dass er keine weiteren Gefühlsausbrüche von ihr erleben musste. „Ich will baden...“, beklagte sich die Blonde am dritten Tage ihrer Reise. Ja, da stimmte er ihr zu, ein Sprung in einen Fluss wäre echt toll. „Wir können uns ja mal nach einem geeigneten Platz umsehen.“, schlug der Nara vor, „Aber ins Wasser gehst du alleine.“ Mal wieder zog sie einen Schmollmund. Erst mit ihrem Rausch hatte sie diese Eigenart entwickelt oder sie zumindest zuvor niemals ihm gegenüber gezeigt. „Achte besser auf deine Intimsphäre.“ Temari rollte mit den Augen: „Da ist mehr als genug Platz für dich.“ „Ich gehöre da aber nicht hin.“, blockte der junge Mann ab und ging mit ihr weiter in eine andere Richtung, er hörte leichtes Wasserrauschen. Die Blonde seufzte: „Du wieder... Das ist meine Sache und wenn ich sage, dass du das darfst, dann ist das so.“ Sie liefen weiter durch das Unterholz, bis sie tatsächlich an einem Fluss ankamen. „Und ich sage, dass ich da nicht hingehöre und dass musst du akzeptieren.“, er stellte seinen Rucksack ab und setzte sich an einen Baum, mit dem Gesicht in abgewandter Richtung zum Fluss, „Geh schon, ich warte hier.“ Grummelnd warf sie ihm einen bösen Blick zu und ging ein paar Schritte zum Wasser: „Als hättest du Angst vor einer nackten Frau.“ Innerlich seufzte Shikamaru. Temari war auch so durchaus zum Fürchten, dafür musste sie nicht nackt sein. Er wollte sich gar nicht ausmalen, wie sie drauf sein würde, wenn sie sich nach alledem an alles erinnern konnte. Der Nara hörte, wie sie sich entkleidete und in ihrer Tasche etwas suchte: „Mist, ich hab mein Handtuch vergessen.“ Ihr Ernst, schoss es ihm durch den Kopf. Murrend zog er seinen Rucksack ran und zog sein Handtuch vor: „Hier.“ Lächelnd trat sie zu ihm und nahm das Handtuch, welches er mit verschlossenen Augen zu ihr hoch hielt. „Danke, Shika!“, leise tapste sie Richtung Wasser. Erst, als er das Platschen hörte, wagte der Dunkelhaarige es, die Augen wieder zu öffnen. Hoffentlich kam Temari nicht auf krumme Gedanken... Er würde wohl erst ins Wasser können, wenn sie schlief. Alles andere wäre ihm viel zu heikel. „Shikamaru, du solltest echt reinkommen, es ist angenehm!“, rief die Blonde zufrieden. Der Mann hob lediglich die Hand, um abzuwinken. Ganz bestimmt nicht würde er das tun, während sie auch im Fluss saß. Nach einer Viertelstunde kam sie raus und trocknete sich ab: „Viel besser!“ Sie schlüpfte in ein neues Outfit, welches etwas kürzer geraten war und trat schließlich vor Shikamaru, um ihm sein Handtuch zurückzugeben: „Danke!“ Als er langsam den Blick von ihren Füßen hoch zu ihrem Gesicht wandern ließ, wurde sein Mund ganz trocken. Diese Frau war einfach unglaublich. Ihre Sachen wirkten keinesfalls billig, aber dennoch betonten sie ihre Reize an den passenden Stellen. Ihr Kleidung passte in die Kategorie zweckmäßig für Shinobi und dennoch aufreizend. Oder wirkte das nur für ihn so? Leicht den Kopf schüttelnd, um wieder klarer zu werden, nahm er ihr das Handtuch ab. „Was ist?“, kam es pampig von ihr, da sie sein Kopfschütteln wohl auf etwas ganz anderes bezog. „Nichts.“, sagte Shikamaru schnell und stand auf, „Wie wäre es mit Essen?“ „Aber nicht schon wieder Fisch...“, jammerte Temari genervt. Er hob eine Augenbraue: „Was möchte die Dame denn gerne speisen? Vielleicht finde ich ja einen Supermarkt oder ein Restaurant hinter dem nächsten Baum.“ „Haha, spar dir deine Ironie.“, kam es bitter von der Frau zurück. Grummelnd strich sich der Nara kurz von der Stirn in den Haaransatz: „Ich hab noch Reis da, wir können schauen, was wir an Gemüse und Pilzen finden.“ Nickend nahm sie ihre Tasche: „Das klingt viel besser!“ Wieder einmal fragte sich Shikamaru, warum sie so anstrengend war. Immer, wenn er dachte, es war alles in Ordnung, war sie unzufrieden. Temari hielt ihn immer auf Trapp, das war schon vor ihrem Sturz in die Quelle so gewesen. Ganz zu Beginn war er extrem genervt von ihrer Art. Doch irgendwann hatte der Nara sich damit arrangiert, er wusste ja, was auf ihn zukam, wenn er mit ihr zu tun hatte. Und dann, ganz plötzlich, ohne dass es ihm aufgefallen war, hatten sie sich beide aufeinander eingespielt und liefen blind zusammen, wie ein Uhrwerk. Auch wenn sie plötzlich mit irgendwas nicht zufrieden war, hatte Shikamaru direkt etwas Passendes in der Hinterhand. Er hatte nie bewusst darüber nachgedacht, aber jetzt fiel ihm dieses vorausschauende Handeln bezüglich Temari deutlich auf. Er hätte sie ja auch immer auflaufen lassen können, doch das wollte er gar nicht. Der Nara sah es sehr gerne, wenn er sie zufrieden stellen konnte, wenn ihr irgendwas nicht so recht passte. Und so saßen sie knapp eine Stunde später an einem kleinen Feuer, an dessen Rand ein kleiner Topf mit Reis und Gemüse vor sich hinköchelte. Temari gähnte bereits in immer kürzeren Abständen, nach dem Essen schlief sie tatsächlich sehr schnell ein. Shikamaru wartete noch etwas, bevor er schließlich mit seinen Sachen zum Ufer des Flusses ging. Dank des Feuers konnte er sie gut im Blick behalten, sie ihn aber wegen der Dunkelheit kaum sehen. Der junge Mann entkleidete sich und seufzte erleichtert auf, als das kühle Wasser ihn komplett umschloss. Mit einem Handgriff hatte er seine Haare gelöst und das Band um das Handgelenk gezogen. Das Wasser beruhigte Shikamarus Gedanken, fast war es so, als würde es ihn betäuben. Doch sobald wieder Platz in seinem Kopf war, kamen die Gedanken zurück, wie er mit Temari umgehen sollte, wenn das alles durchgestanden war. Wobei sich noch immer die Frage stellte, an was sie sich erinnern würde. Dazu hatte er keine Informationen aus den Berichten ziehen können. Seufzend stieg er aus dem Fluss und griff nach seinem Handtuch. Wie gerne würde der Nara wissen, woran er wirklich bei der Blonden war. Irgendwo zwischen Kopf und Herz hatte er sich verlaufen. Ganz auf sich konzentriert, zog er sich an und schloss gerade seine Hose, als er einen Zweig knacken hörte. Zusammenzuckend schaute er zum Feuer, doch Temari saß dort nicht mehr, sondern stand keine drei Meter von ihm entfernt und rieb sich die Augen. Verdammt, er hatte nicht richtig aufgepasst. Hitze schoss ihm ins Gesicht, bei dem Gedanken, dass sie ihn nackt gesehen haben könnte. „Shika...?“, sie gähnte leicht, „Wieso gehst du einfach?“ Sie blinzelte kurz, scheinbar war sie noch nicht richtig wach, was sich aber mit wenigen Sekunden schlagartig änderte, als sie realisierte, dass er mit nacktem Oberkörper und mit nassen, offenen Haaren vor ihr stand. Das ihr gefiel, was sie sah, erkannte der Dunkelhaarige an ihrem Grinsen: „So du bist also baden gegangen, während ich geschlafen habe, damit ich dir nicht zugucken kann. Ist dir wohl nicht gänzlich gelungen, Süßer.“ Wesentlich munterer schritt die zu Shikamaru und streckte die Hand nach ihm aus, die er mit seiner ergriff, um sie in Schach zu halten. „Du brauchst keine Angst vor mir haben.“, meinte die Blonde leise und kam ihm dennoch näher. „Ich habe keine Angst vor dir.“ Zumindest nicht in diesem Moment. „Aber das hier ist nicht okay, Temari.“ Sie hob die andere Hand, doch auch diese fing er ab. „Was ist für dich schon okay...“, sie drückte sich an ihn und hauchte ihm einen Kuss auf das Schlüsselbein. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Schlimm genug, dass er so lethargisch in ihrer Gegenwart wurde und zu spät reagierte, aber Shikamaru spürte, wie er immer mehr einknickte. Es kostete ihn viel Kraft, sie sanft von sich zu drücken: „Bitte geh zurück zum Feuer.“ „Tss...“, machte sie zickig, hörte aber auf ihn und setzte sich wieder auf ihren Platz. Unbewusst fasste sich der junge Mann an die Stelle, wo zuvor ihre Lippen waren. Die Haut kribbelte noch immer angenehm. Wie machte sie das bloß? Er war früher doch nicht so gefühlsduselig. Doch mit ihrer penetranten Art durch den Rausch hatte sie etwas in Shikamaru geweckt, was jeden Tag wuchs und lauter wurde. Wie gerne würde er mehr von ihr spüren, dachte er sich. Als er den Gedanken für sich laut im Kopf ausgesprochen hatte, fiel er aus seinen eigenen Wolken. Natürlich dachte er schon etwas länger darüber nach, aber nie war es so präsent wie in diesem Moment in seinem Kopf. Er war verliebt in diese Frau, die er als die anstrengendste und brutalste überhaupt bezeichnen würde. Shikamaru musste kurz über sich selber lachen. Wie dumm war er eigentlich die ganze Zeit gewesen? Und damit meinte er schon die Zeit vor ihrem unfreiwilligen Bad. Kopfschüttelnd griff er nach seinen restlichen Sachen und zog sich an. Einen Tag später waren sie endlich zurück im Wald seiner Familie. Shikamaru ließ seinen Rucksack unsanft auf die Veranda fallen und warf sich direkt auf den Rücken. Er könnte eine kleine Ewigkeit schlafen. Temari schob die Türen weit auf und ging schnurstracks ins Bad. Er war dankbar, dass er ein paar Minuten Ruhe vor ihr haben würde und ließ die Beine baumeln. „Shikamaru?“ Gott, hatte er denn nie seine Ruhe?! Murrend sah er auf und erblickte seine Mutter. Das war nicht unbedingt gut. Neugierig kam Yoshino zu ihm und begutachtete das kleine Häuschen: „Süß, was der Hokage so alles aus einer Schriftrolle herauszaubern kann...“ „Was machst du hier?“, fragte ihr Sohn und konnte einen leicht unruhigen Unterton nicht unterdrücken. Seine Mutter hob eine Augenbraue: „Ich schaue nach den Hirschen, was sonst? Und was machst du hier?“ Genau in diesem Moment kam Temari zurück. „Oh, Temari-san!“, Yoshino schenkte ihr ein Lächeln, was Shikamaru stutzig machte, „War die Rückreise angenehm?“ Die Blonde zog fragend eine Augenbraue hoch und der Nara kam nicht um zu, eine gewisse Parallele zum Verhalten seiner Mutter zu ziehen: „Sie wäre noch angenehmer gewesen, wenn ihr Sohn nicht so spießig wäre.“ Der junge Mann wäre am liebsten im Boden versunken. Temari in dem Zustand Kommentare schwingend vor seinen Freunden oder ihren Brüdern zu erleben, war eine Sache, aber seine Mutter?! Bevor dieses skurrile Treffen noch seltsamer werden konnte, stand er auf und schob seine Mutter zurück Richtung Dorf: „Kannst du bitte dem Hokage mitteilen, dass wir wieder zurück sind?“ Breit grinsend zwinkerte sie ihrem Sohn über die Schulter zu: „Natürlich, ich richte aus, das ihr wieder da seid.“ Ganz besonders das 'ihr' betonte sie, wofür er sich direkt an die Stirn fasste. Wieso wurde es eigentlich stetig schlimmer mit allem? Eine Stunde später kam Choji vorbei, im Gepäck ein ausgiebiges Abendessen: „Nach einer solchen Reise muss man doch erst mal die Reserven auftanken!“ Shikamaru war dankbar für die Gesellschaft seines Freundes, der Akimichi hatte eine beruhigende Wirkung und das konnte er gut gebrauchen. „Recht hast du.“, stimmte der Nara ihm zu. „Der Hokage lässt übrigens grüßen, er bittet dich um einen Bericht bezüglich Suna.“, erzählte der andere Mann und bediente sich an dem Essen. Temari aß schweigend ihre Portion und schien in ihren Gedanken vertieft zu sein. Der Akimichi warf ihr einen kleinen Blick zu und fragte dann leise seinen Freund: „Und?“ „Unverändert.“ „Aber du lebst noch!“, grinsend klopfte er dem Dunkelhaarigen auf den Rücken, „Drei Wochen, oder?“ Shikamaru nickte: „Drei Wochen Stress und Anstrengung pur. Danach brauche ich mindestens drei Monate Urlaub.“ „Ich weiß nicht, ob Kakashi dir das genehmigen kann.“ „Ich könnte kündigen...“, gab der Nara schulterzuckend von sich. Choji hob seine Stäbchen und wedelte damit kurz in der Luft: „Das Ding ist nur, von was willst du dann leben?“ „Exakt da liegt der Hund begraben.“, grummelte er und lehnte sich schließlich zurück. „Vor allem sind in zwei Monaten wieder die Examen, wer soll dass denn sonst machen?“, entgegnete der andere nebenbei. Shikamaru schaute zu Temari: „Wenn sie bis dahin noch immer nicht fit ist, werden für uns beide jeweils andere den Job erledigen müssen.“ „Glaubst du wirklich, dass sie noch so lange unter der Wirkung des Wassers stehen wird?“ „Ich weiß nicht... Ich hab etwas nachgerechnet mit den Daten, die wir zur Verfügung bekommen hatten. Aber es ist schwer einzuschätzen, weil wir nicht wissen, wie viel noch in ihrem Magen zurückgeblieben ist und wie viel sie über die Haut aufgenommen hat.“ Choji kaute auf einem Stück Fleisch herum, ehe er seinen Gedanken aussprach: „Wer weiß, vielleicht reagiert der Körper auch ganz anders, wenn das Zeug mit der Haut aufgenommen wird.“ „Ich schätze, länger als zwei Wochen noch dürften es nicht sein. Zum jetzigen Zeitpunkt müsste sie mehr als einen halben Liter abgebaut haben.“ „Wie viel war nochmal die normale Dosis, die die anderen genommen haben?“, fragte der Akimichi nach. „Fünfzig Milliliter maximal. Für zwei Tage Rausch.“ Sein Kamerad erhob sich: „Ich werde dem Hokage davon erzählen. Für das Mittagessen morgen irgendwelche Wünsche?“ Shikamaru schüttelte den Kopf, wandte sich dann aber zu der Blonden: „Temari?“ „Hm?“, fragend schaute sie auf. „Möchtest du morgen irgendwas Spezielles zum Mittagessen haben?“, fragte der Dunkelhaarige nach. Sie zuckte mit den Schultern: „Ist mir eigentlich egal.“ „Es gibt bei dir kein 'eigentlich egal'. Also?“ Sie legte leicht den Kopf schief. Recht hatte er definitiv. „Ich hätte gerne irgendwas Süßes. Ich bin mir sicher, du findest eine gute Auswahl, Choji.“ „Aber natürlich, die Dame!“, meinte der Akimichi und machte sich schließlich auf den Weg. „Süßspeisen also. Zu viel Reis, Fisch und Gemüse in der letzten Zeit?“, kommentierte der Nara ihre Wahl. Die Blonde zuckte wieder mit den Schultern: „Einmal im Monat brauch ich das. Da geb ich mir gerne die Kante Zucker.“ „Klingt nicht gesund. Wieso nicht gut verteilt?“ „Ich esse eigentlich nur Süßkram, wenn ich meine Tage habe.“, entgegnete Temari nebenbei. In dem Moment lief Shikamaru rot an. Das gehörte definitiv zu den Dingen, die er nicht über sie wissen wollte! Wieso konnte sie nicht auf ihre Privatsphäre achten? Beschämt blickte er von ihr weg: „Tu mir einen Gefallen und erzähl das morgen nicht beim Essen. Das geht niemanden etwas an.“ „Hu?“, meinte sie fragend, „Was meinst du?“ „Es geht niemanden etwas an, wann du deine Tage hast.“ Das verwirrte die Blonde: „Hast du ein Problem damit?“ „Ja, das ist intim!“, sprach er harsch zurück und stand auf. „Dann sag ich's halt nicht,wenn du das nicht willst.“ Irgendwie wirkte sie entspannter. Lag das etwa daran, das sie ihre Tage hatte? In dem Moment, als Shikamaru darüber nachdachte, hätte er sich selbst ohrfeigen können. Wieso konnte er nie das Denken lassen? „Lust auf eine Runde Shogi?“ Temari seufzte: „Du gewinnst doch eh. Aber ja, hol her...“ Kapitel 12: Fieber ------------------ Durch einen verzweifelten Schrei wurde Shikamaru tief in der Nacht unsanft aus dem Schlaf gerissen. Sofort hellwach sprang er auf und schritt hinüber zu Temari, die sich hin und her warf. „Temari!“, gezielt griff er sie bei den Schultern und zog sie in die Senkrechte, um sie leicht zu schütteln, „Hey!“ „Nein!“, schrie die Blonde laut, im selben Moment hatte sie auch schon ihre Hand erhoben und ihm eine saftige Ohrfeige verpasst, die er nicht hatte kommen sehen. Sie hatte mit so viel Kraft zugelangt, dass es ihn aus der Hocke gerissen hatte. Überrascht hielt sich der Nara die pochende Wange und starrte zu der Frau, die sich an den Kopf fasste und wimmerte. „Temari, komm zu dir.“, etwas vorsichtiger als zuvor näherte sich Shikamaru ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Jetzt erst fiel ihm auf, das sie glühte und ganz verschwitzt war. Da realisierte der Dunkelhaarige, dass sie anscheinend einen Fiebertraum hatte. Er musste dringend ihre Temperatur runter bekommen. Ohne zu zögern riss er ihre Decke weg und nahm sie auf die Arme, um mit ihr ins Bad zu gehen. Schnell hatte er sich die Duschbrause geschnappt und das kalte Wasser angestellt. Das würde für sie beide nicht schön werden. Shikamaru setzte sich mit ihr auf dem Schoss in die Dusche und hielt das Wasser zunächst auf ihre Füße, um dann nach und nach höher zu steigen. Temari zuckte zusammen und wimmerte. Je höher er kam, desto mehr zitterte sie und klammerte sich an ihn. „Sch...“, flüsterte er der Blonden leise ins Ohr und drückte ihren Kopf sanft an seine Schulter, während er das Wasser nun über ihren Schoss laufen ließ. Ein kleiner Aufschrei entwich ihr und sie öffnete ihre grünen Augen, die pure Erschöpfung ausstrahlten. „Shikamaru...“, sie kniff die Augen wieder zusammen, „Das ist so kalt...“ „Ich weiß...“, sachte strich er ihr das Haar zurück, „Du hast hohes Fieber.“ „Ich will das nicht...!“, Temari begann zu strampeln und wollte aufstehen, doch er blieb eisern und hielt sie fest. „Ein bisschen noch.“, der Nara hob die Duschbrause wieder ein Stück, bis zu ihrem Hals. „Lass das!“, die Blonde wollte die Brause wegdrücken, aber er behielt diese fest in der Hand. Es folgte ein Schluchzen ihrerseits. Bibbernd drückte sie sich an den jungen Mann, der sich auf die Unterlippe biss. Es tat ihm im Herzen weh, sie so leiden zu sehen, aber es musste getan werden. „Gleich hast du es geschafft...“ „Nein, bitte nicht!“, flehte Temari verzweifelt und krallte sich in sein nasses Shirt, wobei sie auch seine Haut bearbeitete. „Temari...“, ehe Shikamaru darüber nachgedacht hatte, drückte er ihr Kinn hoch und küsste sie. Währenddessen hielt er ihr das Wasser über den Schopf. Ein Fiepen von ihr entwich in seinen Mund. All seine Standhaftigkeit brach in sich zusammen. Sie hatte ihn zwar schon vorher geküsst, doch hatte er es nie erwidert. Jetzt zu spüren, wie intensiv diese Intimität mit ihr war, raubte ihm fast den Verstand. Ihre Lippen waren so weich, trotz des kalten Wassers hätte der Nara eine Ewigkeit mit ihr hier sitzen können. Doch schneller als ihm lieb war, holte das Rauschen des Wassers ihn zurück in die Realität. Langsam löste er sich von ihren Lippen und erwiderte ihren Blick. „Hör nicht auf...“, bat sie leise. „Du musst jetzt aber zurück unter die Decke...“, gab er ebenso leise zurück. Temari klammerte sich an ihn: „Dann komm mit mir.“ Vorsichtig erhob er sich mit ihr und drehte das Wasser ab. „Ich bin ganz nass...“, klagte Temari und wirkte etwas verwirrt. „Natürlich, wir saßen ja auch unter der kalten Dusche.“, langsam stellte er sie auf die eigenen Beine und stützte sie, „Geht es?“ Die Blonde nickte leicht. Shikamaru griff nach einem größeren Handtuch hinter ihr und warf es ihr über die Schultern: „Kannst du dein Top auch nach unten hin ausziehen?“ Wieder ein Nicken. Da sie aber keine Anstalten machte, dies auch zu tun, schob er ihr die Träger von den Schultern: „Mach weiter. Ich halte das Handtuch.“ Mit den Armen um sie, um das Handtuch zu halten, schaute er über ihre Schulter an die Wand hinter ihr. Nebenbei bewegte sich die Frau endlich und zog das Top hinunter auf die Hüfte, ehe sie erschöpft ihre Stirn gegen seine Schulter sinken ließ: „Ich bin müde, Shika...“ „Ich weiß.“, seufzend legte er das Handtuch um ihre Schultern ab und fasste mit einer Hand zu ihrer Hüfte, um ihr das Top und ihre Schlafshorts samt Unterhose vom Po zu ziehen. Mit einem leisen Klatsch landete das nasse Bündel Stoff auf dem Boden. Ein kurzer Schauer lief ihr über den Rücken. Er wickelte sie gänzlich in das Handtuch ein, stützte sie mit einem Arm und zog sich mit dem freien Arm das nasse Shirt vom Kopf, welches er achtlos in die Dusche warf. Anschließend beförderte er seine kurze Hose hinterher. Lediglich seine Shorts behielt er an. Mit einem weiteren Handtuch auf dem Arm verließ er das Bad mit ihr und legte sie auf ihren Futon ab. Das zweite Handtuch breitete er unter ihren nassen Haaren aus. Sanft fasste er ihr an die Stirn. Es war schon wesentlich besser als zuvor, doch sie brauchte definitiv einen Arzt. Wortlos deckte er sie zu und stand wieder auf. „Shika...“, rief sie ihm nach, „Lass mich nicht allein.“ „Ich zieh mir nur etwas Trockenes an.“, versicherte Shikamaru ihr und griff nach seiner Tasche. Schnell war er wieder im Bad und befreite sich von der nassen Shorts, die ebenfalls in der Dusche landete. Temaris Sachen warf er direkt hinterher. Grob trocknete er sich ab und zog sich etwas Trockenes an, um zügig wieder zur Blonden zurückzukehren. Nebenbei griff er nach einem Glas und einer Wasserflasche, sie musste dringend trinken. „Temari, trink bitte etwas.“, bat der Nara sie und hielt ihr das halb gefüllte Glas hin. „Ich mag nicht...“ „Diskutier nicht mit mir, trink einfach.“, unnachgiebig stützte er sie und hielt ihr das Glas an die Lippen. Es dauerte etwas, aber irgendwann war das Glas leer. Erleichtert ließ er ihren Kopf zurück in das Kissen sinken und strich ihr den Pony beiseite: „Schlaf jetzt.“ „Komm zu mir.“, verlangte Temari abwesend. Shikamaru zog seinen Futon neben ihren, um sich hinzulegen. Zu ihr gedreht, reichte er ihr die Hand: „Morgen wird es dir besser gehen.“ Shikamaru wusste, dass er endgültig eine Grenze überschritten hatte, was ihm nicht zugestanden hatte. Und doch war er in diesem Moment machtlos dagegen gewesen. Es hatte eine gefühlte Ewigkeit gedauert, bis er neben der Blonden eingeschlafen war, da seine Gedanken ihn wieder in den Wahnsinn trieben. Als er am nächsten Morgen erwachte, schlief Temari noch immer. Der Dunkelhaarige überprüfte ihre Temperatur. Fieber hatte sie auf jeden Fall noch, aber es war nicht mehr so hoch. Er musste so schnell wie möglich jemanden für sie herholen. Ohne zu warten stand er auf und zog sich an. Es war gerade mal halb sechs, Konoha erwachte langsam zum Leben. Mit einem letzten Blick zur Blonden spurtete er los, er musste sich beeilen, bevor sie wach wurde und somit sah, das er nicht mehr bei ihr war. Hektisches Klopfen riss Sakura aus dem Schlaf. „Boa, kann ich nicht mal an meinem freien Tag ausschlafen...“, murrend erhob sie sich und ging zur Tür, die sie schwungvoll aufriss, „Naruto, ich bring dich- Shikamaru?“ Überrascht starrte sie den Nara an. Mit ihm hatte sie jetzt wirklich nicht gerechnet. „Sakura, du musst sofort mitkommen.“ „Was ist passiert?“, hellwach ging sie zurück in ihr Schlafzimmer und griff nach ihren Klamotten. Wenn Shikamaru sofort sagte, dann meinte er es auch. „Temari hat hohes Fieber.“ „Okay, geh ins Wohnzimmer, da steht eine dunkelrote Umhängetasche, die brauchen wir. Ich ziehe mich eben im Bad an.“ Eine Minute später befanden sich beide auf dem Rückweg zum Wald. „Hat sie sich irgendwas eingefangen?“, begann die Haruno mit der Informationsaufnahme. „Nicht das ich wüsste. Sie hat nichts gesagt. Letzte Nacht hatte sie definitiv einen Fiebertraum und war am glühen.“, erklärte der Nara. „Hast du sie runtergekühlt?“ „Klar. Danach war es etwas besser. Sie hat noch etwas getrunken, seitdem schläft sie.“ „War sie verwirrt oder klar ansprechbar? Also ihren Umständen entsprechend.“, wollte die Rosahaarige weiter wissen. „Es hat etwas gedauert, bis sie wach wurde. Ein bisschen wirr gesprochen hat sie schon.“ „Okay.“, sagte Sakura und landete mit ihm zusammen vor dem Waldeingang. Wenig später standen sie vor dem kleinen Häuschen, in dem Temari zum Glück noch immer schlief. „Meine Tasche, Shikamaru.“, bat Sakura. Er reichte sie ihr und setzte sich auf die andere Seite von Temaris Futon. Mit wenigen Griffen hatte sie Temaris Vitalfunktionen überprüft und suchte in ihrer Tasche nach weiteren Utensilien: „Sie muss sich unterkühlt haben, sie hat einen Infekt.“ „Sie hat nicht mal gehustet.“ „Ich schätze mal, das eine Erkältung bei Menschen, die in der Wüste aufwachsen, etwas anders ablaufen, als bei uns. Wir kommen ja viel häufiger in den 'Genuss'.“, erklärte die Haruno und zog ein Mittel mit einer Spritze auf, „Die Inkubationszeit beträgt ungefähr drei bis vier Tage, bei ihr eventuell schneller. Hattet ihr auf dem Rückweg Unwetter?“ Das Sakura wusste, dass sie in Suna waren, überging der Dunkelhaarige einfach: „Nein, aber sie war in einem Fluss baden.“ „Das wird’s gewesen sein.“, sie setzte Temari die Spritze in die Ellenbeuge und indizierte das Mittel langsam, „Das hier wird sie erst einmal stärken.“ Sakura legte die Spritze zur Seite und deckte die Blonde auf, um ihr jeweils am Oberkörper und Unterleib die Hände aufzulegen. Mit geschlossenen Augen konzentrierte sich Sakura. „Es ist nicht so schlimm. Sie ist allgemein gerade etwas angeschlagen.“ Der Dunkelhaarige hatte eine Vermutung, was sie damit ansprach. Die Rosahaarige legte die Hände an ihren Schläfen und ließ ihr Chakra fließen. Shikamaru schaute stumm zu. Es war schon beeindruckend, was die Haruno konnte. Zufrieden nahm die Rosahaarige die Hände zurück und lächelte: „Jetzt sollte sie ruhiger schlafen.“ „Danke dir.“, antwortete der Nara ehrlich. „Kein Problem, das ist mein Job.“, sie winkte grinsend ab, „Und jetzt solltest du mal eine Runde spazieren gehen, ich werde ihr etwas anziehen.“ Mit einem Hauch rot im Gesicht nickte er: „Natürlich.“ Sakura blieb noch etwas und gab Shikamaru ein Medikament und Tee für die Blonde. „Ich werde Kakashi Bescheid geben und komme heute Abend wieder. Bis dahin soll sie sich ausruhen, aufstehen ist nur für Toilettengänge genehmigt!“, wies die Haruno streng an und hob dabei den Zeigefinger. „Ich werd's ausrichten.“, gab der Nara verstehend von sich und hob die Hand zum Abschied, als die junge Frau mit ihrer Tasche ging. Schwer seufzend blieb der Dunkelhaarige mit seinen Gedanken zurück und hielt sich die Stirn. Er war in ein Loch getappt, aus dem er nicht mehr rauskam. Resignierend schnappte er sich Stift und Papier, um wenigstens den Bericht für Kakashi zu schreiben. Als Temari erwachte, betrat gerade Choji die Lichtung. „Na, ich hörte, hier ist jemand krank?“ Shikamaru musste grinsen, als er sah, was sein Freund zum Mittag mitgebracht hatte. Die Blonde grummelte leicht und hielt sich den Kopf: „Aua...“ „Mit den besten Genesungswünschen von Naruto!“, er stellte vor Temaris Futon eine Ramenschüssel hin und hob den Deckel ab. „Woher weiß Naruto denn, dass sie hier ist?“, harkte Shikamaru nach und holte ein paar Stäbchen für die Blonde. „Von Sakura. Sie hat mir Bescheid gegeben, dass es zum Mittag etwas Warmes mit viel Flüssigkeit geben muss. Und Naruto war bei ihr.“ „Natürlich hat er dich dann zur Ramenbar zitiert.“, Shikamaru schüttelte den Kopf, doch konnte er nicht aufhören zu Grinsen. Es war so typisch Uzumaki. „Hier ist deine Portion!“, der Akimichi reichte dem anderen Mann eine weitere Schüssel, „Er lässt auch dich grüßen, auch wenn er keine Ahnung hat, was du hier eigentlich machst.“ „Wie immer äußerst nett.“, der Dunkelhaarige schaute zu Temari, „Iss, solange es noch warm ist.“ Murrend setzte sie sich auf und strich sich eine stoische Strähne hinters Ohr. Sakura hatte ihr ein schwarzes Top und ein etwas weiteres, weißes Shirt angezogen, welches ihr halb von der Schulter hing. Wortlos griff sie nach der Schüssel und begann langsam zu essen. Choji ließ sich neben seinem Freund nieder und öffnete eine Chipstüte: „Ich komme jetzt zum Nachtisch!“ Eine seltsame Ruhe war um sie. Dem Akimichi entging nicht, das irgendetwas anders war, doch er würde warten, bis der Nara von alleine darüber reden wollte. „Ich sollte wieder los. Hast du den Bericht für den Hokage schon fertig?“ Shikamaru reichte ihm eine Mappe: „Hier.“ Mit klappernden Schüsseln auf dem Arm machte sich Choji auf dem Weg. „Shika... Was ist passiert?“, fragte Temari leise. „Hm?“, fragend setzte sich der junge Mann neben ihr auf den eigenen Futon, „Was meinst du?“ „Ich hab... andere Sachen an.“, gab sie verwirrt von sich. Er blinzelte kurz. Hatte sie alles vergessen? „Du hattest letzte Nacht sehr hohes Fieber. Erinnerst du dich nicht?“ Sie schüttelte den Kopf. In dem Moment wusste Shikamaru nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Ihm bedeutete dieser Kuss zwischen ihnen so viel, obwohl er in dieser Situation nicht korrekt von ihm war und sie hatte alles vergessen. Wehmütig ließ er den Kopf sinken und strich sich mit einer Hand über den Nacken: „Ich musste dich leider kalt abduschen, um das Fieber zu senken. Hab dich dann in Handtüchern zurück unter die Decke gelegt. Heute früh hab ich Sakura geholt, sie hat dich untersucht und dich auch umgezogen.“ Er konnte nicht anders, als sie anzulügen. „Aha...“, murmelte die Blonde und zog die Decke weg. „Was hast du vor?“, wollte der Nara sofort wissen. Genervt schaute sie ihn an: „Ich will aufs Klo.“ „Pardon...“, murmelte der Dunkelhaarige verlegen und ließ sie gewähren. Während Temari im Bad verschwand, vergrub der Dunkelhaarige das Gesicht in den Händen. Scheiße. Das war das Einzige, was er dachte. Er war gefangen und es gab keine Rettungsleine. Niemals hätte er sie küssen dürfen. „Shika, was hast du?“, eine warme Hand in seinem Nacken ließ ihn hochschrecken und aufsehen. „Nichts.“, bedacht auf eine nüchterne Ausstrahlung legte er die Hände in seinen Schneidersitz, „Leg dich wieder hin, Sakura hat dir Bettruhe verschrieben. Ich mach dir einen Tee.“ „Tee?“ Der Dunkelhaarige nickte: „Und Medizin.“ Er warf ihr ein kleines Fläschchen zu. Sie grummelte: „Ich hasse krank sein.“ Kapitel 13: Aufgewacht ---------------------- Temari war erstaunlich schnell wieder fit, Shikamaru schrieb das aber auch Sakuras Fähigkeiten mit zu. Schnell hatte sich wieder ihr 'Alltag' eingependelt, mit Shogi am Vormittag und Tai-Jutsu am Nachmittag. Doch der Nara kam nicht umzu, innerlich immer melancholischer zu werden. Je fitter die Blonde wurde, desto mehr waren ihre Anzüglichkeiten zurück. Aber mit jedem spitzen Kommentar, jeder noch so kleinen Berührung ihrerseits, spürte er einen Stich ins Herz. Wie sollte er diese Frau für sich gewinnen, wenn sie wieder klar war? Würde sie sich an alles erinnern und sich abwenden? Oder würde es zwischen ihnen weitergehen, als wäre nichts gewesen? Temari wirkte für ihn so unerreichbar, sie war unbezwingbar, wild und vor allem die Schwester des Kazekagen. Mal abgesehen davon, das er sich nicht sicher war, was sie von ihrem Altersunterschied hielt. Was hatte der Dunkelhaarige ihr schon zu bieten? Dazu kam noch, dass sie in verschiedenen Dörfern lebten. Er konnte Konoha ebenso wenig verlassen, wie sie Suna. „Du bist abgelenkt, Süßer.“, durchbrach Temari seine Gedankenblase und setzte ihren Stein, „Du hast verloren.“ Seufzend schaute er auf das Spielfeld. Mit der Aussage hatte sie in mehrfacher Hinsicht recht. „Kann ich dir was Gutes tun?“, grinste sie breit und beugte sich mit den Unterarmen abstützend auf dem Spiel zu ihm rüber. Der Nara schüttelte den Kopf: „Nein.“ „Entspann die mal...“, sie griff nach seinem Kragen und zog ihn zu sich. Sachte legte er seine Hand auf ihre: „Lass das...“ „Warum sollte ich? Du hast unsere Abmachung gelöst, also muss ich mich an keine Regeln halten.“, meinte die Frau flapsig und stieg über das Spiel zu ihm rüber. Sie sah in seinen dunklen Augen, das ihn irgendwas sehr beschäftigte, aber Shikamaru ließ ihr keinen Anhaltspunkt, was es war. „Versuch es erst gar nicht.“, ehe sie sich auf seinen Schoss setzen konnte, stand er auf und löste ihre Hand von seinem Kragen, „Choji kommt gleich.“ „Ist mir doch egal. Ich hab mehr Appetit auf dich.“, blockte sie ab. Es tat ihm so weh, ihre Avancen zu ertragen. Sie waren nicht echt, aber seine Gefühle für sie um so mehr. „Mein Freund, dir geht es nicht gut.“, sprach Choji ihn nach dem Mittagessen an. Beide beobachteten Temari, die in aller Ruhe mal wieder eine Runde auf der Lichtung drehte. Der Nara schwieg zur Aussage seines Kameraden. Für den Akimichi ein Zeichen, dass er noch nicht bereit war, mit irgendjemanden über das zu reden, was ihn bedrückte. Also saßen sie weiterhin schweigend da. Shikamaru war dankbar, dass sein Freund nicht weiter bohrte. Ino hätte nicht locker gelassen und solange in der Wunde herumgestochert, bis sie auf Blut gestoßen wäre. Das war immerhin ein Vorteil von Temaris derzeitigen Zustand, es hielt ihm Ino vom Hals. „Wie viele Tage sind es heute?“, fragte der Akimichi, um das Thema zu wechseln. „Achtundzwanzig.“, war die kurze Antwort vom Dunkelhaarigen. Der andere lehnte sich zurück: „Dann sollte es doch bald geschafft sein. Die übrigen Schmuggler aus den anderen Reichen wurden übrigens auch gefasst. Es war ziemlich leicht, nachdem die Quelle ja nicht mehr zugänglich ist, hat man ihnen nur noch auflauern müssen.“ „Sonst noch neue Informationen?“, fragte Shikamaru nach, in der Hoffnung, unauffällig an Informationen zu kommen, die ihm bei seinen Gedanken zu Temari weiterhalfen. „Nein. Es ist auch kein Wasser mehr im Umlauf, demnach auch keine Menschen im Rausch.“ Temari kam auf die Männer zu: „Choji, du solltest gehen.“ Der Benannte lachte auf: „Na klar, ich lass dich allein mit Shikamaru.“ Fassungslos schaute der Nara seinem Freund hinterher. Er konnte nicht glauben, dass dieser ihn ganz bewusst mit der Blonden alleine ließ, die gerade eindeutig wieder ihre fünf Minuten hatte. „Dein Freund versteht mich wenigstens.“, grob schubste sie den Nara nach hinten auf die Veranda, um sich auf seinen Schoss zu setzen. Zu Beginn ihres Rausches hätte der Dunkelhaarige sowas direkt unterbunden, doch mittlerweile war er es müde. Und er sehnte sich einfach zu sehr nach ihrer Nähe. Doch als sie sich auf ihn setzte, zog sich sein Herz schmerzhaft zusammen. Nein, er durfte ihre Anwandlungen nicht ausnutzen, nur um das zu bekommen, was er sich wünschte. Halbherzig drückte er sie von sich runter: „Möchtest du kämpfen?“ „Ich will mit dir schlafen. Aber wir können das auch als Entspannung nach dem Kampf machen.“, schlug sie schulterzuckend vor. Shikamaru legte seine Weste ab und ging ein paar Schritte auf die Lichtung: „Du kannst nach dem Kampf zur Entspannung duschen gehen.“ „Langweiler!“, rief sie laut, aber brachte sich ebenfalls in Position und setzte zum ersten Schlag an. Shikamaru war so erschöpft von allem, dass er in der Nacht nicht hörte, wie die Blonde hochschreckte. Hektisch atmete sie ein und aus und sah sich um. Ihr Schädel dröhnte, ihre Umgebung kam ihr so kalt und hart vor. Obwohl es ruhig um sie war, wirkten die wenigen, leisen Geräusche extrem laut auf sie. Was zum Teufel war mit ihr los? Nach Atem ringend schaute sie sich um und erblickte Shikamaru, der direkt neben ihr auf seinem Futon schlief. Sie zog die Augenbrauen zusammen. Was war hier los? Ein leises Seufzen von ihm löste eine Flut an Erinnerungen in ihr aus. Mit der Hand vor dem Mund unterband sie einen Schrei. Tränen stiegen ihr in die Augen. Was hatte sie getan? Panisch stand sie auf und griff nach ihrer Tasche, um sich schnell anzuziehen. Sie musste hier sofort weg, bevor er bemerkte, das sie wach war. Mit der Tasche in der einen und ihren Sandalen in der anderen Hand wollte die Blonde schon los, als ihr der Gedanke kam, dass sie so nicht gehen konnte. Er würde ihr sofort hinterher rennen, weil er nicht wusste, was los war. Also griff sie nach seinem Rucksack. Sie wusste, er hatte Stift und Papier dabei und fand es auch. Schnell hatte sie ihm eine Notiz geschrieben und diese neben ihn gelegt. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand sie in der Nacht. Ein kühler Windzug weckte den Nara. Müde rieb er sich die Augen und setzte sich auf. Es war so ruhig. Zu ruhig. Fragend blickte er zur Seite und sah Temaris zerwühlten Futon. Wo war sie hin? Er schaute zur anderen Seite. Eine Tür zur Veranda stand weit offen und ließ den Wind hinein. Wieso hatte er nicht gehört, dass sie aufgestanden war? Shikamaru zog die Decke weg und wollte aufstehen, als er seinen Block neben sich sah. Verwirrt las er die wenigen Zeilen darauf. Morgen Heulsuse, keine Ahnung was ich hier gemacht habe, aber ich werde zuhause garantiert gebraucht. Ciao Sprachlos starrte er immer und immer wieder ihre Wörter an. Mehr hatte sie ihm nicht hinterlassen? Das war alles?! Der Dunkelhaarige spürte Wut und Trauer zugleich in sich aufsteigen. Bevor die erste Träne von ihm das Blatt berühren konnte, pfefferte er mit einem lauten Wutschrei den Block von sich. Es war so typisch ihre abweisende Art, die sich in ihrem Satz widerspiegelte, die ihm das Genick brach. Sie hatte alles vergessen und tat das, was für sie nur logisch war. Nach hause gehen. Und er saß hier wie ein Häufchen Elend und war die bezeichnete Heulsuse. Temari war noch nie in ihrem Leben so schnell gerannt. In ihr brodelte es, sie war so unglaublich wütend, aber auch zutiefst beschämt. Wie war es dazu gekommen? Erst am Abend, als sie einfach keine Kraft mehr hatte, erlaubte sie sich eine Pause und ließ so zu, das ihre Gedanken arbeiteten. Sie waren auf dieser Mission gewesen, um diese Quelle zu finden. Und sie hatten sie auch gefunden. Aber was kam dann? Die Blonde verstand es nicht. In ihrer nächsten Erinnerung hatte sie Shikamaru von den Füßen gezerrt und ihn geküsst, vor ihrem Bruder und seinen Teamkameraden. Allein dafür schämte sie sich abgrundtief, aber jede weitere Erinnerung machte es nur noch schlimmer. Tränen bahnten sich ihren Weg und egal wie sehr sie dagegen ankämpfte, sie liefen ihr unaufhörlich weiter das Gesicht hinunter. „Verdammt...!“, schrie sie verzweifelt und sank zu Boden. Sie hatte ihren besten Freund damit garantiert verloren. Diesen Faulpelz, in den sie schon länger verliebt war. Ihr Verhalten in den letzten Wochen war unterste Schublade gewesen. Je mehr sie darüber nachdachte, desto mehr Erinnerungen kamen. Die Eindrücke wälzten sie nieder. Wie sollte sie ihm je wieder unter die Augen treten? Erschrocken stellte sie mit der nächsten Erinnerung fest, dass sie sich vor ihm entblößt hatte. Ging es noch schlimmer? Dagegen war die Eifersuchtsszene gegenüber Ino ein Witz. Die ganze Zeit hatte sie sich gefühlt, als würde sie träumen. Nichts von allem war für sie real. Doch es war ein Trugbild. Entsetzt verstand sie, dass sie irgendwie mit diesem verdammten Wasser in Kontakt gekommen sein musste, anders konnte sich Temari das nicht erklären. Aber wie war das passiert? Die Blonde dachte angestrengt nach, aber dazu tauchte nichts in ihrem Kopf auf. Wohl aber Shikamaru, immer und immer wieder. Wie sie von ihm immer wieder forderte, das er mit ihr schlafen sollte. Und er? Der Dunkelhaarige hatte sie immer und immer wieder unermüdlich abgewiesen und darauf geachtet, das sie selbst ihre Privatsphäre nicht verletzte. Es brach Temari das Herz, an ihn zu denken, doch ihr Kopf hörte nicht auf, sie mit immer neuen Erinnerungen zu überschütten. Wie sie ihn immer wieder anzüglich geneckt und ständig an ihm gehangen hatte. Und dann tauchte das Bild von ihm vor ihr auf, wie er ihre Hände hielt und ihr einen Kuss auf diese gab. Ich hoffe, du nimmst mir das nicht krum, hatte er zu ihr gesagt. Wie konnte sie ihm jemals böse sein? Shikamaru hatte sich sprichwörtlich beide Beine für sie ausgerissen, obwohl er so faul war, hatte er die Verantwortung für sie übernommen und auf sie aufgepasst. Und nebenbei ihren Zustand erduldet. Noch immer schluchzend stand sie auf. Temari wollte einfach nur noch nach hause. Der Schmerz lastete so schwer auf ihrem Herzen. Zu wissen, dass sie ihn nun für immer verloren hatte, zog ihr den Boden unter den Füßen weg. Wie sollte es nur weitergehen? „Oh, Shikamaru.“, Kakashi war etwas überrascht, als der Nara in seinem Büro alleine aufkreuzte, „Wo hast du unseren Gast gelassen?“ „Sie ist auf dem Weg nach hause.“, kam der Mann nüchtern von sich und legte dem Hokage die Schriftrolle mit dem Haus und seinen Bericht auf den Tisch. „Ah, also ist sie wieder klar bei Verstand?“ Stumm nickte der Dunkelhaarige. Kakashi entging nicht, dass mit dem anderen etwas im Argen lag, auch wenn dieser sich alle Mühe gab, den Schein zu wahren. „Geh nach hause, nimm dir ein paar Tage frei.“, befahl der Grauhaarige und griff nach dem Bericht. Wortlos verließ Shikamaru das Büro und machte sich auf den Heimweg. Doch statt wie sonst nach oben in die Wolken zu blicken, war sein Gesicht gen Boden gerichtet. Als er endlich zuhause ankam, trat er seine Schuhe von sich und lief schnurstracks in sein Zimmer. Wieder kam die Wut in ihm hoch. Geladen schmiss er seine Tasche in die Ecke und warf sich aufs Bett. Der Nara wusste nicht, wie er das alles ertragen sollte. „Shikamaru?“, Yoshino lugte durch einen kleinen Türspalt. „Lass mich in Ruhe.“, machte ihr Sohn unmissverständlich klar, er hatte jetzt keine Nerven für irgendein Theater seiner Mutter, was ihr nicht entging. Ohne noch etwas zu sagen, schloss sie die Tür wieder. Laut krachend knallte die Haustür ins Schloss und riss die Brüder aus dem Schlaf. Überrumpelt stürzten beide sofort die Treppe runter und sahen sich ihrer tobenden Schwester gegenüber. „Temari?“, kam es perplex von Kankurou. Wütend warf sie ihre Tasche und ihren Fächer von sich. Ihr Gesicht war stark gerötet und sie zitterte am ganzen Körper. „Wie konntet ihr mich alleine lassen?!“, schrie sie ihre Brüder an, wobei eindeutig ihre Verzweiflung herauszuhören war. „Hat Shikamaru dich angefasst?!“, fragte der Puppenspieler entsetzt. Ihre Augen fixierten den älteren Bruder: „Angefasst? Shikamaru? Spinnst du?!“ Verwirrt starrte Kankurou seine Schwester an. „Temari, was ist passiert?“, harkte Gaara nach und wollte sie zum Sofa drängen, damit sie sich setzte, doch sie schlug seine Hände weg. „Was los ist?! Ihr habt zugelassen, das ich mit ihm alleine war!“, brüllte sie die beiden an, „Ihr habt zugelassen, dass ich mich so ihm gegenüber benehme!“ Wieder kamen ihr die Tränen, beschämt ballte sie die Fäuste: „Könnt ihr euch vorstellen, wie schrecklich das für mich ist?!“ „Nun ja, ich wäre an deiner Stelle jetzt ebenso wenig begeistert gewesen, aber Shikamaru wird es bestimmt vergessen, für ihn war es nur eine Mission.“, wollte Kankurou sie beruhigen. Bei dem Satz brach sie vollkommen zusammen und sackte zu Boden, während sie tief schluchzte: „Du Arsch!“ Gaara erkannte nun das Ausmaß ihres Problems: „Du liebst ihn wirklich.“ Bei dem Satz seines kleinen Bruders guckte der Puppenspieler geplättet seine Schwester an: „Das- das war nicht das Wasser, dass dich das hat machen lassen?!“ „Natürlich war es dass Wasser, was mich gelenkt hat!“, heulte die Blonde und wischte sich immer wieder über die Augen, „Aber ich hätte doch niemals... niemals so...“ Der Rothaarige hockte sich zu ihr und nahm sie wortlos in die Arme: „Es tut mir leid, Temari.“ „Es ist alles kaputt...“, flüsterte sie weinend, „Ich hab ihn für immer verloren.“ Noch nie hatten sie ihre Schwester so aufgelöst gesehen. „Temari... Du solltest dich erst mal hinlegen.“, Kankurou legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie schüttelte den Kopf: „Ich fühl mich total dreckig, ich will duschen.“ „Dann komm.“ Die Brüder zogen sie auf die Beine und begleiteten sie ins Bad. Wie ein Häufchen Elend stand sie da, während ihre Brüder ihr alles hinlegten und sie schließlich alleine ließen. Noch immer zitternd stieg Temari unter die Dusche und hoffte, dass Wasser würde sie irgendwie beruhigen. Doch die erhoffte Befreiung brachte die Dusche nicht. Als sie eine Stunde später in ihren Schlafsachen aus dem Bad trat, saßen ihre Brüder gegenüber der Badezimmertür am Boden. Abwartend, was sie zu sagen hatte, schwiegen sie. „Ich... Ich...“, sie schloss die Augen, „Ich will das alles vergessen. Es gibt einfach keine Erinnerung an die letzten Wochen.“ „Glaubst du, dass ist der richtige Weg?“, fragte Gaara leise. „Ich bin nicht bereit, meine Freundschaft mit ihm zu verlieren. Wenn ich mich nicht erinnern kann, kann er mich darauf auch nicht ansprechen.“ Kankurou hielt ebenso wenig von ihrer Idee, es kam selbst ihm total falsch vor: „Aber-“ „Kein Aber. Ich kann mich nicht erinnern, kapiert?! Und wehe, einer von euch erzählt irgendwas anderes!“ „Du willst ihn belügen?“ „Gaara, akzeptier es! Es ist nichts passiert, ich will, dass es normal weiterläuft!“, blaffte sie den Jüngsten an. Der stand auf und nickte: „Es ist deine Entscheidung, das respektiere ich.“ Kapitel 14: Ablehnung --------------------- Temari hielt beharrlich an ihrem Plan fest und blendete die letzten Wochen komplett aus. Nur abends, wenn sie alleine in ihrem Bett saß, überkamen sie die Schamgefühle und die Tränen, die einfach nicht versiegen wollten. Um das zu kompensieren, ging sie fast täglich hinaus in die Wüste, um an irgendwelchen Felsen ihre Aggressionen auszulassen. Für den Moment tat es ihr gut, einfach ihrer Kraft freien Lauf zu lassen, aber auf dem Heimweg waren die Gedanken bereits zurück. Ihre Brüder bedachten sie zuhause ständig mit mitleidigen Blicken, sie ertrug es nicht mehr. Schließlich bat sie Gaara um eine Mission. Und so folgte einer Mission direkt die nächste. Hauptsache, sie war beschäftigt und musste nicht über Shikamaru nachdenken. In Konoha ging unterdessen auch das Leben weiter. Shikamaru hatte sich nach einigen Tagen Urlaub beim Hokage zurück gemeldet und bekam hier und da kleinere Aufträge. Gerne hätte er etwas Größeres gehabt, aber Kakashi war der Meinung, das die Examen ihm noch genug Nerven kosten würden. „Hey Shikamaru.“ Seufzend warf der Nara einen Blick zur Seite. Seit vier Wochen hatte er sich erfolgreich davor gedrückt, jetzt hatte ihn die Yamanaka alleine auf dem Dach erwischt. „Was willst du?“ „Blöde Frage, ich denke, das weißt du.“, Ino setzte sich neben ihn und streckte die Beine aus. Genervt schloss der Dunkelhaarige die Augen: „Dann kannst du gleich wieder gehen.“ „Hältst du mich für so eine schlechte Freundin?“ Er grummelte. Musste sie jetzt mit der Tour kommen? „Dir sollte klar sein, das du bei aller Kunst, die du darin investierst, nicht aufzufallen, für die nahestehensten Menschen eben doch deutlich ein Problem hast.“, begann sie langsam, „Willst du nicht drüber reden?“ Gereizt stand er auf: „Mag sein, das du recht hast. Aber die anderen haben wenigstens den Anstand und lassen mich in Ruhe.“ Ohne noch etwas zu sagen, verschwand er von Dach. Kopfschüttelnd blieb die Yamanaka zurück. „Was?!“, platzte Temari Gaara ins Wort. Kankurou war ebenfalls fassungslos von dem, was er hörte: „Du willst sie nach Konoha schicken?! Damit sie mit Shikamaru die Examen vorbereitet?!“ Der Kazekage blieb ganz ruhig und faltete die Hände zusammen: „Temari, du hast darauf bestanden, das nichts vorgefallen ist. Also wird der Alltag weitergehen. Und das Examen ist nun mal deine Aufgabe. Das war es in den letzten Jahren und das wird es auch in Zukunft sein.“ „Du willst mich zwingen, mit ihm zu reden!“, blaffte die Ältere den Rothaarigen an, doch der ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. „Wieso sollte ich jemand anderen hinschicken? Du kennst dich bestens mit der Materie aus und repräsentierst Suna perfekt. Es gibt keinen Grund, dich auszutauschen.“ Seine Schwester kochte vor Wut: „Schön!“ Sauer stapfte sie aus dem Büro und knallte die Tür hinter sich zu. Wie konnte er es nur wagen, sie dazu zu zwingen? Aber gut, wenn er es so wollte. Sie würde ihre Arbeit schon gewissenhaft erledigen und dann wieder zurückkehren. Grob stopfte sie ihre Sachen in ihre Tasche und verließ das Haus. Gaara konnte ihr vorerst gestohlen bleiben. Shikamaru hatte das Unheil die ganze Zeit auf sich zurollen sehen. Warum sollte auch jemand anderes für das Examen eingesetzt werden? Und so stand er hier, wie immer zu dieser Jahreszeit und wartete auf Temari. Der Nara hatte keine Ahnung, wie er die nächsten Tage mit ihr überstehen sollte. Als sie in der Ferne schließlich eine Silhouette abzeichnete, erkannte er die Blonde direkt. Jede ihrer Bewegungen war ihm so vertraut, das es schon schmerzte. Nie kannte er eine Frau besser, als sie. Je näher sie kam, desto tiefer rutschte sein Herz. „Na, Heulsuse.“, begrüßte Temari ihn ruppig und stemmte eine Hand in die Taille. Oh weh. Vielleicht heulte er ja gleich wirklich los. „Hallo.“, war alles, was der Dunkelhaarige über die Lippen brachte. Er wandte sich ab, um dann mit ihr weiter zum Hokage zu laufen. Es kostete der Frau viel Willenskraft, standhaft mit ihrer Maske zu bleiben. Ihm direkt gegenüber zu stehen weckte alle Erinnerungen und machten sie noch greifbarer. Heimlich biss sich Temari auf die Unterlippe. Konzentration... Schweigend liefen sie nebeneinander mit dem normalen Abstand zueinander. Der Nara konnte nicht anders, als ihre Nähe zu vermissen. Sie hatte sich fast einen Monat lang bei jedem Gang an ihn geklammert, es war zur Gewohnheit geworden. Doch es war vorbei. Und sie erinnerte sich nicht. „Nach dir.“, wie üblich hielt Shikamaru ihr die Tür auf. „Du und deine Geschlechter-Macken.“, kommentierte sie wie immer seine Handlung, betrat aber vor ihm das Gebäude. Vor Kakashis Büro klopfte der Nara kurz, ehe er auch diese Tür öffnete und sie zuerst eintreten ließ. „Ah, guten Tag Temari!“, begrüßte der Grauhaarige sie freundlich, „Dann kann es ja losgehen mit den Vorbereitungen!“ Von ihr kam lediglich ein stummes Nicken, sie wollte ein Gespräch mit ihm auf jeden Fall vermeiden. Kakashi war schwer zu durchschauen und sie wusste nicht, was er über das Erinnerungsvermögen nach dem Rausch wusste. „Ich war so frei und hab euch die benötigten Unterlagen alle ins den ersten Stock bringen lassen, ihr könnt euch also austoben.“ Shikamaru hob eine Augenbraue: „Wo sind die anderen, die da sonst arbeiten?“ „Die haben alle frei. Daher dachte ich mir, könnt ihr auch in dem großen Saal arbeiten, statt in dem kleinen Büro. Keine Schlepperei!“, grinste der Hokage unter seiner Maske. „Zuvorkommend.“, bedankte sich der Nara nüchtern. „Hier ist die Liste der Teilnehmer.“, Kakashi hielt sie dem jungen Mann hin, der diese nahm und kurz überflog. „Das sind ziemlich viele Teilnehmer...“, er hob fragend eine Augenbraue. „Geburtenstarke Jahrgänge, Shikamaru... Da gabs ein großes Ereignis in der Vergangenheit, da werden immer kurze Zeit darauf viele Kinder geboren...“, noch immer konnte der Grauhaarige das Grinsen nicht lassen, „Viel Vergnügen!“ Genervt drehte sich der Nara ab und öffnete wieder die Tür, um die Blonde vorzulassen. Temari hatte nur darauf gewartet, endlich wieder aus dem Büro zu kommen und war dankbar für die schnelle Flucht. „Ein ganzes Stockwerk voller Dokumente also...“, die Berge an Papieren, die die beiden erwarteten, plätteten die Blonde so sehr, dass sie für einen Moment ihr schlechtes Bauchgefühl vergaß. Kopf schüttelnd inspizierte Shikamaru einige Stapel, um zu erfahren, in welcher Ecke sie anfangen mussten. Immerhin gab es mehr als genug Arbeit, die ihn ablenken würde. Und er hatte die Möglichkeit, sich am anderen Ende des Saals niederzulassen. Seufzend teilte er die Liste in die gleiche Anzahl Blättern auf und reichte Temari den anderen Stapel, ohne sie dabei anzugucken. Stumm nahm sie die Zettel entgegen, spürte im Inneren aber einen Stich ins Herz durch seine abweisende Art. Sie fragte sich, wie schlimm er wohl von ihr dachte. „Ich fang dahinten an.“, murmelte der Dunkelhaarige und setzte sich in eine Ecke des großen Saals. Temari sagte nichts. Sie wusste schlichtweg auch nicht, was sie dazu hätte sagen sollen. Sie begab sich in eine andere Ecke und so arbeiteten sie schweigend vor sich hin, jeder für sich. Immer wieder warf sie ihm heimliche Blicke zu, doch er wirkte wie immer auf sie, gelangweilt und genervt von der Arbeit. Shikamaru fiel es schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sollte das so weitergehen, würde er doppelt solange für alles brauchen, das gab aber der Zeitrahmen gar nicht her. Es kotzte ihn so an, diese ganze Situation. Da saß diese Frau, die ihn in den Wahnsinn getrieben hatte, die sein Herz besaß, aber er konnte sie nicht drauf ansprechen. Der Nara sah es bildlich vor sich, wie die Blonde über ihn lachte, sollte er ihr auch nur einen Funken von dem übermitteln, was in ihm vorging. Er konnte ihr nicht das Wasser reichen. Hin und wieder schaute er kurz zu ihr rüber. Sie wirkte angespannt auf ihn, der Dunkelhaarige vermutete, dass ihr der Berg Papiere auch deutlich zu viel war. Der Himmel färbte sich bereits orange, als Shikamaru seufzend aufstand. So machte es einfach keinen Sinn, er hatte immer wieder etwas vergessen oder falsch eingetragen. Resignierend legte er den Stift ab. Er würde heute Nacht wieder herkommen und alleine arbeiten. Mit dem Blick auf der Blonden ruhend, ging er zur Tür: „Temari?“ Leicht zuckte die Benannte zusammen und schaute auf. Erst jetzt fiel ihr auf, wie spät es bereits war. Sie legte ihren Stift ab und griff nach ihren Sachen: „Bei der Menge werden wir wohl jeden Tag Überstunden machen müssen.“ Irgendwie war sie froh darüber. Sonst hatten beide am Abend gerne mal zusammen Zeit verplempert, nun wollte sie einfach nur schnell in ihre Wohnung. „Was möchtest du-“ „Nichts.“, wies Temari seine unbeendete Frage ab. Sie konnte auch ohne ihn später nochmal los und sich etwas zu Essen holen. Ihre kalte Art knackste sein eh schon gebrochenes Herz zusätzlich an. Ohne noch etwas zu sagen, begleitete er sie nach hause. Früher hatte Shikamaru das Schweigen um sie sehr genossen, eben weil sie keine Unterhaltung erwartete. Aber jetzt bereitete es ihm einfach nur Bauchschmerzen. „Bis morgen, Heulsuse.“, sie hob zum Abschied kurz die Hand und betrat das Wohnhaus. Keines Blickes hatte die Frau ihn gewürdigt. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so niedergeschlagen gefühlt. Wie sehr konnte ihn das alles noch belasten? Ihre Ignoranz nahm ihm Kraft und Verstand, eigentlich blieb nichts mehr von ihm übrig. Deprimiert machte er einen Schlenker für eine kleine Mahlzeit und kehrte zurück an den Schreibtisch. Kaum war die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen, stiegen Temari Tränen vor Wut in die Augen. Er beachtete sie deutlich weniger als früher, es schien sogar so, dass er sie bewusst mied. Doch hatte sie es nicht verdient, nach all dem, was sie ihm angetan hatte? Sie hatte ihre Freundschaft zerstört und musste nun den Preis dafür bezahlen. Am liebsten hätte sie sich selbst geohrfeigt. Schnell stieg sie unter die Dusche, um ihre Tränen nicht zu spüren. Sie dachte darüber nach, was Kankurou ihr erzählt hatte, wie sie ins Wasser fiel, was die Schmuggler sagten... Traumquelle... Ein bitteres Lachen überkam sie. Ja, erst wenige Wochen vor der Mission war es mit ihr so weit, dass sie von Shikamaru Träume hatte, die nicht jugendfrei waren. Doch konnte Temari das schlecht beeinflussen, sie hatte auch niemals damit gerechnet, das irgendjemand ihr Geheimnis je erfahren würde. Nun wussten es mehr als eine Hand voll Leute, es war ihr so unendlich peinlich. Wäre sie doch nicht so überheblich gewesen bei der Mission, sie wäre nie in diesen Tümpel gefallen. Nach der Dusche vermisste Temari noch immer das Gefühl der Besserung. Aber es kam keine, egal wie lange sie duschte. Sie fühlte sich dreckig und besudelt von ihrem eigenen Verhalten. Müde, aber hungrig, ging sie noch einmal los und holte sich etwas zu essen. „Hey Temari!“ Wie vom Donner getroffen erstarrte sie. Von allen, die ihr über den Weg laufen konnten, hatte sie am wenigsten auf die Yamanaka Bock. Doch sie musste in ihrer Rolle bleiben. Sie nickte der anderen Frau kurz zum Gruß entgegen: „Ino.“ „Wie geht’s dir?“, fragte die andere freundlich und lief mit ihr ein Stück. „Müde. Viel Papierkram. Zu viele Teilnehmer.“, gab sie monoton von sich. Ino nickte: „Ach ja, das Examen fällt dieses Jahr ja größer aus, hatte ich schon gehört.“ „Ach ja?“, nun wurde sie doch neugierig. „Nicht von Shikamaru.“, setzte die Yamanaka schnell nach, „Es spricht sich allgemein rum.“ Temari verwirrte ihre Aussage. Was wollte sie damit bezwecken? Und wenn es alle wussten, warum wusste es dann nicht Shikamaru, bevor Kakashi ihm die Liste gegeben hatte? Und warum sollte sie es nicht von ihm wissen dürfen? Doch dann fiel der Groschen. Ino wollte damit verhindern, das sie auf die Hellblonde und die Beziehung zum Nara eifersüchtig wurde. Gott, wie war ihr das unangenehm. Das gehörte auch mit zu den Sachen, die sich Temari nicht einmal erklären konnte. Sie war nie bewusst eifersüchtig auf die andere Frau gewesen. „Aha.“, antwortete sie schnell, um nicht komisch zu wirken. Temari war erleichtert, dass sie einen Augenblick später wieder vor ihrem Haus stand. Gerade wollte sie sich verabschieden, als die Yamanaka ihr ins Wort fiel: „Wir machen morgen ein Nachtpicknick, wäre schön, wenn du auch dabei bist.“ „Warum picknickt man nachts?“, fragte die andere Frau verwundert. „Weil es Spaß macht. Und Choji macht dann immer groß Barbecue, dagegen können wir alle gar nicht anessen.“ „Wer sind denn 'wir'?“, harkte die Ältere nach. „Hm, also eigentlich alle. Also von Naruto bis Rock Lee ist eigentlich jeder eingeladen!“, Ino grinste breit, „Da solltest du nicht fehlen! Shikamaru kann dich ja mitnehmen!“ Bevor Temari überhaupt ablehnen konnte, wünschte die Jüngere ihr eine gute Nacht und zog von Dannen. Wie penetrant konnte ein Mensch eigentlich sein?! Die Yamanaka hatte sie zwangseingeladen. Shikamaru kam tatsächlich viel schneller voran, als er gedacht hatte. Nachdem er sein Tagespensum erledigt hatte, arbeitete er für den nächsten Tag vor. Er spielte mit dem Gedanken, jede Nacht herzukommen. Das würde zwar hart, aber irgendwie würde er das schon hinkriegen. Mit Temari kam er auch mit nur fünf Stunden pro Nacht aus, manchmal mit weniger. Nur morgen musste er wohl oder übel ausfallen lassen, da die Yamanaka mal wieder zu ihrem Nachtpicknick geladen hatte. Doch bis es soweit war, wollt der Dunkelhaarige so viel Papier zur Seite schaffen, wie nur möglich. Temari hatte grässlich geschlafen. Wie schon die letzten Wochen, seitdem sie wieder klar bei Verstand war. Ständig geisterten ihre Erinnerungen durch die Träume, manchmal war sie sich nicht mal sicher, ob sie nicht doch Einbildung waren. Müde streckte sie sich und versuchte wieder mal einem Traum zu verscheuchen, der zu verrückt in ihren Augen war. Warum sollte sie auch mit Shikamaru in einer kalten Dusche hocken? Die Vorstellung fröstelte sie. Gähnend stand sie auf und ging ins Bad. Ihr Spiegelbild sah so aus, wie sie sich fühlte: fürchterlich. Die Blonde versuchte erst gar nicht, sich irgendwie besser herzurichten, das Grundprogramm genügte ihr. Mit einem Apfel in der Hand verließ sie das Haus und blieb abrupt stehen. Verwirrt schaute sie links und rechts die Gasse entlang. Wo war Shikamaru? Etwas unsicher lief sie los, doch traf sie ihn unterwegs nirgends an. War er so extrem von ihr genervt, das er nicht mal mehr seine Pflicht wahrnahm, sie zu eskortieren? Mittlerweile hatte sie ihren Apfel verspeist und stieg die wenigen Stufen zum ersten Stock hoch. Temari fühlte sich so minderwertig. Tonlos zog die Blonde die Tür auf und ließ kurz den Blick schweifen. Da staunte sie nicht schlecht, als sie den Nara an seinem Platz schlafend sah. Was war denn mit ihm los? Vorsichtig näherte sie sich ihm. Den Kopf hatte der Dunkelhaarige auf den verschränkten Armen auf dem Tisch gebettet, seine langsame Atmung zeugte von einem sehr tiefen Schlaf. Ohne nachzudenken, hob sie eine Hand und legte sie ihm sanft auf den Schopf. Doch im nächsten Moment zuckte sie zurück. Das stand ihr überhaupt nicht zu, erst recht nicht, nachdem sie ihn so unzählige Male ohne Erlaubnis berührt hatte. Fast wären ihr die Tränen gekommen. Gerade im Schlaf konnte die Frau nicht anders, als ihn einfach süß zu finden. Schweren Herzens ging sie wieder zur Tür, um diese deutlich geräuschvoll zuzuknallen. Sofort zuckte der Mann hoch und hielt sich die Stirn. „Guten Morgen, Heulsuse!“, warf Temari ihm frech entgegen und grinste, „Ausgeschlafen?“ „Tem...“, nuschelte er müde. Tem? Hatte er das wirklich gesagt? Sie war sich nicht sicher und beäugte ihn für einen Moment fragend. Doch er stand nur auf und streckte sich ausgiebig: „Ich komm gleich wieder.“ Und bevor sich die Blonde überhaupt hingesetzt hatte, war er fort. Es verging eine Stunde, dann zwei Stunden... Schließlich war es Mittag. Temari wurde unruhig, es war nicht normal für den Nara, so viel Zeit zu vertrödeln. Da sie nun eh dringend ein ausgiebiges Mittagessen nötig hatte, verließ sie den Saal. Bevor Temari aber die Tür öffnen konnte, wurde sie von außen aufgerissen. Beinahe wäre Shikamaru in sie reingelaufen. „Wo kommst du denn her?!“, blaffte sie ihn an und meinte es in diesem Moment auch sehr ernst. Doch er fasste es anders auf, wofür sie dankbar war. „Mendokuse... Ich hatte nun mal was zu erledigen. Ich liege gut in der Zeit mit meinem Kram, das braucht dich nicht zu kümmern.“, schoss er zurück und ging an ihr vorbei zu seinem Platz. Gespielt beleidigt verließ Temari den Saal, doch auf der Treppe brannten ihr bereits die Tränen in den Augen. Sie musste sich zusammen reißen, wenn sie das hier überstehen wollte! Kapitel 15: Schmerz ------------------- Den restlichen Tag verbrachten sie auch mehr für sich selbst, als dass sie zusammen arbeiteten. Wobei das nicht mal nötig war für die Papiere. Temari war froh, als sie ihr Tagesziel erreicht hatte und den Stift fallen ließ. Seufzend streckte sich die Blonde, sie wollte einfach nur noch ins Bett. Auf Inos Picknick hatte sie eh keine Lust und so wie der Nara drauf war, würde er sie garantiert eh nicht mitnehmen, er war bestimmt froh, so wenig Zeit wie möglich mit ihr verbringen zu müssen. Und so ließ die Blonde den Nara alleine zurück, weder verabschiedete sie sich, noch wartete sie darauf, das er irgendetwas sagte. Für Shikamaru war es unverständlich, wieso sie auf so großen Abstand zu ihm ging. War ihr aufgefallen, was sein Problem war? Hatte sie ihn beim Herüberschauen ertappt und fühlte sich nun unwohl in seiner Gegenwart? Grummelnd knallte er den Kopf auf den Tisch. Das war erst der zweite Tag und er ging jetzt schon am Stock. „Wo ist Temari?!“, pampte seine Kameradin ihn sauer an. „Was?“, fragte der Nara verwirrt. Ino hob eine Augenbraue: „Ich hab sie eingeladen, ich sagte ihr noch, dass du sie ja mitnehmen kannst!“ „Klingt eher, als hättest du ihr keine Wahl gelassen und sie hat keine Lust.“ „Interessiert mich nicht!“, sie drehte den Mann um und schob ihn davon, „Abmarsch, hol sie!“ „Spinnst du? Ich bin doch nicht dein Pascha.“ Ino verschränkte die Arme: „Du willst einen Gast unseres Dorfes allein zuhause vergammeln lassen, während wir hier ein fettes Picknick verdrücken?!“ „Oi Shikamaru, warum holst du sie nicht? Wäre doch schade!“, stieg Naruto sofort mit ein. War ja klar, dachte sich der Nara frustriert und schritt davon, bevor noch mehr auf ihn rumhackten. Temari lag gedankenversunken auf ihrem Futon. Obwohl sie erledigt war, wollte sich kein Schlaf einstellen. Ein Klopfen riss sie schließlich hoch. Grummelnd stapfte sie zur Tür: „Was?!“ Augenblicklich lief ihr die Schamesröte ins Gesicht, denn da stand kein anderer, als Shikamaru. Sofort schlug sie wieder die Tür zu. Sie hatte nur in Shirt und Hotpants geöffnet. Auf der anderen Seite der Tür glühten dem Nara nicht minder wenig die Wangen. „Was willst du?“, kam es nun etwas ruhiger von ihr durch die Tür. Der Mann sammelte sich kurz: „Ino besteht darauf, dass du zum Picknick kommst. Ich soll dich abholen, sonst lande ich wahrscheinlich auf dem Grill.“ „Ich hab keine Lust.“, gab sie zurück. Shikamaru seufzte schwer und flüsterte mehr zu sich selbst: „Das war mir klar.“ „Was?“, wieder öffnete sie die Tür, dieses Mal aber angezogen. Verwundert sah er sie an: „Du kommst doch mit?“ „Sonst geht sie mir die nächsten Tage erst recht auf die Nerven.“, grummelte die Blonde und schlüpfte in ihre Sandalen. Das konnte nur gehörig schief gehen... Unterwegs sagte keiner der beiden etwas. Temari graute es davor, mit den anderen die halbe Nacht zu verbringen. Was, wenn jemand sie auf die Wochen ansprach, die sie mit dem Nara verbracht hatte? Vielleicht hätte sie lieber doch Inos Nerverei in den nächsten Tagen wählen sollen. „Temari!“, Naruto grinste sie breit an, als sie zu den anderen kamen, „Wie geht’s Gaara und Kankurou?“ Sie grinste leicht zurück: „Gut soweit. Treiben das übliche, mit Sand und Puppen spielen.“ Der Uzumaki lachte: „Klingt gut! Und du?“ „Das übliche, ich sorge für Ordnung.“ „Ist nicht einfach mit zwei Brüdern, was?“ Die Blonde zuckte mit den Schultern und ließ sich neben dem Chaoten auf der Decke nieder. Wenn er den ganzen Abend so belangloses Zeug quasselte, war er genau der Richtige, an den sie sich halten sollte. Shikamaru setzte sich den beiden gegenüber neben Choji, der sich um das Fleisch kümmerte: „Schön, dann sind wir ja fast vollzählig!“ „Ach, ich hab ganz vergessen euch zu erzählen, das Sakura heute nicht kann!“, meinte Naruto plötzlich. Da wurde Temari mit einem Mal schlecht, im nächsten Moment fiel ihr aber ein Stein vom Herzen. Die Haruno hatte sie komplett vergessen! Sie wusste garantiert, dass sie nichts vergessen hatte vom Rausch. Extrem erleichtert atmete Temari kurz durch und hoffte, dass niemandem ihre Reaktion aufgefallen war. Das hieß, sie musste in den folgenden Tagen gut aufpassen, der Rosahaarigen auf keinen Fall über den Weg zu laufen. Und sie konnte nur hoffen, das Shikamaru niemals mit ihr über dieses Thema sprach. „Wieso das nicht?“, fragte Ino perplex nach, „Gestern sagte sie noch, sie kommt.“ „Personalmangel im Krankenhaus, da musste sie kurzzeitig die Nachtschicht übernehmen. Es sind momentan viele krank, Sommergrippe oder sowas.“, der Blondschopf bediente sich an einer Schüssel mit Knabberkram. „Heißt wenn wir Pech haben, fangen wir uns alle den Mist ein.“, fasste Tenten es zusammen. „Ich hab keine Zeit für sowas, ich muss trainieren!“, meinte Rock Lee enthusiastisch und hob die Faust, „Naruto?“ „Nein, heute Abend mal nicht!“, winkte der andere ab und schnappte Choji das erste Stück Fleisch vom Grill weg, „Frag doch mal Shikamaru, dem würde das sicher gut tun.“ „Nein danke, kein Bedarf.“, murmelte der junge Mann genervt und legte sich zurück, um in den Himmel zu starren. „Du bist momentan aber ziemlich faul, etwas Bewegung könnte nicht schaden.“, machte sich Kiba über ihn lustig, „Du liegst zur Zeit doch nur rum.“ „Man muss auch mal entspannen!“, warf Choji ein und legte sich seinen Teller voll mit Fleisch und diversen Beilagen. Neji sah das ganze natürlich etwas anders und kam nicht umzu, als auch seinen Kommentar dazu abzugeben: „Man kann aber nicht nur entspannen, man muss auch was tun.“ „Also wenn ich eine schwere Mission hinter mir habe, brauche ich auch erst mal ein paar Tage Ruhe.“, beschwichtigte Hinata ihren Cousin. „Aber gerade nach einer anstrengenden Mission ist man doch besonders motiviert, noch besser zu werden!“, mit diesen Worten sprang Rock Lee auf und spurtete schon los, um eine Runde um den Platz zu drehen, während er irgendwelche Sportparolen rief. „Die letzte große Mission von euch war doch recht aufwändig, oder?“, fragte Kiba den Nara, „Da war doch auch Suna mit involviert.“ Dabei glitt sein Blick hinüber zu Temari, die äußerlich ruhig war, innerlich aber panisch wurde. Musste das sein?! Ausgerechnet aus der Richtung hatte die Blonde überhaupt nicht damit gerechnet. Shikamaru ergriff aber das Wort, bevor sie überhaupt den Mund aufgemacht hatte: „Ah, nervig wie sonst auch, nichts besonderes.“ „Dafür warst du aber echt lange nicht zu sehen.“, kommentierte Tenten und nahm sich ein paar Erdbeeren. Der Nara zuckte nur mit den Schultern, sagte aber nichts weiter. Temari wusste nicht, was sie davon halten sollte. Er hatte sehr schnell reagiert, was sie eigentlich gar nicht von ihm kannte. Sie schlussfolgerte daraus, dass der junge Mann nicht darüber reden wollte. Verständlich, sie war extrem peinlich gewesen. „Hat Kakashi dich deswegen danach mit solchen Mini-Aufträgen abgespeist?“, harkte Shino nach. „Schätze ja. Damit er mir jetzt den Berg Arbeit zum Examen aufbürden kann.“, Shikamaru wollte gar nicht an die riesigen Stapel Papiere denken, die noch auf ihn warteten. „Ja, die geburtenstarken Jahrgänge... Meine Eltern haben sich darüber schon amüsiert.“, meinte Ino, „Da ist eigentlich niemand Einzelkind, sagten sie.“ „Jetzt wo du es sagst...“, Tenten schaute zu Hinata, „Eigentlich hat nur Hinata noch eine Schwester. Wir anderen sind Einzelkinder.“ „Kann man so nicht sagen, Temari hat ihre zwei Brüder.“, warf Choji ein und grinste zu ihr rüber. „Das stimmt, aber die Suna-Geschwister stehen damit ziemlich alleine da.“, nachdenklich aß Tenten noch eine Erdbeere, ehe sie sich an Temari wandte, „Wie ist das so, mit zwei Brüdern?“ Die Blonde war froh über den Themawechsel: „Anstrengend. Vor allem als Ältere.“ „Aber du musst die beiden jetzt nicht bekochen und sowas, oder?“, wollte Kiba wissen. „Seh ich so aus, als würde ich sie bemuttern?“, stellte sie ihm als Gegenfrage. Naruto lachte auf: „Bestimmt nicht! Aber Gaara oder Kankurou am Herd kann ich mir nicht vorstellen.“ „Wer kann sich dich am Herd vorstellen?“, lachte Kiba und zeigte auf Naruto, „Du bedienst entweder den Wasserkocher oder gehst zur Ramenbar!“ „Pah! Ich weiß halt, was gut für mich ist!“, gab der Uzumaki von sich. „Eigentlich können beide gut kochen. Wir haben alle drei so unsere Sachen, die wir besser können.“, erzählte Temari und fühlte sich endlich etwas entspannter. Ino reichte ihr einen Teller mit Spießen voll Gemüse und Fleisch, die sie gerade vom Grill genommen hatte: „Klingt nach einer guten Abwechslung bei euch zuhause. Was kochst du dann immer so?“ Temari nahm ihr den Teller ab und nahm sich einen der Spieße, um den Teller dann weiterzureichen. Während sie den ersten Happen aß, überlegte sie, ob die Yamanaka ihr eine Falle mit der Frage stellen wollte. Andererseits konnte sie schlecht nicht antworten. „Ich bin mach eigentlich alle Reis-Gerichte. Kankurou lässt den Reis meistens anbrennen.“ „Ihr seid also gut strukturiert.“, fasste Tenten zusammen, „Mich würde wohl am meisten stören, dass ich mich nicht richtig frei bewegen kann. Ich mein, da vergisst du dann was im Zimmer, bist schon im Bad...“ Temari winkte ab: „Ach... Damit wächst du auf. Unter Geschwistern läuft es locker und ruppig ab. Das ist fast wie in der Sammelkabine beim Onsen.“ „Hm, also bei meiner Schwester und mir eher nicht.“, trug Hinata zum Gespräch bei. „Naja, ihr seid auch eine sehr traditionelle Familie.“ „Das stimmt allerdings.“, antwortete die Hyuuga Tenten, „Bei uns ist es doch recht... konventionell.“ „Das scheitert bei uns schon bei den einfachsten Dingen.“, Temari legte ihren leeren Spieß vor sich auf einen Müllteller ab. Naruto nickte: „Verständlich. Aber unkonventionell hat auch seine Vorteile!“ Er schenkte ihr einen aufmunternden Blick und Temari wusste, was er meinte. Shikamaru hatte stumm dem Gespräch gelauscht. Er genoss es für diesen Moment einfach, das Temari wieder ganz die alte war und er ihre Stimme hören konnte. „Wie ist das Leben als Einzelkind mit Eltern?“, warf Temari als nächstes in die Runde. Die betreffenden Personen schwiegen kurz und dachten nach. „Also ich finde es schön.“, antwortete Ino, „Ich brauch die Aufmerksamkeit meiner Eltern nicht teilen und hatte auch als Kind zuhause nie den Zwang, Dinge teilen zu müssen.“ „Ich hätte gerne noch eine Schwester oder einen Bruder gehabt.“, Tenten trank einen Schluck Wasser, „Dann hätte man als Kind besser zusammen spielen können.“ „Also ich hatte als Kind genug zu tun, ein Geschwisterkind hätte ich als störend empfunden.“, meinte Shino. Kiba legte den Kopf schief und schaute zu Akamaru: „Also ich würde Akamaru als Bruder bezeichnen.“ „Hat es überhaupt Vorteile, Geschwister zu haben?“, wollte Naruto ehrlich wissen, „Man kann als Kind ja auch mit Freunden spielen.“ „Wenn du eine anstrengende Mutter hast, ist es durchaus praktisch. Dann muss man den Mist nicht alleine ertragen.“, Shikamaru gähnte, „Und die Erwartungen an dich sind nicht so hoch, weil es noch jemanden gibt.“ Choji lachte. „Das liegt nur daran, das du so faul bist.“,kommentierte Temari spitz und war froh, endlich wieder etwas locker zu ihm sagen zu können. Shino pflichtete ihr bei: „Seh ich genauso. Ich hab keine Probleme damit, die Erwartungen meiner Eltern zu erfüllen.“ „Das kann ich so unterschreiben.“, bestätigte Neji. „Schon klar.“, Shikamaru erhob sich, „Viel Spaß euch noch, ich hab noch etwas zu erledigen.“ Genervt wandte er sich ab zum Gehen. Temari sah ihm verdattert nach, fing ihre Mimik aber schnell wieder. Dennoch war sie innerlich getroffen. Wieso ließ er sie alleine mit seinen Freunden? Sie hatte kaum etwas mit ihnen zu tun, viel mehr mit ihm. „Kann die Arbeit nicht bis morgen warten? Temari ist doch auch hier!“, kam es entgeistert von Naruto. Nun stand auch Temari auf: „Naja, viel Papierkrieg eben, der in der gleichen Zeit wie sonst erledigt werden muss. War schön, Ciao.“ Immerhin konnte sie sich so gut aus der Affäre ziehen. Sie hatte keine Lust, ohne ihn bei den anderen zu bleiben und auf der anderen Seite war sie sich nicht sicher, ob er tatsächlich wieder zurück ins Büro ging. Denn in diesem Falle würde die Blonde es tatsächlich wohl auch tun. Auch wenn sie mit seiner Gegenwart Probleme hatte, es war wirklich verdammt viel Arbeit und sie musste erledigt werden. Wenn er Nachtschichten einlegte, würde sie das auch tun. „Viel Erfolg euch beiden!“, rief Ino ihnen laut hinterher und winkte ihnen nach. Bei Inos Satz entgleisten Shikamaru fast die Gesichtszüge. Temari folgte ihm? Genau das konnte er jetzt am Wenigsten gebrauchen. Doch was sollte er jetzt tun? Flüchten war mehr als peinlich. Temari war flott auf seiner Höhe und zusammen gingen sie zurück zu den Bergen von Papier, die auf sie warteten. „Du hättest mir gestern schon sagen können, dass du die Nacht auch arbeitest, dann hätte ich mitgemacht.“, versuchte Temari ein Gespräch in Gang zu bringen, als sie den Saal betraten. Der Nara zuckte nur mit den Schultern: „War ja meine Entscheidung.“ Aua. Es war ein kleiner Satz, aber er verletzte sie tief im Herzen. Er wollte definitiv alleine sein und hielt es auch nicht für nötig, mit ihr etwas abzusprechen. Gerade Letzteres war ganz untypisch für ihn, sie sprachen sich immer grundsätzlich ab, was die Arbeit anbelangte. „Mecker mich nicht an, Heulsuse.“, schoss sie grob zurück, um ihren Schmerz zu übertünchen und ihm Parole zu bieten. „Lass mich bitte in Ruhe, ich will heute noch was schaffen.“, warf er monoton zurück und vergrub sich an seinem Tisch. Die Frau konnte nicht anders und ballte die Fäuste. Doch mit einem Biss auf die Unterlippe schluckte sie ihren Zorn hinunter und setzte sich schweigend auf ihren Platz. Zum Glück hatte sie einen so hohen Stapel Papier vor sich, dass er ihr Gesicht nicht sah, denn eine Träne konnte sie nicht unterdrücken. Gegen vier Uhr morgens gab sich Shikamaru geschlagen. Wenn Temari jetzt jede Nacht auch arbeiten würde, hätte er ein großes Problem. Er kam einfach nicht voran. Irgendwann hatte er sie ausgeblendet, aber seine Gedanken schweiften dennoch ständig zu ihr ab. Sie war typisch die alte, pöbelte ihn an, nannte ihn Heulsuse und sah in ihm das, was sie immer gesehen hatte: einen Faulpelz. Der Dunkelhaarige musste dringend seinen Kopf frei bekommen oder er würde das Examen nicht überleben. Gähnend ließ er seine Arbeit zurück, er brauchte dringend ein paar Stunden Schlaf. Reflexartig warf er noch einen Blick zur Blonden, die sich jedoch nicht rührte. Sie hatte ihren Kopf auf den Unterarmen abgelegt und schlief tief und fest. Wie gerne würde Shikamaru sie berühren. Doch das würde ihn nur selbst verletzen. Stumm verließ er den Saal und schloss leise die Tür hinter sich, um sie nicht zu wecken. Kapitel 16: Aufmerksamkeit -------------------------- Mit einem steifen Nacken und Schmerzen im Rücken erwachte die Blonde mit den ersten Sonnenstrahlen. Fabelhaft, dachte sie sich, jetzt ging es ihr nicht nur vom Kopf und Herzen her beschissen, ihr Körper war auch noch hinüber. Temari streckte sich vorsichtig und gähnte. Eine Dusche würde ihr jetzt gut tun. Ein Blick hinüber zeigte, dass der Nara sie allein gelassen hatte. Sie hätte heulen können. Sie war nie der Typ dafür gewesen, aber Shikamaru hatte sie dazu gebracht, ständig wegen ihm zu weinen. Doch da musste sie nun durch. Sie hatte sich so entschieden und Gaara hatte recht. Es gab keinen Grund, jemand anderen diese Arbeit machen zu lassen. Also biss sie die Zähne zusammen und arbeitete weiter. Eine Stunde später machte sie sich auf den Weg nach hause, um etwas zu essen und zu duschen. Als sie wieder im Büro aufkreuzte, trug Shikamaru die ersten Papierstapel zu Kakashi, damit dieser sie unterschreiben und wegschicken konnte. Ein knappes 'Morgen' hatte er ihr entgegen gemurmelt, mehr war die Blonde ihm wohl nicht wert gewesen. Temari wusste, dass es hart werden würde. Aber das es sie so hart traf, hätte sie nie für möglich gehalten. Sie hatte sich gnadenlos überschätzt. Tag für Tag kehrte sie in ihre Wohnung zurück und weinte sich unter der Dusche aus, doch es kam keine Linderung. Einzig der Beginn der Prüfung war ein Lichtschein für sie, denn dann musste sie nicht mehr mit ihm zusammen in einem Raum hocken, egal wie groß dieser war. Als Gaara nach ein paar Tagen endlich mit Kankurou anreiste, war sie extrem froh, ihre Brüder zu sehen. Doch wie es die Höflichkeit forderte, musste sie mit Shikamaru am Haupttor Spalier stehen. „Shikamaru, schön dich wiederzusehen.“, begrüßte Gaara ihn freundlich. Der Nara neigte leicht den Kopf: „Kazekage. Ich hoffe, die Reise war ruhig?“ Der Rothaarige nickte und richtete seine Aufmerksamkeit auf seine Schwester: „Und wie geht’s dir?“ „Wie soll es mir schon gehen? Wusstest du von den Massen an Teilnehmern?“, sie lenkte direkt das Thema auf das Examen, alles andere gehörte hier nicht her. „Natürlich. Aber ich war mir sicher, dass du das gut meisterst.“ Bei seiner Aussage schäumte sie innerlich vor Wut. Der Puppenspieler sah es ihr an der Nasenspitze an, er kannte sie einfach zu gut, weswegen er schnell einwarf: „Ich wäre dafür, dass wir eben den Hokage begrüßen und dann etwas essen gehen, ich hab Hunger.“ „Na dann.“, Shikamaru setzte sich in Bewegung und die anderen drei folgten. „Und wie lief es mit den Vorbereitungen?“, fragte Gaara interessiert. „Sind fast abgeschlossen. Es fehlen nur noch ein paar Dokumente.“, berichtete der Nara nüchtern, doch dann entwich ihm ein Gähner. „Das klingt nach zu viel Arbeit.“, meinte Kankurou. „Es waren Nachtschichten nötig, um die Menge zu bewältigen.“, schob Shikamaru hinterher. Der Puppenspieler grinste und Temari ahnte bereits, dass er irgendeinen unpassenden Kommentar ablassen wollte. Unerschrocken wie sie war, stellte sie ihm ein Bein und ließ ihn stolpern. Kankurou landete auf allen Vieren und stand genervt wieder auf: „Was sollte-“ Beim absoluten Todesblick seiner Schwester blieb im alles im Halse stecken, was er sagen wollte. Shikamaru und Gaara drehten sich zu den beiden Geschwistern um. „Alles in Ordnung?“, fragte Gaara und musterte Kankurou verwirrt. Der murrte nur griesgrämig: „Natürlich. War wohl nur ein Stein, den ich übersehen habe.“ Vor Kakashis Büro hielt der Kazekage die anderen drei auf: „Ich habe etwas mit Kakashi zu bereden, währt ihr so nett und würdet uns unter vier Augen sprechen lassen?“ „Meinetwegen, auf mich wartet noch ein Stapel Papier ein Stockwerk tiefer.“, Temari machte auf dem Absatz kehrt. „Dann komme ich zu euch, sobald ich fertig bin.“, damit verschwand Gaara im Büro des Hokagen und die anderen Männer folgten der Blonden. „Und wie läufts?“, fragte Kankurou nach, während er neben Shikamaru die Treppe hinab stieg. Temari war zum Glück außer Sicht, sonst hätte er sich nicht getraut, den Nara anzusprechen, ohne ihren Zorn auf sich zu ziehen. „Ging schon mal besser.“, war die ehrliche Antwort von Shikamaru. Der Puppenspieler wusste nicht, was er von der Antwort halten sollte und bezog es daher vorerst auf das Examen. „Geht ihr wahrscheinlich genauso.“ „Ich denke, sie kommt besser damit zurecht.“ Denn schließlich hat sie nur mit dem Papier zu kämpfen, dachte sich der Nara. „Da wäre ich mir nicht so sicher. Temari hat immer eine dicke Mauer um sich.“ Sie betraten den Saal und Kankurou staunte bei den Bergen an Papier nicht schlecht: „Das alles noch?!“ „Nein, nur noch das, was jeweils auf unseren Schreibtischen liegt. Der Rest ist fertig. Ein Teil wurde natürlich schon verschickt, alles andere zu den anderen Posten verteilt, damit sie das Examen vorbereiten können. Möchtest du nächstes Jahr?“, fragte Temari genervt und knallte die nächsten Zettel auf ihren abgefertigten Stapel. „Nein, du machst das wunderbar!“, der Puppenspieler hob abwehrend die Hände und grinste. Gaara hatte sich unterdessen zu Kakashi gesellt. „Wie war die Reise?“, fragte der Grauhaarige. „Ich zerbreche mir derzeit etwas den Kopf, aber das hat nichts mit dem Examen zu tun.“ Kakashi lächelte: „Ich hab da eine Vermutung, um was es gehen könnte.“ Abwartend blickte der Kazekage zum Älteren. „Ich weiß, dass die Erinnerung nach dem Rausch nicht verloren geht.“ Gaara seufzte: „Das habe ich mir fast gedacht.“ „Aber so wie sich Temari verhält, möchte sie wohl, dass es so ist.“ „Sie blendet es komplett aus und will nichts davon hören. Dementsprechend verhält sie sich natürlich auch, als wenn ihr diese Zeit einfach verloren gegangen ist.“ „Ich war mir nicht sicher, ob nicht Kankurou an ihrer Stelle auftauchen würde.“, meinte Kakashi ehrlich und lehnte sich zurück. „Hätten sie Shikamaru von der Arbeit abgezogen, wenn sie gewusst hätten, das dennoch Temari kommt?“, harkte Gaara nach. Der Hokage schüttelte den Kopf: „Nein. Die beiden sind erwachsen und können ihre Differenzen alleine lösen. Ihr Job hat damit nichts zu tun.“ Der Rothaarige lächelte leicht: „Das ist wohl der Vorteil, wenn es eben nicht die Schwester ist, die man schickt. Wie lief es denn mit den beiden?“ „Naja... Natürlich ist es viel Arbeit dieses Jahr, aber sie brauchen dennoch beide deutlich länger. Vor allem Shikamaru.“, erklärte Kakashi, „Und das trotz der Nachtschichten, womit Shikamaru angefangen hat.“ Gaara fasste sich ans Kinn und überlegte: „Da ist doch mehr im Argen...“ „Das denke ich auch. Aber wir sind nur Zuschauer.“, der Grauhaarige grinste breit, „Kommt Zeit, kommt Rat.“ Als Gaara den Saal im ersten Stock betrat, herrschte betretendes Schweigen. Das Bild, welches ihm geboten wurde, war irgendwie grotesk. Während Temari in der einen und Shikamaru in der anderen Ecke, weit auseinander, vor sich hinarbeiteten, schlenderte Kankurou durch das Labyrinth aus Tischen und Papierstapeln. Doch er würde die beiden nicht stören, beschloss der Kazekage und tat es Kankurou gleich. Er schaute mal hier, mal da auf einen Stapel und besah sich die Unterlagen an, ehe er schließlich etwas aus dem Fenster schaute. Temari wurde noch wahnsinnig, ihre Brüder machten sie verrückt. Als sie endlich beim letzten Dokument ankam, ging die Sonne unter. Ihre Schrift war zwar noch leserlich, aber es war nur noch ein reines Hingeschmiere, Hauptsache, sie wurde den Mist los. „Fertig!“, rief die Blonde genervt – exakt im gleichen Moment wie Shikamaru. Verblüfft schauten sich beide zum ersten Mal seit Beginn ihrer Arbeit in die Augen. „Toll, dann lasst uns essen gehen!“, Gaara wartete er gar nicht auf eine Antwort von einem der beiden, sondern öffnete die Tür und hielt diese auf. Innerlich war Temari gerade wieder aufgebaut gewesen, nun fiel sie wieder wie ein Kartenhaus im Wind zusammen. Murrend folgte sie der Aufforderung ihres Bruders, nicht minder widerwillig auch der Nara. Er hatte noch weniger eine Chance, dem Kazekagen sagte man nicht ab, wenn dieser zum Essen einlud. Schweigend verließ die Gruppe das Gebäude. „Shikamaru, fällt dir ein gutes Lokal ein?“, fragte der Rothaarige und schaute ihn wartend an. Nachdenklich legte sich der Dunkelhaarige die Hand in den Nacken: „Soll es denn etwas Bestimmtes sein?“ „Etwas, das dir und Temari gut schmeckt, ihr habt euch das nach der Arbeit schließlich verdient.“, meinte Gaara. Bei dem Satz hätte seine Schwester ihm ihren Fächer überziehen können. Sie wollte einfach nur weg, sie hielt es nicht mehr aus. „Geht ohne mich, ich will ins Bett.“, sie wartete nicht darauf, das einer der Männer etwas sagte, sondern drehte sich einfach weg. „Du bleibst hier.“, sprach Gaara, der sie direkt am Handgelenk gefasst hatte, „Du musst etwas essen.“ „Das kann ich auch in unserer Wohnung.“ Shikamaru spürte, dass die Blonde keine Lust auf Gesellschaft hatte. Es tat einfach weh, ihre Ablehnung so offen zu sehen. Ohne weiter nachzudenken, sprach er: „Lasst uns zurück zur Wohnung gehen, unterwegs ist ein guter Laden für Dango.“ Die Blonde erstarrte. Wie kam er auf Dango? Klar, sie hatte gerade echt Bock auf Süßkram, aber... Im nächsten Moment machte es Klick in ihrem Kopf. Sie spürte, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss. Sie befreite ihr Handgelenk und marschierte los, damit die anderen ihr Gesicht nicht sahen: „Schön, dann eben so.“ Verwirrt schaute Kankurou erst zu ihr, anschließend zu seinem Bruder, der nur mit den Schultern zuckte. „Dann eben so.“, meinte Gaara nüchtern und die drei setzten sich auch in Bewegung. „Dango zum Abendbrot?“, fragte Kankurou Shikamaru mit gehobener Augenbraue. Der nickte nur stumm. „Passt doch, ab und zu isst Temari davon auch gerne mal Unmengen.“, entgegnete Gaara. „Ja klar, aber wir nicht.“ „Daneben gibt’s auch gebratene Nudeln.“, beschwichtigte der Nara den Puppenspieler. Der daraufhin zufrieden grinste: „Viel besser.“ Trotz ihres Schamgefühles hatte Temari sich eine großzügige Portion Dango einpacken lassen, während die Männer sich Bratnudeln gönnten. Es berührte schon irgendwo ihr Herz, dass er sich etwas so Intimes von ihr gemerkt hatte und das in seinen Überlegungen mit einbezog. War sie ihm vielleicht doch nicht so egal, wie sie dachte? Auf dem restlichen Weg führten sie ein lockeres Gespräch über das bevorstehende Examen. „Ich bin ja mal gespannt, wie die Vorrunden ausfallen... Da muss ja viel ausgemistet werden.“, entgegnete Kankurou. Dem Kazekagen war das eigentlich gleich: „Das Ding ist, dass jetzt in den nächsten Jahren immer so viele dabei sein werden, bis eben irgendwann alle bestanden haben und nicht mehr so große Jahrgänge kommen.“ „Das heißt zu viel Papier.“, grummelte Temari, „Darauf hab ich keinen Bock mehr.“ „Du wirst diesen Job aber weiterhin machen.“, versicherte Gaara ihr mit einem Lächeln. Frustriert starrte sie zurück: „Danke. Wirklich.“ Der Nara seufzte innerlich. Klar, er hatte auch nie Spaß an dem Examen, aber eigentlich hatte er die Zeit mit ihr immer genossen. Aber das war wohl für immer vorbei. Sie kamen am Wohnhaus an, dessen Tür Temari direkt öffnete und mit einem knappen 'Ciao' darin verschwand. „Entschuldige das rüde Verhalten unserer Schwester. Ich würde ja Besserung geloben, aber-“ „Schon klar, kein Problem.“, unterbrach Shikamaru den Kazekagen, wie es eigentlich gar nicht seine Art war, „Ich werde morgen pünktlich hier sein und euch zu eskortieren.“ Der Dunkelhaarige verbeugte sich noch kurz und ging ebenso schnell seines Weges, wie es die Blonde getan hatte. „Sag mal... Kommt mir das nur so vor oder rennen die beiden aneinander vorbei?“, selbst Kankurou konnte es nicht mehr übersehen. „Dir ist es also auch aufgefallen.“, Gaara setzte sich gegenüber des Wohnhauses auf eine Bank. Der Ältere folgte und stellte sein Abendessen neben sich ab: „Zu Beginn war ich mir nicht sicher. Es gefällt mir auch überhaupt nicht.“ Gaara grinste: „Weil er jünger ist, stimmt's?“ Murrend zog der andere eine Augenbraue hoch: „Aber sie hätte ihn ja gerne.“ „Ja und so wie es aussieht, hat sie auch einen wichtigen Platz in seinem Herzen.“ „Aber unser Trotzkopf bockt.“, hungrig öffnete Kankurou nun doch seine Packung Nudeln und griff zu den Stäbchen. Der Rothaarige seufzte: „Naja, sie schämt sich sehr.“ „Wer würde das an ihrer Stelle nicht? Selbst ich schäme mich für sie, ich bin froh, dass nicht mehr passiert ist und ich nicht alles sehen musste.“ „Wir werden sie niemals davon überzeugt bekommen, mit ihm zu reden.“, der Jüngere öffnete nun auch seine Nudeln und begann zu essen. „Und sollten wir reden, sind wir tot.“ „Das würde sie uns niemals verzeihen.“ Kankurou grübelte und aß noch ein paar Haps, bevor er wieder etwas sagte: „Wir könnten ihr von ihm erzählen.“ Gaara schaute ihn ungläubig an: „Du glaubst doch nicht, das sie uns glaubt, das er sie mag.“ „Wieso nicht?“ „Sie verbringt viel mehr Zeit mit ihm, für sie sind so viele Sachen ganz normal, die zwischen ihnen ablaufen. Wenn wir jetzt sagen, wegen dem und dem und da und da würde es sich zeigen, dass er mehr für sie empfindet, lacht sie uns doch aus.“, erklärte Gaara. „Hm...“ Schweigend leerten beide ihre Nudelboxen. „Wann ist dir aufgefallen, dass er für sie etwas übrig hat?“ Der Rothaarige steckte seine leere Box in die von Kankurou, die er ihm hinhielt: „Als sie nach dem Vertragsabschluss wieder los sind.“ „Wieso?“ „Ich glaube, Shikamaru hat ihr irgendwas im Tausch für das gute Benehmen und die Unterschrift geboten. Er hat sie nicht aussprechen lassen und ist Hals über Kopf mit ihr los, ohne das sie oder ich noch etwas sagen konnten.“ Da wurde der Ältere hellhörig: „Du glaubst aber nicht, das...“ „Nein, nicht das. Das hätte er niemals getan und Temari wäre dann auch ganz anders drauf.“, winkte Gaara ab, „Aber irgendwas hat sie von ihm bekommen, da bin ich mir sicher.“ „Ist gar nicht sein Stil. Nicht professionell.“ „Und da liegt der Hund begraben. Er konnte nicht mehr professionell bleiben.“, der Rothaarige stand auf, um den Müll in einen Abfalleimer einige Meter weiter zu werfen. „Aber dann sollte ihr doch klar sein, das er mehr für sie empfindet?“, den Puppenspieler verwirrte das ganze langsam aber sicher. „Nicht, wenn er es unter dem Deckmantel Arbeit gemacht hat.“, Gaara hielt sich kurz die Stirn, „Dann hat er sich und sie in dem Moment belogen und sie geht davon aus, dass er es nur wegen seinem Job getan hat.“ „Man man man...“, Kankurou lehnte sich zurück und stöhnte genervt auf, „Mich kotzt das ganze an. Er ist ja okay, aber eigentlich zu jung für sie. Und dann dieses ganze hin und her. Sich selbst belügen, sie belügen...“ „Sei froh, das du nicht verliebt bist.“, kommentierte der jüngere Bruder ihn, „Wir können nur hoffen, das Shikamaru irgendwann dahinter kommt.“ Temari hatte einen Teil ihres Essens verdrückt und war dann unter die Dusche gegangen, um ihre Gefühle freien Lauf zu lassen. Die letzten Tage waren die Hölle für ihr Herz gewesen. Nun musste sie zum Glück nicht mehr zurück in das Büro. Aber das hieß auch, dass sie keine Zeit mehr mit ihm verbrachte. Eigentlich hatten beide sich immer zusammen am Rand der Tribüne der Kagen das ganze angeschaut. Doch das würde es in Zukunft wohl nicht mehr geben. „Temari?“ Erschrocken schluchzte sie auf und versuchte ihren Kummer hinunter zu würgen: „Ja?“ „Du solltest nach einer Stunde Duschen mehr als sauber sein...“, rief Gaara durch die verschlossene Badezimmertür. Die Frau blinzelte kurz und wischte mit einer Hand über die Glasscheibe der Duschtür, um zur Uhr an der Wand zu spicken. Erschrocken stellte sie fest, dass er recht hatte, zumal sie sogar schon länger unter dem Wasser stand, als ihre Brüder wieder in der Wohnung waren. „Du siehst echt fertig aus.“, meinte Kankurou, als sie in Schlafsachen das Wohnzimmer betrat. „Zu gütig.“ „Komm mal her, Schwesterchen.“, der Puppenspieler stand auf und drückte sie kurz, wie er es eher selten machte. „Ich muss wirklich fürchterlich aussehen, wenn du mich schon umarmst.“, murmelte die Blonde, doch irgendwie tat es auch gut. „Weißt du, ich sage das bestimmt nicht so schnell wieder. Aber ich freu mich auf den Tag, wenn du wieder die Alte bist und man vor dir Schiss haben muss.“ Da vergrub die das Gesicht bei ihm: „Tss...“ „Du könntest noch immer mit ihm reden.“, schlug Gaara vor, der sich zu ihnen stellte und Temari eine Hand auf die Schulter legte. „Und die Freundschaft riskieren?“, sie löste sich von Kankurou und winkte ab, „Nein. Der Preis ist mir zu hoch.“ Mit den Worten verschwand sie in ihr Schlafzimmer und zog die Tür hinter sich zu. Kapitel 17: Feigling -------------------- Die Examen rauschten nur so an den beiden vorbei. Während Kankurou seiner Schwester auf einem der Ränge Gesellschaft leistete, verbrachte Shikamaru sie im Hintergrund des Hokagen, wo ja nun mal arbeitstechnisch sein Platz war. Es war befreiend und niederschmetternd zugleich, mit Temari nicht mehr im Büro eingesperrt zu sein. Als alle Kämpfe ausgefochten waren, die neuen Ränge verteilt wurden, kam der Tag der Abreise. Viel hatten sie sich nicht zu sagen. Eigentlich waren es nur höfliche Floskeln, die fielen. Und dann war sie fort. „Shikamaru!“, brüllend riss seine Mutter die Tür zu seinem Zimmer auf und fand ihren Sohn in seinem Bett vor, begraben unter seiner Decke, „Was wird das?!“ Grummelnd zog ihr Sohn sich die Decke vom Kopf: „Eigentlich habe ich geschlafen.“ „Du hast wohl deine häuslichen Tätigkeiten vergessen!“, polterte sie los. Anfangs hatte sie noch Verständnis und gab ihm die Zeit, die er brauchte. Doch mittlerweile waren vier Monate vergangen und noch immer hatte er den Mund nicht aufgemacht. Also fuhr Yoshino härtere Geschütze auf. „Ich kann auch später einkaufen gehen.“ Gnadenlos zog seine Mutter seine Decke weg: „Du wirst jetzt sofort aufstehen und deinen Hintern in die Küche bewegen!“ „Was sollte ich da?“, fragte er gereizt und setzte sich auf, wobei er sich die offenen Haare aus dem Gesicht strich. „Du wirst etwas Vernünftiges essen, du bist bleich wie die Wand!“ „Mir fehlt nichts, lass mich einfach schlafen.“, genervt von ihr legte er sich mit dem Rücken zu ihr wieder hin. „Schön, dann gehst du jetzt direkt ins Krankenhaus und lässt dein Blut untersuchen. Ich hab es satt, mir Sorgen um deine Gesundheit zu machen. Wenn du fit bist, sollte dass dein Blut ja zeigen!“ Wütend stand er auf und griff nach einem Shirt: „Ich komm ja schon zum Essen...“ Doch seine Mutter blieb hart: „Das hast du dir verspielt – ab ins Krankenhaus. Und wehe du kommst ohne Blutergebnisse nach hause!“ „Shikamaru? Was willst du denn hier?“, fragte Sakura überrascht und musterte den Nara. „Auftrag vom Drachen. Blut untersuchen lassen.“, antwortete er knapp. Beschwichtigend lachte die Haruno kurz auf: „Ah, deine Mutter sorgt sich wohl um dich.“ Er zuckte mit den Schultern und folgte der jungen Frau in ein Behandlungszimmer, in das sie ihn führte. „Du hattest auch mal mehr Farbe im Gesicht.“, die Rosahaarige schloss die Tür und ließ ihn auf einem Stuhl Platz nehmen. In Ruhe suchte sie einige Sachen zusammen und setzte sich dann ihm gegenüber. „Ich finde es übrigens beeindruckend, wie Temari und du das Examen gestemmt habt.“, erzählte sie, während sie die Utensilien vorbereitete, „Und das trotz dieser Situation mit dem Wasser.“ Seufzend hielt er ihr den Arm hin, an dem sie die Ellenbeuge desinfizierte und schließlich die Nadel legte. Nachdem sie drei Ampullen gefüllt hatte, sprach sie weiter: „Ich hätte nicht gedacht, dass ihr das nach all dem so einfach machen könnt.“ „Sie hat doch alles vergessen, das war nicht sonderlich schwer für sie.“, entgegnete Shikamaru und drückte den Tupfer, den Sakura ihm gab, auf den Einstich. Überrascht schaute die Haruno ihn an: „Was?“ „Was was?“ Sakura legte die Ampullen auf ein kleines Tablett und drehte sich wieder zum Nara: „Sie hat auf gar keinen Fall alles vergessen. Jeder, der hier wegen dem Wasser in Behandlung war, kann sich an alles erinnern, was er im Rausch getan hat.“ Shikamaru zog es innerlich den Boden weg. Sprachlos starrte er die Rosahaarige vor sich an, die nun begriff: „Sie hat dich angelogen und dir etwas vorgespielt?“ Der junge Mann wusste gar nicht wo hin mit seinen Gefühlen, sein Kopf arbeitete auf Hochtouren, das es schon schmerzte und er sich die Stirn hielt. Sachte legte Sakura ihm eine Hand auf die Schulter: „Shikamaru... Sie kann sich an alles erinnern, nur nicht daran, wie sie in das Wasser gefallen ist.“ Noch immer schwieg er und so sprach Sakura unbeirrt weiter, denn sie war sich sicher, den Grund für seinen Zustand zu wissen: „Ich weiß von Kakashi, dass die Schmuggler die Quelle Traumquelle nannten, weil sie die Menschen dazu bringt, ihre Träume zu verwirklichen. Und das stimmt. Ich habe es von vielen gehört. Es waren immer die größten Wünsche.“ Noch immer starrte der Dunkelhaarige zu Boden und realisierte ihr Gesagtes. „Shikamaru, sie liebt-“ „Ich muss sofort los.“, unterbrach er Sakura, drückte sie an den Schultern zur Seite und verließ schnellen Schrittes das Krankenhaus. Noch nie war er so schnell wieder zuhause angekommen. Eilig suchte er seine Sachen zusammen und stopfte sie in seinen Rucksack. Der Lärm rief seine Mutter auf den Plan: „Was machst du da?“ „Ich muss weg. Sofort.“ „Sofort?“, sie hob fragend eine Augenbraue, „Wohin?“ „Nach Suna.“, antwortete ihr Sohn und huschte schon an ihr vorbei. Verwirrt sah sie ihm nach: „Warum so plötzlich?“ „Bis dann!“, verabschiedete er sich, ohne ihre Frage zu beantworten. „Oh man, Shikamaru...“, sie seufzte ergeben und sah zurück in sein Zimmer, „Ich werde wohl ein letztes Mal dein Bett für dich machen...“ Shikamaru hatte am Haupttor schnell eine Nachricht für Kakashi verfasst und hinterlegt, er wollte keine Sekunde länger warten und so schnell wie möglich zu Temari. Sie hatte ihm die ganze Zeit etwas vorgespielt. Nach der intensiven Zeit mit ihr war er sich verdammt sicher, dass es ihr mindestens genauso beschissen ging, wie ihm. Eher noch mehr, die Blonde musste sich unglaublich für all das schämen und hatte wohl gehofft, auf diesem Wege nichts zwischen ihnen zu zerstören. Und er hatte die ganze Zeit gedacht, das er sie stören würde. Sie waren gegenseitig auf Abstand gegangen und hatten sich somit gegenseitig verletzt. Sie war ein so unglaublicher Dickschädel, es machte ihn rasend vor Wut, so sehr, wie es kein anderer vermochte. Wie hatte sie das ganze wissentlich nur ausgehalten? „Temari, meinst du nicht, dass du mal eine Pause brauchst?“, rief Kankurou besorgt den Felsen hinunter. „Lass mich in Ruhe!“, brüllte sie zurück und schwang wieder ihren Fächer, um die nächste Felssäule zu zerstören. Seit Wochen tobte sie fast täglich in der Wüste, um irgendwie Herr ihrer Gefühle zu werden. Ständig erschuf Gaara neue Felsenformationen für sie, aber meist hatte die Blonde diese nach ein paar Stunden komplett zerlegt. „Ich glaube, du kannst wieder aufbauen, Gaara.“, sprach der Puppenspieler zu seinem Bruder, der von seinem Buch aufsah. Wortlos hob er seine Hand und zog neue Opfer für seine Schwester aus dem Sand. „Wie lange will sie das eigentlich noch machen?“ Mit einem lauten Aufschrei flog eine Windwelle auf sie zu. Gekonnt wichen die Brüder dem Angriff ihrer Schwester aus und landeten etwas weiter weg auf dem Sand. „Ich schätze, bis sie müde umkippt.“, beantwortete Gaara seine Frage und formte für beide einen niedrigen Felsen, auf dem sie sich niederließen. „Gut, dass du ihr genug Spielzeug bieten kannst.“ „Gut, dass wir nicht den Übungsplatz gewählt haben.“, gab der Rothaarige zurück und blätterte weiter in seinem Buch, „Sie hätte Suna innerhalb eines Tages im Sand verschwinden lassen.“ Kankurou nickte und lehnte sich nach hinten auf die Hände, während er seiner Schwester weiterhin zusah. Shikamaru hatte sich kaum Pausen gegönnt. Es war ihm eigentlich auch egal. In den letzten Monaten war alles zu schwer für ihn und jetzt hatte er das Gefühl, vor Energie zu platzen. Er schlief kaum, aß während er lief und war froh, als er die ersten Ausläufer der Wüste erreichte. Fest mit dem Ziel vor Augen, lief der Dunkelhaarige stetig weiter. Im Kopf war er nur bei ihr und fragte sich, was sie wohl gerade tat. Konnte sie überhaupt etwas machen? Er hatte nichts Vernünftiges in den letzten Wochen zustande gebracht und mittlerweile war der Nara sich auch sicher, dass Kakashi ihm ganz bewusst unbedeutende Aufgaben gegeben hatte. Der Hokage musste ganz genau gewusst haben, das Temari das Erlebte während des Rausches nicht vergessen hatte. Nur in der Nacht, während ihres Fiebertraumes, hatte ihr Gedächtnis sie im Stich gelassen. Shikamaru war sich sicher, dass sie sonst anders reagiert hätte. Gedankenversunken wurde er von einer Druckwelle erfasst, die ihn von den Füßen zog und in den Sand beförderte. Überrascht blinzelte er.Shikamaru erkannte sofort, wer dahinter steckte. Doch was hatte es damit auf sich? Neugierig rannte er los, bis er eine seltsame Ansammlung von Felssäulen in der Ferne erkannte. Der Nara war sich ziemlich sicher, dass diese bei seinem letzten Besuch in Suna noch nicht exzisierten. Je näher er kam, desto klarer erkannte er drei Personen. Zwei saßen ihm mit dem Rücken zugewandt da, die dritte Person tobte zwischen den Felsen hin und her. Mit einer Bewegung entstand wieder eine enorme Druckwelle, dieses mal in eine andere Richtung und riss den Großteil der Säulen zu Boden. Er konnte es nicht fassen, da wütete Temari wie besessen in der Wüste und zerlegte Felsen, die ihr Bruder scheinbar immer wieder neu für sie aufbaute. Natürlich, Gaara und Kankurou mussten über die Situation Bescheid wissen. Als Shikamaru auf der Höhe der Brüder angekommen war, warf er seinen Rücksack neben ihnen in den Sand und marschierte wortlos weiter zu ihrer Schwester. Kankurou zuckte kurz zusammen, er hatte den Shinobi aus Konoha nicht bemerkt. Gaara ließ sein Buch sinken. „Oh, jetzt wird es interessant.“, der Puppenspieler setzte sich auf. „Scheinbar weiß er es.“, der Rothaarige packte sein Buch zur Seite und war ebenso gespannt. Als Temari den jungen Mann bemerkte, der da stoisch auf sie zu lief, blieb ihr fast das Herz stehen. Sein Blick war so unnachgiebig, dass ihr ein Schauer über den Rücken lief und sie Angst bekam. „Hau ab!“, schrie sie ihm entgegen und wollte mit ihrem Fächer ausholen, als er sie mit seinen Schatten schon gebändigt hatte. Natürlich, daran hätte sie denken müssen, schoss es ihr zynisch durch den Kopf. Gekonnt zwang er die Blonde dazu, ihren Fächer zu schließen und ihn in seine Richtung zu werfen. „Du Feigling!“, brüllte Temari. Sie spürte, wie ihr die ersten Tränen in die Augen stiegen. Der Dunkelhaarige fesselte sie nahezu mit seinem Blick und kam ihr immer näher. Erst wenige Meter vor ihr löste sie sich aus seinem starren Blick und mutzte ihr Chance zum Angriff. Panisch holte sie mit der Faust aus, welcher er mit Leichtigkeit auswich. Fast ebenso sauer griff er nach dem Kragen ihres Kimonos und zerrte sie zu sich: „Wer ist hier ein Feigling?!“ „Shika-“, weiter kam sie nicht. Der Nara hatte sie im Nacken gepackt und küsste sie bestimmend. Sein Kuss war ungestüm und ließ ihr keinen Raum zum weichen. Anfangs verstand Temari nicht, was vor sich ging, bis es endlich in ihrem Kopf ankam. Ihre innere Mauer brach vor ihm zusammen, sodass ihre Tränen stumm über ihre Wangen liefen. Als Shikamaru spürte, wie sie weinte, entließ er ihren Kragen aus seiner Hand und legte ihn um ihre Taille, um sie eng an sich zu ziehen. Wie hatte er ihre Nähe vermisst, es tat so unglaublich gut, die Blonde im Arm zu halten und zu küssen. Schließlich krallte sie sich an ihm fest und drückte sich an ihn. Fast schon gierig erwiderte sie seinen Kuss und konnte nicht anders, als ihm mit der Zunge über die Unterlippe zu streichen. Temari hatte nicht mehr damit gerechnet, dass sie je wieder seine Lippen spüren würde, jetzt wollte sie ihn um keinen Preis mehr hergeben. Die Brüder betrachteten das Schauspiel und schwiegen erst einmal. Gaara konnte nicht anders als zu grinsen, während es Kankurou langsam doch reichte. „Ey, ich hab genug Anzüglichkeiten zwischen euch gesehen, könnt ihr bitte zuhause in ihrem Zimmer weitermachen?!“, brüllte er zu den beiden rüber. Die beiden Angesprochenen grinsten in ihren Kuss. Shikamaru löste sich langsam von ihr und sah Temari in ihre grünen Augen: „Du bist ein verdammter Dickschädel.“ Beschämt blickte sie von ihm weg: „Das alles... das war...“ „Die Wahrheit?“, half er ihr weiter. „Nein, ich meine ja, also-“, die Blonde redete sich um Kopf und Kragen, „Ich wollte doch nicht nur mit dir-“ „Temari... Ich bin nicht blöd.“, der Nara legte seine Stirn an ihre, „Ich glaube nicht, dass du nur Sex von mir wolltest.“ Peinlich berührt sah sie nach unten, als er dass so gezielt sagte. „Ich war so peinlich...“ Er seufzte und legte die Unterarme auf ihren Schultern ab, um sie so zu zwingen, ihn anzuschauen: „Glaub mir, wäre ich in den letzten Wochen in diese verdammte Quelle gefallen, wärst du mich ebenso wenig losgeworden.“ Ungläubig schaute die Blonde ihn an. Sein ehrliches Lächeln bestätigte seine Aussage. „Seit wann...“, fragte sie vorsichtig nach. „Bewusst erst, nachdem du in die Quelle gefallen bist. Realisiert, nachdem ich dich während deines Fiebers unter der Dusche geküsst habe.“, gestand Shikamaru. „Du hast mich geküsst...?“, sie grub in ihren Erinnerungen, fand aber nur einen Traum, der das widerspiegelte, was er erzählte. „In dem Moment hättest du alles von mir haben können.“, er drückte sie wieder an sich. Langsam schlang sie die Arme um den Mann und flüsterte: „Darf ich dich jetzt auch noch haben...?“ „Du glaubst doch nicht, dass ich nur für einen Kuss ganz aus Konoha herkomme, dir das alles sage und dann war's das?“, harkte Shikamaru nach. „Ich weiß ja nicht, ob du dir etwas anderes vorstellst...“, wisperte sie, „Ich will dich auf keinen Fall als Freund verlieren.“ Er seufzte schwer: „Ich denke, unsere Freundschaft hat eh ihre Dauer überschritten.“ „Was?!“, entsetzt drückte sie Temari von ihm und starrte ihn entgeistert an. „Als Partner kann ich wohl schlecht dein bester Freund sein.“, grinste der junge Mann und strich mit dem Daumen eine Tränenspur weg. Nun entfloh ihr ein Lachen und sie wischte sich selbst die restlichen Tränen aus dem Gesicht. „Muss ich dich jetzt Heulsuse nennen?“, neckte Shikamaru sie liebevoll und hauchte ihr erneut einen Kuss auf die Lippen. „Halt die Klappe.“, befahl die Blonde und lehnte sich ihm entgegen. Sie hätte eine Ewigkeit mit ihm hier stehen können, doch ein Räuspern holte sie zurück in die Realität. Gereizt löste sich Temari wieder vom Nara: „Kankurou, nerv mich nicht.“ „Ich glaube ich hab noch einiges gut bei dir, bevor du mir eine überbraten kannst.“, meinte ihr Bruder locker. Sie rollte mit den Augen, worüber Shikamaru nur lachen konnte. „Er hat leider recht. Gehen wir?“ Der junge Mann lockerte seinen Griff um sie: „Wenn du fertig bist mit deiner Zerstörungswut.“ „Pah...“, gab sie pampig von sich und lief zu ihrem Fächer, um diesen aufzuheben, „Übrigens...“ „Hm?“, er schritt an ihrer Seite zurück zu ihren Brüdern. „Mutig von dir, mir den Fächer zu entreißen.“ „Das werde ich nie wieder tun.“ Sie warf ihm kurz einen Blick zu: „Lass mich raten, weil man Frauen nicht schlägt?“ „Ich hab dich nicht geschlagen.“, wehrte der Dunkelhaarige ab. „Aber du hast ein Problem damit, dich Frauen in den Weg zu stellen.“ Ungeniert griff er nach ihrer freien Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen, worauf Temari zu ihm aufsah. Glücklich erwiderte der Nara die Geste: „Ich denke, wenn du in Zukunft mal den Fächer gegen mich erhebst, wird es wohl meiner Faulheit verschuldet sein und das ist vollkommen in Ordnung.“ „Shika...“, ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Das hab ich vermisst.“ Kapitel 18: Zusammen -------------------- „Schön, dass ihr es endlich geschafft habt.“, Gaara verteilte Stäbchen, während Temari die letzten Sachen auf den Tisch stellte. „War es so schlimm?“, fragte Shikamaru nach. Kankurou seufzte: „Hör mal. Ich hab eigentlich kein Problem mit dir.“ „Kankurou, du willst doch nicht-“ „Doch, ich will und ich mache es auch!“, mit erhobenen Stäbchen nötigte er seine Schwester zum Schweigen, um sich dann wieder dem Nara zuzuwenden, „Du bist jünger als sie. Wäre das hier unter normalen Umständen passiert, hätte ich dir die Hölle heiß gemacht.“ Nüchtern hob Shikamaru eine Augenbraue. Mit den Geschwistern musste er sich an gewisse Drohungen gewöhnen. „Noch dazu bist du nicht aus Suna. Du wirst sie uns früher oder später wegnehmen.“ „Jetzt werd mal nicht theatralisch, Brüderchen.“, meinte die Blonde entspannt und setzte sich, „Ich bin ja nicht weg, nur weil ich in Konoha bin.“ „Allerdings zweifle ich an deiner Professionalität.“, setzte der Puppenspieler nach und bediente sich am Essen. „Ah, das lässt dich nicht los.“, Gaara wusste, worauf der andere nun anspielte. Verwirrt schauten Shikamaru und Temari zwischen den beiden hin und her. „Was meint ihr? Er hat mich nicht einmal angerührt.“, an dieser Stelle log sie sauber den Fieberkuss raus, aber das galt für sie auch nicht. „Mit was hat er dich bestochen, damit du den Vertrag unterschreibst? Wir haben ihm die ganze Zeit vertraut, aber langsam kommen mir daran Zweifel. Und dann sollen wir zulassen, dass du nun mit ihm gehst?“ Entgeistert starrte Temari ihn an: „Du glaubst, er hat mir- Sag mal, spinnst du?!“ Der Nara kratzte sich verlegen am Hinterkopf, während die Blonde erst anfing mit ihrer Tirade: „Wie kannst du sowas von ihm denken? Ich kann dir nicht mal aufzählen, wie oft er hätte nachgeben können, aber er hat es nicht ein mal getan!“ „Erzählst du uns dennoch, wieso du so bereitwillig beim Vertrag mitgewirkt hast?“, harkte der Rothaarige neugierig nach. „Das geht euch nichts an.“, blockte sie ab und begann mit dem Essen. „Also hat er doch-“ „Nein! Ich habe etwas von ihm bekommen, ja. Aber ich kann dir versprechen, es war nichts Unanständiges. Und jetzt halt die Klappe und iss, bevor es kalt wird!“, blaffte die Ältere ihn an. Shikamaru grinste zufrieden. Er hatte sich die wohl anstrengendste, brutalste Frau überhaupt ausgesucht. Aber bereits jetzt war er sich sicher, dass es die richtige Wahl war. Nach dem Essen machte sich Gaara auf dem Weg zurück zum Hauptquartier, er wollte einiges an Arbeit nachholen, die wegen Temaris Ausfällen liegen geblieben war. Kankurou hatte er mitgeschliffen. Temari war dankbar für die Zweisamkeit, die sie nun endlich genießen konnte. „Du solltest duschen gehen.“, meinte Shikamaru, während er ihr die restlichen sauberen Teller abnahm und sie in einen Schrank stellte, „Du bist voll Sand.“ Verschwiegen grinste die Blonde und streckte die Hand nach ihm aus. Der Dunkelhaarige lächelte: „Du hast mich ziemlich häufig dazu aufgefordert.“ „Jetzt wäre ich froh, wenn du die Einladung auch annehmen würdest.“ „Gerne.“ Im Bad angekommen, drückte Temari ihn direkt gegen die verschlossene Tür und küsste ihn gierig. Für nichts auf der Welt würde sie ihn jetzt gehen lassen. Shikamaru genoss ihre Dominanz, er mochte es, wenn sie den Ton angab und er ihr folgen konnte. Schnell hatten ihre Hände den Weg unter sein Oberteil gefunden, um es ihm schließlich über den Kopf zu ziehen. Auch er ließ es sich nicht nehmen und machte sich an ihrer Kleidung zu schaffen, sodass schnell ihr Obi und Kimono von ihr zu Boden glitten. Als der Nara ihre Hand an seinem Hosenbund spürte, überkam ihm ein Schauer. Mit einem überraschtem Auffiepen nahm sie hin, dass er sich mit ihr drehte und eines seiner Beine zwischen ihre drängte. Sanft zwickte er der Blonden in die Unterlippe und ließ eine Hand über ihren Oberschenkel in ihren Schritt wandern. Ein zufriedenes Stöhnen entwich Temari. Sanft streichelte er ihre empfindlichste Stelle, was die Blonde immer wieder mit einem Keuchen genießerisch quittierte. Ihr wurde immer heißer, Shikamaru machte sie verrückt, sie wollte einfach mehr. Unsanft drückte sie ihn von sich und zog ihren BH aus, denn sie achtlos in eine Ecke warf, um dann nach dem Bund seiner Hose zu greifen und diese zu öffnen. Ein kurzes Lachen entrann seiner Kehle, aber der Dunkelhaarige ließ sie gewähren. Nebenbei schob er ihr das Höschen über den Po, welches ungehindert hinunter zu ihren Knöcheln rutschte. Zwei Sekunden folgten seine restlichen Sachen. Wieder in einem Kuss vertieft, schob Temari ihn rückwärts in die Dusche und stellte das Wasser an. „Uh- kalt!“, entwich es ihr erschrocken, als das Wasser sie an der Schulter traf, sodass sie ausweichen wollte. Der Nara hielt sie aber fest umschlungen und drehte das Wasser wärmer: „Wir haben schon viel kälter geduscht, das bringt dich nicht um.“ „Shikamaru...“, langsam griff sie hoch zu seinem Zopfband und löste es aus seinen Haaren. Es faszinierte Temari noch immer, ihn so zu sehen. Dass sie jetzt auch ihre Hände in seinem Schopf vergraben konnte, machte es nur besser. Während sie ihn zu einem weiteren Kuss zu sich zog, zupfte er auch ihr die Zopfbänder aus den Haaren und warf sie über die Duschkabine auf die Fliesen. So eng bei ihr zu sein tat seinem Herzen so gut und bezahlte ihn für alle den Wahnsinn, den der Nara mit ihr erlebt hatte. Temaris Hände gingen auf Wanderschaft, zärtlich, wie es eigentlich so gar nicht zu ihr passte. Leise keuchte er der Blonden ins Ohr und knabberte an ihrem Hals. Das hier war eine ganz neue Seite an ihr, die nur für ihn bestimmt war. Gezielt griff er nach ihrem linken Bein und zog es in der Kniekehle hoch, um ihr noch näher zu sein. Haltsuchend legte Temari ihre Arme um seinen Hals und stützte sich ab, während er langsam in sie glitt. Kaum hörbar zog sie kurz die Luft ein und hielt diese an, bis das Ziepen nachließ. „Temari...“, raunte er mit dunkler Stimme, um sie zu beruhigen. Es betörte sie noch mehr, sodass sie sich ihm entgegen drückte und ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken konnte. Wie lange hatte sie darauf gewartet, ihm so nahe zu sein. Es tat so gut, einfach alle Hüllen fallen zu lassen und sich in seine Hände zu begeben. Sanft, aber bestimmend, begann der Nara mit einem Rhythmus und drückte sie dabei gegen die Fliesen. Vor wenigen Stunden hätte sie niemals damit gerechnet. Als sie kurz darauf eng umschlungen kamen, biss sie dem Mann zärtlich in die Schulter, was er mit einem Murren hinnahm. Langsam beruhigten sich ihre Herzen wieder. Stumm genossen sie das prasselnde Wasser und die Gegenwart des anderen. „Ich glaube, wir sind mittlerweile gut durchgeweicht...“, es klang fast wie ein Schnurren, so entspannt wisperte ihm die Blonde ins Ohr, während sie leicht an ihrem Bein zog und ihm zu verstehen gab, es loszulassen. Eher unfreiwillig löste er ihre Verbindung und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen: „Was macht das schon.“ In der Nacht schliefen beide zum ersten Mal seit Wochen endlich wieder entspannt ein. Es war so unglaublich erholsam, dass die beiden erst gegen Mittag das mittlerweile vierte Klopfen an der Tür wahrnahmen. Grummelnd drehte sich Temari um und bettete ihren Kopf auf Shikamarus nacktem Oberkörper: „Was?“ „Ich würde ja zum Frühstück rufen, aber es gibt bereits Mittag.“, kam es von der anderen Seite von Gaara. Die Blonde überhörte ihn fast, als der Nara begann, sie sachte im Nacken zu kraulen. „Vielleicht sollte ich doch direkt mit nach Konoha kommen...“, gab sie seufzend von sich, „Irgendwie erscheint mir der Platz hier nicht richtig für uns. Und ich bin definitiv zu alt dafür, um meinen Freund im eigenen Zimmer parken zu müssen...“ Shikamaru schnaubte kurz: „Zu alt... Witzbold.“ „Hey, ich bin 21, das ist etwas anders als 18.“ „Der Unterschied zu anderen ist aber, dass ihr nicht mit euren Eltern unter einem Dach lebt. Es ist eher wie eine WG.“, langsam strich seine Hand an ihrer Wirbelsäule tiefer, bis zu ihrem Steiß. „Hm...“ Wenn er sie so berührte, hatte sie gar keine Kraft, ihm zu widersprechen. „Wir sollten aber wirklich aufstehen.“ „Hunger?“, wollte die Blonde wissen. Langsam setzte er sich auf und nahm sie dabei mit: „Allerdings. Hab in letzter Zeit nicht sonderlich gut gegessen.“ Temari schlang die Arme um seinen Hals und machte es sich auf seinem Schoss bequem: „Ich hab noch keinen Hunger.“ Grinsend hob er eine Augenbraue und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht: „Ich denke, das stimmt nicht so ganz. Mit Wasser würdest du jetzt wahrscheinlich sagen, dass du auf etwas anderes Appetit hättest.“ Etwas beleidigt zwickte sie ihm in die Wange: „Werd nicht frech...“ „Bestimmt nicht, ich hänge an meinem Leben.“ Nach einem weiteren, kleinen Kuss erhob sich die Blonde und ging an ihren Schrank, um sich anzuziehen. Shikamaru schwang lediglich die Beine aus dem Bett und sah ihr dabei zu, er konnte sich nicht an ihr satt sehen, jetzt, wo er es nicht mehr heimlich tun musste. „Hör auf zu starren und zieh dich an!“, meckerte Temari und warf ihm aus seinem Rucksack einen Stapel Klamotten entgegen. „Charmant.“ Beide konnten ein Grinsen nicht unterdrücken. „Ach, ich dachte, euch sieht man für die nächsten Tage nicht mehr.“, witzelte Kankurou, als die beiden in der Küche auftauchten. „Keine Sorge, ich ertrage deinen Anblick noch.“, gab Temari ebenso frech zurück und ließ sich an ihrem Platz nieder, „Allerdings nur noch für die nächsten zwei Stunden.“ Gaara nickte: „Also wirst du Shikamaru begleiten?“ „Ihr kommt doch ohne mich zurecht, oder?“, fragte ihre Schwester, wobei der Nara ihre Fürsorge raushörte. Der Puppenspieler winkte ab: „Ah, wir sind keine Kinder mehr. Außerdem bist du gar nicht so überlebenswichtig für unseren Alltag.“ „So liebenswürdig heute.“ „Für dich doch immer, Schwesterchen.“ Tatsächlich war es fast eine Kurzschlussreaktion von Temari gewesen, Shikamaru nach Konoha zu begleiten und dort zu bleiben. Aber sie kannten sich schon so lange, dass sie wusste, dass es kein Fehler war. Es fühlte sich richtig an, wenn auch ungewohnt. Sie spürte, wie sie einen Teil ihres Lebens hinter sich ließ und ein neuer Abschnitt sich auftat. Klar, sie war schon lange erwachsen, aber irgendwie war es so, als wenn sie es jetzt vollkommen wäre. Raus aus ihrem Nest, rein in etwas ganz Neues. „Kommst du?“, fragte Shikamaru, als sie abrupt kurz vor dem Haupttor von Konoha stehen blieb. „Hm?“, aus ihren Gedanken gerissen, schaute die Blonde auf. Der Nara reichte ihr eine Hand: „Komm.“ Mit schief gelegtem Kopf grinste sie ihn an: „Ist dir das nicht peinlich, mit mir direkt Hand in Hand durch Konoha zu marschieren?“ „Du gehörst jetzt zu mir, warum sollte ich dich verstecken?“, er griff nach ihrer Hand und zog sie weiter. Als sie schließlich das Tor passierten, war es Temari, die leicht rot im Gesicht war, während der Dunkelhaarige sie selbstbewusst an seiner Seite hielt. So hätte sie ihn gar nicht eingeschätzt, doch es gefiel ihr, dass er so selbstsicher hier mit ihr lief. Je näher sie seinem Zuhause kamen, desto unruhiger wurde die Blonde. Sie hatte sich nicht gerade gut vor seinen Eltern benommen, eher ziemlich beschämend. Und so konnte sie nicht anders, als ihn kurz vor dem Nara-Anwesen zu stoppen. „Was ist?“, fragte er verwirrt und blieb vor ihr stehen. „Naja...“, verlegen strich sie sich mit einem Finger über die Wange, „Wollen wir direkt zu deinen Eltern?“ „Ich sehe kein Problem.“ „Ich hab mich ja nicht gerade mit Ruhm bekleckert, als ich das letzte Mal da war...“ Shikamaru seufzte: „Du schämst dich.“ „Natürlich schäm ich mich!“, blaffte sie ihn an, „Das ist nicht gerade angenehm, wenn man sowas zu den Eltern des Freundes sagt!“ „Glaub mir, ich war in den letzten Wochen viel peinlicher.“ Verwirrt sah sie ihn an: „Wieso?“ „Ich glaube nicht, das meine Eltern so blind sind und nicht bemerkt haben, was los war.“ „Das ändert aber nichts daran, dass ich mich schäme.“, gab Temari zurück. Der Nara rollte mit den Augen: „Keiner der beiden wird dich darauf ansprechen. Meine Mutter wird sich wahrscheinlich eher riesig freuen.“ Die Blonde murrte vor sich hin, überzeugt war sie nicht, doch sie ließ sich weiter ziehen und betrat mit ihm zusammen das Haus. Beim Klang der zugeschobenen Tür wurde Yoshino auf den Plan gerufen, die erst einen bösen Blick aufgesetzt hatte, als sie um die Ecke kam. Doch als sie hinter Shikamaru Temari entdeckte, grinste sie zufrieden: „Da seid ihr ja!“ Überrascht schaute die Blonde zurück, sie hatte nicht gedacht, dass man auf sie gewartet hatte. Sauer, aber liebevoll, baute sich Yoshino vor ihrem Sohn auf und wies ihn zurecht, wie es einfach ihre Art war: „Du Idiot, so schlau und doch so dumm! Du solltest nicht immer so viel trödeln, sonst verpasst du alles!“ „Yoshino, jetzt lass die beiden doch reinkommen, nach der Reise haben sie bestimmt Hunger.“, Shikaku kam um die Ecke und grinste breit. Shikamaru zuckte nur grummelnd mit den Schultern. War ja klar, dass er trotz allem von seiner Mutter angemeckert wurde. Es gab halt Dinge, die sich nie änderten. „Natürlich! Bis zum Mittag könnt ihr bleiben.“, Yoshino ging in die Küche vor und ließ einen perplex guckenden Shikamaru zurück. Temari konnte nicht anders und lachte, ebenso wie Shikaku. Er wurde galant von seiner Mutter vor die Tür gesetzt. „Wie gut, das ich eine Wohnung habe.“, grinsend ging sie an ihm vorbei und betrat die Küche. „Sag mal Gaara...“, der Puppenspieler lenkte eine kleine Marionette quer durchs Wohnzimmer, während er auf dem Sofa lag. „Hm?“, der Rothaarige sah kurz von seinem Buch auf. „Wer kümmert sich eigentlich zukünftig um das Examen?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)